(c) Opera National du Rhin

Richard Wagner-Kongress 2016 in STraßburg Vom 5. bis 8. Mai 2016 folgten über Den Kongress im Versammlungssaal Oper sind eindeutig zu erkennen. 350 Gäste aus der ganzen Welt der des Europäischen Rates eröffne- Die Aufführung war ein großer Erfolg Einladung zum -Kon- ten Frau Eva Wagner-Pasquier, die und wurde vom Publikum in der aus- gress nach Straßburg, unter anderen Enkelin des Komponisten und Bot- verkauften Opéra national du Rhin, auch Heinz Weyringer, Marlene Stei- schafterin der Bayreuther Festspiele einem der ältesten Opernhäuser ner sowie Manfred und Sabine Ober- für die weltweiten Richard Wagner- Frankreichs, begeistert gefeiert. reither vom Wagner Forum Graz. Verbände, sowie RWVI-Präsident Horst Eggers. Die Eröffnungszeremo- Die WFG-Gruppe nahm an einer Das Eröffnungskonzert des Mühlhau- nie wurde von musikalischen Einla- Stadtführung teil, die leider das Ver- sener Symphonieorchesters im Palais gen begleitet, wobei besonders die sprechen, auf musikalischen Spuren de Musique et des Congrès wurde Liszt‘sche Klavierversion von Isoldes zu wandeln, nicht einlöste. Jedoch von Patrick Davin dirigiert, natürlich Liebestod berührte. ermöglichte das zentral gelegene ein Wagner-Programm einschließlich Hotel viele Entdeckungen auf eigene der Wesendonck-Lieder, gesungen In der alten Kathedrale von Stras- Faust. Einige von uns besuchten den von der Mezzosopranistin Anneke bourg, einem UNESCO-Weltkultu- Dom inklusive Turmbesteigung, ge- Luyten. Die Zuhörerschaft hatte Ge- rerbe mitten im Herzen der Altstadt, nossen das Stadtensemble vom Fluss legenheit zu entdecken, wie eines erlebten wir einen der erhebends- Ill aus mittels einer Bootsfahrt und der besten französischen Ensembles ten Momente des Kongresses, das nutzten die Gelegenheit, das Europä- das völlig vertraute Repertoire inter- Liszt-Wagner-Orgelkonzert (Organist ische Parlament zu besichtigen. Ein pretierte. Das anschließende Galadi- Michael Bartek) mit Auszügen aus Ausflug in die zauberhaften Wein- ner war eher spartanisch gehalten, . berge und das Unterlinden-Museum was das Rahmenprogramm betraf. in Colmar rundete das Programm ab. Den Abschluss des Kongresses bil- Im Laufe des Kongresses wurden wir dete die französische Erstaufführung Last not least kam auch die Kulinarik vielfach auf den Grazer Wagner-Kon- von Wagners Liebesverbot oder Die nicht zu kurz. Von bodenständigen gress angesprochen, und alle waren Novizin von Palermo unter der Regie Flammkuchen über Quiche bis zu voll des Lobes ob der Qualität der von Marianne Clement und dem raffinierten Fischgerichten war für je- künstlerischen Darbietungen und Dirigat von Constantin Trinks. Es ist den Geschmack etwas dabei. vor allem der Galaeröffnung im Ste- noch kein typisches Werk von Wag- faniensaal. ner, die Einflüsse der italienischen Sabine Oberreither Erster Wagner Forum Graz Sommer-Event

Da mit den sommerlichen Temperaturen der Drang nach Freiluftsport für gewöhnlich wächst, haben sich die Vorstandsmitglieder Sabine Oberreither und Andrea Engassner eine ganz besondere Sommerver- anstaltung für die Mitglieder und Gäste des Wagner Forums Graz ausgedacht. Im Rahmen einer vergnüg- lichen „Schnitzeljagd“ durch Graz mussten einerseits knifflige Aufgaben gelöst werden, andererseits waren Kreativität und Originalität gefragt. Die Teilnehmer waren mit Feuereifer bei der Sache und wurden für ihr Engagement beim anschließenden geselligen Zusam- mensein im Restaurant Brandhof mit Kulturgutschei- nen und Sachpreisen belohnt...

