DEZEMBER 2019

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Tel. 06929993467 E- BO UTI QU E. DI OR .C OM

FOTO ISTOCK Pe Bi Je Tr Schmitt, Pe Ar He Dr Re D Ve Dr Dü Ju VO NA ZUR BLICK nnifer r. lia an, tra l ter da rant t- .C .R dr nn rrholz, Al Di kti Anton, ed ose-M Po hristiane Br Na er fo wo rec akt on st eu Wi F ns ta Pe rt ti er lo ell Se lia io l on lic te ebking, Ka t, aria hr eM n: bastian Ho r-P We : Ju he is He lika rR lger Gr er hilipp it nz arbei il, opp ed el- Wa Re Ap Ed Ja akt Wa smin ,A ese, lter Schmitt, t: er pe eu rk ,L ylin l, Wi r: Boris entin, Sy eo Jo lle lv n Gü uhar i i eF Be aB Schmidt, ler Be ,D rnd euerbach, CH uchacher ,P tt R i r. atrick na St Ec einle, We kh Ol ,J He iguny a Ti iv rt oh Qu er mo id Ni an Ma mann, , ynh ÜCK ckel, Fr na ria N as c h, vo Al Al E- Re Ein Fr ma el Ma vo Be Zu un Zu zu od ek an rb nI Ma lä lge le er so dA da st st ga ga eV tr ss eh Ar imm imm kf nd Ve nh kti me zi il on zin ig bb er al ur n@ tik er rb Re en al on in isch ten wer il ta si in un un te re el da du eM fa sb Fä st na .©F mM it Da gd gd er tun we z. kti ei nge un ll ei de ag us la e– Pr rd ten es es on ne g, gd ge n, ai az ra es en dem : Ve Ve oh ba is Ein n. nk in be se ie so t– ex rl rl ne “g nk se sp wi fu so ag ag sp Fr kl ru ie mi nd sys rt es vo ed su su ei an us ge er ch rh ch tA rh er tem er iv nz nz kf lo Al eb ri sd er er us in fü ur ul ul eb der lge er ige en un ur na rd äs ter äs ih en re ,z me ch go Ar si si sc hm re ch as .A Al um gu g. hr in ch Ve der tl nt „F ed ll lg eZ if ic nd iv ha eR rv Be ra em tl hg Ve er ,o ie ic ei lt nk st is ec ei en rb lf ge hn tun he es pi ra fu ne ht äl re ch se en el fb e ti rt e gG it tz üt gu al ar er Be un li s zt . mb ng ch it g en rä H, ge h s z d n g T W a a k w d w wi da sc da le den si ve Al wa bl no ei ni in c u u m u o e e ä i u ch ist o ne a r h ha ic c ch rw r o n m t sn s ri ss se r t e ch den g r, s l h t a z e k r l ke d de n L s al di en e e mF e u i si ft t t. l Th F. Dr Ges od Au wo Ihr 60 He Fr So genannten (zugleich Re t br e nu t er a, ow he e t c D rz n B n oc e A. i an n g we da n sO fe m e 32 er ch s .V nk „ e„ ll sk t om ll h ne li ch l d b In Me en in c rn e Z. te erh a n e , kf l n äh kti kan i te In 7F i un h sc ut äf ch ol e ter hg l e e n i as c h u b a ,k b ur le ns s Si lu Gmb i a t on ke s it nm of i ic th ft n st n n ge sf ra h u üb fo e t l ne Lin g ho e l e s eA ön p ön ter be ladungsfähige eK di r c lt st üh rB erh en e a er nk in un g ni Ve . t gz n r n a ht t- e d er ad ra h i ne Z Z z ar c t n, ru .D dn rt nw Al He An sc e re e u fu dV rantwor at A sc al ße rig d n rb a n nb t u ne nS h ik h eM z ng: hu id l n eZ i lge e er ig zu ten eu e rt an c ge eZ un s la u el rw u i erl 2- b s w t a .A he i s ke i kan m ie s h c (V am b t me ay nt bo i e t t di i n. en 4 a an r er l Sie i e ag n mo h di rü ir , gg e wi n i t e k or er al c e es k to u tlichen be in r : ds uk e a Ma nO S nac in i ee d n ut er d . t h si d s ei m es un d a (0 ls d, “ g e eZ Anschrift nu der sa f l di ns tz In e i a ck i rf s eh u nt 6 z in i i Ma “ n ter eB t“ es e in en l tt – s c T 9) d m or te o e U n ei u un a nt oz u ma e in f da n h tu der und der hv uc n ,a 75 ga nu n ,w st er em e i w g h e r en n ag m es ze v ei ,d r, w Ihr n o e i ng eu e e n n zin i ia e www tz ) 91 t e li o d io ft s S i f c d n n n nn Ve ne hh für c nn e se h un We ls e , i t an Gm 87 In ts e -2 t r he sn E or h K le ü ie l ie te zu d t , rt n a to n t r 90 d tr gs an s sc d nR die w .f e n. ü re t u ac l n c Gr bH e d an o a nV , re az ie i .I t nu .K u a r 1. tu S Ze a hd me ist b nn eu st h c oc r n ih i ä d e m Ja h ch , im ec n et -r a d m ka ng , n m m e :„ h e ru r Ih ec r vo ht s te e m nd F au il üb s et i i sb v Im n w e nac hr r t e it t ht hi ck e @fa t u eb , en li er i nd d ei in a i s l er uf Wa le er en o e e t pr e. re t aT en i i rs ,a g e m d u ec F en c ng ne ei i u g e t e r de ea W essum z. nB we m n n ,i eS en e htigten) s m e nd en e n n n der hm o g Ze a de n . ht nö s c v n r ur En ec b n zu a ls n ,a ru r e l t i d tk d a a h i e hu e en e g M lt n o rf n e en ch d r Ur n n w it i li hs un s o m ti es e ie rü d . d ,h o ma ls n z G b o et kel c un e i , it n ck u nb i gw i e I k e l c t h –d ,u c a wi oi a ,s e c a la d c r ck Nor is wa ds r no n i r h , h l at n h a n s o n . n h ge d a e d i er ub t c W zu I u uc ie sc An He Ing Ei La Ve 90 Bre Ve me P Druc eg t o nd ß na e D i g s n ar ri n hi as z ch . d ie sc nze t n n no s ra i yo re 47 s c rs n, a nov be dr di e go ei e oM sl u ha n . i a o s rü ds h? er S i tel ntwortli e na ut: a h e e u aue k: l c a- en 1N ea g, ma rt lh ta ha zu uc rü te nU wa nF mo ll si da is ic ler hm so ht ch sG nJ fr Lin Alf ül ni we de ef di mu kö Ch uen rS ck ee Pa Gmb ür der sc lu : gr nd ,w rn te le Ic ha is uen di ck hd ufen ie dn ti tr nb r, si ch fl nw ed sv kö nM fa ch rth on ha rge nn it aß ah ün on ni ta ed rs am hh www er ge er rl H&C an an ep tt nn ie bl un fü s@f ei e3 ,A st g uf auc ts ls Lu un au vo on ie ei rA en er ft er sK rz ge pr te be sp ft 00 nj ic .f nw lm ka ce az ge ch ie as ab ol auc az –d nz zu ter el ül aT o. sk un .d ei nu bf el En eh n gl kt isa ot n: ru der .m sel Kl hd rs ei mP ma KG ,k eb ih sa nn aiser ,z bst it sc au ge lw np re ed an äub ha ih hi hu eg ,n der dT ezo nt n: ie is nge hg rei li gt –B o. kel Di ne ig ot im ia ns ön um Ne le isl .N nd sg ie sv ch ge eg ve er re mi na en zuw lt an et Champagner- .I aa oc o, oh nw nh on De si es ig ri aw au ,w el ut en. nt ik mL Me Ta en ni rs en. ub en eb do tei en ch der ie €5 ra er an h, Be Gel en at ,w no ne tä to em Nü de fh nn tf an ,– er so at ge, ,w en st au ch wa n. sc na ns Da na rn lt we be nd an ka Wi hi is me er ch n. eb fen. ,u en Lu .D be äl de d i e st nd ht er pi ch an ir we nd nt na rg r EDITORIAL in al nt nn en li tu s uc at In ns us in r nd ga lm e xu el t- ch en le he er e nn ie t e h - ll ns r in ie s, s, n it es it 9 MITARBEITER 11 MIT BARBARAKLEMM, von1970 bis2005Redaktionsfotografin dieser Zeitung, arbeitet immer weiter; ihreFotos vonder Biennale in Venedigwaren in unserem Oktober-Heft zu sehen. Fürdiese Ausgabegingsie insArchiv. Dort fand sieviele Bilder,die noch nieveröffentlichtwurden.Hier PETRAPOSTERT schreibt sind siezum ersten Malzusehen Bilderbücher,Romaneund (Seite30).Am27. Dezember Radiogeschichten fürKinder. wird BarbaraKlemm übrigens80 Füruns hatsichdie Autorin, die Jahrealt,aberdas nuramRande. in der Nähe vonDüsseldorflebt, eine Weihnachtsgeschichte aus- ARB gedacht (Seite62),zuder siesich voneinem eigenenWeihnachts- erlebnis anregenließ. Alsin einemJahrwegen heftiger Schneefälle keineBäume mehr zu bekommen waren, fällte sie kurzerhand dieeinzige Fichte im eigenenGarten. Heutewächstan der Stelle eine Kletterhortensie. EI

ECKHARTNICKEL, der zuletzt fürseine kulinarische Dystopie OLIVER MARIA SCHMITT „Hysteria“ den Friedrich-Hölder-

stießbei seiner Reisedurch die TE lin-Förderpreiserhielt,ist dank Champagne (Seite 72)inUrville seiner familiären Herkunft aus mitWinzerMichelDrappier demVogtlandSpezialistfür (links)auf diedeutsch-französi- sogenannteGrüneKlöße,die sche Freundschaft an –sowie händisch ausroh geriebenen Charles de Gaulle undKonrad Kartoffeln geformt werden. Die Adenauer einstmit Champagner hierfürerforderlicheKurbelreibe vonDrappieranstießen. Damals wird vonGenerationzuGenera- trankman viel süßer: „Extra tion weitergegeben. In der Dry“ mit16Gramm Restzucker; Lohrbergschänkebestelltsichder währendder „GrandeSendrée“, R FrankfurterSchriftstellerdaher diePrestige-Cuvéedes Hauses, immer sein Lieblingskinder- mitgerademal fünf Gramm gericht: Kloß mitSoß.Erist also Dosage auskommt. der ideale Berichterstatterfür ein vorweihnachtlichesAbendessen bei Tobias Rehberger(Seite66). Denn der Künstler,amgleichen Tag geboren wieNickel, stellte auch Gerichteaus dem Böhmerwald aufden Tisch–wegen seiner familiärenHerkunft.

BETTINA WEIGUNY, die deutscheund englische Literatur studierte, beim „Focus“inMün- chen volontierteund dann aus Brüsselberichtete, ist seit 2001 AutorinimWirtschaftsteil unserer Sonntagszeitung. Dort erscheintauchihreKolumne (3) AT

IV „Der Balance-Akt“ über Widrig- PR I, keiten im Berufs- undFamilien- MA

NA leben. Mitder Luxusbranche JA E,

ICK kenntsie sich ebenfallsaus. FR Füruns beschreibt siedaher die MUT EL Widrigkeiten desboomenden SH

TO Online-Handels.(Seite46) FO INHALT 13

Whisky,Parfumoder Handcreme: Wirhaben acht Wunschzettel zu Weihnachten zusammen- gestellt.(Seite48) W a s l esen an den Feiertagen?Wir haben vieleVorschläge. Einer davon:die „Polaroid Diaries“von Linda McCartney. (Seite 60)

15 SIMONSCHWARTZ 26 MICHEL FRIEDMAN 66 TOBIAS REHBERGER 80 SACHAPROST 82 MATTEO MARZOTTO ZUMTITEL BarbaraKlemm fotografierte dieTänzerinimLido in Paris im Jahr 1977. GEMÜTLICH Keine Lust aufneue DOKUMENTARISCH Tom K iefer Serien: ComfortBinging ist wahre fotografiert,was Migranten in Entspannung. Seite 20 Arizona genommen wird. Seite 44

EINDRÜCKLICH DerFotograf ERFINDERISCH Einisraelisches PerryKretz zeigtGesichter Designerduohat einenbesonders der Gewalt. Seite 23 leichten Stuhlentworfen. Seite 58

LEICHTFERTIG Braucht es so viel ABENTEUERLICH Derpersische Verpackung? EinTreffen mitdem Golf ist politischumstritten, aber Chef vonMytheresa. Seite 46 fürReisendereizvoll. Seite 78

Dienächste Ausgabedes Magazinsliegt der Frankfurter AllgemeinenZeitung am 21.Dezember bei. Im Netz: www.faz.net/stil Facebook: Frankfurter AllgemeineStil Instagram: @fazmagazin CK TO IS TION RA ST LU IL R; LE EL

T Judi Dench als Katze: RS Den Musical-Klassiker HE

S, „Cats“ gibt es bald auch

LME als Film. Wir waren EI

NG bei den Dreharbeiten

GA dabei. (Seite 56) LF WO KE, ER GI Aktivistinnen:Hanna Seidel INIK (links)und IdaMarie Sassen- DOM berg haben100.000 Unter- K,

EC schriften gegenUpskirting NJ

TI gesammelt–nichtdie einzige EN feministische Online- AL

SV Petition,die in diesem Jahr TO erfolgreichwar.(Seite72) FO VITAOBSCURA 15

VonSimon Schwartz Move Kollektion |messika.com PRÊT-À-PARLER 17 PRÊT-À-PARLER

SCHOKOLADE GEHTDOCH NICHTIMMER Wirholen Weihnachten zurück aufden Teppich,nein, aufden Boden,von dem sichniemand sicher ist, ob es nunLino- leum istodernicht.Egal, mehr realness machtsichauchzuWeihnachten gut, wes- 2 halb wirdie festlichePrachtauf grauem Plastik niemandem vorenthalten wollen. Probiert habenwir dieWeihnachts- 1 schokoladenatürlich auch, undwer sich vorstellt, dass wiringemütlicher Rundein der Redaktion herumlümmelnund Lecke- 3 reien in unsreinstopfen,hat zwar nicht ganz Unrecht. Doch Weihnachtsschokola- de schmeckt ja leider,auchdas isttrauri- gerweise very real,oft schonbeimersten StücknachReueund Übersättigung. Die ganze Adventszeit über wird man bombardiert mitGlühwein, Stollen, Do- minosteinen, Marzipankartoffeln, Zimt- sternen–dasollanWeihnachten noch mal 13 jemandLustauf Schokoladebekommen?! Denmeisten Leuten istschon an Heilig- abendschlecht. Abgefülltmit Bratensoße, Eierlikör undSüßigkeiten schwabbeltman 4 durchdie Feiertage, futtertsichanSilves- ter noch schnelleineGrundlagefür die 10 5 Partyan, um dann dasneueJahrendlich –endlich! –mit gutenVorsätzen füreine 12 gesundeErnährungzubeginnen. Einige der hier abgebildeten Weih- nachtsschokoladen waren nichtsdestotrotz schmackhaft,mal ganz abgesehen vonden hübschenVerpackungen. Dafürfielder schöne Satz „Macht satt“(8, 12). Undauch wenn dasdefinitiv stimmt,ist eine sätti- gendeWeihnachtsschokoladeergiebig, 11 aber nichtunbedingt empfehlenswert, vor allemdannnicht,wennman danach noch zwölfweitere Weihnachtsschokoladen pro- bierenwill. WersichaberMahlzeiten für dienächsten36Stunden sparenmöchte, der liegthiergoldrichtig. Aussehen ist, wiewir alle wissen,und gerade zu Weihnachten,nicht alles. So waren ausgerechnetdie stylischen,hippen, 6 jungenSchokoladen der stylischen,hip- pen, jungenLindt-Sorte Hello! (2)eine Enttäuschung –essei denn, manmag es, wenn dieWeihnachtsschokoladenostalgi- scherweise an Cocktailkirschenund Hub- LÉMAN DE NUIT ba Bubba erinnert. Na ja,ist vielleichteine Abwechslungzum ewig Schokoladigen. Tatsächlichscheint „künstlich“ ein DerZauber von Léman de Nuit liegt im gekonnten Spiel mit Lichtund Schaen, das an Geschmacksattribut zu sein,das Weih- nachtsschokoladenhersteller anstreben (5). dieglitzernde Oberfläche des Genferseesaneinem festlichen Abend erinnert. Unterdem DasWeihnachtsgewürz schechthin,Kar- durchscheinenden, dunklen Lack enaltet sich der elegante Schimmer einer Guillochierung mit damom, wird biszum Abwinken aus- Clou-de-Paris-Motiv. Erhältlich als Füllfederhalter,Tintenroller,Kugelschreiberund Minenhalter. gekostet (3). Die Biovarianten (4,9)sind, 9 7 ähnlichder veganenSchokolade(10), eine Caran d’Ache.Exzellente Swiss Made-Qualität seit 1915. kulinarischeErholungimWeihnachts- 8 schokoladenberg. UndSchokolade, die nachChristmas Puddingschmeckt, istein Trip nach England fürdie Zunge(6). Dafürschmecken Sorten,die beson- dersfestlichdaherkommen (1,11, 13)vor allemnachetwas,das mansonst vorlauter Weihnachtsgewürzund Glitzerund Streu- sel kaum schmeckt:Schokolade. Anderes istein bisschen zu teuer undein bisschen zu cremig,abertatsächlich:ein feierlicher Genuss (7). (jdhz.) Foto FrankRöth

carandache.com 18 PRÊT-À-PARLER

SNEAKAROUND(14) NIKE AIR JORDAN 1 OBSIDIAN

FürNikeAir Jordan war2019ein gutesJahr. Noch nie habe ichsovieleJordans gekauft wieinden vergangenen Monaten –vor allemder AirJordan1hatesmir angetan. Grundgenug,die letzte Kolumnedes Jahres einemmeiner Höhepunkte zu widmen. Nichtnur fürmichsinddie Basketballschuhe einHighlight:Viele Sneaker-Fans be- zeugen,dassihreSammelleidenschaft mitdem 1erJordan begann undsie dazu brachte, weitere Modellezukaufen. Insbesondere dieOG-Colorways,die Basketball-Legende LANDET NICHTAUF DEMMÜLL MichaelJordanauf dem Feld trug,sindsehrbeliebt.An diesen Modellen hängen wichtige Momentedes Basket- Es hatsichnicht in Luft aufgelöst!Nachmehrals einem schenken“, sagt Sebastian Riedle,Geschäftsführer der ball-Sports, dieviele gerneteilen. Jahrzehntinder Luft istder Großteileines ausrangierten Miles &MoreGmbH. DieIdee sei vonKunden gekommen, Die Geschichte derMarke AirJordanist engmit dem Airbus A340-600 zu Lifestyle-Produkten verarbeitet wor- dieimmer wieder nachgefragt hätten,obes nichtauch Werdegang vonMichael Jordan verflochten. Denn die den. Da das Fahrwerk noch voller hochwertiger Materialien Lufthansa-Produkte ausOriginal-Flugzeugteilengebe. Markewurde nichteinfach nurvon Nike gekauft,sondern steckte, wäre eine Entsorgung allerBestandteile viel zu Fans können nunalsoein StückLuftfahrtgeschichte 1984 eigens fürdie Basketball-Legende gegründet. Schon schade gewesen. Warum also nichteinige Elemente für mitinden Alltag nehmen,immerhin warder Airbus bei zu Beginn seiner Karrierewurde er alsTestimonial ver- neue Zwecke wieder-und weiterverwerten? seiner Einführung2001mit mehr als75Meterndas längs- pflichtet. Noch im selbenJahrerschiendannder erste Fast zehn Wochen lang wurdedie alte Maschine in te Passagierflugzeugder Welt.Deshalb lieferte er auch AirJordan1.Nikesetzteden Preisauf 65 Dollar proStück Teruel (Spanien)fachgerechtzerschnitten undzerlegt, besonders viel wiederverwendbaresMaterial. Selbst der fest,was für dieseZeitsehrhochwar.Dennoch waren sie nachdem einTeamaus Produktdesignernsie vorher genau gelbe Kranichlandetnochauf den meisten Produkten. so schnellausverkauft wieheute. inspizierthatte.Beeindruckende 92 Prozentdes Flugzeugs Beider Herstellungwurden möglichst wenig neue konnten schließlichrecyceltwerden. Die brauchbaren Rohstoffeverwendet. „ImHinblickauf Nachhaltigkeit Komponenten wurden neuauffbereitet. Ausehemaligen waresunsbesonderswichtig,dassalleKollektionsteile in Business-Class-Decken entstanden Taschen, Sportbeutel Europa gefertigt werden“, sagt Christina vonDewitz von undRucksäcke.Mit an Bord der ersten Lufthansa Up- Miles&More. Neue Materialien wiedas Lederelement cyclingCollectionsindSchlüsselanhänger aus Flugzeug- desMessenger-Backpackswurden ökologisch undfairpro- haut undMöbelstücke wieein Beistelltisch auseinem Vor- duziert. Upcycling, also dieAuffbereitung existierender flügel oder eine Baraus Fenstersegmenten. „Wir konnten Materialien zu Designstücken, kann auchals Reaktion auf etwasvom Wesender Maschine erhaltenund vielen aus- dieWegwerfmentalitätverstanden werden. UndFlugzeuge rangierten Materialien in anderer Form einzweites Leben sind einfachzuschade zumWegwerfen. Julika Reese PRÊT-À-PARLER

UNSERE SPITZENFRAU

„Das Kleid war’nKnaller“, freute sich Lena Meyer- Landrutauf Instagramüberihren Auftritt beider Bambi- Verleihung im November.Bei der Veranstaltung hoffte die Sängerin auf den Publikumspreis, den dann der Kollege Dererste Jordan 1, der eine ganz besondere Geschichte MaxGiesingermit nach Hausenehmendurfte. Aber erzählt, istder „Banned“, auchals „Bred“ oder „Black and dafürwar ihrLookmal wieder preisverdächtig. Red“ bekannt.DiesesModellwirdals „gesperrt“ bezeich- Dashauchzarte Glitzerkleid der Achtundzwanzigjäh- net, da dieSchuhegegen einheitliche Regelnder Basket- rigenwurde an demAbend in Baden-Baden vermutlich ball-Ligaverstießen. Dasführtezueiner Geldstrafe von am häufigsten fotografiert. Undesbegeisterte auchdie 5000 Dollar proSpiel fürMichael Jordan –und legte Leservon FAZ.NET: An unserem Voting,das wirbei gleichzeitig den Grundsteinfür dieSneaker-Kultur,wie solchenAnlässenimStil-Ressort veranstalten,nahmen wirsie heute kennen. 12.808 Leserteil–und miteiner relativen Mehrheit Mein Nike AirJordan1Obsidianist im August 2019 vonimmerhin zwölfProzent lagLenavorne,weitvor Eva herausgekommen. Er erinnertandie legendäreCollege- Padberg, Franziska Knuppe undSylvieMeis. Zeit vonMichael Jordan an der University of North Caro- Derelfenbeinfarbene Traumaus Tüll undSpitze lina.Schon in seinem ersten Jahr wurde sein herausragen- stammt vonKaviarGauche.Alexandra Fischer-Roehler desTalentdeutlich. 1982 warereiner der wichtigsten undJohanna Kühl sind fürfließendeSilhouetten mit Spielerund gewann dienationale Hochschulmeisterschaft. romantischen Detailsbekannt.Die Trägerin ihrer Ent- Wieauchdie Trikotsdes College-Teamskommt der Obsi- würfedarfsichwie eine Prinzessinfühlen, aberwie eine dian in dunklenund hellen Blautönen, mitklassischem moderne.Die Mode derBerliner Designerinnen istklas- Weiß alsKontrast. Standesgemäßwurde der AirJordan1 sischfeminin,aberebenauchzeitgemäß lässig.Inihren mitdem berühmtenWings-Logoander Seitegeschmückt. Kleidernwirkt mantrotz filigranemStoff nichtzerbrech- Auch dieKooperationen vonAir Jordan siehtder lich,sondern starkund selbstbewusst.„Sinnlich,leicht, Sneakermarktals relevant an.Die 1erJordans,die in aufregend“,sobeschreiben dieDesignerinnen selbst ihren Zusammenarbeit mitdem Rapper Travis Scotterschienen, Entwurf. „Wir finden,dassLenawunderbarverkörpert, gibt es zurZeitnur teuerimResellzukaufen, also im waswir mitder Kollektion ausdrücken wollten.“ Wiederverkauf. DerZweitmarktwirdüberschwemmtvon Feiner Stoff, leuchtende Highlights, drapierte Details: SA HAN

Angeboten zu horrenden Preisen. AufSneakerbörsen wie DiesesKleid nimmt sich zurück undist doch voll da.„Wir FT LU P,

StockX muss manfür manche Größen fünfstellige wussten,dassesAufmerksamkeit erregenwird, undLena AF Summen zahlen. Ichkaufe meine Sneakernur ungern sahwirklichtollaus.Die Transparenzist Teil desKollek- R, ÜLE NG

im Resell. Lieber probiereich meinGlück beiRaffles, also tionsstücks, verhüllt aber dierichtigenPartien.“Die große I YL

Verlosungen. Undfalls ichkeinGlück habe, stehtder Kunstder Leichtigkeit –hiersieht sie malaus,als wäre SA TO

nächsteSneaker-Release schonvor der Tür. AylinGüler siegar nichtsoschwer. Julika Reese FO 20 PRÊT-À-PARLER

Auch Giorgio Armani ist nun dabei. Viele Luxusmarken „STERNHAGELVOLL bieten längst Schmuck an – er ISTAUCHSCHÖN“ beginnt erst jetzt damit, denn bisher war Schmucklosigkeit Herr Schweins,was istIhr Lieblingswort? sein schönster Schmuck. Diese Vielleicht Tausendsassa.Das istein Wort,das schonbeim Ohrringe der Serie „Sí“ aus Weißgold, Diamanten und Aussprechen Funken sprüht. Es hat etwas Lautmalerisches, Onyx beweisen aber, dass sich hat die 1000 drin, die verheißt Großes, wie in 1001 Nacht. auch ein Minimalist schlicht Französische Jägersagen „Sassa“, wennder Jagdhund und einfach treu bleiben kann. losrennensoll. Es steckt also einAufruf im Wort,zur Jagd,zum Sieg.Die Synonyme zu Tausendsassa,wie AlleskönneroderMultitalent,sinddagegen langweilig. Die Österreicher sagenimmerhin Wunderwuzzi–das klingt auchgut.

Wiekamen Siedarauf,überdie schönsten,schrägsten und lustigsten Wörter derdeutschen Sprachezuschreiben? Ichbin Verleger,und mirbegegnenständig besondere Wörter.Seit ich ein Kind war,lache ich gerne über Sprache, machemir Gedanken: Warum berührtmichdiesesWort, wo kommtesher? Ichdenke da auchvielinBildern.

Im Deutschen entstehen Wörter oftft durch Zusammensetzung: Kindskopf, Schadenfreude, Kummerspeck. Gibt es deshalb mehr lustige, lautmalerische Wörter als in anderen Sprachen? Ja!Die ZusammensetzungenmachenimDeutschen einen großen Teil der besonderenWörter aus, in denenlaut- malerischesPotenzial steckt.Die Addition machtWörter stark, gegensätzlich, anziehend. Schön ist auch „sternhagel- voll“, eine volkstümliche BezeichnungfürsBetrunken- PRÊT-À-PARLER Sein.DasteckengleichdreiWörter drin.Die Deutschen

ICHBINGE,ALSOBIN ICH!

