Ausgabe 2/2020

WIRMagazin der Lebenshilfe Kreisvereinigung

Ein ganz besonderes Café 4 Tagesstruktur in der Alten Ziegelei

Die Lebenshilfe geht neue Wege 6 Mehr Teilhabe, mehr Selbstbestimmung

Fachdienst Autismus jetzt in 10 Beratungsangebot am neuen Standort Inhalt Vorwort 3 Abschied von Jürgen Steinbrücker 3 Titelgeschichte: Im Café Ziegel-Ei geben die Besucher den Ton an 4 kreisweit Die Lebenshilfe geht neue Wege 6 Weiterbildung zahlt sich aus 8 Neubau mitten im Leben 9 aus den Bereichen Fachdienst Autismus sitzt jetzt in Velbert 10 Pandemie sorgt für Rollentausch 11 Der Mensch im Mittelpunkt 12 Liebe mit Hindernissen 13 Bundesverdienstkreuz für einen Lebenshelfer 14 Dagmar Funke – „Es geht mir ganz gut“ 15 aus dem Verein Auf einen Kaffee mit Gerda Hellmann 16 Mitarbeiter-News – Namen und Nachrichten 17 Versorgung mit Heilmitteln wird einfacher 18 Neue Räume für die Frühförderung 18 Stiftung spendet Nektar-Tankstelle 19 Zwangspause für die Sportler 19 Termine, Impressum 20

Titelbild: Besucherin Dagmar Lange im Café Ziegel-Ei. Foto: Lebenshilfe 2 Liebe Leserinnen, liebe Leser, kennen Sie schon das Café Ziegel-Ei? Das Angebot diese Geborgenheit wichtiger denn je — nicht in der neuen Velberter Wohnstätte Alte Ziegelei nur für Menschen mit Behinderung. ist Treffpunkt und Tagesstruktur zugleich. In der aktuellen Ausgabe des WIR Magazins nehmen wir Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein schö- Sie mit auf einen Besuch an diesen ganz beson- nes und vor allem gesundes Weihnachtsfest. deren Ort. Denn im Café der Lebenshilfe haben Lassen Sie uns gemeinsam mit Zuversicht in das die Besucher das Sagen. Und das ist auch gut so. neue Jahr blicken.

Mit viel Einsatz, Einfühlungsvermögen und kreati- ven Ideen schaffen die Mitarbeiter auch während der Coronavirus-Pandemie eine Wohlfühl-At- mosphäre. Das Café Ziegel-Ei ist für viele der Nicole Reinhold-Dünchheim regelmäßigen Besucher zu einem Stück Zuhause 1. Vorsitzende des Vorstands geworden. In schwierigen Zeiten wie diesen ist

Ehrenamt Abschied von der Lebenshilfe

In der Öffentlichkeit gibt Jürgen Steinbrücker sie bei Sportfesten, Menschen mit Behinderung seit Jahrzehnten ein Wettkämpfen und Gesicht. Nun zieht sich der 85-jährige Langen- den Special Olympics felder selbst aus der Öffentlichkeit zurück. Nicht begleitet. Bei seiner Jürgen Steinbrücker nur der Auftrag der Lebenshilfe Kreisvereinigung Berichterstattung hat Mettmann, für die er sich seit 1999 ehrenamt- er stets den Menschen in den Mittelpunkt gerückt. lich engagiert, trieb ihn an. Es war und ist ihm „Was Jürgen Steinbrücker für die Lebenshilfe getan eine Herzensangelegenheit, Vorurteile abzubauen hat, ist unbezahlbar. Wir sind ihm zu großem Dank und Menschen mit Behinderung in ihrem selbst- verpflichtet“, sagt Marius Bartos, Kaufmännischer bestimmten Leben zu unterstützen. Als Jürgen Geschäftsführer der Lebenshilfe. Landrat Thomas Steinbrücker zur Lebenshilfe kam, um das 35-jäh- Hendele überreichte Jürgen Steinbrücker für sein rige Bestehen der Kreisvereinigung zu begleiten, Engagement 2012 das Bundesverdienstkreuz am war es als Projektarbeit geplant. Doch er blieb Bande. und kümmerte sich mit Herzblut um Presse- und Nun verlegt Steinbrücker seinen Lebensmittelpunkt Öffentlichkeitsarbeit im Kreisgebiet. „Besonders nach Norddeutschland und zieht sich damit auch beeindruckt haben mich in all der Zeit die un- aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zurück. Die glaublich engagierten Sportler der Lebenshilfe“, ganze Lebenshilfe-Familie wünscht ihm alles Gute. sagt Jürgen Steinbrücker. Über viele Jahre hat er HB 3 Titelgeschichte

Den Namen für das Café haben Johann Wolters kommt die Besucher selbst gewählt. gerne ins Café Ziegel-Ei.

Tagesstruktur Im Café Ziegel-Ei geben die Besucher den Ton an

Immer der Reihe nach: Rita Freibott hat die ner und Mitarbeiter ist die eigene Küchenzeile Tomaten ordentlich nebeneinander vor das im Café Ziegel-Ei das i-Tüpfelchen an den neuen Schneidebrett gelegt. Routiniert zerkleinert sie Räumen. Denn seit dem Umzug versorgt sich die das Gemüse und schiebt es vom Brett in eine Gruppe hier selbst. „Wir planen nicht nur gemein- Salatschüssel. Die 75-Jährige liebt es, die Vor- sam unsere Aktivitäten, sondern auch unseren bereitungen für die Mahlzeiten zu übernehmen. Speiseplan und kaufen dann zusammen ein“, sagt Das ist einer der Gründe dafür, dass sie so gerne Betreuerin Christine Stratmann. Dabei werden jede das Café Ziegel-Ei der Lebenshilfe in Velbert be- Menge Wünsche erfüllt. Dass es heute Nudel-Schin- sucht. Denn hier führen die Besucher die Regie. ken-Gratin gibt, ist ausdrücklicher Wunsch von Besucherin Irmgard Katheer. Nudeln gehören zum „Wir sind nur die Moderatoren. Den Ton geben Lieblingsessen der 66-Jährigen. unsere Besucher an“, sagt Mitarbeiterin Christine Stratmann. Dass sie dabei schmunzelt, sieht man Während der Duft von angebratenem Speck durch nur an ihren Augen. Denn ihr halbes Gesicht ist das Café zieht, konzentriert sich Peter Sprengel zu ihrem und zum Schutz der Besucher von einem ganz auf das Puzzle vor ihm. Zwei der Legespiele Mund-Nase-Schutz verdeckt. Seit 16 Jahren ar- hat er an diesem Morgen schon zusammengesetzt. beitet Christine Stratmann bei der Lebenshilfe in Gerade breitet er die einzelnen Teile eines Ben- Velbert, derzeit wegen der Coronavirus-Pandemie jamin Blümchen-Puzzles vor sich aus. Meistens unter speziellen Hygienebedingungen. Mit dem schnappt er sich gleich nach dem Frühstück ein Neubau der Wohnstätte Alte Ziegelei zog sie mit paar Kartons und zieht sich damit zurück. Jeder einem Teil der Bewohner aus dem Wohnhaus im findet im Café Ziegel-Ei seinen Platz zum Wohlfüh- Wordenbecker Weg in das neue Gebäude um. Denn len. Derzeit mit Abstand von einander. Der große dort bietet die Lebenshilfe nun zentral die Tages- Gruppentisch in der Mitte ist aufgelöst. An Zweier- struktur für all diejenigen an, die im Ruhestand oder Einzeltischen beschäftigen sich die Besucher sind oder aus anderen Gründen nicht in einer mit unterschiedlichen Aktivitäten. Werksatt für Menschen mit Behinderung arbeiten. Eigentlich bietet das Café mit seinem lichtdurch- Johann Wolters ist einer von ihnen. „Ich mag fluteten Räumen Platz für 20 Menschen mit Behin- das Café Ziegel-Ei“, sagt er. Dabei steht er mit derung. Damit alle Besucher das Angebot trotz der dem Pfannenheber in der Hand am Herd. Vor ihm Abstands- und Hygieneregeln nutzen können, sind brutzeln Zwiebeln und Speck in einer Pfanne. „Am sie derzeit in drei kleinere Gruppen aufgeteilt. „So liebsten esse ich Kartoffelpüree mit Spinat. Der können alle, die sich angemeldet haben zumindest mit dem Blubb“, sagt er und lacht. Für Bewoh- an drei Tagen in der Woche kommen“, sagt Chris-

