Geburtstagsfest für Christoph Eschenbach Mittwoch 26.02.2020 20.00 Uhr · Großer Saal ORCHESTRE DE PARIS CHRISTOPH ESCHENBACH Dirigent RAY CHEN Violine

„So sollte Musik sein: ohne Worte sprechen und alle Menschen erfüllen. Dieses Wunder ist jeden Tag neu, und deshalb wird man auch nicht alt.“

CHRISTOPH ESCHENBACH PROGRAMM

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 ALLEGRO MOLTO APPASSIONATO ANDANTE ALLEGRO MOLTO VIVACE

PAUSE

Hector Berlioz (1803–1869) „Symphonie fantastique“ op. 14 „RÉVERIES-PASSIONS“. LARGO – ALLEGRO AGITATO E APPASSIONATO ASSAI „UN BAL“. VALSE, ALLEGRO NON TROPPO „SCÈNE AUX CHAMPS“. ADAGIO „MARCHE AU SUPPLICE“. ALLEGRETTO NON TROPPO „SONGE D’UNE NUIT DU SABBAT“. LARGHETTO – ALLEGRO

Im Anschluss an das Konzert findet ein Nach(t)gespräch mit Ray Chen in englischer Sprache im Musikclub statt.

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Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you! Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Auf- führungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwider- handlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Liebes Konzerthaus-Publikum, altersweise und zugleich ein Erneuerer, den Unbekanntes anzieht – das ist Christoph Eschenbach mit 80 Jahren. Er gibt neue Werke in Auftrag, fördert weiterhin viele junge Talente, erlaubt sich aber auch gleichzeitig einen musikalisch-program- matischen Rückblick auf sein ereignisreiches Leben. Dazu zählt Johannes Brahms, dessen erste Sinfonie unter seinem Dirigat im November uns alle tief beeindruckt hat. Auf die restlichen drei Sinfonien warten wir nun mit Freude und Spannung. Als Christoph Eschenbach vor vier Jahren den Ernst von Sie- mens Musikpreis erhielt, bedankte er sich mit den Worten, er hoffe, dies bedeute nicht, dass sein Lebenswerk nun abge- schlossen sei: „Es geht einfach weiter. Es ist eine Etappe in einem höheren Lebensalter, die gewürdigt wird, und das finde ich sehr, sehr berührend.“ Es ist eine reine Freude, gemeinsam mit Christoph Eschen- bach Konzerte für unser Orchester zu programmieren. Sein großes musikgeschichtliches Wissen ist ein unerschöpflicher Quell neuer Ideen. Er ist ein Humanist und Weltbürger, den als Dirigenten neben enormer Musikalität die Fähigkeit aus­ zeichnet, Musikerinnen und Musiker rund um den Globus so zusammenzuführen, dass sie seinen Weg durch die Epochen der Musikgeschichte begeistert mitgehen und für alle unver- gessliche Konzerterlebnisse schaffen. Wir am Konzerthaus freuen uns sehr darauf, zusammen mit dem Publikum den runden Geburtstag unseres Chefdirigenten zu feiern!

Herzlichen Glückwunsch! Ihr

Prof. Dr. Sebastian Nordmann, Intendant des Konzerthaus Berlin MENDELSSOHN

Himmlisch Mendelssohns Violinkonzert ENTSTEHUNG 1838–44 · URAUFFÜHRUNG 13.3.1845 Leipzig, (Dirigent: Niels Wilhelm Gade, Solist: Ferdinand David) · BESETZUNG Solo-Violine, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher · DAUER ca. 25 Minuten

„Die Deutschen haben vier Violinkonzerte. Das größte, kon- zessionsloseste stammt von Beethoven. Das von Brahms, in seinem Ernst, eifert Beethoven nach. Das reichste, das bezau- berndste schrieb Max Bruch. Das innigste aber, das Herzens- juwel, stammt von Mendelssohn“ – Worte aus berufenem Munde, ausgesprochen 1906 von dem Geiger Joseph Joachim. Damals war der berühmte Instrumentalist 75 Jahre alt, und längst hatten sich die genannten Konzerte etabliert. Bei dem Beethoven-Werk war das auch Mendelssohn und Joachim zu

