Denkmalpreis 2012 des Landkreises Ostallgäu – Laudationes zu den Preisträgern

Anerkennungen

Marktoberdorf, Marktplatz 3 – Hausfigur - Anerkennung Frau Helga Schele

Baudenkmäler können sehr unterschiedlich in ihrer Größe und Bedeutung sein. Allzu leicht vergisst man, dass unsere Kulturlandschaft gerade auch von der dichten Präsenz an Erinnerungsorten lebt. Sie ist reich in ihrer Gesamtheit und wegen ihrer Zeichen, die uns auf Schritt und Tritt begegnen wie Bildstöcke, Kapellen, Inschriften, Hausfiguren usw.

Auch diese kleinen Denkmäler benötigen die Aufmerksamkeit und Sorge der Eigentümer. Eine der schönsten Hausfiguren im Landkreis steht beim alten Marktbrunnen in , an der Hausecke Marktplatz 3.

Die über 100 Jahre alte Frauenfigur aus Terrakotta in nahezu Lebensgröße wies Risse und mehrfache unverträgliche Übermalungen auf. Die Eigentümerin, Frau Schele, veranlasste die notwendige Sanierung durch einen ausgezeichneten Fachmann. Das Ergebnis ist eine außergewöhnlich ausdruckstarke künstlerische Bereicherung im Stadtbild für jeden, der mit offenen Augen und Wertschätzung durch die Stadt geht.

Kleinkitzighofen, Bauernkapelle - Anerkennung Gemeinde sowie Herrn Siegfried Götz

Die kleine Bauernkapelle in Kleinkitzighofen ist ein besonderes Geschichtszeugnis im nördlichen Landkreis, erinnert sie doch an den Ort einer Schlacht im Bauernkrieg 1525. Auf dem Grabhügel der gefallenen Bauern wurde diese Kapelle erbaut. Die Kapelle von 1730 befand sich 2008 in einem sehr fortgeschrittenen Verfallszustand. Entgegen der allgemeinen Dorfmeinung konnte Herr Götz aus Kleinkitzighofen mit weiteren Helfern im Rahmen der Dorferneuerung durch Tatkraft und unermüdliches Engagement dieses sehr bedrohte Kleinod erhalten. Ein unersetzlicher Ort der Erinnerung wurde mustergültig saniert und der Öffentlichkeit wiedergeschenkt.

Irsee, Mühlstr. 9 – ehem. Bauernhaus – Anerkennung Frau Gudrun und Herr Volker Koneberg

Denkmäler machen in ihrer langen Geschichte oft viele Wandlungen durch. Gerade diese vielen historischen Schichten, die sich überlagern, sind wichtige Zeitzeugnisse, die eine Denkmalsanierung wieder hervorholen soll, zusammen mit einer neuen stabilen Nutzung.

Dieses Ziel hat die Sanierung der Bäckerei Koneberg in erreicht. Seit 1903 wird in dem ursprünglichen Bauernhaus aus dem 18. Jh. Brot gebacken. Traditionelle Werte stehen heute im Einklang mit den Anforderungen an einen modernen Betrieb. Der ehemalige Typus des Mittertennhofes zeichnet sich nun wieder ab und es entstand eine neue Einheit aus Alt und Neu. Für den Markt Irsee ist die Bäckerei mit ihrem florierenden Cafe ein fester Bestandteil des täglichen Lebens im Dorf.

Heimathaus , Füssener Str. 13 – ehem. Bauernhaus – Anerkennung Heimathausverein Nesselwang e. V.

1807, nach einem großen Ortsbrand in Nesselwang, wurde das heutige Anwesen in der Füssener Str. 13 errichtet. Nach dem Erwerb übertrug die Gemeinde dem Heimatverein die Renovierung, Ausstellungsgestaltung und den Betrieb als Heimathaus. Dank des unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatzes der Mitglieder des Heimatvereins und der Mithilfe der Gemeinde wurde die denkmalgeschützte ehemalige Handwerker Sölde beispielhaft saniert und auch das vorher verputzte Fachwerk wieder freigelegt. Damit ist ein besonderes Schmuckkästchen von außen wie innen für Nesselwang und die Besucher entstanden.

