Vom Offenbach-Hundheimer Wein und Winzerfest

Von Gerhard Voss

1. Die Römer brachten die Rebe ins Land Der Weinstock gehört zu den Pflanzen, die von der Menschheit verhältnismäßig frühzeitig kultiviert wurden. Schon im Gilgamesch, dem rund 5000 Jahre alten Heldenepos aus Mesopotamien, ist u. a. die Rede vom Wein. Und die Bibel berichtet, daß auch Noah bereits Weinberge anlegte (Gen 9, 20). Durch die Ägypter, Phönizier u. a. wurden die Reben an den Gestaden des Mittelmeeres heimisch. Daß der Weinbau auch den alten Griechen bekannt war, darf man ihren Mythen entnehmen, nach denen die Erfindung des Kelterns dem Gott Bacchus zugeschrieben wird. Zu Zeiten des Romulus (753 v. Chr.) wurde der Weinstock bereits in Italien angepflanzt. Und während der Regierungszeit von Julius Cäsar (44 v. Chr. ermordet) bauten die Römer den Wein in Gallien an. Im Jahre 282 schließlich erhielten die Gallier selbst sowie auch die Spanier und Briten von Kaiser Probus die Erlaubnis zum Weinanbau. Einige Zeit früher oder später wurde der Rebstock auch in Germanien einge führt und vorzugsweise am Rhein und in seinen Seitentälern angebaut. So gelangte der Wein endlich in das - und Glantal. Was hier möglicherweise von Römern begonnen und nach ihrem Abzug von Offo (fränkischer Siedler) und Hundo (fränkischer Hundertschaftfüh rer) nach Otto Karsch und Ernst Christmann hypothetische Gründer von Offenbach und Hundheim, fortgeführt wurde, übernahmen in späteren Jahren die Offenbacher Mönche des ehemaligen Benediktinerklosters und schließlich die hiesigen Bauern und Winzer. Seit Tausenden von Jahren also bereitet und trinkt die Menschheit den Wein. Man genießt ihn in frohen, aber auch in kummervollen Stunden. Und sobald das köstliche Getränk durch die durstigen Kehlen rinnt, macht es sich wohlig im Körper bemerkbar, beflügelt den Geist und regt nicht selten zu tiefer Nachdenklichkeit und mancherlei weisen Erkenntnissen und sogar allgemeingültigen Aussagen an. Was soll doch Luther einst gesagt haben? "Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang." Ja, nicht ohne Grund heißt es: " Im Wein liegt Wahrheit."

2. Geschichtliche Momentaufnahmen Offenbach wird erstmals 1128 urkundlich erwähnt, wie Otto Karsch herausfand. Es gehörte damals zur Nahegaugrafschaft und ab 1140 zur Wildgrafschaft. Das Jahr 1150 war für Offenbach recht bedeutsam. Damals bestätigte nämlich Erzbischof Heinrich I. von Mainz urkundlich die Stiftung eines Benediktinerklosters in der Glangemeinde durch einen Ritter namens Reinfried, auch Reinfried von Rüdesheim genannt. Durch zahlreiche Schen kungen (Gebäude, Ländereien, Naturalien, Sachen), die dem Kloster in der Folgezeit zuteil wurden, wuchs seine Bedeutung und Macht. Eine sehr großzügige Schenkung kam 1279 vom Edlen Johann von Kellenbach, damals wohnhaft in Niedereisenbach (heute Glanbrücken). Er vermachte den Mönchen die Hirsauer Kapelle samt ihren Ländereien und laufenden Einkünften aus dem Eßweiler Tal und darüber hinaus. 1318 erhielt Offenbach auf Betreiben des Wildgrafen Johann von Dhun die Städtefreiheit. 1330 gar erklärte Kaiser Ludwig der Bayer den Marktflecken zur freien Reichsstadt. Von

