LANDSCHAFTSPLANUNG

Gemeinde Algund di Lagundo PIANIFICAZIONEPAESAGGISTICA

Landschaftsplan Piano paesaggistico

Beschlüsse der Landesregierung Nr. 4532 vom 06.12.2004 und Nr. 476 vom 13.02.2006 Delibere della Giunta Provinciale n. 4532 del 06/12/2004 e n. 476 del 13/02/2006

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 1

Erläuternder Bericht

1. Ausgangslage und Zielsetzungen 2

2. Gebietsbeschreibung 3

3. Schutzmaßnahmen 5

Landschaftsschutzgebiete: Bannzonen ...... 5 Landschaftsschutzgebiet „Vigiljoch“ ...... 6 Landwirtschaftsgebiet von landschaftlichem Interesse ...... 10 Natürliche Landschaft...... 10 Naturdenkmäler...... 11 Gärten und Parkanlagen ...... 12 Baumschutz ...... 12 Flurgehölze, Trockenmauern, Pflasterwege und andere historisch-landschaftlich bedeutsame Wege ...... 13 Archäologische Schutzgebiete ...... 13

4. Landschaftsentwicklung und -pflege 14

Unterschutzstellungen reichen nicht aus ...... 14 Landschaftsentwicklungskonzept für die Gemeinde ...... 14 Bürgerbeteiligung und Information...... 14 Fördermaßnahmen...... 14 Landschaftsleitbild Südtirol...... 15

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 2

1. Ausgangslage und Zielsetzungen

Der derzeit gültige Landschaftsplan der sich für diese Zonen wesentliche Verände- Gemeinde Algund wurde mit Dekret des rungen ergeben. Der überarbeitete Land- Landeshauptmanns von Südtirol vom schaftsplan soll dieser Situation Rechnung 12. November 1979, Nr. 71/V/LS geneh- tragen. migt. Die Ausarbeitung des Planes erfolgte also vor ca. 25 Jahren. Da sich in der Im Zuge der Änderung des Jahres 2007 Zwischenzeit die allgemeinen Bestimmun- wurde mit der Ascherau in Algund / Ried ein gen, Planungskriterien, der Gemeindebau- neues Naturdenkmal ausgewiesen. leitplan sowie die Erfordernisse des Natur- und Landschaftsschutzes stark verändert Der Plan der landschaftlichen Unterschutz- haben, erschien eine Überarbeitung des stellungen der Gemeinde Algund betrifft Planes - auch aufgrund der Wünsche der nicht das gesamte Gemeindegebiet. Der Gemeinde - als vordringlich. nördliche Teil der Gemeinde, der sich unterhalb von Mutspitze und Rötelspitze Des Weiteren kam es auf Landesebene in ausdehnt, gehört zum Naturpark Texel- der Natur- und Landschaftsschutzarbeit zu gruppe und bleibt daher aus der vorlie- neuen Weichenstellungen durch die Verab- genden Planung ausgeklammert. schiedung des LEROP-Fachplanes Land- schaftsleitbild Südtirol, wodurch neue In- Landschaftsentwicklung und -pflege halte in die Landschaftsplanung einfließen. Völlig neu ist im überarbeiteten Land- schaftsplan der Gemeinde Algund der Unterschutzstellungen Bereich Landschaftsentwicklung und – Die landschaftlichen Unterschutzstellungen pflege. Zu einem nachhaltigen Umgang mit erfahren teilweise gegenüber dem Land- Natur und Landschaft gehören heute nicht schaftsplan aus dem Jahr 1979 leichte Ver- nur Unterschutzstellungen, sondern auch änderungen, sowohl bezüglich deren Ab- die Pflege wertvoller Kulturlandschaften und grenzungen als auch deren Schutzbestim- Revitalisierungsmaßnahmen für verarmte mungen. So enthält der überarbeitete Land- Landschaftsräume. Zentrale Bedeutung schaftsplan bezüglich der Landschafts- nimmt die Wahrnehmung von Tendenzen in schutzzonen einige Neuerungen. In den der Landschaftsentwicklung vor Ort ein. Bannzonen gilt ein absolutes Bauverbot, wobei allerdings in diesen Zonen für Mit Hilfe von kommunalen Landschaftsleit- Projekte keine allgemeine Ermächtigungs- bildern oder –entwicklungskonzepten kön- pflicht durch die Landesbehörde für Land- nen negative Entwicklungen aufgezeigt und schaftsschutz vorgesehen ist. Gegenmaßnahmen festgelegt werden. Aber auch positive Tendenzen gilt es zu erken- Wie bereits im Landschaftsplan aus dem nen und zu verstärken. Das Landschafts- Jahr 1979 so festgelegt, sind von land- leitbild Südtirol mit seiner tiefgehenden schaftlichen Bindungen die Bauzonen sowie Analyse der Landschaftssituation in Südtirol die Zonen für Infrastrukturen und produktive und den zahlreichen Maßnahmenvorschlä- Ansiedlungen ausgenommen. Durch ver- gen zur Lenkung der Landschaftsent- schiedene Abänderungen des Bauleitplanes wicklung stellt eine wichtige Grundlage für und dessen jüngste Überarbeitung haben die Landschaftsschutzarbeit in der Gemein- de dar.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 3

2. Gebietsbeschreibung

Das Gemeindegebiet von Algund erstreckt Das Gebiet im Bereich der Texelgruppe sich über zwei getrennte Teilflächen im wurde mit der Ausweisung des gleichnami- Meraner Becken und am Beginn des gen Naturparks unter besonderem Schutz Vinschgaus. Neben der Ortschaft Algund, gestellt und wird daher aus dem vorlie- die unmittelbar an Meran angrenzt und sich genden Landschaftsplan ausgeklammert. bis hin zu den nördlichen Leiten ausdehnt, Somit beschränkt sich das Planungsgebiet umfasst die Gemeinde auch noch das im Norden auf die Bergflanken oberhalb des Gebiet von Plars, welches im Tal zur Töll Talbodens bis zu den höchsten bewirt- hin ansteigt sowie jenes von Vellau, schafteten Höfe in etwa 1400-1500 m gelegen an den steil abfallenden Hängen Seehöhe. nördlich vom Talboden. Oberhalb Vellau reicht das Gemeindegebiet bis zu den Geomorphologisch können in Algund meh- Gipfeln der Mutspitze (2.295 m) und der rere Landschaftseinheiten unterschieden Rötelspitze (2.625 m) und dringt somit in werden: das Gemeindegebiet steigt von den den Naturparks „Texelgruppe“ vor. Im Etschniederungen in der Talsohle (Bereich Süden erstreckt sich das Gemeindegebiet Algund/Forst 320 – 380 m, Bereich Algund über das Gebiet um Forst bis in den unteren Ried ca. 520 m ü.d.M.), über die Hangbereich. ansteigende Hanglage an der Steilstufe unter der Töll (380 – 500 m) an. Nach Die zweite Teilfläche des Gemeindegebie- Süden schließen die bewaldeten Hänge tes liegt oberhalb der Steilstufe der Töll, oberhalb von Forst und im Umfeld von südöstlich der Ortschaft Rabland im Vinsch- Aschbach an, wo sie bis auf 2.000 m im gauer Talbereich und umfasst die Fraktion Bereich der Naturnser Alm ansteigen, Ried im Talboden südlich der Etsch und die während im Norden sich die steilen, Richtung Süden zum Nörderberg hin anstei- trockenen Hänge um Vellau erheben, deren genden Hänge um Aschbach, welche bis Gipfel in das Gebiet des angrenzenden auf die Anhöhe des Vigiljochs hin ansteigen. Naturpark vordringen.