2 Bayreuth 2016

EIN ETWAS ANDERER REISEBERICHT sehen in die Arme: Was ich zu den Kontrollen sage? Ich begrüße sie IN ZWEI TEILEN VON ALEXANDER SINGER für das subjektive Sicherheits- gefühl (objektiv betrachtet wird dadurch, wie in Ansbach, wie im Stade de France, wie aber ERSTER TEIL Wagner: Ein Protestant, der im auch bei den mir gewohnten Zu- (Eröffnung: 25.07.2016, Parsifal 1) Parsifal die Kunst zur Erlösung gangskontrollen bei Gericht die verheißenden Religion erhebt. Eröffnung in Bayreuth, wieder Gefahr nach außen verlagert). Ob einmal. Die erste liegt 31 Jahre zu- Parsifal: Ein die Grenzen der mo- die Festspiele stattfinden sollen? rück (1985: Tannhäuser mit dem notheistischen Religionen auflö- Selbstverständlich. Für mich kein schon verstorbenen Richard Ver- sendes Werk. Thema, frei nach der Devise: AUF- salle als Einspringer für Kollo in TRETEN statt AUSTRETEN (=Ab- letzter Minute und Cheryl Studer, Das Bayreuther Festspielhaus: Ein sagen, Fernbleiben). Eigentlich deren Stern am Sängerhimmel Götzentempel, ein World Trade wollte ich noch folgendes dazu schon lang verglüht ist). Dazwi- Center auf dem Gebiet der Kunst. sagen: Im Bayreuther Festspiel- schen: An die zehn bis fünfzehn haus zu sterben, wäre für mich Eröffnungsvorstellungen werden An sich ein idealer Mix für gewiss ein schöner Tod, aber erst es doch gewesen sein. Und doch: eine am eigenen Leib erlebte mit 91 an Herzinfarkt im Tristan, Heuer ist alles anders. Ansbach Götterdämmerung. Der bereits und nicht mit 51 durch einen ist gerade drei Tage her, Mün- dreifach Bayreuth-erfahrene älte- geisteskranken oder zur mord- chen auch. Die Wagnerfahne, die re Sohn, der sich noch eine Eröff- lichen Tat gereizten Attentäter, als Studentenulk einer meiner nung wünschte, zögert plötzlich, „dessen Hirn nicht brütete, was Freunde seinerzeit gern als Beute mich zu begleiten. „Was musstest er vollbracht“. Dies fiel mir aber heimwärts an den Rhein geführt Du auch ausgerechnet dafür be- im passenden Moment leider hätte, weht auf Halbmast. stellen?!“ nicht ein. Dass die Bayreuther Festspiele am Bereits brieflich auf Parkplatz- Aufgrund fehlender Prominenz 25.Juli ein perfektes Anschlags- zufahrt über Umwege, Sperren ist das Promenieren Richtung ziel abgäben, hatte ich mir schon und Wartezeiten hingewiesen, Steigenberger mit Ausnahme immer – ohne konkrete Terrorge- stellt sich dies vor Ort als nicht von Kartenkontrollen nicht ein- fahr – gedacht. Doch jetzt? unterschätzt, sondern durchaus geschränkt, das Umrunden des annehmbar dar. Kartenkontrol- Festspielhauses allerdings un- Oper: Westlich dekadent, voll- le, Ausleeren des Inhaltes der möglich. Finanzielle und sonstige kommen unislamisch in den Smoking-Weste (nicht schlim- menschliche Bedürfnisse können Augen jener, die auch Palmyra mer als bei Sturm gegen Rapid, aber noch barrierefrei befriedigt in Schutt und Asche legen und wenn auch dort nur in