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Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4:41–207, Bamberg (2001), ISSN 1430-015X

Beiträge zur Käferfauna von Nordostbayern – eine Bestandserhebung Teil 1: Carabidae (Insecta: Coleoptera) von Günter Hofmann, Gerhard Rößler & André Skale

Abstract: It is intended to publish a complete list of the fauna of NE Bavaria. This first paper deals with Carabidae. Places where Carabids have been found are named with geographical data, date, collector, determinator, collection and quotation. Find- ings are grouped into natural areas and sorted according to sampling date. A short description of geography, geology, climate and sampling history is given.

1. Einleitung

Mit dem „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“ von Köhler & Klausnitzer (1998) ist die bayerische Koleopterologie seit langer Zeit wieder in der Lage, wenigstens über eine aktuelle, systematisch fast auf dem neuesten Stand stehende Liste der heimischen Coleopteren zu verfügen. Von einer „Fauna Bavarica“, d . h. Liste bayerischer Fundorte bzw. der Verteilung der Funde auf verschiedene Regionen und Naturräume Bayerns sind wir aber noch weit entfernt. Letztmals gelang dies Kittel (1873–1884) vor über 100 Jahren. Wie schon Geiser (1985) feststellt, „schlugen sich die Ergebnisse in so sehr zerstreuter Form nieder, daß eine sinnvolle Nutzung derselben auf den ersten Blick fast aussichtslos erscheint“. Zahlreiche Koleopterologische Meldungen, Mitteilungen und Nachrichten geben zwar viele Hinweise auf bemerkenswerte Arten oder Neufunde aus einzelnen Regionen, aber schon für vollständige Faunen kompletter Familien aus einer Region gibt es nur relativ wenige Beispie- le. Ausgesprochen selten, zeitlich oft weit zurückliegend oder sehr kleinräumig, sind Gesamtbearbeitungen einzelner Regionen. Bestens dokumentiert ist die Fauna des Untermaingebietes durch die Arbeiten von Sin- ger (1955) und Elbert (1969 u. 1994). Diesen ausgezeichneten Dokumentationen folgend entstand der Wunsch, die Fauna der nordostoberfrän- kischen und nordoberpfälzischen Heimat ähnlich gut und komplett darzustellen. Ein erstes Arbeitstreffen führte die Autoren 1998 bei G. Rößler in Wunsiedel zusammen. Nachdem die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen e. V.Raum für den Druck in den Beiträgen zur bayerischen Entomofaunistik zur Verfügung stellte, konnte mit der Realisierung der Bestandsaufnahme begonnen werden. Dabei wurde auch deutlich, daß unser Gebiet, obwohl im Schatten der bayerischen koleopterologischen Aktivitäten ste- hend, durchaus umfangreich besammelt wurde. Allein die Carabidae erbrachten 7565 Datensätze.

2. Ziele

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Datenbestand über Coleoptera Nordostbayerns zu sichern und der Nachwelt zu erhalten. Aus dem Untersuchungsgebiet sind in neuerer Zeit nur verstreut Beobachtungen ein- zelner Koleopterologen veröffentlicht worden. Nicht publizierte Daten geraten aber über kurz oder lang in Vergessenheit. Vielfach werden die Kollektionen später vereinzelt oder anderen größeren Sammlungen „einverleibt“. Die Belege stehen dann oft nicht mehr zur Verfügung. Die hier publizierten Daten sollen des- halb: – den Artenbestand und eventuelle Veränderungen dokumentieren, – faunistische Kenntnisse zur Verbreitung der Arten ergänzen, – Grundlage für Naturschutzmaßnahmen sein und – Schaden bei naturzerstörenden Eingriffen verhindern.

Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) 41 Mit dieser Dokumentation aller für uns erreichbaren Sammlungsbelege und Veröffentlichungen soll eine Grundlage geschaffen werden, auf der künftig weitergearbeitet werden kann. Darüber hinaus soll ein Bau- stein zu einer umfassenden Coleopterenfaunistik Bayerns geschaffen werden. Dazu werden die Daten nicht nur veröffentlicht, sondern sollen auch als Datenbank zugänglich gemacht werden. Nur wenn jeder aktive Koleopterologe auf diese Datenbanken zugreifen kann, kann produktiv damit gearbeitet werden. Außerdem wird es die Bereitschaft erhöhen, auch seine eigenen Daten einem solchen „Pool“ beizusteuern. Zu diesem Zweck wurden neben den Sammlungen der Autoren vor allem die Sammlungen Vierling (z.Zt. im Besitz von Remigius Geiser, Salzburg) und Papperitz (im Naturkundemuseum Stuttgart, z. T. im Museum Bayerisches Vogtland Hof) ausgewertet. Letztere dokumentieren umfangreich den Artenbestand zwischen 1950 und 1975. Daneben wurden noch die umfangreichen Lokalsammlungen von Rudolf Gre- ger, Marktredwitz, Dr. Udo Schmidt, Selbitz, Ludwig Ebner, Weiden (im Besitz der Sammlungen Uh- mann und Schwerda) und Hans Licha, Mistelgau aufgenommen, daneben noch einzelne Fundort- angaben verschiedener Kollegen. Außerdem wurde alle verfügbare Literatur mit einbezogen, wobei die Sicherheit dieser Daten leider nicht immer überprüfbar war.

Folgende bekannte Quellen wurden bisher nicht bzw. noch nicht einbezogen: – die Sammlungen von Michael-Andreas Fritze und Herbert Rebhan (um nicht eigene Veröffentlichungen über Carabiden zu tangieren), – die Daten des Bayerischen Landesamts für Umweltschutz, – die Sammlung Gotthard Kremer, Steinbach, der leider zu Beginn der Erhebungen ums Leben kam, und – die Sammlung Johannes Kaulfuß im Landschafts-Museum Obermain, Kulmbach, die aus Zeitgründen nicht mehr berücksichtigt werden konnte.