Spazierweg inmitten der Rebanlagen entlang dem Algunder Waal

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 4

Der geologische Untergrund wird im Pla- vergangenen Jahrhundert eine geschlos- nungsgebiet großteils von Gneisen, Para- sene, intensiv genutzte Obstbaufläche ent- gneisen und Glimmerschiefern hergestellt. standen ist. Die ursprüngliche Vegetations- Der Talboden wird zum größten Teil von bedeckung entspricht in der Niederung dem Schwemmkegeln ausgebildet, die zu den Auwald mit Schwarzerlen, Weiden und steilen Bergflanken im Norden hin mit Pappeln. Hangschutt und eiszeitlichen Ablagerungen vermischt sind. Aufgrund der günstigen klimatischen und hydrologischen Verhältnissen entfalteten Das Klima ist in den tieferen Lagen sub- sich auf den flachen Hangbereichen sowie mediterran geprägt, vom Süden dringt über am Anstieg zur Töll die Siedlungen, die den Meraner Talkessel warme Luft vor, dazwischen liegenden Flächen werden sodass eine mittlere Jahrestemperatur von zumeist obstbaulich genutzt, der Weinbau ca. 11,5 °C erreicht wird. Der durchschnitt- beschränkt sich auf die steil ansteigenden, liche Jahresniederschlag liegt bei etwa 700- südexponierten Leiten oberhalb von Algund 800 mm mit einem Niederschlagsmaximum und Plars. Gleichzeitig dient dieses Gebiet im Sommer-Herbst. Mit der Höhe nehmen als Wander- und Erholungszone für einen naturgemäß die Temperaturen ab und die florierenden Fremdenverkehr. Niederschläge zu. Aufgrund der höheren Verdunstung und der stärkeren Einstrahlung Die Siedlungsstruktur weist die mehrere ergibt sich ein deutliche klimatischer Unter- kleine Ortskerne auf: Algund-Dorf, Mühl- schied zwischen dem warmen und trocke- bach, Steinach, Unterplars, Oberplars, nen, südexponierten Sonnenberg und den Forst. Die jüngere auch vom Bauleitplan ge- beschatteten Flanken am Nörderberg. steuerte Siedlungsexpansion befindet sich im bereich Mühlbach – Steinach, wo bereits Die besondere Klimagunst der tiefsten ein leistungsfähiges Zentrum entstanden ist. Lagen wird durch die submediterranen Dazwischen befinden sich in Streulage Florenelemente des Flaumeichenbuschwal- zahlreiche Einzelbauten und Häusergrup- des und des Hopfenbuchen-Mannaeschen- pen, welche die deutliche Tendenz zur Zer- Buschwaldes angezeigt, denen etwa die siedelung in den vergangenen Jahrzehnten Ausdehnung der Rebkulturen entspricht. dokumentieren. Auch floristisch interessante Trockenrasen finden sich in diesem Bereich. Am Hangfuß Auf der sonnigen Hangterrasse von Vellau bildet die Edelkastanie einen besonderen sowie am Nörderberg in Aschbach wird die Schmuck der Landschaft. Die sonnenexpo- Siedlungsstruktur hingegen von Einzelhöfen nierten Berghänge sind von Föhrenwäldern geprägt, die in ihrer traditionellen Bauweise bestanden, denen in tieferen Lagen eine wertvolle landschaftliche Bereicherung Kastanie, Flaumeiche und Wacholder bei- darstellen. Hier ist die Grünlandnutzung vor- gemischt sind. In wasserzügigen Rinnen herrschend. und Schattlagen treten verbuschte Wälder mit Grauerle, Birke, Hopfenbuche, Hasel Die starke Bautätigkeit der vergangenen und Kastanie stärker in den Vordergrund, Jahrzehnte, sowohl im Ortsbereich als auch ober Forst auch Buchen. Darüber folgen im landwirtschaftliche Grün, diente zum Teil montane und subalpine Fichtenwälder, die als Wohnraum für den städtischen Bal- alpine Zwergstrauchheide sowie alpine lungsraum um Meran und daneben vielfach Rasengesellschaften. touristischen Zwecken, sodass die Gemein- de einen hoch entwickelten Fremdenver- In der Talniederung zwischen Meran und kehr aufweist. Siedlungsfreie Gebiete an Algund sowie im Bereich Ried liegen vom der West- und Ostgrenze des Gemeinde- Grundwasser beeinflusste alluvionale gebietes tragen vorteilhaft zur großräumi- Schwemmböden vor, auf denen nach um- gen Landschaftsgliederung bei. fangreicher Bonifizierungsmaßnahmen im

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 5

3. Schutzmaßnahmen

Landschaftsschutzgebiete: oder um weite Landstriche, die großräumi- Bannzonen ge, unzersiedelte Landschaften betreffen und deren intakte Typologie von überge-

meindlichem Wert ist. Folgende Zonen Die Ausweisung von Bannzonen für land- werden ausgewiesen: schaftlich besonders wertvolle Flächen im

Landschaftsplan von 1979 hat in der Ge- 1. Der Hangfuß zwischen Algund-Dorf meinde dazu beigetragen, einige Bereiche und Plars umfasst den gesamten der Gemeinde vor all zu starker Verbauung Schwemmkegel des Grabbaches, wobei und Zersiedelung zu schützen, gleichzeitig nur der Siedlungskern von Algund-Dorf wuchs enorm der Baudruck in dieser sowie der darüber liegende ausgespart städtischen Randlage auf die verbleibenden sind. Richtung Westen zieht sich die Flächen. Bannzone entlang dem mit Reben be-

standenen Hangfuß längs dem Algunder Diese Schutzzonen werden nun im über- Waalweg bis zu den Obstwiesen am arbeiteten Landschaftsplan neu abgegrenzt Schwemmkegel um Mitterplars. und ausgedehnt, um besonders die expo- nierten und gut einsehbaren Bereiche in ih- 2. Der Schwemmkegel des Töllgrabens rer landschaftlichen Eigenart zu bewahren. oberhalb von Oberplars , der die gesam-

te Fläche der Obstwiesen am Töllgraben Bei den Bannzonen handelt sich um die umfasst und sich oberhalb der Siedlun- Umgebungsbereiche von kulturhistorisch gen nach Osten bis hin zu den Leiten wertvollen, landschaftsprägenden Bauten um dem romanisch-gotischen Kirchlein

St. Ulrich erstreckt.

3. Der etschnahe Talboden hinter Schloss Vorst, das in unmittelbarer Straßennähe gelegen, zu den Wahr- zeichen des Gebietes gehört. Die Bann- zone dehnt sich entlang der Ufer- böschung auf die angrenzenden Obst- wiesen bis an den Rand der bestehen- den Siedlungen aus.

