DAV Panorama 6/2009

Wenn die weißen Flocken fallen, freuen sich Skifahrer und Skitourengeher. Doch auch für Nichtskifahrer und ihre Kinder hält der Winter Schönes bereit. Dazu braucht es nur etwas Offenheit und kindliche Spielfreude.

Von Ludwig Bertle Bertle Ludwig Fotos:

Winter-Freizeit-Alternativen für Familien Kinder, Kinder, es wird Winter

ine DAV-Fortbildung „Erleb- Orangen-Wettrennen mit endlosen Hängen bergab zu fahren und vor lau- nis Winter“: Eltern und Kinder Durchgängen. Erst als die Schatten auf ter Stahlmasten die wahre Landschaft von acht bis zwölf Jahren stei- den Spielplatz sinken, lassen sich die kaum mehr wahrzunehmen. Wenn Egen mit Schneeschuhen zum Werta- Kinder überreden, abzusteigen. wir an Winter denken, kommen vie- cher Hörnle auf. Das übliche Quen- Viele Eltern leiden heute unter Ge- len zunächst Bilder von unberührten, geln hält sich in Grenzen, denn die wissensbissen. Sollen sie ihren Kin- wie in Watte verpackten Traumland- Kinder sind mit der Wegsuche und dern noch das Pistenski- schaften in den Kopf. der Identifikation von Tierspuren be- fahren beibringen? Ist es Winter heißt viel mehr Um genau das und schäftigt. Endlich die große Lichtung, vertretbar, sich einzu- noch viel mehr zu erleben, endlich Rast und Brotzeit; die Kinder reihen in die Autostaus als Skifahren. Wer sehen viele Bergsteiger werden jetzt sicher ausruhen wollen. Richtung Skiorte und in wird wie die Kinder, in Skitouren die Alterna- Weit gefehlt! Nach ein paar Bissen die endlosen Liftschlan- hat den Weg frei ins tive zur Piste: eine Dis- haben sie schon die Lawinenschaufeln gen? Wurde nicht schon Erlebnisparadies. ziplin des Bergsteigens, in der Hand und fangen an zu graben. genug alpine Landschaft die Kondition, Orien- Bald entsteht eine gemeinsame Idee: planiert? Alternativen sind gefragt. tierungssinn und Verantwortungs- eine Kugelbahn am Steilhang. Schnell Neben all dem Spaß, den körperei- bewusstsein verlangt. Dabei ist für wird sie immer länger, erhält über- genen Drogen und dem Fahrwind um viele das Gehen und das Naturerleb- höhte Kurven, Brücken und Tunnels. die kalte Nasenspitze sollte man eines nis wichtiger als die spätere Abfahrt, Dazwischen gibt es immer wieder beim Skifahren nicht übersehen: Win- die ohnehin nur gelegentlich den er- Testläufe mit den Kugeln: leuchtenden ter heißt noch viel mehr, als auf einem sehnten Fahrrausch ermöglicht. Orangen, die dem Brotzeittisch ent- oder zwei Brettern auf überfüllten Ob Piste oder Tour: Mit Ski können wendet werden. Am Ende steigt das und von Kunstschnee bedeckten in die winterliche Zauberlandschaft

