ISEPTEMBERCON 2020

CON SEPTEMBER2 2020 HELMUT NEWTON I .COM - 069 29 99 34 67

COVER: HELMUT NEWTON, FRENCH VOGUE, RUE AUBRIOT, PARIS 1975, COPYRIGHT HELMUT NEWTON ESTATE DIESE SEITE: ARMIN MORBACH; MARIO TESTINO V Hoffnungsstrahl. fällt durch die dichten Bäume, wie immer schon der Waldshooting. Setzen wir uns doch ins Moos, Licht Fotos von Helmut Newton. Und verweilen gern im Daher freuen wir uns sehr über die Strecke mit den lange Sicht bewahrt den besonderen Augenblick. anders kommt, kann das durchaus Zauber haben. Die mich an diesen Tag: So viel ist möglich. Und wenn es ton- „Ufo“, fotografiert von Armin Morbach, erinnert de, sondern losgelöst. Das faszinierende Louis-Vuit- bunden gewesen wäre, wie auf einem hohen Gebäu- wirrt hatte: Weil ich nicht mehr mit der Erde ver- erklärte mir, warum die Höhe meinen Sinn nicht ver- Kuchen, grad so, als wäre ich pünktlich gewesen. Und Doch er offerierte wie selbstverständlich Tee und Haus in Gstaad. Bis ich ankam, war Abendbrotzeit. längst verabredet mit Gunter Sachs zum Tee in seinem beeindruckt als wir. Das eigentliche Problem: Ich war schließlich auf einer Wiese, die Kühe waren weniger sonst. Nach ungefähr zwei Stunden landeten wir komischerweise keine körperliche Panik auslöste wie noramas verlor sich das Zeitgefühl. So, wie die Höhe nicht spüren, angesichts des atemberaubenden Pa- Blanc-Gipfel, der Korbführer ließ uns seine Nervosität schließlich gefühlt auf Augenhöhe mit dem Mont- dauern. Wir schwebten im Wortsinn davon, waren E Informationen zum Datenschutz finden Sie unter www.welt.de/datenschutz. Sie können diese auch schriftlich unter Axel Springer SE, Datenschutz, Axel Springer Straße 65, 10969 Berlin ICON ist ein Supplement in der WELT AM SONNTAG. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit. Chefredakteurin: Inga Griese (verantwortlich); Dr. Philip Cassier (Senior Editor), Caroline Börger (Managing Editor), Heike Blümner Jennifer (Textchef), Hinz, Silvia Ihring, Gabriele DITORIAL Thiels (Head of Design). ICON Digital: Sara Krüger. Korrespondentin in Paris: Silke Bender. Autoren: Tom Junkersdorf (Editor-at-Large), Susanne Opalka Sollte auch nur eine Viertelstunde henprobleme, aber es war dienstlich. unbedingt mein Traum, ich habe Hö- zu einer Ballonfahrt eingeladen, nicht or vielen Jahren war ich in der Schweiz AXEL AXEL SPRINGER SE vertreten durch den Vorstand Dr. Mathias Döpfner (Vorsitzender), Jan Bayer, Dr. Stephanie Caspar, Dr. Julian Deutz. Publisher: Carola Curio ([email protected]) Druck: BPW sp. z o.o., Sp. k. 59-730 Nowogrodziec Herstellung: Thomas Künne Fotoredaktion: Julia Sörgel (Foto Director), Elias Gröb. Bildbearbeitung: Kerstin Schmidt, Malte Wunder. Postproduction: Luna Simic VERLAGSLEITUNG VERLAGSLEITUNG WELT: Merrit Kraus; Stv.: Heiko Rudat; Anzeigen ICON: Jacqueline Ziob ([email protected]) VON INGA GRIESE INGA VON Lektorat: Cordelia Marten, Andreas Stöhr. ICON Office: Jasmin Seikowsky Artdirector: Barbara Krämer; Gestaltung: Maria Christina Agerkop Mehr ICON?Unterwww.iconmagazine.de Nächste Ausgabeam 18. Oktober2020 Instagram: @ICON.magazin W Mail: [email protected] I MPRESSUM as bleibt? 9 ZEIGEN SIE IHREN WAHREN GLOW

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MODE MATTHIAS HARDER, 55, kennt Helmut Newtons Wie John Galliano für Margiela Mode Werk wohl so gut wie niemand sonst, von Newtons 22 von früher ins Heute übersetzt Frau June einmal abgesehen. Seit 16 Jahren ist der Vintage-Winner promovierte Kunsthistoriker und Fotografie-Experte Der Sachse Johann Ruttloff fertigt Kurator und inzwischen auch Direktor der Helmut 24 East goes West Jeans, die weltweit Furore machen Newton Foundation in Berlin. Der Fotograf hat ihn vor Van Cleef & Arpels erkundet, woher seinem Tod 2004 noch selbst eingestellt, „Wir trafen 26 Edelsteine eigentlich kommen uns im Kempinski und sprachen ein paar Stunden, Prachtforschung June kam dazu und er zischte ihr zu ‚his English is Zu Helmut Newtons 100. Geburtstag quite good, his English is quite good‘ – und schwupps, 28 Der Ewige zeigen wir Fotografien des Meisters hatte ich einen neuen Job.“ Harder gewinnt dem Die besten Herbstaccessoires, schier überbordenden Werk Newtons mit jeder Aus- inszeniert im bayerischen Urwald stellung neue, überraschende Aspekte ab. Dass er 38 Schön grün hier auch ein guter Erzähler ist, zeigen die Texte zu aus- Anne Ratte-Polle zeigt große Mode gewählten Fotos Newtons, die er für ICON zum 100. 46 Spiel weiter und spricht über große Rollen Geburtstag des Fotografen schrieb. Seite 28

Cover: FRENCH VOGUE, RUE AUBRIOT, PARIS 1975 Aufgenommen hat Helmut Newton die Nachtszene in KOSMETIK der titelgebenden Gasse im Pariser Stadtteil Marais, Warum Duftklassiker auch heute wo er auch selbst lebte; im Bildhintergrund befindet 54 New Classics funktionieren, verraten die Experten sich sein Wohnhaus. Das Modell mit den zurück- Diese Kosmetik-Neuheiten haben gegelten dunklen Haaren trägt einen Hosenanzug von bestimmt auf lange Sicht Bestand Yves Saint Laurent, eine für damalige Zeiten durchaus 56 Stay now revolutionäre Modesetzung, die in Newtons Bild ihre Vollendet, aber nicht perfekt: Wie adäquate Visualisierung erfährt. Auch hier schwingt 58 Make Makel Thomas de Kluyver Gucci belebt eine gewisse Ambivalenz mit, denn das Marais der 1970er-Jahre war des Nachts eine Gegend, in der sich viele Prostituierte präsentierten – und so ist die un- nahbar wirkende Dargestellte auf Newtons Aufnahme DESIGN einerseits eine sehr moderne, mode- und selbst- Unser Designbeirat beschäftigt sich bewusste Frau, andererseits fragt sich der Betrachter diesmal vor allem mit Konsequenz möglicherweise, auf wen sie dort eigentlich, allein, 60 100 Prozent pur rauchend, wartet. Newton rekurrierte mit dieser hin- Ein Meister der Funktion: Zum 100. tergründigen Inszenierung vermutlich auch auf die 61 Sinn & Zweck Geburtstag Vico Magistrettis Berlin-Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner, auf denen Die Koreanerin Yoon Ahn designt eine die Kokotten nachts rauchend am Pariser Platz auf 62 verführerische Tasche für Bulgari ihre Kunden warteten. Was ’ne Schlange

GESCHICHTEN Eklektizismus mit Niveau – zu Besuch 64 Sammelsurium im Den Haager „The Collector“ Postkarten erreichen uns aus der 65 Global Diary Toskana und vom Zürichsee Blick ins Atelier: So wird das „Bar 26 Jahre ist her, dass der Hamburger TIM PETERSEN 66 Jacket“ von Christian Dior gestrickt nach New York auswanderte, um dort eine Karriere Bauplan als internationaler Fotograf zu starten. Plan geglückt. Doch nun zieht es ihn beruflich immer häufiger nach Berlin, „das mit großen Schritten aufholt“. Für ICON fotografierte er die Schauspielerin Anne Ratte-Polle, die einfach loslegte. „Sie war schon wunderhübsch, als sie ins Studio kam, und wurde dann mit jedem Foto noch ein bisschen schöner. Das hat großen Spaß gemacht.“ Seite 46 DAVID VON BECKER; TIM PETERSEN TIM BECKER; VON DAVID

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Raffinesse, unverwechselbare Designs und herausragende Handwerkskunst. Wenn sich im Oktober zur Prêt-à-Porter-Show der Frühjahr-/Sommer-Kollektionen 2021 die beiden Marken gemeinsam präsentieren, ver- einen sich nicht nur höchste Ansprüche und die natürlichen Synergien der Haute Couture und der Haute Horlogerie. Die Partnerschaft der Familienunternehmen bringt zudem die Leidenschaft der beiden Luxusmarken für kompromisslose Handwerkskunst und Kreativität zusammen sowie ihre Fertigkeit, Klassiker immer wieder auf neue Weise zu interpretieren. Eine Leidenschaft, die mit innovativen Kreationen, umgesetzt durch hochtalentierte Kunsthandwerker, stets welt- MODERNES CHARISMA weit neue Trends in ihrer jeweiligen Branche setzt. Eine Leidenschaft, die Kreativität be- flügelt und Menschen durch ihre einzigartige Die achteckige Lünette ist das markanteste Merkmal der Royal Oak Uhr, Sprache der Emotionen zusammenbringt. die zur wahren Legende der Moderne wurde. Ihr kraftvoller, edler Look und das Zifferblatt mit dem „Tapisserie“-Muster heben sie auch in Mehr Inspiration unter www.audemarspiguet.com ihrer neuesten Erscheinung in 34 mm von der Masse ab. ANZEIGE

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Erstmals wurde das Gehäuse der Royal Oak Concept Flying Tourbillon mit einem Finish aus mattiertem Gold geschmückt. Eine jahrhunderte- alte florentinische Goldschmie- detechnik, die das mehrstufige Zifferblatt aus vier überein- ander angeordneten Ringen besonders anmutig umrahmt. STILISTEN UNSERE BEIRÄTE HABEN EINEN BLICK AUF DIE LANGE SICHT

Komm in die Puschen. Sie sind so schön VON JW ANDERSON ALESSANDRO GAROFALO ALESSANDRO GOLDENE ZEITEN Ein Künstler ist, der es schafft, von IN GRÜNER UMGEBUNG den Kanälen Venedigs abzulenken und den Blick auf goldene Wasser- Annika Murjahn, Projektleiterin „Caparol Icons“ fälle zu ziehen. Fabrizio Plessi ge- lingt dies, indem er Flüsse aus Gold in die Fenster des Museo Correr Gerade bin ich nach 16 Zimmer, die Möbel, das denen wir manche dunkel projiziert. Die Installation ist Teil Jahren in England nach Licht, die Kunst, die an den streichen, damit man erlebt, der Ausstellung „L’età dell’oro“ Deutschland zurückge- Wänden hängen wird. Man wie schön das Licht dar- (Goldenes Zeitalter), die kehrt: Von London mitten in steht da mit der Farbkarte, unter wirkt. die Stadt feiert und vom Haus Dior den Taunus, in ein Haus findet alle Töne toll und ist Es gibt übrigens noch einen gesponsert wird. Bis 15. November. direkt am Wald. Der Kon- erst mal überfordert. In Grund, warum ich London trast könnte kaum größer dieser Situation sind sonst nicht vermisse: die Nähe zu sein, und ich kann nicht unsere Kunden – ich bin in Frankfurt. Die Stadt hat behaupten, dass mir die der Firma Caparol, die eine tolle Kunst- und Mu- Metropole fehlt. Das liegt meine Familie seit 125 sikszene, und im „Saasfee- auch an den Farben der Jahren führt, für die Luxus- *Pavillon“ kommt beides Umgebung. Grün habe ich marke Caparol Icons ver- zusammen: ein Ort für wahnsinnig gern, und es antwortlich – und umso Video- und Soundinstalla- wird auch die Räume unse- mehr möchte ich zeigen, tionen, an dem DJs der res Hauses prägen. Ich wie gut man mit Farben Frankfurter Labels auflegen arbeite gerade am Farb- gestalten kann. Seien es die und der von einem Künst- konzept. Es gibt so viele Heizkörper, die in Kontrast- lerkollektiv geführt wird. Einflüsse zu bedenken, die farben zu Objekten werden, Verblüffend, dass der Ort Abfolge der Farben, der seien es die Decken, von noch als Geheimtipp gilt.

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STILISTEN AUF LANGE SICHT MIT ZITRONEN GEHANDELT wird entgegen der Kon- notation sehr erfolgreich auf Sizilien. Die Insel hat Im Fokus: sich stets ihre Ursprüng- lichkeit bewahrt. Ein Cha- Klar, sind rakterzug, der auch auf die Entwürfe von Lucie und hier die Luke Meier für Jil Sander Pracht- zutrifft. Fotograf Olivier Kervern setzte vor Ort die steine. Frauen- und Männerkol- VON TAMARA lektionen in Szene, eine COMOLLI Werbekampagne wie eine Reise, die zum Buch wird, gehört ebenfalls zum Kon- zept der Designer. Der Bildband „Sicily“ zeigt die Ergebnisse. Jil Sander Publishing. OLIVIER KERVERN/JIL SANDER KERVERN/JIL OLIVIER

JE LÄNGER, JE LIEBER griffen hat, ist der Spuk dann der Nachbarn und Reiher nut- auch schon fast vorbei. Nichts zen sie als Aussichtsplattform. Florentine Joop, Illustratorin in Potsdam ist nach der Geburt, wie es Auf lange Sicht kann niemand vorher war, fragt die Mütter klarsehen. UND die Babys. Deshalb je länger, je lieber. Die Kunst strebt die Ewigkeit im Plant man den schnellen Erfolg, Van Gogh winkt aus der Ewig- Diesseits an, wissend, dass wir das schnelle Absahnen, die keit und weiß, wovon ich rede. hier begrenzten zeitlichen schnelle Nummer, dann wird Mozart ist Jenseits-Milliardär, Spielraum haben. Die Kunst will das nix mit der Ewigkeit. Nach- Bram Stoker hätte seinen Dra- Ewigkeit, so wie die Liebe. ES haltigkeit und Achtsamkeit cula als Trademark eingetragen soll uns überdauern, aber heißt nicht nur Umwelt okay, es und regierte die Welt, als gäbe gleichzeitig im Jetzt Erfolg und heißt auch die Ewigkeitsschä- es das Limit der irdischen Exis- Glück bringen. Viel verlangt für den vermeiden. Bitte auch in tenz nicht. ein bisschen Menschsein, für der Kunst! Auf lange Sicht sind wir also das bisschen Gefühl, für das Das Zeichen für Unendlichkeit alle tot. Die Ewigkeit erwartet elend bisschen Weg hier auf ist eine liegende Acht. Acht wie uns. Ich kam neulich zu der der Erde. in Achtsamkeit. Alles kommt ILLUSTRATION: FLORENTINE JOOP FLORENTINE ILLUSTRATION: Erkenntnis, dass die Ewigkeit Gärten und Gartenkunst geben wieder. Nichts endet. Meinen „Auf lange Sicht sind wir alle der Normalzustand ist und das einem eine vage Sicht auf Un- Kindern versuche ich beizu- tot.“ Ich zitiere den wichtigen Leben die kurze Ausnahme. In endlichkeit und Ewigkeit. Leh- bringen, nicht nur den eigenen Wirtschaftsforscher und Öko- Wahrheit sind die meisten ren uns Demut und Achtsam- Müll vom Strand mitzunehmen, nomen, John Maynard Keynes. immer tot. In dieser kurzen keit. Unsichtbares, verborgen sondern auch den, der schon Er sprach 1939 in einem In- Ausnahmesituation „Leben“ als Keim oder Knolle, gesetzt im da war, als man ankam. Unter- terview davon, dass in wirt- können einem schon mal die Frühjahr letzten Jahres, im Kopf nehmen können anfangen schaftlich schwachen Zeiten, Sicherungen durchbrennen. eingeplant, doch noch nur eine damit, nicht nur aufzuhören mit Krisenzeiten gar, der Staat mit Man ist das Leben ja nicht ge- Lücke, die sich, wenn alles Fußabdrücken in der Ewigkeit, Geld einspringen müsse, denn wöhnt. Es dauert lange, bis man aufgeht, im Folgejahr, im Folge- sondern die schon gemachten in diesen Zeiten funktioniere sich darin einfindet, und man- leben schließt. Wer das ganze zu entfernen. der freie Markt nicht mehr. Er cher benimmt sich wie ein In- Werk bewundern will, muss It’s the end of the world as we war der Auffassung, dass nie- karnationsverweigerer. Und langen Atem haben. Manches know it, daher die Frage: Werde mand wirklich prognostizieren wenn man grade den Ausnah- wird von den Enkeln erst richtig ich die Welt besser oder könne, wie die fernere Zukunft mezustand als „normal“ be- erkannt, die Weiden, die sich schlechter hinterlassen? aussehe. Angeblich unwissend, auf den Bildern der Omas und nehmen seine Theorien ca. 100 Opas noch zierten, stehen nun Jahre später richtig Fahrt auf. als kleiner Wald gegen die Sicht

