Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“ Dorfschule Basedow

Während der Kampfhandlungen und der darauf folgen- Turbulente Zeiten den Besatzungszeit durch die Engländer ruhte naturge- mäß jeder Unterricht. Erst im Oktober 1945 konnte Frl. Lehrer Hinrich Schleuß kehrte nach neunjähriger Un- Thiel mit der Grundschule den Unterricht behelfsmäßig terbrechung seines Schuldienstes wegen Kriegsdienst und aufnehmen. Langsam spielte sich der Unterricht wieder Gefangenschaft 1947 wieder an die Basedower Schule zu- ein. Aber unter welchen Verhältnissen! Durch den Zu- rück. Was während seiner Abwesenheit an der Schule zug der Evakuierten war die Schülerzahl unverhältnis- geschah, beschreibt er in der Schulchronik. mäßig gestiegen. Die Schule umfasste 1945 etwa 61 Kin- der. Nach der Versetzung von Nach langer durch den Krieg be- Frl. Thiel an die Volksschule dingter Abwesenheit konnte ich übernahm Lehrer nach erfolgter Entnazifizierung Klein 1946 den Unterricht. Die meine Arbeit in Basedow wieder Schülerzahl stieg auf 73. Ostern aufnehmen. Nach meiner Einbe- 1946 waren es 106 Kinder. Diese rufung zum Militär übernahmen abnorm hohe Zahl, dazu der die Kollegen Hahn, , Mangel an Lehr- und Lernmit- und Brakmann, Lanze, die Ver- teln ließ jede Schularbeit un- tretung, für die Kollegen eine fast fruchtbar werden. unerträgliche Belastung. Als im Zuge der Evakuierung die ersten Ab 1.10.1947 konnte ich endlich Lehrer Schleuß beim Schreibunterricht. Flüchtlinge aus Ostpreußen in meine alte Stelle wieder über- Bis 1942 war die Sütterlinschrift Teil des Schleswig eintrafen, es war im nehmen. Ich war im November offiziellen Lehrplans Februar 1945, wurde eine evaku- 1946 aus amerikanisch-englischer ierte Kollegin, Frl. Thiel, hierher versetzt. Nach vier lan- Gefangenschaft zurückgekehrt. Die hohe Schülerzahl gen Jahren konnte endlich wieder voller Unterricht er- verlangte gebieterisch eine zweite Lehrkraft. Am teilt werden. Leider dauerte dieser Zustand nicht lange. 1.11.1947 wurde Peter Wanner, ein Volksdeutscher, als Auch unser Dorf wurde in die Wirren dieses verlorenen zweite Lehrkraft überwiesen. Leider entsprach seinem Krieges hineingezogen. Die letzten Kämpfe dieses Krieges Eifer und guten Willen nicht seine körperliche Leis- wurden auf der Basedower Feldmark ausgetragen. Artil- tungsfähigkeit. Er wurde sehr bald krank – eine Folge der leriefeuer, Bombenwürfe – davon allein 7 Bomben klei- körperlichen und seelischen Strapazen, die Wanner neren Kalibers in den Lehrergarten – zeichneten das durch den Krieg und seine Folgen zu erdulden hatte. Sei- Dorf. Vier Häuser wurden vollkommen zerstört (Beek, ne gesamte Familie ist verschleppt und vermisst. Am Gemeindehaus, Manow und Hümpel). Jedes Gewese trug 1.4.1948 wurde Wanner pensioniert. Ihm folgte die mehr oder weniger Beschädigungen davon. Das Schul- Schulhelferin Frl. Hamester am 1. April. Sie kündigte haus wurde durch Bomben zweimal abgedeckt. Es konn- aber und überließ am 1.5.1948 Ulrich Wernitz die zweite te mit den Ziegeln der beschädigten Kapelle notdürftig Stelle. Da er verheiratet war und hier keinen Wohnraum wieder gedeckt werden. Die letzten bitteren Kämpfe for- fand, folgte er einer Versetzung nach Bäk. Am 1.6.1948 derten auf beiden Seiten Verluste, versuchten doch deut- wurde Frl. Margarete Kose hierher versetzt. sche Kräfte noch in den letzten Tagen durch Gegenstoß aus Richtung Basedow zu befreien und den englischen Brückenkopf Lauenburg einzudrücken. Hinweis: Die handschriftliche Schulchronik berichtet 56 Deutsche und 20 Engländer waren die Opfer dieses über Ereignisse von 1896 bis 1968. Das Original befindet wahnwitzigen Unterfangens. Sie wurden vorläufig in sich im Chronik-Archiv der Gemeinde Basedow. dem Kapellengarten, der als Ehrenfriedhof eingerichtet war, beigesetzt. Im folgenden Jahr erfolgte die Umbet- tung nach Lauenburg.

1

……………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

Lehrer Schleuß – das war re ich mich nicht mehr. Von diesem Zimmer aus ging es weiter in ein kleines mein Opa Durchgangszimmer mit dem Kachelofen. Typischer- weise hatte hier die Katze ihren Stammplatz. Rechts an der Wand stand für kurze Zeit das neue Harmonium, das später in die Kapelle kam. Ich war sehr daran interessiert, das Instrument zu spielen. Ich habe meinen Großvater immer wieder gebeten, mit mir zu üben. Nach einer Weile wurde es ihm aber zu viel; allein konnte und durf- te ich das Harmonium nicht spielen. Mein Großvater hat, glaube ich, das Harmonium manchmal beim Gottesdienst gespielt. Er spielte auch die Geige – wohl nicht sehr gut, denn ich habe ihn nie spie- len hören. Aber als Lehrer gab er halt auch Musikunter- richt. Ein altes Musikbuch aus dieser Zeit ist mir noch erhalten geblieben. Es enthält viele Volkslieder, auch plattdeutsche, die im Unterricht gesungen wurden. Viel- leicht erinnert sich ja noch jemand –beispielsweise- an dieses Kinderlied:

Ene mene Tintenfaß, geh zur Schul und lerne was! Wenn du was gelernet hast, komm nach Haus und sag mir das!

