Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Stresemannstraße 3-5 Postfach 20 03 61 I 56003 56068 Koblenz Telefon 0261 120-0 Verbandsgemeindeverwaltung Meisenheim Telefax 0261 120-2200 Postfach 60 [email protected] www.sgdnord.rlp.de 55586 Meisenheim mit Überdruck für Stadt Meisenheim 12.10.2018 Nachrichtlich:

Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Referat 8403 Stiftsstraße 9 55116

Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Referat 21b - Außenstelle - Hohenfelderstraße 16 56068 Koblenz

Verbandsgemeindeverwaltung Rheingrafenstraße 11 55583 Bad Kreuznach - Bad Münster am Stein-Ebernburg

Stadtverwaltung Bad Kreuznach Postfach 5 63 55529 Bad Kreuznach

Verbandsgemeindeverwaltung Rüdesheim/ Nahestraße 63 55593 Rüdesheim mit Überdruck für die zentralen Orte Waldböckelheim und Rüdesheim

Verbandsgemeindeverwaltung Marktplatz 11 55566 Bad Sobernheim mit Überdruck für den zentralen Ort Bad Sobernheim

Verbandsgemeindeverwaltung -Land Bahnhofstraße 31 55606 Kirn

Stadtverwaltung Kirn Kirchstraße 3 55606 Kirn

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Kernarbeitszeiten Verkehrsanbindung Parkmöglichkeiten 09.00-12.00 Uhr Bus ab Hauptbahnhof Tiefgarage Görresplatz 14.00-15.30 Uhr Linien 8,9,27,460 bis Haltestelle Freitag: 09.00-13.00 Uhr Stadttheater

Verbandsgemeindeverwaltung Herrstein Brühlstraße 16 55756 Herrstein mit Überdruck für den zentralen Ort Herrstein

Verbandsgemeindeverwaltung - Schulstraße 16 67821 Alsenz mit Überdruck für die zentralen Orte Alsenz und Obermoschel

Verbandsgemeindeverwaltung -Wolfstein Schulstraße 6a 67742 Lauterecken mit Überdruck für die zentralen Orte Lauterecken und Wolfstein

Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe Ernst-Ludwig-Straße 2 55116 Mainz

Planungsgemeinschaft Westpfalz Bahnhofstraße 1 67655

Referat 43 -im Hause-

Ministerium des Innern und für Sport - Oberste Landesplanungsbehörde - Schillerplatz 3 - 5 55116 Mainz

Kreisverwaltung Bad Kreuznach -Untere Landesplanungsbehörde- Salinenstraße 47 55543 Bad Kreuznach

Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd -Obere Landesplanungsbehörde- Friedrich-Ebert-Straße 14 67433 Neustadt an der Weinstraße

Kreisverwaltung Donnersbergkreis -Untere Landesplanungsbehörde- Uhlandstraße 2 67292 Kirchheimbolanden

Kreisverwaltung -Untere Landesplanungsbehörde- Trierer Straße 49 - 51 66869 Kusel

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Mein Aktenzeichen Ihr Schreiben vom Ansprechpartner(in)/ E-Mail Telefon/Fax 14 91-133 05/41 02.07.2018 Julia Zabel 0261 120-2144 Bitte immer angeben! 3/Kle [email protected] 0261 120-88-2144

Antrag der Verbandsgemeinde Meisenheim- zugleich im Namen der Stadt Mei- senheim- auf Abweichung von Zielen des verbindlichen Landesentwicklungs- programms Rheinland-Pfalz (LEP) IV gemäß § 6 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) i.V.m. § 8 Abs. 3 Landesplanungsgesetz (LPIG); Ausweisung eines Sondergebietes für großflächigen Einzelhandel in der Stadt Meisenheim, Verbandsgemeinde Meisenheim, Landkreis Bad Kreuznach

Sehr geehrte Damen und Herren, die antragstellende Verbandsgemeinde Meisenheim -zugleich im Namen der Stadt Meisenheim- beabsichtigt in der Stadt Meisenheim am Standort „Im Briel“ ein Sonder- gebiet für großflächigen Einzelhandel auszuweisen und dementsprechend den Flä- chennutzungsplan zu ändern. Seitens der Stadt Meisenheim ist die entsprechende Aufstellung eines Bebauungsplans vorgesehen.

Durch die Bauleitplanung sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die An- siedlung eines Lebensmittelvollsortimenters mit einer Verkaufsfläche von 1.600 m² geschaffen werden. Die ursprüngliche weitergehende Planungsabsicht, an diesem Standort zusätzlich einen Bekleidungsfachmarkt mit 799 m² Verkaufsfläche und einen Schuhfachmarkt mit 400 m² Verkaufsfläche zu errichten, hat der Investor aufgegeben, da im Zuge der Anhörung der von der SGD Nord - obere Landesplanungsbehörde - am 10.11.2017 eingeleiteten vereinfachten raumordnerischen Prüfung Bedenken ge- gen diese kleinflächigen Märkte am vorgesehenen Standort vorgetragen wurden.

Da der Standort des geplanten Lebensmittelvollsortimenters außerhalb eines zentra- len Versorgungsbereiches liegt, verstößt die Planung gegen das zu beachtende Ziel 58 des Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV. Danach ist die Ansiedlung und Erwei- terung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit innenstadtrelevanten Sortimen-

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ten nur in städtebaulich integrierten Bereichen, das heißt in Innenstädten und Stadt- sowie Stadtteilzentren, zulässig (städtebauliches Integrationsgebot). Die städtebaulich integrierten Bereiche (>zentrale Versorgungsbereiche< im Sinne des BauGB) sind von den zentralen Orten in Abstimmung mit der Regionalplanung festzulegen und zu be- gründen.

Somit können die Bauleitpläne für die geplante Ansiedlung eines Lebensmittelvollsor- timenters am vorgesehenen Standort in der Stadt Meisenheim nur dann beschlossen werden, wenn die Abweichung von der vorgenannten verbindlichen Zielvorgabe der Landesplanung zugelassen wird (Anpassungsgebot des § 1 Abs. 4 BauGB).

Nach § 6 Abs. 2 ROG i.V.m. § 8 Abs. 3 LPlG kann die obere Landesplanungsbehörde im Einvernehmen mit den fachlich berührten Stellen der oberen Verwaltungsebene die Abweichung von einem Ziel des Landesentwicklungsprogramms zulassen, wenn die- se aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse unter raumordnerischen Ge- sichtspunkten vertretbar ist und das Landesentwicklungsprogramm in seinen Grund- zügen nicht berührt wird.

Eine Abweichung von Ziel 58 des LEP IV kann nur zugelassen werden, wenn - neben der Erfüllung der materiellen Tatbestandsvoraussetzungen - das Ministerium für Wirt- schaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (Referat 8403 - Bereich Handel), die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (Referat 21b - Kommunale Entwicklung, Sport und Denkmalschutz) und das Referat 43 (Bauwesen) der SGD Nord ihr Einvernehmen erteilen.

Die im Zuge der Anhörung im Zielabweichungsverfahren beteiligten Stellen haben sich zusammenfassend im nachstehenden Sinne geäußert:

Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW) - Referat 8404 - führt aus, dass im Planbereich ein Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel mit Baufenstern für einen neu zu errichtenden Lebensmittelvollsortimen- ter mit 1.600 m² Verkaufsfläche und einen bestehenden Lebensmitteldiscounter mit rd. 1.100 m² Verkaufsfläche festgesetzt werden soll. Nach dem Verweis auf die Zielaus- sage 58 des LEP IV nimmt das MWVLW Bezug auf das zur Sicherung der innerstädti-

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schen Lagen vom Stadtrat der Stadt Meisenheim bereits im Jahr 2017 beschlossene Einzelhandelskonzept, in dem der verfahrensgegenständliche Standort aufgrund feh- lender rechtlicher Voraussetzungen nicht als zentraler Versorgungsbereich festgelegt werden konnte.

Den vorgelegten Unterlagen nach liegen, so das MWVLW, Tatsachen und Erkennt- nisse vor, die eine Abweichung unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar erscheinen lassen und das Landesentwicklungsprogramm in seinen Grundzügen auch nicht berühren: Durch das 8. Landesgesetz zur Verwaltungsvereinfachung wurde am 7. November 1970 die Verbandsgemeinde Meisenheim gegründet. Sie umfasst 15 Gemeinden mit Sitz im zentralen Ort Meisenheim. Seither gehören die Stadt Meisenheim mit den Ortsgemeinden , Becherbach, , , , , , , Löllbach, , , , und zur Verbandsgemeinde Meisenheim. Das Ministerium des Innern und für Sport hat den Verbandsgemeinden Bad Sobern- heim und Meisenheim aufgegeben, eine Fusion dieser Verbandsgemeinden bis zum 01.01.2020 verbindlich zu vollziehen. Diese staatlich herbeigeführte Fusion liegt unter anderem darin begründet, dass aufgrund statistischer Erhebungen die Verbandsge- meinde Meisenheim die Unterschreitung der Mindesteinwohnerzahl aufweist. Dem- nach bleibt zu beurteilen, ob ein Bedarf für einen weiteren Lebensmittelmarkt, ergän- zend zu den bestehenden Strukturen, gegeben ist. Die vorliegende Auswirkungsanalyse der Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH, Erlangen, vom April 2017 versuche Aufschluss über die Abschätzung der Kauf- kraftabflüsse und eine Beurteilung der Umsatzverluste abzugeben. Neben dem bereits zum heutigen Zeitpunkt als unterdurchschnittlich zu bewertenden Einkommensniveau der Region, werde zudem die Verbandsgemeinde Meisenheim bis 2025 schätzungs- weise ca. 14 % der Einwohner verlieren. Eine Bewertung der Umsatzchancen liege über die vorliegende Auswirkungsanalyse nicht vor.