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www.gellner.com STILISTEN AUF LANGE SICHT BLIESWOODS OKTOBERFEST- TRAUMA Das Oktoberfest ist der Oscar ALLES IN für meine Seele. Seit zehn ORDNUNG Jahren wache ich nach der „O’zapft is!“-Bierorgie be- Einrichtung fasziniert schwingt im „Bayerischen Hof“ Betrachter am meisten, auf – allein mit meinem Rausch wenn sie einer Ordnung und den romantischen Glocken folgt. Am besten jener des Doms. Die Wiesn ist ein der Person, die darin Lebensgefühl, 14 Tage bleibt die lebt. Über 30 Beispiele Welt stehen. Ich treffe 100 von Kim Jones bis David Freunde – per Zufall. Allein die de Rothschild zeigt Krea- durstige Vorfreude macht tivdirektorin Alex Eagle happy, die Vorwahl 089 schon mit Fotos und Texten in beschwipst, die Nummer 21200 ihrem Buch „More Than glücklich. Just a House: At Home Jeden Oktober buche ich ein with Collectors and Zimmer für das nächste Ok- Creators“ (Rizzoli). toberfest – und freue mich ein Jahr lang vor. Nüchtern. Ich bin ein bayerischer Hanseat und die KATE MARTINI; ALESSANDRO MOGGI ALESSANDRO MARTINI; KATE Wiesn ist für mich ein phi- losophischer Biergasmus. Die Wiesn 2020 ist ein Phantom- schmerz. Sie fällt aus. Eine ITALIEN, WAS WIRD? potenzial, und gerade Südita- 6-Millionen-Party in Corona- lien mit seinem einzigartigen Alessandro Grassi, PR Consultant und Co-Inhaber von Zeiten wäre eine Katastrophe. Lebensstil und seinen Tradi- Wie überwindet – und überfeiert Grassi + Partners, Mailand und Florenz tionen wäre ein guter Kan- – man das Wiesn-Trauma? Was didat, um einen neuen Quali- wir vermissen, lieben wir noch Was für ein Segen es ist, in hersteller, Winzer und Kunst- tätstourismus zu etablieren. mehr. Mein Wiesn-Idol „Pea- einem Land zu leben, das handwerker sind die Dreifal- Mehr Sorge bereitet mir nuts“ Erdmann, endlose Möglichkeiten und tigkeit Italiens, und jetzt Mailand. Die Stadt leidet der seit 30 Schönheit bietet. Italien, das genießen sie die Aufmerk- unter dem Ausbleiben der Jahren seinen zuvor von den Italienern nicht samkeit, die ihnen gebührt. Shopping-Touristen, dem Stammtisch im mehr richtig wertgeschätzt Während die Gastronomie Trend zum Homeoffice und „Augustiner“- wurde, als man für 30 Euro ohne Investoren oder Stamm- dem Ausfall von Terminen Zelt hat (bestes woanders hinfliegen konnte. publikum strauchelt, bieten und Events. Rom hingegen ist Bier!), zapft jetzt Jetzt zog es die Leute aufs sich auch Chancen durch die von Natur aus resilienter. Die am Tegernsee Land: Weit weg von Men- Einführung von zugäng- Struktur der Stadt funk- Blieswood im Käfer-Zelt an – draußen im schenansammlungen ver- licheren Menüs und einer tioniert wie eine Ansammlung kleinen Trach- brachte man die Zeit auf stärkeren Verbindung zu kleiner Dörfer, und der Vati- ten-Kreis. Mein Traumaplan: Bauernhöfen oder in Land- lokalen Produzenten. Städte kan, die Regierung und die Einen Tesla X mieten und hin- häusern, die schneller ver- wie Lucca und Pisa, die oft staatlichen Unternehmen schweben! Wirte-Original Sepp mietet wurden, als man übersehen werden, haben ein sorgen für eine Grundstabili- Krätz zapft am Dom an – in klicken konnte. Lebensmittel- enormes Entwicklungs- tät. 2021 sehen wir weiter. seinem „Andechser“ (mit Reser- vierung). Es gibt eine Mini- Wiesn in der Innenstadt (50 Lokale). Aber: Wie feiert man bei Corona? Hinter den Kulissen: Einmal Ein Freund lud mich jetzt ein auf Valentino-Designer eine Insel – im Privatjet (man kontaktiert nur circa acht Per- Pierpaolo Piccioli im sonen). Aber: Will man flüchten? Die günstigste Flucht ist eine römischen Stammsitz über die kalte Mass Bier. Die Münchner Schulter gucken? Unter Relativitätstheorie: 1 Mass = 1 Stunde selbstbestimmtes valentino.com ist das nun Glück! Die Wiesn ist überall. möglich. Bella Italia, PS: Unser Freund Gerhard Meir ist im Himmel – mit 65. Prosit. bello Valentino!

18 GREENS AND BEANS Eine beschauliche Auswahl an Wellingtons, also Gummistiefeln, deutet es an: Man ist auch gern draußen. Spätestens seit der Netflix-Serie „The Crown“ wissen wir, dass Queen Elizabeth besonders gern in Garten und Pferdestall nach dem Rechten sieht. Sänger und Fotograf Bryan Adams fotografierte die Königin 2001 im Buckingham Palace anlässlich ihres des Thronjubiläums . Weitere gute Bekannte zeigt die Ausstellung „Bryan Adams – Exposed“. Ab 2. Oktober, Gericke + Paffrath Gallery, Düsseldorf BRYAN ADAMS BRYAN

ROTES GOLD Herbert Seckler, Wo bleibt die Ästhetik? Mache ich mich überhaupt noch zu- „Sansibar Sylt“ recht? Lohnt es sich, morgens noch zu überlegen: Was ziehe ich an, ziehe ich mich überhaupt an? Oder verlernen wir das jetzt Die vergangenen Monate haben dem Wort komplett? Ich glaube es nicht, sondern eher an das Gegenteil. „Nachhaltigkeit“ einen neuen Anstrich An die besondere Mühe, die man sich geben sollte, wenn man verpasst. Wir wissen nicht, was wird, und das Homeoffice mal verlässt. Und manchmal auch, wenn man Von Wolfgang Joop freuen uns daher, wenn wir auf Dinge es betritt. Die Belohnung der Achtsamkeit. stoßen, die uns erhalten bleiben. Mit Blick Lothar de Maizière hat bei der Unterzeichnung des Vertrages zur Wiederver- auf die Zukunft habe ich kürzlich anstelle einigung gesagt: „Jetzt weiß ich, was Gnade ist.“ Nämlich ein unerwartetes Ge- von Gold Wein gekauft. Stabile Geschich- schenk von Veränderung. Ich hoffe, dass wir klüger herauskommen aus diesem ten, von denen man weiß, dass sie alt wer- Lockdown, der einen auch emotional betrifft: Mensch verhalte dich ruhig, mache den können. Die sicherste Investition sind keinen Quatsch, versuche zu verstehen. Ich warte jetzt auf das unerwartete Ge- meiner Meinung nach Bordeaux-Weine – schenk. Und auf weniger Angst. Und wir haben uns schon vorher fragen müssen: neben ein paar wirklich guten Exemplaren Warum haben die Wiesen keine Schmetterlinge mehr? aus dem Napa Valley und Italien. Im Bor- deaux liegen die großen fünf Châteaus, wo die Grands Crus gekeltert werden: Lafite Und sonst noch Rothschild, Margaux, Latour, Haut-Brion und Mouton Rothschild. Was von dort FLEISSARBEIT: Alfons Kaiser, leitender Redak- kommt, hält sich. Ich will keinen der fünf teur bei der FAZ, hat ein Buch über Karl Lager- bevorzugen. Von Jahr zu Jahr ist mal der feld geschrieben, das schon deswegen aus den eine und mal der andere etwas besser, aber vielen Erinnerungen über den verstorbenen Mode- das sind Nuancen. Selbst wenn man die Flaschen in zehn Jahren nicht verkauft, sind schöpfer hervorragt, weil es so uneitel ist. die immer noch köstlich. Lagerfeld selbst hätte womöglich nicht jedes Aber für mich gilt: Nur der verkaufte Wein ist gut recherchierte Kapitel gemocht, aber in je- der beste Wein. Wer das Geld hat, kann die dem Fall die Akribie. Karl Lagerfeld, „Ein Deut- blind kaufen. Wichtig ist eher, sich beim scher in Paris“, C.H. Beck Kaufpreis nicht übers Ohr hauen zu lassen. Damit man sich nicht nachhaltig ärgert. LOOK!! Classy Icona

UNSERE Hat nicht jede! Parfüm „Bourreau des Fleurs“ ICONA von Serge Lutens ZEIGT +

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Zauberei ist auch dabei

Der Meister des ohn Gallianos Laune scheint bis 2003 Kreativdirektor war und groß- und engmaschig ge- hervorragend zu sein. In dem strickte Twinsets mit überdimensionalen Druckknöpfen zeigte. Überflusses, John Podcast „The Memory of… Bei Margiela etablierte sich Replica derweil als Linie, die be- with John Galliano“ lässt er sondere Vintage-Stücke akribisch rekonstruierte, aber auch für Galliano, wagt sich an J den Zuhörer an einem zwölf- Schuhe und Düfte. die Wiederbelebung von minütigen Bewusstseinsstrom in nasalem Mit Recicla bringt Galliano das Konzept bei Margiela nun auf britischen Englisch zu den Inspirationen den aktuellen Stand des Zeitgeistes: Denn Reproduktion wie Vintage-Stücken. Recicla seiner aktuellen Herbst-/Winterkollektion bei Replica ist immer noch Produktion und somit potenzielle bei Maison Margiela teilnehmen. Von Ressourcenverschwendung. Aber alte Kleider stur aufzutragen nennt sich das Projekt – seiner Faszination mit Uniformen und widerspricht irgendwie auch dem Wesen der Mode. Es braucht „der bourgeoisen Vorliebe für Zugehörig- „einen gewissenhaften Erfindungsgeist“, so der Designer. Und und knüpft bei Margiela keit“ ist unter anderem die Rede. Aber am den Spürsinn des Vintage-Jägers. Er und sein Team haben sich an Traditionen an meisten freut er sich über seinen neuesten weltweit auf die Suche nach einzigartigen Stücken aus unter- Coup, eine Linie, die ab sofort wieder- schiedlichen Epochen gemacht. Danach werden sie dekon- kehrender Teil der Prêt-à-porter von Margiela ist, obwohl sie struiert, verfremdet und zu Statement Pieces wieder zusammen- streng genommen Öko-Couture ist: „Sie heißt Recicla“, ver- gesetzt. Bei Kleidern, die Galliano augenzwinkernd „Poverina“ kündet er mit bühnenreifem Timbre in der Stimme und kichert (arm) genannt hat, wird die äußere Hülle abgetrennt, sodass – nun ja – ein bisschen wie ein zwielichtiges Märchenwesen aus nur noch das Futter bleibt, was wiederum mit Kaschmir unter- einem Kinderhörspiel. legt wird. Außerdem gibt es glanzvoll aufgearbeitete alte Korb- Magie ist auf jedem Fall auch bei Recicla (sprich: Retschikla) im taschen und die Signature-Tasche des Hauses „5AC“ aus den Spiel, denn der Designer, der Jahrzehnte für seine Opulenz Restbeständen luxuriöser Ledermanufakturen. und Mehr-ist-mehr-Philosophie bei Givenchy und Dior gefeiert Obwohl Reclica Teil der Prêt-à-porter-Linie ist, handelt es sich wurde, hat sich jetzt ganz zeitgenössisch dem Recycling und bei jedem Look um ein Einzelstück. Weltweit werden sie aus- Upcycling zugewandt – der Verwandlung von alt zu neu und schließlich in den Boutiquen des Hauses verkauft. Auf den begehrenswert. Dass das bei ihm keine magere, pragmatische eingenähten Labels lässt sich außerdem nachvollziehen, woher Angelegenheit wird, versteht sich eigentlich von selbst. das ursprüngliche Kleidungsstück kommt und aus welcher Auch der einstige Gründer des Labels, Martin Margiela, hatte Epoche es stammt. Galliano jedenfalls ist begeistert: „Dass ein ausgeprägtes Faible für Kleidungsstücke aus vergangenen man einem Stück ein neues Leben geben kann und es damit Epochen. Er erfand 1994 die Sub-Linie des Hauses „Replica“. verlängert“, bringt ihn vor Freude zum Kichern. Der Mann Zunächst vergrößerte er zeitlose Puppenkleider, ein Konzept, muss es wissen. Wenn jemand sich mit Neuerfindung auskennt,

das seine Spuren sogar bei Hermès hinterließ, wo er von 1997 dann er. Heike Blümner ICON MONTAGE: (3); MARGIELA MAISON

2 2 Der Herbst in Österreich. Das pure Leben.

Erlebe die Kraft der Natur.

Die Erde ist noch feucht vom nächtlichen Regen und die Morgenluft ganz kühl: Im Herbst lässt sich die Natur besonders intensiv und mit allen Sinnen erleben. Warum der Herbst bei uns gleichzeitig so erholsam und aktivierend ist? Weil Österreich mit seinen fruchtbaren Naturlandschaften und gesundheitsfördernden Mikroklimata die besten Bedingungen dafür schafft, sich lebendig zu fühlen. Wasser, Feuer, Erde, Luft–die Elemente der Natur entspannen, faszinieren, erden und machen achtsam. Sie entschleunigen, spenden neue Kraft und zeigen: Das Wesentliche ist meistens auch das Ein- fache.

