Detlef Garbe und Kerstin Klingel

Gedenkstätten in

Ein Wegweiser zu Stätten der Erinnerung an die Jahre 1933 bis 1945

Herausgegeben im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft und des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

Aktualisierte Neuauflage 2008 Detlef Garbe / Kerstin Klingel: Gedenkstätten in Hamburg. Ein Wegweiser zu Stätten der Erinnerung an die Jahre 1933–1945. Herausgegeben im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft und des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Vollständig überarbeitete Neuauflage, Hamburg 2008. Fortschreibungen im Internet: www.hamburg.de/gedenkstaetten

Copyright 2008 KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg

Fotonachweise: Seite 51: Rita Bake, Seite 92, 97: Michael Kottmeier/agenda, Seite 93 Mitte: Julia Werner, Seite 19, 43, 58, 87, 90: Nina Ritter/KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Seite 59 oben, 60 oben: Karin Schawe, Seite 14, 17, 25, 26, 27, 28, 37, 42, 59, 60 links unten, 61, 62, 72 rechts unten, 79, 91, 93 oben, 103: Detlef Garbe. Alle anderen Fotos und Titelbild: Kerstin Klingel. Kartengrundlage: Stadtkarte von Hamburg. Hg.: FHH, Landesbetrieb Geoinfor- mation und Vermessung, 2003. Vervielfältigt mit Genehmigung LGV 411-03-022-0.

Grafik und Herstellung: Marc Musenberg und Michael Pfisterer Druck: Schüthe Druck

ISBN: 978-3-929728-18-7 Zu diesem Buch

Dieses gemeinsam von der KZ-Gedenk- Tafeln für stadtgeschichtlich bedeutsame, stätte Neuengamme und der Landeszen- denkmalgeschützte Gebäude hinaus auch trale für politische Bildung Hamburg im »Stätten der Verfolgung und des Wider- Auftrag von Bürgerschaft und Senat standes 1933-1945« (schwarze Tafeln) herausgegebene Buch ist die umfassende sowie »Stätten jüdischen Lebens« (bron- Überarbeitung des 2003 erstmals erschie- zene Tafeln) mit Tafeln versehen wurden. nenen Gedenkstättenwegweisers für Ham- Mit beiden Programmen wurden insge- burg. Eine Neubearbeitung war nicht nur samt über 40 Standorte markiert (zu den deshalb erforderlich, weil in den vergan- »Stätten der Verfolgung und des Wider- g­enen fünf Jahren neben vielen neuen Er- standes 1933-1945« siehe Auflistung im innerungszeichen allein über zehn Gedenk- Anhang). stätten neu entstanden sind (zwei wurden Aber auch außerhalb dieser Programme aufgehoben: das Deserteursdenkmal in entstanden zumeist aus bezirklicher, stadt- und das Gegendenkmal teilbezogener oder privater Initiative zahl- »Schützengraben – Soldatengrab« in Groß reiche Gedenktafeln, die an bedeutende Borstel), sondern auch weil viele der ange- Stätten, Personen oder geschichtliche Er- gebenen Kontaktdaten inzwischen veraltet eignisse erinnern. Zu nennen sind hier die waren. am 24. März 2003 am Ort des früheren An der Redaktion der ersten Ausgabe wirk-­ Gutes Hohenbuchen eingeweihte Gedenk- te der im November 2007 im 55. Lebens- tafel für Andrzej Szablewski, der erste, am jahr verstorbene Kollege Jens Michelsen 13. März 1942 in Hamburg öffentlich hin- mit; die durch Detlef Garbe und Kerstin gerichtete Zwangsarbeiter, und die am 1. Klingel wahrgenommene Redaktion dieser August 2005 im ehemaligen Hof des Alto- Neubearbeitung wurde unterstützt von Rita naer Gerichtsgefängnisses angebrachte Bake und Till Baeckmann und konnte auf Tafel für die ersten Justizopfer des »Dritten Vorarbeiten von Ursula Richenberger und Reiches«, die vier am 1. August 1933 hin- Nina Ritter zurückgreifen. gerichteten Kommunisten August Lütgens, Wie in anderen Städten auch gibt es in Walter Möller, Bruno Tesch und Karl Wolff. Hamburg verschiedene Programme und Weitere Tafeln erinnern beispielsweise an unterschiedliche Wege, Orte zu markieren, die Hamburger Gestapoleitstelle (Stadt- die an die Jahre 1933 bis 1945 erinnern. hausbrücke), an den Terror gegen Gewerk- Die häufigste Art der Kenntlichmachung schaftler (DGB-Haus, Besenbinderhof), an sind Informationstafeln. Zur Kennzeich- das Schicksal des Flüchtlingsschiffes »St. nung historischer Stätten trugen zwei von Louis« und der »Exodus« (Landungsbrü- der Kulturbehörde unter Senator Prof. Dr. cken) und an Tesch & Stabenow, die Liefer- Wolfgang Tarnowski Anfang der 1980er- firma des Blausäuregases Zyklon B (Mess- Jahre entwickelte Beschilderungspro­­- berghof). gramme bei, mit denen über die blauen

3 In unauffälliger, aber zugleich nachhaltiger eignis in künstlerischer Form mit einem Weise prägt eine weitere, erst in den letz- Mahn- oder Denkmal hingewiesen wird ten Jahren realisierte Form von Erinne- oder wenn es durch eine Ausstellung er- rungszeichen das Stadtbild: die in den Bür- läutert wird. Diese Kriterien erfüllen alle in gersteig eingelassenen »Stolpersteine« dieser Publikation aufgenommenen Geden- des Künstlers Gunter Demnig. Inzwischen korte. Ausführlicher dargestellt werden wurden, finanziert durch private Paten- Denkmalsanlagen, die über eine Ausstel- schaften, über 2000 Stolpersteine verlegt, lung verfügen. die vor den früheren Wohnhäusern oder Dieser Wegweiser erhebt nicht den An- Wirkungsstätten auf das Schicksal der Er- spruch auf Vollständigkeit. Ähnliches gilt mordeten hinweisen. Große öffentliche auch für die Literaturangaben. Sie verste- Aufmerksamkeit begleitete die Setzung des hen sich nur als erste Anregung zur wei- 1000. Stolpersteins am 29. März 2005 di- teren Lektüre und einer eigenen vertiefen- rekt vor dem Hamburger Rathaus für den den Beschäftigung. In jenen Fällen, für die ehemaligen Senator Max Mendel, der am keine Veröffentlichungen über die Gestal- 10. August 1942 im Ghetto Theresienstadt tung der vorgestellten Gedenkstätten be- umkam, und des 2000. Stolpersteins am kannt sind, beschränken sich die Hinweise 19. Oktober 2007 vor dem Thalia Theater, auf die einschlägige Fachliteratur. der an die am 23. April 1945 im KZ Neuen- gamme hingerichtete Schauspielerin Erinnerung ist ein offener, niemals abge- Hanne Mertens erinnert. schlossener Prozess. Unser Blick auf die Dieses Projekt, das in Hamburg auf sehr Vergangenheit ist abhängig von unserer große Resonanz gestoßen ist, hat biogra- gegenwärtigen Situation; er verändert sich fische Recherchen befördert, durch die im Lauf der Zeit, ist erweiterungsbedürftig. zahlreiche Lebenswege vor dem Vergessen Nicht zuletzt aus diesem Grund wird der bewahrt werden können. Diesem Ziel dient vorliegende Wegweiser gleichzeitig auch die Veröffentlichung der Forschungsergeb- ins Internet gestellt. Er ist unter der fol- nisse sowohl im Internet in einer von der genden Adresse abrufbar: Landeszentrale für politische Bildung er- www.hamburg.de/gedenkstaetten. stellten Datenbank unter der Adresse Ihre Korrekturen, Ergänzungen und Kritik www.stolpersteine-hamburg.de als auch richten sie bitte an die durch eine stadtteilbezogene Publikations- KZ-Gedenkstätte Neuengamme, reihe, die vom Institut für die Geschichte Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg, der deutschen Juden und der Landeszen- Email: info@KZ-Gedenk­staette- trale für politische Bildung in Zusammenar- Neuengamme.de. beit herausgegeben wird. Stand: Oktober 2008 Zur Gedenkstätte im eigentlichen Sinn wird ein Ort erst, wenn auf ein historisches Er-

4 Inhaltsverzeichnis

3 Zu diesem Buch 8 Geleitwort des Ersten Bürgermeisters 10 Geleitwort des Bürgerschaftspräsidenten

Karte 1 Altona-Altstadt – 13 (1) »Black Form – Dedicated to the missing Jews« 14 (2) Gedenkstein für die Vertreibung von polnischen Juden 15 (3) Gegendenkmal zum »31er-Denkmal« 16 (4) Gedenktafel »Zwangsarbeiterlager Moortwiete« 17 (5) Mahnmal U-Boot-Bunker Fink II 18 (6) Mahnmal zur Erinnerung an das Außenlager Deutsche Werft 19 (7) Gedenkstein und Bronzetafel für die Opfer des Außenlagers 20 (8) Gedenktafel und Wandbild für den ehemaligen jüdischen Friedhof Ottensen 21 (9) Wandbild »Für die Frauen vom Dessauer Ufer«

Karte 2 – Fuhlsbüttel – Langenhorn – Niendorf – 23 (10) Gedenkstein und Stolperschwelle für die Euthanasie-Opfer in den Alsterdorfer Anstalten 24 (11) Gedenkstätte Konzentrationslager und Strafanstalten Fuhlsbüttel 1933-1945 26 (12) Zwangsarbeiterbaracken beim Flughafen Fuhlsbüttel 27 (13) Gedenksäule zur Erinnerung an die Zwangsarbeit bei dem Hanseatischen Kettenwerk 28 (14) Gedenkstein für die Opfer des Außenlagers Langenhorn 29 (15) Mahnmal »Tisch mit 12 Stühlen« 30 (16) Mahnmal für die Kinder vom Bullenhuser Damm

Karte 3 Eimsbüttel – 32 (17) Gedenkplatte für die jüdischen Lehrerinnen Martha Behrend und Gretchen Wohlwill 33 (18) Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 34 (19) Denkmal am ehemaligen Tempel Oberstraße 35 (20) Mahnmal am »Platz der Deportierten« 36 (21) Stele mit Gedenktafel für die Neue Dammtor-Synagoge 37 (22) Synagoge am Bornplatz: »Synagogenmonument« und Wandgemälde im »Pferdestall« 39 (23) Wandbild »Jüdische Kultur am Grindel«

5 Karte 4: Barmbek-Nord – Barmbek-Süd – Eppendorf – 41 (24) Bildtafeln »Szenen des Widerstands« zur Biografie der Margaretha Rothe 42 (25) Mahnmal für die Bombenopfer 43 (26) Gedenkstätte Ernst Thälmann 44 (27) Mahnmal »Verhörzelle« 45 (28) Röhrenbunker Tarpenbekstraße 46 (29) »Sagt nein« – Bronzeplastik und Gedenktafel für Wolfgang Borchert 47 (30) »Denk-Mal Güterwagen« an der Gesamtschule Winterhude 48 (31) Skulptur »Wasserspeier«

Karte 5: Friedhof Ohlsdorf 50 (32) Ehrenhain Hamburger Widerstandskämpfer 51 (33) Garten der Frauen: Gedenkort für Opfer und Gegnerinnen des NS-Regimes 52 (34) Gräberfeld ausländischer Opfer (KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter) 53 (35) Mahnmal »Fahrt über den Styx« für die Opfer des »Feuersturms« 54 (36) Mahnmal für die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung 55 (37) Mahnmal für die ermordeten Hamburger Juden

Karte 6: – Lemsahl-Mellingstedt – Poppenbüttel – 57 (38) Denkmal für die Opfer des Außenlagers an der Bergstedter Kirche 58 (39) Gedenkstein zur Erinnerung an das Konzentrationslager Wittmoor 59 (40) Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel 61 (41) Gedenkstätte Schießplatz Höltigbaum 62 (42) Mahnmal für die Weiße Rose

Karte 7: – Hamm-Mitte – Hamm-Nord – Kleiner Grasbrook – – Tonndorf – 64 (43) Friedhof Öjendorf: Italienischer Kriegsgefangenenfriedhof 65 (44) Gedenkplatte für den »Feuersturm« 66 (45) Helmuth-Hübener-Ausstellung 67 (46) Röhrenbunker und Bunkermuseum Hamm 68 (47) Hammer »Totenhaus« – Mahnmal für den Frieden 69 (48) Gedenktafel am Speichergebäude G am Dessauer Ufer 70 (49) Denkmal aus Anlass des 60. Jahrestages des Feuersturms 71 (50) Gedenkstätte Bullenhuser Damm mit Rosengarten 73 (51) Gedenkstätte am Ort des ehemaligen KZ-Außenlagers Drägerwerk 74 (52) Alter Jüdischer Friedhof Wandsbek und Gedenkstein für Rabbiner Simon Bamberger

6 Karte 8: Altstadt – – Neustadt – St. Georg – St. Pauli 76 (53) Mahnmal St. Nikolai und Dokumentationszentrum 78 (54) St. Petri-Kirche: Plastik »Dietrich Bonhoeffer« 79 (55) Gedenkort ehemaliger Hannoverscher Bahnhof 80 (56) Ausstellung »Juden in Hamburg« und Gedenkbuch für die jüdischen Opfer 81 (57) Gegendenkmal zum so genannten 76er-Denkmal 82 (58) Heinrich-Heine-Denkmal 83 (59) Mahnmal »Hier + Jetzt – den Opfern nationalsozialistischer Justiz« 84 (60) Relief von Ernst Barlach auf dem Kriegerdenkmal am Rathausmarkt 85 (61) Gedenkstein am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg 86 (62) Ausstellung »Schule unterm Hakenkreuz und Neuanfang 1945« im Hamburger Schulmuseum 87 (63) Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule

Karte 9: – Neuengamme 90 (64) Friedhof Bergedorf: Gedenkstein für Euthanasieopfer 91 (65) Friedhof Bergedorf: Mahnmal für sowjetische Kriegsgefangene 92 (66) KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Ausstellungen 94 (67) KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Denkmale für einzelne Opfergruppen 95 (68) KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Haus des Gedenkens 96 (69) KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Internationales Mahnmal 97 (70) KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Rundweg

Karte 10: – Neugraben 99 (71) Gedenktafel für die Hamburger »Cinti und Roma« 100 (72) Gegendenkmal »Trauerndes Kind« vor der St. Johannis-Kirche 101 (73) Harburger Mahnmal gegen Faschismus 102 (74) Mahnmal für die ehemalige Harburger Synagoge 103 (75) Gedenktafel zur Erinnerung an die »Vernichtung durch Arbeit« im Außenlager Neugraben

104 Tafelprogramm »Stätten der Verfolgung und des Widerstands 1933-1945« 105 Information zu der KZ-Gedenkstätte Neuengamme 106 Information zu der Landeszentrale für politische Bildung 107 Register 108 Dank

7 Geleitwort des Ersten Bürgermeisters

Die nationalsozialistische Schreckensherr- schaft ist das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Das Jahr 2008 gibt in mehrer- lei Hinsicht Grund, sich der Zeit zwischen 1933 und 1945 zu erinnern: Vor 75 Jahren, am 30. Januar 1933, wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Wenig später, am Abend nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933, wehte auch über dem von Nationalsozialisten besetzten Hamburger Rathaus die Hakenkreuzfahne. Es begann die staatliche Verfolgung politischer Geg- ner und die Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger sowie anderer Minderheiten un- serer Stadt. Vor 65 Jahren, im Sommer 1943, versank Hamburg durch die Bom- benangriffe der »Operation Gomorrha« in Schutt und Asche; etwa 35.000 Menschen verloren in diesen Nächten ihr Leben, über 900.000 Menschen flüchteten aus der schwer zerstörten Stadt. Diese Tage haben sich tief in das kollektive Gedächtnis Ham- burgs eingebrannt. Zwar sollte der Krieg noch zwei Jahre dauern und millionen- fache Opfer fordern; dennoch stehen die Bombenangriffe auf Hamburg für den Anfang vom Ende des Nazi-Regimes.

8 Die Freie und Hansestadt Hamburg hat jenen einen Wegweiser in die Hand, die schon immer besonderen Wert auf die die Geschichte Hamburgs unter dem Auseinandersetzung mit ihrer Vergangen- Hakenkreuz erkunden wollen. Es ist eine heit und Geschichte gelegt. Um aus der schmerzvolle Erkundung. Aber nur wer Vergangenheit die richtigen Schlüsse zie- sich dieser Vergangenheit stellt, kann hen zu können, ist Information wichtig. couragiert für eine verantwortungsvolle Historische Ereignisse und Zusammen- Zukunft eintreten. hänge lassen sich jedoch auf abstrakt- intellektueller Ebene allein nicht vollständig erfassen. Ein lebendiges Erinnern bedarf immer auch der Verknüpfung mit kon- kreten Erlebnissen, Personen und nicht zu- Ole von Beust letzt Orten. In Hamburg erinnern 75 mit Denkmalen und Informationen versehene Gedenkstätten an die Jahre der nationalso- zialistischen Herrschaft von 1933 bis 1945. Teils sind sie dem Gedenken an einzelne Personen gewidmet, teils an Menschen- gruppen, die der Rassenideologie und dem politischen Wahn der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Zusätzlich befassen sich derzeit zehn Gedenkorte mit der Dokumen- tation der Geschichte Hamburgs in den Jahren der nationalsozialistischen Herr- schaft. Dabei setzen sie jeweils sehr unter- schiedliche Schwerpunkte – etwa das Schicksal jüdischer Jugendlicher in der Is- raelitischen Töchterschule, die Opfer des Bombenkriegs in der Ruine der Nikolaikir- che oder die Schicksale der KZ-Häftlinge in der Gedenkstätte Neuengamme.

Erinnern und vor dem Vergessen bewah- ren, das ist eine Aufgabe, die nicht nur die Opfer und ihre Nachkommen angeht. Es ist ein historischer Auftrag an uns alle, um das »Gedächtnis der Stadt« gemeinsam wach zu halten. Der vorliegende Band gibt all

9 Geleitwort des Bürgerschaftspräsidenten

Im Rathaus hängt auf halber Treppe zum Plenarsaal eine Tafel, welche an die Mit- glieder der Hamburgischen Bürgerschaft erinnert, die zwischen 1933 und 1945 Opfer von Gewaltherrschaft und Verfol- gung wurden. 25 Abgeordnete, in großer Zahl Mitglieder der Kommunistischen Par- tei, fünf Abgeordnete der Sozialdemokra- tischen Partei und drei aus bürgerlich- demokratischen Parteien ließen ihr Leben: erschlagen durch SA und SS, ermordet in den nationalsozialistischen Konzentrations- lagern, als Opfer des Völkermords an den europäischen Juden oder im Exil während der stalinistischen »Säuberungen«.

Neben dieser Tafel existieren in Hamburg zahlreiche Orte, an denen der Opfer des NS-Regimes gedacht wird. Inschriften und Mahnmale informieren über die nationalso- zialistische Herrschaft und ihre Folgen. Sie beleuchten unterschiedliche Aspekte dieses dunklen Kapitels der deutschen Ge- schichte. Es sind Gedenksteine und Erinne- rungstafeln und inzwischen auch mehr als 2000 so genannte Stolpersteine, die uns das Schicksal von Verfolgten des NS-Re- gimes vergegenwärtigen. Einige Gedenk-

10 stätten tragen als kleinere oder größere mahnend vor Augen führen. In Zukunft zeitgeschichtliche Museen und Bildungs- werden sie es sein, anhand derer sich die einrichtungen dazu bei, das Wissen über nachfolgenden Generationen erinnern die NS-Herrschaft zu vermitteln und zu ver- können. tiefen. Dabei sind Gedenkorte nicht nur Stätten, Und noch immer sind nicht alle bedeut- die an die Vergangenheit, an das Gewe- samen Orte aus dieser Zeit bekannt und in sene und Abgeschlossene erinnern. Sie ihrer historischen Bedeutung herausgeho- sind auch und vor allem in die Zukunft ge- ben. Das zeigt zum Beispiel die Geschichte richtet, sie fordern den Einsatz für eine des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs offene und tolerante Gesellschaft, die die am Lohseplatz in dem im Bau befindlichen Menschenrechte und die Würde des Teil der HafenCity. 20 Züge mit mehr als Einzelnen achtet und schützt. 7000 Menschen, viele von ihnen zehn Jahre zuvor noch hoch geachtete Bürger dieser Stadt, wurden von diesem Bahnhof aus in den Jahren 1940 bis 1945 in den Tod geschickt. Es scheint gerade so, als ob Berndt Röder mit der Sprengung des kriegszerstörten Bahnhofs in den 1950er Jahren auch das Wissen um diesen Ort verschüttet wurde. Die Hamburgische Bürgerschaft hat sich dafür ausgesprochen, die wenigen Spuren und Überreste zu erhalten und dort einen Gedenkort einzurichten. Das soll ein un- missverständliches Zeichen sein: Dort, wo sich heute Hamburgs Zukunft am stärksten auftut, werden die Spuren unserer Vergan- genheit nicht verwischt. Die Erinnerung bleibt Auftrag und Anliegen unserer Gesell- schaft.

Mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geht die Zeit derer, die uns aus eigenem Erleben von dieser Zeit berichten können, zur Neige. Was bleiben wird, sind die Orte, die uns die Schre- ckensherrschaft der Nationalsozialisten

11 Karte 1 Y Altona-Altstadt – Bahrenfeld – Finkenwerder – Lurup – Ottensen

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12 »Black Form – Dedicated to the Missing Jews«

Platz der Republik, vor dem Rathaus Altona Y Altona-Altstadt

01 Der 1987 von Sol LeWitt (1928-2007) Literatur Kontakt ursprünglich für eine Ausstellung in Münster konzipierte schwarze Quader Gerhard Kaufmann für das Stadtteilarchiv Ottensen e.V. Altonaer Museum (Hg.): Zeißstraße 28 steht seit November 1989 vor dem Alto- Schatten. Jüdische Kultur in 22765 Hamburg naer Rathaus. Die Skulptur »Black Form« Altona und Hamburg. Ham- Tel. 390 36 66 des amerikanischen Künstlers, eines Ver- burg 1998. Fax 39 61 74 treters der Minimal-Art, erinnert an die Ver- Ina Lorenz: Erinnerungszei- info@stadtteilarchiv- chen und Mahnmale. Ham- ottensen.de treibung und Ermordung der Juden aus burger Juden im Gedächtnis www.stadtteilarchiv- Altona während des Nationalsozialismus. der Stadt, in: Peter Reichel ottensen.de Ihre Aufstellung veranlassten der Bezirk (Hg.): Das Gedächtnis der Altona und die Hamburger Kulturbehörde. Stadt. Hamburg im Umgang mit seiner nationalsozialis- Die Skulptur selbst trägt keine Inschrift. tischen Vergangenheit. Ham- Da sich bald nach der Einweihung heraus- burg 1997, S. 167–186. stellte, dass der Quader erklärungsbedürf- Christina Bechtler, Charlotte tig ist, bietet seit 1992 auf Initiative des Koerberg (Hg.): Sol LeWitt. Stadtteilarchivs Ottensen eine Tafel Erläu- 100 Cubes. Stuttgart 1995. The Museum of Modern Art: terungen zu dem »Mahnmal für die zer- Sol LeWitt. Structures 1962- störte jüdische Gemeinde Altonas«. 1993. Oxford 1993.

13 Gedenkstein für die Vertreibung von polnischen Juden

Am Bahnhof Altona, vom Ausgang Museumstraße ca. 50 Meter entfernt Richtung Platz der Republik Y Altona-Altstadt

02 Auf Veranlassung der Bezirksver- tober 1938 etwa 17.000 Juden polnischer sammlung Altona erinnert seit 1987 Staatsangehörigkeit über Nacht aus dem ein Gedenkstein an die Vertreibung von Deutschen Reich ausgewiesen. über 800 polnischen Juden aus Altona. Die meisten polnischen Juden Altonas Sie wurden am 28. Oktober 1938 aus ihren mussten wochenlang unter unsäglichen Wohnungen herausgeholt und mit der Bedingungen im deutsch-polnischen Bahn vom Altonaer Bahnhof nach Polen Grenzgebiet von Zbaszyn ausharren. Nur deportiert. Nach dem »Anschluss Öster- wenigen gelang es, vor dem Einmarsch der reichs« an das Deutsche Reich im März deutschen Truppen in Polen im September 1938 hatte das polnische Parlament be- 1939 ein rettendes Asyl zu finden. Die schlossen, allen polnischen Staatsangehö- Mehrzahl der nach Polen Ausgewiesenen rigen, die länger als fünf Jahre im Ausland kam später in den Vernichtungslagern um. gelebt hatten, zum 30. Oktober 1938 ihre Staatsangehörigkeit abzuerkennen. Da- Literatur Kontakt durch wurden 50.000 in Deutschland le- bende Polen staatenlos. Das Auswärtige Jerzy Tomaszewski: Auftakt Bezirksamt Altona Amt des Deutschen Reiches nahm dies zur Vernichtung. Die Vertrei- WBZ Servicezentrum zum Anlass, die Polizei mit der Abschie- bung polnischer Juden aus Jessenstrasse 1 Deutschland im Jahre 1938. 22767 Hamburg bung aller Juden polnischer Herkunft aus Aus dem Polnischen von Tel. 428 11-63 63 dem gesamten Reich zu beauftragen. Ins- Victoria Pollmann. Osnabrück gesamt wurden im Rahmen der so ge- 2002. nannten »Polenaktion« am 28. und 29. Ok-

14 Gegendenkmal zum »31er-Denkmal«

St. Johannis-Kirche, Max-Brauer-Allee Y Altona-Altstadt

Bis in die 1970er Jahre fanden an dem Denkmal regelmäßig am Volktrauertag im November Feierstunden der ehemaligen Regimentsangehörigen statt. 1994 be- schloss die Kirchengemeinde St. Johannis, auf deren Grundstück die Säule steht, das von ihr so genannte »Kriegerkultmal« um- zugestalten. Mit Hilfe eines studentischen Projekts des Fachbereichs Gestaltung der damaligen Fachhochschule Hamburg wurde dieses Vorhaben verwirklicht.­ Nach der Ausstellung mehrerer unterschiedlicher Entwürfe wurde 1996 schließlich derjenige des Altonaer Künstlers Rainer Tiedje zur endgültigen Ausführung bestimmt. Tiedje umstellte das Kriegerdenkmal mit drei Ta- feln aus Acryl, auf denen sich leidende Männer auf Augenhöhe mit den alten Krie- 03 Das so genannte 31er-Denkmal gern vor Schmerzen winden. Sie stellen wurde am 4. Oktober 1925 einge- einen Kontrast zu den antiken Helden, der weiht. Die überlebenden Mitglieder des der Kriegsrealität von Leiden und Tod ent- Infanterie-Regiments Nr. 31 hatten es nach spricht, dar, und Gedenkveranstaltungen, dem Ersten Weltkrieg bei den Architekten in denen die Tafeln nicht beachtet werden, Heinrich Esselmann und Max Gerntke in sind auf Grund der Positionierung unmittel- Auftrag gegeben. An jeder der drei Seiten bar um das alte Kriegerdenkmal herum des säulenartigen Klinkermonuments steht nicht mehr möglich. eine überlebensgroße, nackte Kriegerfigur, die jeweils verschiedene antike Waffen Literatur Kontakt trägt. Diese antikisierten Krieger sollen kämpferisches Heldentum als zeitlose Volker Plagemann: »Vater- Ev.-Luth. Kirchengemeinde Form propagieren, in der sich der Einzelne stadt, Vaterland, schütz Dich Altona-Ost Gott mit starker Hand«. Bei der Johanniskirche 16 im Kampf Mann gegen Mann zu bewähren Denkmäler in Hamburg. 22767 Hamburg hat. Diese Darstellung blendet die Realität Hamburg 1986, S. 135, 137. Tel. 43 43 34 der Kriegsführung insbesondere des Ersten Kerstin Klingel: Eichenkranz Fax 439 36 37 Weltkriegs aus, die mit sich stetig stei- und Dornenkrone. Krieger- www.gemeinde-altona-ost.de gernden Materialschlachten ein bis dahin denkmäler in Hamburg. Landeszentrale für politische noch nicht gekanntes Massensterben zur Bildung, Hamburg 2006, Folge hatte. S. 112f., 152.

15 Gedenktafel »Zwangsarbeiterlager Moortwiete«

Max-Brauer-Schule, Bei der Paul-Gerhardt-Kirche 1-3 Y Bahrenfeld

Im Männerlager lebten in den letzten drei Kriegsjahren 200 bis 350 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus verschiedenen europäischen Ländern. In dem zweiten Lager waren bis zu 500 Frauen und auch Kinder aus der ehemaligen Sowjetunion und aus Polen interniert. Sie alle waren auf engstem Raum in den einfachen Baracken untergebracht und mussten täglich bis zu 16 Stunden Zwangsarbeit verrichten. Die Männer wurden auf verschiedenen Werf- 04 Bei einem Besuch ehemaliger ukrai- ten eingesetzt, und die Frauen arbeiteten in nischer und russischer Zwangsarbei- diversen Betrieben der Fischindustrie und terinnen im Sommer 2006 in der Bahren- in Konservenfabriken. felder Max-Brauer-Gesamtschule wurde an Die Schülerinnen und Schüler der Max- der Schule bekannt, dass sich zwischen Brauer-Schule wurden für ihr Projekt 2007 1942 und 1945 zwei Zwangsarbeiterlager mit dem Bertinipreis ausgezeichnet. auf dem heutigen Schulgelände befanden. Die Begegnung mit den Frauen brachte Literatur Kontakt sechs Schülerinnen und Schüler zu der Gründung einer Projektgruppe, die die Ge- Zwangsarbeit in der Hambur- Max-Brauer-Schule schichte der Lager recherchierte und da- ger Kriegswirtschaft 1939- Bei der Paul-Gerhardt-Kirche raufhin die Errichtung einer Gedenktafel 1945. Wegweiser zu Lager- 1-3 standorten und Einsatzstät- 22761 Hamburg auf dem Schulgelände initiierte. In Koope- ten ausländischer Zwangsar- Tel. 428 982-0 ration mit der benachbarten Paul-Gerhardt- beitskräfte. CD-Rom, heraus- [email protected] Gemeinde, dem Stadtteilarchiv Ottensen, gegeben von der Landeszen- www.maxbrauerschule.de der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und trale für politische Bildung Hamburg, der KZ-Gedenk- dem Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neu- stätte Neuengamme und engamme e.V. wurde außerdem eine Aus- dem Freundeskreis KZ-Ge- stellung in der Paul-Gerhardt-Kirche zu den denkstätte Neuengamme ehemaligen Zwangsarbeiterlagern mit e.V. Hamburg 2007. Online: www.zwangsarbeit- einem Begleitprogramm aus Filmvorfüh- in-hamburg.de. rungen und Vorträgen organisiert. »Alle diese Jahre konnte ich Die Gedenktafel an der Schulmauer wurde Hamburg nicht vergessen.« am 19. April 2007 eingeweiht. Sie infor- Film von Jürgen Kinter im miert mit Bildern, einem Erläuterungstext Auftrag des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuen- und einem Lagerplan über die Geschichte gamme e. V. und der Max- der Zwangsarbeiterlager an der Daimler- Brauer-Schule. Hamburg straße (ehemals Moortwiete). 2008.