Über das Durchgangszimmer erreichte man das Lehrer- büro, also das Arbeitszimmer meines Großvaters, das man aber auch vom Flur aus erreichen konnte. Zwei Hinrich Schleuß mit seiner Enkelin Lore Schlichting (1959)

Lore Schlichting ist die Enkeltochter des ehemaligen Basedower Lehrers Hinrich Schleuß. Zwischen 1954 und 1963 hat sie oft ihre Großeltern besucht und erinnert noch viele Einzelheiten aus dieser Zeit. Wenn man das Schulhaus durch den Ein- gang zur Lehrerwohnung betrat, erinnert sich Lore Schlichting, kam man zunächst in einen Flur. Rechts ging es in die „gute Stube“ mit den zwei Fenstern nach vorne raus. Hier stand schon sehr früh ein Schwarz-Weiss-Fernseher. Meine Eltern und ich kamen jeden Sonnabend nach La- denschluss oder sonntags zu Besuch bei meinen Großeltern. Ich durfte mir immer das „Sandmännchen“ ansehen – vielleicht auch andere Sendungen; aber daran erinne-

2

………………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

Fenster gaben den Blick frei auf den Garten, den vor al- Heisswasserboi- lem meine Großmutter pflegte. Ich erinnere mich an ler, den man vor- Die Standuhr den Rasen, die Erdbeeren, das Gemüse und die vielen heizen konnte, so aus dem Leh- bunten Blumen. Auch Äpfel und Pflaumen gab es. In dass man fließend rerbüro diesem Garten wurde auch vorübergehend der Storch Warmwasser hat- betreut, der auf Seite 126 der Chronik beschrieben te. Im Bad befand sich auch das wird. Der Storch ist zum Tierpark Hagenbeck in Ham- Spülklo. burg gekommen. Das Lehrerbüro war ausgestattet mit Vom Flur aus führte eine Treppe in eichenen Möbeln, die mein Großvater extra hatte an- das Dachgeschoß mit dem Schlafzim- fertigen lassen. Besonders fasziniert hat mich aber die mer meiner Großeltern sowie einem große Standuhr mit ihrem Pendelwerk. Die Uhr steht Gästezimmer. Etwa die Hälfte des jetzt in unserer Wohnung in der Nähe von Syd- Dachgeschosses wurde als Dachboden ney/Australien. Sie erinnert mich daran, dass mein genutzt. Ich erinnere mich noch gut an Großvater großen Wert auf Pünktlichkeit legte. Für ihn die geräucherten Schinken und Mett- war es deshalb auch selbstverständlich, stets die Kirch- würste, die dort hingen. turmuhr aufzuziehen. Manchmal hat er mich dazu auf den Kirchturm mitgenommen. Das war immer ein Zum eigentlichen Schulgebäude gab es spannendes Erlebnis für mich: erst die Holztreppe einen weiteren Eingang, der zunächst hochklettern und dann die Kurbel an die drei verschie- in den Pausenraum führte. Die Leh- denen Zahnräder des Uhrwerks anlegen, das mir damals rerwohnung war ebenfalls durch eine riesig groß erschien. Nach der Pensionierung meines Tür mit dem Pausenraum verbunden. Großvaters hat die Bäuerin Ilse Kiehn das Aufziehen Hier gab es einen großen Schrank, in der Uhr übernommen. dem die Turngeräte gelagert wurden. Ich erinnere mich an große braune Neben dem Lehrerbüro befand sich die Küche mit ei- Medizinbälle sowie kleine blaue Bälle. nem Ausgang zum Garten. Auf der anderen Seite des Flurs war das neue moderne Badezimmer (vormals Das Zentrum des Schulgebäudes war natürlich das Klas- Speisekammer) mit Badewanne und supermodernem senzimmer. Lore Schlichting, die ja nie Schülerin in Basedow war, erinnert sich an die Pulte, an denen die Schüler gesessen haben, und an die in die Tischplatten eingelas- senen Löcher für die Tintenfässer. Ge- schrieben wurde grundsätzlich mit Tin- te. Die Schüler tauchten dazu ihre Fe- derhalter in das Tintenfass und übten „Schönschrift“, ein Unterrichtsfach, das man in dieser Form heute leider nicht mehr kennt. Ein Höhepunkt im Schulall- tag war es für die Schüler, wenn Lore Schlichting am Unterricht teilnahm: Zu besonderen Anlässen hat mein Großva- ter mich manchmal am Unterricht teil- nehmen lassen. Die Kinder freuten sich dann, weil dies bedeutete, dass ein Mär- chen vorgelesen wurde. Ich habe dann zwischen den „großen Mädchen“ auf der Bank gesessen. Ich meine mich zu erin- nern, dass auf einem Regal an der Wand ein vierteiliger Sammelband von Ander- Rückseite des Schulhauses, rechts das Klassenzimmer (vermutlich 1949) sens Märchen und eine zweiteilige illus- trierte Sammlung von Buschs Werken