3. Grenzen des Gebiets

Der territoriale Umfang der Fauna ergibt sich aus den lokalen Interessen der beteiligten Sammler. Eine ur- sprünglich geplante Beschränkung auf die „Alten Gebirge“ nordöstlich der Fränkischen Linie wurde aus zwei Gründen fallen gelassen. Zum einen reichen die Schwerpunkte einiger Mitarbeiter darüber hinaus (Schmidt: Kulmbach; Vierling: Gesees; Rößler: Obermain- und Naabhügelland; Fritze & Rebhan: Obermain-Hügelland; Uhmann: Pressath; Ebner: Weiden; Hofmann: Kemnath), zum anderen erweist sich der Vergleich des „Alten Gebirges“ mit seinem Umland als außerordentlich wertvoll für eine faunisti- sche und ökologische Beurteilung. Im Norden und Osten bildet die politische Begrenzung von Bayern auch die Grenze des Gebietes. Da in den vergangenen 10 Jahren die außerordentlich wichtige ökologische Bedeutung des Grenzstreifens nach Thüringen hin („grünes Band“) erkannt wurde und Fundortangaben aus diesem Bereich politisch nicht im- mer eindeutig zuzuordnen sind, wurden noch Funde in die Fauna aufgenommen, die bis etwa 1 km in thü- ringisches Gebiet hineinreichen (beim Fundort mit TH gekennzeichnet). Im Westen wird das Gebiet durch die Grenzen der naturräumlichen Einheiten 071 (Obermainisches Hü- gelland) und 070 (Oberpfälzisches Hügelland) gegen die benachbarten Lebensräume (v.a. Fränkische Alb) gebildet. Allein im Süden wird an der Engstelle des Naturraumeinheit 070 auf der Höhe von Sulzbach-Rosenberg willkürlich eine von West nach Ost verlaufende Grenzlinie gezogen. Dies geschieht einerseits aus o.g. lo- kalfaunistischen Interessen, zum anderen aber auch, um dem Gebiet seine räumliche Geschlossenheit nicht durch einen langen, nach Süden ragenden Zipfel zu nehmen. Im Südosten bildet dann wieder die Naturraumgrenze zum Oberpfälzer und Bayerischen Wald (400, 401) den natürlichen Abschluß des Gebietes. Im Anschluß daran bietet sich als weitere bayerische Gebiets- fauna der Bayerwald samt Umland an.

42 Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) 4. Einteilung des Gebiets

Die Gliederung des Gebietes in Naturräume folgt grundsätzlich der Karte zum Handbuch der naturräumli- chen Gliederung Deutschlands (Meynen, Schmithüsen et al., 1962). In einigen Fällen folgen wir aber den Einteilungskriterien von Vollrath (1957), dessen Ausführungen über die Pflanzenwelt des Fichtelgebir- ges in nahezu identischer Weise auch für die Coleopteren, ganz besonders für die epigäischen Carabiden, gelten. Leider lagen uns die Arbeiten von Beierkuhnlein, Milbradt & Türk (1991), Beierkuhnlein & Türk (1991), Türk (1993) und Beierkuhnlein (1995) zu Vegetation und naturräumlicher Gliederung Oberfrankens zum Redaktionsschluß noch nicht vor. Sie hätten sicher zur Abklärung einiger Abgrenzungs- fragen beigetragen.

Abb. 1: Karte der naturräumlichen Einheiten. Nach Meynen, Schmithüsen et al. (1962), verändert.

Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) 43 Die behandelten Naturräume im Einzelnen sind:

070 Oberpfälzisches Hügelland. Die Grenzen von Meynen-Schmithüsen werden unverändert übernom- men, mit Ausnahme des Abtrennens der südlichen Gebiete wie oben beschrieben. Die Abgrenzung gegen- über 071 erfolgt wie auch bei Vollrath vorgeschlagen entlang der Wasserscheide Naab/Main.

071 Obermainisches Hügelland. Die Grenzen werden unverändert übernommen. Entgegen der Ansicht Vollraths (1957: 170) soll die Grenze zur Fränkischen Alb nach W hin beim Wechsel Malm/Dogger er- halten bleiben, da sie auch als deutliche Geländestufe die Obermainische Hügellandschaft begrenzt. Dar- über hinaus macht es auch wenig Sinn, die Außengrenzen der Naturräume zu verändern, da sonst nur unnö- tige Komplikationen beim künftigen Bearbeiten benachbarter Naturräume entstehen würden.

390 Südliches Vorland des Thüringer Waldes. Erreicht das Gebiet nur mit einem schmalem Zipfel west- lich von Neustadt b. Coburg. Aus diesem Bereich liegen bisher noch keine Daten vor.

392 Thüringer Schiefergebirge, im Gebiet als Frankenwald bezeichnet. Nach SW durch die Fränkische Linie gegen 071 und nach SO gegen die Münchberger Gneismasse (393) ist das Gebiet geologisch gut ab- grenzbar, nach NO ist die Grenze durch geologische Aufsplitterung fließend. Wir folgen der Auffassung Vollraths (1957: 188), der die Grenze von der NW-Ecke der Münchberger Gneismasse am Steinbühl sw Epplas in Richtung Saale-Eintritt in den Diabas bei Blankenberg zieht. Dadurch bildet sie in etwa auch die Wasserscheide, die den Einfluß der Saale von den Selbitz-Nebenflüssen trennt. Die faunistisch bemerkens- werten Moorgebiete von Epplas gelangen dann zu 411.

393 Münchberger Gneisplatte. Die Grenzen bleiben wie vorgesehen mit einer Ausnahme: der Bernecker Diabaskeil wird hier ausgegliedert und 394 zugerechnet, und zwar gemeinsam mit dem Erbendorfer Talzug dem Teil-Naturraum 394b (siehe dort!).

