Energetisches Quartierskonzept für den -Meißner-Kreis – Teilbericht Kurzfassung

Auftraggeber Werra-Meißner-Kreis vertreten durch Vize-Landrat Dr. Rainer Wallmann Schlossplatz 1 37269 Tel. 0 56 51/3 02-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.werra-meissner-kreis.de

Auftragnehmer KEEA Klima und Energieeffizienz Agentur UG haftungsbeschränkt Heckerstraße 6 34121 Tel.: 0561 2577 0 E-Mail: [email protected] Internet: www.keea.de

Bearbeiter Armin Raatz Madlen Freudenberg Matthias Wangelin Sven Katzauer Rainer Gburrek Andreas Fröhlich Hannah Koch Jan Paternoster Beatrice Weiskircher Thomas Duwe Elina Mascher

In Kooperation mit Wohnstadt Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Hessen mbH Wolfsschlucht 18 34117 Kassel Tel.: 0561 1001-0 Internet: www.nhps-projektentwicklung.de Bearbeiter Ingolf Linke Karolin Stirn Uli Türk Veronika Schreck Clemens Exner Mahir Hassen Dominik Reimann

Seeger Engineering GmbH Industriestraße 25–27 37235 Telefon: 05602 9379-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.seeger-engineering.eu Bearbeiter Markus Klockmann Tim Steindamm

Stand: Oktober 2016

Eine Vorbemerkung zum Sprachgebrauch Mit Rücksicht auf die gute Lesbarkeit des Textes wird auf die gleichberechtigte Nennung der männli- chen und weiblichen Form verzichtet. In der Regel wird das männliche Genus verwendet, gemeint sind beide Geschlechter. Insofern nicht anders angegeben gilt für alle im vorliegenden Dokument verwen- deten Abbildungen als Quelle Klima und Energieeffizienz Agentur 2009–2016.

2 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS ...... 3 EINLEITUNG ...... 4 1 UNTERSUCHUNGSGEBIET...... 5 2 ANALYSE ...... 6 2.1 Demografie ...... 6 2.2 Städtebauliche Situation ...... 7 2.3 Energetische Situation ...... 9 2.3.1 Wärmeverbrauch ...... 9 2.3.2 Stromverbrauch ...... 9 2.3.3 Wärmeversorgung ...... 10 2.3.4 Einsatz erneuerbarer Energien ...... 10 2.3.5 Verkehr und Mobilität...... 10

2.3.6 Energie- und CO2-Bilanz ...... 11

3 POTENZIALE ...... 12 3.1 Städtebauliche Potenziale ...... 12 3.2 Energetische Potenziale ...... 12 3.2.1 Wärme- und Stromeinsparpotenziale ...... 14 3.2.2 Erneuerbare Energien ...... 15 3.2.3 Wärmenetze ...... 15 3.2.4 Verkehr und Mobilität...... 15

4 QUARTIERSENTWICKLUNGSSTRATEGIE ...... 16 4.1 Quartiersbezogene Maßnahmen ...... 16 4.2 Interkommunale Zusammenarbeit ...... 18

5 SANIERUNGSMANAGEMENT ...... 20 6 FÖRDERPROGRAMME ...... 21 7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ...... 22

3 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

EINLEITUNG

Ziel des vorliegenden Projektes ist die Erarbeitung umsetzungsreifer Projektansätze und Handlungsstra- tegien unter Mitwirkung einer breiten Öffentlichkeit in den sechs ausgewählten Quartieren in Eschwege Großalmerode, Herleshausen, Meißner-Germerode, -Netra und Witzenhausen im Rahmen des KfW-Programms „Energetische Stadtsanierung“. Die KfW und das Land Hessen haben gemeinsam 95% der Kosten für die Erstellung des Projektes übernommen (KfW 65%, Land Hessen 30%), damit dies realisiert werden konnte. Unter Mitwirkung einer breiten Öffentlichkeit wurden dabei entsprechend der Förderrichtlinie die Themen Energie und Wohnen im Schwerpunkt bearbeitet. Der Landkreis und die beteiligten sechs Kommunen möchten hierdurch weiterhin eine Vorbildfunktion im Klimaschutz einnehmen. Mit dem vorliegenden Quartierskonzept setzt der Werra-Meißner-Kreis in Zusammenarbeit mit den sechs ausgewählten Kommunen die Inhalte des Klimaschutzkonzeptes auf Stadt- und Ortsteilebene um und entwickelt, unter Einbindung der vorgenannten Aktivitäten, den Klimaschutzprozess auf kommunaler Ebene weiter. Dieser kann einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Städte und Gemeinden, aber auch der gesamten Region, leisten. In den Konzeptgebieten wurden für dieses Projekt etwa 7% der Gebäude des gesamten Werra- Meißner-Kreises analysiert. Rund 6 % der Bevölkerung des Kreises sind Anwohner dieser Quartiere.

In diesem Kurzbericht werden die wesentlichen Ergebnisse des Modellprojektes zur Integrierten Energe- tischen Quartiersanierung vorgestellt. Die ausführlichen Detailinformationen können dem vorliegenden Endbericht entnommen werden.

