r. 21 NewsletterSoS eN 2012 Gender Studies Editorial • Stellenwert der Gender Studies • Frauendemo • Rede von Cornelia Groiss • Im Gespräch mit Ursula Rapp • 10 Jahre gendup • Portrait KNALSHIEF • Wie privat ist Gewalt? • Nachdenken über Ruth Klüger • Verleihung der Marie Andeßner Stipendien und Preise • Katharina-Feier • GenderForum • Erika- Weinzierl-Preis • Am RednerInnenpult • Neue Bücher im gendup • Editorial • Stellenwert der Gender Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Dieser Newsletter ist bestimmt durch die vie- heit von Kategorien und immer die Verbindung der Gender Studies in der Wissenschaft“ dis- len Veranstaltungen der letzten Monate, die zu Gender deutlich. kutiert die Marginalisierung der Gender Stu- rund um das gendup und die Gender Studies dies innerhalb der Universität. Einen Einblick in einige dieser Aktivitäten dür- initiiert worden sind. fen wir Ihnen in diesem Newsletter anbieten. Besonders hinweisen möchten wir Sie auf lau- Das Highlight im Herbst war das 10-jährige So spricht PD Dr.in Ursula Rapp, Bibelwissen- fende und kommende Veranstaltungen. So ist Bestehen des gendup – wir berichteten aus- schafterin und als Forscherin des Programmes die Gender Studies Ringvorlesung „Geschlecht führlich im letzten Newsletter darüber. Was „scientist in residence“, in ihrem Interview und Alter(n)“ gleichzeitig auch eine Vortrags- uns trotz der Freude über den Erfolg der lang- über ihren feministisch-rhetorischen Zugang reihe und offen für alle. Eine Übersicht über jährigen Arbeit des gendup begleitet, ist das zu Bibeltexten und über sich als Feministin. Themen und Termine finden Sie auf der letzen unermüdliche Bemühen um die Sichtbarma- Seite. Diskussionen vielfältigster Art sind aufgrund chung der Gender Studies und das Hervorhe- der divergierenden Positionen innerhalb und in Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim ben der Arbeiten und Intitiativen der Studie- Bezug auf die Gender Studies unumgänglich Lesen und würden uns freuen, Sie bei einer renden, ForscherInnen und PraktikerInnen. und gleichzeitig sehr produktiv. Wir berichten unserer Veranstaltungen begrüßen zu dürfen! Denn ihr sensibler Blick auf die jeweiligen über zwei bemerkenswerte Podiumsdiskussi- Forschungs- und Arbeitsbereiche macht Brü- onen: „Wie privat ist Gewalt?“ stellt die Frage che und Leerstellen, Gleichstellungen und Dis- nach strukturellen Ursachen von Gewalt in kriminierungen sowie die vielfältige Verwoben- Cornelia Brunnauer & Jannis Menn Familie und PartnerInnenschaft, „Stellenwert

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1 Podiumsdiskussion „Der Stellenwert der Gender Studies in der Wissenschaft“ Der Stellenwert der Gender Studies in der Wissenschaft Die Gender Studies gehören zu den interdis- Am Podium diskutierten die Genderexperten ziplinären Forschungsgebieten, die seit den und -expertinnen: Donnerstag, 8. März 2012, 14.00 Uhr 1970er Jahren aus der kritischen Auseinan- SR 1.004, Unipark in in dersetzung mit der Frauenforschung ent- Prof. DDr. Bettina Pfleiderer, Ärztin der Uni- standen sind. Die Forschung über Frauen ist versitätsklinik Münster, Leiterin der Arbeits- Es diskutieren: zugleich auch eine über Männer, denn die gruppen „Geschlechterspezifische Lehrmodule beiden Geschlechter lassen sich nicht isoliert in der Medizin“ und „Cognition & Gender“ des Universitätsklinikums Münster Bettina P eiderer Ärztin Universitätsklinik Münster voneinander betrachten und sind immer in Eva Hausbacher FB Slawistik Universität Salzburg Beziehung zueinander und unter Berücksich- Elisabeth Klaus FB Kommunikationswissenschaft Universität Salzburg in in tigung von Machtkonstellationen zu analysie- Univ.-Prof. Dr. Eva Hausbacher, Vorsitzen- Ralph Poole FB Anglistik und Amerikanistik Universität Salzburg ren. In vielen Ländern, allen voran Amerika de des Interdisziplinären ExpertInnenrates Franz Gmainer-Pranzl FB Systematische Theologie Universität Salzburg Gender Studies IER, FB Slawistik Universität Bianca Schartner Studierende Gender Studies Universität Salzburg und Deutschland, haben sich Gender Studies Moderation: Ingrid Schmutzhart gendup Universität Salzburg zu einer spannenden, theoretisch und empi- Salzburg risch ertragreichen Wissenschaftsströmung Bildquelle: sxc.hu (Richard Dunstan) in in entwickelt. Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Klaus, Fachbe- www.uni-salzburg.at/gendup reichsleiterin Kommunikationswissenschaft Die Einteilung der Menschen in genau zwei Universität Salzburg Geschlechter hat immer auch eine Hierarchi- sierung zur Folge. Ziel der Gender Studies ist Univ.-Prof. Dr. Ralph Poole, stellvertretender es, Geschlechterverhältnisse als Machtver- Vorsitzender des IER, FB Anglistik und Ameri- hältnisse kritisch zu hinterfragen, zu einem kanistik Universität Salzburg Die TeilnehmerInnen an der Diskussion waren sensiblen Umgang mit Fragen der Geschlech- sich darüber einig, dass es an der Bedeutung terdemokratie zu motivieren und konkrete Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl, Leiter der Genderforschung und -lehre keine Zweifel Problemlösungsstrategien und Alternativen zu des Zentrums Theologie interkulturell und Stu- gibt, die Anerkennung der Gender Studies al- erarbeiten. Zu diesem Zweck werden Bedeu- dium der Religionen, FB Systematische Theo- lerdings zu wünschen übrig lässt. Diese man- tung, Herstellung, Konstitution, Relevanz und logie Universität Salzburg gelnde Anerkennung äußert sich nicht zuletzt Wandel von Geschlecht und Geschlechterver- in einem Image-Problem, das jedoch nicht nur hältnissen untersucht. Bianca Schartner, BA, Studentin der Gender auf ungenügende oder falsche PR zurückzu- Sind die Gender Studies als interdisziplinäres Studies, Erziehungswissenschaft und Psycho- führen ist, sondern dem eine Machtfrage zu- Forschungsgebiet zwar heute aus der wissen- logie Universität Salzburg grunde liegt: Es ist nicht nur die Bezeichnung schaftlichen universitären Landschaft nicht „Gender Studies“, die Ablehnung hervorruft, mehr wegzudenken, mangelt es ihnen aber In der Podiumsdiskussion wurden die Bedeu- sondern es sind die Inhalte. vielfach an Anerkennung. tung der Gender Studies als wissenschaft- liche Disziplin einerseits und die Stellung der Auch die Umstrukturierung der Universitäten Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen Gender Studies innerhalb der unterschied- aufgrund des Bologna-Prozesses bringt für die fand am 8. März 2012 an der Universität lichen Forschungsrichtungen und innerhalb Gender Studies Probleme: Sie hat zur Folge, Salzburg die Podiumsdiskussion „Der Stellen- der Universität andererseits eingehend be- dass für Studierende in vielen neuen Curri- wert der Gender Studies in der Wissenschaft“ leuchtet und hinterfragt. cula Gender-Pflichtlehrveranstaltungen ge- statt. strichen wurden und nicht mehr ausreichend freie Wahlfächer (ECTS-Punkte) zur Verfügung stehen, um Gender-Lehrveranstaltungen zu absolvieren, geschweige denn eine Studie- nergänzung bzw. einen Studienschwerpunkt Gender Studies zu erfüllen.

Der straffe Lehrplan in den neuen Curricula sieht kaum Gender-Lehrveranstaltungen vor bzw. lässt keinen diesbezüglichen Freiraum offen. In der Pflichtlehre sämtlicher Studi- enpläne an der Universität Salzburg finden sich keine Gender-Lehrveranstaltungen mehr. In den wenigen Studienplänen, in denen Gender Studies verankert waren, sind diese fast ausnahmslos verschwunden (z.B. The- ologie). Selbst in freien Wahlfächern werden Gender Studies oft nicht mehr angerechnet, denn es liegt im Ermessen der einzelnen Cur- ricularkommissionen, Lehrveranstaltungen als freie Wahlfächer anzurechnen oder eben nicht. Das hat für Studierende zur Folge, dass diese entweder freiwillig Mehraufgaben ma- Podium v.l.n.r.: Univ.-Prof.in Dr. in Elisabeth Klaus, Univ.-Prof. Dr. Ralph Poole, Univ.-Prof.in Dr. in Eva Hausbacher, Mag.a Ingrid Schmutzhart, chen und es so auch riskieren ein Semester zu Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl, Prof.in DDr.in Bettina Pfleiderer, Bianca Schartner, BA verlieren oder frühzeitig ihr Gender Studium beenden. Fazit: EinE GenderforscherIn agiert und forscht aus purer Begeisterung und Inte-

