Ein Gang durch die Geschichte der kadh~lis~henPfarreien ankratius - Hingenberg, Sankt Mariä ~mnanelfahrt- R~llffeldnn agdalena - Tremffnnrt Die heutige politische Gemeinde Klingenberg umfaßt seit dem 1. Januar 1976 das Städtchen Klingenberg und die Dörfer Röllfeld und Trennfurt. Blickt man in die Geschichte der auch noch heute selbständigen Pfarreien und Kirchenstiftungen Klingenberg (1650 Katholiken), Röllfeld (1650 Katholiken) und Trennfurt (1790 Katholiken), so spürt man etwas von der reichen Vergangenheit dieser Ortschaf- ten. Im folgenden werden dabei nicht die herrschaftsgeschichtlichen Entwicldun- gen betrachtet, d.h. die Landesherren, die niedere und die hohe Gerichtsbarkeit (Vogtei und Zent) usw. ;es wird auch nicht die Geschichte der Grundherrschaften in ihrer typischen südwestdeutschen Prägung mit Erbteilung, gesicherten Rechten und einer Vielfalt an Abgaben, wie Zehnten, Gülten usw. untersucht, sondern die pffarrgescltnichtliche Entwicklung wird ins Auge gefaßt I).

Klingenberg, Röllfeld und Wörth mit der Filiale Trennfurt gehörten ebenso wie die alte Mutterpfarrkirche Grubingen von Klingenberg, Röllfeld und Schmach- tenberg zum Mainzer Lanndkapidel Montad. Zusammen mit drei anderen Dekanaten (Lohr-Rieneck, Rodgau-Seligenstadt, Taubergau-Bischofsheim) bildete dieses das sogenannte Kommissariat Aschaf- fenburg. Dieses Kommissariat ist zweifellos die Fortsetzung des mittelalterlichen mainzischen Archidiakonats . 1638 gehörten Klingenberg, Röllfeld und Wörth mit Trennfurt zum Landkapitel . Als der letzte Mainzer Erzbischof, Kar1 Theodor von Dalberg, nach dem Sturz Napoleons nach Regensburg transferiert wurde, kam auch das Kom- missariat Aschaffenburg, zu dem die Pfarreien Klingenberg und Röllfeld gehörten2), für kurze Zeit als „Erzbischöflich Regensburgisches Vikariat Aschaffenburg ' ' zum Bistum Regensburg. 1821 wurde es aufgelöst und mit neuer Dekanatseinteilung dem Bistum Würzburg angegliedert. Klingenberg, Röllfeld und Wörth mit Trennfurt gehörten bis 1830 zum Dekanat Miltenberg. Dann wurde ein eigenes Dekanat Klingenberg gegründet, zu dem die drei Pfarreien bis 1974 gehörten. Von Klingenberg aiis wurde bis zum Jahre 1755 (1749) die Filiale Schmachtenberg betreut. Der Pfarrer von Röllfeld versorgte seelsorglich die Filiale Laudenbach (ab 1667, April 1, endgültig als Filiale der Pfarrei Röllfeld in- 235 korporiert). 1895 wurde Laudenbach Lokalkaplanei. Trennfurt wurde 1923 eine eigene Pfarrei. Seit dem 1. Januar 1975 gehören die Pfarreien Klingenberg, Röllfeld und Trenn- furt zum Dekanat , wobei die Kuratie Laudenbach, die offiziell noch zu Rollfeld gehört, dem Dekanat Miltenberg angegliedert wurde. Das Dekanat Klingenberg wurde aufgelöst.