4 Betreuer und Besucher bereiten Im Café Ziegel-Ei findet jeder die Mahlzeiten gemeinsam zu. auch ein ruhiges Plätzchen. tine Stratmann. Vielen Nutzern ist das Café sehr Tagesstruktur ist dabei ein absoluter Pluspunkt. ans Herz gewachsen. „Manche möchten gar nicht Das Haus ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln weg, wenn wir nachmittags schließen“, sagt die erreichbar, in unmittelbarer Nähe befinden sich Lebenshilfe-Mitarbeiterin. Das Angebot des Cafés verschiedene Supermärkte und andere Geschäfte. ist wichtiger Teil des pädagogischen Konzeptes. So Damit befindet sich das Café Ziegel-Ei mittendrin können Menschen mit Behinderung trotz des Ruhe- im Leben — und genau dort gehört es auch hin. stands Kontakte knüpfen und über das Angebot in HB ihrer Wohnstätte hinaus an unterschiedlichen Ak- tivitäten teilnehmen. Dazu gehören auch Ausflüge und Spaziergänge durch die Natur. Die meisten Informationen: Besucher kommen derzeit aus den Wohnstätten in Adresse: Alte Ziegelei 49a Velbert. Grundsätzlich ist das Angebot aber offen 42549 Velbert für alle Menschen mit Behinderung aus dem Kreis Tel. 02051-8036715 Mettmann. Das Café Ziegel-Ei ist wochentags von Johann Wolters hat es nicht weit. Er lebt in der 8 bis 16 Uhr geöffnet. Wohnstätte Alte Ziegelei. Und außerdem möchte er demnächst unbedingt einkaufen gehen. Die Bei entsprechenden Voraussetzungen übernimmt Lage der neuen Wohnstätte mit der integrierten der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die Kos- ten des Angebotes.

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Die Teamleitungen bei einer Fortbildung in Düsseldorf: Obere Reihe: Katrin Mosgol (BeWo Süd), Ellen Hähling-Kilzer (WH Heiligenhaus), Robin-Marie Garrels (WH Heiligenhaus), Carolin Maurer (WH Velbert), Katharina Wiselka (Alte Ziege- lei) Thomas Machwitz (WH Langenfeld) Untere Reihe: Christian Hitzbleck (WH Heiligenhaus), Maurice Gill (WH Velbert), Martin Ribbeck (WH Heiligenhaus), Simona Sawallich (AWG Monheim), Melanie Leidecker (WH Langenfeld), Gabriele Freitag (WH Heiligenhaus). Nicht auf dem Foto: Stefan Hagenah (BeWo Nord).

Organisationsstruktur Die Lebenshilfe geht neue Wege Mehr Teilhabe, mehr Selbstbestimmung für Behinderung. „Wir wollen ihre Möglichmacher Menschen mit Behinderung — das sind die sein“, sagt Gaßmann. Um dieses Ziel zu errei- Ziele des Bundesteilhabegesetzes. Um dies in chen, hat die Lebenshilfe neue organisatorische die Tat umzusetzen, hat sich die Lebenshilfe Strukturen geschaffen. Kreisvereinigung Mettmann organisatorisch neu aufgestellt. Keine Hindernisse, keine Umwege — damit Men- schen mit Behinderung selbstbestimmt leben kön- „Damit Menschen mit Behinderung möglichst nen, müssen Mitarbeiter direkt vor Ort gemeinsam selbstbestimmt leben können, müssen wir uns mit ihnen Entscheidungen treffen können. In den verändern“, sagt Uli Gaßmann. Damit meint der Wohnstätten und im Ambulant Betreuten Woh- Pädagogische Geschäftsführer der Lebenshilfe: nen setzt die Lebenshilfe deshalb auf eine neue weniger Rangordnung in der täglichen Arbeit, Teamleiterstruktur. „Die Teamleiter verantworten mehr professionelle Assistenz. Denn eine von Hi- kleinere Bereiche, sind gleichzeitig auch Teil des erarchie geprägte Entscheidungskultur darf nicht Betreuungsteams und arbeiten bereichsüber- das Wunsch- und Wahlrecht von Menschen mit greifend zusammen“, sagt Uli Gaßmann. In der Behinderung einschränken. „Wir wollen und wir Vorbereitung auf die neuen Aufgaben waren die müssen Entscheidungen gemeinsam mit den von Teamleiter selbst an ihrer Funktionsbeschreibung uns begleiteten Menschen treffen“, sagt er. Das beteiligt. Fortbildungen sollen sie in ihrer neuen bedeutet im Alltag, den Wunsch nach Selbstbe- Rolle stärken. stimmung zu akzeptieren, neue Wege und Mög- lichkeiten zu entdecken. Die Lebenshilfe, 1963 Teil der neuen Struktur sind auch vier Kompe- als Elternverein in gegründet, sieht sich tenzteams, die bereichsübergreifend und fach- nicht mehr als reiner Versorger von Menschen mit spezifisch zusammenarbeiten (siehe Infokasten).