Der Mendelssohn-Palais in der Leipziger Straße in Berlin, dort verbrachte Felix Mendelssohn Bartholdy seine Jugend. Heute wird das Gebäude vom Bundesrat genutzt. MENDELSSOHN

verdanken. Nach der Uraufführung 1806 galt es vielfach als unspielbar und war fast vergessen –bevor Felix Mendelssohn Bartholdy es im Mai 1844 in London (!) dirigierte; an der Geige der damals 12-jährige Joseph Joachim. (Im Jahr darauf spielte er die Dresdner Erstaufführung des Mendelssohn-­Konzertes.) Felix Mendelssohn Bartholdy war seit 1835 Musikdirektor und Gewandhauskapellmeister in Leipzig und hatte damit eine der bedeutendsten Positionen inne, die man in der damaligen Zeit als Musiker bekommen konnte. Nachdem die Nachfolge Carl Friedrich Zelters an der Berliner Sing-Akade- mie nicht zustande gekommen war, hatte der junge Mann bereits in Düsseldorf und Frankfurt gewirkt und ausgedehnte Europareisen – vor allem auf die Britischen Inseln und nach Italien – unternommen. Das Berliner Haus der mit materiellen und geistigen Gaben gesegneten Familie Mendelssohn war ein kulturelles Zentrum der Stadt. Hier gab es die Tradition, Sonntagsmatineen, kleine Konzerte mit Musikern der königlichen Hofkapelle zu veran- stalten, bei denen schon der Knabe Felix eigene Kompositionen vorstellen und so klingend überprüfen und sich als Dirigent

KURZ NOTIERT erproben konnte. Ein Freund aus Kindertagen, der auch in vielen häuslichen Konzerten im Berliner Haus der Mendelssohns den Violinpart übernommen hatte, war Ferdinand David. Auch ein später verworfenes Violinkonzert des 13-Jährigen hob er in diesem Rahmen aus der Taufe. David – übrigens ein Lehrer Joseph Joachims – hatte den Komponisten als Konzertmeister an das Gewandhausorchester begleitet. 1838 schrieb Mendelssohn ihm: „Ich möchte Dir wohl auch ein Violinkonzert machen für nächsten Winter; eins in e-Moll steht mir im Kopfe, des- sen Anfang mir keine Ruhe lässt.“ Es überrascht bei dem wie aus einem Guss überzeugenden Werk, aber es sollte noch sechs Jahre bis zur Vollendung dauern. Immer wieder MENDELSSOHN

tauschte sich ­Mendelssohn mit David und dem Dirigenten Niels Wilhelm Gade – selber auch ein bekannter Komponist – aus, ließ deren Ratschläge und Erfahrungen einfließen. Das Opus bleibt bei der klassischen Dreisätzigkeit eines Solokonzertes, dennoch werden die Grenzen zu „Nachbargattungen“ wie Sinfonie oder Lied durchlässiger. So beginnt es gleich nach dem ersten Takt mit der Violine, die auch das Haupt- thema des traditionell als Sonaten- satz gebauten Allegros vorstellen darf, was völlig unüblich war. Zudem folgt die auskomponierte Solokadenz schon in der des Satzes, nach der Durchführung der drei Themen, und steht nicht am Ende. Die Sätze gehen ineinander über, sind nicht durch Pausen getrennt. Dem liedhaften Andante, das an Mendelssohns Lieder ohne Worte denken lässt, folgt ein aus­ Felix Mendelssohn Bartholdy – Lithographie von Friedrich Lenzen gelassener, tänzerisch verspielter Finalsatz, der in zauberhafte Elfen-­ Sphären à la „Sommernachtstraum“ entführt. Das knapp halbstündige Werk gilt als erstes großes romanti- sches Violinkonzert. „Es soll ein Konzert sein, dass sich die Engel im Himmel freuen“, hatte sich der Schöpfer gewünscht – nach menschlichem Ermessen ist das gelungen. CD-TIPPS Ray Chen/Swedish Radio Symphony Orchestra/ Daniel Harding (Label: Sony Classical, 2012); Yehudi Menuhin/Philharmonia Orchestra/Efrem Kurtz (Label: Documents, 1956/2010) LAUFZEILE BERLIOZ