Aus fachlicher Sicht kommt das MWVLW nach Prüfung der vorliegenden Unterlagen und unter Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung mit den entspre- chenden Parametern zu der Bewertung, dass von einer Umverteilung, einhergehend mit einer verhältnismäßigen Reduktion der Umsätze an den vorhandenen stationären

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Handelseinrichtungen, auszugehen sein wird. Es kann, so das MWVLW; zudem von einem standortbezogenen Überangebot im Bereich Lebensmittel / Frische der beste- henden Discounter (Netto, ALDI Süd) und der Vollsortimenter (Edeka als bestehender Markt, geplanter Markt), zu den im Ortskern ansässigen Angebot an Frischemärkten ausgegangen werden. Der Argumentation in der Auswirkungsanalyse zur „NICHT festgestellten direkten Wettbewerbsüberschneidung“ kann seitens des MWVLW aus fachlicher Sicht auch nicht direkt gefolgt werden. Daher wird eine qualitative, als auch quantitative Steuerung im Einzelhandel am Standort nach wie für erforderlich gehal- ten. Die Gesamtverkaufsfläche wird nach der genannten Auswirkungsanalyse derzeit mit 16.700 m² beziffert. Davon entfallen im nicht integrierten Bereich ca. 10.000 m² auf Möbel Martin, der bestehende Netto-Lebensmitteldiscounter weist ca. 1.100 m² Ver- kaufsfläche auf, der bestehende Edeka-Vollsortimenter ca. 1.700 m² sowie der beste- hende Lebensmitteldiscounter von Aldi Süd ca. 900 m². Trotz des hohen Flächenan- gebotes im nicht zentralen Bereich werden nach Angaben in der Auswirkungsanalyse 20% des Umsatzes in der Innenstadt erwirtschaftet. Dies spricht, so das MWVLW; auch für eine mögliche Umverteilung der Umsatzerlöse. Einer möglichen Vermeidung des Kaufkraftabflusses durch eine Verbesserung des örtlichen Angebotes kann jedoch gefolgt werden.

Als zusätzlichen Umsatzschwerpunkt im Positiven kann der Tourismus benannt wer- den. Die zentralen Innenstadtlagen nehmen als Verkaufsstandorte auch für den örtli- chen Tourismus eine wichtige Funktion ein. Der Stadt Meisenheim ist aufzugeben, diese in eingehendem Dialog mit den ortsansässigen Handelsunternehmen, Dienst- leistern und Immobilieneigentümern durch geeignete (Marketing-) Maßnahmen zu un- terstützen und möglichst zu stärken. In der Auswirkungsanalyse wird außerdem ausgeführt, dass Potenziale im Nahbe- reich, aber auch in der zonalen Betrachtung des Einzugsbereiches, nicht ausge- schöpft seien. Demnach würden Nahversorgungspotenziale an andere Standorte ab- fließen, was die beabsichtigte zentralörtliche Funktion der Stadt Meisenheim stören würde. Das vom Stadtrat Meisenheim im Jahr 2017 beschlossene Einzelhandelskonzept ist demnach, so das MWVLW, im Rahmen der Fusion mit der Stadt Bad Sobernheim da- hingehend fortzuschreiben, dass sowohl die innerstädtischen, als auch die dezentra-

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len Lagen als Standorte im Einzelhandel der Stadt Meisenheim, aber auch der Stadt Bad Sobernheim, gesichert sind und der bestehende Bedarf zur Nahversorgung so- wohl qualitativ, als auch quantitativ hinreichend abgedeckt ist. Anzuraten wäre laut MWVLW auch die Abstimmung eines regionalen (Versorgungs-)konzepts mit den na- heliegenden Zentren Kirn, Lauterecken und Obermoschel zu einem regionalen Städ- teverbund. Grundsätzlich wird seitens des MWVLW festgestellt, dass es seit Inkrafttreten des LEP IV 2008 vielfältige Veränderungen in der Handelslandschaft gegeben hat. So werden zunehmend auch Gastro-Angebote in Lebensmittelmärkten integriert, um die Aufenthaltsqualität und die Verweildauer der Kunden in den Märkten zu erhöhen. Brei- tere Gänge, Regale in Körperhöhe, Dienstleistungs- und Aufenthaltsbereiche erhöhen den Einkaufkomfort und kommen allen Generationen der Kunden entgegen. Laut den Antragsunterlagen ist davon auszugehen, dass die betriebswirtschaftliche Gesamtbeurteilung durch den Antragsteller dementsprechend gewährleistet, dass die bestehenden Nahversorgungseinrichtungen gesichert bleiben, so dass für die Ge- währleistung der Umsetzung des Grundsatzes 56 die Ansiedlung des Lebensmittel- vollsortimenters zielführend erscheint. Auf der Grundlage dieses Grundsatzes schaf- fen die Gemeinden durch geeignete planerische Maßnahmen die Voraussetzungen für die Entwicklung des Handels im Rahmen ihrer städtebaulichen Entwicklung, um die wohnortnahe und qualitative Versorgung der Bevölkerung mit Dienstleistungen sicherzustellen. Dies ist damit auch ein wichtiger Standortfaktor. Verletzungen weiterer Grundsätze und Ziele des Landesentwicklungsprogramms sieht das MWVLW als nicht gegeben an. Die Sicherung der qualitativen Versorgung der Bevölkerung insbesondere im ländlichen Raum mit Produkten und Dienstleistungen des alltäglichen Bedarfs entspricht insbesondere den insoweit einschlägigen landes- planerischen Vorgaben. Infolgedessen wird das Einvernehmen zur Zulassung einer Abweichung von Ziel 58 des LEP IV erteilt.

Seitens der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion - Außenstelle Koblenz - wer- den gegen die geplante Errichtung eines Lebensmittelvollsortimenters mit einer Ver- kaufsfläche von 1.600 m2 am Standort „Im Briel“ mit Blick auf die städtebauliche Ent- wicklung der Stadt Meisenheim keine Bedenken erhoben. Vor diesem Hintergrund wird das Einvernehmen zu der beantragten Zielabweichungszulassung erteilt.

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Gleichzeitig wird begrüßt, dass die Planungsabsichten in Bezug auf einen Beklei- dungsfachmarkt sowie einen Schuhfachmarkt an diesem Standort nicht weiterverfolgt werden. Sollten entsprechende Projektüberlegungen in Zukunft nochmals aufgegriffen werden, wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass solche Planungsansätze nicht den städtebaulichen Zielsetzungen der Stadt Meisenheim entsprechen und daher aus fachlicher Sicht kritisch zu beurteilen sind.

Die Stadtverwaltung Bad Kreuznach begrüßt die Berücksichtigung ihrer Anregun- gen in der Anhörung der vereinfachten raumordnerischen Prüfung mit Blick auf die ursprünglich zusätzlich geplanten Märkte für die Sortimente Bekleidung und Schuhe. Bezüglich eines reinen Lebensmittelmarktes (Vollsortimenter) bestehen aus ihrer Sicht keine Bedenken.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Rüdesheim teilt mit, dass nach Beteiligung der Ortsgemeinden Rüdesheim und Waldböckelheim weder von dort, noch seitens der Verbandsgemeinde Bedenken oder Anregungen zur geplanten Ausweisung eines Sondergebietes für großflächigen Einzelhandel in der Stadt Meisenheim vorgebracht werden.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Bad Sobernheim verweist im Namen und im Auftrag der Stadt Bad Sobernheim auf ihre Stellungnahmen vom 04.01.2018 und auf die Gutachterliche Stellungnahme der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA) zur Auswirkungsanalyse der Markt und Standortberatungsgesellschaft mbH (Markt und Standort) zur geplanten Ansiedlung von Einzelhandelsnutzungen in Meisenheim vom 04.01.2018. Diese Stellungnahmen hätten weiterhin, als auch für das Zielabweichungsverfahren, Gültigkeit. In den gleichlautenden Stellungnahmen von Stadt und Verbandsgemeinde Bad Sobernheim vom 04.01.2018 wird im Ergebnis Folgendes ausgeführt:

