AUS DEM INHALT Feierstunde in privater Atmosphäre * Schwarze Milch * Orden für einen Mahner Nr. 764 70. Jahrgang NOVEMBER 2014 * Workcamp

Die diesjährige Vollversammlung der Bukowiner Juden im Tel Aviver Kunstmuseum war ein Mosaik der Generationen Eine Demonstration der Stärke von Bärbel Rabi Eine ganze Generation wurde In Zusammenarbeit mit Yad Ron, Vorsitzender des Welt- daran erinnert, daß nahezu beinahe komplett ausgelöscht. Vashem, A.M.I.R. (Vereinigte verbandes der Bukowiner Ju- diese gesamte Gemeinde aus- Doch allen Widrigkeiten zum Organisation der rumänischen den und Mitbegründer der gelöscht wurde. Einfach so, Trotz war die diesjährige Voll- Holocaust-Überlebenden in Organisation „Yaldut Avuda“ von den Schergen der Nazis versammlung der Bukowiner ) und der Überlebenden (Verlorene Kindheit), sowie und mit Zustimmung und Bil- Juden im Tel Aviver Kunstmu- aus Transnistrien, organisierte Herrn Meir Sheffi, Vorsitzen- ligung des rumänischen Des- seum eine Demonstration der der Weltverband der Bukowi- der der Transnistrien-Überle- poten Jon Antonescu. Stärke, eine Demonstration ner Juden diese Vollversamm- benden, Rabbi Yossi Wasser- 185.000 Juden fanden in den dessen, daß sich der Kampf lung. Aus Haifa, dem Norden mann, den aus Rumänien Lagern von Transnistrien den ums Überleben gelohnt hat. des Landes und aus Jerusalem stammenden Rabbi der Fall- Tod und noch einmal 90.000 Fast 600 Bukowiner Juden und waren die Teilnehmer mit ei- schirmspringer der israeli- kamen auf dem Weg dorthin deren Nachfahren hatten sich gens angemieteten Bussen schen Streitkräfte, sowie Frau ums Leben. am 6. Oktober 2014 um 17 kostenlos zur Veranstaltung Liah König, die Grand Dame Heute erinnern wir uns dieser Uhr im Recanati-Saal des Tel gebracht worden. des israelischen Theaters. Opfer und zünden in ihrem Aviver Kunstmuseums versam- Nachdem man sich am Büffet Danach bat Hendel Herrn Gedenken Kerzen. Doch wir melt, um eindrucksvoll ihr mit leckeren Teigwaren und Yitzchak Yalon, den ehemali- fragen uns auch, wie würde Überleben zu feiern, dabei frisch gebrühtem Kaffee ge- gen Präsidenten des Weltver- unsere Welt heute aussehen, aber auch der Opfer zu ge- stärkt hatte, Freunde und Be- bandes der Bukowiner Juden, wenn sie nicht umgekommen denken, denen es nicht ver- kannte begrüßt hatte, nahmen auf die Bühne, um die sechs wären? Wieviel hätten auch gönnt war, lebend dieses grau- die Bukowiner im Saal Platz. symbolischen Kerzen für die sie zum Aufbau des neuen same Kapitel des 20. Jahrhun- Radiomoderator Benno Hen- sechs Millionen im Holocaust Staates Israel beitragen kön- derts zu überstehen. del, der als Conferencier rou- umgekommenen Juden zu nen? Viele der Überlebenden Vor 73 Jahren begann die Tra- tiniert und mit viel persönli- zünden. Nachdem sich die aus der Bukowina haben Gro- gödie um die Juden aus der chem Engagement durch die Anwesenden im Saal von ih- ßes geleistet: in der Kultur, der Bukowina, die bis dahin ein Veranstaltung führte, leitete ren Plätzen erhoben hatten, Wissenschaft, der Armee und wesentlicher Bestandteil des die Feierstunde mit einem trug Rabbi Wassermann die in vielen anderen Bereichen kulturellen, wissenschaftli- Brief von David Ledermann traditionellen Gebete vor und mehr. chen und gesellschaftlichen ein, dessen brieflicher Zeit- Herr Aharon Shechter sprach Sie bedankte sich bei Herrn Lebens in der Bukowina ge- zeugenbericht des Yad Vas- stellvertretend für die Überle- Yochanan Ron für die ausge- wesen waren. Damals, im Juni hem-Projekts „Lassof et hash- benden das Kaddish. Rabbi zeichnete Arbeit bei der Orga- in 1941, wurden sie aus dem warim“ (Die Scherben auf- Wassermann beendete den nisation dieser ehrwürdigen rumänischen Buchenland auf sammeln) den Zuhörern das zeremoniellen Teil der Askara Veranstaltung. Befehl der Nationalsozialisten Blut in den Adern gerinnen mit dem „El Maalei Die Kinder des Holocausts, so in die Lager nach Transnistrien ließ. Ledermann war 17 Jahre Rachamim“-Gebet. Hendel, seien wohl die am und nach Sibirien verbannt. alt, als er am 24. Februar 1944 Auf die Bühne bat Hendel da- meisten zu bemitleidende Sie erlitten grausame Torturen, jenen Brief in einem Lager in nach Frau Colette Avital. Sie Gruppe von Überlebenden, die sich der moderne Mensch Transnistrien verfaßte. berichtete, daß sie bis heute da sie mit ihren unschuldigen heute kaum noch vorstellen Danach begrüßte Hendel die die Bilder aus der Bukowina Kinderherzen das Grauen des kann. Hunger, Kälte, Fleckty- geladenen Gäste namentlich, vor dem Holocaust im Kopf Holocaust und den plötzli- phus und andere Epidemien unter ihnen die ehemalige habe, wo die Juden in Freiheit chen Verlust geliebter Men- rafften Tausende von ihnen Knessetabgeordnete Collette und Gleichheit in Harmonie schen nicht verarbeiten konn- dahin, viele, vor allem Alte Avital, die als Vorsitzende des mit ihren Mitmenschen leb- ten. Damit gab er das Wort an und Kinder, konnten dem Dachverbandes für Holocaust- ten, in denen Musik, Kultur Herrn Yochanan Ron, der als Tempo auf den Todesmärschen Überlebende in Israel fungiert, und Kunst das Leben berei- Vorsitzender des Weltverban- nicht Schritt halten und „ver- die rumänische Botschafterin cherten und jüdische Intellek- des der Bukowiner Juden und reckten“ völlig entkräftet am in Israel, Frau Andrea Paster- tuelle Jiddisch und Hoch- als Mitbegründer der „Yaldut Wegesrand oder wurden von nak, Frau Dr. Naama Shik, deutsch plauderten. Wie ein Avuda“ fungiert. Ron begrüß- ihren rumänischen „Sklaven- Leiterin der internationalen Bilderbuch aus längst vergan- te die Anwesenden und er- treibern“ mit einer schnellen Schule für Holocauststudien genen, aber keineswegs ver- klärte sich erfreut über das Gewehrkugel eiskalt und bei Yad Vashem, Herrn Micha gessenen Zeiten. Eine