1575 bis 1792 gehörte Offenbach zur Wild und Rheingrafschaft Grumbach und avan cierte anschließend zur Mairie (Bürgermei sterei) im damaligen Kanton Grumbach. Über eine Reihe weiterer Stationen gelangte Offenbach endlich verwaltungsmäßig in die Verbandsgemeinde im Land kreis , und zwar mit Wirkung vom 7. Juni 1969. Der Ortsteil Hundheim ist, wie auch Offenbach, eine fränkische Gründung. Ihr Name war 1477 Hondheim, 1588 Hundt heim. Daraus wurde später Hundheim. Obwohl es im Laufe seiner wechselvollen Geschichte häufig Berührungspunkte mit Offenbach gab, stand es immer ein wenig im Schatten der etwas größeren Glangemeinde. Hundheim gehörte nacheinander zur Grafschaft Veldenz, zum Herrschaftsbe reich der Wild- und Rheingrafen, ab 1595 zum Herzogtum Zweibrücken, ab 1755 abermals zur Wild- und Rheingrafschaft Grumbach, wurde während der "Franzosen zeit" Mairie im Kanton Lauterecken und ...

Die Hirsauer Kapelle zur Herbstzeit. Offenbach, etwa Ortsmitte, die Hinterau. Ortsteil Hundheirn, im Hintergrund der Königsberg.

... kam 1815 mit der Pfalz zu Bayern. Die für mehrere pfälzische Gemeinden zuständige Bürgermeisterei wurde am 7. Juni 1969 geschlossen und in die Verbandsgemeinde Lauterecken eingegliedert. Das war die Geburtsstunde der Doppelgemeinde Offenbach- Hundheim.

3. Nach den Mönchen kamen die Klosterschaffner Es wurde vorhin die Hypothese gewagt, daß die Römer wohl die Urheber des Weinanbau es im Glantal sind und nach ihnen fränkische Siedler den Rebstock neu entdeckten. Dieser Ansicht war übrigens auch J. Wich, ein Offenbacher Heimatdichter. Er sah die Angelegen heit so:

"Schon dein Ahne, der Germane pflanzte Reben an dem Glane."

Und dann rief er die Nachfahren auf:

"Tut's ihm nach, ihr frohen Zecher, füllt neue stets den Becher. Stoßt an! Stimmt in ihren Trinkspruch ein: Glück, Seligkeit und Sonnenscheinperlen stets am im Wein."

Und Erich Tutlys schreibt in seinem Gedicht "Offenbacher Festgesang 1963" u. a. dies:

"Hier zechte vor den Franken schon alter Römermut. Als ihre Adler sanken, kam immer neues Blut."

Diejenigen, die es zunächst den Römern und Germanen nachtaten, waren zweifellos die Offenbacher Mönche. Rund 400 Jahre wirkten sie hier, und zwar nicht nur seelsorgerisch

oder kirchlich, sondern ganz besonders auch ökonomisch. Ihre Haupttätigkeit außerhalb von Kirchenbau, Gottesdienst und Gebet lag vielmehr auf dem Gebiet der Verwaltung der Klostergüter, zu denen nachweislich auch Weinberge gehörten. Und ein Dokument aus dem Jahre 1626 zählt nach Felix Horbach neben zahlreichen Klostergebäuden ein Klosterkelterhaus auf, das es heute freilich nicht mehr gibt.

Rechts das Klosterschaffnerhaus aus dem Jahre 1560. Bildmitte das Hotel Abteischänke. Links die Abteikirche.