6 Sie sind Spezialisten in ihrem Bereich und stehen den Kollegen unterstützend zur Seite. Informationen: Parallel zur Einführung von Teamleitungen und - BEI-Kompetenzteam: Bedarfsermittlungs- Kompetenzteams hat die Lebenshilfe die Grö- instrument BEI_NRW ße des Leitungsteams reduziert. Denn so viele - WKS-Trainer: Betreuungs-Modell nach Entscheidungen wie möglich sollen im Sinne Willem Kleine Schaars von Menschen mit Behinderung künftig ohne - PART-Trainer: Trainingsmodell zur Prävention Umwege an der Basis getroffen werden. und Deeskalation HB - Kompetenzteam Pflege

Aufbauorganisation Kurzübersicht

Mitgliederversammlung

Frühförderung

Vorstand Familienunterstützender Dienst/Freizeitabteilung Vorsitzende Kaufmännische WH Wordenbecker Weg, Velbert Nicole Reinhold-Dünchheim Geschäftsführung Stellv. Vorsitzender Marius Bartos WH Alte Ziegelei, Velbert Stephan Brune Besondere WH Abtskücher Straße, Heiligenhaus Johannes Dirks Wohnformen Pädagogische Wohnverbund Langenfeld/Monheim Wolfgang Dyck Geschäftsführung WH Werdener Straße, Ratingen Elke Klingbeil Uli Gaßmann Barbara Scheenaard Ambulante Wohnangebote + Fachdienst Autismus Sportabteilung

Geschäftsstelle Kompetenzteams

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Schulungsmanagement Weiterbildung zahlt sich aus

Lernen hört nie auf. Um den Anschluss nicht zu verpassen, ist Weiterbildung wichtig. Nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Ar- beitgeber. Die Lebenshilfe professionalisiert deshalb ihren Schulungs- und Weiterbildungs- apparat.

Ob Erste Hilfe, Altern und Demenz oder Umgang mit den Angehörigen — manche Themen sind bei der Lebenshilfe echte Dauerbrenner. Gerade deshalb müssen und wollen die Mitarbeiter fit in diesen Bereichen sein. „Zur fachlichen sowie persönlichen Weiterentwicklung sind Schulun- gen sehr wichtig. Aber auch, um sich selbst und Thomas Stumpf hat das erste Fortbildungs- seine Arbeit überprüfen zu können“, sagt Thomas programm der Lebenshilfe entwickelt. Stumpf. Bei der Lebenshilfe ist der Sozialpädago- ge seit Mai 2020 für das Fortbildungsmanagement sich Thomas Stumpf. Besonders interessant sind zuständig. Bislang kümmerten sich die einzelnen demnach unter anderem die Themenkomplexe Einrichtungen um die Weiterbildung der Mitarbei- Deeskalation, Umgang mit Autismus sowie Trauer ter. Ein gemeinsam erstelltes Konzept lieferte die und Sterbebegleitung. Die Anregungen der Mitar- Grundlage dazu. „Als besonders sinnvoll empfan- beiter nutzt Thomas Stumpf als Basis zur Erstel- den viele einrichtungsübergreifende Seminare, lung eines Fortbildungsprogramms mit internen um auch von den Erfahrungen anderer zu pro- und externen Dozenten. Seit November liegt es fitieren“, sagt Stumpf. Deshalb soll es auch in auch in gedruckter Form mit allen Angeboten für Zukunft Angebote für alle geben. 2021 vor. HB Um die Leiter der einzelnen Abteilungen und Häuser langfristig zu entlasten, organisiert die Lebenshilfe das Weiterbildungsprogramm nun von zentraler Stelle aus. Dabei geht es auch um Informationen: Basis-Qualifikationen, die für den Umgang mit Ansprechpartner: Menschen mit Behinderung unerlässlich sind. Thomas Stumpf „Hier wird es regelmäßig Schulungen geben, die Tel.: 02102-5519240 Pflicht sind“, sagt Thomas Stumpf. Der Lebens- [email protected] hilfe geht es bei der Weiterbildung aber auch um die Bedürfnisse der Mitarbeiter. Deshalb hat sie in einem weiteren Schritt ihre Wünsche ab- gefragt. „Die Resonanz war richtig gut“, freut

8 Bauprojekt Neubau mitten im Leben Noch klafft zwischen Gladbacher Straße und bietes, in der Nähe befinden sich Geschäfte des Bergischer Landstraße in Langenfeld ein tiefes täglichen Bedarfs. Der Weg zu den Werkstätten Loch. Anfang 2022 soll hier das neue Wohn- für Menschen mit Behinderung ist nicht weit. haus der Lebenshilfe einzugsbereit sein. In den Neubau der Wohnstätte investiert die Der barrierefreie und rollstuhlgerechte Neubau Lebenshilfe rund vier Millionen Euro. Förder- ergänzt das bisherige Angebot der Lebenshilfe im gelder erhält sie von der Aktion Mensch und Auguste-Piccard-Weg. Um die Doppelzimmer im der Stiftung Wohlfahrtspflege. bestehenden Langenfelder Wohnhaus in Einzel- zimmer umzuwandeln, zieht ein Teil der Bewoh- Dass an der Gladbacher Straße gebaut wird, sieht ner nach Fertigstellung in die Gladbacher Straße man schon aus weiter Entfernung. Leuchtend gelb um. Mit dem Bau der Wohnstätte erreicht die Le- zeichnet sich der Baukran vom grauen Himmel benshilfe eine 100-prozentige Einzelzimmer-Quo- über Immigrath ab. „Wenn alles nach Plan ver- te für die Bewohner — gesetzlich vorgeschrieben läuft, sind wir zu Weihnachten mit dem Kellerge- sind 80 Prozent. Vier Single-Wohnungen im Staf- schoss fertig“, sagt Peter Stepke. Der Monheimer felgeschoss ergänzen die 17 Einzelzimmer im Erd- Architekt steht an der Baugrube und begutachtet und Obergeschoss. Das Parterre wird auch Stand- das Schnurgerüst. Es dient der Absteckung der ort der Tagesstruktur-Angebote für Menschen mit Außenkanten des späteren Gebäudes. Behinderung sein.

Auf dem rund 1450 Quadratmeter großen Grund- Bis sie das neue Haus mit Leben füllen, werden stück entsteht ein modernes, zweigeschossiges noch einige Monate vergehen. Zunächst überneh- Gebäude. Architekt Peter Stepke zeigt, wo später men Architekt und Handwerker dort die Regie. die Stellplätze und der große Garten zu finden „Nach Möglichkeit vergeben wir die Gewerke an sind. Noch trennt ein Bauzaun das Grundstück lokale Unternehmen wie an die F.K.S Bauun- von der Bergischen Landstraße. Im Zuge der ternehmung GmbH aus Langenfeld“, sagt Peter Arbeiten wird dort eine neue Lärmschutzwand Stepke. Er wirft noch einen Blick in die Baugrube errichtet. Die Zufahrt zur neuen Wohnstätte und zieht dann den Bauzaun in Position. Bis zur erfolgt über die ruhigere Gladbacher Straße. Das Fertigstellung des Hauses wird er das wohl noch Grundstück liegt günstig inmitten eines Wohnge- sehr oft machen. HB