Zeit, an „Mosaik der Generationen“, rücksichtslos erschossen. Und Charish, ehemaliger Knesset die sich so mancher mit Sehn- das er im Saal vorfand. Er be- all das nur, weil sie Juden wa- Abgeordneter und Vorsitzen- sucht erinnert. Um so schmerz- richtete davon, daß es nach ren. der von A.M.I.R., Yochanan hafter ist es, wenn man sich (Fortsetzung auf S.2) 2 “DIE STIMME” NOVEMBER 2014 Eine Demonstration der Stärke (Fortsetzung von S.1) langen Jahren des Kampfes kunde der Bukowiner Juden, wies in fließendem Hebräisch ren der Stolz und der Respekt der Organisation „Yaldut Avu- mit denen Persönlichkeiten, die darauf hin, daß es in Rumänien vor dem, was die rumänischen da“ endlich gelungen sei, für sich um die Bukowiner Kultur mittlerweile mit dem 9. Oktober Juden im neuen Staat Israel leis- die Kinder des Holocausts verdient gemacht haben, ausge- einen eigenen nationalen Feier- ten und geleistet haben. eine finanzielle „Entschädi- zeichnet werden. Liah König tag gäbe, der an den 9. Oktober Für Abwechslung auf der Bühne gung“ von den deutschen Be- erklärte, sie sei gerührt von der 1941 erinnerte, an dem die Ver- sorgte danach der Schauspieler hörden in Höhe von 2.500 Auszeichnung, und obwohl ein treibung der Juden in Rumänien und Immitateur Gadi Yagil, der Euro pro Person zu bekom- wenig verschnupft, sang sie in begannen. An diesem Tag wird verschiedene Größen des inter- men. Ein Fond in Höhe von Begleitung von Frau Miri Res- auch im rumänischen Parlament nationalen Showgeschäfts im- 250 Millionen Dollar sei für nick Wolf am Klavier „in Mam- eine Zeremonie abgehalten, bei posant und interessant imitierte, diesen Zweck bereitgestellt meluschen“ ein jiddisches Lied der man sich der Verantwortung wie Charles Aznavour oder Lou- worden. Doch für ihn sei der mit solcher Inbrunst und Über- stelle. Dieser Tag sei keineswegs is Armstrong. Auch er selbst fei- Kampf damit keineswegs be- zeugung, daß ihr erneut der Saal ein internationaler, sondern ein erte in diesen Tagen sein 50jäh- endet. Er strebe an, eine jähr- mit seinem Beifall zu Füßen lag. nationaler Gedenktag an die riges Bühnenjubiläum. liche Zahlung für die Geschä- Selbst bei diesem Kurzauftritt Shoah. Auch in den Schulen set- Erneut bestiegen Prof. Elieser digten in der selben Höhe zu ließ sie unmißverständlich er- ze man sich im Geschichtsunter- Glaubach, Dan Marian und erreichen. kennen, welches Bühnentalent richt heute mit der rumänischen Yochanan Ron die Bühne, um Er berichtete außerdem von diese großartige Schauspielerin Verantwortung während des Ho- weitere herausragende Leistun- den Aktivitäten des Weltver- besitzt - eine echte Diva im Hol- locaust auseinander. Diese Aus- gen mit der Bukowiner Ehrenur- bandes der Bukowiner Juden, lywoodischen Sinne. Nicht en- einandersetzung habe vor etwa kunde auszuzeichnen. Zunächst die sich besonders an die den wollender Beifall begleitete 10 Jahren begonnen und werde erhielt Herr Avraham Ivanir die- nachfolgenden Generationen sie, als sie die Bühne verließ, da auch in Zukunft, so versprach se besondere Auszeichnung, für richte und kulturelle Veran- sie, wie sie sagte, noch „spielen sie, weitergeführt. Auch sei die sein Engagement bei Yad Vas- staltungen sowohl in Haifa als gehen“ mußte in hem für die Juden aus der Buko- auch in organisiere. der Abendvor- wina. Danach wurde verkündet, Außerdem bemühe man sich, stellung. daß auch die Schauspielerin im nächsten Jahr eine Reise Danach ergriff Miriam Zohar für ihre außeror- nach Transnistrien zu organi- Frau Dr. Naama dentlichen Bühnenleistungen, sieren. In diesem Jahr sei die- Shik von Yad Vas- diese Ehre zuteil wurde. Da die- ses Unterfangen daran ge- hem das Wort se jedoch krankheitsbedingt scheitert, weil in der und gab zu, daß nicht an der Vollversammlung ein Krieg mit Rußland ausge- es „schwer sei“ teilnehmen konnte, wurde be- brochen war. nach einer sol- schlossen, ihr die Urkunde per- Er bedankte sich besonders für chen Theatergrö- sönlich bei einer anderen Gele- die Unterstützung für die Ver- ße wie Liah Kö- genheit zu überreichen. anstaltung bei Herrn Micha nig am Mikrofon Auch der ehemalige israelische Charish und A.M.I.R., bei Frau zu stehen. Sie Botschafter Dr. Yosef Govrin Collette Avital und dem Dach- berichtete, wie nahm seine Urkunde aus den verband der Vereinigungen sehr man sich Händen des Gremiums entge- der Holocaust-Überlebenden, bemühe bei Yad gen und hielt im Namen der bei Yad Vashem, und nicht zu- Vashem, den ru- Ausgezeichneten eine Rede und letzt beim Team des Weltver- mänischen Ho- bedankte sich beim Gremium. bandes der Bukowiner Juden, locaust in den Liah König Herr Meir Sheffi als Vorsitzender Herrn Dan Marian, Frau Shif- Blickpunkt zu rü- der Transnistrien-Überlebenden fra Epstein, Frau Dalia Aviad cken und auch in trat danach ans Rednerpult, um und Frau Bärbel Rabi bei der Seminaren für Geschichtslehrer Zusammenarbeit mit Yad Vas- sich bei allen Mitwirkenden an tatkräftigen Unterstützung zur aus dem In- und Ausland ihm hem enger und intensiver ge- der bewegenden Vollversamm- Organisation des Abends. den ihm gebührenden Platz ein- worden, so daß die Vergangen- lung zu bedanken. Er wies ein- Benno Hendel freute sich zuräumen. Sie würdigte Herrn heit keineswegs begraben, son- dringlich darauf hin, das Schick- dann, die namhafte Schau- Avraham Ivanir, der unermüd- dern verarbeitet werde. sal derer, die die Hölle von spielerin und Trägerin des Is- lich dafür kämpfe, auch auf der Micha Charish wurde von Benni Transnistrien durchlebt hatten, rael Preises, Frau Liah König, Yad Vashem Webside dem ru- Hendel auf die Bühne gebeten. nicht zu vergessen. auf die Bühne bitten zu kön- mänischen Holocaust den ge- Charish bezeugte, daß erst vor Benjamin Hendel bat danach nen. König, deren Eltern be- bührenden Raum zu schaffen. etwa