4. Die unverbaute Fläche gegenüber dem Schloß Vorst zwischen der Etsch- brücke und dem Schwimmbad am alten römischen Brückenkopf.

5. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen am Sennereibichl rund um den Ansitz Wohnhof in Plars.

6. Die Obstwiesen am Talboden zwi- schen Algund und Meran sollen das Zusammenwachsen der beiden Ort- schaften unterbinden und eine somit Die Kirche St. Ulrich inmitten der Weinberge von deutliche Siedlungsgliederung bewirken. Oberplars am Fuß des Sonnenbergs

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 6

Zudem ist diese Fläche vom land- ausgedehntes intaktes Wiesengebiet um schaftsökologischen Aspekt aus sehr die einsam gelegene Kapelle Maria wertvoll, da sie die landwirtschaftlichen Schnee, das vor einer Zersiedelung Flächen zu beiden Seiten der Siedlungs- geschützt werden soll. achse verbindet und somit den be- deutendsten Grünkeil im Gebiet des 9. Der Talsohlenabschnitt um das Algun- Meraner Beckens darstellt. der Ried weist bereits die typische unzersiedelte Talsohlenstruktur des 7. Der vordere Rand der Vellauer Hang - Vinschgaus auf, die in einem Streifen terrasse soll vom Weiler und von den längs der Etsch durch Ausweisung eines viel begangenen Wanderwegen aus den Banngebietes erhalten bleiben soll. einzigartigen Panoramablick über das ganze vor einer Ver- Die nach Süden exponierten, steilen Leiten bauung und Verdrahtung freihalten. am Hangfuß des Sonnenberges in den ersten beiden Bannzonen sollen in ihrer 8. Eine besonders reizvolle Siedlungs- Charakteristik erhalten bleiben, weshalb die struktur weist die Fraktion Aschbach Rebanlagen als Kulturart geschützt wird und (1362 m) auf der schattseitigen Hang- für Projekte die Landschaftsschutzermäch- terrasse gelegen auf. Während die Höfe tigung durch die Landesverwaltung vorge- zu einem relativ kompakten Weiler grup- schrieben wird. Gebäude wurden soweit piert sind, erstreckt sich darunter in möglich aus diesen Flächen ausgeschlos- reizvollem landschaftlichen Kontrast ein sen.

Schützenswerte Rebanlagen an den Leiten oberhalb von Algund und Plars

Landschaftsschutzgebiet Scheitern einer gemeindeübergreifenden „Vigiljoch“ Gebietsausweisung wird im vorliegenden Landschaftsplan die in der Gemeinde

Algund liegende Fläche oberhalb von Das Naherholungsgebiet um das Vigiljoch Aschbach bis hinauf ins Weidegebiet der soll großräumig als Landschaftsschutz- Naturnser Alm ausgewiesen. gebiet ausgewiesen werden. Nach dem

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 7

Zielsetzungen Holztransport und allgemein in der Walder- Der Hauptgrund für die Ausweisung des schließung zurückgegriffen werden. Landschaftsschutzgebietes Vigiljoch besteht in der Forderung und im Wunsch der Die Flächen des Vigiljochs, welche auf betroffenen Gemeinde und großer Teile der Algunder Gemeindegebiet liegen, werden Bevölkerung, das Wander- und Naherho- aufgrund der schattigen Lage in erster Linie lungsgebiet Vigiljoch in seiner Unberührtheit forstwirtschaftlich genutzt. Daneben liegen und landschaftlichen Schönheit zu erhalten. noch einige bestockte Weiden; Gastwirt- Um den Fortbestand dieser klassischen schaften und Ferienhäuser befinden sich Sommerfrische zu gewährleisten, ist die keine im Gebiet der Gemeinde Algund. Realisierung und langfristige Sicherung des Vigiljochs als möglichst autofreies Gebiet Andere Flächen des Vigiljochs, besonders eine unabdingbare Voraussetzung. in den Gemeinden Lana und Marling, be- gann man zu Beginn des 20. Jahrhunderts Damit tritt eine weitere Zielsetzung für auch touristisch zu nutzen. Ausgangspunkt dieses Schutzgebiet zu Tage, nämlich die zu dieser Epoche war der damals nahezu Festlegung des Grundsatzes, das Gebiet revolutionäre Bau der Seilbahn Lana- vorwiegend durch die Seilbahnen zu Vigiljoch und die danach einsetzende erschließen und somit diesen eindeutige Bautätigkeit und Errichtung der typischen Priorität vor dem Auto zu geben. Diesem Sommerfrischhäuser. Das Vigiljoch mit öffentlichen Interesse soll durch die vorlie- seinen 50 – 60 Ferienhäusern reiht sich ein gende Ausweisung Rechnung getragen in die Reihe der typischen Südtiroler „Som- werden, wobei die Interessen der Land-, merfrischen“ (wie , , Mendel, Forst- und Almwirtschaft grundsätzlich nicht Karerpass). Ein weiteres Anwachsen der beschnitten werden. Anzahl der Ferienhäuser gilt es zu verhin- dern. Daneben gibt es noch einige gemüt- Wirtschaftliche Aktivitäten liche Gasthäuser und das neu errichtete Aufgrund der Höhenlage stehen alm- und Berghotel, Ausdruck einer landschafts- forstwirtschaftliche Aktivitäten im Vorder- gerechten Architektur und ökologischen grund. Forst-, Alm- und Berglandwirtschaft Bauweise. werden nicht eingeschränkt; im Gegenteil durch die Bereitstellung von Landschafts- Ist das Vigiljoch im Sommer Wander- pflegeprämien soll den Bauern, den eigent- paradies und Zufluchtsort vor der Hitze im lichen Erhaltern, Anreiz gegeben werden, Tal, so kann man im Winter bei aus- die Kulturlandschaft weiter zu pflegen und reichender Schneelage dem Skisport in damit auch die Basis für die Erhaltung der einem „familiären“ Skigebiet nachgehen, Erholungslandschaft zu schaffen. Schneewandern, Rodeln oder Eisstock- schießen. Im Bereich der Forstwirtschaft entstehen mitunter in touristisch viel besuchten Erschließung Gegenden Probleme durch den Wegebau. Das Vigiljoch präsentiert sich heute als ein Die Forstwege werden aus landschafts- Naherholungsgebiet von regionaler Bedeu- ästhetischer Sicht oft als störend empfun- tung, das seine landschaftlichen Reize den; sie zerstören und unterbrechen Wan- erhalten hat, nicht zuletzt wegen der Tat- derwege und zerschneiden zusammen- sache, dass es bis heute größtenteils hängende Waldgebiete. Andererseits be- autofrei geblieben ist. Dieser Umstand soll steht die berechtigte Forderung nach erhalten bleiben, bzw. es soll der bestehen- forstwirtschaftlicher Nutzung der Wälder. de Autoverkehr weiter reduziert werden. Auf dem Vigiljoch sollten keine neuen Forststraßen gebaut werden, da die Der Bergrücken des Vigiljochs wird von drei notwendige Wegdichte bereits erreicht ist; Seiten von dicht besiedelten Räumen des vertretbar sind nur kleinere Stichwege. Burggrafenamtes umringt, dementspre- Vermehrt sollte auf die Seilbringung beim chend groß ist der Belastungsdruck von

