Zeitgenössische Afrikanische Fotografie aus der Walther Collection Appropriated Landscapes

Pressemappe

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David Goldblatt, Structures: Speculative investment by a property developer in a house which he claimed was 'authentic Cape Dutch' but which was, in fact, a grossly corrupted version of that form, Agatha, Tzaneen district, 10 April 1989 © . Courtesy The Goodman Gallery, Johannesburg

Inhalt

Allgemeine Informationen

Die Ausstellung: Appropriated Landscapes

Künstler der Ausstellung

Publikation zur Ausstellung

Die Sammlung

Standort

Walther Collection Project Space, New York

Über

Walther Family Foundation

Ausstellungsprogramm 2011−2013

Allgemeine Informationen

Titel der Ausstellung Appropriated Landscapes

Konzept Die zweite Ausstellung der Walther Collection in Neu-Ulm/Burlafingen widmet sich der Landschaftsfotografie, vorwiegend aus dem südlichen Afrika. Appropriated Landscapes, kuratiert von Corinne Diserens, umfasst rund 200 Foto- und Videoarbeiten von 14 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die auf unterschiedliche Weise die Auswirkung von Krieg, Migration, Kolonialisierung, Industriealisierung und Ideologie auf die Landschaften von Südafrika, Namibia, Angola, Mosambik und der USA thematisieren. Landschaft offenbart sich dabei als weitgefasster Begriff, der sich einerseits auf die geografische und historische Einzigartigkeit der Orte und ihrer Bewohner bezieht, andererseits Landschaft als Speicher von Geschichte und Erinnerung offen legt.

Künstler der Ausstellung Jane Alexander, Mitch Epstein, Ângela Ferreira, Peter Friedl, David Goldblatt, Christine Meisner, Sabelo Mlangeni, Santu Mofokeng, Zanele Muholi, , Penny Siopis, Mikhael Subotzky/Patrick Waterhouse und Guy Tillim

Kuratorin Corinne Diserens

Dauer der Ausstellung 16. Juni 2011 – 13. Mai 2012

Öffnungszeiten Donnerstag – Sonntag, 11 – 17 Uhr Nur nach Voranmeldung und mit Führung Öffentliche Führungen nach Voranmeldung am Wochenende (kostenlos)

Adresse The Walther Collection Reichenauerstraße 21 89233 Neu-Ulm/Burlafingen walthercollection.com

Kontakt The Walther Collection Maria Schindelegger Tel.: +49 731 1769143 [email protected]

Ansprechpartner Presse Markus Müller/Bureau Mueller Alte Schönhauser Straße 35 10119 Berlin Tel.: +49 30 20188432 [email protected]

Die Ausstellung: Appropriated Landscapes

Appropriated Landscapes untersucht unterschiedliche Erscheinungsformen von Landschaft am Beispiel des südlichen Afrikas und präsentiert Werke von vierzehn Künstlern: Jane Alexander, Ângela Ferreira, Peter Friedl, David Goldblatt, Christine Meisner, Sabelo Mlangeni, Santu Mofokeng, Zanele Muholi, Jo Ractliffe, Penny Siopis, Mikhael Subotzky/Patrick Waterhouse, Guy Tillim und Mitch Epstein mit seinen nordamerikanischen Landschaften.

