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Liebe Leserinnen, liebe Leser, eine Erstausgabe ist stets etwas Besonderes. Lassen Sie mich deswegen ein paar Worte zu dem Konzept dieses Magazins sagen. Die soziokulturelle Analyse von Filmen und Büchern wird in den Sozialwissenschaften leider kaum verfolgt. Doch ist es gerade diese Forschungsmethode, welche einen sehr hohen Erkenntnisgewinn erzielen kann. Aus diesem Grunde war es unser Anliegen, ein Magazin zu publizieren, das sich voll und ganz mit diesem interessanten Zweig der Sozialforschung beschäftigt.

Film und Buch bietet sowohl populär- als auch fachwissenschaftliche Texte sowie Essays und Filmkritiken. Es richtet sich an Experten genauso wie an fachlich Interessierte. Jede Ausgabe soll ein möglichst breites Spektrum dieser Disziplin liefern. Es wäre schön, wenn unser Vorhaben dazu dienen würde, bei den Leserinnen und Lesern Interesse und Neugierde zu wecken.

Wir wünschen Ihnen nun interessante und unterhaltsame Lesestunden!

Ihre Redaktion Film und Buch

I m p r e s s u m Herausgeber: Dr. Max Pechmann, Jung-Mee Seo; Email: [email protected]. Cover und gestalterische Beratung: Hyunju Moon; Copyright des Coverfotos: rapid eye movies. Mitarbeiter: Richard Albrecht, Alexander Pechmann, Nina Wilhelmi, Mike Kirsch Film und Buch ist ein unabhängiges Magazin und erscheint vierteljährlich als Ebook. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Zeichnungen wird keine Haftung übernommen. Die mit Namen versehenen Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Alle Text- und Bildbeiträge sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und die Weitergabe als Ganzes bedarf der ausdrücklichen und schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. I N H A L T

M a x P e c h m a n n / J u n g - M e e S e o D i e u n h e i m l i c h e G e s e l l s c h a f t ...... 4

R i c h a r d A l b r e c h t V o n d e r F i l m k a m e r a ...... 1 8

A l e x a n d e r P e c h m a n n U n s e r b e s t e r F r e u n d - C h a r l e s D i c k e n s ...... 2 0

M a x P e c h m a n n S a s o r i ...... 2 2

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Fo to: Ho lge r E llga ard

Copyright: rapid eye movies

3 D i e u n h e i m l i c h e G e s e l l s c h a ft C h a r a k t e r i s t i k d e s m o d e r n e n k o r e a n i s c h e n H o r r o r fi l m s M a x P e c h m a n n / J u n g - M e e S e o

Der moderne koreanische Horrorfilm ist eine Konsequenz der digitalen Veränderungen innerhalb der Filmproduktion, der ökonomischen Neuausrichtung sowie eines globalen Genreinteresses. Er entstand Ende der 90er Jahre, beinahe zeitgleich mit dem modernen japanischen Horrorfilm. Bis jetzt aber existieren im deutschsprachigen Raum so gut wie keine Untersuchungen zu diesem Genre. Der folgende Artikel liefert daher einen ersten Überblick über den koreanischen Horrorfilm und seine Subgenres. Filmanalyse ist eng verbunden mit Kulturanalyse. Ende der 70er Jahre wies bereits I.C. Jarvie in seinem berühmten Essay "Film und Gesellschaft" darauf hin (1974). Andrew Tudor führte in gewisser Weise diesen Gedanken fort, indem er Filme als soziale Konstruktionen bezeichnet, deren Inhalt abhängig ist von der Gesellschaft, der Kultur und der Politik. In seinem Buch "Monsters and Mad Scientists" (1989) kategorisierte er ca. 800 Horrorfilme nach ihrer Thematik und wies darauf hin, dass diese Filme nur in einem sozialen Kontext analysiert und damit verstanden werden können. Sein Buch befasst sich mit Horrorfilmen, die zwischen 1930 und 1980 in den englischen Kinos liefen. Asiatische Horrorfilme wurden in diese umfangreiche Kategorisierung nicht aufgenommen. Filmsoziologische Analysen, die sich mit westlichen Horrorfilmen auseinandersetzen, 98) gibt es zuhauf. Ob es sich nun um s (1 9 rridor Produktionen aus den „paranoiden“ 50er g Co perin Whis Jahren handelt (Baumann 1989; Schnelle Einleitung 1993), um Filme aus den Roaring Sixties Innerhalb der Filmsoziologie und dort speziell (Anobile 1974; Everson 1982; Ozaki 1989) in dem Bereich, der sich mit dem Horrorgenre oder um die postmoderne Ära der 70er und auseinandersetzt, werden Filme aus Südkorea 80er Jahre (Hoberman/Rosenbaum 1983; leider sehr vernachlässigt. Man konzentriert Schnelle 1991; McCarty 1992; Lukas 2000), es sich eher auf westliche Produktionen, als auf werden immer wieder dieselben Filme Filme aus Ostasien. aufgegriffen und erneut auf ihre sozialen Der Grund liegt möglicherweise darin, da Inhalte abgeklopft. Die Ergebnisse südkoreanische Horrorfilme schwerer zu unterscheiden sich kaum. decodieren sind, als Filme aus den USA oder Es erscheint daher viel ergiebiger, sich mit Europa. Koreanische Horrorfilme sind überaus asiatischen Filmen auseinanderzusetzen. komplex und verbinden psychoanalytische Horrorfilme aus Japan, Südkorea und auch Konzepte mit einheimischer Folklore. Zudem aus Thailand drängen seit dem Ende der 90er erscheint die koreanische Kultur weniger Jahre und vermehrt seit dem Beginn des populär, als z. B. diejenige Japans, so dass es neuen Jahrtausends auf den westlichen auch aufgrund dieser Perspektive so gut wie Filmmarkt. Ihre besondere Ästhetik beeinflusst keine deutschsprachigen Artikel zu diesem seitdem Produktionen aus Hollywood und Thema gibt (vgl. Palais 1998). Europa. Trotz ihres enormen wirtschaftlichen