Nach dem Einzug der Reformation, die sich im Bereich des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken in den Jahren von 1523 bis 1558 durchsetzte, wurden die Offenbacher Mönche im Jahre 1560 von den sogenannten Klosterschaffnern abgelöst, von weltlichen Beamten also, die dem Herzog verantwortlich waren, während die Pröpste und Mönche vor der Säkularisierung dem größeren Kloster St. Vinzenz in Metz Rechenschaft abzulegen hatten. Im Verlaufe der Klosterschaffnerzeit wurden die Reben hier weiterhin gehegt und gepflegt. Und manch gutes Tröpfchen lagerte in den Fässern. So konnten herrschaftliche Besucher, die auf ihren Reisen hier Rast machten und übernachteten, vom Schaffner nicht selten u. a. mit Offenbacher Wein bewirtet werden. Nach Albert Zink erhielt z. B. der Zweibrücker Oberamtmann Dr. Johann Schwebel am 4. Juni 1634 zwei Maß und zwei Schoppen Wein, der Lakei des Fürsten am 2. September 1634 drei Schoppen, das fürstliche Fräulein am 28. September desselben Jahres auf Befehl des Amtmanns drei Maß. Bereits am 7. Januar 1634 gab der Schaffner an des Herzogs Sohn Friedrich und 28 Personen Begleitung ein Lögel vier Viertel alten und neuen Offenbacher Wein aus (1 Lögel = 25 Maß = 100 Schoppen = 50 Liter; 1 Viertel = 7-8 Liter). Albert Zink schreibt dazu: "Aus der getrunkenen Menge kann geschlossen werden, daß dem Fürsten und seinem Gefolge der Offenbacher Wein geschmeckt hat. Welch guten Ruf er einst besaß, geht daraus hervor, daß vier Jahre vorher zwei mit Offenbacher Trauben gefüllte Tragkörbe und zwei Fuder (1 Fuder = 1000 Liter) Offenbacher Wein zur Feier einer fürstlichen Hochzeit nach Zweibrücken gebracht worden waren." Auch ungebetene und unwillkommene Gäste kehrten im Kloster ein. Z. B. gelang es nicht, den sogenannten Zehntwein, den die Bewohner des Eßweiler Tales nach Offenbach zu liefern hatten, rechtzeitig zu verstecken und damit zu retten. Er wurde vielmehr von kaiserlichen Soldaten entdeckt und mit großem Behagen getrunken. Eines andern Tages drangen französische Truppen in das Kloster ein. Sie soffen nicht nur, was das Zeug hielt, sondern sie wurden so übermütig, daß sie die leeren Fässer und Bütten und sogar die Türen des Kelterhauses zerschlugen und die Trümmer anzündeten. Nur eine einzige Kelterbütt soll der Zerstörungswut entgangen sein.