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ANZEIGE nur diejenigen eindringen, die den te des Winterraums wie Fingerzeige Schwung raushaben. Alle anderen wirken. Schnee ist ein idealer Werk- Bergliebhaber hatten zwischen Ok- stoff, um intuitiv Formen zu gestal- tober und Mai Schwierigkeiten – bis ten. Er ist gut formbar, gefriert über vor wenigen Jahren. Erst die Renais- Nacht in eine harte Form, leuchtet in sance des Schneeschuhs löste dieses hellem, durchscheinendem Weiß. Problem zugunsten der Nichtskifah- Land-Art hält sich auch im Winter rer: Nun können auch sie sich im tie- an Naturmaterial, fügt dem Schnee al- fen Schnee und ungespurten Gelände lenfalls Baumrinde oder Zweige hin- bewegen. Vielleicht mit etwas mehr zu. Sie baut auf die Vergänglichkeit Kraftaufwand, aber ohne langwierige und will auf Dauer nichts hinterlas- Ski-Ausbildung. sen. Immer aber beteiligt sie das Un- Zurecht, wenn auch häufig etwas terbewusste, Assoziative. Kinder er- scheinheilig, bedauern die Skifahrer, kennen dies rasch und handeln ohne dass die Fußgänger bergab arm dran Berührungsängste. Erwachsene hin- sind. Dabei vergessen sie, dass im gegen haben zunächst oft Schwierig- bis zehn Mithelfende verkürzen die Sommer alle zu Fuß von den Gipfeln keiten. Doch wer wird „wie die Kin- Bauzeit beachtlich. Am Anfang steht steigen, ohne in Wehgeheul auszu- der“, hat's nicht mehr weit ins Spie- ein Kreis mit drei bis vier Metern In- brechen. Doch gibt es durchaus Hilfs- ler-Paradies. nendurchmesser. Im nahe gelegenen mittel und Techniken, den Abstieg Der Winter im Gebirge bietet al- „Steinbruch“ werden gleichmäßig ge- kurzweiliger und abenteuerlicher zu so ideale Voraussetzungen für span- formte Schneeklötze ausgestochen nende Abenteuer und kreativen oder -gesägt. Als Ringmauer aufge- Schnee-Spaß. Kinder haben die größ- schichtet, werden sie immer flach ge- te Freude an Klassikern wie Schnee- legt und mit jeder Lage weiter nach ballschlachten oder sich den Hang hi- innen überschoben und geneigt, so nunterzurollen, um unten ein paar dass eine Kuppel entsteht, die sich in „Schnee-Engel“ zu wälzen. Man maximal zwei Meter Höhe schließt. könnte auch mal auf „Spurensuche“ Der Zugang wird in Nord- oder Süd- gehen, ein paar Tierspuren von Gäm- richtung nachträglich als Kältetunnel sen oder Schneehasen genau unter die angelegt, der Igluboden sorgfältig ge- Lupe nehmen. So kann die ganze Fa- glättet. Ein schaufelstieldünnes Lüf- milie den Schneespaß mit Naturer- tungsloch, und schon ist nach drei lebnis und -erfahrung verbinden. Stunden die Behausung fertig. Fünf Eine andere, spannende Möglich- bis sechs Halbwüchsige können darin gestalten. Wenn eine tragfähige Gleit- keit, jungen Menschen die Natur na- liegend übernachten, doppelt so viele schicht da ist, reicht der bloße Ho- hezubringen, ist eine Nacht im Iglu. im Kreis sitzen und sich Geschichten senboden aus, um in steileren Hän- Eine romantische Winternacht unter erzählen. gen rasante Rennstrecken zu eröff- dem Sternenhimmel droht ein kaltes Noch mal zurück zu unserem nen. Plastiksäcke, Knüppelbobs oder Vergnügen zu werden – in einem Ig- „Orangen-Rennen“: Nach anfäng- Rutschteller als Unterlage beschleu- lu lässt sie sich aushalten. Die Tempe- licher Zurückhaltung bauten und nigen noch das Tempo und bleiben ratur bleibt, egal wie kalt es außen ist, spielten auch die Erwachsenen mit. dabei gut steuerbar. Wer so rutscht, um den Gefrierpunkt. Mit Isomatte Denn der mitreißenden kindlichen kann es zeitlich mit manchem seine und Daunenschlafsack ist das erträg- Freude am Winter-Spiel-Spaß konn- Stürze sortierenden Tiefschneefahrer lich, das Erlebnis aber ein besonderes: te keiner widerstehen. Das winter- aufnehmen. Und der Spaß ist mindes- Die Schneewände schlucken alle Au- liche Gebirge bietet also wirklich viel tens gleich groß. ßengeräusche, im Inneren herrscht mehr als nur Pisten. Zur Freiheit des Wer offen ist für eine Alternati- tags milchige Helligkeit, nachts bei Bergsteigers gehört, die Vielfalt der ve zum klassischen Rauf und Runter, Kerzenlicht eine heimelige Atmosphä- Erlebnismöglichkeiten zu nutzen, den dem sei eine kreative Variante emp- re. Kinder und Jugendliche reagieren Kindern das Spielerische abzuschau- fohlen: Land-Art, Kunstobjekte aus auf solche Natur-Sinneseindrücke na- en, der Fantasie Platz zu schaffen und Schnee. Ihr ästhetischer Wert lässt iver und unmittelbarer als Erwachsene mit der Zeit anders umzugehen. Dann sich freilich bestreiten und sie sind und speichern sie nachhaltiger ab. kann der Winter ruhig kommen. Wir extrem vergänglich. Aber gerade da- Doch wie baut man ein Iglu, ist das freuen uns auf ihn. o rin liegt ihr Reiz. Nichts erinnert im für Laien überhaupt möglich? Es ist Ludwig Bertle (61) war Bundesjugendleiter im DAV Frühjahr an die Schneefrauen, Eis- kein Geheimnis, aber doch eher ge- und arbeitet als Lehrer und Bergführer seit vielen bären oder Sitzmöbel, die in der Wei- eignet als Kleingruppenprojekt; fünf Jahren in mehreren Lehrteams gestaltend mit.

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Eine Skitouren-Weihnachtsgeschichte von Christine Kopp Laute Stille

Wir sind zu zweit unterwegs. Der fast zu laut, ein Hüsteln ein störender Rhythmus ist vollkommen: So oft Zwischenton, den wir sorgsam ver- schon waren wir zusammen auf Ski- meiden. Seit zwei Stunden sind wir un- tour, dass wir weder über Schnelligkeit terwegs. Die Vollmondnacht ist nicht noch Schrittlänge reden müssen. Un- schwarz, und auch unsere Blicke sind sere Ski gleiten harmonisch über den geschärft: Mit Katzenaugen unterschei- festen Firn. Die Hänge glänzen im Licht den wir zarte Tönungen irgendwo zwi- des Vollmonds, Mulden versinken im schen Schneeweiß, Eisgrau und Dun- Schatten. Es ist zehn Uhr abends. Der kelschwarz. Das grelle Licht des Tages Vollmond steht noch nicht hoch, wirkt wird sie wieder auffressen. Doch jetzt, aber wie eine gigantische Lampe, die je- in der Nacht, brennen sich die Natur, mand für uns im All eingeschaltet hat: ihre Konturen und ihre Schatten, als Was wir erkennen müssen, sehen wir, schwarzweiße und doch bunte Bilder das andere bleibt verborgen. in unsere Seelen ein. Als ob wir es abgemacht hätten, sa- Der Gipfel. Wir steigen aus den gen wir kein Wort. Es ist ein stilles Ein- Bindungen, ziehen die Felle von den

Christine Kopp

Schlüsselstellen 49 Geschichten aus den Bergen

Illustriert mit Fotomontagen von Alex Luczy Foto: Alexander Luczy Alexander Foto: Mammatus Jacke ausgestattet mit GORE-TEX® Pro Shell