Langenfelds Bürgermeister Frank Schneider, Lebenshilfe-Vorsit- zende Nicole Dünchheim und Architekt Peter Stepke (r.) beim offiziellen Spatenstich. Foto: Jürgen Steinbrücker 9 aus den Bereichen

Beratung Fachdienst Autismus sitzt jetzt in Velbert

Jeder Mensch ist anders. Alltägliche Dinge Margitta Szallies leitet den Fach- kosten Menschen mit Autismus besonders viel dienst Autismus bei der Lebenshilfe. Kraft. Anderen in die Augen zu sehen etwa, ein Restaurant zu besuchen oder Gefühle zu zeigen. und ihre Familien sowie Erwachsene, die noch im Die Lebenshilfe unterstützt Betroffene und Elternhaus oder in einer Wohnstätte leben und ihre Familien dabei, trotzdem ihren Platz in der dort ausziehen möchten. „Wir sind aber auch für Mitte der Gesellschaft zu finden. Dazu hat sie alle da, die bereits in einer eigenen Wohnung oder 2018 den Fachdienst Autismus gegründet. Wohngemeinschaft leben und Unterstützung im Alltag benötigen“, sagt Margitta Szallies. Teil des Wie reagiere ich darauf, wenn andere wütend sind? Angebotes ist auch die Erstberatung von Familien Wie strukturiere ich meinen Tag? Und wie führe ich und Institutionen, die vermuten, dass ein Angehö- einen Haushalt? Fragen, die für Menschen mit Au- riger von Autismus betroffen ist. tismus große Bedeutung haben. Denn den Alltag zu meistern, fällt ihnen oft schwerer als anderen. Der Beratungs- und Unterstützungsbedarf im Margitta Szallies und ihr Team vom Fachdienst ganzen Kreisgebiet ist groß. Deshalb benötigt das Autismus haben Antworten auf diese und viele Team dringend Verstärkung. „Wir suchen Fachper- weitere Fragen. Seit dem Frühjahr 2020 steuert die sonal zur Begleitung von Menschen mit Autismus“, Sozialpädagogin die Aktivitäten des Fachdienstes sagt Margitta Szallies. Außerdem ist die Lebenshil- für das gesamte Kreisgebiet von Velbert aus. Um fe derzeit im Kreis Mettmann akut auf der Suche langfristig auch im Südkreis ansprechbar zu sein, nach Wohnraum für Einzelpersonen und Wohnge- ist ein Präsenztag in Langenfeld geplant. „Im April meinschaften. Damit Menschen mit Autismus so haben wir unsere neuen Räume in der Alten Ziege- selbstbestimmt wie möglich leben können. lei bezogen“, sagt die Leiterin des Fachdienstes. HB Mit dem Bau der Wohnstätte hat die Lebenshilfe Kontakt: Kreisvereinigung Mettmann die Angebote des Am- Fachdienst Autismus bulant Betreuten Wohnens und des Fachdienstes Alte Ziegelei 49 Autismus von der Geschäftsstelle in Ratingen nach 42549 Velbert Velbert verlagert. Beide Bereiche arbeiten Hand in Tel.: 02051 - 8036717 oder 0176 - 15909904 Hand daran, Barrieren im Alltag von Menschen mit [email protected] Behinderung oder Autismus abzubauen. Sprechzeiten: montags bis donnerstags 9 bis 14 Uhr

Es ist gut zwei Jahre her, dass die Lebenshilfe mit dem neuen Angebot für Menschen mit Autismus im Informationen: Kreis Mettmann an den Start ging. „Immer wieder Seit September 2020 verstärkt Claudia Lüdtke suchten Angehörige Rat und Unterstützung bei das Ambulant Betreute Wohnen und den Fach- der Lebenshilfe. Diesem Bedarf tragen wir nun mit dienst Autismus als Verwaltungskraft. Mehr dem Angebot Rechnung“, sagt Margitta Szallies. als zehn Jahre hat sie zuvor den Wohnverbund Ziel dabei ist es, Menschen mit Autismus in ihrem Langenfeld bei der Verwaltung unterstützt. Alltag zu fördern und zu begleiten, damit sie ein Kontakt: Tel.: 02051 - 8036718 selbstbestimmtes Leben führen können. Zur Ziel- [email protected] gruppe gehören dabei Jugendliche ab 14 Jahren Sprechzeiten: montags bis donnerstags 9 bis 14 Uhr 10 Frühförderung Pandemie sorgt für Rollentausch

Das Team der Heilpädagogischen Frühförderung überwiegend um die Freizeitgestaltung älterer hat während der Coronavirus-Pandemie vorüber- Menschen mit Behinderung. „Ich wusste nicht, gehend einen neuen Weg eingeschlagen. Als die was mich dort erwartet“, sagt die 48-Jährige. Der Verordnung in NRW im Frühjahr die Arbeit mit herzliche Empfang von Mitarbeitern und Bewoh- kleinen Kindern auf Eis legte, wechselten die Mit- nern habe ihr den Einstieg dann sehr erleichtert. arbeiterinnen in die Wohnstätten und kümmerten „Es war schön zu sehen, wie gut es den Bewoh- sich überwiegend um ältere Menschen. nern in der Wohnstätte geht und wie liebevoll die Mitarbeiter mit ihnen umgehen“, sagt sie. Gerade Für Jessica Siebert gab es ein Wiedersehen. Bevor während des Besuchsverbotes hätten die famili- die Rehabilitations-Pädagogin 2010 ihre Arbeit äre Atmosphäre und die Freizeitgestaltung einen bei der Frühförderstelle der Lebenshilfe in besonders hohen Stellenwert für die Bewohner aufnahm, war sie in der Wohnstätte in Ratin- gehabt. gen eingesetzt. Nun brachte die Pandemie die 38-Jährige zurück an ihre alte Arbeitsstelle. „Ich Fünf weitere Mitarbeiterinnen der Frühförderung habe mich gefreut, auf ehemalige Kollegen zu wechselten in Wohnhäuser und Außenwohn- treffen. Das hat mir den Start sehr erleichtert“, gruppen der Lebenshilfe im ganzen Kreisgebiet. sagt sie. Ihre Ausbildung zur Kinderkranken- „Dabei haben wir darauf geachtet, dass möglichst schwester kam dabei allen Beteiligten zugute. alle wohnortnah arbeiten konnten“, sagt Birgit Denn so konnte sie die Mitarbeiter nicht nur bei Cordes-Lacerenza, die die Frühförderung der Le- der Freizeitgestaltung unterstützen, sondern auch benshilfe Kreisvereinigung Mettmann leitet. im pflegerischen Bereich. „In der Frühförderung arbeiten wir meistens alleine, nicht im Team. Der Der Rollentausch habe die Sonderposition etwas direkte Austausch mit Kollegen war toll“, sagt sie aufgebrochen, die die Frühförderung innerhalb rückblickend. der Lebenshilfe einnehme. „Wir arbeiten mit klei- nen Kindern, viele Kollegen in den Wohnstätten Eine Erfahrung, die auch Daniela Vossgätter ge- mit alten Menschen. Da gibt es im Alltag wenig macht hat. Als Heilpädagogin fördert sie schwer- Berührungspunkte“, sagt Birgit Cordes-Lacerenza. punktmäßig im Südkreis die Entwicklung von HB kleinen Kindern. Von März bis Ende Mai kümmerte sie sich in der Wohnstätte Alte Ziegelei in Velbert