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 8

Lana über Meran, Algund bis . Aber Überdies kam es in den letzten Jahren noch auch für alle dazwischen liegenden Ge- zum Ausbau des Straßennetzes. Im Zuge meinden stellt das Vigiljoch ein wichtiges der Neuerrichtung des Berghotels wurde Naherholungsgebiet dar. eine Straßenverbindung zwischen den Oberhöfen und dem Berghotel über den Primäre Erschließungsfunktion haben die Lebenberger Weg hergestellt. Diese Stra- beiden Seilbahnen Lana – Vigiljoch und ßenverbindung soll aber nach Fertigstellung Saring/Rabland – Aschbach. Beide Seil- des Berghotels auf die Breite eines Wan- bahnen sind auch an das öffentliche Ver- dersteiges rückgebaut werden. Der neue kehrsnetz angeschlossen. Zudem führt Bärenbadalmweg hingegen soll ein neuer noch ein privater Gondellift von der Zufahrtsweg nicht nur für die Bärenbadalm Ultnerstraße im Bereich Gegend zusätzlich sein, sondern auch für das Kerngebiet St. hinauf nach Pawigl; diese ist direkt an die Vigil/Jocher. SAD-Linie Lana – angeschlossen ist. Daneben ergeben sich auch Probleme mit den parkenden Fahrzeugen, weshalb bei paralleler Linienführung dem öffentlichen Verkehrsmittel Seilbahn durch geeignete Maßnahmen der Vorzug zu geben ist.

Um die bereits heute bestehende und als störend empfundene Verkehrsbelastung zu vermindern, aber vor allem auch um eine Zunahme des Verkehrs am Vigiljoch durch das mittlerweile ausgebaute Straßennetz zu verhindern, müssen Maßnahmen zur Ver- kehrsberuhigung ergriffen werden. Es sollte Die Talstation der Seilbahn nach Aschbach, im daher einmal der Kreis der Berechtigten Hintergrund eingeschränkt werden und weiters ist vor allem in der Hochsaison der Zeitraum der Mit dem Auto kann das Vigiljoch für Fahrmöglichkeiten für Berechtigte einzu- Berechtigte über 3 Zufahrtsstraßen erreicht schränken. werden: von Lana über die Oberhöfe in Pawigl, von Marling über den Eggerhof In der Wintersaison gibt es immer wieder sowie von Töll/Partschins über Aschbach. Klagen, dass Teile der Skiwege, die als Ansonsten bestehen noch diverse Zufahrts- Skipisten im Bauleitplan eingetragen sind, möglichkeiten, die in der Regel bei den von Autos befahren werden. Die Inkompa- obersten Höfen enden. tibilität dieser Vorgangsweise ist schon aus Sicherheitsgründen evident. Daher soll für Dieses Straßennetz kann im Moment von diesen Bereich während der Skisaison und ca. 150 Autos benutzt werden: dazu in einem vernünftigen Zeitraum vor dieser, gehören die Gastwirte, Villenbesitzer, Mili- der zum Aufbau der Schneedecke und tär, Jagdaufseher, Landes- und Gemeinde- Präparierung dieser benötigt wird, jeglicher bedienstete, Invaliden u.a., die zur Zeit Verkehr mit Autos, Geländefahrzeugen, aufgrund des LG Nr. 10 vom 8. Mai 1990, Traktoren oder Motorrädern untersagt wer- dazu berechtigt sind. Diese Anzahl an Autos den. mag nicht hoch erscheinen, aber gerade in der Hochsaison und in einem Gebiet, wo Verkehrsorganisation man sich kein Auto erwartet, wird jede Damit das Ziel, das Vigiljoch möglichst Autofahrt, ob berechtigt oder nicht, als autofrei zu halten, erreicht werden kann, besonders störend empfunden. werden folgende Maßnahmen vorgesehen:

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 9

1) Einschränkung der Fahrberechtigten: die 3) Konzentration der Zulieferer: zur Vermin- Gruppe der bisherigen Fahrberechtigten derung der notwendigen Fahrten von Zu- wird eingeengt, wodurch eine starke lieferern aufs Vigiljoch ist in Abstimmung mit Verkehrsabnahme zu erwarten ist. Fahr- den Betroffenen ein Konzept für eine ge- berechtigt sind nur mehr meinschaftliche Versorgung anzustreben. - die Gastwirte sowie die Angestellten der Gastgetriebe im Bereich des Vigiljochs; 4) Erarbeitung alternativer Konzepte: bei - Eigentümer und Bewirtschafter land- und der Müllablieferung und bei allen anderen forstwirtschaftlicher Flächen; Ver- und Entsorgungsfahrten sind neue - Handwerker und Zulieferer; Konzepte (Verzicht auf Motorfahrzeuge, - im Diensteinsatz stehende Verwalter und Verlagerung auf die Seilbahn) zu prüfen und Beamte von öffentlichen Körperschaften zu erarbeiten. sowie die Jagd- und Fischereiaufseher des Gebietes. Die Zufahrt der Berechtigten erfolgt nach dem Prinzip des kürzesten Weges auf den Die Eigentümer von Sommerfrischhäusern, Erschließungsstraßen über Töll/Marling, die bisher die zahlenmäßig größte Gruppe Aschbach oder Pawigl/Oberhöfe (Bären- an Fahrberechtigten darstellten, sind nur badalmweg bzw. Weg von den Oberhöfen mehr zu einer begrenzten Anzahl von 3 zum Berghotel), je nachdem ob die jeweili- Fahrten jährlich auf das Vigiljoch berechtigt. gen Berechtigten die jeweilige Erlaubnis zum Befahren der Strecken besitzen. 2) Temporäre Beschränkungen für die Fahrberechtigten Gastwirte (+ Angestellte), Bergradfahren und Reiten Handwerker, Zulieferer und Besitzer von Ziel der Regelungen soll es sein, den Ferienhäusern: in der Hauptwanderzeit vom Mountainbike-Verkehr in geregelte Bahnen 1. Mai bis 31. Oktober dürfen die Fahrbe- zu lenken, Auswüchse mit den Rädern zu rechtigten nur in der Zeit von 6 bis 9 Uhr verhindern und zu sorgen, dass die sowie von 18 - 21 Uhr und im Winter- schwächsten Verkehrsteilnehmer, die Wan- halbjahr in der Zeit von 6 bis 10 Uhr sowie derer, nicht belästigt werden. Daher ist das von 17 - 21 Uhr verkehren; dies um das Bergradfahren nur auf Wegen und Straßen Gebiet den Wanderern ungestört zu über- gestattet, die eine Mindestbreite von 1,5 m lassen und die Nachtruhe zu gewährleisten. aufweisen. Trotz dieser Einschränkungen Es erscheint zumutbar, alle notwendigen bleibt die Möglichkeit aufrecht, sich mit dem Versorgungsfahrten ins Tal oder zur Bergrad das Vigiljoch zu erradeln, da die Seilbahn innerhalb der vorgegebenen Zeit- Hauptverbindungswege allesamt breiter als räume zu erledigen. 1,5 m sind. Für das Reiten ist dieselbe Regelung vorgesehen.