4 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

1 UNTERSUCHUNGSGEBIET

Der Werra-Meißner-Kreis liegt im Nordosten des Bundeslands Hessen und ist dem Kassel zugeordnet. Im Norden grenzt er an Niedersachsen mit dem Landkreis Göttingen und im Osten an Thüringen mit dem Landkreis Eichsfeld. Im Westen tangiert er den Landkreis Kassel und den Schwalm-Eder-Kreis sowie im Südwesten den Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Landkreis umfasst eine Gesamtfläche von 1.024 km² mit 16 Gebietskörperschaften, die sich aus 8 Städten und 8 Gemeinden zusammensetzen. Im Landkreis leben 100.156 Menschen (vgl. WFG 2016). Die Kleinstadt Witzenhausen liegt im Werratal des Werra-Meißner Kreises, nordöstlich des Kaufunger Waldes an der Einmündung der Gelster in die Werra. Die Universitäts- und Kirschenstadt liegt inmitten eines der größten Kirschenanbaugebiete Deutschlands. Witzenhausen besteht neben der Kernstadt noch aus 16 weiteren Ortsteilen und beherbergt ca. 15.000 Einwohner. Insgesamt umfasst die Gemarkung Witzenhausen rund 126,7 km2. Die Kernstadt verfügt über zahlreiche historische Fachwerkhäuser sowie ein jahrhundertealtes Wilhelmiten-Kloster, dessen Räumlichkeiten heute vom Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel genutzt werden. Die gut erhaltene Altstadt sowie die Kirschblüte zwischen April und Mai machen Witzenhausen zu einem beliebten Ausflugsziel für Touristen. Abbildung 1 zeigt das Quartier in der Kernstadt Witzenhausens im Luftbild. In der Bildmitte sind der Rathausplatz mit dem Rathaus, südwestlich die evangelische Frauenkirche und nordöstlich die Universität und das Klinikum zu erkennen.

Abb. 1: Abgrenzung des Quartiers Abb. 2: Rathaus am Markt Für das Quartierskonzept wurde die Kernstadt von Witzenhausen ausgewählt. Das ausgewählte Quar- tier erstreckt sich über eine Fläche von 21 ha. Im Norden wird das Quartier von der Werra und im Sü- den vom Parkweg und der Südbahnhofstraße; westlich von der Schützenstraße (B451) sowie östlich von der Wickfeldstraße und An der Fährgasse begrenzt. Das Untersuchungsgebiet ist überwiegend gekennzeichnet durch eng stehende Fachwerkgebäude in Blockrandbebauung. Die Altstadt von Witzenhausen steht unter Ensembleschutz, des Weiteren gibt es viele Einzeldenkmäler. Die Blockinnenhöfe weisen kleinteilige Strukturen auf, welche von Nebengebäu- den (Garagen, Werkstätten und Scheunen) sowie Gärten geprägt sind.

5 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

2 ANALYSE

2.1 Demografie Die Stadt Witzenhausen hat eine Gesamtbevölkerung von rund 15.000 Einwohnern. Seit dem Jahr 2006 sank die Bevölkerungszahl stetig um insgesamt 675 Einwohner, das entspricht etwa 4,25 %. Ins- gesamt ist der Bevölkerungsrückgang in den Stadtteilen um 5 % stärker als in der Kernstadt. Neben der Kernstadt Witzenhausen besteht die Stadt aus 16 Stadtteilen. In der Kernstadt leben 6.817 Ein- wohner (Integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) der Stadt Witzenhausen, November 2015). Der Wanderungssaldo sowie die natürliche Bevölkerungsentwicklung der Stadt Witzenhausen haben in den letzten 8 Jahren zu einem Einwohnerrückgang geführt. Wie viele andere Städte ähnlicher Größe in ländlich geprägten Räumen ist auch in Witzenhausen mit einem stetigen Einwohnerrückgang bis 2030 zu rechnen. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Altersstruktur der Bevölkerung in Witzenhausen im Zeitvergleich (2000 bis 2030).

Abb. 3: Entwicklung der Altersstruktur Witzenhausen bis 2030 (Gemeindedatenblatt Witzenhausen der Hessen- agentur, Stand März 2015)

6 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

2.2 Städtebauliche Situation Zusammen mit Eschwege und Bad Sooden-Allendorf gehört Witzenhausens Altstadt mit ihrem reichen Fachwerkbestand zu den besterhaltesten historischen Ensembles in Nordhessen. Die ältesten Häuser datieren bis ins 15.Jh. Repräsentative Bürgerhäuser aus dem 16.Jh. (Ermschwerder Straße, Kesper- markt, Am Brauhaus, Marktplatz Steinernes Haus) vermitteln einen Eindruck aus dieser Blütezeit damali- ger wirtschaftlicher Entwicklung. Die historische Bedeutung der Stadt erklärt sich aus dem günstigen Standort an der Kreuzung verschiedener Fernhandelswege ( - Frankfurt / Heiligenstadt - Kas- sel, Göttingen – Melsungen) und der Lage an der Werra als Handelsweg. Die Bebauungsstruktur ist geprägt von kleinteiliger Bebauung mit Fachwerkhäusern in hoher Verdich- tung. Die Blockbebauung generiert auf der einen Seite klar gefasste Straßenräume und innerhalb des historischen Mauerrings einen städtischen Charakter. Auf der anderen Seite sind die Innenhöfe gekenn- zeichnet durch verfallende Nebengebäude, Garagen und Parkplätze oder durch Geschäftsflächener- weiterungen der erdgeschossigen Ladenlokale. Daher weisen die Innenhöfe oftmals einen hohen Ver- siegelungsgrad auf. Die Wohnungsleerstandsituation in der Altstadt ist überschaubar, allerdings gibt es einige auffallende Leerstände an prominenter Stelle (Marktplatz, Ermschwerder Straße), die sich im Stadtbild negativ auswirken. Manche straßenständigen Scheunen werden als Garagen genutzt oder sind untergenutzt (z.B. Carl Ludwig Straße), hier wäre noch Umnutzungs- und Umbaupotenzial, beispielsweise für barrie- refreien Wohnungsbau – auch zur Attraktivierung eines zentrumsnahen Wohnens. Das Untersuchungsgebiet ist geprägt von Mischnutzung - während in den Erdgeschossen Ladengeschäfte überwiegen, sind die Obergeschosse dem Wohnen vorbehalten. Bei den Ladenlokalen besteht ein teil- weise durch zu hohe Ladenmieten verursachter Leerstand. Das Umnutzungspotenzial der erdgeschossi- gen Ladenlokale kann u. a. für selbstbestimmtes Seniorenwohnen genutzt werden.

