Mein Eigen Fleisch Und Blut
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Mein eigen Fleisch und Blut Der Fernsehfilm der Woche Montag, 23. April 2012, 20.15 Uhr Inhalt 2 Fesseln durch innere Spannung Vorwort von Günther van Endert 3 Mein eigen Fleisch und Blut Stab, Besetzung, Inhalt 5 Eine Frau auf der Suche nach ihrem "verlorenen Kind", ihrem "gestohlenen Leben" Statement von Produzentin Anna Oeller 6 "Wenn eine Mutter ihr Kind weggibt, lässt sie das niemals los" Interview mit Schauspielerin Veronica Ferres 8 "Es kann echt hart sein, seine eigenen Eltern nicht zu kennen" Interview mit Schauspieler Kostja Ullmann 10 Biografien 23 Bildhinweis und Impressum z.presse 13. März 2012 Fesseln durch innere Spannung Veronica Ferres und Kostja Ullmann in einem bewegenden Familiendrama Was passiert, wenn man das eigene Kind erst kennenlernt, wenn dies bereits erwachsen ist? Wenn einem der eigene Sohn als fremder Er- wachsener gegenübertritt? Beide Seiten aber doch spüren, dass da mehr ist als nur diese Fremde? Solchen Fragen nach der Identität und dem Rollenverständnis einer Mutter geht das Drama mit Veronica Ferres und Kostja Ullmann in den Hauptrollen nach. Das späte Wiedersehen hat von vornherein einen tragischen Akzent, verweist es doch auf den Gewaltakt gegen ein jun- ges Mädchen in der früheren bayerischen Provinz und auf eine deso- late Familiensituation. Darüber hinaus ist der Junge in einem Leben voller Selbstzerstörung gefangen. Seine leibliche Mutter ist da zu- nächst nur eine Irritation im selbstgewählten Untergang. Erst langsam keimt Hoffnung, dass sie eine neue Bezugsperson sein könnte, die ein besseres Leben ermöglicht. Annäherung und Distanzierung, stille Zuversicht und laute Verzweif- lung kennzeichnen das Verhältnis von Mutter und Sohn. Veronica Ferres spielt mit größter Intensität diese Frau, die mit Unbedingtheit ihr bisheriges, beruflich und privat befriedigendes Leben aufgibt, um ihr Kind zu suchen, ihm zu helfen und ihm eine Mutter zu sein. Um die Wunde ihrer Kindheit zu schließen. Kostja Ullmann gibt sehr authen- tisch das Pendant, den Suchtkranken, der zu spät einen Weg aus sei- ner Krankheit findet. Vivian Naefes Film ist ein "harter" Film. Es gibt gelöste und glückliche Momente, aber er verzichtet auf jede falsche Harmonisierung. Ihn kennzeichnet hervorragendes Schauspiel, das vor allem von Veronica Ferres und Kostja Ullmann getragen wird. Und er fesselt durch eine durchgehende gewaltige innere Spannung. "Mein eigen Fleisch und Blut" zeigt beispielhaft, wie der kaputte Rand der Gesellschaft in die Mitte hineinwirkt, und zwar so, dass diese Mitte, die Zuschauer des ZDF, davon berührt und bewegt werden sollten. Günther van Endert Redaktionsleiter Fernsehfilm II 2 z.presse 13. März 2012 Montag, 23. April 2012, 20.15 Uhr Mein eigen Fleisch und Blut Der Fernsehfilm der Woche Buch Britta Stöckle Regie Vivian Naefe Kamera Peter Döttling Musik Sebastian Pille Schnitt Christian Nauheimer Szenenbild Patrick Steve Müller Kostümbild Birgitta Lohrer-Horres Ton Alexander von Zündt Casting Elke Vogt Produktionsleitung Rainer Wiehr Produzentin Anna Oeller Redaktion Günther van Endert Länge 89" Eine Produktion der Bavaria Fernsehproduktion GmbH, München im Auftrag