Die GMA sei aufgrund der Erarbeitung des Einzelhandelskonzeptes für die Stadt Bad Sobernheim 2016 / 2017 und der Arbeiten in der Region in den vergangenen Jahren, u. a. zur Erweiterung des Lidl-Marktes, gut mit den Einzelhandelsstrukturen in Bad Sobernheim, Meisenheim und den Umlandkommunen vertraut. Vor diesem Hinter- grund habe die GMA im Auftrag der Stadt und Verbandsgemeinde Bad Sobernheim

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die Auswirkungsanalyse Meisenheim von Markt und Standort einer fachlichen Über- prüfung unterzogen. Für die Erstellung eines rechtssicheren Gutachtens in der Bauleitplanung habe das OVG Nordrhein-Westfalen bereits vor gut 20 Jahren in der sogenannten „Preussen- Park-Entscheidung“ wesentliche Anforderungen an die gutachterliche Tätigkeit formu- liert (Leitsätze des OVG Nordrhein-Westfalen; 7 a D 60-99.NE), die nach wie vor Gül- tigkeit besitzen würden und durch die ständige Rechtsprechung der vergangenen Jah- re bestätigt worden seien. Hierzu gehörten:

 Wahl einer geeigneten fachspezifischen Methode  zutreffende Ermittlung des der Prognose zugrunde liegenden Sachverhaltes  einleuchtende Begründung des Ergebnisses  die mit der Prognose verbundene Ungewissheit künftiger Entwicklungen müsse in einem angemessenen Verhältnis zu den Eingriffen stehen, die mit dieser Prognose gerechtfertigt werden sollten.

Zusammenfassend sei der Gutachter somit in der Wahl der fachspezifischen Methode relativ frei; es müsste sich jedoch um eine geeignete Methode zur Bearbeitung der Aufgabenstellung handeln. Darüber hinaus seien die einzelnen Untersuchungsbau- steine soweit transparent darzulegen, dass für die im Rahmen des Genehmigungsver- fahrens beteiligten Leser die Herleitung der Ergebnisse nachvollziehbar sei.

Aus Sicht der GMA erfülle die Auswirkungsanalyse Meisenheim von Markt und Stand- ort diese Anforderungen des OVG Nordrhein-Westfalen nicht, insbesondere, da sie in sich widersprüchlich sei.

 Wie in der beigefügten GMA-Stellungnahme ausführlich dargelegt, sei schon die Planung nicht eindeutig definiert, da die Sortimente Nahrungs- und Ge- nussmittel, Schuhe sowie Textilien geprüft würden, an verschiedenen Stellen jedoch auch von Drogeriewaren sowie Haushaltswaren die Rede sei.  Auch hinsichtlich der Bewertung des Planungsstandortes widerspreche sich das Gutachten, mal werde der Standort als städtebaulich integriert, mal als (teil-)integriert und mal als nicht integriert bezeichnet.

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 Darüber hinaus erfolge keinerlei Auseinandersetzung mit der Wettbewerbssitu- ation außerhalb von Meisenheim. Die Angebotssituation, z. B. in Bad Sobern- heim, aber auch in Kirn und anderen Nachbarorten, werde nicht dargelegt und bewertet. Lediglich bei der Darstellung der Umsatzverteilung würden Be- standsumsätze für Bad Sobernheim und weitere Umlandkommunen in den Sor- timenten Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung und Schuhe dargestellt, oh- ne diese jedoch zu begründen. Es könne somit nicht nachvollzogen werden, ob die Bestandserfassung in Bad Sobernheim korrekt durchgeführt worden sei.  Schließlich leide das Gutachten von Markt und Standort unter einem grundsätz- lichen methodischen Fehler. Es würden Zentralitäten für Meisenheim falsch be- rechnet und auf dieser Grundlage ein erheblicher Zusatzbedarf für die Stadt ermittelt, der de facto nicht gegeben sei. Da die daran anschließenden Modell- berechnungen auf eben diesem Fehler aufbauten, sei auch die Modellrechnung zur Umsatzverteilung fehlerbehaftet und nicht plausibel.  Auch werde bei der Darstellung der Wettbewerbswirkungen in Bad Sobernheim nicht differenziert zwischen zentralen Versorgungsbereichen und sonstigen La- gen. Somit könnten insbesondere mögliche Auswirkungen auf die Innenstadt nicht eingeschätzt werden.

Insgesamt erfülle das Gutachten somit die Anforderungen der Rechtsprechung an Auswirkungsanalysen zur Vorbereitung auf die Bauleitplanung nicht.

Auf die gutachterliche Stellungnahme von GMA zur Auswirkungsanalyse von Markt und Standort zur geplanten Ansiedlung von Einzelhandelsnutzungen in Meisenheim vom 04.01.2018 werde vollinhaltlich Bezug genommen.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Kirn-Land erhebt keine Einwände und Beden- ken gegen das geplante Vorhaben.

Seitens der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein wird mitgeteilt, dass zu dem Antrag der Verbandsgemeinde Meisenheim, zugleich für die Stadt Meisenheim, für das im Betreff bezeichnete Zielabweichungsverfahren keine Anregungen und Beden- ken vorgetragen werden. Dies gelte auch für die beteiligten zentralen Orte Lauter- ecken und Wolfstein.

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Die Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe führt Folgendes aus: Mit Blick auf den Auftrag der Landes- und Regionalplanung, wonach das Mittelzent- rum Stadt Meisenheim am im Zuge der Daseinsvorsorge die Grundversorgung für den Nahbereich sicherzustellen hat, ist die geplante Errichtung eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes mit Ausrichtung Lebensmittelvollsortimenter in der Stadt Mei- senheim zunächst grundsätzlich zu begrüßen. In der konkreten standortbezogenen Umsetzung des Vorhabens zeigt sich jedoch, dass die nach Ziel 58 LEP IV gebotene städtebauliche Integration des Vorhabens (zentraler Versorgungsbereich (ZVB)) auch nach intensiver umfassender Prüfung eines geeigneten Standortes aus städtebauli- chen Gründen im ZVB de facto nicht möglich ist. Dies ist nachvollziehbar im Einzel- handelskonzept der Stadt Meisenheim, in den Antragsunterlagen der Stadt Meisen- heim zum vorliegenden Zielabweichungsverfahren und im Vorlagebericht der unteren Landesplanungsbehörde der Kreisverwaltung Bad Kreuznach vom 02.07.2018 darge- legt. Diese faktische Situation kann seitens der Geschäftsstelle der Planungsgemein- schaft aufgrund der Ortskenntnisse nur bestätigt werden. Zwangsläufig ist die Reali- sierung des Vorhabens somit auf einen anderweitig städtebaulich geeigneten Standort angewiesen, wie dies für den Standort „Im Briel“ gelten darf. Um im Weiteren Wieder- holungen zu vermeiden, schließt sich die Geschäftsstelle der Planungsgemeinschaft diesbezüglich und mit Bezug auf veränderte Tatsachen oder Ergänzungen, der Ver- tretbarkeit des Vorhabens unter raumordnerischen Gesichtspunkten in ihrer Einschät- zung insbesondere den Ausführungen der unteren Landesplanungsbehörde vom 02.07.2018 an. Ergänzend wird zudem auf die umfassende Stellungnahme der Ge- schäftsstelle der Planungsgemeinschaft vom 12.01.2018 im Zuge der vereinfachten raumordnerischen Prüfung für die geplante Errichtung eines Nahversorgungsstandor- tes „Im Briel“ in der Stadt Meisenheim verwiesen.

In der regionalplanerischen Gesamtwürdigung des Vorhabens geht die Planungsge- meinschaft hier von einem durch besondere städtebauliche Umstände begründeten Sonder- bzw. Ausnahmefall aus, dessen Eintrittsmöglichkeit im Kontext des landes- planerischen Ziels 58 des LEP IV jedoch nicht ausdrücklich benannt ist. Die Grundzü- ge des LEP IV, hier des Ziels 58, wären somit, zumindest aus Sicht der Geschäftsstel- le, durch das Vorhaben nicht berührt. Seitens der Planungsgemeinschaft kann dem Vorhaben zugestimmt werden.

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Die Planungsgemeinschaft Westpfalz verweist auf ihre Stellungnahme im Zuge der Anhörung der vereinfachten raumordnerischen Prüfung vom 12.12.2017. Darin wird ausgeführt, dass die Standortgemeinde Stadt Meisenheim als mittelzentraler Ver- bundstandort die Möglichkeit habe, großflächigen Einzelhandel anzusiedeln. Die be- absichtigte Errichtung eines Nahversorgungsstandortes „Im Briel“, sei bereits in den Grundzügen des städtischen Einzelhandelskonzeptes angelegt. Der Standort sei in Teilen bereits als Einzelhandelsstandort genutzt worden und grenze unmittelbar an einen bestehenden Discounter an. Das Konzept sehe die Einbeziehung des Altstan- dortes (Leerstandgebäude) vor. Die mit dem beabsichtigten Standort zu klärenden Fragen hinsichtlich der Einhaltung der Ziele von Raumordnung und Landesplanung (LEP IV):

 Ziel 58: Integrationsgebot,  Ziel 60: Nichtbeeinträchtigungsgebot und  Ziel 61: Agglomerationsverbot, würden in den Planunterlagen argumentativ unterlegt.