„Was schaustdudenngerade?“Abgesehen davon, dass oftdie etwasschwereren Bücheroderdie vonAutoren,die mannachAnsicht vieler Menschen offenbarimmer gerade ichnicht kannte. Die bliebenliegen. Es gabnatürlich irgendeine Serieschaut,ist daseineFrage,die mich in Ver- solche,die waren eine sichere Bank:EnidBlyton. Astrid legenheitbringt.Fragt manmich, währendich in meinem Lindgren. Michael Ende. Paul Maar.CorneliaFunke. Alltagstrott dahinwabere,irgendwo zwischen Schlaf- Besondersgut fand ichdie Reihen. In den Ferien radelte mangel,Deadlines undSchreibtischstuhlrücken, dann ichindie Stadtbibliothekund lieh miralle„Geheimnis- kommtesnämlich vor, dass ichehrlich sein muss.„Noch um“-Bücheraus,die in meinenFahrradkorbpassten. Ich nichtgesehen“, sage ich, wenn es um „Skylines“geht. machte dann das, wasich Ganzlesungnenne:AlleBücher, Oder:„HängenochinStaffel 1“,wennjemanddie neuen der Reihenach, hintereinander wegverschlingen. Die gu- Folgen„Narcos“diskutieren will.Nervensägen bohren ten Staffelnkamen dann inden nächsten Ferien wieder dann nach: „Wie,DUhast DASnochnicht gesehen?“ dran.Die „Geheimnis“-Bücherhabeich,bevor ichdiesen Ehrlich gesagt, dieAntwort lautet in der Regel:Nein. Text schrieb, tatsächlichauchnocheinmalallegelesen. Undwennman fragt, wasich dennstattdessen schaue, (Das geht zumGlück rechtschnell.) druckse ichherum undsage: „Nichts.“ Sind Menschen,die comfort-bingen, Banausen? Ver- Dabei ist das eine Notlüge. Ach, wäredoch die schnöde kennen sie Kunst, verschmähensie Neues?Nein. Siesind, Wahrheit einNichts! Die wirklicheWahrheitnämlich ist könnte mansagen,Kulturkonservative. Eigentlich istdas noch viel schnöder,öder, blöder alsdiesesNichts, dasman Comfort-Bingen nureineArt desRückzugs,eineBieder- mitgutem Willen noch alslässige Anti-Haltungdem ge- meier-Einstellunggegenüber schnelllebigemKonsum. Als dankenlosenKulturkonsum gegenüberverstehen könnte. ichvor einer Weile krank im Bett lag, schaute ich „Stranger habenmehrWörter fürden Rausch alsdie Inuitfür Denn dieWahrheitist:Ich schaue gerade „Friends“. Und Things“, eine phantastischeSerie,innerhalb wenigerTage Schnee:abgefüllt,hackedicht,stockbesoffen,stramm. „Gilmore Girls“.„Frasier“.Und,ganzwichtig:„Parksand komplett. Anstattmichauf neue Folgenzufreuen,ihnen Fürmichist „sternhagelvoll“die Queenunter diesen Recreation“. Ichkenne sie alle genau, dennich habe viele entgegenzufiebern,wie es im ZeitalteranalogenFern- Wörtern! Wo es herkommt, istnicht ganz klar. der Folgen nichtein-, nichtzwei-,eherfünfmalgesehen. sehens vielleicht noch möglich gewesenwäre, konsumierte Vielleicht vonden Sternen, dieBetrunkenesehen. Bei„Friends“ würde ichsogar sagen: zwanzigmal,locker. ichsie einfachweg.Schade, dachte ichhinterher.Die Serie Denn,ganzehrlich:Esgibtkaumetwas Schöneresals hattemichdocheigentlich gepackt–und irgendwiehatte Gibt es vieleWörter, derenUrsprungunklarist? dieseewigenWiederholungen. Nichts Schöneresunter der ichsie einfachsoverstreichen lassen.OhneRituale.Ohne Ja,vor allembei den modernenZusammensetzungen, Sonne, äh Sofadecke,als dieses Gefühlvon:angekommen jemanden,mit dem ichzusammengeschaut undalles etwa Kulturbeutel.Indem steckenjanicht Bücherund (alsoauf dem Sofa), ausgestreckt, Glotze an unddannbit- hättebesprechenkönnen. Malerpinsel,sondern Nagelschere undWattestäbchen. te nichts Unbequemes! Kein Blut,keinDrama,bloß keine Auch beim Lesenertappe ichmichoft dabei, dass ich Oder Arschkarte.Das kommtvermutlich, weildie Rote echten Probleme!Und die, diekommen(Trennung von nachAbschlussdes einenRomansgleich(Ariana-Grande- KartebeimSchiedsrichterinder hinteren Hosentasche Ross undRachel,Break oder kein Break vonRossund Style) denke:Thank you, next! Hermit der neuen Unter- steckt, aber sicher istman nicht. Rachel oder,Klassiker:Rossnennt RachelsNamen aufder haltung, mitder neuen Ablenkung, dem Anlass,mitreden SITZSYSTEM ALEXANDER | DESIGN RODOLFO DORDONI Hochzeit miteiner anderen Frau), diemöchteich bittealle zu können in einerWelt, in derman selten innehält, Luft Welche Wörter habenesnicht inIhreAuswahl geschafft? ENTDECKEN SIE MEHR BEI MINOTTI.COM/ALEXANDER schonkennen, aufdie binich vorbereitet. Da gibt’s keine holt, atmet, denkt –und nichts tut. Mankonsumiert ZumBeispielOhrenkneifer,Hasenscharte, Heimtücke. Überraschungenmehr, außerder,dassich noch immer Bücherwie Filmewie Serien wiePodcasts: fürs Grund- Die habe ichvon der Listegestrichen, weil sienicht schön über einige Gags sehr lachen kann, nach allden Jahren. rauschen. Wenn manoft comfortbinget, aufdie Bequem- sind,keine schönenAssoziationen hervorrufen. Es muss Dieses Phänomen hatübrigens einenNamen,einen lichkeit der Wiederholungsetzt, dann entfaltetersich nicht immerästhetischsein, aber zumindestskurril, N

besondersschönen undpassenden: „Comfort Binging“. zuweilenwieder: derZauber desAnfangs. lustig.Als nächstes würde ichgerne einBuchüber MAN Kommtvom „Binge-Watching“, also eine SerieFolge für Alsich etwa meinerstesHarry-Potter-Buchindie versunkene Wörter schreiben, wie zum Beispiel Bandsalat. AY RG

Folge durchzuschauen,wegzukonsumieren. Wassichspä- Händebekam,gab es kein Halten mehr.Das Warten auf TE PE testensdurch daskleineFenster „InzehnSekunden beginnt dienächsten Bändewar natürlichbesondersschön!Ich Die Fragen stellte Leonie Feuerbach. TION RA

Folge x“ vonNetflix flächendeckend in hiesigenWohn- erinneremichauchnochdaran,dassich „Matilda“ von ST

Michael Schweins ist LU zimmernetabliert hat. UndComfort-Bingenist dann eben RoaldDahlgeschenkt bekam,als ichzujungwar,die IL Germanist undleitet I, dasbesonderskomfortable Binge-Watching.Logisch. Erwachsenen fanden dieGeschichtezuwild.Irgendwann den Verlag arsEdition. Comfort-Bingerkönnenjeden „Friends“-Dialog aus- steckte ichmeine Nase heimlichhinein–und warhin und MitNorbert Golluch ARMAN haterdas Buch „Bei

wendig, lieben dieFilm- undMusikreferenzender „Gil- weg! Oh,diese Matilda,sie warsoklugund eine so tolle IORGIO

demSauwetter packt ,G

more Girls“ undhabenaucheinen Sinn fürs Häusliche, Heldin und Fräulein Honig so sanft und Fräulein Knüppel- EN mich dasFernweh“ Gemütliche,ja: Spießige.Ich wurde in dieser Hinsicht kuhsolchein Scheusal.Nochdazuhatte dasBucheine HM geschrieben, dasbei DA

früh auffällig. Abends,bevor ichzuBettging, schlichich ordentliche Länge! Es wanderte nachder ersten Lektüre Pipererschienenist. OR

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oftlange an meinemBücherregal entlang. Ichhatte nicht postwendend aufden Stapel derBücher, dieman comfort- SV

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immer etwas Neueszulesen.Und wenn, dann waren das bingenkann. Einechte Bereicherung. JohannaDürrholz FO AUCH BEI ANDEREN AUTORISIERTEN HÄNDLERN UND IN ANDEREN STÄDTEN. PLZ 0/1/2/3/4/5 HANDELSAGENTUR STOLLENWERK -T.02212828259 [email protected] PLZ 6/7/8/9 HANDELSAGENTUR GOESCHEN -T.09131 [email protected] PRÊT-À-PARLER 23

Sicherheitszone:Bei US Marshals, dieKronzeugen in Mafia-Prozessen bewachen mussten,waren Fotografen nichtgerngesehen.Perry Kretzgelangtrotzdem einBildvom Abtransporteines ehemaligenMafioso. PERRYKRETZ GEHT DERWELTAUF DENGRUND Die Szeneist bizarr.Ein idyllischer Garten irgendwo im Licht–wiebeimBilddes selbstsicheren Somoza im Exil in Dass dazwischen in dem Band auchCelebrityswie Mar- Süden,weiße Mauern, grüner Rasen, schattenspendende Paraguay,kurzbevor er dort ermordetwurde. Oder beim lene DietrichoderMarilyn Monroe glänzen, lässtdiese Bäume. Mittendrin einleuchtendblauer Pool.Eskönnte selbstgefälligen Jean-Claude „BabyDoc“Duvalier, Dikta- Welten nurnochverstörenderwirken: einKindersoldat in einFerienvillainMallorcaseinoder in Miami–lägenam tordes KaribikstaatsHaiti,mit Frau am Pool,großmütig, Kinshasa,indessenHandmit lockerem Griffein Schnell- Beckenrand nichtneben einemPaar Sandalen sechs stolz, ganz mondäner GastgeberimElend seines Landes. feuergewehr baumelt, vier DorffbewohnerinMexiko, die Maschinenpistolen aufden Fliesen. Undreckteder Mann, Kretzfotografierte Street-Gangs in NewYork(wofür nacheiner Drogenrazziamit erhobenenHänden aufdem der im Pool steht, nichteineweitere Schusswaffe in einer er ebenfallseinen World-Press-Photo-Preisbekam)und Boden knien,die Blicke verloren,gleichmütig, fatalistisch. Triumph-Geste in dieHöhe. DerMannholtRelikte des Drogensüchtige in Philadelphia,Straßenkinder in Bogotá Kretzzeigt diePosen der Menschen undauchihreVerletz- einstigenHausherrenhervor, einesSohns deskongolesi- undGefängnisinsassen in der „Death Row“.Essind lichkeit.Und manchmal beideszugleich. BerndSteinle schenDiktators MobutuSeseSeko, den dieRebellenim manchmal schockierendbrutale Szenen,intensivund DonaldSchneider(Hrsg.):Perryworld.Perry KretzWar Photographer. Mai1997aus seinen Häusernund seinem Landvertrie- direkt,aus Lebenswelten,die sonstoft verborgenbleiben. Sturmund Drang,44Euro. ben, daserjahrzehntelanggeplünderthatte.Das Bild von PerryKretz wurde im Jahr darauf miteinem Preisder WorldPress PhotoFoundationausgezeichnet. BeiPerry KretzgehtesimmerwiederumSpuren der Gewalt,Gesichter der Gewalt. Um Lebenund Tod. Dasist in seinen Bildernso, beiDrogenrazzien,Mafia-Kronzeu- genund verdecktenErmittlern, beim Horror desGenozids in Ruanda undimAnti-Terror-Krieg in Afghanistanund Guantánamo.Und es istbei ihmselbst so.Am15. Septem- ber1971, Kretzberichtetefür den„Stern“ über denViet- nam-Krieg, warerineinem NachtclubinSaigon, alsdort eine Bombeexplodierte. 15 Menschen kamen umsLeben, 57 wurden verletzt.Kretz überlebte,trugabereinen blei- benden Hörschaden davon. PerryKretz wurde1933inKölngeboren. Er trieb sich alsKindauf demSchwarzmarktherum,wandertedannals SiebzehnjährigernachNew York aus. Er belegte Journalis- mus-Kurseund sammelte Wetteinsätze fürdie Mafiaein. 1953 zogerfür dieVereinigten Staaten in den Korea-Krieg– alsArmy-Fotograf.Späterarbeiteteerfür die„NewYork Post“und dieBildagenturKeystone, danach warerjahre- langFotoreporter fürden „Stern“.Nun isteineAuswahl seiner Bilderindem Band „Perryworld“ zu sehen. VonLeuten, diemit ihmunterwegs waren,wirdKretz alsHitz- undDickkopfbeschrieben –aberauchals ein Mann,der es schaffte, Tonund Spracheder Gangster, Illusionskunst:Das Künstler-Duo Siegfried &Roy macht1976einen Ausflugindie WüstenaheLas Vegas. Drogenhändler,Ermittler,Militärssoperfekt zu treffen, dass er schnellzueinem Teil ihrer Welt wurde undsie ihm ungewöhnlicheEinblicke ermöglichten. Im Bürgerkrieg D

RL in Nicaraguagelang es Kretz, das Vertrauen beider Kriegs- WO

RY parteienzugewinnen,der Sandinisten unddes Diktators ER

SP Somoza.Seine Aufnahmen machten dieMenschenhinter PRÊT-À-PARLER TO

Max Verstappen FO denNamen lebendig,brachtenihreCharakterzüge ans

AstonMartin Red Bull Racing driver 24 PRÊT-À-PARLER WIEVIEL PLASTIK Der Magier hat auch das erfunden: Salvador Dalí schuf ein Tarot-Spiel, MUSS UND DARF ES das ungeahnte Aspekte irrationaler SEIN FÜRDIE Erkenntnis aufdeckt. SCHÖNHEIT?

Es klangvielversprechend, alsder amerikanischeKos- metikchemikerJules Montenier im Jahr 1947 Stopette entwickelte,das ersteDeodorant in einemquetschbaren Plastikflakon ausPolyethylen,einem Kunststoff,aus dem heuteunter anderem Einkaufstüten undSpielzeug her- gestellt werden. Zumersten Malkonkurrierte Plastik mitGlasund Keramik, diebis dahinbevorzugt alsVer- packungsmaterialien fürSchönheitsprodukteverwendet wurden. Stopette wurde einErfolg. Undbaldnutzten auch andere Unternehmen Plastik alsVerpackungsmaterial fürihreCremesund Wässerchen. HeutewirdüberPlastik viel diskutiertinder Schön- heitsindustrie. Plastik istleicht, vielseitig verwendbarund billig.Dassdas Verpackungsmaterialfastunkaputtbar istund alsMüllhäufigimMeerlandet, hatdie meisten großen Beautykonzernebislang nichtdavonabgehalten, immer mehr davonzuverwenden. EingroßerTeildavon istnicht wiederverwertbar.Das hängtauchdamit zusam- men,dassPumpspender oder Deckel oftaus mehreren Komponentenbestehenund Badezimmermüllmeist kom- plexer istals Abfall,der in der Kücheanfällt. Nungeben aberimmer mehr Kunden zumindestvor, dieVerpackungsei ihnengenauso wichtigwie der Inhalt. Manche machen ihrem UnmutauchLuft. Alsdie vor DIEKARTENWERDENNEU GEMISCHT allembei Millennialsbeliebte amerikanischeKosmetik- DasTarot ist, schlicht betrachtet,ein sehralter Satz von Verlag dieses Setwiederaufgelegt,und dashat Klasse.Dalí markeGlossierimFrühjahrihreneueMake-up-Linie 78 Spielkarten in vier Farben: Stäbe, Münzen,Kelcheund hataus den Kartenbilderneinen Parforceritt durchdie GlossierPlaylancierte,war dieEmpörunggroß. Alle Schwerter.Die Magiedes Tarotbeginnt da,wodie Karten Kunstgeschichte gemacht, in abenteuerlichem Synkretis- Produkte waren nichtnur in einemKarton, sondern großeund kleine „Arkana“ heißen. Geheimnisseeben. mus. Sich selbst verewigt er als„DerMagier“,überihm die zusätzlich in einerbunten,glänzenden Plastikfolie Mankannsie auslegen wieeinePatience, in einereher Bögender Sainte-ChapelleinParis,vor ihmein Abend- verpackt. EinziemlichüberflüssigerGimmick.Glossier alltagstauglichenVersionals Hilfezupsychologischer mahlstisch.Galaerscheint als„DieHerrscherin“. Nicholas reagierte –und versprach,das Verpackungsmaterialin Einsicht –vielaufregender natürlich alsWahrsagekarten. HilliardsBildnis eines„Jünglingsunter Rosen“ stehtals Zukunfteinzusparen. WasWunder, dass sich Salvador Dalí davonanimiert „DerGehängte“ aufdem Kopf,und für„DieKönigin der Auch hierzulandeist noch Aufklärungsarbeit nötig.Es sah, alssurrealistischerMeister der„paranoisch-kritischen Kelche“dient Jean ClouetsPorträt der Elisabethvon herrschtgroße Ungewissheit darüber, wieschädlicheine Methode“ im bewussten Umgang mitdem Unbewussten. Österreich,Königin vonFrankreich,der Dalí einen Plastikverpackung im Verhältnis zu eineraus Glas wirk- DerLegende nach soll ihnAlbertBroccoli, der Produzent Schnurr- undZiegenbart malt wieseinKollege Marcel lich ist, wennsie dennrichtig recycelt wird.Die Drogerie- der James-Bond-Filme,Anfangder Siebzigermit einem Duchampder Mona Lisa.Die Karten desSpielssindin marktkette dm hatdafür im vergangenenJahrmit Firmen Tarot-Deck fürden Film „Live andLet Die“beauftragt einerlilafarbenenKassettegebettet, derHauch vonLuxus wieBeiersdorf, Dr.Bronner’s,Henkel,L’Oréal,Procter & haben, wo dasMediumSolitaire dembösen Dr.Kananga istder künstlerischen Gestaltung angemessen. Mitihr fügt Gamble undWeledaein sogenanntesRezyklat-Forum dieZukunft ausden Karten liest. DerDealsollgeplatzt Dalí dem Tarotbisherungeahnte Aspekte hinzuauf gegründet, um Verbraucherfür dieKreislaufwirtschaft sein,angeblich wegenDalís Honorarvorstellung. dem vonihm geschätzten Wegder irrationalen Erkennt- zu sensibilisieren. Die32Mitglieder wollen bereitsim Aber dieTarot-Karten gibt es,vielleichtauchweil nis. Es gilt also –keine Angstvor wilden Karten! (rmg.) Entstehungsprozessvon Verpackungen darauf achten, DalísFrauGalamit ihren spirituellenNeigungenda dass dieserecyclingfähig sind. Anteilnahm. Es erschien schließlich1984einelimitierte Dalí Tarot. 78 Karten.Mit einem Begleitheftüberdie Entstehungdes Decks DieGroßkonzerneL’Oréal undUnileverhabensich Ausgabe, dielängstvergriffenist. Jetzthat derTaschen- undAnleitungenzum Tarotvon Johannes Fiebig.184 Seiten,50Euro. biszum Jahr 2025 einbesondershohesZielgesetzt: Alle Produktverpackungensollendannzu100 Prozent recycelbar, wiederverwendbaroder kompostierbarsein. Doch dasProblembeginntschon damit, dass man Plastik nichteinfach ewigwiederverwerten kann.Oft leidetdie Qualität desMaterials unter dem Prozess. Auch PRÊT-À-PARLER farblich müssen Abstrichegemacht werden. EinBeispiel: DasDuschgel Atlantic Kelp andMagnesium Body Wash der britischen MarkeRen wird vollständigaus recyceltem Plastik hergestellt.Die neue Verpackung istimGegensatz SOFIA SANCHEZ DE BETAKSTEHT AUFSCHUHE zumVorgängermodellnicht mehr klar unddurchsichtig, sonderngräulichtransparent. Sieverspätet sich leicht, hatabereineguteAusrede.„Ent- Daskannich nichtverstehen.“ Seit vier Jahren istsie mit Währenddie einennochmit Plastik experimentieren, schuldigung, ichhabe seit NewYorknichtsmehrgeges- demSchauenproduzentenAlexandre deBetak verheiratet, schwören andere schonauf dievermeintlichnachhaltigere sen“, sagt SofiaSanchez de Betak. NewYorkist weitweg, seit zehn Jahren lebt sie in NewYork, undzumindest im Variante: Glas benötigtimVergleich zu Kunststoff weniger undhierist Mailand. Vordem Mittagessenhat dieArgen- Hinblick aufSchuheist der BlicknachHause distanziert. EnergiebeimRecyceln, sieht edel ausund schütztdie tinierin dieSchaudes DesignerduosPeter Pilottobesucht „Die Frauen wollen wohl dieHöhe undwas Bequemes, Inhaltsstoffe. Doch wegenseinesGewichts undder Bruch- –das istschon daranzuerkennen, dass sie heuteein Kleid und das Plateau bietet ihnen beides. ZumPreis eines Ziegel- gefahr eignet es sich nurfür kurzeTransportwege. vonPeter Pilotto trägt, dazu Schuhevon Santoni. steins unter ihren Füßen.“ (jwi.) EinweiteresProblemist:Selbst wenn Verpackungen Auch so kannman Geld verdienen.Sofia Sanchezde wiederverwertbarsind, könneman nieganzsichersein, ob Betak, dieallebei ihrem Spitznamen Chufynennen, war sie tatsächlichimRecycling odernicht doch in der freien früherModel, heuteist sie berühmtfür ihren Stil.Sie berät Natur landen,sagtMonaIsotupa,die Gründerin der andere Marken,entwirfthin undwiederselbstund sitzt finnischenNaturkosmetikmarkeHetkinen. Sieverwendet auchdeswegenhier, an der ViaMontenapoleone, im Büro fürihreProdukteweder PlastiknochGlas, sondern Kie- desSchuhmachersGiuseppeSantoni.DessenFamilie fernholz. „Holzist der einzige Werkstoff, der vonselbst fertigt seit 1975 rahmengenähteSchuhe–fürHerren.Seit nachwächst“, sagt Isotupa. einigenJahren bieten sienun auchModelle fürDamen Dass es auchganzohneVerpackunggeht, zeigtdie

an,und deshalbist SofiaSanchez de Betakjetzt da. britischeBeautymarke Lush,die schonmehrals 240Pro- NI TO

„Die Sohlen warenmeinerMeinung nach zu maskulin. Flache Sohlenstatt dukte„nackt“ anbietet: Duschgel,Peeling, Haarspülung. AN Plateaus: DiesesModell ,S PA

Ichhabe Santonizuschmaleren Modellen geraten,mit hat die Argentinierin „Einige unserer Produkte stammen ausden achtziger ,D S

dünnen Sohlen undweicheremLeder.“ Die Kollektion für Santonientworfen. Jahren“, sagt Mo Constantine, eine Mitgründerin der ME IL Mit erweiterter Motorleistung und perfekte

istbestickt,mit Lasercuts versehen,mit Fransen. Siezeigt Marke. Da wären dieBadebomben, diefesten Shampoos, GE AN

somitnicht nurdas Handwerkdes Hauses,sondernmutet dieindiesemJahrein Trendprodukt geworden sind. FG OL

auchsüdamerikanisch an –imbesten Sinne. „Inmeiner „Von der Zero-Waste-Bewegungwerden sie jetztwie eine SW TO

Heimat tragen dieFrauen am liebstenPlateau-Schuhe. neue Erfindunggefeiert.“ Sylvia Buchacher FO alpinecars.com 26 INTERVIEW INTERVIEW 27 „Wäredie AfD in einer Bundesregierung, würde ich gehen“ Michel Friedman über Hass in der Politik, den Umgang mitAntisemitismus, diegefährlicheGabe derRede–undwarum er trotzallem grundsätzlichdem Menschenvertraut Interview Timo Frasch,FotoFrankRöth

Herr Friedman,wir führen diesesGesprächaneinem der Konfrontation–auseinem einfachenGrund: Wir formulierte: Jeder istjemand. Ichglaubeallerdings,dass 9. November,dem Tag, an dem1938überallinDeutschland Menschen können nichtalleine leben geschweige denn unsere Demokratie bedroht ist. Die Partei desHassesist dieSynagogenbrannten, demTag,andem Jahrzehnte später überleben. eine realeGröße geworden.Wir sind schonlange nicht dieMauer fiel … mehr beiden Anfängen,sondern mittendrin.Die andere Ichhabevom Fall der Mauerineiner Gedenkstundezur Daswundert mich, dassSie das sagen. In Interviews haben Seitesagt: Einige sind niemand. Wäre unsere Antwort Pogromnachterfahren. Es herrschteeinegroße Trauer Sieeiner „Dissensgesellschaft“das Wort geredet. darauf:Niemand istniemand,würde es nichtausreichen. undNachdenklichkeit. Die Frage, dieuns damals Daswundertmich, dass Siedas wundert. Kooperation ist Daswäre19. Jahrhundert. Wirmüssendaraufbestehen: beschäftigthat,die unsnochheutebeschäftigt, war: doch nichtder GegenbegriffzuDissens. Kooperation Jeder istjemand. Wann beginntdie Gewaltgegen Menschen? MitAusch- bedeutet, dass unterschiedlicheMeinungensicheinander witz?Dawürde fast jeder sagen: Dashätte ichnicht annähern,zueinander finden,ohnesichselbstzuverlieren. Judensindwie andere Menschen auch. Auch daraufhaben gewollt. Undich würde dasden meisten glauben.Aber Die Zivilisierung desMenschenist immer wieder von Sieimmer bestanden. wassagtdas schon. Wann beginntdie Ermordung von Neuem Verhandlungssache. Wirsindnochlange nichtam Wenn Leutemichfragen, wasist eigentlich jüdisches Menschen? Hatsie am 9. November1938begonnen, als Ziel.Auf Fortschritte folgenRückschläge, aberdas ändert Lebenoderein Jude,sageich:ein Baby,das Windeln fürMillionensichtbarGotteshäuserbrannten und, man nichts daran, dass dasStreben nach Freiheit undKoopera- braucht,ein Mensch,der essenund trinkenwill,vielleicht muss es so sagen, niemandetwas tat? Oder beginntdie tion anscheinendinder Menschheit angelegtist.Während einemguten Beruf nachgeht, hoffentlicheinmalinseinem Ermordungvon Menschenmit den NürnbergerRasse- wirbeide hier sehrgemütlich beiSprudelwasserund Lebeneinegroße Liebegehabthat,und beiall dem geht gesetzen? Oder früher,als Juden ausihren Wohnungen Kaffee sitzen,sindTausende, HunderttausendeMenschen der Mensch vielleicht –vielleicht! –auchindie Synagoge. verjagt wurden undderenNachbarneineWoche später dabei, ihrLeben zu riskieren,umdas zu erleben,was dieImmobilie ersteigert haben? Daswaren damals –wie wirhierhaben: Freiheit.Solange es dasgibt, bevorzuge Siehaben sich jetzt ganz aufdie positiven Potenzialedes auchheute,nachdem Anschlag vonHalle –die Fragen. ichden Optimismus gegenüberdem Zynismus. Menschseinsbeschränkt. In dieseStimmunghineinkam dieNachricht vomFall Dasnegative Potenzial istinder Tatersteinmalnicht der Mauer.Ich habe damals geweint. VorRührung,zu Auschwitz warnicht bloß ein„Rückschlag“,sondern die meinProblem, sonderndas Problemdesjenigen, der Juden wasMenschenfähig sind.AuchimPositiven. absolute Negationjeder Zivilität.Wie können Siedanoch hasst, also auchmich. Aber natürlich istdie Ambivalenz optimistisch sein? auchinMenschenjüdischen Glaubensangelegt, auch Zeigtder 9. Novembergewissermaßen symbolisch, welch Wenn Auschwitzetwas nichterreichen darf,dann, das Juden habenrassistischeNarrative,nicht alle,abereinige, unterschiedliche PotenzialeimMenschen angelegtsind? letzte Wort zu haben. Es hatauchnicht dasletzteWort. sie sind auchVerbrecher,Lügner,Betrüger, weilsie eben Wenn dieMauer an einem10. November gefallenwäre, DieBundesrepublikDeutschland,mit allenRückschlä- Menschen sind wieandere auch. würde ichheutemit Ihnengenauso über dieVielschich- gen, mitaller Heuchelei,ist, wenn manvon Auschwitz tigkeitdes Menscheninseinemkonstruktiven undin ausgeht, einLand, dassichfundamental verändert hat, Wasvom Ambivalenten habenSie schoninsichselbst gespürt? seinem destruktiven Potenzial sprechen.Man sollte den alsGesellschaft,als Idee.Meine Familiebestand1945 HabenSie sich zumBeispiel schon einmal voneiner Massen- 9. November nichtzueinem Schicksalstagauffblähen, das nurnochaus meinemVater,meinerMutter undmeiner stimmung so mitreißenlassen, dassesIhnen unangenehm hatetwas Irrationales. DasEntscheidende ist, dass es die Großmutter,seligenAngedenkens.Alleanderen sindvon oder unheimlich war? Deutscheneinige Jahrzehnte nachdem Holocaustund der Deutschenermordetworden. MeineElternund meine Icherinnere mich an Konzerte der RollingStones. Da war Befreiungvom Nationalsozialismusineiner friedlichen Großmutter wurden vonOskar Schindler gerettet.Viele ichfroh, dass ichmichdahabemitreißenlassen. Aber das Revolution geschafft haben, ihrer Sehnsucht nachFreiheit habenüberdie Jahre1933bis 1945 gesagt,man habe ja ist, glaubeich,nicht unserThema.Als ich13, 14 Jahre Raum zu geben. Egal,wosoetwas aufder Welt passiert, nichts tunkönnengegen diedaoben. OskarSchindler hat altwar,habeich in der Schuleeinen Jungen nicht es istfür mich immer einAugenblickder tiefen Hoffnung. etwasgetan.Wenndas selbst in dieser Zeit möglich war, abschreibenlassen, nichtdeswegen, weilich einStreber Denn dieMöglichkeit,selbstbestimmtzuleben,ist das wievielmehrdanninunserer!Der Satz,man habe ja war, sondernweilich ihnnicht mochte. In der Pause Menschsein an sich. nichts tunkönnen, istimmer eine Ausflucht. kamermir entgegen undsagte: „Das isttypisch,dukleine Judensau.“ Ichbin danach voller WutnachHause Es gibt doch in derGeschichteunendlichvieleBelege, dass Gibt es einethisches Minimum, das, würdejeder sich gegangen, wütendauchauf meine Eltern,weilsie über- dieFreiheit nicht immer das Ersteist,wonachMenschensich daranhalten, helfen würde, dass so etwaswie Auschwitz hauptnachDeutschland gekommenwaren,aus Paris, in sehnen.Oft genugist es dieErniedrigung Anderer,mit niemehrpassierenkann? den sechzigerJahren, alseshier noch Lehrer gab, die demZiel,sichdadurch selbst zu erhöhen. Niegibtesnie.Ich verstehetrotzdem, wonach Siefragen. vorder Klasse den nichtmehrvorhandenen Mittelfinger Undtrotzdem: Am Ende vertraueich dem Menschen. Undich antworte Ihnen:Artikel 1des Grundgesetzes. zeigtenund sagten,den hätten siefür den Führer gegeben. Im Grunde seines Herzenswillerdie Freiheit.Übrigens Die Würde desMenschenist unantastbar. Dasist Alsich meineWut dann beim Mittagessenanmeiner bevorzugtder Menschauchdie Kooperationgegenüber dasFundament.Oder wieGeorge Tabori es einmal Mutter ausließ, sagtesie:„Weißtduwas,Michel,dugehst 28 INTERVIEW