Die Ausstellung knüpft ihr Verständnis von Landschaft nicht ausschließlich an die historischen Begriffe des Pittoresken und Erhabenen, sondern betrachtet Landschaft als Prisma der Erfahrung, als Widerspiegelung von Ideologie und als Manifestierung von Erinnerung. Der Begriff „Landschaft“ wird dabei weitest möglich gefasst und bezieht, mit den Worten von Santu Mofokeng, „wortwörtliche, umgangssprachliche, psychologische, philosophische, mystische, metaphysische und metonymische Bedeutungen und Verwendungen“ mit ein. Appropriated Landscapes zeigt Landschaften in Südafrika, Namibia, Angola, Mosambik und den USA, die Spuren ihrer jeweiligen Geschichte tragen und eine eigene, durch Kriege, Migration, Kolonialismus und Industrialisierung geprägte geopolitische Gestalt aufweisen. Die Bilder vieler der hier vorgestellten Künstler entstanden auf der Grundlage topografischer Studien, der Erforschung nomadischer Randgebiete und Zwischenräume oder soziogeografischen Aufzeichnungen, denen eine willkürlich Grenzen ziehende Raumplanung und moderne Architektur ihre Prägung verliehen haben. Diese Landschaften sind Ergebnis gemeinsamer Glaubenssysteme und Ideologien und somit ein mentales Konstrukt – sie setzen sich im gleichen Maße aus Gedächtnisschichten wie aus Gesteinsschichten zusammen. Appropriated Landscapes führt eine Vielzahl von Möglichkeiten vor Augen, wie Landschaft verschieden konstruiert und gelesen werden kann, sowohl im Kontext ihrer Produktion wie auch dem ihrer Rezeption. Darüber hinaus untersucht die Ausstellung Architektur und Raumplanung als Abbild sozialer Ordnung, aber auch als Parameter, der die soziale Ordnung aufrechterhält oder durchsetzen soll.

Mit Appropriated Landscapes werden alle drei Häuser der Walther Collection neu bespielt.

Grünes Haus Im Grünen Haus wird eine große Auswahl an Arbeiten von David Goldblatt und Santu Mofokeng gezeigt. Goldblatt dokumentiert seit mehr als sechzig Jahren die Veränderungen in der Landschaft Südafrikas, insbesondere wie sich die Ideologie der Apartheid in Architektur und Raumplanung niederschlug und wie das Land nach dem Ende der Apartheid mit diesem Vermächtnis umgeht. In seiner fotografischen Untersuchung der gebauten Umwelt und der zutiefst segregierenden Raumplanung geht es zum einen um tatsächliche Strukturen aus Ziegel, Mörtel, Lehm und Wellblech, zum anderen um ideologische Strukturierung. Goldblatt vermisst in seinen Aufnahmen die geistigen Konstrukte, die die Bauten Südafrikas in der Kolonialzeit und der Apartheid stützten und fotografiert die konkreten baulichen Gefüge so, dass deutlich wird, auf welch vielfältige Weise Ideologien die südafrikanischen Landschaften geformt haben. Santu Mofokengs Fotoessays geben im Obergeschoss Einblicke in das Soweto seiner Jugend, in den Alltag auf den Farmen und in den Townships, in religiöse Rituale und in Landschaften. Jenseits der stereotypen Nachrichtenbilder von Gewalt und Armut in Soweto bilden sie ein authentisches Archiv des ländlichen Lebens in Südafrika sowie des Selbstverständnisses und der Familiengeschichten schwarzer Südafrikaner. Santu Mofokeng began 1996 Rituale zu fotografieren, die in Höhlen praktiziert werden. In diesem bis heute nicht abgeschlossenen Fotoessay Chasing Shadows untersucht er anhand solch ritueller Versammlungen und Stätten die Beziehungen zwischen Landschaft, Erinnerung und Religion. Für seine neueren Essays Trauma Landscapes und Landscape and Memory fotografierte Mofokeng Orte, die gesättigt sind mit historischer Bedeutung und Erinnerung, wie etwa Konzentrationslager und Gräber. Für Santu Mofokeng ist „die Erfahrung von Landschaft geprägt durch persönliche Erfahrung, Mythos und Erinnerung und darüber hinaus durch Ideologie, Indoktrination, Projektion und Vorurteile.“ Sein Paradigma der Landschaft als stummer

Zeugin der Geschichte, durchdrungen von spiritueller Bedeutung und Erinnerung, findet ihren Widerhall in Christine Meisners Videoarbeiten im Untergeschoss des Grünen Hauses. „ . . ., ‘can you turn back?’” betrachtet den Fluss Kongo als einen Strom der Zeit, der bei seinem Verlauf durch das Land Geschichten absorbiert und in einem fortwährenden Kreislauf von Vergangenheit und Gegenwart mündet. In Disquieting Nature (zu sehen ab 2012) untersucht Christine Meisner das historische Verhältnis zwischen Landschaft und Sound, Gewalt und Widerstand am Fluss Mississippi und seinem Delta.