Seationem aus der Geschichte Klingenberg (, ,Burg und Stadt") dürfte eine verhältnismäßig junge Siedlung sein, worauf auch die kleine Gemarkung hinweist. Der Name begegnet uns zum ersten Mal in einer Urkunde von 1184, Oktober 1. Damals gab sich Conradus de Macciis den Namen Conradus Pincerna de Clingenburg. Die Burg über dem Maintal dürfte damit 1184 fertiggestellt sein. Die Aufgaben der in dieser Burg und im alten unter- mainischen Königsland angesetzten Reichsministerialen lagen in erster Linie im militärischen Bereich: Burghut und Wachdienst, denen durch die strategisch be- deutsame Lage der Clingenburg an zwei , ,Viae regiae' ' (Königsstraße und - schiffahrtsweg) eine wichtige Rolle zukam. Außerdem sollte der Eselsweg gesichert werden, der die Röllbacher Gemarkung durchläuft. Die zweite wichtige Burg der Reichsschenken von Klingenberg war die Burg Prozelten (zwischen Wertheim und Miltenberg). Ihre Aufgabe bestand in erster Linie darin, das durch den Spessarthauptkarnm (auf dem der , ,Eselsweg" die Wasserscheide andeutet) von der westlichen Herrschaft Klingenberg abgetrennte (und daher von dort schwer zu kontrollierende) Gebiet vorwiegend jüngeren (= hochmittelalterli- chen) Siedlungsausbaus zu sichern. Die um 1160 gegründete Burg war der zweite Sitz der Klingenberger Reichsministerialen, die sich im 13. Jahrhundert mehrfach als , ,pincernae de Clingenburg et de Brodselden" bezeichnen. Ein Burgmann der Klingenberger Reichsschenken saß außerdem auf der Collenburg (zwischen Fechenbach und gelegen), von der nicht bekannt ist, wann sie errichtet wurde.

Am Fuße der Klingenberger Burg bildete sich schnell eine Siedlung, und es ent- stand auch die Frage, welcher Pfarrei Klingenberg und seine Bewohner zugeord- net werden sollten. Ohne hier auf das Problem einzugehen, ob damals bereits die Pfarreien Erlenbach, Röllbach und Großheubach (ihre Patrozinien Sankt Peter und Paul, bzw. Sankt Petri Stuhlfeier zu Antiochien weisen auf eine ungefähr glei- 236 che Entstehung im 12. Jahrhundert hin) existierten, ist für Klingenberg festzustel- len: Es wurde der alten Pfarrei Sankt ichael zu Granbinge~nzugeordnet.

Wohl von Anfang an war auf der Burg zu Klingenberg eine Kapelle. Dort stifteten 1403 Konrad VI. von Bickenbach und seine Ehefrau Jutta von Runkel eine, ,Ewige Messe", das sogenannte , ,Dreikönigsbeneficium' ' (beneficium Trium Regum) . In der am Fuße der Burg liegenden Siedlung stand wohl schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine Kapelle, die ,,alte Kapelle", die dem besonders von der Ritter- schaft verehrten Sankt Pankratius geweiht war.

