Zur Geschichte de des Bode- Museums

Nach um 1386–1466 Löwe (»Marzocco«) 19. Jh. – Original: Florenz 1419–20 Sandstein. Inv. Nr. AE 38 Die Skulptur ist eine Kopie nach einem Werk Donatellos, in den Raum ein. Hier fanden zum Beispiel der Varra- das der Florentiner Bildhauer 1419–20 für die Residenz mista-Altar von Andrea della Robbia und die Kreuzigungs- von Papst Martin V. in der Klosteranlage von S. Maria gruppe des Antonio Begarelli Aufstellung, die auch Novella in Florenz geschaffen hatte (Abb. 1). Als Ersatz heute noch dort zu sehen sind. Insgesamt wurde der für eine thematisch entsprechende Darstellung aus Eindruck eines Kirchenraumes erreicht, wobei auch dem 14. Jahrhundert, die in ruinösem Zustand war, Grabdenkmäler, Wappen und Wandbrunnen berück- erhielt Donatellos Werk 1812 einen neuen Aufstellungs- sichtigt wurden. In der Mitte der Basilika befand sich ein ort vor der Fassade des . Aber auch prachtvolles Lesepult mit Intarsien und reicher Schnit- Donatellos Skulptur wurde 1847 aus konservatorischen zerei und das aus der Certosa von Pavia stammende Gründen erneut umgesetzt, und zwar in die Uffizien. Chorgestühl von Pantaleone de’ Marchi (jetzt in Raum 129). Heutzutage befindet sie sich im Museo Nazionale del in Florenz. Die meisten der übrigen Ausstellungsräume prägte ein ähnliches Gestaltungskonzept wie die Basilika. Bei dem Marzocco, der das Lilienwappen von Florenz Die große Neuerung durch Wilhelm Bode bestand im in den Pranken hält, handelt es sich um das heraldische Hinzufügen von dekorativen Bildwerken und Möbeln Florentiner Herrschaftssymbol. Abgeleitet ist der Name zur bestehenden Sammlung. Den Gemälden und Bild- von dem lateinischen Martius oder Mars, einem Sym- werken der italienischen Renaissance sollte so ein bol von Stärke und Großmut. zeitgemäßer, wirkungsvoller Rahmen verliehen wer- den. In den Jahren vor der Eröffnung wurden deshalb Auch in dem als Renaissancemuseum für die Gemäl- gezielt historische Architekturelemente und Ausstat- degalerie und die Skulpturensammlung konzipierten tungsgegenstände, wie Portale, Kamine, Plafonds und 1904 eröffneten Kaiser-Friedrich-Museum, heute (historische Zimmerdecken), Wappen und Möbel vor- Bode-Museum, symbolisierte der Marzocco Florenz, wiegend in Italien erworben. In reduzierter Form ist und zwar als ein Hauptzentrum der italienischen Re- Bodes Ausstellungskonzept auch heutzutage noch naissancekunst. Aufstellung fand die Skulptur auf einer spürbar. hohen Säule in der sogenannten Basilika (Abb. 2), dem architektonischen und ideellen Zentrum des Gebäudes. In Korrespondenz zum Marzocco wurde auch die Lupa (Wölfin) als Wahrzeichen von auf einer hohen Säule präsentiert.

Die Basilika, ein großer, durch zwei Geschosse gehender Raum, entstand in Anlehnung an die Florentiner Kirche der Hochrenaissance San Salvatore al Monte (Abb. 3). Ziel war es, den Besucher*innen zu vermitteln, wie Abb. 1 Nach Donatello, Abb. 2 Die Basilika des Abb. 3 Innenraum der »Marzocco« © Staatliche Kaiser-Friedrich-Museums, Kirche San Francesco al sakrale Kunstwerke ursprünglich präsentiert wurden. Museen zu Berlin, Skulp- um 1910, SMB-ZA, V/ Monte in Florenz In den »Seitenkapellen« konnten über Altartischen groß- turensammlung und Fotoslg. 1.1.5./151 © Staat- © Foto: Kunsthistori- Museum für Byzantini- liche Museen zu Berlin, sches Institut Florenz, formatige Gemälde, aber auch Skulpturen installiert sche Kunst / Antje Voigt Zentralarchiv Abbildung nach: Bernd werden. Ohne die Gesamtwirkung der Architektur zu Wolfgang Lindemann (Hrsg.), Bode-Museum. beeinträchtigen, fügten sich die Kunstwerke harmonisch Architektur – Sammlung – Geschichte (München Text: Volker Krahn 2010) S. 79