Schwarzes Haus Im Schwarzen Haus zeigt die südafrikanische Fotografin Jo Ractliffe die Serie As Terras do Fim do Mundo (Lande am Ende der Welt), ihre fortdauernde fotografische Auseinandersetzung mit dem vom Krieg zerrissenen Land Angola und der „Landscape of Leftovers“ (Landschaft der Hinterlassenschaften). Das erste Mal erfuhr sie in Ryszard Kapuścińskis Buch Wieder ein Tag Leben von den Ereignissen, die zur Unabhängigkeit Angolas 1975 und dem darauf folgenden Bürgerkrieg geführt hatten. Sie las es zehn Jahre nach seinem Erscheinen, zu einem Zeitpunkt, als es in Südafrika zu einer zunehmenden Mobilisierung gegen das Apartheidregime kam, das damals auf angolanischem Boden Krieg gegen Namibias Befreiungsbewegung SWAPO führte. „In den siebziger und frühen achtziger Jahren war es schlicht ‚die Grenze‘, ein geheimer Ort, an den Brüder und Freunde während ihres Militärdienstes geschickt wurden. Und auch wenn damals Geschichten über Russen und Kubaner und den Kalten Krieg zu kursieren begannen – die alle ein völlig anderes Bild zeichneten als dasjenige, das der südafrikanische Staat vermittelte –, blieb es für mich ein mythischer Ort.“ Ractliffe besuchte Luanda, die Hauptstadt Angolas, das erste Mal 2007, fünf Jahre nach Kriegsende, um an ihrem Projekt Terreno Ocupado (Besetztes Land) zu arbeiten. Während der folgenden beiden Jahre reiste sie mit südafrikanischen und angolanischen Kriegsveteranen durch die, wie die portugiesischen Kolonialherren sie nannten, „As Terras do Fim do Mundo“ – die Lande am Ende der Welt –, um der Frage nachzugehen, wie sich die Traumata der Vergangenheit in der heutigen angolanischen Landschaft niederschlagen. Bemerkenswert dabei ist die analytische und zugleich symbolische Aussagekraft der Fotografien, deren unheimlich still wirkende ländliche Ansichten sich bei näherem Hinsehen als namenlose Denkmäler, anonyme Massengräber oder Minenfelder entpuppen.

Weißer Kubus Im Mittelpunkt des Weißen Kubus stehen Erzählungen und Bilder von südafrikanischen und mosambikanischen durch Menschenhand geprägte Landschaften, von Architekturen, gesellschaftlichen Ritualen und Migration. Die Ausstellung versammelt Aufnahmen der industriellen urbanen Entstellung Afrikas, von verseuchten Landschaften und Umwelt- oder Naturkatastrophen und bringt sie in einen Dialog mit Mitch Epsteins Project American Power. Seine großformatigen Farbfotografien zeigen Energiegewinnungsstätten in Amerika, die in Zusammenhang stehen mit der in der US-amerikanischen Gesellschaft herrschenden Habgier und einem allgemeinen Raubbau an den natürlichen Ressourcen. Sie bilden den Kontext für eine Betrachtung der Beziehung zwischen afrikanischen und amerikanischen Bildstrategien in Bezug auf Landschaft. Das Apartheidregime in Südafrika verteilte die schwarze Bevölkerung gezielt auf bestimmten Ethnien zugeordnete homelands, die als Reservoir billiger Arbeitskräfte für die Industrie und den Bergbau der Weißen benutzt wurden. Diese Thematik behandelt Jane Alexander in ihren digitalen Fotomontagen, zusammengesetzt aus Aufnahmen von Kapstadt und seiner Umgebung sowie Fotos ihrer plastischen Figuren, die der geographischen Bewegung vom Land in die Stadt folgen. Sabelo Mlangenis Fotografien aus der Serie At Home zeigen nicht die Probleme dieser Dörfer, wie etwa unzureichende Sanitäranlagen, Teenagerschwangerschaften, fehlender Zugang zu Bildung und Information und eine wachsende Zahl von Waisen, sondern eine Lebenswelt geprägt von einer ganz eigenen Ruhe und Weite. Mit seiner Serie Country Girls gelingt es Mlangeni ein intimes Porträt des fast selbstverständlichen Lebens Homosexueller auf dem Land zu schaffen, abseits von Gewalt und Diskriminierung. Zanele Muholis Arbeit dreht sich um Frauen, die Frauen lieben. Sie setzt Körperlandschaften ein, um der Frage nachzugehen, wie man seinen Anspruch auf ein Land