Die Grubinger Pfarrkirche, die 1291, April 25, zum ersten Mal urltundlich er- wähnt wird, lag eine knappe Stunde Fußweges von Klingenberg, südlich von Rö11- feld, an der Straße nach Großheubach, von einer Mauer umgeben, mitten im freien Feld. Sie war reich dotiert. Was das wichtige Recht des „Kirchsatzes" betrifft, d.h. das Recht den Pfarrer zu ernennen, so verkaufte 1372, Januar 7, Eberhard zu Eppenstein seinen Teil (ein Drittel) am Kirchsatz zu Grubingen an Konrad den Jüngeren von Bickenbach. Dieser schenkte 1372, August 20, sein Drittel am Gru- binger Kirchsatz (ein Drittel bedeutet das Recht, jeden dritten Pfarrer zu ernen- nen) dem Deutschen Orden zu Prozelten. Die Grafen von Wertheim, die zwei Drittel arn Grubinger Kirchsatz innehatten, gaben dazu ihre Zustimmung. 1419, Februar 14, tauschte Graf Johann von Wertheim mit dem Deutschen Orden seine Hälfte am Dorf Röllfeld und seinen Teil am Kirchsatz zu Grubingen (= zwei Drit- tel) gegen den Kirchsatz zu Kembach (bei Wertheim). Damit hatte der Deutsche Orden, Haus Prozelten, das alleinige Patronat über die Grubinger Pfarrkirche inne. 1483 wurde die Herrschaft Prozelten vom Deutschen Orden mit dem Kurfür- stentum Mainz gegen Neckarsulm eingetauscht. Das Erzstift übernahm damals auch die Rechte des Deutschen Ordens in Grubingen. Über das Recht des Kirchsatzes im Spätmittelalter muß man wissen, daß sein Inha- ber gleichzeitig die Aufsicht über das Vermögen (Grundbesitz, Zehnten, Einnah- men aus Kapitalien . ..) dieser Kirche besaß. Sein Besetzungsrecht war nicht nur ein Präsentationsrecht (, ,ius praesentandi' '), sondern ein , ,ius conferendi' ', d. h. er selbst besetzte die Pfarrei mit einem Geistlichen und besoldete ihn aus dem Kir- chenvermögen. Bei dieser Praxis war es auch oft so, daß der Pfarrer (parochus) die Pfarrgefälle erhielt, selbst aber nie die Pfarrei besuchte. Er bezahlte vielmehr einen anderen Geistlichen (plebanus), der für ihn dann die pfarrlichen Aufgaben erledigte (von den Pfarrgefällen behielt er natürlich einen großen Teil für sich). Kirchenrechnungen und Visitationsberichte liefern ein gutes Bild vom Grubinger Kirchhof zu Beginn des 17. Jahrhunderts: 237 Kruzifix, stammt nach mündlicher Überiiefemng aus Grubingen, um 1600 entstanden, heute in der Röllfelder Pfarrkirche

Die Grubinger Pfarrkirche besaß vier Altäre: den Michaelsaltar als Hochaltar, den Marienaltar, den Wolfgangsaltar und den Katharinenaltar.

Der Kirchhof, den sich Klingenberg, Röllfeld und Schmachtenberg als Begräb- nisplatz teilten, war von einer Mauer umgeben, die 1611 für 27 fl erneuert wurde. Innerhalb dieser Mauer standen außer der Pfarrkirche eine Klause mit einer Scheuer und einer Kelter. Im Jahre 1608 lebte dort ein Klausner. Dieser Klausner war nicht identisch mit dem Glöckner. Bei dem Kirchhof (außerhalb der Anlage) lag ein Brunnen. Auf dem Kirchhof standen ein Beinhaus und - vermutlich mit der Friedhofsmauer verbunden - die Wendelinuskapelle. Die romanische, dem hl. Michael geweihte Kirche, besaß Turm und Sakristei und nicht nur im Innern eine Kanzel, sondern auch eine Kanzel auf dem Kirchhof. Der Kirchturm wurde im Jahre 1603 und das Kirchendach 1605 neu gedeckt. Drei Glocken hingen 1615 auf 238 Tabernakeltüre von 1626, nach mündlicher überiiefe~n~aus der Grubinger Kirche dem Turm, von denen eine irn Jahre 1614 für 70 fl gegossen worden war. Die Kirche besaß eine Empore, die über eine Außentreppe zugänglich war. Der Haupteingang mit der großen Kirchentüre war überdacht. Über der kleinen Kir- chentüre war ein Fenster; auch im Chor war ein Fenster. 1598 war die Kirche für 47 fl neu getüncht und geweißt worden und hatte für 17 fl vier neue Scheibenfen- Ster erhalten. Neben der Kanzel mit hölzernem Corpus und den vier Altären befan- den sich im Innern der Kirche der Taufstein, das Grabmal des Pfarrers und Inhabers des Marienbeneficiumszu Grubingen, Theodoricus Schwind (gestorben 1581), und das Grabmal des 1393, Oktober 4, verstorbenen Konrad V. von Bickenbach. Im Kirchenschiff standen 27 Bänke. Im Jahre 1605 wurde der Chor der Kirche , ,gemahletY' für 24 alb. und dem , ,mahler zu Würtzburgk (wurden) an 12 reichßdahlern4pazen gereycht wegen deß sacramentßhauß,thut schlecht gelt 29 B20 alb. 4 pfennige". 239 In Verbindung mit Grubingen ist auch die Hochkreuzkapelle (zwischen Klingen- berg und Röllfeld gelegen) zu sehen, die, ebenso wie der Grubinger Kirchhof, noch heute jeweils zur Hälfte den Kirchenstiftungen von Klingenberg und Röllfeld gehört.

