Szene Kultur

AUTOREN Anwalts Lebenstraum un versucht sich auch Michel Fried- Nman als Romanautor: Der Anwalt und TV-Moderator wird im Mai sein Debütwerk „Kaddisch vor Morgen- grauen“ im Berliner Aufbau-Verlag ver- öffentlichen. Der jüdische Sohn von Holocaust-Überlebenden (seine Eltern wurden mit Hilfe von Oskar Schindler gerettet) führt darin ein fiktives Ge- spräch zwischen den Generationen in Deutschland lebender Juden. Für ihn sei das immer schon die bedrängendste Frage gewesen, sagt Friedman: „Wie kann man den Holocaust überleben und trotzdem einer neuen Generation Mut zum Leben mitgeben? Zu- mal in diesem Land? Welche Konsequenzen

JORDI ADRIA / CAMERA PRESS / PICTURE PRESS PRESS / PICTURE JORDI ADRIA / CAMERA hat das für die Kin- Okereke (l.), Kollegen der?“ Die Idee zu dem Buch hatte Friedman, POP 49, seit Anfang des Jah- res Vater eines Sohnes, schon seit längerem im

Rockende Leseratten Kopf. Vor zwei Jahren FOCUSM. TEDESKINO / AGENTUR begann er mit dem Friedman as sind die Jugendidole, die sich unsere „Lest das gute Buch“-Prediger Elke Hei- Schreiben – nach 20 Ddenreich und Günther Jauch schon lange gewünscht haben: Die Jungs der bri- Jahren Abstinenz: Bis zu seinem 25. Le- tischen Band , die zurzeit in europäischen Konzertsälen auftreten, ver- bensjahr hatte der junge Friedman näm- zücken die Musikkritiker mit beherztem New-Wave-Gitarrenpop und zackigem lich fleißig Romane und Erzählungen Rock – und plaudern in Interviews statt über ihr wildes Partyleben lieber über ver- verfasst, für die Schublade. Schon als ehrte Literaten wie ihren Landsmann Hanif Kureishi. In den Songs ihres furiosen Kind wollte er Schriftsteller werden. Debütalbums „“ sinnieren Bloc Party in durchaus smarten Texten über „Aber ich wusste, dass es nicht reichte, den Zustand der Welt und die Benzinkosten (im Song „Price of Gas“), auf ihrer Web- und mein Respekt vor der Literatur ist site zitierten sie Bertrand Russell. Dass sie von bösen Menschen deshalb schon mal zu groß.“ Die Lebenskrise im Sommer als verkopfte Langweiler geschmäht werden, lässt Sänger und Texter Kele Okereke 2003 – wegen Kokainbesitzes erhielt er kalt: „Das Konzept, dass Rock’n’Roll zwingend eine wüste Rebellion mit Sex und einen Strafbefehl über 17400 Euro und Drogen sein muss, ist ein öder überholter Mythos aus dem letzten Jahrtausend.“ legte alle öffentlichen Ämter nieder – hat ihm offenbar die Angst genommen.

ARCHITEKTUR Helden in Herford etzt hat Herford auch eins. Bad Oeynhausen war schon dran, JHannover und Düsseldorf, sowieso, und nun eben auch die kleine Stadt in Ostwestfalen: Überall sind in den vergangenen Jahren Gebäude des amerikanischen Star-Architekten Frank Gehry, 76, entstanden. Meist sind es eher Gebäude-Eruptionen, Häuser, die zu wackeln scheinen, die glitzern und glänzen und so unverwechselbar nach der Weltmarke Gehry aussehen, dass sie voneinander wiederum schlecht zu unterscheiden sind. Das neue Gebäude in Herford wird am 7. Mai eröffnet als Museum für Art und Ambiente, also für zeitgenössische Kunst, Design, Architektur und Möbel. MARTa soll der 29-Millionen-Euro-Bau heißen und damit wohl an das noch ein bisschen berühmtere New Yorker MoMA erinnern. Tatsächlich sind die Startbedingungen für das neue Museum nicht so schlecht: Jan Hoet, 68, im Jahr 1992 Leiter

der Documenta 9, ist der künstlerische Direktor; die Eröffnungs- ORTMEYER KLEMENS schau zeigt „My private Heroes“. Gehry-Bau in Herford

der spiegel 17/2005 139