Fixe Ideen Berlioz’ „Fantastique“ ENTSTEHUNG 1830/31 · URAUFFÜHRUNG 5.12.1830 Paris · BESETZUNG 2 Flöten (2. auch Piccolo), 2 Oboen (2. auch Englischhorn), 2 Klarinetten (1. auch Es-Klarinette), 4 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Kornette, 3 Posaunen, 2 Tuben, Pauken (2 Spieler), Schlagzeug (Große Trommel, Becken, Glocken), 2 Harfen, Streicher · DAUER ca. 55 Minuten

Ende Januar 1843 kam Berlioz auf einer seiner Konzertreisen in Leipzig an, wo er wenige Tage später seine „Symphonie fan- tastique“ im Gewandhaus aufführte. Bei dieser Gelegenheit tauschten er und Mendelssohn – beide kannten sich schon seit vielen Jahren – ihre Dirigierstäbe. „Wir haben einander geschworen, unsere Tomahawks zu tauschen …“, ließ der Franzose den Deutschen wis- sen, „wenn der Große Geist uns in die ewigen Jagdgründe geschickt haben wird, mögen unsere Krieger unsere Tomahawks vereint an die Pforte des Hohen Rates hängen.“ Felix’ Schwester beschrieb die bewussten Arbeitsgeräte so: Das ihres Bruders sei ein „nettes leich- tes, mit weißem Leder überzogenes Fischbeinstöckchen“, das von Ber- lioz hingegen ein „unbehauener, Shakespeare-Darstellerin Harriet Smithson, Berlioz’ erste Ehefrau mit der Rinde versehener, ungeheu- rer Lindenknüppel …“ Aber aus Leipzig nach Paris, zurück zum Ende der 1820er Jahre, wo ein junger Mann – eben Hector Berlioz – zwei Ur­­ BERLIOZ

erlebnisse hatte: Zum einen hörte er am Conservatoire meh- rere Sinfonien von Beethoven, was ihn umgehend zu dessen glühenden Verehrer machte. Zum anderen erlebte er in Shake- speares „Hamlet“ die Schauspielerin Harriet Smithson als Ophelia – hier waren Berlioz’ Gefühle etwas anders gelagert, aber nicht minder glühend. Seine unerwiderte und mit quälender Eifersucht gepaarte Liebe (die Dame wusste zunächst nichts von der Zuneigung) schrieb sich der Feuerkopf in einer ganz neuartigen Sinfonie von der Seele. Und diese wäre ohne die Kenntnis der Beetho- venschen Sinfonien, speziell der Sechsten, der „Pastorale“, ganz gewiss so nicht möglich gewesen. Die Parallelen sind nicht zu übersehen: Bei vier der jeweils fünf Sätze ist der emo- tionale Gehalt, sind zum Teil auch die programmatischen Überschriften ja ganz ähnlich gelagert. Im Finale trennen sich dann die Wege: Hegt Beethovens Werk dort „Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm“, krönt das von Berlioz ein „Hexensabbat.“ Erst 1832, anderthalb Jahr nach der Uraufführung der ­„Fantastique“, wurden Berlioz und Harriet Smithson ein- ander vorgestellt. Dann ging aber alles sehr schnell. Die ­entsprechenden Kapitelüberschriften in Berlioz’ Memoiren lauten, und zwar in dieser unmittelbaren Reihenfolge: „Ich werde Miss Smithson vorgestellt – Sie ist ruiniert – Sie bricht sich ein Bein – Ich heirate sie“. Die große Liebe kühlte aber