3

……………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“ stand. Ich habe diese Bücher noch. Mein Großvater hat noch lange hat er mir bei meinen Hausaufgaben gehol- mir sehr viel vorgelesen. Das machte ihm großen Spaß. fen. Manche Märchen hat er mir so oft vorgelesen, dass ich Mein Großvater Hinrich Schleuß ist am 16. Oktober sie schließlich wörtlich wiederholen konnte. 1972 im Krankenhaus Mölln gestorben und wurde auf 1963 wurde mein Großvater pensioniert. Das bedeutete dem Friedhof Büchen-Pötrau beigesetzt. Seine Frau für ihn auch, dass er die Lehrerwohnung in Basedow sei- Amanda überlebte ihn noch 17 ½ Jahre. nem Nachfolger überlassen musste. Er siedelte mit mei------ner Großmutter nach Büchen über, wo er zusammen mit meinen Eltern ein Zwei-Familienhaus (Möllner Straße Lore Schlichting lebt heute in Australien. Sie ist verhei- 19, heute mit Blumenladen) gebaut hatte. Ich sehe ihn ratet und hat eine 14jährige Tochter, die – wie ihr Ur- noch heute mit einem Buch in der Hand in seinem Sessel großvater – Lehrerin werden möchte. in der Wohnstube sitzen, mit einer Zigarre und einem Glas Rotwein. Mein Großvater war ein starker Zigarren- raucher; die Standuhr riecht noch immer nach seinem Zigarrenrauch. Das „Lehrer sein“ hat er nie aufgegeben:

Dies und das bindung der Bretter zu verhindern. Das nutzten die Giebelschmuck Zimmerleute für Verzierungen wie die Pferdeköpfe. Der Ursprung dieser Tradition ist nicht schlüssig belegt. Weit Alle haben ihn gesehen, aber kaum jemand schenkt ihm verbreitet ist die Annahme, dass die Pferdeköpfe heid- besondere Beachtung: den Giebelschmuck an den Bau- nisch-germanischen Ursprungs sind. Es gibt aber auch ernhäusern. Manchmal ist es ein Wendenknüppel, Anzeichen, dass die Köpfe deutlich jünger sind. manchmal sind es zwei Pferdeköpfe. Das Eulenloch ist in vielen Bauernhäusern noch vorhan- Was hat es mit den. Erfreulich ist, dass der Giebelschmuck oft auch an diesem Giebel- neueren Bauernhäusern zu finden ist und damit eine alte schmuck auf sich? Tradition fortgeführt wird. Am ehesten las- Die Frage, ob mit den Pferdeköpfen eine bestimmte sen sich noch die Symbolik ausgedrückt wird, ist umstritten. Der Volks- Pferde erklären: glaube kennt viele verschiedene Bedeutungen, die histo- Oben am Giebel risch aber nicht belegt sind. So meinen die einen, dass die des Hauses be- Richtung der Pferdeköpfe (einander zu- oder abgewandt) fand sich in frü- anzeigt, ob das Haus bezahlt ist oder nicht. Andere sehen Pferdeköpfe (Dorfstraße 7) heren Zeiten tra- darin einen Hinweis, ob der der Bauer den Hof von sei- ditionell eine nen Vorfahren geerbt oder ihn durch Einheirat erworben Öffnung, das sogenannte Eulenloch. Durch diese Öff- hat. Wieder andere sehen im Giebelschmuck den heidni- nung konnte der Rauch des Herdes abziehen, und es schen Brauch, Gefahren oder böse Geister abzuwehren. konnten Eulen auf den Dachboden kommen, um dort Wie gesagt, das ist unbelegter Volksglaube. Mäuse zu fangen. Das Dach war mit Stroh oder Reet ge- Häufiger als die Pferdeköpfe findet man in Basedow die deckt. Um die Kanten (First, Grat) des Daches vor dem Wendenknüppel,– meistens tatsächlich ein mit Schnitz- Ausfransen durch Windböen zu schützen, wurden diese werk verzierter „Knüppel“, manchmal aber auch nur ein mit Windbrettern (Windfedern) eingefasst. Am Eulen- schlichtes senkrechtes Brett am Dachfirst. Über sie lässt loch wurden diese dann grundsätzlich über die Spitze sich noch weniger sagen. Angeblich sollen sie slawischen hinausgezogen, um ein Splittern des Holzes bei der Ver- Ursprungs sein. Aber auch diese weit verbreitete An-