394 Hohes Fichtelgebirge. Hier werden die bedeutendsten Änderungen gegenüber der Vorgabe von Meynen-Schmithüsen notwendig. Das eigentliche Hohe Fichtelgebirge ist nach Vollrath (1957: 178) „charakterisiert durch fast geschlossene Waldbedeckung, steiles Relief und erst in dritter Linie durch be- deutende Höhenlage“. Und weiter: „Wenn sich am Fuße des Abfalls Wälder erstrecken, so gilt, daß die Re- liefsteilheit wichtiger ist als die Waldbedeckung. Solche sind also dem Inneren Fichtelgebirge zuzurech- nen.“ Das Hohe Fichtelgebirge (394) wollen wir deshalb den Gedanken Vollraths folgend nur aus dem Waldsteinzug mit Kornberg, dem Ochsenkopf-Schneeberggebiet mit Königsheide, Kreuzstein und Schei- benberg. dem Höhenzug Hohe Mätze–WurmlohpaߖKösseine sowie aus dem Granit-Steinwald bestehen lassen. Faunistisch sind diese waldreichen Höhenzüge vor allem dadurch gekennzeichnet, daß sie von vie- len Arten nicht mehr besiedelt werden. Darüber hinaus finden sich in diesen Höhenlagen aber auch „ge- bietsendemische“ montane und boreomontane Arten.

Aus dem Naturraum 394 im Sinne von Meynen-Schmithüsen werden deshalb herausgenommen und an das Innere Fichtelgebirge (395) angegliedert: – Das mit ca. 670 m ü. N.N. zwar hochgelegene, aber recht ebene Gebiet um Torfmoorhölle. – Die vom Relief her flacheren (und dadurch auch gut besiedelten) Gebiete um Fichtelberg, Mehlmeisel, Brand, Nagel, Ebnath, Neusorg und Schurbach. Des weiteren werden zwei Gebiete wegen ihrer Eigenständigkeit in landschaftlicher, botanischer und fauni- stischer Hinsicht aus dem Hohen Fichtelgebirge (394) ausgegliedert und sollen eigene naturräumliche Ein- heiten bilden. Diese Gebiete erhalten, um wenigstens nach außen hin das System Meynen-Schmithüsens weiter zu führen, die Naturraum-Nummern 394a und 394b.

394a Pechbrunner Basaltgebiet und Kohlwaldgebiet. Die faunistischen Untersuchungen zeigen eindeu- tig, daß sich dieses Gebiet deutlich vom Hohen Fichtelgebirge unterscheidet. Viele wärmeliebende und

44 Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) auch kalkliebende Arten haben hier gute Lebensvoraussetzungen. Vor allem sind dafür die anstehenden Basalte die Ursache. Auf S. 23 erläutert Vollrath die Gründe dafür: hoher Kalkgehalt (12% CaO), hohe Wärmekapazität des Bodens, relativ lichter Laubwald und dichte Laubdecke mit einem mild-humosen Boden. Diese Bedingungen liefern vor allem für die epigäischen Laufkäfer völlig andere Voraussetzungen als das Hohe Fichtelgebirge i. e. S.. Das Kohlwaldgebiet besitzt diese Voraussetzungen durch Phyllite als Gesteinsuntergrund zwar nicht, ist aber durch geringere Höhe (460–645 m), flaches Relief sowie relativ trockenem Klima doch eher hier einzuordnen als im Hohen Fichtelgebirge.

394b Erbendorfer Talzug und Bernecker Gebiet. Der Erbendorfer Talzug erstreckt sich zu beiden Seiten der Fichtelnaab von Pullenreuth und dem Steinwitzhügel bei Kulmain bis Thumsenreuth. Das Bernecker Gebiet umgibt wie ein Dreieck das Ölschnitztal von Bad Berneck bis Stein und ist durch das Vorkommen von Tonschiefer und Diabas geologisch deutlich markiert. Aus entomologischen Gründen erscheint es auch sinnvoll, den Goldkronacher Goldberg diesem Naturraum zuzurechnen. Dem Hohen Fichtelgebirge i.e.S. kann man diese beiden Landschaften wohl kaum zuordnen. Wie Vollrath auf S. 183 beschreibt, sind bei- de Gebiete „Vorländer hochmontaner Gebiete, beide werden von der Fichtelgebirgsrandspalte begrenzt, sind thermisch begünstigt, durch Regenstau relativ feucht, von steilem Relief, von tiefen Tälern gequert, vorwiegend Ackerlandschaften, zeigen Durchdringung von hochmontanen mit wärmeliebenden Arten und führen Schluchtwaldarten, haben kalkführende Gesteine sowie Serpentin“.

395 Selb-Wunsiedler Hochfläche (sog.„Inneres Fichtelgebirge“).Entsprechend den Ausführungen beim Hohen Fichtelgebirge wird dieser Naturraum um die Flächen Torfmoorhölle und Fichtelberg bis Schurbach erweitert.

396 Naab-Wondreb-Senke. Dieses durch tertiäre Aufschüttungen mit zahlreichen Weihern gekennzeich- nete Gebiet ist durch die Grenzen bei Meynen-Schmithüsen gut charakterisiert.

410 Ostthüringisch-Vogtländische Hochflächen. Dieser Naturraum beschränkt sich im Gebiet auf einen schmalen Streifen entlang der Saale zwischen Hirschberg und Blankenberg und könnte von seiner Flora und Fauna her im Gebiet bedenkenlos auch dem Naturraum 411 zugeschlagen werden.

411 Mittelvogtländisches Kuppenland (im Gebiet: „Bayerisches Vogtland“). Entsprechend den Ausfüh- rungen bei 392 wird die SW-Grenze geringfügig in Richtung Frankenwald vorgeschoben, um dem Einfluß des Saaletals Rechnung zu tragen.

412 Oberes Vogtland. Im Rehauer Forst besitzt das Gebiet einen kleinen Anteil am Elstergebirge, der im Gebiet zwar nur 650 m ü. N.N. erreicht, aber z. B. in seiner Wasserkäfer-Fauna deutlich montanen Charakter erkennen läßt.

