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Zum Wirken des Ortsvereins Loschwitz-Wachwitz e. V.

Von Oktober 2017 bis Februar 2018 (heute Loschwitz-Wachwitz e. V.) rische Fährte dieses Ortsvereins, um führten das Institut für Neuere und Neu­ hervor. Dessen Mitglieder widmen sein Erfolgsrezept zu verstehen. este Geschichte der TU und die sich seit dieser Zeit unzähligen loka­ In der 2016 erschienenen Losch­ Dresdner Straßenzeitung drObs eine len Projekten, regten etwa den Bau witzer Ortschronik schildert Achim gemeinsame Schreibwerkstatt durch. des "Blauen Wunders" an, stifteten jannasch, wie sich die alte Fährver• junge Studierende der Geschichte hat­ und restaurierten Denkmäler. Die bindung -Loschwitz im 19. ten sich freiwillig in ein entsprechendes umfassende Vereinsgeschichte des Jahrhundert zu einem Nadelöhr des Proseminar eingeschrieben und gemein­ Loschwitz-Wachwitz e. V. belegt den Dresdner Handels entwickelte. Zu­ sam mit Verkäuferinnen und freien Mit­ Rückhalt, den eine solch aktive Ge­ gleich wurde Loschwitz für "vorwie­ arbeiterinnen der drObs zur Geschichte meinschaft von Bürgern einem Ort gend betuchte Dresdner" (Jannasch) des Dresdner Vereinswesens geforscht. geben kann. Diese Geschichte ist auch zu einem beliebten Erholungsort. Ziel für die angehenden Historikerinnen in einer umfangreichen Museums­ Um auf den stetig steigenden Per­ war es, sich nicht nur in wissenschaft­ und Archivtätigkeit dokumentiert. sonen- und Warenverkehr zu rea- licher Methodik zu üben, sondern auch, sich auf die Rolle als Publizisten vorzube­ reiten, die regelmäßig Fachartikel verfas­ sen. Die aus der Schreibwerkstatt hervorge­ gangenen Texte werden in den nächsten Ausgaben in der drObs zu lesen sein. Den Auftakt gestaltet Felix Aaron Clauß mit seiner Arbeit zu Geschichte und Wirken des Ortsvereins Loschwitz-Wachwitz e. V

ein Zweifel, der Loschwitzer KElbhang lässt uns schwärmen. Der Blick schweift vom blauen Band der den grünen Hang entlang über Baumkronen, kunstvoll gestal­ tete Häuser, die Loschwitzer Kirche, die Schwebebahn und den Luisenhof. Das Loschwitzer Ensemble aus Na­ tur, Architektur und Kunst hat schon früh Dresdner Bürger in seinen Bann Blick vom Loschwitzer /(irchturm zum Elbhang, 1870. Foto: SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/August /(otzsch gezogen. Bereits schätzte die beeindruckende Land­ schaft, Kunst und Kultur dieses Orts. Wie hat der Verein diese Aufgaben gieren, wurde von verschiedenen Sei­ in Vergangenheit und Gegenwart ge­ ten der Bau einer Brückenverbindung Im Jahr 1882 trafen sich erstmals Bür• meistert? Aus welchen Ideen heraus gefordert. 1883, ungefähr ein Jahr ger, um aktiv die wertvolle Loschwit­ entwickelten sich Projekte? Welche nach seiner Gründung, überzeugte zer Kunst und Kultur zu fördern und Mittel standen dem Verein zur Verfü• der Loschwitzer Ortsverein die Anlie­ zu erhalten. Aus ihren regelmäßigen gung? Wie setzte er lokale Interessen gergemeinden zu einer gemeinsamen Treffen ging der Ortsverein Loschwitz durch? Begeben wir uns auf die histo- Petition für ein solches Projekt.