zehn Jahren A.M.I.R., des- noch einmal den Komiker Gadi reits in Czernowitz auf der Sie wies außerdem auf das Pro- sen Vorsitzenden er heute ist, ins Yagil auf die Bühne, um weitere Bühne gestanden hatten, und jekt „Lassof et Hashwarim“ hin, Leben gerufen wurde, um das Immitationen von jüdischen die mit dem in Czernowitz ge- das dafür sorge, daß auch Ein- rumänische Judentum zu würdi- Künstlern zum Besten zu ge- borenen Zwi Stolper s.A. ver- zelschicksale vor dem Verges- gen und sein Erbe in die Zukunft ben. heiratet war, gilt neben Miriam sen bewahrt würden. zu tragen. Ein geplantes Muse- Das Trio Karpion mit einem Zohar als große Dame des is- Das Trio „Karpion“ sorgte da- um in Rosh Pina sei bereits im Medley von jiddischen Waisen raelischen Theaters, und wur- nach für klesmerische musikali- Bau und er sei sicher, daß dieses beschloß die diesjährige Voll- de von den Anwesenden mit sche Unterhaltung und einen Museum bald fertig gestellt sei. versammlung der Bukowiner Ju- tosendem Beifall begrüßt. Sie Moment des Verschnaufens. Er berichtete, daß er stets zwei den, die erneut zeigte, daß das erhielt aus den Händen von Benno Hendel bat danach Frau intensive Gefühle in sich trage, Bukowiner Judentum auch in Prof. Elieser Glaubach, Herrn Andrea Pasternak ans Mikrofon, zum einen die tiefe Trauer um den nachfolgenden Generatio- Dan Marian und Herrn die die amtierende rumänische das, was den rumänischen Juden nen die Fackel der Erinnerung Yochanan Ron die Ehrenur- Botschafterin in Israel ist. Sie widerfahren sei, und zum ande- erleuchten lassen wird. NOVEMBER 2014 “DIE STIMME” 3 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst an Margit Bartfeld-Feller Feierstunde in privater Athmosphäre Die namhafte Czernowit- nach Sibirien brachte, wohin Worten und viel Humor erzähl- Esprit. Bei einem wunderbaren zer Schriftstellerin Margit sie von den Nazis mit ihrer Fa- te auch er ihr einiges Persönli- Stück Apfelkuchen erkundigte Bartfeld-Feller erhielt am 22. milie als 18jährige deportiert ches. Danach bat Margit ihren sich der Botschafter danach, September 2014 in einer be- wurde. Sie berichtete, daß Ehrengast, ihr eine persönliche wie es dazu kam, daß Margit wegenden Feierstunde in ih- lediglich ihr sonniges Gemüt Widmung in ihr bereitgestelltes Bartfeld-Feller im hohen Alter rer Wohnung in Tel Aviv das und ihr Optimismus sie nicht Büchlein zu schreiben. Dies tat zur Feder griff und Geschichten Österreichische Ehrenkreuz verzweifeln ließen. der Botschafter mit viel Vergnü- und Anekdoten aus Czernowitz für Wissenschaft und Kunst. Der Botschafter war von den gen. Die Autorin überreichte und Sibirien zu Papier brachte. Der Botschafter selbst, sei- lebhaften Ausführungen der ihr Buch „Mama Cilly“ handsi- Es interessierte ihn zu wissen, ne Exzellence Franz Josef über 90jährigen Jubilarin sehr gniert, das der Botschafter mit wie sie es geschafft hatte, auch Kuglitsch ließ es sich nicht beeindruckt. Mit warmen Freuden entgegennahm. ein breites Publikum mit ihren nehmen, der Autorin persön- Bevor es nun Geschichten zu begeistern. Es lich die hohe Auszeichnung zum leibli- entspann sich ein interessantes zu überreichen. Pünktlich chen Wohl und reges Gespräch, bei dem um 17:00 Uhr fuhr er mit ging, gab Interessantes ausgetauscht, seiner Staatskarosse, die von die Autorin aber auch viel gelacht wurde. einem Chauffeur gelenkt einige öster- Nach etwa ein einhalb sehr wurde, vor der kleinen Woh- r e i ch i s ch e kurzweiligen Stunden im „Krei- nung der Schriftstellerin im und jiddi- se der Familie“ verabschiedete Alten Norden von Tel Aviv sche Lieder sich Franz Josef Kuglitsch und vor, wo er von der Toch- zum Besten, wünschte der Jubilarin Ge- ter der Schriftstellerin, Frau wobei sie sundheit und noch viele Jahre Anita Chayut, empfangen selbst sang im Kreise ihrer Familie. und herzlich begrüßt wurde. und sich auf Alle waren sich einig, daß die- Flink ging es die paar Trep- dem Klavier se Feierstunde mit der Über- penstufen zur kleinen Woh- selbst be- reichung des österreichischen nung von Margit hinauf, wo gleitete. Der Ehrenkreuzes für Wissenschaft bereits die gesamte Familie Botschafter und Kunst nicht angenehmer der Autorin versammelt war war tief be- und schöner hätte verlau- und gespannt wartete. Mit e i n d r u c k t fen können, wozu die warm- strahlenden Lächeln empfing von Margits herzige und humorvolle Art Margit den hohen Gast, der Musikalität des Botschaftler, der stets auf ihr einen wunderschönen, und ihrem Augenhöhe mit seinen Ge- duftenden, großen Blumen- immer noch sprächspartnern war, entschei- strauß überreichte, und bat sprühenden dend beitrug. bra ihn in ihrem kleinen Salon, der mit Büchern, handge- malten Bildern und kleinen Nippesfiguren geschmückt ist, Platz zu nehmen. Der Botschafter, der von ei- nem großen Empfang des neuen israelischen Staatsprä- sidenten Rubi Rivlin in Jeru- salem herangeeilt war, fühlte sich sofort „familiär“ aufge- nommen. Er beglückwünsch- te Margit Bartfeld-Feller im Namen des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fi- scher zu ihrem außergewöhn- lichen literarischen Engage- ment im Exil und wünschte ihr von Herzen noch viele Jahre engagierte Schaffens- kraft. Margit berichtete ih- rem ehrenwerten Gegenüber in kurzen Worten von ihrem schweren Lebensweg, der sie aus der geliebten Geburts- Der österreichische Botschafter Franz Josef Kuglitsch mit Margit Bartfeld-Feller. stadt Czernowitz für 50 Jahre 4 “DIE STIMME” NOVEMBER 2014 Thework-camp, that was held nevertheless The editors of “Die Stimme” by Christian Herrmann Ukrainian complicity. Whether –the monthly bulletin of the family members who serve Czernowitz. No grid of pathes and how much young people Bukovinian Jews–were recent- in the army or joined the vol- that structures the