Nesselwang, Füssener Str. 9 – ehem. Bauernhaus – Anerkennung Frau Elisabeth und Herr Werner Baumann

In direkter Nachbarschaft zum Heimathaus in Nesselwang steht das denkmalgeschützte Anwesen der Familie Baumann von 1806.

Das ehemalige bäuerliche Anwesen an der vielbefahrenen Füssener Str. wurde Schritt für Schritt instandgesetzt und instandgehalten und bildet zusammen mit dem Heimathaus eine historisch anschauliche Gruppe. Im Gebäude entstanden Wohnungen, wobei das äußere Erscheinungsbild wie die inneren Umnutzungen nach denkmalpflegerischen Abstimmungen erfolgten und nun zu einer echten Aufwertung für Ortsbild und historische Bausubstanz des Marktes beitragen.

Buching, Füssener Str. 7 – ehem. Kleinbauernhaus - Anerkennung Herr Bruno Schnitzer

Die historische Sölde aus dem späten 18. Jh., also ein Handwerker- und Kleinbauernhaus, steht in Buching an der vielbefahrenen B 17.

Als Fachmann im Umgang mit historischen Gebäuden erkannte Herr Schnitzer den Wert des bereits angegriffenen Holz- Ständerbohlenhauses und setzte sich für eine im denkmalpflegerischen Sinne korrekte und die Gemeinschaft bereichernde Restaurierung ein.

Man muss genau hinschauen, um zu erkennen, wie schmuck und gekonnt es vom Eigentümer, der Familie Schnitzer, wieder hergerichtet worden ist. Das Gebäude wurde nach eingehender Voruntersuchung denkmalfachlich mustergültig, innen wie außen instandgesetzt.

Waal, Jägerhausstr. 8 - ehem. Bauernhaus- Anerkennung Herrn Valentino Zanoni

Das ehemalige Kleinbauernhaus in der Jägerhausstr. 8 in Waal ist im Norden des Landkreises einer der ganz seltenen erhaltenen Beispiele für ein Bauernhaus mit flachgeneigtem Dach, obwohl früher einmal das Flachdachhaus des Allgäus bis in die Buchloer Gegend üblich war.

Herr Zanoni persönlich hat mit Engagement, und fachlichem Können das Gebäude, das bereits deutliche bauliche Schwächen zeigte und ohne Nutzung dahindämmerte, in ein schmuckes Wohnhaus umgebaut und dabei Tenne und Wirtschaftsteil mit Geschick und Fantasie integriert. Das Anwesen ist dabei von einem Abbruchkandidaten zu einem besonders sympatischen Schmuckstück in Waal geworden.

Buchloe, Postberg 1 – Gasthaus zur Post – Anerkennung Gebrüder Reinhard und Alexander Weber

Man sieht es der Stadt auf den 1. Blick nicht an, dass sie einen sehr schön angelegten historischen Ortskern hat, der sich im Spätmittelalter bereits nördlich der Stadtpfarrkirche und über der Aue der Gennach herausgebildet hat. An diesem Kreuzungspunkt zweier wichtigen historischen Straßen steht seit alters her der Gasthof Post, der auch dem sogenannten „ Postberg “ den Namen gegeben hat.

Die Gebrüder Weber führen mit ihrer Sanierung des Gasthofes und des Umbaus zum Hotel diese alte Tradition in vorbildlicher Weise fort. Die mächtigen Kellergewölbe wurden als Lokal für die Öffentlichkeit zugänglich und bieten heute dem Besucher ein beeindruckendes Ambiente und dazu eine ausgezeichnete Küche.

Die Maßnahme hat sehr zu Aufwertung des historischen Kerns der Stadt Buchloe beigetragen.

Irsee, ehemaliges Gereichtshaus – besondere Anerkennung Markt Irsee, 1. Bgm. Andreas Lieb

Das historische Gerichtshaus in Irsee hat eine lange, bewegte Geschichte hinter sich. 1619 als Gereichtshaus des Klosters urkundlich erwähnt, 1735 Umbau, 1803 Säkularisation, 1807 Verfall und Verkauf an Klosterbrauerei, 1839 Forstdienstgebäude, 1939 Hj. Heim, 1953 Forsthaus mit Umbau, 1964 Verkauf an Glasveredelungsbetrieb, 1992 Kauf durch den Markt Irsee.