2 resse ohne Anerkennung und trotz möglicher besondere auch unter den ProfessorInnen Schwierigkeiten aufgrund dessen, dass sie/er dringend nötig. Die FRAUENDEMO des Gender Studies gewählt hat. Von großer Bedeutung für die Sichtbarma- Frauenreferats der ÖH chung und Bündelung der Genderforschung Wie steht es nun um die Genderforschung, um an der Universität Salzburg ist eine Gender- Salzburg und SisterResist Projekte und das Gender Studies-Lehrangebot? professur. Diese ruht nun aber leider schon Die mangelnde Anerkennung der Gender seit Jahren geduldig im Entwicklungsplan. anlässlich des Internati- Studies als gleichwertiger Forschungsbereich (zu anderen Forschungsrichtungen) und die Welche weiteren Schritte zur Stärkung der onalen Frauentages am magere finanzielle Situation der Universitäten Gender Studies könnten noch gesetzt werden? 8. März 2012 wirken sich ebenfalls negativ auf die Gender Um Gender Studies an der Universität weiter- Studies aus. Das Lehrangebot wurde trotz zuentwickeln und zu stärken, soweit sind sich Festschreibung in der Satzung im Frauenför- alle an der Diskussion Beteiligten einig, ist ein Vielleicht die kleinste … aber mit Sicher- derplan seit Jahren nicht erweitert und auch steter und beharrlicher Einsatz notwendig. Als heit die stärkste Demo die Genderforschung stagniert. Im Interdiszi- derzeit wichtigste Maßnahmen wurden plinären ExpertInnenrat Gender Studies hat Der Frauentag ist Jahr für Jahr ein wichtiges sich derzeit eine Arbeitsgruppe gebildet, die • die Implementierung der Genderlehre in Zeichen – einerseits im Erinnern an die Frauen, sich bemüht den Auftrag in der Satzung umzu- die Curricula die viele der Rechte erkämpft haben, die wir setzen und die Implementierung von Gender • die Anerkennung der Gender-Lehrveran- heute selbstverständlich leben, und anderer- Studies in die neuen Curricula zu forcieren. staltungen für Studierende aller Fachrich- seits im Ermahnen daran, dass die Gleichstel- In der Genderforschung hat sich eine Platt- tungen innerhalb der Freien Wahlfächer lung der Frauen noch lange nicht erreicht ist. form gebildet, die GenderforscherInnen an der • die Sichtbarmachung der Genderfor- In diesem Sinne haben das Frauenrefe- Universität vernetzen soll, das Potential nut- schung sowie rat der ÖH Salzburg und das Frauenkol- zen und gemeinsames Forschen ermöglichen • die Bündelung der Energien und des lektiv SisterResist mit der Frauendemo am möchte. Denn um den Stellenwert der Gender Einsatzes der GenderforscherInnen fest- 8. März 2012 ein starkes Signal gesetzt. Trotz Studies an der eigenen Universität zu erhö- gehalten. widrigster Wetterumstände und des unpopu- hen, muss die Gender Forschung sichtbarer lären Themas, zog eine Gruppe vielfach junger gemacht werden. Das gendup – Zentrum für Gender Studies Feministinnen vom Salzburger Hauptbahn- und Frauenförderung an der Universität Salz- hof vorbei am Schloss Mirabell, in dem das Die Diskutierenden am Podium geben einhel- burg als Schlüsselstelle leistet dazu einen Magistrat der Stadt Salzburg untergebracht lig an, dass es ihr eigenes persönliches For- großen Beitrag. ist, durch die Salzburger Innenstadt bis zum schungsinteresse ist, sich mit Fragestellungen Ursulinenplatz und schafften ihrem Unmut aus der Geschlechterperspektive heraus aus- laut Gehör. einanderzusetzen und dies, obwohl es nicht Ingrid Schmutzhart In flammenden Reden wurden aktuelle Pro- unbedingt von Vorteil für eine wissenschaft- gendup – Zentrum für Gender Studies und blemstellungen angesprochen: Bürgermeister liche Karriere ist, Gender Forschung im Cur- Frauenförderung Schaden wurde aufgefordert, der Frauenpolitik riculum Vitae stehen zu haben. Die Gender mehr Gewicht zu geben. Die neue Watchgroup Studies gelten als Irritationsmoment in jeder gegen sexistische Werbung stellte sich vor und Disziplin. Die Vorurteile sind groß. proklamierte eine faire und respektvolle Dar- Eines der Gängigsten ist, dass die Gender Stu- stellung von Frauen in der Werbung. Die feh- dies mit einer Frauenfördermaßnahme gleich- lende Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen gesetzt und auch dort verortet werden. Dieser Beziehungen und der Wi- Aussage kann nicht in dieser Eindeutigkeit zu- derstand gegen Regen- gestimmt werden. Zwar hat die Beschäftigung bogenfamilien wurden mit Gender Studies einen positiven Einfluss von einer Sprecherin der auf festgefahrene gesellschaftliche Strukturen, Homosexuellen Initiati- indem diese Strukturen aufgezeigt und in Fol- ve angeprangert. ge aufgebrochen werden können, allerdings sind hiervon sowohl Frauen als auch Männer Cornelia Groiss vom betroffen. Frauenreferat der ÖH Salzburg eröffnete die Genderforschung ist eine faszinierende und Frauendemo mit ihren immens wichtige Forschungsrichtung, die Forderungen für ein einen interdisziplinären Blick auf genderre- “freies und glückliches levante wissenschaftliche Fragestellungen Leben für alle Frauen, wirft und in Folge zur Gleichstellung aller für alle Menschen“. Geschlechter beiträgt. Gender Studies sind Diesen Forderungen eine Teilperspektive in vielen Fachrichtungen. kann frau rückhaltlos Oftmals wird genderrelevante Forschung oder zustimmen. Der Kampf- Lehre betrieben, ohne dass dieses ein explizi- geist der jungen Femi- tes Vorhaben gewesen wäre. nistinnen, der auf der Frauendemo sichtbar Um aber die Genderforschung an der Univer- wurde, stimmt zuversichtlich für die Zukunft. sität voranzutreiben und auch jungen Wissen- Es gibt zweifellos noch viel zu tun, aber es gibt schafterInnen Forschung und Lehre in diesem auch zweifellos eine neue Generation Frauen, Bereich zu ermöglichen, wäre es wichtig, die sich weiter für die Rechte der Frauen ein- in den Fachbereichen über ausgewiesene setzt. GenderexpertInnen zu verfügen. Zur Vermitt- lung von Genderexpertise und zur Betreuung Cornelia Brunnauer von genderspezifischen wissenschaftlichen gendup – Zentrum für Gender Studies und Arbeiten sind viele GenderforscherInnen ins- Frauenförderung 3 scientist in residence 2011 Rede von Cornelia Groiss: Wir brauchen unbeschränkten und ko- stenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln. Und bei einer ungewollten Schwanger- Im Gespräch mit Frau Was brauchen wir, damit wir schaft müssen die Pille danach und Ab- PD Dr.in Ursula Rapp frei und glücklich leben kön- treibung genauso leicht zugänglich als Option für jede Frau offen stehen. nen? Die Kulturabteilung Wir brauchen umfassende Bildung, die der Stadt Salzburg Erst einmal braucht es materielle Res- sich nach den Fähigkeiten und Vorlieben vergibt in Kooperati- sourcen – zum Beispiel in Form eines der Schüler_innen und Studierenden on mit dem gendup bedingungslosen Grundeinkommens. richtet. Und vor allem: die Mädchen und – Zentrum für Gender Nur so kann verhindert werden, dass Buben gleichermaßen fördert. Wir brau- Studies und Frauenför- Menschen gezwungen sind, sich aus- chen Bildung, die kritisches Denken und derung der Universität beuten zu lassen, um sich das Nötigste autonomes Handeln lehrt. Sodass sich Salzburg – jährlich ein für ihr Überleben leisten zu können. Nur die Kinder und Jugendlichen zu Men- Forschungsstipendi- so kann Armut verhindert werden, die schen entwickeln, die sich aktiv an den um im Bereich der nachweislich krank macht und Men- politischen Prozessen beteiligen. schen zu unsozialem Verhalten zwingt. Gender Studies. Im Rahmen dieses Förder- Und nur so können wir ein Leben ohne Wir brauchen Arbeit, die sowohl im programmes „scientist Abhängigkeit führen! Sinne der Arbeitsverhältnisse als auch in residence“ werden international renommierte der Produktion nach den Bedürfnissen WissenschafterInnen mit Forschungsschwerpunkt Außerdem brauchen wir eine Gesell- der Menschen ausgerichtet ist. Sodass Gender Studies nach Salzburg eingeladen, um schaft im Sinne einer Gemeinschaft, sich niemand mehr kaputtrackern muss. hier mehrere Monate zu forschen und Anregungen die die Betreuung von Kindern, Alten, Wir brauchen Mediengestaltung, die uns für ihre Arbeit zu sammeln. Im Vordergrund steht Kranken und Menschen mit besonderen nicht mit hirnlosen Sprüchen und sexis- dabei die Vernetzung mit der Universität Salzburg. Bedürfnissen als gemeinsame Aufgabe tischen Bildern belästigt. Keine Massen sieht, damit nicht wieder Frauen dieje- an Werbeschrott, der uns vermittelt, wir Im Wintersemester 2011/12 war Frau PD nigen sind, die allein die Pflege über- sollten mit unserem Körper und unserem Dr. in Ursula Rapp als scientist in residence zu nehmen. Die Fürsorge um andere Men- ganzen Leben unzufrieden sein. schen ist eine anspruchsvolle Arbeit und Gast. Frau Dr.in Rapp ist Bibelwissenschafterin und Expertin für Exegese des Alten Testaments. Derzeit ist sie Oberassistentin am Lehrstuhl für Exegese des Alten Testaments und Beauftrage für Gender Studies an der Universität Luzern.

Ihr aktuelles Forschungsprojekt über Schönheits- darstellungen in Texten des Alten Testaments stell- te sie am 23. November 2011 in einem Vortrag mit dem Titel „Schönheit ist Lebenspraxis. Körper, Frömmigkeit und die Ideale von Mannsein und Frausein in späten Texten des Alten Testaments“ an der Universität Salzburg vor.

Dankenswerter Weise durften wir ein Gespräch mit Frau Dr.in Rapp führen und können Ihnen im vorliegenden Gender Studies Newsletter die For- scherin, die sich hinter der scientist in residence verbirgt, sowie ihre Forschungsarbeit ein wenig näher vorstellen.