Diese und 48 weitere Erzäh- lungen von Christine Kopp, il- lustriert mit Bildmontagen von Alexander Luczy, finden sich im Buch „Schlüsselstellen“; Vertrieb in Deutschland durch Panico Alpinverlag, € 18,- verständnis, eine Ehrfurcht vor der Ski, legen die Rucksäcke ab, nehmen Größe der Nacht: Sätze, ja schon Sil- unsere Jacken heraus, verstauen die ben, würden die Magie dieser stummen Felle. Umarmen uns lange und innig, Beredsamkeit verletzen. Denn dass die ohne etwas zu sagen. Dann setzen wir Stille zu uns spricht, daran gibt es kei- uns auf die Rucksäcke und blicken in nen Zweifel. Sie hat zwei Sprachen: Die die Runde. Bergketten leuchten in eine ist jenes innere Gespräch, das Hor- dieser Zaubernacht, und obwohl die chen auf Eingebungen und Erkennt- Sonne nicht scheint, sehe ich, wie nisse, das sie fördert – im Gegensatz auch die Augen meines Freundes zum lauten Alltag. Ihre andere Spra- leuchten. „Schön ist es“, sagt er, che ist jene, mit denen sie unsere Sinne und ich mag nur antworten „ja, sehr schärft. Ein feiner Wind, den wir am schön“. Dann trinken wir wärmenden Tag kaum wahrnehmen würden, säu- Kaffee mit Amaretto und essen ein selt uns nun eine kleine Nachtmusik paar Nüsse, bevor wir aufbrechen zu vor. Wir spüren die Beschaffenheit des einer schwungvollen Abfahrt, bei der Schnees nicht nur, wir hören sie auch. wir die vom Mond in ein klares Licht Das Quietschen der Bindungen gibt getauchten Hänge suchen wie eine Ei- den Takt an. Ein letzter Ruf eines Vogels dechse die Sonnenstellen. Wunder- wird zum Schrei, der die Ruhe durch- schön war er, dieser nächtliche Aus- schneidet. Und unser eigener Atem ist flug in die laute Stille der Berge. o EXPERIENCE MORE ...

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Patagonien mit Kind

atagonien!? Eiskalte Winde, die durch nasse Regenkleidung pfei- fen – Sauwetter, keine Urlaubs- Pfantasien! So denken die meisten; »Kinderspiel!« mich aber hat der Patagonienvirus ge- packt und schon 18-mal an das süd- Patagonien mit Kind? Ist das nicht viel zu kalt, windig lichste Ende der Welt gelockt. Aber und überhaupt nicht kindgerecht? Der Autor und das vierjährige Kind dorthin mitneh- Fotograf Ralf Gantzhorn ist vom Gegenteil überzeugt. men? Mit dieser Idee erntet man meis- tens nur Kopfschütteln: Kindern sei es doch mehr oder weniger egal, ob sie ihre Spielzeit im Schwarzwald ver- bringen oder anderswo. Von wegen! Nach der letzten Fahrt sprach unser damals dreieinhalbjähriger Sohn Nils noch monatelang von Pinguinen und Donnergletschern. Patagonien! Grandiose Landschaf- ten, eine kaum vom Menschen beein- flusste Tierwelt, Sommer, wenn bei uns Winter ist, und abwechslungs- reiche Wanderwege, die bei gerin- gen Höhenunterschieden zu traum- haft schönen Zeltplätzen führen. Das Wetter ist für Wanderer längst nicht so schlimm wie stets dargestellt. rund 800 Höhenmetern, auch das ist chen, über die das Eis tausend Meter hi- Denn in den Märchenwäldern im Tal durchaus kindgerecht. nunter poltert – ein Spektakel, das nicht herrschen selten die Winde, die die Weiter im Norden ändert sich der nur unserem Sohn den Atem nahm. Kletterer weiter oben aus den Wän- Charakter der Landschaft. Von El Bol- Weitere zweihundert Kilometer den zerren wollen. son und Bariloche, den beiden regio- weiter nördlich unternehmen wir un- Gleich unsere erste Tour ist ein Bei- nalen Zentren, führen Hüttenwande- sere letzte Tour, wieder mit dem Zelt. spiel für das Kinderparadies Patago- rungen in Berge, die an die Alpen oder Ziel ist der Lago Rucachoroi und sei- nien: Sie führte uns an den Fuß des Skandinavien erinnern. Die Comarca ne Umgebung, eines der letzten Cerro San Lorenzo, mit 3706 Metern Andina bei El Bolson ist ein landschaft- Rückzugsgebiete der Araukarie. Die- der zweithöchste Berg Patagoniens liches Kleinod und Naturschutzgebiet, ser merkwürdige Baum wächst aus- und ein majestätischer Eisklotz. Der dessen Gipfel, Täler und Seen durch ein schließlich im Norden Patagoniens, Weg zu einem unterhalb gelegenen gutes Wegenetz und mehrere bewirt- seine Samen dienen den Mapuche- See ist allein schon atemberaubend. schaftete Hütten erschlossen sind. Indianern als Nahrungsgrundlage. Denn es gibt keinen Weg! Beglei- Birgit, Nils und ich werden ganz still tet von Guanakos, Adlern, Kondoren Pizzahütten und Donnerberge angesichts dieser bis 1500 Jahre alten und Füchsen durfte unser Sohn Pfad- Durch urwüchsigen Südbuchen- Bäume, die an Wesen aus einer ande- finder spielen. Und er lotste uns gut wald erreichten wir das Rifugio Hielo ren Welt erinnern. In der Abenddäm- durch den patagonischen Märchen- Azul (Blaueishütte) und staunten nicht merung geht dann auch noch der Voll- wald. Nur an den Flüssen und Bächen schlecht: Auf der Berghütte wird selbst mond hinter den skurrilen Silhouetten war es problematisch. Zuerst wurde gebrautes Bier genauso angeboten wie auf. Die sagenumwobene, mystische das Gepäck auf die andere Seite be- Pizza aus dem Holzofen. Motivations- Araukarie soll später eines der vielen fördert und dann Nils. Gibt es etwas hilfen benötigte unser Sohn nicht an- Themen sein, von denen Nils erzählt. Spannenderes, als auf den Schultern gesichts des spannenden Weges, der Ein weiterer wunderbarer Wander- des Vaters durch einen Gletscherbach zuerst durch tunnelartige Bambusdi- urlaub in Patagonien geht zu Ende und getragen zu werden? Höchstens viel- ckichte führt. Weiter oben näherten unser Sohn ist, wie wir, überglück- leicht den See, wo ein kurzes Bad zwi- sich uns Kondore bis auf zehn Meter. lich. Es bleiben noch viele Touren, die schen Eisbergen lockt und Nils mehr Und dann ist da auch noch die Haupt- in diesem fernen Land erkundet wer- Steine findet, als er werfen kann. Be- attraktion, der 3556 Meter hohe ehema- den möchten. o gegnet sind wir in diesen fünf Tagen lige Vulkan Tronador oder „Donnerer“. Hinweis: In Panorama 1/2010 finden Sie eine Repor- niemandem, der Gesamthöhenunter- Von seinen Flanken fließen acht Glet- tage und eine Leserreise zu den schönsten Plätzen schied für die ganze Tour liegt bei scher zu Tal und enden an Steilabbrü- Patagoniens. Vorabinfo unter www.alpenverein.de