Das Quartier besteht ungefähr zur Hälfte aus reinen Wohngebäuden. Über 50% Prozent der Gebäude weisen eine Mischnutzung auf (Gewerbe- und Verkaufsflächen im Erdgeschoss, Wohnen im Oberge- schoss). Die reinen Wohngebäude setzen sich zum großen Teil aus Ein- und Zweifamilienhäusern zusam- men, des Weiteren gibt es im Quartier einige Mehrfamilienhäuser sowie einen Wohnblock in der Süd- bahnhofstraße. Tab. 1: Gebäudebestand im Quartier (prozentual)

Gebäudetyp Anzahl [%] Nichtwohngebäude/Mischnutzung (NWG) 52

Ein- und Zweifamilienhäuser (EZFH) 45

Mehrfamilienhäuser (MFH) 3

Wohnblock 1

Altstadtüblich ist das Baualter auch im Quartier Witzenhausen relativ hoch. Die meisten Gebäude des Quartiers entstammen aus der Zeit vor 1900. Neuere Gebäude befinden sich vorwiegend an den äu- ßeren Grenzen des Untersuchungsgebietes. In der Bestandsaufnahme vor Ort wurden neben der Gebäudetypologie und der Baualtersklasse auch die einzelnen Gebäudeelemente (Fassade, Fenster, Dach) erfasst und bewertet. Zunächst wurde dabei die Bauweise genauer betrachtet. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, sind die meisten Gebäude im Untersuchungsgebiet Fachwerkhäuser. Gerade in den äußeren Bereichen des Quartiers sind aber auch zahlreiche Gebäude in Massivbauweise errichtet.

7 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

Abb. 4: Verteilung der Bauweise (räumlich)

Die Altstadt Witzenhausens besteht vor allem in ihrem Kerngebiet rings um die Liebfrauenkirche und das Rathaus aus Blockbereichen mit starker baulicher Verdichtung, hohem Versiegelungsgrad und sehr geringem Grünanteil in den räumlich eng umgrenzten Innenhöfen. Auch die auf dem mittelalterlichen Straßennetz bestehende Erschließung sowohl in der Fußgängerzone als auch in den Wohnstraßen, ist räumlich meist sehr begrenzt. Die modernisierten Kreuzungsbereiche (Walburger Straße / Südbahnhof- straße, Wickfeldstraße / Südbahnhofstraße, Schützenstraße / Ermschwerder Straße) wurden im Quer- schnitt einseitig auf einen reibungslosen Verkehrsfluss ausgelegt – hier herrschen überwiegend versie- gelte Asphaltflächen ohne Baumbestand vor.

Witzenhausen ist über die Bundesstraßen B27 (Göttingen–Eschwege), B80 (Hann. Münden- Heiligenstadt) und B451 (Helsa–Witzenhausen) an das übergeordnete Straßennetz angebunden. Im etwa 10 km entfernten Hedemünden besteht Anschluss an die A7. Das Untersuchungsgebiet der Altstadt wird über die einzige im Stadtgebiet existierende Brücke er- schlossen. Aus der Konzentration aller Verkehrsarten an diesem Engpass am Eingang der historischen Stadt erwachsen Nutzungskonflikte, die in der Vergangenheit mittels verschiedener Maßnahmen gelöst werden sollten. Zum einen erfolgte, um Platz zu schaffen, der Abriss einiger Häuser im Kreuzungsbe- reich an der Brückenstraße. Zum anderen wurde eine Unterführung für Radfahrer und Fußgänger ge- baut. Mit der B451 wurde eine Ortsumgehung gebaut, die Einbahnstraßenführung in der Walburger Straße etabliert und die Brückenstraße als Fußgängerzone ausgewiesen. Aus heutiger Sicht besteht im Bereich des Brückenkopfes trotzdem ein großräumiges Gestaltungsdefizit, das aus dem unbefriedigen- den Umgang mit dem beschriebenen Nutzungskonflikt zugunsten des KFZ-Verkehrs hervorgeht. Aus Klimaschutzgründen ist eine Attraktivierung der Fuß- und Raderschließung an diesem wichtigen Knoten- punkt sinnvoll.

8 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

2.3 Energetische Situation

2.3.1 Wärmeverbrauch Die Gesamtnachfrage von Wärmeenergie liegt im Quartier in Witzenhausen bei 38.491 MWh.

Abb. 5: Wärmeenergieverbrauch der einzelnen Gebäude (in Anlehnung an TABULA, AGES)

2.3.2 Stromverbrauch Die Gebäude im Untersuchungsgebiet in Witzenhausen benötigen insgesamt 3.243 MWh elektrische Energie.

Abb. 6: Stromverbrauch der einzelnen Gebäude (in Anlehnung an TABULA, AGES)

9 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

2.3.3 Wärmeversorgung Teile des Quartiers in Witzenhausen werden mit Fernwärme versorgt. Die Wärmebereitstellung erfolgt hauptsächlich durch Blockheizkraftwerke, die teilweise mit Biogas versorgt werden. Für das Quartier wird dabei jährlich über das Wärmenetz eine Wärmemenge von ca. 5.000 MWh/a bereitgestellt. Die Wärmeversorgung im restlichen Gebiet erfolgt über Gas- oder Öl-Zentralheizungen, teilweise auch über Einzelöfen oder Nachtspeicherheizungen. Nach Angaben des Gasnetzbetreibers Energienetz-Mitte wurden im Jahr 2013 im Quartier ca. 12.000 MWh Erdgas abgesetzt.

2.3.4 Einsatz erneuerbarer Energien Insgesamt befinden sich im Quartier 13 PV-Anlagen. Diese decken ca. 6 % des Jahresstrombedarfs im Quartier ab.

5,59%

94,41%

Solarstrom außerhalb des Quartiers erzeugt

Abb. 7: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtverbrauch im Quartier

Ob und in welchem Umfang Biomasseheizungen (Pellet, Scheitholz) vorhanden sind, ist nicht bekannt, da seitens der Schornsteinfeger keine Daten geliefert werden konnten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass in vielen Gebäuden zusätzlich zur Zentralheizung Holzöfen oder Kamine einen Teil der Wärme- versorgung übernehmen.

