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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: ÖKO.L Zeitschrift für Ökologie, Natur- und Umweltschutz

Jahr/Year: 2008

Band/Volume: 2008_4

Autor(en)/Author(s): Laister Gerold

Artikel/Article: Erster Nachweis der Rhododendronzikade ( fennahi) für Oberösterreich. 19-20 © Naturkdl. Station Stadt Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Entomologie ÖKO·L 30/3 (2008): 19-20

Erster Nachweis der Ing. Gerold Laister Botanischer Garten und Rhododendronzikade Naturkundliche Station Stadtgärten Linz (Graphocephala fennahi) Roseggerstraße 20-22 für Oberösterreich 4020 Linz

Die Rhododendronzikade (Graphocephala fennahi) wurde in den 1930er-Jah- Oberseite ist grün mit zwei schrägen ren mit Ziergehölzen aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Zuerst in roten Längsstreifen je Vorderflügel. England nachgewiesen, konnte sie seit den 1970er-Jahren auch in der Schweiz, der Kopf ist gelb mit schwarzem in Deutschland, Frankreich, Dänemark und den Niederlanden gefunden wer- Vorderrand. Der Halsschild (Pro- den. 1986 gab es den ersten österreichischen Fund in Wien sowie Erstfunde notum) ist grün mit mehreren, zum in Italien (Holzinger 2005). Aus unserem Nachbarland Tschechien wurden Teil ineinanderfließenden gelben die ersten Funde aus dem Jahr 2004 gemeldet (Šprynar 2005). Großräumig Flecken, das Schildchen (Scutellum) betrachtet breitet sich die Rhododendronzikade langsam nach Osten aus. ist orange. Unterseite und Beine Neben dem Fund von 1986 liegen aus Österreich ein weiterer Fund aus Wien aus dem Botanischen Garten (2003) und der erste Nachweis aus der Steiermark aus Graz (2005) vor (Holzinger 2005). Am 28. August 2006 entdeckte ich Graphocephala fennahi im Bota- nischen Garten Linz auf Rhododend- ron catawbiense in Anzahl (Abb. 1). 2007 und 2008 wurde die Art jeweils in ähnlicher Häufigkeit auf denselben Rhododendronbüschen wiederge- funden. Die Rhododendronzikade zählt zur Familie der Zwergzikaden und ist in Europa wegen ihrer charakteris- tischen Färbung mit keiner anderen Art zu verwechseln (Abb. 2). Die Abb. 1: catawbiense im stär- ker beschatteten Bereich - auf der rechten Bildseite - blühend, links im Bild schon im verblühten Zustand. Foto: W. B e j v l

sind gelb. Die Körperlänge beträgt 8-9,4 mm. Die gelben Larven sind ab Mai an Rhododendron zu finden, wo sie sich an der Unterseite der Blätter von Pflanzensaft ernähren. Adulte Tiere treten von Mitte Juli bis Mitte Oktober auf und saugen gelegent- lich auch an anderen Gehölzen. Die Rhododendronzikade überwintert als Ei. Die Eier werden im Herbst in den Rhododendronknospen abgelegt, indem die Zikade kleine Schlitze in die Knospenschuppen schneidet und darin ihre Eier deponiert (Abb. 3). Abb. 2: Die Rhododendronzikade ist wegen ihrer charakteristischen Färbung mit keiner Die so entstehenden Verletzungen der anderen Art zu verwechseln. Foto: B. G e r s t m a i r Pflanze begünstigen den Befall mit

ÖKO·L 30/4 (2008) 19 © Naturkdl. Station Stadt Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Abb. 3: Im Herbst legen diese Zikaden ihre Eier in die Rhododendronknospen, wo sie den Winter überdauern. Foto: G. L a i s t e r einem aus Nordamerika stammenden Entgegen der Annahme, dass die Literatur Pilz (Pycnostysanus azaleae), für des- Rhododendronzikade weitgehend sen Übertragung die Rhododendronzi- verantwortlich ist für die Infektion Holzinger W. (2005): Erstnachweis der kade verantwortlich gemacht wird. mit dem Pilz Pycnostysanus aza- Rhododentronzikade (Graphocephala Folgendes Schadbild wird beschrieben: leae weisen neuere Untersuchungen fennahi) aus der Steiermark (: Die Blütenknospen verfärben sich über darauf hin, dass andere Faktoren Auchenorrhyncha: Cicadomorpha: Cica- dellidae). Beiträge zur Entomofaunistik den Winter grau bis braun und ster- bedeutenden Einfluss auf den 6: 163-164. ben ab. Aus den befallenen Knospen Pilz haben (Hommes u. a. 2003). wachsen im Frühjahr etwa 2 mm lange So tritt der Pilz etwa bei ungeeig- Hommes M., Diederich F., Werres S. (2003): Investigations on interactions „Stäbchen“ die Fruchtkörper des Pilzes. netem Standort (dichter Stand und between the rhododendron Durch diese „Stäbchen“-Auswüchse ist Staunässe) vermehrt auf. Gleiches (Graphocephala fennahi Young) and the der Pilz von anderen Pilzkrankheiten gilt für bestimmte Arten wie zum rhododendron bud blast disease (Pycnosty- wie etwa von Grauschimmel oder von Beispiel die amerikamische Wildart sanus azaleae (Peck) E. Mason). Mitt. Biol. Bundesanst. Land- Forstwirtsch. durch Frost geschädigten Knospen zu Rhododendron catawbiense und 394: 48-49. unterscheiden. Die befallenen Knospen ihre Hybriden. An den im Linzer Botanischen Garten hauptsächlich Šprynar P. (2005): First records of the rho- fallen nicht ab, sondern können 2-3 Jah- dodendron leafhopper (Graphocephala re an den Trieben bleiben, sollten aber besiedelten Rhododendronbüschen fennahi) (Hemiptera: Auchenorrhyncha: zur Bekämpfung des Pilzes schon im waren jedenfalls keine befallenen Cicadellidae) from the Czech Republic. ersten Frühjahr entfernt werden. Knospen zu sehen. Plant Protect Sci. 41: 38-41.

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