4

………………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“ nahme ist nicht belegt. Eine Funktion erfüllt der Wen- kenwärter befand sich – von Basedow aus gesehen – auf denknüppel nicht. dem Grundstück rechts hinter dem Bahnübergang. Es war ein 2-Familien-Haus, in dem zuletzt die Schranken- Was bleibt, ist die Erkenntnis, Pferdeköpfe und Wen- wärter Adolf Fröhlich und Otto Burmester mit ihren Fa- denknüppel sind milien wohnten. Strom- und Wasseranschluss gab es hier reiner Haus- nicht; die Familien lebten in sehr einfachen Verhältnis- schmuck ohne sen. Sie hielten sich Hühner, Schweine, Enten und Gän- Zweck und Sym- se, hatten einen kleinen Gemüsegarten und auch etwas bolhaftigkeit. In Landwirtschaft. Sie waren praktisch Selbstversorger – für Basedow finden Familie Fröhlich mit 8 Kindern besonders schwer. Nach wir beide Arten. der Pensionierung von Adolf Fröhlich im Jahre 1961 zog Freuen wir uns die Familie nach Mölln. Die Wohnung des Schranken- über manchen wärters Burmester – die Eheleute hatten wegen familiä- gut gelungenen rer Auseinandersetzungen beide den Freitod im Lanzer Giebelschmuck. Wendenknüppel (Dorfstraße 10) See gewählt – war zu diesem Zeitpunkt bereits frei. Das Haus wurde anschließend abgerissen. Die Schrankenwärter hatten ihren Arbeitsplatz in einem Der Bahnübergang nach kleinen Häuschen neben dem Wohnhaus. Adolf Fröhlich und Otto Lanze Burmester teilten sich Eigentlich hat der Bahnübergang zwischen Basedow und ihre Aufgabe Lanze gar nichts in der Basedower Chronik zu suchen, da in Arbeits- er auf Lanzer Gebiet liegt. Aber durch die unmittelbare schichten. Im Nähe zu unserem Dorf fühlten sich die Schrankenwärter Schranken- und ihre Familien eher als Basedower und weniger zu wärterhäus- Lanze gehörig. „Wir haben in Basedow eingekauft und chen empfin- hatten dort auch unsere Freunde“, erinnert sich Renate gen sie an ei- Lorenz, die Tochter des letzten Schrankenwärters Adolf nem Telefon- Der Basedow nächstgelegene Bahnhof in Fröhlich an die Zeit, als sie noch am Bahnübergang apparat mit wohnte. „Ich bin hier sogar ab 1951 zur Schule gegan- Handkurbel gen“. Diese Schulzeit endete jedoch unvermittelt nach 4 die Anrufe ihrer Kollegen in Lauenburg und Dalldorf, Jahren, weil Basedow sich nicht mit Lanze auf eine Betei- wenn ein Zug nahte. Sie kurbelten dann die Schranke ligung an den Schulkosten einigen konnte. Auf der Stre- herunter und setzten die Signale für den Zugverkehr. cke bei diesen Renate Lorenz berichtet, dass ihr Vater diese Aufgabe Auseinander- sehr gewissenhaft versah. Während seiner Dienstzeit setzungen musste er sich am Arbeitsplatz aufhalten; er bekam sogar blieben am sein Mittagessen dorthin gebracht. Wenn die Schranke Ende die Kin- mal nicht funktionierte, sperrte er die Straße mit einem der der beiden Abspannband. Im Winter sorgte er dafür, dass der Bahn- Schrankenwär- übergang schneefrei blieb. Unfälle oder andere schlimme ter. Sie muss- Ereignisse gab es während dieser Zeit an „seiner Schran- ten künftig den ke“ nicht. „Aber am nächsten Bahnübergang in Lanze, viel weiteren der nicht beschrankt war“, erinnert sich Renate Lorenz, Weg in die „gab es drei tödliche Unfälle. Es waren Bewohner aus Wohnhaus der Schrankenwärter Lanzer Schule Lanze, die hier ihr Leben ließen.“ antreten. am Bahnübergang Basedow-Lanze Der nächste Bahnhof für die Basedower befand sich in mit Schrankenwärterhäuschen Das Wohnhaus Dalldorf. der Schran-

5

……………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

Als Adolf Fröhlich 1961 pensioniert wurde, wurde auch der ersten für den Personenverkehr eingesetzten Loko- die Schranke abgeschafft. Seitdem gibt es zwischen Base- motiven „Blitz“ und „Falke“. Wenn heute die Züge mit dow und Lanze nur noch unbeschrankte Bahnübergänge 120 km/h auf der Büchen-Lauenburger Strecke fahren, mit Ampelanlage. erinnert nichts mehr an diese „gemütliche“ Zeit, erst recht aber nicht an die enormen Rauchwolken, die die Bisher war nur von den Schrankenwärtern die Rede, die früheren Dampflokomotiven noch bis in die 1950er Jahre als letzte am Bahnübergang Basedow-Lanze gearbeitet ausstießen. haben. Tatsächlich gab es hier natürlich bereits seit Er- öffnung der Bahnstrecke Büchen-Lauenburg eine Übrigens: Wenn die Basedower mit der Eisenbahn fahren Schranke und damit auch Schrankenwärter. Namen sind wollten, stiegen sie am Bahnhof Dalldorf in den Zug ein. allerdings nicht überliefert. Das galt insbesondere für die Schüler, die in Schwarzenbek oder Lüneburg zur Schule gingen. Die Die Bahnstrecke Büchen-Lauenburg ist Teil der Strecke Anfahrt machten sie mit dem Fahrrad, das sie bei Familie Lübeck-Lüneburg. Sie gehörte ursprünglich zur Lübeck- Kanowski in einem Schuppen unterstellten. Manchmal Büchener Eisenbahn, einer privaten Eisenbahngesell- hatten die Schüler die Zugabfahrt fast verbummelt. Dann schaft. Sie wurde bereits 1851, also nur 16 Jahre nach der stand Opa Kanowski bereit und brachte die Fahrräder ersten mit Dampf betriebenen Eisenbahn Nürnberg- unter. An kalten Wintertagen gab es noch mehr Service: Fürth, in Betrieb genommen. Zwei Jahre später wurde Dann wurden die Kinder oft mit einem heißen Getränk die Streckenverlängerung bis Lauenburg eingeweiht. Der empfangen. Familie von Hacht, deren Kinder nach Lüne- Sprung über die Elbe bereitete jedoch Schwierigkeiten. burg fuhren, schenkte den Kindern der Familie Kanows- Er gelang erst 1864 durch eine Fährverbindung. Die Gü- ki Kleidungsstücke, um sich für die Hilfe zu bedanken. terwagen wurde von einer Dampfmaschine über eine Zum Bahnhof Dalldorf kamen auch die Kinder aus Lütau, schräge Ebene auf die Fähre gezogen; bei der Landung um mit dem Zug zu fahren. wurden sie an einer starken Kette wieder hinunter gelas- sen. Es wird berichtet, dass dabei wiederholt die Kette Mitte der 1970er Jahre wurde der Dalldorfer Bahnhof ge- riss und die Güterwagen im Eiltempo in die Elbe rollten. schlossen. Personenwagen wurden nicht übergesetzt. Der Fährbe- trieb lief 14 Jahre lang. Erst am 1.11.1878 wurde die Elb- brücke dem Verkehr übergeben. Flur- und Wegenamen