Urlaub in Österreich ist Urlaub in schönster Natur. In duftenden Wäldern und auf weiten Wiesen. Auf erhabenen Bergen und an klaren Seen. austria.info/Herbst MADE IN GERMANY

Kein Weg zu weit Das Leben ist eine andauernde Suche nach der perfekten Jeans. Der Designer Johann Ruttloff bietet persönliche Lösungen. Heike Blümner besuchte ihn

Der Designer Johann Ruttloff (oben) ist Alleinherrscher über die Maschinen, Entwürfe und die Produktion in seinem Atelier in Dresden RUTTLOFF JOHANNES (3); ERLER JULIUS „Die Handwerks- kultur von Japan hat mich fest gepackt“

amstags herrscht Ruhe. In dem 500 Qua- lum selbst zusammen: Fachbücher und YouTube – Vi- dratmeter großen Atelier von Johann Rutt- deos aus japanischen Jeansmanufakturen, sowie „ganz loff in Dresden stehen die 28 Nähmaschi- viel Trial and Error“. nen still. Im Hintergrund läuft leise Popmu- Eine Portion Talent kam wohl auch noch ins Spiel. En S sik und im Licht, das durch die großen passant berichtet der Designer, dass er Maß nur mit Fenster fällt, tanzen ein paar Staubpartikel. An der hin- dem Auge und anhand von Notizen nehme, die er teren Wand steht ein Regal aus Holz, in das Dutzende sich mache, wenn er die Kunden vor sich sehe – und Ballen von Denim-Rollen eingehängt sind, davor dabei eigentlich immer richtig liege. Aber auch Stan- Schubladenschränke mit weiteren Stoffproben und dardgrößen bietet er an: Eine Mini-Kollektion für Knöpfen. An der Seite hängen auf der Stange Schnitt- Männer und Frauen, die online bestellt werden kann, muster seiner Stammkunden aus weißem Papier. Es ist und seit Neuestem auch einen Online-Konfigurator, ein großzügiger, besinnlicher Ort. Und es wird auch mit dem sich der Kunde bestimmte Details wie den am Montag hier nicht viel lauter werden. Denn der Stoff, Verstärkungen oder Stickereien mit Aufpreis 31-jährige Jeans-Schneider schmeißt den Laden seit selbst aussuchen kann. Für diejenigen, die eine ganz zehn Jahren allein. Aus dem ehemaligen „Tal der Ah- und gar individuelle Hose wünschen, gibt es persönli- nungslosen“, wie Dresden zu DDR-Zeiten genannt che Termine in Dresden, bei denen jede Naht und je- wurde, weil man hier kein West-Fernsehen empfan- des Detail abgestimmt wird. Ein Drittel seiner Kund- gen konnte, exportiert er Jeans, die für Menschen in schaft nutze dieses Angebot: „Ein Stammkunde von ganz Deutschland, China, den USA, Thailand, Nor- mir reist jedes Mal an einem Tag aus dem Saarland hin wegen und Großbritannien modische Breaking News und zurück, um mir seine Idee der perfekten Jeans zu sind. In der Corona-Zeit habe die Nachfrage noch ein- vermitteln.“ Die Kosten für eine Ruttloff-Jeans von mal zugenommen, berichtet der „komplette Autodi- der Stange beginnen bei 300 Euro, bei einem Maß- dakt“ und lächelt fast entschuldigend. Modell sind es um die 500 Euro. Dass aus diesem östlichen Zipfel Deutschlands Jeans Das Konzept, dem Alltagskleidungsstück Jeans viel und Chinos kommen, die weltweit unter Liebhabern Aufmerksamkeit zu schenken, ist aufgegangen. Über für Furore sorgen, entbehrt nicht einer feinen Ironie – allem steht für Ruttloff der Schnitt und die Qualität schließlich galten West-Jeans zu DDR-Zeiten fast als des Denims. Für den Designer gibt es da nur eine Op- harte Währung. Andererseits hat der Erfolg von „Rutt- tion: „Der Standard bei japanischem Denim ist welt- loff Jeans“ mit dem weiteren historischen Kontext weit einzigartig“, erzählt er. Die langstapelige Baum- Sachsens zu tun. Der Designer erzählt, dass es in der wolle stamme meist aus Ostafrika, werde dann in Ja- Gegend um Chemnitz vor hundert Jahren eine florie- pan auf speziellen Webstühlen verarbeitet und mit rende Textilindustrie gab. Auch zu DDR-Zeiten wur- Naturindigo gefärbt. „Das Feingeistige und die Fähig- de hier noch produziert, aber „allerspätestens nach keit, die Stoffe lebendig wirken zu lassen“, habe es dem Mauerfall war dann nichts mehr los“. ihm angetan, schwärmt er. Die Jeans ist in Japan nicht Das textile Wissen aus der DDR sei „komplett ver- Was sitzt, das sitzt: einfach nur hell- oder dunkelblau, sondern die Stoffe schütt gegangen“. Und so betätigte er sich als eine Art Jeans aus japanischem bieten unzählige und immer neue Varianten in Haptik, Archäologe und suchte und fand zurückgelassene Be- Denim. Darunter: Blauton und Maserung. stände mechanischer Textima-Nähmaschinen: „Ich Auswahl an Knöpfen Auch die Japaner sind auf den Dresdner Jungunter- habe sie auseinandergenommen, gewartet und adjus- nehmer bereits aufmerksam geworden: Von einer in tiert.“ Heute stammen die meisten seiner Maschinen Düsseldorf ansässigen Handelsorganisation wurde er aus den 60er- bis 80er-Jahren. Mit einigen Ausrei- nach Japan eingeladen, unter anderem nach Okayama ßern: Das älteste Gerät im Einsatz ist eine französische in die Webereien, „dort, wo der wahre Zauber pas- Kurbelstickmaschine aus dem Jahr 1901, die er nutzt, siert“. Nur drei Monate später flog er ein weiteres Mal um Schriftzüge in den Stoff einzustechen. hin, „die Handwerkskultur des Landes hat mich fest Und so kam die ursprüngliche Faszination des Desig- gepackt“. Die Sprache hat es ihm ebenfalls angetan. ners zunächst „über die Mechanik“. Das „Konstrukti- Sobald die Covid-19-Gefahr vorüber ist, plant er wei- ve und Architektonische“ habe ihn dann an der Jeans tere Reisen dorthin. interessiert. Mit den alten Maschinen legte er einfach Und noch mehr folgenreiche Planungen stehen an: los: „Es sah schrecklich aus“, sagt er heute und lacht. Dresden, so erzählt Ruttloff, werde langsam zu eng für Aber scheinbar dann doch nicht schrecklich genug. die ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Nicht nur, dass er, Denn seine Freunde fanden es gut, was er da machte, der am liebsten alles selbst macht, eingesehen habe, und feuerten ihn an. Nach der Schule bekam er einen dass er auf personelle Unterstützung nicht mehr ver- Studienplatz für Modedesign auf Burg Giebichen- zichten könne. Es gibt auch den Traum von einem stein, das er nach drei Monaten abbrach: „Ich wollte Atelier mit Laden, Laufkundschaft und internationa- sofort in die Selbstständigkeit“, erzählt Ruttloff, der im lem Publikum. Über Hamburg, Berlin und Düsseldorf Gespräch eher sanft und zurückgenommen als drauf- denke er nach. Der Berg ist lange Zeit zum Propheten gängerisch wirkt. Und so stellte er sich sein Curricu- gekommen. Zeit für einen Gegenbesuch.

2 5 MUST-SEE

Pracht und Wissenschaft

Vom Innern der Erde bis zu den Kronjuwelen: Van Cleef & Arpels und das Pariser Naturkundemuseum beleuchten die Genese und die Geschichte der Edelsteine. Silke Bender traf den Kurator François Farges zur Preview

och sind die Vitrinen leer, die Aufbauten im faszinierendste Schatzkammer im Ausland, die der Professor vollen Gange. Doch die geheimnisvolle Licht- im Rahmen seiner Reisekostenrichtlinien entdecken durfte, szenerie funktioniert bereits. Vor dem schwarzen sei das Grüne Gewölbe in Dresden gewesen. Tunnel, an dessen Ende ein rötliches Licht wa- Mit der Ausstellung „Edelsteine“ will er vor allem das Nicht- N bert, wartet der Kurator François Farges. „Eine Offensichtliche sichtbar machen. Das, was sonst oft vom Glanz Reise zum Mittelpunkt der Erde gefällig?“ der Juwelen, der Pracht und Macht, die sie repräsentieren, Ohrschmuck Das Untergeschoss des Pariser Naturkundemuseums bereitet überblendet wird. Der Erste, ganz in Schwarz gehaltene Raum, „Eucalyptus“ sich auf eine der wichtigsten Ausstellungen der Saison vor. Die beweist das bereits. Der Kurator bleibt vor einem leeren Schau- aus dem Jahr Rückkehr aus den Sommerferien, Anfang September, wird kasten stehen und zückt sein Smartphone: Auf dem Bildschirm 1971 von Van besonders in Paris zelebriert. Jede Kulturinstitution wartet mit erscheint eine auf den ersten Blick recht unspektakuläre, rund Cleef & Arpels den Programm-Höhepunkten des zweiten Halbjahres traditio- vier Zentimeter große Muschel, die um 1930 bei Ausgrabun- nell bis zur „rentrée“. So auch diese Ausstellung mit dem gen im heutigen Algerien gefunden wurde. Ihre Bedeutung schlichten Namen „Edelsteine“, hinter der sich eines der ehr- wurde erst 1987 bei näherer Analyse entdeckt: Es ist das älteste geizigsten Ereignisse des Jahres, wenn nicht sogar Jahrzehnts, heute bekannte Schmuckstück der Welt und wurde bereits vor verbirgt. Über 750 Ausstellungsstücke, davon 250 Meister- 90.000 Jahren von den Cro-Magnon-Menschen, den ersten werke aus der Heritage-Sammlung des Juwelierhauses Van modernen Homo sapiens und Nachfolgern der Neandertaler, Cleef & Arpels: Nie oder selten gezeigte Kronjuwelen, his- getragen – vermutlich als Brosche oder Kopfschmuck. „Das torischer Schmuck von den Azteken über die italienische Bedürfnis, sich zu schmücken, ist damit so alt wie die Mensch- Renaissance bis zum französischen Königshaus treffen auf heit“, sagt er. 90.000 Jahre – wie können Wissenschaftler Mineralien und spektakuläre Rohedelsteine wie einen 15 eigentlich diese Altersangabe so exakt angeben? „Mittels der Kilogramm schweren und 2,5 Milliarden Jahre alten Rubin- Messung der verbliebenen Radioaktivität in den Objekten“, kristall aus Indien. erklärt der Mineraloge. Für Farges ist es ein Höhepunkt seiner Karriere. Die Ausstel- Gleich neben der vergleichsweise winzigen Muschel wird ein lung, „die auf wissenschaftlich exakte und ästhetisch an- mächtiges Objekt unschätzbaren Wertes Platz finden: Die 1,5 spruchsvolle Weise die ganze Geschichte des Schmucks er- Tonnen schwere Orsini-Tafel aus dem Archiv des Hauses, die zählt“ und sie „vom Mineral über den Edelstein bis zum Juwel“ zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt wird: Die römischen aufrollt, beschäftigt ihn schon lange. „Edelsteine sind auf mehr Orsini-Prinzen überreichten sie 1659 Kardinal Mazarin als als nur eine Weise kostbar: In ihnen offenbart sich die 4,6 diplomatisches Geschenk. In die Tischplatte aus Carrara-Mar- Milliarden Jahre alte Geschichte unserer Erde.“ mor sind naturalistische Intarsien wie Vögel, Rosen und Der Kurator ist Mineraloge und einer der berühmtesten Schmetterlinge aus Lapislazuli, Jaspis, Perlmutt und eine un- Schatzjäger der Welt. 2007 löste er das Jahrhunderträtsel um ermessliche Zahl weiterer Edelsteine eingearbeitet. Gleich den legendären „French Blue“. Der mit 69 Karat größte je daneben der „Turmalin-Baum“ von Jean Vendôme, der als gefundene blaue Diamant wurde im 17. Jahrhundert vom erster Juwelier aus natürlichen Mineralen Schmuckobjekte Sonnenkönig Ludwig XIV. erworben, während der Französi- schuf und damit als Vater der modernen Schmuckkunst gilt. schen Revolution geraubt und galt über 215 Jahre als ver- Van Cleef & Arpels wird ihm Anfang Oktober noch eine ei- schollen. Farges gelang es, den ebenso sagenumwobenen gene Ausstellung in den Räumen ihrer „Schmuckschule“ am Hope-Diamanten als den umgeschliffenen French Blue zu Place Vendôme widmen. identifizieren. „Ich, ein Indiana Jones? Wäre ich gern, aber Im zweiten Teil der Ausstellung wird das geologische Ent- dafür ist das Reisebudget des Museums viel zu klein“, sagt er stehen der Steine anschaulich gemacht. Das komplexe Wirken und lächelt. „Die Schätze finden andere und schicken sie dann aus Druck, Temperatur, Flüssigkeiten, Wasser, Sauerstoff und

zur Analyse zu mir. Ich bin eher ein Schreibtischtäter.“ Die lebendigen Organismen. Ein natürlicher Rubinkristall, etwa (2) ARPELS & CLEEF VAN

2 6 Wunder der Natur, Ausdruck von Kultur: Seltene Steine wie dieser blaue Topas mit Rauchquarz werden in Paris gezeigt

30 Millionen Jahre alt, wird so präsentiert, wie er im burmesi- Welche Steine werden wir in Zukunft begehren? Das Finale schen Mogok-Tal entdeckt wurde. Eingebettet in seinen wei- widmet sich dem Futur der Juwelierkunst. Der Kurator hätte ßen Marmorblock, wird er mit unterschiedlich geschliffenen eine Idee: Gerade hat er, wieder mal, eine neue Edelsteinart Rubinen gezeigt, bevor sie in Schmuckstücke gesetzt werden. wissenschaftlich zertifiziert und beschrieben: Den sogenann- In dieser Sektion wird auch erklärt, warum manche Gegenden ten „Laurentthomasit“, der erst dieses Jahr auf Madagaskar wie das Mogok-Tal in Myanmar besonders reich an Rubinen geschürft wurde. „Ein magischer Stein, der je nach Lichteinfall und anderen Edelsteinen sind. Doch auch in Europas Tiefen und Drehung entweder grün, blau oder gelb erscheint. Was lagern noch verborgene Schätze. „Zwei extrem wertvolle und für ein Potenzial für Juweliere!“ Für eine gebührende Präsenta- farbintensive Steine, die erst 2018 in der Auvergne gefunden tion in der aktuellen „Edelstein“-Ausstellung kam er leider zu wurden, die Puy-de-Dôme-Saphire mit 93,5 und 31,6 Karat.“ spät. Doch, da ist der germanophile Farges ganz Franzose: Die Selbst das deutsche Idar-Oberstein könnte laut Farges für nächste Ausstellung zur nächsten Rentrée kommt bestimmt. Schatzsucher ergiebig sein: Ein riesiger, 26 Kilogramm schwe- rer Achat aus Rheinland-Pfalz gehört seit 1770 zur Sammlung „Pierres précieuses“ im Pariser Naturkundemuseum, des Museums. bis 14. Juni 2021

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Der Mann, der die Frauen liebte

100 Jahre wäre der meisterhafte Fotograf Helmut Newton dieser Tage alt geworden. Und je mehr Zeit verstreicht, umso facettenreicher und mutiger erscheint sein Lebenswerk. Wir haben ikonische Aufnahmen aus dem Modekontext ausgewählt. Matthias Harder, der Direktor der Helmut Newton Stiftung, bietet Einblicke

SELF PORTRAIT WITH WIFE AND MODEL, PARIS 1981

Wer ist hier das Model? 1981 wurde Helmut Newton gebeten, Re- genmäntel für die italienische Männer-„Vogue“ zu fotografieren. Da steht er nun im Burberry-Trench mit seiner doppeläugigen Spiegelre- flexkamera, zusammen mit einem Aktmodell und fotografiert es und sich über einen großen Spiegel. Da wir die nackte Frau in der linken Bildhälfte gleichzeitig von hinten und von vorn sehen, muss sich der Fotograf hinter ihr befunden haben. Das Besondere an diesem ambiva- lenten Bild ist das integrierte Porträt von June Newton, die auf der Höhe des Spiegels auf einem Regiestuhl sitzt und die ganze Situation – wie eine Moderedakteurin – professionell beobachtet. Hinter ihr ist der Ausgang des ebenerdigen Pariser Studios zu sehen. Eigentlich kam June vorbei, um ihren Mann zum Mittagessen abzuholen, und wusste nicht, dass sie sich im Bildfeld befand. Es handelt sich formal und in- haltlich um eine ziemlich interessante Figurenstaffelung: Der Fotograf ist die kleinste Figur im Bild, er „verzwergt“ geradezu neben der freizü- gig posierenden Nackten neben ihm. Er schaut von oben in den Sucher seiner Kamera, bleibt im Hintergrund und ist dennoch Verursacher dieser Aufnahme. Der eigentliche Hauptbildgegenstand, nämlich der Regenmantel, wird durch die gewählte Bildkomposition einerseits marginalisiert, andererseits verbindet das Motiv die drei Hauptgenres in Newtons Werk: Mode, Akt und Porträt. Bei dem Modell handelt sich um Sylvia Gobbel, die fast zeitgleich für Newtons berühmtes Diptychon „Sie kommen“ nackt posierte und mehrfach im Sommerhaus des Paares in Ramatuelle, in der Nähe von Saint-Tropez, zu Gast war. Ebenfalls 1981 hatte Newton zu dieser Auf- nahme seine legendäre „Naked and Dressed“-Bildserie für die italie- nische und französische „Vogue“ begonnen. Dafür fotografierte er mehrere Modelle bekleidet und unbekleidet in der gleichen Auf- stellung oder Bewegung, die als Diptychen in der Modezeitschrift veröffentlicht wurden. „Self-Portrait with Wife and Models“ entstammt der gleichen grundsätzlichen Bildidee, jedoch als Einzelwerk realisiert.