Unmittelbar oberhalb des Weilers Aschbach beginnt das Landschafts - schutzgebiet Vigiljoch, welches sich bis zur Naturnser Alm erstreckt.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 10

Landwirtschaftsgebiet von (Spechte, Höhlenbrüter u.a.) findet in den landschaftlichem Interesse häufig alten Bäumen einen günstigen Lebensraum.

Die Landwirtschaftsflächen mit den charak- Die Kastanien befinden sich im Gemeinde- teristischen, in typischer örtlicher Bauweise gebiet von Algund zumeist am Waldrand errichteten Gehöften sind ein wichtiger entlang der Waalwege. Als Kastanienhain Bestandteil der vorhandenen Landschafts- ausgewiesen wurden jedoch nur jene Teile typologie. Sie stellen eine von Menschen- mit locker stehenden Bäumen einer be- hand im Laufe der Zeit umgewandelte stimmten Größe, die restlichen Fläche wur- Landschaft dar, die Ausdruck der geschicht- den dem Wald zugeordnet. lich-kulturellen Tradition des Gebietes ist.

Die Ausweisung als Landwirtschaftsgebiet von landschaftlichem Interesse hat zum Ziel - ohne Einschränkung der landwirtschaft- lichen Tätigkeit - bei den zulässigen Bauten und Eingriffen eine harmonische Eingliede- rung und Anpassung an die bestehende Landschafts- und Siedlungsstruktur zu gewährleisten. Die Landschaftsschutzer- mächtigung wird in der Regel vom Bürger- meister erteilt.

Natürliche Landschaft

Der Wald und Auwald , die Kastanien - haine , die Hecken und Flurgehölze , die Weidegebiete und das alpine Grün , die Felsregionen und Schutthalden sowie die Feuchtgebiete und Gewässe r werden als natürliche Landschaft zusammengefasst. Aus der Sicht des Landschafts- und Umweltschutzes sind sie von besonderer Bedeutung, sei es als wichtiger Faktor des Kastanien treten häufig am Waalweg auf Mikroklimas und der Schutzwirkung, sei es weil sie ein Habitat für eine Vielzahl von Die Kastanienhaine befinden sich heute oft typischen Tierarten bilden und wesentlicher in einem schlechten Zustand. Sie werden Bestandteil der Struktur des Gebietes, teilweise überwuchert von anderen Baum- seines ökologischen Gleichgewichts und arten, die die alten Kastanienbäume ver- seiner Erholungsfunktion sind. Im Allge- schatten und eine ungewohnte Konkurrenz meinen reichen für diese Flächen die darstellen. Auch der so genannte Kasta- Raumordnungsinstrumente sowie die Forst- nienkrebs, eine Pilzkrankheit, setzt den gesetzgebung aus, um deren nachhaltige Bäumen stark zu, so dass immer mehr Entwicklung zu gewährleisten. Kastanien ganz oder zum Teil absterben.

Eigens ausgewiesen werden die schönen In vielen Kastanienhainen wären dringend Kastanienhaine , die trotz ihrer geringen Ausholzungsarbeiten im Unterwuchs not- Ausdehnung der Landschaft ein besonderes wendig, abgestorbene Kastanien sollten Gepräge geben und auch eindrucksvolle durch Jungpflanzen ersetzt werden und bei Einzelexemplare beherbergen. Eine charak- besonders schönen Kastanienriesen kön- teristische, vielfach zurückgedrängte Fauna nen auch Baumsanierungsarbeiten durch-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 11 geführt werden. Für diese Pflegemaß- Algund wurden keine aufgefunden und nahmen sind Beiträge der Landesverwal- somit auch nicht ausgewiesen. tung vorgesehen. Feuchtgebiete erfüllen vielfältige land- Den Bachläufen sowie Entwässerungs- schaftsökologische Funktionen. Sie berei- gräben in Landwirtschaftsgebiet kommt als chern die Landschaft und stellen vor allem aquatische Lebensräume aus Naturschutz- wertvollste Lebensräume für eine Vielzahl sicht eine besondere Bedeutung zu. Sie von gefährdeten Pflanzen- und Tierarten stellen wichtige Naturkorridore dar. Vor dar. Nicht unerwähnt bleiben darf auch ihre allem in den stärker anthropisierten Gebie- Bedeutung für den Wasserhaushalt wegen ten ist deren ökologische Funktion aber deren Funktion als Wasserspeicher. Des- vielfach erheblich beeinträchtigt (durch Ver- halb sind alle Feuchtflächen, auch wenn sie bauung, Einengung, Begradigung, Wasser- nicht eigens als Biotop oder Naturdenkmal verschmutzung und Wasserableitung) und ausgewiesen wurden, erhaltenswert und damit auch eine Flora und Fauna, die an dürfen nicht trockengelegt werden. solche Standorte gebunden ist. Für Amphi- bien, aber auch für andere gefährdete Die noch vorhandenen Auwaldreste ent- Tierarten sind die Wasserläufe unersetz- lang der Etsch sind ebenfalls im Land- bare Lebensräume. schaftsplan eigens gekennzeichnet. Bei diesen Waldformationen handelt es sich um Nicht zuletzt sei an die Wasservögel ge- besondere Naturlebensräume, die eine dacht, die besonders während der Nist- und spezielle Pflanzengemeinschaft und auch Brutzeit sehr störanfällig sind. Wichtig ist eine äußerst vielfältigen Fauna beherber- auch die Präsenz einer intakten, spontanen gen. Auwälder begleiteten ursprünglich in Ufervegetation, die einen integrierenden einem mehr oder weniger breiten Streifen Bestandteil eines jeden Fließgewässers sämtliche Wasserläufe, vor allem in deren bildet. Aus diesen Gründen dürfen sämt- flacheren Abschnitten. Sie wurden durch die liche Bachläufe und Entwässerungsgräben - zunehmende Nutzung der Talböden von auch wenn es sich um kleine Abschnitte Seiten des Menschen stark zurückgedrängt. handelt, die in der Kartographie nicht auf- Die übrig gebliebenen Restbestände sind scheinen - nicht zugeschüttet oder verrohrt heute vielfach durch Verbauungsmaßnah- werden. men an den Fließgewässern gefährdet. Durch Vertiefung des Fluss- oder Bachbet- Die Böschungen der Gräben (besonders tes und Errichtung von Dämmen oder ande- im Bereich des Talbodens) dürfen im ren Schutzbauten wird den anliegenden Zeitraum vom 15. März bis 30. Juni nicht Waldflächen Wasser entzogen. Die Folge gemäht werden und soll danach nur sind stark veränderte Standortbedingungen. abschnittsweise erfolgen, um den Tieren Die für die Entstehung der Auwälder, aber (vor allem Jungvögeln) nicht jede Zufluchts- auch für deren Fortbestand notwendigen möglichkeit zu entziehen. Auch auf die Wechselbeziehungen mit dem Fließgewäs- Artenzusammensetzung im Bewuchs der ser sind deshalb oftmals nicht mehr gege- Böschungen hat die Mahd einen Einfluss. ben. Für die noch vorhandenen Auwald- Grundsätzlich sollte möglichst wenig oft bestände ist der Erhalt optimaler hydrologi- gemäht werden, damit eine natürlichere und scher Verhältnisse von existenzieller Be- vielfältigere Ufervegetation sich ansiedeln deutung. kann.