cemetery, have learned about the Holo- ly so kind to publish my re- unteer battalions. The televi- no inscriptions in German. The caust in school, depends on port on this year’s work-camp sion stations report around the volunteers were even more sur- the commitment of teachers. of SVIT Ukraine to clear the clock from the front. As every- prised when the ohel–the mau- But these volunteers were cu- Jewish cemetery of where in Ukraine, the number soleum–of Israel Friedman, the rious and wanted to know ev- (Czernowitz). Even today, “Die of funerals increased in Czer- founder of the Hasidic rabini- erything. They reminded me so Stimme” is published in Ger- nowitz–young men who lost cal dynasty was unlocked. A much of myself when I was in man in Israel. It moves me ev- their lives in the war. first step into Hasidic wonder- their age. ery time when I pull a new edi- When I met this year’s volun- land, of which there would be After all this seriousness our tion out of my letter box. But it teers for the first time in the more in the next few days. kind bus driver invited us to also has the disadvantage that cemetery, the sky was clear On Friday evening we were a short trip to the Carpathi- many can not read the articles and the weather hot. Almost invited by Rabbi Menachem ans. Our minibus winded up any more. Therefore, here is an every day it was hotter than Mendel Glitsenstein to the a steep road–asphalt is here no English translation of my re- 30° C. “We always start at 7 Shabbat service. The volunteers more. At the end of the road port. in the morning, so we do not were curious but also a little bit we had to continue by walk- Since 2008, the Voluntary Ser- have to work in the midday bashful. Most of them had not ing. For half an hour we had to vice SVIT Ukraine helds work- heat,” Genia–one of the work- been in a synagogue before. climb uphill, then we reached camps in the Jewish cemetery of camp leaders–told me. We–the Then they were surprised by a lookout point. On one side Chernivtsi (Czernowitz). Young volunteers and I–introduced the informal atmosphere. At- we saw the mountain ranges of people from all over the world each other briefly and I asked tendants came in, had a chat, the Carpathians, on the other clean the cemetery of rampant something that I always asked even made jokes. “This is not the Galician plains. Through undergrowth, making it acces- on this occasion. “Why are you as strict as our Christian wor- the valley below us winded sible for relatives and visitors. here, you could be on vacation ship,” said Zuzana, a young the Cheremosh river. We took That this year’s work-camp at the beach somewhere?” Czech volunteer. Shortly be- a break with a picnic. could take place, is almost a Many of the answers I already fore the end of the service, the While resting I looked at this miracle. SVIT, the Ukrainian know from the work-camps in congregation danced around year’s volunteers and I thought branch of Service Civil Interna- recent years, it is the west of the the bimah. There was sing- of thoses from the last years. tional, comes from the eastern country, which attracts the East ing and hand clapping. Rabbi All of these young Ukrainians Ukrainian city of Artemovsk, Ukrainians, it is the unknown Glitsenstein gave a sign to the looked and still look for a bet- a place which was temporar- East, which excites the curios- volunteers to join the dance. ter future. Many of the former ily occupied by “separatists”. ity of the international partici- They liked to do so. Antek from volunteers have risked a lot SVIT was forced to move its pants. This year I heard some- Poland recorded the song on during Euromaidan revolution– infrastructure to Kharkiv. How- thing that surprised me. Two of his smartphone. On the way depending on where they came ever, the difficulties were end- the Ukrainian volunteers told home he listened again and from, even their lives. One of less. After the “separatists” had that they are interested in Juda- again to the track. them, Katya, who is from Lu- begun to loot shops and banks, ism. They had not many chanc- On Saturday we set off for an hansk, is now living as a refu- these were closed and the ac- es to learn about it, and this excursion. A chartered bus gee in her own country. Even counts frozen. Another prob- work-camp looked like a good took us to Kosiv to the famous before the situation escalated lem: Many people are afraid opportunity to them. These are craft market, then to the lo- into a war, staying in her home to go to Ukraine. Understand- the little things that prove what cal Jewish cemetery, and fur- town had become extremely able–even if one thousand is changing in the country. Fe- ther to the cemeteries in Kuty dangerous for her. A few days kilometers are between Czer- licity, the Irish lady is another and Vyzhnytsia (Wischnitz). A ago she rescued her mother nowitz and the spots of war surprise. She came because of journey through the midst of from the embattled city. When in eastern Ukraine. For weeks the many poets of the city–very Hasidic wonderland. A won- she recently called Arthur and in advance, it was foreseeable unusual for someone from out- derland that exists only in me, she wept. I thought of fewer volunteers would come side the German-speaking memories. Stunned, the vol- other friends, of Mykola Kush- this year. Ten had finally reg- world. In the next few days I unteers stood in front of the nir, the director of the Jewish istered, nine came. But after tried to give her some advices forest, which has overgrown Museum, who could be draft- all, the work-camp could take for more books to read, but she the cemetery of Kosiv. An- ed into the army. I thought of place. already knew them all and we tek shaked his head. “Now I