5. Morphologie

Die Morphologie des Gebietes wird geprägt durch das Variskische Gebirge (Fichtelgebirge, Frankenwald), im Unterkarbon herausgehoben und anschließend im Oberkarbon z. T. (Fichtelgebirge, Steinwald) durch Granitintrusionen gehärtet (Wurm, 1962: 65ff). Folgende Erosion führte im Hohen Fichtelgebirge und Steinwald zu einem bergigen, in Frankenwald, Innerem Fichtelgebirge und Münchberger Gneismasse zu ei- nem durchaus welligem Relief ohne große Verebnungen. Im Tertiär entstand dann als Begleiterscheinung der alpinen Faltung jene im Gebiet durchlaufende, be- deutende Verwerfung (sog. „Fränkische Linie“), die das herausgehobene „Alte Gebirge“ (Naturräume 39x) vom anders gestalteten, tiefer liegenden mesozoischen Vorland (Naturräume 07x) trennt. Dort ist das Relief flacher, die Flüsse haben breitere Täler eingeebnet. Wegen der hohen Erosionsbasis der Naab ist das Relief im Naab-Hügelland (070) besonders flach und es finden sich dort träge Flüsse, ausgedehnte Weiher- und Sandflächen und gewaltige Moore (Vollrath, 1957: 7).

Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) 45 Der höchste Punkt des Gebietes liegt mit dem Schneeberg bei 1051 m, der niedrigste am Main vor Lich- tenfels-Gruben bei 269 m. Durch den Abfluß der vier Flüsse in alle Himmelsrichtungen war und ist das Gebiet offen für Zuwande- rung wärmeliebenderer Arten von allen Seiten: der Main verbindet nach W hin mit der Rhein-Main-Ebene, die Saale (tiefster Punkt: 410 m) nach N hin mit dem thüringisch-sächsischem Becken, die Eger (tiefster Punkt: 444 m) nach O hin mit dem böhmischen Becken und die Naab (tiefster Punkt: 380 m) nach S hin mit dem Donauraum. Es bestanden und bestehen aber auch gute Zugangswege für montane Arten. So nach NW über den Fran- kenwald zum Thüringer Wald (höchster Gipfel: 987 m), nach NO über das Elstergebirge zum Erzgebirge (höchster Gipfel: 1244 m) und nach SO über den Oberpfälzer Wald zum Böhmer- und Bayerischen Wald (höchster Gipfel: 1456 m). Von NW und NO her muß dabei die 600 m-Marke nicht unterschritten werden, von SO her liegt der Sattel zwischen Tirschenreuth und Mitterteich bei etwa 500 m.

6. Gesteine und Böden

Die anstehenden Gesteine beeinflussen über ihren Mineralgehalt und die Wasserabfluß-Eigenschaft vor al- lem die Flora, damit aber auch die Fauna. Einige Gesteine (Kalk, Diabas, Serpentin, Basalt) besitzen durch ihre hohe Wärmekapazität einen günstigen Einfluß auf die Insektenwelt. Die folgenden Informationen sind Vollrath (1957), Reinel et al. (1987) und Wurm (1962) entnommen. Der Reichtum an Gesteinen im untersuchten Gebiet ist groß. Das Naab-Hügelland (070) ist vorwiegend aus Sandsteinen und Sandböden aufgebaut. Muschelkalk-Inseln und Basalt-Härtlinge (Parkstein, Rauer Kulm, Schlossberg bei Waldeck) beleben das Landschaftsbild. Es gibt zahlreiche und ausgedehnte Moore (Weidener Raum, sw Pressath u. a.). Im Obermain-Hügelland (071) überwiegt der Muschelkalk. Zahlreiche Kalk-Halbtrockenrasen beher- bergen eine vielfältige und wertvolle Coleopterenfauna. Daneben besitzt auch der Rhätsandstein mit Kie- fernheiden eine weite Verbreitung. Der Frankenwald (392) ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl verschiedener, hauptsächlich silikatischer Gesteine und auch kalkhaltiger Tonschiefer. Daneben finden sich auch Sandsteine, Grauwacken und Kalke. Herausragend auch in seiner Bedeutung für Flora und Fauna ist das große Diabas-Vorkommen im Höllen- talbereich. Die Münchberger Gneismasse (393) besteht vor allem aus verschiedenen Gneisen. Im Bereich ihrer Rän- der (Wojaleite, Haidberg) beleben große Serpentinvorkommen Flora und Fauna. Das Hohe Fichtelgebirge und der Steinwald (394) bestehen aus einem Phyllitmantel, aus dem die Granit- massive herausgewittert sind. Faunistisch besonders bedeutsam ist das sog. Fichtelseemoor (Torf-, See- und Hüttenlohe). Das Pechbrunner Basaltgebiet und der Kohlwald (394a) sind zum einen durch großflächige Basaltflä- chen, zum anderen durch Phyllite, beide mit hohem Laubwaldanteil, gekennzeichnet. Vom Hohen Fichtelgebirge heben sich ebenfalls der Bernecker Diabas-Keil (inkl. Goldkronacher Gold- berg und Leisauer Berg) und der Erbendorfer Talzug (394b) ab. Geologisch sind sie einerseits durch Ton- schiefer und Diabase, andererseits durch das Vorkommen von Serpentin (bei Erbendorf) und Basalt (bei Zinst) aufgewertet. Im Inneren Fichtelgebirge (395) ist die Gesteinsvielfalt größer. Neben Granit und Phyllit sorgen vor al- lem die Wunsiedler Kalk-Marmor-Züge (Tröstau – Wunsiedel – Thiersheim und Neusorg – Marktredwitz – Schirnding) für Abwechslung. Bemerkenswert ist das Speckstein-Vorkommen bei Göpfersgrün. Es gibt zahlreiche kleinere und größere Hochmoore. Die Waldnaab-Wondreb-Senke (396) wird durch tertiäre Tone und diluviale und alluviale Aufschwem- mungen beherrscht und beherbergt zahlreiche Weiher und Sümpfe. Das bayerische Vogtland (v.a. 411) ist vor allem durch größere Diabas-Vorkommen gekennzeichnet, da- neben kommen Keratophyre, Schiefer und auch Kalk vor. Bei Waldfrieden findet sich auch ein Hochmoor. Der Elstergebirgsausläufer nordöstlich Rehau (412) wird durch geschlossenen Nadelwald auf Tonschie- fer, Phyllit und Glimmerschiefer geprägt.