Die zu erwartenden Auswirkungen auf die zentralörtlichen Versorgungsbereiche der benachbarten Verbandsgemeinden Lauterecken-Wolfstein und Alsenz-Obermoschel würden differenziert nach den Marktsegmenten Lebensmittel, Bekleidung und Schuhe dargelegt. In der Auswirkungsanalyse würden mit Werten unter 1 % keine erheblichen Umsatzverluste prognostiziert.

Insgesamt bestünden keine Bedenken gegen die Errichtung des Nahversorgungszent- rums in Meisenheim, wobei sich diese Stellungnahme der Planungsgemeinschaft Westpfalz vom 12.12.2017 auf die ursprüngliche Planungskonzeption eines Lebens- mittelvollsortimenters zuzüglich Bekleidungsfachmarkt und Schuhfachmarkt bezog.

Das Referat 43 (Bauwesen) der SGD Nord führt aus, dass es einer Überprüfung des Agglomerationsverbotes (Ziel 61 des LEP IV) nicht bedarf, wenn in der Bebauungs- planung Sondergebiete ausschließlich für großflächigen Einzelhandel mit der Fest- schreibung der beabsichtigten Einzelhandelsnutzungen des großflächigen Lebensmit- telvollsortimenters sowie der bestehenden Einzelhandelsnutzungen des Nettomarktes

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nach Art und Umfang - jeweils betriebsbezogen auf das überplanende Gebiet - fest- gesetzt werden. Dies wurde im Rahmen des Abstimmungsgesprächs am 22.03.2018 in der SGD Nord vereinbart und ist bei der Bauleitplanung entsprechend zu beachten.

Im Rahmen dieses Gesprächs wurde von Seiten des Bürgermeisters der Stadt Mei- senheim kommuniziert, dass die Zweckbestimmung des zentralen Versorgungsbe- reichs Innenstadt auf kleinflächigen Einzelhandel, kleinteiligen Handel sowie auf Gast- ronomie und touristische Zwecke ausgerichtet sei und dort künftig städtischerseits generell kein großflächiger Einzelhandel mehr angestrebt wird.

Da im zentralen Versorgungsbereich der Stadt Meisenheim eine Ansiedlung von groß- flächigem Einzelhandel nicht möglich ist und die Stadt die Versorgung für den Mittel- bereich Kirn gemeinsam mit den kooperierenden Mittelzentren Bad Sobernheim und Kirn sicherzustellen hat, wird aus städtebaulicher Sicht das Einvernehmen zur Zielab- weichung von Ziel 58 des LEP IV hergestellt.

Die Kreisverwaltung Donnersbergkreis verweist einleitend auf ihre Stellungnahme vom 08.01.2018 in der vereinfachten raumordnerischen Prüfung. Hierin wurden Be- denken zur Ansiedlung eines Schuh- und Bekleidungsfachmarktes geäußert. Der Le- bensmittelvollsortimenter wurde bereits damals aus Sicht der bestehenden Märkte im Donnersbergkreis als verträglich eingestuft, da die Versorgung mit Lebensmitteln meist in der unmittelbaren Umgebung des Wohn- und Arbeitsortes stattfindet und sich in Meisenheim in direkter Nachbarschaft zum geplanten Standort bereits mehrere ver- gleichbare Geschäfte befänden. Da der Bekleidungs- und der Schuhfachmarkt nicht mehr verfolgt würden, sei nur noch der Lebensmittelvollsortimenter mit einer Verkaufsfläche von 1.600 m² Gegen- stand des Zielabweichungsverfahrens. In der beigefügten gutachterlichen Abwägung werde in der worst-case-Betrachtung für Alsenz von einer Umlenkungsquote von 5,3 %, für Obermoschel von einer Umlen- kungsquote von 3,3 % ausgegangen. Die Ansiedelung sei somit als verträglich zu be- trachten. In den vorgelegten Unterlagen werde schlüssig dargelegt, dass im zentralen Versor- gungsbereich der Stadt Meisenheim keine geeigneten Flächenpotenziale vorhanden seien und die geprüften Alternativstandorte keine vertretbaren Optionen darstellten.

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Einer Abweichung vom Ziel 58 des LEP IV (Integrationsgebot) werde daher zuge- stimmt.

Für die Ausweisung eines Sondergebietes für großflächigen Einzelhandel in der Stadt Meisenheim zur Ansiedelung eines Lebensmittelvollsortimenters mit einer Verkaufs- fläche von 1.600 m² bestünden aus Sicht der unteren Landesplanungsbehörde des Donnersbergkreises keine Bedenken.

Die Kreisverwaltung Kusel verweist grundsätzlich auf ihre Stellungnahme im Zuge der Anhörung der vereinfachten raumordnerischen Prüfung vom 14.12.2017.

Durch den Verzicht des Investors auf die Errichtung des Bekleidungsfachmarktes und des Schuhfachmarktes wird die Wettbewerbssituation mit der Stadt Lauterecken z. T. weiter entschärft. Die Auswirkungen im Lebensmittelmarktsegment wurden im Einzel- handelskonzept untersucht. Es werden keine relevanten Umsatzeinbußen für die be- stehenden Märkte in den benachbarten Gebietskörperschaften prognostiziert.

Es bestehen seitens der unteren Landesplanungsbehörde des Landkreises Kusel kei- ne Anregungen und Bedenken zum Vorhaben eines Lebensmittelvollsortimenters in der Stadt Meisenheim.

Die übrigen im Zielabweichungsverfahren beteiligten Stellen haben sich nicht geäu- ßert.

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Ergebnis des Zielabweichungsverfahrens

5 Nach Prüfung und Auswertung der vorgelegten Unterlagen und der eingegangenen 7 1 9 Stellungnahmen der Verfahrensbeteiligten ergeht unter Beachtung der Ziele der 0 Raumordnung des LEP IV und des RROP Rheinhessen-Nahe sowie unter Berücksichtigung der Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung nach Abwägung gemäß § 6 Absatz 2 ROG in Verbindung mit § 8 Abs. 3 LPlG folgende Entscheidung:

Für die beabsichtigte Darstellung eines Sondergebiets „Großflächiger Einzelhandel“ mit der Zweckbestimmung „1 Lebensmittelvollsortimenter“ im Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Meisenheim und die entsprechende Bebauungsplanung der Stadt Meisenheim wird die Abweichung von dem städtebaulichen Integrationsgebot (Ziel 58) des LEP IV zugelassen. Diese Entscheidung ergeht im Einvernehmen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, der ADD sowie dem Referat 43 der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord.

Die Zielabweichung umfasst die Errichtung eines Lebensmittelvollsortimenters mit maximal 1.600 m² Verkaufsfläche am Standort „Im Briel“ in der Stadt Meisenheim.

Diese Entscheidung ergeht unter folgenden Nebenbestimmungen:

1. Im Flächennutzungsplan ist ein Sondergebiet „Großflächiger Einzelhandel“ mit der Zweckbestimmung „1 Lebensmittelvollsortimenter“ mit dem ent- sprechenden Betriebstyp, den Sortimentsgruppen und den Verkaufsflä- chen darzustellen.

2. Im Bebauungsplan ist ein Sondergebiet ausschließlich für großflächigen Einzelhandel mit der Festschreibung der beabsichtigten Einzelhandelsnut- zungen des geplanten großflächigen Lebensmittelvollsortimenters nach Art (Betriebstyp und Sortimentsgruppen) und Umfang (Verkaufsflächen) - betriebsbezogen auf das überplanende Gebiet - festzusetzen.

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Zudem ergehen folgende Hinweise:

1. Die Stadt Meisenheim hat durch eine entsprechende Anpassung der Bauleitpla- nung für ihr Stadtgebiet sicherzustellen, dass die Zielvorgaben 58 (städtebauli- ches Integrationsgebot) und 61 (Agglomerationsverbot) des LEP IV beachtet werden.

2. Sofern die Stadt Meisenheim an der ursprünglich beabsichtigten Abgrenzung des Geltungsbereiches des Bebauungsplans „Im Briel“ festhalten sollte, folgt aus dem unter der vorstehenden Ziffer 1. Gesagten, dass mit Blick auf Ziel 61 des LEP IV über die Bestandsfestschreibung für den geplanten Lebensmittelvollsor- timenter hinaus kein weiterer innenstadtrelevanter Einzelhandel in diesem Be- bauungsplangebiet zulässig ist.