Dima, the commander of the Five of the volunteers came had to laugh every time. understand what destruction Euromaidan in Czernowitz. from Ukraine, two from Po- In the afternoon of the same means” he said. “There is no He has endured throughout land, one from the Czech Re- day, we met for an excursion to one left who could take care the winter on the Town Hall public and one from Ireland. Sadagora. We were accompa- of the cemetery.” In Wischnitz Square of Czernowitz. An old Among the international par- nied by Arthur Rindner–a for- lived almost exclusively Jews. man–his age can hardly be ticipants it were mostly the mer Czernowitzer, who now Genia wanted to know how guessed from his weathered direct neighbors of Ukraine, lives in Tel Aviv–and his girl- many Jews still live here today. face. He volunteered recently who were willing to come. friend Rina. Arthur had already “None,” I told him. “All Jews for military service. He said it Maybe they were a little bet- visited two previous work- were killed?”, he asked again. was his duty. On Facebook he ter informed about what was camps. Beeing with the vol- Yes, all Jews were killed. And writes me short messages, such happening in the country and unteers gives him something those who survived, did not as it was important to him that were able to calculate possible and he gives to them by shar- want to live here anymore. It’s someone hears him out there. risks. There are no risks in Cz- ing memories. The cemetery hard to cope with this for the I looked at the Cheremosh ernowitz. The war in the east of Sadagora is completely dif- young Ukrainians, because down in the valley. The coun- is naturally present in all con- ferent compared to the one in our discussions also included try looked so peaceful. versations, many people have NOVEMBER 2014 “DIE STIMME” 5 „Kinder ich würde Bände Zurückgehaltene Briefe aus den Todeslagern Transnistriens aus dem unmittelbaren Ge- schreiben, wenn ich ein Heft schehen selbst. Die Briefe ma- hätte,“ heißt es in einem Brief, chen deutlich, wie sehr Men- der mit dem Namen Fritz ge- Schwarze Milch schen gerade unter extremen zeichnet ist. Der Verfasser des zur Aufarbeitung des rumäni- Die nachträgliche Herausga- und extremsten Bedingungen Briefes ist in einem transni- schen Holocausts in Rumäni- be der gesammelten Briefe in Stabilität in Lebenszusam- strischen Lager interniert, er en selbst leisten soll. Durch Buchform zeigt an, daß der menhängen und Beziehungs- schreibt keine Bände, sondern die Übersetzung ins Englische ursprüngliche Kommunikati- geflechten suchen und wie richtet seine Hilferufe in Brief- sollen die Dokumente auch onszusammenhang zwischen wichtig die Vorkriegsvergan- form an seine „Lieben“ zu der international aufgestellten Sender und Empfänger zerstört genheit für das Überleben Hause. Holocaust-Forschung zugäng- wurde. Die unüberbrückbare wird. In ihren Briefen versu- Unter dem Titel „Schwarze lich gemacht werden und Kluft zwischen Deportierten chen die Deportierten an ver- Milch. Zurückgehaltene Brie- neue wissenschaftliche Aufar- und Gebliebenen wird durch gangene Zeiten anzuknüpfen, fe aus den Todeslagern Trans- beitungen in Gang bringen. die Abwesenheit der Antwort- sie verweisen auf ihre gesell- nistriens“ liegt nun ein Buch In seinen einleitenden Worten briefe sichtbar, die Briefe er- schaftliche Stellung, auf ihre mit über 1000 Seiten Umfang setzt sich der Hostoriker Die- reichten ihre Adressaten nicht, berufliche Unentbehrlichkeit vor, das die im Czernowitzer ter A. Binder mit historischen, sie landeten in den Händen und auf militärische Ränge. Gebietsarchiv unter der Ak- demographischen und kul- der Gendarmerie am Bahnhof Wie bereits erwähnt, ist die tennummer F1061 gefunde- turgeschichtlichen Aspekten Czernowitz, so der Herausge- Bandbreite der Briefe groß: nen Briefe aus den transnistri- der Bukowina auseinander ber. Gleichzeitig wird durch Man richtet sich nicht nur an schen Lagern versammelt. Die und wirft einen Blick auf his- die Wiedergabe der Briefe in Familienangehörige, sondern als „Hilferufe“ bezeichneten torische sowie neuere Publi- faksimilierter Form der Ent- auch an ehemalige Kollegen. Texte geben Auskunft darüber, kationen zu Czernowitz und stehungskontext sichtbar. So Diese Vielfalt spiegelt sich wie man in den transnistri- jüdischem Leben in der Buko- heißt es im Vorwort des Her- nicht nur in den unterschiedli- schen Lagern lebte, sie zeich- wina. ausgebers: ...“geschrieben in chen Sprachen wieder, in de- nen Beziehungsnetzwerke Der Literaturwissenschaftler ängstlicher Hast auf irgend- nen die Texte verfaßt wurden, zwischen Freunden, Nach- Andrei Corbea-Hoisie hebt in einem Papierfetzen, der gera- sowie den Registern, die von barn, Kollegen und Verwand- seiner Einleitung unter dem Ti- de ergattert wurde, sei es der förmlich bis intim reichen, ten nach und verdeutlichen tel „Es war Erde in Ihnen, und Rand einer Zeitungsseite, sei sondern auch in den unter- zugleich die unüberbrückbare sie gruben“ den Sonderfall es Packpapier, eine Seviette schiedlichen sozialen Variati- Kluft zwischen den Deportier- des rumänischen Holocausts oder die Rückseite einer Rech- onen der Sprachen. Manche ten und den Gebliebenen. hervor, er verweist darauf, nung“. Briefe sind schlicht Auflistun- Die von Benjamin M. Grilj he- daß ab Mitte des Jahres 1942 Die Stimmen, die durch die gen dessen, was gebraucht rausgegebenen Briefe wurden über 90.000 Menschen aus Briefe erhalten geblieben sind, wird und gerade deshalb in- zwischen November und De- der Provinz Czernowitz in die legen Zeugnis davon ab, daß teressant, weil hier klar wird, zember 1941, kurz nach der transnistrischen Lager depor- auch unter den extremen Be- unter welchen Bedingungen Errichtung der Lager, verfaßt tiert wurden. in