Ansatz nichterfüllbar ist, weil jüdischesLeben wiejedes „Wäredie AfD in einer anderepluralistisch,individuell undnicht verallgemeiner- barist.Sie sprechen mitMichelFriedman, der neben Bundesregierung, würde ich gehen“ anderem auchJude ist. Einervon vielen. jetztins Bad undschaustdichimSpiegel an.“ Dashat mich noch wütender gemacht. Alsich ausdem Bad In Ihrer Interviewsendung „Auf einWort“ habenSie mit SAMMELN MACHT SÜCHTIG zurückkam, habe ichzumeinerMutter gesagt:„So,und einem Philosophen überdas Wort „Flüchtlingskrise“ wasjetzt?“ Da sagtesie zu mir: „Weißt du was,meinSohn? gesprochen.Sie beidewaren derAuffassung,diesesWortsei DerHassendeist vergifteter alsder Gehasste. Denn er manipulativ. lebt 24 Stunden mitseinemHass.“Eshat lange gedauert, Es isteineMetapher, abereinefalsche.Wennich voneiner HANDSIGNIERTE, LIMITIERTE KUNST ONLINE UND IN 29 GALERIEN WELTWEIT. bisich dasverstanden habe.Und jetztkommenwir aufs „Flüchtlingskrise“ oder voneiner „Flüchtlingswelle“ Politische.Diejenigen, dieHasssäenund verbreiten, spreche, dann färbeich einenSachverhalt, manwürde zerstören. Erst zerstörensie die, gegendie sich ihrHass heutevon Framingsprechen. gerichtethat.AmEndeaberzerstören sie sich selbstund Oktober 1985:Friedmanmit Ignatz BubisbeimProtest gegendas diegesamte Gesellschaft. Fassbinder-Stück „Der Müll,die Stadtund der Tod“ in Frankfurt BayerischeLandräte, dieimHerbst2015jeden Tagzum Teil Hunderte vonFlüchtlingen zu versorgenhatten, würden Siehaben in Ihrem LebensehrvieleInterviews geführt, auch deshalbhat sie jede Autoritätund Glaubwürdigkeit dieBegriffe„Flüchtlingskrise“ und„Flüchtlingswelle“ kaum mitPolitikern.Sehen SieimMomentjemanden,der das verwirkt, irgendetwaszuformulieren im Namen oder für alsFramingansehen.Sindnicht Siees, derindiesem Format, womöglichauchdie Sprachmachthätte, demum dieangeblicheVerteidigungjüdischer Positionen. Fall durchseine Sprachkritikzur Verunklarung beiträgt? sich greifenden Hass etwas entgegenzusetzen? Sieerwähnten die Macht der Sprache. Ichhabe großen Ichwerde Siejetzt wahrscheinlichüberraschen, wennich Es gibt Politiker, dieverweigernAfD-Politikernden Gruß. Respekt vorihr.Man muss das einzelne Wort sehr ernst Ihnen sage,esgibtunendlich viele, diedas Tagfür Tag Die AfDist rassistisch,antidemokratisch,menschen- und nehmen. Wenn jemand sagt: Als2015 viele Flüchtlinge nach tun: Bürgermeister,Ortsvorsteher,Journalisten,Gemüse- demokratieverachtend. DasmüssensichAfD-Politiker Deutschland kamen, gab es eine Krise an unserem Ort, verkäufer,aberebenauchSpitzenpolitiker.Der vonIhnen zurechnenlassen. Trotzdem: Wenn ichMenschen dann ist das vollkommen in Ordnung. Dasist aber nicht gebrauchteBegriff „Sprachmacht“hat mich irritiert. Die gegenübertrete,sageich Guten Tag. Punkt. Dasgehört dasselbe, wie wenn jemand sagt, wir haben eine Flüchtlings- Gabe der Rede istgefährlich. Ichkenne Menschen,deren zumZivilisiertsein, zurWürde desMenschen. Auch zu krise. Im einen Fall wirdeine tatsächliche, örtlich begrenzte Reden sind wieein Streichholz, dasangezündet wird meinerWürde. Wenn ichanderen Guten Tagsage, dann Krisensituation beschrieben, im anderen die gesamte unddannverglüht. Aber ichkenne auchMenschen, deren doch auchmeinetwegen!Ansonsten allerdings isteine Flüchtlingssituation als Krise. Dasist der Punkt. Reden Funken schlagen,die zu Feuern werden undam klareund eindeutige Abgrenzung zwingend.Wir kom- Ende Häuser niederbrennenkönnen. Wirklich gute men wieder zumAusgangunseresGesprächs zurück: Hier mitmir zu debattierenist das eine,etwas anderesist Reden sind die, diewirkenaufgrundder Nachvollzieh- Wann fängtdie Ermordung vonMenschenan? Jede es zu Hause, etwa mitIhrer Frau.Wie viel Dissens wollenSie barkeitdessen, wasgesagtwird. Stattvon Sprachmacht unterlassene Reaktion an den Anfangspunktender da,wie viel haltenSie aus? sprecheich lieber vonSprachkunst. Siebesteht darin, dass Gewalt verändertnicht nurdas Koordinatensystem der Nehmen wiran, meine Frau wäre Anhängerinder Linken der Zuhörer jederzeit erkennenkann, wasMeinung ist, Gesellschaft,sondernunser eigenes. Ichhabe volles –dannwürden wiruns natürlich auchlieben!Wenndas wasVermutung,was Argument, wasTatsache,jedenfalls Verständnis, wennLeutesagen,die Straßensindnicht Fundament, vondem wirgesprochenhaben,vorhanden ausheutigerErkenntnis. Wersoredet, schafft die gut, meine Renteist zuniedrig,Hartz IV istungerecht ist, dann istesdochdie größte Bereicherung, dass ichmit Voraussetzung,ummiteinander in einenDialogzutreten. –aberdas allesist erst einmal irrelevant,wennsie ihre Menschen,die anderer Meinungsindals ich, im Dialog Stimme einerParteigeben,die aufHassund Menschen- stehe. Mein Echo interessiert mich nicht, davonhabeich Es gibt das Buch „Mit Rechten reden“–dahintersteht ja verachtunggegründetist. Erstwennwir geklärt haben, nichts, ichhabenur etwas davon, wennmeinGegenüber dieFrage … dass dasnicht dasFundamentseinkann, aufdem wir mich zwingt,meine Positionen noch einmal undimmer Stopp!Ich kannmit demBegriff „Mit Rechten reden“ in Dialog treten,weildas Fundamentvergiftetist, dann wieder zu hinterfragen.Dabei kann ichamEndezum nichts anfangen. DieCSU istrechts, na und?!Ich rede können wirauchgerne über dieRente reden. gleichen Ergebniskommen, aber dieBegründungwird gernemit der CSU. besser.Oder dieArgumentestellen sich alsschwächer AlsJournalistdenkt man, wennesumjüdischeThemengeht, heraus alsgedacht,dannmussich an meine bisherige n

DerBegriff „rechts“ wird also falsch benutzt? öfter: Ist es angemessen, das zu schreiben –oderman hört Position heran, dennsie hält nichtmehr, undzwarinmir i l r

Ob jemandrechtskonservativ ist, istnicht dasProblem: andere unddenkt:Mussman das jetztkritisieren,mussman selbst hält sie nichtmehr. Dafürbrauche ichjemanden, e B

Er istinnerhalbdes Raumes.Die großeGefahrsind einschreiten? IchwillIhnen einBeispiel nennen, vielleicht der mich immer wieder hinterfragt, in dem Fall in Liebe. 7 8

Antidemokraten,die manimDiskurs daranerkennt, erscheint es Ihnenplatt … DasFragezeichenist mein Lieblingszeichen in der 5 0 1

wiesie über Menschenreden. Nein,sosprechenSie doch offen,ich bitteSie! Sprache. Angsthabeich nurvor dem Ausrufezeichen. , 2 z t a Würden Siesichmit denenaneinen Tisch setzen?Mit Wasman heute hinund wiederhört, waswomöglich zumeist Zurück zumAnfang unseresGesprächs:Die Frage„Wann l P - Antisemiten zumBeispiel? humoristischgemeint ist… beginntdie Gewaltgegen Menschen?“ istaucheng verknüpft r e t

DasProblemdes Judenhasses ist, dass es sich dabeium SagenSie es doch einfach! mitder Frage„Wann istder Momentzugehen,zufliehen?“. u e R

einenemotionalen Prozesshandelt.Sie können jeman- Ichhabemichdas oftgefragt.Und es istbis heute so - t s

dem,der eine Emotionsoverabsolutiert, nichtmit „Das warmir eininnerer Reichsparteitag!“Ist dasetwas, schmerzhaft:dassinden 1930er Jahren vieleeinfachnicht n r

Argumenten gegenübertreten.Das sind zwei völlig wasSie alslässlichbetrachten,oderwärehiereineGrenze rechtzeitiggegangensind. E ,

verschiedeneTonspuren. überschritten? H b

Ichwürde dem,der dieseWendung benutzt, erwidern: Warum? m G

Siehaben sich malmit einem Antisemiten an einenTisch Weißtdu, wasdugerade gesagt hast?Und wenn derjenige Dafürgibtesganzunterschiedliche Gründe. Wohinsollte o s n

gesetzt:mit HorstMahler. Denhaben Siesogar interviewt. es weiß, würde ichihn fragen,was er daranoriginell oder dennjemandaus einemSchtetl in Polengehen?Diese e v

Wardas einFehler? witzigfindet. Denn der Reichsparteitaghatte allesansich, Leutewaren oftarm undnicht so gebildet.Wer vonihnen A .

Natürlich habe ichnicht geglaubt, ichkönne jemanden, nurnichtsWitziges. Aber nennen Siebessere Beispiele. hättedenninden zwanziger, dreißigerJahren dieWelt n e t l

der so verbiestertist in seinem Rechtsextremismus, von kennen sollen,Freunde,Verwandte,bei denenman hätte a h irgendwasüberzeugen. Ichbin ja nichtnaiv, ichbitte IchhabeeinmaleineReportage überjüdisches Leben in unterkommen können? Aber Menschen ausBerlinoder e b r

Sie. Worum es mirdamalsging, alsJournalist, wardie Deutschlandgeschrieben.Ich habe dafürinBad Nauheim ausMünchen:Sie hätten doch gehen können,abersie o v DAMIEN HIRST r

Dokumentation einerGeisteshaltungaus Hass und einenjüdisch-orthodoxen Gottesdienstbesucht,der gerade so sind nichtgegangen. Warum nicht? Weil sie sich mit e The Cure - Deep Sky Blue/ m

Selbsthass undPseudobegründungen. zustande kam, weil dasQuorumvon zehn Männernerreicht dieser Gesellschaft immer noch identifiziert habenund ü

t Electric Purple/Lipstick Red r

war. DieFrauenzähltennicht.FändenSie es okay,wenn deswegen dieZeichen der Zeit verdrängten. r I Auflage 15, handsigniert

Würden Siemit BjörnHöcke sprechen? man alsJournalistdas Frauenbilddes orthodoxen Judentums d n 80 x 59 cm AlsJournalisthabe ichmit Spitzender AfDSendungen problematisierte? Istdas auch der Grund, warum Sienoch nicht gegangen sind? u n Siebdruck auf 410gsm e

produziert. AlsJournalistwürde ichauchmit Björn Natürlich fändeich dasokay. Aber Siemüssten bitteschön Ichkannmir vorstellen zu gehen. Alsich einKindwar, g n Somerset Tub Sized, u

Höckesprechen. AlsPrivatpersonjedochwürde iches vomorthodoxenJudentum sprechen. SiehabeninBad habenmeine Elternund ichimmer darüberdiskutiert. Es r

e inkl. Magnetrahmen nichttun,weiljemand, der anderen dieMenschenrechte NauheimzehnjüdischeLeben gesehen oder besser:zehn gabjaauchinden sechziger, siebziger, achtzigerJahren ein d n Art.-Nr. DHI52 | 6.600 € abspricht, fürmichkeinDiskussionspartnerseinkann. Leben. Dasist nichtdas jüdische Leben. Weil es das Deutschland, in dem mansichfragenmusste: Geht man? Ä jüdische Lebennicht gibt.Esgibtauchnicht daskatholi- Ichmussheuteübermeine Kinder nachdenken.Traue ich UrteilenSie nicht ungerecht?Die AfDjedenfallsnimmt für sche Leben. Siekönnten keinen Artikel schreibenüber dieser Gesellschaft zu, dass sie ihneneineLebensqualität sichinAnspruch, eine projüdische Partei zu sein. daskatholische LebeninDeutschland.Sie habenzehn bietet,wie ichsie mirwünsche –nicht materiell,sondern Erstens: DerPhilosemitist fürmichfastgenauso ein Menschen getroffen, einAusschnitt, diesezehnwaren im Sinneder Würde desMenschen? Ichfür mich habe Problemwie der Antisemit, mitdem Unterschied,dasser orthodox,die lebensowie sehr konservative Katholiken eine Grenze definiert: Wenn dieAfD in einerBundes- noch will,dassman ihm danke sagt.Ich will undbrauche oder Muslimemit einemMänner- undFrauenbild, dasich regierungwäre, würde ichgehen.Das würde ichdann keineprojüdische Partei. Eine Gesellschaft,inder wir überhauptnicht teile. Daszuberichten undzubeschrei- übrigens auch Ihnenempfehlen. Da wirabernicht gehen unseinigsind, dass jeder jemand ist, reicht mirvölligaus. benist völlig in Ordnung.Was ichnicht nachvollziehen wollen,folgt daraus,dasswir unsund andere motivieren Zweitens: Die AfDhat diezwölf JahreNationalsozialis- kann, istdiese Sehnsucht,die es gibt,seitich hier in müssen,für dieFreiheit unddie Vielfalt derMenschen

D BERLIN ·LONDON ·NEW YORK ·PARIS ·WIEN·ZÜRICH

musals einenVogelschiss in tausendJahren deutscher Deutschlandlebe, Reportagen über das„jüdische Leben“ noch aktiver alsbishereinzutreten. Ichbin immer noch EP

TO DORTMUND·DÜSSELDORF·FRANKFURT·HAMBURG ·HANNOVER·KÖLN

Geschichte bezeichnet, also auchAuschwitz.Allein zu schreibenund dabeinicht zu erkennen, dass dieser sehr motiviert–Sieauch? FO LUMAS.DE MANNHEIM ·MÜNCHEN·STUTTGART ·WIESBADEN 30 FOTOGRAFIE FOTOGRAFIE 31

Südkorea,2017: Barbara KlKlemm besuchte die Wanderausstellung mit ihren „Bildern aus Deutschland“, die auf der Welttournee 2017 im Fotografie-Museum vonBusan in Südkorea Station machte. Aufdem Flughafen fiel ihr das Schau- fenster der französischen Luxusmodefirma auf,die dortgerade für ihreaktuellen Handtaschen Werbung machte. Der amerikanische Kunststar Jeff Koons hatte sie mit dem Porträt der Mona Lisa verziert. Wergenau hinschaut, kann erkennen, BILDER dass La Gioconda ihren Kopf etwas anders neigt als auf Leonardo da Vincis Gemälde im LouvreinParis. Es handelte sich nämlich um eine Video-Installation, auf der Mona Lisa mit den Augen den Vorübergehenden zu folgen scheint, um ihnen endlich zuzuzwinkern. Daran EINER hatte Barbara KKllemm ihren ganz persönlichen Spaß. ANSTELLUNG Jahrzehntelang hatsie fürdiese Zeitung fotografiert.Am27. Dezember wird Barbara Klemm80Jahre alt. HöchsteZeit, mitihr insBildarchivhinabzusteigenund unbekannteAufnahmen herauszusuchen. Vietnam, 2018:Das Bild entstand aufdem sind?Die Tafelmit der Zahl „13“ rechts von der Stuhlneben ihrweisenzurück, mindestens FotosBarbara Klemm Land, nahe der Hauptstadt Hanoi. Die Frau hat ihrund diegerahmten Dokumente linksvon ihr bisins 19.Jahrhundert. DerVentilatorund sich nichteigensfür Barbara Klemmsohin- könnten Hinweise darauf sein.Die Frau sitzt diemoderne UhrrechtsamBildrandverorten Texte Rose-Maria Gropp gesetzt –sie saßdorteinfach,inihrer Haltung da in einemKleid ganz vonheute,keineswegsin sie in der Gegenwart.Was bleibt, istdas zwischen Entspanntheitund Aufmerksamkeit. traditionellem Gewand.Sie isteinePersonauf Geheimnis, dasBarbara KlemmdieserFremden Vielleicht istsie eine Wächterin der Schrift- der Schwelle zwischen den Zeiten. Die Einrich- –lächelt sie vielleicht sogarein wenig?–nicht fragmente, diehinter ihrunter Glas bewahrt tungdes Raumsumsie herum,ihr Stuhlund entreißenwollte. 32 FOTOGRAFIE FOTOGRAFIE 33

Kuba,1997: DasFotoentstandauf kaum einanderer. Eigentlich fotografiert allerdings wollte fürsie posieren und iertesSpiel vonLicht undSchatten einerReportagereise nach Kuba mitdem Barbara Klemmbis heuteauf ihren ließ diebemerkenswerten Muskeln zu machen –mit den Palmwedeln im Jahr 2015 verstorbenen Streifzügen immer am liebsten „unter- vorseinemBodybuilding-Centerspielen. im Hintergrund, diedas Ganze F.A.Z.-KollegenWalterHaubrich,der schiedlichsteMenschen, bevorsie es Siehat dieGelegenheit genutzt, um zu einerKompositionvoller sich in Lateinamerika auskanntewie bemerken“. Derstarkejunge Mann daraus einphantastischdurchkonstru- Humormachen.

BILDER EINERANSTELLUNG

Berlin, 2006: Dieses Foto ist Barbara Keller (1923 bis 2017) war eine bedeutende KlKlemm wichtig. Es zeigt Sibylle Berge- Theaterschauspielerin, schon in Ost- mann (links) und Inge Keller.Sibylle Berlin gefeiert. Nach der Wende war sie Bergemann (1941 bis 2010) war schon in zudem in deutschen Film- und Fernseh- der DDR eine bekannte Fotografin, bis produktionen zu sehen, noch immer eine heute sind ihreAufnahmen für das eindrucksvolle Erscheinung; auch Sibylle Frauenmagazin „Sibylle. Zeitschrift für Bergemann hatte sie porträtiert. DasBild Mode und Kultur“ in Erinnerung –der entstand, als Sibylle Bergemann 2006 eine Titel geht auf die Gründerin Sibylle Ausstellung in der Akademie der Künste Gerstner zurück. Nach dem Mauerfall war Berlin hatte, da war sie schon sehr krank. Sibylle Bergemann im Jahr 1990 Mitbe- Barbara KKllemm hat die beiden Frauen Paris, 1977: „Lido“ heißt das Revuetheater in Paris an dienstlich auf Reportage unterrwegs. Dieumwerfende Geste zuvor hinter die Kulissen in ihreGarderobe gelassen gründerin der Agentur Ostkreuz in Berlin. fotografiert, einander innig zugewandt wie den Champs-Elysées, das seine allerbesten Tage inzwischen der Tänzerin kennt indessen kein Verfallsdatum. Es war hatten (auch davon gibt es Bilder). So konnte Barbara Barbara KKllemm zählt, wie viele internatio- auf einem Freundschaftsporträt der hinter sich hat. Barbara KlKlemm war dort1977, in vielleicht hilfreich, dass die jungen Frauen, die dortauftftraten, KlKlemm diesen Moment zerbrechlicher Anmut erfassen, nale Fotografen, zu ihren Verehrern. Inge Romantiker. den hohen Zeiten des Cabarets, vormehr als 40 Jahren, die Fotografin, damals selbst noch in ihren Dreißigern, die sich professionell ein Lachen ins Gesicht gemalt hat. 34 FOTOGRAFIE FOTOGRAFIE 35

Skopje, 2018: DasBild entstand auf einer privaten Reise Barbara KlKlemms nach Skopje, in die Hauptstadt des heutigen Nordmazedoniens. Im vergangenen Jahr hieß der Staat in Südosteuropa noch Republik Mazedonien. Nach langem Streit um den Namen mit dem benachbarten Griechenland gilt erst seit Februar 2019 die offizielle Bezeichnung Nordmazedonien. Zu sehen ist die Front eines Herrenaus- statters in der Altstadt. DasSzenario offen- bartseinen tieferen Witz auf den zweiten Blick: Oben rechts unter dem jugendstiligen Vordach hängen die Anzüge mit ihren sorgfältig arrangierten Hosenbeinen, unten links sind die modischen Jeans in den Vordergrund gerückt. Neben der einge- wickelten Puppe in der Mitte, die ihrer Ausstaffierung offenbar noch harrt, steht im Eingang des Ladens die einzige lebende Person auf dem Foto, vielleicht der leger gekleidete Besitzer,als würde er über den Fortgang der Kostümierungen nachsinnen. Es ist eines der klassischen Bilder von Barbara KlKlemm, das wie eine für sie bereitete Bühne aussieht: perfekt in der Ausnutzung des Raums über die ganze Breite, ohne Verengung auf ein Zentrum. Um das allerdings im Vorübergehen zu erkennen, braucht es den Blick der Fotografin.

BILDER EINERANSTELLUNG 36 FOTOGRAFIE FOTOGRAFIE 37

Mongolei, 1992: Gemeinsam mit im Breitwandformat. Fürdiesen Effekt einem Hirten. Darüber erheben sich die technischer Zivilisation. So legt die Foto- Kollegen des Wissenschaftskollegs in Berlin benutzte die Fotografin ein Teleobjektiv. Berge und ein dramatisch bewölkter Himmel. grafie Rechenschaft ab über die Begegnung bereiste Barbara KKllemm die Mongolei. In DieWeite der Steppe wirderfahrbar in den Wiegraphische Markierungen erscheinen der Phantasie vonUnberührtheit mit dem ihrem großartigen Aufbau hat die Fotografie ziehenden Herden mit Rindern und vordem Horizont die Masten einer Über- für Menschen notwendigen Fortschritt – die Anmutung eines Landschaftsgemäldes Schafen, begleitet voneinem Reiter und landleitung, Zeichen nicht allzu ferner vormehr als einem Vierteljahrhundert.

BILDER EINERANSTELLUNG

Busan,1988: DieOlympischen seiner Pappschachtel zum Verkauf bereit- Sommerspiele fanden 1988 in der steht. Es ist ein zärtliches Bild. Unddoch südkoreanischen Hauptstadt Seoul statt. ist es auch durchkomponiert–das genaue Barbara KKllemm nutzte ihreReportagereise Gegenteil eines Schnappschusses. Eine dorthin für weitereErkundungen im Diagonale zieht sich vonlinks unten nach SanCristobal,1985: Ihre Reise nach Mexiko fotografierthat. Aber dieses hier ist ein noch nie Gespräch vertieft, in wärmende KlKleidung gepackt, Land, unter anderem in Busan, der rechts oben durch die Fotografie. Sie führte Barbara KlKlemm auch nach SanCristóbal de las veröffentlichtes Bild,das ihr am Herzen liegt. Die doch mit bloßen Füßen, neben ihnen eine Feuerstelle. zweitgrößten Stadt Südkoreas. Aufeinem trennt gleichsam das Kind vonden Tieren. Casas, in eine Stadt im Hochland des südlichen zwei kleinen Mädchen, sagt sie, seien ihr damals In ihrer Versunkenheit haben sie die Fotografin MarktamHafen entstand dieses Foto.Der So ist es auch eine kurze Geschichte über Bundesstaats Chiapas. In SanCristóbal wohnen bis erschienen wie vonalten Zeiten her,als könnten sie nicht bemerkt; sonst wäreder Augenblick zerstört kleine Junge betrachtet ein Hündchen, das Sehnsucht und Hoffnung, weit über die heute vorallem Mayas. Weltbekannt ist die Stadt für so auch noch als alte Frauen zusammensitzen. gewesen. So aber kann er eine Utopie des Miteinan- wie zwei andereWelpen und Kätzchen in an sich alltägliche Szene hinaus. ihreKolonialarchitektur,die Barbara KKllemm auch Siesind, mit Wollfäden beschäftigt, ganz in ihr ders bewahren. 38 FOTOGRAFIE . 2020 ar nu Ja 5. s1

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Frankfurt,2000: Denamerikanischen können. Er aus Stahl, sie mit der Kamera. Drowned and the Saved“ war im Jahr und Geometrie, aus Licht und Schatten. Bildhauer RichardSerra schätzt Barbara Barbara KlKlemm hat die berühmtesten 2000 in Frankfurts Historischem Museum Aufgenommen vonBarbara KKllemm KlKlemm hoch. Bestimmt nicht deshalb, Künstler fotografiert, in deren Umgebung, ausgestellt in der Schau „Das Gedächtnis im Gegenlicht, steht RichardSerras weil er nur einen Monat vorihr geboren vorderen Arbeiten. Jedoch ein Werk nur der Kunst“. DerTitel erinnertanPrimo scharfkantiger stählerner Tisch nackt da, wurde. Serra und sie sind wahreZeit- für sich allein stehen zu lassen, ausgesetzt Levis letztes Buch „Die Untergegangenen wie ein aller Utensilien entkleideter Altar. genossen, weil sie beide aus Licht und in einem unbekannten Raum, ist eine und die Geretteten“ von1986. Die Es entsteht ein Raum fast klösterlicher vorhandenem Material Skulpturen machen Kunst für sich. Serras Werk „The Fotografie ist reine Synthese aus Materialität Andacht.

arbara Klemmund dasLicht sind Fotografie“.Und dasheißt,dasssie eine eine Liebesgeschichte. Deshalb hätte Teilnehmerin istamgesellschaftlichen B manabernochnicht direkt erwartet, BILDER EINERANSTELLUNG undpolitischen Geschehen, dassie festhält dass sieeineausgesprocheneSchwäche für mitihrer Kamera. Dass sie Stellung be- Schaufenster hat. „Ich liebeSchaufenster“, Schachteln,die ursprünglichfür Foto- in dieser Menge.InAktenordnernist die ziehtmit diesem leisen Klickiment- sagt sie,„ichsammlesie richtig.“Vor allem papierwaren,jedevon ihnenenthält 20 einzigartige Ausbeute vonfasteinem halben scheidenden Moment, der oftmehrsein dieSpiegelungengefallenihr,wenndas oder mehr großformatige Abzüge. Die Jahrhundertdokumentiert. kannals lautstarkesEngagement–dafür Lichtseine eigenenSpieletreibt. ungezählten Streifenmit den Negativen– Wirmachenuns über dieSchachteln istsie berühmtgeworden. Wirbefinden unsimFotoarchivdieser Barbara Klemmfotografiertausschließlich mitden Abzügenher,die gegenüberinden Beiunserer Sichtungsarbeit im Archiv Zeitungund schauen Abzüge ihrer Foto- analog undinSchwarzweiß–füllendort Regalenstehen, chronologischbeschriftet. suchenwir nacheherstillenBildern, die grafien durch.Dabei verfolgenwir fürun- vieleMeter vonWandschubern, sorgsam Barbara Klemms phänomenales Gedächt- den Menschen in deren Umgebung sere Auswahleinespezielle Strategie: Wir geordnetnacheinem ausgeklügelten Sys- nisist unserBegleiter:„Da istnichts, was gewidmet sind.Inder Schachtel „Mongo- wollen Bilder vonihr zeigen, dienochnie tem;dennein falsch einsortierterUm- wirbrauchenkönnen, dort lass uns lei1992“ finden wirdie fast noch archaische r

zuvorveröffentlicht worden sind.Barbara schlagmit Kontaktstreifen istein verlorener gucken.“Alsoschauen wirinder Schachtel Landschaft,ein wirkliches Traum-Bild, to ra

Klemmhat dieIdeesofortgefallen. Ihr „Paris 1977“, der dann dieSchöneder einperfektes fotografischesKunstwerk gu nfi

Vergnügenbesteht jetztdarin,solche Bilder Nachtaus dem „Lido“entstieg, undwir obendrein. UndBarbara Klemmwählt das co

zu finden,die man„mitmir nichtunbe- öffnen „Kuba 1997“, fürden Auftritt des Bild desHerrenausstattersinSkopjeaus, m/ co

dingtinVerbindung bringt“.Wir haben muskelstolzenBodybuilders. Einige groß- in dem daswie ausder Gegenwart gefallene ri. unsalsoauf dieSuche gemacht. Wobeies artige Bilder müssen wiraus Platzgründen Geschäft alsKulissedes wirklichen Le- jo on:

ziemlich unmöglich ist, ihren unverwechsel- wieder aussortieren,wie eine aufgeregte bens dasteht. Tatsächlichhat sie den re gu

baren Blickzuverkennen. Aber es darf Männerhorde beim Rodeo ausder „Texas“- Straßenladen erst jüngstfotografiert, im nfi

schonein wenig gestaunt werden über die Schachtel; dafürsollten diesoselbstver- Jahr 2018. Co Entdeckungen. Zu denen,gleichzum Auf- sunkenenkleinen Maya-Mädchen aus Barbara Klemmhat nieaufgehört,was es Ne

takt gutsichtbar, übrigens der Tribut an „Mexiko1985“ bleiben dürfen. sie sieht,woimmer sie ist, erst mitihrem im dieobenerwähnteSympathie fürreizvolle Denn Barbara Klemmund dieMen- eigenenBlick,dannmit ihrer scharf- ch Joa Schaufenstergestaltunggehört. schen–das istdie andere großeGeschichte. gestellten Kamera festzuhalten.AmGrund : gn Barbara Klemmhat biszuihrer Pensio- DafürstehenihreReportagefotografien ihrer geräumigenHandtascheist jederzeit si De nierungimJahr 2005 alsRedaktionsfoto- ausallen Weltgegenden,die Porträts von mindestensmit ihrer kleinenLeica zu mer

grafin dieser Zeitunggearbeitet. Im Foto- Politikernoder Künstlern. Alssie 2011 in rechnen. Dass sie am 27.Dezember ea

archiv ruht dieser Bilderschatz –genauer, den Orden Pour le mérite aufgenommen 80 Jahrealt wird,ist da nurein Datum. ydr Da innovative seatingcomfort since1963 er istvon dort ausbis heuteimständigen Beim Sichten:Rose-Maria Gropp(links) und wurde, nannte der Dichter Durs Grünbein Doch wasfür einGlück füruns alle –und l: weiterenEinsatz.Esgibt allein rund450 BarbaraKlemm im Archiv Foto Helmut Fricke sieinseiner Laudatio „die Demokratinder Anlass,mit ihrzufeiern. de Mo 40 FEMINISMUS FEMINISMUS 41