KURZ NOTIERT verhältnismäßig schnell ab, 1844 trennte man sich offiziell. Trotz aller entsprechenden Vorbilder und Vorläufer, auch schon im Barock, gilt die „Symphonie fantastique“ als erstes Werk der modernen Programmmusik. Beethoven hatte bei der „Pastorale“ noch von „mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“ gesprochen; Berlioz zeigte das Subjekt seiner Sin­fo­ nie gleich in deren Untertitel ganz konkret an: „Episoden aus dem Leben eines Künstlers“. Mehr noch – was dem fraglos LAUFZEILE

Konzert von Christoph Eschenbach Jacques Chirac verleiht Christoph Eschenbach Christoph Eschenbach spielt als Chefdirigent beim Orchestre de Paris die Auszeichnung des Ritter der Légion d´Honneur, 2003 Klavier mit seinem Lehrer George Szell, Cleveland 1969 Ray Chen mit seinem Mentor Christoph Eschenbach, 2013 mit Claudio Bohorquez, Paris 2002

Christoph Eschenbach mit seinem Konzerthausorchester, 80 JAHRE Berlin 2019 CHRISTOPH ESCHENBACH Ein Leben in Bildern

Christoph Eschenbach als Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters, Zürich 1982

Schleswig-Holstein Festival Orchester und Geigerin Midori unter der Herbert von Karajan mit seinem Leitung von Christoph Eschenbach, Flensburg 2005 Mentee Christoph Eschenbach, 1966

Christoph Eschenbach mit Bundeskanzler Helmut Schmidt, Christoph Eschenbach als Justus Frantz und dem Tonhallen Orchester, Zürich 1984 8-Jähriger, 1948 LAUFZEILE

Konzert von Christoph Eschenbach Jacques Chirac verleiht Christoph Eschenbach Christoph Eschenbach spielt als Chefdirigent beim Orchestre de Paris die Auszeichnung des Ritter der Légion d´Honneur, 2003 Klavier mit seinem Lehrer George Szell, Cleveland 1969 Ray Chen mit seinem Mentor Christoph Eschenbach, 2013 mit Claudio Bohorquez, Paris 2002

Christoph Eschenbach mit seinem Konzerthausorchester, 80 JAHRE Berlin 2019 CHRISTOPH ESCHENBACH Ein Leben in Bildern

Christoph Eschenbach als Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters, Zürich 1982

Schleswig-Holstein Festival Orchester und Geigerin Midori unter der Herbert von Karajan mit seinem Leitung von Christoph Eschenbach, Flensburg 2005 Mentee Christoph Eschenbach, 1966

Christoph Eschenbach mit Bundeskanzler Helmut Schmidt, Christoph Eschenbach als Justus Frantz und dem Tonhallen Orchester, Zürich 1984 8-Jähriger, 1948 BERLIOZ