Auch Feuchtgebiete werden generell im Naturdenkmäler Landschaftsplan abgegrenzt, da diese besonders im Talbereich heute großteils Mehrere Naturdenkmäler, die bereits der verschwunden bzw. flächenmäßig stark Landschaftsplan von 1979 enthält, werden reduziert worden. Im Gemeindegebiet von wiederbestätigt. Es handelt sich dabei um 3

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 12

Bäume (1 Steineiche in Mitterplars und 2 Die Ascherau ist ein kleiner Erlenauwald im Kastanien in Vellau) und um 3 Findlings- untersten Hangbereich knapp oberhalb des blöcke (einer in Forst und 2 ober Algund). Talbodens, an deren Talseite kleine Gräben das abfließende Wasser sammeln und die Feuchtfläche begrenzen. Im Zuge einer Abänderung zum Landschaftsplan wurde der Auwald im Jahre 2007 als Ausgleichs- maßnahme für eine Kulturänderung als Naturdenkmal eingetragen.

Gärten und Parkanlagen

Das Landschaftsschutzgesetz sieht auch die Ausweisung von Gärten und Parkanla- gen im Rahmen des Landschaftsplanes vor, um ihren ästhetischen und ökologischen Wert in stark verbautem Gebiet zu bewah- ren. Auch in der Gemeinde Algund stand eine Fläche mit groß gewachsenen Zedern unter Schutz. Da aber dieser Schutz eine starke Einschränkung in der Bearbeitung der von Besitzern und Anrainern betreuten Flächen darstellt, wurde beschlossen, die Unterschutzstellung aufzuheben.

Die Steineiche an der Straße in Mitterplars Baumschutz

Ein Feigenbaum in Steinach, der im alten Der Baumbestand und allgemein das Grün Landschaftsplan ausgewiesen ist, hat in den in den Siedlungsbereichen erfüllt wichtige vergangenen Jahren stark gelitten und Aufgaben. Der vom Mensch benötigte Sied- wurde infolgedessen zurückgestutzt; der lungsraum wird immer größer, weshalb heute verbliebene Trieb ist zwar recht vital, auch die Notwendigkeit zunimmt, der Natur eine Bestätigung der Unterschutzstellung ist ihren Raum auch in diesen Flächen zu aber nicht sinnvoll. gewähren. Der Grünbestand bedeutet näm- lich Lebensraum für verschiedene Pflanzen Ein neues Naturdenkmal wurde mit der und Tiere und somit Erhaltung der Biodiver- Änderung 2007 ausgewiesen. Folgende sität. Naturdenkmäler sind im neuen Plan enthalten: Jeder Fleck urbanen Grüns stellt auch unversiegelten Boden dar und trägt somit 4/1 1 Findlingsblock am Steinhuber-Hof in bei, den Grundwasserspiegel zu erhalten Algund und den Oberflächenabfluss des Regen- 4/2 1 Findlingsblock am Steinhuber-Hof in wassers zu vermindern. Das Ortsbild wird Algund ebenfalls entscheidend mitgeprägt vom 4/3 1 Steineiche am Trenkl-Hof in vorhandenen Grünbestand, wobei natürlich Mitterplars hochstämmige Bäume in diesem Zusam- 4/4 2 Kastanien am Oberlechner-Hof in menhang besonders hervorstechen. Weite- Vellau re wichtige Funktionen sind Wind- und 4/5 1 Findlingsblock in Forst Lärmschutz sowie Staubbindung und Ver- 4/6 Ascherau ringerung der Immissionen.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 13

Insgesamt trägt das Grün in den besie- die Kulturlandschaft und dem Angebot an delten Bereichen wesentlich zur Lebens- Kleinlebensräumen für eine Vielzahl von qualität der dort wohnenden Menschen bei, Pflanzen- und Tierarten. Auch andere zu deren Grundbedürfnissen auch ein ge- historisch-landschaftlich bedeutsame Wege wisser Naturkontakt zählt. Aus diesen sind zusammen mit deren Holzum- Gründen soll mit dem Grünbestand mög- zäunungen als ebenfalls erhaltenswert lichst schonend umgegangen werden. einzustufen.

Für das Fällen von Bäumen in den besie- delten Bereichen sowie der Hochstamm- obstbäume und Zierbäume im landwirt- schaftlichen Grün ist keine Auszeige durch die Forstbehörde vorgesehen. In diesen Fällen ist nur die Landschaftsschutz- ermächtigung durch den Bürgermeister einzuholen, sofern die Bäume einen Durchmesser von über 30 cm (gemessen in Brusthöhe) aufweisen.

Hervorgehoben werden soll bei dieser Gelegenheit die Bedeutung der Streuobst- bestände. Die alten Birn- und Apfelbäume in den Dorfbereichen oder bei Einzelhöfen sind wertvolle Elemente der Kulturland- schaft und von großer landschaftlicher Relevanz. Sie stellen Zeugen einer alten Obstanbauweise dar und vielfach befinden sich unter ihnen wunderschöne Baum- exemplare, die nicht so sehr wegen ihrer Größe hervorstechen als wegen ihrem Alter, den knorrigen Stämmen und der starken Verästelung. Blüte und Fruchtbestand Zwischen den Obstanlagen sollte sich auch unterstreichen deren landschaftlichen Reiz. Platz für andere Bäume und Sträucher finden Schließlich darf auch die Obstproduktion (wobei es sich um Bioobst handelt) nicht vergessen werden, die durch einen Archäologische Schutzgebiete verhältnismäßig geringen Pflegeaufwand erzielt werden kann. Die archäologischen Schutzgebiete werden gemäß den Angaben des Landesdenk- malamtes in die Kartographie aufgenom- Flurgehölze, Trockenmauern, men, welches auch für Grabungsermäch- tigungen zuständig ist. Pflasterwege und andere historisch-landschaftlich bedeutsame Wege

Alle Pflasterwege (auch Überreste) wie beispielsweise von Steinach bergauf, Trockenmauern, aber auch Lesesteinwälle, Feldhecken und Flurgehölze sind geschützt wegen ihrer ästhetischen Bereicherung für

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 14

4. Landschaftsentwicklung und -pflege

Unterschutzstellungen reichen wichtige Entscheidungen und Vorentschei- nicht aus dungen und zum zweiten bringt der enge Kontakt mit der Bevölkerung Akzeptanz-