Für die Schranken an den Bahnübergängen galt folgen- Grundbuch Basedow, Blatt 4, Grundstück Nr. 129/2 – so des: „Wegübergänge in gleicher Ebene mit der Bahn sind wie hier das Grundstück unserer Kapelle sind alle Grund- in solcher Entfernung mit Barrieren zu versehen, dass die stücke bei den Grundbuchämtern der Amtsgerichte re- Deichsel eines gegen die Barriere anfahrenden Wagens gistriert. Eindeutig, unverwechselbar. Mit deutscher den Bahnzug nicht mehr berühren kann“. Und weiter: Gründlichkeit, kein Stück Erde ist unregistriert. Und je- „Die Barrieren von Übergängen öffentlicher Wege müs- des dieser Grundstücke ist peinlich genau vermessen und sen durch Bahnwärter sorgfältig bewacht werden, und mit Lage, Größe, Form, Abgrenzung, Nutzungsart und mindestens 5 Minuten vor der Ankunft des Zuges ge- anderen wesentlichen Daten bei den Katasterämtern in schlossen sein“. Katasterkarten und Katasterbüchern verzeichnet. Die Die ersten Grundbücher werden als echte Bücher, die Liegen- Züge fuhren schaftskataster als große Zeichnungen auf Papier geführt. mit einer Inzwischen gehen die Behörden dazu über, sowohl die Höchstge- Grundbücher als auch die Kataster digital zu verwalten. schwindigkeit Den Bedarf, die Grundstücke zu erfassen, hat es immer von 45 km/h. gegeben. Bis zur Einführung der Grundbücher am Ende Wie wagemu- des 19. Jahrhunderts geschah dies hauptsächlich in Flur- tig dies für die und Vermessungskarten. Darüber hinaus wurden die damalige Zeit Grundeigentümer seit 1790 in den Schuld- und Pfand- war, wird protokollen erfasst, und zwar jeweils mit der Größe ihres Schrankenwärter Fröhlich deutlich an Gesamtbesitzes, die sich aus den Flurkarten errechnete. den Namen

6

………………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

lerdings bei Spekulationen. Weist Glinsenberg auf den in der Sonne glänzenden Sandboden hin? Gibt der Silber- berg einen Hinweis auf den Bestand von Silberpappeln? Silber wurde hier bestimmt nicht gefördert. Und das Be- stehen einer Mühle in Basedow kann nach allen verfüg- baren Unterlagen fast mit Sicherheit ausgeschlossen wer- den. Dennoch gibt es hier einen Mühlenberg. Bei vielen Flurnamen scheitern sogar Spekulationen, wenn man nach ihrer Bedeutung sucht. Röthwegen, Ruhmwiesen und Ruschhorst sind solche Namen. Eine Namensdeutung wird – ähnlich wie bei Familien- namen – auch dadurch erschwert, dass vielfach die Schreibweise von Karte zu Karte wechselt. Reuhh Camp, Reuf Camp, Reusskamp ist hierfür ein Beispiel. Manch- Spaziergang am Wiesenweg mal wechselt der Name völlig. Der Untere Ellern Solls Kamp ist zwischendurch auch als Holzbergkoppel ver- zeichnet. Hauptsächlich dienten diese Erfassungen als Grundlage für die Erhebung von Steuern und anderen Abgaben. Was hier über die Flurnamen gesagt ist, gilt in ähnlicher Weise auch für die Wegenamen. Sie sind meistens an die Für Basedow sind Flurkarten seit Beginn des 18. Jahr- Flurnamen angepasst. So heißen der an den Duvenkamp hunderts erhalten. In ihnen ist nicht nur die Lage und angrenzende Weg Duvenkampsweg und der beim Größe jedes einzelnen Flurstücks enthalten, auch die Röthwegen gelegene Weg Röthwegenweg. Die Landwir- Flurbezeichnungen wurden festgehalten. Eine nummeri- te und die älteren Einwohner orientieren sich noch im- sche Erfassung wie heute kannte man zwar nicht, aber mer an diesen Bezeichnungen. Aber wer von den jünge- die Flure waren mit Namen wie Röthwegen, Manrade, ren Basedowern oder den vielen Neubürgern kennt Bullen Theilung oder Lopers Sal versehen. Diese Flurna- schon den Ruhmpostenweg oder den Eichhorstweg? Die men waren nicht etwa von der Obrigkeit verordnet wor- Namen sind in keiner offiziellen Karte verzeichnet. Und den. Sie hatten sich schlicht und einfach aus der Not- Straßenschilder gibt es auch nicht. wendigkeit heraus ergeben, dass sich die Bauern bei der Bewirtschaftung ihrer Grundstücke miteinander verstän- Flur- und Wegenamen sind ein Teil der Geschichte unse- digen mussten. So erhielt die Flur mit dem besonders res Dorfes. Um sie zu bewahren, haben Mitglieder des sandigen Boden den Namen Sandkamp. Die zu angren- Chronik-Teams bei älteren Bewohnern und in alten zenden Flurstücken quer liegende Wiesenfläche wurde Flurkarten diese Namen gesammelt und in die beigefügte Querwiese genannt. Und woher der Name Fliederkoppel Karte (die Ansicht lässt sich am Computer vergrößern) kommt, bedarf hier wohl keiner weiteren Erläuterung. eingezeichnet. Nun kann jeder einmal einen Spaziergang durch den Ruhmpostenweg oder die Grüne Allee ma- Bei den meisten Flurnamen bleibt es bei der Suche nach chen! ihrer Herkunft bzw. ihrer ursprünglichen Bedeutung al-

7

……………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

Alte Flurnamen (grün) und Wegebezeichnungen (rot), die zum Teil noch heute gebräuchlich sind