16 Mahnmal U-Boot-Bunker Fink II

Rüschpark Y Finkenwerder

05 Im Jahr 2002 kamen beim Bau der schwarzen Schottersteinen eingefasst, und verlängerten Airbus-Start- und Lande- die Dimension der Anlage wurde großflä- bahn auf dem Gelände der ehemaligen chig sichtbar gemacht. Am 26. August Deutschen Werft die zugeschütteten Reste 2006 erfolgte im Rahmen der Übergabe eines U-Boot-Bunkers wieder ans Tages- des neu gestalteten Rüschparks die Ein- licht. Die Bunker-Anlage mit der Tarnbe- weihung der Denkmalsanlage »Fink II«, zu zeichnung »Fink II« wurde 1940 bis 1942 in der neben künstlerischen Elementen meh- einer Abmessung von ca. 150 m x 200 m rere Informationstafeln gehören. errichtet. In den zunächst vier, später (1944) fünf Boxen konnten jeweils zwei U-Boote hintereinander liegend repariert und ausgerüstet werden. Auf der Deut- schen Werft wurden Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebie- ten und Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme zur Arbeit gezwungen. Ab Oktober 1944 unterhielt die Deutsche Werft ein eigenes Außenlager für die KZ- Häftlinge. Durch unmenschliche Arbeitsbe- dingungen, Hungerrationen und Bomben- Literatur Kontakt angriffe starben Hunderte. Im März und April 1945 wurde das Werftgelände durch U-Boot-Bunker. Gestaltung Finkenwerder Arbeitskreis alliierte Bomber angegriffen. Dabei wurde der Bunkerruine Fink II in Außenlager Deutsche Werft die mehrere Meter dicke Decke des Bun- Hamburg-Finkenwerder. Hg.: des Konzentrationslagers ReGe Hamburg Projekt-Reali- Neuengamme kers durchschlagen. 58 Tote, die meistens sierungsgesellschaft mbH. Norderkirchenweg 42 davon Zivilisten, und über 120 Verletzte Köln 2006. 21129 Hamburg waren als Opfer zu beklagen. Im Oktober kirch+bremer. art and archi- Tel. 742 63 28 (Ingeborg 1946 wurde die Bunkeranlage gesprengt tecture. Online: Luth) und www.artandarchitecture.de 742 79 92 (Helmke Kaufner) und nach Schließung der Deutschen Werft 1973 zugeschüttet. Statt die monströse Ruine abreißen zu las- sen, entschloss sich die mit dem Bau der Airbus-Start- und Landebahn beauftragte Realisierungsgesellschaft, einen Wettbe- werb für ein Mahnmal auszuloben. Nach einem Entwurf von Anja Bremer (geb. 1966) und Beate Kirsch (geb. 1966) wur- den die Fundamentstreifen des U-Boot Bunkers teilweise wieder freigelegt, mit

17 Mahnmal zur Erinnerung an das Außenlager Deutsche Werft

Rüschpark; Rüschweg, Ecke Neßpriel Y Finkenwerder

06 Am 16. Dezember 1996 wurde in Fin- griff auf das Gelände im Dezember 1944 kenwerder auf Initiative des dama- kamen 90 Häftlinge ums Leben. Kurz vor ligen Ortsamtsleiters auf dem Gelände der Kriegsende wurde das Lager geräumt. Ein ehemaligen Deutschen Werft ein von dem Teil der überlebenden Häftlinge wurde auf in Finkenwerder lebenden Künstler Axel die Schiffe »Thielbek« und »Cap Arcona« in Groehl (geb. 1953) entworfenes Denkmal der Lübecker Bucht gebracht, die am 3. eingeweiht. Es zeigt eine durchbrochene Mai 1945 von der Royal Air Force irrtüm- Betonmauer, in deren Mitte sich eine Bron- lich bombardiert und versenkt wurden. Die zeplastik befindet, die aus Sicht des Künst- übrigen Häftlinge kamen in das Kriegsge- lers ein »Zeichen der geballten Hoffnung fangenenlager Sandbostel, wo viele an gegen Verzagen, Verdüsterung und Hunger zugrunde gingen. Zwang« setzen soll. Eingerahmt wird das Ensemble von zehn Ebereschen. Mit ihm Literatur Kontakt wurde die Gestaltung des Rüschparks ver- vollständigt. Ludwig Eiber: Außenlager Finkenwerder Arbeitskreis In dem zum KZ Neuengamme gehörenden des KZ Neuengamme auf Außenlager Deutsche Werft Außenlager Deutsche Werft/Finkenwerder den Hamburger Werften, in: des Konzentrationslagers 1999. Zeitschrift für Sozial- Neuengamme auf der Rüschhalbinsel waren vermutlich geschichte des 20. und 21. Norderkirchenweg 42 mehr als 600 Männer inhaftiert, die zu- Jahrhunderts, 10 (1995), 21129 Hamburg meist aus der Sowjetunion, aus Polen, Bel- Heft 2, S. 57-73. Tel. 742 63 28 (Ingeborg gien, Frankreich und Dänemark stammten. Luth) und 742 79 92 (Helmke Kaufner) Sie mussten für die Deutsche Werft im Schiffbau als Schweißer, Schlosser oder Elektriker arbeiten. Bei einem Bombenan-

18 Gedenkstein und Bronzetafel für die Opfer des Außenlagers Eidelstedt

Emmaus-Kirchengemeinde Hamburg-Lurup, Kleiberweg 115 Y Lurup

07 Im Februar 1978 gründete sich in der zusammen mit einer Gedenktafel aus dem Emmaus-Kirchengemeinde Hamburg- Programm des Denkmalschutzamtes (siehe Lurup ein »Arbeitskreis gegen Neofaschis- Anhang) aufgestellt wurde. mus«, der sich zum Ziel setzte, »über die Ziele, Verbrechen und Verblendung der na- Literatur Kontakt tionalsozialistischen Bewegung aufzuklä- ren«. Dazu wurde 1979 ein Gedenkstein für Hans Ellger: Ein Barackenla- Emmaus-Kirchengemeinde die Opfer des Nationalsozialismus aufge- ger am Friedrichshulder Kleiberweg 115 stellt, der später um eine Bronzetafel zur Weg. Ein Frauenaußenlager 22457 Hamburg des Konzentrationslagers Tel. 84 05 09 70 Erinnerung an das Außenlager Eidelstedt Neuengamme, in: Anke [email protected] des KZ Neuengamme ergänzt wurde. Das Schulz: Fischkistendorf Außenlager Eidelstedt wurde im Septem- Lurup. Hamburg 2002, ber 1944 in einem schon bestehenden Ba- S. 104-115. rackenlager am Friedrichshulder Weg ein- gerichtet. In ihm waren 500 ungarische und tschechische Jüdinnen inhaftiert, die zu Aufräumungs- und Bauarbeiten einge- setzt wurden. Sie mussten auch in unmit- telbarer Nähe des Lagers Behelfswohnhei- me, so genannte Plattenhäuser, errichten. Am Gelände des ehemaligen Lagers am Friedrichshulder Weg befindet sich eben- falls ein Gedenkstein, der 1985 auf Initia- tive der Geschwister-Scholl-Gesamtschule

19 Gedenktafel und Wandbild für den ehemaligen jüdischen Friedhof Ottensen

Gedenktafel: Untergeschoss des Mercado-Einkaufszentrums, Ottenser Hauptstraße, Wandbild: Kleine Rainstraße 21 Y Ottensen

08 Die 1996 am Treppenabgang im Mer- der Bau unter der Maßgabe, dass keine cado-Einkaufszentrums angebrachten Tiefbauarbeiten durchgeführt und noch Gedenktafeln informieren über die Ge- vorhandene Grabstellen nicht beschädigt schichte des jüdischen Friedhofs Ottensen würden. Die Gedenktafeln wurden vom und nennen Namen von insgesamt 4500 Eigentümer des Einkaufszentrums dort bestatteten Toten. Freigelassene Ta- »Mercado« finanziert. feln lassen Raum für Namen, die durch zukünftige Forschung ermittelt werden könnten. Das Wandbild von Hildegund Schuster am Haus in der Kleinen Rainstraße 21 wurde im September 1997 angefertigt. Es zeigt Motive des jüdischen Friedhofs vor der Zerstörung 1939 sowie Proteste gegen den Bau des so genannten »Konsumtempels« in den späten 1980er Jahren. Der 1663 er- richtete, traditionsreiche Friedhof wurde während des NS-Regimes 1934 geschlos- sen. Als die Nationalsozialisten 1939 das Gelände des Friedhofs beschlagnahmten, konnten noch 175 Grabstellen umgebettet werden. Die übrigen Gräber wurden beim Bau von zwei Luftschutzbunkern verwüstet und vernichtet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verkaufte die durch den Holocaust ruinierte Jüdische Gemeinde das an sie zurückgege- bene Friedhofsgelände an den Kaufhaus- konzern Hertie, da der Friedhof nicht wie- der einzurichten war. 1988 kam es nach Literatur Kontakt dem Abriss eines in den 1950er Jahren er- richteten Kaufhauses zu heftigen Ausei- Ina Lorenz, Jörg Berkemann: Mercado Einkaufszentrum nandersetzungen um den Bau des neu Streitfall jüdischer Friedhof Altona-Ottensen geplanten Einkaufszentrums »Mercado«. Ottensen. Wie lange dauert Center-Management Ewigkeit. Hamburg 1995. Ottenser Hauptstraße 10 Neben anderen protestierte die jüdische 22765 Hamburg Organisation »Atra Kadisha«, die sich für Tel. 39 86 84-17 den Erhalt jüdischer Friedhöfe einsetzt. Fax 39 86 84-88 Nach einem Schiedsspruch des Jerusa- [email protected] www.mercado-hh.de lemer Oberrabbiners Itzchak Kolitz begann

20 Wandbild »Für die Frauen vom Dessauer Ufer«

Neumühlen 16-20 Y Ottensen

siehe auch: 40 48

09 Zwischen dem 6. Juli und Mitte Sep- Konzentrationslager Bergen-Belsen. Nach tember 1944 befand sich im Speicher der Befreiung emigrierte Lucille Eichen- G am Dessauer Ufer ein Frauenaußenlager green, die als einzige ihrer Familie über- des KZ Neuengamme. 1000 Frauen, meist lebte, in die USA. Jüdinnen tschechischer Nationalität, waren Das Wandbild ist Teil der Hamburger Frau- Anfang Juli 1944 im KZ Auschwitz nach enFreiluftGalerie, die seit 1994 mit Künst- Alter und körperlicher Verfassung für den lerinnen aus Hamburg und Übersee ver- Arbeitseinsatz in Hamburg selektiert wor- sucht, Frauenleben und weibliche Arbeit den. Zwei Monate später trafen am Des- aus verschiedenen Perspektiven zu be- sauer Ufer noch weitere 500 Jüdinnen ein, trachten und mit unterschiedlichen künst- die zuvor im Lodzer Ghetto inhaftiert und lerischen Mitteln zu kommentieren. in Auschwitz-Birkenau ebenfalls für den Ar- beitseinsatz im Hamburger Hafen selektiert worden waren. Unter diesen zumeist pol- nischen Jüdinnen befanden sich auch ei- nige Frauen, die 1941/42 aus Hamburg und anderen deutschen Städten ins pol- nische Lodz deportiert worden waren. Die im Getreidespeicher am Dessauer Ufer un- tergebrachten 1500 Frauen mussten bei Mineralölraffinerien und anderen Hafenbe- trieben Aufräumarbeiten leisten. An diese Ausbeutung und unmenschliche Unterbringung erinnert ein 1995 realisier- tes Wandbild von Cecilia Herrero und Literatur Kontakt Hildegund Schuster. Im Mittelpunkt des Werks steht ein Bild Lucille Eichengreens, Lucille Eichengreen: Von Medienpädagogik Zentrum einer 1925 in Hamburg geborenen Jüdin, Asche zum Leben. Erinne- Hamburg e.V. rungen. Unter Mitarbeit von Ulrike Gay die im Oktober 1941 als 16-Jährige zusam- Harriet Chamberlain, mit Susannenstrasse 14d men mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren einem Vorwort von Ralph 20357 Hamburg Schwester ins Ghetto Lodz und später in Giordano, übersetzt und mit Tel. 439 72 59 das Konzentrationslager Auschwitz depor- einem Nachwort von Ursula [email protected] tiert worden war. Im Sommer 1944 kehrte Wamser. Überarbeitete Fas- sung, Bremen 2001. sie als KZ-Häftling zur Zwangsarbeit in ihre Hans Ellger: Zwangsarbeit Heimatstadt Hamburg zurück. Gemeinsam und weibliche Überlebens- mit 500 anderen Frauen, zumeist polni- strategien. Die Geschichte schen Jüdinnen, kam sie vom Dessauer der Frauenaußenlager des Konzentrationslagers Neuen- Ufer ins Außenlager Sasel des KZ Neuen- gamme 1944/45. Berlin 2007. gamme und von dort gegen Kriegsende ins

21 Karte 2 Y Alsterdorf – Fuhlsbüttel – Langenhorn – Niendorf – Schnelsen

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22 Gedenkstein und Stolperschwelle für die Euthanasie-Opfer in den Alsterdorfer Anstalten

Evangelische Stiftung Alsterdorf, Dorothea-Kasten-Straße Y Alsterdorf

10 An dem beschönigend »Euthanasie« überlebten. Die Namen der Getöteten wer- genannten Mord an Menschen mit den in einem Gedenkbuch genannt, das im Behinderung und Kranken waren im Eingangsbereich der Alsterdorfer St. Nico- »Dritten Reich« auch die unter kirchlicher laus-Kirche ausliegt. Nach einem Opfer Trägerschaft stehenden Alsterdorfer An- – Dorothea Kasten, die nach ihrer Deporta- stalten beteiligt. Die NS-Rassenhygiene tion am 2. Mai 1944 in der Wiener fand in der Ärzteschaft und der Leitung »Euthanasie«-Anstalt »Am Steinhof« er- überzeugte Fürsprecher. Auf der Grundlage mordet wurde – benannte die Stiftung des im Juli 1933 erlassenen »Gesetzes zur Alsterdorfer Anstalten 1993 ihre Zufahrts- Verhütung erbkranken Nachwuchses« vom straße. 2006 wurde vor dem Lageplan am 14. Juli 1933 nahmen Alsterdorfer Ärzte Haupteingang der Alsterdorfer Anstalten in zahlreiche Zwangssterilisationen an Men- den Bürgersteig an der Dorothea-Kasten- schen mit Behinderung vor. Auch später Straße eine »Stolperschwelle« mit den Zah- stellten sich die Anstalten nicht schützend len der Deportierten und der Ermordeten vor ihre Patientinnen und Patienten, im Ge- eingefügt. An diesem Ort fuhren die Busse genteil: 1938 schoben sie 22 jüdische Be- ab, mit denen die Opfer deportiert wurden. wohner in andere Einrichtungen ab, wo diese später getötet wurden. An der nach Kriegsbeginn von Hitler angeordneten »Aktion Gnadentod« beteiligten sie sich ebenfalls aktiv. Vom Oberarzt Dr. Kreyen- berg ausgewählt, wurden 1941 zunächst 71 Bewohner und nach den schweren Bombenangriffen auf Hamburg im August 1943 weitere 469 Patientinnen und Pati- enten in Tötungsanstalten deportiert. Hinzu kamen Verlegungen ins Kranken- haus Rothenburgsort, wo Kinder Opfer Literatur Kontakt medizinischer Experimente wurden. Erst in den 1980er Jahren begann in den Achim Könneke (Hg.): Evangelische Stiftung Alsterdorfer Anstalten eine kritische Ausei- Haus des Gedenkens in der Alsterdorf KZ-Gedenkstätte Neuen- Alsterdorfer Markt 4 nandersetzung mit der eigenen Ge- gamme nach einem Konzept 22297 Hamburg schichte. Im April 1984 wurde ein Gedenk- von Thomas Schütte. Tel. 50 77 00 stein eingeweiht, der an die 629 körperbe- Hamburg 1996. Fax 50 77 35 78 hinderten, psychisch kranken, teilweise [email protected] auch nur verstörten oder verhaltensauffäl- www.alsterdorf.de ligen Kinder und Erwachsenen erinnert, die aus Alsterdorf deportiert wurden und von denen nur 79 die »Euthanasie«-Aktionen

23 Gedenkstätte Konzentrationslager und Strafanstalten Fuhlsbüttel 1933-1945

Suhrenkamp 98 Y Fuhlsbüttel

Frauen und Männer aus dem Hamburger Widerstand, Angehörige der KPD, der SPD, der Gewerkschaften und anderer Oppositi- onsgruppen, aber auch Zeugen Jehovas, Juden, Swing-Jugendliche, Homosexuelle, Prostituierte und während der Kriegsjahre in zunehmender Zahl ausländische Wider- standskämpferinnen und -kämpfer und Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter. Auch die Strafanstalten Fuhlsbüttel, die der Justiz unterstanden, waren Teil des natio- nalsozialistischen Verfolgungsapparates. Viele Strafgefangene waren wegen poli- tischer Gegnerschaft verurteilt worden; Sondergerichte wiesen schon bei Unmuts- äußerungen Menschen wegen »Heimtü- cke« in Strafhaft ein. Ab 1942 wurden zahl- reiche Zuchthausgefangene in Konzentrati- onslager zur »Vernichtung durch Arbeit« verbracht. Zeitweilig, von Oktober 1944 bis Februar 1945, war in einem Gebäudeteil 11 Im 1879 errichteten Torgebäude der des Zuchthauses auch ein Außenlager des Strafanstalten Fuhlsbüttel wurde im KZ Neuengamme untergebracht. November 1987 eine Gedenkstätte einge- Insgesamt kamen in Fuhlsbüttel annähernd weiht. Sie erinnert an die Verfolgung von 500 Frauen und Männer ums Leben. Sie Frauen und Männern während des NS-Re- starben an den Folgen der Misshandlung- gimes sowohl im Konzentrationslager als en, wurden ermordet oder in den Tod ge- auch in den Strafanstalten Fuhlsbüttel. trieben. Im Eingangsbereich nennt eine Das am 4. September 1933 offiziell eröff- Gedenktafel die Namen der getöteten nete und im zeitgenössischen Sprachge- Häftlinge. brauch »Kola-Fu« genannte Konzentrati- Die neue Dauerausstellung, die an die onslager Fuhlsbüttel wurde innerhalb kür- Stelle der ersten Ausstellung von 1987 trat, zester Zeit zu einer der berüchtigtsten wurde am 4. September 2003, dem 70. Terrorstätten im nationalsozialistischen Jahrestag der Errichtung des KZ Fuhlsbüt- Deutschland. Viele Tausende wurden im KZ tel, eröffnet. Sie informiert über die ver- Fuhlsbüttel, das 1936 in »Polizeigefängnis« schiedenen Opfergruppen im KZ und Poli- umbenannt wurde, inhaftiert und von hier zeigefängnis Fuhlsbüttel, aber auch über aus in andere Konzentrationslager über- die Geschichte der Strafanstalten in vorna- stellt. Unter ihnen waren in großer Zahl tionalsozialistischer Zeit sowie über die

24 Strafverfolgung der Täter nach 1945. Sie Literatur Kontakt verfolgt dabei einen stark biografischen Ansatz und stellt zahlreiche Lebenswege Herbert Diercks: Fuhlsbüttel KZ-Gedenkstätte Neuen- – das Konzentrationslager in gamme von Fuhlsbüttel-Gefangenen dar. Des Wei- der Verantwortung der Ham- Jean-Dolidier-Weg 75 teren bietet sie zu vielen Themen Vertie- burger Justiz, in: Wolfgang 21039 Hamburg fungsmaterialien an. Eine schon für die Benz, Barbara Distel (Hg.): Tel. 428 131-500 erste Ausstellung nachgestaltete Einzel- Terror ohne System. Die er- info@kz-gedenkstaette- sten Konzentrationslager im neuengamme.de zelle, Originalkleidung und -gegenstände Nationalsozialismus 1933- www.kz-gedenkstaette- dienen der Veranschaulichung der Haft- 1935. Berlin 2001, S. 261- neuengamme.de bedingungen. 308. Gedenkbuch »Kola-Fu«. Für Öffnungszeiten: die Opfer aus dem Konzen- Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr trationslager, Gestapoge- und nach Vereinbarung fängnis und KZ-Außenlager Fuhlsbüttel. Hg.: KZ-Gedenk- stätte Neuengamme, Bear- beiter: Herbert Diercks. Ham- burg 1987.

25 Zwangsarbeiterbaracken beim Flughafen Fuhlsbüttel

Wilhelm-Raabe-Weg 23 Y Fuhlsbüttel

12 Die Kriegswirtschaft des »Dritten Rei- Erfolg für den Erhalt der ursprünglich zum ches« stützte sich im hohen Maße Abriss vorgesehenen Baracke ein. Mit öf- auf den Einsatz von ausländischen Arbeits- fentlicher Unterstützung restaurierte sie kräften. Bei deren Rekrutierung wurde das das Gebäude und sicherte weitere Spuren anfängliche Prinzip der Freiwilligkeit schon im Außengelände. In der inzwischen unter bald durch Zwangsverschleppungen abge- Denkmalschutz gestellten Baracke präsen- löst. Im Spätsommer 1944 waren bei Bau- tiert die Geschichtswerkstatt in einer Dau- vorhaben, in der Landwirtschaft und in der erausstellung Ergebnisse ihrer For- Rüstungsindustrie insgesamt über sechs schungen sowie Originalobjekte. Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, zwei Millionen Kriegsge- fangene und 400.000 KZ-Häftlinge einge- setzt. Der Rassismus der Nationalsozia- listen schlug sich in einer abgestuften Be- handlung nieder. Im Unterschied zu west- und nordeuropäischen Arbeitskräften wur- den die aus der Sowjetunion verschleppten »Ostarbeiterinnen« und »Ostarbeiter« grundsätzlich in bewachten Lagern unter- gebracht. Die 1942 für die Firma Kowahl & Bruns er- richtete Baracke diente zur Unterbringung Literatur Kontakt von 144 Zwangsarbeitern vorwiegend aus den Niederlanden, Frankreich und Italien. Hans-Kai Möller: Zwangsar- Willi-Bredel-Gesellschaft Diese Firma für Garten- und Landschafts- beiterbaracken in Hamburg- Geschichtswerkstatt e.V. gestaltung war vom Amt für kriegswich- Fuhlsbüttel: erster Abschnitt Im Grünen Grunde 1b einer Dauerausstellung eröff- 22337 Hamburg tigen Einsatz mit Arbeiten zur Tarnung des net, in: Zwangsarbeit und Tel. 59 11 07 Flughafens und anderer militärischer Ob- Gesellschaft, Beiträge zur willi-bredel-gesellschaft@ jekte vor Luftangriffen beauftragt. Im letz- Geschichte der nationalsozi- t-online.de ten Kriegsjahr setzte die Firma auch Häft- alistischen Verfolgung in www.bredelgesellschaft.de Norddeutschland, Heft 8, He- linge des KZ-Frauenaußenlagers Sasel ein. rausgeberin: KZ-Gedenk- Öffnungszeiten: In unmittelbarer Nähe des Flughafens stätte Neuengamme. Bre- An jedem ersten Sonntag in Fuhlsbüttel sind eine Unterkunftsbaracke men 2004, S. 190-194. den Monaten April bis No- sowie die Teile einer Wasch- und Abortba- vember 14.00 bis 16.00 Uhr, sowie nach Vereinbarung racke des Zwangsarbeiterlagers erhalten geblieben. Die im Innern umgebaute Bara- cke wurde bis 1997 für Wohnzwecke ge- nutzt. Die örtliche Geschichtswerkstatt »Willi-Bredel-Gesellschaft« setzte sich mit

26 Gedenksäule zur Erinnerung an die Zwangsarbeit bei dem Hanseatischen Kettenwerk

Auf dem Gelände des Businessparks Essener Straße, Essener Bogen Y Langenhorn

13 Das Reichsheeresamt beauftragte IVG schließlich die verbliebenen Gebäude 1934, unter Verletzung der Bestim- des Kettenwerks abreißen. Seither entsteht mungen des Versailler Vertrags, der eine auf dem Gelände der »Businesspark Esse- deutsche Rüstungsproduktion verbot, den ner Straße«. Monheimer Drahtkettenproduzenten Pötz Auf Initiative der Geschichtswerkstatt & Sand mit dem Aufbau eines Granathül- »Willi-Bredel-Gesellschaft« und mit Hilfe senwerkes. Dies geschah unter der Be- der Finanzierung durch die IVG konnte in- zeichnung »Hanseatisches Kettenwerk mitten des neuen Gewerbegebiets eine Ge- GmbH« (Hak). Die Zünderproduktion über- denkstätte entstehen, die am 21. Februar nahm die »Deutsche Messapparate GmbH« 2008 eingeweiht wurde. Auf Fundament- (Messap). Für beide Firmen entstand in resten wurde eine Stele angebracht, die Langenhorn eine der größten Rüstungs- mit drei kurzen Texten an die Geschichte produktionsstätten Hamburgs. Aus Tar- des Ortes erinnert. nungsgründen erfolgte eine Bebauung mit verstreut liegenden Gebäuden und vielen Grünflächen. Außerdem wurden werksei- gene Wohnungen im Schwarzwald-Stil er- richtet. Ab Anfang der 1940er Jahre kamen immer mehr ausländische Arbeitskräfte zum Einsatz. Auf dem Gelände der Hak und der Messap entstanden eigene Arbei- terlager. Insgesamt wurden über 5000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter hier eingesetzt. Im September 1944 wurde auf dem Gelände der Hak auch ein Frauen- Literatur Kontakt außenlager des KZ Neuengamme einge- richtet. Karl Heinrich Biehl: »Hak«. Willi-Bredel-Gesellschaft Die Verwertungsgesellschaft für Montan- Hanseatisches Kettenwerk Geschichtswerkstatt e.V. industrie GmbH, die 1951 in Industrie- und 1935-1945. Ein sozial- und Im Grünen Grunde 1b wirtschaftsgeschichtlicher 22337 Hamburg Verwaltungsgesellschaft (IVG) umbenannt Beitrag zur Kriegswirtschaft Tel. 59 11 07 und 1998 privatisiert wurde, übernahm das und Rüstungsproduktion im willi-bredel-gesellschaft@ Gelände nach dem Ende der NS-Herr- Hamburger Stadtteil Langen- t-online.de schaft. 1995 zog der Kunstverein Ketten- horn. Hamburg 2005. www.bredelgesellschaft.de Ders.: Zwangsarbeit im Han- werk e.V. als Hauptmieter in das ehemalige seatischen Kettenwerk (Hak) Verwaltungsgebäude der Hak, das nun für in Langenhorn. Erinnerungs- Atelierräume genutzt wurde. Lange ver- berichte, Firmengeschichte. suchten die Künstler, das Gebäude zu er- Hg.: Willi-Bredel-Gesell- schaft Geschichtswerkstatt halten und öffentlich an seine Geschichte e.V. Hamburg 2005. zu erinnern. Ende der 1990er Jahre ließ die

27 Gedenkstein für die Opfer des Außenlagers Langenhorn

Essener Straße 54 Y Langenhorn

14 Seit dem 1. September 1988 erinnert ein Gedenkstein an das Leiden der Häftlinge im Außenlager Langenhorn des KZ Neuengamme, das sich auf dem an der heutigen Essener Straße gelegenen Areal befand. Im selben Jahr wurde eine im Rah- men des Tafelprogramms der Kulturbe- hörde angebrachte Gedenktafel ergänzt. Seit dem 12. September 1944 waren in diesem früheren »Ostarbeiterlager« 500 weibliche KZ-Häftlinge untergebracht, die aus dem KZ Stutthof bei Danzig nach Ham- burg deportiert worden waren. Unter ihnen befand sich eine größere Gruppe jüdischer Frauen und Mädchen aus Litauen und Est- land. Weitere 250 Frauen trafen im März 1945 aus dem KZ Ravensbrück ein, unter ihnen auch Sinti und Roma. Die Häftlinge mussten für das Hanseatische Kettenwerk in der Rüstungsproduktion Geschosshül- sen fertigen. Andere Kommandos wurden Literatur Kontakt zu Ausschachtungsarbeiten beim Platten- hausbau herangezogen. In einem Zweigbe- Karl-Heinz Zietlow: Unrecht Zachäus-Kirche trieb der Deutsche Messapparate GmbH in nicht vergessen 1933-1945. Reiner Schulenburg der Schanzenstraße verrichteten weitere Zwangsarbeiter und KZ-Häft- Käkenflur 22a linge in Hamburg-Langen- 22419 Hamburg Häftlinge des Außenlagers Arbeiten in der horn. Hamburg o. J. [1995]. Tel. 524 11 63 Rüstungsproduktion. Diese Frauen wurden Zwangsarbeit in der Hambur- [email protected] täglich mit der S-Bahn zu ihrem Arbeitsein- ger Kriegswirtschaft 1939- www.zachaeus-online.de satz gebracht. 1945. Wegweiser zu Lager- standorten und Einsatzstät- Die Recherchen zur Geschichte des Au- ten ausländischer Zwangsar- ßenlagers, die zur Errichtung dieses Ge- beitskräfte. CD-Rom, heraus- denkortes führten, wurden von der KZ- gegeben von der Landeszen- Gedenkstätte Neuengamme angeregt und trale für politische Bildung Hamburg, der KZ-Gedenk- von einer Privatinitiative durchgeführt. An stätte Neuengamme und der Errichtung der Anlage waren insge- dem Freundeskreis KZ-Ge- samt acht Initiativen und Organisationen denkstätte Neuengamme sowie die Hamburger Kulturbehörde betei- e.V. Hamburg 2007. Online: ligt. www.zwangsarbeit-in- hamburg.de.