CLAUDIA SCHIFFER, VANITY FAIR, MENTON 1992

Das Ehepaar Newton zog 1981 von Paris nach Monte Carlo. Die Wintermo- nate verbrachten sie jedoch meist in Kalifornien – und so änderten sich auch die Aufnahmeorte im Werk der beiden. Weg von Paris, wo Newton CATHERINE DENEUVE, PARIS 1976 20 Jahre lang intensiv gearbeitet, ja seinen unvergleichlichen Stil entwickelt Die französische Schauspielerin spielt vor Newtons Kamera eine hatte. Im Jahr 1992 führte ihn ein Auftrag für die Zeitschrift „Vanity Fair“ in ähnliche Rolle wie in „Belle de Jour“, dem preisgekrönten, surrealen den französischen Küstenort Menton. Die Szene mit Claudia Schiffer wirkt Skandalfilm von Luis Buñuel aus dem Jahr 1967 mit Kostümen von wie ein visuelles Selbstzitat seiner berühmten, nächtlichen Straßenszene in Yves Saint Laurent. Auch hier, neun Jahre später, schlüpft sie in die der Pariser Rue Aubriot aus dem Jahr 1975. Andererseits besteht ein ent- Rolle der Verführerin, schaut offen und herausfordernd in die Kame- scheidender Unterschied darin, dass Schiffer hier nicht für eine Mode- ra. Es wirkt wie der Blick in einen Spiegel, prüfend, sich selbst kon- strecke fotografiert wird, sondern als Frau und Persönlichkeit . Ihr eng- trollierend. Mit ihrem Daumen scheint sie sich ihr seidenes Nacht- anliegendes und tief ausgeschnittenes Kleid korrespondiert mit ihrem Lip- hemd noch tiefer herunterziehen zu wollen, während ein Träger penstift. Die langen Haare umspielen ihr Dekolleté, das Kinn hebt sie selbst- bereits von ihrer Schulter gerutscht ist. Die Szene zeigt eine subtile bewusst, ja herausfordernd in die Höhe. Mit ausgestrecktem Arm stützt sie wie provokante Frivolität, andererseits ist sie in keiner Weise anstößig sich an der Hauswand in der engen südfranzösischen Gasse ab, während sie oder vulgär. Die Verbindung von Exhibitionismus und Voyeurismus, den anderen Arm hinter ihrem Körper verbirgt. Es ist keine natürliche Hal- von Intimität und Distanz mündet bei Newton – wie hier – häufig tung, und so stellt sich eine seltsam surreale Wirkung ein, nicht nur wegen beim Typus der Femme fatale. Die Reduktion und Abstraktion der der Unschärfe im Bildhintergrund und des beinahe psychedelischen Kom- Realität durch das Schwarz-Weiß der Aufnahme passt perfekt zur Idee plementärkontrastes rot-grün. Es könnte durchaus auch eine After-Party- des „Film noir“, dem die Szene ebenfalls entstammen könnte. Un- Szene sein, die Newton hier visualisiert hat: Die Protagonistin geht leicht gewöhnlich ist der vergleichsweise enge Bildausschnitt und der visu- angetrunken nach Hause; hier hält sie kurz inne, doch hinter ihr ver- elle Schnitt durch die Stirn der Protagonistin am oberen Bildrand, schwimmt die konkrete Wahrnehmung, und so wirkt die Szene wie aus wodurch der ausdrucksstarke Blick noch intensiviert wird. Entstan- einem David-Lynch-Film. den 1976 für das Magazin „Esquire“, lässt sich nicht eindeutig be- Newton hat mit dem deutschen Supermodel häufig zusammengearbeitet. stimmen, ob es sich um ein Modebild oder ein Porträt handelt, was Es begann kurioserweise mit einer Schwarz-Weiß-Werbestrecke für eine nicht unüblich für Newtons Inszenierungen ist. Er hat die Genre- österreichische Baumarktkette. Später posierte sie für ihn häufig als Vamp. grenzen immer wieder überlappen lassen. Später hat Newton diese Hier inszeniert er die damals 22-jährige Schiffer als weiblichen Archetypus, Aufnahme mehrfach in seine Publikationen und Ausstellungen auf- gewissermaßen als Hollywood-Schauspielerin, vergleichbar mit Marilyn genommen. Sie ist zu seinen ikonischen Bildern zu zählen und ver- Monroe oder Brigitte Bardot. In diesem Bild werden die europäischen und körpert gleichzeitig das faszinierende Image von Catherine Deneuve. amerikanischen Mythen des Femininen vereint.

STERN, LOS ANGELES 1980

Für den „Stern“ entstand 1980 eine Mode- strecke in Los Angeles, meist mit dem glei- chen Personal: zwei weibliche Modelle in Kleidern von Karl Lagerfeld, die er für Chloé entwarf, in Kombination mit fünf braun gebrannten, durchtrainierten Män- nern in schwarzen, knappen Badehosen. Fitnesstraining war in dieser Zeit in den USA Breitensport, die Männer wurden von Newton hier als bloße Statisten eingesetzt. So nannte er sein viertes Buch aus dem Jahr 1984, in dem auch dieses Modebild erneut veröffentlicht wurde, bezeichnenderweise „World without Men“. Denn Männer bleiben in seinen Modevisionen nur Bei- werk, während sie in seinem Porträtwerk, das in dieser Zeit parallel vor allem in und um Hollywood beginnt, auch als Persönlich- keiten eine tragende Rolle übernehmen. Die Location für das Modeshooting ist eine kalifornische Villa mit Pool, Skulpturen und Säulen, die wie eine Filmkulisse wirkt, und die Männer scheinen einem Gladiatoren- film entsprungen. Die beiden Frauen, je- weils links und rechts am Rand des querfor- matigen Bildes, flirten mit ihnen. Einer lehnt sich selbstverliebt an eine weiße, lebensgroße Aktskulptur in der Bildmitte, die einen formalen Kontrast zum dunklen Feld, dem Einblick ins Innere der Villa, bildet. Die Plastik ist eine schlechte Kopie oder Transformation der Antike, vermutlich noch nicht einmal aus Marmor, und ihre Nacktheit kontrastiert mit den dunklen Kostümen der Models. Die Frauen zeigen durch bewusste Ausfallschritte ziemlich viel Bein, eine subtile Verführungsgeste. In einem anderen Bild dieser Modeserie steht eine der beiden Frauen im kurzen Rock, leicht breitbeinig an der geöffneten Tür des gleichen Hauses. Die fünf halb nackten Männer kommen dem Modell langsam über eine Steintreppe entgegen. Vergleichbare Szenen finden wir in allen Gemäldegalerien dieser Welt: Geöffnete Mieder, Fenster oder Türen verweisen dort auf die verlorene Unschuld der Protagonis- tin. Hier inszeniert Newton die Frau jedoch als aktiven Part des erotischen Spiels; sie lockt die Männer lächelnd ins Haus. Ei- gentlich geht es in diesen Bildern, das dürfen wir nie vergessen, um die Visualisie- rung eines Lagerfeld-Kleides – doch die eingebaute Parallelgeschichte verläuft wie immer bei Newton im erweiterten Assoziationsrahmen. ELIZABETH TAYLOR, LOS ANGELES 1985

Porträts wie dieses von Elizabeth Taylor liebt der Zeitschriftenmarkt: So stellen sich viele Fans ihre Hollywood-Lieblinge vor, ein bisschen stilisiert vielleicht, aber immer schön zurechtgemacht und umgeben von luxuriösestem Beiwerk. Helmut Newton hat diese Wünsche perfekt bedient, aber immer auch etwas Salz in die Suppe ge- streut. Die Taylor liegt hier elegant, beinahe arrogant, mit gehobenem Kinn auf einer gepolsterten Liege in ihrem Garten in Los Angeles. Die damals 53-jährige oscar- prämierte Schauspielerin konnte 1985 schon auf eine vier Dekaden währende Holly- wood-Karriere zurückblicken, doch sie arbeitete zu dem Zeitpunkt so gut wie nicht mehr für das Kino und die großen Studios. Ihre Prominenz nutzte sie stattdessen unter anderem als Unterstützerin der Aids-Forschung. Und so zeigt Helmut Newton uns die Schauspielerin auch als eine Filmfigur von gestern, mit müden Augen, eine Spur gelangweilt von Geld und Ruhm, völlig anders, viel unnahbarer, als er beispiels- weise Catherine Deneuve in Paris porträtierte. Die Geste ihrer linken Hand und der ganze Stil dieses Celebrity-Shots wirken etwas altmodisch, wie eine Szene aus der großen alten Zeit Hollywoods in den 1930er-Jahren, ein weißer Pelz dient ihr als zusätzliche Decke. Ihre Präsenz vor der Kamera scheint dennoch ungebrochen, und so verwandelt sie selbst die schlichte Gartenszene in eine geradezu klassische Büh- nensituation. Zu sehen in „America 1970s/80s“ ab 9. Oktober. AMICA, MILAN 1982

Helmut Newton liebte luxuriöse Hotels und inszenierte Dutzende seiner Aufnahmen dort, so auch dieses Modebild für die italienische „Amica“ im Jahr 1982. Die beiden Modelle in schwarzen, knielangen Cocktail-Kleidern befinden sich in einem schlichen, eleganten Raum. Eine sitzt auf einem roten Sofa und öffnet oder schließt den Riemen der hochhackigen Sandale der anderen Frau, die neben ihr steht und den Fuß mit dem Schuh herausfordernd auf das Polster stellt. Ihre schlanken Beine sind muskulös, was Helmut Newton häufig mit gesetztem Licht herausarbeitete. In einem Film, den June Newton 1995 über ihren Mann machte, sehen wir eine Diskussion der beiden im Pariser Labor des Fotografen. Es geht um ein lebensgroßes Aktbild in zwei Versionen und dabei um die Sichtbarkeit der Beinmuskulatur. Wie wir dort erfah- ren, scheint dieser Aspekt – als Symbol für Kraft und Macht bei Frauen – für den Fotografen von größter Wichtigkeit gewesen zu sein, und weni- ger die vordergründige Erotik der Nacktheit. Mit Arielle (links) hat Newton in jenen Jahren oft zusammengearbeitet. Sie posierte für Aktaufnahmen und trägt den gleichen Haarschnitt wie June Newton damals. Diese Aufnahme entstand nur ein Jahr nach den berühmten Bildserien „Naked and Dressed“ und „Big Nudes“, die den Übergang von der Mode- zur Aktfotografie markierten. Hier werden wir Zeuge einer freundschaftlichen Geste oder einer intimen Situation, je nachdem wie man die Szene deutet. Diese Ambivalenz ist eine Speziali- tät innerhalb Newtons Werk seit den 70er-Jahren, als er seine weibli- chen Modelle davon überzeugen konnte, sich vor der Kamera zu umar- men oder gar zu küssen, was seinerzeit eine Herausforderung für die Magazinmacher und ihr Publikum war. Spätestens seit jenen Inszenie- rungen hatte sich Newton die fragwürdige Auszeichnung eines „naughty boy“ verdient. Wie der von ihm bewunderte Brassaï, der im Paris der 1930er-Jahre lesbische Paare in den Cafés porträtierte, spielte Helmut Newton später gelegentlich mit der Illusion gleichgeschlecht- licher Intimität und Sinnlichkeit – hier wohlgemerkt erneut für eine Modeaufnahme. BRITISH VOGUE, 1966

Helmut Newton und die „Vogue“ führten eine wechselhafte, aber stets intensive Beziehung. In Melbourne arbeitete er ab 1956 unter anderem für die australische „Vogue“, einer Beilage der britischen Ausgabe. Im gleichen Jahr brach er nach London auf, um dort einen festen Vertrag für ein Jahr für das britische Mutterheft unter Chef- redakteurin Audrey Withers abzuschließen. Doch die Anfangseu- phorie verflog rasch und er löste den Vertrag vor dem eigentlichen Ende. Mit June floh er geradezu aus London, zunächst nach Paris, mit Abstechern nach Berlin, wo er für die Zeitschrift „Constanze“ fotografierte. 1959 dann reiste er allein zurück nach Melbourne, während seine Frau ein halbes Jahr in London für die BBC arbeitete. Doch in den 1960er-Jahren, als Helmut Newton wieder in Paris lebte, belieferte er auch die britische „Vogue“ wieder regelmäßig mit Auf- nahmen, unter anderem mit dieser Modefotografie. Da das Steuer des Autos rechts – also im Bild links – liegt, handelt es sich wohl um einen englischen Autotyp, in dem die beiden Modelle sitzen beziehungs- weise stehen. Sie tragen Bademode und Sonnenbrillen, und der geometrische Hell-Dunkel-Kontrast der Mode wird im Hell-Dunkel der gesamten Aufnahme geradezu verdoppelt. Das Bild wirkt wie eine Nachtaufnahme: Die Autoscheinwerfer sind angeschaltet, die beiden Protagonistinnen im offenen Fonds des Sportwagens sind von einem Scheinwerfer hell erleuchtet, der von außen auf sie gerichtet ist. Die Frauen tragen trotz der vermeintlichen Abendstunde ihre Sonnen- brillen. So baut Newton einen interessanten formalen Dualismus zwischen den dunklen Brillenformen und den hellen Lampen am unteren Bildrand ein. Sie könnten auf dem Weg von der englischen Küste zurück zum Dinner in London sein, Bademode wird zur Abendmode. Damit kann man sich auch in den schicken Restaurants in Mayfair sehen lassen. Newtons cooles Editorial-Bild entstand Mitte der 1960er-Jahre – der Zeit von David Bailey, von Antonionis Film „Blow Up“, von Twiggy und „Swinging London“. Es gliedert sich nahtlos in diese Epoche ein.