behaupten kann, das einem seine eigene Identität abspricht oder sie verunglimpft. Die lyrischen Filme und Videoarbeiten von Penny Siopis und Peter Friedl, in denen von Individuen und vom Exil, von sagenhaften Gestalten oder Mythen erzählt wird, versetzen den Betrachter schließlich an die Stätten historischer Bauten, in eine Geschichte, in der die Dialektik von Kolonialismus und Moderne widerhallt. Diese Bilder sozialer, imaginierter oder durch menschlichen Einfluss geprägter, Landschaften stehen Guy Tillims Auseinandersetzung mit den Schattenseiten der utopischen Ansprüche modernistischer Architektur gegenüber. In seiner Serie Avenue Patrice Lumumba fotografiert er die zerbröckelnden öffentlichen Bauten der ehemaligen Kolonialmächte – Postämter, Schulen, Hotels oder Verwaltungsgebäude. Für Tillim sind diese Bilder nicht nur Dokumente der kollabierten Geschichte postkolonialer afrikanischer Staaten, sondern vielmehr ein Gang über Boulevards der (enttäuschten) Träume. Mikhael Subotzky und Patrick Waterhouse zeigen hingegen in ihrer 12-kanaligen digitalen Diaprojektion eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven auf das zeitgenössische Stadtbild von Johannesburg aus der Sicht der Bewohner des monolithisch aufragenden Ponte Tower. Die Auseinandersetzung mit Stadtlandschaften schließen in der Galerie im Obergeschoss acht Farbpanoramen aus Jo Ractliffes Serie Johannesburg Inner City Works ab, von denen jedes einzelne kaleidoskopartig verschiedene Ansichten eines Stadtviertels in einen gemeinsamen Rahmen zusammen fügt. Im Eingangsbereich ist Ângela Ferreiras Installation Political Cameras aus der Serie For Mozambique zu sehen. Darin setzt sich die Künstlerin mit den Film-Workshops auseinander, die der französische Anthropologe und Filmemacher Jean Rouch zwischen 1976 und 1978 im unabhängig gewordenen Mosambik an der Eduardo-Mondlane-Universität in Maputo und auch in ländlichen Gebieten veranstaltete. Ihre mobile Installation, angeregt durch die Form der Maissilos der Bauern, die an den Filmaufnahmen in den ländlichen Gebieten teilgenommen hatten, bringt die Unmittelbarkeit, die während Rouchs Super-8-Film-Workshops und der Filmvorführungen in Maputo und in den Dörfern geherrscht haben muss, zum Ausdruck.

Über Corinne Diserens In den vergangenen 25 Jahren hat die Kunsthistorikerin und Kuratorin Corinne Diserens über 50 Ausstellungen über Kunst und Fotografie kuratiert, unter anderem über David Goldblatt, Santu Mofokeng und Nan Goldin sowie Eva Hesse, Dieter Roth und Dan Graham. Sie war Direktorin und Chefkuratorin des Museion in Bozen, des Musée des Beaux-Arts de Nantes und der Musées de Marseille. Zudem arbeitete Corinne Diserens als Kuratorin für das Instituto Valenciano de Arte Moderno (IVAM). Zu ihren Publikationen zählen Monographien über verschiedene Künstlerinnen und Künstler, darunter Lygia Clark, Francis Alÿs, Trisha Brown und Oskar Schlemmer. Zur Zeit ist Corinne Diserens Juryvorsitzende der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Sie lebt in Berlin und Paris.