4. Vom Auf und Ab im Offenbacher Weinbau Nicht nur Gebäude und Sachen wurden während des 30jährigen Krieges (1618-1648) von Kriegshandlungen in Mitleidenschaft gezogen, sondern direkt und indirekt natürlich auch die Menschen. Viele wurden Opfer der Pest. In Offenbach soll es am Ende des Krieges nur noch zwölf Einwohner gegeben haben. Landwirtschaft und Weinbau lagen also völlig darnieder. Nur sehr zögernd kehrte der Lebensmut der Menschen zurück, und sie nahmen ihr Tagwerk notgedrungen wieder auf und plagten sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte redlich mit ihrem Wingert und ihrem Acker. Das 19. Jahrhundert brach an. Und trotz der Revolutions- und Freiheitskriege gelang es den Offenbacher Winzerfamilien mit Fleiß, die Weinanbaufläche um die Gemeinde bis zum Ende des Jahrhunderts auf ihren bislang höchsten Stand zu bringen. Damals und später gab es hier die Winzerfamilien von Christian Conradt, Alfred Grill, Heinrich Kiefer, Ludwig Ruby, Julius Knapp, Otto Orth, Karl Schaun, Heinrich Fey, August Heß, Karl Harff, Heinrich Geib, Reinhard Blauth, Hubert Wingerts zahn, Adolf Dessauer, Albert Dingens, Julius Diehl, Karl Gerlach, Philipp Lang, Heinrich Kircher, Albert Kuhn, August Schlemmer, Philipp Lorentz, Karl Grill, Adam Knapp, Rudolf Wildberger, Ludwig Christian Altpeter, Julius Allmann, Max Rauch, Alfred Alt, Adam Junker, Christian Blauth, Ludwig Müller, Karl Feil, Karl Wildberger, Leo Wingertszahn u. a.. Doch plötzlich kam es zu einem neuerlichen und zugleich empfindlichen Rückschlag. Schädlinge und Rebenkrankheiten breiteten sich aus. Durch die von diesem Zeitpunkt an notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen wurde dieArbeit der Winzer um einiges mühseliger und auch kostenträchtiger. Eine Rentabilität war kaum noch gegeben, zumal die Weinpreise damals bei 10 bis 15 Pfennig pro Liter lagen. Fazit: Die Anbaufläche verringerte sich um etwa die Hälfte. Ein altes Protokollbuch gibt Auskunft über die Probleme jener Zeit. Daraus geht hervor, daß die Winzer nicht klein beigeben wollten. Sie bäumten sich vielmehr auf. Um den Offenbacher Weinbau wirksamer fördern zu können, schloß man sich hier bereits 1880 zu einem Winzerverein zusammen. Dieser stellte allerdings nur eine lockere Verbindung dar, der vor allem eine starke und zielstrebige Führung fehlte. Und so löste sich der Verein während des Ersten Weltkrieges wieder auf, wurde aber am 5. Januar 1923 von Otto Schaun neu ins Leben gerufen und begann seine Arbeit mit 20 Mitgliedern. Diese Zahl wuchs bis 1924 auf 135 an. Dem Beispiel dieses Zusammenschlusses folgten bald darauf auch die Winzer von Lauterecken, Grumbach, , , Meisenheim, Callbach, Rehborn, Raumbach u. a. Im gleichen Jahr kam es dann noch zu einer Vereinigung aller Winzer des Glangebietes. Es wurden um die 400 Winzer gezählt. Damals erntete man übrigens in Offenbach über 150 Fuder Wein. Das Jahr 1925 brachte den Anschluß des Glantals an das Nahegebiet. Diese neue Vereinigung nannte sich fortan "Winzerverband für Nahe und Glan". Sein Vorsitzender war damals Graf von Plettenberg-Bretzenheim. Auf dem Programm des Verbandes stand in erster Linie die Förderung des Weinanbaues, der Kellerwirtschaft, der Qualität und Quantität sowie des Absatzes der Weine. Und es stellten sich tatsächlich Fortschritte ein, nicht zuletzt auf Grund wiederholter theoretischer und praktischer Unterweisung der Winzer und Winze rinnen durch Oberinspektor Willig von der Provinziallehranstalt für Weinbau, Obstbau und Landwirtschaft in . Auch der 1926 mit gemeindlicher und staatlicher Hilfe (4.600 Mark) eingerichtete Rebschulmuttergarten in Offenbach, der das gesamte Glangebiet mit Rebholz belieferte, wirkte sich positiv aus. Für die Verbesserung und Neuanlage von Weinbergwegen im Hinterberg gewährte der Staat einen Zuschuß von 10.000 Mark. 1931 bildeten die Offenbacher Winzer eine Winzergenossenschaft. Diese richtete in den folgen den Jahren in Eigenleistung und mit Hilfe von Zuschüssen (5.000 Mark) im Keller des heutigen Hotels zurAbteischänke eine moderne Kellerei ein. Oft lagerten hierum die 30.000 Liter Wein. Ernst Wildberger und Albert Knapp galten damals als die besten Kellermeister der Offenbacher Winzergenossenschaft. Übrigens fanden die Offenbacher Winzer damals auch in der Weinkellerei Echternacht, die bereits 1865 um die 50 Meter tief in den Mühlberg hineingearbeitet worden war, und in der Süßmosterei Rheinheimer in HundheimAbnehmer ihres Traubengutes. Es stellte sich unverkennbar ein Aufwärtstrend ein. Optimismus war angesagt, der sogar zu Neuanpflanzungen führte. Man setzte hier u. a. Riesling, Traminer, Sylvaner, Gutedel, Muskateller, Müller-Thurgau. Die Offenbacher Weinberge lagen vor allem im Hinterberg, Frimschenberg, Schillersatz (oberhalb vom Gasthaus zur Einsamkeit), im Blaurecht (Eichelberg), Galgenberg, am Buborner Köpfchen, in der Grube. Einige Weine wurden "Offenbacher Hinterberg" ,"Offenbacher Frifraloch" (Freifrauhöhle), "Offenba cher Frimschenberg", "Offenbacher Galgenberg" ,"Offenbacher Hexenbrünnchen" "Offenbacher Kerze"genannt.