Kampf fürdie Senkungdes Mehrwertsteuersatzesauf Hygieneartikel:Yasemin Kotra(links)und Nanna-JosephineRoloff warenmit ihrer Petitionerfolgreich.Foto Lukas Kreibig

anna Seidel war16Jahre alt, alszum zweiten der Experten in Rothenburg,die sich vorallem darauf Malinihrem Lebenein fremderMann konzentrieren, inwiefern Upskirting eine Straftat ist. Nicht HmitseinerKameraunter ihren Rock filmte. jeder im Raum kannsichvorstellen,wie es Betroffenen Siebesuchtedamalsein Festival undtrug– danach geht. Die Filmemacherinüberragt mitihrer Frauen wieviele Mädchen in ihrem Alter –einen kurzen Rock. Körpergrößedie meisten anderen FrauenimRaumund Siewar schockiert, alssie merkte,was gerade passiert spricht mitstarker Stimme.IhreMitstreiterin ergänzt, war, undmeldete den Vorfallbei der Polizei. Doch es widerspricht, fordert. Obwohl sie jüngersindals die geschah: nichts. meisten Diskussionsteilnehmer,lenken sie das Gespräch und HannaSeidelwirdemotional,wennsie dieGeschichte verteidigenihren Standpunkt. Beide habensichmonate- erzählt. „Ich habe mich so schuldig gefühlt.“ Heute,gut lang aufsolche Debattenvorbereitet, sie sind gewappnet für zwölfJahre später,weißsie,dassnichtsvon dem,was gegenden Hass,der ihnenvor alleminsozialen Netz- damals geschah, mitihr zu tunhatte.Die Polizeihabe werken entgegenschlägt. dieSache fürzubanal gehalten,der Täter seisichkeiner Wieesist, beschimpftund verunglimpftzuwerden, Schuld bewusstgewesen undhabeaggressiv reagiert, als wissen auchNanna-Josephine Roloffund YaseminKotra. sie ihndamit konfrontierte. Am 1. Januar 2020wirddas umgesetzt, wofürdie beiden Im Aprilhabendie heute29JahrealteHanna Seidel Hamburgerinnen fast zwei Jahrelanggekämpfthaben: Frauen undihreFreundin IdaMarie SassenbergeineOnline- DerSteuersatz aufMenstruationsprodukte wieTampons Petition ins Lebengerufen,mit deren Hilfedas heimliche undBinden wird von19auf siebenProzent gesenkt. Filmen unter denRock, dassogenannteUpskirting, unter Damitgiltfortander ermäßigteSteuersatz,wie er 1983 DieseAktivistinnen haben Strafe gestellt werden soll.Die Initiative orientiert sich an fürdie „Güter deslebensnotwendigenBedarfs“eingeführt 2019 verändert–mit Online- der Kampagne vonGinaMartin. Fast zwei Jahrekämpfte wurde. Dazuzählendie meisten Lebensmittel,aberauch dieBritinfür eine entsprechendeGesetzesreform–mit Tiere,Bücher–und Kunstgegenstände. Petitionen.Aberist dasgut Erfolg.Heute drohtTätern in England eine Freiheitsstrafe Dass Schnittblumen undGemälde geringer besteuert vonbis zu zwei Jahren. In Deutschlandkonnten sich werden alsTampons,Binden oder Menstruationstassen, fürdie Demokratie? Betroffenebislang kaum wehren.Die einzige Möglichkeit warfür diebeideneineschreiendeUngerechtigkeit. Mit warein aufwendiger, kräftezehrender Zivilprozess. ihrer Kampagne „Die Periodeist kein Luxus“ stehen sie VonNatalia Wenzel-Warkentin Wiesehrsolche heimlich gemachten Aufnahmen in in der Traditioneiner feministischen Bewegung,die Tabus diesexuelleSelbstbestimmung der Opfer eingreifen,ist an undStigmatarundumdie Menstruation abbauenwill. diesem TagGegenstandeines Symposiums im Kriminal- Aktivistinnen ausallen Teilen der Welt wehren sich gegen historischenMuseuminRothenburg. Dass sich an der dieUngleichbehandlung.InLändernwie Kanada, Austra- gegenwärtigenGesetzeslageetwas ändernmuss, darinsind lien,Irlandund Indien sind Periodenprodukte mittler- sich hier alle einig. Aber wie? DasMuseumhat zu dieser weile sogarganzsteuerfrei. FragenamhafteJuristen eingeladen,die über einenmög- Auch Nanna-JosephineRoloffund YaseminKotra lichen Gesetzesentwurfdiskutieren. habeneineOnline-Petition gestartet, auchsie wählten die Seit dem Startihrer Petition habenIda MarieSassen- Kampagnenplattformchange.org dafür. Nach 200.000 berg undHanna Seidel mehr als100.000 Unterschriften Unterschriften undvielenTerminenmit Politikernhaben gesammelt. Immerwieder melden sichBetroffenebei sieesgeschafft. Doch auchsie wurden Leidtragende einer ihnen, berichten vonSchuldgefühlenund Angstnachdem vergifteten Debattenkultur,vor allemonline. „Am Anfang Übergriff in die Intimsphäre. Dass ihreStimmen gehört, ihr habenwir noch allesgelesen,nachein oder zwei Monaten Leid anerkannt wird,das istden beiden Frauen wichtig. habenwir damitaufgehört“,sagtYasemin Kotrabeim Siesehen sich alsMittler undSprachrohr. Immer wieder Treffen im HamburgerBörsenviertel.Was der schlimmste Fürdie Strafbarkeit von Upskirting:Hanna Seidel (links)und IdaMarie Sassenberg habenihr Ziel fast erreicht.Foto DominikGierke unterbrichtHanna Seideldie nüchternenAusführungen Satz war, den sie sich anhören mussten? „Einer schrieb,wir 42 FEMINISMUS FEMINISMUS 43

könnten unsjadie Gebärmutter entfernenlassen, dann gab, sondernauchdarum,das ThemaAbtreibungindie wäre es dasgewesen mitden Periodenproblemen.“ Frauen Öffentlichkeitzubringen. Sieselbst hatvor zwei Jahren MitdiesemThema,das immer noch mitTabus und eineungeplante Schwangerschaft abgebrochenund er- Vorurteilenbehaftet ist, in dieÖffentlichkeitzugehen,sei innertsichnochgut daran, wieschwer es war, sachliche nichtimmer leicht gewesen. Roloff wurde gestalkt, man fürFrauen Informationen im Internetzufinden. versuchte durchUnwahrheiten ihren Rufzuzerstören. „Eskannnicht sein,dassÄrztinnen keinerleiInforma- BeidesindMitgliedder SPDinHamburg,beide wollen bedienenauchfundamentalistische Gruppenauf Seiten tionen aufihreSeitenstellen dürfen“, sagt sie, „Abtrei- etwas verändern,was sie fürfalschhalten. „Dumusst wiebabycaust.de diesen Vergleich. Solche Gruppierungen bungsgegneraberunseriöse, emotionalisierte Bilder und deine Argumentation schärfen,auf alle Gegenargumente lauernSchwangerenvor Kliniken auf oder denunzieren Informationen im Netz verbreiten dürfen,die Frauen in vorbereitetsein“,sagtRoloff.„Diewiederholen sich,und Ärzte, dieAbtreibungen anbieten. Konfliktsituationeninkeinerlei Hinsicht helfen,sondern sie kamen undkommenfastimmer vonMännern.“ Seit ihre Petition im Februargestartetist,hat Nike van ausschließlich dieSchuldkulturfüttern.“Dabei gehe es Zwischen demAufsetzender Petition unddem Ab- DintherzahlreicheDrohungenbekommen. Die Urheber nichtdarum,einen solchenEingriffzuverharmlosen oder schlussgesprächmit Finanzminister Olaf Scholz(SPD) im vermutetsie in genaudiesemSpektrum.Dochder Hass zu verherrlichen. „Man braucht sachlicheInformationen, Oktober habensichbeide nurmit zwei männlichen Jour- kommtnicht nurvon religiösenSpinnern.„JedesMal, um handlungsfähig zu sein undeineklare Entscheidung nalisten unterhalten –gegenüber20Interviewterminen wennich mich positioniere,verliereich Follower“, sagt sie treffen zu können. Aber alles, wasduliest, gehtnur in die mitFrauen. Durchdie medialeResonanzwurden immer beim Treffen in einemKreuzbergerCafé. „Das funktio- eine Richtung.“ mehr Leuteauf dieKampagneaufmerksam, bald mischten niertnicht wiebei einemdieserSchönwetter-Kanäle, auf Abzutreiben,obwohl sie schonMuttereines Sohnes auchUnternehmen mit. Am Ende gabesgar zwei Online- denennur Hübsches gezeigt, Likesgesammelt undFans war, istihr nichtleichtgefallen. Ihr erstes Kind kamvielzu Aktionen. DasBerlinerStart-upEinhorn setzte in Zusam- gewonnen werden. Wenn du beieinem derart kontro- frühund perNotkaiserschnitt zurWelt. Eine weitere menarbeit mitdem Magazin „Neon“ eine Petition aufund versenThema Haltungzeigst, verlierst du.“ Schwangerschaft wäre eine Risikoschwangerschaft ge- rekrutiertemedienwirksame Prominentewie Charlotte Nike vanDinther istzierlich, kleinerals erwartet,sie wesen. „Auchich warlange unaufgeklärt.Abtreibung, das Roche, Lena Meyer-Landrutund JanBöhmermann. sprichtmit weicher Stimme. Siehabedas Bedürfnisge- warfür mich etwas, dasinFrage kam, wennman 16 und Nanna-JosephineRoloff isteineselbstbewusste,elo- habt,dem Protestein Gesichtzugeben,sagtsie. Umso schulpflichtig ist, wenn manmitten im Studiumsteckt quenteFrau, dieihreWorte bewusstwählt undgezielt ein- wütender machtessie,dassder Gesundheitsminister bis oder ganz allein dasteht, ohne finanzielle Mittel und Unter- setzt –dochbeimThema Einhorn verliertsie kurz dieBe- heutenicht aufdie Petition reagierthabe. „Erignoriert stützung vonFreundenund Familie. Etwas, dasimmer herrschung.Die Enttäuschung über die„nichtvorhandene unsund möchte diePetitionauchnicht entgegennehmen. ausder Not heraus geschieht.“ Kommunikation“und derÄrger über fehlende Kooperati- Er tutso, alsgäbeesdiese88.000Menschennicht.Das Heutespricht sie abgeklärtund mitfester Stimme über onsbereitschaft sind groß.„Manhat unseinen Tagvor grenzt beinaheanRealitätsverweigerung.Ernimmt die ihren Schritt, stehtzuihrer Entscheidung, die keineleichte Startder Petition Bescheid gegebenund unsgebeten,die Hälfte seiner Wählerschaft offensichtlich nichternst.“ war. Siebetontaberauch, dass es nichtjeder Frau so geht. Petition durchunserenVerteiler zu jagen. Seitdem gabes Keineder Aktivistinnen zweifelt an der Relevanz ihres „Für manche isteskeine schwere Entscheidung,sondern kein einzigesGesprächmehr. Siehaben niegefragt,obwir Anliegens. Siehaben schließlichZehntausende, manch- einfach die Entscheidung für das Leben, das sie jetzt gerade dasnicht zusammen machen wollen.“Das seidochsinn- mal Hunderttausende Unterstützer.Die meisten vonihnen führen.“Was seidenndie Alternative?„Frauenkämen in los: zwei Petitionen,zweiKampagnen,zweiParteien. Es sind nurmit Hilfeihrer IP-Adresse zu identifizieren, sehrprekäreSituationen,wennsie trotzdem abtreiben. stiftetVerwirrung,auchbei Unterstützern. Mankönnte doch wassie eint,ist der Willezur Veränderung. Nike Wirdenken, dieKleiderbügel seien auseiner grauen Vor- meinen, es seiegal, wer den Sieg einfährt,schließlichwol- vanDinther gehtesdabei nichtnur um dasGeldfür eine zeit,das stimmt abernicht.Abtreibungenfinden überall lenalleParteiendasselbe. Aber fürdie beiden wardas Studie,die es so in der Vergangenheitschon mehrmals aufder Welt statt–trotz Verboten underschwertem mehr alsnur einPR-Coup.Sie steckten viel ehrenamtliche Zugang zu Informationen. Siewerdendurch dieKrimina- Lobbyarbeit in dasProjekt,unentgeltlich natürlich:Mit- lisierungund fehlendesWissen nurgefährlicher.“ tagessen mitReferenten,Mails an politische Akteure,Ter- Nike vanDinther geht es um fundamentale Rechte, mine mitder Presse.Und dasneben Jobund Studium. um Gleichberechtigung undWertschätzung. An der man- Auch Nanna-JosephineRoloffund YaseminKotra geltes, wenndie eine Hälfte der Bevölkerungmehrfür habensichzusammengeschlossen,umdie Arbeit unddie Ein Plädoyer fürMini-Publics Produkte zahlenmuss, aufdie sie währendder Menstrua- Verantwortunggemeinsam zu bewältigen. „Dukannst tionnicht verzichten kann. Oder wenn Fremde in die dich beijemandem auskotzen, der mitdrinhängt,der das Unterzeichnervon Petitionen erwarten,dassdie Intimsphäreeines Menschen eindringenund dafürnicht genaunachempfinden kann“,sagtRoloff.„Aufden ersten Politikauf ihr Anliegen reagiert. Dassei aberein zurRechenschaft gezogenwerden. Blickbietetman zwar mehr Angriffsfläche, aberinWahr- großes Missverständnis,das dieseFormder Teilhabe Alle fünf Frauenbezeichnen sich alsFeministinnen. heit reduziertsie sich. Denn wenndichjemandzerstören mitsichbringe,sagtBrigitteGeißel. Die Politik- Dochihr Feminismus beschränkt sich nichtauf binäre will,musserinzweiLeben rumrecherchieren.“ DieVer- wissenschaftlerinleitetdie ForschungsstelleDemo- Geschlechterkonstruktionen,erschließtalleein,die von bundenheit der beiden istoffensichtlich. Nanna-Josephine kratischeInnovationenander Goethe-Universitätin der Gesellschaft diskriminiertwerden. „EgalobMann Roloff istdie Dominantere,sie redetlautund schnell, ihre Frankfurt. „Esentsprichtnicht der Realität undführt oder Frau,egalwelchen Hintergrundman hat. Alle sind Mienewirkt zuweilenhart, sie istfestentschlossenund hat zu Frustration.“Seit2005gibtesdie Möglichkeit, gleich,habendie gleichen Rechte undPflichten“, sagt keineAngst, dieseEntschlossenheitnachaußen zu tragen. Online-PetitionenbeimBundestag einzureichen. Nanna-JosephineRoloff in Hamburg.Ihrefeministischen YaseminKotra holtihreFreundin immer wieder aufden Wer50.000 Unterschriftenübertrifft,mussim Vorbilder finden sie nichtnur aufder großen Bühne, Boden zurück,rational, in sich ruhend. Ausschusszumindest angehörtwerden. Sich mitHilfe sondernauchimFreundes- undFamilienkreis. Sieunter- Nike vanDinther hatnicht dasGlück,die Last ihres vonUnterschriften zu beteiligensei eine alte Form stützensichgegenseitig,stärken einander,statt miteinan- Vorhabensteilenzukönnen. Die Berlinerin führtzwar der Teilhabe,die Digitalisierunghabesie nurwieder der in Konkurrenzzutreten. Es isteineGenerationjunger denerfolgreichen Blog „ThisisJayne Wayne“ mitihrer in Mode gebracht.„Es istein anderer Kanaldes Frauen,die laut ist, unddie geschlossengegen daskämpft, Freundin SarahJanezusammen, doch ihre Petition „#was- Inputsindas politische Entscheidungssystem. wassie alsungerechtempfindet. fürnspahn“riefsie Anfang desJahresalleinins Leben. Mitgliedeiner Partei oder einerInteressengruppe zu DreiMonate istesnun her, dass HannaSeidel undIda Nachdem dieNationüberden Fall der FrauenärztinKris- werden oder etwaszuunterzeichnen sindWege, um MarieSassenberg aufdem SymposiuminRothenburg tina Hänelund dasWerbeverbot fürSchwangerschaftsab- dem politischenEntscheidungsträger zu sagen: Das über ihr Anliegen diskutierthaben. Seitdem ist viel passiert. brüche debattierthatte,beantragteGesundheitsminister ist, waswir,alsoein Teil der Gesellschaft,wollen.“ Immer mehr Medien undPolitiker sind aufdas Thema Jens Spahn (CDU)fünfMillionenEurofür dieFinanzie- Vorallem dieUnverbindlichkeit tragedazubei,dass Upskirting aufmerksamgeworden,imOktober trafen sie rungeiner Studie, diesichmit den seelischen Folgen von Online-Petitionenimmer beliebterwürden.Die Bundesjustizministerin ChristineLambrecht (SPD).Und Abtreibungen beschäftigensollte. Spahn istgegen eine Menschen seienseltener dazu bereit,sichinOrgani- der Bundesrathat bereits abgestimmt –Upskirtingwird Lockerungdes Werbeverbots, hinter derStudievermuten sationen wieParteien,Gewerkschaften oder Kirchen tatsächlichstraffbar.Inwelcher Form,darüber wird noch Aktivistinnen wieNikevan Dinthervor allemchristlich- zu engagieren. „Die alten Mechanismen habensich verhandelt. konservative Motive. „FünfMillionenfür Hilfestatt überlebt“,sagtGeißel. Dassei einTrend,der sich Die beiden jedenfalls sind zufrieden. Siestehenkurz Hass“, fordertvan DintherimText zurPetition, diebis schonvor derDigitalisierungabgezeichnethabe. vorihrem Ziel,und sie habendie Menschen fürein Thema Ende Novemberfast90.000 Unterstützer hatte. DieStu- Wenn es um Themen gehe, dieetwaauf eine Geset- sensibilisiert, dasbisherkeineszuseinschien. „Gerade diesei „einschamloserVersuch,zutiefstfrauenverachtende zesänderunghinauslaufen, seien Online-Petitionen jetzt, da einender Eindruck beschleicht, überallherrschen Gesetzeund Geisteshaltungen zu zementieren“. Am Ende aber nicht unproblematisch. Denn dieBürger Kriegund Krise, undesbrennt an jeder Ecke, sind da droheein Rückschritt. könntenfür etwas abstimmen,überdessenKonse- so vielestarkeFrauen,die dieFeuerlöschen“, sagt Ida Im GesprächinBerlin wird Nike van Dinthernoch quenzensie nichtumfassend informiertseien. Die MarieSassenberg. „Daraushaben wirimmer dieMotiva- deutlicher.„Jens Spahn bedientsichsprachlichaneinem Politikwissenschaftlerinplädiertstattdessen für tion geschöpft.“ Siekönnensichgut vorstellen,dassdas Vokabular, dasman sonstnur vonmilitantenAbtrei- „Mini-Publics“, deliberativeBürgerversammlungen. nichtihreletzte Petition gewesenist. bungsgegnern kennt.“Der CDU-Politiker istfür seine DasKonzept siehtvor,dassBürgerund Experten Nanna-JosephineRoloffund YaseminKotra arbeiten provokanten Tweetsbekannt,immer wieder äußert er sich zusammenkommen,umaneinem runden Tisch oder schonanihrem nächsten Projekt. Siewollen, dass in Interviews zu gesellschaftlichen Debatten–undkassiert in einemTownHallMeetingzudiskutieren. Auf Menstruationsprodukte in öffentlichenEinrichtungenwie dafüroft Entrüstungsstürme.Soauch, alserAnfangdes BasisdieserExpertise könnesichder Laie dann eine Schulenoder Ämternkünftig unentgeltlichzur Verfügung Jahres zumThema Abtreibungtwitterte:„Wenn es um das Meinungbildenund eine Empfehlung an diePolitik stehen. UndNikevan DintherwirdinBerlinweiterhin Lebenvon Tierengeht, da sind einige,die jetztfür Abtrei- abgeben.„Ichbin fürVolksabstimmungen.Aber kritischeArtikel aufihrem Blog veröffentlichen, bisJens bungen werben wollen,kompromisslos. Aber in dieser De- erst nach einemlangenDiskussionsprozess. Damit Spahnauf ihre Petition reagiert.Vielleichtrollt siedie battewirdmanchmalgar nichtmehrberücksichtigt, dass nichtsowaswie beim Brexitpassiert.“Inder Schweiz Petition auch noch malneu auf. Aufgeben will siejeden- FürInformationenüberAbtreibung: Nike vanDinther hatals Reaktion aufihrePetitionviele Drohungen bekommen. Foto JuliaZimmermann es um ungeborenesmenschlichesLeben geht.“ Tatsächlich oder Irlandfunktionieredas wunderbar. fallsnicht. 44 FOTOGRAFIE FOTOGRAFIE 45 „MAN MACHT SIE ZU NICHT-PERSONEN“ TomKieferüberseine Fotosvon Habseligkeiten, dieillegalen Einwanderern in den Vereinigten Staaten abgenommen wurden

Herr Kiefer,Sie fotografierenGegenstände, angesehen, bisich es nichtmehrertragen Texasübermehrals 3000 Kilometer. schützen sollte. Beidem langen Wegüber tiefsten Respekt. Sieriskieren ihrLeben, abgeben. WelchenZweck hatdie Zoll- zwei Jahrevor Donald Trumps Einzug ins Nein,darum gehtesauchnicht.Ich habe dieamerikanische Grenzschutzbeamte konnte. Alsich 2007 fragte,obich die DerSektorTucsoninArizona,zudem dieGrenze schlagendie Flaschen ja immer um hierherzukommen. und Grenzbehördemit diesen Maßnahmen WeißeHaus. Obwohl diefotografierten leider keinen Vorschlag, wieman das illegaleingewanderten Migranten in der Konserven an eine Suppenküche weiter- Ajogehört, zähltaberzuden Abschnitten wieder gegenden Körper. verfolgt? Gegenständeaus derZeitder Präsident- Problemder Migrantenund ihresamerika- WüsteArizonasabgenommen haben. Ihre reichen dürfte,hießes: „Unbedingt!“ mitden meisten Verhaftungen. VielefühlensichanAufnahmenaus So etwashat nurSinn,wennman einen schaften vonGeorgeW.Bushund Barack nischenTraumsinden Griffbekommt. Bilder zeigen Alltäglicheswie Zahnbürsten, In den Mülltonnen fand ichdannauch IstIhnen einGegenstand besonders in Konzentrationslagernerinnert. Menschen demoralisieren undherabwür- Obamastammen, werden sieoft Trumps Wirmüssenuns aber fragen,was wirtun Wasserflaschen,Schnürsenkel undDamen- dieBesitztümer der Migranten,die Da müssenmit derZeitTonnenan Erinnerunggeblieben? DerVergleich verbietet sich.Die Dinge, digenmöchte. Wenn manihm persönliche Einwanderungspolitik zugeschrieben. können,umden Menschenzumindest binden–hübsch arrangiert voreinem beschlagnahmtwurden. persönlichen Gegenständen zusammen- EinIndianHeadPenny ausdem Jahr dieich fotografiert habe,stammen von Habseligkeiten wieFotos,Rosenkränze DieLageander Grenze hatsichver- weiterenKummerzuersparen. Undihnen HintergrundinfröhlichenFarben.Ihre gekommen sein. 1879,alsoeineuralteEin-Cent-Münze. festgenommenen Migranten. DieBilder oder eine Bibel wegnimmt, will manihn schärft. Es gehtdarum,die Öffentlichkeit einbisschenWürde zurückzugeben. Fotos sindunter demTitel „ElSueño Damalswurden ander Grenze zwischen Ja,ich stießauf alldiese unglaublichen Ichhabe mirvorgestellt, dass jemand sollen zeigen, wiewenig sie behalten zu einerNicht-Personmachen. Dasist aufzuklären,was dort passiert. Viele Americano –The American Dream“in denVereinigten Staaten undMexikojeden Dinge: Kinderzahnbürsten mitRenn- dieses StückAmericana alsSymbolder durften. Konzentrationslager waren bösartig undunmenschlich. Amerikaner können sich nichtmal DieFragenstellte ChristianeHeil. LosAngeles ausgestellt.Verbirgt sich hinter Monat biszu100.000 Migranten auf- autosals Griff, T-Shirts mitskurrilem Hoffnung aufein besseresLeben beisich Tatortevon Massenmorden. vorstellen,wie es an der Grenze aussieht. demTitel einStück Ironie? gegriffen. WissenSie, wie vielevon ihnen Aufdruck,Brieftaschen, in denen noch getragenhat.Ich fanddie Münzeauf dem Im Jahr 2014 habenSie dieStelle des DieFotosvon TomKiefer werden unter demTitel „ElSueñoAmericano–The American Dream“ biszum Ja undnein. Die Leutesindjaindie nach Ajo gebrachtwurden? Familienfotossteckten. Ichwusste, dass Boden der Halle, in der dieaufgegriffenen DieMigrantenmussten so harmlose Dinge Hausmeisters an derCustoms andBorder Meinen Sie, Sie würden heuteähnliche 8. März 2020 im Skirball Cultural Center in LosAngeles Vereinigten Staaten gekommen, um den Daskannich nichtsagen.Die Grenze ichetwas daraus erschaffen musste. Ich Migranten ausden Geländewagen der wie Schlüssel, SonnenbrillenoderKämme Protection StationinAjo aufgegeben, gut ÜberbleibselinAjo findenwie damals? ausgestellt. amerikanischen Traumzusuchen. Viele erstrecktsichvon Kalifornien bisnach habe früherals Grafikdesigner in Los Grenzbehörde geholtwurden. DerIndian kamen abernicht zumersten Malüberdie Angeles gearbeitet undspäter alsKunst- Head Pennywar achtlosweggeworfen Grenze,sondernhaben schoneinen fotograf im Stil vonWalkerEvans.Beides worden. großen Teil ihresLebenshierverbracht. hatdie Artbeeinflusst, wieich die Oder wurden sogar hier geboren. Ihr Besitztümer der Migranten fotografiert SeitIhreAusstellung eröffnetwurde, wird amerikanischer Traumsieht daheretwas habe.Ich versuchemit der Kamera Dinge übersie auch in sozialen Medien diskutiert. andersaus alsdas,was maninder Regel zu dokumentieren, dieAmerika zu DiemeistenBetrachterpreisendie Fotos mitihm verbindet. Amerikamachen. alseindrucksvolleDokumentation des Einwanderungsdramas. Einigestoßen Siehaben Tausende Habseligkeitenvon EinigeAufnahmenzeigenPlastikflaschen, sich aberauchanden kunstvollen Arrange- Einwanderernaus Ländernwie Mexiko, die provisorischinStoffresteeingenäht ments derHabseligkeitenvon Menschen El Salvadorund Guatemala zusammen- wurden.Wollten dieMigranten das Wasser in Not. Der Alleskönner getragen.Wofindetman die? beidem Fußmarsch durchdie Wüstekühl Wermir vorhält, ichwürde Elend Ichhabe 2003 angefangen,als Haus- halten? glamourösdarstellen,hat mich miss- meister in der Stationder Zoll-und Da ichander Grenzstation nurals verstanden. Erweise ichden Migranten Grenzbehörde südlich vonAjo zu arbeiten. Hausmeister beschäftigtwar,hatteich nichteinegrößere Ehre,wennich ihre Irgendwannfielmir auf, dass dort immer kaum Kontaktzuden Migranten. Ich Besitztümer vonErdeund Schmutz wieder LebensmittelkonservenimMüll vermute aber, dass der Stoffdie weißen befreie undsie in angemessener Form landeten. Dashabe ichmir eine Weile Aufklärer:FotografTom Kiefer Behälter tarnen unddie Beineder Leute präsentiere?Ich habe ihnengegenüber T VA RI ,P 7) F( AI /L UX ED /R EFER KI OM ST OTO F www.gravis.de

*Weitere Infos auf gravis.de und im GRAVIS Store. GRAVIS Computervertriebsges. mbH, Ernst-Reuter-Platz 8, 10587 Berlin 46 ONLINE-HANDEL ONLINE-HANDEL 47 WAS KOSTET DIE WELT Braucht es diesevielenPäckchen? DieaufwendigeVerpackung? Dielangen Transportwege?Michael Kliger, Chef desOnline-Händlers Mytheresa, antwortet. VonBettina Weiguny,Fotos Tobias Schmitt