24 DAV Panorama 6/2009 Bergsport heute Das Alpenvereinsjahrbuch 2010: Einsteigen, neue Perspektiven gewinnen, rückblicken, vorschauen ... Eine Genusstour

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Südtessin: Pilgern zum Schweizer „Saurierberg“ Farben und Fossilien

Wegen seiner Fossilienfunde ist der Monte San Giorgio bei Lugano Hinter den Tessiner Wanderbergen leuchten UNESCO-Welterbe. Doch die süd- die Walliser Viertausender. liche Bilderbuchlandschaft bie- tet ohnehin entspannte Wander- Hochgenüsse – auch für die kühle Jahreszeit.

Nein, er ist kein „Jurassic Park“, wo Wanderer von Urzeitechsen auf- gefressen werden, der Monte San Gi- orgio. Versteinert sind die Fische und Meeressaurier, bis zu sechs Meter lang, im Sedimentgestein des Berges verborgen. Seit dem 19. Jahrhundert konnten Paläontologen hier Funde von weltweiter Bedeutung heben. Ex- empel sind im Museum in Meride zu Grimm Peter Foto: bewundern, einem urigen Tessiner Dörfchen am Südhang. wo selbst die Zeit Urlaub macht. Zu Was für ein Kontrast zu den im Süden Solch ein „Berg der Saurier“ lockt Füßen des Monte Lema kleben al- verschwimmenden Ebenen Italiens! zum Besuch. Zu einer Pilgerfahrt tersgraue Dörfer am Hang über der Carona, einst eigene Republik und durch das Bergland südlich des Monte schäumenden Magliasina, und über Heimat von Künstlerfamilien europä- Ceneri; zweckmäßigerweise im Früh- grotesken Baumgestalten lugen auf ischen Ranges – hier an der Renaissan- lingsahnen eines Tessiner Spätwin- Hügelkuppen archaische Waldkirch- cekirche beginnt die Rundtour am San ters. Dabei kann man leicht hängen lein hervor. Charakteristisch ist die Salvatore: San Grato, Rhododendren- bleiben im Netz von Kultur und Ge- Route von Aranno, ehedem Sitz park der Farben und Düfte; die Alp Vi- schichte. Das uralte Siedlungsgebiet der Lepontier, hinab zur Hammer- cania, eine Wiesenfläche mit dem un- wurde geprägt von den Lepontiern, schmiede und über Talweiden nach vermeidlichen Besenginster; am Rück- Römern und Langobarden, durch die Arosio, einst Etappenstation am Rö- weg mit Tiefblicken auf die spiegelnde Bistümer Mailand und Como. Unter merweg. Oder der schattige „Philo- Wasserfläche ist man dann endlich dem bröckelnden Freskenresten, den Rü- sophenweg“ vom Höhenort Cadema- „Saurierberg“, dem Monte San Giorgio cken an altertümliches Mauerwerk ge- rio zur Aussichtskuppe der Alp Agra; (1096 m), ganz nah. Den schlichten Bu- lehnt, erliegt man gern dem Reiz süd- oder die „strada verde“ auf histo- ckel unter lindgrünem Waldpelz packt licher Bauten. rischen Spuren durch den kompletten man vom Postbus-Halt „Crocifisso“ Rund um den Luganer See ist die Malcantone … – nein, es muss nicht (670 m) auf einem Karrenweg durch Landschaft teils arg zersiedelt; Erho- der Panoramagipfel des Monte Lema Steilwald, vorbei an einer 800-jährigen lung bietet der lichte Kastanien- oder (1619 m) sein, um die Landschaft mit Einsiedelei. Dann der Clou: Unmittel- Buchenwald der Hügelstufe. Selbst bei Auge und Herz zu erfassen. bar hinter dem Uralt-Gemäuer tritt man Schnee schlurft man vergnüglich durch Auf den Zuckerhut von Lugano, auf eine Art Felskanzel hinaus, 800 Me- den Teppich aus weichem Kastanien- den San Salvatore (912 m), wird nie- ter über dem Wasserspiegel. Wie ein laub und bewundert die wachsgrünen mand verzichten wollen. Am besten Schiffsbug pflügt der „Saurierberg“ Schöpfe der Stechpalmen. Ein Vorge- vom Dorfplatz in Ciona aus durch zwischen die Arme des Luganer Sees, fühl bietet der Lehrpfad auf der Halb- lichten Buchenwald mit Frühjahrs- die sich fjordartig zwischen die Vor- insel des Monte Caslano, ein kleines, blühern in vielen Winkeln. Oben alpenberge zwängen. Wasser und Berg – aber feines Naturschutzgebiet. packt einen die Umschau: der tinten- Kontrast und Harmonie. Peter Grimm Dahinter, im Westen des Sottoce- blaue Luganer See, das Häusermeer neri, faltet sich das Bergland des Mal- Luganos, fast rundum grünes Gebir- Info: Schweiz Tourismus Postfach 16 07 54, 60070 Frankfurt a.M., Tel. 00800/10 02 00 30 cantone auf – ein einziger ausgedehn- ge, und vom Westen her schimmert www.MySwitzerland.com ter „Fun-Park“ für Lehrpfad-Fans, das Eisfiligran des fernen Monte Rosa. Karte: Kümmerli & Frey, Ticino, Sottoceneri, 1:60.000