5. Die Winzerfeste Um den erzeugten Wein nun auch an den Mann zu bringen, veranstaltete man hier Werbeausstellungen. Man bemühte sich ferner um Patenstädte und eine Belebung des Fremdenverkehrs. Vor allem aber wurden im Jahre 1935 in Offenbach die ersten größeren Winzerfeste "geboren", zuerst "Fest der Traube und des Weines" genannt. Selbstverständ lich wurden hier auch schon in den Jahren davor kleine interne Weinfeste gefeiert, etwa aus Freude über eine gute Ernte oder auch aus Dankbarkeit. Deshalb rankten sich die Feierlichkeiten um den Erntedanktag. Das tun sie übrigens heute noch. Am Winzerfestsonntag geht man in die Kirche. Die Winzerfeste sollten nunmehr denAbsatz steigern helfen und damit die schwereArbeit der Weinbauern rentabler machen. Doch da brachte der Zweite Weltkrieg ein erneutes Tief. Zwar ging man nach 1945 wieder zuversichtlich ans Werk, aber der alte Stand aus den Blütezeiten (um 1890 und 1930) im hiesigen Weinbau wurde nie wieder erreicht. DerAbsatz stockte. Es schien als hätte sich die Geschmacksrichtung der Verbraucher geändert. Die verhältnismäßig trockenen Offenbacher Weine fanden nicht mehr die von den Winzern erhoffte Nachfrage. Zu allen Übeln häuften sich nun auch noch die Mißernten. Die Chronik vermerkt sie 1951, 1953, 1954, 1956, 1957, 1958. Die Natur hatte sich, so schien es, gegen die Winzer verschworen. Die Folge war, daß gar mancher von ihnen den Wingert verließ und sich nach einer ertragreicheren Arbeit, die ein regelmäßiges Einkommen versprach, umsah. Die Offenbacher Weinanbaufläche schrumpfte von Jahr zu Jahr mehr. Im Frühjahr 1965 begann dann folgerichtig die Aufforstung des Hinterberges, des größten zusammenhängenden Offenbacher Weinanbaugebietes. Diese Maßnahme setzte sich dank der Aktivitäten der Offenbacher Waldbaugemeinschaft unter Albert und Hans Hahn in den folgenden Jahren verstärkt fort. Und wenn man heute durch die ehemaligen Wingerte der Offenbacher Gemarkung wandert und nach Rebstöcken Umschau hält, sucht man sie vergebens oder doch nicht? Ja, es gibt tatsächlich noch oder wieder zwei kleine Weinberge. Zwei unentwegte Winzer decken daraus ihren Eigenbedarf. Die evangelische Abteikirche St. Marien.

Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul.