46 Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) 7. Klima

„Das Fichtelgebirge steht allgemein in dem Ruf, der ‚Kältepol Bayerns‘ oder das ‚Bayerische Sibirien‘ zu sein. Gewiß ist dies eine volkstümliche Übertreibung, die aber in ihrem Kern die Besonderheit des Klimas durchaus trifft“ (Reinel et al., 1987). Man beachte in diesem Sinne besonders die hohe Anzahl der Tage mit Schneedecke der Wetterstation Hof. Es darf aber nicht vergessen werden, daß die zu Grunde gelegten Daten aus dem Klimaatlas von Knoch (1952), zumeist aus den Jahren 1881–1930 stammen und besonders die letzten 20 Jahre zu einer deutlichen „Verbesserung“ des Klimas führten. Tab. 1 veranschaulicht deshalb vor allem die Unterschiede der verschiedenen Naturräume. Außerdem fehlen (wegen früher fehlender Wetter- stationen) Angaben der Mittelgebirgsgipfel. So ist etwa am Schneeberg mit über 1200 mm Jahresnieder- schlag und mit unter 4,5 °C mittlere Jahrestemperatur zu rechnen.

Tab.1: Klimadaten des Untersuchungsgebiets. Aus: Blachnik-Göller (1994), Reinel et al. (1987), Voll- rath (1957) und Welß (1980); nach Knoch (1952). Naturraum 070 071 392 393/411 394/5 395 Station Weiden Bayreuth Naila Hof Fichtelbg. Selb Meereshöhe 410 m 364 m 510 m 471 m 704 m 555 m mittlere Jahrestemperatur 7,3 °C 7,8 °C 6 °C 6,3 °C 5,8 °C 5,8 °C mittlere Jahrestemp.schwankg. 19,1 °C 18,7 °C 18 °C 18,3 °C 18,2 °C 18,1 °C mittlere Januartemp. ­2,3 °C ­1,5 °C ­3 °C ­2,7 °C ­3,2 °C ­3,0 °C mittlere Julitemp. 16,8 °C 17,2 °C 15 °C 15,6 °C 15,0 °C 15,1 °C Eistage 30 45 Tage mit Schneedecke 40 75 110 Jahresniederschläge < 700 mm 667 mm 837 mm 679 mm 1107 mm 720 mm Niederschläge Apr.–Sept. < 400 mm 374 mm 462 mm 392 mm 545 mm 442 mm

Meereshöhe, Lee- und Luv-, Becken- oder Berglagen sowie der Zugang zum osteuropäischen Kontinen- talblock beeinflussen das Klima lokal oft bedeutender, als es die Tabelle darstellt. Naab- und Obermain-Hügelland (070 und 071) besitzen die geringsten Niederschläge und die höchsten Temperaturen, was sich vor allem aus ihrer geringen Höhenlage ergibt. In Beckengebieten (Bayreuth, Kulmbach, Weiden) sind die Niederschläge am geringsten, auf Höhenrücken und besonders im Weststau des Fichtelgebirges können sie aber auch beträchtlich ansteigen. Das Obermain-Hügelland ist im Winter gut gegen kalte Ostwinde geschützt, während das Naabhügelland diesen Winden voll ausgesetzt ist. Der Frankenwald (392) besitzt ein kühles und feuchtes Mittelgebirgsklima, wobei aber wegen geringerer Höhe (um ca. 600 m) nicht die Extremwerte des Hohen Fichtelgebirges auftreten. Da sich die Wasserschei- de den Niederschlägen voll entgegenstellt, nehmen die Jahresniederschläge von Kronach (765 mm) bis zur Wasserscheide (1060 mm) stark zu, dahinter dann über Naila (837 mm) nach Oberkotzau (669 mm) wieder ab. Das Höllental dürfte die trockenste Stelle des Frankenwaldes sein – und steht durch die Verbindung zum Saaletal auch noch wärmeliebenden Arten offen. Die Münchberger Gneismasse (393) ist nach SW mehr geöffnet, ihr welliges Profil führt aber nicht zu ausgesprochenen Steigungsregen, weshalb Niederschläge und Temperaturen am ehesten den Verhältnissen in Naila entsprechen. Das Hohe Fichtelgebirge besitzt die extremsten Klimadaten. Hohe Niederschläge bis über 1200 mm jährlich (Waldstein und Steinwald: 1000 – 1100 mm) sind gepaart mit niedrigen Temperaturen. Da die Nie- derschläge hauptsächlich im Juli und Dezember fallen, ergeben sich auf den Bergen hohe, z. T. bis in den Frühsommer hinein reichende Schneemengen. Selbst im April fallen noch 30–40% der Niederschläge als Schnee (Reinel et al., 1987). Das Innere Fichtelgebirge (395) erhält im Lee des Fichtelgebirgs-Hufeisens nur wenig Niederschläge. Dafür ist dieser Naturraum besonders winterlichen Kaltlufteinbrüchen aus dem NO ausgesetzt. Darüber hinaus sammelt sich die Kaltluft im inneren Fichtelgebirgshochland an. Die Gebirgsschranken im W und SW verhindern zudem eine rasche Beseitigung durch Warmluft aus dem W (Reinel et al., 1987).

Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) 47 Für die Naab-Wondreb-Senke (396) liegen uns keine Klimaangaben vor. Von den geographischen Gege- benheiten her sollten die Niederschläge im Vergleich zum Inneren Fichtelgebirge höher sein, die Durch- schnittstemperaturen wegen geringerer Meereshöhe ebenfalls, wobei auch hier mit winterlichen Kaltluft- einbrüchen zu rechnen ist. Im Bayerischen Vogtland (411) liegen ähnliche Klimaverhältnisse wie in der Münchberger Gneismasse vor, wobei die Niederschläge wegen der guten Abschottung durch den Frankenwald deutlich niedriger aus- fallen. Besonders begünstigt ist das Saaletal, das während der Vegetationsperiode eine um 1 bis 2 °C höhere Durchschnittstemperatur, 10 Sonnentage mehr und 10 Frosttage weniger als die umgebenden Hochflächen besitzt (Blachnik-Göller, 1994). Für die Coleopteren gilt im übrigen das gleiche, was Welß (1980) für die Flora der Umgebung von Kulmbach anführt: die gerade für die Käfer so entscheidenden mikroklimatischen Verhältnisse werden stark von der Geländemorphologie und (bei den Carabiden) vom Boden beeinflußt. Die für das Gebiet ver- fügbaren meteorologischen Daten können daher nur einen Anhaltspunkt für die klimatische Gesamtsitua- tion geben. Nur so ist es denkbar, daß vergleichbar thermophile Arten wie Brachinus crepitans (Linnaeus) und explodens Duftschmid sowie Ophonus rufibarbis (Fabricius) in Wunsiedel und Marktredwitz auch das Innere Fichtelgebirge besiedeln konnten (aber z. T. seit langem wegen Biotopzerstörung nicht mehr auf- gefunden wurden).