28 Mahnmal »Tisch mit 12 Stühlen«

Kurt-Schill-Weg Y Niendorf

siehe auch: 33 42

15 Der Düsseldorfer Künstler Thomas trägt, wird die Gedenkstätte erläutert und Schütte entwarf das 1987 einge- der Besucher aufgefordert, sich dazuzuset- weihte Mahnmal zum Gedenken an den zen und der Frauen und Männer des Wi- gegen den Nationalsozialismus geleisteten derstands zu gedenken. Widerstand. Es wurde aus Ziegelsteinen gefertigt und hat die Form eines von zwölf Literatur Kontakt Stühlen umstellten ovalen Tisches. Elf Rü- ckenlehnen der Stühle sind mit den Namen Gymnasium Ohmoor (Hg.): Denkmalschutzamt der folgenden Hamburger Widerstands- Gedenken heißt: Nicht Imstedt 18-20 kämpferinnen und Widerstandskämpfer schweigen. 11 neue Straßen 22083 Hamburg in Niendorf zu Ehren von Tel. 428 63-34 32 versehen: Georg Appel, Clara und Walter Frauen und Männern des Wi- Fax 428 63-39 00 Bacher, Rudolf Klug, Curt Ledien, Reinhold derstands. Hamburg 1984. denkmalschutzamt@bksm. Meyer, Hanne Mertens, Ernst Mittelbach, hamburg.de Joseph Norden, Margaretha Rothe, Kurt www.hamburg.de/ denkmalschutzamt Schill und Paul Thürey. Nach ihnen waren 1984 Straßen in der Umgebung des Mahn- mals benannt worden. Mit einer Tafel auf dem zwölften Stuhl, der keinen Namen

29 Mahnmal für die Kinder vom Bullenhuser Damm

Roman-Zeller-Platz Y Schnelsen

siehe auch: 50

16 1991 beschloss der Ortsausschuss der einen Seite der Stele. Auf der Rück- Hamburg-, die Straßen im seite wird das Geschehene beschrieben Neubaugebiet Schnelsen-Burgwedel nach und darauf hingewiesen, dass die Errich- den ermordeten Kindern vom Bullenhuser tung des Mahnmals auf Initiative der Bür- Damm zu benennen. Bei den Kindern han- gerinnen und Bürger zurückgeht, die delte es sich um zwanzig jüdische Mäd- dieses Kunstwerk über Spenden finanziert chen und Jungen im Alter von fünf bis und ermöglicht haben. zwölf Jahren, die im November 1944 von Jedes Jahr wird am 20. April am Mahnmal Auschwitz in das KZ Neuengamme ver- eine öffentliche Gedenkveranstaltung bracht wurden, um an ihnen medizinische durchgeführt, deren Träger neben der Kir- Versuche vorzunehmen. SS-Männer er- chengemeinde die örtliche Schule und wei- hängten die Kinder in der Nacht vom 20. tere kommunale Einrichtungen sind. auf den 21. April 1945, um die verübten Verbrechen vor den herannahenden Alliier- Literatur Kontakt ten zu verbergen. Zu den Opfern zählte der zehnjährige polnische Junge Roman Günther Schwarberg: Der »Mahnmal Burgwedel e.V.« Zeller. Auf dem nach ihm benannten Platz SS-Arzt und die Kinder vom Peter Hahn wurde zur Erinnerung an die Kinder ein Bullenhuser Damm. Göttin- Anna-Susanna-Stieg 12 gen 1995. 22457 Hamburg Mahnmal des russischen Künstlers Leonid Vereinigung »Kinder vom Tel. 550 97 70 Mogilevski (geb. 1931) aufgestellt. Bullenhuser Damm e.V.« [email protected] Das am 13. Juli 2001 eingeweihte Mahn- (Hg.): Straßen der Erinne- mal besteht aus einer Stele, die auf einer rung. Broschüre zur Einwei- hung der Georges-André- Seite mit einem Bronzerelief versehen ist. Kohn-Straße. Hamburg 1992. Das Relief zeigt Porträts der zwanzig er- mordeten Kinder. Ihre Namen stehen auf

30 Karte 3 Y Eimsbüttel – Harvestehude – Rotherbaum

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31 Gedenkplatte für die jüdischen Lehrerinnen Martha Behrend und Gretchen Wohlwill

Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium, Bundesstraße 78 Y Eimsbüttel

siehe auch: 33

17 An das Schicksal zweier jüdischer Wohlwill nach Hamburg zurück und war Lehrerinnen erinnert das Emilie- weiterhin künstlerisch tätig. Bilder von ihr Wüstenfeld-Gymnasium mit einer Gedenk- hängen in der Hamburger Kunsthalle und platte. Martha Behrend (1881-1941) und im hamburgmuseum. Gretchen Wohlwill (1878-1962) wurden Die Freilegung ihrer beiden Wandgemälde beide auf Grund ihrer jüdischen Abstam- im Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium erlebte mung 1933 aus dem Schuldienst entlas- sie jedoch nicht mehr: Erst seit 1993 sind sen. Während Martha Behrend im Novem- sie wieder zu sehen, gedacht als Wieder- ber 1941 in das Ghetto Minsk deportiert gutmachung für die nationalsozialistische wurde und dort umkam, gelang es Verfemung der Kunst Gretchen Wohlwills. Gretchen Wohlwill, 1940 über Italien nach Portugal zu emigrieren und dort dem Literatur Kontakt Holocaust zu entgehen. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin war Maike Bruhns (Hg.): Emilie-Wüstenfeld- Gretchen Wohlwill als Malerin bekannt, Gretchen Wohlwill. Eine jü- Gymnasium und sie gehörte zu der Künstlervereinigung dische Malerin der Hambur- Bundesstraße 78 gischen Sezession. Hamburg 20144 Hamburg »Hamburgische Sezession«. 1931 schuf 1989. Tel. 428 88 05-0 sie im Auftrag des damaligen Hamburger Fax 428 88 05-42 Oberbaudirektors Fritz Schumacher im emilie-wuestenfeld- Treppenhaus ihrer Schule zwei Wandbilder. [email protected]. de 1938 wurden diese Bilder mit Motiven aus www.ewg-hamburg.de der »Hitlerjugend« und dem »Bund Deut- scher Mädel« übermalt. Nach dem Ende der NS-Herrschaft kehrte Gretchen

32 Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung

Grünanlage am Isebekkanal; Kaiser-Friedrich-Ufer, Ecke Heymannstraße Y Eimsbüttel

18 Am 15. Mai 1933 verbrannten Ham- mus und Krieg. Jedes Jahr am 15. Mai fin- burger Studenten, die der SA ange- det zum Gedenken an die Bücherverbren- hörten, im Rahmen einer demonstrativen, nung an diesem Mahnmal eine Lesung da- reichsweiten Aktion am Kaiser-Friedrich- mals verbotener Texte statt. Ufer Bücher so genannter »undeutscher« Autorinnen und Autoren. Da die Inszenie- Literatur Kontakt rung kaum Publikum hatte, wurden für eine weitere Bücherverbrennung am 20. Angela Graf, Hans-Dieter Bezirksamt Eimsbüttel Mai 1933 am Lübecker Tor tausende Mit- Kübler (Hg.): Verbrannte Bü- Fachamt Management des glieder von NS-Organisationen zur Anwe- cher – Verbrannte Ideen – öffentlichen Raumes Verbrannte. Zum 60. Jahres- Abteilung Stadtgrün senheit verpflichtet. tag eines Fanals. Hamburg Grindelberg 66 Zur Erinnerung an die Hamburger Bücher- 1993. 20139 Hamburg verbrennung wurde 1985 auf Beschluss Tel. 428 01-35 11 der Bezirksversammlung Eimsbüttel eine Fax 428 01-28 60 gartenundtiefbauabteilung@ von Wolfgang Finck gestaltete Mahnmals- eimsbuettel.hamburg.de anlage geschaffen. In einen erhöht gesetz- ten Halbkreis aus Stein sind vier rote Mar- Arbeitskreis »Bücherverbren- morblöcke eingelassen. Auf ihnen befinden nung – nie wieder!« Helga Obens sich verschiedene Inschriften: ein Zitat des Tel. 44 29 49 Dichters Heinrich Heine, die Titel verbrann­ Fax 380 17 85 38 74 ter Bücher, eine Auswahl an Namen Ham- kontakt@lese-zeichen- burger Autorinnen und Autoren, deren Bü- hamburg.de cher verbrannt wurden, sowie die Auffor- www.lese-zeichen- hamburg.de derung zum Engagement gegen Faschis-

33 Denkmal am ehemaligen Tempel Oberstraße

Oberstraße 120 Y Harvestehude

19 Das letzte jüdische Gotteshaus, das in Hamburg vor der »Machtergrei- fung« der Nationalsozialisten errichtet wurde, war der in der reduzierten, am Prin- zip der Funktionalität ausgerichteten Äs- thetik des Neuen Bauens gestaltete Tempel Oberstraße, der am 30. August 1931 ein- geweiht wurde. Mit dem Wort Tempel wer- den im liberalen Judentum die Gotteshäu- ser bezeichnet. Der Tempel Oberstraße bot über 1000 Gläubigen Raum. Nachdem die Inneneinrichtung beim Pogrom am 9. November 1938 zerstört wurde, musste die Tempelgemeinde Gebäude und Grundstück weit unter Wert verkaufen. Das Gebäude wurde anschließend als Getreidelager, als Kino und von der Zeitung »Hamburger Fremdenblatt« als Redaktionsgebäude ge- nutzt. Nach dem Krieg kaufte es der Nord- deutsche Rundfunk, der den ehemaligen Tempel bis heute als Studio und Konzert- saal nutzt. An die Geschichte des Gebäudes als jü- disches Gotteshaus erinnert neben einer Literatur Kontakt siebenarmigen Menora und einer hebrä- ischen Inschrift an der wiederhergestellten Saskia Rohde: Synagogen im Denkmalschutzamt Fassade ein am 9. November 1983 einge- Hamburger Raum 1680-1943, Imstedt 18-20 weihtes, bronzenes Denkmal der Bildhaue- in: Arno Herzig (Hg.): Die 22083 Hamburg Juden in Hamburg 1590 bis Tel. 428 63-34 32 rin Doris Waschk-Balz (geb. 1942), das auf 1990. Hamburg 1991, S. 143- Fax 428 63-39 00 steinernem Fundament in den Treppenstu- 169. denkmalschutzamt@bksm. fen vor dem Gebäude steht. In einem Rah- Rita Bake (Hg.): Shalom hamburg.de men, der den Blick auf den ehemaligen Hamburg. Die Juden und www.hamburg.de/ ihre Synagogen. Ein Film von denkmalschutzamt Tempel freigibt, hängt ein zerrissener Tora- Nicole Rinza (DVD). Hamburg vorhang, der zusammen mit einer zerbro- 2005. chenen Torarolle das zerstörte jüdische Leben symbolisiert.

34 Mahnmal am »Platz der Deportierten«

Grünfläche zwischen Edmund-Siemers-Allee und Moorweidenstraße Y Rotherbaum

siehe auch: 55

20 In Hamburg begann die Deportation von Menschen jüdischen Glaubens in die Ghettos und Vernichtungslager am 25. Oktober 1941. Zentrale Sammelstelle war das ehemalige Logenhaus an der Moorwei- denstraße. Von dort wurden die Deportier- ten zur Moorweide gebracht, einem gut einsehbaren Platz mitten in Hamburg. Auch wenn später weitere Plätze als Sam- melstellen der Deportation genutzt wur- den, so steht vor allem dieser Ort für die systematische Ermordung der Hamburger Jüdinnen und Juden. Aus diesem Grund erhielt der Künstler Ulrich Rückriem (geb. 1938) 1982 von der Kulturbehörde den Auftrag zum Entwurf eines Gedenksteins. Das Mahnmal, am 21. Januar 1983 eingeweiht, besteht aus einem Granitblock, der aus sieben einzel- nen Steinen zusammengesetzt ist. Bei ge- nauer Betrachtung lassen sich in der Skulptur die einzelnen Steine und eine T- Form erkennen. Die Klagemauer in Jerusa- Literatur Kontakt lem oder auch der hebräische Buchstabe »tav« (»T«) für »Leiden« und »Tod« können Forschungsstelle für Zeitge- Denkmalschutzamt assoziiert werden. Da sich durch die Skulp- schichte in Hamburg und In- Imstedt 18-20 stitut für die Geschichte der 22083 Hamburg tur jedoch nicht eindeutig ein Bezug zu deutschen Juden (Hg.): Die Tel. 428 63-34 32 den Deportationen herstellt, erklärt eine Deportation der Hamburger Fax 428 63-39 00 Tafel der Kulturbehörde diesen Zusammen- Juden. Hamburg 2002. denkmalschutzamt@bksm. hang. Nach anhaltender Kritik an der man- Beate Meyer: Die Deporta- hamburg.de gelhaften Vermittlung beschloss die Be- tion der Hamburger Juden www.hamburg.de/ 1941-1945, in: dies. (Hg.): denkmalschutzamt zirksversammlung Eimsbüttel Anfang Die Verfolgung und Ermor- 1988, den Ort als »Platz der jüdischen De- dung der Hamburger Juden portierten« mit drei weiteren Texttafeln zu 1933-1945. Geschichte, erklären. Zeugnis, Erinnerung. Landes- zentrale für politische Bil- dung und Institut für die Ge- schichte der deutschen Juden, Hamburg 2007, S. 42-78.

35 Stele mit Gedenktafel für die Neue Dammtor-Synagoge

Grünanlage beim Allendeplatz Y Rotherbaum

21 In Abstimmung zwischen dem Denk- malschutzamt und der Jüdischen Ge- meinde Hamburg wurde am 9. November 1995 eine Stele mit Gedenktafel am Stand- ort der ehemaligen Neuen Dammtor-Syna- goge angebracht. Ursprünglich sollte die Stele die Fassade der Synagoge nachbil- den. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch, so dass die Geschichte der Synagoge aus- schließlich in Textform wiedergegeben wurde. Die mit orientalischen Stilelementen verse- hene Synagoge war 1895 eingeweiht wor- den. Bei den Übergriffen und Zerstörungen der Pogromnacht vom 9. auf den 10. No- vember 1938 wurde sie zwar beschädigt, aber nicht in ihrer baulichen Substanz zer- stört. Sie konnte wieder repariert werden und war vom Frühjahr 1939 bis 1943 die einzige größere Synagoge in Hamburg, in der die verbliebenen Jüdinnen und Juden ihrem Gottesdienst nachgehen konnten. Nach einer 1943 erfolgten Beschlagnah- mung des Gebäudes diente die ehemalige Literatur Kontakt Neue Dammtor-Synagoge als Lagerraum für die Gestapo, bis am 27. Juli 1943 Bom- Saskia Rohde: Synagogen im Institut für die Geschichte benangriffe das Haus völlig zerstörten. Hamburger Raum 1680-1943, der deutschen Juden in: Arno Herzig (Hg.): Die Beim Schlump 83 Juden in Hamburg 1590 bis 20144 Hamburg 1990. Hamburg 1991, S. 143- Tel. 428 38-26 17 169. [email protected] Rita Bake (Hg.): Shalom www.igdj-hh.de Hamburg. Die Juden und ihre Synagogen. Ein Film von Nicole Rinza (DVD). Hamburg 2005.

36 Synagoge am Bornplatz: »Synagogenmonument« und Wandgemälde im »Pferdestall«

Synagogenmonument: Grindelhof 25, Joseph-Carlebach-Platz Wandgemälde: im Treppenhaus des »Pferdestall«-Gebäudes, Universität Hamburg, Allende-Platz 1 Y Rotherbaum

22 Die 1906 eingeweihte Synagoge am wohnerinnen und Anwohner mussten im Bornplatz war die erste offen zur Keller des benachbarten »Pferdestall«-Ge- Straße gelegene Synagoge in Hamburg. bäudes Zuflucht vor Bomben suchen und Dadurch und mit ihrer Größe – sie bot hatten dort nur unzureichend Schutz. 1200 Gläubigen Platz und hatte eine 40 Nach 1945 übernahm die Universität das Meter hohe Kuppel – wurde sie zum Sym- Gelände und nutzte den umgebauten Bun- bol für das Selbstbewusstsein und die ker als Bürogebäude sowie das übrige Ge- rechtliche Gleichstellung der Hamburger lände als Parkplatz. Jüdinnen und Juden. Am 9. November 1988, dem 50. Jahrestag Während des Pogroms gegen jüdische Ein- der Pogromnacht vom November 1938, richtungen in der Nacht vom 9. auf den 10. wurde das von Margrit Kahl (geb. 1942) November 1938 und erneut zwei Tage spä- gestaltete »Synagogenmonument« einge- ter wurde sie geschändet und beschädigt, weiht. Ein Bodenmosaik zeichnet den ging aber nicht wie Synagogen in anderen Grundriss und das Deckengewölbe der deutschen Städten in Flammen auf. Im Synagoge im Originalmaßstab ebenerdig Frühjahr 1939 wurde die jüdische Ge- nach. Am selben Tag wurde der Platz in meinde gezwungen, das Grundstück weit Erinnerung an den letzten Oberrabbiner unter Wert an die Stadt Hamburg zu ver- Hamburgs zu Zeiten der nationalsozialis- kaufen; die Kosten für den Abriss des Ge- tischen Verfolgung in »Joseph-Carlebach- bäudes musste sie selbst tragen. Die Platz« umbenannt. An der dem Synago- prächtige Hamburger Hauptsynagoge genmonument zugewandten Seite des wurde vom Juni 1939 bis zum 10. Januar ehemaligen Bunkers befindet sich eine Ge- 1940 abgetragen. Während des Krieges denktafel. Ihre Inschrift schließt mit dem wurde neben dem Gelände ein Hochbun- Wunsch: »Möge die Zukunft die Nachfah- ker errichtet, der heute noch existiert. Bei ren vor Unrecht bewahren.« Am 29. Sep- Luftangriffen war der Aufenthalt in diesem tember 2004 wurde neben dem Joseph- Bunker nur der »arischen« Bevölkerung des Carlebach-Platz auf das Bestreben der Grindel-Viertels vorbehalten. Jüdische An- Bürgerinitiative Grindelhof hin eine weitere

37 Tafel eingeweiht. Sie wurde von der Firma Literatur Kontakt JCDecaux gespendet, ist frei stehend und informiert auf Vorder- und Rückseite über Saskia Rohde: Synagogen im Kontakt: Hamburger Raum 1680-1943, Institut für die Geschichte die Geschichte der Synagoge und des Ge- in: Arno Herzig (Hg.): Die der deutschen Juden denkortes. Juden in Hamburg 1590 bis Beim Schlump 83 Zwischen den Jahren 1985 und 1988 schuf 1990. Hamburg 1991, S. 143- 20144 Hamburg der Maler Constantin Hahm (geb. 1948) im 169. Tel. 428 38-26 17 Rita Bake (Hg.): Shalom [email protected] Auftrag der Kulturbehörde vorwiegend im Hamburg. Die Juden und www.igdj-hh.de. Treppenhaus des »Pferdestall«-Gebäudes ihre Synagogen. Ein Film von der Universität Hamburg insgesamt sechs Nicole Rinza (DVD). Hamburg Universität Hamburg Wandgemälde, mit denen unter anderem 2005. Department Sozialwissen- Kunstgeschichtliches Semi- schaften auch die Geschichte des Gebäudes künst- nar der Universität Hamburg Institut für Politische Wis- lerisch bearbeitet wird. Hervorzuheben ist (Hg.): Kunst an der Universi- senschaft insbesondere das kontrastreiche, in kräfti- tät Hamburg. Ein Inventar. Allendeplatz 1 gen Farben leuchtende Gemälde im Trep- Hamburg 1991, S. 43-48. 20146 Hamburg penflur des zweiten Stocks: Die Stadt Tel.: 428 38-27 65 Fax: 428 38-35 34 brennt und die Bomben fallen, während mestern@sozialwiss. Strich-Menschen in rot und schwarz, den uni-hamburg.de Farben der Hakenkreuzflagge, im Hoch- www.sozialwiss. bunker Schutz finden. Zwei Strich-Men- uni-hamburg.de schen vor gelbem, an die Farbe des »Judensterns« erinnerndem Hintergrund krümmen sich hingegen im Keller des »Pferdestalls«.

38 Wandbild »Jüdische Kultur am Grindel«

Von-Melle-Park 9 Y Rotherbaum

Lebens und seiner Stätten während des NS-Regimes. In das Wandbild sind drei Plakate aus der Zeit der Weimarer Republik integriert, die »Nie wieder Krieg« und ein Zusammenstehen aller politischen Gegner des Nationalsozialismus fordern, sowie ein Gedicht der deutsch-schwedischen Dichte- rin Nelly Sachs (1891-1970), das mahnt, die Erinnerung wach zu halten.

Literatur Kontakt

Ursula Wamser, Wilfried Universität Hamburg Weinke (Hg.): Eine ver- Pressestelle schwundene Welt. Jüdisches Edmund-Siemers-Allee 1 Leben am Grindel. Springe 20146 Hamburg 2006. Tel. 428 38-29 68 [email protected] www.uni-hamburg.de

23 Das Wandbild am Gebäude des De- partments für Wirtschaft und Politik der Universität Hamburg, der früheren Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), wurde am 9. November 1995 ein- geweiht. Es wurde von der argentinischen Künstlerin Cecilia Herrero (geb. 1960) zu- sammen mit einer Gruppe von Studieren- den gestaltet. Das Bild zeigt das facetten- reiche jüdische Leben am Grindel mit sei- ner Vielzahl von Geschäften, kulturellen Einrichtungen, Schulen und zwei Synago- gen vor Beginn der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Im Wandbild symboli- sieren Risse zwischen den einzelnen Bild- elementen die Zerstörung des jüdischen

39 Karte 4 Y Barmbek-Nord – Barmbek-Süd – Eppendorf – Winterhude

24

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40 Bildtafeln »Szenen des Widerstands« zur Biografie der Margaretha Rothe

Margaretha-Rothe-Gymnasium, Langenfort 5 Y Barmbek-Nord

siehe auch: 33 42

24 2002 brachte die Namensgeberin der Schülerinnen und Schülern des Marga- eigenen Schule 24 Schülerinnen und retha-Rothe-Gymnasiums zurück. Schüler des Margaretha-Rothe-Gymnasi- Zu ersten öffentlichen Ehrungen des Wi- ums dazu, sich mit der Biografie der Wi- derstandskreises war es in den 1970er und derstandskämpferin Margaretha Rothe zu 1980er Jahren gekommen: Eine Boden- beschäftigen und ihrem Schicksal ein blei- platte im Audimax der Universität Ham- bendes Denkmal zu setzen. Die Schüle- burg wurde 1971 eingeweiht, der Marga- rinnen und Schüler entwickelten und ge- retha-Rothe-Weg in Hamburg-Niendorf stalteten in ihrem Kunstkurs vierzehn Bild- 1982 benannt, das Geussenhainer-Rothe- tafeln, die seither in der Aula des Gymnasi- Haus auf dem Gelände des Universitäts- ums dauerhaft ausgestellt sind. Die Tafeln krankenhauses Eppendorf 1987 benannt sind in schwarz-weiß gehalten, jeweils (zugleich in Erinnerung an den 1945 im KZ einen Quadratmeter groß und erzählen im Mauthausen gestorbenen Friedrich G.), Stil einer »Graphic Novel«, also einer illus- und 1988 folgte schließlich die Benennung trierten Geschichte, das Leben Margaretha des »Margaretha-Rothe-Gymnasiums« in Rothes. Der Kurs erhielt für diese Arbeit Barmbek-Nord. den Bertini-Preis 2002. Die Hamburgerin wurde 1919 geboren und schloss sich als Schülerin der Lichtwark- schule bereits 1936 einem oppositionellen Lesekreis um die Lehrerin Erna Stahl an. Als Medizinstudentin bildete sie gemein- sam mit Kommilitonen eine Widerstands- gruppe, die mit der Münchner »Weißen Rose« in Verbindung stand. Margaretha Rothe und ihre Gruppe verteilten Zettel mit den Frequenzen der Auslandsradiosender Literatur Kontakt und die nach Hamburg gelangten Flugblät- ter der Geschwister Scholl gegen das NS- Candidates of Humanity. Do- Margaretha-Rothe- Regime, bis sie am 9. November 1943 kumentation zur Hamburger Gymnasium Weißen Rose anlässlich des Langenfort 5 wegen »Hochverrats« und »Wehrkraftzer- 50. Geburtstages von Hans Tel. 428 86 86-0 setzung« von der Gestapo verhaftet wur- Leipelt. Bearbeitet von Ursel Fax 428 86 86-19 den. Margaretha Rothe blieb bis 1945 in Hochmuth. Hamburg 1971. [email protected] Haft, zunächst in Hamburg-Fuhlsbüttel, burg.de dann in Leipzig, wo sie an TBC erkrankte www.mrg-online.de Die Besichtigung der Tafeln und am 15. April 1945 starb. ist nach vorheriger Anmel- Auch ein Erinnerungsstein für Margaretha dung im Sekretariat des Mar- Rothe im Garten der Frauen auf dem Fried- garetha-Rothe-Gymnasiums hof Ohlsdorf geht auf die Initiative von möglich.

41 Mahnmal für die Bombenopfer

Fußgängerinsel Hamburger Straße/Oberaltenallee Y Barmbek-Süd

25 Während der »Operation Gomorrha« Literatur Kontakt kamen in der Nacht zum 30. Juli 1943 bei einem Bombenangriff in einem Klasse 8b der Gesamtschule Denkmalschutzamt Winterhude (Hg.): »denn sie Imstedt 18-20 Luftschutzbunker unter dem Kaufhaus hatten nichts daraus ge- 22083 Hamburg Karstadt in der Hamburger Straße 370 lernt.« Das Antikriegsdenk- Tel. 428 63-34 32 Menschen ums Leben. Ein Mahnmal für mal Hamburger Straße. An- Fax 428 63-39 00 diese Opfer wurde auf Bestreben der Frie- lass zur Spurensuche. Ham- denkmalschutzamt@bksm. burg 1993. hamburg.de densinitiative Barmbek- und des Ulrike Hoppe: »Hätte ich dir www.hamburg.de/ Bezirksamts Nord am 30. Juli 1985 einge- bloß das blaue Kleid gege- denkmalschutzamt weiht. Eine von starkem Verkehr umfah- ben …«. Erinnerungen an rene Fußgängerinsel ist Standort des die Bombardierung Wands- beks und Eilbeks im Juli Mahnmals. Die Künstlerin Hildegard Huza 1943, in: Ulrike Jureit, Beate (geb. 1952) zeigt mit ihrer Skulptur einen Meyer (Hg.): Verletzungen. gebeugten Menschen, der in einer zer- Lebensgeschichtliche Verar- störten Mauerecke aus Klinkersteinen kau- beitung von Kriegserfah- ert. Der Sockel trägt zwei vom Ortsaus- rungen. Hamburg 1994, S. 118-133. schuss Barmbek-Uhlenhorst verfasste In- schriften. Die eine beschreibt mit wenigen Worten das historische Ereignis, die an- dere lautet: »Diese Toten mahnen – Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg«.

42 Gedenkstätte Ernst Thälmann

Ernst-Thälmann-Platz/Tarpenbekstraße 66 Y Eppendorf

26 Ernst Thälmann (1886–1944) war seit März 1919 Vorsitzender der Unab- hängigen Sozialdemokratischen Partei in Hamburg und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, von 1925 bis 1933 Mitglied des Deutschen Reichstags und Vorsitzen- der der Kommunistischen Partei Deutsch- lands, die sich unter seiner Führung in har- ter Abgrenzung zur Sozialdemokratie radi- kalisierte. Er lebte mit seiner Familie von 1929 bis zu seiner Festnahme am 3. März 1933 in der Tarpenbekstraße 66 in Ham- burg. Nach seiner Verhaftung als politi­ scher Gegner des NS-Regimes war er fast elfeinhalb Jahre inhaftiert, bevor er im Au- gust 1944 im KZ Buchenwald ermordet wurde. 1969 engagierten sich ehemalige Wegge- fährten Thälmanns dafür, in dem Haus an der Tarpenbekstraße eine Gedenkstätte einzurichten. Die bis heute in privater Trä- gerschaft eines Kuratoriums befindliche Literatur Kontakt Gedenkstätte wurde am 18. August des gleichen Jahres eröffnet. Im April 1985 Ernst Thälmann und Kampf- Gedenkstätte wurde der Platz vor dem Haus in »Ernst- gefährten. Eine Hamburger Ernst Thälmann Hamburg Thälmann-Platz« umbenannt. In einer stän- Ausstellung in Bild und Text. Tarpenbekstraße 66 Dokumentation, zusammen- 20251 Hamburg digen Ausstellung werden Dokumente zur gestellt von Markus Gunkel, Tel. 47 41 84 Geschichte der Arbeiterbewegung und des Ursel Hochmuth, Hans Rondi kuratorium@thaelmann- Arbeiterwiderstands gezeigt. Im Mittel- und Ewald Stiefvater. Hg.: gedenkstaette.de punkt steht das Wirken Ernst Thälmanns Kuratorium »Gedenkstätte www.thaelmann- Ernst Thälmann« e.V. Ham- gedenkstaette.de als Vorsitzender der KPD, seine verschie- burg 2000. denen Haftstationen in Berlin, Hannover Peter Monteath (Hg.): Ernst Öffnungszeiten: und Bautzen und sein Tod in Buchenwald. Thälmann. Mensch und My- Montag 17.00 bis 20.00 Uhr, Gedenktafeln erinnern an weitere, zumeist thos. Amsterdam 2000. Mittwoch bis Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr, Samstag 10.00 kommunistische Politiker, die von den Nati- bis 13.00 Uhr sowie nach onalsozialisten ermordet wurden. Vereinbarung.