Schwarz- werden. Der Sohnemann darf wähnen, den wahren Glauben für Weiss ohne Smoking!). Nach dem auch ein Pauseninterview geben, sich gepachtet zu haben. Passieren der Kontrolle laufe ich und zwar dem „Nordbayrischen gleich dem Deutschen Privatfern- Kurier“, und siehe da: Am nächs- , Bayreuther Festspiele 2016 (c) Festspiele Bayreuth 2016 (c) Festspiele Festspiele , Bayreuther Parsifal 3 ten Tag beim Lesen des Großfor- entgangen, dies vorerst mit Cran- wird der im bayreuthfreien Vor- mates zum Frühstück findet er berrysaft, Mineralwasser und Tee jahr versäumte Tristan nachge- sich in aparter Gesellschaft – ne- statt Gerstensaft aus Kulmbach holt. Am Tag zuvor Janowski, nun ben der bekannten österreichi- erkaufend, kann ich dann doch Thielemann. Es gibt weiß Gott schen Geigerin Lidia Baich – wie- meine Aufführungsstatistik auf- schlechtere Wagnerdirigenten, der. polieren: Nr.137, Nr.138, Nr.139. dennoch ernten beide vereinzel- te Missfallenskundgebungen, in In der Pause zum dritten Akt löst Es beginnt mit der Einzelvorstel- beiden Fällen aufgrund des Diri- sich auch bei den uniformierten lung Götterdämmerung 4, die vor gates nicht nachvollziehbar; im Hundertschaften die Anspan- dem Ring 3 stattfindet, in Nach- zweiten Fall vielleicht auch gar nung, die Kontrollen der Karten folge der seinerzeit unter uns nicht auf das Dirigat bezogen. erscheinen weit gelockerter. Studenten beliebten „Gewerk- Aber das wäre eine andere, viel- Nach der Aufführung gibt es für schaftsvorstellungen“: beliebt, fach in der Presse wiedergekäute unsere Ohren nicht alltägliche, weil einerseits viele Karten an Be- Geschichte. häufige Dankesworte aus dem gierige mit „SUCHE KARTE“-Schil- zum Parkplatz strömenden Pub- dern verkauft wurden und an- Apropos Presse: Uwe Eric Laufen- likum an die Exekutive für deren dererseits die Preise wesentlich berg befindet sich zwischenzeitig Präsenz und Schutz. Ausklang im günstiger waren und damit auch in einem heftigen, kontroversiel- „Weihenstephan“. Am nächsten einmal ein Ausflug von den knar- len Diskurs mit den deutschen Morgen geht es – nach maßvol- renden Höhen der „Galeere“ in Kritikerpäpsten und –päpstin- lem Genuss, ohne allzu viel volle das zwar unwesentlich bequeme- nen, vornehmlich über das Reiz- Mass - heim. Ich habe den skepti- re, aber deutlich kühlere Parkett wort „Stadttheater“. schen Sohn wieder wohlbehalten möglich war. Am nächsten Tag nach Graz gebracht, mir für den zweiten Teil meines Abenteuers aber (aufgrund familieninterner kultureller „Sättigung“) einen neuen Begleiter gesucht. ZWEITER TEIL (Festspielalltag: 16.08. Götterdämmerung, 17.08. Tristan, 18.08. Holländer) Nun bin ich mit einem meiner besten Freunde seit Grazer Steh- platzzeiten vor 35 Jahren, Otmar, auf „Völkerverständigungstour“ (dieses Geheimnis bleibt hier un- gelöst). Der erste Weg führt mich allerdings nicht ins Festspiel-, son- dern ins Krankenhaus. Nicht War- te der