Die wachsende Bedeutung Klingenbergs im 14. und 15. Jahrhundert war der Grund fur das Schwinden der Bedeutung Grubingens. Zunächst läßt sich, sowohl in Grubingen, als auch in Klingenberg beobachten, wie die Gläubigen des späten Mittelalters versuchten, ihr Seelenheil durch die Stifftanwg von („Ewigen Messen") zu sichern. 1351, September 14, stiftete der Aschaffenbur- ger Stiftshnoniker Ulrich Pavey eine Frühmesse (an der ,,alten Kapelle") in Klingenberg und stattet sie mit Weinbergen und einem Haus in Röllfeld aus. Hm Jahre 1403 errichtete Konrad VI. von Bickenbach in seiner Kapelle auf der Mlin- genberger Burg das Dreikönigsbenefizium und versah es u.a. mit Gefällen zu Gernsheim am Rhein. 1421, November 26, stiftete der Grubinger Pfarrer Anshel- mus Meylinger, der damals in Röllfeld wohnte, einen Altar zu Ehren der Allerse- ligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria an der Pfarrkirche zu Grubingen und dotierte ihn reich mit Wiesen, Äckern, Weinbergen und Zinsen. Am 13. Dezem- ber 1467 gründeten schließlich Klingenberger Bürger eine Marianische Bruder- schaft an der ,,neuen Kapelle'' zu Klingenberg. Diese Bruderschaft erneuerte auch die Klingenberger Frühmesse. Die Klingenberger Bruderschaft existiert bis heute. Das Klingenberger Frühmeßbeneficium wurde 1827, September 6, durch den aus Klingenberg stammenden Pfarrer und Dekan zu Unserer Lieben Frau zu Aschaffenburg, J.C. Butsch, neu errichtet. Da vermutlich seit 1426 alle Grubinger Pfarrer in Klingenberg wohnten, kam es irn 16. Jahrhundert zu ständigen Reibereien zwischen mingenberg und RöI- Md, die schließlich zum Bau der Röllfelder Kirche und der Errichtung einer eige- nen Pfarrstelle im Jahre 1623 führten 3).

Das 16. Jahrhundert war das Jahrhundert der Reformation und des Tridentini- schen Konzils (1546 bis 1563). Aus der Tatsache, daß Klingenberger Geistliche damals verheiratet waren, darf man allerdings nicht schließen, daß die Reforma- tion Eingang in Klingenberg gefunden hat. Es war in diesem Jahrhundert nichts Besonderes, daß der Zölibat nicht gehalten wurde. So vererbte Pfarrer Niclaus Ludwig 1519 seine Güter an seine beiden Kinder Niclaus und Elisabeth. Auch Diether Schwind, der 1574, Februar 8, sein Testament als Frühmesser zu Klin- genberg und Inhaber des Marienbeneficiums zu Grubingen machte und der 1581 starb, hinterließ sein Vermögen den beiden Kindern Hans und Margaretha. 240 Hochkreuzkapelle