ichael KlKligers Arbeit hat zwei Seiten, die ihren Bedürfnissen.“Einflussnehmenkannder CEO neue Läden rundumdie Maximilianstraße eröffnen. bliebe:das Paketgar nichterstzuverschicken.„Dasaber produkte generell ab.Kligers Haltungist klar:„Wir Gabriela Hearst erzähltwährenddessen vonsichund unterschiedlicher kaum sein könnten. Die nicht. „Ich binwie dasGucci-Kleid“, sagt er lachend. „Ich Kaufkräftige Touristen strömen in Scharen in dieStadt, istnicht der WunschunsererKunden.“Seinerauchnicht. schreibennichtsvor.“ ihrer Arbeit.Aufgewachsen istdie angesagteNew Yorker M eine ist glamourös, mit Glitzerkleidern und weißnicht,obich morgengekauft werde. Aber ichbin der Zuzugist riesig,esgibtkeinenLeerstand.Die Leute Deshalbdrehensie an den Details, zumBeispielander Aber mansetztZeichen,zum Beispiel dadurch, mit Designerin in Uruguay,auf einerriesigenFarm. „Mit Gläsern voll perlendem Champagner.Die schönund würde vielen gutstehen.“ kaufen mehr dennje. Verpackung.„WirkönnenDesigner-Kleider nichtin welchenDesignern manzusammenarbeitet. Gerade sind mehr Tieren alsMenschen.“Alles dort wardaraufaus- anderebesteht aus Zahlenreihen, Unmengen an Pappkartons In seinem Bürotrakt sind keineDesignerkleiderzu Andersverhältessichauf demLandund in Shopping- einemBeutel verschicken“, sagt Kliger. „Das gehtbei dem es Gabriela Hearst undStellaMcCartney, diebeide gerichtet, möglichstlange zu halten. Denn jede Reparatur und einem schlichten Glasgebäude im Herbstregen. sehen, keineModels, nichtmal Handtaschen. Sondern Mallsauf der grünen Wiese. Kliger kenntdie Klagen: Wert unserer Ware nicht.“Ein Gucci-oder Prada-Kleid durchihrenachhaltigenEntwürfebekannt wurden. warteuer undzeitraubend.Daher ihre Vorstellungvon DerChefvon Mytheresasteht zwischen diesen beiden schlichtesweißesMobiliar, Laptops, Screensanden Wenn irgendwo einKäse-Ladenschließt, istschnell von darf nichtverknittertbei der Kundin ankommen. Also hat McCartneynutzt schonseitJahrzehnten kein Leder Nachhaltigkeit. LanglebigsollenihreStückesein, praktisch, Welten. Hier dieLuxusmode,dortdie Logistik desOnline- Wänden.Der Blickgehtauf dieBürogebäudegegenüber. einer Tragödie dieRede. „Nur kannder Käse-Händler Mytheresa voreinigenJahrenvon normalerauf recycelte mehr undliegt damitnun im Trend. „Und beiGaby bequem undzeitlos elegant. Händlers.Sichtbarseinsollnur der Glitzer, der Rest soll Die Zentrale vonEscadaliegt hier,dochder frühe Glanz nichtdavonleben,dassandere sich an seinem Anblick er- Pappeumgestellt. Außerdemkanndie Kundin seit andert- Hearst istNachhaltigkeitTeilihres Berufsethos“, IhreVerpackungensindbiologisch abbaubar und reibungslosimHintergrundvor sich hinschnurren. Nur istverblasst, gerade hatdie superreiche Stahl-Erbin Megha freuen.“Die müssen dort aucheinkaufen,und dastun sie halb Jahren aufdie hübscheGeschenkbox im Paketver- schwärmt der Manager. So veranstaltetesie in NewYork kompostierbar, sie färbtmit pflanzlichenFarben, ver- istdas nichtsoganzeinfach –inZeiten, in denen dieLast- Mittal dieMarke frustriert an einenInvestorweiter- meist nicht. „Wir können keineDenkmalpflegebetreiben, zichten. Jede dritte Kundin klickt dieseOptionan, viel eine klimaneutraleSchau –dafürschicktesie nurunge- wendetrecyceltesWasser, verarbeitet vorallem Leinen wagender Lieferdienste dieStädteverstopfen,Kundenmit gereicht.Das Gründerpaar Botschen hattesichein paar um dieInnenstädte zu retten. Oder wollen wirgesetzlich mehr alserwartet. So fälltwenigerMüllan, diePäckchen föhnte Models aufden Laufsteg,die nichtextraeinge- undMerinowolle undmeidetBaumwolle.„Ichnehme, schlechtem Gewissen ihren CO-Abdruck berechnenund Häuser weiter mitder nächsten Geschäftsideeniedergelassen: vorschreiben,dassinjeden Ortzwei Lebensmittelläden, sind kleiner, kosten wenigerPorto undbrauchenweniger flogen werden mussten. waswie Denim aussieht,aberwenigerWasserinder Geschäfteinden Fußgängerzonen schließen. einemOnline-Storefür teure Schuhe.Dochdas Projektist drei Boutiquenund einElektrofachgeschäft gehören?“ Platzauf dem Transport. „Wir sind nichtSpitzenreiter bei Beide Designerinnen habenimOktober exklusive Herstellungverbraucht.“ Zudem arbeitet sie Restposten Je mächtigerdie Online-Händler,desto kritischer gescheitert, Marthalouisa.comhat schonwieder dicht- SchoninzehnJahren,das leugnet Kligernicht,werden dem Thema, versuchen aber unseren Teil beizutragen.“ Kollektionen fürMytheresa entworfen, „Capsules“.Für auf, recycelt Fasern.Die Begrenzung schärfeihreKreativi- schaut dieWeltauf ihrGeschäftsmodell.Braucht es diese gemacht. Undumdie Ecke residiert Wirecard,der Dax- dieInnenstädte andersaussehen. SeineVermutung:Die Überhauptwehrt sich Kligergegen einseitige Verdam- Kligersindsolche Kooperationenwichtig.Damit bietet er tät. Die Zweiundvierzigjährige, diemit John Augustine vielen Päckchen? Dieaufwendige Verpackung?Die langen Aufsteiger, dem zwielichtige Geschäfteinversteckten Geschäfteweichen,Restaurants ziehen ein.„Früher wares mung.Was seiumweltverträglicher:wenndie Kundin mit seinen Kundinnen einExtraund stellt einenpersönlichen ChiltonHearstaus der Hearst-Mediendynastie verheiratet Transportwege? MichaelKligerist sich dessen durchaus Winkelnder Welt nachgesagt werden,was der elektronische etwasBesonderes,essen zu gehen, heuteist dasAlltag.“ ihremSUV in dieInnenstadtfährt,umein Kleidzukaufen, Kontaktzuden Starsder Luxusbranche her. Zudem ist, kauftselbst nurDinge, diesie fürden Rest ihres bewusst: „Ein Paket, dasvon Münchenindie Welt ver- Zahlungsdienstleister bestreitet. Fürdie Menschen aufdem Dorf istder Online-Handel unddannwiederzurückinihren Vorort?Oderwenndie schafft es Vertrauen. Denn dieKundin, dieinAlabama Lebens besitzenmöchte. „Das schärfeich auchunseren schicktwird, istnie unproblematisch. Aber der Online- Kliger kenntdie Nachbarn kaum.Jeder kämpftin ausKligers Sichtdas Beste, wasihnen passieren konnte. DHL-Laster–zu60Prozent Elektroautosund mitjeweils oder Jakartasitzt undeinetolle Dionysus-Tasche von Kindernein.“ Handel hatauchviele Vorzüge. Undwir arbeiten an allen Aschheim seinen eigenenKampf.Mytheresa willwachsen, Siehaben eine größere Auswahlals je zuvorund müssen 500Paketen beladen –die optimale Routefahren? „Die Guccibei Mytheresa entdeckt, fragtsichzuRecht:Ist die ZumDinner im ÄgyptischenMuseumträgt dieMini- Stellschrauben,umdie Nachteile zu minimieren. Trotz- besondersinAmerika undAsien. „Dahabenwir im nichteinmalmit Auto oder Busindie nächsteGroßstadt. Antwort istnicht so eindeutig, wieviele denken.“ echt?Und wer istüberhauptMytheresa?Sieht sie dann malistin stattHosenanzugein rotesAbendkleid. 20 Pre- dem bleibtein Internet-Kauf immer einKompromiss.“ Vergleichzur KonkurrenznochNachholbedarf.“ Siebe- „Das einzige, wassie brauchen, istschnelles Internet.“Das DerKäuferinist dasallesnicht egal,sie will aber nicht Bilder voneinem Dinner mitStellaMcCartney, voneiner mium-Kunden sind eigens ausHongkong, Italien,England, Es gehtandiesemTag also um dasFür undWider. treiben zwar noch dieBoutiqueimHerzenMünchens, allerdings istoft einProblem. ihrganzesLeben aufNachhaltigkeitumstellen.„Wir Partymit Balmain-Designer Olivier Rousteing in Paris Kuweitund Berlin angereist. Dazu Presse undPromis, wie DerMorgenbeginnt in der Mytheresa-ZentraleinAsch- gegenübervon den Fünf Höfen,womit den Botschens VomMytheresa-ZentrallagerinHeimstetten aus habenallekeinenneutralen carbon footprint,gehen tagtäg- oder einemLunch mitVictoriaBeckham,weißsie: Wenn dieSchauspielerinnen Hannah Herzsprungund Alicia von heim,danngeht’sins Logistikzentrum,von dort in die allesangefangenhatte. Aber der Laden machtheute nur werdendie Lieferungenindie ganze Welt verschickt–ein lich Kompromisseein.“ Dochimmer mehr Kundinnen diezusammenfeiern, gehörtMytheresa dazu. Fürdas Rittberg.Gedeckt istfür 80 Personen an einerlangen Boutiqueinder Münchner Innenstadt.Abendsdannein noch etwa zwei Prozentdes Umsatzes aus, 15 Millionen Wahnsinn.„An Spitzentagen machen wir8000 Pakete“, fordernTransparenzvon Marken undHändlern: Welche Balmain-Event in Paris sind drei Top-Kundinnen extraaus Tafel, Hearst in der Mitte, ihrgegenüber GastgeberKliger. Dinner im ÄgyptischenMuseum. Euro.„Daslässt sich nurschwer steigern“, sagt Kliger. sagt Kliger. Nurnochjeder fünfte Euro wird in Deutsch- Materialien verwendendie Designer,wokommendie NewYorkeingefflogen,erzählt Kliger. „Auf eigene Kosten.“ Einige ausseinemTeamsindverhindert: Siereisenschon Im Industriegebietspürt maninder dritten Etage „StationäreLäden wachsennicht.“ Schuld daranist natür- land verdient. Dasheißt:Die Pakete gehen in alle Länder Sachenher,unter welchen Bedingungenwerden sie ge- Auch nachMünchen kommen heuteTop-Kundinnen. RichtungSchanghai, wo an einemder nächsten Tage ein wenigvon derEmotionalität,mit der Luxusmarkenwie lich dasGeschäft im Internet. Aber dasist nichtseine Europas,nachAmerika undChina,Australienund Japan, fertigt? „Für unszählendie 16 Ziele, diedie UN kürzlich Gabriela Hearst isteigenszueinem Talk in derMytheresa- ähnlichesProgramm mitStellaMcCartneyangesetztist. Gucci, Prada, Balenciaga oder Valentinoaufgeladen sind. Schuld:„DerKunde entscheidet,wound waserkauft.“ bisnachTonga oder aufdie Fidschi-Inseln. ausgegebenhat.“ Dazugehören nebenKlima- undUmwelt- Boutique angereist. An die60Frauen sind gekommen. „Wir bieten zurZeitdas besteBeziehungsgefflecht zwischen Gegründetwurde Mytheresa vonSusanne undChristoph Die Menschen bestellenonline, weildie Portaleein Die Zustellung erfolgt blitzschnell.Sobalddie Kundin schutz auch Tierwohl, faireLöhne undArbeitsbedingungen Mode istdas Themades Nachmittags. „Was trägst du für Starsund Kundinnen“, sagt Kliger. So schafft man Botschen. DasEhepaar betrieb seit 1986 in derMünchner Problemdes 21.Jahrhunderts lösen: „Unsere Kundin hat den Kauf-Buttondrückt, leuchtet der neue Auftragauf sowieder Verzicht aufKinderarbeit.Mitunter kommen tolleSchuhe? Sinddas etwaMiu Miu?“, fragtdie eine ihre Kaufanreize.„In derMaslowschen Bedürfnispyramide Innenstadt eine Designer-Boutique. Früh erkannten siedie keineZeit“,sagtKliger. „Sie kauftabendsum22Uhr den ComputernimLager auf. Die Mitarbeiter suchendie dieZiele sich aber insGehege: „Für dieUmweltsindNerz- Sitznachbarin. „Wannkommt deinKleid vonDior?“, will stehenwir ganzoben, unsere Luxusproduktesindein rein Chancendes Internets.Während andere glaubten,nie innerhalb von20Minuten aufunsererHomepage ein, Einzelteile auf10.000Quadratmetern zusammen,die farmen womöglich verträglich,für dasTierwohlaber dienächste wissen. Die Bayerin hinter ihrhat einanderes emotionales Bedürfnis.“Das besteSinnbilddafür seien werde jemandKleider im Netz bestellen, zogensie in weildas schnellgeht.“Hätte sieZeit, so argumentierter, dann über Bänder zurVerpackungsstationrasen. Vondort inakzeptabel.“Viele Kundinnenbevorzugendeshalb Problem: „Habt’sihr nichts Herzhaftes?“,fragt sie verzweifelt Clutches,die kleinenHandtaschen ohne Henkel.„Eigent- Aschheim eineneigenenInternet-Shop auf. ZurVer- würde sie vermutlichlieberindie Stadtfahrenund durch gehensie,hübscheingetütet undmit Schleife versehen, künstlichenPelz. „Der hatabereineschlechtere CO- einenKellner,der Pralinen reicht. „Ich habe den ganzen lich unpraktisch, weildie Kundin sie immer festhalten blüffung der Brancheschafften es diebeiden Außenseiter, dieBoutiquen bummeln. Aber sie istständig beruflich weiterzur Postausgabe, wo einLieferdienstwartet. Bilanz alsechter.“Für dieeineKundinist Leder das Tagnichtsgegessen.“Nagut,dannebenein paar Schoko- muss.“ Gerade dasaberwill sie demonstrieren: Siekannes sich gegen dieinternationaleKonkurrenzwie Net-a-Porter unterwegs.„Wirverkaufen nichtandie Frauen erfolgreicher FürMünchen wird einDrei-Stunden-Service geboten: NonplusultraanNachhaltigkeit, andere lehnen Tier- kugelnzum Champagner. sich leisten,keine Hand frei zu haben. zu behaupten.2015verkauftensie ihre Anteileanden Männer,sondernanerfolgreicheFrauen.“Die oberen zehn um 14 Uhrbestellt, um 17 Uhrander Haustür; jede dritte amerikanischen KaufhauskonzernNeimanMarcus. Prozentder Gesellschaft können sich dieLuxusmarken Münchnerin wähltdiese Option.Wer in Europa vor Michael Kliger,den dieamerikanischen Besitzer als leisten undordernhier. Premiummarkenoder gardarunter 17 Uhrbestellt, erhältdas PaketamnächstenTag.„Das CEOeinsetzten,ist kein Modemensch,sondernein Mann verkauft Mytheresagar nichterst. „Wir habeneseineZeit- Versprechenhalten wirzu96Prozent.“ Nach NewYork der Zahlen. DerHüne, schlankund graumeliert, kommt lang auchmit Sneakers versucht, aber dasfunktioniert dauertdie Lieferungeinen Tag, nach SanFrancisco zwei, vonder UnternehmensberatungMcKinsey,hat Karriere nicht.“Mytheresa stehtfür reinenLuxus. nachChina drei Tage:„Zwei Tage Transport, einenTag gemachtbei Real,Accenture,First CapitalPartnersund Seit kurzem bieten sieauchKindermode an,Anfang Zoll.“ Logistisch istdas eine Meisterleistung. Dafürist die zuletztbei Ebay.Seiter2015bei Mytheresa anheuerte, hat desJahreskommt Herrenmode hinzu, dennMänner Öko-Bilanzverheerend. „Ein Paketmit dem Flugzeug er den Umsatz von100 auf377 Millionen Euro hochge- habenmeist noch wenigerZeit(undLust),shoppen zu durchdie Welt zu schicken kannnicht gutsein“, gesteht THE NATURE OF TIME trieben.Nochist dasUnternehmen,andersals diemeisten gehen. „Unsere Kundin fragtständig nach,wannihr Kligerein.„Dasist wiedie Flugreise in den Urlaub.“ Konkurrenten,„profitabelund cash-positiv“. Mann beiuns zumZugekommt.“ Kligerrechnet damit, Aber dieLieferdienste arbeiten an ihrer Öko-Bilanz, Unddas istauchgut so.Dennseiteinem halben Jahr dass Herrenartikel bald einDrittel desUmsatzes aus- optimieren dieFahrten,stellen um aufElektroautosund sucht der Eigentümer Neiman Marcus nunschon nach machen. Denn auchMännerhaben dieScheu vordem leisten fürden CO-Ausstoß Kompensationszahlungen, so einemKäufer fürden Münchner Ableger. Allesist möglich, Online-Kauf verloren,der Marktwächstschnell. dass im Regenwald Bäumegepflanzt werden oder neue der Prozess„ergebnisoffen“, wieKligeresnennt.Ein Verkauf In einpaar Jahren wird der Online-Handelvon zur Wasserwerke entstehen. „ModernerAblass“,sagtKliger. wäre denkbar,ein Börsengang ebenso,vielleichtbleibt Zeit etwazehnauf 25 bis30ProzentamGesamtumsatz „Dadurch ändertsichnichtsamProblem, manunterstützt auchalles beim Alten.Für Kligers Tagesgeschäft istdas steigen. „Das istschmerzhaft fürden Einzelhandel.“ nurGegenmaßnahmen.“Besserals nichts,findeter. erst einmal egal.Trotzdem dauertihm dasProzedere zu Schwarzmalerei findet Kligertrotzdem unangebracht:„Es Schiffslieferungenjedenfallsseien keineAlternative. „Ein lange. „Die Kundin goutiert es nicht, wenn sie dasGefühl bleiben ja 70 Prozent.“Geschäftewerdennie verschwinden, Containerschiffmit altem Dieselmotorist umweltschädlicher hat, dass wiruns mituns selbst beschäftigenstatt mit schongar nichtinStädten wieMünchen,woseitJahren alsein Flugzeug.“ Die einzige Möglichkeit, dienoch

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Zusammen stattallein: JamesCorden gibt den Dandy-Kater BustopherJones –und wird begleitetvon Francesca Haywardals Victoria,Robbie Fairchildals Munkustrap undanderen. Rötlichstatt neongrün:Popstar Taylor SwiftspieltBombalurina –und hatfür den Film den Song „Beautiful Ghosts“ geschrieben.

neinem trüben Märztagsteht Judi Denchin wurde und–nach„Dreamgirls“–nun wieder in einem „Als IanMcKellendas ersteMal dazu stieß, lernten wir wenige Detailseinfangen können“, sagt Stewart, dieeinst LEAVESDEN einerHalle der Filmstudios in Leavesden bei Musical-Klassikerauftritt. Es istdas Standard-Outfitfür gerade Begrüßungenund mussten alle unsere Nasenanein- am Theater beidem Bühnenbildner John Napier lernte, London undträgt einKostüm,das sogarin alljeneKatzen, diespäter im fertigenFilmüberihrem Fell anderreiben. Wirallewaren fürchterlichschüchternihm der dieKulissen fürdie „Cats“-Erstaufführungverantwor- In Leavesden, nordwestlich von London, ihrer langen Karriere seinesgleichen sucht. noch in einKostüm gekleidetsind. Ansonsten wimmelt gegenüber. Aber dieTrainerin ließ keinen Zweifeldaran, tete. „Dassvom Barhockerinder Milchshake-Barbis zum wo dieDreharbeiten zu „Cats“ statt- Unter einemausladenden altenPelzmantel CATS der riesige Ballsaal vorgelenkigenjungenMenschenin dass wirihn mitmachenlassenmussten.“ Katzenfutter im Schaufenster allessoüberlebensgroßsein fanden,steht einerder modernstenund steckt dieOscar-Gewinnerin in einemneongrün leuchten- hautengenEinteilern.Die Farbpalettereichtvon schwarz, Auch fürdie ProduktionsdesignerinEve Stewart, die musste,hießfür mich natürlich,dasswir nichts kaufen größten Filmstudio-Komplexeder Welt. den engenGanzkörperanzug inklusive Kapuze,die ihren weißund grau bisbraun oder rötlich, wiebei Hauskatzen BesucherinLeavesden durchdie vier von„Cats“belegten oder leihen konnten. Jeden einzelnen Bestandteilunseres Unddas verdankt sich einemZufall. grauen Kurzhaarschnittversteckt.Esist einbefremdlicher, ebenüblich. Studiohallen begleitet, istdieserFilmeineHerausforde- Setsmussten wirselbst bauen.“Und nichtnur das. Weil Als1994recht kurzfristigdie Dreharbei- fast schonalbernerAnblick.Das Publikum wird ihnnie Biszu52Leute gleichzeitig tummelnsichwährend der rung.Inder größten Hallehat sie mitihrem Team einen dieChoreografien erst erarbeitet wurden,währenddie ten zu einemneuen James-Bond-Film sehen. Denn wenn der Film „Cats“ am ersten Weihnachts- AS Dreharbeiten, die im Dezember 2018 begannen und bis ins ganzenStraßenzugerrichtet,mit elastisch federndem Kulissen schongebautwurden,mussteStewart damit beginnen sollten,waren die20Kilometer tagindie Kinoskommt,wirdauf der Leinwand dasNeon- Frühjahr dauerten,vor HoopersKamera. Einervon ihnen Bodenbelag.Was nach Bürgersteig undKopfsteinpflaster rechnen, dass dietanzenden Katzen überalldrauf-und entfernten Pinewood Studios–der grün durchdigitales Katzenfell ersetztsein. istRobbie Fairchild, der in einerDrehpause berichtet, dass aussieht,ist in Wirklichkeit eine ArtbemalterSchaum- runterspringen. „Jedes Regal,jedeRegenrinnemussso traditionelle007-Drehort–geradebelegt. Bei„Cats“handelt es sich,wie sollte es anderssein, um ihndie ungewöhnlicheArbeitskleidungnicht befremde: stoff.„Dasist fürdie Tänzer“, erklärtStewart miteinem stabil konstruiertsein, dass sie einpaarTänzeraushalten.“ Dahergriffen dieProduzenten aufein dieVerfilmungdes Musicals vonAndrewLloyd Webber. „Ich kommejavom Ballett, da binich zu enge Hosen Lachen,das beinaheden Baulärmaus der Nachbarhalle Alseines der größten Gebildeihrer Karriere erwies sich 1940 geschaffenes riesigesFlugplatz-und Dass dieKatzenerstjetzt über dieLeinwandspringen, also CATS gewöhnt.“Als ehemaligesMitglieddes NewYorkCity übertönt,wonochanden Kulissen fürdie Müllkippen- der ebenfallszweieinhalbmal so großeNachbau desriesi- Fabrikgeländezurück,auf dem unter 38 Jahrenachder Uraufführungder Bühnenshow im Lon- Ballet istereinervon vielen Profitänzern im Ensemble. Szenen gearbeitet wird.„Wirkonnten nichtriskieren,dass genLöwen vomTrafalgar Square. Stattwie im Original anderem Rolls-Royce-Motoren hergestellt donerWestEnd,ist erstaunlich. Denn kaum einMusical Andere sind eher aufHip-Hop,Street-oder Jazz-Dance sich alle unsere Tänzerinnenund Tänzerbei den wochen- ausBronzenun ausHolz, spielt diemehrere Meter hohe worden waren. wurde in London,New York,Hamburg undanderswo spezialisiert. Darüberhinaussindauchviele Starsam langen Dreharbeiten dieKnieruinieren,deswegenwar SkulptureineSchlüsselrolleinder letzten Szene–und Innerhalbkürzester Zeit verwandeltensie häufigerund länger aufgeführt –mehrals 3,5Milliarden Start, darunterRebel Wilson, IdrisElba, JasonDerulo, einweicher Untergrundunbedingt nötig.“ muss daherdas Gewichtdes halben Ensemblestragen. dasGeländeund diealten Hallen in ein Dollar soll es eingespielthaben. Selbst werdas Stücknie IanMcKellenund JamesCorden. Taylor Swifthat sogar DasSetting desBühnenmusicalswar nieklarumrissen „BeimFinalekletterndie Katzenalleauf diesen Löwen, Filmstudio, dasnachdem Bond-Film aufder Bühnegesehen hat, dürfte zumindestmit dem CAN mitAndrewLloyd Webber fürden Film den neuen Song –der Film spielt nunimLondonerStadtteil Soho im Jahr wofürwir dieDarstellermit Drahtseilensichern“, sagt „Goldeneye“ auchProduktionenwie „Star Song „Memory“vertrautsein, mitdem es unter anderen „Beautiful Ghosts“ geschrieben. 1938.Die Entscheidungverdankt sich vorallem Hoopers Stewart. „Nur fürJudiDench waruns daszuheikel,sie Wars:Episode I–Die dunkle Bedrohung“ BarryManilow undBarbraStreisand in dieHitparaden Die eigentliche Hauptrolle spielt FrancescaHayward, unbedingtem Willen zu Wahrhaftigkeit,selbstineinem istjanicht mehr dieJüngste. Also habenwir irgendwann anlockte. Seit 2000 wurdendie Leavesden schafften. AufeinesolcheMarke müsste sich doch DasMusical von im Hauptberuf Primaballerina desRoyal Ballet in Lon- phantastischen Kontext, wieseine langjährigeWegbeglei- den Kopf desLöwen abgesägt–unddrehendamit fürJudi Film Studioszum Zuhausevon Harry Hollywoodstürzen,woman vom„Phantomder Oper“bis Andrew LloydWebber don. „Als mich meine Agentinzum Castingfür den Film terin EveStewart erzählt: „Weildie Basisfür dasMusical dieletzteSzene mitwenigerFallhöhe nach.“ Potter.AlleachtFilme der Reiheentstan- „Chicago“ noch jeden Musical-Hitadaptiert hat. Wäre schickte,gingich davonaus,dassesdabei um eine kleine ja einGedichtband vonT.S.Eliot ist, wolltenwir unsere AproposJudiDench:Bis sie etwasZeithat fürein den aufden Freiflächenund in den Hallen da nichtdie klitzekleine Schwierigkeit, dass in „Cats“ eben kommtzuWeihnachten ins Tanznummer geht“,sagtdie in KeniageboreneBritin, die Geschichte dort ansiedeln, wo dieseGedichteerschienen Gespräch,dauerteseineWeile.Die Mittagspause nutztsie der Anlage.Weite Teileder Kulissen keineMenschenauftreten,sondern nurKatzen. nurzufälligden gleichen Nachnamen trägtwie dieProdu- waren.Und weilfastalles nachts spielt,wir aber natürlich fürein Schläfchen,und wenndie Kameramal nichtläuft, blieben fürden zehnjährigenProduktions- Singende undtanzendeVierbeinerauf derLeinwand? Kino.Ein Besuch am Set. zentin desFilms.„NieimLeben hätteich gedacht,dass viel Lichtbrauchten,entschieden wiruns fürdas einzige istsie umringtvon jungen Kollegen,von denen eine auch zeitraum stehen, um nichtfür jede DieserHerausforderungstellen sich nunRegisseurTom ichdie Protagonistinseinwürde.“Tatsächlich istdie von Gebiet in London, in dem es damalsschon viel Nacht- noch –von wegen„Cats“–ihren Dackelwelpen dabeihat. Fortsetzungneu aufgebautwerden zu Hooper undProduzentin DebraHayward,die gemeinsam VonPatrick Heidmann Haywardgespielte Victoria in der Bühnenfassungvon lebengab,alsofür Soho undPiccadilly.“Die Fassaden,die Dochein paar Minuten finden sich schließlichdoch. müssen. Zwischendurchgestattetedie schon„LesMisérables“ zumOscar-prämiertenWelterfolg „Cats“ nureineNebenfigur. Doch zu den überschaubaren sie fürden Film entwarf, sind vonalten Gebäuden inspi- Die Britin,die am 9. Dezember 85 Jahrealt wurde,lässt Produktionsfirma Warner Bros.auch gemachthaben. WährendHooperandiesemMärztag am Veränderungen, dieHooperund der Ko-Autor LeeHall riert, dieihr beiSpaziergängen durchdas Viertelins Auge keinen Zweifeldaran,welcheFreudeesfür sie ist, dabeizu anderen Filmen ausdem eigenenHaus Set in Leavesden miteiner aufwendigenBallsaal-Szene („Rocketman“) gegenüberder Vorlagevorgenommen fielen.Odervon solchen,die es dort frühereinmalgab, sein.„Fürmichschließtsichdamit einKreis“,sagtDench, dieNutzung (etwa„Sherlock Holmes“), beschäftigtist undanseinem Monitorhintereinem Flügel haben, gehörteineneuePerspektive –und so istesnun wiedie Egyptian Hall,die einstals Museum diente und dieals OldDeuteronomydie in der Vorlageeigentlich zudem wurdendie Schalldämmung kauert, erklärtHayward dieHerangehensweise.„Wir dieses weißeKätzchen, dem dasPublikumdurch dieWelt nunin„Cats“eineArt Katzen-Tempel ist. männlich angelegte Katzen-Älteste spielt. verbessert undMängel an den teilsnoch nehmen denTitel ernst, hier gehtesumKatzen“, sagt sie. der Jellicle-Katzenfolgt. TomHooper wollte dieKatzenperspektive möglichst „Ursprünglichsollteich ja 1981 gleich zwei Rollen in ausdem Zweiten Weltkriegstammenden „AberesgehtebenauchumKino, weswegen wireinen „Als Judi Dench undIan McKellen am ersten Proben- realistischeinfangen.Daher galt füralleKulissen und der Uraufführungdes Musicals spielen, sowohl Grizabella Gebäuden behoben. Schrittweiter gehen alsamTheater.“ So kommtein Com- tagden Raum betraten,wurde es ganz still,soehrfürchtig Requisiten der Maßstab2,5:1. „Nochrealistischerwäre alsauchdie Gumbiekatze.Dochdannriss ichmir beiden Nach dem Abschlussdes „Harry-Potter“- puterverfahren zum Einsatz, das die Produzentin als „digitale waren wiralle“,erinnertsichdie Schauspieldebütantin 3:1gewesen,dochdannhättenwir mitder Kamera zu Proben dieAchillessehneund musste Gips tragen.Zumin- Franchises kaufte Warner Bros.die Fell-Technologie“ beschreibt, eine Variante der Motion- FrancescaHayward an dieVorbereitungsphasevor Dreh- dest Grizabella könnteich trotzdem noch verkörpern, Studiosund investierte mehr als Capture-Technik, dieauchschon Benedict Cumberbatch beginn,die geschlagene drei Monate dauerte. Denn meinten AndrewLloyd Webber undder RegisseurTrevor 100MillionenPfund in Ausbauund in einenDrachen („DerHobbit“) undAndySerkisin einFilm, der fast nuraus Tanz-und Gesangsnummern Nunn.Aberals ichkurzvor derPremiere dann auchnoch Renovierung. Heuteheißt der Komplex, einenSchimpansen („Planet der Affen“)verwandelte. besteht(dieLieder wurden alle live am Setaufgenommen REUTERS vonder Bühnefiel, habe ichessein lassen.“ der rund50.000 Quadratmeter Hallen „Wir schaffen im Grunde unsere eigene Kreatur,quasi undnur voneinem Klavier begleitet),kommt natürlich Aber fühltessichnicht einwenig lächerlichan, nunin undGebäude sowieein Außengelände eine Artmenschlicher Katzen, die auch mal auf zwei Beinen nichtohneTrainingaus.Und dann wardajaauchnoch ALLIANCE, Neongrün vorder Kamerazustehen? Judi Denchwinkt von32Hektarumfasst, deswegen offiziell unterwegs sein können“, sagt Hayward. „AlleSchauspieler die„Katzenschule“: Eine aufTierverhalten spezialisierte ab,auchweilsie kurz zuvorfür KennethBranaghs„Arte- Warner Bros. StudiosLeavesden. Weite PICTURE

und Tänzer werden vonrealistischem Katzenfell überzogen Bewegungstrainerin brachtedem gesamten Ensemble bei, (2), misFowl“ schoneineähnlicheErfahrunggemacht hat: Teileder „Harry-Potter“-Kulissen sind in sein,manchezusätzlichnochein Kostüm tragen. Aber sich wieKatzenzubenehmen, vomOhrenspitzen biszum „Man muss sich nurein wenig darangewöhnen. Nicht einemeigenenBereichfür Touristen zu GETTY

andersals beim gewöhnlichen Mo-Cap-Verfahren lassen angriffslustigenBuckel. MitErfolg. Davonzeugt nicht (2), wegender Farbe, sondernweilman anders alsbei allen besichtigen, sie ziehen täglichbis zu wirdie Gesichter unverändert.“ Hier in Leavesden kann zuletztdie Anwesenheitvon drei Physiotherapeuten am anderen Kostümen eben noch nichtaussiehtwie dieFigur, 6000 Besucher an.Parallelfinden weiter

mansichdas noch kaum vorstellen,soamüsant istdas Set,die jeden Tagall dieNackenmassieren,die vom PICTURES dieman spielt.Daist etwasmehrVorstellungsvermögen Dreharbeiten zu zahlreichen Film-und Bild, dassichSet-Besuchern bietet. Zu ärgerlich, dass Buckelnverspanntsind. gefragt.“Sie selbst istübrigensKatzen-Fan.„Da wird es Fernsehproduktionen statt, häufig

Fotografieren strengstens verboten ist! Neongrün undPelz Die Hauptfigur: Francesca Die Produktionsdesignerin: Auch fürdie prominentestenEnsemble-Mitglieder war UNIVERSAL Die Produzentin: Debra DerStar: Judi Denchkehrt für geradezu magischsein, mich am Ende alsKatze aufder mehrere gleichzeitig –und nichtnur trägtauchJennifer Hudson,die alsGrizabellaverpflichtet EveStewart entwarfKulissen. dieKatzenschule Pflicht, wieFrancesca Haywarderzählt: den Film zu „Cats“ zurück. Leinwand zu sehen.“ fürWerkeaus dem HauseWarner.