2.3.5 Verkehr und Mobilität Für die energetische Analyse im Bereich Verkehr und Mobilität wurde das Verursacherprinzip für die Berechnungen angewandt. Dem Konzeptgebiet werden also beispielsweise auch die von den Bewoh- nern verursachten CO2-Emissionen zugeschrieben, die außerhalb des Konzeptgebiets emittiert werden. Berücksichtig werden auch Emissionen durch den von Bewohnern des Quartiers verursachten Güterver- kehr. Der Energieverbrauch im Bereich Verkehr und Mobilität im Quartier in Witzenhausen liegt bei etwa 10 GWh/a. Daraus resultieren CO2-Emissionen von etwa 4.292 t/a. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen den Anteil der einzelnen Verkehrsmittel am Energieverbrauch und an den CO2-Emissionen.

10 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

Schiene-GV Schiffs-GV Schiffs-GV 0,5% 0,6% Schiene-GV 0,4% 0,1% LKW LKW 24,0% 32,5% PKW PKW 33,2% Flug Energie 46,1% CO2 16,6% Kraftrad 0,3% Bahn ÖPNV 0,5% Flug Bahn ÖPNV 2,8% Kraftrad 40,4% 0,02% 1,5% 0,5% Abb. 8: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel am Abb. 9: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel an Energieverbrauch den CO2-Emissionen

2.3.6 Energie- und CO2-Bilanz Primärenergie Im Wärmebereich werden 38.459 MWh an Endenergie für das Quartier Witzenhausen benötigt. Über einen spezifischen Emissionsfaktor von 1,224 kWh Primärenergie/kWh Endenergie werden somit etwa 47.109 MWh an Primärenergie benötigt. Bei einem Stromverbrauch von 3.243 MWh beträgt der Pri- märenergieaufwand 9.593 MWh. Für den Sektor Verkehr und Mobilität werden 9.935 MWh Endener- gie benötigt. Tab. 2: Primärenergieaufwand des Quartiers Endenergie [MWh] Primärenergie [MWh] Wärmeverbrauch 38.491 47.109 Stromverbrauch (ohne Wärme und 3.243 9.593 Mobilität) Verkehr und Mobilität 9.935 17.284 Summe 51.775 73.986

CO2-Emissionen Im Quartier in Witzenhausen werden für die Gebäudewärme insgesamt 38.491 MWh an Endenergie benötigt. Daraus ergibt sich eine Auswirkung auf den Klimawandel von etwas mehr als 10.709 tCO2aeq. Der Stromverbrauch des Quartiers beträgt rund 3.243 MWh. Hierdurch werden 1.923 tCO2aeq emit- tiert. Zusammengefasst werden durch die Strom- und Wärmenachfrage jährlich etwas mehr als 12.632 tCO2aeq emittiert. Durch den Sektor Verkehr und Mobilität werden jährlich etwa 4.292 Tonnen CO2aeq freigesetzt. Tab. 3: Beitrag der quartiersweiten Energieströme zum Klimawandel (nach GEMIS)

CO2-Emissionen [tCO2/a]

Wärmeverbrauch 10.709 Stromverbrauch (ohne Wärme und Mobilität) 1.923 Verkehr und Mobilität 4.292 Summe 16.924

11 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

3 POTENZIALE

3.1 Städtebauliche Potenziale Die Stadt Witzenhausen besitzt mit der stetig wachsenden Universität, der historischen Altstadt und der Werra viele Potenziale, die weiterentwickelt und vernetzt werden können. Das Plangebiet, welches die gesamte Altstadt umfasst, besitzt große Entwicklungspotenziale im Hinblick auf Wohnen, Einkauf, Dienstleister, ärztliche Versorgung, Gastronomie und Verwaltung (u.a. Universität Kassel). Wesentliches Ziel ist es die Altstadt als Wohnstandort zu sichern, innerstädtische Brachflächen mit neuen Wohnformen zu entwickeln und die Stadtplätze und Grünzüge aufzuwerten. Entwicklungspotenziale für das innerstädtische Wohnen liegen vor allem auch in den Blockinnenberei- chen, die im Rahmen der vergangenen Stadtsanierung nur unvollständig eine Aufwertung erfahren ha- ben: öffentliche Stadthöfe und private Gartenhöfe könnten wesentlich zur Aufenthalts-. und Wohnquali- tät beitragen. Leerstehende Objekte, aber auch leerstehende Ladenlokale im Erdgeschoss, die durchaus die Möglich- keit bieten barrierefreien Wohnraum zu schaffen, bieten dabei ein großes Potenzial. Dabei sind Kon- zepte gefragt, die nicht nur eine einzelne Wohnung/Ladenlokal oder ein einzelnes Haus betrachten, sondern vielmehr Konzepte, die sich mit mehreren Häusern bis hin zu einem ganzen Stadtkarree be- schäftigen und Lösungen für neue Wohnraumformen – durchaus in Verbindung mit der Etablierung von Ladenlokalen und Kleingewerbe - finden. Somit können bei diesen Konzepten auch energetische und klimatische Aspekte besser und ganzheitlicher berücksichtigt werden. Sehr hohes Potenzial besteht im Abbau der Barrierewirkung in der Zugänglichkeit der Wohngebäude. Unter Berücksichtigung der prognostizierten demografischen Entwicklungen für Witzenhausen sollte hier ein Schwerpunkt liegen, um Bestandswohneigentum und Ladengeschäfte barrierefrei zugänglich zu ge- stalten. Dabei sollte der das Augenmerk nicht nur auf dem Alter, sondern auch auf körperlichen Beein- trächtigungen liegen, - wie sie durchaus altersunabhängig auftreten können. Die möglichen Optionen reichen von einem Rückbau von Stufen über den Anbau von Rampen und Handläufen bis zum Anbau von Fahrstühlen. Entsprechende Fördermittel können bei der KfW-Bankengruppe in Anspruch genommen werden. Wie in vielen Altstadtquartieren mit dichter Bebauung fehlen auch in der Altstadt von Witzenhausen private Freiräume oftmals gänzlich. Für die Entwicklungsdynamik ist dies ein erhebliches Nutzungshemm- nis für Immobilien in diesen Bereichen. Genau hier liegt daher auch ein großes Potenzial neuen Nutzern attraktive und zeitgemäße Wohnangebote mit privaten Freiräumen unterbreiten zu können. Zur Erhal- tung der Altstadt als Wohnstandort ist es daher notwendig, die baulichen Strukturen in engem Dialog mit den Haus- und Grundstücksbesitzern aber auch mit der Denkmalpflege an heutige Wohnanforde- rungen anzupassen. Bezüglich zukünftig prognostizierter heißer werdender Sommer mit längeren Hitzeperioden besteht die Gefahr der Entstehung von Hitzeinseln in dieser stark versiegelten Stadt. Vor allem bei den Stellplätzen besteht noch erhebliches Begrünungs- und Entsiegelungspotenzial - gerade im Hinblick auf kommende Hitzeperioden, die vor allem bei kranken und alten Menschen zu besonders starken gesundheitlichen Problemen führen.