Allerdings blieb das Städtlein von den Lehren der Reformatoren nicht unbe- rührt. Während der Amtszeit von Pfarrer M. Wolfgang Cappeus (er wurde 1581 eingefuhrt) werden öfters Wiedertäufer in Klingenberg erwähnt. Von einem Ein- wohner, Georg Geiger, heißt es 1601, daß er sich ,,vor etlichen jahren (etwa 15 Jahren) zu wiedertauffins landt zu Möhren (Mähren) begeben ". Er hatte auch einen Stiefsohn zu der Sekte bekehrt und war , ,vor fünfjahren,ufanhalten etlicher seiner freundt von Peter Bufleben, seeligen, gewesenen kellers alhir, von diesem irthumb hefiig abgemahnet (worden), ichtes anders von ihme zu erhalten nicht gewesen, dan ehrs allegefahrleibsundlebens dabey aufzusetzen,als davon abzu- stehen sich auch also widerumb zum landt zu Mharen begeben, derselben orthen dieser verpottener secten ein vorsteher sein sollte " 4).

Das dunkle Kapitel der Hexenprozesse erreichte für die Stadt Klingenberg in der ersten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges seinen Höhepunkt. Zwar wurde schon 1613, Juli 1, ein Bürger und Witwer von Klingenberg von einer Frau aus ,,Osten- heim" (Großostheim?) der Zauberei beschuldigt. Das daraufhin eingeleitete Ver- fahren führte allerdings zu dem Ergebnis, daß der Klingenberger die Frau vergewaltigt hatte, und die Mainzer Weltlichen Räte fällten folgendes Urteil: Der 241 Klingenberger Bürger muß 100 Reichstaler Strafe zahlen und die „„mitverhafte zuhälterin' ' soll ,,zur öffentlichen bueß bey nechtskünftigen Sonn- oder feyrtag in der kirchen mit einer brennenden kertzen under wehrendem Gottesdienst vorge- stelt und also Gott und der kirchen ihre grobe mißhandlung" abbitten 5). Bei diesem Verfahren wird das Vorgehen bei den Hexenprozessen im Mainzer Oberstift sichtbar: Nach den Regeln des Inquisitionsprozesses mußte im Gehei- men ermittelt werden. Es wurden Indizien oder Zeugenaussagen gesammelt. Kam eine genügende Anzahl zusammen, so wurden diese bei den Mainzer Weltlichen Räten eingereicht. Hielt diese Oberbehörde die Hinweise für begründet, bekamen die lokalen Beamten den Befehl, die verdächtigen Personen inhaftieren zu lassen. In der Stadt Klingenberg liegt der Höhepunkt der Denunziationen, die zur Verfol- gung führten, in den Jahren 1628 und 1629. 1628, April 8, schrieben Rent-Baumeister, Rat, Gemeinde und sämtliche Unterta- nen von Klingenberg an den Mainzer Kurfürsten und baten, dem Amtmann zu Miltenberg und Prozelten zu befehlen, Denunziationen dem Keller zu Klingen- berg mitzuteilen ,,umb der angeregten ehr Gottes, der unschuldigen jugent und unserer lieber kinder willen' '. Eine entsprechende Anweisung erging bereits 1628, April 10, an Johann von Görtzen, Herrn zu Sintzig, Amtmann zu Miltenberg und Prozelten. Am 6. Mai 1628 schickten die Mainzer Weltlichen Räte ein entsprechendes Schreiben an den Klingenberger Keller Wolfgang Dietrich. Die Klingenberger Bürgerschaft wie- derholte ihre Bitten noch einmal in einem Brief von 1628, Juli 3, an den Mainzer Kurfürsten und erhielt eine Antwort aus der Mainzer Kanzlei 6).