Da drängt sich nun die Frage auf, ob man dann nicht Abschied nehmen sollte von den großen Offenbach-Hundheimer Winzerfesten. Doch gemach! Hat nicht der hiesige Weinan bau eine über tausendjährige Tradition? Das entspricht doch wohl auch einer eintau sendjährigen Schwerstarbeit. Die Menschen hier versetzten über 1000 Jahre lang im wahrsten Sinne des Wortes Berge, errichteten kilometerlange Mauern, schufen Wege durch die Weinberge, rodeten Wälder und forsteten das Land wieder auf. Auch die Winzerfeste haben eine Tradition und sind heuer 58 Jahre alt geworden und nicht nur Weinwerbefeste. Ihre Programme betonen vielmehr die Ebenen des Frohsinns, der Entspannung, der Dar bietung kultureller Kostbarkeiten. Man bedenke nur, daß hier im Laufe der Jahre zahl reiche bedeutende und von Rundfunk, Fernsehen, Schallplatte und Bühne her bekannte Künstler, Stars also, gastierten. Einige Zitate aus Tageszeitungen mögen Größe und Bedeutung der Offenbacher Winzerfeste noch unterstreichen: "Das Winzerfest hat sich als Volksfest des mittleren Glantals gut eingeführt." "Das müssen wir den Offenbachern bescheinigen: was sie zum Winzerfest 1960 geboten haben, stellt so schnell keine Stadt auf die Beine." "Wer den Weg nach Offenbach fand, brauchte es nicht zu bereuen: das war wieder ein Abend, von dem man noch lange sprechen wird." "Es wird noch lange wach bleiben als ein Fest der Lebensfreude mit einem Dreitageprogramm aus einem Guß und mit einem Höhepunkt am Montag, wie er glanzvoller nicht hätte sein können." "Das Winzerfest 1967 ist zu Ende. Es hat sich würdig eingereiht in alle die vielen Erfolgswinzerfeste der Nachkriegszeit." Damit nähern wir uns dem Winzerfest 1969. Wie bereits an anderer Stelle vermerkt, ordnete das Land Rheinland-Pfalz im Zuge der letzten Verwaltungsreform Offenbach und mit ihm das ganze Grumbach mit Wirkung vom 7. Juni 1969 dem Landkreis Kusel im Rheinhessen-Pfalz zu. Offenbach gehörte bis dahin zum Landkreis im Regierungsbezirk . Eine Folge der Neuordnung war die "Geburt" der Doppelgemeinde Offenbach-Hundheim. Der damalige Landrat des Kreises Kusel, Gustav Adolf Held, eine eifriger Besucher der Winzerfeste, hielt das kommunalpolitische Ereignis anläßlich des Großen Bunten Abends am Montag, dem 6. Oktober 1969 im Verlaufe seiner Festansprache so fest:

"Offebach in de Palz

E änzich Ortche hinneraus — das wäss ich ausewänzich —

das blieht mer wie e Blumestrauss, wie Distele so glänzich,

so luschdich wie e Blobeernecht, so siess wie's Lewemeilche

un alle Jahr am Winzerfescht so blaa als wie e Veilche.

Das leiht jetzt in de goldisch Palz do strahlt's als wie e Sternche

do is es in de Supp es Salz, un wär's a bloss e Kernche.

Mei Hundem un mei Offebach, wie dun ich eich so schätze!

Jetzt sinner äns un nimmi schwach! Droff dun ich äner petze!"

Anläßlich dieses denkwürdigen Offenbach-Hundheimer Winzerfestes wurde übrigens das auf den beiden nächsten Seiten abgebildete 4-Tage-Programm geboten. 6. Die Veranstalter Der Verkehrsverein Offenbach-Hundheim steht seit nunmehr 60 Jahren im Dienste der Glangemeinde. Er wurde im Mai des Jahres 1933 ins Leben gerufen, eben zu einer Zeit, da es galt, werbewirksame Maßnahmen hinsichtlich des Weinabsatzes zu finden. Seit seiner Gründung verfolgt der Verkehrsverein ausschließlich gemeinnützige Ziele: Verschönerung des Ortsbildes, Förderung des Fremdenverkehrs und der wirtschaftlichen Entwicklung sowie die Gestaltung und Organisation der hiesigen Winzerfeste. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg unternahm er große Anstrengungen. Man legte Wanderwege z. B. durch das Golschbachtal und in der Erleswiese sogar einen Weiher an. Ruhebänke wurden aufgestellt, Springbrunnen und Blumenanlagen geschaffen. Mit einem damals erstellten Prospekt lud man Gäste zur Sommerfrische, zum Wochenend- und Ferienaufenthalt und nicht zuletzt zur Weinprobe ein. Während des Zweiten Weltkrieges schlief die bis dahin an den Tag gelegte Rührigkeit des Vereins allmählich ein. 1945 wurde seine Tätigkeit gar durch die Militärregierung der Siegermächte verboten. Aber am 15. April 1951 erweckte man den Verkehrsverein wieder zu neuem Leben und brachte es auf Anhieb auf 120 Mitglieder. Diese Zahl kündet von einer großen Bereitschaft der Bevölkerung zur Mitwirkung. Einige der rührigen und tüchtigen Vereinsvorsitzenden waren der Apotheker Pagel, Karl Biehler, Karl Horbach, Albert Alt, Albert Hahn, Dr. Walter Cassel, Alfred Nau, Karl Ruth, Udo Reichel, Fredi Alt, Hans Hahn. Diese Namen mögen hier stellvertretend für die jeweilige Gesamtvorstandschaft und die vielen Mitglieder und namenlosen Helfer stehen, die sich Jahr für Jahr aufs neue in den Dienst der Gemeinde stellten und noch stellen. Ihnen wird von sehen der Bevölkerung hohe Anerkennung und großes Lob gezollt.

