LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucksache 1114 714 02. II. 1990 II. Wahlperiode

Kleine Anfrage des Abgeordneten Steffny (DIE GRÜNEN) und Antwort des Ministeriums für Umwelt und Gesundheit

Trinkwasserqualität in der Stadt und Verbandsgemeinde

Die Kleine Anfrage 2580 vom 25. September 1990 hat folgenden Wortlaut: DasTrinkwasser in der Stadt Hermeskeil und in der Verbandsgemeinde war im Laufe des Septembers kritisch mit Kolibakterien belastet. Zunächst wurden am 5. September bei ca. 100 Bundeswehrsoldaten Erkrankungen festgestellt, die allerdings zunächst fälschlicherweise für eine Lebensmittelvergiftung gehalten wurden. In den folgendenTagen häuften sich Erkrankungen in der Bevölkerung mit den Symptomen Durchfall, Brechreiz, Gliederschmerzen und Fieber. Trotz eines Abkochgebots des Gesundheitsamtes Tricr vom 11. September für das Trinkwasser in den Gemeinden Raschcid, Heuren und Bescheidaufgrund des E-Koli-Nachweises durch das Medizinaluntersuchungsamt Trier wurde versäumt, die Be­ völkerung unverzüglich zu alarmieren. Der zuständige Verbandsbürgermeister, so die Darstellung im Trierischen Volksfreund vom 20. September 1990, hatte dazu ausgeführt: ,. Wir sind bislang immer so vorgegangen, daß wir erst eine Nachprobe ab­ warten, bevor wir die Bevölkerung informieren, denn sonst müßten wir im Sommer dauernd Abkochgebote aussprechen." Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Kolibakterienwerte wurden wann und wo und durch wen in der Trinkwasserversorgung der Verbandsgemeinde Hermeskeil im Laufe des Septembers 1990 gemessen? 2. Wie sind bezüglich der Messungen sowie eventuell notwendig werdender Warnungen an die Bevölkerung zwischen Chemi­ schem Untersuchungsamt, Medizinaluntersuchungsamt, Gesundheitsamt und Gemeindeverwaltung die Zuständigkeiten geregelt? Gibt es einen Alarmplan? J. Wie bewertet die Landesregierung vor diesem Hintergrund die beschriebenen Ereignisse in der Verbandsgemeinde 1-Iermes­ keil? 4. Wie häufig und in welchen Abständen wurde in den IetztenJahren das Trinkwasser im Bereich der Stadt und der Verbands­ gemeinde Hermeskeil untersucht, wie hoch waren dabei jeweils die Kolibakterienwerte? 5. Wurden bereits früher Abkochgebote angeordnet? War in andern Fällen gewährleistet, daß die Informationen an die Be­ völkerung weitergegeben wurden? 6. Worin bestehen die Ursachen der Kolibakterienbelastungen in den Wasserversorgungseinrichtungen der Verbandsgemeinde Hermeskeil? Welche Maßnahmen sind zur dauerhaften Qualitätssicherung des Trinkwassers erforderlich?

Das Ministerium für Umwelt und Gesundheit hat die Kleine Anfragenamens der Landesregierung mit Schreiben vom 31. Oktober 1990 wie folgt beantwortet·

Zu 1.:

Das Medizinaluntersuchungsamt Tricr hat im Bereich der Trinkwasserversorgung der Verbandsgemeinde Hermcskcil in den Gemeinden Bescheid und Beuren am 7., in der Gemeinde am 11., 14. und 24., in der Gemeinde am 11. und 14., in der Gemeinde Hermeskeil am 12., 14., 19. und 21., in der Gemeinde Pölcrt am 12. und 14. sowie in der Gemeinde am 14. September 1990 E.coli-Bakterien im Trinkwasser festgestellt. Eine Quantifizierung der Befunde erfolgte nicht. U nbeschadct der tatsächlichen Keimzahlliegt eine Grenzwertüberschreitung im Sinne der Trinkwasserverordnung bereits dann vor, wenn überhaupt E.coli-Bakterien in 100 Milliliter Wasser nachgewiesen werden können.

Druck: Landtag Rheinland-rfalz, 9. November 1990 Drucksache 11/4 714 Landtag Rheinland-Pfalz-1 t. Wahlperiode

Zu2.:

Die Zuständigkeiten ergeben .'>ich aus der Trinkwasserverordnung, der Landesverordnung über Zuständigkeiten ruch der Trinkwasserverordnung und, im Gefahrenfalle, aus dem Bundesseuchengesetz.

Vom Medizinaluntersuchungsamt wird der Nachweis von E.coli-B.tktericn sofort dem betroffenen Wasserwerk gemeldet. Der Inhaber der Wasserversorgungsanlage hat den Nachweis von E.coli-Bakterien unverzüglich dem zuständigen Gesundheitsamt anzuzeigen. Er hat weiterhin unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen (z. B. D('sinfektion) zu ergreifen, um zu gewihr­ lcisten, daß dasTrinkwasserkeine Krankheitserreger enthält. Das Gesundheitsamt wird ebenfalls unverzüglich tätig, unterrich­ tet die Kreisverwaltung als t..ntcre Behörde der allgemeinen Landesverwaltung bzw. die Stadtverwalnmg in kreisfreien Städten ggf. über die Möglichkeir einer Gesundheitsgefährdung und schlägt Haßnahmen zu deren Beseitigung vor. Sofern der Inhaber der Wasserversorgungsanlage nicht schon selbst tätig geworden isr, trifft diese als zuständige Behörde die notwendigen Maß·• nahmen, um Gefahren für die menschliche Gesundheit abzuwenden. Hierzu zählen z. B. die Anordnung einer Abkochempfeh­ lung und die Anordnung einer Trinkwasserdesinfektion (Chlorung). Bei Gefahr im Verzug kann das Gesundheitsamt die erfor­ derlichen Maßnahmen selbst anordnen. Nach den vorliegeneo Unterlagen besteht darüber hinaus kein Alarmplan.

Zu 3.:

Zur Zeir ist ein Ermittlungsverfahren anhängig. Wegen dieses laufenden Verfahrens enthält sich die Landesregierung derzeit einer Bewer..ung der im Vorspann der Anfrage beschriebenen Ereignisse.

Zu4.:

Die Häufigkeit dcr T rinkwasscrkontrollen richtet sich nach den von den entsprechendenWasserversorgungsanlagen abgegebe­ nen Trinkwassermengen und erfolgt zusätzlich bei Verdacht aufTrinkwasserverunreinigungcn. Innerhalb der letzten 10 Jahre wurden im Bereich der V crbandsgemeinde Hermeskeil bei insgesamt mehr als 800 Untersuchungen 35 mal E.coli-Bakterien im 1'rinkwasser festgestellt.

ZuS.:

f m BC'rcich der Verbandsgemeinde llermeskei1 wurde bis zum September 1990 kein Abkochgebot angeordnet, da die nach der Trinkwasservererdung erforderliche einwandfreie Trinkwasserqualität durch kurzfristig verstärkte Chlorung unverzüglich wieder hergestellt werden konntr:.

Zub.:

l)ie Ursache der Trinkwasserbelastung mit E.coli-Bakterien ist in der Trinkwassergewinnung aus Oberflächenwasser zu sehen. Diese ist erforderlich, weil ausreichende Wassermengen .aus Quellschüttungen nicht ständig zur Verfügung stehen. Zur dauer­ haften Qualität.~sicherung des Trinkwassers ist die Erschließung weiterer und besser geeigneter Wasservorkommen dringend erforderlich. Dies ist Aufgabe der Verbandsgemeinde Hermeskeil.

Dr. Beth Staatsminister