11 aus den Bereichen

Bedarfsermittlung Der Mensch im Mittelpunkt

Frank möchte Fußball spielen, Katrin mehr Die Anpassung an das neue Verfahren läuft seit Kontakte knüpfen, Wiebke von der Wohnstätte Januar 2020. In der Praxis bedeutet dies, dass in eine WG ziehen – welche konkreten Wün- zukünftig nur noch Maßnahmen geplant werden sche und Ziele haben die von der Lebenshilfe können, die auf ein konkretes Ziel oder einen begleiteten Menschen? Das herauszufinden Wunsch des Betroffenen zurückzuführen sind. und daraus einen Bedarf abzuleiten, ist Hin- Das siebenköpfige BEI-Kompetenzteam leitet die tergrund der Einführung des Bedarfsermitt- betroffenen Mitarbeiter bei der Bedarfsermittlung lungsinstruments BEI_NRW. an. Damit der Start so reibungslos wie möglich über die Bühne geht, hat sich die Lebenshilfe Bei der Bedarfsermittlung geht die Lebenshilfe Unterstützung vom Niederrhein ins Boot geholt. neue Wege. Dabei wird nicht nur alles digitaler, „Esther Mand von der Lebenshilfe Viersen be- sondern der einzelne Mensch mit all seinen Be- gleitet den Prozess. Sie hat ein sinnvolles Bau- dürfnisnissen rückt weiter in den Fokus. Zugege- stein-System entwickelt, das wir bei uns auch ben, der Begriff ist etwas sperrig, das Ziel bei der anwenden möchten“, sagt Koordinator Thomas Einführung von BEI_NRW jedoch ein wichtiger Stumpf. Schritt in Richtung Teilhabe und Selbstbestim- mung von Menschen mit Behinderung. „Das neue Die einmal formulierten Ziele und Maßnahmen Verfahren löst die individuelle Hilfeplanung ab. werden zukünftig alle zwei Jahre überprüft. Aber Die konkreten Bedürfnisse des Einzelnen finden nicht immer läuft alles nach Plan, Ziele oder der bei diesem Modell nun mehr Berücksichtigung“, Gesundheitszustand können sich ändern. Um sagt Thomas Stumpf, der bei der Lebenshilfe flexibel reagieren zu können, kontrolliert die Kreisvereinigung Mettmann für die Koordination Lebenshilfe alle sechs Monate, ob Wunsch und zuständig ist. So unrealistisch mancher Wunsch Realität noch zusammenpassen. auch ist: „Es ist unserer Aufgabe, herauszufinden, HB was dahinter steckt“, sagt Thomas Stumpf. Be- sonders viel Fingerspitzengefühl ist bei Menschen mit schwersten Mehrfachbehinderungen gefragt. Oft können sie ihre Interessen selbst nicht for- mulieren.

Informationen: Die Umstellung geht auf das Bundesteilhabege- setz zurück. Das Gesetz verpflichtet die Träger der Eingliederungshilfe dazu, Bedarfe nun mit einem landesweit einheitlichen Instrument zu ermitteln. In NRW haben die beiden über- örtlichen Träger der Eingliederungshilfe, der Landschaftsverband Rheinland (LVR) und der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL), ge- meinsam das BEI_NRW entwickelt, um diesem Ziel Rechnung zu tragen. Bei der Einführung von BEI_NRW geht es um die Wünsche und Ziele von Menschen mit Behinderung. 12 Filmprojekt Liebe mit Hindernissen

Die Lebenshilfe rückt ein Thema in den Fokus, das in der Gesellschaft ein Tabu ist: Liebe, Partnerschaft und Sexualität bei Menschen mit Behinderung. Denn auch sie haben ein Bedürf- nis danach. Der Familienunterstützende Dienst der Lebenshilfe (FUD) widmet sich der The- matik deshalb in einem Filmprojekt. Gefördert wird der Dreh von der Aktion Mensch.

„Wir wollen auf das Thema Liebe und Sexuali- tät bei Menschen mit Behinderung aufmerksam machen, weil es in der Öffentlichkeit eben kein Thema ist“, sagt Bernd Goebel, Leiter des Fa- Kerstin und Joachim Harbig haben milienunterstützenden Dienstes der Lebenshilfe beim Filmprojekt mitgemacht. Kreisvereinigung Mettmann. „Wir wünschen uns einen offenen Umgang mit dem Thema“, sagt er. „Ich bin beeindruckt, wie schnell wir Teilnehmer In Kooperation mit dem Medienprojekt Wuppertal für das Filmprojekt gefunden haben und wie offen hat der FUD im November 2020 unter dem Titel sie über sich und ihre Beziehungen sprechen“, „Ich liebe auch — Partnerschaft und Liebe bei sagt Bernd Goebel. Dies verdeutliche auch, wie Menschen mit Behinderung“ eine eigene Doku- groß der Bedarf sei. „Wir danken allen Beteilig- mentation gedreht. Die Hauptdarsteller kommen ten für die Unterstützung und die reibungslose alle aus dem Kreisgebiet. Drei Paare und ein Zusammenarbeit“, sagt er. Der Film mit dem Titel Single berichten aus ihren Leben, über Bedürf- „Ich liebe auch — Partnerschaft und Liebe bei nisse und Erfolge, aber auch über Probleme und Menschen mit Behinderung“ erscheint zunächst Hürden im Alltag. Sie alle haben eine geistige auf DVD. Geplant ist aber auch, die Dokumenta- Behinderung und werden seit vielen Jahren von tion vor einem größeren Publikum zu zeigen — der Lebenshilfe begleitet. sobald die Corona-Pandemie dies möglich macht. Dazu hat der FUD bereits Kontakt zu Kinos in Wie finden Menschen mit Behinderung einen Mettmann und Wuppertal aufgenommen. Um das Partner? Wie funktioniert eine Beziehung zwi- Thema ins Bewusstsein der Gesellschaft rücken, schen ihnen? Wie leben sie ihre Sexualität? Der gehört es auf die ganz große Leinwand. Film bietet den Protagonisten Raum, über ihre HB Erfahrungen und Wünsche zu sprechen. „Schon in den Vorgesprächen berichteten die Teilnehmer des Projektes von teils frustrierenden Erfahrun- Informationen: gen“, sagt Bernd Goebel. Wie und wo kann ein Mensch, der nicht schreiben und lesen kann, au- Die DVD ist voraussichtlich ab März 2021 er- ßerhalb seines Wohn- und Arbeitsumfeldes einen hältlich. Wer Interesse an dem Film „Ich liebe potentiellen Partner treffen? „Auch Menschen mit auch – Partnerschaft und Liebe bei Menschen Behinderung möchten ihr Leben mit einem Ande- mit Behinderung“ und der DVD hat, kann Kon- ren teilen“, sagt Bernd Goebel. Die Dokumentati- takt zum FUD aufnehmen: on zeigt, dass der Weg dahin für die Betroffenen Tel.: 02102 - 5519241. mit vielen Hürden gepflastert ist. Und er erzählt davon, wie Paare Herausforderungen gemeinsam meistern. 13 aus dem Verein