43 Mahnmal »Verhörzelle«

Geschwister-Scholl-Straße, Ecke Erikastraße Y Eppendorf

27 Aus Fundstücken vom Elbstrand und Zelle. Dieses am 1. Oktober 1990 einge- aus dem Keller des Oberlandesge- weihte Denkmal erschließt sich nur denje- richts entwickelte der Künstler Gerd Stange nigen, die sich bücken und in der Erde (geb. 1954) die Idee für ein Denkmal – nach der Zelle forschen. ohne Auftrag. Er arrangierte einen Wehr- machtshelm, ein Stück Treibholz und einen Literatur Kontakt alten Gerichtsstuhl zu einer Installation, die an die Opfer nationalsozialistischer Verfol- Thomas Sello, Gunnar F. Ger- Behörde für Kultur, Sport gung insbesondere durch den Justiz-Appa- lach: Gerd Stange. Verhör- und Medien rat erinnern soll. Die so entstandene »Ver- zelle und andere antifaschi- Kulturamt stische Mahnmale in Ham- Hohe Bleichen 22 hörzelle« konnte erst nach längeren Dis- burg. Hamburg 1994. 20354 Hamburg kussionen aufgestellt werden. Der Standort Tel. 428 24-284 in der Geschwister-Scholl-Straße wurde in anne-kathrin.reinberg@ Abstimmung mit der Kulturbehörde, der bksm.hamburg.de www.hamburg.de/bksm Weiße-Rose-Stiftung und weiteren Be­ teiligten gefunden. Gerd Stange platzierte seine Installation »Verhörzelle« in der Erde: In einem ausgeschachteten Graben, der mit Stahl verkleidet und mit einer Panzer- platte von oben abgedeckt wurde, baute er die Fundstücke auf und beleuchtete die

44 Röhrenbunker Tarpenbekstraße

Tarpenbekstraße 68, Ernst-Thälmann-Platz Y Eppendorf

28 Der Zwei-Röhren-Bunker in der Tar- Künstler 1996 einen Wasserlauf, der penbekstraße wurde 1940 errichtet. – durch die Hand des Besuchers zum Flie- Er besteht aus zwei ca. 15 Meter langen ßen gebracht – den Fluss der Erinnerungen unterirdischen Betonröhren, die 100 Men- symbolisieren soll. schen Schutz vor Splitter- und Brandbom- Heute ist das Stadtteilarchiv Eppendorf Trä- ben sowie Gasangriffen bieten sollten. ger des Bunkers. Der Verein hat umfang- Nach dem Krieg war der Bunker bis in die reiche Bauarbeiten durchgeführt, bietet 1990er Jahre geschlossen. Erst auf Initia- nach Absprache Führungen an und will mit tive der Künstler Michael Batz (geb. 1951) Veranstaltungen im Bunker die Bereiche und Gerd Stange (geb. 1954) wurde er als Kunst, Geschichtsforschung und Literatur Mahnmal für die Opfer des Nationalsozia- zusammenführen. lismus umgebaut. Mit dem Projekt »Sub- bühne« wurde im Mai 1995 zum einen der Literatur Kontakt Bunker zur »Bühne« umgewandelt. Gleich- zeitig erinnerten verschiedene Veranstal- Museum für Hamburgische Stadtteilarchiv tungen an den 1947 an Kriegs- und Haft- Geschichte (Hg.): Gerd Eppendorf e.V. folgen verstorbenen Schriftsteller Wolf- Stange. Weitergraben. Gra- Martinistraße 40 ben als künstlerische Strate- 20251 Hamburg gang Borchert, dessen ehemaliges Wohn- gie. Hamburg 1996. Tel. 480 47 87 haus in Sichtweite des Bunkers liegt. Mit stadtteilarchiv.eppendorf@ der »Rhythmischen Babylonischen Was- web.de serskulptur« konstruierten die beiden www.kulturhaus-eppendorf.de

45 »Sagt nein« – Bronzeplastik und Gedenktafel zur Erinnerung an Wolfgang Borchert

Rosengarten an der Eppendorfer Landstraße; Eppendorfer Marktplatz Y Eppendorf

29 Der Dramatiker und Schauspieler doch für die Beibehaltung der alten Tafel Wolfgang Borchert wurde 1921 in und deren Ergänzung durch die neue Tafel. Hamburg-Eppendorf geboren. Schon früh Die Bronzeplastik im Rosengarten an der begann er zu schreiben und Theater zu Eppendorfer Landstraße trägt den Namen spielen. 1941 kam seine Einberufung zum »Mutter mit Kind«. Der Bildhauer Ernst A. Kriegsdienst. Als Soldat erlitt er zahlreiche Nönnecke schuf dieses Denkmal einer Verwundungen und erkrankte schwer. schwangeren Frau, die mit ihrem Kind in Mehrfach wegen »Wehrkraftzersetzung« Bombentrümmern steht. Es wurde am 13. angeklagt, musste er wiederholt in Haft November 1994 eingeweiht. Die Errichtung und erlebte das Kriegsende als schwer- geht auf das Betreiben des Eppendorfer kranker Mann, der bis zu seinem Tod 1947 Bürgervereins zurück. nicht wieder gesunden sollte. Bekannt ist Borchert vor allem durch sein Theaterstück »Draußen vor der Tür«, mit dem er die trau- matischen Kriegserfahrungen und ihre Nachwirkungen in der unmittelbaren Nach- kriegszeit verarbeitete. Eines der letzten Werke Borcherts, das Anti-Kriegsgedicht »Sagt nein«, wird auf zwei Denkmälern in Eppendorf zitiert. Am 10. Juli 1984 wurde in Anwesenheit von Hertha Borchert, der Mutter Wolfgang Borcherts, eine Gedenktafel am Eppendor- fer Marktplatz eingeweiht. Sie wurde von dem Hamburger Bildhauer Hans-Joachim Frielinghaus aus Bronze gestaltet und zi- tiert die letzte Strophe des Gedichts »Sagt Nein«. Errichtet wurde die Tafel ganz be- Literatur Kontakt wusst neben einer so genannten Frie- denseiche auf dem Eppendorfer Markt- Peter Rühmkorf: Wolfgang Stadtteilarchiv platz, die Ende des 19. Jahrhunderts »zur Borchert. Mit Selbstzeugnis- Eppendorf e.V. Erinnerung an den glorreichen Frieden von sen und Bilddokumenten. 28. Martinistraße 40 Auflage, Reinbek bei Ham- 20251 Hamburg 1871« gepflanzt worden war, wie es auf burg 2002. Tel. 480 47 87 der Tafel an der Eiche heißt. Nach dem stadtteilarchiv.eppendorf@ Wunsch der Eppendorfer Friedensinitiative web.de sollte diese Inschrift 1982 durch das Ge- www.kulturhaus-eppendorf.de dicht Wolfgang Borcherts ersetzt werden. Die damalige Bezirksversammlung stimmte nach heftigen Diskussionen im Stadtteil je-

46 »Denk-Mal Güterwagen« an der Gesamtschule Winterhude

Meerweinstraße 28 Y Winterhude

30 Die Schule Meerweinstraße wurde ein Denkmal, das in einer kleinen Anlage 1930 als Reformschule gegründet. neben dem Schulgelände steht und im No- Gleich nach dem 5. März 1933 führten die vember 1996 eingeweiht wurde. Mit zwei Nationalsozialisten in Hamburg unter der vor einem Güterwaggon der Deutschen Parole »Schluss mit der roten Pädagogik« Reichsbahn stehenden Skulpturen, die die eine massive Kampagne gegen Schulen beiden Lehrerinnen darstellen, erinnert das durch, die sich wie die Meerweinschule »Denk-Mal« an den Abtransport ins Ghetto der demokratischen Republik verpflichtet und damit die Deportation in den Tod. fühlten. Als nach Erlass des Berufsbeam- tengesetzes vom 7. April 1933 »Nichtarier« aus dem öffentlichen Dienst entfernt wur- den, mussten auch zwei jüdische Lehre- rinnen und deren Kinder die Schule verlas- sen: Julia Cohn und Hertha Feiner-Asmus. Der Sohn von Julia Cohn konnte noch vor Kriegsbeginn nach England geschickt wer- den; sie selbst wurde 1941 aus Hamburg deportiert und kam in Riga ums Leben. Die beiden Töchter von Hertha Feiner-Asmus überlebten in der Schweiz; sie selbst starb 1943 auf dem Transport nach Auschwitz. Literatur Kontakt Seit 1983 beschäftigt sich die Gesamt- schule Winterhude in verschiedenen Pro- Ursel Hochmuth, Hans-Peter Gesamtschule Winterhude jekten mit dem Verfolgungsschicksal der de Lorent (Hg.): Hamburg. Meerweinstraße 28 beiden ehemaligen Lehrerinnen. Nach Be- Schule unterm Hakenkreuz. 22303 Hamburg Hamburg 1985, S. 51-55, Tel. 428 984-0 suchen von Dr. Inge Flehmig und Paul 201f. Fax 428 984-45 Cohn, Kinder der beiden Ermordeten, www.gs-winterhude.de wurde Anfang der 1990er Jahre eine Ge- denktafel am Eingang der Schule ange- bracht und in der Jarrestadt der »Hertha- Feiner-Asmus-Stieg« nach einer der beiden Pädagoginnen benannt. Gleichzeitig initi- ierte die Schule das Projekt »Denk-Mal Gü- terwagen«. Gemeinsam mit der Bildhauerin Christine Schell und dem Bildhauer POM (Peter Märker) erarbeiteten Schülerinnen und Schüler mehrerer Jahrgänge, Lehre- rinnen und Lehrer sowie Anwohnerinnen und Anwohner in einer offenen Werkstatt

47 Skulptur »Wasserspeier«

Stadtpark, am Planschbecken Y Winterhude

31 Richard Haizmann (1895–1963) war planschbeckens im Stadtpark aufgestellt. als Maler, Bildhauer und Keramiker Eine im Fußweg eingelassene Texttafel er- tätig. 1930 wurde seine Skulptur »Wasser- läutert die Entstehungs- und Wirkungsge- speier« am Kinderspielplatz in der Hum- schichte der Skulptur. boldtstraße in Barmbek aufgestellt. Nach 1933 wurde Haizmann als »entarteter Literatur Kontakt Künstler« verfemt, die Nationalsozialisten demontierten seine Skulptur 1937. Sie Richard Haizmann: Wand- Stadtpark Verein Hamburg wurde als Exponat in die Ausstellung »Ent- lung der Tage. Erinnerungen e.V. artete Kunst« aufgenommen und danach 1919-1961. Hamburg 1968. RA Mohr & Partner Gabriele Franke: Fabeltier Alsterdorfer Straße 276–278 eingeschmolzen. Der Künstler selbst ver- oder »Judengeschöpf«. Chro- 22297 Hamburg ließ Hamburg 1934, ging nach Niebüll und nik einer Recherche. Hg.: Ge- Tel. 514 84 50 zog sich dort – in unmittelbarer Nachbar- schichtswerkstatt Barmbek. www.stadtparkverein.de schaft zu Emil Nolde – in die so genannte Hamburg 1990. Volker Plagemann (Hg.): Richard-Haizmann-Museum »innere Emigration« zurück. Kunst im öffentlichen Raum. Rathausplatz 2 Nach Ende des NS-Regimes erhielt Haiz- Ein Führer durch die Stadt 25899 Niebüll mann 1951 als »Wiedergutmachung« eine Hamburg. Hamburg 1997, Tel./Fax 04661/1010 geringe finanzielle Entschädigung für die S. 95. haupenthal@museums verbund-nordfriesland.de Zerstörung seiner Brunnenskulptur. Erst www.haizmann-museum.de 31 Jahre nach dem Tod des Künstlers wurde eine Replik des »Wasserspeiers« angefertigt und 1994 am Rand des Kinder-

48 Karte 5 Y Friedhof Ohlsdorf

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49 Friedhof Ohlsdorf: Ehrenhain Hamburger Widerstandskämpfer

Bergstraße, rechts vom Haupteingang des Ohlsdorfer Friedhofs Y Ohlsdorf

teten tschechischen Widerstandskämpfers Julius Fucík »Menschen wir hatten Euch lieb – Seid wachsam«. Bis heute fanden 55 Hamburger Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer hier ihre letzte Ruhe- stätte. Ein weiteres Ehrenfeld für überwiegend nach 1945 verstorbene Widerstandskämp- ferinnen und -kämpfer und NS-Verfolgte befindet sich im östlichen Teil des Fried- 32 Am 8. September 1946 wurden 27 hofs. Es wurde 1961 auf Veranlassung der Urnen hingerichteter Hamburger Wi- Geschwister-Scholl-Stiftung eingerichtet. derstandskämpfer aus der Hamburger Ar- Ein Obelisk mit den Lebensdaten der Ge- beiterbewegung in einer Grabanlage ge- schwister Scholl erinnert an die Opfer des meinsam bestattet, die direkt neben der Nationalsozialismus. 2006 wurde die An- Anlage für die Gefallenen der Novemberre- lage durch die Arbeitsgemeinschaft ehe- volution von 1918 ihren Platz fand. 1947 mals verfolgter Sozialdemokraten um drei entstand die Bezeichnung »Ehrenhain«, als Stelen ergänzt, die die Namen verfolgter dort die inzwischen aufgefundenen Urnen und getöteter Hamburger Sozialdemokra- von elf weiteren enthaupteten Wider- tinnen und Sozialdemokraten auflisten. standskämpfern beigesetzt wurden. Die Eine 2008 von der Geschwister-Scholl-Stif- Grabstellen erhielten Kissensteine, die die tung im Eingangsbereich aufgestellte Tafel Namen, Geburts- und Sterbedaten der nennt die unterschiedlichen Gruppenzuge- Opfer tragen. hörigkeiten der hier bestatteten Opfer, von Auf Veranlassung der Friedhofsverwaltung denen viele dem kommunistischen Wider- erfolgte Anfang der 1960er Jahre eine er- stand angehörten. neute Umbettung; der neue Ehrenhain wurde an seinem heutigen Standort am Literatur Kontakt 6. Mai 1962 von der Vereinigten Arbeitsge- meinschaft der Naziverfolgten eingeweiht. Herbert Diercks: Friedhof Hamburger Friedhöfe -AöR- Bald danach gründete sich ein Kuratorium, Ohlsdorf. Auf den Spuren Fuhlsbüttler Straße 756 das für eine würdige Ausgestaltung der von Naziherrschaft und Wi- 22337 Hamburg derstand. Hamburg 1992. Tel. 593 88-831 Gedenkstätte sorgte. Die von dem Archi- Ursel Hochmuth: Niemand Fax 593 88-888 tekten Karlheinz Rebstock neu gestaltete und nichts wird vergessen. lrehkopf@friedhof- Anlage ergänzen seit 1968 eine von dem Biogramme und Briefe Ham- hamburg.de Hamburger Bildhauer Richard Steffen burger Widerstandskämpfer www.friedhof-hamburg.de 1933-1945. Eine Ehrenhain- (1903–1964) geschaffene Bronzeplastik Dokumentation in Text und und die auf eine eingrenzende Steinwand Bild. Hamburg 2005. geschriebenen Worte des 1943 hingerich-

50 Garten der Frauen: Gedenkort für Opfer und Gegnerinnen des NS-Regimes

Friedhof Ohlsdorf: Cordesallee, beim historischen Wasserturm und Kapelle 10 Y Ohlsdorf

siehe auch: 17 24

fen worden. Auch dieser Stein hat in seiner Mitte eine Öffnung. In ihr hängt eine Me- tallschwalbe. Die Öffnung symbolisiert das Zellenfenster, die Metallschwalbe ein Flug- blatt der »Weißen Rose«, geformt zu einer »Schwalbe«, das in die Freiheit geworfen wird. Weitere Erinnerungssteine gedenken der Psychologin Dr. Martha Muchow, der Zwangsarbeiterin Martha Golembiewski und der KPD-Widerstandskämpferin Käthe Tennigkeit. 33 Der vom Verein »Garten der Frauen« An den Grabsteinen der Widerstandskämp- errichtete und getragene Garten der ferin Yvonne Mewes, der Bildhauerin Frauen, ist ein Ort der Erinnerung mit Leonore Toepke, der jüdischen Malerin Grabsteinen von bedeutenden Frauen, Gretchen Wohlwill, der jüdischen Musik- deren Gräber sich auf dem Friedhof Ohls- erin Edith Weiß-Mann sowie der Leiterin dorf befanden, und eine Begräbnisstätte des Volksdorfer Kinderheims Hilde Wulff für Frauen. Hier befinden sich in der aus und der Schauspielerin Charlotte Kramm einzelnen Sandsteinen zusammengesetz- stehen weitere Erinnerungstafeln. ten Erinnerungsspirale, die an diejenigen bedeutenden Frauen erinnern soll, deren Literatur Kontakt Gräber auf dem Friedhof Ohlsdorf nicht mehr vorhanden sind, unter anderem fol- Rita Bake, Brita Reimers: Garten der Frauen e.V. gende »Erinnerungssteine«: Stadt der toten Frauen. 127 Dr. Rita Bake Um dem Erinnerungsstein für das Euthana- Frauenportraits vom Ohlsdor- Tel: 560 44 62 fer Friedhof. Hamburg 1997. [email protected] sieopfer Erna Hoffmann, die mit weiteren www.garten-der-frauen.de Frauen aus Hamburg im November 1941 aus der »Irrenanstalt« Rickling in die Heil- und Pflegeanstalt Pfafferode verlegt und dort durch Nahrungsentzug getötet wurde, die Kompaktheit zu nehmen, wurde er in der Mitte mit durchscheinenden Glassplit- tern gefüllt und die Öffnung von Gitterstä- ben eingeschlossen. Der Erinnerungsstein für Margaretha Rothe, Gegnerin des NS-Regimes und Mit- glied des Hamburger Zweigs der Weißen Rose, ist nach der Idee einer Schülerin des Margaretha-Rothe-Gymnasiums geschaf-

51 Friedhof Ohlsdorf: Gräberfeld ausländischer Opfer (KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter)

Zwischen Eichenallee, Sorbusallee und Bramfelder Chaussee Y Ohlsdorf

34 Der am 1. Juli 1877 eröffnete Ohls- 4. Mai 1945 haben in diesem Bereich des dorfer Friedhof ist der größte Park- Friedhofs 715 namentlich bekannte Häft- friedhof der Welt. Mehrere Gräberfelder linge der im Hamburger Stadtgebiet gele- und Ehrenmale erinnern an die Opfer des genen Außenlager ihr Grab gefunden. Nationalsozialismus. So gibt es Ehrenplätze Im Zuge einer Neugestaltung dieser Fläche für Widerstandskämpferinnen und -kämp- initiierte die Friedhofsverwaltung 1977 die fer, Bombenopfer, sowjetische Kriegsge- Errichtung eines Gedenksteins in Form fangene, niederländische, britische und eines Pyramidenstumpfes, auf dem einige polnische Opfer und für viele andere. Heimatländer der Opfer genannt werden. Im äußeren Randbereich des Friedhofs Eine Reliefmauer, gestaltet von Herbert sind ca. 3500 Opfer aus 28 verschiedenen Glink, ergänzt die Anlage. Ländern begraben, die als KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter Literatur Kontakt unter dem NS-Regime in Hamburg zu Tode kamen oder ermordet wurden. Die hier Be- Helmut Schoenfeld: Der Hamburger Friedhöfe -AöR- statteten sind in verschiedenen Konzentra- Ohlsdorfer Friedhof. Ein Fuhlsbüttler Straße 756 tions-, Kriegsgefangenen- und Arbeitsla- Handbuch von A-Z. Hamburg 22337 Hamburg 2006. Tel. 593 88-831 gern ums Leben gekommen, im Untersu- Herbert Diercks: Friedhof Fax 593 88-888 chungsgefängnis hingerichtet worden oder Ohlsdorf. Auf den Spuren lrehkopf@friedhof- anderen Mordaktionen zum Opfer gefallen. von Naziherrschaft und Wi- hamburg.de Gegen Kriegsende wurden längst nicht derstand. Hamburg 1992, www.friedhof-hamburg.de S. 90-98. mehr alle Tote des KZ Neuengamme einge- äschert. Allein von Anfang Januar bis zum

52 Friedhof Ohlsdorf: Mahnmal »Fahrt über den Styx« für die Opfer des »Feuersturms«

Zwischen Eichen- und Kirschenallee Y Ohlsdorf

35 Für die ca. 37.000 Opfer der alliierten den ersten Nachkriegsjahren gesetzte Luftangriffe auf Hamburg im Sommer Grabsteine, die an einzelne Opfer erinnern. 1943 entstand auf dem Ohlsdorfer Friedhof eine weitläufige Gräberstätte. Häftlinge aus dem KZ Neuengamme mussten die oft- mals bis zur Unkenntlichkeit verstümmel- ten Toten in den zerstörten Stadtteilen aus den Trümmern bergen und beim Ausheben des großen Massengrabes auf dem Ohls- dorfer Friedhof helfen, das kreuzförmig mit breiten Armen von über hundert Metern Länge angelegt wurde. Am 16. August 1952 wurde am Ort des Massengrabes ein Mahnmal für die Ham- Literatur Kontakt burger Bombenopfer eingeweiht. Im Mit- telpunkt der Kreuzarme steht ein quadra- Volker Plagemann: »Vater- Hamburger Friedhöfe -AöR- tischer Sandsteinbau, der die Skulptur stadt, Vaterland, schütz Dich Fuhlsbüttler Straße 756 »Fahrt über den Styx« von Gerhard Marcks Gott mit starker Hand«. 22337 Hamburg Denkmäler in Hamburg. Tel. 593 88-831 (1889–1981) umschließt. Sie zeigt den To- Hamburg 1986, S. 163f. Fax 593 88-888 tenfährmann Charon, der ein Brautpaar, Helmut Schoenfeld: Der lrehkopf@friedhof- eine Mutter mit Kind, einen Mann und Friedhof Ohlsdorf. Gräber, hamburg.de einen Greis ans jenseitige Ufer in die Un- Geschichte, Gedenkstätten. www.friedhof-hamburg.de Hamburg 2000, S. 129f. terwelt bringt – ein Bild aus der grie- Malte Thießen: Eingebrannt Volksbund Deutsche Kriegs- chischen Mythologie. Die erstarrt wirkende ins Gedächtnis. Hamburgs gräberfürsorge e.V. Szene soll die Gleichgültigkeit des organi- Gedenken an Luftkrieg und Landesverband Hamburg sierten Massentodes symbolisieren, der Kriegsende 1943 bis 2005. Saling 9 München/Hamburg 2007. 20535 Hamburg seine Opfer in jedem Abschnitt des Lebens Tel. 25 90 91 gefunden hat. Das Denkmal verursacht seit Fax 250 90 50 seiner Einweihung Diskussionen, da es das [email protected] Kriegsgeschehen als schicksalhaft darstellt www.volksbund-hamburg.de und keinen Bezug zum NS-Regime her- stellt. Das Mahnmal wird durch 18 Eichenbalken ergänzt, auf denen die Namen der Stadt- teile stehen, aus denen die Toten zu dieser Ruhestätte gebracht wurden, und durch eine Erläuterungstafel, die die Zahl der Opfer mit 36.918 angibt. Am Rande der Anlage stehen von Angehörigen zumeist in

53 Friedhof Ohlsdorf: Mahnmal für die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung

Talstraße, gegenüber dem Krematorium Y Ohlsdorf

36 Bereits ein Jahr nach Kriegsende und Nation nahmen deshalb je eine Urne mit der Befreiung von der NS-Herrschaft Ascheresten verstorbener Häftlinge mit auf beschloss der Senat die Errichtung eines den Weg in ihre Heimatländer. Auch Ham- Mahnmals für die Opfer des NS-Terrors. burger Widerstandskämpfer nahmen eine Dem von der britischen Militärregierung er- solche Urne mit. nannten Senat gehörte zu dieser Zeit auch Eine vor dem Denkmal liegende Marmor- mit den Zuständigkeiten für Wiedergutma- platte nennt die Namen von 25 Konzentra- chung und Flüchtlingshilfe betraute Franz tionslagern und Verfolgungsstätten. Heitgres (KPD) an, der damalige Vorsit- zende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Als das Denkmal drei Jahre später fertig gestellt war, überlager- ten die Teilung Deutschlands und der be- ginnende Kalte Krieg die Einweihungsfei- ern. Deshalb fanden im Mai 1949 gleich zwei Veranstaltungen statt: die des Senats am 3. Mai mit Bürgermeister Max Brauer als Hauptredner und ein von der VVN aus- gerichtetes »Internationales Befreiungstref- fen« am 8. Mai, unter anderem mit Martin Literatur Kontakt Plat (FDP) und Philipp Auerbach (Baye- rische Staatsregierung) als Redner. Herbert Diercks: Friedhof Hamburger Friedhöfe -AöR- Das von dem Architekten Heinz Jürgen Ohlsdorf. Auf den Spuren Fuhlsbüttler Straße 756 Ruscheweyh entworfene Mahnmal befin- von Naziherrschaft und Wi- 22337 Hamburg derstand. Hamburg 1992. Tel. 593 88-831 det sich direkt gegenüber dem Kremato- Peter Reichel: Das Dritte Fax 593 88-888 rium, in dem in den Jahren der nationalso- Reich auf dem Friedhof Ham- lrehkopf@friedhof- zialistischen Herrschaft mehrere tausend burg-Ohlsdorf, in: ders.: Poli- hamburg.de Opfer des Regimes eingeäschert wurden. tik mit der Erinnerung. Ge- www.friedhof-hamburg.de dächtnisorte im Streit um die Die Stele besteht aus 105 Urnen mit Erde nationalsozialistische Ver- und Ascheresten aus verschiedenen Kon- gangenheit. München/Wien zentrationslagern und Hinrichtungsstätten, 1995, S. 88-97. die in einem hohen Rahmen in 15 Reihen Malte Thießen: Eingebrannt ins Gedächtnis. Hamburgs übereinander angeordnet sind. Die »Urne Gedenken an Luftkrieg und des unbekannten Konzentrationärs« war Kriegsende 1943 bis 2005. Anlass zur Errichtung des Denkmals: Nach München/Hamburg 2007. der Befreiung des KZs Buchenwald schwo- ren sich die überlebenden Häftlinge, die Er- innerung an das Unrecht wach zu halten. Repräsentanten jeder im Lager vertretenen

54 Jüdischer Friedhof Ohlsdorf: Mahnmal für die ermordeten Hamburger Juden

Ilandkoppel Y Ohlsdorf

37 Der Jüdische Friedhof Ohlsdorf schrift an die jüdischen Opfer des National- wurde 1883 angelegt und nahm sozialismus. Davor befindet sich seit 1957 Grabsteine der 1934 bzw. 1937 geschlos- eine Urne mit Asche von Toten aus dem senen Friedhöfe in Ottensen und am Grin- Konzentrationslager Auschwitz. del auf. Er befindet sich südlich des städ- tischen Friedhofs Ohlsdorf und ist von die- Literatur Kontakt sem durch die Straße Ilandkoppel getrennt. 1943 wurde der Friedhof geschlossen und Herbert Diercks: Friedhof Jüdische Gemeinde in im Auftrag der Nationalsozialisten mit Be- Ohlsdorf. Auf den Spuren Hamburg helfsunterkünften für ausgebombte Fami- von Naziherrschaft und Wi- Grindelhof 30 derstand. Hamburg 1992, S. 20146 Hamburg lien bebaut. Die Behelfswohnheime fielen 103-107. Tel. 44 09 44-0 allerdings kurze Zeit später selbst den Michael Studemund-Halévy: [email protected] Bomben zum Opfer. Nach 1945 konnte der Der Neue Portugiesenfried- www.jghh.org Jüdische Friedhof Ohlsdorf als einziger in hof in Hamburg-Ohlsdorf. Die Sefarden in Hamburg. Zur Hamburg wieder seiner Bestimmung zuge- Geschichte einer Minderheit. führt werden: der Bestattung jüdischer Bd. 3, Hamburg 2003. Toter. Seit 1951 erinnert ein Gedenkstein mit einer deutschen und einer hebräischen In-

55 Karte 6 Y Bergstedt – Lemsahl-Mellingstedt – Poppenbüttel – Rahlstedt – Volksdorf

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56 Denkmal für die Opfer des Außenlagers Sasel an der Bergstedter Kirche

Auf dem Gelände der Bergstedter Kirche, Wohldorfer Damm 8 Y Bergstedt

siehe auch: 40

38 Am 18. November 1990 wurde die Toten des Außenlagers Sasel auf dem von dem Mecklenburger Bildhauer Bergstedter Friedhof war 1985 vom Orts- Axel Peters (geb. 1944) gestaltete Anlage ausschuss Walddörfer einstimmig be- eingeweiht. Sie besteht aus zwei Stelen schlossen worden. Der Beschluss stieß je- aus Elbsandstein, die zu beiden Seiten doch auf Widerstände und konnte erst fünf eines Weges unmittelbar hinter der Kirche Jahre später durch das Engagement des platziert wurden. Die eine Stele trägt die Vorstands der Kirchengemeinde Bergstedt Namen bzw. die Häftlingsnummern von 34 und durch Spenden einzelner Bürgerinnen Frauen und eines 33 Tage alten Säuglings, und Bürger in dieser Form auf dem Kir- die im Außenlager Sasel des Konzentrati- chenareal realisiert werden. onslagers Neuengamme umgekommen und bis zu ihrer Umbettung auf den Ohls- Literatur Kontakt dorfer Friedhof im März 1957 auf dem Bergstedter Friedhof bestattet waren. Die Geschichte eines Außenla- Ev.-luth. Kirchengemeinde zweite Stele liegt zerbrochen auf der ande- gers: KZ Sasel. Ein Projekt Bergstedt ren Seite des Weges und trägt die von zur Geschichte des National- Pastor Georg Hildebrandt sozialismus. Hg.: Behörde für Bergstedter Kirchenstraße 7 Bundespräsident Richard von Weizsäcker Schule und Berufsbildung. 22395 Hamburg in seiner Ansprache zum 8. Mai 1985 zi- Hamburg 1982, S. 64ff. Tel. 604 91 56 tierte jüdische Weisheit: »Vergessen ver- kirchenbuero@ längert das Exil, sich erinnern ist das Ge- kirchebergstedt.de www.kirchebergstedt.de heimnis der Erlösung.« Die Errichtung eines Denkmals für die 35

57 Gedenkstein zur Erinnerung an das Konzentrationslager Wittmoor

Bilenbarg/Am Moor Y Lemsahl-Mellingstedt

39 Das erste Konzentrationslager in Hamburg lag an der nördlichen Stadt- grenze im Wittmoor in der Nähe der dama- ligen Gemeinde Glashütte (seit 1970 Nor- derstedt). Dorthin kamen bereits am 31. März 1933 die ersten Häftlinge, die in dem mit Stacheldraht umzäunten Gebäude einer Torfverwertungsfabrik untergebracht wurden. Die bis zu 140 politischen »Schutzhaftgefangenen« wurden zum Torf- stechen und Trockenlegen von Moorflä- chen eingesetzt. Das Konzentrationslager wurde schon am 18. Oktober 1933 wieder Literatur Kontakt geräumt, da die Haftplätze begrenzt waren und ein Ausbau unwirtschaftlich erschien. Willy Klawe: »Im übrigen Denkmalschutzamt Die Häftlinge kamen in das sechs Wochen herrscht Zucht und Ordnung Imstedt 18-20 zuvor, am 4. September 1933, eröffnete …«. Zur Geschichte des Kon- 22083 Hamburg zentrationslagers Wittmoor. Tel. 428 63-34 32 KZ Fuhlsbüttel. Hamburg 1987. Fax 428 63-39 00 Wenngleich im KZ Wittmoor nicht jener denkmalschutzamt@bksm. Terror herrschte, der die nationalsozialis- hamburg.de tischen Konzentrationslager insbesondere www.hamburg.de/ denkmalschutzamt in den späteren Jahren bestimmte, stand das Lager für nicht wenige Betroffene am Beginn eines Leidensweges, der erst 1945 endete oder den Tod brachte. Zur Erinnerung an das KZ Wittmoor und zur Mahnung ließ der Ortsausschuss Ham- burg-Walddörfer im Herbst 1986 einen Ge- denkstein aufstellen. Ein zweiter Gedenk- stein, auf dem mit einem Zitat des Bundes- präsidenten Richard von Weizsäcker aus seiner Ansprache zum 8. Mai 1985 an alle Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird, befindet sich seit 1987 im Gebiet der Stadt Norderstedt.