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DAV-Kader Skibergsteigen Mit Volldampf in den Winter!

Die Leistungsdiagnostik beweist es: Hoffnung: In der letzten Saison wurde Das Nationalteam Skibergsteigen das Allgäuer Energiebündel meist nur startet mit besten Voraussetzungen durch technische Defekte von Top-10- in die Wintersaison. Platzierungen abgehalten. LOGIK Damit die Nationalmannschaft op- 30% leichter und Da glühten die Fahrradergometer timal ausgerüstet in die Rennen gehen extrem strapazierfähig und Laufbänder: Bei der Leistungs- kann, steht dem Team mit Dynafit ein diagnostik des DAV-Kaders Skiberg- neuer und besonders kompetenter steigen am sportmedi- Ausrüstungspartner zur zinischen Stützpunkt Seite. Auch die erfolg- Bamberg machten he- Komm ins Camp! reiche Partnerschaft mit rausragende Werte Hoff- Der DAV richtet vom 15. bis dem Reichenhaller Ski- VERSCHLUSS 17. Januar 2010 in Berchtesga- robuster riri Aquazip nung auf einen erfolg- den ein internationales Nach- touren-Spezialisten Riap reichen Winter. Die Trai- wuchscamp im Skibergsteigen Sport wurde weiter ver- ningswissenschaftler um für 14- bis 19-Jährige aus, vor längert. Zudem wird bis Dr. Volker Schöffl hat- allem für Neu- oder Querein- zum Saisonanfang noch ten einen sportartspezi- steiger. Infos und Anmeldung ein Sponsorenpool auf- unter www.alpenverein.de fischen Test mit Rennski gebaut werden. STÄRKE ® auf dem Laufband ent- Für den DAV in der unzerstörbares Cordura wickelt – und gerade die kommenden Saison in- Nachwuchsläufer glänzten ternational antreten wer- mit Top-Leistungen. den: Toni Steurer (Oberstau- SIXPACK Multifunktionen für Skier, Gelingt es, die Testwerte fen-Lindenberg), Martin Echt- Eisgeräte, Seil, Schaufel, optimal in den Trainingsplan ler (Peiting), Andreas Strobel Sonde, Felle einzubauen, sollten die Jungs und (Selb), Konrad Lex (Gangkofen), Mädels an die Erfolge des Vorjahres Alexander Schuster (Trostberg), anknüpfen können. Für einige heißt Barbara Abler (Bad Reichenhall), es jetzt schon Anschluss an die Seni- Kathrin & Miriam Hoff (München- oren finden; vor allem einer will es Oberland), Toni Palzer (Berchtesga- wissen: Alexander Schuster wurde in den), Philipp Reiter (Bad Reichen- die Sportförderkompanie der Bundes- hall), Josef Rottmoser (Rosenheim) wehr aufgenommen. Bei den Senioren und Jonas Schlachter (Weiler). red ist vor allem Toni Steurer die DAV- Roger Schäli, Extrembergsteiger:

Foto: DAV Foto: „AUSRÜSTEN IST EINE KUNST – DIE KUNST Für Profis und Private Der DAV Skitourencup kooperiert auch DES WEGLASSENS.“ 2010 mit dem Austria Skitourcup astc: Jen- nerstier und Dachstein Xtreme gehören zu Unser Meisterwerk. Die Rucksacklinie Pure. beiden Cup-Serien. 9.1.: Dammkarwurm (DM Vertical Race) 6.2.: Jennerstier (DM Single) 14.3.: Hochgratrallye (DM Team) 27.3.: Dachstein Xtreme (A) Infos auf www.alpenverein.de, www.astc.at

www.salewa.com DAV Panorama 6/2009

Jugend-WM und -Europacup Wir sind Weltmeister!

Der Mann mit dem Iro hat's gepackt: Was bei den Senioren noch keinem deutschen Kletterer gelang, schaffte der Schwäbisch Gmünder Sebastian Ha- lenke (14) bei der Jugend-WM im fran- zösischen Valence gleich in seinem ers- ten internationalen Jahr: 13 Jahre nach dem letzten WM-Titel durch Markus Bock wurde er Jugend-Weltmeister im Schwierigkeitsklettern!