8. Sammelgeschichte

Mit der Fauna eines Gebietes untrennbar verbunden sind die sammelnden Personen. Eine Lokalfauna wie diese spiegelt nicht nur die Verbreitung der Coleoptera wieder, sondern vor allem auch die Aktivitäten der beteiligten Sammler. In chronologischer Abfolge sollen deshalb die wichtigsten Sammler Nordostbayerns gewürdigt werden.

Klinger, Johann Georg Florentin: geb. 1756 in Wunsiedel, gest. 1809 ebenda, Justizrat und Stadtgerichts- rat. Hielt als Mitglied der „Societas“ (Ges. zur Aufklärung vaterländischer Geschichte, Sitten und Rechte) zwischen 1784 und 1794 Vorträge zur Entomologie und Wetterkunde, die leider nicht erhalten sind. Pan- zer erwähnt ihn in seiner „Fauna Insectorum Germanicae initia“ Heft 3, 1793 als Erstfinder von Calopus serraticornis Linnaeus: „Ich habe verschiedene sehr instructive Exemplare durch die Güte des Herrn Hof- rath Klinger in Wunsiedel, eines sehr vorzüglichen Entomologen, erhalten, der diesen Käfer öfters da- selbst wahrgenommen.“ Weitere Spuren seiner entomologischen Tätigkeit konnten nicht gefunden werden. Auch über das Schicksal seiner Sammlung ist nichts bekannt (nach Weidner, 1992).

Helfrecht, Johann Theodor Benjamin: geb. 1753 in Hof, gest. 1819 in Höchstädt b. Thiersheim. Veröf- fentlichte als Rektor des Gymnasiums in Hof 1800 ein zweibändiges Werk über das Fichtelgebirge, in dem er auch alle ihm bekannten Tier- und Pflanzenarten aufführt. Seine Kenntnisse über Insekten waren aber sehr bescheiden. So werden nur fünf Coleopteren-Arten mit wenig eindeutigen Beschreibungen aufgezählt. Eindeutig zuzuordnen ist wohl nur der Hirschkäfer (Lucanus cervus Linnaeus) und der „schädliche Bor- kenkäfer“ (Ips typographus Linnaeus) (nach Weidner, 1992).

Goldfuss, Georg August: geb. 1782 in Thurnau, gest. 1848 als Prof. der Zoologie und Mineralogie in Bonn. Ihm verdanken wir 1817 die erste umfangreiche Faunenliste des „Fichtelgebirges“, darunter 542 Ar- ten Coleoptera. Schon als Schüler soll er seine Heimat ausgedehnt durchwandert haben. Nach seiner Pro- motion 1804 über Coleoptera Südafrikas baute er an der Universität Erlangen das Naturhistorische Museum auf, das er später auch leitete (nach Weidner, 1992). Die aufgeführten Arten lassen darauf schließen, daß sein Material auch aus dem weiteren Umfeld des Fichtelgebirges stammt, z. B. Lytta vesicatoria (Linnaeus) aus dem Bayreuther oder Kulmbacher Raum. Der genannte Carabus scheidleri Panzer kann nach Gauck- ler (1975) allenfalls aus dem nördlichen Bayerischen Wald stammen. Da Kittel (1873–1884) alle Anga- ben von Goldfuss mit „Fichtelgebirg“ übernahm, gingen unter diesem Namen Daten in die bayerische

48 Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) Faunistik ein, die aus einem umfassenderen geographischen Raum stammen. Nach Kittel ist die Gold- fuߒsche Käferliste angeblich von Hornschuh zusammengestellt.

Mit der Goldfuss’schen Fauna endeten die Versuche, die Käferwelt des Fichtelgebirges vollständig zu er- fassen. Wo andernorts umfangreiche Lokalfaunen erstellt wurden (z. B. durch Gemminger, 1851: München Umg., Oechsner, 1853 und Fröhlich, 1897: Aschaffenburg Umg.) und randlich immerhin einige Grup- pen gut bearbeitet wurden (Rosenhauer, 1842: Lauf- und Schwimmkäfer Erlangens, Krauß, 1905: Frän- kische Schweiz, Schneid, 1947, 1948 u. 1952: Lauf-, Schwimmkäfer, Kurzflügler und Rüsselkäfer der Bamberger Umg.), beschränken sich Veröffentlichungen aus dem nordostbayerischen Raum seitdem auf kleine Mitteilungen bzw. Zitate im FHL.

Lang: Oberförster in Kronach, vormals Forstbediensteter in Wunsiedel. In die Faunistikgeschichte ging er durch zwei Angaben für Ditylus laevis (Fabricius) ein (zitiert in Kittel, 1873–1884).

Schmidt: Lokomotivführer in Weiden, bei Kittel (1873–1884) mit den Fundorten Kulmbach, Bayreuth, Weiden und Rauher Kulm zitiert.

Richter: bei Kittel (1873–1884) mehrmals mit dem Fundort Bayreuth zitiert.

Haupt, Dr., Oberstleutnant von: ab (?) 1876 Inspektor in Bamberg, vorher Dresden. Seine Sammlung stif- tete er dem Naturwissenschaftlichen Museum Bamberg (NMB). Die meisten seiner fränkischen Tiere sind mit „Bamberg“ bezettelt, einige auch mit „Berneck, VI. 1927“. Außerdem enthält seine Sammlung reich- liches Material aus Sachsen.