Dem Zielabweichungsantrag der Verbandsgemeinde Meisenheim, zugleich im Namen der Stadt Meisenheim, konnte stattgegeben werden, da die notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen für die Abweichung nach § 6 Abs. 2 ROG i.V.m. § 8 Abs. 3 LPlG erfüllt sind. Die Abweichung kann danach zugelassen werden, wenn diese aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und das LEP IV in seinen Grundzügen nicht berührt wird.

Zur ersten Voraussetzung ist festzustellen, dass sich seit dem Verbindlich werden des LEP IV am 25.11.2008 Erkenntnisse verändert haben.

Für die Stadt Meisenheim, in der als kooperierendem Mittelzentrum die Errichtung und Erweiterung von Vorhaben des großflächigen Einzelhandels zulässig ist (vgl. Ziel 57 des LEP IV), wurde ein Einzelhandelskonzept (EHK) erstellt, das der Stadtrat am 01.03.2017 beschlossen hat. Mit Blick auf die Kaufkraftbindung wird im EHK festge- stellt, dass im kooperierenden Mittelzentrum Meisenheim mit Ausnahme des Mö- belsortiments (in Meisenheim befindet sich ein Standort des Möbelhauses Möbel Mar- tin) in keiner anderen Sortimentsgruppe die vorhandene einzelhandelsrelevante Kauf- kraft gebunden werden könne. Dies lasse Rückschlüsse auf zusätzliche Verkaufsflä- chenpotenziale (vor allem bei der Nahversorgung) zu. Hinsichtlich der Zentralitätswer- te in der Stadt Meisenheim wird im EHK festgestellt, dass sich deutliche Entwick-

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lungsnotwendigkeiten auch im Bereich Nahrungs- und Genussmittel zeigen. Für das kooperierende Mittelzentrum Meisenheim sei Handlungsbedarf in allen Sortimentsbe- reichen - ausgenommen der Möbelsektor und der Einrichtungsbedarf - ableitbar. Für den verfahrensgegenständlichen Standort „Im Briel“ konnte kein zentraler Versor- gungsbereich (ZVB) im Sinne des Ziels 58 des LEP IV (städtebauliches Integrations- gebot) mangels Vorliegen einer städtebaulich integrierten Lage rechtssicher abge- grenzt werden. Der Standort „Im Briel“ wird im EHK als „Nahversorgungsstandort (für den Nahbereich) Briel“ - städtisches Versorgungszentrum - ergänzender Schwerpunkt der Versorgungsstruktur - bezeichnet. Laut EHK ist dieser Nahversorgungsstandort in seinem Bestand zu schützen, zu erhalten und hinsichtlich einer qualitativen Versor- gungsverbesserung weiter zu entwickeln. Die Entwicklung eines zusätzlichen Super- marktes sei zu begrüßen.

Bei alledem ist auch zu berücksichtigen, dass die Realisierung eines Lebensmittelvoll- sortimenters in einer Größenordnung von 1.600 m² Verkaufsfläche im ZVB Innenstadt von Meisenheim (= ZVB im Sinne von Ziel 58 des LEP IV) aufgrund der gegebenen Grundstücksgrößen mit den vorhandenen baulichen Strukturen in der historischen Altstadt von Meisenheim, welche zudem großflächig unter Denkmalschutz stehen, nicht möglich ist (siehe auch Seiten 9/10 der Zielabweichungsunterlagen).

In diesem Kontext hat der Bürgermeister der Stadt Meisenheim in dem Abstimmungs- gespräch am 22.03.2018 in der SGD Nord zur Vorbereitung des Zielabweichungsver- fahrens kommuniziert, dass die Zweckbestimmung des ZVB Innenstadt auf kleinflä- chigen Einzelhandel, kleinteiligen Handel sowie auf Gastronomie und touristische Zwecke ausgerichtet sei und auch von daher künftig städtischerseits generell kein großflächiger Einzelhandel im ZVB Innenstadt mehr angestrebt werde. Hierauf wird auch auf Seite 10 des Zielabweichungsantrages sowie in der Stellungnahme des Re- ferates Bauwesen der SGD Nord und im Vorlagebericht der Kreisverwaltung Bad Kreuznach für das Zielabweichungsverfahren vom 02.07.2018 hingewiesen.

Das MWVLW weist in diesem Zusammenhang in seiner Stellungnahme darauf hin, dass für die Stadt Meisenheim als zusätzlicher Umsatzschwerpunkt im Positiven der Tourismus benannt werden kann. Die zentralen Innenstadtlagen nehmen demnach als

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Verkaufsstandorte auch für den örtlichen Tourismus eine wichtige Funktion ein. Auf Seite 23 des EHK heißt es, dass die Stadt Meisenheim eine Tourismusgemeinde ist.

Nach alledem liegt die erste gesetzliche Tatbestandsvoraussetzung für eine Zielab- weichung (veränderte Erkenntnisse) vor.

Die Zulassung der beantragten Abweichung vom Ziel 58 des LEP IV ist auch unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar. „Vertretbar sein“ in diesem Sinne bedeutet, dass die Zulassung einer Zielabweichung raumordnerisch sinnvoll ist und eine effektive Verwirklichung der Ziele und Grundsätze der Raumordnung im Übrigen nicht erschwert wird.

Das Vorhaben entspricht, worauf auch das MWVLW hinweist, dem Grundsatz 56 des LEP IV. Danach soll die Sicherung einer wohnortnahen und qualitativen Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen und privaten Einrichtungen und Dienstleistungen durch die zentralen Orte in den Mittelbereichen und in Aufgabenteilung in den mittel- zentralen Verbünden wahrgenommen werden. In diesem Kontext ist auch auf die Be- gründung / Erläuterung zum Ziel 57 des LEP IV (Zentralitätsgebot) zu verweisen. Dort heißt es, dass die Deckung der Grundversorgung, insbesondere an Nahrungs- und Genussmitteln, möglichst wohnungsnah und barrierefrei erfolgen soll.

Wenngleich die Lage des Standortes „Im Briel“ im EHK und Zielabweichungsantrag als autokundenfreundlich bezeichnet wird, ist er - vor allem für die südlich der B 420 liegenden Wohngebiete - von Meisenheim fußläufig gut erreichbar. Zudem verfügt der Vorhabenstandort über eine ÖPNV-Anbindung im Zuge der B 420. Hierauf weist auch die Kreisverwaltung Bad Kreuznach in ihrem Vorlagebericht vom 02.07.2018 hin.

Einer wohnortnahen Versorgung kommt auch mit Blick auf eine immer älter werdende Bevölkerung als Folge des demografischen Wandels besondere Bedeutung zu.

Durch das Vorhaben wird auch eine effektive Verwirklichung der Ziele und Grundsätze der Raumordnung im Übrigen nicht erschwert.

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So ist zu den Auswirkungen der Ansiedlung des Lebensmittelvollsortimenters auf den ZVB Innenstadt Meisenheim sowie die ZVB’s der Stadt Bad Sobernheim Folgendes festzustellen:

Hinsichtlich der vorliegend relevanten Sortimentsgruppe Nahrungs- und Genussmittel ergibt sich eine Umlenkungsquote (Umsatzumverteilung) von 7,4 % für den ZVB In- nenstadt Meisenheim. Diese Quote befindet sich noch im tolerablen Bereich. Zudem ist die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes mit einer Verkaufsfläche von 1.600 m² im zentralen Versorgungsbereich Innenstadt von Meisenheim, wird dargelegt, nicht realisierbar. Mit Blick auf die Stadt Bad Sobernheim wurden Umlenkungsquoten von 5,2 % für den ZVB Innenstadt Bad Sobernheim und von 5,3 % für den ZVB Nahversorgungszentrum West ermittelt. Auch diese Umlenkungsquoten befinden sich im tolerablen Bereich. Hierdurch wird die Funktionsfähigkeit dieser ZVB‘s der Stadt Bad Sobernheim nicht infrage gestellt. Für das mit den Städten Meisenheim und Bad Sobernheim kooperierende Mittelzent- rum Kirn gibt es kein Einzelhandelskonzept mit der Festlegung von ZVB’s im Sinne von Ziel 58 des LEP IV. Hier wurde gutachterlich pauschal eine Umlenkungsquote von 5,4 % ermittelt. Die vorgenannten Werte ergeben sich aus der Abbildung 7 auf Seite 15 der Zielab- weichungsunterlagen und den für die Stadt Bad Sobernheim von der Markt und Standortberatungsgesellschaft mbH vor Abschluss des Zielabweichungsverfahrens nochmals durchgeführten Aktualisierungen.

Was die in dem Lebensmittelvollsortimenter über die Nahrungs- und Genussmittel hinaus geplanten Drogeriewaren (einschließlich Körperpflegeprodukte) mit einer Ver- kaufsfläche von rd. 100 m² betrifft, so hat die Markt und Standort Beratungsgesell- schaft mbH in einer ergänzenden gutachterlichen Stellungnahme vom 23.08.2018 festgestellt, dass die Umsatzumlenkungen bei dieser Flächengröße nur als marginal zu bewerten sind. Sie haben laut Gutachter keinen nachweisbaren Einfluss auf die in dieser Sortimentsgruppe bestehenden Einzelhandelsstrukturen im ZVB Innenstadt der Stadt Meisenheim sowie in den ZVB‘s der benachbarten zentralen Orte.