Im folgenden werden nur die Prozesse betrachtet, die Klingenberger Bürger betreffen. 1628, Oktober 17, wurde gegen einen Klingenberger Bürger ermittelt. Ein Mann aus Großheubach hatte ihn am 10. Mai 1628 beim , ,hexentanz", ,ufm Hofacker und Hofwiesen " ,,gesehen und gekandt" 7). Die Untersuchungen wurden von Amtskeller Wolfgang Dietrich geleitet. Proto- kollschreiber bei den Verhören war der Klingenberger Stadtschreiber Benedikt Appel, der Junge. Das Gefängnis war auf der Burg in Klingenberg. Die Gefange- nen wurden dort regelmäßig vom Klingenberger Pfarrer besucht. Einen Eindruck von der Trostlosigkeit der Verhöre erhält man aus dem Protokoll über das Verhör einer Erlenbacher Witwe am 22. November 1628. Hier heißt es: , ,Weil sie aber ferner nichts bekennen wöllen, ist ihr deß nqchrichters knecht von Miltenberg mit vorzeigung seiner peinlichen instrumenten vor augen gefürt wor- den, welches nichts gewirckt. Darauff seindt ihr von gemeltem knecht beede arm 242 uffden rücken hart zusammengebunden. Weil aber daselb auch nit helfen wöllen, alßdanmit dem krebß (= Folterwerkzeug) an einen schenkel. Alßaber sie mit der sprach noch nit fortgewolt, auch am andern schenckel damit angegriffen worden. Darauff sie vermög beykommenden protocolls zum theil pein - und gütlich, auch mit zimlichen unbestandt bekendt und außgesagt. Ob nun ihr hohes alter, auch weil sie halb taub ist, ursach daran seyen, kan ich nit wießen. " 8). Der Klingenberger Amtskeller Wolfgang Dietrich versuchte den festgenomme- nen Klingenberger Bürger zu entlasten, nachdem er am 6. November 1628 von einem Röllbacher und am 27. November 1628 von einem Miltenberger denunziert worden war 9). Dietrich schrieb am 9. Januar 1629 an die Mainzer Weltlichen Räte, daß der ver- haftete Klingenberger , ,heutigs tagß HanßFerschen, ietzo rentmeystern, und MG- laß Appeln, des rats allhie, zu sich begert. Die hab ich neben dem stattschreiber Benedicten Appel vor die gefäncknus zu ihme kommen laßen, welcher ihnen ge- sagt, er wiß wol, daßman mit der torturgegen ihm verfaren werdte, er aber wegen schwaches und blöden leibß nit ausstehen werdt können. Da er nun darüber ster- ben solte, solten sie sich seiner unerzogener kinder annehmen, und wengleich sei- ner schwester mit dem zaubereilaster behaffi wehre, so sey er doch nit darmit behaffi. Darüber bitterlich geweint und sich gantz cläglich erzeigt". Keller Diet- rich wertete ein solches Verhalten als ein Indiz, das gegen die Schuld des Klingen- berger Bürgers sprach 1°). 1629, Januar 26 und 1629, Februar 3, wurde gegen diesen Mann aus Klingenberg noch ermittelt ll). Inzwischen war auch eine Anzeige gegen einen Klingenberger Ratsherrn einge- gangen. Ein Miltenberger hatte am 27. November gestanden, er sei ,,beim hexen- tanz uff der Saelhecken" bei ihm „überm tisch gesessen". Auch hatte eine hingerichtete Frau am 4. Dezember 1628 zugegeben, daß sie, ,,als sie neben andern zauberischen gespielen eine zusamrnenkunfi des nachts uffm Schneßberg gehalten, wie sie dan zu dem endt einen reiff gemacht und den wein erfrört habe", den Ratsherrn erkannt habe, „welcher zum warzeychen der vor- nembste under ihnen seye" 12). 1629, Februar 1 und 1629, Juni 8, wurde der Ratsherr verhört 13). Am 22. Juni 1629, schrieb der Amtskeller an die Mainzer Weltlichen Räte, daß der Klingen- berger Ratsherr und ein Elsenfelder inzwischen gefoltert worden waren und im Gefängnis durch den Klingenberger und Erlenbacher Pfarrer , ,vleißig besucht" würden 14). Im Brief von Wolfgang Dietrich vom 5. Juli 1629 an die Mainzer Weltlichen Räte schreibt er über den Klingenberger und den Elsenfelder, daß sie von geistlichen und weltlichen Personen besucht würden, ,,zu raumung ihrer verstockten gewi- 243 Ben". Darauf hat der Klingenberger geantwortet, ,,er könt über sein vorige aus- sag sich ferner nichts ercleren, wer sein leben lang zu tugent und ehr erzogen wor- den, hat sich auch derselben beflißen, deßhalben ihn auch menniglich, wie er noch bey seinermuttergewest, geliebt. Weil sein vattersubitanea mortegestorben, hat er besorgt, er möchte etwan auch so sterben, derhalben, soofft er von hier naher Aschaffenburg kommen, allemal gebeicht. Verwunden ihnen, daß die obrigkeit solchen leichtfertigen leuten, die er seine lebtag gehast, so leichtlich glaub. Er mach ihm die gedancken, wan er etwan eine todtsündt begangen, möchte ihn der böße feindt bey bevorgewesenen zauberischen zusammenkunflen un wißent seiner rephentirt haben. Und weil er also unschuldig tenuncyrt und angeben worden, könt es anderen mehrpersonen auch geschehen sein und noch wiederfahren" 15).