SELF-PORTRAIT IN YVA’S STUDIO, BERLIN 1936

Helmut Newton fotografierte sich 16-jährig im Studio der berühmten Berliner Porträt- und Modefotografin Yva, der er zwischen 1936 und 1938 assistierte. Das Studio befand sich in der Schlüterstraße, einer großbürgerlichen Gegend. Für jüdische Fotografen und Fotografinnen begann damals eine schwierige und gefährliche Zeit; es gab Berufsverbot, viele kamen später in den Konzentrationslagern um, unter ihnen auch Yva. Newton wählte für seine Selbstdarstellung den Laborkittel, betonte insofern die ihm zugewie- sene Rolle als Assistent, der für Retusche, Filmentwicklung und Dunkelkammerarbeit zu- ständig ist. Andererseits lehnt er ziemlich selbstbewusst an einer großen Studiolampe. Alles lag noch vor ihm; der Blick ist in die Ferne, in die Zukunft gerichtet. Der Scheinwerfer ist aus, doch ein anderer scheint auf den jungen Mann gerichtet zu sein. Es ist ein filmisches Licht, mit dem auch der Fonds strukturiert wird. Newton befindet sich mit der hellen Jacke vor dem dunklen Studiohintergrund in der linken Bildhälfte, während die dunkle Lampe vor einem hellen Hintergrund steht: Solche spannenden, den Raum konstituierenden Lichtkontraste hat er später immer wieder verwendet. In einem anderen Selbstporträt aus dem gleichen Jahr, am selben Ort und in ähnlicher Bildkomposition entstanden, inszenierte sich Newton wiederum mit Hut und Mantel, mit einer Kamera im Anschlag – wie ein rasender Reporter im Stile von Egon Erwin Kisch, den Newton bewunderte. Nur kurze Zeit später, nachdem er 1938 auf- grund der nationalsozialistischen Rassengesetze Berlin verlassen musste und mit dem Schiff in Singapur angekommen war, konnte er sich für die dortige „Straits Times“ als Reportagefotograf

ALLE ABBILDUNGEN VON HELMUT NEWTON beweisen. Doch er lieferte die geforderten Bilder nicht schnell genug ab und scheiterte das © HELMUT NEWTON ESTATE, COURTESY HELMUT NEWTON FOUNDATION erste und einzige Mal mit seinem Wunsch, ein berühmter Fotograf zu werden.

Die Aufnahmen sind Teil der Open-Air-Ausstellung „HELMUT NEWTON ONE HUNDRED“, die vom 26. Oktober bis 8. November in der Köpenicker Straße 70 in Berlin stattfindet. Das Foto von Liz Taylor und die Szene am Pool sind der Ausstellung „America 1970s/80s“ entnommen (9. Oktober bis 16. Mai 2021) in der Helmut Newton Stiftung im Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, 10623 Berlin. www.helmutnewton.com

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Seiden-Carré „Toucans de Paradis“ von Hermès

Im Moos viel los

Die Waldgeister von Murnau haben ihre Wahl getroffen: Das sind die schönsten Accessoires der Herbst-/Wintersaison. Versteckt auf den Lichtungen des bayerischen Urwalds. Da werden die Elfen ganz neidisch

Fotograf: Markus Jans; Styling: Silja Lange „Puddle Boots“ in Kiwi aus kompostierbarem Polymer von Bottega Veneta (links). Die schwarzen Stiefel sind von Alexander McQueen, die roten von AGL

Stiefel von Hermès. Dahinter: Tasche „Fold“ in Gelb von Bottega Veneta. Tasche aus Kalbsleder: Salvatore Ferragamo Printbags von Prada (links) und . Loafer: Longchamp. Rechts: Stiefelette: Unützer

Von oben: Wildlederstiefelette in Moosgrün mit Strassmonogramm am Absatz: Casadei, Sandalette: Gianvito Rossi. Haarreif: Prada Von unten nach oben: Minibag „Romance“ mit Lederrüsche an der Schulterkette: Chanel. Blaue Mikrotasche mit Messingperlen: Brunello Cucinelli. Lackledertasche: Giorgio Armani. Hellgraue Minitasche: Longchamp

Von links: Medium Tambor Bag sowie Kette mit Kristall- anhänger: Celine by Hedi Slimane. Minibag: Tod’s Die einstigen Waldbewohner stammen aus einer privaten Sammlung. Die Gazelle trägt ein Strasscollier von Miu Miu er Mann macht beim Joggen förmlich eine Voll- bremsung. Nach Kavaliersart schnappt er sich das Fahrrad des Sohnes, das sich an der einzigen kurzen Erhöhung unserer Radtour auf dem DSchotter widerspenstig zeigt, und trägt es die paar Meter nach oben. Die Räder haben wir im Hotel „Al- penhof Murnau“ zusammen mit vielen guten Tipps und ei- ner Karte bekommen. Nun stehen wir auf der leichten An- höhe, hinter uns das Murnauer Moos, vor uns der Staffelsee, und können uns doch nicht entscheiden: links, rechts, ge- radeaus? Jeder Weg verspricht andere Verheißungen. Der freundliche Fahrradträger spürt die Not der Stadtmenschen und holt zu einem eindrücklichen Generalvortrag aus: Über das Leben in Murnau, seine Erfolge als Angler und die leider steigenden Immobilienpreise. Fazit: „Schöner kann man es nicht haben!“ Dann gibt er uns die Route um den See vor, spezifiziert, wo wir zur Rast einkehren sollen und wo nicht, und winkt uns zum Abschied hinterher. Es soll nicht das ein- zige Mal sein, dass ein Bewohner dieses Landstrichs zu uns spricht, als würde er eine Bewerbungsrede für die Auszeich- nung als schönsten Ort Deutschlands halten. Etwas mehr als 20 Kilometer lang ist die Tour einmal um den Staffelsee und ab Kilometer eins springt die Begeisterung über. Das Moos dampft in weichgezeichneten Grüntönen vor sich hin, begrenzt durch die Ausläufer der Alpen. Der Laubwald mit seinen charakterstarken Bäumen schluckt je- des Geräusch, aber nicht die berechtigte Frage: „Wohnen hier Elfen?“ – „Natürlich!“, lautet die einzig akzeptable Ant- Fabelhafte Verheißungen Das Murnauer Land reizt alle Sinne. Besonders die ab sechstem aufwärts. Es ist Kraftnahrung für die Fantasie wort. Und so radeln wir weiter durch die im wahrsten Sinne des Wortes fabelhafte Landschaft. Selbst die 13-jährige Tochter, sonst eher von TikTok verhext, stimmt in unsere Beobachtungen ein: Auf dem Hügel dort hinten versammeln sich nachts die Zwerge, um Partys zu feiern, im Schilf chillen die Wassermänner, das Wasser des kleinen Flusses schim- mert blutrot. Vielleicht ein Troll-Massaker? Gruselig! Man könnte den Staffelsee mit seiner irisierenden Oberfläche be- fragen. Er ist ein Zauberspiegel. Wer in ihn hineinblickt, darf eine Frage stellen und bekommt eine orakelhafte Ant- wort, die es zu lösen gilt Zum Ende der Tour zieht noch ein filmreifes Gewitter auf. Die bedrohlichen Wolken jagen uns zurück in das wohlige Ambiente vom „Alpenhof“, als wir die Räder abstellen, fal- len die ersten schweren Tropfen vom Himmel. Kurze Zeit später sitzen wir am Fenster des Speiseraumes bei Tee und Apfelstrudel und blicken hinaus. Das Fünfsternehotel liegt in einer Gartenanlage, Skulpturen und Objekte lokaler Künstler setzen Akzente und wirken jetzt im Regensturm wie standhafte Monolithen. Später, als das Gewitter sich verzo- gen hat, wird das Licht intensiver. Jeder Sinn ist geschärft und das Umfeld des Hotels bietet nach den vielen Eindrü- cken einen beschützenden Kokon. Fürsorge und Rücksicht wird hier genommen: „Darf’s noch etwas sein?“ ist keine Floskel. Ach, Wünsche! Wir haben sie doch schon in den hohlen Baumstamm geflüstert, sie vom Wind auf den See tra- gen lassen. Beim nächsten Besuch kommen wir, um sie zu ernten. hblue Vom Marder bewacht wird die Canvas-Tasche von Christian Dior. Boots mit geripptem Ledereinsatz: Gianvito Rossi Falke im Anflug auf Plateausandalette „Penelope“ von Aquazzura. Armcuff „Aubazine“ von Chanel

Die Krähe macht einen guten Fang mit dieser Perlenkette von Jil Sander. Sandalette mit applizierter Rose: Dolce & Gabbana. Tasche „The Story Book“: Alexander McQueen JETZT ERHÄLTLICH IN IHREN YBPN-PARFÜMERIEN

K by Dolce&Gabbana Eau de Parfum ist ein sinnlicher neuer Duft, der auf das ikonische Eau de Toilette aufbaut und das Charisma eines Mannes verkörpert, der sein Schicksal mit viel Leidenschaft und Zuversicht wählt.

In der Kopfnote erfrischen spritzige Zitrusfrüchte, die mit einer neuen würzigen Kardamom-Note angereichert sind. Im Herzen verschmilzt ein cremiger Feigenmilch-Akkord mit warmen Gewürznoten. Anschließend entwickelt der Duft eine verführerische Basisnote, die durch eine lebhafte Spur von rauchigem Nagarmotha-Holz intensiviert wird.

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EINE, DIE HINSIEHT Anne Ratte-Polle stellt Personen nicht dar, sie verkörpert sie. Wir haben sie gebeten, sich selbst darzustellen

Pullover: Brunello Cucinelli. Schmuck: Chopard Anzug und Bluse sind von Etro. Pumps: Max Mara

Fotograf: Tim Petersen; Styling: Daniel Sartore; Haare: Jörg Oppermann mit der „Long Hair“-Linie von La Biosthétique; Make-up: Maja Botic mit Produkten von La Biosthétique; Foto-Assistenz: Elena Peters und Christopher Puttins BÜHNENREIF

„Ich bin es als Schauspielerin gewohnt, Dinge kreativ umzusetzen, einen gewissen Notzustand auszuhalten“

Oben: Hosenanzug und Pumps: Max Mara Anne in der Bluse von Etro Unten: Blazer und Schuhe: Dior. Jeans: Acne Um 18.45 Uhr kommt das Taxi, zwei Minuten Haben Sie Lieblingsmarken? zuvor ist das letzte Foto gemacht, es war ein Wohl eher Kleider, von denen man träumt. Das für den langer Shooting-Tag, und nun stehen noch Bayerischen Filmpreis Anfang des Jahres habe ich selbst Proben irgendwo an. Nicht eine Minute war designt. Das war ein wichtiger Auftritt für mich, ich wollte U Anne Ratte-Polle ungeduldig, schwierig, auch nicht aussehen wie zwanzig oder dreißig. Ich finde schlapp. „Hat doch Spaß gemacht!“, ruft sie, und ihre mein Alter super, bin stolz darauf, habe es bis hierhin Energie hängt noch eine Weile im Raum. Hat es. Weil sie gesund geschafft, das ist viel wert. Das Kleid war angelehnt beeindruckend gelenkig und geländegängig ist und eine an 30er-Jahre-Mode. Schon da waren Schultern. Eine Schauspielerin von ihrem Format gar nicht lange ermun- Schneiderin um die Ecke hat es mir genäht, in drei Tagen, tert werden muss, dem Fotografen mehr als einen Aus- für 300 Euro. druck zu geben. Die große Folie, hinter der sie unter anderem agiert, hat nichts mit Corona zu tun, es geht um Hätte auch Couture sein können. den fotografischen Effekt. In einer „Szene“ nähert sie sich War ja auch handgeschneidert. Und wenn man so ein derart unheimlich dem Plastik, dass man meint, gleich rufe Kleid dann anzieht, dann fühlt man sich ganz anders, be- Alfred Hitchcock zufrieden „cut!“. Im nächsten Moment wegt sich ganz anders. tanzt sie losgelöst auf der kleinen Studiofläche, als würde „Saturday Night Fever“ gedreht. Eine Woche später sind Das wurde ein legendärer Auftritt. Und ganz praktisch, dass Sie wir zum Interview verabredet, am Telefon, es ist Sonntag, keinen Mini trugen, als das Mikrofon sich in den Boden senkte, sie ist gerade in Köln im „Chelsea Hotel“, in dem Martin weil Ihre Redezeit zu Ende war, Sie aber unbeirrt dem Mikro Kippenberger oft gewohnt hat. Sein Satz: „Besser ein folgten und schließlich auf dem Boden lagen. Sehr gelenkig und lebendes Komma als ein toter Punkt“, könnte als Leit- elegant übrigens. spruch über ihrem Werdegang stehen. Ich hatte noch ein anderes gekauft, mich aber im letzten Gesellschaftsthemen aufspüren, verinnerlichen, umwan- Moment doch für dieses entschieden. Ich hatte die Rede deln in Kreativität, das ist ihr Ding. Und sie tut es voller lange vorbereitet, hatte auch Zitate von Rosa Luxemburg Humor. Gerade dreht sie eine Serie, die auf dem Roman- darin und dachte, Rosa zu Rosa, das passt. Und ich bin ja debüt „Funeral for a dog“ von Thomas Pletzinger beruht. auch ein großer David-Bowie-Fan und das hat mich ein Eine aberwitzige, anrührende, spannende Geschichte bisschen an ihn erinnert, die Welt braucht Pink und Punk. über Liebe, Wettbewerb und Männer in der Sinnkrise. Und Frauen. Das Leben als Spirale, nicht Linie. Guter Stoff Spaß in der Düsternis? für Anne Ratte-Polle. Aber erst einmal wird sie ab 30. Sein letztes Album „Lazarus“ ist da schon krass, Bowie Oktober in „Schatten der Mörder – Shadowplay“ im ZDF wusste ja, dass sein Tod bevorstand, und trotzdem hat es zu sehen sein. Wir verplaudern uns etwas. etwas Helles.

Machen Sie oft solche Shootings? Sie wirkten so vertraut. Also gilt: das Leben annehmen, so wie es kommt? Nun, ich habe das vorher erst einmal gemacht, für die Die große Kunst. ukrainische „Vogue“, ich kenne die Juwelierin Polya Medvedeva (#polyame), sie hatte das initiiert, war für Hat Corona etwas mit Ihnen gemacht? mich gefühlt halb privat. Dieses war das erste richtige Ich fand es schon toll, keine Termine zu haben, in Ruhe zu Shooting. Hat viel Spaß gemacht. Hause zu sein. Man kann sich sonst so herrlich ablenken von wesentlichen Dingen. Ich hatte auch auch keine wirt- Deutsche Künstler tun sich oft noch schwer mit der Leichtigkeit schaftlichen Probleme, keine kleinen Kinder und bin es Mode gegenüber. gewohnt, Dinge kreativ umzusetzen, einen gewissen Not- Stimmt schon, das war unter Theaterschauspielern eher zustand auszuhalten als Schauspieler. Man weiß oft nicht, verpönt, aber so eine Haltung ist Quatsch. Kleider machen was als Nächstes kommt. Das auszuhalten ist wichtig, weil Leute. Deshalb habe ich gerade als Schauspielerin eine es wiederum Energie freisetzt. Man muss halt raus aus der große Liebe zum Kostüm. Und Mode spiegelt immer auch bequemen Zone. den Zeitgeist. Aber man muss auch mal wieder richtig raus, oder? Wie halten Sie es persönlich? Das stimmt. Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder drehen Mode ist für mich jetzt eher ein Vollhobby, ein großer Teil kann. Habe aber auch gern bei dem Projekt „Die Balkone“ meines Geldes geht dafür drauf. Ich sammle Vintage, mei- von bildenden Künstlern im Prenzlauer Berg in Berlin ne Mutter hatte einen guten Geschmack, hat selbst genäht mitgemacht und fünf Stunden lang Beuys „ Ja Ja Ja Ja und vor allem alles aus den 60er-, 70er-, 80er-Jahren Ja, Nee Nee Nee Nee Nee“ zum Besten gegeben. Mit aufbewahrt. Ich komme ja vom Dorf, da gab es keine Ge- Ingo Günther, dem Komponisten von Herbert Fritsch, schäfte und H&M schon gar nicht, ich bin also immer auf habe ich ein Duo. Mit ihm hätte ich auch Straßenmusik den Dachboden, hab mir die Sachen angeschaut und gemacht, wenn der Lockdown geblieben wäre. Es öffnen überlegt: „Kannst du das dieses Jahr schon anziehen?“ sich immer neue Räume. Meine Regale habe ich jedenfalls Jedenfalls hab ich so meinen eigenen Stil entwickelt und nicht sortiert. bin dem immer noch treu. Bis jetzt. Wer weiß, was noch kommt. Nochmal zurück zu Ihrem wunderbaren Auftritt beim Bayeri- schen Filmpreis Anfang des Jahres. Nachdem das Mikrofon im Die Achtziger waren ja recht überbordend. Boden verschwunden war, sprangen Sie auf, beugten sich dicht Aber schon cool. Diese Schultern! Kleider sind ja auch ein zum Moderator, als würden Sie ihm etwas zuflüstern, und Lebensgefühl, machen etwas mit einem. Ein Kleid auf dem nutzten quasi sein Headset. Währenddessen schrammelte bereits roten Teppich muss mich tragen, nicht ich das Kleid. das Orchester wie ein Automat, obwohl es ja direkt hinter 3