Brangäne, sondern „Hohe Warte“. Durch Breitbandantibio- tikum der stationären Aufnahme Bayreuth 2016 (c) Festspiele Festspiele und Isolde“, „Tristan , oben: Götterdämmerung unten: 4 dort am 26. Mai 1828 Kaspar Hau- ser auftauchte, dessen Herkunft und Ein Wochenende in Schicksal bis heute nicht restlos ge- klärt sind und zu allerlei künstleri- schen Darstellungen animierten, zu- letzt im April 2016 zur Uraufführung Nürnberg der Oper Kaspar Hauser von Hans Thomalla, einem Auftragswerk des Theaters Freiburg. EIN REISEBERICHT VON SUSANNE ANGERER Abends dann passend zum heftigen Gewitter draußen auch geglückter Theaterdonner im Haus am Richard- Was bewegt eine Gruppe von elf Am nächsten Morgen, gestärkt von Wagner-Platz 2: angesiedelt im schä- Personen, Nürnberg, die Hauptstadt einem köstlichen Frühstück in unse- bigen Hinterhofmilieu, der Herzog Frankens und mit 525.000 Einwoh- rem angenehmen Stadthotel „Am Ja- ein testosterongesteuerter Mafioso, nern zweitgrößte Stadt Bayerns, zu kobsmarkt“, erwartete uns eine nette Rigoletto ein Gastwirt, Gilda eine einer Zeit aufzusuchen, in der nicht Überraschung: Unsere charmante junge Frau, die ihre Emotionen nur der berühmte „Christkindlesmarkt“ Stadtführerin entpuppte sich als ge- um den Preis des schmerzhaften mit seinem Lebkuchen das Bild bürtige Oberösterreicherin und Ehe- Selbstritzens auszudrücken vermag. prägt? Den Spuren ihres wahrschein- frau von Kammersänger Heinz Klaus Rigoletto ist gar nicht Gildas Vater, lich größten Sohnes Albrecht Dürer, Ecker, der in den Jahren 1965 bis hat sie selbst als kleines Mädchen dieses hervorragenden Vertreters 1969 sein erstes festes Engagement dem Grafen von Monterone geraubt der Renaissance, zu folgen, wäre ein als Bass bei den Vereinigten Bühnen und durch seinen Kontrollwahn ebenso lohnendes Motiv wie die his- Graz hatte und in den Jahren 1981 wohl zu dem geformt, was sie heu- torische und aktuelle Nutzung des bis 1994 fixer Bestandteil der Bay- te ist. Die Erinnerung an eine wahre ehemaligen Reichsparteitagsgelän- reuther Festspiele war. Seine Frau, Entführungsgeschichte in Österreich des mit Hilfe seiner 23 Informations- selbst Kunsthistorikerin und immer ist gewollt, wie auch ein Blick in das stelen selbstständig zu erkunden. noch „Graz-Fan“, führte uns überaus Programmheft bestätigt. Wer aber angesichts des Erscheinens fachkundig durch die im Jahr 1050 dieses Reiseberichts in der Zeitung erstmals erwähnte Stadt, die insbe- Mikolaj Zalasinski in der Titelpartie des Wagner Forum Graz ahnt, dass sondere durch die Förderung Kaiser ist schlicht ein Ereignis in jedem Mo- die erwähnte Gruppe eine Handvoll Karls IV. als Teil der Achse Prag-Nürn- ment seines Auftritts, Michaela Maria Mitglieder eben jenes Vereins um- berg-Frankfurt erblühte und um Mayer berührt als Gilda, einzig David fasst, wird bereits frohlocken und ei- 1500 mit rund 50.000 Einwohnern Yim vermochte in dieser Vorstellung