autobiographisch angelegten „Helden“ so widerfährt, erläu- terte er ausführlich verbal: „Ein junger Mann … hat sich in einem Anfalle verliebter Verzweiflung mit Opium vergiftet … Die narkotische Dosis versenkt ihn in einen langen Schlaf, den die seltsamsten Visionen begleiten … Die Geliebte selbst wird für ihn zur Melodie, gleichsam zu einer fixen Idee, die er überall wiederfindet, überall hört … – 1. Traumbild, Leiden- schaften: Zuerst gedenkt er des beängstigenden Seelenzu- standes, der Depressionen und der freudigen Erregung, wel- che die Geliebte in ihm hervorrief. Sodann erinnert er sich seiner eifersüchtigen Wut, seiner wieder erwachenden Liebe, seiner religiösen Tröstungen. – 2. Ein Ball … Inmitten des Geräusches eines glänzenden Festes findet er die Geliebte wieder. – 3. Auf dem Lande. An einem Sommerabend … hört er zwei Schäfer, die abwechselnd den Kuhreigen blasen. Da erscheint sie aufs Neue … Wenn sie ihn hinterginge! … – 4. Gang zum Richtplatz: Ihm träumt, er habe seine Geliebte ermordet, er sei zum Tode verdammt und werde zum Richt- platz geführt. Ein bald düsterer und wilder, bald brillanter und feierlicher Marsch begleitet den Zug … – 5. Hexensabbat. … Die geliebte Melodie taucht wieder auf, aber sie hat ihren edlen und schüchternen Charakter nicht mehr; sie ist zu einer gemeinen, trivialen und grotesken Tanzweise geworden, sie ist’s, die zur Hexenversammlung kommt … Sie mischt sich unter die höllische Orgie: Sterbegeläute … burleske Parodie des ,dies irae‘; Hexenrundtanz …“ Mit der „Fantastique“ begründete Berlioz jedoch nicht nur die moderne Programmmusik, sondern verlieh – wohl als erster Komponist überhaupt – ein und demselben, wenn auch immer leicht variierten Thema in allen Sätzen einer Sinfonie zentrale Bedeutung. (Erinnerungs- oder Leitmotive – eine Technik, wie sie später ja bekanntlich von Richard Wagner in höchstem Maße verfeinert wurde – kannte man bis dato zwar aus der BERLIOZ

Oper, aber nicht aus dem Konzertsaal.) Berlioz nannte dieses Thema, das die Geliebte des Sinfonie-„Künstlers“ charakteri- siert, bezeichnender Weise „idée fixe“ – ein Begriff, der in der Psychiatrie seit dem 18. Jahrhundert für Wahnvorstellungen gebräuchlich ist.

Im ersten Satz ertönt die „idée fixe“ zum ersten Mal nach der langsamen Einleitung, vorgestellt von Flöte und Erster Violine. Im zweiten Satz, dem „Ball“, mischt sie sich in die Walzermelodie. Im dritten Satz folgt die „idée fixe“ (Flöte, Oboe) als Ahnung von Untreue auf das Grummeln der tiefen Streicher. Im vierten Satz klingt sie am Schluss nur als kurzes Fragment an – unmittelbar bevor das Fallbeil hörbar nieder- saust. Im fünften Satz schließlich verzerrt die schrille Es-Kla- rinette die „idée fixe“, das Bild der Geliebten, zur hässlichen

AUFGEHORCHT Fratze.

CD-TIPP Orchestre de Paris/Christoph Eschenbach (Label: naive classic, 2016) MITWIRKENDE

Im Portrait ORCHESTRE DE PARIS Das Orchestre de Paris geht zurück auf die 1828 ins Leben gerufene Société des Concerts du Conservatoire und gab sein erstes Konzert am 14. November 1967 unter der Leitung von Charles Munch. Es folgten renommierte Dirigenten wie Herbert von Karajan, Sir Georg Solti, Daniel Barenboim, Semyon Bychkov, Christoph von Dohnányi und Paavo Järvi als Musikalische Direktoren. Auch Christoph Eschenbach war von 2000–2010 Chefdirigent und Musikalischer Direktor des ­französischen Vorzeigeorchesters. Derzeitiger musikali- scher Leiter ist der Brite Daniel Harding. MITWIRKENDE