der Zeitspan- dingungen in den Lagern kei- die Menschen in den Lagern und erreichten nie ihre eigent- ne zwischen 1941 und 1944 ne verallgemeinernden Aussa- leben mußten: Medikamente lichen Adressaten, Freunde, starben 50.000 Bukowiner gen über die Erfahrungen des gegen Thyphus und Husten, Familie und Kollegen in Czer- Juden und Jüdinnen in Trans- Einzelnen gemacht werden Kleidung sowie warme De- nowitz und Umgebung. nistrien. Eindringlich betont können. Generalisierende cken werden besonders oft er- Eröffnet wird der nun vorlie- Corbea-Hoisie, daß wir heute Aussagen über Lagererfahrun- beten. Aus einer Zahl der Brie- gende umfangreiche Band unter dem Begriff Shoah „die gen erfolgten retrospektiv in fe spricht die Enttäuschung durch ein Vorwort des Her- ungeheure Summe individu- den Jahren nach dem Zweiten über nichterhaltene Antwort- ausgebers und die Einleitun- eller Schicksale“ verstehen Weltkrieg, die Archive hinge- briefe und nie angekommene gen von Dieter A. Binder und müssen. gen bewahren die Stimmen Hilfspakete. Der Glaube an Andrei Corbea-Hoisie, den intakte Kommunikationswege Hauptteil bilden die Briefe ist noch groß, aber viele der selbst in faksimilierter Form versammelten Texte sind auch mit Transskriptionen und Martin Engel & Partner, Zeugnisse des schwindenden Übersetzungen in die Spra- Rechtsanwälte Vertrauens in die Welt außer- chen Deutsch, Rumänisch, Rechtsberater des Weltverbandes halb der Lager. Ukrainisch und Englisch. Die Die Mehrheit der Sender ver- Reihenfolge der faksimilier- der Bukowiner Juden schwindet durch die Verwen- ter Briefe entspricht jener, ------dung von Vornamen, Kosena- in der sie im Czernowitzer Testamente und Vermächtnisse men und familiären Anreden Gebietsarchiv gefunden wur- in der Anonymität. Daß ihre den. Durch die Übersetzung Stimmen nicht ungehört ver- der zumeist auf Deutsch oder Schadenersatz hallen und der Nachwelt er- Rumänisch, aber auch in jid- halten bleiben, dazu trägt discher und hebräischer Spra- dieses Buch auf besonders che verfaßten Briefe in die ärztliche Kunstfehler beeindruckende Weise bei. vier obgenannten Sprachen Marianne Windsperger wird auch die Intention der * Herausgeber deutlich: Einer- Immobilien (Benjamin M. Grilj in Kooperation seits werden die historischen ------mit Sergey Osatschuk und Dmytro Sprachräume der Bukowina Itzchak Sadeh Str. 17, Tel Aviv Zhmundyljak „Schwarze Milch. Zu- abgedeckt, andererseits wird rückgehaltene Briefe aus den Todes- durch die einleitenden Worte 03-5614702, 054-4431317 lagern Transnistriens“. Studienverlag Andrei Corbea-Hoisies klar, 2013. 1077 S., Euro 62,90) daß dieses Buch einen Beitrag 6 “DIE STIMME” NOVEMBER 2014 Bundesverdienstkreuz für Elie Wiesel BukowinerDichtung Ordenfür einen Mahner Paul Celan Heinrich Schaffer „Wer bin ich eigentlich, daß Zukunft zu lernen“, betonte ich Sie mit einem weiteren Steinmeier. Notturno Gedicht von der Preis ehre?“, fragte Bundesau- Wiesels Beitrag zur Versöh- Schlaf nicht. Sei auf der Hut. ßenminister Frank-Walter nung sei unermeßlich: „Durch Die Pappeln mit singendem Stelledes Herzens Steinmeier, als er dem Pub- sein Werk haben Hunderttau- Schritt lizisten und Friedensnobel- sende Menschen den Wunsch Münden Ströme in die Finster- preisträger Elie Wiesel Ende gefaßt, mehr über die Ver- ziehn mit dem Kriegsvolk mit. nis? Die Teiche sind alle dein Blut. September in New York das gangenheit zu erfahren, nach Schlagen Wogen durch das Bundesverdienstkreuz mit Auschwitz oder Buchenwald, schwarze Wasser? Drin grüne Gerippe tanzen. Stern überreichte. nach Berlin oder nach Israel Seit dem Schlaf, da mich mein Wiesel, 1928 in Rumänien zu reisen, um aus der Vergan- Eins reißt die Wolke fort, Herz verließ, dreist: geboren, wurde als 16jähriger genheit zu lernen“. Die Eh- Sah ich Augen heller nie noch zuerst nach Auschwitz und rung fand in kleinem Rahmen verwittert, verstümmelt, ver- nasser. eist, später ins Konzentrationslager in der Übergangsresidenz der Buchenwald deportiert. Über deutschen Generalkonsulin in blutet dein Traum von den Ach, der Regen kühlt nicht Lanzen. sein Leben während der Sho- Manhattan statt. mehr die Winde. ah hat er mehr als 40 Bücher In seiner Dankesrede erwider- Blauen Glückes funkelt nicht Die Welt ist ein kreißendes verfaßt. te Wiesel: „Diese Medaille ist die Flur. In der Laudatio auf den 85jäh- keine normale Angelegenheit Tier, das kahl in die Mond- Meinem nackten, erstgebore- nacht schlich. rigen sagte Steinmeier in New für mich in meinem Leben. nen Kinde York, die Auszeichnung sei Ich erhalte aus Deutschland Gott ist sein Heulen. Ich Barst im Haar die breite Per- fürchte mich und frier. (1941) eine „bescheidene Geste“ alle möglichen Dinge – nicht lenschnur. seines Landes, „um Dank- notwendigerweise Medail- barkeit zu zeigen“ für Wie- len.“ efg Und doch währt es, als ob le- sels „lebenslange Leistungen bend wäre, und schonungslose Anstren- Was schon lange Schein und gungen, die Erinnerung an GeflügelteWorte leichtes Erz. die Shoah, das schlimmste Der Stolz auf das Vertrauen, Laue Himmel leuchten und Verbrechen der Geschichte, das einem geschenkt wurde, die Leere, wachzuhalten“. Wiesels „Bot- ist eines der Hauptmotive Wo das Herz geschlagen, schaft des Friedens, der Süh- dafür, daß man Geheimnisse brennt vor Schmerz. ne und der Menschenwürde ausplaudert. )1932( hat uns allen geholfen, für die Dr. Samuel Johnson

Der „Weltverband der Bukowiner Juden“ bietet folgende Bücher in hebräischer Sprache zum Verkauf an:

„Die Shoah an den Juden „Das Buch der Juden von Suceava (Shotz) „Gura Humora, eine Kleinstadt aus der Nordbukowina“, - und die angrenzenden Gemeinden“, in der Südbukowina“, 616 S., gebunden, 120 NIS zwei Bände, insgesamt etwa 900 S., gebunden, 150 NIS 400 S., Paperback, 100 NIS