3.2 Energetische Potenziale Für die Gestaltung eines Entwicklungskorridors werden zwei Potenzialvarianten der Gebäudesanierung dargestellt: . Potenzial 1: Moderate Sanierung der Bestandsgebäude

12 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

. Potenzial 2: Effektive Sanierung der Bestandsgebäude Als Datenquelle für die Wohnbauten werden die spezifischen Kennwerte nach TABULA verwendet. Das Potenzial 1 entspricht etwa den Vorgaben der EnEV. Das Potenzial 2 entspricht den bau- und anlagen- technischen Möglichkeiten für den jeweiligen Gebäudetyp und orientiert sich an den für Passivhäuser üblichen Standards. Ein Beispiel dafür ist in der folgenden Abbildung zu sehen.

Abb. 10: Verschiedene Sanierungsvarianten nach TABULA (www.building-typology.eu) 13 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

3.3 Wärme- und Stromeinsparpotenziale Abbildung 11 zeigt, in welcher Höhe sich die Maßnahmen der Modernisierungspakete (Potenzial 1 und Potenzial 2) auswirken. Wird das gesamte Quartier nach Potenzial 1 saniert, führt dies zu einer Reduk- tion der Wärmenachfrage um etwa 40 % im Vergleich zum Ausgangszustand. Die geeigneten Maß- nahmen nach Potenzial 2 bewirken, dass nur noch etwa ein Viertel der Endenergie, bezogen auf das Basisjahr 2014, für die Wärmeversorgung notwendig ist. Den größten Anteil am Einsparpotenzial bie- tet dabei immer die Dämmung der Gebäudehülle.

45.000 MWh Wärme Strom 40.000 MWh 35.000 MWh 30.000 MWh 25.000 MWh 38.491 MWh 20.000 MWh 15.000 MWh 23.210 MWh 10.000 MWh 9.713 MWh 5.000 MWh MWh 3.243 MWh 3.182 MWh 2.767 MWh 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 11: Wärme- und Stromeinsparpotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA) Elektrizität bietet über die Ausstattung der Gebäude mit zahlreichen elektrischen Geräten ebenfalls ein hohes Einsparpotenzial. Werden die Möglichkeiten über Anzahl und Effizienz nach Potenzial 2 vollstän- dig ausgeschöpft, so reduziert sich die Stromnachfrage um knapp ein Drittel bezogen auf den Aus- gangszustand im Jahr 2014. Die Einsparpotenziale bei Strom und Wärme reduzieren die Wirkungen der Emissionen treibhausrele- vanter Gase. Bei Potenzial 2 reduziert sich die Wirkung auf den Treibhauseffekt auf etwa ein Drittel des Ausgangszustandes im Basisjahr.

14.000 to CO2/a 12.000 to CO2/a Strom 1.923 10.000 to CO2/a Wärme 8.000 to CO2/a 1.887 6.000 to CO2/a 10.709 4.000 to CO2/a 6.458 1.641 2.000 to CO2/a 2.702 0 to CO2/a 2014 Potenzial 1Potenzial 2

Abb. 12: Potenziale zur CO2-Einsparung im Quartier (in Anlehnung an TABULA)

14 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

3.3.1 Erneuerbare Energien Die Nutzung von Solarenergie ist im Quartier aufgrund der großen Anzahl denkmalgeschützer Gebäu- de nur sehr begrenzt möglich. Dennoch wurde eine Potenzialfläche zur Nutzung von Sonnenenergie ermittelt, auf der mit Photovoltaikanlagen 520.766 kWh elektrische Energie erzeugt werden könnte. In Witzenhausen werden zurzeit bereits etwa 35 % dieses Potenzials genutzt. Bei voller Ausschöpfung der Potenzialfläche könnte das Quartier ca. 13 % des aktuellen Jahresstromverbrauchs lokal erzeugen. Die Nutzung von Biomasse kann sowohl durch Einzelfeuerungen (Holzpellets, Scheitholz) als auch durch die Integration eines zusätzlichen Wärmeerzeugers in das Fernwärmenetz erfolgen.

3.3.2 Wärmenetze Das bestehende Nahwärmenetz wurde in verschiedenen Bauabschnitten realisiert und bietet noch Po- tenzial für neue Kunden. Es kann also nachverdichtet, bzw. die Versorgungsstruktur kann geändert wer- den. Eine großflächige Ausweitung des Netzes erscheint eher unrealistisch. Allerdings wird über eine Wär- meverdichtung des bestehenden Netzes nachgedacht. Die Verdichtung des Netzes könnte z.B. über eine zugehende Beratung im Rahmen des geplanten erfolgen – so könnten mehr Kunden gewonnen werden. Ein Ringschluss im Bereich Am Brauhaus, Kespermarkt, Walburger Straße, Südbahnhofstraße wurde in Erwägung gezogen. Dies würde den Anschluss zusätzlicher Liegenschaften ermöglichen.

3.3.3 Verkehr und Mobilität Das ermittelte Einsparpotenzial für den Bereich Mobilität liegt bei etwa 2.367 MWh Endenergie, be- zogen auf den Ausgangszustand.