58 Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel

Kritenbarg 8 Y Poppenbüttel

siehe auch: 9 38

40 In der Nähe des Poppenbütteler Bahnhofs wurden in der zweiten Kriegshälfte in großer Zahl Plattenhäuser als Behelfswohnheime für ausgebombte Hamburger Familien errichtet. Die Bauar- beiten hatten Zwangsarbeiter, vor allem ita- lienische Militärinternierte und KZ-Häft- linge des Frauenaußenlagers Sasel zu ver- richten. Hungernd und entkräftet mussten sie das Gelände planieren, Gleise verlegen und die Baumaterialien – zumeist im Klin- kerwerk des KZ Neuengamme gegossene Betonfertigteile – zum Bauplatz transportie- ren und dort verarbeiten. Das Außenlager Sasel des KZ Neuen- gamme bestand von September 1944 bis April 1945. Nahe der Mellingburger Schleuse waren in einem ehemaligen Kriegsgefangenenlager 500 Häftlinge – na- hezu ausschließlich Jüdinnen, aber auch einige Sinti-Frauen – untergebracht, die in Auschwitz-Birkenau zur Zwangsarbeit se- haussiedlung, wo heute das Alsterein- lektiert und über das Außenlager Dessauer kaufszentrum und Wohnanlagen stehen, Ufer nach Sasel gekommen waren. Die ist ein Plattenhaus erhalten geblieben, das Frauen wurden als Arbeitskräfte an die Fir- seit 1985 als Museum und Gedenkstätte men Möller und Wayss & Freytag vermie- dient. Im Museumsteil ist eine Behelfs- tet, die sie beim Bau der Plattenhäuser ein- heimwohnung des Jahres 1944 mit Origi- setzten. Sie wurden auch zu Aufräumungs- nalmobiliar eingerichtet, die die beengte arbeiten in der Innenstadt herangezogen, Wohnsituation von jenen »Ausgebombten« wobei sie unter Aufsicht von SS-Aufsehe- zeigt, die als Bedienstete in kriegswich- rinnen mit der S-Bahn zu den Arbeitsplät- tigen Versorgungseinrichtungen von der zen am Heiligengeistfeld, an der Stern- Stadtverwaltung bevorzugt mit Wohnraum schanze und am Bahnhof Rübenkamp ge- versorgt worden waren. Die linke Gebäu- bracht wurden. Am 7. April 1945 ließ die dehälfte beherbergt eine Ausstellung zur SS das Außenlager räumen; die Frauen Geschichte des Außenlagers Sasel und zu kamen ins KZ Bergen-Belsen, wo viele von den harten Arbeitsbedingungen, denen die ihnen aufgrund der dort herrschenden un- KZ-Frauen im Plattenhausbau ausgesetzt beschreiblichen Zustände starben. waren. Am 9. September 2008 wurde eine Auf dem Gelände der ehemaligen Platten- neue Dauerausstellung eröffnet, die das

59 Themenspektrum auf die Verfolgung von Frauen im Nationalsozialismus, die Ver- nichtung jüdischen Lebens und die Ge- schichte aller Hamburger Frauenaußenla- ger des KZ Neuengamme erweitert. Die Gedenkstätte ist eine Außenstelle der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und wird von der Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel ehrenamtlich be- treut. Seit dem 1. September 1989 erinnert auf dem Vorplatz der Gedenkstätte eine als Friedensbaum geschaffene Holzskulptur von Franz Vollert an das Schicksal der Häft- men eines Projektes erstmals die Ge- linge und die Schrecken des Zweiten Welt- schichte des Lagers erforschten und die krieges. Ergebnisse in einer Broschüre publizierten.

Literatur Kontakt

Gedenkstätte Plattenhaus KZ-Gedenkstätte Poppenbüttel. Geschichte Neuengamme des KZ-Außenlagers Ham- Jean-Dolidier-Weg 75 burg-Sasel. Hg.: Museum für 21039 Hamburg Hamburgische Geschichte, Tel. 428 131-500 Redaktion: Thomas Krause. info@kz-gedenkstaette- Hamburg-Porträt Nr. 25, neuengamme.de Hamburg 1990. www.kz-gedenkstaette- Geschichte eines Außenla- neuengamme.de gers: KZ Sasel. Ein Projekt zur Geschichte des National- Öffnungszeiten: sozialismus. Hg.: Behörde für Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr Schule und Berufsbildung. und nach Vereinbarung. Hamburg 1982. Hans Ellger: Zwangsarbeit und weibliche Überlebens- strategien. Die Geschichte der Frauenaußenlager des Konzentrationslagers Neuen- Seit 1982 erinnert am Ort des ehemaligen gamme 1944/45. Berlin 2007. Lagergeländes (Feldblumenweg, Ecke Pe- tunienweg) ein Gedenkstein an das KZ-Au- ßenlager Sasel. Die Initiative dazu ging von Schülerinnen und Schülern des Gymnasi- ums Oberalster aus, die 1980/81 im Rah-

60 Gedenkstätte Schießplatz Höltigbaum

Höltigbaum, Ecke Sieker Landstraße Y Rahlstedt

41 An den Schießständen des Truppen- richteten Deserteursdenkmals im Jahr übungsplatzes Hamburg-Höltigbaum 2005 erinnert allein die Tafel am Höltig- wurden in den letzten Jahren des Zweiten baum an das Schicksal der Wehrmachts- Weltkrieges zahlreiche von Kriegsgerichten deserteure. aus dem Hamburger Wehrkreis zum Tode Ebenfalls 2005 schlug die SPD-Fraktion in verurteilte Soldaten hingerichtet. In den der Bezirksversammlung Wandsbek vor, meisten Fällen war das Urteil wegen »Fah- die Straßen im Gebiet der von der Bundes- nenflucht” oder »Wehrkraftzersetzung” er- wehr aufgegebenen Lettow-Vorbeck-Ka- gangen. Vor allem in den letzten vier serne in nach Deserteuren, die am Kriegsmonaten vollstreckten hier beinahe Höltigbaum erschossen wurden, zu benen- jeden Morgen Exekutionskommandos, die nen. Die Realisierung steht aus. von den umliegenden Kasernen gestellt werden mussten, Todesurteile. Die letzten Erschießungen fanden nachweislich noch am 28. April 1945 und damit fünf Tage vor dem Eintreffen der britischen Truppen statt. Durch Eintragungen beim Standes- amt Rahlstedt sind die Namen von 22 Hin- gerichteten bekannt. Zumeist waren es ein- fache Soldaten, Matrosen, Pioniere und Schützen, vereinzelt auch Obergefreite und Unteroffiziere, einmal am 4. April 1945 auch zwei junge Offiziere, ein Oberleutnant Literatur Kontakt und ein Hauptmann. Seit dem 5. September 2003 erinnert eine Detlef Garbe: »Erschossen Denkmalschutzamt im Rahmen des Tafelprogramms der Kul- am Höltigbaum«. Zur militär- Imstedt 18-20 turbehörde (siehe Anhang) nach Aufgabe juristischen Verfolgung von 22083 Hamburg Kriegsdienstgegnern im Tel. 428 63-34 32 des Truppenübungsplatzes der Bundes- Zweiten Weltkrieg, in: Ar- Fax 428 63-39 00 wehr angebrachte Tafel an diese Stätte. beitskreis zur Erforschung denkmalschutzamt@bksm. Um der Soldaten zu gedenken, die sich des Nationalsozialismus in hamburg.de dem weiteren Kriegsdienst für die NS-Ge- Schleswig-Holstein (Hg.): www.hamburg.de/ Info Nr. 12. Kiel 1988, S. denkmalschutzamt waltherrschaft verweigerten und dafür ver- 3-31. folgt und getötet wurden, sorgte unter an- Wolfram Wette (Hg.): Deser- derem die Friedensinitiative Rahlstedt für teure der Wehrmacht. Feig- die Ausgestaltung zu einer kleinen Gedenk- linge – Opfer – Hoffnungs- träger? Dokumentation eines stätte. Meinungswandels. Essen Nach der Entfernung des auf Privatinitia- 1995. tive der Künstlerin Andrea Peschel zu Be- ginn der 1990er Jahre in Blankenese er-

61 Mahnmal für die Weiße Rose

Weiße-Rose-Platz Y Volksdorf

siehe auch: 15 24 33

42 Seit Ende 1942 bestanden Verbin- an den studentischen Widerstand die Fuß- dungen zwischen Hamburger Regi- gängerzone nach der Weißen Rose be- megegnerinnen und -gegnern und der an nannt und ein Mahnmal aufgestellt. Die der Münchener Universität gebildeten Wi- Straßenbenennung rief damals vehe- derstandsgruppe um Christoph Probst, menten Protest von Anwohnern und insbe- Alexander Schmorell und die Geschwister sondere Geschäftsinhabern hervor. Als im Hans und Sophie Scholl, die unter dem Oktober 2006 im Zuge von Bauarbeiten Namen »Die Weiße Rose« seit Sommer das Mahnmal vorübergehend entfernt 1942 mit Flugblättern die nationalsozialis- wurde, kam es erneut zu Protesten, nun- tischen Verbrechen anprangerte und zu mehr allerdings für eine baldige Wiederer- passivem Widerstand gegen die Fortfüh- richtung. Am 25. Mai 2007 wurde das rung des Krieges aufrief. Mahnmal an neuem Standort in der Fuß- In Hamburg bildeten sich zwei sympathi- gängerzone Weiße Rose wieder aufge- sierende Gruppen: Die eine Gruppe aus stellt. ehemaligen Lichtwark-Schülerinnen und -Schülern traf sich heimlich, um verfemte Literatur zu lesen und ausländische Radio- sender zu hören. Der Mittelpunkt der ande- ren Gruppe war die Familie Leipelt in Wil- helmsburg. Bindeglied zwischen den bei- den Gruppen war die Buchhandlung von Reinhold Meyer am Jungfernstieg 50, wo heute eine Gedenktafel des Tafelpro- gramms des Denkmalschutzamtes (siehe Anhang) hängt. Im Herbst 1943 gelang es der Gestapo, mit Hilfe von Spitzeln diesen Widerstandskreis aufzudecken. Bis zum Literatur Kontakt März 1944 wurden insgesamt 30 Mitglie- der festgenommen. Hans Leipelt wurde Hans-Harald Müller, Joachim Bezirksamt Wandsbek vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt Schöberl: Karl Ludwig Fachamt Management des und am 29. Januar 1945 hingerichtet, sie- Schneider und die Hambur- öffentlichen Raums ger Weiße Rose. Ein Beitrag Am Alten Posthaus 2 ben weitere Mitglieder des Widerstands- zum Widerstand von Stu- 22041 Hamburg kreises, der nach 1945 »Hamburger Zweig denten im »Dritten Reich«, Tel. 428 81-24 10 der Weißen Rose« benannt wurde, kamen in: Eckart Krause, Ludwig Fax 428 81-32 49 in der Haft ums Leben oder wurden im Huber, Holger Fischer (Hg.): www.hamburg.de/bezirk- Hochschulalltag im Dritten wandsbek April 1945 im KZ Neuengamme hingerich- Reich. Die Hamburger Uni- tet. versität 1933-1945. Bd. 1, 1977 wurde in Volksdorf auf Beschluss des Hamburg 1991, S. 423-437. Ortsausschusses Walddörfer in Erinnerung

62 Karte 7 Y Billstedt – Hammerbrook – Hamm-Mitte – Hamm-Nord – Kleiner Grasbrook – Rothenburgsort – Tonndorf – Wandsbek

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63 Friedhof Öjendorf: Italienischer Kriegsgefangenenfriedhof

Manshardtstraße 200 Y Billstedt

43 Auf dem Parkfriedhof in Öjendorf be- findet sich eine zentrale Gräberstätte für Tote mit italienischer Staatsangehörig- keit. Aus dem gesamten nordwestdeut- schen Raum und dem Ruhrgebiet wurden in der Nachkriegszeit 5849 italienische Tote auf diese Ehrenanlage umgebettet: Tote der Arbeitslager, auch Opfer des KZ Neu- engamme und seiner Außenlager sowie Zivilpersonen. Ein zehn Meter hohes Kreuz wurde 1959 in Erinnerung an die Toten auf- gestellt. Literatur Kontakt Nach dem Sturz Mussolinis und dem Aus- scheiden Italiens aus dem Bündnis mit Hit- Gerhard Schreiber: Die italie- Hamburger Friedhöfe -AöR- ler-Deutschland im Juli 1943 entwaffneten nischen Militärinternierten Fuhlsbüttler Straße 756 Wehrmacht und Waffen-SS zahlreiche itali- im deutschen Machtbereich 22337 Hamburg 1943 bis 1945. Verraten – Tel. 593 88-831 enische Divisionen. Der Gefangennahme verachtet – vergessen. Mün- Fax 593 88-888 konnten nur diejenigen italienischen Solda- chen 1990. lrehkopf@friedhof- ten entgehen, die sich bereit erklärten, auf Gabriele Hammermann: hamburg.de deutscher Seite weiterzukämpfen. Die mei- Zwangsarbeit für den »Ver- www.friedhof-hamburg.de bündeten«. Die Arbeits- und sten verweigerten dies und wurden darauf- Lebensbedingungen der itali- Volksbund Deutsche Kriegs- hin nach Deutschland transportiert, wo sie enischen Militärinternierten gräberfürsorge e.V. als so genannte »italienische Militärinter- in Deutschland 1943-1945. Landesverband Hamburg nierte« unter Umgehung des ihnen nach Tübingen 2002. Saling 9 20535 Hamburg der Genfer Konvention zustehenden Tel. 25 90 91 Kriegsgefangenenstatus zu Zwangsarbei- Fax 250 90 50 tern erklärt wurden. Fortan standen sie mit [email protected] den »Ostarbeitern« auf der untersten Stufe, www.volksbund-hamburg.de sie wurden als »Verräter« angesehen und besonders schlecht behandelt. Ihre Zahl war beträchtlich: Nach Hamburg gelangten ca. 15.000 der insgesamt über 500.000 italienischen Militärinternierten. Viele von ihnen wurden zu den Schwerarbeiten im Behelfsheimbau herangezogen. Aufgrund der harten Arbeitsbedingungen und der schlechten Versorgung war die Todesrate hoch.

64 Gedenkplatte für den »Feuersturm«

Heinrich-Grone-Stieg, Mittelkanal-Südseite Y Hammerbrook

44 Hamburg gehört zu den im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Städten. Am folgenreichsten waren die alliierten Bomberangriffe zwischen 25. Juli und 3. August 1943. Mit dem Ziel einer allgemei- nen Demoralisierung der deutschen Bevöl- kerung bombardierte die britische Royal Air Force mehrere Nächte hintereinander die Arbeiterwohnviertel Hamburgs, tags- über griff die US Army Air Force U-Boot- Werften und Rüstungsbetriebe an. In der »Operation Gomorrha« versanken große Literatur Kontakt Teile der Stadt in Asche. Mehr als 35.000 Menschen starben in den Flammen, unter Rita Bake (Hg.): »… aber wir Denkmalschutzamt ihnen auch tausende ausländische müssen zusammenbleiben.«. Imstedt 18-20 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen Mütter und Kinder in Bom- 22083 Hamburg benkriegen 1943-1993. Ge- Tel. 428 63-34 32 und über 5000 Kinder. Die Zahl der aus der spräche. Landeszentrale für Fax 428 63-39 00 Stadt Flüchtenden lag bei einer Million, die politische Bildung, Hamburg denkmalschutzamt@bksm. der Verletzten und Schwerverletzten bei 1993. hamburg.de über 120.000. Ursula Büttner: »Gomorrha«. www.hamburg.de/ Hamburg im Bombenkrieg. denkmalschutzamt Besonders schwer betroffen war Ham- Die Wirkung der Luftangriffe burgs Osten. In Hammerbrook, Rothen- auf Bevölkerung und Wirt- burgsort, Horn und Hamm machte der schaft. Landeszentrale für Feuersturm alles zunichte. Diese Stadtteile politische Bildung, Hamburg 1993. wurden zum Sperrgebiet erklärt. Zur Ber- Christian Hanke, Joachim gung der Leichen, der Beseitigung der Paschen: Hamburg im Bom- Trümmer und der Entschärfung von »Blind- benkrieg 1940-1945. Das gängern« wurden Häftlinge des KZ Neuen- Schicksal einer Stadt. Hg.: gamme eingesetzt, die zunächst am Brack- Landesmedienzentrum Ham- burg. 3. überarbeitete Auf- damm (2. SS-Baubrigade mit 900 Häftlin- lage, Hamburg 2003. gen ab Anfang August 1943), später auch in den Außenlagern Spaldingstraße (2000 Häftlinge) und Bullenhuser Damm (bis zu 1000 Häftlinge) untergebracht waren.

65 Helmuth-Hübener-Ausstellung

Verwaltungsschule, Normannenweg 26 Y Hammerbrook

siehe auch: 62

45 Ab Sommer 1941 versuchte der 16- Zur Erinnerung an Helmuth Hübener jährige Hamburger Verwaltungslehr- wurde bereits 1966 in Lohbrügge eine ling Helmuth Hübener zusammen mit sei- Straße nach ihm benannt und eine Tafel im nen Freunden Rudolf Wobbe und Karl- Eingangsbereich der Sozialbehörde in der Heinz Schnibbe durch die Verbreitung aus- Hamburger Straße 47 angebracht. Die Fa- ländischer Rundfunknachrichten die Öf- milienbildungsstätte Bei der Schilleroper fentlichkeit über die Verbrechen des NS- 15 in St. Pauli trägt den Namen »Haus der Regimes aufzuklären. In den von Hübener Familie im Helmuth-Hübener-Haus«. Der verfassten Flugblättern wurde die deutsche Träger der Einrichtung, Stadtteilbezogene Kriegsführung als »Mord wehrloser Frauen milieunahe Erziehungshilfen e.V., zeigt auf und Kinder, Krüppel und Greise« gebrand- der Homepage des Hauses, www.das- markt. Die drei Jugendlichen waren Mit- haus-der-familie.de, Fotos von und Origi- glieder der Mormonen, einer christlichen nalquellen zu Helmuth Hübener und sei- Glaubensgemeinschaft. Im Februar 1942 nem Schicksal, und die Verantwortlichen wurden sie verhaftet. Die Gestapo suchte planen, nach dem Umbau des Hauses wie- vergeblich nach »Hintermännern«, weil sie der eine Gedenktafel auszustellen. sich nicht vorstellen konnte, dass ein der- Am historischen Ort des ehemaligen Poli- art aktiver Widerstand allein das Werk von zeigefängnisses Hütten 42 trägt eine Un- Jugendlichen war. Der Volksgerichtshof terkunft für wohnungslose, alleinstehende verurteilte Hübener am 11. August 1942 Männer auf Initiative des Trägers »fördern zum Tode und seine Mitstreiter zu Gefäng- und wohnen« den Namen »Helmuth-Hü- nisstrafen. Erst 17-jährig wurde er am 27. bener-Haus«. In den letzten Jahren gestal- Oktober in Berlin-Plötzensee enthauptet. tete der Projektträger »BauArt« gemeinsam Die Hamburger Verwaltungsschule hat mit den heutigen Bewohnern im Treppen- 1967 nach dem Einzug in das Gebäude haus zur Erinnerung an Hübener, der in Schwenckestraße 100 ihre Aula nach Hel- diesem Haus seine letzten Monate ver- muth Hübener benannt, weil dieser dort brachte, verschiedene Kunstwerke. Schüler war. Anlässlich des 50. Jahres- tages seiner Hinrichtung hat die Schule Literatur Kontakt eine 65 Exponate umfassende Ausstellung erhalten, die vom Stadtteilarchiv Hamm er- Ulrich Sander: Jugendwider- Detlef Kumschlies arbeitet wurde. Nach dem diesjährigen stand im Krieg. Die Helmuth- Direktor der Verwaltungs- Umzug der Verwaltungsschule in den Nor- Hübener-Gruppe 1941/1942. schule Bonn 2002. Normannenweg 26 mannenweg 26 ist geplant, die Ausstellung Karl-Heinz Schnibbe: Ju- 20537 Hamburg auch dort öffentlich zugänglich zu machen; gendliche gegen Hitler. Die Tel. 428 01-36 21 die Anbringung im zweiten Stock des Helmuth-Hübener-Gruppe in www.hamburg.de/ neuen Gebäudes ist für Anfang 2009 ange- Hamburg 1941/1942. Berg verwaltungsschule am See 1991. kündigt.

66 Röhrenbunker und Bunkermuseum Hamm

Wichernsweg 16 Y Hamm-Mitte

46 Bis 1943 wurden in Hamburg vor allem in Wohngebieten ohne ausrei- chende Keller- und Schutzräume über 1000 Bunker gebaut, darunter ab 1939 auch 363 so genannte Röhrenbunker, die über 60.000 Menschen Schutz bieten sollten. Röhrenbunker bestehen aus schlauchar- tigen Betonröhren, die im Erdreich ver- senkt sind. Über ein oberirdisches Ein- stiegshäuschen gelangten die Schutz Su- chenden in den Bunker, der allerdings nicht für einen längeren Aufenthalt ge- dacht war. Denn es gab nur Trockentoilet- ten, schlechte Heiz- und Beleuchtungs- möglichkeiten und für die Lüftung eine handbetriebene Maschine. Auch die Schutzfunktion war ungenügend: Die Röh- renbunker boten zwar Schutz vor Bomben- splittern und Trümmerfall, jedoch nicht vor direkten Bombentreffern. Der unterirdische Röhrenbunker im Wichernsweg 16, in des- sen vier Röhren mit einer Breite von jeweils 2 Metern und einer Länge von 17 Metern 200 Menschen Platz fanden, wurde in den Literatur Kontakt Jahren 1940/1941 gebaut. Er ist neben dem Röhrenbunker in der Tarpenbekstraße »Es war ein unterirdischer Stadtteilarchiv Hamm der einzige, der öffentlich zugänglich ist. Bunker«. Schriften des Stadt- Carl-Petersen-Straße 76 In dem mit nachgebautem Mobiliar in sei- teilarchivs Hamm, Bd. 7. 20535 Hamburg Hamburg 1996. Tel. 18 15 14 93 nen Ursprungszustand versetzten Bunker [email protected] wurde am 1. Oktober 1997 eine ständige www.hh-hamm.de. Ausstellung eröffnet. Sie informiert über die Geschichte des Luftschutzes, stellt ver- Öffnungszeiten: Donnerstags 10.00 bis 12.00 schiedene Luftschutzbauten vor, dokumen- Uhr und 15.00 bis 18.00 Uhr tiert die Zerstörung von Hamm und Ham- (letzter Einlass: 17.15 Uhr). merbrook im Juli 1943 sowie die Luftan- Gruppenführungen nach Ver- griffe auf London. Zusätzlich werden zahl- einbarung. reiche persönliche Gegenstände von Be- troffenen präsentiert. Die Ausstellung wird vom Stadtteilarchiv Hamm betreut.

67 Hammer »Totenhaus« – Mahnmal für den Frieden

Alter Hammer Friedhof bei der Dreifaltigkeitskirche, Horner Weg Y Hamm-Nord

47 Im Sommer 1943 wurde der Hambur- ger Stadtteil Hamm durch die Bom- bardierungen im Rahmen der »Operation Gomorrha« schwer zerstört. Auch die baro- cke Dreifaltigkeitskirche aus dem Jahr 1693 versank in Schutt und Asche. 1957 wurde das neue Kirchengebäude des Ar- chitekten Reinhard Riemerschmid, das als eines der modernsten Kirchenbauten der 1950er Jahre gilt, geweiht. Die Gemeinde entschloss sich, zum 50. Ju- biläum des Kirchweihfestes ein Mahnmal auf dem historischen Friedhof Hamm zu errichten, das an die Zerstörung des Stadt- teils 1943 erinnern soll, gleichzeitig aber die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands als die Ursache des später kommenden Leids benennt und des NS- Unrechts gedenkt. Finanziert wurde der Bau durch Spenden und mit Unterstützung der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte. Als Mahnmal hat der Bildhauer Ulrich Lin- dow (geb. 1949) ein aus Stahl konstruiertes und knapp vier Meter hohes »Totenhaus« Literatur Kontakt geschaffen. Im Inneren befindet sich die »Bieber Glocke« aus dem Jahr 1829, die Ursula Büttner: »Gomorrha« Dreifaltigkeitskirche Hamm als einziger Teil des alten Kirchenbaus die und die Folgen. Der Bomben- Horner Weg 2 Bombardierung überstanden hatte. Die krieg, in: Forschungsstelle 20535 Hamburg für Zeitgeschichte in Ham- Tel. 21 90 12 10 Einweihung des Mahnmals fand am 21. burg (Hg.): Hamburg im [email protected] Oktober 2007, dem Tag des 50-jährigen »Dritten Reich«. Göttingen www.hammer-kirche.de Kirchweihfestes, statt. 2005, S. 613-631. Malte Thießen: Eingebrannt ins Gedächtnis. Hamburgs Gedenken an Luftkrieg und Kriegsende 1943 bis 2005. München/Hamburg 2007.

68 Gedenktafel am Speichergebäude G am Dessauer Ufer

Dessauer Ufer Y Kleiner Grasbrook

siehe auch: 9

48 Im Hamburger Freihafen, in der Nähe gebracht, die auf die Geschichte des Au- der S-Bahn-Haltestelle , befin- ßenlagers Dessauer Ufer hinweist. det sich das Lagerhaus G, ein 1903 er- bautes Speichergebäude. 1944 waren hier zunächst von Juli bis September 1500 weibliche und direkt anschließend bis zum 25. Oktober 2000 männliche Häftlinge des KZ Neuengamme untergebracht. Durch einen Bombenangriff am 25. Oktober 1944 wurde das Lager erheblich zerstört; schät- zungsweise 150 Häftlinge verloren dabei ihr Leben. Daraufhin wurde das Außenla- ger in die Flügel A und B des Fuhlsbütteler Zuchthauses verlegt. Im Februar 1945 be- legte die SS das Speichergebäude erneut. Literatur Kontakt Sie ließ 800 männliche KZ-Gefangene aus dem Außenlager Fuhlsbüttel an das Des- Rita Bake, Jutta Dalladas- LG Lagerhausgesellschaft sauer Ufer zurückverlegen. Djemai, Martina Gedai und mbH Alle am Dessauer Ufer untergebrachten Birgit Kiupel: KZ-Arbeite- Herr J. Lucar rinnen. Speicher G am Des- Tel. (0173) 248 98 24. Häftlinge mussten im Rahmen des »Geilen- sauer Ufer, in: Leinen los! berg-Programms« Bau- und Aufräumarbei- Eine Expedition zur neuen ten bei den Wasserwerken, bei Mineralöl- und alten Geschichte der firmen und weiteren Hafenbetrieben sowie Frauenarbeit im und für den Hamburger Hafen. Landes- bei der Reichsbahn verrichten. zentrale für politische Bil- Das Gebäude wurde Ende 1998 von der dung, Hamburg 1989, S. Kulturbehörde mit der Begründung unter 90-94. Denkmalschutz gestellt, es dokumentiere die »historische Form der Lagerhaltung au- ßerhalb der Speicherstadt mit ihrer für die damalige Zeit typischen Backstein-Archi- tektur«. Zum anderen lassen sich in dem auch im Innern weit gehend unveränderten Gebäude noch Spuren der Häftlinge in Form von Inschriften und Kratzern in der Wand finden, was es zu einem »wichtigen Zeugen« des »Dritten Reiches« im Hafen- gelände mache. An seiner Außenwand wurde eine Tafel aus dem Programm des Denkmalschutzamtes (siehe Anhang) an-

69 Denkmal aus Anlass des 60. Jahrestages des Hamburger Feuersturms in Rothenburgsort

Im »Hexenpark«; Billhorner Deich, Marckmannstraße Y Rothenburgsort

49 Im Juli und August 1943 wurde Ham- burg bei den alliierten Luftangriffen der »Operation Gomorrha« schwer getrof- fen. 35.000 Menschen starben in jenen Bombennächten. Besonders die Stadtteile im Osten Hamburgs – Rothenburgsort, Hamm, Hammerbrook und – wurden fast vollständig zerstört. Zum 60. Jahrestag der Luftangriffe 2003 entschied die Bezirksversammlung Ham- burg-Mitte, ein Denkmal in Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs und der Gewaltherrschaft und an die Zerstörung der besonders schwer verwüsteten Stadt- teile zu errichten. Finanziert wurde das Vor- haben durch die Hamburger Kulturbe- hörde, das Bezirksamt und durch die Stadt- teilbüros, aber auch durch private Spen- den. In einem Wettbewerb entschied man sich für einen Entwurf des Künstlers Volker Lang (geb. 1964). 2004 wurde das Denk- mal eingeweiht. In seinen Proportionen ist das Denkmal im Maßstab 1:2,5 einem Terrassenhaus nach- Literatur Kontakt empfunden. Terrassenhäuser waren ty- pisch für die enge Hinterhofbebauung von Rita Bake (Hg.): »… aber wir Bezirksamt Hamburg-Mitte Rothenburgsort seit der zweiten Hälfte des müssen zusammenbleiben.«. Fachamt Management des Mütter und Kinder in Bom- öffentlichen Raums 19. Jahrhunderts. Im Inneren des Hauses benkriegen 1943-1993. Ge- Klosterwall 8 sind an den Wänden Erinnerungsfrag- spräche. Landeszentrale für 20095 Hamburg mente von Menschen angebracht, die die politische Bildung, Hamburg Tel. 428 28-0 Bombardierungen und den Feuersturm er 1993. gartenundtiefbau@ lebt haben. Diese Erinnerungen wurden Hans Erich Nossack: Der Un- hamburg-mitte.hamburg.de tergang. Hamburg 1943. www.hamburg.de/mitte 2003 von einer Schreibwerkstatt in Rothen- Fotos von Erich Andres. burgsort gesammelt und niedergeschrie- Hamburg 1993. ben. Flankiert werden die Erinnerungen von literarischen Texten.