nen Zusammenhang mit Hans Sachs für damalige Verhältnisse eine veri- als Herzog stimmlich nicht ganz zu herstellen, dem Nürnberger Schus- table Großstadt mit großer humanis- überzeugen. Die Staatsopernphil- ter aus dem 16. Jahrhundert, dem tischer Tradition war – welche Ironie harmonie Nürnberg unter GMD Mar- Richard Wagner mit seinen Meister- der Geschichte, dass ausgerechnet in cus Bosch musiziert auf höchstem singern im Jahr 1868 ein so unver- jener Stadt Jahrhunderte später die Niveau und im Einklang mit dem gleichliches Denkmal setzte. Nationalsozialisten ihre antisemiti- bravourösen Chor und den Solisten. sche Ideologie mit den unsäglichen Doch weit gefehlt! Denn Anlass der Nürnberger „Rassengesetzen“ auf Großer Jubel des Publikums für die Reise war zwar eine Oper, jedoch eine juristische Grundlage stellten. musikalische Darbietung, Bravo- die Premiere von Giuseppe Verdis Auf Karl IV. geht auch die „unserer und vereinzelte Buhrufe für das Re- Rigoletto aus dem Jahre 1851 nach lieben Frau“ gewidmete Frauenkir- gieteam; Theater also, das zu Diskus- Victor Hugos Le Roi s‘amuse, ange- che am Hauptmarkt, ursprünglich sionen anregt, keinen kalt lässt und siedelt ebenfalls im 16. Jahrhundert seine Privatkapelle, zurück. Dort alle Mitwirkenden – und natürlich (in Mantua), die Verena Stoiber mit paradieren jeweils um Punkt 12 Uhr unseren Heinz Weyringer als Ehren- ihrer Ausstatterin Sophia Schneider mittags die sieben Kurfürsten drei gast des Intendanten – bei der an- am Staatstheater Nürnberg am 29. Mal um den Kaiser und verneigen schließenden Premierenfeier strah- Mai 2016 in Szene setzte. Die beiden sich vor ihm; im Volksmund ein we- len lässt. deutschen Künstlerinnen hatten ja nig despektierlich das „Manderllau- bekanntlich mit ihrem Freischütz fen“ genannt. Seit 1525 ist Nürnberg die Fachjury des Ring Award-Finales evangelisch, dennoch sind seine ka- im Jahr 2014 am besten überzeugt. tholischen Heiligenfiguren (als Kopi- Jurymitglied und Intendant Peter en) an vielen Häuserecken zu sehen. Theiler hatte sie darum in die Stadt Mit dem Ende des „Heiligen Römi- an der Pegnitz eingeladen. schen Reiches deutscher Nation“ im Jahr 1806 gelangte Franken zu Bay- Vor dem Kunstgenuss warteten frei- ern; gleichwohl bestehen im Dialekt lich noch andere Freuden auf uns: wie im Wesen – wie unsere Stadtfüh- Bei einem gemeinsamen Abendes- rerin bezeugte – nach wie vor große sen im traditionsreichen Restaurant Unterschiede zwischen den beiden „Steichele“ wurden ganz nach indivi- Bevölkerungsgruppen. München dueller Vorliebe ein paar der täglich entwickelte sich zur Kulturstadt, in Nürnberg erzeugten drei Millio- Nürnberg zur Industriestadt. Zu nen Stück Rostbratwürste verzehrt überregionaler Bekanntheit gelang- oder doch lieber zu Solospargel und te der Unschlittplatz, an dem die Fisch gegriffen. städtische Monopolbehörde für Talg (= Unschlitt) untergebracht war, als