Danach eine längere Hängepartie mit ungewissem Ausgang. Zwischen 2005 und 2010 konnte der Markt Irsee unter maßgeblicher Initiative und Engagement von einzelnen Bürgern dieses ortsbildprägende Baudenkmal vorbildlich grundlegend sanieren und fand auch nunmehr eine verträgliche und stabile Nutzung für das repräsentative Gebäude in der Ortsmitte.

Hopferbach, Hauptstr. 22 – ehem. Bauernhaus – besondere Anerkennung Frau Annette und Herr Dietmar Miller

Das ehemalige Bauernhaus an der Hauptstr. 22 in Hopferbach ist nicht in die Denkmalliste eingetragen, gleichwohl ist es ein schönes Beispiel des bäuerlichen Wohnens im Dorf.

Persönliches Engagement, fachliche Kenntnisse und die Liebe zur dörflichen Baukultur bewirkten, dass dieses Bauernhaus dem Dorf erhalten blieb und – auch mit Hilfe der Dorferneuerung – mit neuem Leben erfüllt wurde.

Seit 2009 saniert die Familie Miller das Anwesen innen und außen im Sinne der Erhaltung unserer historischen Kulturlandschaft. Mit viel Gespür für den Wert des Vorgefundenen und der konsequenten Orientierung am Original gelang eine erfolgreiche Sanierung, die im Ergebnis dem Denkmalschutz durchaus nahe kommt.

Stötten a. A., Dorfstr. 34 – ehem. Bauernhaus – besondere Anerkennung Herrn Martin Wißmiller

Auch die nächste Anerkennung zeigt, dass es bei weitem nicht allein die wenigen Baudenkmäler sind, die wichtige Eckpunkte im Ortsgefüge darstellen. Das ehemalige Bauernhaus in der Dorfstr. 34 in Stötten a. Auerberg steht im Blickpunkt einer Straßenkreuzung, auf dieses Gebäude fährt man zu, sein Bild bleibt im Gedächtnis. Es ist ein sogenannter „Ort der Erinnerung“ der über ein positives oder negatives Erscheinungsbild für einen Ort maßgeblich mitentscheidet.

Das Haus mit seinem alten Kern ist nicht in die Denkmalliste eingetragen. Es ist das Elternhaus der leider verstorbenen Frau Wißmiller, das sie zusammen mit ihrem Mann vorbildlich instand gesetzt hat, um das Ererbte als Wert zu erhalten und Heimat zu schaffen. Beispielhaft ist daher die „gute Normalität“ und Selbstverständlichkeit in Gestaltung und handwerklichen Ausführung. Dabei ist das Gebäude ein echter Blickfang für die Dorfstraße in Stötten geworden, der zu Nachahmung empfohlen werden kann.

Lindenberg, Kemptener Str. 14, ehemaliges Armenhaus – 2. Preis – Förderverein Armenhaus Lindenberg e.V.

Der Erhalt eines sogenannten Armenhauses ist etwas seltenes. Die meisten sind verschwunden. Heute sehen wir den Wert dieser Sozialeinrichtung auf dem Land aus dem 19. Jh. wieder neu. Es ist die Zeit nach der Säkularisation, nach dem Zusammenbruch der Ständeordnung und es die Zeit, in der sich unser heutiges Staats- und Sozialwesen langsam herausgebildet hat. Das Armenhaus in Lindenberg ist heute ein wichtiges Zeugnis der Sozialgeschichte im Werden unserer Dörfer.

Deshalb ist es anerkennenswert, dass dies der Armenhaus Verein und die Stadt Buchloe noch rechtzeitig erkannt haben und in einem beispielhaften Engagement die Gebäudeerhaltung auf den Weg gebracht haben. Die private Initiative der Mitglieder des Fördervereins setzt sich zusammen mit der Stadt nachdrücklich für eine fachgerechte Sanierung des Armenhauses von 1852 ein und hat selbst dem einsturzgefährdeten Erweiterungsbau von 1872 eine Zukunft gegeben.