Neben der Ortsverschönerung und der Förderung des Fremdenverkehrs stellt die alljähr liche Planung, Organisation, Gestaltung und Durchführung der im mittleren Glantal belieb ten Offenbach-Hundheimer Winzerfeste zweifellos eine Spitzenleistung des Verkehrsver eins dar. Wer einmal bei den umfangreichen Vorbereitungen und den vielfältigen Abläufen eines solchen Festes mitwirken durfte oder mußte, der kennt den ungeheuren Arbeits aufwand, der weiß um die Größe der Verantwortung, die die Organisatoren zu tragen haben, der erfährt auch einiges hinsichtlich der psychischen und physischen Belastung, der die Veranstalter ausgesetzt sind. Eine gewisse Minderung von Druck und Streß kann an sich nur durch eine Verlagerung auf "breitere Schultern" erreicht werden. Zu dieser Erkenntnis kam seinerzeit auch der damalige 1. Vorsitzende des Verkehrsvereins, Udo Reichet. Auf seine Anregung hin wurde 1977 die Offenbach-Hundheimer Vereinsgemeinschft gegründet. Ihr gehören seither im Rahmen eines ständigen Ausschusses die Vorsitzenden oder der Vertreter der einzelnen Vereine oder sonstigen Gremien an. Die Träger des "Abenteuers Winzerfest" sind damit also der Verkehrsverein, MGV, TV, Gesangverein Rundheim, Theater Verein, Pfälzer- Wald-Verein, Angelsportverein, Tennis-Club, DRK-Ortsverein, CDU-Orts verband, SPD-Ortsverein, die Vogelschutzgruppe, Waldbaugemeinschaft, evang. Kirchen gemeinde, kath. Kirchengemeinde, das Flötenorchester. Da die Initiative aus dem Verkehrsverein kam, blieb dieser weiterhin federführend. Das bedeutet, der Vorsitzende des Verkehrsvereins ist zumeist auch Vorsitzender der Vereins gemeinschaft, die 1977 erstmals für das Winzerfest verantwortlich zeichnete. Gegenwärtig bekleidet Udo Reichet das verantwortungsvolle Amt des Vorsitzenden. Ein roter VW mit Albert Alt (mit Sonnenbrille) und Karl Ruth kündet den Winzer festzug an.

Die Offenbacher Weinkönigin mit ihren beiden Prinzessinnen.

Der Festzug besteht aus über 30 Gruppen oder Einheiten.

Der Offenbacher Fanfarenzug unter der Leitung von Ludwig Kurz. Einige der bisherigen Offenbacher Weinköniginnen.

Ein ganz aus Blumen gefertigter Festwagen.

Eine Spielmanns Gruppe im Festzug. Eine Kindergruppe im Festzug.

Die Offenbacher Weinkönigin 1968, Doris I.

Quelle: Westrichkalender Kusel 1994