Den Titel holte der junge Shooting- Gabrysch Christoph Foto: star in beeindruckender Manier: Als einziger Kletterer der Jugend B konn- te er alle Routen von Quali bis Fina- le top klettern – das gelang sonst nur noch dem tschechischen Wunder- knaben Adam Ondra eine Altersklas- se höher! Aber auch für einen wei- teren DAV-Starter lief es blendend Slowenen Domen Skofic. Nur Luisa Deubzer (München- bei der Jugend-WM: Sammy Adolph knapp an einer Medaille vor- Oberland, Jugend B), Tho- (München-Oberland) holte sich den bei schrammten etliche wei- mas Tauporn (Schwäbisch- dritten Platz hinter Halenke und dem tere deutsche Kletterer: Mit Gmünd; Junioren) und Juliane

Sebastian Halenke Iro-Power aus dem Schwabenländle

Er fällt auf: Nicht nur mit der un- bei sein Heimtrainer und Lederja- beiten, aber später auch in den Se- glaublichen Power, die der gerade ckenträger-Kollege Timo Preuss- nioren-Weltcups Fuß fassen. Dass mal Vierzehnjährige an die Wand ler, der den Jungspund bereits seit Sebastian schon jetzt mehr als nur bringt, sondern auch mit seinem dessen Anfängen kennt. Auch sei- ein Wörtchen mitreden kann, hat er unverwechselbaren Markenzeichen, ne Eltern, die Sebastian mit dem Jugend-Weltmeis- dem schwarzen Irokesen-Schnitt aus der klettersportlichen tertitel bereits bewiesen. mit Mini-Zopf. Dabei ist der sympa- Diaspora im Ulmer Hin- Und auch der Europameis- thische Schwabe alles andere als ein terland regelmäßig in die tertitel der Jugend B war zu Rocker: Durch und durch Sports- Hallen und Klettergebiete Redaktionsschluss noch mann, fällt der überzeugte Lederja- der Welt fahren, unter- Matthias Keller Foto: in Reichweite – ein Dou- ckenträger vor allem durch seine un- stützen die sportlichen ble, das zuvor noch keinem glaublich professionelle Herange- Ambitionen ihres Sohnes deutschen Kletterer ge- hensweise an seinen Sport auf: Er voll. Vor allem sein Va- lang. Bei allem Ehrgeiz ist weiß hundertprozentig, was er will ter weiß als ehemaliger Sebastian aber auch ein lo- (Ansage vor der WM: „Ich werde Hochleistungssportler, welchen yaler Sportsmann geblieben, der sei- Jugend-Weltmeister!“) und was er Rückhalt es braucht, um ganz vorne nen Konkurrenten genauso den Er- dafür tun muss. Für einen Kletterer mit dabei zu sein. Und genau da will folg gönnt. Dieser Zug macht den in seinem Alter eher ungewöhnlich, sich der Filius langfristig etablieren: Jugend-Weltmeister nicht nur in analysiert er akribisch Wettkampf- Zuerst einmal bei den Jugendwett- den eigenen Reihen, sondern auch routen, aber auch seine Stärken und bewerben alles geben und kontinu- in den Teams anderer Nationen zu Schwächen. Ihm zur Seite steht da- ierlich weiter an den Schwächen ar- einem respektierten Champion. mk

28 DAV Panorama 6/2009 Bergsport heute

Jugend-WM und -Europacup Finale im Deutschen Sportklettercup Wir sind Weltmeister! Danker macht das Double – Wurm die Serie