HaywardspieltVictoria. FOTOS HaywardkannMusicals. DESIGN 59

Geknickt und gefaltet: Gilli Kuchik (links)und RanAmitai mit ihremMagnesium- stuhlVelaund zwei Hockernaus der SerieNOM PA ARCOURS

VorzehnJahrengründeten GilliKuchikund RanAmitaiihr Studio in TelAviv. Miteinem Stuhlaus einembesonderen Material haben sie2019ihren Durchbruch geschafft. VonPeter-Philipp Schmitt, Foto JonasOpperskalski

it der Mail vonEugenio samenArbeitentwickelthaben.„Natureof „Crinkly avecdisquerouge“. Undseine istfastacht, Romi istgeradedrei Jahrealt Perazzahatten GilliKuchik Material“,kurzNOM,nanntesichdas Skulpturen haben, damitsie überhaupt geworden. Die Familielebtetwas nördlich M undRan Amitai nichtge- Projekt,das sie an ihrer Hochschule,der stehen können,herauskragendeElemente. vonTel Aviv,kaumzehnAutominuten rechnet. Perazza, Gründer Bezalel-Akademie fürKunst undDesignin DieseAuskragungen machen Kuchik und vomStudioentfernt, zumindestwenn der italienischenMöbelmarkeMagis, Jerusalem, begonnen hatten. Amitai beiihrem Tischsichtbar: Siezeigen wenig Verkehrist. wandtesich2017mit genauen Vorstellun- Schon damals beschäftigten siesichmit sie aufder Platte undverbergensie nicht RanAmitai bringt dieKinder morgens genandas Designer-Duo in TelAviv: Die leichtgewichtigen, stapelbarenHockern darunter. in denKindergarten unddie Schule,er beidensollten ihmeinen Stuhlentwerfen undStühlen,aus Aluminium.Inspiration RanAmitai, Jahrgang 1980,und seine kommtspäterzur Arbeit undbleibtabends auseinem Material, daszuvor noch niefür fürdie in Formgebogenen Entwürfe war Frau GilliKuchik,Jahrgang1983, wurden länger. Siedagegen kommtfrüherund geht einenStuhl verwendetworden ist–Mag- Origami, dieKunst desPapierfaltens.Jedes in Jerusalemgeboren. Dort wuchsensie zeitig,umdie Mädchen wieder abzuholen. nesium.„Daswar wieein Traum, der wahr Objekt wird auseinem Aluminiumblech auchauf.„Wirliebenund hassen dieStadt“, „Die Kinder habeneinigesverändert“,sagt wird“, sagt RanAmitai. „Uns faszinieren in Formgefaltet, dank derKrümmungen sagt GilliKuchik.„DieKonflikte,mit der Vater. „Früherkannten wirkeine festen Stühle schonimmer,wir arbeiten total undKnickebekommt dasdünne Material denen der StaatIsraelseitseinerGründung Arbeitszeiten.“Dochauchheuteredeten gernemit Metall,und erst recht, wennes genügend Stabilität,sodassman aufden zu kämpfen hat, sind in Jerusalemviel sienatürlich noch immer undüberall über einganzneuer Werkstoffist. Außerdem Möbelnauchsitzenkann. präsenter alsimweltoffenenTel Aviv.“ Das ihre laufenden Projekte. finden wirMagis toll.“ Natürlich sagten sie 2010 stellten Kuchik undAmitaiihre LebeninJerusalem seischwierig.„Undes Dazu zähltauchihr Magnesiumstuhl sofort zu undbegannen, mitPerazzas Serie NOM auf der Designwoche in Mailand istanstrengend.“ Fürdie beiden stand Vela, der im April bei der Mailänder Möbel- Steckbrief im Hinterkopf einenStuhl zu vor, 2012 nahm dasitalienischeUnterneh- darum fest, dass sie nichtinJerusalem blei- messe vorgestellt wurde. Fast das ganzeJahr konzipieren,der,wie verlangt,inForm, menCappellinidie Entwürfe in Produkti- benwürden. Kennengelernthaben siesich wurde abernochanDetails gefeilt.Ersoll Struktur undFunktiondem Magnesium on.NocheinmalzweiJahre späterwurde währendihres Industriedesign-Studiums nunimkommenden Frühjahr in Produk- gerechtwird. NOMmit dem DesignpreisRed Dot„Best an derBezalel-Akademie. Zuvorwaren sie tion gehen. Zugleich arbeiten diebeidenan Zunächst galt es herauszufinden,wel- of theBest“ ausgezeichnet. Die Kollektion beim Militärdienst –inIsraelgeltenfür einerganzenSerie fürden italienischen chebesonderenEigenschaften Magnesium mitsamt30Prototypen, an denensichder Männer drei Jahre, fürFrauen 21 Monate Hersteller Magis. hat. DerungewöhnlicheWerkstoff istvor Wegzum fertigenProdukt nachvollziehen Wehrpflicht.Danach studierteerzunächst Miteinem Objekt beschäftigensichdie allemeines –leicht. Erist sogarnochviel lässt, istseit2015Teilder Sammlung des Fotografie, sieMalerei,unter anderemin beiden ganz besondersoft:mit einerVase. leichterals Aluminium,umgut einDrittel. ersten DesignmuseumsIsraels.Eswurde NewYork. Da istzum Beispiel ihre Crumpled Vase, Genaudas wollten diebeidenherausarbei- vondem in TelAvivgeborenen BritenRon VorzehnJahren,nachihrem Studien- dieals Keramikprodukt nahezu perfektaus ten.Wie aber zeigtman anhand eines Arad errichtetund im März 2010 in der abschluss, zogensie nach TelAvivund der Form kommt und dann mit einer Essig- Stuhls,wie leicht dasMaterialist, ausdem StadtHoloneröffnet. gründeten dasBakeryStudio. Mitdem lösung besprüht wird,sodasssie leichtin er besteht? Dass manihn ganz einfach Fürdas Museum hat das Studio Kuchik Namenwollten sie ausdrücken,dasssie sich zusammenfällt. Oder ihre Wool Vase: hochhebenkann, mitnur einemFinger? &Amitaiimmer wieder gearbeitet:Für die „multidisziplinär“ aufgestelltsind. Gefallen Siebesteht tatsächlichaus Wolle. Derin Daswar schließlichdie Lösung:Denn Ausstellung„Overview“haben diebeiden aber haterihnen nicht. „Wir waren jung Harz getauchteFaden wird um eine Vase schwereStühlesindnahezuunbeweglich, 2016 dasProjekt ElasticHinge entwickelt undhabennicht ernsthaftnachgedacht“, gewickelt, diedann, wenndie Wollehart stehen mehr oder wenigerfestamBoden. –einebiegsameBrille, dieaus dem 3D- sagt RanAmitai. Ihnensei klar geworden, ist, zerschlagen wird.Übrig bleibtnur das Sielassensichnicht leicht hochheben, und Druckerkommt undvon bunten Kordeln dass siekeine Markeseinwollen.„Wir bunteGespinst. schongar nichtlassensie sich beliebig in im Gestellzusammengehaltenwird. Auch habenNamen,und mitihnen soll man AusKeramik sind auchihreSchabbat- dieHöhestapeln.„Wirmachten dieStapel- ihrTisch Hafuchaist im Designmuseum unsere Arbeiten auch verbinden.“Und so Teller,ihr einzigerEntwurf,der aufihre barkeitzuunserem Leitgedanken“,sagt Holonzufinden: DerEntwurf entstand wurde 2018 ausBakeryStudiodas Studio Herkunft verweist. Derringförmige Fuß RanAmitai. IhrStuhl Vela,kaumzweiein- 2015.„Wenn wirmorgens zurArbeitfuh- GilliKuchik&Ran Amitai. aufder Unterseitedes Tellerswirdaus halb Kilogrammschwer undtrotzdemsehr ren, bliebenwir jedenMorgenanderselben Werdie beiden in ihrem Studio be- Buchstabengebildet. Es sind dieentschei- stabil, lässtsichperfekt stapeln–fast senk- Stelle in einemStaustecken“, erzähltGilli sucht, begegnet alsErstesder betagten denden Sätzeaus der Genesis: „Und also recht, wieGilliKuchik hinzufügt. Kuchik. „Genau dortstehen drei Skulpturen Beagle-HündinUsha. „Sie istanjedem un- vollendete Gott am siebenten Tage seine Kuchik undAmitaiexperimentieren desamerikanischen KünstlersAlexander serer Projekte beteiligt“, sagt GilliKuchik Werke, dieermachte, undruhte am gernemit neuen Materialien. In ihrem Stu- Calder,die unszudem Tischinspirierten.“ undlacht.„Vorallem hatsie einGespür siebenten Tage vonallen seinen Werken, dioinTel Aviv,das sich unweitdes Bahn- Die stählernen Skulpturen Calders, der zu dafür, wennFotos gemacht werden. Da ist dieermachte. UndGottsegnete den sie- hofsHaShalomimStadtteilNachalatJitz- den Hauptvertreternder kinetischenPlasti- sieimmer mitdabei.“Seltener sind diebei- benten Tagund heiligte ihn, darum dass er chak befindet,stehennocheinige ihrerers- ken zählt, wirken wie gefaltet –und nehmen denkleinen Töchtervon GilliKuchikund an demselben geruht hattevon allenseinen tenWerke, diesie am Anfang ihrer gemein- darauf auch Bezug, wieetwaseinWerk RanAmitaiimStudio anzutreffen: Maya Werken,die Gott schufund machte.“ 60 BÜCHER BÜCHER 61

HUTABLAGE Drei Jahrzehnte hatder Fotograf INNENANSICHT MattMahurin den MusikerTom Waits Eine Reiseindas Wohnzimmervon Ralph mit der Kamerabegleitet. Zu Beginn Lauren,indas Esszimmer vonFrida Kahlo wussteernichtmal,wer oder was oder dasBad vonKarlLagerfeld:Mehrals dieserWaits eigentlich war–später 400Wohnräume ausaller Welt geben wurde er Fan. Ob mansichdie ins Einblickeindas Lebenvon Architekten Deutscheübersetzten Textevon Waits undDekorateuren,Mäzenen undStil- geben muss,ist fraglich,die Bilder aber Ikonen. Die Zimmer sind malrustikal, erzählendie Geschichte einer künstleri- malverspielt,mal minimalistisch,und schen Freundschaft aufAugenhöhe sie halten vieleAnregungenfür daseigene (TomWaits vonMattMahurin. Zuhausebereit. Dank seinem samtigen Schirmer/Mosel, 46 Euro).Bei den Einband wird dasBuch (Interior.Die Sessionswaren Mahurinund Waits stilvollsten Wohnräume aus100 Jahren. immer zu zweit. „Wir brauchten nur Prestel,69Euro) selbst zumBlickfang uns“, schreibt Mahurin. (jdhz.) in jederLeseecke. (jant.) MAXIGRÖSSE ALTERSVORSORGE „Alt werden istnichtsfür Weichlinge“: Mary Quanthat nichtnur den Kaum jemandkannden Satz glaub- Minirockerfunden, auchden Regen- würdigersagen alsdie 98 Jahrealte mantel hatsie zumTrendobjekt IrisApfel.Das knappe undweise Werk gemacht. IhreGeschichte (Jenny Lister (Hg.): Mary Quant.V&A,32Euro) der Stil-Ikone ausNew York (Iris Apfel: STEINZEIT Accidental Icon.Stilist keine Fragedes Wertrugnochmal dieFruchtschalen- istnicht nurfür Modebegeisterte Alters. Midas Collection,25Euro) will Brosche von1925? Undwer 2011 das interessant.Immerhinrevolutionierte BLÄTTERN siedie Art, wieFrauen sich kleiden – aber dasAlter nichtaufhalten. Das Halo-Diamanten-Diadem? Dank Credo:Man muss dieJahre sinnvoll diesen beiden unglaublichinformativen undganznebenbeisetztesie auch füllen –zum Beispiel mitvielFarbe, undunglaublich dicken Bänden unternehmerisch Maßstäbe. (jdhz.) diesie liebt, undohneHandy,denn (FrançoisChaille:The CartierCollec- Technikbesessenheit, so schreibt sie, tion: Jewelry. Editions Flammarion, „bringtZombies hervor“. (kai.) 404,50 Euro) wissen wires: Die BITTE Fruchtschale trug Anne Harriman Vanderbilt, dasDiadem dieHerzogin vonCambridge beiihrer Hochzeit. Beatles, Bauhaus, Babyboomer: DasJahrhat vieleBücherhervorgebracht, die Am Delphin-Armreifvon 1969 (rechts im Bild) erkennt manauch, wiesich neue Seiten vonalten Zeiten zeigen. EinpaarEmpfehlungen, rechtzeitigzum Fest. dieSchmuckmarkeüberdie Jahr- zehnte freigeschwommen hat. (kai.) FotosWolfgangEilmes

TRINKKUR Dieses schöngestaltete Buch (Nicole SOFORTBILD Klauß: DieneueTrinkkultur. Westend, Schon der wohlbekannteSchlafzimmer- UNTERGANG Menschen tauchenhiernur alsBilder 26 Euro) istein kundiger,zuweilen SAMMELAKTION blick aufdem Cover lässtvermuten, an der Wand auf: JohannaDiehl hat etwasausufernd daherplaudernder Die heutige Jugend machtständig Fotos fürwen diePolaroidbildervon Linda dasInnere einstigerSynagogen in der Begleiter durchdie Welt dernicht- fürInstagram. Schrecklich, oder? Dass McCartney (Linda McCartney: The Ukrainefotografiert (Johanna Diehl: alkoholischen Getränke.Was trinke auchvor 50 Jahren schonjedenochso Polaroid Diaries. Taschen,40Euro) Ukraine Series. Sieveking,21,95 Euro), ichwie,wannund warum zu welchem bedeutungsloseSzene fotografiertwurde, besondersreizvollsind: Paul-Fans. dieinzweiDiktaturen zweckentfremdet Gericht? VonWasserund Milchbis zeigtdieserBand (Lee Shulman: Midcentury Paul McCartneyräkeltsichin wurdenals Bühnen,Werkstätten, Shrubs undKombucha reicht das Memories.Taschen,40Euro).Shulman hat Hawaiihemden undLedersandalen auf Sporthallen. EinZeugnis der Unter- Angebot. Rezepte, Pairing-Tippsund aufFlohmärktenund im Internet mehr als Hotelbetten,PaulMcCartney guckt drückungund der Entfremdung. (nle.) Restaurant-Skizzen runden es ab. (nle.) 700.000 Farbdias gesammelt,rund mitHundeaugen, Paul McCartney 200Fotos sind im Buchzusehen.Sie sind hateinen Drinkinder Hand.Die vorallem in den Zeiten der Baby-Boomer Polaroidsschaffen Intimitätbis indie entstanden.Wennsichmal wieder jemand Seventies, sind einZeitdokumentund ausdieserGenerationüberden Selfie- damitein weihnachtlicher Hochge- Wahn beschwert, kann manihm dieses nuss nichtnur fürBeatles-Fans. (jdhz.) Buch in dieHanddrücken. Am besten mit dem Spruch: „Ok, Boomer!“ (sede.)

SCHWERGEWICHT DiesesBuchgehörtnicht zurKategorie STICHPROBE Coffee Table,was selten vorkommt Tätowierungensindlängstein eigen- beim ThemaMöbeldesign.Schon das ständigeskulturellesPhänomen Gewicht–knapp fünf Kilogramm– geworden. Dasbeweisenauchdie brächtemanchen Beistelltischanseine WERKZEUG BERGRETTUNG Vorlagen vonChristian Warlich, dem Grenzen. Inhaltlich istdas Werk Wie, Siewollennachdiesemlangen DerTitel (Rettetdie Berge. EinAppell selbsternannten „König der Tätowierer“ (Atlas desMöbeldesigns,Vitra Design Bauhaus-Jahr nichts mehr vonWalter vonReinholdMessner.Benevento, (Christian Warlich:TattooFlash Book. Museum,160 Euro) ebenfallsein Gropius wissen? Müssen Sieauch 10 Euro) könnte ebenso lauten: Rettet Prestel,38Euro).Seine Bräute aus Schwergewicht, das1740Möbelent- nicht, dennindiesemBand (Carsten dieMenschen. Denn dieBerge, Japanund Texas, dievon Rosen würfeumfassend dokumentiertund Krohn: Walter Gropius:Bautenund schreibt Messner, sind die„Rückzugs- umranktenAnker unddie sinkenden durch200 JahreDesigngeschichte Projekte.Birkhäuser, 59,95Euro) geht räumeder Zukunft“ –dankStille und Viermaster,die er von1921anals einer führt–vom ersten Bugholzfauteuil es wenigerumden Mann,mehrums Weitestatt Stress undLärm. Damit dererstenBerufstätowierer Deutsch- biszum 3D-gedrucktenStuhl.Das Werk –mit Bauplänenund Fotosvon sie dasbleiben,müssensie vom landsrund50.000 Kunden in einer allesist liebevollauffbereitet mitFotos, Weißenhofsiedlung,Gropiusstadt, Menschenbewahrt werden. Ein Kneipe in Hamburg stach,beeinflussen Infografiken, Glossaren und Hansaviertelund Fagus-Werk.Solernt Plädoyer in markigenWorten. (nle.) dieglobale Szenebis heute. (jant.) Designerbiografien. (jajo.) mandanndochüberihn. (kai.) 62 KINDER WEIHNACHTEN KINDER 63 IM TREPPENHAUS Eine Kindergeschichte VonPetra Postert,Illustration ThomkeMeyer

en oder keinen.“Papa hält denBaumamaus- Tasche.Auf einenSchlagwären sie richtigreich! Papa zieht her, denkt Ella.„Kaldoweit“,liest sie am nächsten Kasten. gestreckten Armund machteinen Schrittauf durchdie Zähnedie Luft einund gucktzuElla. Denoder Erstdortstecktsie wieder eine Kartehinein. Ella zu. Ella sagtkeinWort. Siestarrtnur auf keinen,sagtseinBlick.Dannstellterden Baum miteinem Aufeinmalspürt sieAugen in ihrem Rücken. Siedreht den Baum.Ihr Mund istein Strich.„Denoder Ruckauf,den viel zu hohen, viel zu dünnen,halbnackten sich um underschrickt. Tatsächlich, da sind Augen. Zwei D keinen“, sagt Papa noch mal. Ella lässtihren Baum.Erist wirklich nichtschön.Sieht dieser Mann das neugierige Augen halb unter dichten,dunklenHaaren. BlickamBaumempor wandern. Einpaar denngar nicht? „Na?“, sagt derund wedelt ungeduldig mit Ella lässtdie restlichen Karten hinter ihrem Rücken ver- dickeSchneeflocken landen aufihrem Gesicht. DerBaum denScheinen. Ella überlegtnocheinen kurzen Moment, schwinden undhältihren Blicktrotzig geradeaus. Kein istriesig. Underhat viel zu kurze, viel zu wenige dünne dann schütteltsie denKopf. „Tut mirleid“,sagtPapazu Wort mitdiesemMädchen.Das hatwohlgenau dasGleiche Äste,auf denender Schnee nichtmal richtigliegenbleibt. dem Mann.Erklingterleichtert.Der Mann gucktmürrisch, vor, dennessieht sie einfachweiter stumman. Warum Ella gehtlangsam um den Baum herum.Anjeder Stelle steckt sein Geld wieder einund istverschwunden. sagt dasMädchen nichts?Nochnie hatEllasodunkle kannElladurch ihnhindurchgucken. DieserBaumhat AlsEllaund Papa endlichzuHauseankommen, istes Augen gesehen. Siesindfastschwarz.Jetzt lächeln die allesandereals einNadelkleid, er isthalbnackt!Fastschon dunkel.Sie klopfen denSchneevon ihren Jacken und Augen unddannzaghaft auchder Mund.Ellamuss tuterEllaleid. „Den oder keinen“, sagt Papa schon wieder Stiefeln,den Baum lehnen sie im Treppenhausandie schlucken. DasMädchen dürfte ungefährsoalt sein wie undjetzt sehreindringlich. „Das istmit großer Wahr- Wand nebenden Briefkästen. Wirwerden viel absägen sie. Da drehtessichumund renntweg,zurückinseine scheinlichkeitder letzte Weihnachtsbaum, den manin müssen,damit er in unsere Wohnungpasst,denkt Ella, Wohnung. Patsch,die Türist zu. Ella holt erst maltief dieser großen Stadtüberhaupt noch bekommen kann!“ währendsie diepaarStufenzuihrerWohnung hochgeht. Luft.Dannbetrachtetsie dieKarteninihrer Hand.Eine Ella schweigt.„Ella?“ Ella gucktbockig. Papa deutet hinter Gerade will sie dieTür schließen, da sieht sie dasMädchen. ganze Weilesteht sie so da.Schließlich steckt sie eine Karte sich,und Ella folgtseinemArm mitihrem Blick. Der Es stehtineinem Spalt an der Wohnungstürgegenüber in den Briefkasten mitdem fremdartigenNamen. großeeingezäunte Platz, wo Papa jedesJahrWeihnachts- undguckt Ellaerwartungsvollan. DasMädchen hatun- Endlichist HeiligerAbend.Schon frühmorgens steht bäume verkauft, istleer. Fichten,Tannen, Kiefern: alle glaublich dichte,dunkle Haare, dieihm ins Gesichthängen. Papa aufder Leiter undbefestigt dieLichterkette am weg! Dabeiist bisWeihnachten fast noch eine Wochehin. Blitzschnell strecktEllaihm dieZunge raus.Das Mädchen Baum.Und dieKugelnund Engel undSterne, dieihm Sonstumdiese Zeit konnte Ella sich immer einenBaum grinst. Wütendschlägt Ella ihre Türzu. Wasglaubtes Nachbarn reichen.HerrKaminski,der Hausmeister,steht aussuchen. Siezuckt dieAchseln.„Mirdochegal. Ich eigentlich?Und überhaupt:Eshat in dieser Wohnung herum undpasst auf. Er ruftzuPapahoch: „Das hier ist warteauf Nachschub.“Papalacht auf. „Nachschub? Den nichts zu suchen! Dasist Ricardas Wohnung! Kein Wort doch kein guterOrt fürsoein Fest!“ SeineStimmehallt gibt’s nichtdiesesJahr. Die Lastwagenmit den Bäumen werde ichmit ihmreden,nimmt Ella sich vor. Kein Wort. durchsämtliche Stockwerke.Ellalegtbunte Kissen auf die schaffen es nichtdurch dieSchneemassen.“Tatsächlich Später,als sie im Bett liegt, denkt Ella wieder an Ricarda. Treppenstufen, undjemandaus dem vierten Stockwickelt gibt es unglaublich viel Schnee,und es soll noch weiter- NuranRicarda,nicht an dasfremdeMädchen.Etwas eine Lichterketteumdas Treppengeländer.Nachund nach schneien. „Guckmal!“ Papa öffnet seineGeldtascheam drücktinihrer Brust. Ricardaist Ellasbeste Freundin. beginnt es aufallen Etagen zu glänzenund zu duften.Und Gürtel,und EllasAugen werden rundwie Baumkugeln. WarEllas besteFreundin?Wieso kann Ricardanicht mehr dann istessoweit: SiefeiernWeihnachten. Mitallen im Die Tasche istvollerScheine!„Alsdie Leutehörten, dass es gegenüber wohnen? Wiesoist allesnicht mehr wieimmer? Haus.Auchmit denen,die garnicht vorhattenzufeiern. knappwirdmit Bäumen,sindallelosgeranntund haben Ella willaber, dass alleswiedersoist wieimmer.Das genau Undmit denen,die nurwenig wissen vonWeihnachten. gekauft,was sie kriegenkonnten.“ istes, wassie sich so sehr wünscht.Ihr größter Wunsch. Mit„StilleNacht“und „O du fröhliche“.Wie schöndas „Nur den wolltekeiner“,brummt Ella.Sie sieht Papa Aufeinmalhörtsie Stimmen undGetrappel.Das ist klingt im Treppenhaus! UndHerrKaminskidarfdie an undkanninseinemGesicht ganz viel lesen. Die Rech- nichtungewöhnlichineinem Haus,indem mannicht Weihnachtsgeschichte vorlesen,weilerdie lauteste Stimme nungenfür dieses Jahr sind bezahlt, stehtda. Ichkaufe alleinewohnt.Nur ziehen dieStimmen normalerweise vonallen hat. Er sitztganznah beim Baum,der wiegemacht endlicheinen Wäschetrockner,steht da. Möglicherweise vorüberund verschwindenirgendwann.Jetzt aber scheint istfür einTreppenhaus, hoch undschmal. UndEllasieht, drei Tage Urlaub irgendwo,steht auchda. „Wünschdir es Ella,als hingen dieStimmen fest, direkt vorihrer Tür. dass derHausmeister aufgeregtist. Undalleanderen lehnen noch waszuWeihnachten“, sagt Papa.Erstrahlt.„Was Ella setztsichauf.Als es kurz darauf klingelt,ist sie mit an Wänden oder hocken auf Stufen,eng an engindicken Großes!“Ellas Herz pocht schnell. WasGroßes. IhrHerz einemSatzaus demBett. „Ist dasIhr Baum da unten?“, Mänteln. Undsindganzstillund hören zu.Ellaguckt ziehtsichzusammen, denndas,was Ella sich wünscht, hört sie HerrnKaminski, den Hausmeister,aufgebracht zumfremden Mädchen,das mitseinenElterngegenüber kannman nichtkaufen.Papamacht denReißverschluss undvielzulautinihreWohnung rufen.Dabei stehtPapa vonihr steht.Und dasfremde Mädchen gucktzuElla. an seiner Geldtaschewieder zu undstapftdanneinfach direkt vor ihm. Ella lugt hinter seinem Rücken hervor.Da Herr Kaminski liest: „Dakamen drei Weiseaus dem los. DenBaumhälterunten am Stammund ziehtihn drängt sich ja diehalbe Nachbarschaft!Die Leutemöchten Morgenland nach Jerusalem.Und derStern,den sie im hintersichher durchden Schnee.Hab ichgesagt, dass ich wissen,woesnochWeihnachtsbäume zu kaufen gibt, Morgenlandgesehen hatten,gingvor ihnenher,bis er über ihnhabenwill?, denkt Ella.Einen Momentnochbleibtsie dennkeinervon ihnenhat noch einenergattert.Das be- dem Ortstand,wodas Kindlein war.“Ellastelltsichdie stehen,aberals Papa um dienächste Hausecke verschwunden deutet, ihrWeihnachtsbaumist der einzigeimHaus! drei Könige vor, wiesie dasChristkindfinden, undsie ist, rennt sie ihmdochnach. „Und jetzt?“, fragtEllaPapa, alssie dieTür wieder muss lächeln.Dalächelt dasMädchen zurück.Diese Eine Weilegehen sie schweigend nebeneinander her. geschlossenhaben.„Jetztgehstdumal insBett“,sagter. Geschichte kommtauchvon sehrweither,denkt Ella. Eine Straßenbahn rumpeltvorbei. Ab undzuguckt Ella „Ich habe eine Idee“, sagt Ella am nächsten Morgen. Später am Abendhältdas fremde Mädchen Ella einen hinter sich.Der Baum machteinebreite Spur im Schnee. „Soso.“Papakommt erst garnicht hinter derZeitunghervor. Teller mitKeksenvorsGesicht.Ellaschnuppert. Zimt. Ella schiebtihreHandinPapas. Die istwarmund rau. „UnserBaumsollfür alle sein.Für alle im Haus!“ Da lässt Lebkuchen. Oder nicht? Ella nimmt einenKeksund beißt „Und?“,fragt Papa.„Hast du dirüberlegt, wasdudir Papa dieZeitung sinken.„Wiedas?Hierinunserer hinein.Und schmeckt.Erstsüß.Dannscharf! Ella muss wünschst?“Ellaseufzt. Siewill wassagen,abersagtdann Wohnungetwa? Ella,Ella. Zwei Zimmer,Küche,Bad!“ husten.Erschrocken hält sich dasMädchen dieHandvor doch nichts,weilgenau in diesem Momentein Mann über „Wir feiern WeihnachtenimTreppenhaus!Daist viel den Mund.Ellaschlucktund lacht. DasMädchen lacht dieStraßegelaufen kommt. Man könnte meinen,erfliegt, Platz!“Ellaspringt aufund strecktihreArmezur Seite. jetztauch. Papa kommtgelaufen. Er machtein geheimnis- dennalles an ihm flattert: der offeneMantel, dasSakko Papa wiegtseinenKopfhin undher,aberersagtnicht volles Gesicht, nimmt Ella am Armund sagt wasinihr darunter unddie Krawatte undder großeScheininseiner „Nein“.Später sagt er:„Ichbin gespannt, wer kommt.“ Ohr. Sieverstehteskaum, weilGeschirrumsie herum erhobenenHand. Alsder Mann atemlosvor ihnensteht, Ella schreibtund malt.Elf Einladungenfür elfBrief- klappert undallesolautreden. Wie, was? Bescherung? sieht Ella diegroße 100auf dem Schein.100 Euro!„Ver- kästen. Bevorsie dieKartendurch dieSchlitzeschiebt, Geschenke? Die habensie ja ganz vergessen!Papawill ihr kaufen Siemir Ihren Baum“, keucht der Mann.Esklingt liestsie jeden Namen einmal halblaut vorsichhin. eine Überraschung geben. In ihrerWohnung.Jetzt. nichtnachFrage, eher nach Befehl.Papazieht dieAugen- Schmitt,Kaminski,Trappstadtund so weiter.Dann „Gleich“,sagtEllaund schaut nachdem Mädchen. Wo ist brauen hoch.Der Mann sieht teuer aus, findet Ella.Und kommtihr Briefkasten. Denlässt sie aus. Derdaneben ist es aufeinmalhin?Daentdecktsie es an seiner Tür. Es hat er riecht auchso. Jetztholtereinen Geldbeutel ausseiner Ricardas.War Ricardas.Ellaversuchtden neuen Namen sie weitgeöffnetund winktEllazusich. Aktentasche, undschon hält er einenzweiten Schein hoch. zu lesen. Er istsehrlang, unddie Buchstabenwollenzu- „Was ist?“sagtPapa. „Kommstdujetzt?“ Noch mal100 Euro. In EllasKopf rennendie Gedanken sammen nichtrichtig klingen, sie ergebenmehrein „Jetzt doch nicht!“, sagt Ella undläuft schnellzudem hinund her. 200Europlusdie vielen ScheineinPapas Geräusch alsein Wort.Wer so heißt, kommtvon sehr weit Mädchen hin. ANZEIGE ANZEIGE

ERLESEN UND TRADITIONELL Ein edler Tropfen zum Fest sollte stets außergewöhnlich und gut sein. Wie einer der ältesten und herausragendsten Whiskys Schott- lands – The Dalmore Whisky mit seinem einzigar- tigen Reifungsprozess in individuell ausgewählten, 30 Jahre alten Matusalem-Oloroso-Sherry-Fässern. Oder der elegante, über 4 Jahre gereifte SIERRA Milenario Tequila Extra-Añejo mit seinem exklusi- ven Finish in Fässern aus französischer Limousin- Eiche. Einen besonders langen, öligen, süßen Nachklang hat der streng limitierte und geschichtsträchtige Elijah Craig Bourbon Whiskey aus Kentucky. Traumhafte Alle über amazon erhältlich Geschenkideen zum Fest

Schön schenken leichtgemacht. So werden Wünsche wahr. 66 WEIHNACHTSESSEN WEIHNACHTSESSEN 67

KRAUT PLEASER Wenn Tobias Rehberger die FrankfurterBohème zumKochen (und Essen) einlädt, kommtdas Bier ausBayern, dasRezeptfür Knödel mitSchweinsbraten ausBöhmen unddie Gude Launevon selbst. VonEckhart Nickel FotosLottermann andFuentes

Tobias Rehberger, MarioLohninger,Boris Radczun In der Kücheist allesvorbereitet.

