Allgemeinverfügung der Stadt Lennestadt

Aufgrund des § 28 Absatz 1 Satz 1 und 2 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) vom 20. Juli 2000 (BGBl. I S. 1045) in der zurzeit geltenden Fassung in Verbindung mit § 4c der Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 vom 12.05.2021 (Coronaschutzverordnung – CoronaSchVO) in der Fassung ab dem 22.05.2021 ergeht folgende

Allgemeinverfügung der Stadt Lennestadt vom 27.05.2021

über Ausnahmen von den Geboten und Verboten der §§ 2 bis 18 der Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (Coronaschutzverordnung - CoronaSchVO) vom 12.05.2021 in der ab dem 22.05.2021 gültigen Fassung für ein Modellprojekt auf dem Gebiet der Stadt Lennestadt

Die Stadt Lennestadt erlässt auf Grundlage von § 4c der Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (Coronaschutzverordnung - CoronaSchVO) vom12.05.2021 in der ab dem 22.05.2021 gültigen Fassung i.V.m. §§ 28 Absatz 1, 28a Absatz 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) i.V.m. § 35 Satz 2 Verwaltungsverfahrensgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (VwVfG NRW) folgende Allgemeinverfügung:

1. Abweichend von § 8 Abs. 1 Satz 1 und 2 ist die Durchführung von Konzerten und Aufführungen auf der in der Anlage 1 räumlich eingegrenzten, ca. 10 Hektar großen Fläche des Elspe-Festivals, in Lennestadt-Elspe zulässig. 2. Die Durchführung von Veranstaltungen und Aufführungen auf der Veranstaltungsfläche des Elspe-Festivals ist nur für die nachfolgend aufgeführten Darbietungen zulässig: Karl-May-Festspiele „Der Ölprinz“ in der Zeit vom 02.07.2021 bis zum 05.09.2021 täglich außer Montags und Freitags in der Zeit von 10 Uhr bis 20 Uhr. Vor Beginn der Spielzeit am 02.07.2021 besteht die Verpflichtung des Betreibers des Elspe Festivals, zwei Veranstaltungen örtlicher Kulturschaffender mit einer Besucherkapazität von mindestens 150, höchstens aber 500 Besuchern zur Überprüfung der praktischen und digitalen Vorgaben gemäß § 4c Abs. 1 Satz der Coronaschutzverordnung, durchzuführen. 3. Eine Öffnung des Festivalgeländes und Durchführung der unter Punkt 2 konkret aufgeführten Veranstaltungen ist nur zulässig, wenn a. lediglich Besucher Einlass finden, die vorab über eine digitale Plattform Eintrittskarten erworben haben bzw. vor Einlass durch den Veranstalter digital erfasst werden. Dabei werden die Daten zur Rückverfolgbarkeit nach § 4a CoronaSchVO erhoben. b. die maximale Personenanzahl (Besucher sowie 250 Mitarbeiter und Darsteller) auf dem Festivalgelände 2.050 Personen nicht übersteigt.