Frau Rapp, wie wurden Sie Bibelwissenschaf- terin? Bild: ÖH-Frauenreferat als solche muss sie auch anerkannt wer- Es waren immer Menschen, die mich besonders den. Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung Wir brauchen Freiraum, in dem wir uns förderten und mich ermutigten, einen bestimm- ist für einen einzelnen Menschen kaum entfalten können. Wir brauchen gegen- ten Weg einzuschlagen und weiterzumachen. Ich schaffbar und verdrängt diejenigen, die seitigen Respekt. Wir brauchen Bühnen habe angefangen, in Wien Theologie und Germa- diese Arbeit leisten (meistens Frauen) und Arenen, auf denen uns zugehört nistik zu studieren, weil ich in beiden Fächern aus dem öffentlichen Leben. Deshalb wird. sehr gute Lehrpersonen hatte. An der Universität müssen wir in diesem Bereich zusam- war es Georg Braulik, der damalige Lehrstuhlinha- menarbeiten. Pflege und Kinderbetreu- Es gibt also sehr viel, wofür wir am heu- ber für das Alte Testament, der mich gefördert hat. ung sind Aufgabe der Gemeinschaft! tigen internationalen Frauen-Mädchen- Das Interesse für die Bibel ist im Laufe des Stu- Darüber hinaus brauchen wir ein Me- Lesbentag kämpfen. Dies waren nur diums entstanden und wurde durch ein Studien- dizinwesen, das auch auf die Lebens- einige Beispiele. Lasst uns demonstrie- jahr in Israel noch vertieft. Zusätzlich habe ich bedingungen und Krankheitsbilder von ren gegen ein ausbeuterisches System, auch Judaistik studiert. Es waren dann wieder Frauen ausgerichtet ist. Schließlich wer- gegen das kapitalistische Patriarchat. Menschen in Luzern, die mich aufforderten, mich den Medikamente fast ausschließlich an Und lasst uns demonstrieren für ein zu promovieren, was ich auch tat mit einer Ar- Männern erforscht. Und das, obwohl gutes Leben für alle Frauen und für alle beit unter dem Titel „Mirjam. Eine feministisch- diese bei Männern und Frauen oft unter Menschen! rhetorische Analyse der Mirjamtraditionen in der schiedlich wirken. Hebräischen Bibel“. 4 Nach dem Abschluss der Dissertation folgte für den Lebenswandel oder die Lebensorientie- Ethisches und hängt mit Sozialprestige, Ehre, die Habilitation fast in einer logischen Weise, rung zu verwenden. Das ist für uns heute auch Einfluss etc. und auch mit äußerer Schönheit denn je mehr ich mich mit diesen Texten be- schwer nachvollziehbar. Aber so sind die Texte zusammen. schäftigte, desto mehr Freude machte es mir. heute kritischer lesbar. Bei Judith und bei Esther hat Schönheit zwar Sie wurde unter dem Titel „Weisheitsbeziehung einen äußerlichen Aspekt, weil sich beide und Geschlechterverhältnis. Untersuchungen Frauen schön machen, allerdings mit dem zu Texten über Frauen und Ehe im Buch Jesus Dieser feministisch-rhetorisch Blick, mit dem Zweck, diese Schönheit für die Rettung Israels Sirach“ publiziert. Sie die Texte betrachten, woher kommt er? einzusetzen. Judith macht sich schön, um an Holofernes heranzukommen und ihn zu töten. Eingeleitet hat diese Betrachtungsweise Eli- Esther wird ein Jahr lang Schönheitskuren Welche Fragen bewegen Sie, wenn Sie sich sabeth Schüssler Fiorenza, eine Altmutter der unterzogen, damit sie dem König gefällt und er mit einem biblischen Text auseinanderset- feministischen Exegese. Sie war Professorin in sie zu seiner Frau macht, was ihr die Position zen? Welche Motivation steht dahinter? Ist es Cambridge (Massachusetts). Sie hat betont, verleiht, sich für ihr Volk einzusetzen. das Interesse an starken Frauenfiguren, die dass biblische Texte nicht neutral sind, in ihren Arbeiten sichtbar werden? sondern dass sie ganz gezielt etwas bei den Lesenden erreichen wollen, Ich suche nicht nach der starken Frauenper- dass sie überzeugende, überredende sönlichkeit, sondern mein Interesse liegt in Funktionen haben, und dass natür- der Rhetorik der Texte, in den Strategien, mit lich alle Auslegungen auch nicht denen weibliche Figuren eingesetzt wurden. neutral sind. Wichtig ist, die Stra- Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass z.B. tegien der Autorinnen und Autoren Mirjam jemals gelebt hat. Aber sie steht für auszumachen, die sie einsetzen, um etwas. Und wofür sie steht und was im Text die Lesenden zu überzeugen. Das weiblich repräsentiert wird, welche Positionen können Erzählstrategien sein, der sie in bestimmten Konflikten einnimmt, das Einsatz von Metaphern, bis hin zur steht im Fokus meiner Forschungsarbeit. Phonetik. Im Vordergrund stehen immer fol- Auch die Fragen „Was tun die Texte mit uns gende Fragen: Wer hat die Macht zu Lesenden, was lösen sie bei uns aus?“ sind sprechen? Wer hat die Macht, eine für mich zentral. Besonders in meiner Habi- Handlung zu initiieren oder eine Er- Judith tötet Holofernes (Bildquelle: bible_topten.com) litation wollte ich mich Themen widmen, in zählung zu beginnen? Wer reagiert denen eine Gegenwartsrelevanz dieser bibli- nur auf die Initiative von anderen? schen Texte spürbar wird, nämlich auch durch Wer folgt nur dem Befehl von anderen? Der Aspekt der äußeren Schönheit ist also vor- den politischen Anspruch, den sie haben. An welchen Orten spielen Erzählungen? handen. Die Frage ist nur, ob er wichtig ist. Das ist mit den Texten im Buch Jesus Sirach Hier geht meine Forschung weiter. Auch die über Geschlechterbeziehungen aufgegangen, Sexualität spielt immer eine Rolle. Der Frage, wobei es nicht leicht war, denn es war lange Ich nehme das Stichwort „Macht“ auf und in welcher Verbindung Sexualität mit dem Zeit nicht klar, welche Ergebnisse bei der Ar- spanne den Bogen zu ihrem aktuellen For- Fremden steht, werde ich ebenfalls weiter beit rauskommen werden. Aber genau das ist schungsprojekt, in dem Sie den Begriff von nachgehen. auch der Reiz an meiner Forschungsarbeit. Schönheit in Texten des Alten Testaments untersuchen. Was ist Schönheit und wer hat die Macht zu definieren, wer schön ist? Gibt es Unterschiede in der Schönheit zwi- Worum geht es im Buch Sirach, das, wie sie schen Männern und Frauen? sagen, Gegenwartsrelevanz hat? Wenn in diesen späten alttestamentlichen Texten von Schönheit die Rede ist, wird über- Der deutlichste Unterschied ist wahrscheinlich Das Buch Jesus Sirach ist ein sehr spätes bib- haupt nicht von äußerlichen Merkmalen ge- der, dass es sich bei den Männern, Josef und lisches Buch aus der hellenistischen Zeit. Man sprochen und zwar nicht nur nicht, sondern Daniel um junge, deportierte, eher körperlich setzt seine Entstehung zu Beginn des zweiten überhaupt nicht. Es geht wieder um eine Le- schwache Männer handelt, wohingegen die vorchristlichen Jahrhunderts an. Darin gibt bensausrichtung, um Identität von einzelnen Frauen sehr mächtig und wortgewandt darge- es etliche Texte über Ehefrauen, über Frauen, Personen oder um religiöse Identität. In diese stellt werden. Diese Wortgewandtheit drückt über Geschlechterbeziehungen, die Frauen Betrachtung muss die Auswirkung des Helle- Macht aus. Judith und Esther haben die Herr- ganz klassisch aufteilen in das Ideal der abso- nismus auf die jüdische Religion und Kultur scher am Gängelband, sie sind viel mächtiger lut guten und der bösen, dämonisierten Frau. mitgedacht werden. Denn die hellenistische als die Herrscher. Susanna agiert innerhalb Es sind Darstellungen, mit denen ich als Frau Kultur hat die jüdische Lebensidentität massiv der jüdischen Gesellschaft. Auch sie setzt sich oder als kritisch denkender Mann nicht einver- ins Wanken gebracht gegen die beiden jüdischen Richter, die sie standen sein kann. In meiner Arbeit ist klar ge- Es geht um die Auseinandersetzung mit die- verführen wollen und die sehr mächtig sind, worden, dass die Ehe ein Bild der Beziehung sem Fremden. In den Texten müssen sich all mit Gottes und Daniels Hilfe durch. des Menschen zur Weisheit oder zu Gott ist. die schönen Menschen mit diesem politisch Der Mensch kann sich demnach mit der Weis- Fremden, mit einer anderen Kultur, noch dazu Die Besonderheit ist also, dass sich diese heit oder mit der Sünde verheiraten. Diese bei- jeweils mit dem Herrscher dieser Kultur aus- mächtigen starken Frauen nicht nach dem den dargestellten Frauentypen sind also Bilder einandersetzen. Im Fazit wird deutlich, dass Bild einer unterwürfigen Frau verhalten, für die Weisheit und die Sünde, die Ehe steht die schönen Menschen diejenigen sind, die in sondern im Gegenteil. Auch die Männer ent- für den Lebensweg des Menschen. Natürlich dieser Auseinandersetzung mit dem Fremden sprechen nicht dem Bild eines nach außen gibt es dieses schwarz oder weiß im Leben nie, ihren Weg mit dem Gott Israels gehen. Dabei starken Mannes. Die Männer sind etwas sondern entspringt der Rhetorik des Textes. ist das Schönheitsideal nicht etwas Äußer- schwächer und die Frauen etwas mächtiger. Innovativ an meiner Lesart ist, dass diese Texte liches, sondern es ist Identität, Lebensweise, Das entspricht wiederum einem späteren nicht als Eheratgeber gelesen werden. Es ist Stehen zur jüdischen Tradition. Spannend ist jüdischen Frauen- und Männerbild, in dem etwas sehr Gewagtes für die damalige Zeit, die dabei auch, dass sich hier ein Antibild zum der Mann körperlich schwach ist, blass, sehr Ehe als Liebesbeziehung, als erotische Bezie- gängigen Bild von Schönheit und Sittlichkeit sensibel und gottesfürchtig, die Tora studiert, hung, als existenziell ganz tiefe und wichtige in der Antike abzeichnet. Denn in der Anti- sexuell aber aktiv ist, viele Kinder hat, und sich Beziehung, als Bild für das Gottesverhältnis, ke ist Schönheit etwas Äußeres, auch etwas 5 um diese und um sei- Ich bin aber keine ab- und die Verwandlung von Männern im Blick ne Frau kümmert. Das strakte Forscherin. Dafür haben. Am Herzen liegt mir auch die Frage, Ideal der jüdischen bin ich zutiefst Feministin was Menschen brauchen, die nicht den Nor- Frau ist, dass sie stark und der Meinung, dass men entsprechen. Ich sehe die Geschlechter- ist und den Haushalt Forschung an unseren frage sehr stark in andere soziale Fragen ein- macht. Haushalt be- Erfahrungen und unseren gebettet. deutet, dass sie wirt- Lebenswelten greifen Meine kämpferischen Mittel sind für mich schaftlich tätig ist und muss. Ich möchte nicht vor allem, das hat mit meinem Beruf zu tun: verantwortlich dafür, in alten Texten graben, die reden, reden, reden, schreiben, schreiben, dass Geld ins Haus nichts mit meinem Leben schreiben, und Seminare zu halten, auch au- kommt. zu tun haben. ßerhalb der Universität. Bei mir kommen die Studierenden auch nicht aus, dass sie das Thema „Geschlecht“ in allen Vorlesungen Gelten diese Personen Sie bezeichnen sich reflektieren. Geschlecht und Macht sind Fra- für Sie als Vorbilder als Feministin – welche gen, die in eine theologische Reflexion hinein- für die Gegenwart? Motivation steht für Sie gehören. Da steige ich nicht runter, auch wenn dahinter, Feministin zu es nicht mehr en vogue oder hip ist. Ich weigere mich sein? grundsätzlich bei bi- Eine wichtige Frage für mich ist auch „Mit wem blischen Figuren von Ich habe lange mit Femi- verbinde ich mich, mit welchen Frauen und Vorbildern zu spre- nismus nichts anfangen Männern verbinde ich mich, damit wir uns ge- chen. Deshalb geht Susanna (Bildquelle: Susanna-Daniel.dontgohere.com_gen- können, bis mich eine genseitig unterstützen und austauschen, und tileschi.jpg) es mir auch nicht um Studienkollegin in den das, was wir tun, reflektieren können“. Leider die starken Frauen der 80er-Jahren angefragt kommen wenig Junge nach, sodass es lang- Vergangenheit. Vielmehr zeigen und spiegeln hat, in einem feministischen Lesekreis mitzu- sam eine Generationenfrage von 40 aufwärts diese Texte eine Auseinandersetzung mit be- machen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. wird. Aber es gehört für mich zu diesem Kampf stimmten Problemen und Fragen der dama- Vom ersten Moment an habe ich gemerkt, dazu, Verbündete zu finden und die Gerechtig- ligen Zeit. Diese Probleme und Fragen gibt dass Feminismus mein Thema ist. Plötzlich ist keit immer wieder einzufordern. es, natürlich in einem völlig anderen Kontext, so etwas wie „meine Theologie“ entstanden, auch heute: z.B. die Auseinandersetzung mit eine Theologie, die mit mir zu tun hat. Ich dem Fremden oder die Frage von Mischehen, habe meine Identität als Theologin eigentlich Wenn Sie einen Wunsch äußern dürften, von die bei Mirjam zentral ist. über die feministische Theologie gefunden. Ich einer feministischen, gesellschaftskritischen kann sie gar nicht wegdenken. Warte aus und vor Ihrem theologischen Hin- Betrachte ich den Schönheitsaspekt in den tergrund – was würden Sie sich wünschen? Texten, so lässt sich möglicherweise eine Ich habe gelernt, auf Machtverhältnisse zu Brücke schlagen in der Frage von Iden- schauen, auf Geschlechterverhältnisse, beide Ich wünsche mir, dass mehr gelten darf. Ich tität und Sexualität, Ethik und dem Um- miteinander zu verbinden und auf Ungerech- habe den Eindruck, dass unsere Gesellschaft gang mit dem Fremden. Ich glaube, das tigkeit zu achten. Der Feminismus ist in Ver- sehr stark vom Geld und von der Angst um die sind hochaktuelle Themen. Ich greife ruf geraten, teils zu recht, denn er war etwas Wirtschaft regiert wird. Soziales, menschlich immer Themen auf, die ich gegenwärtig Einseitiges und Kämpferisches, das für den Individuelles, auch menschlich Religiöses hat relevant finde. Allerdings habe ich, als ich Anfang sehr wichtig war, aber heute nicht immer weniger Platz. All dies ist aber immens das Schönheitsprojekt angefangen habe, mit mehr greifen kann. Ich glaube aber, nein, ich wichtig, um ein feministisches Anliegen gegen etwas ganz anderem gerechnet, mit Schönheit bin überzeugt, dass wir weitest entfernt sind Ungerechtigkeit umzusetzen. Gleichbehand- als äußerem Glanz. Natürlich hat Schönheit von gerechten Geschlechterverhältnissen. Am lung von Menschen ist nicht nur durch Gesetze viel mit Ausstrahlung zu tun, aber dass es mit Augenfälligsten wird dies darin, dass man und äußere Mittel erreichbar, vielmehr muss kulturell-politischer Identität zu tun haben glaubt, mit der Ermöglichung von gleichen Zu- der Blick auch stark auf Biografien, Werte, soll, oder mit religiöser Identität, davon bin gängen zu Posten, zu Geld etc. alles erreicht Bewertungen und Differenzen gerichtet wer- ich nicht ausgegangen. Damit entferne ich zu haben. Dabei wird übersehen, dass noch den. mich von einem populärwissenschaftlichen sehr viel Hinderliches in den Menschen steckt, Diesen Differenzen in unserer Gesellschaft oder populär-kommerziellen Schönheitsdis- dass noch viel inhaltlich gearbeitet werden – zwischen sogenannten Fremden und so- kurs. Wobei es von Günther Pöltner, Philosoph muss, damit diese Ermöglichungen auch wirk- genannten Ansässigen, MigrantInnen und in Wien, eine schöne Definition von „schön“ lich greifen. Nicht-MigrantInnen, zwischen Menschen, die gibt, die ungefähr so lautet: „Schön ist etwas, körperlich, geistig, psychisch etc. nicht einer das sich zeigen kann in seiner ureigensten Norm entsprechen und Menschen, die das Möglichkeit“. Welche Strategien haben Sie persönlich in sehr wohl tun, zwischen Jungen und Alten, Demnach ist Schönheit also etwas, das vom der Praxis, um Geschlechtergerechtigkeit zu den Geschlechtern etc. – kann nur in Ge- inneren Kern kommt und im Äußeren spür- fördern? rechtigkeit begegnet werden, wenn man auf bar wird. Das kann natürlich auch etwas mit die Einzelnen schaut. Da darf Geld, Zeit oder Identität zu tun haben. Aber damit bin ich auf Es ist nach wie vor wichtig, dass wir kämp- Normierung keine Rolle spielen. Da wünsche einer sehr abstrakten Ebene und von dem fen, aber anders, als noch vor zwanzig oder ich mir, dass andere Werte wieder in Regie- populären Diskurs und auch der Genderkri- dreißig Jahren. Ganz wesentlich ist, dass rungsprogramme, Geldverteilungen, Ressour- tik oder der Kritik von feministischer Seite am Feministinnen wirklich auf die Gerechtigkeit cenverteilungen etc. Eingang finden. Schönheitsideal weg. für Frauen schauen und gleichzeitig, dass wir heute mehr das Geschlechterverhältnis Das Interview führte Cornelia Brunnauer, gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung

6 10 Jahre gendup Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung

Am 7. Oktober 2011 war es soweit – das Internationale Beziehungen und Kommunika- „alte“ Zeiten erinnert. gendup öffnete seine Pforten und feierte mit tion Sylvia Hahn sowie die Gründerinnen des Es dauerte ein paar Tage bis wieder alles auf- GründerInnen, Studierenden, Unterstütze- gendup Julia Neissl und Eva Hausbacher und geräumt war und der Duft der Pancakes aus rInnen, FreundInnen und vielen mehr den 10. viele KollegInnen der ersten Jahre begrüßen. den Büroräumen abgezogen ist, aber die Ar- Geburtstag! In einem Gespräch mit den Gründerinnen beit hat sich gelohnt – es war ein schönes blickten wir zurück in die Anfangsjahre, ver- Fest. folgten die Entwicklung des gendup und konn- ten befriedigt feststellen, dass in diesen zehn Jahren vieles erreicht bzw. viel Neues ins Leben gerufen wurde. Trotzdem bleibt viel zu tun und wir werden in den nächsten zehn Jahren motiviert daran arbeiten, die Gender Studies weiterzuentwickeln sowie die Frauenförderung auszubauen, um das Ziel Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft zu erreichen.

Nach dem Rückblick auf die vergangenen Der „Festtag“ startete mit Infoständen an allen zehn Jahre und dem Ausblick auf die näch- vier Fakultäten. Studierende hatten direkt die sten Jahre, bespielte die Theaterwanderbande v.l.n.r.: Ingrid Schmutzhart, Irene Rehrl, Kirstin Eckstein (Mitarbei- Möglichkeit mehr über das gendup, die Stu- KNALSHIEF (Verein terin im gendup 2002-2004), Julia Neissl, Eva Hausbacher (Grün- derinnen) dienergänzung bzw. den Studienschwerpunkt Synbiose) mit ih- Gender Studies und den Frauenförderpro- rer Theaterperfor- grammen zu erfahren. mance …und die Ausgestattet mit vielen guten Wünschen star- Liebe das Stiegen- ten wir voller Elan in die nächsten 10 Jahre. Nach einer ganzen Woche Sonnenschein und haus in der Kai- herrlichem Herbstwetter, wurde es pünktlich gasse. Kirstin Eckstein hat in ihren Geburtstagswün- zum Start des Frauen-Stadtspazierganges kalt schen ans gendup u.a. geschrieben: und regnerisch. Die interessierte Gruppe ließ In den Büroräu- „Jetzt kommst du in die Pubertät – lebe sie sich vom Wetter allerdings nicht abhalten und men des gendup aus, werde bloß nicht brav – sei widerständig, genoss den Ausflug in historische Frauen- wurde dann mit sei unbequem, lass dich nicht unterkriegen, welten. Nach über einer äußerst interessanten Musik der Frauen kämpf für deine Ansichten und gib nie auf!“ – Stunde brauchten die Spaziergangsteilnehme- von Libertango Liebe Kirstin, wir werden uns bemühen. rinnen allerdings dann eine wärmende Tasse Sigrid Gerlach- Tee. Waltenberger und Danke, dass Ihr alle gekommen seid und mit Sabine Linecker, mit frisch gemachten Pan- uns gefeiert habt! Zum eigentlichen Festakt durften wir Rektor cakes von Herrn Emberger, Quiche und Kipferl Schmidinger, der das gendup schon vor zehn von Hetti Göhner, Uni-Wein und einer leckeren Ingrid, Cornelia, Irene und Jannis Jahren offiziell eröffnete, die Vizerektorin für Geburtstagstorte gemeinsam gefeiert und an Fotos: Michael Schmutzhart

KNALSHIEF – ein Portrait

KNALSHIEF. Die Theaterwanderbande, ist eine eigene Wortkreation bestehend aus das ist der Name unserer interkulturellen den jeweiligen Anfangsbuchstaben unserer Theatergruppe, bestehend aus Katrin Theaterwanderbandenmitglieder (Marie (Leitung), Klaus, Nina, Anja, Aljona, Lilli, und Lukas sind seit September 2011 dabei, Lukas, Saeid, Shafek, Ibrahim, Elisabeth, da war die Namensgebung schon passiert). Ferhad und Marie. Mit diesem Namen ist der Anspruch verbunden, Begegnungs-, Spiel- Der Begriff wandern taucht deswegen auf, und Beziehungsräume zu schaffen, in denen weil wir von Beginn an unterschiedliche Vertrauen, Freude am gemeinsamen Erleben, Orte in Salzburg bespielt und erspielt Freundschaft, Spaß am Miteinander, am haben. KNALSHIEF trifft sich einmal Mitgestalten, am Sich-Ausprobieren-Können wöchentlich zum gemeinsamen Spiel und im Mittelpunkt stehen. Der Name KNALSHIEF diese Kontinuität (gerade im Winter oder bei

7 Regen, wo draußen nicht entstehen und materialisieren Die Theaterwanderbande gibt es seit August gespielt werden kann) ist es in und durch die 2010, sie ist eine Initiative des Vereins auch nur möglich, weil Inszenierung. synbiose: Integrationsprojekt zusammen wir so wundervolle Koope- Jede/jeder bringt sich mit leben in Salzburg. Der Verein hat sich dem rationspartner_innen wie ihrem/seinem Erfahrungs- Anliegen verschrieben, soziale Integration für das Jugendzentrum IGLU, und Klangkörper ein. So Flüchtlinge zu ermöglichen, einerseits durch das ABZ-Itzling oder auch werden Szenen zuerst von kostenlosen Deutschunterricht, der zweimal das gendup Salzburg jeder/jedem individuell er- in der Woche stattfindet und andererseits haben, die uns immer arbeitet, aufgeführt und durch Freizeitprojekte unter anderem das wieder in ihren Räumen dienen als Grundlage für die Theaterprojekt KNALSHIEF oder die Sendung willkommen heißen. gemeinsame Bearbeitung des Freundschaftsbaum in der Radiofabrik. Themas. Ergebnis war unter KNALSHIEF erarbeitet, anderem die Performance Kontakt: erprobt und vertieft, …und die Liebe, die wir Katrin Reiter // Verein synbiose // ausgehend von der für das Team und die Integrationsprojekt zusammen leben jeweiligen individuellen und Räumlichkeiten des gendup Email: [email protected] kulturellen Erfahrungswelt, erarbeitet haben oder auch http://synbiose.wordpress.com/ Performances zu unter- Fotos: KNALSHIEF die Einführungsperformance www.facebook.com/KNALSHIEF schiedlichen Thematiken. zum Thema Wie privat ist Als Skript dient uns dazu Gewalt, für die wir ebenfalls kein vorgefertigtes bestehendes Material, vom gendup – Zentrum für Gender Studies vielmehr lassen wir das Material selbst erst und Frauenförderung engagiert wurden.