5 Murpromenade statt Donaukanal

EIN KULTURGESPRÄCH IM HAUSE WEYRINGER Kurse und Workshops auf dem Lehr- plan, die den Studierenden helfen MIT ELISABETH FREISMUTH sollen, sich auf das Leben außerhalb des geschützten universitären Rah- mens vorzubereiten. Schauspiel- Elisabeth Freismuth hat in der be- wie Elisabeth Freismuth erzählt, das studierende erhalten ein Bewer- kannt gemütlichen Salon-Atmo- gemeinschaftliche Zusammenleben bungstraining, mit Musikern wird sphäre bei einem Kulturgespräch im in Klassen mit hohem Migrantenan- an der Körperpräsenz gearbeitet, Hause Weyringer ihre erste Zeit als teil gesteigert, die Konzentration oder man lernt, wie man das Lam- „neue“ Rektorin der Kunstuniversi- der Volksschulkinder gefördert, aber penfieber bekämpfen kann. Denn tät Graz Revue passieren lassen. zugleich die musikalische Früherzie- die KUG, als Ausbildungsstätte, hat hung unterstützt. Es gilt, den Besu- gegenüber den Studierenden die Da sie bereits seit Oktober 2014 im cher von morgen anzusprechen, größte Verantwortung, wie Elisa- Amt ist, gab es vieles zu berichten, aber auch den zukünftigen Künst- beth Freismuth mit Nachdruck her- zu erzählen, aber auch klarzustellen. lernachwuchs früh zu fördern. Eine vorhebt. In dem von Ute Baumhackl, Kultur- weitere Initiative, um ein junges chefin der „Kleinen ‚Zeitung“, ge- Publikum für die klassische Musik Verschmitzt merkte die gebürtige führten Gespräch galt es gleich zu zu begeistern, ist das viel beachtete Wienerin auch an, dass die Grazer Beginn, jene unumstößliche Tatsa- Kooperationsprojekt mit der Oper mehr Selbstbewusstsein an den che zu thematisieren, dass Elisabeth Graz „B9 – Beethoven für alle“. Elisa- Tag legen sollten – so bietet zum Freismuth die erste Frau an der Spit- beth Freismuth betont, wie wichtig Beispiel die Kunstuniversität im Be- ze der bereits 1816 gegründeten es ist, neue Interessensgruppen für reich der zeitgenössischen Musik Ausbildungsstätte ist. Eine Tatsache, die Kunst generell, aber auch für und dem Jazz Einzigartiges, auch die zwar schon für sich bemerkens- die an der KUG Studierenden im in der Forschung ist die KUG her- wert ist, jedoch sind es vor allem die Speziellen zu gewinnen. Die Kunst- ausragend. Dieses Leistungsniveau begeisterten Schilderungen über universität Graz ist mit über 1.000 gilt es, auch bei internationalen neue Impulse und Projekte, die die Veranstaltungen im Jahr der größte Kooperationen mit anderen Ausbil- neue Rektorin mit ihrem Team seit Kulturveranstalter der Steiermark. dungsstätten weiterzugeben. Auf- ihrem Amtsantritt initiiert hat, die Die KUG bietet somit etwa diverse grund der geografischen Lage sieht das Gespräch so interessant und Abo-Programme an: Hauptabonne- Elisabeth Freismuth eine besondere kurzweilig machten. ment, abo@MUMUTH, Abo für jun- Verantwortung darin, Institutionen ges Publikum … in Osteuropa zu unterstützen, unter Ihre Auffassung, dass (Kunst-)Uni- anderem durch die Weitergabe von versitäten zur Lösung gesellschafts- An den 17 Instituten der KUG wer- Know-how, Kooperationen aber politischer Probleme beizutragen den rund 2.400 Studierende ausge- auch Sachspenden (wie Bücher, No- haben, belegt beeindruckend das bildet, ein großer Anteil von ihnen ten und Instrumente). von der Kunstuniversität mitor- kommt aus dem Ausland. Elisabeth ganisierte soziale Chorprogramm Freismuth betont daher auch, dass Im abschließenden Wordrap zu „Superar – Singen als Impuls für die Kunstuniversität den jungen diesem – sicherlich auch dank der Chancengleichheit“. Durch den pro- Künstlernachwuchs für die ganze souveränen Gesprächsführung fessionellen Chorunterricht wird, Welt ausbildet. Daher stehen auch von Ute Baumhackl – besonders kurzweiligen Gespräch gab es noch einiges Persönliches und auch Un- terhaltsames über die KUG-Rektorin zu erfahren. Nicht nur, dass sie, vor die Wahl gestellt, jetzt die Murpro- menade dem Donaukanal vorzieht, sondern auch den Richard der Co- sima. Auch wenn sie nun in der Steiermark lebt, mag sie lieber das Wasser als den Wein, bevorzugt den Fisch gegenüber dem Fleisch, geht lieber ins Kino als zu Hause Netflix zu schauen, und die Kunst steht für sie natürlich über der Politik. Ach ja, sie mag es lieber laut statt leise, aber das wird nicht überraschen, denn leise wird es bei ihr sicher auch wei- terhin nicht sein! Birgit Witamwas

6 (c) Christian Jungwirth Elisabeth Freismuth Chorsingen an der Kunstuniversität Graz

„DIENSTAGABEND“ IM APRIL 2016 launig György Ligetis penible Arbeitsweise schilderte.