12 GWh/a Einsparungspotenzial 10 GWh/a PKW 8 GWh/a Krad

6 GWh/a ÖPNV Bahn 4 GWh/a Flug 2 GWh/a Güterverkehr

GWh/a IST POT

Abb. 13: Einsparpotenzial für den Sektor Verkehr und Mobilität

15 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

4 QUARTIERSENTWICKLUNGSSTRATEGIE

4.1 Quartiersbezogene Maßnahmen Die Maßnahmen und deren Priorisierung wurden auf der Grundlage der Analysen in einem dialogori- entierten Prozess entwickelt. Die Maßnahmen sind lediglich als offene Vorschläge zu verstehen. Auf- grund sich ändernder Rahmenbedingungen im technischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich sollten diese Maßnahmen fortlaufend weiterentwickelt und an neue Rahmenbedingungen und handelnde Per- sonen angepasst werden. Eine Weiterführung und Ergänzung ist daher gewünscht. Tab. 4: Übersicht Handlungsfelder und Maßnahmen

Nr. Bezeichnung CO2-Bedeutung Priorität

Städtebau Gering, hoch für Maßnahme 01 Leerstandsmanagement Innenstadt Witzenhausen Hoch Folgemaßnahmen

Ideenwettbewerb „Energie- und klimaorientierte Stadt- Gering, hoch für Maßnahme 02 Mittel karrees“ Folgemaßnahmen Gering, hoch für Maßnahme 03 Einführung eines Citymanagement Mittel Folgemaßnahmen

Maßnahme 04 Anreizprogramm: „Grüne und funktionale Innenhöfe“ Mittel Mittel

Funktionale und gestalterische Verknüpfung der Univer- Maßnahme 05 Gering Mittel sität mit der Altstadt Zeitgemäßes und nachfragegerechtes Wohnprojekt Maßnahme 06 Hoch Hoch Kirchplatz Maßnahme 07 Klimaanpassung Innenstadt Witzenhausen Hoch Mittel

Maßnahme 08 Teilkonzept: „Blau-Grünes-Band“ Mittel Mittel Beratung sowie Förderung von Dach- und Fassadenbe- Maßnahme 09 Mittel Mittel grünung Verkehr und Mobilität Einbindung des Klimaschutz-Teilkonzeptes „Klimafreund- Maßnahme 10 Hoch Mittel licher Verkehr“ Maßnahme 11 Parkraumkonzept und Parkleitsystem Mittel Hoch Begrünung öffentlicher / (privater) Stellplatz- und Ver- Maßnahme 12 Mittel Hoch kehrsflächen Gering, hoch für Maßnahme 13 Vernetzung der innerörtlichen Rad-und Fußwege Hoch Folgemaßnahmen Energetische Gebäudesanierung

Maßnahme 14 Energetische Sanierung der Gebäude Hoch Hoch

Maßnahme 15 Modernisierung von Heizkesseln Hoch Hoch

Maßnahme 16 Nutzung von Solarenergie Hoch Mittel

Maßnahme 17 Musterhaus Carl-Ludwig-Str. 4 Hoch Hoch

Maßnahme 18 Musterhaus Ermschwerderstr. 4 Hoch Mittel

16 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

In der nachfolgenden Tabelle sind die jährlichen und die einmaligen Kosten beziffert: Tab. 5: Zusammenstellung der jährlichen und einmaligen Kosten der Maßnahmen; differenziert nach Kosten, die für die Kommune oder für Privatpersonen anfallen Kosten Kosten Kosten Kosten Pri- Kosten Kommu- Nr. Maßnahme Kommune Private vate gesamt ne jährlich jährlich einmalig einmalig Leerstandsmanagement Innen- M01 45.000 € 45.000 € stadt Witzenhausen Ideenwettbewerb "Energie- und M02 20.000 € 20.000 € klimaorientierte Stadtkarrees" Einführung eines Citymanage- M03 45.000 € 45.000 € ments Anreizprogramm: "Grüne und M04 40.000 € 40.000 € funktionale Innenhöfe" Funktionale und gestalterische nicht M05 Verknüpfung Universität mit der bekannt Altstadt (Maßnahmen-Idee) Zeitgemäßes und nachfragege- nicht M06 rechtes Wohnprojekt-Kirchplatz bekannt (Maßnahmen-Idee) Klimaanpassung Innenstadt Wit- M07 35.000 € 35.000 € zenhausen

M08 Teilkonzept: "Blau-Grünes-Band" 20.000 € 20.000 €

25-100€ pro Beratung sowie Förderung von M09 m*m Dach- Dach- und Fassadenbegrünung begrünung* Einbindung des Klimaschutz- Nicht M10 Teilkonzeptes "Klimafreundlicher bekannt Verkehr" Parkraumkonzept und Parkleit- M11 20.000 € 20.000 € system ca. 5.000– ca. 5.000– Begrünung öffentlicher / (priva- 7.000 € 7.000 € für M12 ter) Stellplatz- und Verkehrsflä- für eine eine Baum- chen Baum- pflanzung* pflanzung* Vernetzung der innerörtlichen nicht M13 Rad- und Fußwege bekannt Energetische Sanierung der M14 930.000 € 930.000 € Gebäude (Mehrkosten)

M15 Modernisierung von Heizkesseln 160.000 € 160.000 €

M16 Nutzung von Solarenergie 40.000 € 40.000 €

M17 Musterhaus Carl-Ludwigstr.4 Ca. 150.000 Ca. 150.000

M18 Musterhaus Ermschwerderstr. 4 Ca. 200.000 Ca. 200.000

SUMME 1.705.000 € 95.000 € 130.000 € 1.130.000 € 350.000€

* Kosten abhängig von Anzahl umgesetzter Maßnahmen (nicht in der Summe enthalten)

17 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

4.2 Interkommunale Zusammenarbeit Tab. 6: Übersicht über die interkommunalen Maßnahmen

Nr. Bezeichnung CO2-Bedeutung Priorität

Interkommunale- Gering, hoch für Installation eines Sanierungsmanagements Hoch Maßnahme 1 Folgemaßnahmen

Interkommunale- Vernetzung und Aufbereitung der Musterhäuser zum Gering, hoch für Hoch Maßnahme 2 Thema Sanierung und erneuerbare Energien Folgemaßnahmen