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Das Ziel 61 des LEP IV (Agglomerationsverbot), das auf die Agglomerationen nicht großflächiger Einzelhandelsbetriebe abstellt, ist mit Blick auf die Zulassung eines großflächigen Lebensmittelvollsortimenters nicht einschlägig.

Sollte die Stadt Meisenheim allerdings an der ursprünglichen beabsichtigten Abgren- zung des Geltungsbereiches des Bebauungsplanes „Im Briel“ festhalten, ist zu Ver- meidung eines Verstoßes gegen das Agglomerationsverbot des LEP IV durch ent- sprechende Festsetzungen sicherzustellen, dass über den geplanten Lebensmittel- vollsortimenter mit max. 1.600 m² Verkaufsfläche hinaus kein weiterer innenstadtrele- vanter Einzelhandel in diesem Bebauungsplangebiet zulässig ist (siehe Nr. 2 der Hin- weise auf Seite 16 dieses Bescheids).

Hierzu ist erläuternd darauf hinzuweisen, dass die ursprünglich vorgesehene räumli- che Abgrenzung des Bebauungsplangebietes neben dem geplanten Lebensmittelvoll- sortimenter auch die Einbeziehung von Flächen für einen Bekleidungsfachmarkt mit 799 m² Verkaufsfläche und einen Schuhfachmarkt mit 400 m² Verkaufsfläche vorsah. Die Planungsabsicht für die beiden letztgenannten kleinflächigen Märkte wird, wie dargelegt, nicht weiterverfolgt. Dieser zunächst vorgesehene Bebauungsplanentwurf war nach den Angaben der Verbandsgemeindeverwaltung Meisenheim bereits Ge- genstand einer frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden.

Unbeschadet des zuvor Gesagten hat die Stadt Meisenheim durch eine entsprechen- de Anpassung der Bauleitplanung für ihr Stadtgebiet auch im Hinblick auf ihre Erst- planungspflicht generell sicherzustellen, dass die Zielvorgaben 58 und 61 des LEP IV beachtet werden (vgl. Hinweis Nr. 1 auf Seite 16 dieses Bescheids).

In den Unterlagen für die vereinfachte raumordnerische Prüfung und das Zielabwei- chungsverfahren wird darauf hingewiesen, dass sich nördlich des geplanten Lebens- mittelvollsortimenters bereits ein Nettomarkt befindet. Wie sich beim Abstimmungsge- spräch am 22.03.2018 in der SGD Nord herausgestellt hat, wurde in den Unterlagen für die vereinfachte raumordnerische Prüfung eine geringere Verkaufsfläche angege- ben, als der vorhandene baurechtliche Bestand. Die Kreisverwaltung Bad Kreuznach hat im Nachgang zu dem Abstimmungsgespräch mitgeteilt, dass der Nettomarkt mit einer Verkaufsfläche von insgesamt 1.122,62 m² baurechtlich genehmigt wurde. Die

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Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH führt zu der Thematik in ihrer gut- achterlichen Stellungnahme vom 23.08.2018 aus, dass die Erweiterung / Umsiedlung des Nettomarktes an den Standort nördlich der B 420 erst nach der Bestandserfas- sung für Meisenheim erfolgte, sodass noch die „alten Verkaufsflächen“ eingesetzt worden seien. Diese seien dann für das Zielabweichungsverfahren angepasst worden. Aus der Erweiterung des Nettomarktes in Meisenheim auf 1.122,62 m² Verkaufsfläche ergäben sich keine maßgeblichen Umsatzzuwächse. Dies verändere die Umsatzum- lenkungen dahingehend, dass sich für die sonstigen Einkaufslagen in Meisenheim eine Umlenkungsquote von 9,6 % - gegenüber vorher von 9,5 % - ergebe.

Diese geringfügige Anpassung „nach oben“ führt mit Blick darauf, dass sich der Standort des Nettomarktes nicht in einem ZVB, sondern in einer sonstigen Einkaufs- lage befindet, raumordnungsrechtlich zu keiner anderen Beurteilung.

Ergänzend ist hierzu mit Blick auf die Stellungnahme des Referates Bauwesen der SGD Nord noch darauf hinzuweisen, dass es in der verbindlichen Bauleitplanung ei- ner Festschreibung der bestehenden Einzelhandelsnutzungen des Nettomarktes nach Art und Umfang - betriebsbezogen auf das überplanende Gebiet - in einem Sonder- gebiet ausschließlich für großflächigen Einzelhandel bedarf. Insoweit wird auch auf den Hinweis Nr. 1 und das hierin angesprochene zu beachtende Ziel 58 des LEP IV verwiesen.

Zu den Einwänden der Stadt und Verbandsgemeinde Bad Sobernheim, welche die Stellungnahmen in der vereinfachten raumordnerischen Prüfung vom 04.01.2018 un- ter Hinzuziehung der gutachterlichen Stellungnahme der GMA von gleichen Tage auch für das Zielabweichungsverfahren für gültig erklären, ist im Ergebnis Folgendes festzustellen:

Diesen Stellungnahmen lag noch die ursprüngliche in die vereinfachte raumordneri- sche eingebrachte Plankonzeption (Lebensmittelvollsortimenter + Bekleidungsfach- markt + Schuhfachmarkt) zugrunde. Im Zielabweichungsverfahren geht es aber aus- schließlich um den Lebensmittelvollsortimenter, sodass die gegen die beiden anderen Märkte geäußerten Bedenken nicht mehr relevant sind.

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Hinsichtlich der Ausführungen, die Bewertung des Planstandortes sei in den Unterla- gen widersprüchlich dargestellt, ist festzustellen, dass der Standort „Im Briel“ nicht städtebaulich integriert im Sinne von Ziel 58 des LEP IV ist. Ansonsten hätte es keines Zielabweichungsverfahrens bedurft.

Zur Frage der Durchführung einer Bestandserfassung in Bad Sobernheim ist festzu- stellen, dass die Markt und Standortberatungsgesellschaft mbH nach ihren Angaben eine entsprechende Erfassung in der Stadt Bad Sobernheim durchgeführt hat. Diese ist in ihre Berechnungen der Umsatzumverteilungen eingeflossen. Soweit in den Stel- lungnahmen von Bad Sobernheimer Seite vom 04.01.2018 beanstandet wird, dass bei der Darstellung der Wettbewerbswirkungen in der Stadt Bad Sobernheim nicht zwi- schen zentralen Versorgungsbereichen und sonstigen Lagen differenziert worden sei, wurde bereits dargelegt, dass diese Differenzierung „nachgeliefert“ wurde. Demnach liegen die errechneten Umsatzumverteilungen für den ZVB Innenstadt Bad Sobern- heim und den ZVB Nahversorgungszentrum West in der Stadt Bad Sobernheim nicht in einer Größenordnung, welche die Funktionsfähigkeit dieser ZVB’s in Frage stellen würde. Auch für die Innenstadt des mit Bad Sobernheim und Meisenheim kooperie- renden Mittelzentrums Kirn, dass in den Stellungnahmen vom 04.01.2018 angespro- chen wird, sind nach der berechneten Umsatzverteilung keine Funktionsstörungen zu erwarten. Die Stadt Kirn hat weder im Zielabweichungsverfahren noch in der verein- fachten raumordnerischen Prüfung eine Stellungnahme abgegeben. Somit ist davon auszugehen, dass von dort auch keine Einwände gegen die Planung bestehen. Die Verbandsgemeinde Kirn-Land hat im Zielabweichungsverfahren keine Einwände vor- getragen.

Zu den Bedenken von Bad Sobernheimer Seite hinsichtlich des geplanten Lebensmit- telvollsortimenters mit einer maximalen Verkaufsfläche von 1.600 m² ist Folgendes festzustellen: Es trifft grundsätzlich zu, dass sich der landesplanerische Versorgungsauftrag, insbe- sondere für das nahversorgungsrelevante Sortiment Nahrungs- und Genussmittel, vor allem auf den Nahbereich der Verbandsgemeinde Meisenheim (= Verbandsgemein- degebiet) bezieht. Die Markt und Standortberatungsgesellschaft mbH hat daher, wo- rauf sie ausdrücklich hinweist, bei ihren Berechnungen für den Lebensmittelvollsorti- menter, der Gegenstand dieses Zielabweichungsverfahrens ist, ausschließlich auf den

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Nahbereich, also das Gebiet der Verbandsgemeinde Meisenheim, abgestellt. Nach den Ausführungen auf Seite 15 der Zielabweichungsunterlagen, welche auf die Be- rechnungen der Markt und Standortberatungsgesellschaft mbH zurückgehen, sind auch bei der Annahme des Nahbereiches als ausschließliches Einzugsgebiet des ge- planten Lebensmittelvollsortimenters ausreichend Potenziale (Kaufkraftabflüsse von 4,7 Mio. € bei einem Potential im Nahrungs- Genussmittelsegment von 17,9 Mio. € im Nahbereich Meisenheim = ca. 73 % Kaufkraftbindung) vorhanden. Aus dieser Kauf- kraftbindungsquote, die nach den Ausführungen auf Seite 15 der Zielabweichungsun- terlagen auf den Berechnungen des Status Quo durch die Markt und Handelsgesell- schaft mbH basiert, ergibt sich ein Abfluss von Kaufkraft über den Nahbereich der Verbandsgemeinde Meisenheim hinaus.