Die praktische Demonstration Die regelmäßig abgehaltenen sen Initiative die Gründung des von Chorarbeit konnte dann er- „Dienstagabende“ des WAG- Akademiekammerchors und lebt werden, als ein Chorquar- NER FORUM GRAZ sorgen stets des Pro Arte Ensembles zurück- tett, mit Sopran- und Tenorsolo, für Abwechslung und bemü- ging, die zu internationalem große Teile der Brahms’schen hen sich, neben meist eher und preisgekröntem Ansehen „Zigeunerlieder“ live aufführte, theoretisch ausgerichteten gelangten und aus deren Rei- was lebhaft verdeutlichte, wie Vortragsveranstaltungen auch hen so bekannte Sängerper- wichtig es ist, dass ein als ho- solche anzubieten, die sich sönlichkeiten wie Marjana Li- mogen empfundenes gemein- mit praktischen Aspekten der povšek, Gundula Janowitz oder sames Chormusizieren letztlich künstlerischen Arbeit im Mu- Gottfried Hornik hervorgingen. paradoxerweise nur dadurch siktheaterleben auseinander- entsteht, dass sich jedes ein- setzen. Ein besonderes Anliegen war zelne Chormitglied mit seiner dem Chor immer die Pflege ausgeprägten Individualität So war es besonders anregend, der neuesten Musik, wovon die und großem persönlichen En- dass diesmal Herr Chorleiter versammelten Kunstbegeis- gagement einbringt. Dozent Franz Jochum zu sich terten wertvolle Kostproben an die Grazer Kunstuniversität erleben konnten. Für die zu Walter Bernhart einlud, um uns dort live in die Gehör gebrachten Werke – die praktische Chorarbeit einzu- zum Teil zunächst sogar als un- führen. aufführbar galten – von Ligeti, Marckhl und Penderecki waren Dies geschah einbegleitet auch Noten verfügbar, was das durch eine mit Bild- und Text- Bewusstsein von der Schwie- material unterstützte Schil- rigkeit dieser Chorarbeit ent- derung der Entwicklung des scheidend schärfte. Chorwesens seit 1953 an der führenden musikalischen Aus- Die Ausführungen von Franz bildungsstätte der Steiermark, Jochum wurden auf lebendige die von Akademie über Hoch- Weise ergänzt durch anekdo- schule zur Universität mutierte. tisch gespickte Reminiszenzen von Dr. Hermann Becke, der Die entscheidende Persönlich- als ehemaliges Mitglied des keit bei dieser Entwicklung war Pro Arte Chors unmittelbaren der 2014 verstorbene Professor Einblick in die Chorauffüh- Karl Ernst Hoffmann, auf des- rungspraxis bot und etwa sehr

IMPRESSUM

Herausgeber: wagner.forum.graz www.wfg.at Redaktion: Dr. Andrea Engassner [email protected] Grafik und Layout: Mag. Birgit Lill Redaktionsschluss: 31/08/2016 Vereinssitz: Rotmoosweg 67, 8045 Graz ZVR: 113660921 Vorsitzender: DI Heinrich W. Weyringer [email protected]

Die nächste Ausgabe erscheint 12/2016.