den Abschluss am Tag der Menschenrechte, Wie privat ist Gewalt? dem 10. Dezember. Die Veranstaltungen sind Internationale Kampagne dezentral organisiert: Staatliche und nicht- 16 Tage gegen Gewalt an Frauen Strukturelle Hinter- staatliche Organisationen, politische Gruppen Getragen von den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern oder auch Einzelpersonen können eine Wie privat ist Gewalt? gründe für Gewalt an Veranstaltung zum Thema durchführen und Strukturelle Hintergründe für Gewalt an durch die Autonomen Frauenhäuser bewerben Frauen in Familie und PartnerInnenschaft Frauen in Familie und lassen: Schon ist man Teil der Kampagne. Auch das gendup hat sich dazu entschlossen, 7. Dezember 2011, 19 Uhr, c.t. Café uni:versum, Hofstallgasse 2-4 (Eingang UB) PartnerInnenschaft in Kooperation mit dem ÖH-Frauenreferat und dem Friedensbüro etwas zur Kampagne Podiumsdiskussion mit: Gewalt an Frauen ist noch immer beizutragen. Als studentischer Mitarbeiter hochaktuell. In Europa ist familiäre Gewalt Kornelia Hauser durfte ich an Gestaltung und Organisation der feministische Gesellschaftswissenschaftlerin Uni Innsbruck die Haupttodesursache für Frauen zwischen Veranstaltung mitarbeiten. Es war einerseits (1) Paul Scheibelhofer 16 und 44 Jahren . Deshalb wurde 1991 ganz schön viel zu tun – meist unterschätzt kritischer Männlichkeitsforscher Uni Wien vom kanadischen „Center for Women’s man, wie aufwendig so eine Veranstaltung ist Hale Dönmez Global Leadership“, das sich für Frauenrechte – andererseits aber auch eine Freude: Im Job Gewaltschutzzentrum Salzburg und Soziale Gerechtigkeit einsetzt, eine etwas politisch Sinnvolles tun zu können, ist Harald Burgauner internationale Kampagne ins Leben gerufen, Männerwelten Salzburg ein gutes Stück Luxus. Moderation: Sabaha Sinanovic Uni Salzburg & Radiofabrik Salzburg die in Österreich wesentlich von den Bildquelle: sxc.hu Autonomen Frauenhäusern getragen wird: 16 Theorie & Praxis am Podium www.uni-salzburg.at/gendup Tage gegen Gewalt an Frauen. Da Gewalt gegen Frauen vor allem im sozialen Nahbereich stattfindet, entschieden Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen beginnen wir uns dafür, dieser doch auf den ersten Das Eingangsstatement sollte ursprünglich stets am 25. November, dem Internationalen Blick merkwürdigen Tatsache mit einer Kornelia Hauser halten. Da sie aus persönlichen Tag gegen Gewalt gegen Frauen und finden Podiumsdiskussion näher auf den Grund Gründen leider kurzfristig absagen musste, zu gehen. Dabei sollten Menschen aus der hat Paul Scheibelhofer das dankenswerweise Praxis zusammen mit WissenschafterInnen übernommen. diskutieren. Er beschreibt einige Mythen, die im Verhältnis Eingeladen haben wir aus dem Bereich der zu Gewalt an Frauen politisch wirksam sind Wissenschaft Kornelia Hauser, feministische und den ideologischen Zweck erfüllen, das Gesellschaftswissenschafterin an der Uni- Vorkommen von Gewalt als Randphänomen versität Innsbruck sowie Paul Scheibelhofer, zu konstruieren und somit die gesellschaftliche kritischer Männlichkeitsforscher an der Mitte zu entlasten. Gewalt, so die Ideologie, Universität Wien. Aus der Praxis kamen Hale kommt von Außen. Dönmez vom Gewaltschutzzentrum und “welten. Der Mythos von der „gefährlichen Straße׀Harald Burgauner von den männer Die Moderation übernahm Sabaha Sinanovic, So funktioniert beispielsweise der Mythos von die an der Universität Salzburg tätig ist und die der „gefährlichen Straße“. Das zugehörige Veranstaltung inhaltlich und organisatorisch Bild kennen wir alle: Eine Frau geht alleine durch eine dunkle Gasse und wird von einem Eine schützende oder schlagende Hand? wesentlich mitgestaltet hat. Bildquelle: sxc.hu fremden Mann vergewaltigt. So etwas kommt

8 vor, keine Frage. Die Wirkmächtigkeit dieses Bildes steht jedoch in einem Missverhältnis zur Realität: In Wahrheit findet Gewalt fast immer zu Hause statt, wo angeblich Ruhe und Geborgenheit herrschen soll und sie geht nicht von fremden Männern aus, sondern von jenen, die „ihre“ Frauen angeblich lieben und beschützen. Das ideologische Bild von der „gefährlichen Straße“ wird oft um eine rassistische Komponente ergänzt. Gerade im aktuellen Diskurs wird Gewalt an Frauen als ein Problem muslimischer Migranten dargestellt. Die politischen Konsequenzen sind eine neuerliche Stigmatisierung und Viktimisierung migrantischer Frauen, die somit ein zweites Mal zum Opfer gemacht und vom Staat beispielsweise durch verpflichtende

,welten, Sabaha Sinanovic, Moderation, Hale Dönmez, Gewaltschutzzentrum׀Deutschkurse zur „Integration“ gezwungen Podium v.l.n.r.: Harald Burgauner, männer werden sollen. Die Quintessenz: „You can’t Paul Scheibelhofer, Universität Wien fight sexism with racism!“ aufbauen würden, ähnlich dem Stockholm- Praxen zu finden. Bei Gewalt in wohlhabenden „Du hast hier keine Macht!“ Syndrom. Familien und PartnerInnenschaften würde Hale Dönmez berichtet aus ihrer Arbeit beim seltener die Polizei einschreiten, sondern Gewaltschutzzentrum, dass 95 Prozent der Hale Dönmez kennzeichnet dies als die Betroffenen gingen gleich zum Anwalt. Opfer Frauen sind. Männer würden kaum Überlebensstrategie: „Ich passe mich an“. Das Harald Burgauner pflichtet dem bei: Bei beraten. Das liegt auch daran, dass das Gewaltschutzzentrum würde Frauen dabei den Männerwelten würden wohlhabendere Gewaltschutzzentrum sich klar auf die Seite helfen, dies zu überwinden und klare Grenzen Männer vor allem für private Beratungen der Opfer stellt. Nicht selten würden nämlich gegenüber dem Täter zu ziehen. Dies sei anfragen. auch die Täter Kontakt zur Institution suchen. jedoch unter anderem deshalb schwierig, da Diesen würde klar kommuniziert: „Du hast sich Frauen oft als verantwortlich gegenüber Für die Entsolidarisierung mit dem hier keine Macht!“. Das Gewaltschutzzentrum der Beziehung begreifen und diesen Druck Männerbund berät ca. 1000 KlientInnen pro Jahr, führt auch von Außen (z.B. durch die Familie) Eine andere Frage geht auf Paul Scheibelhofers Schulungen z.B. zusammen mit der Polizei zugefügt bekommen. Forderung ein, die Männer müssten sich durch und klärt über Hintergründe auf. vom „Männerbund entsolidarisieren“. Würde Auch Dönmez widerspricht dem Mythos der Liebe: Eine Ideologie, die Gewalt ermöglicht nicht genau das die Menschen verunsichern „gefährlichen fremden Kultur“: Nur ein Viertel Paul Scheibelhofer betont die strukturelle und somit zu Gewalt führen? Scheibelhofer Komponente: Frauen würden sich verneint das entschieden: Das soziale häufig in prekären Lebenslagen Konstrukt der Männlichkeit sei etwas in befinden. Mit der Trennung sich widersprüchliches. Der Versuch, eine gibt es also viel zu verlieren: ungebrochene Männlichkeit aufzubauen, also die Kinder zum Beispiel oder den inneren Widerspruch zu leugnen, sei auch materielle Ressourcen. gerade die Quelle der Gewalt. Männlichkeit Scheibelhofer kritisiert auch das lasse sich nur mit Gewalt herstellen und vorherrschende Liebesideal. aufrechterhalten. Es solle also gerade nicht Liebe sei eine Ideologie, die darum gehen, eine „ungebrochene Identität“ Gewalt ermögliche. Dies zeige zu erlangen – weil es die in einer patriarchalen sich beispielsweise im Bezug Gesellschaft sowieso nicht geben könne. auf Eifersucht: Diese entspringt Vielmehr müsse „hingegangen“ werden zur einem Besitzdenken gegenüber Unsicherheit, die Unsicherheit gelebt werden. dem/der PartnerIn. Eifersüchtige Die Entsolidarisierung mit dem Männerbund Männer reagieren nicht selten und der kritische Umgang mit der eigenen mit physischer Gewalt: „Wenn Geschlechtsidentität darf meiner Meinung sie mich betrügt, darf ich sie nach nicht nur als individualistisches Projekt Einführungsperformance der Theaterwanderbande KNALSHIEF schlagen. Aus Liebe“. verstanden werden, sondern muss Hand Gleichzeitig verlangen die in Hand gehen mit der politischen Absicht, der KlientInnen seien MigrantInnen. Menschen häufig nach Eifersucht, sie gilt als gesellschaftliche Strukturen zu verändern, um Harald Burgauner von den Männerwelten berät Liebesbeweis: „Wenn er nicht eifersüchtig ist, so dem Männerbund seine Funktionalität zu vor allem männliche Täter. Er wird gefragt: liebt er mich nicht“. entziehen. Kommen die Männer freiwillig? Burgauner bejaht dies, zumindest einige Täter würden Nun geht es auch schon in die Publikumsrunde. Jannis Menn sich freiwillig beraten lassen. Schließlich Es wird gefragt, ob es einen Unterschied gebe seien gewalttätige Männer genauso wenig 24 im Bezug auf die Schichtzugehörigkeit. Ist Der Autor: Stunden Täter, wie die Frauen Opfer. Vielmehr Gewalt ein „Unterschichtenproblem“? Hale Jannis Menn absolvierte seinen Bachelor gebe es eine Wiederholungsstruktur: Gewalt Dönmez berichtet, dass es einen Unterschied in Politikwissenschaft und arbeitet als passiert nicht permanent, aber immer wieder. gebe im Bezug auf die Gewaltverarbeitung. studentischer Mitarbeiter im gendup. Burgauner erklärt, dass von Gewalt betroffene Beispielsweise würden Männer und Frauen aus der Oberschicht weniger Beratungsstellen (1) Laut einer Empfehlung des Europarates zum Thema Domestic Frauen häufig eine enge Bindung zum Täter violence against women: http://assembly.coe.int/main.asp?Link=/ aufsuchen, sondern seien eher in privaten documents/adoptedtext/ta02/erec158