Künstler der Ausstellung

Jane Alexander Zanele Muholi Geboren 1959 in Johannesburg (Südafrika) Geboren 1972 in Umlazi (Südafrika) Lebt und arbeitet in Kapstadt (Südafrika) Lebt und arbeitet in Johannesburg (Südafrika)

Mitch Epstein Jo Ractliffe Geboren 1952 in Holyoke, Massachusetts (USA) Geboren 1961 in Kapstadt (Südafrika) Lebt und arbeitet in New York (USA) Lebt und arbeitet in Johannesburg (Südafrika)

Ângela Ferreira Penny Siopis Geboren 1958 in Maputo (Mosamik) Geboren 1953 in Vryburg (Südafrika) Lebt und arbeitet in Lissabon (Portugal) Lebt und arbeitet in Johannesburg (Südafrika)

Peter Friedl Mikhael Subotzky Geboren 1960 in Oberneukirchen (Österreich) Geboren 1981 in Kapstadt (Südafrika) Lebt und arbeitet in Berlin und New York Lebt und arbeitet in Kapstadt (Südafrika)

David Goldblatt Patrick Waterhouse Geboren 1930 in Randfontein (Südafrika) Geboren 1981 in Bath (Großbritannien) Lebt und arbeitet in Johannesburg (Südafrika) Lebt und arbeitet in Venedig (Italien)

Christine Meisner Guy Tillim Geboren 1970 in Nürnberg (Deutschland) Geboren 1962 in Johannesburg (Südafrika) Lebt und arbeitet in Berlin (Deutschland) Lebt und arbeitet in Kapstadt (Südafrika)

Sabelo Mlangeni Geboren 1980 in Driefontein (Südafrika) Lebt und arbeitet in Johannesburg (Südafrika)

Santu Mofokeng Geboren 1956 in Johannesburg (Südafrika) Lebt und arbeitet in Johannesburg (Südafrika)

Publikation zur Ausstellung

Im Steidl Verlag erscheint begleitend zur Ausstellung ein umfangreicher Katalog mit ganzseitigen Abbildungen der ausgestellten Arbeiten von Jane Alexander, Mitch Epstein, Ângela Ferreira, Peter Friedl, David Goldblatt, Christine Meisner, Sabelo Mlangeni, Santu Mofokeng, Zanele Muholi, Jo Ractliffe, Penny Siopis, Mikhael Subotzky / Patrick Waterhouse und Guy Tillim. Mit einem kuratorischen Essay von Corinne Diserens, einem Essay von Brian Wallis über Mitch Epstein, Beiträgen der einzelnen Künstler – darunter Neuabdrucke historischer und literarischer Texte – und literarischen Künstlerporträts von Bronwyn Law-Viljoen. Texte teilweise engl./dt.

Contemporary African Photography from The Walther Collection Appropriated Landscapes Corinne Diserens (Hg.)

408 Seiten, 207 Triton Abbildungen 32 x 24 cm Hardcover, leinengebunden mit Schutzumschlag ISBN 978-3-86930-387-1

Steidl Verlag in Kooperation mit The Walther Collection, Juni 2011

Rezensionsexemplare zu beziehen über: Steidl Verlag Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Claudia Glenewinkel Tel:. +49 (0) 551 4960650 Fax: +49 (0) 551 4960644 [email protected]

Die Sammlung

Die Walther Collection ist eine internationale Kunstsammlung, die sich auf das Sammeln und Ausstellen zeitgenössischer Fotografie und Videokunst konzentriert. In umfassenden Ausstellungen und Publikationen präsentiert sie Arbeiten von Künstlern – schwerpunktmäßig aus Afrika und Asien – die wesentlich zur Geschichte der Fotografie, ihrem Verständnis und Bildbegriff beitragen. Darüber hinaus sammelt die Walther Collection ausgesuchte Beispiele moderner und zeitgenössischer Fotografie aus Europa und Amerika. Die unterschiedlichen Sammlungsbereiche werden durch konsequente kuratorische Ansätze in Ausstellungen zusammengeführt, die einen differenzierten und immer wieder neuen Blick auf die verschiedenen künstlerischen Positionen der Walther Collection zulassen. Die Sammlung umfasst zudem umfangreiche Werkkomplexe ausgewählter Fotografen und Künstler, wodurch eine Kontextualisierung zwischen der einzelnen Arbeit und dem Gesamtwerk möglich wird.