Wurm (Wuppertal, Juniorinnen) gab Er ist derzeit der konstanteste Klette- pertal) gewann nach Kempten auch es gleich dreimal Blech für den DAV – rer Deutschlands: Nach seinem Meis- in Leipzig und holte sich wieder den vor allem Tauporn und Wurm waren tertitel im Bouldern klettert Stefan Gesamtsieg im Deutschen Sportklet- als sichere Podiumskandidaten nach Danker nun auch mit Seil nach vor- tercup. Damit bleibt die Seriensiege- Frankreich gefahren. Auch der Franke ne. Schon beim ersten Sportklettercup rin national seit über zwei Jahren un- Alexander Megos (Erlangen) war mit in Kempten hatte er das Rennen vor geschlagen. Ihr auf den Fersen sind großen Ambitionen angetreten, doch Markus Jung (Siegerland) und Lokal- nur zwei weitere Kletterinnen: Luisa es blieb bei Platz acht für ihn. Eben- matador Andreas Bindhammer (All- Neumärker (SBB) reichte es in Leipzig falls ins Finale schaffte es bei den Ju- zwar „nur“ zum drit- Foto: Torsten Wenzler niorinnen Ines Dull (Allgäu-Kemp- ten Platz, nach ihrem ten) als sechste. Mit dieser Bilanz von zweiten Rang in Kemp- einmal Gold, einmal Bronze und drei ten hatte sie aber in der vierten Plätzen erzielte der DAV das Gesamtwertung hinter beste Teamergebnis bei einer Jugend- Wurm die Nase knapp WM überhaupt: Sieben von 14 Star- vor Ines Dull (Allgäu- tern erreichten das Finale – damit Kempten), die in Leip- konnten die Trainer Gunter Gäbel und zig Zweite wurde. Farid Touchi wahrlich zufrieden sein. Den Damen und Aber auch sonst lief es gut für die Herren dürfte dem- Jugend: Bei jedem Wettkampf der Eu- nächst kräftiger Gegen- ropean Youth Series (EYS) stand min- wind aus den Reihen der destens ein DAV-Kletterer ganz oben Nachwuchskletterer ent- auf dem Podium. Zum Heimspiel in gegenwehen: Vor allem München Mitte September holte Ale- die Kletterer der Jugend B xander Megos (Jugend A) den Sieg, – der jüngsten, aber aktu- Isabell Haag (Schwaben) gewann in Deutsche ell stärksten Altersklasse der gleichen Altersklasse den Speed- Meisterschaft – können es kaum erwar- titel. Weltmeister Halenke scheiterte ten, sich mit den „Alten“ diesmal knapp an Vizeweltmeister Sportklettern 09 zu messen. Die Gesamt- Skofic und wurde Zweiter. Zwei wei- DAV-Kletterzentrum Darmstadt sieger im Jugend- und 28. November Deutsche Meisterschaft & Deutscher Speedcup: Qualifikation Speedcup • 11.00 – ca. 12.30 Uhr tere dritte Plätze im Speed durch Ma- Lead Halbfinale (Damen & Herren) • 14.00 – 16.00 Uhr, Lead Finale (Damen & Herren) • 17.30 – 19.30 Uhr Juniorencup: Hannah Speed Finale • 19.30 Uhr – im Anschluss Siegerehrung Lead & Speed ximilian Porscha (Schwaben, Jugend 29.November Deutsche Jugend- und Juniorenmeisterschaft: Halbfinale • 9.30 – 12.00 Uhr Baer (Rosenheim), Sebas- Finale • 14.00 – 16.30 Uhr – anschließend Siegerehrung A) und Fabian Bosler (Schwaben, Ju- Weitere Informationen unter www.alpenverein.de, www.bergleben.de/ klettern und www.kletterzentrum-darmstadt.de tian Halenke (Schwäb.- nioren) machten den DAV zur zweit- Gmünd), Isabell Lei- erfolgreichsten Nation hinter Frank- ner (Zweibrücken), Felix reich. Nur eine Woche später wurde Leuoth (Alpinclub Han- die Bilanz von München beim nächs- gäu-Kempten) machen können. Damit nover), Ines Dull (Allgäu-Kempten) ten EYS in Edinburgh noch überbo- reichte ihm bei der zweiten und letz- und Martin Tekles (Rosenheim). ten: Megos und Halenke gewannen ten Station des Cups Mitte Oktober in in ihren Altersklassen, die beiden Ju- Leipzig der fünfte Platz zum Gewinn Deutschlands Beste gend-B-Kletterinnen Lilli Färber (Er- der Gesamtwertung. Der Sieger von Zum Jahreshighlight im DAV-Klet- langen) und Luisa Deubzer teilten Leipzig, Thomas Tauporn (Schwäb. terzentrum Darmstadt haben sich die sich den zweiten Platz. Gmünd), belegte in der Gesamtwer- besten zwölf Herren und acht Damen Zu Redaktionsschluss hatten mit tung den zweiten Platz. Der Sachsen- und die jeweils acht besten Jugend- Alexander Megos und Sebastian Ha- Matador Markus Hoppe (SBB) sicherte lichen der Cup-Gesamtwertung qua- lenke noch zwei deutsche Starter sich durch einen zweiten Platz in Leip- lifiziert. Am letzten Novemberwo- Chancen auf die Gesamtwertung des zig die Bronzemedaille in der Cup-Ge- chenende wird sich in Hessen zeigen, Jugend-Europacups und damit den samtwertung; Dritter in Leipzig wur- ob Jan Hojer seinen Titel verteidigen Europameistertitel. mk de Johannes Lau (Frankenthal). kann und ob eine der Damen es schaf-

Komplette Ergebnisse der DAV-Starter unter www. Bei den Damen gab es im Osten fen wird, die Siegesserie von Juliane ifsc-climbing.org nichts Neues: Juliane Wurm (Wup- Wurm zu beenden. mk

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Mit Schmackes – und Stil | Zwei der spitz breit Top-Leistungen des Sommers waren auch Beispiele für sportlich guten Stil. Roger Schäli (CH) und Robert Jasper (D) gelang die erste freie Begehung der Ja- panerdirettissima (1800 m, X-) an der Nord- wand des Eiger (3970 m), gesichert nur an den 40 Jahre alten Originalbohrhaken der Erstbegeher. Nur ganz gelegentlich tauschten sie einen Standha- ken gegen neues Material aus – „solide Zwischenha- ken hätten den abenteuerlichen Charakter der Route

verändert“, sagt Jasper, der für solch sanfte Sanie- Kretschmann Frank Hinterbrandner, Franz Fotos: rung den Begriff „Restaurierung“ vorschlägt. Noch abenteuerlicher wurde der vollständige Wanddurchstieg bis zum Gipfel, der noch mal mit einer brüchigen Wand- und Kaminseillänge im unteren neunten Grad aufwartete, vor allem aber mit gnadenlosem Bruch und Steinschlag. spitz breit Wesentlich besser sind Fels und Ma- terial („null Rost in dieser trockenen Höhenluft“) am Trangoturm (6251 m), wo Thomas und Alexander Huber die erste vollständig freie Begehung des Güllich-Albert-Klassikers „Eternal Flame“ (24 SL, IX+) realisieren konnten. Bei einem ers- ten Versuch fanden sie für den Pendelquergang am Einstieg eine Zwei-Seillängen-Umgehung, dann stiegen sie in einem von Charlie Gabl prognostizierten Schönwetterfenster in vier Tagen durch bis zum Gip-

fel, wobei sie fast alle Seillängen auf Anhieb frei Karl Reinhard Foto: klettern konnten. Die Bohrhakenleiter in Wand- mitte umgingen sie auf einer weiteren Zwei- Seillängen-Variante im oberen neunten Grad auf knapp 6000 Meter Höhe – nur Pedanten werden monieren, dass die „freie Flame“ nicht exakt der Original- linie folgt.