9 habe „emotionale Nuancen und Überlegungen zu wenig zu erzählen, fällt die Schilderung des Nachdenken über einbringen“ wollen. „Nuancen“ ist dabei das Grauens in der englischsprachigen Version ih- richtige Wort, denn „weiter leben“ ist ein eher rer Biographie weniger drastisch aus. Ruth Klüger untheatralisches Buch über den ebenso grau- enhaften wie sinnlosen Holocaust. Mit dem Mit „Harry Potter“ findet sie mit ihrer Enkelin Ruth Klüger erhielt den Theodor-Kramer-Preis Gedanken Hannah Arendts, „es sei wichtig allerdings doch eine gemeinsame Lese- und 2011 für Schreiben im Widerstand und im die Menschlichkeit zu erschüttern und ihre Gesprächsebene. Auch darauf geht sie manch- Exil. Anlässlich ihrer Lesung im Literaturhaus Empörung und Sympathie zu wecken“, kann mal in ihren Leseungen ein, auf ihre Buchre- am 24. Mai 2011, sprach Stephanie Kärn mit sie daher wenig anfangen. Allzu leicht, meint zensionen, auf so interessante Bände wie „Ein ihr. sie, kommt man damit in den Bereich des Kit- Buch namens Freude“ von A. Schimmel, das sches. (Liebes)Lyrik von Frauen aus dem islamischen Einen Bestseller hat sie geliefert. Eher zufäl- Sie freut sich sichtlich, als sie nach ihren lig, ganz sicher nicht beruflichen Erfahrungen und ihrer Bezie- absichtlich. In „weiter hung zum Feminismus gefragt wird – offen- leben“ schildert Ruth sichtlich macht es ihr Spaß, auch auf dieser Klüger, wie sie – damals Ebene wahrgenommen zu werden. Dabei ist ein magerer Teenager – ihre Beziehung zum Feminismus keine, die als Jüdin nach Ausch- aus einer bestimmten theoretischen Position witz kam, schildert das kommt, sondern aus ihrer Lebensgeschichte Grauen, die Unsicher- heraus. Als junge Frau muss sie erleben, dass heit, die ständige Angst sie in der jüdischen Gemeindeversammlung ums Überleben und eine buchstäblich nicht zählt, wenn ein Totengebet Mutter, die angesichts der Lage zum Suizid gesprochen werden soll. Diskriminierungser- auffordert. Doch sich umbringen, das wollte fahrungen setzen sich in den USA fort, in der sie nicht. Überleben wollte sie, und mit viel Erziehung, am College. Glück und einer unmotiviert guten Tat einer KZ-Schreiberin ist ihr das auch gelungen. Sie sympathisiert mit der Bürgerrechtsbewe- gung, erkennt, dass auch das Wahlrecht für Sie wanderte in die USA aus, studierte Ger- Frauen noch lange nicht völlige Gleichberech- manistik und wurde schließlich Professorin in tigung in allen Lebensbereichen garantiert, Princeton – nachzulesen im zweiten Teil ihrer als Beispiel führt sie z.B. Zwangsprostitution Biographie „unterwegs verloren“. Ein kome- von Frauen auch in westlichen Ländern oder Bildquelle: picture-alliance tenhafter Aufstieg also? sprachliche Diskriminierungen an. In den USA So ganz will sie sich mit diesem Gedan- gewännen Professorinnen zunehmend mehr ken nicht anfreunden und nur auf das Label Macht, was sich z.B. in mehr Mitsprache- Kulturkreis behandelt, auf Herta Müller, auf „Auschwitzopfer“ heruntergebrochen zu wer- rechten an der Universität äußere. Nadine Gordimer, auf Heine, Brecht und den, das nervt sie erkennbar. Schiller. Ihre eigenen Gedichte sind fein kon- Mit den KollegInnen, die sie in ihrer Zeit an struiert, folgen einem ebenmäßigen Metrum, Sie ist nicht sehr groß, aber als sie den Saal der Uni Wien kennenlernte, und den dortigen handeln auch einmal vom Verlorensein – als betritt, wirkt sie auch keineswegs wie ein gesellschaftlichen Verhältnissen war sie dage- Exilgedichte will sie sie aber nicht verstanden schwaches Opfer oder eine erschöpfte alte gen nicht sehr zufrieden. Ihre Beziehung zu ih- wissen. Frau. Ganz im Gegenteil: Entschlossen, selbst- rer Geburtsstadt Wien, zu Österreich und den Ihrer Lyrik wegen hadert sie mit dem Verle- bewusst, das trifft es besser. Trotz der Lesung Deutschen ist daher bis ger, der stattdessen lieber einen Roman sehen mit anschließender politischer Diskussion heute zwiespältig. Ange- möchte. Die gänige Auffassung vieler Verleger nimmt sie sich Zeit für das Interview, wägt sichts der Begeisterung ist eben, dass sich ein Roman leichter verkau- vorsichtig die Antworten auf die Fragen ab. der Deutschen über die fen lässt. Vielleicht deshalb, weil sie im Laufe ihres Le- charismatische „Füh- bens gelernt hat, sich durchzusetzen, sich in rungsfigur“ Barack Oba- Ob sie einen Roman schreiben will, muss sie beruflichen und medialen Machtspielen nicht ma bleibt sie skeptisch, letztlich selbst herausfinden. sofort ganz zu öffnen. Dennoch wirkt sie nicht auch wenn es vielen Die ästhetisch ansprechende Lyrik nicht zu unhöflich, sondern authentisch, ihrer Persön- Deutschen schlicht nur veröffentlichen, wäre aber sehr bedauerlich. lichkeit stilvoll entsprechend. ähnlich ergangen sein mag wie so manchen Stephanie Kärn Zielgruppe des ersten Bandes waren vor allem AmerikanerInnen – man einige Freundinnen und Freunde. Vornehmlich war nur froh, einen Prä- Die Autorin: sei sie von Frauen als Leserinnen ausgegan- sidenten zu sehen, der einen intelligenteren Stephanie Kärn studierte Germanistik und gen, sagt sie, als wir das Interview beginnen. Eindruck machte als sein Vorgänger. Gender Studies an der Universität Salzburg Zur Autobiograhie hat sie vor allem Cordelia und ist Redakteurin des Gender Studies Edvardsons’ Buch „Gebranntes Kind sucht Anscheinend fällt ihr auch der Umgang mit der Newsletters. das Feuer“ ermutigt. Sie wollte damit in der eigenen Biographie vor ihren Kindern und En- geschichtlichen Interpretation „Lücken füllen“, keln schwer. Aus Angst entweder zu viel oder

Impressum: gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung, Büro des Rektorats Universität Salzburg Kaigasse 17, 5020 Salzburg, Tel.: 0662 8044 2522 http://www.uni-salzburg.at/gendup Gestaltung: Hermann Kunstmann, printcenter, Universität Salzburg Redaktion: Cornelia Brunnauer Endkorrektur/Layout: Irene Rehrl, Jannis Menn 10 Medien und ließ so daheimgebliebene an Ih- erschweren. Ziel der Arbeit ist es mehr über Verleihung der Marie ren Erlebnissen teilhaben. Mit ihren Reisen die Lebensweise der Tiere zu erfahren, um verließ sie die enge, private Lebenswelt, die Parameter der Habitatwahl zu erkennen, Ma- Andeßner Stipendien Frauen Ende des 19. Jahrhunderts zugewie- kro- und Mikrohabitatnutzung zu verstehen sen wurde, setzte sich über gesellschaftliche und die Zusammensetzung von Kleinsäu- und Preise an Nach- Rollenzuweisungen hinweg und eroberte für gergemeinschaften besser nachvollziehen zu sich und ihre LeserInnen eine unbekannte und können. wuchswissenschafte- aufregende Welt. Marie Andeßner schlägt als Christine Blatt studierte an der Universität historisches Vorbild für Wissenschafterinnen Salzburg Geoinformatik und Zoologie und be- rinnen eine Brücke zur Gegenwart mit Perspektive für schäftigt sich seit ihrer Masterarbeit im Nati- die Zukunft. onalpark Bayerischer Wald mit Kleinsäugern. Am 29. März 2012 wurden an der Universität Durch die finanzielle Unterstützung vom Na- Salzburg wiederum zwei Dissertationsstipen- Die Marie Andeßner Stipendien sind Teil eines turschutzbund Österreich und der Universität dien sowie zwei Preise für Diplom- bzw. Ma- vielfältigen Förderprogramms für Frauen an der Salzburg (Förderungsstipendium) ist es ihr sterarbeiten aus dem Bereich der Naturwissen- Universität Salzburg. Die von „gendup – Zen- möglich geworden, im Rahmen ihrer Disserta- schaften an Nachwuchswissenschafterinnen trum für Gender Studies und Frauenförderung“ tion weitere Fragestellungen zu diesen interes- vergeben. Die Marie Andeßner Stipendien und entwickelten Angebote reichen von Workshops santen Tieren zu untersuchen. Preise stellen ein wichtiges Steuerungsmittel für Studentinnen, über einen Lehrgang für dar, um den Frauenanteil in den oberen Hi- Dissertantinnen, bis hin zu einem Campus Mag.a Martina Wörgötter erarchieebenen der Universität zu erhöhen. Die literarische Sprache Marie-Therese Kerschbaumers. Eine linguistische Analyse. Das literarische Werk der österreichischen Au- torin Marie-Thérèse Kerschbaumer gilt allge- mein als ‚verschlüsselt‘ und ‚schwierig‘, was nicht zuletzt in ihrer literarischen Sprache begründet liegt. Aus linguistischer Perspek- tive widmet sich Martina Wörgötter in ihrem Dissertationsprojekt den variantenreichen sprachlich-stilistischen Experimenten im Prosawerk der Autorin, die selbst mehrfach auf die Bedeutung linguistischer Theorien für ihre literarische Arbeit hingewiesen hat. Auf eine Darstellung der – an die Tradition der literarischen ‚Moderne‘ anknüpfenden – poetologischen Voraussetzungen folgt eine Untersuchung des Prosawerks hinsichtlich der sprachlich-stilistischen und narrativen Gestaltungsmittel, um zu zeigen, inwiefern sich die Form als Ausdruck der persönlichen Poetik verständlich macht und/oder im Dien- ste einer Widerspiegelung von Themen und

Sylvia Hahn (Vizerektorin der Universität Salzburg), Ingrid Schmutzhart (gendup), Claudia Stögner, Christine Blatt, Siegrid Schmidt (Vorsitzende Motiven steht. Ziel des Projekts ist es, durch des Arbeitskreises für Gleichgehandlungsfragen), Martina Wörgötter, Ulrike Berninger (Dekanin der Naturwissenschaftlichen Fakultät) (v.l.n.r.) die Konzentration auf die Sprache – sowohl ihre theoretisch-konzeptionelle Dimension wie auch die konkrete Sprachverwendung in ihrer „Wissenschafterinnen auf unterschiedlichen für Habilitandinnen und dem Mentoring Pro- stilistischen Vielfalt – einen (neuen) Zugang zu Qualifikationsebenen in ihrer wissenschaftli- gramm „Mentoring III“. Alle Förderungen sol- Marie-Thérèse Kerschbaumers literarischem chen Karriere zu fördern ist ein zentrales An- len Frauen dabei stärken, die gläserne Decke Werk zu schaffen. liegen unserer Universität“ so Rektor Heinrich an der Universität zu durchbrechen. Martina Wörgötter studierte Germanistik in Schmidinger. Das Potential von Frauen zu stär- Salzburg und Paris. Sie war DOC-Stipendiatin ken und zu nutzen ist für eine Universität eine der Österreichischen Akademie der Wissen- Investition in ihre Zukunft. Marie Andeßner Dissertationsstipendien schaften und Forschungsstipendiatin der Uni- versität Salzburg. Für ihre hervorragenden Diplomarbeiten be- kamen die Biologinnen Carina Gsottbauer und Christine Blatt, MSc, MA rer.nat. Claudia Stögner den Marie Andessner Preis Ökologische Aspekte der Kleinsäugergemein- Marie Andeßner Preise verliehen. Dissertationsstipendien erhielten schaft in Niedermoorstrukturen: Artenvor- der Naturwissenschaften die Biologin Christine Blatt und die Germa- kommen und Nutzung der verschiedenen nistin Martina Wörgötter. Mit den Stipendien Lebensräume Carina Gsottbauer, MSc und Preisen werden finanzielle Rahmenbedin- In ihrer Dissertation beschäftigt sich Frau Blatt Fine structural features of the triated adduc- gungen geschaffen, die es den Wissenschaf- mit der Ökologie und Habitatnutzung von tor muscle of the queen scallop Aequipecten terinnen ermöglichen, sich ganz auf ihre For- Kleinsäugern der Familien Cricetidae (Wüh- opercularis with respect to age-related schungsarbeit zu konzentrieren. ler), Gliridae (Bilche), Muridae (Langschwanz- changes in intramyocellular components mäuse) und Soricidae (Spitzmäuse) in Nie- Die Masterarbeit von Frau Gsottbauer befasst Benannt sind die Würdigungen nach der Rei- dermoorstrukturen. Obwohl Kleinsäuger als sich mit der Feinstruktur des quergestreiften seschriftstellerin Marie Andeßner. Die 1833 Basis eines gut funktionierenden Waldökosy- Anteils des Adduktormuskels der Pilgermu- geborene Salzburgerin unternahm um 1900 stems betrachtet werden, existieren bis heute schel (Aequipecten opercularis), wobei der als über 60-jährige Frau allein und ohne Be- Wissenslücken, welche bei gefährdeten Arten Schwerpunkt auf alter anhängigen Verände- gleitung Weltreisen in alle fünf Kontinente. Ihre wie der Haselmaus Muscardinus avellanari- rungen in der Struktur der Muskelzellen liegt. Reiseerfahrungen publizierte sie in Salzburger us die Umsetzung eines effizienten Schutzes Die 14 verwendeten Muskelproben stammen