70 Gedenkstätte Bullenhuser Damm mit Rosengarten

Bullenhuser Damm 92 Y Rothenburgsort

siehe auch: 16

50 Als eines von wenigen Gebäuden in Rothenburgsort blieb das Schulge- bäude am Bullenhuser Damm bei den Bombenangriffen des Sommers 1943 weit- gehend unzerstört, während der Stadtteil in Schutt und Asche versank. Daraufhin trat die Stadt das Gebäude an die SS ab, die dort ein Außenlager des KZ Neuen- gamme errichtete. Bis zu 1000 Häftlinge, die bei der Trümmerbeseitigung und Bom- benräumung arbeiteten, waren hier inter- niert. Am 11. April 1945 wurden die KZ-Ge- fangenen nach Neuengamme zurückver- legt. Im Zuge der Räumung des KZ Neuen- gamme wurden am Abend des 20. April zwanzig jüdische Kinder, vier Häftlingsärzte und -pfleger sowie eine Gruppe sowje- tischer Kriegsgefangener in das ehemalige Schulgebäude gebracht. SS-Männer er- hängten in der folgenden Nacht die Kinder und ihre Betreuer, um Beweise für die an den Kindern zuvor in Neuengamme vorge- rigen die »Vereinigung der Kinder vom Bul- nommenen medizinischen Versuche zu be- lenhuser Damm« gegründet und eine erste seitigen. Die vermutlich 24 sowjetischen Ausstellung in den Kellerräumen der Kriegsgefangenen wurden ebenfalls ermor- Schule eröffnet. Die 1980 nach Janusz det. Korczak benannte Schule stellte 1989 Ab August 1948 nahm die Schule ihren Be- ihren Betrieb ein; das Gebäude wurde trieb wieder auf, ohne in irgendeiner Form anschließend für ca. zehn Jahre von einer der Taten von 1945 zu gedenken. Zwar er- Einrichtung der beruflichen Weiterbildung folgte 1963 die Anbringung einer Gedenk- genutzt. tafel und seither die Durchführung einer Die Ausgestaltung der Gedenkstätte, die jährlichen Gedenkfeier am 20. April auf Ini- lange Zeit von der Vereinigung privat be- tiative der Arbeitsgemeinschaft Neuen- trieben wurde, erfolgte in mehreren Schrit- gamme, doch erst Ende der 1970er Jahre ten. Seit 1987 ist hier das Raum füllende begann nach der Veröffentlichung einer Ar- Wandbild »21. April 1945, 5 Uhr morgens« tikelserie von Günther Schwarberg im Ma- von Jürgen Waller (geb. 1939) zu sehen, gazin »Der Stern« eine intensive öffentliche das den Keller der Schule am Morgen nach Auseinandersetzung mit dem Kindermord. der Ermordung der Kinder darstellt. 1994 1979 wurde unter Beteiligung von Angehö- wurde eine neue Dauerausstellung eröff-

71 tischen Kulturministerium gestiftete Bron- zeplastik des Künstlers Anatoli Mossijt- schuk aufgestellt, die an die im Schulge- bäude in derselben Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 erhängten sowjetischen Kriegsgefangenen erinnert. Das Denkmal, das ursprünglich für die im KZ Dachau er- mordeten Rotarmisten angefertigt worden war, wurde durch den damaligen sowje- tischen Generalkonsul eingeweiht.

Literatur Kontakt

Günther Schwarberg: Der KZ-Gedenkstätte SS-Arzt und die Kinder vom Neuengamme Bullenhuser Damm. Göttin- Jean-Dolidier-Weg 75 gen 1995. 21039 Hamburg Die Kinder vom Bullenhuser Tel. 428 131-500 Damm. Hg.: Museum für info@kz-gedenkstaette- Hamburgische Geschichte, neuengamme.de Redaktion: Detlef Garbe und www.kz-gedenkstaette- Günther Schwarberg. Ham- neuengamme.de burg-Porträt Nr. 27, Hamburg net. Nach der 1999 vollzogenen Überfüh- 1995. Öffnungszeiten: rung in städtische Trägerschaft wurde die Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr Gedenkstätte erweitert und umfassend neu und nach Vereinbarung. gestaltet. Dabei wurde auch die Ausstel- lung um weitere Exponate ergänzt. Zusätzlich zur Ausstellung erinnert seit 1985 ein von der Hamburger Künstlerin Lili Fischer (geb. 1947) konzipierter Rosengar- ten an die Opfer. Jeder Besucher kann eine Rose pflanzen, um der Opfer zu gedenken. Am Zaun des Gartens haben Angehörige der Opfer persönliche kleine Gedenktafeln mit Porträtfotos und Texten angebracht. Außerdem erläutern in den acht Sprachen der Opfer verfasste Tafeln die Geschichte dieser Gedenkstätte. Ebenfalls zum 40. Jahrestag der Befreiung 1985 wurde am Eingang zum Rosengarten eine vom sowje-

72 Gedenkstätte am Ort des ehemaligen KZ-Außenlagers Drägerwerk Hamburg

Ahrensburger Straße 162 Y Tonndorf

51 Im Juni 1944 entstand in Wandsbek lichen Nutzung entstand 2004/05 auf dem das erste Frauenaußenlager des KZ Gelände die Wohnsiedlung »An der Neuengamme in Hamburg. Über 500 Rahlau«. Gemäß einer entsprechenden Frauen unterschiedlicher Nationalität, fast Auflage des Bezirkamts Wandsbek schuf alle politische Häftlinge aus dem KZ Ra- der Bauträger unter Einbeziehung von vensbrück, mussten hier für die Hambur- Zaunpfählen und eines erhaltenen Wasch- ger Niederlassung der Lübecker Dräger- trogs eine kleine Gedenkanlage. Deren werk AG in der Gasmaskenproduktion ar- Ausführung und die fehlende Wegweisung beiten. Für die Unterbringung der Häftlinge riefen öffentliche Kritik hervor, die 2007 zu waren im Frühjahr 1944 auf dem Werksge- einer Überarbeitung führte. Doch nach wie lände in der Ahrensburger Straße 162 drei vor ist die Frage einer öffentlichen Zuwe- Baracken errichtet worden. Mehrere gung strittig. Frauen starben an den Folgen von Miss- handlungen durch die SS, zwei Frauen wurden »auf der Flucht erschossen«, und am 29. August 1944 wurde die junge Rus- sin Raja Ilinauk wegen angeblicher Sabo- tage im Lager erhängt. Im März 1945 unternahm das Drägerwerk Versuche, wie lange Menschen in einem gasdichten Luftschutzraum ohne Belüf- tungsanlage überleben können. Für diese Versuche wurden Häftlinge des Außenla- gers Wandsbek in Luftschutzbunker in ver- Literatur Kontakt schiedenen Hamburger Stadtteilen ver- bracht. Die meisten Frauen aus dem Lager Stefan Romey: Ein KZ in Bezirksamt Wandsbek in Wandsbek wurden durch das schwe- Wandsbek. Zwangsarbeit im Dezernat für Wirtschaft, dische Rote Kreuz gerettet, das sie am Hamburger Drägerwerk. Bauen und Umwelt Hamburg 1994. Schlossstraße 60 1. Mai 1945 mit einem Zug von Hamburg 22041 Hamburg nach Padborg in Dänemark und von dort Tel. 428 81-30 36 weiter nach Schweden brachte. Fax: 428 81-30 99 Nach dem Krieg wurden die Baracken ab- www.hamburg.de/bezirk- wandsbek gerissen und Produktionshallen, unter an- derem für die Firma Agfa-Gevaert, errich- tet. Am Eingang zum Firmengelände ließ die Kulturbehörde im Mai 1988 eine Tafel aus dem Programm »Stätten der Verfol- gung und des Widerstandes 1933–1945« anbringen. Nach Aufgabe der gewerb-

73 Alter Jüdischer Friedhof Wandsbek und Gedenkstein für Rabbiner Simon Bamberger

Königsreihe/Kattunbleiche Y Wandsbek

52 Der Jüdische Friedhof an der Königs- Restriktionen zu leiden. Am 10. Oktober reihe bestand von 1637 bis 1884, bis 1938 führte er den letzten Gottesdienst in die schleswig-holsteinische Regierung ihn der Wandsbeker Synagoge durch. Anfang aufgrund der vollen Belegung schloss. Bis 1939 gelang ihm und seiner Frau die dahin hatten ca. 1200 Beerdigungen statt- Flucht nach Palästina. gefunden. Damit zählte er zu den kleinsten Am Dotzauer Weg erinnert ein Gedenk- jüdischen Friedhöfen im Hamburger Raum. stein an die ehemalige Wandsbeker Während des NS-Regimes wurde er mehr- Synagoge. mals geschändet, 1942 musste er zwangs- verkauft werden. Durch Bombenschäden Literatur Kontakt und Diebstähle von Heiz- und Baumateri- alien wurde der Friedhof weiter zerstört. Naftali Bar-Giora Bamberger: Institut für die Geschichte Seit 1960 steht der Friedhof unter Denk- Die jüdischen Friedhöfe in der deutschen Juden malschutz. Heute sind noch etwa 850 Wandsbek. Memor-Buch. Beim Schlump 83 Hamburg 1997. 20144 Hamburg Grabsteine erhalten. Ein Gedenkstein erin- Tel. 428 38-26 17 nert an den letzten Rabbiner Wandsbeks, [email protected] Dr. Simon Bamberger (1872-1961), der www.igdj-hh.de 1902 das Amt in Wandsbek übernahm. Obwohl Bamberger bei den Vertretern der christlichen Religion, den Honoratioren und den Bürgerinnen und Bürgern Wands- beks angesehen war, hatte er bereits ab 1930 unter antisemitischen Parolen und

74 Karte 8 Y Altstadt – HafenCity – Neustadt – St. Georg – St. Pauli

63 61 57

59

56 60 58 62 54

53

55

75 Mahnmal St. Nikolai und Dokumentationszentrum

Willy-Brandt-Straße 60 Y Altstadt

53 Hamburgs höchster Kirchturm ist mit 147 Metern der der Nikolaikirche. Die Ruine des von Ruß geschwärzten Turms lenkt den Blick auf eine mehrmals zerstörte Kirche, die heute als Mahnmal gegen den Krieg steht. Im 12. Jahrhundert erbaut, wurde die St. Nikolai-Kirche bereits beim großen Hamburger Brand 1842 zerstört und im neogotischen Stil wieder aufge- baut. Bei den Bombenangriffen im Juli 1943 wurde die Kirche erneut schwer ge- troffen – nur der Turm, der den Bomber- flotten als Orientierungspunkt diente, der Chorraum und Teile des Kirchenschiffs blie- ben erhalten. Nach Kriegsende ließen die Abnahme der Bevölkerungszahlen in der Kirchengemeinde als auch die städtebau- lichen Planungen für die Ost-West-Straße (heute Willy-Brandt-Straße) einen Wieder- aufbau der weit gehend zerstörten Kirche nicht sinnvoll erscheinen. Mitte der 1950er Jahre erfolgte der Bau einer neuen Kirche Neu-St. Nikolai am Klosterstern eingefügt. St. Nikolai in Harvestehude am Kloster- 1977 erfolgte die Eröffnung als Gedächt- stern. nisstätte und die Anbringung einer Ge- Die alte Nikolaikirche wurde 1960 unter denktafel für die Hamburger Bombenopfer. Denkmalschutz gestellt, wobei sich die Ein weiterer Ausbau wurde durch die Grün- Stadt Hamburg und die Kirchengemeinde dung des Förderkreises »Rettet die Nikolai- St. Nikolai die Zuständigkeiten teilen: Die kirche« e.V. im Jahr 1987 möglich. Ehren- Stadt betreut die Fläche des ehemaligen amtliches Engagement, öffentliche Mittel Kirchenschiffs, die Kirchengemeinde den und Spenden sorgten für den Erhalt der Turm. baulichen Substanz. Der Förderkreis eröff- Der Ausbau der Ruine der Nikolaikirche nete ein Dokumentationszentrum in der zum Mahnmal vollzog sich in mehreren Krypta, das Informationen über die Ge- Etappen. So wurde 1973/74 das nach einer schichte der Nikolaikirche und zur Bombar- Vorlage von Oskar Kokoschka (1886-1980) dierung von Hamburg, von Coventry und entworfene Mosaik »Ecce Homines« in Warschau sowie Sonderausstellungen bie- schwarzweißer Ausführung in der Turm- tet. Auf der Aussichtsplattform des Kirch- halle von Alt-St. Nikolai und die farbige turmes in 76 m Höhe, zu erreichen mit Fassung des gleichen Mosaiks im Chor von einem im Jahre 2005 eingerichteten glä-

76 sernen Panoramalift, bilden großformatige Literatur Kontakt Fotos aus dem Jahr 1943 den Blick vom Kirchturm über die zerstörte Stadt ab. Festschrift 800 Jahre Haupt- Förderkreis »Rettet die Niko- kirche St. Nikolai 1195-1995. laikirche« e.V. Der Förderkreis veranstaltet Gedenkfeiern, Hamburg 1995. Willy-Brandt-Straße 60 Vorträge, Konzerte, Führungen durch Aus- Uwe Bahnsen, Kerstin von 20457 Hamburg stellung und Mahnmal und regelmäßige Stürmer: Die Stadt, die ster- Tel. 37 11 25 Konzerte des großen Glockenspiels. ben sollte. Hamburg im Bom- [email protected] benkrieg, Juli 1943. Ham- www.mahnmal-st-nikolai.de burg 2003. Öffnungszeiten des Doku- mentationszentrums: Montag bis Sonntag 10.30 bis 17.30 Uhr.

77 St. Petri-Kirche: Plastik »Dietrich Bonhoeffer«

Mönckebergstraße, Speersort Y Altstadt

54 Das Denkmal für den 1945 hingerich- teten Theologen Dietrich Bonhoeffer wurde 1979 eingeweiht und steht an der Außenfassade der St. Petri-Kirche, der älte- sten der fünf Hauptkirchen Hamburgs. Der Verleger Axel Springer finanzierte die Pla- stik von Fritz Fleer (geb. 1921). Sie zeigt Dietrich Bonhoeffer in Häftlingskleidung und mit gefesselten Händen. Dietrich Bonhoeffer war einer der führen- den Denker der »Bekennenden Kirche«, die den starken deutsch-christlichen Einfluss in den evangelischen Landeskirchen zu- rückzudrängen versuchte und sich der be- absichtigten Gleichschaltung zur Reichskir- che widersetzte. Der international und öku- menisch orientierte Theologe übernahm 1935 die Leitung des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde bei Stettin, das 1938 von der Gestapo ge- schlossen wurde. Bonhoeffer schloss sich Oppositionskreisen in der Wehrmacht an und wurde Verbindungsmann des Wider- standes zu den Westmächten. Er wurde im Literatur Kontakt April 1943 verhaftet, dann im Wehrmachts- gefängnis Berlin-Tegel und im KZ Buchen- Christian Gremmels, Heinrich Hauptkirche St. Petri zu wald inhaftiert. Kurz vor Kriegsende, am W. Grosse: Dietrich Bonhoef- Hamburg 9. April 1945, wurde er zusammen mit fer. Der Weg in den Wider- Kreuslerstraße 6 stand. Gütersloh 1996. 20095 Hamburg anderen Widerstandskämpfern im Dietrich Bonhoeffer: Wider- Tel. 32 57 40-0 KZ Flossenbürg hingerichtet. stand und Ergebung. Briefe [email protected] und Aufzeichnungen aus der www.sankt-petri.de Haft. Gütersloh, 17. Auflage, 2002.

78 Gedenkort ehemaliger Hannoverscher Bahnhof

Lohseplatz Y HafenCity

siehe auch: 20

55 Zwischen 1940 und 1945 wurden von verschen Bahnhof als Ausgangspunkt der dem 1872 errichteten und seit 1906 Deportationen an, doch erst mit den Pla- vor allem für Gütertransporte genutzten nungen für die HafenCity fand der Ort öf- Hannoverschen Bahnhof mindestens 7112 fentliche Aufmerksamkeit. Im Februar 2005 Personen in Ghettos, Konzentrations- und kennzeichnete die Kulturbehörde ihn mit Vernichtungslager nach Osten deportiert. einer Tafel im Rahmen ihres Tafelpro- Unter den Deportierten befanden sich gramms (siehe Anhang). 2007 wurde eine 5848 Jüdinnen und Juden, die in den Jah- kleine Fläche als Gedenkort hergerichtet ren 1941 bis 1945 in siebzehn Transporten und mit Informationen versehen. Die weni- nach Lodz, Minsk, Riga, Auschwitz und gen heute noch erhaltenen Spuren, also Theresienstadt verschleppt wurden. Vor Bahnsteig- und Trassenüberreste, sollen er- ihrem Transport zum Bahnhof waren sie an halten und in eine zukünftige größere Ge- verschiedene Sammelpunkte im Hambur- denkstätte einbezogen werden. Die Stadt ger Stadtgebiet verbracht worden, u.a. ins Hamburg und die HafenCity GmbH berei- Logenhaus an der Moorweidenstraße. Die ten gegenwärtig einen Gestaltungswettbe- Initiative zur Deportation ging vom NSDAP- werb vor. Gauleiter Karl Kaufmann aus, die Organisa- tion erfolgte durch Beamte der Gestapo, der Finanzverwaltung und der Reichsbahn. Die Deportationen von 1264 Sinti und Roma nach Belzec und Auschwitz gingen auf Anweisung des Reichsführers SS Heinrich Himmler zurück. Die Sinti und Roma waren zuvor von der Kriminalpolizei verhaftet und im Fruchtschuppen C im Hafen zusammengepfercht worden. Nur wenige hundert der Deportierten entgin- gen der Ermordung, weil sie bei Zwangs- Literatur Kontakt arbeit überleben konnten. Das Bahnhofsgebäude und die Gleisanla- Linde Apel, Frank Bajohr: Die Behörde für Kultur, Sport gen wurden im Krieg stark zerstört, das Deportation von Juden sowie und Medien schwer beschädigte Hauptportal im Okto- Sinti und Roma vom Hanno- Besondere Kulturprojekte verschen Bahnhof in Ham- Dr. Annette Busse ber 1955 gesprengt. Später hat eine Spedi- burg 1940-1945, in: Zeitge- Hohe Bleichen 22 tion Lagerhallen und neue Gleisanlagen auf schichte in Hamburg 2004, 20354 Hamburg dem Gelände gebaut. Der Ort geriet in Ver- Hg.: Forschungsstelle für Tel. 428 24-232 gessenheit. Zwar brachte die Deutsch-Jü- Zeitgeschichte, Hamburg Annette.Busse@bksm. 2005, S. 21-63. hamburg.de, dische Gesellschaft im Oktober 1993 am www.hamburg.de/ Hamburger Hauptbahnhof eine Tafel mit amt-kultur/projekte/173156/ einem Hinweis auf den ehemaligen Hanno- lohseplatz.html

79 Ausstellung »Juden in Hamburg« und Gedenkbuch für die jüdischen Opfer hamburgmuseum – Museum für Hamburgische Geschichte Holstenwall 24 Y Neustadt

56 Die Dauerausstellung »Juden in Ham- burg« im 2. Obergeschoss des ham- burgmuseums – Museum für Hambur- gische Geschichte berichtet über die Ge- schichte der Juden in Altona, Hamburg und Wandsbek von ihren Anfängen bis zum Ende des nationalsozialistischen Re- gimes. Neben der Informationsvermittlung über die jüdische Religion werden die zahl- reichen Beiträge von Jüdinnen und Juden zur Hamburger Stadtgeschichte präsen- tiert. Auch die Entrechtung, Enteignung, Deportation und Vernichtung der 20.000 Hamburger Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten werden ausführlicher thematisiert. Ein Ausblick beschäftigt sich mit der Neugründung der jüdischen Ge- meinde in Hamburg nach 1945 und der Entwicklung jüdischen Lebens in der Ge- genwart. Im ersten Raum der Ausstellung befindet sich in einer Vitrine das »Gedenkbuch für Literatur Kontakt die jüdischen Opfer des Nationalsozialis- mus«. Es wurde 1964/65 im Auftrag des Staatsarchiv der Freien und hamburgmuseum – Stiftung Hamburger Senats von Studierenden der Hansestadt Hamburg (Hg.): Historische Museen Ham- Hochschule für Bildende Künste gestaltet. Hamburger jüdische Opfer burg des Nationalsozialismus. Ge- Holstenwall 24 Es nennt die Daten und Namen von 6012 denkbuch. Bearbeitet von 20355 Hamburg ermordeten Hamburger Jüdinnen und Jürgen Sielemann. Hamburg Tel. 428 41-23 80 Juden, die bis 1964 durch Nachfor- 1995. Fax 428 132-31 03 schungen in verschiedenen Archiven er- Institut für die Geschichte [email protected] der deutschen Juden (Hg.): www.hamburgmuseum.de mittelt wurden. Eine um viele Namen er- Das jüdische Hamburg. Ein weiterte, 1995 vom Hamburger Staatsar- historisches Nachschlage- Öffnungszeiten: chiv veröffentlichte neue Ausgabe des Ge- werk. Redaktion: Kirsten Dienstag bis Samstag 10.00 denkbuches kann in der Bibliothek des Heinsohn. Göttingen 2006. bis 17.00 Uhr, Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr. Museums und weiteren öffentlichen Bü- chereien eingesehen werden.

80 Gegendenkmal zum so genannten 76er-Denkmal

Grünanlage zwischen Stephansplatz und Bahnhof Dammtor Y Neustadt

57 Zwischen Stephansplatz und Damm- nach der Lagerräumung von der SS auf torbahnhof steht seit 1936 das so ge- Schiffe, darunter die »Cap Arcona«, ver- nannte 76er-Denkmal: Ein sieben Meter bracht wurden und bei der irrtümlichen hoher Block aus Muschelkalk, entworfen Versenkung durch britische Bomber in der von dem Bildhauer Richard Kuöhl, wurde Lübecker Bucht am 3. Mai 1945 den Tod auf Initiative ehemaliger Angehöriger des fanden. Infanterie-Regiments 76 errichtet. Um den Auf Grund hoher Herstellungskosten war Block läuft ein Relief von 88 lebensgroßen das vorgesehene Budget für das Gegen- Soldaten, die in den Krieg marschieren. Die denkmal bereits nach der Vollendung der Inschrift lautet: »Deutschland muss leben ersten beiden Teile aufgebraucht. Die bei- und wenn wir sterben müssen.« den geplanten Teile »Soldatentod« und Obwohl dieses Denkmal in Vorbereitung »Frauenbild im Faschismus« kamen bis eines neuen Weltkrieges entstand und heute nicht zur Ausführung. nicht an gefallene Soldaten erinnert, wurde es von der britischen Militärregierung nach 1945 nicht wie andere NS-Denkmäler ab- getragen. Im Laufe der 1970er Jahre wurde die öffentliche Kritik am Denkmal immer lauter, und Anfang der 1980er Jahre schrieb der Senat einen Wettbewerb zur »künstlerischen Umgestaltung der Denk- malsanlage« aus. 1983 wurde schließlich allerdings der Entwurf eines vierteiligen Gegendenkmals des Wiener Bildhauers Al- fred Hrdlicka (geb. 1928) zur Ausführung Literatur Kontakt bestimmt. Der erste Teil wurde am 8. Mai 1985 einge- Hans Walden: Das Schwei- Behörde für Kultur, Sport weiht und trägt den Namen »Hamburger gen der Denkmäler. Wie sich und Medien Feuersturm«: eine Wand aus Bronze, unre- Hamburg des Kriegs ent- Kulturamt sinnt, in: Peter Reichel (Hg.): Hohe Bleichen 22 gelmäßig und nach oben immer brüchiger Das Gedächtnis der Stadt. 20354 Hamburg werdend, mit herausgearbeiteten brechen- Hamburg im Umgang mit sei- Tel. 428 24-284 den Balken und verbrannten Leichen aus ner nationalsozialistischen anne-katrin.reinberg@bksm. Bronze und aus Marmor. Die Einweihung Vergangenheit. Hamburg hamburg.de 1997, S. 29-46. www.hamburg.de/bksm des zweiten Teils, »Fluchtgruppe Cap Kerstin Klingel: Eichenkranz Arcona«, fand am 29. September 1986 und Dornenkrone. Krieger- statt: Dieser aus Marmor gearbeitete Teil denkmäler in Hamburg. zeigt eine Menschengruppe, die von einer Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2006. großen Welle erfasst wird. Er erinnert an 7000 KZ-Häftlinge aus Neuengamme, die

81 Heinrich-Heine-Denkmal

Rathausmarkt Y Neustadt

58 Die Geschichte vom Umgang der Stadt Hamburg mit dem Andenken an Heinrich Heine ist eine lange und wenig ruhmreiche. Heine (1797-1856) war auf- grund seiner jüdischen Herkunft und seiner als literarische »Nestbeschmutzung« ange- sehenen Werke, so z.B. »Deutschland, ein Wintermärchen«, ein von Nationalisten an- gefeindeter Dichter. Im NS-Regime als »jüdisch entartet« diffa- miert, verbrannten die Nationalsozialisten seine Bücher und ließen die an ihn erin- nernden Denkmäler entfernen; ein Denk- mal von Hugo Lederer (1871–1940) aus dem Stadtpark wurde eingeschmolzen. Ein weiteres, das ursprünglich in der Spitaler- straße stand, konnte von der Tochter des Heine-Verlegers Campe nach Toulon in Südfrankreich in Sicherheit gebracht wer- den. Hier steht es heute noch. Erst am 11. Mai 1982 kam es zur Enthül- lung eines neuen Heine-Denkmals. Die Initiative ging von der 1977 gegründeten Heine-Gesellschaft und von dem jüdischen Literatur Kontakt Schriftsteller Arie Goral aus. Einen Spen- denaufruf des damaligen Kultursenators Volker Plagemann: »Vater- Denkmalschutzamt Wolfgang Tarnowski, der den Rathaus- stadt, Vaterland, schütz Dich Imstedt 18-20 markt als Standort durchsetzte, unter- Gott mit starker Hand«. 22083 Hamburg Denkmäler in Hamburg. Tel. 428 63-34 32 stützten 3000 Hamburgerinnen und Ham- Hamburg 1986, S. 169. Fax 428 63-39 00 burger, so dass die von Waldemar Otto denkmalschutzamt@bksm. (geb. 1929) geschaffene Bronzeplastik aus hamburg.de privaten und öffentlichen Mitteln finanziert www.hamburg.de/ denkmalschutzamt wurde. Die Figur eines nachdenklichen Heinrich Heine steht auf einem Granit- sockel mit vier Bronzereliefs. Erläuternde Texte erinnern an die Bücherverbrennung und an die Zerstörung des alten Heine- Denkmals durch die Nationalsozialisten.

