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Sendung vom 28.05.2002

Professor Dr. Dagmar Schipanski Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Thüringen im Gespräch mit Werner Reuß

Reuß: Verehrte Zuschauer, herzlich willkommen zu einem Alpha-Forum-extra, heute aus Erfurt, der Hauptstadt des Bundeslandes Thüringen. Ich freue mich, einen besonderen Gast begrüßen zu dürfen, es ist Frau Professor Dagmar Schipanski, die Wissenschaftsministerin in Thüringen. Herzlich willkommen. Schipanski: Guten Tag. Reuß: Sie sind seit Anfang des Jahres auch Vorsitzende der KMK, der Kultusministerkonferenz der Bundesländer. Dort gilt es, Positionen aus 16 Bundesländern zusammenzuführen, Kompromisse zu schmieden und auch zu koordinieren. Ist Ihnen dieses Amt mehr Last als Lust? Schipanski: Mir ist eigentlich noch nie ein Amt zur Last geworden, nur dass zum derzeitigen Zeitpunkt die Präsidentschaft der KMK eine reine Lust wäre, kann ich auch nicht sagen. Reuß: Wie oft treffen Sie sich dort mit Ihren Ministerkolleginnen und -kollegen? Schipanski: Wir treffen uns zu den Plenarversammlungen vier Mal im Jahr. Aber es sind doch dazwischen auch noch verschiedene andere Abstimmungsrunden notwendig: nicht mit allen gleichzeitig, aber es gibt eben doch immer wieder verschiedene Probleme zu bereden. Ein wichtiges Kriterium ist natürlich auch die Vertretung aller 16 Bundesländer nach außen hin, sodass es in diesem Zusammenhang doch eine ganze Reihe von Terminen gibt. Reuß: Sie sind hier in Thüringen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das ist ein sehr umfangreiches Ministerium. Und Sie sind, wie gesagt, momentan auch Präsidentin der KMK. Das sind ja sehr vielfältige Aufgaben: Dafür braucht man sicherlich ein gutes Team, das einem dabei hilft. Wie groß ist Ihr Team, das Sie unterstützt? Schipanski: Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe hier im Freistaat Thüringen natürlich ein funktionierendes Ministerium. Aber bei der KMK steht einem ja auch ein Generalsekretariat zu Verfügung, das 250 Mitarbeiter hat. Das ist schon ein gewaltiger Stab. Aber Sie werden sich gut vorstellen können, dass bis zu mir nur unmittelbar diejenigen Aufgaben durchgereicht werden, die die Vollversammlung und die Repräsentanz nach außen hin betreffen. Es gibt dort den pädagogischen Austauschdienst und noch viele andere Dinge, die sich über viele Jahre hinweg in der KMK entwickelt haben und die dort ganz einfach automatisch laufen. Reuß: Wir kommen nachher noch zur PISA-Studie, davor würde ich aber gerne noch ein wenig bei der KMK bleiben wollen. Der Volksmund sagt ja, dass viele Köche den Brei verderben. Es gibt 16 Bundesländer, die alle miteinander um die besten Schulen, um die besten Abschlüsse und insgesamt um die beste Qualität von Lehrern und Schülern konkurrieren. Wäre hier nicht doch mehr Konformität besser? Schipanski: Ich selbst komme ja aus einem System, in dem alles vorgegeben war, in dem Uniformität vorgegeben war. Daher weiß ich nun natürlich die Vielfalt und den Wettbewerb zu schätzen. Ich finde, das föderale System hat die Möglichkeit, dass man die Fehler der anderen vermeiden und sich jeweils an den Besten orientieren kann. Ich glaube, für dieses Orientieren an den Besten und dieses Vermeiden der Fehler anderer braucht man auch bestimmte Mechanismen, über die wir uns im Moment meiner Meinung nach ganz besonders unterhalten sollten. Hier liegt, wie ich glaube, auch noch einiges an Lösungspotential für die Zukunft. Reuß: Sie selbst haben mal einen verbindlichen Kanon an Wissen und Kompetenzen gefordert. Aus der Wirtschaft ist immer wieder zu hören, wir bräuchten eigentlich ein Zentralabitur. Einige Länder fordern auch ein Kern- Curriculum für die gymnasiale Oberstufe. Wie stehen Sie denn zu dieser doch etwas stärker zusammengeführten Bildungspolitik? Schipanski: Thüringen hat ein Zentralabitur und ich glaube auch, dass sich in Zukunft verschiedene Länder auf zentrale Fragen konzentrieren werden: ganz einfach auch deshalb, weil wir durch die PISA-St