Glaser: Pfarrer, ab ca. 1890 in Teuschnitz (vorher Burggrub/Fränk. Schweiz). Seine Tiere befinden sich im NMB und sind nachträglich von Prof. Georg Fischer mit „Frankenwald“ bzw. „Fränkische Schweiz“ be- zettelt worden. Seine Angaben sind deshalb sehr unzuverlässig. Funde von ihm sind in Schneid (1947, 1948 u. 1952) veröffentlicht.

Kaulfuß, Johannes: geb. 1859 in Kulmbach, gest. 1947 ebenda. Auf ausgiebigen Weltreisen trug er 26000 Coleoptera in 12000 Arten zusammen, daneben wurde er auch durch eine umfangreiche (> 10000 Arten) Moossammlung bekannt. Diese umfangreiche Sammlung, die auf der Plassenburg untergebracht war, wur- de 1945 von auf der Burg einquartierten Zwangsarbeitern nach ihrer Befreiung durch die Amerikaner fast vollständig zerstört (verheizt). Es blieben nur 2275 Exemplare in 72 Kästen übrig, die in den 70er Jahren restauriert wurden und heute im Landschaftsmuseum Obermain, Kulmbach (LMOK) untergebracht sind (nach MHZ, 1979). Lokale Fundortangaben sind Kulmbach und Bayreuth, einige Angaben stammen aus dem westlichen oberfränkischen Raum (Lichtenfels, Vierzehnheiligen, Kloster Ebrach, Schnaittach, Göß- weinstein).

Dorn, Karl: geb. 1884 in Leipzig, dort Studienrat, gest. nicht vor 1967. Besammelte auf zahlreichen Exkur- sionen den Frankenwald vor allem entlang des Rodachtales zwischen Kronach und Nordhalben.

Schneid, Prof. Dr. Theodor: gest. 1953 in Bamberg, Vorstand des Bamberger Naturalienkabinetts, seit 1941 Hauptkonservator am NMB. Er veröffentlichte 1947, 1948 u. 1952 zusammenfassende Arbeiten über die Carabidae, Hydradephaga, und Curculionidae der Umgebung Bambergs. Seine Tiere sind von namhaften Spezialisten determiniert. Aus dem Untersuchungsgebiet erscheinen Funde von Treb- gast, Hegnabrunn, Bindlach, Laineck, Bayreuth, Schmölz, Zeyern, Kronach und Weißenstadt. Seine Samm- lung befindet sich im NMB.

Vierling, Siegfried: gest. nach 1980, Lehrer, sammelte zahlreiche Coleoptera im Rußland-Feldzug, danach um Gesees bei Bayreuth. 1955 ist er nach Stammbach umgezogen und sammelte hier die Umgebung ab. Er unternahm, meist zusammen mit R. Papperitz, auch zahlreiche Exkursionen ins Fichtelgebirge. Vierling

Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) 49 hinterließ die erste, sehr umfangreiche, von zahlreichen Spezialisten determinierte Lokalsammlung des be- handelten Gebietes. Sie befindet sich heute im Besitz von R. Geiser, Salzburg, der uns beim Überprüfen einzelner Stücke bereitwillig unterstützte. Daneben führte er in durchschossenen Bänden des Horion-Ver- zeichnisses Buch über seine Funde (Fundort, Datum, Anzahl). Diese Datenquelle befindet sich heute im Besitz von G. Rößler. Daneben veröffentlichte er einige faunistische Notizen aus Oberfranken in den Nachrichtenblättern bayerischer Entomologen.

Papperitz, Richard: geb. 1906, gest. 1983, zog 1952 von Ost-Berlin nach Wunsiedel, wo er bis 1968 lebte. Danach siedelte er nach Peutenhausen, Obb. um. Papperitz besaß eine artenreiche, fast vollständige Mit- teleuropasammlung, die er sich durch Exkursionen im Lokalbereich, auf zahlreichen Reisen (v. a. Südkärn- ten und Burgenland) und durch Tausch mit fast allen namhaften mitteleuropäischen Entomologen erworben hatte. Daneben führte er in über einem Dutzend Aktenordnern über jede Art Aufzeichnungen mit Datum, Fundort, leg. (evtl. mit wem), evtl. ex coll., det., coll., Anzahl. Auch diese wertvolle und umfangreiche In- formationsquelle befindet sich im Besitz von G. Rößler. Seine umfangreiche Sammlung (144 Kästen, 60.000 Käfer in 5600 Arten) ist in der Sammlung des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart einge- reiht, zu der wir durch die freundliche Unterstützung von Herrn Dr. Schawaller auch Zugang erhielten. Darüber hinaus veröffentlichte er faunistische Notizen über Ostoberfranken in den Entomologischen Blät- tern und in den Nachrichtenblättern der bayerischen Entomologen.

Schwerda, Ernst: verstorben am 22.03.1991. Ein lokaler Schmetterlingssammler, der mit G. Uhmann zusammen im Raum Pressath und Grafenwöhr gesammelt hat. Sein bedeutendster Fund war wohl eine Melanophila acuminata (Degeer), die ihm an sein Dienstgebäude am Truppenübungsplatz Grafenwöhr an- geflogen ist. Einige seiner Käfer befinden sich im Besitz von L. Ebner, Weiden.

Gauckler, Prof. Dr. Konrad: wohnhaft in Nürnberg, gest. 1984. Er beschäftigte sich vor allem mit Be- sonderheiten der fränkischen Fauna (z. B. Carabus silvestris Panzer, Sisyphus schaefferi (Linnaeus), Oreina spec.) und bearbeitete auch den nordostbayerischen Raum.

9. Aktive Koleopterologen im Untersuchungsgebiet

In alphabetischer Reihenfolge sollen alle uns bekannten vorwiegend in Nordostbayern aktiven Koleoptero- logen mit ihren Sammelinteressen stichpunktartig aufgeführt werden.

Dettner, Prof. Dr. Konrad: Lehrstuhl für Tierökologie II, Universität Bayreuth, Am Birkengut. Dytiscidae, Europa.