Interkommunale- Regelmäßige Beratungsangebote, zugehende Bera- Gering Hoch Maßnahme 3 tung zum Thema: „Wohnen im Alter“

Interkommunale- Aufbau einer Tatenbank Gering Gering Maßnahme 4

Interkommunale- Gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Gering Mittel Maßnahme 5

Durchführung von Mitarbeiterschulungen in der Kreis- Interkommunale- verwaltung und den Stadt- und Gemeindeverwaltun- Hoch Hoch Maßnahme 6 gen

Interkommunale- Einrichtung eines interkommunalen Leerstandmanage- Mittel Hoch Maßnahme 7 ments

Interkommunale- Nutzung der Potenziale holzige Biomasse im Werra- Hoch Hoch Maßnahme 8 Meißner-Kreis

Interkommunale- Einführung lokaler, niedrigschwelliger Beratungen Gering, hoch für Gering Maßnahme 9 durch Quartierslotsen Folgemaßnahmen

Interkommunale- Durchführung von Baustellen- und Thermografiespa- Gering, hoch für Gering Maßnahme 10 ziergängen in den Quartieren Folgemaßnahmen

Interkommunale- Beratungsangebote zur Eigenstrom- und Solarthermie- Gering, hoch für Mittel Maßnahme 11 nutzung in den Quartieren Folgemaßnahmen

Interkommunale- Angebot eines Mobilitätspakets zur solaren Mobilität Hoch Mittel Maßnahme 12 (E-Bike und PV)

Bauherrenansprache durch die Gebietskörperschaften Interkommunale- Gering, hoch für zu den Themen Energie und Klimaschutz in den Quar- Hoch Maßnahme 13 Folgemaßnahmen tieren

18 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

In der nachfolgenden Tabelle sind die Kosten pro Jahr beziffert: Tab. 7: Übersicht über die geplanten Kosten der interkommunalen Maßnahmen

Kosten San.- Kosten Kosten Kosten Nr. Maßnahme Manage- gesamt Kommune Private ment1 Einrichtung Sanierungsmanage- IM01 430.000 € 43.000 € 387.000 € ment Vernetzung und Aufbereitung im Rahmen IM02 Sanierungmanage- der Musterhäuser ment Verstärkte Beratung zum Thema Im Rahmen IM03 Sanierungmanage- "Wohnen im Alter" ment im Rahmen IM04 Aufbau einer Tatenbank Sanierungsmanage-

ment im Rahmen Gemeinsame Presse und Öffent- IM05 Sanierungsmanage- lichkeitsarbeit ment Durchführung von Mitarbeiter- im Rahmen schulungen in der Kreisverwal- IM06 Sanierungsmanage- tung und den Stadt- und Ge- ment meindevewaltungen Einrichtung eines interkommuna- IM07 30.000 € len Leerstandsmanagement Nutzung der Potenziale holziger Abhängig von Pro- IM08 Biomasse im Werra-Meißner- jektumfang Kreis Einführung lokaler, niedrigschwel- im Rahmen IM09 liger Beratungen durch Quar- Sanierungsmanage-

tierslotsen ment Durchführung von Baustellen- und im Rahmen IM10 Thermografiespaziergängen in Sanierungsmanage- den Quartieren ment Beratungsangebote zur Eigen- im Rahmen IM11 strom- und Solarthermienutzung Sanierungsmanage- in den Quartieren ment Angebot zur solaren Mobilität (E- IM12 Bike und PV) (Infokampagne und 50.000 € 50.000 € 20 Systeme pro Jahr) Bauherrenansprache bei Besit- im Rahmen zerwechsel IM13 Sanierungsmanage- (Infozettel für alle Beteiligten ment Kommunen)

SUMME 510.000 € 43.000 € 50.000 € 387.000 €

1 Die Kosten des Sanierungsmanagement sollen durch Dritte finanziert werden (öffentl. Fördermittel, Sponsoren, etc.) 19 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

5 SANIERUNGSMANAGEMENT

Zur Weiterentwicklung und Umsetzung der Projekte in den Quartieren wurden während der Konzept- phase intensive Überlegungen angestellt, um ein gemeinsames Sanierungsmanagement in den nächsten Jahren zu installieren. Obwohl alle Kommunen über sehr begrenzte Haushaltsmittel verfügen, wurde im Prozess der Konzeptentwicklung deutlich, dass die Bürger bei der Umsetzung der Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Für die Realisierung von Projekten ist eine intensive Beratung und Begleitung notwendig, die durch das vorhandene Personal nicht gewährleistet werden kann. In vielen Fällen fehlen die zeitlichen Ressourcen und die Fachkunde.

Abb. 14: Geplante Struktur des gemeinsamen Sanierungsmanagements im Modellprojekt Werra-Meissner-Kreis

20 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

6 FÖRDERPROGRAMME

Für Investitionen in den Klimaschutz existieren diverse Förderangebote. Die wesentlichen Programme werden nachfolgend vorgestellt. Aktuelle Informationen zu den jeweiligen Förderprogrammen sind im Internet abrufbar. Bei anstehenden Investitionen sollte immer eine Beratung in Anspruch genommen werden, um die zu diesem Zeitpunkt aktuellen Fördermöglichkeiten optimal nutzen zu können. Ansprech- partner sind Energieberater oder das Klimaschutzmanagement. Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Für alle vorgenannten Empfehlungen stehen Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung. Das Förderprogramm „Energieeffizient sanieren – Kommunen“ kann als Kreditvariante (Programmnummer 218) in Anspruch genommen werden. Das Programm im Einzelnen (Stand August 2016): . 100 % Finanzierung der Maßnahme . Zinssatz ab 0,05 % effektiv pro Jahr . 10 Jahre Zinsbindung . Tilgungszuschüsse bei Erreichung von Effizienzstandards (bis zu 17,5 % bei Standard KfW70) Fördervoraussetzung für die Investitionen an einem Heizungssystem ist ein hydraulischer Abgleich. Alle Maßnahmen müssen von einem Sachverständigen begleitet werden. Sachverständige im Sinne der KfW sind Personen, die nach § 21 der Energieeinsparverordnung 2016 (EnEV) berechtigt sind, Nachweise nach der EnEV auszustellen oder zu prüfen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Das BMUB fördert aktuell (August 2016) durch investive Zuschüsse über den Projektträger Jülich (PtJ) folgende Maßnahmen: . Sanierung der Außen- und Straßenbeleuchtung . Sanierung der LED-Lichtsignalanlagen . Sanierung der Innenbeleuchtung . Sanierung der Hallenbeleuchtung . Sanierung von Raumlufttechnischen Geräten . Klimaschutz in Rechenzentren . Klimaschutz und Nachhaltige Mobilität Nähere Informationen zu den einzelnen Maßnahmen sind dem Merkblatt zu entnehmen, das hier: https://www.klimaschutz.de/sites/default/files/page/downloads/1600708_mb_investiv_0.pdf abgerufen werden kann.