ie Bohème!Lasterhafte Tunichtgute, dieden gan- zenTag dem Müßiggangfrönen, damitsie später am AbendinFormsind, wenndas bunteTreiben richtiglosgeht.Falls es dieüberhauptnochgibt, dann natürlichirgendwo hier in Frankfurt, so Dgeht es mirdurch den Kopf,während ich der Ein- ladungdes KünstlersTobiasRehberger zu Böhmischen Knödelnfolge undinfrühabendlicher Winterdunkelheit den Sandwegquere. DerSandweg!JenemagischeGrenze zwischen dem Ostendund dem Nordend –wodas Café Größenwahn seit nunmehr40Jahrenmit seiner gemüt- lichen Versionder Kaffeehaus-Avantgarde alle möglichen Tagediebeund Revoluzzer anlockt. DasViertel also,das nebendem obligatorischen StudiuminBockenheimmit Taxischein spätestensseitden Hauptwache-Demo-Sieb- zigern nichts Geringeresist alsdie bestdenkbareSponti- Schmiede fürsoziokulturpolitischeWeltaufstandspläne allerArt,Frankfurter Schule trifft Frankfurter Scholle. Undinder Tat, nachdem ichmichganzohneeine zugeflüsterte Parole durch einHolzpaneelgeklingelthabe, alswäredas hier nichtein Hinterhof derHegelstraße miteiner geparkten Vespa,sonderndie Herbertstraßein Hamburg, schalltmir bereits im leuchtgelb undskulptural ausgegossenenGanzkörper-Plastik-Treppenhaus diedurch DJ Sven Väth sprichwörtlichgewordeneGude Launeent- gegen. Väth,von dem der poetische Satz überliefert ist, Techno sei„nurein neuer Baum in dem Wald,der Musik heißt“,könnteproblemlos alsgeistigerPate desAbends fungieren. Schonvor der Türriechtesverruchtgut nach Arvenholz, ausder geöffneten Pforteschlägt mirsomassi- verKüchendampf entgegen,dassich dank im Nu beschla- generBrilleerstgar nichtweiß, wer mirdagleichumden Hals fällt, aber es istzum Glückjemand, den ichander Stimme erkenne: VanessaFuenteslegtihren Armmit einer gezückten Knipskamerainder Hand aufmeine Schulter. „WennDuwüsstest, waswir hier schonalles VORdeiner Ankunftbesprochenhaben,tststs…“ Währendsichder Rest der Festgemeindeeherzäh hin- ter meinerhandgesägten Hornbrille materialisiert,steht plötzlichder HauptstadtgastronomBoris Radczundirekt vormeinenAugen.Erhatsich, unddas istnun fast irritie- BadiahOuahi (linkesBild),Daidy Mair undLaura Karasek rend, so gutwie garnicht verändert,seitich ihnvor ge- AtaMaciasund MarioLohninger 68 WEIHNACHTSESSEN

MichaelNeff, Nada Lottermann Boris Radczun, EckhartNickel,Oskar Melzer AtaMacias,Laura Karasek

schätzten 25 Jahren in Berlin beim Ausgehen kennen- „Die kommen ausdem Böhmerwald,nicht ausBöhmen!“ Nunöffnetsichauchder ganze Rest desriesigenLoft- sich nunmit demKonzeptlokal „ClubMichel“auchgastro- gelernt habe.Währendich noch unmittelbarversuche, mir Euphorisch kommtvon der Seiteaus dem Flur hereine Raumsvor meinen Augen, undallesetzensichwie in der nomischverewigt,der heiseren Impresaria LauraKarasek raschdie genauen Begleitumständeunserer letzten Begeg- Schöne mitgroßenAugen in grün raschelnder Seide auf Schulebravhin.AuchSpitzenkoch MarioLohninger im dieVorzüge der packenden Amazon-Prime-Serie „The nung (Pogo-Club? Panorama-Bar? Oder doch Cookies?) mich zu undverrätmit entschiedenerGeste,sie sei„die DSquared-Trainingsanzugbegibtsichvom Herd zum Terror“. Die Mannschaften zweier Segelschiffe Mittedes in Erinnerungzurufen,spricht er schondie erlösenden einzige in der ganzenRunde,die NICHTS mitKreativität Tischund offenbart unsdie Bedeutung seines Extratellers 19.Jahrhundertauf der Suche nach der Nordwest-Passage Worte: „Diese Wohnungsauflösunginder Krausnick- zu tunhat“. Undobwohl mirihr Gesichtseltsam vertraut Panadlsuppe:Bei ihm seikeinWeißbrotdrin, „weilich im ewigenEis befälltdarin der Irrsinn einerseltenen straße,der reine Wahnsinn!“ Pünktlichzur Buchmesse vorkommt,aus Film,Funkund Fernsehen, wieesheißt, Gluten nichtvertrage“.Schlagartig wird mirklar, warum Krankheit, beider durchkorrodiertesKonservenblech die hatBoris gerade mit„Le PetitRoyal“imBahnhofsviertel stellt siesichgleichenthusiasmiertals Immobilienmakle- in seinem grandiosenRestaurant„Lohninger“inder Nahrungverdirbtund dieZähne sich erst schwarz ver- eine Filialeseineskanonischen Gesellschaftsrestaurants rinvor.„GutesObjekthier, dieser schickehölzerneFlach- SchweizerStraßedas Brotalleinnicht inhäusig gemacht färben unddannkomplettausfallen. vomSpreeufer eröffnet. Alsnächstes, heißtes, folgtDubai. bau,oder?“, frageich gleich nach,abersie relativiert: wird.Felix Austria! Sofort kommen wirauf den Speckzu Beim Kauen der Knödel fälltmir auf, dass a) der Jusso Gleich habe icheinen Steinhumpenmit schaumigem „StimmtimPrinzip, ABER DIELAGE!“Nordend-Ost, sprechen,der wieein Leitmotivdas Menu desAbends gutist, dass dieSaucieren fast schon nach der ersten Runde Pilsnerinder Hand undwerde fürein Foto vonzwei dassei normalerweise einNo-Go,belehrt sie mich in per- durchzieht.Das Geheimnis seines intensiven Geschmacks: leer sind undb)einEssen umso besser ist, je wenigerim Seiten angeprostet.Naklar, dieBöhmischenDörfer, von fektem Makler-Jargon, wasjaauchdaraufhindeuten „Kaltgeräuchert!“ Die zerfasernden Brotstückchen gleiten Detail darübergeredetwird. Gesprächsthema stattdessen: KRAUT denen immer dann dieRedeist, wenneiner nichtmehr könnte,dasssie in Wirklichkeit eine Schauspielerin ist, die dabeiirritierendweich durchden Mund. der Geruch der perfekten Andouillette (ein olfaktorischer versteht, wasgeradeumihn herum passiert, werden geo- sich nurgeradeeinen kleinenScherzmit mirerlaubt,weil Immer fehltgeradejemand, um einmal mitallen anzu- Drahtseilakt:darfnie unmittelbarandie Herkunft der graphischziemlichnah an dieUrquelleumdie Brauerei- ichsie noch nichtkenne,oder,was sie ja auch denken stoßen,aberdas machtauchnichts, weilinzwischenohne- Wursterinnern).Nordisk-Büro-PartnerLorenzo Bissier- PLEASER metropole Pilsen herum verortet. Fürdie ersteBegegnung könnte,nur so tun würde,als ob ichsie nichtkenne.Das hinfastalleinder Küchegespanntauf den Hauptgang läutertdie Renaissanceder Späti-Weinbars in Berlin,und mitdem Künstler hatteich mirextra eine ausgefallene bio- hebtunser Gespräch nunauf eine amüsante Meta-Ebene, warten: den Schweinebratlnachder „Zollbergoma“von Nada Lottermann erklärt passendzum opiatischanmu- graphischePointezurechtgelegt, dieich auch gleich zum weil keiner mehr eigentlichweiß, ob er weiter so tun muss, Rehberger, der in EsslingenamNeckar mitihren köstli- tendenNachtisch,heißenMohnschupfnudelnmit einem Einsatzbringe:„Nichtzufassen: Wirhabenexakt dasglei- alsobernicht wüsste,dassder andere weiß. Bald ent- chen Rezepten aufgewachsen ist. Einwenig Fett ausdem HauchOrangeade, warumPuderzucker sie immer roman- cheGeburtsdatum: 2. 6. 66!“ Aber kaum istbei ihmder sprichtsovondem,was gesagt wird,nicht mehr viel dem, Bräter wird zumNachwürzenauf den lauwarmen Weiß- tischanBlütenstaub erinnert –und flüstertmir zu, dass es ersteSchockmomentmit nurleichtgeöffnetem Mund ver- wieesist.Abernochbevor ichdem Ariadnefaden unserer krautsalat mitKümmelund weißemSpeck gegossen, was sich beider Maklerin tatsächlichumdie Filmdiva Daidy flogen,lächelt mich der vollbärtige Sympath(Markenzei- Unterhaltungzum UrsprungdieserErkenntnisfolgen ihnbutterig aufwertet. Jemand sticht noch dieheißdamp- Mair ausdem letzten Film vonKlaus Lemkehandele, chen: Signature-Brille, dieaussieht wieein klassisches kann, werden schonTellermit Suppenzueinem gedeckten fenden Knödel vonzwei Seiten biszur Mittean, dann geht zudem dieFrauvon Rehberger. Werhätte dasgedacht!? Porsche-Modell)nur kurz an undantwortet: „Johnny Tischgetragen,der mirerstjetztauffällt, weildas Licht es zurück zu Tisch, undSchloss-Vollrads-Rieslingwird SchonlegtjemandMusik auf, undDJOskar Melzer Weissmüller hataucham2.6.“,was ichverschämt mit um dieprofessionell ausgestattete Kücheninsel herum so nachgeschenkt. Alsich kurz zögere,währendBoris mir bestimmt diesanften House-Taktegleich präziseals Marcel Reich-Ranickiund MarquisdeSadekommentiere, hell ist. Erstaunlich, wiegernsichGäste im Gespräch an diePlattemit dem Schweinsbratenreicht, sagt er gelassen: „Miura“von MetroArea. Aber bevorich zu spekulieren worauf er wiederum lapidarmit CharlieWatts kontert, so einerInsel festhalten,als wäre es eine imaginäreReling, „NimmDir ruhig, istwie beiden Bürgerlichenheute!“ beginne, ob dashierdochnochein Zimmer-Rave wird, um sich bald wieder hochkonzentriertdem Kochen zuzu- dieihnen aufdem schwankenden Ozeandampfer ihres Gegenübererklärt AtaMacias,DJund Gründer des zeigtein Blickauf dieUhr,dasseshöchste Zeit ist, die wenden. Gerade klärterineinem Gespräch nebenanein ausgerechnetdurch dasgeradestattfindendeReden aus fulminanten Nachtclubs Robert Johnson, der seit einiger letzte U4 nachHause zu nehmen.Aurevoir! Erkenntnis Missverständnis auf. Es geht um dieHerkunft der Knödel: dem Gleichgewichtgeratenden Lebens Halt verspricht. Zeit seineVitaactivaimNachtleben aufgegeben hatund zurNacht:Esgibtsie noch,die alte Bohème.

Rubine, Saphire, Tsavorite und Diamanten erschaffen eine berauschende Symphonie edler Steine. www.goldschmiede-hofacker.de Tobias Rehberger, MarioLohninger, Lorenzo Bizzi, DaidyMair Alleskommt aufden Tisch. VanessaFuentes, Martin Wenzel 0261 12202 I0651 9120977 Koblenz I 70 WEIHNACHTSESSEN

WARUM AUSGERECHNHNEET RIESLING?

GuterSektwirdimWeinberggeboren.Schon

Letzteres gelingt mit dem Riesling allerdings ausgezeichnet. Zuge- So siehtesdannaus,wennesfertigist. geben, er ist ein echter Klassiker mit Charakter, edel und welt- MOHNNUDELN SCHWEINEBRATL berühmt. Aber vielleicht ist das VONDER ZOLLBERGOMA 500gmehlige Kartoffeln KRAUTPLEASER genau der Grund, weshalb sich der 200gMehl Zubereitungszeit: 30 Minuten 1Ei Garzeit: 4:30Stunden König der weißen Rebsorten so PriseSalz DUMPLINGS eigensinnig und anspruchsvoll gibt. 100ggequetschter Mohn Mehlige Kartoffeln in Salzwasser kochen, 1,2kgSchweinenacken(am Stück, 30 gPuderzucker schälenund zerstampfen. Salz undsoviel ohne Knochen) 100gButter Mehl hinzufügen, dass sich Dumplings 1,5kgfrischen Schweinebauch Denn um gut zu gedeihen, nimmt hauchfeine StreifenOrangeade mit6-7 cm Durchmesserformenlassen. 700gZwiebel er sich gerne Zeit. Am liebsten in DerKartoffelteigsolldie Konsistenzeines Salz Kartoffel in Salzwasser kochenund fein Kuchenteigs fürCrumblehaben unddarf 10 Knoblauchzehen exklusiver Lage, so wie man sie im durchdrücken,mit Mehl,Eiund Salz nichtgeknetetwerden. 2ELKümmelsaat Rheingau, in Rheinhessen und der durchkneten. 1cmdicke Würste rollen undinetwa Die Dumplings in köchelndem Wasser 1. Schweinenacken und-bauchin5-6 cm Pfalz findet. Hier ist das Klima 7cmlange Stücke schneiden. 20-25Minuten lang kochen. Dumplings dickeScheibenschneiden. In kaltem ideal. Denn warme Tage und kühle Wasser aufkochenund 10 Minuten Im sprudelnden Salzwasser kochen,bis herausnehmen undmit einerFleischgabel Nächte hat der Riesling besonders sie an dieWasseroberfläche kommen. in dieMitte stechen, so dass zwei Löcher köcheln lassen. Dann dasWasserabgießen Ausdem Wasser nehmen undkurz entstehen, ausdenenDampf entweichen unddas Fleischkaltabspülen. Zwiebeln gern. abspritzen. Butter leicht anbräunen, mit kann. Heiß servieren. feinwürfeln.Knoblauchindünne Mohnund Zuckermischen undlöffel- Scheiben schneiden. weise über dieportionierten Nudeln WARMER WEISSKOHLSALAT 2. ReichlichSalzwasser in einemTopf erhitzenund dasFleisch darin30Minuten geben. MitOrangeadebestreuen. 1Weißkohl,weißerSpeck,Essig, kochen. Fleischherausnehmenund Kümmel,Salz, Pfeffer PANADLSUPPE flachineinen Bräter legen. MitZwiebeln undKnoblauchscheibenbedecken 1,5kgkaltgeräucherter Bauchspeck DenWeißkohl in vier Stücke schneiden. undetwa100 ml Kochwasser zugeben. 2HandvollentrindeteWeißbrotwürfel Stil entfernenund miteinem großen Im vorgeheizten Backofen bei180° 500gSauerrrahm Messer in 1-5 mm dünneStreifenschnei- (Gas 2-3; Umluft nichtempfehlenswert) 1/2lsüßeSahne den. DenKohlmit Butterschmalzin 10 Minuten garen.Anschließend mit 4Eigelb einemTopfanschwitzenlassen, dann mit Kümmel bestreuen.Temperatur auf140° feingeschnittener Schnittlauch etwasWasserablöschen. Salz, etwasEssig, (Gas 1) reduzieren und250 ml Koch- Zuckerund Kümmel hinzufügen. Bei wasser zugeben.Das Fleisch3,5 bis In einemTopf Wasser den Specksolange geschlossenemDeckeldünsten. Auch beim Boden zeigt er sich auskochen, biseinekräftige, rauchige 4Stunden garen. Herausnehmen,wenn dasFleisch zart istund dieZwiebeln wählerisch. Erst wenn dieser tief- Brüheentsteht. Dann den Speckwürfeln undgoldbraun goldbraunsind. Es sollte etwa 1cm Sahneund Sauerrrahm einrühren. anbraten. DenKohlmit Salz, Pfeffer und gründig, mineralstoffreich und Bratensaft übrigbleiben.Falls dasFleisch Dann dieWeißbrotwürfelindie Suppe Essigabschmecken. Denangebratenen durchlässig beschaffen ist und zwischendurchzutrocken wird,etwas gebenund mind.30min mitköcheln. Speckzusammenmit dem Bratfett ausder mehr vondem Kochwasser zugeben. Wärme speichern kann, entfalten Währenddessen dieinScheiben geschnit- Pfanne hinzufügen. tenen Steinpilze in Butterschmalz Fleischmit Zwiebelnund Bratensaft die Riesling-Reben ihre volle Klasse. anrichten. knusprig braten. Begegnet man diesem hochwertigen Die Suppe mitdem Eigelblegieren. Steinpilze in Suppentellerverteilen. Suppe mitBroteinlagedarüber gebenund großzügigmit Schnittlauchbestreuen. FürstVt VOONN METTERNICH.ICH.F FÜRÜRSSTTLICHLICH GGENENIESSEN. 72 CHAMPAGNER CHAMPAGNER 73

Nurein kleinerTeilder Champagneist bestockt –aberdannrichtig,wie hier beiAysüdlichvon Reims.

er Ladenstand unter Druckwie eine Champagner- Altund Reich, eine überflüssige Angeberbrausefür weiße großeGläsermit eingelegten GurkenimGepäck. „Das ist aber nichthin,dader enervierende Schaumweinerst Eichelmanns bewölktemGesichtsausdrucknachzuur- flasche. Werdie Türder kleinenEpicerieim Greise mitRolexuhrenund einemunsympathischen Hang dasBeste zumNeutralisieren!Die Dingeresseich gar Jahrhunderte später vomMönch DomPerignonerfunden teilenwürde der Champagnerjahrgang 2021 wohl eine Herzen vonReims öffnete, demblubberte und zu Protzund Völlerei. nicht, ichtrinkenur dasGurkenwasser.“ wurde. Katastrophe werden. DochmeinPapst waranderer An- schäumte es nursoentgegen: Gläserklingen, Ge- „AbermeinHerr! Champagner istmitnichteneine Aufdem Wegzum Hotelpassierten wireinen Pub Wirversanken im Gewölbekellerdes erzbischöflichen sicht: Dieausgeschenkten Kreszenzen hätten „eine kernige, lächter undGeschwätz;Champagnerkorken zisch- Prestigeplörre,die sich nursedierteRunzelgattinnen von namens„Glue Pot“. „Das istder wichtigsteChampagner- Palais du Tau, wo „Terresetvins“,die Vereinigungder gesundeSäure,eineopake Frucht drum herum undkeinen ten durchdie Luft;ungehobelte Tische bogensich Zementfabrikanten leisten können“, protestierteer. „Er Pubder Welt“, dozierte der Papst. „DasaufensichHändler Terroirwinzer, zurVerkostunglud.Ein feuchter Brodem RufnachDosage“. unter Pasteten,Gürkchenund Käsestücken; Tumult istvielmehr, einKosmosfür sich! Er istSpeisebegleiter, undWinzerdurch dieaktuellenTrends.Was hier aufder ausSchweißund Alkohol,und dasvor dem Mittagsläuten. Der Achtzehner habe eine „perfekteReife,aberkeine DundGeschrei, kein Platzmehrfrei.Und mitten- Stimmungsaufheller undSeelentröster.Und teuer? Kartesteht,findetman erst zwei Jahrespäter in den Dass mankaumdurchkam,wertete der Papst alsErfolg. Überreife“, triumphierte er,währendwir wieder ansLicht drin tobte undramenterteein Herr mitStoppel- SCHAUM Quatsch! EinordentlicherWinzerchampagnerkostet Trendbars vonSaint-Tropezund St.Moritz.“Währenddie Vor20Jahrenhabeesnurvereinzelt eigenständige, sicht- emporstiegen. Ichblinzelte, meine Geschmacksknospen frisur in quietschbuntem Ornat: Papst Boris I.,meinEr- kein Vermögen,die brauchbaren fangen ab Hofschon Epicerie „Aubon manger“die Schaltzentrale der Cham- bare Champagnerwinzergegeben. Fast alle hätten an die oszilliertenzwischenkrachsauer undstinksauer,meine zieher,Begleiter undBeschützer. Er grüßte undwurde ge- bei16Euroan. Vergessen Sienicht:JedeeinzelnePulle pagnermessesei,stelleder „GluePot“das Zukunftslabor großen Häuser geliefert,anMoët, Mumm,Veuve Clic- Zähnebranntenund quietschten. „Hier,nehmenSie das“, grüßt, goss hier nach undprobiertedort, erklärte einem istHandarbeit, da istalles craft,von derTraubebis zum derBlubberwelt vor. ZumGlück waresgeschlossen,ich quot,Taittingerund wiesie alleshießen, diedie Trauben sagteMaskowund zogeinekleineTubeElmex Geléeaus JungwinzerseineigenesGetränk, dann schauteertiefin Etikett.Und im Gegensatz zu BurgundoderBordeaux hättekeinenTropfen mehr untergebracht. ja nurkauften undnicht selbstproduzierten. Nunaber der Sakkotasche. „Grundausrüstung. Am besten gleich einengereichten Dekanter,indem rötlichschimmernde kannman dieabsoluten Spitzenweine schonfür 150 „Ichtrete Siemorgenfrühaus dem Bett zu einerUhr- standen die„Printemps desChampagnes“ im zehnten mitdem Finger dick auftragen.“ Resteschwappten.„IchseheTod undVernichtung“, sagte Euro kaufen –und nichtfür 1000 Euro oder mehr.“ So zeit meiner Wahl“, tröstetemichder Experte. Ichsah Jahr.„Dieunabhängigen Winzer habensichvon einem DasGelée half ebenso wiedie AnstaltspackungBull- er undschüttelteden Kopf.„Dasist einBrocard Pierre könneman sich eher einenDom Perignon oder Grande noch,wie er sichander RezeptioneineSchampuspulle Heer namenloser Versorgerder großen Häuser zu eigen- richsalz,die ichinden kommendenTagen nieaus den Saignée, einrotweinigerSchampus von2011. Besoffene Annéeleisten alseinePulle Romanée-ContioderChâteau holte unddamit aufdie Straßeging. ständigenPersönlichkeitenemanzipiert,die selbst produ- Augenließ, währendder Papstmichgnadenlosdurch Bloggerjubelnden hoch,weilerkrass ist. Hataberkeinen MERMAL Latour,rechneteder Mann vor. „Ich werdeIhnen zeigen, „Bitte,bitte nichtschon um acht aufstehenund um zieren –das istdie Demokratisierungdes Champagners“, Keller undWeinberge der Champagnetrieb.„Siemüssen Esprit,keine Lebendigkeit.Zum Glückgibt’sdavon nur dass Champagner etwasganzanderesist, alsSie sich vor- neun Champagner verkosten“, rief ichihm hinterher. jubelte er.Und verstummte plötzlich. wissen: Champagner istein Frauengetränk“, schrie er kleine Mengen,die sind schnellweg.“ Sprach’s undleerte stellen.Sie werdenvon mirhören“, sagteer, drückte mir „Doch! Es gibt kein besseresGetränk zumAufstehen Mitdem Probierglas deutete er aufeinen hochgewach- gegenseine Stereoanlagean. „Weilerschon immer von den Krug in einemZug. Prickeltripmit Aufstoßgebet: seineVisitenkarteindieHandund verschwand. Ichlas: undWachwerden.“ senenHerrn im Trenchcoat.„Da drübensteht der Eichel- Frauengemacht wurde:LilyBollingerund Louise Pom- BorisMaskowkonntezwarnicht in dieZukunft Eine Tour de Forcemit dem „AmbassadeurduChampagne,Cognaceducator, Wein- Unruhige Träume voneinem Schiffsrumpf beider mann“, zischte er undschob mich weiter. MitGerhard meryführten ihre Betriebeals Witwen,die bekannteste schauen,docherwusste, wiesie schmeckte. In Reims sachverständiger“. Taufe, gegenden wieder undwieder eine Champagner- Eichelmann,dem Präzeptordes deutschen Weingewerbes, aberwar MadameClicquot-Ponsardin,die mit27Jahren wurdesie schluckweise ausgeschenkt.Eswar Anfang Kenner BorisMaskowdurch Wasandere Weinexperten über diesen Herrn sagten, flaschewummerte. Daswar aber nurder Papst, deram Autors zahlreicher Weinbücher undeines dicken Champag- zurWitwe wurde. Sieerfanddie Rütteltechnik, um die April, die„Printemps desChampagnes“ waren am Start, dieZukunft desChampagners. erfuhr ichdurch Herumhören: dass keiner in Deutschland frühenMorgengegen meine Hoteltüredrosch.Wenig nerführers, wollte er sich offenbarnicht unterhalten. Heferestevom Getränkzutrennen. Undals sie 1866 mit gut20Erzeugergemeinschaften kleinerWinzerließensich mehr über Champagner wisseals der Anwalt Boris späterbetratenwir einenprächtigen, stuckverziertenBelle- Wusste dieser deutsche Gegenpapst mehr alsMaskow? 89 Jahren starb, hattesie auseiner Klitsche einriesiges in Fässer undFlaschenschauen. Überallinder französi- Maskow;dassder Mann nichtnur offiziellerChampagner- Époque-Saal, in dem stattAtemluft dieKohlensäureaus Unternehmen gemacht.“ schenKrönungsstadt,inhistorischenSälen undKellern VonOliverMaria Schmitt botschafter sei, alsExperte in Fernsehsendungensitze, frisch geöffneten Weinflaschen umherwaberte.„Bulles Kaum hatteerden Satz zu Ende gesprochen,dockten präsentierten sie ihre Stillweine,aus denen hernachdie Master-Classes, Seminare undTastingsveranstalte, Bio“–die Biowinzer der Champagnepräsentierten ihre wiramStadtrand vonReims an der Kellerei vonBruno begehrten Blubberbrausenküviert wurden. Die drei wich- sondernauchWeinkellerbewerte undVorträgeander Grundweine.Kompaktund fest vonStatur, schoss Maskow Paillard an.Sie lagineinem Industriegebietund sahaus tigsten Traubensorten,der weiße Chardonnay unddie Hochschule in Geisenheimhalte;und dass dieser beängs- wieein Champagnerkorkendurch dieGänge, flanschte wieeinemittelständischeKartonagenfabrik. Dergrau- Rotweine Pinot Noir undPinot Meunier (Spätburgunder tigendalerte, fast noch junge Mann nichts dagegenhabe, sich an Stände an undprobiertesichdurch.GlasumGlas, melierte Patron empfinguns in der Vorhalle im Zweireiher undSchwarzriesling) hatten dieerste Gärunghintersich– wennman ihn„Champagnerpapst“nennt.Das zeugte von Schluck undSpuck.Ich musste mitmachen. Die Zukunft mitrotem Einstecktuch.Tränenindie Augenbekam er ichhattesie noch vormir.InmeinemMagen fermentierten seiner Bescheidenheit. blubbertenochnicht,sie hattenur einleichtesMousseux erst, alsder deutscheChampagnerbotschafter ihmzwei 20 blitzverkostete Champagnersorten mitebensovielen Undnun saßich mitebendiesemPapst in einem undkam aushandbeschrifteten Flaschen. Fiftyshadesof wohlverpackte Bouteillen ausdem eigenenRaritätenkeller Käsenund Pasteten um dieWette,dochPapst BorisI. kleinenLadenlokal mitdem tiefstapelnden Namen „Au sour:krachsauer,mittelsauer,megasauer. Doch Maskow überreichte –zwei Jahrgänge,die noch Brunos Vater ab- schenkte gnadenlosaus immer neuen Flaschen nach.„Sie bonmanger“,obwohl manhier, am Randedes histori- warbegeistert. „Das istjageradedie Kunst: Wieman aus gefüllt hatte. Nach einpaarScherzenüberseineigenes müssen sich akklimatisieren,morgenfrühgeht’srund“, schenForumsvon Reims, den Delikatessen viel weniger dünnen Säuerlingeneinen kraftvollen Champagner kom- Alter stellte er klar:„Champagner istkeinWeinvon raunte er mirzu. „Dannbeginnt Ihr Crashkurs.“ Beachtungschenkteals den ausgesuchten Winzerchampag- poniert! Die Grundweine dürfen vorder Flaschengärung Museumswärtern,erwurde stetsvon kreativen,innovativen Denhatte ichmir selbsteingebrockt.Weilich zu lang- nern,die sich in Regalenbis unter dieDeckestapelten. Die maximal11,5Prozent haben. Aber der Achtzehner ist Typenperfektioniert.“Und übergabuns an seineTochter samtrank.Eswar irgendwo im Rheingau beieiner dieser Epicerie schäumte über an diesem Abend. Winzer, jetztschon einsuper Jahrgang,manchedieserWeine Alice, dieschon seit Jahren dieKellerei leiteteund bald Verkostungen. Plötzlichstand da einMannneben mir Händler, Journalisten undBlogger tauschtenFlaschen, könnte mandirektsotrinken,obwohl sie dafürgar nicht den Vater beim Perfektionieren ablösenwürde. undwolltewissen, wasich da machte. Komplimente,Fragenund Verkostungstipps. Mankannte gemachtsind.“ Im Kellereilaborzeigteuns dieeleganteDamePipet- „Ich trinke Champagner.“ sich,und fallsnicht,hatteman irgendwo schonmal an der Schonhasteten wirweiterdurchsquirligeReims.Eine ten undStandkolben,mit denen dieeinzelnen Fassproben „Sie nippen nur“,sagte er unddeutete aufmeinGlas. gleichen Flaschegehangen. EinAltentreffwar dasjeden- strahlende Frühlingssonne ließ dieLuftmoussieren. Am in unterschiedlichen Testverhältnissen verschnittenund „Was aber soll das? Champagner muss maningroßen fallsnicht:Ein Tätowierter mitgrünemHütchen sortierte Portal der Kathedrale, in der FrankreichsKönigegekrönt dann fürJahre zurGärungindie Flaschegesperrtwurden. Schluckensaufen! Sonst perlternicht ins Blut.“ Kurzer- Verkostungsnotizen,einejunge Britin befüllteihren Ins- wurden,zeigtemir der Papst einLächeln.Abernicht seins, Aufs Hefelager. Siereichte unsein TablettvollerProben. SCHMITT hand examinierte er mich undfandsofortheraus, dass ich tagram-Feedmit dem just Getrunkenen,zweirastazöpfige sondern dasSourirdeReims,das „Lächeln vonReims“: Wirdürften nurmit der Nase arbeiten,sagte sie, undich vomberühmtesten Schaumweinder Welt reingar nichts Winzeraus der Lombardei schwärmten vonihrem Francia- MARIA einEngel grinsteentrücktvon der Fassadeder gotischen sahsofort, wiesichdie Mienedes Papstesverdunkelte.

verstand. Allenfalls,wie manihn trank. In meinerVorstel- corta, dem italienischen Pendantzum Champagner.Doch OLIVER Riesenkirche aufuns herab. Warerangeschickert?Kam er „Wennman’s aufdem Gaumen hat, istman für15Minuten lung warChampagnerein überteuertes Spaßgetränkfür Papst Borismahntezum Aufbfbruch undverstaute zwei ebenfallsvon einerGrundweinprobe? Historisch hautedas In seinem Element: ChampagnerpapstBoris Maskow gesperrt.“ Wirschnüffelten an diversen Chardonnays. FOTOS 74 CHAMPAGNER

„Dieserhierhat Zitrusnoten“, sagtesie,„aber nichtZitrone Aufstoßendrauf,danngingeswieder. Halbwegs.Die weitere AIR TIT

oder Grapefruit, eher Mandarine. Undder hier hatstarke Tour durchdie Aube, wo dieChampagne schonans Bur- ANIUM RIM Mandelaromen.“ Daswolle ichmal sehen,sagte ich, ging gund grenzteund aussah wieenglische Parklandschaften, sofort überzur organoleptischen Prüfungund kipptealles nahm ichabernur noch schemenhaft wahr.ImDörfchen · runter.Ich entdeckte dieGeschmacksnoten supersauer, Neuville-sur-Seinebesuchten wirden zweiunddreißig- DESIGN: DISSING sausauer undfurztrocken –und warfür 15 Minuten ge- jährigenJungwinzerRaphael Piconnet, der gerade seinen sperrt.Zeitgenug,umdie Fähigkeitzubewundern, an- ersten Champagnerjahrgang aufden Marktgebracht hand einesSäuerlingsvorauszuschmecken,wie der in ein hatte.Seine „Domaine de Bichery“ warimehemaligen +

paar Jahren alsChampagnermunden würde. Kuhstall seiner Großelternuntergebracht,seine deutsche WEITLING / Eine Fähigkeit, dieoffensichtlichauchGéraldine Frau Hannah Bösel besorgtedas Marketing, dieBio- Lacourte besaß. Aufihrem Familienweingut Lacourte- Zertifizierung wardurch,und vonden gerade mal1870