Zur der Methodik des von ihr angewendeten Kaufkraftstrommodells führt die Markt und Beratungsgesellschaft mbH mit Blick auf die Einwände von Bad Sobernheimer Seite aus, dass es sich hierbei sich um ein verwaltungsgerichtlich geprüftes (u. a. Verwaltungsgericht Greifswald und Verwaltungsgerichtshof in München) und wissen- schaftlich fundiertes Verfahren auf der Grundlage der Simulation von Kaufkraftströ- men handele. Sie stellt insoweit auf die Kaufkraftbindung als maßgebliches Kriterium ab.

In dem GMA-Gutachten vom 04.01.2018 wird der Bedarf für den vorliegend geplanten Lebensmittelvollsortimenter angezweifelt. Die GMA kommt nach ihren Berechnungen auf eine Zentralität für die Sortimentsgruppe Nahrungs- und Genussmittel in der Ver- bandsgemeinde Meisenheim von 86 %. GMA zieht hieraus den Schluss, dass damit in diesem Segment kein wesentlicher Zusatzbedarf vorliege.

Die Markt und Standortberatungsgesellschaft mbH kann der Annahme der GMA, ein Mittelzentrum habe bei einer solchen Zentralität kein Wachstumspotenzial mehr, nicht folgen.

Seitens der SGD Nord ist hierzu Folgendes festzustellen: Nach seinem landesplanerischen Versorgungsauftrag hat das kooperierende Mittel- zentrum Meisenheim zusammen mit den Mittelzentren Bad Sobernheim und Kirn die Versorgung des Mittelbereiches Kirn sicherzustellen. Neben der Grundversorgung, die

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auch in den Grundzentren zur Verfügung gestellt werden soll, geht es bei den Mittel- zentren vor allem auch darum, die mittel- und langfristige Versorgung zu gewährleis- ten. Dies schließt aber nicht aus, dass auch in einem kooperierenden Mittelzentrum ein Angebot für die Grundversorgung, vorliegend im Nahrungs- und Lebensmittelseg- ment geschaffen werden kann, das über den Nahbereich hinausgeht. Von daher wird auch auf Seite 22 dieses Bescheides konstatiert, dass sich der landesplanerische Versorgungsauftrag, insbesondere für das nahversorgungsrelevante Sortiment Nah- rungs- und Genussmittel, vor allem (damit aber nicht ausschließlich) auf den Nahbe- reich, vorliegend also das Gebiet der Verbandsgemeinde Meisenheim, bezieht.

So weist auch das Referat Bauwesen der SGD Nord in seiner positiven Stellungnah- me im Zielabweichungsverfahren darauf hin, dass die Stadt Meisenheim die Versor- gung für den Mittelbereich Kirn gemeinsam mit den kooperierenden Mittelzentren Bad Sobernheim und Kirn sicherzustellen hat.

Soweit in den Stellungnahmen der Stadt und Verbandsgemeinde Bad Sobernheim vom 04.01.2018 auf die Erarbeitung des Einzelhandelskonzeptes für die Stadt Bad Sobernheim 2016 / 2017 durch die GMA verwiesen wird, erfolgt hierzu folgende Fest- stellung: In dem Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim 2017 vom 17.01.2017, das der Stadtrat am 30.01.2017 als Abwägungsdirektive im Sinne von § 1 Abs. 6 Ziffer 11 BauGB beschlossen hat, wird in Abbildung 11: „Zentralitätswerte für die Verbands- gemeinde Bad Sobernheim“ auf Seite 44 die Zentralität für Nahrungs- und Genussmit- tel mit 110 % angegeben. Im Hinblick darauf, dass hierbei nach den Angaben auf Sei- te 43 dieses Gutachtens die Umsätze im Einzelhandel der Stadt Bad Sobernheim der Kaufkraft in der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim gegenübergestellt wurde (siehe Seite 43), ist dieser Wert als Kaufkraftbildungsquote anzusehen. Die Kaufkraftbin- dungsquote stellt nämlich auf das Verhältnis zwischen dem Umsatz mit dem Potenzial der Standortgemeinde und der gesamten einzelhandelsrelevanten Kaufkraft im Gebiet der Verbandsgemeinde ab.

Damit liegt die Kaufkraftbindungsquote für die Stadt Bad Sobernheim im Nahrungs- und Genussmittelsektor zum Zeitpunkt der Erstellung des städtischen Einzelhandels-

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konzeptes 2017 mit 110 % deutlich über der Kaufkraftbindungsquote von ca. 73 % für die Stadt Meisenheim.

Mit Blick auf die Fusion der Verbandsgemeinden Meisenheim und Bad Sobernheim zum 01.01.2020 zur Verbandsgemeinde Nahe-Glan, auf welche das MWVLW in sei- ner Stellungnahme hinweist, ergibt sich folgende ergänzende Betrachtung:

Auch nach dem Zusammenschluss der beiden Verbandsgemeinden wird im Bereich des Nahrungs- und Genussmittelsegments grundsätzlich von zwei Versorgungspolen - bezogen auf die jetzigen Verbandsgemeinden Meisenheim und Bad Sobernheim - auszugehen sein. Dies auch deshalb, da nach den Vorgaben der Raumordnung und Landesplanung die Deckung der Grundversorgung, insbesondere an Nahrungs- und Genussmitteln, möglichst wohnortnah erfolgen soll.

Aber selbst bei einer Betrachtung mit Blick auf die neue Verbandsgemeinde und die hierfür errechnete Kaufkraftbindungsquote ergeben sich - auch unter Einbeziehung des geplanten Lebensmittelvollsortimenters - keine raumordnerischen Bedenken.

So ist von rd. 25.000 Einwohnern in der neuen Verbandsgemeine Nahe-Glan auszu- gehen. Multipliziert mit dem Pro-Kopf-Ausgabenbetrag für Nahrungs- und Genussmit- tel von 2.350,00 € (Stand: 2017) mit dieser Einwohnerzahl und berücksichtigt den Kaukraftindex von 98,6 (Stand: 2017), so ergibt sich für die neue Verbandsgemeinde ein Kaufkraftpotenzial von 57,92 Mio. €. Die Umsätze bei Nahrungs- und Genussmit- teln liegen derzeit bei 17,7 Mio. € in der Stadt Meisenheim und bei 36,9 Mio. € in der Stadt Bad Sobernheim (= insgesamt 54,6 Mio. €). Aus diesen Werten ergibt sich eine Kaufkraftbindungsquote für die neue Verbandsgemeinde Nahe-Glan von rd. 94,3 %. Der Umsatz für den geplanten Lebensmittelvollsortimenter wird in den Antragsunterla- gen mit 6,9 Mio. € angegeben. Addiert man diesen Betrag zu den errechneten 54,6 Mio. € an derzeitiger Umsatzleistung für das Gebiet der neuen Verbandsgemeinde hinzu, folgt hieraus ein Wert von 61,5 Mio. €, der dividiert durch das einzelhandelsre- levante Kaufkraftpotenzial für die neue Verbandsgemeinde von 57,92 Mio. € eine Kaufkraftbindungsquote von 106,1 % für die neue Verbandsgemeinde Nahe-Glan ergibt.

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Diese Kaufkraftbindungsquote im Nahrungs- und Genussmittelsegment für die neue Verbandsgemeinde Nahe-Glan (unter Einbeziehung des Umsatzes des verfahrensge- genständlichen Lebensmittelvollsortimenters von max. 1.600 m²) begegnet aus raum- ordnerischer Sicht keinen Bedenken. Auch insoweit ist die raumordnerische Vertret- barkeit einer Zielabweichung gegeben.

Zu den ins Zielabweichungsverfahren eingebrachten Unterlagen ist festzustellen, dass über die Stadt und Verbandsgemeinde Bad Sobernheim hinaus von keinem weiteren Verfahrensbeteiligten methodische Mängel an den gutachterlichen Aussagen zu den Auswirkungen des geplanten Lebensmittelvollsortimenters vorgetragen wurden. Auch für die SGD Nord sind solche Mängel nicht erkennbar.

Im Ergebnis ist somit festzustellen, dass die Auswirkungsanalyse der Markt und Standortberatungsgesellschaft mbH (einschließlich der hierzu vorgelegten ergänzen- den Ausführungen) nicht an objektiv methodischen Fehlern leidet, die im Ergebnis zur Nichtverwertbarkeit dieser gutachterlichen Untersuchungen führen würde.