7 Terminvorschau

WFG - VERANSTALTUNGEN RING AWARD-TEILNEHMER 18.09.16 Künstlergespräch im Haus 13.12.16 Dienstagabend in der MO- 01.10.16 „L’elisir d’amore“ Palau de Weyringer, 19:00 Uhr: Zu Gast sind SCHEE, 19:00 Uhr: „Über die Brücke“ – les Arts; Damiano Michieletto (RING Verena Stoiber (Regie) und Soph- Ali Kurtgöz, Vorstand der islamischen AWARD Semifinale 2005) ia Schneider (Bühnenbild), die RING Religionsgemeinde Graz für Steiermark AWARD-Gewinnerinnen 2014. Sie be- und Kärnten, gibt uns interessante Ein- 04.10.16 „Samson et Dalila“ Opéra Na- richten über ihre rasante und erfolgrei- blicke und Ausblicke über islamisches tional de Paris; Damiano Michieletto che Entwicklung, den souveränen RING Leben in Graz, inkl. einem moderierten (RING AWARD Semifinale 2005) AWARD-Gewinn, von der bevorstehen- Besuch in der Moschee. Treffpunkt: Bos- den Premiere von Tristan und Isolde an nisches Gebetshaus, Gmeinstraße 22a, 15.10.16 „L’italiana in Algeri“ Deutsches der Oper Graz, vom Probenverlauf und Graz. Nationaltheater Weimar; Tobias Kratzer, ihren nächsten Plänen. Gesprächsfüh- Rainer Sellmaier (RING AWARD 2008) rung: Tobias KRATZER, Regisseur und RING AWARD-Gewinner 2008. 18.10.16 „Billy Budd“ Opera North; Or- pha Phelan (R), Leslie Travers (B) (RING 11.10.16 Dienstagabend im GASTHOF WARD Finale 2005) PFLEGER, 19:00 Uhr: „Es war die Nach- tigall, und nicht die Lerche“ – Walter 20.10.16 „Der fliegende Holländer“ Bernhart spricht über Romeo und Julia Opera Vlaanderen; Tatjana Gürbaca und Werke der Musik, die von Shakespe- (RING AWARD Finale 2000) ares unsterblicher Liebestragödie inspi- riert wurden. 05.11.16 „Die Meistersinger von Nürn- 15.11.16 Dienstagabend im JO- berg“ Deutsches Nationaltheater Wei- HANN-JOSEF-FUX-Konservatorium, mar, Vera Nemirova (RING AWARD Fina- 19:00 Uhr: Erich Bendl (Tubist der Gra- le 2000) zer Philharmoniker) und Team: Vorstel- lung der Tuba mit musikalischen Beispie- 06.11.16 „Die Entführung aus dem Se- len. rail“ Opernhaus Zürich; David Hermann (RING AWARD 2000)

20.11.16 „Eugen Onegin“ Oper Frank- furt; Jim Lucassen (RING AWARD Semi- finale 2008)

24.11.16 „Israel in Egypt“ Hans Otto Theater Potsdam; Verena Stoiber (R), Sophia Schneider (K) (RING AWARD 2014)

26.11.16 „Vec Makropulos“ Theater Freiburg; Vera Nemirova (RING AWARD Finale2000)

04.12.16 „“ Aalto-Musik- theater Essen; Tatjana Gürbaca (RING AWARD Finale 2000)

15.12.16 „Carousel“ Theater Basel; Al- exander Charim (RING AWARD Semifi- nale 2008) www.wfg.at

WFG - REISEN

27. September 2016: Busreise (Dr. Richard) nach Wien in die Kammeroper zur Premiere von La Traviata in einer In- szenierung von Lotte de Beer, einer ehe- maligen RA-Teilnehmerin. Auskünfte bei: Sabine Oberreither unter [email protected] oder 0664/2522880 , Damiano Michieletto (c) Komische Oper Berlin, oben Cendrillon Monika- Bildnachweise: Rittershaus; Mitte Don, Carlo Tra Leslie Karlsruhe Das unten Hermann Rheingold Northington, (c) Staatstheater Opera , David Workman; Robert Park (c) Grange vers