82 Mahnmal »Hier + Jetzt – den Opfern nationalsozialistischer Justiz in Hamburg«

Sievekingplatz, Grünanlage vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht Y Neustadt

59 Viele Jahre hat es gedauert, bis 1997 erstellte Mahnmal der Künstlerin Gloria in Hamburg ein Mahnmal für die Friedmann (geb. 1950) wurde am 1. Okto- Opfer der NS-Justiz errichtet werden ber 1997 eingeweiht. Es besteht aus einem konnte. Das im »Dritten Reich« von Rich- grauen Beton-Quader mit der Inschrift tern und Staatsanwälten ausgeübte Un- »1933« und einer farbigen Großaufnahme recht richtete sich gegen Widerstands- Hamburgs. Ergänzt wird der Quader durch gruppen, gegen Kommunisten, Sozialde- 90 Eisenstelen, auf denen ursprünglich ver- mokraten und weitere Oppositionelle un- schiedene Pflanzen in Töpfen wuchsen: terschiedlicher politischer Herkunft, gegen Rosen neben Brennnesseln, Heilkräuter Homosexuelle, Zeugen Jehovas, so ge- neben giftigen Pflanzen. Die unterschied- nannte »Rassenschänder« und viele an- lichen Pflanzengattungen sollten verschie- dere. Während der Kriegsjahre zählten ins- dene Kulturen, Religionen, soziale Milieus besondere ausländische Zwangsarbeite- und Nationen symbolisieren. Mittlerweile rinnen und Zwangsarbeiter zu den Opfern. sind die Töpfe einheitlich bepflanzt vorzu- Allein in Hamburg verhängten die Strafge- finden, z. B. mit Stiefmütterchen, was die richte über 200 Todesurteile, die in der ursprüngliche Idee hinter dem Mahnmal Regel im Untersuchungsgefängnis am nicht mehr erkennen lässt. Holstenglacis durch das Fallbeil vollstreckt wurden. Zahlreiche weitere Abgeurteilte fanden den Tod, weil sie aus dem Strafvoll- zug zur »Vernichtung durch Arbeit« in den Konzentrationslagern an die SS ausgelie- fert wurden. Im Jahr 1985 eröffnete der Richterverein im Raum 707 des Ziviljustizgebäudes am Sievekingplatz 1 eine Dokumentation über die »Hamburgische Justiz in der NS-Zeit«. An einer Mauer in den Wallanlagen, in un- Literatur Kontakt mittelbarer Nähe des Untersuchungsge- fängnisses, erinnern seit 1988 drei Tafeln Achim Könneke (Hg.): Gloria Justizbehörde an die dort 1943 hingerichteten Wider- Friedmann. Hier + Jetzt – Pressestelle standskämpferinnen Françoise Bloch-Séra- den Opfern nationalsozialis- Drehbahn 36 tischer Justiz in Hamburg. 20354 Hamburg zin und Suzanne Masson sowie die vier Hamburg 1998. Tel. 428 43-31 43 Lübecker Geistlichen Hermann Lange, Fax 428 43-35 72 Eduard Müller, Johannes Prassek und Karl pressestelle@justiz- Friedrich Stellbrink. hamburg.de www.hamburg.de/justiz Das im Auftrag der Justizbehörde nach jah- relangen Forderungen des Richtervereins in Zusammenarbeit mit der Kulturbehörde

83 Relief von Ernst Barlach auf dem Kriegerdenkmal am Rathausmarkt

Rathausmarkt Y Neustadt

60 Nachdem die Pläne für eine »Helden- genden Adlers, das 1939 eingeweiht gedächtnishalle« auf dem Friedhof wurde. Ohlsdorf zur Erinnerung an die gefallenen Nach dem Krieg beauftragte der Senat Soldaten des Ersten Weltkriegs wegen zu 1949 den Steinmetz Friedrich Bursch mit hoher Kosten ad acta gelegt worden der Wiederherstellung des zerstörten Bar- waren, entschloss sich der Hamburger lach-Reliefs. Seither ist das Denkmal »das Senat Ende der 1920er Jahre auf Anraten offizielle Gefallenendenkmal der Stadt […] des damaligen Oberbaudirektors Fritz zur Erinnerung an die Toten beider Welt- Schumacher zur Errichtung eines »Kriegs- kriege«, wie es auf einer Erläuterungstafel Gedenkmals« an der Treppe zur Kleinen Al- heißt. ster am Rathausmarkt. Der Entwurf einer schlichten, 21 Meter hohen Stele aus Mu- schelkalk des Architekten Klaus Hoffmann wurde nach einem Wettbewerb zur Aus- führung bestimmt, und der Bildhauer Ernst Barlach (1870-1938), den Schumacher per- sönlich mit einem Relief beauftragte, schuf ein sieben Meter langes Relief. Das Relief zeigt eine schwangere Mutter mit Kind und steht nach Angaben Barlachs unter dem Leitgedanken »Mutiges Zusammenraffen aus tiefem Leid«. Es lenkt beim Betrachten die Gedanken auf die Hinterbliebenen der toten Soldaten. Bereits vor seiner Einwei- hung am 2. August 1931 war das Denkmal bei den Kriegerverbänden, in deutschnatio- Literatur Kontakt nalen Kreisen und bei den Nationalsozia- listen heftig umstritten. Da es mit seinem Volker Plagemann: »Vater- Denkmalschutzamt Fokus auf das Leid der Hinterbliebenen stadt, Vaterland, schütz Dich Imstedt 18-20 dem Streben der nationalsozialistischen Gott mit starker Hand«. 22083 Hamburg Denkmäler in Hamburg. Tel. 428 63-34 32 Machthaber nach einer Militarisierung der Hamburg 1986, S. 138-140, Fax 428 63-39 00 Bevölkerung widersprach, beschloss die 151f.,155. denkmalschutzamt@bksm. Baubehörde 1937, das Relief zu ersetzen. Kerstin Klingel: Eichenkranz hamburg.de Der Hamburger Bildhauer Hans Martin Ru- und Dornenkrone. Krieger- www.hamburg.de/ denkmäler in Hamburg. denkmalschutzamt woldt (1891-1969), dessen Werke zum Teil Landeszentrale für politische von den Nazis als so genannte »entartete Bildung, Hamburg 2006, S. Kunst« diffamiert wurden, schuf, weil er 33, 62, 70, 135. sich dem Druck nicht zu entziehen ver- mochte, das Relief eines sich aufschwin-

84 Gedenkstein am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg

Allgemeines Krankenhaus St. Georg Y St. Georg

61 Im Allgemeinen Krankenhaus St. Georg wurden am 30. Juli 1943 acht, mit der Nationalitätenangabe »russisch« re- gistrierte Patienten von der Gestapo ermor- det. Sie gehörten zu einer Gruppe sowje- tischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangs- arbeiter, die im Krankenhaus behandelt wurden. Die deutschen Patientinnen und Patienten des Krankenhauses waren wegen der an- haltenden Bombenangriffe der Royal Air Force zwei Tage zuvor im Zuge einer allge- meinen Räumung der Hamburger Kranken- häuser in die Umgebung der Stadt evaku- iert worden. Als in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli britische Flugzeuge St. Georg bombardierten, flohen 72 der Zwangsarbei- ter, für die es im Krankenhaus keine Schutzräume gab. Um diese Flucht zu ver- gelten, wurden am Mittag des folgenden Tages acht von den 20 im Krankenhaus verbliebenen Zwangsarbeitern vor den Augen der Mitpatienten erschossen. Literatur Kontakt In Erinnerung an die Opfer wurde auf Initi- ative der Geschichtswerkstatt St. Georg Asendorf, Manfred: Als Ham- Geschichtswerkstatt St. und des Allgemeinen Krankenhauses St. burg in Schutt und Asche fiel Georg e.V. Georg am 8. Mai 1995 ein Gedenkstein und wie der NS-Staat die Hansaplatz 9 Krise bewältigte, in: Angelika 20099 Hamburg eingeweiht. Ebbinghaus, Heidrun Kau- Tel. 280 37 31 pen-Haas, Karl Heinz Roth [email protected] (Hg.): Heilen und Vernichten www.gw-stgeorg.de im Mustergau Hamburg. Be- völkerungs- und Gesund- heitspolitik im Dritten Reich. Hamburg 1984, S. 188-197. Michael Joho (Hg.): 175 Jahre Allgemeines Kranken- haus St. Georg. Eine etwas andere Festschrift. Hamburg 1998.

85 Ausstellung »Schule unterm Hakenkreuz und Neuanfang 1945« im Hamburger Schulmuseum

Seilerstraße 42 Y St. Pauli

siehe auch: 42 45

62 Seit Frühjahr 2006 ist im Hamburger Weitere Fotos, Berichte und Exponate do- Schulmuseum auf St. Pauli, das zum kumentieren die Probleme im zerstörten Landesinstitut für Lehrerbildung und Hamburg beim Neuanfang des Schulwe- Schulentwicklung gehört, die ständige sens in der Nachkriegszeit unter großer Ausstellung »Schule unterm Hakenkreuz wirtschaftlicher Not sowie die Anforde- und Neuanfang 1945« zu sehen. Sie ist ins- rungen neuer Bildungsinhalte, die während besondere für den Besuch junger Men- der Schulreform zwischen 1949 und 1953 schen ab 14 Jahren konzipiert. in der jungen bundesrepublikanischen De- Die Ausstellung ist thematisch in zwei hi- mokratie erarbeitet werden mussten. storische Abschnitte gegliedert: Ein Teil widmet sich der Schule im Nationalsozia- lismus, der andere Teil beschäftigt sich mit der unmittelbaren Nachkriegszeit. Eine Raumhälfte ist einem Klassenzimmer in der Zeit des Nationalsozialismus nachempfun- den – mit »Führerbild« an der Wand und Schautafeln zur »Rassenkunde«. Anhand von in Ordnern zusammengestellten Quel- len können sich Besucherinnen und Besu- cher in verschiedene thematische Aspekte einlesen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes verbergen sich hinter Literatur Kontakt fünf Türen sehr detailliert gestaltete Schau- kästen, in denen mit Originalquellen wie Reiner Lehberger und Hans- Hamburger Schulmuseum Dienstanweisungen, Protokollen, Briefen, Peter de Lorent (Hg.): »Die Seilerstraße 42 Schulheften oder auch Tonaufnahmen die Fahne hoch«. Schulpolitik 20359 Hamburg und Schulalltag unterm Ha- Tel. 35 29 46 Durchdringung des Schulsystems und des kenkreuz. Hamburg 1986. schulmuseum@li- Schulalltags mit nationalsozialistische Ideo- hamburg.de logie und Kriegspropaganda eindrucksvoll www.hamburgerschul belegt wird. Ein weiterer Bereich der Aus- museum.de stellung widmet sich dem Jugendwider- Öffnungszeiten: stand in Hamburg, zum Beispiel des Ham- Montag bis Freitag 8.00 bis burger Zweigs der Widerstandgruppe 16.30 Uhr, 1. Sonntag im Weiße Rose, der Gruppe um Helmuth Hü- Monat 12.00 bis 17.00 Uhr. Anmeldung von Gruppen bener oder der Swing-Jugend. Auch über unter Tel. 345855. vereinzelten Widerstand, Flucht und Verfol- gung von Hamburger Lehrerinnen und Lehrer wird informiert, von denen 79 Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wurden.

86 Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule

Karolinenstraße 35 Y St. Pauli

63 Seit 1998 trägt das Gebäude Karoli- nen Mädchenbildung. Einer vierjährigen nenstraße 35 den Namen des letzten Grundschule folgten nun ein vierjähriger Schulleiters der Israelitischen Töchter- Volksschul- und ein sechsjähriger Real- schule, Dr. Alberto Jonas (1889-1942). Er schulzug. übernahm die Leitung der Schule 1924 von Nach Machtantritt der Nationalsozialisten Mary Marcus (1844-1930). Die Israelitische verließen immer mehr Schülerinnen die Töchterschule war aus einem Zusammen- Schule und flohen mit ihren Familien ins schluss zweier kleinerer jüdischer Mäd- Ausland. Zugleich kamen Schülerinnen zur chenschulen entstanden. Am 20. April Israelitischen Töchterschule, die auf Basis 1884 wurde sie in dem neuen Gebäude vor der Nürnberger Gesetze allgemeiner Schu- dem Holstentor feierlich eröffnet. Schnell len verwiesen worden waren. Dr. Jonas wuchs die Schülerinnenzahl an. 1900 und sein Kollegium versuchten, den Schü- wurde eine Turnhalle eröffnet, 1910 wur- lerinnen einen Schutzraum vor der alltäg- den eine Lehrküche und Fachräume für lichen Diskriminierung zu bieten und ihr den Chemie- und Physikunterricht einge- Selbstwertgefühl zu stärken. Am 1. April richtet. Dr. Alberto Jonas reformierte die 1939 wurde die Schule in das Gebäude der Schule nach den Erkenntnissen der moder- Talmud-Tora-Schule am Grindelhof verlegt

87 und mit der dortigen Jungenschule zusam- Eine Dauerausstellung informiert über die mengelegt. Zu dieser Zeit besuchten noch Geschichte der jüdischen Schulen in Ham- 600 Kinder die Schule. Auf Intervention burg. Der historische Naturkunderaum des Hamburger Gauleiters der NSDAP, Karl wurde originalgetreu restauriert und ist Teil Kaufmann, wechselten sie nach wenigen der Ausstellung. Monaten wieder in die Karolinenstraße. Man versuchte, trotz der zahlreichen Flie- geralarme einen geregelten Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. Nachdem im Oktober 1941 die Deportationen begannen, be- suchten im Dezember 1941 nur noch 76 Kinder die Schule. Am 15. Mai 1942 wurde die Schule – ebenfalls auf Anweisung Kauf- manns – aus dem Gebäude verwiesen. Nachdem am 30. Juni 1942 alle jüdischen Schulen im Deutschen Reich schließen mussten und der Unterricht für jüdische Kinder verboten worden war, wurden die Literatur Kontakt meisten der letzten 76 Kinder und ihre Leh- rer deportiert. Dr. Jonas starb 1942 im Ursula Randt: Carolinen- Gedenk- und Bildungsstätte Ghetto Theresienstadt. straße 35. Geschichte der Israelitische Töchterschule Mädchenschule der Dr.-Alberto-Jonas-Haus In den letzten Kriegsjahren nutzte die Ge- Deutsch-Israelitischen Ge- Karolinenstraße 35 stapo das Gebäude. Nach dem Ende des meinde in Hamburg. 2. Auf- 20357 Hamburg Krieges zog dort eine Sprachheilschule ein. lage, Hamburg 1996. Tel. 428 41-14 93 1981 wurde das Gebäude unter Denkmal- Ursula Wamser, Wilfried [email protected] schutz gestellt und die historische Inschrift Weinke (Hg.): Eine ver- schwundene Welt. Jüdisches Öffnungszeiten: »Israelitische Töchterschule« rekonstruiert. Leben am Grindel. Springe Donnerstag 14.00 bis 18.00 1984 wurde eine Gedenktafel an der Fas- 2006. Uhr, Führungen auch nach sade angebracht, Ende der 1980er Jahre Vereinbarung. erfolgte der Ausbau zu einer Gedenk- und Bildungsstätte in Trägerschaft der Hambur- ger Volkshochschule. Seitdem finden dort Veranstaltungen im Rahmen politischer Bil- dung vor allem zu jüdischen Themen statt. Die Gedenk- und Bildungsstätte Israeli- tische Töchterschule bietet auch Stadt- rundgänge zur jüdischen Geschichte in Hamburg an.

88 Karte 9 Y Bergedorf – Neuengamme

64 65

68 67 69

66

70

89 Friedhof Bergedorf: Gedenkstein für Euthanasieopfer

Grab von Ursula Westphal, Abt. 14 bei Kapelle 1, Friedhof Bergedorf, August-Bebel-Straße Y Bergedorf

siehe auch: 10 33

64 Auf der Grabstelle von Ursula West- Familiengrabstelle in Bergedorf bestattet phal (25.6.1906-5.5.1944), einem werden. Erst im Jahre 2001 wurde das Opfer der NS-»Euthanasie«, erinnert ein Schicksal von Ursula Westphal öffentlich Gedenkstein an die Verfolgung psychisch gemacht – in Erinnerung an die weit über Kranker und körperlich Behinderter in 100.000 Euthanasie-Opfer in Deutschland. den Jahren 1933-1945. Auf Initiative der Nichte Ursula Westphals, Roswitha Klau- Literatur Kontakt Westphal, und mit finanzieller Unterstüt- zung der Evangelischen Stiftung Alsterdorf Michael Wunder, Ingrid Gen- Bezirksamt Bergedorf und der Geschwister-Scholl-Stiftung kel und Harald Jenner: Auf Zentrum für Wirtschaftsför- konnte der Stein am 8. Mai 2001 aufge- dieser schiefen Ebene gibt derung es kein Halten mehr. Die Al- Bauen und Umwelt stellt werden. sterdorfer Anstalten im Nati- Wentorfer Straße 38a Der Leidensweg der Hamburger Kunstge- onalsozialismus. Hg.: Vor- 21029 Hamburg werbestudentin Ursula Westphal begann, stand der Alsterdorfer An- Tel. 428 91- 43 01 als sie am 31. Dezember 1932 aufgrund stalten. 2. Auflage, Hamburg bezirksamt@bergedorf. 1988. hamburg.de einer psychischen Erkrankung in die Alster- www.hamburg.de/bergedorf dorfer Anstalten eingeliefert wurde. Am 14. August 1943 wurde sie in ein Wiener Krankenhaus gebracht und starb dort an Unterernährung, Unterkühlung und Medi- kamenten-Versuchen. Ihre Urne konnte durch die Bemühungen der Mutter in der

90 Friedhof Bergedorf: Mahnmal für sowjetische Kriegsgefangene

Friedhof Bergedorf, August-Bebel-Straße Y Bergedorf

65 Auf dem Friedhof Bergedorf befinden sich zwei Kriegsgräberstätten. Im äl- teren Teil des Friedhofs erinnert ein Gräber- feld an deutsche und ausländische Opfer des Zweiten Weltkriegs. Das Gräberfeld für die sowjetischen Kriegsgefangenen liegt im neueren Teil des Friedhofs. Dort befin- den sich ein Mahnmal mit einem ortho- doxen Kreuz, ein auf Initiative des Volks- bunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Hamburg, im Jahr 2002 von dem St. Petersburger Bildhauer Literatur Kontakt Grigorij Yastrebenetzkiy (geb. 1923) ge- schaffenes Denkmal und zwei Informati- Reinhard Otto: Wehrmacht, Bezirksamt Bergedorf onstafeln. Diese schildern in deutscher und Gestapo und sowjetische Zentrum für Wirtschaftsför- in russischer Sprache das Schicksal der Kriegsgefangene im deut- derung, Bauen und Umwelt schen Reichsgebiet Wentorfer Straße 38a 651 hier bestatteten sowjetischen Kriegs- 1941/1942. Schriftenreihe 21029 Hamburg gefangenen, die in der Zeit von Oktober der Vierteljahrshefte für Zeit- Tel. 428 91-43 01 1941 bis Mai 1942 im KZ Neuengamme an geschichte, Bd. 77, München bezirksamt@bergedorf. Hunger, infolge einer Flecktyphusepidemie 1998. hamburg.de www.hamburg.de/bergedorf und durch gezielte Mordaktionen der SS (so genanntes »Abspritzen« durch Injektio- Volksbund Deutsche Kriegs- nen ins Herz) umgekommen sind. gräberfürsorge e.V. Normalerweise wurden die Toten des Landesverband Hamburg Saling 9 KZ Neuengamme in Ohlsdorf und ab 20535 Hamburg 1941/42 im lagereigenen Krematorium Tel. 25 90 91 eingeäschert, doch diese Opfer wurden Fax 250 90 50 aufgrund ihres Status als Kriegsgefangene [email protected] erdbestattet. Nach dem Krieg wurde die www.volksbund-hamburg.de Friedhofsanlage würdig gestaltet. Für jeden Toten gibt es einen Kissenstein, auf dem Name, Vorname, Geburts- und Ster- bedatum eingraviert sind.

91 KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Ausstellungen

Jean-Dolidier-Weg Y Neuengamme

66 Am 4. Mai 2005, dem 60. Jahrestag schichte« befindet sich in einem 1943/44 der Befreiung, wurde die umfassend im Häftlingslager errichteten Unterkunfts- neu gestaltete KZ-Gedenkstätte Neuen- gebäude. Die Struktur des Gebäudes mit gamme der Öffentlichkeit übergeben. Vo- vier separat zugänglichen Häftlingsblöcken raussetzung für die Neugestaltung war die von je ca. 600 qm, die jeweils in zwei Verlagerung des im ehemaligen Konzentra- große Unterkunftssäle, einen Waschraum tionslager 1948 eingerichteten Gefäng- und eine Latrine gegliedert waren, ist er- nisses, wobei der entsprechende Senats- halten geblieben bzw. für die Ausstellungs- beschluss von 1989 erst im Jahr 2003 rea- nutzung wieder hergestellt worden. Im lisiert werden konnte. Es folgten der Abriss letzten Kriegsjahr 1944/1945 war das Ge- der Nachkriegsbauten und die Herrichtung bäude, das für die Unterbringung von 1200 des Geländes und der erhaltenen KZ-Ge- Häftlingen geplant war, mit bis zu 3000 bäude für Ausstellungszwecke. 15 erhal- Menschen belegt. Die Hauptausstellung, tene Original-Gebäude aus der KZ-Zeit be- die in zehn Themenbereiche gegliedert ist, finden sich auf dem 55 Hektar großen Ge- enthält über 2500 Originalexponate, 120 lände. Biografiebücher zu Lebenswegen einzelner Vier der fünf neuen Dauerausstellungen KZ-Häftlinge sowie weitere 85 Porträts im mit einer Präsentationsfläche von über Bereich »Nachkrieg«, 29 mehrsprachige Vi- 3000 qm werden in Gebäuden gezeigt, deostationen mit insgesamt 264 Filmse- die aus der Zeit des Konzentrationslagers quenzen, 15 Audiostationen, 9 Computer- stammen. Die Hauptausstellung »Zeit- Präsentationen und interaktive PC-Infoter- spuren: Das Konzentrationslager Neuen- minals sowie 291 Themenmappen. gamme 1938-1945 und seine Nachge- Die Studienausstellung »Dienststelle KZ

92 Neuengamme: Die Lager-SS«, die anhand von Prozessunterlagen, Dokumenten und Biographien umfangreiche Informationsan- gebote zur Auseinandersetzung mit der Geschichte der Täter bietet, hat ihren Ort in den ehemaligen SS-Garagen. Über die Arbeitsbedingungen informieren zwei Er- gänzungsausstellungen: im ehemaligen Klinkerwerk die erneuerte und überarbei- tete Ausstellung »Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion« und in dem KZ-Rüstungsbetrieb der ehe- maligen Walther-Werke die Ausstellung »Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduk- tion«. Ein »Offenes Archiv« in unmittelbarer Nachbarschaft zur Studienausstellung bie- tet allen Besucherinnen und Besuchern mit Hilfe von Computern, Medienstationen, Le- semappen und Büchern zahlreiche Mög- lichkeiten zur vertiefenden Recherche. Bei den Abrissen beider Gefängnisse 2003 und 2006/07 ist jeweils ein Teil als Zeitdo- Literatur Kontakt kument unsensiblen Nachkriegsumgangs erhalten geblieben. Auf dem Rest der mit KZ-Gedenkstätte Neuen- KZ-Gedenkstätte Wachturm versehenen Betonmauer des gamme (Hg.): Die Ausstel- Neuengamme zweiten, Ende der 1960er Jahre neu errich- lungen. Dreisprachige Aus- Jean-Dolidier-Weg 75 gabe: Deutsch – English – 21039 Hamburg teten Gefängnisses ist die Freiluft-Ausstel- Français. Bremen 2005. Tel. 428 131-500 lung »Gefängnisse und Gedenkstätte: Do- info@kz-gedenkstaette- kumentation eines Widerspruchs« ange- neuengamme.de bracht. Sie stellt Hintergründe und Um- www.kz-gedenkstaette- neuengamme.de stände der Errichtung der beiden Gefäng- nisse dar, zeigt die Bemühungen der Ver- Öffnungszeiten: folgtenverbände und anderer gesellschaft- Montag bis Freitag 9.30 bis licher Gruppen um die Errichtung einer 16.00 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 12.00 bis Gedenkstätte an dem historischen Ort 19.00 Uhr (Oktober bis März: und dokumentiert die Widersprüche und 12.00 bis 17.00 Uhr) Probleme, die damit verbunden waren.

93 KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Denkmale für einzelne Opfergruppen

Jean-Dolidier-Weg 39, nördlich des Internationalen Mahnmals Y Neuengamme

67 In Nachbarschaft zum Internationalen Während des NS-Regimes, das den seit Mahnmal befinden sich im so ge- dem Kaiserreich bestehenden §175 StGB nannten Gedenkhain weitere Denkmale im Jahr 1935 erheblich verschärfte, wur- und Gedenksteine, die an Opfer des KZ den ca. 50.000 Männer aufgrund ihrer Ho- Neuengamme erinnern. Dabei handelt es mosexualität verurteilt; ca. 10.000 wurden sich zum einen um von Familienangehöri- in Konzentrationslager verschleppt, wo sie gen errichtete symbolische Grabsteine für in der Regel mit einem rosa Winkel ge- einzelne Opfer, zum anderen um Gedenk- kennzeichnet wurden. Im KZ Neuengamme anlagen, die bestimmten Verfolgtengrup- befanden sich einige hundert Häftlinge, die pen gewidmet sind, wobei auch hier die In- wegen ihrer Homosexualität verfolgt wur- itiative von den Gruppen selbst ausging. den. Viele dieser Häftlinge überlebten die Ein 1988 errichtetes Mahnmal erinnert an Zeit im KZ nicht, da die SS sie häufig be- 540 Opfer aus der niederländischen Ge- sonders schikanierte. Die homosexuellen meinde Putten, die im Anschluss an eine KZ-Häftlinge, die überlebten, blieben auch im Oktober 1944 von der Wehrmacht im Nachkriegsdeutschland diskriminiert. durchgeführten Vergeltungsmaßnahme nach Neuengamme deportiert worden waren, die 1998 errichtete Plastik »Die Ver- zweiflung« von May Claerhout (geb. 1939) an 53 Opfer aus den belgischen Dörfern Meensel-Kiezegem und ein 1999 von Jan de Weryha-Wysoczanski (geb. 1950) ge- schaffenes Mahnmal an die mehreren tau- send nach Neuengamme Deportierten des Warschauer Aufstandes 1944. Im April 2006 wurde ein Denkmal für die im KZ in- haftierten »Bibelforscher« (Zeugen Jeho- Literatur Kontakt vas) eingeweiht. Bereits im Mai 1985 fand auf Initiative des Jens Michelsen: Homosexu- KZ-Gedenkstätte Vereins »Unabhängige Homosexuelle Al- elle im Konzentrationslager Neuengamme ternative«, unterstützt vom Hamburger Neuengamme. Eine Annähe- Jean-Dolidier-Weg 75 rung, in: Beiträge zur Ge- 21039 Hamburg Senat, die Einweihung eines Gedenksteins schichte der nationalsozialis- Tel. 428 131-500 zur Erinnerung an die homosexuellen Opfer tischen Verfolgung in Nord- info@kz-gedenkstaette- des Nationalsozialismus statt. Es war der deutschland, Bd. 5, Hamburg neuengamme.de erste Gedenkstein, der auf dem Gelände 1999, S. 42-47. www.kz-gedenkstaette- Madelon de Keizer: Razzia in neuengamme.de einer KZ-Gedenkstätte an die Verfolgung Putten. Verbrechen der Homosexueller erinnerte. 1996 wurde die Wehrmacht in einem nieder- Anlage neu gestaltet und um eine Informa- ländischen Dorf. Köln 2001. tionstafel ergänzt.

94 KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Haus des Gedenkens

Jean-Dolidier-Weg 39 Y Neuengamme

68 Zum 50. Jahrestag der Befreiung im Einsicht bereit. In der zentralen Halle des Mai 1995 wurde das 1981 als Aus- Gedenkhauses stehen sich zwei Modell- stellungsgebäude errichtete Dokumenten- bauten des KZ-Geländes gegenüber: Das haus zu einem »Haus des Gedenkens« um- eine zeigt den Zustand von 1948 bei der gestaltet. In Zusammenarbeit mit dem Übergabe des als Internierungslager ge- Hamburger Architekten Gerhard Scharf nutzten KZs an die Hamburger Gefängnis- schuf der Düsseldorfer Künstler Thomas behörde. Das andere ist ein modernes Ar- Schütte (geb. 1954) ein Gebäude, in dem chitekturmodell, das den Zustand im Jahr roher Beton und mit roter Farbe lasierte 1995 abbildet. So wird die in den Nach- Wände die Erinnerung an Blut getränkte kriegsjahrzehnten vorgenommene Überfor- KZ-Gebäude aufleben lassen. Auf langen, mung des einstigen KZ-Geländes sichtbar. von den Wänden herunter hängenden Stoffbahnen sind 20.000 Namen nach dem Literatur Kontakt Sterbedatum aneinandergereiht; gegen Kriegsende werden die Namenskolonnen Achim Könneke (Hg.): Haus KZ-Gedenkstätte von Tag zu Tag länger und schier unüber- des Gedenkens in der KZ-Ge- Neuengamme schaubar. Zahlreiche leere Rollen erinnern denkstätte Neuengamme Jean-Dolidier-Weg 75 nach einem Konzept von Tho- 21039 Hamburg an jene Opfer, deren Namen unbekannt mas Schütte. Hamburg 1996. Tel. 428 131-500 sind. In einem Nebenraum werden in sie- info@kz-gedenkstaette- ben Pultvitrinen Totenbücher ausgestellt, neuengamme.de die im Krankenrevier des KZ geführt wur- www.kz-gedenkstaette- neuengamme.de den. Ein mehrbändiges Gedenkbuch mit weiteren Angaben zu den Opfern liegt zur

95 KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Internationales Mahnmal

Jean-Dolidier-Weg Y Neuengamme

69 Ende 1938 errichtete die SS in einer Eine erste Gedenksäule wurde 1953 in stillgelegten Ziegelei in Neuengamme dem abseits gelegenen Gelände der ehe- ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, maligen Lagergärtnerei aufgestellt, in der das im Frühjahr 1940 zum eigenständigen die SS die Asche der im Krematorium ver- Hauptlager erklärt wurde. Im Verlauf des brannten Leichen verstreuen ließ. An ihre Krieges wurden Zehntausende aus allen Stelle trat 1965 eine in einen friedhofsar- besetzten Ländern Europas nach Neuen- tigen Park eingebettete Gedenkanlage, die gamme deportiert. Die SS nutzte unter der aus einer 27 Meter hohen Stele, einer Text- Prämisse »Vernichtung durch Arbeit« die tafel und einer L-förmigen Mauer besteht, Arbeitskraft der Häftlinge für die Kriegs- vor der auf Steinplatten die Namen der Na- wirtschaft rücksichtslos aus. Die Häftlinge tionen eingraviert sind, aus denen die Häft- wurden außer bei der Klinkerproduktion in linge stammten. Für das am 7. November Neuengamme auch bei Bauarbeiten, bei 1965 eingeweihte Mahnmal wurde von der der Trümmerbeseitigung, in der Rüstungs- »Amicale Internationale de Neuengamme« industrie und auf Werften eingesetzt. Un- eine von der französischen Bildhauerin tergebracht wurden sie dabei auch in 87 Françoise Salmon (geb. 1920) geschaffene Außenlagern (davon 24 Frauenaußenla- Plastik gestiftet, die einen sterbenden Häft- gern). Allein 17 der Außenlager befanden ling darstellt. sich in Hamburg. Insgesamt waren im KZ Neuengamme 87.000 Männer und 13.600 Frauen als Häftlinge registriert; mindestens 42.900 von ihnen starben. Nach 1945 nutzten die britischen Militärbe- hörden das ehemalige KZ als Internie- rungslager für ehemalige Funktionsträger des NS-Staates, der Partei und der Wehr- macht. Nach der Übergabe an die Stadt Hamburg 1948 richtete diese dort ein Ge- fängnis ein. Zwar wurden die Holzbaracken 1949/50 durch einen Neubau ersetzt; die Literatur Kontakt aus Stein errichteten KZ-Gebäude dienten aber bis zur Schließung des Gefängnisses Ute Wrocklage: Neuen- KZ-Gedenkstätte im Juni 2003 Vollzugszwecken. Ende der gamme, in: Detlef Hoffmann Neuengamme (Hg.): Das Gedächtnis der Jean-Dolidier-Weg 75 1960er Jahre errichtete die Justizbehörde Dinge. KZ-Relikte und KZ- 21039 Hamburg auf dem Gelände der KZ-Tongruben eine Denkmäler 1945-1995. Frank- Tel. 428 131-500 weitere, von hohen Betonmauern um- furt am Main/New York info@kz-gedenkstaette- schlossene Haftanstalt, die im Februar 1997, S. 174-205. neuengamme.de 2006 geschlossen und 2007 abgerissen www.kz-gedenkstaette- neuengamme.de wurde.