4 9 3 ihnen saß und alles live war. Das war schon bizarr. Aber auch sehr Warum sind Sie Schauspielerin geworden? komisch. Woher nahmen Sie die Grandezza, unbeirrt weiterzureden? Weil ich irgendwann gemerkt habe, dass ich das nicht nur kann, Ich musste das machen. Ich war gerade von drei Monaten Dreh- sondern es auch Spaß macht. Spielte schon in der Grundschule, arbeiten in Tschechien zu „Shadow Play“ zurückgekommen. bei Krippenspielen in der katholischen Kirche. Habe mich oft Der Film ist angesiedelt im Nachkriegs-Berlin 1946 und bezieht gefragt, wieso sich manche Leute mehr Raum nehmen. Oder sich auf das Buch „Savage Continent“ von dem britischen His- nehmen können. Lebensgefühle haben mich sehr interessiert. toriker Keith Lowe. Es geht darum, wie traumatisiert ganz Eu- Ich habe auch mal überlegt, bildende Kunst zu studieren, aber ropa nach dem Zweiten Weltkrieg war. Es ging nach der Stunde dann gedacht: „Nee, allein arbeiten ist nicht meins.“ Ich finde null ja erst einmal richtig bergab. Alle hatten den Tod gesehen, den Austausch gut. und dann musste der Holocaust überhaupt begriffen werden. Was da wirklich stattgefunden hat. Das mit zwei Schweden zu Ihre Großmutter hat am Dorftheater im Rheinland gespielt, richtig? drehen und in Prag zu spielen, gab mir noch einmal eine ganz Sie hatte ein herrliches Lachen. Hat aber wohl Tragödien ge- andere Perspektive auf die eigene Geschichte. Ich wollte noch spielt. Am Gymnasium wurde mir das Theater erst einmal lang- genauer hinsehen – und gleichzeitig musste ich mit der eigenen weilig, es war auch so weit, vom Land dahin zu fahren, und ich Scham umgehen. Früher hatte so viele andere dachte ich, man ignoriert Hobbys, hatte ein Pony, Rassismus einfach, gibt ihm spielte Klarinette. Doch keine Aufmerksamkeit, mit 17 und frisch verliebt denn nur die wollen die. zum ersten Mal habe ich Aber dann hat es mir echt wieder mitgespielt. Der gereicht! Deswegen sah Zuspruch war groß, ab da ich es als meine Pflicht, in bin ich es nicht mehr losge- meiner Dankesrede für die worden. Auszeichnung ein State- ment abzugeben. Aber erst einmal haben Sie auf Grundschullehrerin studiert? Aber Ihre vier Minuten statt Ja, ich bin mit meinem der vorgegebenen drei Minu- Freund nach Münster ten haben die Regie offenbar gezogen, der absolvierte überfordert? Dabei war es dort den Zivildienst. Und kein Gestammel und Dank an ich brauchte Stadtleben, Verwandte, sondern überlegt. die ungeahnte Freiheit, die Es war zudem der Todestag ein leichtes Studium mit Ihrer Eltern, die Sie sehr früh sich brachte. Meine Eltern durch einen Unfall verloren waren auch Grundschul- haben. lehrer. Ich studierte also Ja. Ich rede nicht gern Mathe, Deutsch, Katho- über Familiäres, aber in lische Theologie. Das war dem Fall passte es zur am Ende das interessantes- Rede, weil es ein solch te Fach. ungeheurer Tiefschlag damals war. Ich wollte gern Aber Sie meldeten sich auch vermitteln, dass man aus gleich bei der studentischen etwas Schrecklichem he- Theatergruppe an? raus das Leben auch neu Ja. Doch ich hätte immer gestalten kann. noch Mutter und Hausfrau Links: Der Mantel ist werden können und Thea- von Giorgio Armani. Nicht vergessen und in die ter als Hobby betreiben. Stiefel: Hermès Zukunft blicken. Die Entscheidung, es be- Genau. Ich denke nicht, dass sich Geschichte immer ruflich zu machen, kam erst später. Ich wollte auch nicht gleich wiederholt. in die nächste Schule. Ich fand Uni toll. Akademisches Viertel, machst, was dich interessiert, das musste ich erst einmal erleben. Hat sich jemand von der Regie mal entschuldigt? Die Schauspielschule dann war irrsinnig streng. Wenn man Nein. Im Grunde war alles ein Spiegel der Rede, der Wider- morgens um 8 Uhr nur fünf Minuten zu spät zum Bewegungs- sprüchlichkeiten im Leben und deshalb toll. Ich bin nun mal unterricht kam, wurde man gefragt, ob man nicht Schauspielerin Theaterschauspielerin, ich lass mich nicht von der Bühne werden wolle! Es war schon hart. Aber der Beruf ist auch hart. schmeißen. Eigentlich kann dir da gar nichts Besseres passieren, als dass ein Mikrofon im Boden verschwindet. Meine Kollegen Wie haben Sie denn nach drei Jahren Uni die Kurve gekriegt? von dem Stück „Murmel Murmel“ von Herbert Fritsch sind Die Kollegin Gabriele Brüning hat mich irgendwann angespro- großartige Komiker, die die Mikrofonnummer ausgereizt ha- chen, warum ich Schauspiel nicht zu meinem Beruf mache. Und ben. Ich hätte da niemals konkurrieren wollen. Und dann das. binnen einer hundertstel Sekunde wusste ich, dass es das ist. Ich Aber es hat mich schon einiges gekostet, die Grenzen zu über- wusste aber auch gleich, was die Entscheidung bedeutet, näm- treten. Dachte im ersten Moment auch, das war es jetzt, hätte lich, dass jedwede Form von bürgerlichem Leben damit, jeden- eine schöne Karriere werden können. Aber vielleicht kannst du falls für mich, hinfällig geworden ist. Ein Sprung ins kalte Was- noch Designerin werden für Frauen, die auf solche Veranstal- ser. Aber ich schwimme dort gern. tungen gehen. Das Gespräch führte Inga Griese

5 0 Lederkleid und Bluse sind von Dior.

STILISTEN UNSERE KOSMETIK- EXPERTEN SAGEN, WIE

ES GEHT Neuzugang: Schuhe können sie, Parfüm auch. Jetzt steigt man bei Jimmy Choo auch ins Kosmetik- geschäft ein, mit Lippenstiften und Nagellacken.

Runter damit! Zweimal pro

Woche sollte SHISEIDO man den Teint peelen, das SCHÖN KAPUTT klappt prima Makellosigkeit ist der intolerante Nachbar der Langeweile. Schönheit, die mit „Le Gom- berührt, wirkt lebendig durch Brüche und Spannungen. Shiseido hebt dieses mage“ von Credo, das in der Beauty-Branche derzeit für einen Paradigmenwechsel sorgt, Chanel. Ab 17. Problemlöser: Oktober im auf die künstlerisch-philosophische Ebene. Anhand von „Kintsugi“, einer japa- Ein kleines Handel. nischen Technik, bei der zerbrochene Keramikobjekte repariert und dadurch Malheur beim ästhetisch aufgewertet werden, möchte die Marke darauf aufmerksam machen, Schminken ist dass die Betonung von Schwachstellen sie ins Gegenteil verkehrt. Bei Kintsugi schnell repa- werden die Bruchstellen einer Tasse oder einer Vase geklebt und mit goldener riert mit dem Farbe nachgezeichnet. Dieser Vorgang ist ein besonnener, ja fast schon nach- „Make-Up denklicher Prozess. Akzeptanz, Heilung und Transformation gehören zum Corrector Pen“ von Clarins. philosophischen Überbau dieser Technik. Am Ende ist das einst kaputte Objekt Leider limitiert. schöner als es das heile, vermeintlich perfekte je war.

DAS NEUE OLDSCHOOL Marianne Sieg, Duftexpertin der Parfümerie Manegold in Höxter WAS LANGE WÄHRT Cristina Mendoza Vargas, Pflegeexpertin der Parfümerie Pierre in Trier Zum Thema Langlebigkeit mich nicht, dass die kommt mir selbstver- intensiven Klassiker ständlich sofort der Be- noch immer so beliebt Wenn etwas lange auf das unverändert seit sistenz. Klar, es gibt griff „Klassiker“ in den sind. Auch bei den Jun- dem Markt ist, dann ist 1936. Oder die „Eight Modifikationen, Sinn. Und somit drei Düf- gen. Und wissen Sie, das ein Qualitäts- Hour Cream“ von Eliza- doch im Kern bleibt te: „Chanel No. 5“, „Shali- warum gerade „Joy“ von merkmal. Das habe ich beth Arden, ein Helfer- sie dieselbe. mar“ von Guerlain und Patou, einem Rivalen in den fast 25 Jahren, lein, das in keinem Bad Um selbst ein guter „Joy“ von Jean Patou. Sie Coco Chanels, für mich die ich in dieser Bran- fehlen sollte. Oder die Klassiker zu wer- sind in den 1920er-Jahren besonders aktuell ist? che arbeite, gelernt. „Bio-Performance den, sollte man entstanden, haben einen Der Designer hat ihn Das trifft nicht nur auf Advanced Super Revi- schon in seinen großen Wiedererken- während der großen Düfte zu, sondern auch talizing Cream“ von Zwanzigern mit nungswert. Wenn man Weltwirtschaftskrise als auf Pflege. Die „Nu- Shiseido. Seit den Anti-Aging-Pflege bedenkt, das jedes Jahr Duft gegen Pessimismus trix“-Serie von 1990er-Jahren ist das beginnen. Ich selbst knapp 800 neue Düfte kreiert. Jede seiner Kun- Lancôme ist ein gutes eine von vielen teste viel Neues. und Variationen auf den dinnen bekam ihn als Beispiel. Sie ist noch Stammkunden gelieb- Doch dem Duft Markt kommen, deren Trostgeschenk zu ihrem immer die ultimative te 24-Stunden-Pflege „Eclat d’Arpège“ von Geruch oft genug schnell Einkauf hinzu. Rettung für gespannte, mit wunderbarer Lanvin bleibe ich verfliegt, verwundert es Tolle Geste! trockene Haut. Und Cremebalm-Kon- treu!

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Mit rasanten t 10.000 Wimpern- P sssst schlägen pro Tag s und 22 aktiven e Auf lange Sicht – das Motto dieser Ausgabe. Muskeln zählt die Augenpartie zu G Caroline Börger durchforstete danach die den aktivsten Zonen des Kör- Kosmetikneuheiten und fand neue Lieblinge, pers. Und aus- gerechnet dort ist N die bleiben werden die Haut so dünn

i und sensibel. Die pflanzenbasierte

L Augenpflege „Total Eye Lift“ von Clarins ver- spricht rasche u Endlich gibt es Make-up von Dolce & Gabbana Milderung.

E auch bei uns. Redak- tionsliebling ist das „Solar Glow“-Bronzepu- N der, die Haut strahlt wie nach einem Trip an die MADONNA MIA Amalfiküste ... Und nein, wir haben uns nicht von der hübschen Schatulle blenden lassen. Ab 8. Oktober bei Breuninger (Stuttgart) und Douglas NEW CLASSIC am Jungfernstieg (Ham- burg). Sich nicht auf seinen Klassikern ausruhen, immer wieder etwas Neues kreieren – mit Substanz. Das klappt bei Guerlain schon seit BONNE ANNIVERSAIRE! 1828. Nun hat Hauspar- fümeurin Delphine Jelk Wie feiert man 20-jähriges Duftjubiläum? Frédéric „Iris Torréfié“ gemixt, mit Malle hat sieben seiner Klassiker extra chic angezogen einem Hauch Kaffee. (100-ml-Flakon mit rotem Bakelit-Verschluss). So auch Eine Hommage auf all „L’Eau d’Hiver“. Da freut man sich fast auf Winter. die kleinen Cafés in Paris.

In wärmeren Gefilden kühlen Zitrusnoten, in unseren Brei- tengraden wirken sie bele- WACHMACHER bend – schwärmt Kate Forbes, Global Director of Innovations bei Aesop. Darum haben die Australier nun den „Citrus GOLDSTÜCK Melange Body Cleanser“ im weltweiten Programm. Ein Mix Schon die Verpa- aus ätherischen Ölen, darun- ckung und Auf- ter Petitgrain, Jasmin, Zitro- machung der neuen nen- und Grapefruitschale. „Future Solution LX Vielleicht mal statt Kaffee am Legendary Enmei Morgen? (Nein, nicht trinken!) Ultimate Renewing Cream“ von Shiseido MEHRWERT ist ein Hingucker. Doch auch der In- Nach dem Sommer darf’s gern ein bisschen mehr sein. Also, mehr Pflege. halt, die neue Anti- Der neue „Baume Velours Corps“ von Sisley wurde mit Safranblüten Aging-Creme der angereichert, die eine besonders reparierende Wirkung haben sollen. Japaner, könnte diesen Effekt her- vorrufen.