Stiftung Bundesverdienstkreuz für einen Lebenshelfer

Besondere Leistungen verdienen besondere Die Liste ist lang. Unter anderem steht dort: Auszeichnungen: Detlef Parr setzt sich seit Schulleiter a.D., Bundestagsabgeordneter der Jahrzehnten ehrenamtlich auf vielen Ebenen FDP a.D., ehemaliger Vizepräsident der Special ein. Seit 2009 ist er auch Mitglied des Stif- Olympics Deutschland, Vorsitzender des FDP-Bun- tungskuratoriums der Lebenshilfe. Für sein desfachausschusses Sport, Ehrenvorsitzender Engagement überreichte ihm Landrat Thomas des FDP-Kreisverbandes, Bundesvorsitzender der Hendele im Juli 2020 das Bundesverdienst- Liberalen Senioren. kreuz am Bande. Bei all seiner politischen Arbeit sieht der 78-Jäh- „Einmal Lebenshelfer, immer Lebenshelfer. Das rige in dem Kontakt zu Menschen mit Behin- ist wie ein Virus“, sagt Detlef Parr. Seit mehr derung einen willkommenen Ausgleich. „Mich als zehn Jahren tritt er im Kreis Mettmann für beeindruckt ihre echte, offene und ehrliche Art. die Belange von Menschen mit Behinderung ein. Politik dagegen ist berechnend und strategisch“, „Sie gehören für mich in die Mitte der Gesell- sagt er. Bis 2013 war Parr Vizepräsident von schaft. Dafür engagiere ich mich gerne“, sagt Special Olympics Deutschland und kam so auch der Ratinger. Und das in vielfältigen Funktionen. in Kontakt zur Lebenshilfe im Kreis Mettmann. „Hilde Weidenfeld sprach mich an. Ich habe so- fort zugesagt und bin seither im Kuratorium der Stiftung tätig“, sagt Detlef Parr. Die persönlichen Kontakte zu Menschen mit Behinderung haben ihn sehr geprägt. Besonders intensiv erlebte er sie während seiner Amtszeit als Ratinger Karne- valsprinz in der Session 2009/2010. Unter dem Motto „In jedem von uns steckt ein Held“ setzte er gemeinsam mit Ehefrau Andrea den soziale Schwerpunkt seiner Regentschaft auf die Special Olympics. Ein Teil des Erlöses floss in ein inte- gratives Sportfest in Kooperation mit dem TV Ratingen. Dort gingen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam an den Start.

Die Special Olympics, die weltweit größte Sport- bewegung für Menschen mit geistiger Behinde- rung und Mehrfachbehinderung, sind für Detlef Parr eine Herzensangelegenheit. „Es war mir ein großes Anliegen gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister Dirk Elbers, die Sommerspiele 2014 nach Düsseldorf zu holen“, sagt er. Unter- stützt hat er auch, dass die Welt-Sommerspiele 2024 in Berlin ausgetragen werden. Um Men- schen mit Behinderung durch Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen. Detlef Parr bei der Verleihung des HB Bundesverdienstkreuzes. 14 Unsere Lebenshilfe … Diese Seite füllen Menschen, die das Lebenshilfe-Angebot nutzen.

Dagmar Funke, Betreutes Wohnen Nord „Es geht mir ganz gut“

Ich heiße Dagmar Funke und wohne in einer eigenen Wohnung in Ratingen. Ich bin 60 Jahre und ich suche einen Freund. Nebenbei arbeite ich ehrenamtlich bei der Lebenshilfe hier in Ratingen. Nur coronabedingt arbeite ich zur Zeit nicht dort. Einmal im Monat arbeite ich noch ehrenamtlich bei der Tafel. Im Moment geht das auch nicht. Vorheriges Jahr bin ich auf dem Rosenmontags- zug gefahren – auf dem Wagen. Die haben mich auch geschockt mit zwei Urkunden, von denen Dagmar Funke ich nichts gewusst habe. Ich hatte in ein Pflegepferd, Goldi hieß das. Das musste aber leider eingeschläfert werden. Jetzt habe ich das neue lyse. Wir telefonieren fast jeden Tag. Aber wegen Pferd in Ratingen, gegenüber von der Heißmangel. Corona haben wir sonst keinen Kontakt. Das heißt Wesley. Einmal in der Woche fahre ich dahin. Immer dienstags und nehme Möhren mit. Vor drei Jahren sind meine Eltern gestorben. Die sind leider in Wülfrath beerdigt. Aber meine Vor zwei Jahren war ich in Tunesien mit einer Schwester Christiane holt mich immer ab. Und Reisegruppe von der Lebenshilfe Bonn. Wenn mit meinem Betreuer war ich auch schon da. Fast sie das nochmal anbieten, würde ich da nochmal jeden Tag kommen die Betreuer von der Lebens- mitfahren. hilfe. Die kochen mit mir, da ich jetzt in Rente bin. Ich arbeite nicht mehr seit dem 31.3.2020. Ich habe zwei Die Betreuer begleiten mich immer zu Ärzten Schwestern. Eine oder zum Pizzaessen mit Freunden. Wir fahren heißt Regina, die ist nächstes Jahr nach Aachen, weil da ein großes verheiratet und hat Reitturnier ist. Wir waren auch auf der Equita- zwei Jungs. Die ist na-Messe in Essen. Da habe ich mir was geholt, Lehrerin. Die muss einen Führstrick. Nächstes Jahr will ich mir Putz- in die Schule gehen zeug holen und einen Koffer. auch bei Corona. Mei- ne andere Schwester, Ich hoffe, dass es in 2021 besser ist und wir Christiane, hat zwei Rosenmontag feiern können. Nächstes Jahr, wenn Töchter, eine wohnt ich ganz gesund bin, möchte ich Prinzessin wer- noch zuhause. Die den. Am liebsten hätte ich gerne einen eigenen andere arbeitet im Hund. Jeden Freitag gehe ich mit zwei Hunden Krankenhaus. Meine und meiner Betreuerin spazieren. Einen hat sie Tante muss drei mal und einen nehme ich. Es geht mir ganz gut. in der Woche zur Dia-

15 aus dem Verein Auf einen Kaffee mit… Dies ist unsere Ehrenamtlichen-Serie, in der wir un- sere guten Seelen, tatkräftigen Unterstützer und die Menschen vorstellen möchten, die für unsere Bewoh- ner und uns ganz wichtig und unverzichtbar sind.