des ZDF in Zusammenarbeit mit arte Die Rollen und ihre Darsteller: Franziska Veronica Ferres Oliver Kostja Ullmann Thorsten Thomas Sarbacher Sandy Sonja Gerhardt Robert August Zirner Mutter Gundi Ellert Vater Johann Adam Oest Jan Steven Scharf Sylvia Annette Paulmann Mimi Katharina Müller-Elmau Bogdan Herbert Knaup und andere 3 z.presse 13. März 2012 Inhalt: Die 40-jährige Franziska ist Direktionsassistentin eines Pharmakon- zerns. Ihr manisches Erfolgsstreben dient dazu, vor sich selbst zu flie- hen. Denn in Franziskas Vergangenheit gibt es eine tragische Epi- sode: Im Alter von 15 Jahren sah sie sich gezwungen, ihren neugebo- renen Sohn zur Adoption freizugeben. Ihr Vater, ein Apotheker und alkoholkranker Tyrann, konnte das uneheliche Kind mit seinen Moral- vorstellungen nicht vereinbaren. Deshalb pflanzte er das üble Gerücht, Franziskas Teenagerliebe Thorsten habe sie vergewaltigt. Die erste große Liebe zerbrach, Franziska flüchtete vor ihrer Familie und kehrte nie wieder zurück. Als ein befreundetes Paar Franziska und ihrem Lebensgefährten Robert von ihrem Adoptivkind erzählt, verlässt die Direktionsassisten- tin die Kraft der Verdrängung. Franziska nimmt eine Auszeit von ihrem Job, um sich auf die mühsame Suche nach ihrem Kind zu machen. Sie kehrt in die Kleinstadt zurück. Der Vater ist inzwischen trocken. Thorsten ist verheiratet und schickt sie wütend fort. Sie erfährt, dass ihr Junge Oliver heißt und eine wilde Odyssee durch Heime und meh- rere Pflegefamilien durchlebt hat. Mit sieben Jahren fand er ein liebe- volles Zuhause. Franziska sucht seine Adoptivmutter Sylvia auf, eine Musikpädagogin, die sie herzlich empfängt. Und sie muss erfahren, dass ihr Sohn ein Junkie ist. Auch Sylvia weiß nicht, wo und ob er überhaupt noch lebt. Franziskas Suche führt sie schließlich zu einem verfallenen Münchener Hinterhaus. Dort trifft sie auf die kleine Scarlett und deren Mutter Sandy, Olivers Lebensgefährtin, die genau wie er drogenab- hängig war. Oliver will mit Franziska zunächst nichts zu tun haben. Er ist rückfällig geworden. Er ist krank. Franziska kämpft um ihr Kind und um ihre Rolle als Mutter. Aber erst, als sie einsieht, dass die Wunde der Vergangenheit nicht geschlossen werden kann, gibt es eine trüge- rische Chance auf Heilung. 4 z.presse 13. März 2012 Eine Frau auf der Suche nach ihrem "verlorenen Kind", ihrem "gestohlenen Leben" Statement von Produzentin Anna Oeller Das erste Mal kam ich mit dem Thema in Berührung, als ich noch stu- dierte. Da erzählte mir eine Studienkollegin von ihrer Tochter, ihrem Kind, das sie nicht kannte. Mit 16 ungewollt schwanger geworden, wurde ihr das Baby gleich nach der Geburt weggenommen und zur Adoption frei gegeben. Sie kannte weder die Adoptiveltern noch den Wohnort, noch den Namen ihres Kindes. Sie wurde nicht gefragt, es wurde für sie alles geregelt. Nachfragen verboten. Sie wusste nur, dass es ein Mädchen war. "Anonyme Adoptionen" – so war das da- mals üblich. Zurück blieb ein junges Mädchen, das scheinbar ein ganz normales Leben führt: Schule, Studium, fester Freund, Jobben, "glück- lich" eben. Aber der Schein trog, der Schmerz über das, was ihr pas- sierte, über sie verfügte, zum Schweigen verurteilte, fraß sich durch