Alle drei Werke wurden von Yad Vashem unterstützt und gehören in die Bibliothek eines jeden, dessen Wurzeln in der Bukowina liegen. Alle Bücher können beim Weltverband direkt telefonisch bestellt und per Check oder Kreditkarte (zuzüglich des Portos) bezahlt werden. Unser Büro steht Ihnen für Bestellungen und Anfragen von sonntags bis mittwochs zwischen 8.30 und 12.00 unter 03-5226619 oder 03-5270965 zur Verfügung. NOVEMBER 2014 “DIE STIMME” 7 Danksagungen Unser tiefempfundener Dank geht diesmal an unseren lang- jährigent Leser und Gönner Herrn Marc Besen, Richmond (Australien), der dem Sozial- fond eine überaus großzügige Spende zur Verfügung stellte, um den bedürftigen Landsleu- ten in Not zu helfen. * Wir bedanken uns herzlich bei unserer großzügigen Gönnerin Frau Tanja Katz, Bogota (Ko- lumbien), die wieder einmal ihrer notleidenen Bukowiner Landsleute gedachte und dem Hilfsfond eine herzerwärmen- de Spende überwies. * Ebenfalls zu tiefem Dank ver- pflichtet sind wirHerrn Igo So- bol, Lincolnwood (USA), der das Sozialwerk der Bukowiner Juden mit einer feinen Spende unterstützte. August in Czernowitz * Unsere langjährige Leserin, Wieder einmal bin ich nach An einem Abend lud ich die des Jüdischen Museums in Frau Frida Rosenzweig, New Czernowitz gefahren, um die Volontäre in ein örtliches Re- Czernowitz, und Janne von York (USA), sandte dem Hilfs- Freiwilligen Helfer von SVIT staurant ein, um Ihnen für Ihr der „Aktion Sühnezeichen werk der Bukowiner Juden zu (Solidarity Volunteering Initia- großartiges Engagement und Friedensdienste”, die im Jüdi- den Hohen Feiertagen und im tive Tolerance) zu treffen. ihre ehrenvolle Arbeit zu dan- schen Museum in Czernowitz Andenken an ihren unverges- senen Gatten William Rosen- Jedes Jahr kommen diese fa- ken. voluntiert, zusammen. zweig s.A. eine wunderbare mosen jungen Leute, um den Edgar Hauser spendierte ih- Arthur Rindner Spende. Ihr gilt unser herzlichs- jüdischen Friedhof von Czer- nen danach noch ein leckeres * ter Dank im Namen der bedürf- nowitz vom wildwachsenden Eis in der traditionellen Her- Foto Gruppenbild: tigen Landsleute. Gestrüpp und Unkraut zu be- rengasse. Von links nach rechts: Janne, Der Weltverband der freien, die die alten Grabstei- Am nächsten Abend setzten Freiwillige des „Aktion Süh- Bukowiner Juden ne zu zerstören drohen. wir uns mit Christian Her- nezeichen Friedensdienste”, In diesem Jahr setzte sich die mann, der mittlerweile ein Mykola Kushnir, Arthur Rind- Gruppe junger Leute aus Po- Experte für die West-Ukraine ner und seine Lebensgefährtin Impressum len, Czechen, Iren und Ukrai- und ein fleißiger Blogger ist, Rina, Edgar Hauser und Chris- Herausgeber: Weltverband nern zusammen. mit Mykola Kushnir, Direktor tian Herrmann aus Köln. der Bukowiner Juden, Arnon Str. 12, 63455 Tel Aviv, in Zu- Czernowitzer Kochbuch sammenarbeit mit dem Dach- verband der Organisationen für Holocaust-Überlebende OmasKartoffelsuppe mit Einbrenn (Merkas HaIrgunim). Das beste für kalte und den Karotten in einen großen chen bilden!). Chefredakteurin: Bärbel Rabi English Desk: Arthur Rindner schmuddelige Tage: Omas Topf geben und mit Wasser Nun den Einbrenn in die Sup- Redaktionsschluß der Dezem- Kartoffelsuppe mit Einbrenn. bedecken, salzen und auf klei- pe geben und gut unterrühren. ner Flamme köcheln bis die Die Suppe mit dem Einbrenn ber-Ausgabe: 15. November Zutaten für die Suppe: 2014. Kartoffeln gar sind. noch einmal etwa 15 Minuten 4 große, geschälte Kartoffeln, Die Redaktion weist ausdrück- Für den Einbrenn: köcheln lassen. in Würfel geschnitten lich darauf hin, daß die Inhal- 2 geschälte Karotten, ebenfalls In einer bereitgestellten Brat- Zum Schluß mit etwas Pfeffer te und Meinungen der veröf- gewürfelt pfanne das Öl erhitzen, das würzen und abschmecken fentlichten Artikel allein in der Petersilie Mehl hinzugeben und unter und heiß mit einer Scheibe fri- Verantwortung der jeweiligen ständigem Rühren mit dem Öl schem Brot servieren. Wer Salz und Pfeffer zum Ab- Autoren liegen und nicht in verbinden, bis der Einbrenn möchte kann die Suppe mit schmecken der der Redaktion. etwas braun wird. Nun eine zwei EL Schmetten, die man Einbrenn: Das Büro des Weltverbandes Suppenkelle voll Suppe zum auf die fertige Suppe auf den 1-2 EL Sonnenblumenöl der Bukowiner Juden ist mon- Einbrenn hinzugeben und gut Teller gibt verfeinern. tags und mittwochs zwischen 2 EL Mehl verrühren (Achtung: Darauf Guten Appetit! 8 und 12 Uhr für den Publi- Zubereitung: achten, daß sich keine Klümp- kumsverkehr geöffnet. Die Kartoffeln zusammen mit Arthur von Czernowitz 8 “DIE STIMME” NOVEMBER 2014 Schnee von Gestern - ein jüdisches Familiendrama zwischen Polen, Israel und der DDR Billig fliegen Die Fluglinie Ryanair hat vor, Feivke und der HO-Laden Israel als Drehkreuz für Billig- flüge in alle Welt zu nutzen. „Deutschland ist nicht dein eine Deutsche. In Schlieben den Umgang mit deutscher Trotz des jüngsten Krieges mit Zuhause, sondern nur das war er Leiter eines HO-Ge- Geschichte in der DDR. Im der Hamas im Gazastreifen Land, in dem du lebst“, muß schäfts. Auf seinem Grabstein „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ läßt sich das irische Unterneh- sich die in Berlin lebende is- steht Kamerad Peter Schwarz. schummelte man sich aus der raelische Filmemacherin Yael Diese beiden so unterschied- historischen Verantwortung. men in seinem Vorhaben of- Reuveny zu Beginn ihrer lichen Geschichten passen Man sah kaum Veranlassung, fenbar nicht beirren. Chef Mi- 90-minütigen Dokumentation nicht zusammen. Yael Reu- besonders auf die Shoah ein- chael O’Leary sagte, daß zu- Schnee von Gestern von ih- veny bemüht sich seit Jahren, zugehen und die Verbrechen künftig Rußland, Mitteleuro- rem Vater sagen lassen. Yael die Bruchstücke zusammen- der in der DDR lebenden pa, Deutschland