Ebner, Ludwig: Weiden, Fliederstr. 17. Coleoptera omnia, Weidener Raum. Er ist im Besitz der Lokal- sammlungen von G. Uhmann u. E. Schwerda.

Flechtner, Günter: Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt, Senckenberganlage 25. Geboren in Münchberg. Coleoptera omnia, Mitteleuropa. Arbeitsschwerpunkt: hessische Naturwaldreservate.

Fritze, Michael-Andreas: Haag, Obere Dorfstr. 2. Carabidae, Staphylinidae, Buprestidae. Cerambycidae und Scolytidae, Mitteleuropa. Arbeitsschwerpunkt: Carabidae, Oberfranken.

Greger, Rudolf: Marktredwitz, Max-Reger-Str. 11c. Coleoptera omnia, Marktredwitzer Raum. Er ist lei- der am 13.06.2000 verstorben.

Hofmann, Günter: Stockstadt a. M., Forststr. 6e. Geboren in Münchberg. Coleoptera omnia, Mitteleuropa. Arbeitsschwerpunkt: aquatische Coleoptera.

50 Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) Kremer, Gotthard: Steinbach a. W., Haßlacher Weg 2. Coleoptera omnia, Frankenwald. Er ist leider 1999 verstorben.

Licha, Johann: Mistelgau, Brückleinstr. 9. Raum Bayreuth und Fränkische Schweiz. Er beschäftigt sich im Bereich der Coleoptera vor allem mit den größeren europäischen Carabiden.

Rebhan, Herbert: Bayreuth, Stolzingstr. 10i. Coleoptera omnia, Oberfranken. Arbeitsschwerpunkt: Carabi- dae.

Rößler, Gerhard: Wunsiedel, Ritterstr. 20. Coleoptera omnia und Lepidoptera, Mitteleuropa. Arbeits- schwerpunkte:Nordostbayern, Südtirol, Trentino, Burgenland. Seine umfangreiche Käfersammlung ist ver- traglich der Bayerischen Staatssammlung übereignet.

Schmidt, Dr. Udo: Selbitz, Erlenstr. 3, vorher Kulmbach. Coleoptera omnia, Kulmbacher und Selbitzer Raum.

Skale, André: Hof, Blücherstr. 38. Coleoptera omnia, Mitteleuropa. Arbeitsschwerpunkte: aquatische Coleoptera, Thüringen, NO-Bayern.

Uhmann, Gerhard: Pressath, Tannenhofstr. 10. Coleoptera omnia, Pressather Raum (aufgegeben). Heute nur noch Anthicidae, weltweit. Seine Lokalsammlung befindet sich im Besitz von L. Ebner.

Zwölfer, Prof. Dr. Helmut: Lehrstuhl für Tierökologie I, Universität Bayreuth, Am Birkengut. Curculioni- dae (bes. Larinus), Paläarktis, Biogeographie, Ökologie.

10. Material und Methoden

Das Datenmaterial für die vorliegende Untersuchung stammt aus folgenden Quellen: – aus der zitierten Literatur – aus den Privatsammlungen der drei Autoren – aus den Privatsammlungen von L. Ebner, R. Greger, J. Licha, und Dr. U. Schmidt, die sich freund- licherweise die Mühe machten, ihr komplettes Sammlungsmaterial aufzuarbeiten und uns diese Daten zu überlassen – aus Einzelangaben verschiedener Sammler und Sammlungen, insbesondere J. Böhme, Neuhofen, H. Bußler, Feuchtwangen, G. Flechtner, Frankfurt, G. Nowak, Epplas.

Viele der schwierig zu bestimmenden Arten wurden bereits von ihren Sammlern anerkannten Speziali- sten zur Determination vorgelegt (z. B. Amara:Dr.F.Hieke, Berlin). So blieb eine überschaubare Zahl kriti- scher Tiere übrig, die überprüft werden mußten. Dies waren insbesondere: – Arten, deren Vorkommen uns aus faunistischen oder ökologischen Gründen verdächtig erschien, – Arten, die im Untersuchungsgebiet nur einmal oder wenige Male genannt wurden, – Arten, deren Determination als schwierig gilt (z. B. Subg. Europhilus, Trechus quadristriatus (Schrank) / obtusus Erichson) und – Arten, die erst vor kurzem aufgespalten wurden (z. B. Pterostichus nigrita (Paykull) / rhaeticus Heer). Die Aufspaltung von Carabus violaceus Linnaeus und purpurascens Fabricius wurde nicht übernom- men, da im Untersuchungsgebiet nur Zwischenformen vorkommen, die, ohne erkennbaren geographi- schen oder ökologischen Hintergrund mal der einen, mal der anderen „Art“ zuzuordnen wären.

So weit uns diese Tiere zugänglich waren, wurden sie von uns oder von Spezialisten (Carabidae: M. Hartmann, Erfurt, W. Lorenz, Tutzing, einige Agonum von J. Schmidt, Rostock, einige Ophonus und Harpalus von D. Wrase, Berlin) auf die Artzugehörigkeit überprüft. Nicht eindeutig zu determinierende

Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4 (2001) 51 Tiere (z. B. ) oder zur Überprüfung nicht zugängliche Exemplare wurden einer Sammelart zugeordnet (z.B.Trechus cf. quadristriatus (Schrank)). Die geographische Herkunft der Funde wurde so genau wie möglich aus den Fundortangaben der Samm- ler übernommen und nach der Topographischen Karte Bayern 1: 50 000 (CD-ROM-Ausgabe) einer Ge- meinde (und damit auch einem Kreis und einem Regierungsbezirk) zugeordnet. Schwierigkeiten ergaben sich bei den großen gemeindefreien Waldgebieten (z. B. Ochsenkopf, Schneeberg, Steinwald). Ebenso wur- de versucht, jeden Fundort möglichst exakt einem der Naturräume zuzuordnen, was naturgemäß an Fundor- ten, die an der Grenze zweier Naturräume liegen (z. B. Marktrodach-Zeyern, Steinachtal bei Sophienthal), zu mehr oder minder subjektiven Einschätzungen führt und bei I