Durch sorgfältige kuratorische Recherche, die Erweiterung der Sammlung, die Konzeption und Realisation von Ausstellungen und Publikationen stellt die Walther Collection die in der Sammlung vertretenen Künstler in einen größeren Zusammenhang und macht sie einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Das kuratorische Konzept ist auf unterschiedliche thematische, dialogische und vergleichende Ansätze gerichtet und basiert auf wissenschaftlicher Forschung und kritischer Untersuchung der gegenwärtigen fotografischen Praxis der Künstler. Jedes Jahr werden Kuratoren aus dem Bestand und den Neuerwerbungen eine Ausstellung zusammenstellen, welche die Sammlung unter einem spezifischen thematischen Schwerpunkt präsentiert und in der unterschiedliche Positionen der zeitgenössischen Fotografie im Dialog oder Vergleich präsentiert werden.

Einige der wichtigsten afrikanischen Künstler der modernen und zeitgenössischen Fotografie sind in der Walther Collection vertreten, darunter Samuel Fosso, Santu Mofokeng, Zwelethu Mthethwa, J.D. 'Okhai Ojeikere, Tracey Rose, Jo Ractliffe oder Rotimi Fani-Kayode. Die Walther Collection umfasst zudem umfangreiche Werkkomplexe so bedeutender afrikanischer Fotografen wie Seydou Keïta, Malick Sidibé, David Goldblatt oder Guy Tillim.

Mit Ai Weiwei, Cang Xin, Chen Shaoxiong, Huang Yan, Ma Liuming, Lin Tianmiao, Wang Qingsong, Yiwu Wang oder Xiang Liqing sind darüber hinaus zahlreiche der bekanntesten asiatischen Fotokünstler Teil der Walther Collection.

Neben der umfangreichen Sammlung afrikanischer und asiatischer Fotografie verfügt die Walther Collection über zentrale Werke der deutschen und US-amerikanischen Fotokunst des 20. Jahrhunderts: Das gesamte, aus 60 Fotografien bestehende Portfolio Antlitz der Zeit aus August Sanders bahnbrechendem Porträtzyklus Menschen des 20. Jahrhunderts, einige Arbeiten von Karl Blossfeldt, mehrere große Typologien von Bernd und Hilla Becher, darunter bekannte Motive wie die Wassertürme oder die Hochöfen sowie Werke von Walker Evans, Lee Friedlander oder Bruce Davidson.

Insgesamt umfasst die Walther Collection derzeit an die 1100 Werke von über 100 Künstlern.

Standort

Walther Collection Neu-Ulm/Burlafingen

Der Hauptsitz der Walther Collection befindet sich in Neu-Ulm/Burlafingen im Süden Deutschlands inmitten eines ruhigen Wohngebiets. Vier Häuser bilden den Ausstellungsort: drei Ausstellungsgebäude und ein viertes Gebäude, in dem die Verwaltung und eine Bibliothek untergebracht sind. Bei der Architektur des Ausstellungsareals wurde darauf geachtet, die Größenverhältnisse zur umgebenden Bebauung zu bewahren. Neu gebaut ist einzig das Hauptausstellungsgebäude, alle anderen Bauten basieren auf der vorhandenen lokalen Alltagsarchitektur. Die Fassaden wurden beibehalten, nur die Innenräume in reduzierte Ausstellungsräume verwandelt. Die Ausstellungsräume der drei Gebäude sind so proportioniert, dass sie verschiedene Fotografie- und Videoformate beherbergen können.