und viele hat, seitdem sie in Berlin lebt, zufügen. Sie dreht 2009 den Deutschen zu hinterfragen. andere Ziele von Israel aus gleich mehrere Tabus gebro- halbstündigen Film Erzählun- Die Spuren der Vergangen- angeflogen werden könnten. chen. Sie hat Eretz Israel ver- gen vom Verlorenen vor allem heit wurden an Orten wie Jährlich wolle man vier bis lassen und ausgerechnet im in Ostdeutschland und bei Schlieben einfach entfernt. In fünf Millionen Touristen ins Land der Täter einen neuen ihrer Familie in Israel. Es wird den ehemaligen KZ-Baracken Land bringen. Das habe Lebensmittelpunkt gefunden. ein filmisches Zeugnis eines wohnten nach dem Krieg ge- O’Leary auch dem israeli- Sie ist aber auch einem ganz sich gegenseitigen Nichtver- wöhnliche Deutsche. schen Transportministerium ungewöhnlichen Familienge- stehens. In Israel können ihre Schnee von Gestern ist jedoch versprochen. Er fügte hinzu: heimnis nachgegangen, das Mutter und die Freundinnen viel mehr als nur eine Spuren- „Ich habe große Pläne.“ Ei- 1945 in Lodz kurz nach Kriegs der nun verstorbenen Groß- suche in die Vergangenheit. gentlich habe man Israel ende beginnt. mutter nicht begreifen, wie Yael Reuveny bleibt auch im schon lange anfliegen wollen, Michal Pariser, geborene aus Feivke ein Peter Schwarz Hier und Heute. Sie trifft sich so der Chef. Doch der Schutz Schwarz, die Großmutter der werden konnte. In Schlieben mit ihren neuen deutschen der einheimischen Linie EL AL Regisseurin, stammte aus Wil- wiederum hat eine ernsthafte Verwandten, vor allem den und die damit einhergehen- na und war die einzige Über- Auseinandersetzung mit der Enkeln von Peter Schwarz, die den Restriktionen für auslän- lebende der Shoah aus der Geschichte nie stattgefun- wiederum plötzlich ihre jü- dische Gesellschaften seien Familie Schwarz. Alle ande- den. Ja, man wußte, daß der dischen Wurzeln entdecken. zu stark gewesen. Daher plant ren Angehörigen kamen ums „Schwarz Peter ein Halbju- Yael hält auch ihre Gespräche O’Leary die Umgehung mit Leben. So jedenfalls kennt de aus Polen war“, der wohl mit ihren Eltern und dem Bru- der israelischen Ryanair-Versi- Yael die Familiengeschichte. auch „seine Familie in Polen der filmisch fest. on. Die Konkurrenz Easyjet So hat sie ihr die Großmutter verloren“ hatte. Aber die ehe- Dabei begegnet sie vielen Wi- steuert Israel bereits seit einer immer erzählt. Besonders von maligen Aufseher des KZ-Au- derständen und Abneigung. Weile an. efg ihrem Bruder Feivke, mit dem ßenlagers schwiegen ebenso Und doch besuchen die El- sie ein ausgesprochen inniges wie ihr einstiger Häftling. tern ihre Tochter schließlich in Verhältnis verband, erzähl- Die Geschichte von Peter Berlin. Diese Szenen gehören Oberrabiner te sie oft. Den hatte Michal Schwarz und seiner deutschen zu den stärksten im Film. Yael Jerusalem soll wieder zwei Schwarz im Sommer 1945 auf Familie war mit Erzählungen Reuveny steht stellvertretend Oberrabbiner bekommen. dem Hauptbahnhof in Lodz vom Verlorenen noch nicht für eine junge, selbstbewußte Nach Jahren politischer Que- treffen wollen. Aber Feivke auserzählt. Yael Reuveny dreh- Generation von Israelis, die relen wird es bald Wahlen für kam nicht. Er war bei einem te weiter. Viele Szenen und jetzt in der Bundeshauptstadt einen Rabbi aus dem aschke- Brand gestorben, gelegt von Interviews des Erstlings finden wohnen. Sie hat sich ihr eige- nasischen sowie einen aus polnischen Nationalisten und sich nun auch in Schnee von nes Bild von den Deutschen dem sefardischen Lager ge- Antisemiten. Eine Tragödie, Gestern wieder, der Anfang gemacht und lebt – Englisch ben. Bürgermeister Nir Barkat die Michal Schwarz nie be- Mai in die Kinos kommt und sprechend – in einer immer erklärte, daß die Wahlen nach wältigte. für den Yael Reuveny zunächst multikulturelleren, europäi- den Hohen Feiertagen am 21. Nach dem Fall der Mauer im nach Polen reiste. Der Bahn- schen Metropole. Oktober abgehalten werden. fernen Berlin erfährt die Fami- hof in Lodz, an dem sich Feiv- Yael Reuveny hat mit diesem, Während die religiösen Partei- lie Reuveny plötzlich, sie habe ke und Michal niemals trafen, ihrem ersten langen Film ein en, darunter Schas, bereits Verwandte in Deutschland. wurde 2011 stillgelegt. Yael komplexes und vielschichti- ihre Kandidaten fit machen, Feivke, der geliebte Bruder, erfuhr gerade rechtzeitig da- ges Werk abgeliefert. Schnee erklärten die Ultraorthodoxen, hat doch überlebt und als Pe- von und filmte die Ruine kurz von Gestern ist ein Thriller, ein die Wahlen seien nicht legal, ter Schwarz in der DDR eine vor ihrem Umbau zu einem Familiendrama und die Ge- und riefen den Obersten Ge- Familie gegründet. In diesem unterirdischen Bahnhof. Auch schichte einer Selbstfindung. richtshof an. Verschiedene re- zweiten, den meisten Israelis in Polen modernisiert man die Die Regisseurin bringt sich ligiöse Vertreter sind aufgeru- unbekannten deutschen Staat Bahnhöfe und vernichtet so, mit ein, man sieht sie auch fen, für das Wahlkomitee aktiv ist er 1987 gestorben, in dem bewußt oder unbewußt, Ge- vor der Kamera. Dadurch be- zu werden und ihre Stimme kleinen Ort Schlieben im Sü- schichte. kommt diese so persönliche abzugeben. den Brandenburgs. Dort be- Geschichte auch etwas Uni- Und so hinterfragt die israe- Seit 2003, als die letzten bei- fand sich bis Kriegsende ein verselles und fast Fiktionales. lische Filmemacherin in bei- den Rabbiner gestorben wa- KZ-Außenlager, in dem Peter Eine unglaubliche Story – ge- den Filmen, der kurzen Etüde ren, hat die Stadt keine eige- Schwarz Häftling gewesen rade weil sie wirklich wahr ist. Erzählungen vom Verlorenen nen Oberrabbiner mehr ge- war. Nach seiner Befreiung und jetzt dem langen Werk habt. blieb er im Ort und heiratete Schnee von Gestern, auch Jörg Taszman efg