…Gerda Hellmann

Freiwillige Mitarbeit hat bei der Lebenshilfe einen unschätzbaren Wert. Denn alle Beteilig- ten profitieren davon. So ist es auch bei Gerda Hellmann. Seit zwölf Jahren unterstützt die 82-Jährige das Team in der Wohnstätte Ratin- gen — und das mit Leib und Seele.

WIR: Wie sind Sie zur Lebenshilfe gekommen?

Das war ein richtiger Zufall. Ich war mit dem Fahrrad auf dem Weg ins Freibad und bin dabei an der Wohnstätte in der Werdender Straße vorbei gefahren. Dort hielt gerade der Bus mit den Be- Gerda Hellmann hilft gerne. wohnern an und ich musste einen Moment stehen bleiben. Eine Bewohnerin stieg aus dem Fahrzeug der Coronavirus-Pandemie nicht im Einsatz. Das aus und umarmte mich ganz spontan. Dabei sag- ist hart für mich, weil mir die Bewohner und te sie: Hallo, meine Süße! Diese Begegnung ging auch die Mitarbeiter richtig ans Herz gewachsen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich wollte etwas sind. Ich vermisse sie alle. für Menschen mit Behinderung tun. Also rief ich kurz darauf in der Wohnstätte an und bot meine WIR: Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung Unterstützung an. Meine Hilfe war von Anfang an bedeutet Ihnen also sehr viel… willkommen. Ja, das kann man sagen. Bevor ich zur Lebens- WIR: Wie sieht Ihre ehrenamtliche Arbeit im hilfe kam, hatte ich keinen Kontakt zu Menschen Ratinger Wohnhaus aus? mit Behinderung. Heute bedeutet mir jeder Ein- zelne so viel. Außerdem habe ich großen Respekt Vor allem ist sie für mich keine Arbeit. Ich habe vor den Mitarbeitern der Wohnstätten und ihrer mein ganzes Berufsleben lang viel gearbeitet. Arbeit. Ich freue mich, dass ich sie ein klein Nun freue ich mich darüber, anderen ehrenamt- wenig mit meinem Beitrag entlasten kann. Ich lich helfen zu können. Zu Beginn habe ich bei bin ein sehr positiver Mensch und gebe gerne. der Lebenshilfe beinahe täglich in allen Berei- Und ich bekomme auch so viel von den Menschen chen unterstützt, nur in der Pflege war ich nicht in der Wohnstätte zurück. Deshalb fällt es mir tätig. Inzwischen besuche ich die Bewohner schwer, derzeit nicht dort sein zu können. regelmäßig und unterhalte mich viel mit ihnen, HB bringe sie zum Lachen und motiviere sie. Leider kann ich über längere Zeit keinen Mund-Nase- Schutz tragen, deshalb bin ich seit dem Beginn

16 Mitarbeiter-News Namen & Nachrichten

Wir gratulieren … Wir haben eingestellt …

… Elisabeth Freitag und Jennifer Schnaß … zum 1.7.2020 Sonja Oberrath als Mitarbei- (Wohnstätte Heiligenhaus), Carolin Maurer terin im Ambulant Betreuten Wohnen. und Merve Kiren (Wohnstätte Velbert) sowie Katharina Schmid (Wohnstätte Ratingen) … zum 1.8.2020 Nancy-Anna Waclawczyk und zur bestandenen Abschlussprüfungen zur Evgenija Massold als Mitarbeiterinnen in Heilerziehungspflegerin. Wir freuen uns, der Wohnstätte Velbert. dass alle Fachkräfte nun fester Teil des Le- … zum 15.8.2020 Jutta Diekamp als Mitarbei- benshilfe-Teams sind. terin im Ambulant Betreuten Wohnen. Wir trauern … … zum 21.8.2020 Nina Basso als Mitarbeiterin im Wohnverbund Langenfeld-Monheim. … um Michael Brühne. 19 Jahre war Michael … zum 1.9.2020 Ricarda Fuhrmann als Mit- Brühne in unserem Unternehmen und zuletzt arbeiterin in der Wohnstätte Langenfeld, in der Hauswirtschaft in der Wohnstätte Katharina Wielpütz als Mitarbeiterin in der Velbert tätig. Wir haben ihn als engagierten, Wohnstätte Heiligenhaus und Rebecca Hol- zuverlässigen und stets hilfsbereiten Mitar- stein als Mitarbeiterin in der Wohnstätte beiter und Kollegen schätzen gelernt. Alte Ziegelei in Velbert. Michael Brühne verstarb am 13.9.2020 im Alter von 56 Jahren. Unser tiefes Mitgefühl … zum 15.9.2020 Kamil Szewcyk als Mitarbei- gilt seiner Familie und allen Angehörigen. ter in der Wohnstätte Ratingen. … zum 15.10.2020 Christian Lorenz als Mitar- Wir bilden aus… beiter im Ambulant Betreuten Wohnen. … seit 1.8.2020 Ann-Sophie Ockenga in der Bei uns absolvieren das Wohnstätte Heiligenhaus und Lisa von Geh- len in der Wohnstätte Velbert zur Heilerzie- freiwillige soziale Jahr … hungspflegerin. seit 1.8.2020 Sophie Laupenmühlen in der seit 15.8.2020 Doreen-Monika Gerst in der … … Wohnstätte Velbert und dem 1.9.2020 Thilo Wohnstätte Langenfeld zur Heilerziehungs- Formiatto-Busch in der Geschäftsstelle in pflegerin. Ratingen. … seit 1.10.2020 Eric Glindemann im dualen Studium in der Sportabteilung/Geschäfts- stelle Ratingen sowie Raffaella Circelli in der Wohnstätte Heiligenhaus.