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Engagement des Orts­ Ziel einberufen, ein Ortsmuseum zu vereins zu verdan­ gründen. Im Zuge dessen wurden lo­ ken. Insgesamt fällt kale Kunstwerke, Dokumente, Fotos es dennoch schwer, und andere Zeitzeugnisse im Sinne den Bau des "Blauen der Traditionsbildung gesammelt Wunders" allein auf und erste Inventare angefertigt. Doch das Wirken des Losch­ konnte das Ortsmuseum nach vielen witzer Ortsvereins zu­ Wirren erst 1934 eröffnet werden- so rückzuführen, denn wurden die Sammlungen beispiels­ weit über den Kreis weise vor der Eingemeindung von des Vereins hinaus Loschwitz nach Dresden imjahr 1921 setzten sich unzählige der Loschwitzer Kirchgemeinde über• Bürger für die Errich­ eignet. Die fortdauernde Zusammen­ tung der Brücke ein. arbeit verdeutlicht die enge Symbio­ Anders ist der Ein­ se zwischen Verein und öffentlicher fluss auf kleinere Verwaltung zum Nutzen des heutigen Das Friedrich-Wieck-Haus im Ortskern von Loschwitz, 1880. Baumaßnahmen und Ortsteils. Foto: SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/August /(otzsch Denkmalstiftungen zu Dieses Kulturerbe zu bewahren, bewerten, bei denen ist bis heute Aufgabe des Loschwitz­ Deren Eingabe wurde zwar im der Loschwitzer Ortsverein eine füh• Wachwitz e. V. In einem eigenen Ar­ Sächsischen Landtag abgelehnt. Aber rende Rolle übernahm. Ein Beispiel ist chiv wird Loschwitzer Geschichte die Diskussion war erfolgreich ange­ das Gedenken an Ludwig Richter. We­ aufbewahrt. Der Verein veröffentlicht stoßen. jürgen Frohse beschreibt in nige Wochen nach seinem Tod imjuni Darstellungen zu verschiedenen The­ seinem Aufsatz zur Geschichte des 1884 würdigte der Ortsverein Losch­ men Loschwitzer Kunst und Kultur, Ortsvereins, wie dieser mithilfe von witz den berühmten Künstler am 28. unter anderem im Verlag Elbhang­ Vorträgen und Informationsbroschü• September 1884 mit einer Stiftung. Kurier. Selbstverständnis und Wirken ren unter der Bürgerschaft für den 1885 wurde ein Denkmal im Garten des Ortsvereins stehen bis heute in Bau der Brücke warb. Innerhalb we­ des Leonhardi-Museums errichtet. der hier lediglich knapp skizzierten niger Monate wurde eine Vielzahl an Solche Aktivitäten des Ortsvereins Tradition, die auch durch die Gleich­ Entwürfen eingereicht und schluss­ Loschwitz belegen, wie eng vernetzt schaltung während der Zeit des Na­ endlich folgte doch die Zusage des die Geschichten von Ort und Verein tionalsozialismus und die Enteignung Landtags. Für den Bau wurde ein sind, denn sie verleihen Loschwitz bis und Auflösung 1949 nicht gebrochen Zuschuss von 400 000 Reichsmark be­ heute kulturelle Identität. werden konnte. Noch immer fungiert willigt. Die Architekten Claus Koep­ 1902 wurde vom Gemeinderat ein er als Sprachrohr lokaler Interessen. cke und Hans Manfred Krüger er­ Ausschuss für Ortsgeschichte mit dem hielten den Zuschlag für ihren Plan der heutigen Hängebrücke. Sie galt zur Zeit ihrer Fertigstellung 1893 als ein eindrucksvolles Symbol des fort­ schrittlichen Dresdens. Aufgrund die­ ser Bedeutung wurde sie nach dem sächsischen König Albert benannt, wenngleich sich im Volksmund als­ bald die Bezeichnung "Blaues Wun­ der" verbreitete. Trotz dieser Erfolgsgeschichte war die Finanzierung zunächst proble­ matisch, denn die Gesamtkosten be­ liefen sich auf 2,27 Millionen Reichs­ mark. Um den fehlenden Betrag zu finanzieren, zahlten Passanten der Loschwitzer Brücke bis in die 1920er­ Jahre einen kleinen Pfennigbetrag, das sogenannte "Brückengeld". Dass diese Sonderabgabe weithin akzep­ Der Loschwitzer Dorfplatz mit oberem und unterem Burgberg, 1880. tiert wurde, war sicherlich auch dem Foto: SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/August /(otzsch

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