1 c. lediglich Personen Einlass erhalten, die ein negatives Ergebnis eines Tests auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 vorlegen können. Der Nachweis ist auf Papier oder in einem elektronischen Dokument zu erbringen und ist bei der digitalen Buchung bzw. spätestens beim Betreten des Festivalgeländes dem Betreiber vorzulegen. Das ärztliche Zeugnis oder das Testergebnis darf bei Vorlage nicht älter als 48 Stunden sein. Kinder bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres sind von dem Testerfordernis ausgenommen. Die Tests haben den Anforderungen der CoronaTestQuarantäneVO vom 08.04.2021 in der gültigen Fassung vom 10.05.2021 einschließlich deren Anlagen zu genügen. Unter den Voraussetzungen von § 1 Absatz 3, § 2 Nummer 1 bis 5, § 3 und § 7 der COVID- 19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmeverordnung vom 05.05.2021 steht eine nachgewiesene Immunisierung durch Impfung oder Genesung dem Nachweis eines negativen Testergebnisses nach Buchstabe c.) gleich. d. digital während der gesamten Veranstaltung die Abstände zwischen den unter Buchstabe b. aufgeführten Personen festgestellt werden, um eventuelle Infektionsketten nachvollziehen zu können. Dazu wird jeder Person auf dem Festivalgelände ein Token ausgehändigt, dass während der gesamten Aufenthaltsdauer am Körper zu tragen ist. Die Kontaktnachverfolgung wird über die Verknüpfung der Abstandsmessung mit den Besucherdaten /Mitarbeiterdaten mit Hilfe einer Software der Firma HMO AG sichergestellt. Zweck dieser Kontaktverfolgung ist es im Falle einer festgestellten Infektion nur Maßnahmen nach dem IfSG (Quarantäne) gegen diejenigen Personen einzuleiten, die den erforderlichen Mindestabstand nicht eingehalten haben. Insofern ist gewährleistet, dass keine pauschalen Quarantäneanordnungen gegenüber allen Besuchern / Mitarbeitern angeordnet werden müssen. e. Sämtliche Gebäude, egal welcher Nutzungsart (ausgenommen der sanitären Einrichtungen), sind von der Nutzung ausgeschlossen. f. ein von dem Gesundheitsamt des Kreis genehmigtes Hygienekonzept für die unter Punkt 2 aufgeführten Veranstaltungen vorliegt. Das Hygienekonzept sieht insbesondere einen konkreten Bestuhlungsplan des Zuschauerraumes (Mindestabstände) und eine genau Zuordnung der Person zum Sitzplatz vor. Ferner beinhaltet das Hygienekonzept u.a. Hinweisschilder auf die Pflicht zum Tragen medizinischer Schutzmasken oder z.B. die Einhaltung des Mindestabstandes der Besucher auf dem gesamten Festivalgelände. 4. Der Beginn der Veranstaltungsreihe unter Punkt 2 ist nur dann zulässig, wenn die 7-Tages- Inzidenz im Kreis Olpe ausweislich der täglichen Veröffentlichungen des Landeszentrums Gesundheit nicht mehr als 100 beträgt. 5. Die Veranstaltungsreihe unter Punkt 2 ist unverzüglich zu beenden, wenn im Kreis Olpe die 7- Tages-Inzidenz an sieben aufeinanderfolgenden Tagen mehr als 100 beträgt, sofern nicht im Einvernehmen mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales festgestellt wird, dass diese Überschreitung entweder einer bestimmten, nicht aus dem Modellprojekt resultierenden Infektionsquelle zugeordnet werden kann oder die Kreisverwaltung Olpe plausibel darlegen kann, dass der Anstieg der Infektionen nicht auf das Projekt

2 zurückzuführen ist und das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales dieser Einschätzung zustimmt. 6. Eine Unterbrechung/ ein Abbruch der unter Punkt 2 genannten Veranstaltungsreihe kommt auch dann in Betracht, wenn das das Modelprojekt initiierende Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen den Modellversuch beendet. 7. Für die Erhebung, Speicherung und Nutzung personenbezogener Daten gilt § 4c Abs. 3 Coronaschutzverordnung in der aktuellen Fassung. 8. Diese Allgemeinverfügung kann gemäß § 49 Abs. 2 Nr. 1 Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) NRW widerrufen werden, wenn das zuständige Gesundheitsamt die Fortführung des Modellprojekts aus Gründen des Infektionsschutzes, insbesondere aufgrund der Entwicklung des Infektionsgeschehens in der Modellregion oder auch in den angrenzenden Kreisen, für nicht vertretbar hält. 9. Es wird die sofortige Vollziehung der Nebenbestimmungen gemäß den Ziffern 2 bis 8 dieser Allgemeinverfügung gemäß § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Verwaltungsgerichtsordnung angeordnet, soweit diese sich nicht bereits aus § 28 Abs. 3 i.V.m. § 16 Abs. 8 Infektionsschutzgesetz ergibt.

Begründung:

Nach § 4c der Coronaschutzverordnung vom 12.05.2021 in der ab dem 22.05.2021 gültigen Fassung kann das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE) im Einvernehmen mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit, Soziales (MAGS) Modellprojekte auswählen, bei denen im Zusammenspiel mit Testungen, Impfungen, der digitalen Kontaktnachverfolgung gemäß § 4a sowie entsprechenden Hygiene- und Durchführungskonzepten abweichend von der Verordnung Bereiche des gesellschaftlichen und öffentlichen Lebens geöffnet werden, um digitale Lösungen zu erproben und wissenschaftliche Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen zur Pandemiebekämpfung zu gewinnen.

Die Stadt Lennestadt hat sich für ein solches Modellprojekt beworben und wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE) mit Schreiben vom 12.04.2021 ausgewählt.