Schließlich ist mit Blick auf die zweite Tatbestandsvoraussetzung für eine Zielabwei- chung noch auf Ziel 31 in Kapitel 2.4.2 „Nachhaltige Siedlungsentwicklung“ des LEP IV Bezug zu nehmen. Danach ist der Innenentwicklung ein Vorrang vor der Außen- entwicklung einzuräumen (vgl. Satz 2). Der folgende Satz 3 dieser Zielvorgabe be- sagt, dass bei der Darstellung von neuen, nicht erschlossenen Bauflächen im planeri- schen Außenbereich im Sinne des § 35 BauGB durch die vorbereitende Bauleitpla- nung nachzuweisen ist, welche Flächenpotenziale im Innenbereich vorhanden sind und aus welchen Gründen diese nicht genutzt werden können, um erforderliche Be- darfe abzudecken.

Hierzu ist festzustellen, dass das fragliche Areal zur Ansiedlung des Lebensmittelvoll- sortimenters nach den Angaben im Antragsschreiben der Verbandsgemeinde Mei- senheim für das Zielabweichungsverfahren vom 02.07.2018 im verbindlichen Flä- chennutzungsplan als gewerbliche Baufläche und Sondergebiet Einzelhandel darge- stellt ist. Eine erstmalige Flächeninanspruchnahme ist mit der Ansiedlung des Le- bensmittelvollsortimenters damit nicht verbunden.

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Nach alledem wird durch die Ansiedlung des Lebensmittelvollsortimenters unter Be- achtung der Nebenbestimmungen dieses Bescheids auch eine effektive Verwirkli- chung der Ziele und Grundsätze der Raumordnung im Übrigen nicht erschwert.

Abschließend wird an dieser Stelle noch auf einige Hinweise in der Stellungnahme des MWVLW eingegangen, die berücksichtigt werden sollten. So wird, wie bereits dargelegt, seitens des MWVLW darauf hingewiesen, dass die zentrale Innenstadtlage der Stadt Meisenheim als Verkaufsstandort auch für den örtlichen Tourismus eine wichtige Funktion einnimmt. Daher sollte die Stadt Meisenheim diese Funktion in ein- gehendem Dialog mit den ortsansässigen Handelsunternehmern, Dienstleistern und Immobilieneigentümern durch geeignete (Marketing-) Maßnahme unterstützten und möglichst stärken.

Des Weiteren fordert das WVLW im Hinblick auf die Fusion der Verbandsgemeinden Meisenheim und Bad Sobernheim, das vom Stadtrat Meisenheim im Jahre 2017 be- schlossene Einzelhandelskonzept mit der Stadt Bad Sobernheim entsprechend fort- zuschreiben. Aus Sicht der oberen Landesplanungsbehörde ist hierzu anzumerken, dass bei einer Fortschreibung der beschlossenen Einzelhandelskonzepte der koope- rierenden Mittelzentren Meisenheim und Bad Sobernheim diese Konzeption auf das gesamte Gebiet der dann zum 01.01.2020 fusionierten neuen Verbandsgemeinde Nahe-Glan erstreckt werden sollte.

Ob und inwieweit die vom MWVLW darüber hinaus angeratene Abstimmung eines regionalen (Versorgungs-)konzepts mit den naheliegenden Zentren Kirn, Lauterecken und Obermoschel zu einem regionalen Städteverbund realisiert werden kann, wäre dann zu gegebener Zeit zu prüfen.

Nach alledem ist die geplante Ansiedlung des Lebensmittelvollsortimenters in einer Größenordnung von maximal 1.600 m² unter raumordnerischen Gesichtspunkten ver- tretbar.

Schließich ist auch die weitere Tatbestandsvoraussetzung einer Zielabweichung, wo- nach hierdurch das LEP IV nicht in seinen Grundzügen berührt werden darf, er- füllt.

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Das städtebauliche Integrationsgebot des LEP IV wird nämlich durch die ausgespro- chene Zielabweichung zur Ansiedlung des Lebensmittelvollsortimenters am Standort „Im Briel“ nicht konterkariert. Es bleibt als landesplanerische Vorgabe zur Steuerung der Einzelhandelsentwicklung in seiner Funktionsfähigkeit im Ganzen erhalten. Mit der Umsetzung dieses Ziels sollen spürbare Schwächungen von Innenstadtfunktionen vermieden werden.

Zudem wird mit Verweis auf die Rechtsprechung (siehe Urteil des Bundesverwal- tungsgerichts vom 16.12.2010, Az.: 4 C 8.10) grundsätzlich davon ausgegangen, dass die Abweichung durch das raumordnungsplanerische Wollen gedeckt sein muss, um mit den Grundzügen der Raumordnungspläne vereinbar zu sein. Es muss mithin an- genommen werden können, dass die Abweichung noch im Bereich dessen liegt, was der Träger der Raumordnungspläne gewollt hat oder gewollt hätte, wenn er die weite- re Entwicklung einschließlich des Grundes für die Abweichung vom Ziel der Raum- ordnung gekannt hätte.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass bei Beachtung der Nebenbestimmungen alle drei gesetzlichen Voraussetzungen für die Zulassung der beantragten Zielabwei- chung nach § 6 Abs. 2 ROG i.V.m. mit § 8 Abs. 3 LPlG kumulativ erfüllt sind.

Auch die Kreisverwaltung Bad Kreuznach sieht in ihrem Vorlagebericht für das Ziel- abweichungsverfahren vom 02.07.2018 sämtliche Tatbestandsvoraussetzungen für eine Zielabweichung als erfüllt an.

Die Zulassung der Abweichung vom Ziel 58 des LEP IV erfolgt im Ermessen. Im Rahmen des vorliegend auszuübenden Ermessens haben sich keine anderen entscheidungserheblichen Gründe herausgestellt, die gegen die Zulassung der Zielabweichung sprechen. Hierbei wird in die Betrachtung eingestellt, dass die Prüfung alternativer Standorte auch außerhalb des ZVB Innenstadt von Meiseheim ergeben hat, dass mit Blick auf die in diesen Bereichen ebenfalls vorhandenen städtebaulichen Strukturen mit den Grundstückszuschnitten keine geeigneten Alternativstandorte zur Ansiedlung des Lebenmittelvollsortimenters zur Verfügung stehen (siehe Seite 10 der Zielabweichungsunterlagen).

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Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Zielabweichungs- entscheidung im Rahmen der kommunalen Bauleitplanung zu beachten ist und nicht der Abwägung durch die jeweiligen Träger der kommunalen Bauleitpla- nung in den nachfolgenden Bauleitplanverfahren unterliegt.

Diese Zielabweichungszulassung betrifft ausschließlich das städtebauliche In- tegrationsgebot (Ziel 58 des LEP IV).

Die vereinfachte raumordnerische Prüfung für das Vorhaben wird zu gegebener Zeit unter Beachtung dieses Zielabweichungsbescheids abgeschlossen.

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Rechtsbehelfsbelehrung

Gegen diesen Bescheid kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Widerspruch erhoben werden.

Der Widerspruch ist bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord einzulegen.

Der Widerspruch kann

1. schriftlich oder zur Niederschrift bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Stresemannstr. 3-5, 56068 Koblenz oder Postfach 20 03 61, 56003 Koblenz oder 2. durch E-Mail mit qualifizierter elektronischer Signatur1 an:

[email protected] Fußnote: 1vgl. Artikel 3 Nr. 12 der Verordnung (EU) Nr. 910/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juli 2014 über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 1999/93/EG (ABl. EU Nr. L 257 S. 73). erhoben werden.

Bei der Verwendung der elektronischen Form sind besondere technische Rahmenbe- dingungen zu beachten, die auf der Homepage der SGD Nord unter https://sgdnord.rlp.de/de/service/elektronische-kommunikation/ aufgeführt sind.

Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag

Emil Barz

Anlage: Übersichtslageplan (Maßstab 1 : 15 000)

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Zielabweichungsbescheid der SGD Nord - Obere Landesplanungsbehörde - vom 12.10.2018 für die geplante Ausweisung eines Sondergebietes "Großflächiger Einzelhandel" mit der Zweckbestimmung "1 Lebensmittelvollsortimenter" in der Stadt Meisenheim, Verbandsgemeinde Meisenheim, Landkreis Bad Kreuznach

Legende gepl. Sondergebiet "Großflächiger Einzelhandel" mit der Zweckbestimmung "1 Lebensmittelvollsortimenter"

Einzelhandelskonzept für die Stadt Meisenheim

Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt

Ergänzungsstandort

Technische Bearbeitung: C. Bode Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord AG - Referat 41 Bearbeitungsstand: Oktober 2018 Maßstab 1: 15 000 Datenquelle: Raumordnungskataster SGD Nord,Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz - © 2017