Über die Jahre hat das Orchester unterschiedliche Säle in Paris bespielt und ist seit Januar 2015 das Residenz-Orchester der neu erbauten Philharmonie Paris. Die Philharmonie wurde vom Architekten Jean Nouvel entworfen und gibt der franzö- sischen Tradition des Orchesters und seinem einzigartigen Klang eine perfekte Heimat. Mit etwa 100 Konzerten pro Saison sowohl in der Philharmo- nie de Paris als auch auf internationalen Konzertreisen gilt das Orchestre de Paris mit seinen 119 Mitgliedern als das ­führende Orchester Frankreichs. Im Sinne der französischen Musik­tradition spielt die Auseinandersetzung mit den fran- zösischen Werken des 19. und 20. Jahrhunderts sowie die För- derung zeitgenössischer Musik eine große Rolle. So wurden ein Composer in Residence-Programm ins Leben gerufen, zahlreiche Uraufführungen in Auftrag gegeben und regel­ mäßige Konzertreihen programmiert, die sich den großen Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, wie Olivier Messi- aen, Henri Dutilleux und Pierre Boulez, widmen. Seit seiner ersten Amerikatournee mit Charles Munch im Jahr 1969 ist es dem Orchester gelungen, sich in den großen Konzert­sälen dieser Welt zu etablieren und regelmäßige Einladungen ins- besondere von den europäischen Musikzentren sowie Japan, China und Korea zu erhalten. Einen weiteren Schwerpunkt legt das Orchestre de Paris auf die Musikvermittlung. Nicht nur in der Philharmonie de Paris, sondern auch in den unterschiedlichen Stadtvierteln Paris ermöglicht es Kindern und Jugendlichen klassische Musik zu erleben. Um möglichst vielen Personen einen Zugang zur Musik zu eröffnen, ist das Orchester darüber hinaus Medien- partnerschaften mit Radio Classique, France Musique, Arte und Mezzo eingegangen. LAUFZEILE MITWIRKENDE

CHRISTOPH ESCHENBACH Christoph Eschenbach (geboren 1940 in Breslau) ist mit Beginn der Saison 2019/20 Chefdirigent des Konzerthaus­ orchesters Berlin. Seite internationale musikalische Karriere begann er als Pianist. Seit 1972 steht er außerdem als Dirigent am Pult der renommiertesten Orchester der Welt (darunter Wiener Philharmoniker, London Philharmonic, Chicago Sym- phony, Boston Symphony, Gewandhausorchester, Orchestre de Paris). Er ist regelmäßig Gast der bedeutendsten Opern- spielstätten (darunter Royal Opera House Covent Garden, Bayreuther Festspiele, Metropolitan Opera und Opéra de ­Bastille), bei den Salzburger Festspielen und beim Schleswig-­ Holstein Musik Festival, wo er das Festivalorchester leitet. Im August 2019 wurde er für seine Verdienste um das Schleswig-­ Holstein Musik Festival mit der Ehrenprofessur des ­Landes ausgezeichnet. Vielseitigkeit und leidenschaftliche Dynamik haben ihm als Dirigenten, künstlerischem Partner und Förde- rer junger Talente weltweite Anerkennung eingebracht. Unter anderem entdeckte und förderte er Musiker wie Lang Lang, Ray Chen, Tzimon Barto, Renée Fleming, Daniel Müller-Schott und Julia Fischer. Christoph Eschenbach wirkte als Musika­ lischer und Künstlerischer Leiter der Tonhalle-Gesellschaft Zürich (1982 bis 1986) sowie als Musika­lischer Direktor des Houston Symphony Orchestra (1988 bis 1999), des NDR Sin­ fonieorchesters (1988 bis 2004), des Orchestre de Paris (2000 bis 2010) und des Philadelphia Orchestra (2003 bis 2008). 2010 bis 2018/19 leitete er das Kennedy Center for the Performing Arts und das National Symphony Orchestra in Washington. Die Diskografie des Pianisten ergänzen zahlreiche Aufnah- men als Dirigent an den oben genannten und weiteren Wir- kungsstätten. Sie spiegeln ein Engagement wider, das neben kanonischen Werken der Musikgeschichte der Musik des ­ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts gilt. MITWIRKENDE

Der für seine Aufnahmen vielfach mit musikalischen Preisen aus­gezeichnete Künstler ist auch Ritter der „Légion d’Hon- neur“, Offizier des französischen National­verdienstordens, Commandeur des „Ordre des Arts et des Lettres“ und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Eschenbach erhielt den Award und wurde 2015 als ­Pianist und Dirigent mit dem Ernst von Siemens Musikpreis geehrt.