vorteile mit sich. Beim vorliegenden Plan handelt es sich fast ausschließlich um ein Schutzinstrument für einzelne Gebiete, für gewisse Tier- und Pflanzenarten, Natur- und Kulturobjekte Bürgerbeteiligung und usw. Schützen allein aber reicht nicht aus. Information Die Landschaft ist einer ständigen Entwick- lung unterworfen, die gesteuert werden muss. Vor allem die Bereiche der Land- schaftspflege und –aufwertung (Behebung landschaftsökologischer Defizite, Renatu- rierungen) bedürfen zusätzlicher Instrumen- te. Dies betrifft sowohl die ländliche Kultur- landschaft als auch das Siedlungsgebiet. Es handelt sich dabei um Maßnahmen des aktiven Landschaftsschutzes, wofür die Initiative von Seiten der örtlichen Behörden bzw. der Landnutzer besonders gefragt ist Wesentliche Berührungsbereiche zwischen und es wenig Sinn ergibt, wenn diese Raumnutzungen und Landschaftsschutz hoheitlich verordnet werden (wie dies formal (Quelle: Landschaftsleitbild Südtirol) bei den Schutzmaßnahmen der Fall ist). Für die Umsetzung von landschaftspflege- rischen Maßnahmen ist die Bürgerbeteili- Landschaftsentwicklungskon- gung von großer Bedeutung. Eine nachhal- zept für die Gemeinde tige Landschaftsentwicklung kann nur gelin- gen, wenn die vorgesehenen Maßnahmen Die Erarbeitung eines Landschaftsleitbildes von der Bevölkerung mitgetragen werden. oder landschaftlichen Entwicklungskon- Deshalb ist es wichtig, sowohl bei der zeptes ermöglicht es der Gemeinde, aktiv Erstellung als auch bei der Umsetzung die Landschaftsentwicklung mitzugestalten. eines Landschaftskonzeptes, am besten in Auch ein Landschaftsinventar, eine Baum- Form einer Arbeitsgruppe, sämtliche Land- schutzverordnung, ein Grünordnungsplan nutzer mit einzubeziehen, um mögliche für den Siedlungsbereich oder ein Kultur- Nutzungskonflikte auszuräumen. Auch all- landschaftsprogramm tragen zu einer gemeine Information und Aufklärung ist im Verbesserung der Natur- und Landschafts- Natur- und Landschaftsschutz großge- schutzarbeit in der Gemeinde bei. Schließ- schrieben, denn der Mensch achtet und lich sind die Entscheidungskompetenzen schützt nur, was er kennt! der Gemeinde ausgeweitet worden, wes- halb auch immer mehr Fachkompetenz in den Verwaltungen vor Ort gefragt ist. Die Fördermaßnahmen Gemeinde stellt für den Natur- und Land- schaftsschutz eine äußerst interessante Ein weiteres wichtiges Instrument für die Tätigkeitsebene dar: zum einen fallen in der Landschaftspflege sind die Fördermaß- Gemeinde für alle Projekte und Vorhaben nahmen. Das Land Südtirol vergibt über die

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 15

EU Verordnung 1698/2005 Landschafts - Interessen erfahren eine ausführliche Ana- pflegeprämien für eine ökokompatible lyse. Weiters werden im Landschaftsleitbild Landwirtschaft . So gibt es Prämien für die Südtirol die Instrumente und Strategien des Bearbeitung und Pflege von artenreichen Natur- und Landschaftsschutzes dargestellt. Bergwiesen und Magerrasen, welche in unserer heutigen Umgebung weitgehend zurückgedrängt sind und somit zur Berei- cherung unserer Umwelt beitragen. Ebenso wird die Pflege von Feuchtwiesen, Streu- mösern und Wiesen in Auwaldbiotopen gefördert, zudem werden Prämien für ein Beweidungsverzicht in Mooren ausbezahlt. Andere Prämien betreffen die Erhaltung und Pflege von Lärchenwiesen und –weiden sowie die Anlage und die Erhaltung von Hecken in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Die Gemeinde, in Zusammen- arbeit mit der Forstbehörde, kann darauf einwirken, dass diese Förderungen ver- stärkt in Anspruch genommen werden.

Weiters sind auch Beiträge für die Erhaltung und Pflege von Landschafts - elementen , wie Schindel- und Strohdächer, traditionelle Zäune, Trockenmauern sowie weitere Zeugnisse bäuerlicher Architektur und traditionelle Bewirtschaftungsformen und andere Landschaftspflegemaßnahmen (z.B. Entfernung von Drahtzäunen, unter- irdische Verlegung von Freileitungen, Schaffung von Amphibienteichen, Renatu- Im LEROP-Fachplan werden die Richtlinien für rierung verbauter Gewässer usw.) sowie die Landschaftsplanung definiert umweltdidaktische Projekte vorgesehen. Der Fachplan liefert auch eine Gliederung

der Landschaft Südtirols in verschiedene

Landschaftseinheiten, wobei für jede die Landschaftsleitbild Südtirol naturschutzfachliche Bedeutung, die jewei- ligen Probleme und Konflikte, Nutzungs- Das Landschaftsleitbild Südtirol – der ziele, Schutz- bzw. Gestaltungsziele und die LEROP-Fachplan zum Bereich Natur und für die Erreichung dieser Ziele notwendigen Landschaft – enthält umfassende Richtlinien Maßnahmen beschrieben werden. Für die und Umsetzungsstrategien für die langfri- tägliche Natur- und Landschaftsschutzarbeit stige Sicherung der Südtiroler Landschaft in den Gemeinden kann deshalb gerade als Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum. dieser Teil des Fachplanes eine interes- Dieses Ziel kann aber von der Land- sante Hilfestellung darstellen. schaftsschutzbehörde allein nicht erreicht werden. Es muss gelingen alle Landnutzer Das Gemeindegebiet von Algund ist gemäß (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasser- Landschaftsleitbild Südtirol 8 Landschafts- wirtschaft, Tourismus, Freizeit und Erho- einheiten zuzuordnen. Im Folgenden wer- lung, Raumplanung) in diese Aufgabe ein- den diese acht Einheiten mit den vom zubinden. Die Berührungsbereiche mit den Fachplan vorgesehenen und auf einen verschiedenen Landnutzern, mögliche Kon- aktiven Landschaftsschutz ausgerichteten fliktpotenziale als auch gemeinsame Steuerungsmaßnahmen aufgelistet:

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 16 a) Landschaftseinheit – Obstbau- c) Landschaftseinheit – Siedlungs- dominierte Talböden und untere räume Hangzonen (Hangfuß) Maßnahmen: Maßnahmen: • Vermeiden von Zersiedelung; • • Schutz aller Naturwerte (Feucht- und Fachgerechte bauliche Ausführung (Ein - Trockenstandorte, Flurgehölze), Pflege und indung in Landschaft und Baubestand, Erhaltung von Wassergräben; Materialaufbau, Regenwassernutzung, Ver - • Wiedereinbringung von Landschaftsele - meidung von Bodenversiegelung, Versicke - menten (Gehölzgruppen, Renaturierung von rung von Niederschlagswasser usw.); • Gewässern, Schaffen von künstlichen Still- Erhalten und Schaffen von Grünräumen (u.a. gewässern als Amphibienhabitate und Rena- auch Dach- und Fassadenbegrünungen) und turierung von anthropogenen Stillgewässern, naturnahe Grünpflege; wie Baggerteiche; • Erhalten ökologischer Elemente im Sied- • Schaffung adäquater Pufferzonen im Ge- lungsraum und ökologisches Vernetzen mit wässernahbereich zur Verringerung des dem Umland durch Hecken, Alleen, diffusen Pflanzenschutzmittel- und Nährstoff- Streuobstwiesen; eintrags; • Ökologische Durchführungs- und Wieder - • Naturnaher Wasserbau, Aufweitung der gewinnungspläne; Querschnitte; • Erstellen von Grünordnungsplänen; • Beweidungseinschränkung innerhalb der • Ausarbeiten einer Baumschutzverordnung; Auwälder, teilweiser Ausschluss; • Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes; • Erhaltung der traditionellen Bewässerungs- • Einrichten attraktiver Naherholungszonen. systeme (Waale); • Überarbeitung der landwirtschaftlichen För- d) Landschaftseinheit – Hangzonen derungen in Richtung biologischer Landwirt- schaft bzw. extensiver Bewirtschaftung der submediterran geprägten (Schaffen von Biotopverbund, Pflege von Täler Landschaftselementen innerhalb der Obst- anlagen, Neuanlage von Rainen, Hecken Maßnahmen: und Trockenmauern); • Beibehalten der aktuellen Nutzungsgliede- • Landschaftsgerechte Kapazitätsfestlegung in rung durch strikte Anwendung des Forstge- touristischen Regionen. setzes, um die schleichende Ausweitung von Kulturflächen in Buschwälder zu verhindern; • Überarbeitung des agrarischen Förderungs- b) Landschaftseinheit – Weinbau - wesens in Richtung Extensivierungen und dominierte Talböden und untere Erhaltung des kleinteiligen Nutzungsmusters; Hangzonen (Hangfuß) • Gezielte Waldpflege zur zielgerichteten Zurückdrängung der Robinie und anderer Maßnahmen: standortfremden Gehölzen; • Überarbeitung der landwirtschaftlichen För- • Gezieltes Zulassen der Waldweide als derungen in Richtung biologischer Landwirt- Instrument zur Auflichtung der Buschwälder schaft bzw. extensiver Bewirtschaftung (z.B. Bestandsränder von lichten Flaum - (Schaffen von Biotopverbund, Pflege von eichenwäldern); Landschaftselementen innerhalb der Reb - • Freihalten der Trockenrasen durch Bewei- anlagen, Neuanlage von Rainen, Hecken dung; und Trockenmauern); • Keine Erweiterung des Baulandes in Streu- • An gut einsehbaren Bereichen (Wander - siedlungsgebieten; wegen) sollten die typischen Pergeln mit • Förderung der Bewirtschaftung von Streu- Holzgerüst speziell gefördert werden; obstwiesen; • Schutz aller Naturwerte (Feucht- und • Im Rahmen des Forstgesetzes ist die Trockenstandorte, Flurgehölze), Pflege und Niederwaldbewirtschaftung als ökologisch Erhaltung von Wassergräben; vorteilhafte Nutzungsform beizubehalten; • Schaffung adäquater Pufferzonen im Ge- • Die Edelkastanie ist weiterhin zu fördern, wässernahbereich zur Verringerung des insbesondere die Pflege des Unterwuchses diffusen Pflanzenschutzmittel- und Nähr - und die Verjüngung. stoffeintrag; • Naturnaher Wasserbau, Aufweitung der Querschnitte; • Erhaltung der traditionellen Bewässerungs- systeme (Waale); • Landschaftsgerechte Kapazitätsfestlegung in touristischen Regionen.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Seite / Pag. 17 e) Landschaftseinheit – Hangzonen g) Landschaftseinheit – Waldstufen inneralpiner Trockentäler Maßnahmen: Maßnahmen: • Erhaltung der Waldgesellschaften als gene- • Überarbeitung des agrarischen Förderungs- relles Ziel und Ausweisung von Schutzgebie- wesens in Richtung Extensivierungen und ten für repräsentative Waldbestände; • Erhaltung des kleinteiligen Nutzungsmusters, Ausgliederung von sensiblen Zonen für den und Streichen von Förderungen für Schutz gefährdeter Arten (z.B. Greifvögel) Geländekorrekturen bzw. zur Beseitigung • Naturnahe Waldbehandlung; landschaftsrelevanter Strukturelemente; • Festsetzen von Pflegemaßnahmen für Wald- • Förderung extensiven Getreideanbaus (z.B: ränder (Förderungen); biologische Produktionsformen) und der • Beibehaltung traditioneller Mehrfachnutzun- traditionellen Kultivierung von Kartoffeln; gen des Waldes (z.B. Waldweide); • Förderung der Bewirtschaftung von Streu- • Anstreben einer differenzierten Wegenetz- obstwiesen; dichte gemäß Bedarf, mit landschafts - • Beweidung von Trockenrasen und Trocken- schonender Bauweise; buschwäldern sowie Vermeidung der Auf- • Festlegung und Erfüllung von Schalenwild- forstung solcher Standorte; abschussplänen und Auflassen der Schalen - • Entstrauchung bereits verwaldeter Bereiche wildfütterung; von Trockenrasen und Wiederaufnahme der • Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten Beweidung; und des Einsatzes von Schneekanonen. • Zurückdrängung von Schwarzkiefer und Robinie sowie Förderung einheimischer h) Landschaftseinheit – Alpine Baumarten; • Kleinflächige Außer-Nutzung-Stellen von Bereiche und Hochlagen Waldsondergesellschaften (Flaumeiche) Maßnahmen: bzw. gezielte waldbauliche Behandlung; • • Aufrechterhaltung der traditionellen Almwirt- Erhaltung der Funktionsfähigkeit der Waale schaft mit abgestuften Nutzungsintensitäten als kunsthistorische Denkmäler (Förderun- (Anpassung der Viehdichten); gen der Instandhaltung). • Nutzungssteuerung durch agrarisches För- derungswesen mit stärkerer ökologischer f) Landschaftseinheit – Bergland- Orientierung; wirtschaftszonen • Streichung der Fördersätze für Gelände - korrekturen und Entwässerung; Maßnahmen: • Erstellen von Landschaftsinventaren und • Erhalten traditioneller Wirtschaftsformen und Kulturlandschaftsprogrammen; abgestufte Anpassung der Viehdichten; • Erhaltung bzw. Regeneration der ausge- • Reduzieren der Intensitätsstufen mittels dehnten Moorgebiete, Schutz aller Torfvor- Anreizen durch Landschaftspflegeprämien; kommen und deren torfbildender Pflanzen- • Förderungen für die Erhaltung und Pflege gesellschaften; von Landschaftselementen (Hecken, Tro- • Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten ckenmauern, Lesesteinhaufen, Zäunen und des Einsatzes von Schneekanonen; usw.); • Nutzung des öffentlichen Wassergutes bzw. • Streichung der Förderungen für Gelände - Regulierung der Gewässer nach ökologi- korrekturen, Beseitigung landschaftsrele- schen Kriterien (z.B. ingenieurbiologische vanter Strukturelemente, Entwässerung von Sicherungsmaßnahmen); Feuchtstandorten, Bewässerung von • Gezielte Besucherlenkungskonzepte (Anlage Trockenstandorten); von Knüppelpfaden durch Moore, Abzäu- • Überprüfung der Förderungen für Wegebau; nung kritischer Bereiche, Festlegen von • Standortbezogene Regelung der Waldweide; Reitrouten, Ausweisung von Wildruhezonen). • Gewässerschutz (ökologische Gerinnebe- handlung, Revitalisierung, Gülleverordnung, Wasserschutzgebiete usw.); • Festlegung landschaftsgerechter Kapazitä- ten für touristische Einrichtungen; • Erstellen von Landschaftsinventaren und Kulturlandschaftsprogrammen.

aktualisiert: Feb-08

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE  28.1 UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO 28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e Paesaggio