4 und ästhetischen Potenzials, gibt es nur Dies veranlasste die dortigen Produzenten, eher wenige Analysen über diese Filme. finanzielle Unterstützungen zu verweigern, als Im Folgenden möchten wir uns speziell auf Geld in teure, aber miserable Filmprojekte südkoreanische Horrorfilme konzentrieren. einfließen zu lassen. Der Absatz brach deutlich Dabei soll auch auf die veränderten ein. Die Krise bedeutete aber gleichzeitig eine Produktionsbedingungen innerhalb der Chance für bisher kaum wahrgenommene südkoreanischen Filmwirtschaft eingegangen Produktionsländer. Als erstes drängten werden, die u. a. zur verstärkten Produktion japanische Filme auf den Markt, gefolgt von von Horrorfilmen führten. Darauf folgt der Filmen aus Südkorea und Thailand. In Europa Versuch einer Kategorisierung der einzelnen kam es zu einem Aufschwung in der spanischen Subgenres. Das letzte Kapitel bezieht sich Filmindustrie und zu einer Rückkehr des auf die Frage, auf welche Weise kulturelle französischen Thrillers auf die Kinoleinwände. und soziale Aspekte diese Filme beeinflussen Auch deutsche Filme erhielten größere und auf welche Weise sie auf Aufmerksamkeit. gesellschaftskritische Themen eingehen. Die Hierbei ist hervorzuheben, dass sich die ersten folgende Analyse umfasst sowohl Produktionen, die auf die entstandene soziologische, als auch ästhetische und Marktlücke reagierten, dem Horrorgenre folkloristische Betrachtungsweisen. . zugeordnet werden müssen. Aus Japan kamen zunächst Filme wie „Ring“ (1998) oder „Audition“ (1999), gefolgt von einer Reihe sehr ähnlicher Werke. Südkorea begann mit „“ (1998) und anderen in Schulen angesiedelten Horrorfilmen auf sich aufmerksam zu machen. Thailand verblüffte westliche Rezipienten durch Filme wie „The Eye“ (2004). Die spanische Filmgesellschaft Filmax konzentriert sich seit dem Jahr 2000 verstärkt auf den Horrorsektor. Ähnliches gilt für Frankreich. Sogar Österreich machte wenige Jahre später mit Filmen wie „Hotel“ (2007) oder „In drei Tagen bist du tot“ (2008) sowie dessen

) Sequel auf sich aufmerksam. Deutschland bildet 2 0

0 hier keine Ausnahme. Mit Filmen wie 2 ( „Anatomie“ (1999), „Tears of Kali“ (2003) und e n

o „Gonger“ (2009) folgten auch deutsche h

P Produktionsfirmen dem aufkommenden Trend.

Zeitgleich zu den wirtschaftlichen Verschiebungen auf dem Filmmarkt, veränderten sich die Der Wandel der Filmwirtschaft und die Produktionsbedingungen der einzelnen Filmländer Entwicklung des südkoreanischen (vgl. Screen Digest 2006). Horrorfilms Mitte der 90er Jahre endete z. B. in Südkorea Innerhalb der global