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**Bolke et al., 2019, Nutrients; Streker et al., 2020, Akt Dermatol; Laing, S. et al., 2020, J Med Food *ELASTEN -Trendanalyse 2018 EL_PAN_1120 Makel, MUTIG los! Thomas de Kluyver hat es vom Autodidakten zum Global Make-up Artist von Gucci Beauty geschafft. Weil er den unperfekten Look so perfekt beherrscht. Silvia Ihring traf ihn in Hollywood

ie Arbeitsuniform hätte man auch Morgen saß er mit dem Kreativdirektor von gerne: Eine Gucci-Weste bedruckt Gucci beim Frühstück im „Chateau Marmont“. mit GG-Monogramm, weinrote, Es scheint offensichtlich, dass der Designer mit mit einem Tiger bestickte Stiefel, einer Vorliebe für Antikschmuck und der ex- D schwarze Umhängetasche mit perimentierfreudige Londoner mit den Perlen Logoverschluss. So ausgestattet sitzt Thomas de Meister des Unperfekten: seiner Urgroßmutter um den Hals sich gut ver- Kluyver auf einem Samtsofa in einer Suite des Thomas de Kluyver standen. „In meiner Arbeit geht es um Ge- „Sunset Tower Hotel“ in Hollywood. Er wäre schlechter und Identität und ich mag es, femini- das perfekte Model für seinen Arbeitgeber, mit ne mit maskulinen Elementen zu verbinden“, der schmalen Figur, den hohen Wangenkno- sagt er. chen, die von zwei winzigen, aber blitzenden Sein Ansatz passt nicht nur zu Gucci. Er reflek- Ohrringen flankiert werden. Doch de Kluyver tiert einen allumfassenden Geisteswandel unter legt lieber selbst Hand an. An die Gesichter der Beauty-Fans, für die Make-up kein Werkzeug jungen Männer und Frauen, die für das italie- zum Zweck der gesellschaftlichen Anpassung nische Modelabel in dessen Schauen oder und Normerfüllung mehr ist, sondern ein Spiel- Kampagnen auftreten. Er schmiert ihnen Masca- zeug, mit dem man den Spaß am eigenen Selbst- ra unter die Augen, sodass es aussieht, als habe ausdruck erhöht. Der Makel, das Individuelle, sich die Farbe nach einem Tränenausbruch über wird dabei nicht versteckt, sondern offenbart die Wangen verteilt. Er beklebt ihre Lippen mit und vielleicht sogar betont. So wie in der ersten knallrotem Glitter. Er begräbt Männerlider Kampagne von Gucci Beauty, für die das Zahn- unter hellblauem Lidschatten oder zeichnet lücken-Lächeln der amerikanischen Punk-Sän- ihnen Raubtiergesichter auf die Wange. gerin Dani Miller fotografiert wurde. „Es sind Der 34-Jährige selbst sieht an diesem sonnigen doch gerade diese Makel, die uns schön ma- Nachmittag sehr natürlich aus, doch es gab chen“, sagt de Kluyver. Vor einigen Jahren noch Zeiten, da hat er dick aufgetragen. „Ich bin in hätten die Models einer Modenschau alle das Perth in Australien aufgewachsen. Meine Freun- gleiche Make-up getragen. „Das machen wir bei de und ich sind viel ausgegangen, auf Raves und Gucci heute nicht mehr. Wir entscheiden von Partys in verlassenen Lagerhäusern, und ich Model zu Model. Der eine wird geschminkt, habe uns alle dafür geschminkt“, sagt er und der andere vielleicht nicht. Es geht darum, lacht in Erinnerung an vergangene Zeiten, als er individuelle Looks für jeden Charakter, für zu Drum ’n’ Bass die Nächte durchtanzte. De jedes Gesicht zu gestalten, anstatt allen eine Kluyver hat nie eine Make-up-Schule besucht, Idee aufzuzwingen.“ doch das Nachtleben hat ihm alles beigebracht, Das bedeutet viel Arbeit. Der Make-up-Künstler Bücher wie „Makeup your Mind“ von François leitet ein großes Team in seinem Londoner Nars lieferten die Inspiration. Büro, hat Mitarbeiter, die in Bibliotheken nach Umso beeindruckender, dass der Autodidakt Inspirationen für das Moodboard suchen. Flug- vor etwas über einem Jahr zum Global Make-up reisen (in normalen Zeiten) bieten die nötigen Artist von Gucci Beauty ernannt wurde. Damals Stunden Unerreichbarkeit, in denen er sich in arbeitete das Haus unter der Führung von Chef- Ruhe seinen Notizbüchern widmet. „Ich zeich- designer Alessandro Michele gerade an einer ne viel, hauptsächlich in Flugzeugen und Zü- komplett neuen Kosmetiklinie. De Kluyver, der gen. Ich habe einmal auf einem Flug nach Los mit 20 Jahren nach London zog und dort zu- Angeles entschieden, dass mir ein Projekt, das in nächst als aufwendig geschminkter Türsteher London vorbereitet wurde, nicht gefiel. Also arbeitete, hatte sich als aufstrebendes Make-up- habe ich während des Fluges alles komplett neu Talent einen Namen gemacht, bei Magazin- gezeichnet“, sagt er. Für die Arbeit am Set ste- shootings für Hefte wie „Dazed & Confused“ hen ihm nach und nach mehr Produkte aus dem oder Modenschauen von Marken wie Hugo eigenen Haus zur Verfügung. Nachdem Gucci Boss, Sies Marjan oder Kenzo gearbeitet. im Mai vergangenen Jahres zunächst einen Bis der Anruf kam. „Ich saß im Taxi auf dem Lippenstift lancierte, folgte in diesem Frühling Weg zum Flughafen in New York, hatte gerade das Debüt der neuen Mascara „L’Obscur“. einen Job beendet und wollte zurück nach „Man kann damit sehr natürliche Wimpern London fliegen. Plötzlich rief mich mein Agent schminken, oder die Farbe in mehreren Schich- mit der Nachricht an, dass Alessandro Michele ten richtig dick und verklumpt auftragen.“ Maxi- mich in Los Angeles treffen wolle.“ Umbu- male Freiheit am Schminktisch.

chen, Flieger wechseln, und am nächsten COLOMBO LEA (3); PECKMEZIAN/GUCCI MARK THE CULTURE OF TOTAL BEAUTY Um Längen schöner. Vom Ansatz bis in die Spitzen glänzend geschützt und gepflegt: Die Long Hair Pflegelinie geht auf die besonderen Ansprüche langer Haare punktgenau ein.

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KUNSTSTÜCK Bleiben die liegen oder rollen sie gleich los? Die massiven Sandsteinkugeln gehören zu einer von vielen Installationen, mit denen Alicja Kwade derzeit die gesamte Langen Foundation in Neuss bespielt. Die interna- DRÜEN SEBASTIAN tional gefeierte deutsche Bild- hauerin, in deren Arbeiten es stets um Bewegungen – fallen, schweben, drehen, rollen – und um Kausalketten geht, belebt damit Tadao Andos Museums- Prozent IMMER WIEDER gebäude, selbst eine begehbare SCHÖN Skulptur, auf kongeniale Weise: wiederverwertbar Henrik Lorensen, CEO der dänischen das Highlight des Herbstes. 100 Möbelmarke Takt, über Design, das hält „Kausalkonsequenz“, bis ist der Stuhl „Tip Ton Re“ von 18.4.2021, langenfoundation.de Warum haben Sie Takt vor einem Jahr gegründet? Barber Osgerby für Aus zwei Gründen. Wir wollten in allem, was wir tun, nachhaltig sein. Und wir wollten den Kern Vitra – weil er bereits selbst aus des dänischen Designs wiederbeleben: schlichte Formen, die für alle bezahlbar sind. So Kunststoffen recycelt wird: wird es auch für jüngere Käufer interessant, und davon profitieren am Ende alle. Design aus dem Gelben Sack. Was machen Sie anders als andere Marken? In der Möbelbranche sind Recycling und Wie- derverwendung quasi nicht existent. In Europa machen sie weniger als zehn, in den USA weni- ger als ein Prozent des Marktes aus. Wir wollten das ändern und denken schon beim Design daran. Unser „Soft Lounge Chair“ etwa kommt ohne Polsterung aus, weil der Materialmix von Sesseln – Nylon, laminiertes Holz, Leim, Pure Form, massives Holz, Schaumstoff, Baumwolle – meist schwer zu trennen ist. Wir haben nur ein Furnier über eine Ledergelenke – Vollholzschale gelegt, die wegen ihrer organi- der klappbare Coffeetable schen Form bequem und elegant ist. Unsere Möbel (z. B. „Plint“, s. links) bestehen aus zertifi- „Plint“ von Cecilie Manz ziertem Holz und werden auch so produziert, ist in jeder man kann sie zerlegen und Einzelteile ersetzen. Beziehung nachhaltig. Woher kommt der Name Takt? Das Wort bezieht sich auf das dänische Sprich- taktcph.com wort „Takt og Tone“ . Es bedeutet „die richtigen

Dinge tun und sich gut benehmen“. (2) A/S TAKT

6 0 Bodenhaftung: Skizzieren konnte Vico Magistretti IKONE überall. Er sitzt auf „Vico Duo“ (1997, Fritz Hansen), die Klappliege „Ospite“ entstand 1996 für Campeggio, der Stuhl „905“ 1964 für Cassina

Der leise Riese

Seine Möbel sind zeitlos schöne Alltagsbegleiter, begründete Sitzmöbel finden sich da, stets mit neuen Grund- ideen, spezifischen Themen und Aufgaben ausgestattet, von er selbst war frei von Eitelkeit: Vico Magistretti, einer faltbar bis fix, vom verspielten, handwerklich gebauten Sitz- der prägendsten Designer Italiens, wäre in diesem objekt bis zum industriell gefertigten Massenmöbel. Auch Küchen, Leuchten und Betten entwarf er, und als er ab Ende Herbst 100 geworden. Thomas Edelmann gratuliert der 70er-Jahre am Londoner Royal College of Art lehrte, kam er auf die Idee faltbarer Möbel zurück – doch dieses Mal nicht mehr für eine kriegszerstörte Umgebung, sondern für sein kleines Londoner Apartment. Im Zeitalter der Weltraumbegeisterung hat er 1966 für Artemi- de „Eclisse“ geschaffen, eine kompakte Nachttischleuchte, as Schwierigste ist immer die Einfachheit“, deren beweglicher Kopf von den Mondphasen inspiriert ist. pflegte er zu sagen – und fand, dass man einen Und dann ist da „Atollo“: Für die Tischleuchte kombinierte guten Entwurf auch einfach mal am Telefon Magistretti 1977 elementare geometrische Formen – Halb- erklären können müsse. Straßenbahnschienen kugel, Kegel, Zylinder – und modernisierte so die traditionelle D waren in seinen Augen genauso Design wie ein Schirmleuchte auf eine Weise, dass sich plötzlich auch das guter Stuhl – und dessen Qualität zeige sich darin, „dass man konservative Bürgertum für zeitgenössische Gestaltung be- seinen Hintern daraufsetzt“. Ludovico Magistretti, genannt geistern konnte. Und bis heute fügt sich die „Atollo“ ebenso Vico, wäre am 6. Oktober 100 Jahre alt geworden, aber sein gut in jedes Louis-seize-Interieur wie in ein avantgardistisches Designbegriff ist heute noch erstaunlich aktuell. Seine Möbel Design-Ambiente – selbstbewusst und zurückhaltend zugleich. sind es erst recht. Vielleicht, weil sie sich vor allem als selbst- Sie ist wie ihr Schöpfer, der rote Socken trug, mit dem Fahrrad verständliche Alltagsbegleiter bewähren, bevor man sie als zu seinen Auftraggebern fuhr und, völlig uneitel und seiner Ikonen wahrnimmt. Das macht den Mailänder, der zur Genera- Zeit voraus, stets den Austausch mit den Herstellern suchte. tion von Ettore Sottsass und Achille Castiglioni gehört, zu Insofern ist es gut möglich, dass die Legende stimmt: Als Cesare einem der stillsten und zugleich prägendsten unter den Stars Cassina, Mitbegründer der berühmten gleichnamigen Möbel- des italienischen Designs. firma, unzufrieden mit dem Komfort von Magistrettis Pols- Magistretti, geboren in Mailand als Sohn eines rationalisti- termöbel „Maralunga“ war, schlug er angeblich mit der Faust schen Architekten, studierte am berühmten Politecnico Archi- auf den Prototypen ein. Dabei zerbrach dessen Rückenlehne. tektur und übernahm 1945 das Büro seines Vaters. Er war Ar- Der Designer war begeistert: „Großartig, jetzt sieht es für mich chitekt, Stadtplaner und Designer. Sein vielgestaltiges Werk perfekt aus.“ Die zerbrochene verwandelte er in eine faltbare bezog sich stets auf die Zeitläufe, fand für jeden spezifische Lehne mit unsichtbarem Mechanismus – und so wurde aus Antworten. Für das zerstörte und verarmte Italien der Nach- „Maralunga“ ein Meilenstein des Designs – der auch heute, kriegszeit ersann Vico Magistretti einfache Klapp- und Faltmö- 14 Jahre nach dem Tod des Gestalters, in der Kollektion von bel oder Regale, die an die Wand gelehnt wurden – ein leich- Cassina vertreten ist. tes und bewegliches Wohnen, lange bevor wir uns in Arbeits- Wie auch Oluce, die „Atollo“ im Portfolio hat, und Artemide, nomaden verwandelten. Erstmals stellte er 1967 mit dem Stuhl die „Eclisse“ herstellt. Vor kurzer Zeit hat die Marke Flou den „Selene“ unter Beweis, dass Kunststoff-Möbel elegant sein renommierten Designpreis „Compasso d’oro“ gewonnen – für könnten. Wie stabil die eingerollte Beinstruktur ist, erprobte er ein Bett. Weil es, obwohl seit 40 Jahren in der Kollektion, zunächst mit Papiermodellen. Und wer sich heute über die immer noch innovativ und unnachahmlich ist. Es heißt „Na- wachsende Zahl vermeintlich überflüssiger Stuhl-Entwürfe thalie“, der Designer ist: Vico Magistretti. So taugt er noch

CAMPEGGI SNC; CASSINA; FRITZ HANSEN FRITZ CASSINA; SNC; CAMPEGGI beklagt, sollte sich in Magistrettis Werk umsehen. Viele gut immer zum Vorbild.

61 POPPIG Kein Sündenfall

Underground, Streetwear, Luxus-Liga: Bei der Ambush-Designerin Yoon Ahn stehen die Brands Schlange. Für Bulgari hat sie sich zum ersten Mal mit echten Schlangen beschäftigt. Das Ergebnis ist verführerisch

ie Serpenti-Hand- 2018 vertraute Kim Jones, künstlerischer Direktor von Dior tasche mit dem Homme, ihr die Schmucklinie an, mittlerweile gilt sie als Köni- Schlangenkopf- gin der Kollaborationen: Ambush x Nike, Ambush x Uniqlo, verschluss gilt als Ambush x Converse und nun eben auch Ambush x Bulgari. Dder Klassiker aus Von Streetwear bis zur Luxusliga – chamäleonhaft fügt sich dem Hause Bulgari. Immer Yoon in die unterschiedlichsten Biotope. „Mein Anspruch ist, wieder lädt das römische Luxus- bei den jeweils Besten der Branche zu lernen“, sagt sie und haus junge Designer ein, der findet, dass die Unterscheidung zwischen den verschiedenen eleganten Linie einen neuen Marktsegmenten ohnehin immer obsoleter wird. Alles sei Dreh zu geben. Dass sie nun durchlässiger geworden, weil die Verbraucher es wünschen. auch als multifunktionale Gür- Dass heute nahezu jedes Luxushaus auch Sneaker im Programm teltasche getragen werden kann, habe, zeige die weitreichende Demokratisierung der Mode- liegt an Yoon Ahn. „Schlangen Codes. „Bereicherung und Inspiration sind sowieso grenzen- waren mir eigentlich nie ge- los. Ich finde sie auf der Straße, in Clubs, in der Musik, in heuer“, sagt die Designerin im Filmen, in der Technologie – überall.“ Zoom-Interview aus Tokio. „Als Yoon gehört zur neuen kreativen Phalanx der Generation mich Bulgari um die Kollaborati- Instagram, weltweit vernetzt und sich gegenseitig unterstüt- on bat, habe ich mich zur In- zend. Auf Instagram folgen ihr fast eine halbe Million Leute. spiration durch Youtube-Videos Die koreanischstämmige Amerikanerin, Jahrgang 1976, wuchs und Instagram-Accounts von auf im Seattle der 90er-Jahre, es war die Vor-Starbucks-, Vor- Schlangenliebhabern geklickt Amazon-Zeit, als unter dem meist trüben Himmel der Stadt die und war fasziniert: Ich hatte depressive Grunge-Musik entstand. Sie schwärmte für Pearl keine Ahnung, wie elegant und Jam und träumte von New York. „Als ich 2003 mit meinem farbenfroh sie sein können.“ Mann nach Tokio kam, war das wie eine Befreiung. Die mo- Besonders die südostasiatische dischen Codes, wie sie in den USA oder Europa noch heute Baumpython mit ihren auffäl- gelten, gibt es hier nicht. Hier wird viel offener mit allem ex- ligen, fast schon künstlich wir- perimentiert. Spielen und Spaß haben hier eine viel größere, kenden Farben und ihre Art, gesellschaftliche Bedeutung“, sagt sie. sich so anmutig wie gemütlich und Pharrell Williams waren die ersten amerikani- um einen Ast zu wickeln, hatte schen Rapper, die sich mit der Tokioter Musikszene vernetz- es ihr angetan. Das Ergebnis: ten. Beide arbeiteten mit den Teriyaki Boyz zusammen und „Ich wollte, der klassischen, trugen den Schmuck von Yoon und Verbal auch in den USA. eher steifen Form der Serpenti, Über Kanye lernten sie kennen und später Kim einen poppigeren, fluiden Jones, backstage auf einer Teriyaki-Boyz-Show. Die fünf wur- Touch geben – und kam so auf das gepolsterte Steppmotiv den enge Freunde, viele Jahre bevor Jones bei Dior und Abloh und die extremen Leuchtfarben.“ Ein Münzetui in Herzform, bei Louis Vuitton zwei der begehrtesten Posten der Modebran- Kartenhalter und ein Armband aus farbigem Nappaleder ver- che erhielten und so auch Yoons Karriere mit beflügelten. „Ich vollständigen die limitierte Kollektion, die seit September habe immer mehr mit und für Männer gearbeitet und denke erhältlich ist. bei meinen Entwürfen eigentlich nicht in Geschlechterkatego- Ein schillerndes Phänomen in der Modewelt ist Yoon Ahn rien. Ich selbst bin eher ein Tomboy-Typ, aber nicht aus fe- selbst. Vor zehn Jahren noch war sie eine jobbende Grafikde- ministischen Gründen, sondern weil es meinem Charakter signerin in Tokio, die in ihrer Freizeit Schmuck entwarf, vor entspricht. Für meine Kollaboration mit Bulgari musste ich allem für ihren Mann, den Musiker und Hip-Hopper Verbal, in jedoch weiblicher denken – ich habe diesmal mehr Frauen als Japan mit den Teriyaki Boyz eine bekannte Größe. Der auffäl- Männer gefragt, um herauszufinden, was sie sich von einer lige POW!-Ring, dessen zackiger Schriftzug wie eine Comic- Lieblingshandtasche wünschen.“ Sprechblase über mehrere Finger zu tragen ist, machte das Ihren Mann übrigens hat sie nicht etwa in einem coolen Club kreative Duo weltweit bekannt. Aus Verbal und Yoon wurde kennengelernt, sondern in einer Kirche. „Viele Koreaner die Schmuckmarke Ambush, zu Deutsch Hinterhalt – und haben einen christlichen Hintergrund. Gerade wenn wir im genauso überraschend, quasi aus dem Hinterhalt, präsentierten Ausland leben, ist der Besuch der Messe ein wichtiger Zu- sie 2015 in Paris erstmalig ihre gleichnamige Prêt-à-porter- sammenhalt. Als ich in Boston studierte, ganz allein, ging ich in Kollektion. Weder ihr Mann noch sie haben – wie viele erfolg- die Kirche – und traf dort Verbal.“ Yoon Ahn versteht es wahr-