96 KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Rundweg

Jean-Dolidier-Weg 75 Y Neuengamme

70 Erst 1981 wurde das Mahnmal durch ehemaligen KZ-Tongruben gestaltet und die ein Dokumentenhaus mit einer stän- noch erhaltenen Lorenbahnen freigelegt. digen Ausstellung zur Geschichte des KZ Seit 2008 steht ein mehrsprachiger Audio- Neuengamme ergänzt, damals eingerichtet guide für das Außengelände zur Verfü- als Außenstelle des Museums für Hambur- gung. gische Geschichte. Vor dem Hintergrund Internationale Jugend-Workcamps legten eines beträchtlichen Besucherinteresses in den vergangenen 25 Jahren zahlreiche erfolgte seit jener Zeit eine schrittweise verborgene Überreste frei und leisteten Ausgestaltung der Gedenkstätte: 1982 wichtige Beiträge für die Gestaltung des legten Jugendliche aus zwölf europäischen Außengeländes. Der Hamburger Landesju- Ländern einen Rundweg an, der das ein- gendring veranstaltet regelmäßig Fahrten stige KZ-Gelände für Besucher und Besu- zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit cherinnen erschloss und ihnen dadurch die Rundgängen über das Gelände. Betrachtung der zahlreichen erhaltenen, aber für Vollzugszwecke genutzten Ge- bäude (ehemalige Häftlingsunterkünfte, Wachturm, SS-Garagen, Kommandanten- haus usw.) ermöglichte. Zwei Jahre später wurden die baulichen Überreste des KZ Neuengamme unter Denkmalschutz ge- stellt. Von 1987 bis 1991 wurde das KZ- Klinkerwerk durch umfassende Restaurie- rungsarbeiten als Baudenkmal gesichert. 1994 folgte die Rekonstruktion der Glei- strasse mit der Aufstellung eines histo- rischen Güterwaggons am ehemaligen Literatur Kontakt Lagerbahnhof. Nach der Übergabe des bis Juni 2003 von Detlef Garbe: Die Arbeit der Landesjugendring Hamburg der »Justizvollzugsanstalt Vierlande« ge- KZ-Gedenkstätte Neuen- Güntherstr. 34 nutzten Geländes an die Gedenkstätte gamme 1981 bis 2001. Rück- 22087 Hamburg blicke – Ausblicke. Eine Do- Tel. 317 96-114 konnte dieser Kernbereich des Lagerareals kumentation der Aktivitäten [email protected] in die Gestaltung einbezogen werden. Aus 20 Jahre nach der Eröffnung www.ljr-hh.de Abrisssteinen errichtete Gabionen verdeut- des Dokumentenhauses in lichen nunmehr die Grundrisse der histo- Hamburg-Neuengamme. 2., um einen Nachtrag erwei- rischen Gebäude. Auch die früheren Zaun- terte Auflage, Hamburg verläufe, der Lagereingang und Standorte 2002. der Wachtürme sind markiert. Nach Schlie- ßung und Abriss des zweiten Gefängnisses wurden im Frühjahr 2007 der Bereich der

97 Karte 10 Y Harburg – Neugraben

75

74 73

72 71

98 Gedenktafel für die Hamburger »Cinti und Roma«

Außenwand des Polizeikommissariats 45, Nöldekestraße 17 Y Harburg

71 Eine bronzene Gedenktafel mit einem weitere Gedenktafel an die Deportation der Relief aus gefalteten Händen, die mit Sinti und Roma, deren Anbringung die da- Stacheldraht gefesselt sind, erinnert an der malige Schülerin Viviane Wünsche ange- Außenwand des Polizeikommissariats in regt hatte, die für ihre Dokumentation »Als der Harburger Nöldekestraße an die Depor- die Musik verstummte … und das Leben tation von 910 norddeutschen Roma und zerbrach« über das Schicksal einer Harbur- Sinti während der NS-Zeit. Am 16. Mai ger Sinti-Familie im »Dritten Reich« den 1940 ging unter anderem von diesem Poli- Bertini-Preis 2000 verliehen bekommen zeikommissariat die Verhaftungswelle der hatte. Roma und Sinti in Norddeutschland aus. Ein großer Teil der 550 in Hamburg festge- nommenen Sinti und Roma wurden zu- nächst an der Nöldekestraße zusammen- getrieben und danach mehrere Tage im Fruchtschuppen C bei der Baakenbrücke im Hamburger Freihafen festgehalten, bevor man sie in das Lager Belzec an der polnisch-russischen Grenze deportierte. Die Sinti und Roma gehörten zu den am stärksten von nationalsozialistischer Verfol- gung betroffenen Gruppen. Das Regime wandte gegen sie zum einen Instrumente Literatur Kontakt der »Rassenhygiene« wie Eheverbot, Zwangssterilisation und Zwangsabtreibung Viviane Wünsche, Uwe Lo- Behörde für Kultur, Sport an. Andere Mittel wie die Deportation nach halm, Michael Zimmermann, und Medien Osten, die Konzentration in Ghettos und Kathrin Herold, Yvonne, Kulturamt Robel: Die nationalsozialis- Hohe Bleichen 22 der Massenmord in Auschwitz-Birkenau tische Verfolgung Hamburger 20354 Hamburg und anderen Vernichtungsstätten entspra- Roma und Sinti. Fünf Bei- Tel. 428 24-284 chen dem Genozid an den Juden. Allein träge. Landeszentrale für po- anne-kathrin.reinberg@ von den damals in Deutschland und Öster- litische Bildung, aktualisierte bksm.hamburg.de Auflage, Hamburg, 2006. www.hamburg.de/bksm reich lebenden etwa 40.000 Sinti und Roma fielen über 25.000 der nationalsozia- listischen Verfolgung zum Opfer. Am 16. Mai 1986 enthüllte der Harburger Sinto Gottfried Weiß, einer der im Mai 1940 Deportierten, die Tafel, auf der ein Gedicht Lani Rosenbergs zitiert wird. An der Baakenbrücke in der heutigen Ha- fenCity erinnert seit dem 16. Mai 2001 eine

99 Gegendenkmal »Trauerndes Kind« vor der St. Johannis-Kirche

Maretstraße/Ecke Bremer Straße Y Harburg

72 Das Kriegerdenkmal »Der Soldat« »Soldaten« errichtet und hat der anhalten- neben der St. Johannis-Kirche in den Wirkung des alten Kriegerdenkmals Hamburg-Harburg ist ein Werk des Bild- auf Grund seiner versteckten Positionie- hauers Hermann Hosäus (1875-1958), ent- rung und seiner bescheidenen Größe – die worfen und errichtet im Auftrag des dama- Kindesskulptur ist kaum mehr als lebens- ligen Harburger Oberbürgermeisters Hein- groß – wenig entgegenzusetzen. rich Denicke. Das 1932 eingeweihte Denk- mal besteht aus der viereinhalb Meter hohen Bronzefigur eines Soldaten, die auf einem wiederum sechs Meter hohen So- ckel steht. Der Soldat marschiert, das Ge- wehr geschultert, trotz Kopfwunde auf- recht, vorwärts in den Kampf: Ausdruck einer revanchistischen, kriegsbefürwor- tenden Geisteshaltung. Schon bei seiner Errichtung 1932 war das von 18 Kriegervereinen seit Mitte der 1920- erJahre geforderte Denkmal höchst um- Literatur Kontakt stritten. Die Sozialdemokraten sahen es als kriegsverherrlichend an. Die Zeitschrift Friedenspolitisches Informa- Denkmalschutzamt »Kunst im Dritten Reich« würdigte das tionszentrum Harburg (Hg.): Imstedt 18-20 Werk 1937 hingegen als »Heroische Pla- »Der Soldat«. Eine Dokumen- 22083 Hamburg tation über die Geschichte Tel. 428 63-34 32 stik«. des Harburger Kriegerdenk- Fax 428 63-39 00 Mit der Friedensbewegung zu Beginn der mals. Hamburg o.J. [1984]. denkmalschutzamt@bksm. 1980er Jahre begannen heftige öffentliche Volker Plagemann: »Vater- hamburg.de Diskussionen um das Denkmal. Auf Initia- stadt, Vaterland, schütz Dich www.hamburg.de/ Gott mit starker Hand«. denkmalschutzamt tive des Friedenspolitischen Zentrums Har- Denkmäler in Hamburg. burg wurde 1986 ein Wettbewerb zur Um- Hamburg 1986, S. 137f. gestaltung des Denkmals in ein »Anti- Kerstin Klingel: Eichenkranz Kriegsdenkmal« ausgeschrieben. Schließ- und Dornenkrone. Krieger- denkmäler in Hamburg. lich wurde der Harburger Künstler Hendrik- Landeszentrale für politische André Schulz mit der Ausführung seines Bildung, Hamburg 2006, S. Entwurfs mit dem Namen »Trauerndes 31f., 116f., 295. Kind« beauftragt. Am 1. September 1988 wurde seine bronzene Plastik eines wei- nenden Kindes eingeweiht, das inmitten zerschossener Soldatenhelme kniet. Das Gegendenkmal wurde zwischen den Büschen neben dem hohen Sockel des

100 Harburger Mahnmal gegen Faschismus

Harburger Rathausplatz, Ecke Harburger Ring, Hölertwiete Y Harburg

73 Zum 50. Jahrestag der nationalsozia- »Leerstelle« des versenkten Denkmals wird listischen Machtergreifung beschloss in der Inschrift mit den Worten erläutert: die Bezirksversammlung Harburg im Ja- »Denn nichts kann auf Dauer an unserer nuar 1983 einstimmig die Errichtung eines Stelle sich gegen das Unrecht erheben.« »Mahnmals gegen den Faschismus« auf dem Harburger Rathausplatz. Nach Ab- schluss eines Wettbewerbs und intensiven Diskussionen fiel die Entscheidung zugun- sten eines Entwurfs von Esther Shalev- Gerz (geb. 1948) und Jochen Gerz (geb. 1940), die eine besondere Form der Ausei- nandersetzung mit der Zeit des Nationalso- zialismus beabsichtigten. Das Ehepaar baute 1986 eine bleiummantelte Säule von zwölf Metern Höhe auf, die als Schreib- grund für Unterschriften und Kommentare zur NS-Zeit genutzt werden sollte. In acht Schritten wurde die Stele vom 10. Oktober 1986, dem Tag ihrer Einweihung, bis zum 10. November 1993 in das Erdreich abge- senkt, um Platz für neue Kommentare zu schaffen und so ein deutliches Symbol für das Eingraben der Erinnerung zu gestalten. Am Ende waren es ca. 60.000 Beschrif- tungen unterschiedlichster Art – Unter- schriften, nachdenkliche Worte, antifaschi- stische Zitate ebenso wie Sprüche und ausländerfeindliche Parolen –, die mit der Literatur Kontakt Säule versenkt wurden. Die Absenkungen der Säule in die Erde Achim Könneke (Hg.): Jo- Behörde für Kultur, Sport wurden von Diskussionsrunden und Vorträ- chen Gerz & Esther Shalev- und Medien gen zur Geschichte des Nationalsozialis- Gerz. Das Harburger Mahn- Kulturamt mal gegen Faschismus. Ost- Hohe Bleichen 22 mus begleitet. Heute ist von dem Mahnmal fildern-Ruit 1994. 20354 Hamburg nur noch die oben abschließende Bleiplatte Corinna Tomberger: Das Ge- Tel. 428 24-284 im Gehweg zu sehen. Außerdem ermög- gendenkmal. Avantgarde- anne-kathrin.reinberg@ licht ein Fenster in der Fußgängerunter- kunst, Geschichtspolitik und bksm.hamburg.de Geschlecht in der bundes- www.hamburg.de/bksm führung den Blick auf einen Teil der Stele. deutschen Erinnerungskul- Tafeln erklären die Entstehung des Denk- tur. Studien zur visuellen Kul- mals und den Anlass seiner Errichtung. Die tur 4, Bielefeld 2007.

101 Mahnmal für die ehemalige Harburger Synagoge

Eißendorfer Straße/Ecke Knoopstraße Y Harburg

74 Die jüdische Gemeinde in Harburg- Wilhelmsburg konnte mit der Einrich- tung eines Friedhofs 1690 und der Eröff- nung einer Synagoge 1862 ihr religiöses Leben entfalten. Mit Beginn des NS-Re- gimes änderten sich die Lebensverhält- nisse der Harburger Jüdinnen und Juden schlagartig. Aufgrund der Repressalien der Nazis emigrierten viele, so dass ab 1936 aufgrund der geringen Zahl von Gemeinde- mitgliedern keine Gottesdienste mehr in der Synagoge gefeiert wurden. Die Syna- goge wurde bei dem Pogrom vom 9. No- vember 1938 zunächst »vergessen«, aber bereits eine Nacht später zerstörten SA- Angehörige die Inneneinrichtung und die Eingangstüren. Das Gebäude wurde 1941 abgerissen, das Gelände an eine Autowerk- statt verkauft. Nach dem Krieg entstanden auf dem Gelände Wohnhäuser. In Erinnerung an die Synagoge befindet sich seit 1988 an der Außenfassade eines Literatur Kontakt der neuen Wohnblöcke das rekonstruierte Portal der Synagoge. Auf zwei Gedenkta- Schalom, Harburg! Nicht nur Institut für die Geschichte feln wird die Geschichte der Synagoge er- ein Besuch. Jüdische ehe- der deutschen Juden läutert. malige Harburgerinnen und Beim Schlump 83 Harburger in ihrer alten Hei- 20144 Hamburg matstadt. Mit Beiträgen von Tel. 428 38-26 17 Reta Barsam u.a. Hamburg [email protected] 1992. www.igdj-hh.de Rita Bake (Hg.): Shalom Hamburg. Die Juden und ihre Synagogen. Ein Film von Nicole Rinza (DVD). Hamburg 2005.

102 Gedenktafel zur Erinnerung an die »Vernichtung durch Arbeit« im Außenlager Neugraben

Kundenzentrum Süderelbe des Bezirksamts Harburg, Neugrabener Markt 5 Y Neugraben

75 Seit dem 15. April 1992 erinnert eine eines Wanderweges. Durch die Initiative bronzene Gedenktafel im Zentrum und Spende eines Fischbeker Bürgers von Neugraben an das Außenlager des konnte der Gedenkstein auf dem ehema- Konzentrationslagers Neuengamme in ligen Lagergelände 2005 wieder mit einer Neugraben. Inschrift versehen werden. Das Außenlager wurde am 13. September 1944 errichtet. Die meisten der aus dem Lager Dessauer Ufer dorthin verbrachten 500 Jüdinnen stammten aus der Tschecho- slowakei und waren über Theresienstadt ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Dort hatte die SS sie während der so genannten Selektionen zum Arbeitseinsatz in Hamburg ausge- wählt. Sie wurden bei den Firmen Prien, Weseloh, Gizzi, Holst und Malo bei der Herstellung von Fertigbauteilen und beim Bau von Behelfsheimen in der Falkenberg- siedlung eingesetzt. Andere Häftlinge mus- sten Aufräumungsarbeiten in Harburg und in der Ölindustrie leisten und Panzergräben in ausheben. Im Februar 1945 verlegte die SS die Frauen ins Außenlager Hamburg-Tiefstack. Ein Granitfindling mit einer Gedenktafel wurde 1985 auf dem Gelände des ehema- ligen Außenlagers am Falkenbergsweg/ Neugrabener Heideweg errichtet. Nach- Literatur Kontakt dem die Gedenktafel wiederholt zerstört worden war und mehrmals ersetzt werden Karl-Heinz Schultz: Das KZ- Karl-Heinz Schultz musste, blieb der Stein in seinem geschän- Außenlager Neugraben, in: Wulmstorfer Ring 1a deten Zustand als Zeitdokument stehen. Jürgen Ellermeyer, Klaus 21149 Hamburg Richter, Dirk Stegmann (Hg.): Tel. 701 81 70 Die Bezirksversammlung Harburg ent- Harburg. Von der Burg zur In- Fax 70 38 11 30 schied sich stattdessen für die Anbringung dustriestadt. Beiträge zur Ge- [email protected] der Bronzetafel an dem belebteren Ort im schichte Harburgs 1288- Zentrum von Neugraben. 1938. Hamburg 1988, S. 493- 503. Das ehemalige Lagerareal am Falkenbergs- weg wurde 1990 in ein Naturschutzgebiet einbezogen und markiert heute den Beginn

103 »Stätten der Verfolgung und des Widerstandes 1933-1945«

Tafelprogramm der Behörde für Kultur, Sport und Medien (Denkmalschutzamt), Stand: 2008

1. Außenlager des KZ Neuengamme (Ahrensburger Straße 162) 2. Archiv der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe (Alstertor 2) 3. Strafanstalten Fuhlsbüttel (Am Hasenberge 26) 4. NS-Sammellager für Sinti und Roma (Baakenbrücke) 5. Das »Altonaer Bekenntnis« von 1933 (Bei der Osterkirche) 6. Janusz-Korczak-Schule (Bullenhuser Damm 92) 7. KZ-Außenlager Dessauer Ufer (Dessauer Straße, Lagerhaus G) 8. KZ-Außenlager Langenhorn (Essener Straße 54) 9. Arbeitserziehungslager Langer Morgen (Eversween, Getreidespeicher) 10. KZ-Außenlager Sasel (Feldblumenweg/Aalkrautweg) 11. Illegale Druckerei der SAP (Heysestraße 5) 12. Untersuchungsgefängnis/Hinrichtungsstätte (Holstenglacis 3) 13. Ehemaliges Polizeigefängnis Hütten (Hütten, Enckeplatz 1) 14. KZ Neuengamme (Jean-Dolidier-Weg 75) 15. Treff des Hamburger Zweiges der »Weißen Rose« (Jungfernstieg 50) 16. Lohseplatz, Ehemaliger Hannoverscher Bahnhof (Lohseplatz) 17. Das »Altonaer Bekenntnis« von 1933 (Kirchenstraße 40, St. Trinitatis) 18. Plattensiedlung Poppenbütte (Kritenbarg 8) 19. Ehemaliges Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (Marckmannstraße129a) 20. Ehemaliges Landgericht Altona (Max-Brauer-Allee 89) 21. Dove – Arbeitskommando des KZ Neuengamme (Neuengammer Hausdeichbrücke) 22. Ehemaliger Schießplatz Höltigbaum (Neuer Höltigbaum) 23. KZ-Außenlager Neugraben (Neugrabener Markt) 24. KZ-Außenlager Eidelstedt (Randowstraße) 25. Curiohaus – Prozesse gegen NS-Verbrecher (Rothenbaumchaussee 11) 26. KZ-Außenlager Deutsche Werft (Rüschweg, Neßpriel) 27. Das »Altonaer Bekenntnis« von 1933 (Schillerstraße, St. Petri Kirche) 28. KZ-Außenlager Spaldingstraße (Spaldingstraße 160) 29. Konzentrationslager Fuhlsbüttel (Suhrenkamp 98) 30. Kaserne der Waffen-SS Tangstedter (Landstraße 400) 31. Wohnhaus der Familie Leipelt bis 1937 (Vogteistraße 23)

Weitere Informationen: Denkmalschutzamt, Tel. 428 63-34 32 www.hamburg.de/denkmalschutzamt

104 KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist eine Y Veranstaltung von Vorträgen, Zeitzeu- Einrichtung der Behörde für Kultur, Sport gengesprächen, Tagungen, u.a. und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg. Gemeinsam mit ihren drei Au- Vor dem Hintergrund einer intensiven Aus- ßenstellen – den Gedenkstätten Bullen- einandersetzung mit den nationalsozialis- huser Damm, Konzentrationslager und tischen Verbrechen geht es dem Lernort Strafanstalten Fuhlsbüttel 1933-1945 und Gedenkstätte um den anstehenden Wandel Plattenhaus Poppenbüttel – erinnert sie der Erinnerungskultur, um die Verknüpfung durch Ausstellungen, Bewahrung der Bau- von historischen und aktuellen Fragestel- zeugnisse, historische Dokumente und lungen, um die universelle Bedeutung der Häftlingserinnerungen, Veranstaltungen Menschenrechte, um eine europabezo- und Veröffentlichungen an die Opfer der gene und internationale Bildungsarbeit, um nationalsozialistischen Konzentrationslager die Entwicklung demokratischen Denkens in Hamburg 1933 bis 1945. und Handelns, um Toleranz und um das Miteinander verschiedener Kulturen. Die Aufgaben der Gedenkstätte: KZ-Gedenkstätte Neuengamme stellt sich Y Erforschung und Vermittlung der Ge- heute als ein zeitgeschichtliches Museum schichte der nationalsozialistischen Verfol- am authentischen Ort dar, als eine Stätte gungsstätten, nicht nur der individuellen Trauer und des Y Erarbeitung und Präsentation von Dauer- kollektiven Gedenkens, sondern zugleich und Sonderausstellungen, auch der Aufklärung, des Lernens und For- Y Veröffentlichung von Ausstellungskata- schens. logen, Forschungsergebnissen und Häft- lingserinnerungen, Kontakt Öffnungszeiten Y Zusammenarbeit mit Universitäten, For- schungseinrichtungen, Museen, anderen Jean-Dolidier-Weg 75 Ausstellungen und Offenes Gedenkstätten und Geschichtsinitiativen, 21039 Hamburg Archiv: Montag bis Freitag Telefon: 428 131-500 9.30–16.00 Uhr, Samstag, Y Unterstützung der über 20 musealen Ge- Fax: 428 131-525 Sonntag und Feiertage denkstätten an den Orten der Außenlager, Email: info@KZ- 12–19 Uhr (Oktober bis Y Betreuung von KZ-Überlebenden und Gedenkstaette- März: 12–17 Uhr) deren Angehörigen, Neuengamme. de Archiv: nach Vereinbarung Internet: Bibliothek: Montag bis Y Zusammenarbeit mit in- und auslän- www.KZ-Gedenkstaette- Donnerstag 10–15 Uhr, dischen Opferverbänden, Neuengamme.de Freitag 10–13 Uhr Y Recherchen für Haftnachweise im Zu- sammenhang mit Renten- und Entschädi- gungsfragen, Y Pädagogische Begleitung von jährlich bis zu 1500 Schüler- und Erwachsenengrup- pen,

105 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

Die Landeszentrale für politische Bildung Die Büroräume befinden sich in der Hamburg ist Teil der Behörde für Schule Steinstraße 7, 20095 Hamburg. und Berufsbildung der Freien und Hanse- Der Informationsladen ist in der stadt Hamburg. Ein pluralistisch zusam- Altstädter Straße 11, 20095 Hamburg. mengesetzter Beirat sichert die Überpartei- lichkeit der Arbeit. Kontakt Öffnungszeiten

Zu den Aufgaben der Landeszentrale Telefon: (040) 428 54-21 48 Öffnungszeiten des gehören: (Sprechzeiten Mo, Mi, Fr: Informationsladens: 10-12 Uhr; Di u Do: 13.30- Montag bis Donnerstag: Y Herausgabe eigener Schriften, 15.30 Uhr) 13.30–18.00 Uhr, Freitag: Y Erwerb und Ausgabe von themenge­ Telefax: (040) 428 54-21 54 13.30–16.30 Uhr bundenen Publikationen, E-Mail: PolitischeBildung@ In den Hamburger Sommer- Y Koordination und Förderung der poli- bsb.hamburg.de schulferien: Montag bis tischen Bildungsarbeit, Internet: www.hamburg.de/ Freitag: 12.00–15.00 Uhr politische-bildung Beratung in Fragen politischer Bildung, Y Zusammenarbeit mit Organisationen und Vereinen, Y Finanzielle Förderung von Veranstal- tungen politischer Bildung, Y Veranstaltung von Rathausseminaren für Zielgruppen, Y Öffentliche Veranstaltungen.

Das Angebot richtet sich an alle Hambur- gerinnen und Hamburger. Die Informati- onen und Veröffentlichungen können wäh- rend der Öffnungszeiten des Informations- ladens abgeholt werden. Gegen eine Bereitstellungspauschale von 15 Eur pro Kalenderjahr erhalten Besucherinnen und Besucher bis zu 6 Bücher aus einem zu- sätzlichen Publikationsangebot. Die Landeszentrale Hamburg arbeitet mit den Landeszentralen der anderen Bundes- länder und der Bundeszentrale für poli- tische Bildung zusammen. Unter der gemeinsamen Internet-Adresse www.politische-bildung.de werden alle Angebote erfasst.

106 Register

Angegeben sind die Nummern der Gedenkstätten.

Opfergruppen Gegendenkmale Bombenopfer: 22, 25, 28, 29, 35, 44, 46, 47, 49, 3, 57, 72, 73. 53, 57. Deserteure: 41. Euthanasie-Opfer: 10, 33, 64. Homosexuelle: 11, 59, 67. Italienische Kriegs- Synagogen gefangene: 40, 43. Jüdinnen und Juden: 1, 2, 7, 9, 19, 21, 22, 23, 52, 74. 14, 16, 17, 20, 22, 23, 30, 33, 37, 40, 50, 52, 55, 56, 63, 75. Kinder vom Bullenhuser Damm: 16, 50. Ersatz für in der NS-Zeit zerstörte Sinti und Roma: 14, 40, 55, 71. Sowjetische Denkmale Kriegsgefangene: 34, 50, 61, 65. Zwangsarbeite-­ 31, 58, 60. r­innen und Zwangsarbeiter: 4, 5, 6, 9, 11, 12, 13, 14, 33, 34, 40, 43, 44, 51, 55, 59, 61, 66. Ausstellungen 11, 12, 24, 26, 40, 45, 46, 50, 53, 56, 62, 63, 66, 68. Widerstand Ausländischer Widerstand: 11, 59, 66, 67, 68, 69, Im Text erwähnte Künstlerinnen 70. Christlicher Widerstand: 45, 54, 59. Gewerk- und Künstler schaftlicher Widerstand: 11, 32, 36. Kommunis- Ernst Barlach: 60, Michael Batz: 28, Anja Bremer: 5, tischer Widerstand: 11, 15, 26, 32, 36, 33, 59, 66, Friedrich Bursch: 60, May Claerhout: 67, Wolfgang 67, 68, 69, 70. Sozialdemokratischer Widerstand: Finck: 18, Lili Fischer: 50, Fritz Fleer: 54, Gloria 11, 15, 26, 32, 59, 66, 67, 68, 69, 70. Zeugen Jeho- Friedmann: 59, Hans-Joachim Frielinghaus: 29, vas: 59, 67. Weiße Rose: 24, 27, 33, 42, 62. Wider- Jochen Gerz: 73, Herbert Glink: 34, Axel Groehl: 6, stand (allgemein): 11, 15, 24, 26, 32, 33, 34, 36, Constantin Hahm: 22, Richard Haizmann: 31, Cecilia 42, 45, 54, 59, 62, 66, 67, 68, 69, 70. Herrero: 9, 23, Klaus Hoffmann: 60, Hermann Hosaeus: 72, Alfred Hrdlicka: 57, Hildegard Huza: Haftstätten/andere Orte der Verfolgung 25, Margrit Kahl: 22, Beate Kirsch: 5, Oskar AK St. Georg: 61. Alsterdorfer Anstalten: 10, 64. Kokoschka: 53, Richard Kuöhl: 57, Volker Lang: 49, Gerichte: 11, 27, 41, 42, 45, 59. KZ Fuhlsbüttel: Hugo Lederer: 58, Sol LeWitt: 1, Ulrich Lindow: 47, 11, 24, 39, 48. KZ Neuengamme: 5, 6, 7, 9, 11, 12, Gerhard Marcks: 35, Peter Märker: 30, Leonid 13, 14, 16, 34, 35, 38, 40, 42, 43, 44, 48, 50, 51, 57, Mogilevski: 16, Anatoli Mossijtschuk: 50, Ernst A. 65, 66, 67, 68, 69, 70, 75, Frauen-Außenlager: 7, 9, Nönnecke: 29, Waldemar Otto: 58, Axel Peters: 38, 11, 34, 38, 40, 48, 51, 69, 75, Männer-Außenlager: Ulrich Rückriem: 20, Hans Martin Ruwoldt: 60, 5, 6, 11, 12, 13, 14, 43, 44, 48, 50, »Cap Arcona«: Heinz Jürgen Ruscheweyh: 36, Françoise Salmon: 6, 57, 66. KZ Wittmoor: 39. Strafanstalten Fuhls- 69, Gerhard Scharf: 68, Christine Schell: 30, Thomas büttel: 11, 24, 48. Untersuchungsgefängnis Schütte: 15, Hendrik-André Schulz: 72, Hildegund Holstenglacis: 34, 59. Schuster: 8, 9, Esther Shalev-Gerz: 73, Gerd Stange: 27, 28, Richard Steffen: 32, Rainer Tiedje: 3, Franz Friedhöfe Vollert: 40, Jürgen Waller: 50, Doris Waschk-Balz: 8, 24, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 43, 47, 52, 60, 64, 19, Jan de Weryha-Wysoczanski 19, Gretchen 65, 74. Wohlwill: 17, 33, Grigorij Yastrebenetzkiy: 65.

107 Dank

Rita Bake, Till Baeckmann, Herbert Diercks, Andreas Ehresmann, Peter Hahn, Christiane Heß, Martin Heusler, Dörte Huß, Michael Joho, Helmke Kaufner, Klaus Kolb, Eckart Krause, Detlef Kumschlies, Ingeborg Luth, Saskia Mestern, Antje Mittelberg, Hans-Kai Möller, Christine Onnen, Lutz Rehkopf, Ursula Richenberger, Nina Ritter, Michael Sandmann, Reiner Schulenburg, Karl-Heinz Schultz, Joachim Sucker, Lutz Wendler, Gunnar Wolf, Karl-Heinz Zietlow.

Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätte Finkenwerder Arbeitskreis, Außenlager Plattenhaus Poppenbüttel Deutsche Werft Behörde für Kultur, Sport und Medien Firma Europec Bezirksamt Altona, WBZ Servicezentrum Förderkreis »Rettet die Nikolaikirche« e.V. Bezirksamt Bergedorf, Zentrum für Gedenkstätte Ernst Thälmann Wirtschaftsförderung, Bauen und Umwelt Gesamtschule Winterhude Bezirksamt Eimsbüttel, Fachamt Geschichtswerkstatt St. Georg e.V. Management des öffentlichen Raumes, hamburgmuseum – Museum für Abteilung Stadtgrün Hamburgische Geschichte Bezirksamt Wandsbek, Fachamt Hamburger Friedhöfe -AöR- Management des öffentlichen Raums Hamburger Schulmuseum Denkmalschutzamt Hauptkirche St. Petri zu Hamburg Department für Wirtschaft und Politik Institut für die Geschichte der der Universität Hamburg deutschen Juden Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Jüdische Gemeinde in Hamburg Töchterschule Justizbehörde, Pressestelle EKZ Mercado Einkaufszentrum Kirchengemeinde Bergstedt Altona-Ottensen Margaretha-Rothe-Gymnasium Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium Museum der Arbeit, FrauenFreiluftGalerie Evangelische Stiftung Alsterdorf Stadtpark Verein Hamburg e.V. Ev.-Luth. Kirchengemeinde Blankenese Stadtteilarchiv Eppendorf e.V. Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona -Ost Stadtteilarchiv Hamm Evangelische Stiftung Alsterdorf Stadtteilarchiv Ottensen e.V.

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