Das Modellprojekt der Stadt Lennestadt beinhaltet die Durchführung der Veranstaltungsreihe „Der Ölprinz“ auf der Freilichtbühne in Lennestadt-Elspe durch die Elspe-Festival GmbH.

Die Kapazität der 96 m breiten Naturbühne beträgt unter regulären Bedingungen ca. 4000 Besucher, weitgehend „open-air“.

Zur Sicherung der vorgegebenen Mindestabstände zwischen den Gästen auf den Zuschauertribünen wird die Zuschauerkapazität um mehr als die Hälfte auf maximal 1.850 Besucher reduziert. Zudem sorgt die eingeschränkte Besucheranzahl für eine deutliche Entzerrung auf dem gesamten Festivalgelände.

Die konkreten Veranstaltungen werden in einem definierten Bereich intensiv betrachtet und von der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität wissenschaftlich untersucht.

Der Betreiber des Elspe Festivals verfügt über ein von dem Gesundheitsamt des Kreises Olpe genehmigtes Hygienekonzept. Bereits im Zeitraum vom 03.09.2020 bis 26.09.2020 hat die

3 Veranstaltungsreihe „Indian Summer“ auf dem Gelände des Elspe Festival mit jeweils bis zu 1.000 Besuchern stattgefunden. Das bestehende Hygienekonzept wurde dabei im „Echtbetrieb“ getestet und hat sich vollständig bewährt. Dieses wird durch Tests und Tools zur digitalen Nachverfolgung in unterschiedlicher Ausprägung ergänzt und so zu einer sicheren Konstellation verdichtet, die als Beispiel für andere Veranstaltungen unter mehr oder weniger freiem Himmel dienen kann.

Hinsichtlich der Erhebung, Speicherung und Nutzung der während der Modellphase erhobenen Daten gilt die Bestimmung der Coronaschutzverordnung.

Insbesondere vor dem Hintergrund, das aus der Modellphase herausgearbeitet werden soll, ob – und wenn ja- in welchem Bereich Infektionen schneller entstehen, ist eine entsprechende Erhebung erforderlich und angemessen.

Begründung der Anordnung der sofortigen Vollziehung:

Soweit sich die sofortige Vollziehung nicht bereits aus § 28 Abs. 3 i.V.m. § 16 Abs. 8 Infektionsschutzgesetz ergibt, wird sie gemäß § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 Verwaltungsgerichtsordnung angeordnet, weil diese im öffentlichen Interesse liegt.

Das Modellprojekt „Elspe- Festival“ mit einer erhöhten Zuschauerkapazität soll dazu beitragen, einen Weg in ein Leben mit geringeren bzw. ohne Kontaktbeschränkungen zu ebnen.

Dennoch ist festzustellen, dass in der Bevölkerung durchaus auch Bedenken bezüglich des Vorhabens bestehen. Es besteht Sorge, dass das Infektionsgeschehen vor Ort durch Öffnungen im Rahmen des Modellprojekts wieder zunehmen könnte und womöglich der erneute Erlass stärker freiheitsbeschränkender Maßnahmen für die Bevölkerung die Folge sein könnte. Da nicht auszuschließen ist, dass das Modellprojekt Auswirkungen auf die Bevölkerung der Modellregion entfalten kann, sind zum einen Maßnahmen zu ergreifen, die auch bei Durchführung des Projektes einen größtmöglichen Schutz für die Bevölkerung garantieren sollen, zum anderen aber auch eine Akzeptanz für das Modellprojekt in der Bevölkerung bewirken. Es ist daher zwingend erforderlich, dass die zum Schutz der Gesundheit angeordneten Nebenbestimmungen von Projektbeginn an umgesetzt werden

Rechtsbehelfsbelehrung:

Gegen diese Allgemeinverfügung kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Klage erhoben werden. Die Klage ist beim Verwaltungsgericht , Jägerstraße 1, 59821 Arnsberg, zu erheben.

Weiterer Hinweis:

Die Nebenbestimmungen dieser Allgemeinverfügung sind sofort vollziehbar. Eine Klage hat mithin keine aufschiebende Wirkung. Auf Antrag kann die aufschiebende Wirkung der Klage ganz oder teilweise angeordnet bzw. wiederhergestellt werden. Der Antrag ist beim Verwaltungsgericht Arnsberg, Jägerstraße 1, 59821 Arnsberg, zu stellen.

Lennestadt, 27.05.2021

(Puspas, Bürgermeister)

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