reiche Designer heute – eine klassische Modeausbildung. lich, ihr Gegenüber zu überraschen. Silke Bender (3) BVLGARI

6 2 SHOP.VOGUE.DE ON THE ROAD

Fassaden im Haagsche Bluf, Schaufenster und der Den Haager Strand In den Zimmern Kunstwerke von Julie Gondoin. Tsibo Lin und Céline Lin-Chu (rechts)

Sehr behaaglich

Eine Brise Leichtigkeit: Den Haag widerspricht allen Klischees. Barbara Krämer (Text) und Massimo Rodari (Foto) sammelten sich im Hotel „The Collector“

anchmal braucht man einfach eine Oase. Als wir am Fashion Management. „Unseren Stil kann man als eklektisch bezeichnen.“ Bahnhof ankommen, ist es windig und für Ende August Das heißt, es ist nicht nur ein Cross-over aus Materialien und Jahrzehn- unerwartet kühl. Wir laufen den Menschen durch die ten, sondern auch aus Asien und den Niederlanden. Warme, zuweilen Hochhausschlucht hinterher. Sie kennen anscheinend dunkle Farben und Materialien bilden die Grundlage. Die niederlän- M nur eine Richtung, sie kann also nicht falsch sein. So dischen Meister, die den dunklen Untergrund als Bühne für ihre leuch- steuern wir auf ein strahlend weißes Bürohaus zu, das ein Entwurf des tenden Farben verwendeten, scheinen Inspiration zu sein. Auch in un- amerikanischen Architekten Richard Meier sein muss: Stil hat man hier in gewohnter Hinsicht. In unserem Zimmer etwa dominiert ein strenger Den Haag. Wir aber wollten zur Altstadt mit ihren Häusern aus Backstein. Herr aus dem 17. Jahrhundert. Eindringlich blickt er von der Wand hi- Einige Verirrungen und Gassen später leuchtet ein sandfarbener frisch nunter. Es ist eine Collage aus Knöpfen, Babypuppen und zerschnittenen renovierter kleiner Platz zwischen den Hausfassaden im regnerischen Bildteilen der Künstlerin Julie Gondoin. Sie hat für jedes der 57 Zimmer Grau des Morgens. Das ist er, der Haagsche Bluf. Eine kleine, helle Oase. eine Collage angefertigt, die auf Gemälden basiert, die man im nahe gele- „Wir verstehen uns eher als Basecamp“, erklärt uns Tsibo Lin. Es ist alles genen Museum Mauritshuis sehen kann. Dort, wo auch das geheimnis- neu, der Platz, das Hotel – erst im Dezember vergangenen Jahres eröffnet. volle Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Jan Vermeer Gemeinsam mit seiner Frau Céline Lin-Chu betreibt er drei Hotels in hängt. Hier an der Hotelwand ist ihr Bildnis in Fotos eines heutigen Mäd- Amsterdam und „The Collector“ mitten in der Haager Altstadt. Das Vier- chenchaos montiert. Sterne-Boutique-Haus ist somit ihr viertes Hotel in den Niederlanden. Dass Den Haag keine Oase braucht, stellen wir fest, als sich die Regenwol- „Und wir haben hier das Sammeln zum Thema gemacht“, erklärt uns Lin. ken auflösen. Ein Mix aus renovierten Gebäuden, die von mittelalterli- „Jeder sammelt etwas.“ Eine Wand ist mit Kassettentapes beklebt. Fein chen Grachtenhäusern über Villen mit barockem Einfluss, Komplexen ordentlich aufgereiht sind sie teilweise persönlich beschriftet. Über- der Amsterdamer Schule bis zur modernen Skyline reichen. So elegant, so bleibsel einer Zeit von Plattenspielern und Bandsalat. Damals war es das kultiviert. Diese frechen Möwen, die auch schon mal das Fischbrötchen Schönste, Tapes zusammenzustellen und sich mit dem Walkman durch direkt aus der Hand stibitzen, sind hier die einzigen Piraten, die an die die Großstadt treiben zu lassen. Zeit der Seefahrer erinnern. Den Haag, die Großstadt am Meer. Den In Plexiglaskugeln sammeln sich Knöpfe, Stoffe, Würfel. Filigrane Mes- Vögeln folgend, setzen wir uns in die Tram, die Stadt ragt hier tatsächlich singhände bieten sich als Schmuckhalter an. Seemänner sitzen auf Baum- bis an den Strand, mit Buden und traditionell mit einem Pier für Amüse- stämmen und warten nur darauf, Jacke oder Handtuch zu halten. Mit ment. Das lassen wir schnell hinter uns. Der Strand ist so breit, man kann einer Prise Humor werden kleine, bisweilen surreale Akzente gesetzt. laufen, laufen und durchatmen. Wenn der Wind günstig steht, wie an Doch nicht zu viel. Es bleibt zurückhaltend. „Ich bin Perfektionistin“, diesem Tag, dann sieht man die Surfer in den heranrollenden Wellen erklärt uns Céline, während sie stolz über das Holz des Regals aus den warten, sie wirken wie Robben in ihren schwarzen Neoprenanzügen. Von 50er-Jahren streicht. Die Lins haben chinesische Wurzeln, aufgewachsen dem Wind durchgepustet, kehren wir zu unserem Basecamp am Haagsche sind sie in Südholland. Tsibo Lin studierte Betriebswirtschaft, Céline Bluf zurück – mit erfrischtem Kopf und ein wenig Sand in den Schuhen.

6 4 SONNTAG, TOSKANA 27.SEPTEMBER 2020 CASTELFALFI

GLOBAL Gigo schiebt zur Begrüßung werden könnte, sodass alle seine runde Nase durch den davon profitieren, denn DIARY Zaun. Besuch ist ihm stets Jobs werden hier auch willkommen. Normaler- geschaffen. Am Rand des weise würde er vor Men- Ortes liegen ein Fünf- Erinnern Sie sich? schen davonlaufen und und ein Viersternehotel umgekehrt. Denn Gigo ist mit allen Annehmlich- An die Zeit, als man ein wilder Eber, aber seine keiten, verschiedenen Karten von fremden neue Bestimmung ist die Restaurants und einem – des Maskottchens von Cas- wie es sich für die Region Orten schrieb? Wir tun telfalfi. Von seiner Mutter gehört – besonderen Au- verstoßen, zogen die Mit- genmerk auf alles Kulinari- es noch immer. arbeiter des Resorts ihn per Fla- sche. Das Gemüse wächst im Illustriert von sche auf. Jetzt lebt er in einem Ge- Bio-Garten, Wein gibt es auch aus hege am Waldrand und ist auch ein Sinn- eigenem Anbau, das Olivenöl ebenfalls. Tim Dinter bild für diesen Ort. Denn Castelfalfi wurde einst Strom kommt aus der Biomasse-Anlage. Koch- ebenfalls verlassen und dann einer neuen Bestim- kurse werden angeboten, und in den angrenzenden mung zugeführt. Das ehemalige Bauerndorf, das in Wäldern gehen Gäste zur Saison auf angeleitete der Region Montaione südwestlich von Florenz auf Trüffeljagd. Aber das wahrhaft Herausragende an halbem Weg zum Meer liegt, lag viele Jahrzehnte diesem Ort sind die 1100 Hektar Land, die ihn um- brach. 1979 schloss die Schule, danach zogen die geben: eine Landschaft wie auf einem Renaissance- Einwohner weg oder verstarben. Die malerische Gemälde, in der man wandern und Fahrrad fahren Qualität des Ortes zog einige glücklose Investoren kann. Und Golf spielen. Es ist der größte Golfplatz an, erst als ihn 2007 der TUI-Konzern übernahm, der Toskana mit 9700 Meter Spielbahn und 27 kehrte neues Leben zurück, und das kleine Dorf Löchern, unterteilt in zwei Schwierigkeitsgrade. wuchs über sich hinaus. Im alten Dorfkern wurden Zertifiziert von der Geo Foundation, einer Organisa- Häuser und Wohnungen saniert und an Urlauber tion, die sich dafür einsetzt, Golf vom Ressourcen verkauft und teilweise vermietet. Läden eröffneten, verschlingenden zum naturnahen Sport zu ent- in der mittelalterlichen Burg wurden vor der Pande- wickeln. Entsprechend fügt sich der Platz in die mie Hochzeiten gefeiert, und im kleinen Dorfpark Umgebung ein und die dominierende Farbe ist – je gedeihen alte, exotische Pflanzen. Ein Resort model- nach Jahreszeit – nicht leuchtend Grün. Während liert nach den Sehnsüchten seiner Besucher. Cas- des Lockdowns habe sie auf einem Hügel des Golf- telfalfi ist ein Themenpark toskanischer Lebensart platzes meditiert, erzählt eine Mitarbeiterin. Aber mit Nachhaltigkeitsanspruch und so vielleicht auch am Ende des Lockdowns waren die Golfer die Ers- ein Beispiel dafür, in welche Bahnen gehobener ten, die zurückkehrten. Mit frischem Schwung. Tourismus an beliebten Orten in Zukunft gelenkt Heike Blümner gehört zur Toskana-Fraktion 3.0

ZÜRICH „ALEX LAKE ZÜRICH“ Jeder Wellenschlag gleicht einer Gedanken- Studios Brady Williams ausgestattet – möchte man gischt, die über das Heimweh schwappt. am liebsten sofort die Schuhe von den Füßen strei- Erinnerungen an die Ostsee, die eigentlich fen und ins kühle Blau springen. Segelboote hängen eine Tagesreise nah, in den vergangenen ihr Tuch in den Wind und Stand-up-Paddler lassen Monaten aber in viel zu weite Ferne sich treiben. Von der Terrasse des Restaurants schaut gerückt ist. Am Zürichsee nimmt das man ihnen zu. Am Herd steht Tino Staub, Chef des Stürmen in der Herzgegend zu, ange- traditionsreichen „Widder Hotels“. Beide Häuser facht durch das Kornblumenblau des gehören zur Vereinigung „Living Circle“, genau wie Wassers und den Weitblick auf die Al- ein Weingut und zwei Bauernhöfe. Das Schlattgut pen. Dort am Horizont: Sehen die weiß liegt auf der gegenüberliegenden Seeseite. Von dort gepuderten Zacken nicht aus wie Schaum- stammen die Eier, die hier pochiert auf Blattspinat kronen, wenn man die Augen leicht zu- mit warmer Trüffelcreme und Selleriepüree serviert sammenkneift? In Thalwil, eine 30-minütige werden. Gefolgt von gebratenen Crevetten mit Taxibootfahrt von Zürich entfernt, hat im ver- kambodschanischem Pfeffer. Staubs Küche ist ge- gangenen Jahr das Hotel „Alex Lake Zürich“ direkt spickt mit Aromen aus der ganzen Welt. Und mit am Ufer eröffnet. Festgemacht wie ein auf Land dem Globus auf der Zungenspitze ist man dann gelaufener Design-Dampfer, trennt nur ein Steg wieder versöhnt: mit dem See, der nicht das Meer, das Haus von den Miniatur-Wellen. Anstatt in eines und dem „Grüezi“, das kein „Moin“ ist – aber zu- der Studios einzuchecken – in Sandfarben gehalten gegebenermaßen nicht minder charmant und mit maßgefertigten Möbeln des Londoner Tina Bremer lebt in Zürich, bleibt aber ein Nordlicht

6 5 BAUPLAN

DAS „BAR“ JACKET AUS STRICK VON DIOR 1 2

In den Ateliers und Manufakturen dieser Welt werden weiterhin Handwerkskünste gepflegt, und wir schauen dabei zu

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Der „New Look“, den Christian Dior 1947 kreierte, hat bis heute nicht an Gül- 3. & 4. Beim Re-Mashing entsteht eine unsichtbare Naht. Jede Masche tigkeit verloren. Das sogenannte Bar Jacket ist eine ewige Referenz. Für die entlang der Kante eines Einzelteils wird mit einer anderen zusammenge- Herbst-/Wintersaison 2020 hat Chefdesignerin Maria Grazia Chiuri es erst- fügt. 5. Diese besonders sorgfältige Handarbeit spiegelt die Präzision und mals in einer Strickvariante aufgelegt, das Homeoffice lässt grüßen. Um Silhouet- große Geduld der „Petites Mains“ im Dior-Atelier wider. Sie dauert te und Volumen perfekt zu adaptieren, mussten mehrere Prototypen hergestellt insgesamt vier Stunden. 6. Ist die Jacke komplett zusammengesetzt, wird und die Strickmaschine speziell programmiert werden. Ein Kilogramm Wolle sie gebügelt. Hierbei werden die Fasern geglättet und die Form des Mate- steckt in einer Jacke. Gefertigt wird sie in der italienischen Region Ancona. Die rials beeinflusst. Um die Nähte nicht zu zerdrücken und dem Bar Jacket Zusammenfassung in sieben Schritten: 1. Wie beim Klassiker beginnt die sein Volumen zu geben, wird es an einer Puppe mit Dampf in Form ge- Fertigung mit einer Skizze. 2. Nesselstoff wird an einer Puppe drapiert, bracht. 7. Nur wenn die Jacke makellos ist, wird am Ende der Christian- um anschließend Werte wie Maschenstärke und Spannung in die Strick- Dior-Schriftzug von Hand eingenäht. Übrigens: Das Bar Jacket wird künftig

maschine einzugeben. Allein der Strickprozess dauert fast drei Stunden. ein Teil der 30-Montaigne-Kollektion sein. (8) BARIL POL

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