Godbillon in Ecueil, unweitvon Reims,zeigteuns die Flaschen seines umwerfend roten Pinot-Noir-Champagners LINDBERG Mittdreißigerin,dassman Champagnertraubenauchnach „Les Fontaines“war praktischnichtsmehrda. Mondphasen ernten undvinifizieren konnte.Selbst die Dafürschenkteuns MichelDrappierim136-Seelen- · P

Verkostungstage biszur AbfüllungimJuni, erklärtesie in Dorf Urville großzügigvon seinem schwefelfreien Welt- AT perfektemDeutsch,würdennachdem Mondkalender klassechampagnerein.Wesen undUmgangsformen des ENTED bestimmt.Dafür rannten ihrgeradedie Bio-und Demeter- Patronswaren so gediegen, dass ichihm sofort Patienten- Weinhändlerden Keller ein.Das hättesie niegedacht,als verfügung undVorsorgevollmachtausstellenwollte, während sie noch vor13Jahren in Mainzsaß,Weingläser verkaufte mein Anwalt gerade dessen ‚Cuvée Quattuor‘wegatmete, undvon einernachhaltigenWeinwirtschaft ohne Chemie dieaus vier weißenRebsorten bestand: Chardonnay, träumte. Weißburgunder,Petit Meslier undArbane. „Normaler- Wirverabschiedeten uns. DerAnwaltentkorkte seinen weise sind es nerdige Kleinstbetriebe, diesichauf längst Auspuffund schoss los. Sein Fahrstil warinetwawie sein vergesseneRebsorten kaprizieren“, schwärmteer. „Aber Lieblingsgetränk: ziemlich spritzig.Millimetergenauer- dieser Champagner istsowohltuendund deshalbnotwendig zogene Rebenund weiße Abbruchhänge zogenanuns vor- Dauertnoch: BeiMichelDrappierlagertder Champagner lange. wieein Zitrusfruchtsorbetzwischendem siebten undachten bei. Darauf schien Maskow nurgewartetzuhaben. „Das Gang einesvölligaus den FugengeratenenGourmet- istalles Kreide“, schrie er gegendie abartige Atzenmusik spektakels.“Nur unter Protestspuckte der Papst in den an,die ausseinenBoxen bollerte. „Wir fahren aufdem Napf,aberwir mussten ja wieder zurück nach Reims. Grundeines ehemaligenUrmeeres. VerkalkteÜberreste Aufdem Wegdorthin stoppten wirinÉpernay.Wenn vonMuschelschalen, dasist dasGeheimnis desChampag- SCHAUMMERMAL Reims alsoffizielleHauptstadt desChampagners galt, ners.Der Boden wird perfektentwässert, speichertWärme dann warÉpernay dasinoffizielle Hauptstädtchen. An der undmacht dieWeine mineralisch.“ Avenue de Champagneresidierten nichtnur diegroßen Zart undklein dahingetupft hingen dieWölkchenim „Zuden ToyDolls darf es der ‚Blanc de Blancs ExtraBrut‘ Häuser PolRoger,Mercier,Perrier-Jouët,sondern auch, blauenFrühlingshimmel,sie schienen wieins Unendliche vonAntoine Bouvetaus Mareuil-sur-Aysein, der istjung, aufdem Hofvon Moët &Chandon,der AbtDom Perignon, aufgestiegeneChampagnerblasen, diesichamFirmament gutgelaunt,unverbildetund bringt dieganze Kraft persönlich undinBronze.Andiesemchampagner- zuWasserdampfclusternzusammengefundenhatten. Die 60 Jahrealter Rebenins Glas.Und zumKlassiker ‚Sex and geweihten Ortverrichtete der PapstseinrituellesStoß- Champagneist riesig,fastsogroßwie Nordrhein-West- Violence‘ vonThe Exploitedhalte ichdie ‚Cuvée Préem- gebetfür den erfolgreichen Ausbau der Achtzehner-Ernte. falen, undnur einkleiner Teil istüberhaupt bestockt. bulles‘von Lionel Carreauaus Celles-sur-Ource fürwürdig. „Sicher istsicher“, sagteMaskow. Doch der Papstrechneteanders: „Inder Champagnegibt Dasist einkrassanarchistischer Champagner wegenseines Anderntagstorkelte ichwiederdurch mittelalterliche es etwa 320große Handelshäuserund rund5000selbstän- hohenAnteils an PinotBlanc.“ Säle in Reims,woich tätowierte Japaner, deutscheDutt- dige Winzer. Vondenenhab ichnochnicht maldie Hälfte Ohne Kupplungwechselte der Botschafter abermals Hipster undbritische Bloggerinnen dabeibeobachtete,wie durch. Da bleibtnochvielzutun.Zum Glückist dieLeber dasMusikprogramm,ein merkwürdigesSchnarren, sieunablässigGläserschwenkten undAromendiskutier- dasOrgan,das unbegrenzt regenerationsfähig ist.“ Schnalzenund Fiedelnwar zu hören. „Das istAlbin ten–während ichmit letzter Kraft nurnochsauer auf- In Koblenz geboren,hat sich Maskow seinerheinische Paulus,der außerhalbseinerpraktisch nuraus ihm selbst stoßen konnte.„Nichtschlappmachen,meinHerr“,zischte Grundbereitschaft zurAusschweifung bewahrt. Mit15 bestehenden ZunftkaumbekannteMaultrommelvirtuose. Maskow mirhypnotisierendzu. „Der Zustand, den man merkteer, dass ihmaußer Fußsohlenpraktischalles Derhat mitsamtBarockensemble vier kleine Stückchen mitChampagnererreichen kann, istwesentlichschärfer schmeckte, wasBlasenhatte. Mit16bekam er seineerste vomlängstvergessenen Johann Georg Albrechtsberger undziselierter alsmit Koks.“ PulleSchampus zumGeburtstaggeschenkt,hingnach vertont.Man hört sofort,dassdas alsInspirationsquelle Doch wusste ichschon nichtmehr, ob ichnachtsim demUnterrichtmit den Punksauf der Treppe desKur- fürThe Prodigygedient hat, finden Sienicht?Dazupasst Bett gelegenhatte oder aufder Hefe. Wahrscheinlichbeides. fürstlichenSchlosses ab,hörte Musikund probiertesichso ganz klar der ‚Entre CieletTerre‘von FrançoiseBedel,die Mein komplettesDaseinwaberte in Blasen: Wenn ich durch–vonAdelskroneExportüberKellergeister und ja selbstals eine der ersten in derChampagne Kuriositäten- morgens nachdem Aufstehenden Mund zumerstenMal Kiwilikörbis hinzum berüchtigten „GroßmuttersSchoko- pflege betrieb:Sie fing gleich mitbiodynamischemund öffnete, geschah dies miteinem lauten Ploppgeräusch.Aus geheimnis“ vonBerentzen.Mit 19 fing er an,regelmäßig aufMeunier konzentrierten Weinbau an,ganzimWesten meinem Körper trat zischend Flüssigkeitaus.Wowar in dieChampagne zu fahren,und alserein bisschen Geld der Appellation. Unddanachwürde ichzuProdigys‚Voo- eigentlich meinBullrichsalz? Ichwar eindeutigzualt fürs übrighatte, investierteeresineineKiste 1990er Dom dooPeople‘die rare ‚Cuvée Robert Winer1996‘ mitihrem Champagnergeschäft. DieJungenhattendochlängst Perignon.„Ichdachtemir,in20Jahrenist der entweder gewaltigenSäurebumseinfüllen.“ übernommen,sollten sie auchdamit glücklichwerden. viel mehr wert,odererschmecktsehrvielbesser.“ Miteinem nichtminder gewaltigenOhrenbumslan- In einemAnfallletzter Barmherzigkeit schlepptemich Beidesstimmte.Währenddes Jurastudiums baute der deten wirimkleinen Grand-Cru-Dörfchen Bouzy.Als wir der Papst zurletzten Ölunginden „GluePot“. Kraftlos Sohn einesdeutschen Vatersund einerkoreanischen beiArnaudMoreauseinenruppigenund kraftvollen„Brut hing ichinroten Fauteuilsdes Champagner-Pubsund Mutter einenschnell florierenden Onlinehandelmit Tradition“ goutierten,raunteMaskowmir zu:„Dazu muss stelltedie Sinnfrage: „Warum immer weiterprobieren? Champagnerraritäten auf(„einFachgebiet, um dassich mandas Album‚TexasWhore Pleaser‘ vonSlackeyeSlim Warum nichteinfachmal einenLieblingschampagnerer- kaum einerkümmert“) undverdiente alsStudentbereits hören,oderwas anderes ausder Richtung Gothcountry kiesen unddamit denKellerbefüllen? Undgut ist. Was mehr alsseine Professoren. Heutearbeiteterzum Brot- oder Creepabilly. DasZeugmit seinem langenHefelager treibtSie immer weiter an?“ undChampagnererwerb alsAnwaltfür Arbeitsrechtund isteinfach einrichtigerCowboychampagner!“ „Esist dieSuche nachdem HeiligenGral“,sprachder Datenschutz („Aber aufder Seiteder Opferund der Bouzy wareiner von nur16anderen Orten,der unter Papst undorderte eineletzteBouteille. „Die Suche nach Schwachen“)und ehrenamtlichals Champagnerbot- den rund320 Gemeinden der Champagnedie prestige- dem Schlumpfdorf,nachdem perfektenChampagner, schafter.Die Prüfungvor zehn Jahren bestandaus einer trächtigste allerAOC-Appellationen führte: Grand-Cru- dem großen Harmonisierer!Erlebt vonGegensätzen,vom MillionFragenund Blindverkostungen, nureiner kam Trauben waren dieteuersten im Einkauf, ausihnen machte Schwarzund Weiß derTrauben,vom Ausgleichzwischen durch: BorisMaskow. manden besten Schampus, dieRebflächengehörten zu den Temperamenten. DasChampagnerprinzipist das Doch selbst einamtierender Papst hatTräume. Wäh- den wertvollsten der Welt.„Verkaufenwollteich dieaber Prinzip der Cuvée, desVerschnitts ausLagen undJahren. rendwir dieMontagnedeReims südwärtshinunterjagten, nicht, dasist alter Familienbesitz“,sagte Moreau, lachte Einzellagen-Champagnersindzwarwas Besonderes,aber erzählte er nichtnur vonseinerFrauund denbeiden unddrückte dieZigarette aus, wasdie tätowierten Ober- seltenbesser. Eine perfekte Cuvée istausgewogenund be- kleinenKindern, sondernvor allemvon seinen Plänen, arme desDreiundvierzigjährigeneindrucksvollzur Gel- sonderszugleich, hatSchwung und sprezzatura, istUpper Seminare zumThema Champagner undMusik anzubieten: tung brachte. NunmachteerebenChampagner, seit vor undDowner, Luxusgetränk und Bordellbrause. Einper- „Damit meine ichjetzt aber nichtdie ‚Champagner-Polka‘ einpaarJahren überraschend der Vater starbund der fekter Champagner istalles gleichzeitig.Vor zehn Jahren vonJohannStrauss Sohn,sondernamtliches Zeugs. Betrieb weitergehen musste. Unddie Kreativität,die er waren dasdie Getränke vonFrédéricSavartaus Ecueil, die Champagner istder musikalischste allerWeine,der passt vorher in der Computerindustrieauslebenkonnte, floss warenperfekt aufsovielenEbenen, unddie Flaschegab’s zu allem! Nehmen SieHaftbefehls‚Lass dieAffen ausdem nunebeninseine Flaschen. für13,50 –damussteman nichtmehrweitersuchen. Aber Zoo‘ –das kann sinnvollerweise nurvon einemBubbly be- Danach hing ichleblosimBeifahrersitz, ichschwächelte heuteist der einSuperstar mitentsprechenden Preisen. Die gleitetwerden,der genausoschiebt wieHaftiselbst. Ich undhalluzinierteblubberndeBlasen, dieinmeinemKopf Suche geht immer weiter.“ 18ct solid gold +buffalo horn tendiere zu Jean Laurents ‚Fleur de Celles‘.Als ichden das zerplatzten. DerPapst ging eiskaltindie Kurveund reichte Icherhob mich langsam, wieeineaufsteigendeBlase, ersteMal trank, dachte ich, mirgreift jemandinden Hals mireinekleine, braune Flasche: „Das istkaltgebrauter lächelte einletztesLächeln vonReims undorderte ein biszum Magenund knautschtden rhythmisch zusam- Kaffee mitTonic,der wird Siewiederaufrichten!“ Die bequemes Hefelager. Dazu eine weitereSchubkarreBull- men. Ziemlich wildeBrause.“Schlagartig wechselte der braune Bitterbrüheschmeckte brandgefährlich, doch sie richsalz undetwas Gurkenwasser mitElmex Gelée. Und Mann dieBeatzahl,Punkrockhämmerteaus den Boxen. wirkte. Noch eine SchippeBullrichsalz gegendas saure natürlich einenkräftigenSchluck Champagner. 76 MOOD/MUT

NICHT NUR EIN KLAPS Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes unterstützt Arbeitgeber mit einer Kampagne im Bemühen, gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vorzugehen und Machtstrukturen zu durchbrechen. MOOD Denn: Jede elfte Person war in Das Auge derVorsehung –göttlichesZeichen Kaugummi wird nichtnur in Plastik verpackt – den vergangenen drei Jahren Opfer. oder Stofffür Verschwörungstheoretiker? häufig istder Kunststoff sogarinnen drin.True BeiFolkdayshängt es einfachhübschund Gumverzichtetdaraufund kommtauchohne Doch ob Flyerdahelfen? golden am Ohr. Zuckerund tierischeInhaltsstoffe aus.

Cannabis denn Sünde sein?Esist der neue Alleskönner DIE LÜCKE FÜLLEN und hilft gegen so ziemlich alle denkbaren 60 Jahreist es her,dass Beschwerden. CBD-Öl (Nutree) derGrundsatz des gleichen wird aus der weiblichen Arbeitsentgelts in den Hanfpflanze gewonnen. Im europäischen Verträgen Gegensatz zu en THC hatesaber EinPullover, derwährend der Produktion beschlossen wurde. Tatsäch- keine berauschende ung keinen Müll produziert:Diese Stücke vonSon der

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EU für die gleiche Arbeit Re le im Schnitt 16 Prozent Al weniger als Männer. Dabei halten neun von zehn Europäerndas für nicht akzeptabel. Die

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MUT 78 REISE

Im Hara-Mangrovenwald im Norden der DieInsel Qeschm Insel Qeschm sieht man vonden Holzbooten ist eine merkwür- in der Bucht aus nach Sonnenuntergang das dige Mischung aus Feuer in den Raffinerien aufflammen. Naturschutzgebiet, Ölraffinerie-Standort und Freihandels- zone. Bisvor wenigen Jahren konnte man dortnur bei Einhei- mischen übernachten. Diese Homestays sind auch heute noch die beste Wahl.

VonBandar Abbas starten Fähren zu den vorgelagerten Inseln wie Hormus. Unter Iranern ist Hormus als Aussteiger-Oase bekannt, an Bordsind junge Großstädter mit Zeltausrüstung. Mit Rad oder Tuk-Tuk (inklusiveiranischer Grüße Pop-Musik) lässt sich das winzige Eiland an vom einem Tagerkunden.

Der Silver Beach aufHormus ist ein surreal anmutender Strand mit schwarz glitzerndem Sand und rosafarbenem Meer. Mit den Sedimenten, die das Wasser färben, malen die Bewohner im Frühjahr Mandalas an den Strand. Ecuador m.Galápagos Inseln 23 Tage ab 3.499 €

Costa Rica 15 Tage ab 1.999 € DieStraßevon Hormus ist Bhutan u.Indien 20 Tage ab 3.699 € nichtnur strategisch interessant. China u.Tibet m. Lhasabahn 19 Tage ab VonQuynh Tran

Einzig die portugiesi- sche Festung aus dem 16. Jahrhundertzeugt noch vonder wechsel- vollen Geschichte der Insel Hormus. Wie bunt die Gegenwart sein kann, zeigt das Bio-Restaurant „Saleydon“.

Zum Persischen Golf gelangt man am besten über die südiranische Stadt Bandar Abbas. Sieist ein Umschlagplatz für Waren–und merkwürdige Skulpturen –aller Art. Sogar einen Hindu-Tempel findet man hier. 80 WERKSTATT

SIEH MALAN

BRITISCHES PFUND Alle tun es –und jetzt auch Aston Martin.Der 106 Jahrealtebritische Sportwagenhersteller steigt mit dem DBX in den Marktfür Sports Utility Vehicles (SUV)ein. Fürdas neue Modell wurde in Walessogar ein eigenes Werk gebaut, das Anfang Dezember eröffnet wurde. Der5,04 Meter lange DBX wirdvon einem 4,0-Liter-V8-Motor mit 550 PS aus dem Hause Mercedes-AMG ange- trieben. DieKraft fließt über eine Neungang-Automatik auf alle vier Räder,essind maximal 700 New- tonmeter Drehmoment bei 2200 bis 5000 Umdrehungen in der Minute. Wieessich für ein SUV gehört, gibt es einen großen Kofferraum (632 Liter), eine dreigeteilt umleg- bareRücksitzbank und immerhin 2,7 Tonnen maximale Anhängelast. Auch für das Gelände habe der DBX Talent, heißt es beim Hersteller,mit FüralleFälle:Der Blazer „Jackie“,benannt nachFormel-1-LegendeJackieStewart,und dieWendejacke„James“ (unten)trotzen Wind undWetter. entsprechenden Fahrprogrammen und Luftfederung. Dasmittlere sowie das hintereDifferential lassen sich sperren. Im Innenraumver- suchtAston Martin eine Symbiose zwischen Tradition und Moderne. FORMEL 8 Natürlich dominiertdortfeines Leder,aber die Instrumente sind digital, zwei große TFT-Bildschirme DieBekleidungsmarke8Js,gegründetvon Sacha Prost,zieht Fans bereiten die Informationen auf, desGentlemen-Rennsportsan. VonWalter Wille und Apple CarPlay gibt es auch. DerDBX kann schon vorbestellt werden, in Deutschlandkostet er 193.500 Euro.Die ersten 500 Käufer bekommen ein exklusives 8Js –seltsamer Name für eine Bekleidungs- dung vonFunktionsstoffen für Alltags- Fürdas Sweatshirt„Jochen“ mit Front- Ausstattungspaket inklusiveeiner marke. Werlässt sich so etwas einfallen? kleidung. „Casual Tech“ nennt sich die reißverschluss und Bündchen verwendet Einladungzueiner Cocktail-Party Undwas hat es damit auf sich? Versuchen Moderichtung, mit der die Bekleidungs- 8Js an Schultern und Vorderseite Power in einemLuxushotel. (fbfbs.) wir,das Kürzel aufzudröseln. Es geht um industrie auf Veränderungen im Konsum- Shield Pro, ein wasserabweisend behandeltes schnelle Autos und tollkühne Männer,um verhalten reagiert. Kunden, so heißt es, er- atmungsaktives Softshell mit einer Wasser- Rennsporthistorie und die Tatsache, dass warteten Funktionskleidung, die warm, säule von5000 Millimetern. Rücken und im Motorsportder sechziger und siebziger kühl oder trocken hält, aber nicht gleich Ärmel bestehen aus einem Baumwoll- Jahre, also in der als besonders glamourös nach Funktionskleidung aussieht. Daher Fleece im Fischgrätmuster,dessen Vorzug in Erinnerung gebliebenen Ära des Auto- verwrwischen die Unterscheidungen zusehends. vorallem die Bequemlichkeit ist. Zusammen rennsports, auffällig viele Fahrer einen Viele Modemarken nutzen Materialien, ergibt das eine ArtHybrid, ein Kleidungs- Namen trugen, der mit dem Buchstaben J wie sie bisher nur für Outdoor- und Sport- stück der vielseitigen Art, das man drinnen begann. Jochen Rindt, James Hunt, Jackie artikel verwendet wurden. UndFashion- tragen kann und das draußen noch einen Stewartbeispielsweise. labels verbünden sich mit spezialisierten gewissen Wetterschutz bietet. Wird es Aufdas J-Phänomen stieß Sacha Prost, Faserlieferanten für neuartige Produkte. richtig kalt und nass, braucht es allerdings der Sohn des viermaligen Formel-1-Welt- GENERATIONSWECHSEL Polartec etwa, ein Hersteller synthetischer Unterstützung durch eine dicke Jacke, DieTage der vierstrahligen Flugzeuge meisters Alain Prost, beim Betrachten einer Materialien, kooperiertnach eigener sonst gibt es Zündaussetzer. vomTyp Boeing 747 oder Airbus A Dokumentation der Grand-Prix-Geschichte. Darstellung für „Casual Tech“-Produkte Nette Gags: ein großes 8Js-Etikett im 380 sind gezählt. Derjüngste Beweis: Als er sich gemeinsam mit Mitstreitern den neuerdings mit Anbietern wie 66° North, Innern der Jacke, das einen im Schnee Diearabische Fluggesellschaft Film ansah, waren sie gerade dabei, ein Banana Republic, Diadora, Magnethik driftenden alten 911er zeigt, ein kleiner Emirates, bekanntlich Betreiber der Mode-Label für Auto- und Rennsport- oder Moncler. Aufnäher im Kragen zum Eintragen von größten A380-Flotte, schwenkt begeisterte ins Leben zu rufen. „Wir dachten: Auch 8Js zählt dazu. „Jackie“ zum Bei- Namen und Blutgruppe und ein Döschen sichtbar um auf das modernste zwei- strahlige Flugzeug aus dem Hause Verrückt, genau das ist es! Gentlemen in spiel heißt ein wasser- und winddichter mit Ohrstöpseln in der Außentasche. Airbus. Emirates hat jetzt fünfzig der Formel 1. Als Hommage an unsere Blazer,der aus Neoshell, einer Nichtganzsolustig:Das Fleece hinterlässt A350 XWB bestellt. Derweit- Helden nannten wir die Marke8Js.“ Sacha Membran mit 10.000 Millimeter anfangs auf einem darunter ge- gehend aus Verbundfaser gefertigte Prost führtdie Markegemeinsam mit seinem Wassersäule, aus dem Vierwege- tragenen KlKleidungsstück, Jetüberzeugt mit einer geräumigen Bruder Nicolas und seiner Schwägerin Stretch PowerShield Pro etwa einemT-Shirtin Kabine, niedrigem Innengeräusch Deborah. Ihre Produkte lassen sie in Italien sowie dem Isolationsmate- dunklerFarbe, hauchfeine sowie einer Reichweite vonbis zu und Portugal fertigen. rial Alpha besteht. Unter helleFusseln. 17.900 Kilometern. Undersieht auch noch elegant aus. Fürdie Wühlt man ein wenig in der Erinne- dem Namen „James“ wird Mit einem Preis von Fluggesellschaften werden moderne rung, kommt man leicht auf acht Js in jener eine wetterfeste, wärmende 290Euroist „Jochen“ der Flugzeuge auch deswegen wichtig, Rennsport-Epoche. Sogar mehr als acht. Wendejacke aus Neo- Ferrari Dino unter den weil sieumetwa 25 Prozent spar- Jack Brabham, Jacky Ickx,Jody Scheckter,Jo shell auf der einen und Sweatshirts. DieModelle samer sind als die Vorgängergene- JS

Siffert waren bekannte Fahrer,ebenso Jacques der Polyester-Isolierung „James“ und „Jackie“ ration –und zudem leiser,was sich ,8 ES

Laffite, Jean-PierreJabouille, JoakimBonnier. Thermal Proauf der an- kosten jeweils 590 in niedrigeren Landegebühren aus- AT IR

Typisch für die Kollektion von8Js sind deren Seite angeboten, Euro.Doch man kann zahlt. DerA350 vonEmirates wird EM vonRolls-Royce-Trent-Triebwerken IN, Racing-Streifen an Pullis und Jacken, wie sie die zudem eine Wattie- das natürlich alles auch RT

angetrieben. DasModell gesellt sich MA

JimClarkeinst populär machte. rung auffweist, aber zumCarsharing-Smart in der Flotte an die Seite der Boeing ON ST

Einer noch recht jungen Entwicklung keinesfalls nach Out- tragen –und in der 777 –eines ebenfalls zweistrahligen SA TO

folgt das Unternehmen durch die Verwen- door-Laden aussieht. Straßenbahn. Erfolgsmodells. (hap.) FO 82 FRAGEBOGEN 99„SPRPIRITUOZALITÄTENMACHTT UNSERESLEBENSAUS“

Wasessen Siezum Frühstück? Worüberkönnen Sielachen? DasWeiße vondrei Eiern, einenJoghurt undzwei Ichversuche, über vieles zu lachen,wie Sieanmeinen Knäckebrote, nichtmehrals zwei. Lachfältchen sehen.

Wo kaufenSie Ihre Kleidung ein? IhrLieblingsvorname? Ichhabemehrals 100Anzüge, diemeisten zu Hause Maria, weilesder Name der Muttergottes ist, und im Veneto,viele aber auchhierinmeinerWohnung in Michele,nachdem Erzengel, der den Satanbezwang. Mailand. Alle sind maßgeschneidert. Ichkenne meine Größen undweißgenau,welcheBeinweitenund Machen SieeineMittagspause? Ärmellängenich brauche,das istsehrpraktisch.Inder Ja,wennmöglich.Ich achtesehrauf meine Ernährung. Freizeit trageich aberauchviele Sachen vonDondup. In welchemLandwürdenSie gerneleben? Wasist das älteste Kleidungsstück in Ihrem Schrank? Gute Frage! In Japanwürde ichgerne einpaarJahre EinSolaro-Anzugvon 1986,ein seltenes Modell,nämlich leben, auchinSpanien undschon morgeninKroatien. in Grün.Den trageich noch immer. Deutschlandliebe ichseitHugo-Boss-Zeiten ebenfalls. Immer wennich im Sommer mitmeinemFlugzeugnach Wann habenSie zuletzthandschriftlicheinen Briefverfasst? Norwegenfliege, macheich Halt in Deutschlandund Am letztenDienstag,aneinen Freund,aus traurigem habe dabeischon vieleStädteentdeckt, Kiel zumBeispiel. Anlass.EineMailmag effizientsein, istabernicht warm. EinStück Papier,von Hand gemacht, istganzanders. Wasfehlt nieinIhrem Kühlschrank? Schinken,Gemüse, griechischer Joghurt, Wein. WelchesBuchhat SieimLeben am meisten beeindruckt? Zwei!„Ichzähmtedie Wölfin“von der französischen Fühlen Siesichmit oderohneAutofreier? SchriftstellerinMargueriteYourcenar und„Selbstbetrach- Mit.Seitzwölf Jahren fahreich Hybrid-Autos. tungen“ vonMarcAurel.Beide unglaublich eindrucksvoll Er stammt auseiner Textildynastie; undwichtig fürmich. Wasist Ihrgrößtes Talent? langehielt seineFamilie dieMehr- Zuhören zu können. Wieinformieren Siesichüberdas Weltgeschehen? heit an Hugo Boss. Also musste In jeder Ecke meiner Häuser undinjedemBürohabe Wastun Sie, obwohlesunvernünftig ist? ichFernseher.Wennich um viertelvor sieben aufstehe, Manchmal fixiere ichmichauf etwas, ohne dass ichdas auch Matteo Marzotto eine Mode- fange ichan: Rai, Skyund am liebsten BBCWorld. großeGanze sehe. Dasfinde ichschrecklich. markegründen.Der fünfte Sohn Zeitungenleseich meist im Netz,zum Beispiel „Corriere dellaSera“ oder „WallStreetJournal“. Welcherhistorischen Person würden Siegerne begegnen? vonGrafUmberto Francesco Ichhabe Johannes Paul II.und Franziskusgetroffen,das Marzotto undMarta Vacondio ist Wasist Ihrbestes Smalltalk-Thema? warsehrbeeindruckend. An historischen Personen würde Am einfachsten istnatürlich dieMode. Unddas Rad- ichgernMarcAurel undMutter Teresa treffen. mitDonduperfolgreich,auchin fahren,meinLieblingssport. Aber ichredeauchvielüber meineStiftungfür Mukoviszidose-Forschung.Ander Tragen SieSchmuck?Und eine Uhr? Deutschland. Alsobdas noch nicht Krankheitist meine zweitälteste Schwestergestorben, Nurden Anhänger hier,mit dem Familienmotto: „Sua genugwäre, istder Dreiundfünfzig- diewie eine Mutter fürmichwar.Das istkeineinfaches texitlabor fata“, also etwa: DasSchicksal istaus Arbeit Smalltalk-Thema, aber ichkenne mich damitaus,und gewebt. Undheutetrage icheineSportuhrvon Garmin. jährigeinvielenVerbänden tätig, es istrelevant. Nichtzuletzt rede ichgerne über Gott. unteranderemals Präsidentder Denn Spiritualität macht99Prozent unseresLebensaus, HabenSie einenLieblingsduft? ohnedasswir es wüssten. HabitRouge vonGuerlain,seitlangem. italienischen Tourismusvereinigung. Beiwelchem Filmhaben Siezuletztgeweint? Waswar Ihrschönstes Ferienerlebnis? Beim TreffeninMailand ahnt man Beieinem neuen Aufklärungsfilm über Mukoviszidose. MitFreunden zumNordkap zu fliegen. gleich,warum manihn zu den am Sind Sieabergläubisch? Auf welchemKonzert warenSie zuletzt? besten gekleideten Italienern zählt. Ja,obwohl ichgläubig bin. Ichgehenie unter einerLeiter TizianoFerro,FrancoBattiato,ErosRamazzotti. hindurch. Am Tischnehme ichnie dieSalzdosevon ei- nemanderen direkt an –man muss sie erst aufden Tisch Wasfehlt Ihnenzum Glück? stellen,dannnehme ichsie. Undwenneineschwarze Ichhabealles,was manhaben wollen kann. Katzedie Straße überquert, warteich,bis jemandanderes

hinübergeht, erst dann geheich;und daskanndauern, Wastrinken Siezum Abendessen? EL ST

wennesspät am Abendist. Auch glaubeich nicht, Santa-Margherita-Wein auseigenerHerstellung, GA NI

dass der Gruß„Buonafortuna!“ wirklich Glückbringt. manchmal einenGrauburgunder undvielWasser. AN F.A.Z. Selection steht für herausragende Qualität und anspruchsvolles Design – OV

Undmit Wasser stößtman in Italien generell nichtan, GI

TO exklusiv für F.A.Z.-Leser gefertigt in deutschen Manufakturen und vonrenomm

außerman tutetwas Zitroneoder Essighinein. Aufgezeichnet vonAlfonsKaiser. FO