In den großen Bergen | Mit einer zurück: die erste freie Begehung von Als 18. Mensch und als erster Aus- schönen Ernte kamen Ines Papert (D) „Riders on the storm“ (400 m, IX) tralier komplettierte Andrew Lock die und Lisi Steurer (A) aus dem kana- am East Huey Spire, die Neutour „Po- 14-Achttausender-Sammlung. dischen „Cirque of the Unclimbables“ wer of Silence“ (Kraft der Stille, 400 m, IX+) am Middle Huey Spire und Schwer ohne Ende | Der „alte“ Mann eine Besteigung des Traumbergs Lotus will immer noch mehr, aber kein Meer Flower Tower über den Südostpfei- mehr: Im Verdon fand Toni Lamprecht, ler (800 m, VII+). Weitere schöne der „Stier von Kochel“, eine Traumli- Routen weltweit: Schweden in Grön- nie am Riesenpfeiler rechts der „ULA“. land (14 SL, IX+), Nico Favresse und Obwohl er die Längen von „Le vieux et Sean Villanueva auf Baffin Island (850 le mer“ (8 SL, X) nur an verschiedenen

Foto: visualimpact.ch/Marc Piché visualimpact.ch/Marc Foto: m, X, A1), die Riegler-Brüder (I) in den Tagen frei klettern konnte, nennt er Bugaboos (350 m, IX-, A3) und Italie- die Route „den größten Fang meines ner um Rolando Larcher am pakista- Lebens in der Schlucht“. Der wohl Ines: nicht völlig „unclimbable“ nischen K7 (1100 m, VIII+/IX-, A2). schwerste Bigwall der Welt ist „Orbayu“

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Aufgeschnappt wird Standard: Enzo Oddo (14) klet75 - 75 terte vier Routen dieser Schwierigkeit innerhalb eines Monats. Stevie Haston Was ist der Unterschied? (GB) stieg das mit 52 Jahren und der 25 25 Spanier Luis Alfonso Felix mit einem Kilian Fischhuber (A) auf die Frage, ob er auf einem Gipfel oder nach einem halben Zeigefinger. Adam Ondra5 da- 5 Boulder glücklicher sei. zu: „9a ist genauso schwer wie 7a, wenn das deine Leistungsgrenze ist.“0 0 Manchmal denke ich, es gibt keine Das Gegenteil von Freiklettern ist Grenzen – und dann wieder gibt es technisches Klettern – mit dem neuen Tage, wo es sich gar nicht so anfühlt. Rekord-Gruselgrad A6+ bewerteten erscheint im November die Spanier David Palmada und Esther Adam Ondra (CZ) über die Grenzen seiner Fähigkeiten. Ollé ihre Neutour „Look out! Danger“ (11 SL) in den Fisher Towers (USA). Es ist schön, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, die einen Sport macht, der Speziell, aber wahr | Die Anti-Klima- mich und uns alle so glücklich macht. wandel-Maschine: Mit dem „IDE All Weather Snowmaker“ aus Israel erzeugt Chris Sharma (USA) zur Bedeutung des Kletterns. die Pitztaler Gletscherbahn nun „unab- hängig von Temperatur, Luftfeuchtig- keit und Wind“ einen prima Kunst- schnee – natürlich „energieeffizient“ (500 m, XI-/XI) der Brüder Pou (E) am und nicht für ein „künstliches Spektakel erscheint im Dezember Naranjo de Bulnes: schwere Kletterei mit Schnee im Sommer“, wie man versi- mit mieser Sicherung und Potenzial für chert. Rekord? Am 4. 9. war der neue 25-Meter-Stürze. Jenny Lavarda (I) Klettersteig am Grünstein bei Berchtes- steht dem nicht sehr viel nach: Mit der gaden eröffnet worden – am 17.9. fand Wiederholung von Manolos „Solo per bereits die erste Rettung statt. Sau- vecchi guerrieri“ (4 SL: IX, IX-, X, X+/ bere Berge: Unter diesem Motto verteilt XI-) gelang ihr die schwerste von einer Frau begangene Mehrseillängentour. Die wahrscheinlich dritte Komplet- tierung der „Trilogie“ (Des Kaisers neue Kleider, End of Silence, Silbergeier, s. Panorama 3/2009) gelang dem Tsche- slackline-tools.de Foto: chen Ondra Benes. Free Solo durch den „Chant du Cygne“ (900 m, VIII) am Eiger stieg der Spanier Jordi Tosas.

Fingerspitzen aufgepasst | Mit „the Jörg + Co.: schön in Balance man that follows hell“ eröffnete Mar- das Naturparkamt Sextner Dolomiten kus Bock die zweite 9a+ (XI+) im Rucksackaschenbecher, mit Glutlöscher Frankenjura. Sarah Seeger kletterte als und hermetisch schließendem Deckel. erste Frau eine fränkische 8c (X+/XI-) Die „höchste Highline Europas“ mit „Steinbock“. Der elfte Grad spannten und begingen Tillmann Mül- ler, Jörg Helfrich und Lars Krücke von Slackline Tools an der Signalkuppe 100 100 (4556 m) über 30 Meter zur Capanna

Margherita am Monte Rosa. 95 95 Foto: David Palmeda David Foto: Disclaimer: Die Rubrik „spitz & breit“ richtet einen75 of- 75 fenen Blick auf alle Zweige und Blüten, Spitzen und Auswüchse, die der Baum des Bergsports weltweit her- vorbringt. Sie will dokumentieren, kommentieren und

zum Nachdenken anregen – nicht unbedingt zum Nach25 - 25 machen. Sondern: Denken Sie nach – klären Sie Ihre Risiken – entscheiden Sie selbst, was Sie tun und lassen! Esther: cool am A6+-Stand 5 5

0 www.rother.de 0 Tel. (089) 608669-0 · Fax (089) 608669-69