11 aus der Irischen See und wurden in einer Zu- zweimonatiges Praktikum auf einer Seehund- die Geschlechtsreife erreichen. Im Laufe einer sammenarbeit mit dem Alfred-Wegener Insti- station („Seal Rehabilitation and Research Untersuchung durch das Bundesamt für Was- tut (AWI) in Bremerhaven, Deutschland zur Centre“ in Pieterburen) machte und bei der serwirtschaft im Jahr 2005, wurde ein Befall Verfügung gestellt. Der Muskel wurde anhand Rehabilitierung von Seehunden und Kegelrob- der Grundlseer Seesaiblingspopulation (Salve- von zahlreichen licht- und elektronenmikro- ben mithalf. Die Masterarbeit hat ihr Interesse linus umbla) mit T. crassus in einem Ausmaß skopischen Bildern sowohl qualitativ als auch an marinen Organismen geweckt und sie hofft, festgestellt, das bisher nicht beschrieben war. quantitativ untersucht, wobei die qualitative dass sich die Möglichkeit bietet auf diesem Daraufhin wurde die Fischerei geschlossen. Analyse erstaunliche Strukturen zum Vor- Gebiet auch eine Doktorarbeit realisieren zu Zur Eindämmung der Hechtbandwurmepide- schein brachte. Mit Hilfe von internationalen können. mie wurde 2008 ein Projekt gestartet, um den Experten konnten diese Großteils zugeordnet Hechtbestand des Grundlsees zu untersuchen und Parallelen zu ähnlichen Strukturen in an- Claudia Stögner, MSc und zu dezimieren. Die Hechtreduktion sollte deren Organismen gezogen werden. The good, the bad and the ugly: translocated auch den Parasiten eindämmen und damit sei- Die quantitative Analyse bestand aus der pike (Esox lucius) trigger a tapeworm epi- ne Prävalenz im Seesaibling verringern. Diese Erfassung der Volumsdichte von folgenden demic in an Arctic charr (Salvelinus umbla) Masterarbeit wurde in Zusammenarbeit mit Zellbestandteilen: Myofibrillen, Sarkoplasma- showcase fishery dem Bundesamt für Wasserwirtschaft – In- tisches Retikulum (SR), Mitochondrien und Die Biologin Claudia Stögner beschäftigte sich stitut für Gewässerökologie, Fischereibiologie Zellkernen. Die Ergebnisse wurden nach dem in ihrer Masterarbeit mit dem Titel „The good, und Seenkunde in Scharfling und unter der Alter der Tiere aufgeschlüsselt und in Zusam- the bad and the ugly: translocated pike trigger Betreuung von Dr. Robert Schabetsberger von menarbeit mit dem AWI in einer Publikation (E. a tapeworm epidemic in an Arctic charr show- der Universität Salzburg durchgeführt. Philipp, M. Schmidt, C. Gsottbauer, A. Sänger, case fishery“ mit der Hechtpopulation (Esox lu- Claudia Stögner, MSc studierte an der Univer- & D. Abele (2008): Size- and age-dependent cius) des Grundlsees in der Steiermark. In den sität Salzburg Ökologie und Umweltbiologie changes in adductor muscle swimming physi- 1960er Jahren wurde diese Fischart in den See und hat dieses Studium mit Auszeichnung ology of the scallop Aequipecten opercularis) eingebracht. Dadurch kam es zum Ausbruch abgeschlossen. Bereits seit ihr Bachelorarbeit veröffentlicht. einer Epidemie mit den Hechtbandwurmarten richtete sie ihren Forschungsschwerpunkt auf Carina Gsottbauer hat in Salzburg das Bakka- Triaenophorus crassus und T. nodulosus. Bei- die Fischereibiologie. laureatsstudium Organismische Biologie und de Cestoden benötigen für ihre Entwicklung Ökologie sowie das Masterstudium Zoologie/ einen Zooplanktonkrebs und Salmoniden als Ingrid Schmutzhart Tierbiologie abgeschlossen. Bis Ende März be- ersten bzw. zweiten Zwischenwirt und den gendup – Zentrum für Gender Studies und fand sie sich in den Niederlanden, wo sie ein Hecht als Endwirt, in dessen Darmtrakt sie Frauenförderung

KATHARInAfeier feministisch. theologisch. kritisch

Donnerstag, 26. April 2012 19.30 Uhr: VoRtRag mit Prof.in Dr. in Silke Petersen „Maria Magdalena. Über das Verschwinden der Frauen in der kirchlichen Tradition“ Musik von Hendrik Rungelrath (HS 101 der Theologischen Fakultät Salzburg)

RahmenpRogRamm: Ab 17.00 Uhr: Café zur Einstimmung (TheologInnen-Zentrum) Freitag, 27. April 2012 17.30 Uhr: Künstlerinnengespräch mit 9.00 bis 12.00 Uhr: WoRkshop Christiane Pott-Schlager zur aktuellen Ausstellung „Die Frauen der Jesusbewegung“ „Frauenzimmer-Update“ (Sacellum) mit Prof.in Dr. in Silke Petersen 18.15 Uhr: Liturgie zur Katharinafeier (Sacellum) (HS 105 der Theologischen Fakultät Salzburg)

INHALT KooperationspartnerInnen Als Jüngerin Jesu und Erstzeugin der Auferstehung ist Maria Magda- Universität Salzburg lena eine der bedeutendsten Frauengestalten des Neuen Testaments. Katholisch-Theologische Fakultät Salzburg Was lässt sich historisch über Maria Magdalena sagen? Wie hat man Fachbereich Praktische Theologie Diözesane Frauenkommission Salzburg sie im Laufe der Geschichte gesehen und was sagen diese Bilder über TheologInnen-Zentrum Salzburg die jeweilige Zeit aus? Welchen Stellenwert hat sie in der kirchlichen Katholische Hochschulgemeinde Salzburg Tradition und wird diese Stellung in der Tradition ihrer tatsächlichen Katholische Aktion Salzburg Bedeutung gerecht? Was lässt sich anhand der Gestalt Maria Magda- Stabsstelle für Chancengleichheit, Anti-Diskriminierung und Frauenförderung lenas zum kirchlichen Diskurs über Frauen aussagen? des Landes Salzburg gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung REFERENTIN Europäische Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen Prof.in Dr. in Silke Petersen, außerplanmäßige Professorin für Neues Te- Frauenkommission der Diözese Linz Frauenbüro der Stadt Salzburg stament, FB Evangelische Theologie, Universität Hamburg 12 GENDER FORUM Präsentation frauen- und geschlechterspezifischer Abschlussarbeiten

Auch heuer findet wieder die Veranstaltung „Präsentation frauen- und geschlechterspezi- 30. Mai 2012, 19 Uhr fischer Abschlussarbeiten“ statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung ermöglicht das gendup - Zentrum für Gender Studies und Frauenför- derung eine Plattform, in der Studierende ihre Forschungsarbeiten präsentieren können. Für Fragen und Auskünfte steht Jannis

Wenn sich eure Arbeit also idealerweise in der Menn jederzeit per E-Mail oder telefo- Abschlussphase befindet und einen frauen- nisch Dienstags und Donnerstags von und genderrelevanten Aspekt beinhaltet, dann seid ihr herzlich eingeladen, im Rahmen die- 09:00-15:00 Uhr zur Verfügung. ser Veranstaltung eure Abschlussarbeit zu prä- sentieren. jannis.menn2sbg.ac.at Ziel ist es, Bachelor-, Diplom-, Masterarbeiten +43(0)662 8044 2529 und Dissertationen von Nachwuchswissen- schafterInnen im Bereich Gender Studies sichtbar zu machen sowie ein interdiszipli- näres Diskussionsforum für Studierende in Ab- www.uni-salzburg.at/gendup schlussphasen zu schaffen.

Erika-Weinzierl-Preis 2012

Der Erika-Weinzierl-Preis für Abschlussarbeiten menschlichen Handelns und Wirkens wie Öffentlichkeit sichtbar zu machen. aus dem Bereich der Frauen- und beispielsweise Kultur, Gesellschaft, Technik, Ausgewählt werden die Preisträgerinnen Geschlechterforschung an der Universität Wissenschaft und Politik auseinandersetzen. bzw. die Preisträger von einer Jury, die sich Salzburg wird heuer bereits zum 6. Mal Dabei können Mechanismen und Strategien aus Gender Expertinnen und Experten der vergeben. Der Preis wird vom Frauenbüro thematisiert werden, wie diese Systeme Universität Salzburg und je einer Vertretung Stadt Salzburg und von der Stabsstelle für anhand von Geschlecht strukturiert werden. der beiden Stiftungsstellen zusammensetzt. Frauenfragen und Chancengleichheit des Andere Variablen der Ungleichheit wie Alter, Landes Salzburg gestiftet und ist mit 1500 Religion, ethnische Zugehörigkeit und sexuelle Arbeiten sind in zweifacher Ausführung mit Euro dotiert. Ausrichtung können ebenfalls mitbehandelt einem Lebenslauf und genauer Anschrift der werden. Im Sinne des Nebeneinander- Bewerberin bzw. des Bewerbers sowie einem Eingereicht werden können Masterarbeiten, Bestehens unterschiedlicher theoretischer Gutachten der Betreuerin bzw. des Betreuers Diplomarbeiten und Dissertationen, die seit Konzepte können aber auch Arbeiten, die bis 31. Mai 2012 an folgender Stelle 1. Juni 2010 an der Universität Salzburg sich der Frauenforschung verpflichtet fühlen, einzureichen: approbiert wurden und sich innovativ eingereicht werden. Der Preis soll u.a. dazu mit der Variable Geschlecht in Bereichen dienen, Wissen aus diesen Bereichen in der gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung Büro des Rektorats der Universität Salzburg Kaigasse 17 5020 Salzburg

Nähere Informationen unter www.uni-salzburg.at/gendup

13 Theaterprojekt anlässlich 50 Jahre Universität Salzburg

„Am Rednerinnenpult. Historische Salzburger Persönlichkeiten melden sich zu Wort.“ Theaterperformance von Eva-Maria Viertbauer

Die Schauspielerin Eva-Maria Viertbauer produziert für die Universität Salzburg ein Theaterprojekt zu historischen Salzburger Frauenpersönlich- keiten mit dem Ziel die Forschungsarbeit Salzburger Wissenschafterinnen in unterschiedlichen Forschungsbereichen auf lebendige Weise in die Öffentlichkeit zu tragen. Die szenische Darstellung mit Originaltexten gibt einen Einblick in das Wirken und Forschen von außergewöhnlichen Frauen, wodurch die weibliche Perspektive auf die Geschichte sichtbar wird.

Zu Wort kommen

die Schriftstellerin Alice Herdan-Zuckma- die Reiseschriftstellerin Marie Andeßner, die yer, die mit ihrem Mann Carl Zuckmayer als über 60-jährige – alleine – Reisen in alle von 1933 bis 1938 in einem Haus in fünf Kontinente unternahme und über ihre Henndorf in Salzburg lebte Reisen in Salzburger Medien berichtete

Bildquelle: http://www.freudenberg-web.de/fotozeit.htm Rollenportrait „Maria Andeßner (1833-1906)“ von Irene M. Andessner 2011

die Augenärztin Rosa Putaya-Kersch- die zu ihrer Zeit bereits weit bekannte Frau- baumer, die als erste Frau mit kaiserlichen enrechtlerin Irma von Troll-Borostyani, die Sondergenehmigungen von 1890 bis zahlreiche Werke zu einer Umgestaltung 1895 eine Augenklinik in Salzburg leitete der Gesellschaft unter den Vorzeichen einer Gleichstellung der Geschlechter verfasste.