und drang an die Oberfläche. Sie wollte wissen, wo ihr Kind lebt, wie es aussieht, wie es heißt, wie es sich anfühlt, wie es riecht, wie es lacht. Eine Frau auf der Suche nach ihrem "verlorenen Kind", ihrem "ge- stohlenen Leben" – das war unser filmischer Input für "Mein eigen Fleisch und Blut". Britta Stöckle schrieb das Drehbuch – realitätsnah, radikal, ehrlich. Skizzierte ungeschminkte, schmerzliche und wahre Lebensentwürfe und Charaktere. Das Drehbuch kam in die guten Hände von Vivian Naefe, die mit einer großen Intensität und Genauig- keit an die Besetzung, filmische Gestaltung und Inszenierung heran- ging. Sie fordert viel und gibt mehr zurück. Thomas Sarbacher, Gundi Ellert, Johann Adam Oest, August Zirner, Steven Scharf und Sonja Gerhardt – eine "Schicksalsgemeinschaft" und großartiges Schauspielerensemble. Allen voran Veronica Ferres und Kostja Ullmann, die feinfühlig, kraftvoll und sehnsuchtsvoll ihre Figuren anlegen. Die beiden haben sich nicht geschont, sie geben sich ganz. Es braucht mutige Partner für einen mutigen Film – ich fand ihn in Günther van Endert. Wir wollten eine Geschichte erzählen, die wahr- haftig und authentisch ist. Ich danke ihm für seine Diskussionsfreudig- keit, seine scharfe Analyse und seine Offenheit. 5 z.presse 13. März 2012 "Wenn eine Mutter ihr Kind weggibt, lässt sie das niemals los" Interview mit Schauspielerin Veronica Ferres Was hat Sie an dieser Rolle gereizt? Zuerst einmal das sehr gute Drehbuch. Die Geschichte ist nach au- thentischen Vorkommnissen recherchiert. Es war spannend, eine Frau zu spielen, die als 15-Jährige ihr Baby zur Adoption freigegeben hat und mehr als zwei Jahrzehnte später diesem Kind als fast fremdem Menschen gegenübersteht. Dann noch zu erfahren, dass der Junge heroinabhängig ist, schockiert sie natürlich. Der Film beschönigt nichts, sondern zeigt in aller Konsequenz die Auswirkungen, die diese Freigabe zur Adoption für ihn hatte. Kostja Ullmann spielt diese Halt- losigkeit grandios. Die schwierigen Themen Adoption und Drogenent- zug, aber auch Themen wie Vergebung und die Kraft der Liebe zwi- schen Mutter und Kind – das wird im Drehbuch sehr sensibel und fern von allem Sozialkitsch beschrieben. Die einfühlsame Regie von Vivian Naefe hat uns allen am Set geholfen, den schweren Stoff umzusetzen. Das Buch von Britta Stöckle ist also dicht am Leben … Ja sehr. Wenn eine Mutter ihr Kind weggibt, lässt sie das niemals los. Nur durch die komplette Verdrängung der Tatsachen war es Franziska möglich weiterzuleben. Der Kinderwunsch des neuen Lebensgefährten bringt jedoch die Erinnerungen daran zurück, und sie kann ihre Le- benslüge nicht mehr länger ertragen. Sie muss ihren Sohn einfach wiederfinden. Lebensnah ist ebenso ihre Hoffnung auf Wiedergutma- chung, wie sehr deutlich zum Beispiel in der Szene, als Franziska ih- ren unter Heroin stehenden Sohn aus der Lagerhalle retten muss und danach mit ihm und seinem leiblichen Vater einen Entzug durchzieht, dargestellt wird. Wie haben Sie sich auf solche Themen vorbereitet? Zusammen mit Prof. Dr. Florian Holsboer, dem Chef des Max-Planck- Instituts in München, habe ich viele Gespräche über Suchtverhalten geführt und mich somit auch sehr gut auf die Rolle vorbereiten kön-