Legende siehe nächste Seite

8

………………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

[24] Rollwegskoppel Alte Flurnamen in der Karte [25] Alvershop auf der vorigen Seite [26] Södel [27] Fliederkoppel [28] Steinberg [1] Lopers Sal [29] Stötebrück [2] Mühlenberg [30] Keilkoppel [3] Twelen [31] Kattohr [6] Bullenteil [32] Waterför [7] Am Zuckerholz [33] Heilandseck [8] Entensoll [34] Huskoppeln [9] Glinsenberg/Glinstenschlag [35] Holdeilsbarg [10] Duvenkamp [36] Specken [11] Penkberg [37] Eichhorst [12] Karksal [38] An den Holzteilen [13] Röthwegen [39] Holdeil [14] Scheedepfahl [40] Gnadenholz [15] Sandberg [41] Krankhörnteile [16] Silberberg [42] Speckenwiesen [17] Vor den Dalldorfer Tannen [43] Rethwiesen [18] Uhlenlock [44] Ruschhorst [19] Achterkoppeln [45] Rugenwiese [20] Lehmbarg [46] Raumwiese [21] Grotkoppel [47] Bauerwiese [22] Buernwegen [48] Bäckerwiese [23] Glinsterkoppeln [49) Duvum ======

Basedow zeigt Flagge

Die Gemeindevertretung bietet seit Herbst 2010 Fahnen in den Formaten 90 cm x 150 cm und 150 cm x 250 cm an. Viele Basedo- wer haben von dem Angebot Gebrauch gemacht, so dass man die Fahnen jetzt öfter im Dorf wehen sieht. Ein schöner Schmuck! Die Fahnen sind weiterhin im Bürgermeisterhus für 32 € bzw. 78 € erhältlich.

9

……………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“ Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Um ihr Getreide zu mahlen, mussten die Bauern in frü- Da diese Unterverpachtung keine Amtssache war, son- heren Zeiten eine bestimmte Mühle anfahren. „Mussten“ dern vom Lauenburger Müller selbst vorgenommen wur- ist hier wörtlich zu nehmen: Die Bauern unterlagen dem de, sind darüber leider keine weiteren Informationen in Mühlenzwang bzw. Mahlzwang. Wer zu einer anderen den Amtsakten zu finden. Insbesondere fehlt es an Ab- Mühle fuhr, musste mit erheblicher Strafe rechnen. rechnungen – den Mahlzetteln –. Für die Witzeezer Mühle galt jedoch wie für alle übrigen Mühlen im Der Mühlenzwang war Ausfluss der Rechtsverhältnisse, Lauenburgischen, dass der Müller seinen Lohn in Form die seinerzeit zwischen den Grundherren und den Bau- der Matt bekam, d. h. er konnte sich einen Anteil des Ge- ern bestanden. Der Grundherr – z. B. der Herzog – be- treides abmessen. Der Mattenlohn betrug 1/16 des Mahl- stimmte, in welcher Mühle das Getreide zu mahlen war. gutes. Ob die Witzeezer Müller ihren Anteil stets ehrlich Er war in der Regel Eigentümer der Mühle und verdien- abgemessen haben, ist nicht bekannt. Allgemein ist aber te an deren Einnahmen. Erst mit der Gewerbeordnung überliefert, dass es über die abgemessene Menge immer vom 21. Juni 1869 wurde der Mühlenzwang aufgehoben. wieder Streit gab. Müller galt als unehrlicher Beruf und Auch die Basedower wurde dem fahrenden Volk, Bauern unterlagen dem Spielleuten, Gauklern und Mühlenzwang. Sie hat- Scharfrichtern gleichgestellt. ten ihr Getreide in der Im Wirtshaus war ihnen das Brockmühle in Witzeeze Sitzen am Tisch der ehrli- mahlen zu lassen. Zur chen Handwerker verwehrt. Brockmühle gab es von Nach der Erntezeit war der Basedow aus einen direk- Andrang bei den Mühlen ten Weg, der noch heute naturgemäß besonders groß. Brockmühlenweg oder Die Basedower Bauern Brockmöllerweg genannt machten sich deshalb schon wird. Etwa auf halber sehr früh auf den Weg, um Strecke konnte man die längere Wartezeiten zu ver- Mühle in der Ferne se- meiden. Schließlich waren ja hen. Möglicherweise auch die Lütauer Bauern und die Witzeezer selbst der heißt deshalb an dieser Stelle ein Flurstück Mühlenberg. Brockmühle verpflichtet. Aus dieser Zeit stammt die Die Brockmühle befand sich am Unterlauf der . Sie noch heute gebräuchliche Redewendung: Wer zuerst war eine Wassermühle und hatte ein unterschlägiges kommt, mahlt zuerst. Mühlenrad. Damit sie genug Wasser zum Mahlen hatte, 1927 brannte die Mühle ab und wurde nicht wieder auf- staute man die Linau mit einem Wehr zu einem großen gebaut. Die Linau wurde im Zuge der Flurbereinigung Teich auf. Wenn gemahlen werden sollte, wurde ein begradigt. Heute deutet nichts mehr auf die frühere Schieber geöffnet und das Wasser durch eine Rinne unter Mühle hin. das Rad geleitet. ------1544 wird Gercke Brockmöller als Müller genannt, letz- ter Müller war August Kost. Weitere Namen sind nicht Foto Brockmühle: Kreis , Kreismuseum Ratze- bekannt. In der Regel wurde die Brockmühle zusammen burg (BILG). Weitere Quellen: Guido Weinberger, Lübeck mit der Lauenburger Amtsmühle – der Palmmühle – ver- (www.muehlen-lauenburg) und „777 Jahre Witzeeze“. pachtet. Die Witzeezer Müller waren meistens Gesellen des Lauenburger Müllers oder sogenannte Afterpächter.