Der Weiße Kubus, das Hauptgebäude der Walther Collection, basiert auf der Idee der Transparenz. Es ist ein dreigeschossiges, lichtdurchflutetes Gebäude, entworfen von dem Ulmer Architektenbüro Braunger Wörtz. Die Glasfront im Foyer gibt den Blick frei auf die Umgebung und die anderen Ausstellungsgebäude. Im Untergeschoss befindet sich die 500 Quadratmeter große Hauptgalerie, die vom Erdgeschoss aus eingesehen werden kann. Im Obergeschoss befinden sich eine kleinere, 150 Quadratmeter große Galerie sowie ein Leseraum. Im Hauptausstellungsbereich des Weißen Kubus wechseln die thematisch ausgerichteten Ausstellungen im Rhythmus von einem Jahr; parallel dazu werden im Obergeschoss Neuerwerbungen oder Auftragsarbeiten einzelner Künstler präsentiert.

Das Grüne Haus ist ein renoviertes, zweigeschossiges ehemaliges Wohnhaus aus den 1950er Jahren und von der Architektur her typisch für die Region. Seine Fassade ist mit grünem Efeu überwachsen. Im Inneren sind in jedem Stockwerk zwei kleine Ausstellungsräume entstanden, die Außenarchitektur blieb unverändert erhalten. Durch die kabinettartige Atmosphäre eignet sich dieses Haus besonders gut für die Präsentation kleinformatiger Arbeiten, entweder in Form umfassender Einzelausstellungen oder vergleichender Ausstellungen zweier künstlerischer Positionen.

Das Schwarze Haus ist ein eingeschossiger Bungalow und erinnert in seiner Konstruktion an einen minimalistischen Monolithen. Das Gebäude hat zur Straßenseite hin keine Fenster. Ausreichend Licht bekommt der Raum durch die Glasfront auf der Rückseite. Die Ausstellungsfläche ist in drei Galerien unterteilt.

Walther Collection Project Space, New York

Im April 2011 eröffnete die Walther Collection als zweiten Standort einen Ausstellungsraum in New York. Der Walther Collection Project Space liegt in New Yorks Galerienviertel Chelsea und umfasst rund 160 m2 Ausstellungsfläche. Er fungiert als Plattform für einen internationalen Austausch über zeitgenössische Fotografie und soll das Programm der Walther Collection verstärkt auch dem New Yorker Publikum zugänglich machen. Die Ausstellungen des Walther Collection Project Space wechseln vierteljährlich und ergänzen das jährliche Ausstellungsprogramm des Museums in Neu-Ulm/Burlafingen in Form von Vorschauen oder Rückblicken des dort gezeigten Programms. Als Eröffnungsausstellung wird noch bis August Jo Ractliffes Serie As Terras do Fim do Mundo (Die Lande am Ende der Welt) gezeigt, die auch als Teil von Appropriated Landscapes im Schwarzen Haus in Neu-Ulm/Burlafingen zu sehen ist.

Über Artur Walther

Artur Walther widmet sich seit beinahe zwanzig Jahren der Förderung von Kultur– und Bildungseinrichtungen in den USA und Deutschland. Mitte der 1990er Jahre begann er mit dem Aufbau seiner eigenen Sammlung, zunächst mit einem Schwerpunkt auf moderne Fotografie aus Deutschland – darunter Werke von Bernd und Hilla Becher und August Sander. Die Sammlung erweiterte sich zunehmend auf internationale und zeitgenössische Foto- und Videokunst und besitzt heute einen umfangreichen und weltweit bedeutenden Bestand an zeitgenössischer afrikanischer und chinesischer Fotografie. Mit der Eröffnung des Museums in Neu-Ulm/Burlafingen im Juni 2010 machte Artur Walther seine Sammlung erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. Mit dem Walther Collection Project Space gibt es seit April 2011 einen zweiten Standort in New York. Artur Walther ist Mitglied im Architecture and Design Committee des Museum of Modern Art (MoMA) in New York, dem Photography Committee des Whitney Museum of American Art und dem Photography Committee der Vassar und Bard Universitäten. Darüber hinaus sitzt er im Aufsichtsrat des Storefront for Art and Architecture in New York und des International Center of Photography (ICP), wo er seit vielen Jahren den Vorsitz im Ausstellungskomittee innehat und maßgeblich die Gründung der ICP Triennale förderte, die 2009 zum dritten Mal stattfand. Artur Walther ist in Ulm geboren und lebt seit seinem Studium in Harvard in New York.