Ruderatshofen, Hauptstr. 12- historische Schmiede – 2. Preis Gemeinde sowie Herrn Josef Keller

Schmieden waren früher unverzichtbarer Bestandteil jeden Dorfes. Hufschmiede waren angesehene Personen. Die Werkstatt stand immer eng an der Straße, oft nahe am Ortseingang oder an einer Straßenkreuzung im Dorf, so wie es auch bei der historischen Schmiede in Ruderatshofen der Fall ist. Sie geht bis in das 16. Jh. zurück und ist eine der wenigen noch im Landkreis vorhandenen Dorfschmieden.

Nach langwierigen Verhandlungen konnte die Gemeinde das historische Gebäude, das damals schon in einem fortgeschrittenen Verfallszustand war, 2007 erwerben. Auf Initiative von Bgm. Stich und unter der fachlichen Führung von Baumeister Herrn Keller fand sich eine sehr interessierte und kompetente Truppe aus Bürgern zusammen, die ehrenamtlich den maroden Dachstuhl, Mauern, Fenster und Tür und Tor reparierten und die alte Schmiedeeinrichtung wieder gangbar machte.

Heute ist die Alte Schmiede in Ruderatshofen ein gelungenes Beispiel für lebendige und anschauliche Ortsgeschichte in der Dorfmitte.

Schwangau, Hiebelerstr. 13 – ehemaliges Bauernhaus- 1. Preis Angelika und Dr. Dr. Dieter Rüth

Eine besondere Gruppe der Bauernhäuser im Landkreis Ostallgäu stellt das „Schwangauer Laubenhaus“ dar. Dieser Haustyp ist nahezu ausschließlich auf die Gemeinde beschränkt und dem Vorarlberger Haus sehr ähnlich.

Die Eheleute Rüth haben zusammen mit einem hervorragenden Restaurierungsfachmann eines dieser schönen breitgelagerten Bauernhäusern mustergültig saniert und ihm den alten, authentischen und gemütlichen Charm zurückgegeben.

Die enge Orientierung am historischen Original als Leitgedanke und Reparatur statt- wie heute bei Altbausanierungen üblich – den Austausch ganzer Teile zeigen auf, was nachhaltigen Umgang mit einem wertvollen Kulturgut erreichen kann. Bis in kleinste Detail wurde intensiv über intelligente und nachhaltige Lösungen nachgedacht und ohne besonderen baukünstlerischen Ausspruch einfach repariert und verbessert. Das Ergebnis ist stimmig und hat bereits beim Denkmalpreis des Bezirkes Schwaben 2011 überzeugt.

Pfronten, Am Weiher 16 – ehemaliges Bauernhaus- 1. Preis Familie Strasser

Einer der schönsten Plätze in ist der idyllische Dorfweiher in Pfronten – Dorf, der von 2 schönen historischen Bauernhäusern umrahmt ist.

Eines dieser Bauernhäuser haben die Eheleute Strasser - - Wartenberg 2006 – 2010 von Grund auf , jedoch zurückhaltend und ohne größere Eingriffe in die historische Substanz, vorbildlich instandgesetzt.

Bereits die Voruntersuchungen haben den besonderen denkmalpflegerischen Wert dieses Gebäudes aufgezeigt. Wie auch beim Haus in Schwangau handelt es sich hier um ein Flurküchenhaus mit einer sogenannten „Leuchte“ und der Herdstelle im Flur.

Nahezu die gesamte historisch relevante Substanz konnte bei der Renovierung erhalten werden.

Das Haus, ursprünglich ein außen sichtbarer Holz- Ständerbohlenbau, später verputzt, erhielt eine neue Außendämmung zur energetischen Verbesserung. Wenige moderne Möbel wie Bad und Küche wurden gekonnt zurückhaltend in die historischen Räume integriert, sodass eine sehr ungezwungene und selbstverständliche Fortschreibung der Hausgeschichte bis heute entstanden ist.

Die Maßnahme wurde bereits mit einer Anerkennung zum Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung 2011 bedacht.