10

………………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“ „Neue“ alte Bilder

Ansichtskarten von 1910

11

……………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

Am Lanzer See

Hof des Großkätners Ernst Meyer (1920)

12

………………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

JAHRESRÜCKBLICK Das war anno 2010

Tragischer Jahresauftakt

Das Jahr war noch keine 7 Stunden alt, als die Feuerwehr alarmiert wurde: Wohnhausbrand in der Dorfstraße 19. Obwohl die Basedower Feuerwehr keinen weiten Weg hatte, brannte bei ihrem Eingreifen das Haus bereits in voller Ausdehnung. Brandursache war ein technischer Defekt im Arbeitszimmer des Bewohners. Sämtliche Wehren des Amtes Lütau und der Stadt Lauenburg, zwei Rettungswagen, ein Notarzt sowie eine Streifenwagenbe- satzung unterstützten die örtliche Feuerwehr. Die Brandbekämpfung konzentrierte sich darauf, die Nach- barhäuser vor einem Übergreifen der Flammen zu schüt- zen. Starke Rauchentwicklung und vereiste Straßen er- schwerten die Löscharbeiten. Trotz aller Bemühungen konnte nicht verhindert werden, dass das Haus bis auf die Grundmauern niederbrannte. Es wurde unbewohn- Wohnwagenbrand auf dem Campingplatz bar, die Trümmerreste sind inzwischen beseitigt, und es wurde mit einem Neubau begonnen. tern. Mit einer erheblichen Rauchgasvergiftung wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Der 40jährige Bewohner des Hauses war nach einer aus- giebigen Silvesterfeier im ersten Tiefschlaf vom Feuer Der zweite große Brand ereignete sich am 13. April auf überrascht worden. Er wachte vom starken Brandgeruch dem Campingplatz. In einem Wohnwagen war Feuer auf und konnte noch rechtzeitig aus dem Fenster klet- ausgebrochen. Zwar konnte das Feuer schnell unter Kontrolle gebracht werden. Dennoch entstand an dem Wohnwagen Total- schaden. Da der Wohnwagen zum Zeitpunkt des Brandes nicht bewohnt war, entstand kein Personenschaden. Die Brandursache konnte nicht ermittelt werden. Neue Brücke über den Elbe- Lübeck-Kanal?

100 Jahre sind auch für Brücken ein stattliches Alter. So nagt auch an der Basedower Brücke über den Elbe- Lübeck-Kanal der Zahn der Zeit. Es ist absehbar, dass die Brücke über kurz oder lang dem Straßenverkehr nicht Wohnhausbrand Dorfstraße mehr genügen wird. Aufmerksame Beobachter erkennen schon heute, dass Brücke und Zufahrt nicht mehr auf ei- ner Höhe sind. Da auch mit einem Ausbau des Kanals für

13

……………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

größere Schiffe gerechnet wird, muss auch an eine grö- ßere Durchfahrtshöhe gedacht werden. Viel los in Basedow

Schon längere Zeit geriet der Neubau der Brücke zuneh- Als die Gemeindevertretung Anfang des Jahres einen mend in die öffentliche Diskussion. Im Laufe dieses Jah- Kulturausschuss installierte, war der Auftrag klar: be- res nahmen die Überlegungen schließlich konkretere währte Veranstaltungen fortsetzen, neue organisieren. Formen an, nachdem das Wasser- und Schifffahrtsamt Mit Bravour hat der Kulturausschuss diese Aufgabe ge- einen Weg gefunden hatte, die Gemeinden aus einer löst. So gab es nicht nur das traditionelle Osterfeuer, die Kostenbeteiligung herauszuhalten. Die neue Brücke soll Grillparty für Senioren und das wie immer sensationelle technisch und optisch der vor 4 Jahren in Dalldorf instal- Kinderfest – bisher routiniert und ideenreich von Wolf- lierten Brücke entsprechen. Sie wird voraussichtlich ge- gang Boehmcker geleitet –, sondern auch LAN-Partys für genüber der jetzigen Brücke um 60 cm erhöht. Die Trag- Jugendliche im Sprüttenhus, eine Faschingsfete, ein fähigkeit soll von z. Zt. 6 t auf 40 t erweitert werden. Der wunderbares Konzert mit Lesung in der St. Jacobs- Neubau ist südlich neben der vorhandenen Brücke ge- Kapelle sowie ein reich besuchtes Teich- und Dorffest im plant, so dass während der Bauzeit weiterhin die bisheri- Spätsommer. ge Straßenverbindung über den Kanal erhalten bleibt. Das Wasser- und Schifffahrtsamt rechnet mit einer Bau- zeit von 1 ½ Jahren. Probleme bereitet noch die Abwasserleitung aus dem Gebiet östlich des Kanals zu den Klärteichen auf der Ba- sedower Seite. Sie muss unter den Kanal hindurch ge- führt werden. Soweit der gegenwärtige Stand der vorbereitenden Ge- spräche. Ein förmliches Planungsverfahren, das durchaus noch zu Änderungen führen kann, kann erst beginnnen, wenn der Bund die erforderlichen Haushaltsmittel zur Verfügung stellt. Wann das geschieht, ist noch völlig of- fen. Damit bleibt auch offen, wann mit dem Neubau der Brücke begonnen werden kann. Kinderfasching