Walther Family Foundation

Die Walther Family Foundation ist eine gemeinnützige private Stiftung, die sich auf das Erforschen, Sammeln, Ausstellen und Publizieren moderner und zeitgenössischer Fotografie und Videokunst konzentriert. Ausgehend von grundlegenden Werken der europäischen und nordamerikanischen Fotografie erstreckt sich die Sammlung auf Werke verschiedener Regionen, Perioden und Stilrichtungen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf in Afrika und Asien arbeitender Künstlerinnen und Künstler liegt. Sorgfältig vorbereitete Ausstellungen und ein wissenschaftlich erarbeitetes Publikationsprogramm tragen zu einem besseren Verständnis der Geschichte und Bedeutung des Mediums bei. Die Stiftung verfügt über zwei Ausstellungsstandorte: die Walther Collection in Neu- Ulm/Burlafingen und den Walther Collection Projekt Space in New York City, USA.

Ausstellungsprogramm 2011−2013

Walther Collection Neu-Ulm/Burlafingen Die Ausstellungen der Walther Collection in Neu-Ulm/Burlafingen wechseln jährlich. Jedes Jahr wird ein Kurator eingeladen, mit dem ein neues Ausstellungskonzept erarbeitet wird. Die ersten drei Jahre sind einer umfassenden Auseinandersetzung mit dem Bestand an afrikanischer Fotografie und Videokunst gewidmet.

Momente des Selbst. Porträtfotografie und soziale Identität 17. Juni 2010 – 15. Mai 2011

Appropriated Landscapes 16. Juni 2011 – 13. Mai 2012

Afrikanische Fotografie der Jahrhundertwende (Arbeitstitel) 9. Juni 2012– 12. Mai 2013 Die Ausstellung, die im Grünen und Schwarzen Haus zu sehen sein wird, richtet den Blick zurück auf Porträtfotografie aus Afrika aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Im Zentrum stehen Themen wie Identität, Kolonialisierung, Antrophologie, Ethnologie und die kritische Hinterfragung der Rollenverteilung zwischen Fotograf und Model. Historische Aufnahmen, darunter auch Porträts aus Alben oder Büchern sowie Carte-de-Visite Fotografien werden zeitgenössischen Auseinandersetzungen mit dem Thema gegenüber gestellt.

Walther Collection Project Space, New York Der Walther Collection Project Space befindet sich in New Yorks Galerienviertel Chelsea und umfasst rund 160 m2 Ausstellungsfläche. Er fungiert als Plattform für einen internationalen Austausch über zeitgenössische Fotografie und soll die Projekte der Walther Collection verstärkt auch dem New Yorker Publikum zugänglich machen. Die Ausstellungen des Projekt Space wechseln vierteljährlich und ergänzen das jährliche Ausstellungsprogramm des Museums in Neu- Ulm/Burlafingen durch Vorschauen und Rückblicke.

As Terras do Fim do Mundo (Die Lande am Ende der Welt) 15. April – 15. Juli 2011 Die erste Einzelausstellung der südafrikanischen Fotografin Jo Ractliffe in den USA umfasst 59 Fotografien aus ihrer aktuellen Serie As Terras do Fim do Mundo (Die Lande am Ende der Welt) – eindringliche Schwarzweissaufnahmen, die Spuren vergangener Tragödien des Bürgerkriegs in der weitläufigen Landschaft des heutigen Angolas einfangen.

August Sander und Seydou Keïta: Ausgewählte Werke aus der Walther Collection 22. September 2011 – 7. Januar 2012 Die Doppelausstellung dieser beiden einflussreichen Porträtfotografen, die auch Teil der Eröffnungsausstellung der Walther Collection war, zeigt August Sanders Werk Antlitz der Zeit in Gegenüberstellung zu Seydou Keïta’s schwarz-weiß Porträts der Bewohner Bamakos, die er wenige Jahre vor der Unabhängigkeit Malis in der Hauptstadt Bamako aufgenommen hat.