21 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung

7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

Witzenhausen verfügt über eine Vielzahl von ehrenamtlichen Akteuren, die sich in der Quartiersentwick- lung engagieren (z.B.: Verein für Bau- und Wohnkultur, studentische Initiativen, engagierte Einzelbür- ger). Diese Experten vor Ort sind in die Etablierung eines Sanierungsmanagements zu berücksichtigen und in den Prozess einzubeziehen. So können vor allem Erstgespräche mit Eigentümern durch diese Fachleute vorbereitet bzw. initiiert werden. Ebenfalls können so die bereits bestehenden Netzwerke vor Ort besser genutzt und optimiert werden. Die historische Bausubstanz des Altstadtkerns bildet aber eine besondere Herausforderung in Bezug auf die zukünftige Entwicklung. Auf der einen Seite gilt es die Gebäudehülle unter Berücksichtigung der baukulturellen Rahmenbedingungen zu modernisieren und gleichzeitig auch für viele Gebäude eine zeitgemäße Nutzung zu finden. Dabei spielen Fragen des Raumzuschnitts eine wichtige Rolle, aber auch das Thema einer immer älter werdenden Stadtgesellschaft und der damit verbundenen Anforderungen an den Abbau von Barrieren kam in vielen Gesprächen auf den Tisch. In Bezug auf die Wärme- bzw. Energieversorgung ist die Stadt Witzenhausen schon heute gut aufge- stellt und hat die Weichen für die Zukunft gestellt. Witzenhausen verfügt bereits heute schon über ein Fernwärmenetz welches großes Potenzial zur Erweiterung besitzt. Durch die vorhandene Fernwärmever- sorgung ist eine Struktur vorhanden, die sich um eine weitere Komponente zur Wärmeerzeugung aus Biomasse erweitern ließe. Die entwickelten Maßnahmen zeigen auf, in welche Richtung zukünftige Aktivitäten im Rahmen der Energiewende führen können. Deutlich wurde auch, dass das Thema Energie im Jahr 2016 nur wenige Menschen berührt. Daher gilt es, vor allem Menschen mit diesem Thema zu erreichen, die sich in der Entscheidungsphase in Bezug auf Maßnahmen an ihrem Gebäude befinden. Einige Projektideen, die in der Konzeptphase diskutiert wurden, konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht weiterentwickelt wer- den. Hier gilt es aber „am Ball“ zu bleiben. Neben Unsicherheiten über die zukünftige Nutzung der Gebäude spielt bei einer Investitionsentschei- dung selbstverständlich auch das verfügbare Kapital eine wichtige Rolle. Hier gilt es zukünftig eine Unterstützerstruktur zu schaffen, die die Bürgerinnen und Bürger kompetent und unabhängig über die einschlägigen Fördermöglichkeiten informiert und unterstützt. Dabei sollten die vorhandenen Strukturen möglichst eng in die Gesamtstrategie eingebunden werden, um zugehende Angebote machen zu kön- nen. Gerade im Hinblick auf den nachhaltigen Umgang mit der für Witzenhausen typischen historischen Fachwerkbebauung ist eine fachkundige Beratung und Begleitung von Sanierungsobjekten sehr wichtig, um Bauschäden und eine Schädigung der Bausubstanz zu vermeiden. Um diese Unterstützung zu gewährleisten wird die Einrichtung eines interkommunalen Sanierungsmana- gements vorgeschlagen, so dass fachliche Beratungen im Quartier organisiert werden können. Gleich- zeitig wird eine Vernetzung mit ähnlichen Projekten in anderen Quartieren ermöglicht. Im Rahmen von Wohnstandort- und Infrastrukturanpassungen sollte des Weiteren der Fokus auf die Aufwertung der Freiflächen gelegt werden. Im Rahmen der funktionalen Vernetzungen sollen gleichzei- tig grüngeprägte Wege geschaffen werden. Hierdurch wird der Biotopverbund gefördert und der innerstädtische Luftaustausch unterstützt. Auch um innerhalb abgängiger Bausubstanzen und historisch wertvollen Objekten einen grünen Lebensraum entstehen zu lassen, bedarf es Kreativität, Fachwissen und Erfahrung. Hier wird ein Ideenwettbewerb für Architekturbüros unter Bürgerbeteiligung vorge- schlagen. Das integrierte energetische Quartierskonzept kann lediglich die Situation im Quartier zum Zeitpunkt der Konzepterstellung abbilden. Es wird davon ausgegangen, dass die vorgeschlagenen Projektideen

22 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Witzenhausen Kurzfassung ergänzt und weiterentwickelt werden. Somit ist das Konzept der Auftakt für den weiteren Klimaschutz- prozess, der durch verschiedene Fördermaßnahmen weitergeführt werden kann. Große Chancen ergeben sich durch die Aufnahme der Stadt Witzenhausen in das Stadtumbaupro- gramm Hessen im Herbst 2016. Dadurch stehen in den nächsten Jahren Fördermittel zu Verfügung, die auch für Maßnahmen im Bereich Energie und Klimaschutz eingesetzt werden können.

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