14

………………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“

die Fackeln am Dorfteich und das große geräumige Zelt. Selbst das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und bot noch bis tief in die Nacht Gelegenheit zu Gesprächen unter freiem Himmel. Hohe kulturelle Ansprüche wurden mit dem Konzert am 28. März in der Basedower Kapelle erfüllt. Die Basedo- wer erlebten ein wunderbares Konzert und eine beein- druckende Lesung. Miriam Zeh (Querflöte) und Matthias Tögel (Orgel) spielten Sonaten von Sammartini, Bach und Hasse. Die eindringliche und dennoch lockere Spielweise zog jeden in den Bann. Karl Magnusson las Texte von Rainer Maria Rilke - eine schwere Kost, die aber nachdenklich stimmte und zur Passionszeit passend ausgewählt war. Dass die Freude über die gelungene Darbietung sehr groß war, zeigte sich auch darin, dass fast alle Besucher der anschließenden Einladung des Ba- sedower Kulturausschusses zu einem Beisammensein im Dorfgemeinschaftshaus folgten. Künstler und die Organi- satoren des Abends wurden mit Dank und Lob über- schüttet. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich auch die LAN- Partys, die im Dorfgemeinschaftshaus veranstaltet wer- den. Jugendliche treffen sich dort, bringen ihre Compu- ter mit und verbinden diese miteinander. Nach diesen technischen Vorarbeiten messen sie gegeneinander in spannenden Action-Spielen ihre Geschicklichkeit. Oft dauern diese Spiele bis tief in die Nacht. Das Kinderfest stand unter dem Motto „Mittelalter“ Am Ende dieses Jahres lässt sich feststellen: Die Einset- zung eines Kulturausschusses war eine gute Idee. Die Alle Veranstaltungen dienten dem Ziel, die Aufgabe muss fortgesetzt werden, um zu zeigen: Es Dorfgemeinschaft in Basedow zu fördern. Dass dies nicht macht Spaß, in Basedow zu leben. nur ein Anliegen der Gemeindevertretung ist, zeigte sich besonders daran, dass alle Veranstaltungen von den Basedowern sehr gut angenommen wurden. Besonders Schnee und Eis – 3 Monate hervorzuheben ist das Kinderfest am 5. September mit dem anschließenden Teich- und Dorffest. Das Angebot Winter für die Kinder war riesig: Armbrust- und Bogenschießen, Hindernislaufen, Dosenwerfen und manche anderen Ist der Klimawechsel nun auch in Basedow angekom- Spiele. Die ganz Kleinen tummelten sich im Bällebad, die men? Das mag sich mancher nach dem langen und kal- etwas Größeren tobten sich auf der Hüpfburg aus. Muti- ten Winter 2009/2010 gefragt haben. Noch Anfang März ge Kinder ließen sich schminken und machten den als fielen mehr als 20 cm Schnee, und die Temperatur fiel Ritter oder Burgfräulein erschienenen Kindern Konkur- auf minus 14 Grad zurück. Die Eisschicht auf dem Elbe- renz. Und viel Spaß hatten die Kinder daran, Hüte und Lübeck-Kanal maß 15 cm, so dass der Kanal für die Schwerter mit bunten Perlen zu schmücken. Am Ende Schifffahrt gesperrt werden musste. Überall im Dorf gab dann die Überraschung: Jedes Kind bekam ein Früh- es starke Behinderungen durch Eisglätte, teilweise froren stücksbrett, in das der eigene Name eingebrannt wurde. die Wasserleitungen in den Häusern ein. Nahtlos schloss sich das Fest für die Erwachsenen am Doch Schnee und Kälte konnten den Basedowern nichts Dorfteich an: Der äußere Rahmen war hervorragend ge- anhaben. Spontan trafen sie sich am 30. Januar zu einer lungen - die Illumination rund um das Bürgermeisterhus, fröhlichen Winterparty am Dorfteich. Kinder und Ju-

15

……………………………………………………………………………………………………………………………. Nachtrag 2010 zu „Basedow – Geschichte eines Dorfes“ gendliche wetteiferten im Schlittschuhlaufen. Der Base- Schleswig-Holstein geehrt. Der „Rote Hahn“ bewertet dower Weinhandel Monsieur Lugaux sponserte verschie- die Leistungen der Feuerwehren in 5 Stufen. In der drit- dene Weine. Zusätzlich brachten die Erwachsenen ten Stufe werden umfangreich Kenntnisse und Fähigkei- Glühwein in Thermosflaschen mit. Am Grill gab es heiße ten der aktiven Feuerwehrleute sowie die technische Würstchen. Man saß auf Strohballen und hatte trotz der Ausstattung und der Zustand der Geräte und Fahrzeuge Kälte das Gefühl: Winter kann auch schön sein! geprüft. Fitness, sicherer Umgang mit Atemschutzgerä- ten, regelhafte Ausübung des Sprechfunkverkehrs sowie umsichtiger und konsequenter Sicherungs- und Absperr- Feuerwehr aktiv dienst sind nur ein Teil der Prüfung. Basedow hat sie mit Bravour bestanden.  Personalwechsel im Führungsteam  Länderübergreifende Übung Ingo Gosch (37) wurde am 3. Juni 2010 als stellvertreten- der Wehrführer vereidigt. Er löste Tobias Lohse ab, der Ende Mai führte die Feuerwehr Bünde (Kreis Herford in nicht mehr in Basedow wohnt. NRW) eine Verlegeübung durch. Dabei galt es, schnell und gezielt die Einsatzorte Jesteburg und Basedow zu er- Zum Jugendwart wurde Timo Rückwardt (26) ernannt, reichen und die Zusammenarbeit mit den örtlichen nachdem Erwin Kasch dieses Amt nach 13jähriger erfolg- Wehren zu erproben. 12 Fahrzeuge mit hervorragender reicher Arbeit abgegeben hat. Katastrophenschutzausrüstung blieben für 2 Tage in Ba-  Hervorragende Auszeichnung sedow. Solche länderübergreifenden Übungen sind im Katastrophenschutz nicht vorgeschrieben und fanden auf Die Freiwillige Feuerwehr Basedow hat die Leistungsstu- eigene Initiative der Wehren statt. fe III des „Roten Hahn“ erreicht und wurde am 2. Okto- ber mit einer Urkunde vom Landesfeuerwehrverband

16

……………………………………………………………………………………………………………………………….