Bildquelle: Stadt Salzburg Bildquelle: Stadtgemeinde Salzburg

Eva-Maria Viertbauer ist in Salzburg geboren und aufgewachsen. Ausgebildet auf der Otto-Falckenberg-Schule in München, Engagements an der Elisabethbühne, am Salzburger Landestheater, am Münchner Volkstheater und den Münchner Kammerspielen. Filme mit Herbert Achternbusch und Sigi Zimmerschied. 2008 erstes eigenes Theaterprojekt „Sakkorausch“ am Schauspielhaus Salzburg.

Mehr unter www.sbg.at/em4bauer/index.html

Die Aufführung wird im Rahmen des Jubiläumsfestes der Universität Salzburg in Kooperation mit dem Altstadtmarketing am 1. und 2. Juni 2012 stattfinden. Die genaue Uhrzeit und der Ort werden noch bekanntgegeben.

14 YILMAZ-GÜNAY, Koray [Hrsg.] 2011: Neue Bücher zu den Karriere eines konstruierten Gegensatzes: zehn Jahre «Muslime versus Schwule». Sexualpoli- Gender Studies tiken seit dem 11. September 2001. Selbstverlag. Die Anschläge vom 11. September 2001 und der HAUG, Frigga (Hrsg.), 2010: dann einsetzende «Krieg gegen den Terror» haben Briefe aus der Ferne. Anforderungen an ein femi- die Weltordnung nachhaltig verändert. Sowohl im nistisches Projekt heute. Argument Verlag internationalen als auch im innenpolitischen Dis- 55 Feministinnen aus 5 Kontinenten schrieben kurs sind „die Muslim_innen“ zu einer homogenen „Briefe aus der Ferne“, um zur linken feministi- Gruppe zusammengefasst und „dem Westen“ gegenübergestellt wor- schen Programmfindung beizutragen. Der Dreh- den. Insbesondere Menschen aus der Türkei, arabischen Ländern, und Angelpunkt dieses Buches ist eine internati- dem Iran und anderen Ländern des Mittleren Ostens sind zur einheit- onale Umfrage. Dabei handelte es sich zunächst lichen Gemeinschaft ernannt worden um kritische Begleitung der Programmarbeit der Die Rechte von Frauen und Homosexuellen haben im gleichen Zeit- Partei Die LINKE mit dem Ziel, feministische Inhalte und Maximen ins raum – und durchaus im Zusammenhang damit – eine beachtliche Parteiprogramm einzuschreiben. Aber wie fordert man feministische Aufwertung erhalten. Während im «Westen» zumindest einzelne Er- Politik in einem Land, wo die Linke zerstritten ist, wo Feminismus folge der Emanzipationsbewegungen sichtbar wurden, schien es um für viele als Schimpfwort oder altmodisch anmutet, wo andere aus die sexuelle Selbstbestimmung in mehrheitlich muslimischen Län- feministischer Erfahrung die Parteiform ablehnen, während die mehr dern und innerhalb als muslimisch definierter Migrant_innen-Grup- oder minder etablierten Gender Studies sich aus der Politik möglichst pen in Westeuropa schlecht bestellt. Sexismus und zum Teil auch heraushalten? Da es nun darum ging, eingreifende feministische Po- Homophobie dienten so auch als Legitimation für außenpolitische, litik überhaupt zu denken und zu formulieren, wandte sich die He- zum Teil militärische Interventionen und für rassistische Kampagnen rausgeberin Frigga Haug suchend und fragend an Feministinnen in im Inland. Aus einer kritischen Perspektive wurde anfangs von „Is- aller Welt. lamophobie“ gesprochen, heute warnen selbst amtliche Stellen vor „antimuslimischem Rassismus“. CACHO, Lydia, 2010: Sklaverei. Im Inneren des Milliardengeschäfts ILLOUZ, Eva (2011): Menschenhandel. S. Fischer Verlag Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklä- Noch nie in der Menschheitsgeschichte war Skla- rung. Suhrkamp-Verlag verei und Menschenhandel so verbreitet. Mit der Warum tut Liebe weh, jedenfalls gelegentlich? Was modernen Sklaverei wird mehr Geld verdient als fasziniert uns noch heute an Figuren wie Emma mit dem Drogenhandel. Unbeirrt kämpft die Men- Bovary oder Heathcliff und Catherine, den un- schrechtsaktivistin Lydia Cacho gegen den Kinder- glücklich Liebenden aus Emily Brontës „Sturmhö- und Sklavenhandel: Von Japan über Kambodscha he“? Und vor allem: Was unterscheidet uns von und Europa bis nach Nord- und Südamerika ist sie undercover den ihnen? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Menschenhändlern auf der Spur. Lydia Cacho analysiert die weltweit Liebeskummer zu Zeiten Jane Austens und der Art und Weise, wie verbreitete Kultur des Sexismus, weist eindrücklich nach, wie sexuelle wir ihn heute erfahren und damit umgehen? „Ja“, sagt Eva Illouz, Gewalt in diversen Kriegen gezielt als Waffe eingesetzt wird und wel- die Meisterin der soziologischen Analyse der Gefühlswelt moderner che neue Formen der Ausbeutung durch das Internet entstanden sind. Menschen, und widmet sich in ihrem neuen Buch der Schattensei- te der Liebe. Sie zeigt, inwiefern der Liebesschmerz wesentlich von KEMPER, Andreas 2011: den gesellschaftlichen Bedingungen der jeweiligen Zeit geprägt wird (R)echte Kerle. Zur Kumpanei der Männer- und keineswegs ein rein individuelles Problem ist, wie uns etwa Be- RECHTSbewegung. Unrast Verlag ziehungsratgeber weismachen wollen. Das Leiden an der Liebe ist Die Männerrechtsbewegung ist ein Netzwerk ein soziologisches Phänomen, das Illouz untersucht wie einst Marx von Antifeministen, welches Männer als Opfer die Ware im Kapitalismus: in Begriffen des Tauschs zwischen un- instrumentalisiert. Unter dem Vorbehalt des ver- gleichen Marktteilnehmern. In sechs Kapiteln entfaltet sie die Ursa- meintlichen Tabubruchs werden frauenfeindliche, chen zeitgenössischen Liebesleidens sowie die Spezifika des heutigen schwulen- und lesbenfeindliche, antisemitische, Umgangs mit Beziehungskrisen. Die digitalen Heiratsmärkte spielen rassistische und anti-sozialstaatliche Positionen dabei ebenso eine Rolle wie die neuen Mechanismen der Partnerwahl propagiert. In einigen Foren zitieren sie Nazi-Webseiten und verbrei- und der strategische Umgang mit der romantischen Vorstellungskraft. ten Vergewaltigungs- und Mordphantasien. Nach außen wird ver- sucht, Prominente zu vereinnahmen und sich in einer Art Querfront- strategie als emanzipatorisch darzustellen; intern dient das Feindbild MADNER, Martina (2009): Feminismus zur eingeschworenen Männerkumpanei, die keinen Bevor der Tod uns scheidet. Frauen, die sich von Widerspruch duldet. Die Männerrechtsbewegung geht konform mit Gewalt in der Familie befreit haben. Sozialabbau und 68er-Bashing und kann realpolitische Erfolge, Uni- Verlag Ueberreuter versitäts-Konferenzen und eine Rebiologisierung von Geschlechterfra- Für sie war die Familie kein Ort des Rückzugs, gen vorweisen. sondern einer, der das Leben unerträglich machte: ständige Kontrolle, tagtägliche Demütigungen, VOSS, Heinz-Jürgen (2011): brutale Gewalt-Ausbrüche durch den ehemals ge- Geschlecht. Wider die Natürlichkeit. liebten Partner, der sich immer mehr zum Täter Schmetterling-Verlag entwickelte. Drei Frauen erzählen ihre Geschichte. Sie wollen Vor- Voß bereitet aktuelle Ergebnisse der Biologie an- bilder sein, für andere, die den Ausstieg noch nicht geschafft haben, schaulich auf und zeigt wie selbst sie in Richtung denn: Wir haben Gewalt in der Familie überlebt. Das können andere vieler Geschlechter weisen. Indem er an Gedanken auch. Schätzungen zufolge ist eine von vier Frauen einmal in ihrem der Entwicklung anknüpft, rückt er den Menschen Leben davon betroffen. Die psychischen Folgen sind von Dauer, und selbst in den Mittelpunkt, wo bisher die Kategorie trotzdem: Es gibt ein Leben danach ... und Institution «Geschlecht» fetischisiert wurden. Von hier aus ergeben sich gesellschaftskritische Forderungen im An- schluss an Karl Marx.

15 Sommersemester 2012 | Paris Lodron Universität Salzburg Geschlecht und Alter(n)

Ringvorlesung Gender Studies

BEGINN Dienstag, jeweils 17:00-18:30 Uhr s.t. ORT HS 380, Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Rudolfskai 42

06.03.2012 Andrea BRAMBERGER – ERÖFFNUNGSVORTRAG Intersektionalität von gender und generation 13.03.2012 Anne SIEGETSLEITNER Geschlecht und würdiges Alter(n) 20.03.2012 Ulrike AICHHORN Wenn ich einmal alt (und arm) bin... 27.03.2012 Babette GRABNER P ege – Alter – Geschlecht. Ist P ege wirklich weiblich? 17.04.2012 Bernhard IGLSEDER Veränderungen des Zentralnervensystems (ZNS) in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht 24.04.2012 Markus MOOSBRUGGER Lesbisch – Schwule Alte – Gibt es das überhaupt?!? 08.05.2012 Beate WIMMER-PUCHINGER Frauenkörper – Frauenleiden: Projektionen und/oder Reaktionen? 15.05.2012 PODIUMSDISKUSSION – ACHTUNG: 19:00 Uhr, Fachhochschule Salzburg Urstein, HS 110!! “Golden Agers?” Von Möglichkeiten und Zwängen, aktiv und selbstbestimmt zu altern Diskussionsrunde: Gerhard BUCHLEITNER (LH-Stellvertreter a.D. ), Marie Thérès ESCRIBANO (Sängerin, Schauspielerin), Freda MEISSNER-BLAU (Publizistin, Parteigründerin der Grünen Alternative), Jürgen OSTERBRINK (Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg), Reinhold POPP (Fachhochschule Salzburg Urstein), Beate WIMMER-PUCHINGER (Frauenge- sundheitsbeauftragte der Stadt Wien) Moderation: Martina BERTHOLD (Erziehungswissenschafterin, Organisationsberaterin)

22.05.2012 Renate WIESER Weise Frau – Fromme Helene – Juicy Crone: Das Alter(n) von Frauen als Thema von Religionen und Theologien 05.06.2012 Ulrike GARSTENAUER & Reinhold POPP Arbeit – Alter – Gender. Zur Zukunft der alternsgerechten Arbeitswelt – aus der Genderperspektive 12.06.2012 Eva HAUSBACHER & Ralph POOLE Mit 66 Jahren... Altersbilder in Literatur und Film 19.06.2012 Solveig HARING Neue Medien – “alte” Frauen. Repräsentationen, Zuschreibungen und Kompetenzen für Frauen ab 50 26.06.2012 Schriftliche KLAUSUR

INFORMATIONEN: gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung | Büro des Rektorats | Paris Lodron Universität Salzburg | Kaigasse 17, 1. Stock | http://www.uni-salzburg.at/gendup | [email protected] | Tel.: 0662 8044 2522

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