RAY CHEN Geboren in Taiwan und aufgewachsen in Australien wurde Ray Chen mit 15 Jahren am Curtis Institute of Music auf­ genommen, wo er bei Aaron Rosand studierte und von „Young Concert Artists“ gefördert wurde. Seit er 2008 beim Yehudi Menuhin Wettbewerb und 2009 beim Queen Elisa- beth Wettbewerb jeweils den ersten Preis und damit inter­ nationale Aufmerksamkeit errang, hat er sich als Künstler in Europa, Asien, in den USA und in seiner australischen ­Heimat fest etabliert. Ray Chen ist mit bedeutenden Orchestern aufgetreten, darun- ter das London Philharmonic Orchestra, das National Sym­ phony Orchestra in Washington, das Gewandhausorchester Leipzig, die Münchner Philharmoniker, das WDR Sinfonie­ orchester, die Filarmonica della Scala, das Orchestra dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia, das Los Angeles Phil- harmonic und das Pittsburgh Symphony Orchestra. Er arbeitet mit Dirigenten­ wie Riccardo Chailly, Vladimir Jurowski, Sakari Oramo, Manfred Honeck, Daniele Gatti, Kirill Petrenko, Krys- tof Urbanski, Juraj Valcˇuha und vielen anderen. Seit 2017 ist Ray Chen bei Decca Classics unter Vertrag und brachte im Juni 2018 seine CD „The Golden Age“ heraus, als Fort- setzung seiner drei in den Medien gefeierten Alben bei Sony. Vor einigen Jahren hat Christoph Eschenbach das große Talent des jungen Geigers Ray Chen entdeckt und seither ver- MITWIRKENDE

bindet die beiden eine intensive musikalische Freundschaft. So trat Ray Chen bereits im Jahr 2012 anlässlich der Nobel- preisverleihung in Stockholm mit Christoph Eschenbach und dem Royal Stockholm Philharmo- nic Orchestra auf und war damit der jüngste Solist, dem jemals diese Ehre zuteil wurde. Zwei Jahre ­später veröffentlichte er ein reines Mozart-Album mit Christoph Eschenbach und dem Schleswig-­ Holstein Festivalorchester beim Label Sony. Eine langjährige Koope- ration verbindet ihn darüber hin- aus mit Giorgio Armani, der das Cover seines­ Mozart-Albums gestaltete. Ray Chen spielt die „Joachim“-Stra- divari von 1715, eine Leihgabe der Nippon Music Foundation. Dieses Instrument war einst im Besitz des berühmten ungarischen Geigers Joseph Joachim (1831–1907).

„Ich fühle mich so geehrt und glücklich, Teil der Feierlich- keiten für den 80. Geburtstag von Maestro Eschenbach zu sein. Er war über die Jahre eine ­wunderbare Quelle der Inspiration und der Unter­stützung für mich. Ich und viele andere junge Musiker sind so dankbar, dass er sich für uns mit so viel Fürsorge und Nachsicht immer wieder einsetzt. Herzlichen Glücklichwunsch zum Geburtstag, ­ Maestro!“ RAY CHEN UNSER GÄSTEBUCH Was wünschen Sie unserem Chefdirigenten Christoph Eschenbach zum 80. Geburtstag? Schreiben Sie es in unser Gästebuch, das vor dem Beethoven-Saal ausliegt.

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IMPRESSUM HERAUSGEBER Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann · TEXT Barbara Gugisch (Mendelssohn Bartholdy), Andreas Hitscher (Berlioz) · REDAKTION Pia Holzer · ABBILDUNGEN Landesarchiv Berlin, Archiv Konzerthaus Berlin, Reboul-Berlioz Kollektion Paris, Privatarchiv Christoph Eschenbach, Julian Hargreaves, Orchestre de Paris, Marco Borggreve, Julian Hargreaves · SATZ, REINZEICHNUNG UND HERSTELLUNG REIHER Grafikdesign & Druck Gedruckt auf Recyclingpapier · PREIS 2,30 ¤