17 aus dem Verein

Richtlinie Versorgung mit Heil- mitteln wird einfacher

Die Versorgung mit Heilmitteln soll für gesetzlich Therapiemaßnahmen können bald einfacher ver- Versicherte zum 1. Januar 2021 einfacher wer- ordnet werden. Foto: David Maurer/Lebenshilfe den. Heilmittel sind zum Beispiel Maßnahmen der Ergo-, Physio- oder Sprachtherapie. Eine neue genehmigen lassen. Das ist eine gute Nachricht Heilmittel-Richtlinie regelt, dass Ärzte diese für die von uns betreuten Menschen“, sagt Ma- zukünftig unbürokratischer verordnen können. rius Bartos, Kaufmännischer Geschäftsführer der Ohne spezielle Begründung oder Genehmigung Lebenshilfe. der Krankenkassen konnten Ärzte bisher nur eine Ursprünglich war der Start der neuen Heilmit- bestimmte Menge von Heilmitteln verordnen. tel-Richtlinie zum 1. Oktober 2020 geplant. Das soll sich nun zum Jahreswechsel ändern. Hintergrund für die Verschiebung um ein Quartal „Menschen mit Behinderung und dem entspre- sind Probleme bei den Herstellern der ärztlichen chenden Bedarf können sich notwendige Thera- Praxisverwaltungs-Software. pien zukünftig langfristig von der Krankenkasse HB

Umzug Neue Räume für die Frühförderung Für Familien mit Kindern gibt es in Monheim bald Herz des mehrstöckigen Neubaus soll das Mo.Ki-Ca- eine neue Anlaufstelle im Stadtkern. Das Mo.Ki-Zen- fé im Erdgeschoss des Hauses werden. Auch die trum in der Heinestraße bündelt Kurse, Beratungen Lebenshilfe Kreisvereinigung Mettmann bezieht oder andere Angebote, die Familien bislang an mit der Frühförderung neue Räume im Monheimer verschiedenen Standorten im Stadtgebiet anlaufen. Zentrum für Familien. Voraussichtlich im Frühjahr 2021 wechselt das Team der Frühförderung von der Tempelhofer Straße in unmittelbare Nähe des Rathauses.

„Es ist eine super Chance gemeinsam mit allen An- bietern zum Wohle der Familien unter einem Dach zu arbeiten“, sagt Birgit Cordes-Lacerenza, die die Frühförderung der Lebenshilfe leitet. Insgesamt vier Räume stehen dem Frühförder-Team zukünftig im Mo.Ki-Zentrum zur Verfügung. Hier will die Lebens- hilfe die heilpädagogische Frühförderung anbieten und am neuen Standort auch mit dem neuen An- gebot der interdisziplinäre Frühförderung an den Start gehen. Die Lebenshilfe freut sich über weitere Kooperationen mit den Anbietern der Kinder- und Jugendhilfe, um das Netzwerk für betroffene Fami- lien auszuweiten. Hierzu haben bereits sehr konst- ruktive Gespräche stattgefunden. Die Monheimer Frühförderung zieht von der Tempelhofer Straße HB ins neue Mo.Ki-Zentrum. Foto: Architekten-BNS 18 Bienenfreundlicher Garten Stiftung spendet Nektar-Tankstelle

Brummmmm. Lautstark steuert eine Biene die leuchtende Blüte des Gelben Sonnenhuts an. Und das ist auch gut so. Denn seit dem Spätsommer gibt es besonders viele attraktive Landeplätze im Garten der Lebenshilfe-Wohnstätte Heiligenhaus. Grund dafür ist eine Nektar-Tankstelle. Die mit be- sonders insektenfreundlichen Blumen und Kräutern bepflanzte Spirale aus Stein-Gabionen lockt nicht nur viele Tiere an — sie ist ein echter Blickfang. Die bepflanzte Stein-Spirale ist ein echter Blickfang. Die Freude über die farbenfrohe Tankstelle ist des- halb bei Bewohnern und Mitarbeitern gleicherma- auch für Lavendel, Eisenhut und andere bienen- ßen groß. Spender ist die Town & Country Stiftung freundliche Pflanzen gesorgt. Gemeinsam mit (TC-Stiftung), die mit Nektar-Tankstellen auf die Hausmeister Jacek Stepinski haben die Bewohner wichtige Rolle von Insekten aufmerksam machen die Nektar-Tankstelle aufgebaut und anschließend möchte. Dabei hat die TC-Stiftung nicht nur die bepflanzt: eine rundum dufte Sache. Kosten für die Stein-Spirale übernommen, sondern HB

Sportabteilung Zwangspause für die Sportler

Unter normalen Umständen würden die Lebenshil- sie tatsächlich stattfinden können, ist unklar. fe-Sportler gerade mit Hochdruck an Kondition und Die Lebenshilfe begleitet im Kreis Mettmann rund Technik arbeiten. Aber normal ist in diesem Jahr 55 Sportler mit Behinderung. Sie schwimmen, der Pandemie nicht viel. Im Juni 2021 stehen die spielen Fußball, Tischtennis oder Golf, fahren Landesspiele der Special Olympics in Bonn an. Ob Ski, Snowboard oder Inlineskates. Ein zwölfköp- figes Team aus ehrenamtlichen Übungsleitern bietet einmal pro Woche Training in den unter- schiedlichen Disziplinen an. Die Ausbreitung des Corona-Virus machte jedoch alle Vorbereitungen zunichte. „Dank des ausgearbeiteten Hygiene-Kon- zeptes konnten wir im Sommer zumindest wieder das Fußball- und das Inliner-Training anbieten“, sagt Sportkoordinatorin Gudrun Kronenberg. „Die Angebote sind sehr beliebt. Wer einmal dabei ist, bleibt auch. Deshalb fällt es unseren Sportlern schwer, so lange zu pausieren“, sagt sie. Nun wartet die gesamte Abteilung auf den Frühling und hofft, dass dann wieder bessere Zeiten für den Die Lebenshilfe-Fußballer bei den Landesspielen der Special Sport anbrechen. Olympics 2019 in Hamm. Foto: Jürgen Steinbrücker HB 19 Aktuelle Kreativ-Aktionen bei der Lebenshilfe

Herausgeber und Anschrift Liebe Leserin, lieber Leser, der Redaktion: Lebenshilfe für Menschen mit wir wünschen Ihnen schöne Weihnachten und Zeit zur geistiger Behinderung e.V. Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Kreisvereinigung Mettmann Grütstr. 10 Ganz besonders danken möchten wir unseren 40878 Ratingen Mitarbeitern, ehrenamtlichen Helfern und Spendern für ihren Einsatz und ihre Unter- Tel. 02102 - 551 92-40 Fax 02102 - 551 92-50 stützung in diesem außergewöhnlichen Jahr. Mail hannah.blazejewski@ Bleiben Sie gesund und blicken Sie zuversichtlich lebenshilfe-mettmann.de mit uns ins neue Jahr. Redaktion: Hannah Blazejewski (HB) Ihre Lebenshilfe (verantwortlich) Kreisvereinigung Mettmann Layout: Termine: artworkshop.de, Heiligenhaus Erscheinungsdatum: Die Coronavirus-Pandemie hat erheblichen Einfluss auf die Ter- Dezember 2020 (Dieses Magazin mine und Angebote der Lebenshilfe Kreisvereinigung Mettmann. erscheint zwei mal im Jahr.) Zur Eindämmung des Coronavirus sind bis auf weiteres alle Ver- anstaltungen der Lebenshilfe abgesagt oder verschoben. Redaktionsschluss: Auf unserer Website www.lebenshilfe-mettmann.de haben wir Beiträge und Leserbriefe bitte bis alle aktuellen Informationen für Sie gebündelt. Dort informie- zum 15. Mai 2021 einreichen ren wir auch über aktuelle Termine und wann wir den Veran- staltungsbetrieb wieder aufnehmen.