Am 20. April 1629 wurde eine Klingenberger Witwe hingerichtet. Ihr Vermögen betrug 660 fl, zehn Batzen, zwei Kreuzer 16). Besonderes Aufsehen erregte der Prozess gegen den reichsten Mann von Klingen- berg, den Wirt zum Schwert, genannt , ,der dicke Wirt von Klingenberg", der das riesige Vermögen von über 8 000 fl besaß 17). Er war am 4. und 7. September 1628 aufgrund der Denunziation von zwei Frauen aus Erlenbach verhört worden. Der Klingenberger Keller Wolfgang Dietrich schrieb danach an die Mainzer Weltlichen Räte, daß sich der Klingenberger an das Kaiserliche Kammergericht nach Speyer wenden wolle. Auch bat Dietrich, der Miltenberger Stadtschultheiß möge an seiner Stelle den Wirt zum Schwert examinieren 17). 1628, November 28 und 1628, November 29, wurde der Klingenberger durch Personen, die der Zauberei angeklagt waren, erneut bei Verhören denunziert. 1628, Dezember 5, berichtete Keller Wolfgang Dietrich an die Mainzer Weltli- chen Räte, daß der Wirt aufgrund dieser Denunziationen, ,in dergüt examinirt und befragt worden ' ' sei. Zum entscheidenden Verhör kam es am 7. Dezember 1628. Der Miltenberger Keller befragte den Wirt zum Schwert, wie er zu ,,solchem zauberischen laster kommen, in der güte ' '. ,,Alß aber daselb nit verfangen wöllen, istihme der scharpfrichtermit seinenpein- lichen instrumenten under augen gefürt. Erstlich mit dem krebß (= Folterwerk- zeug) am rechten schenckel angegriffen. Darüber er bedenckzeit gebetten, aber darbey über güt und ernstlichen vermahnen nichts alß lauter halßstarrigkeit verfürt worden. Istihme daruff die andere beinschraub am lincken schenckel auch angelegt worden. Hat er doch nichts bekandtlichen gestehen wöllen und under- schiedlich malgesagt, wan ermitdem zaubereylaster behaft und solches nit beken- te, daß Gott ein zeichen an ihm thete, an dem Ort sitzen blieb und des todts stürbe. 244 Deren reden er abzustehen genugsam durch erzelung dergleichen exempel, sich vielmehr zu bekennung der warheit genugsam ermant worden. Weil aber nichts von ihme zu erzwingen geweßen, seindt ihme die beinschrauben abgethan wor- den. Sintemal wir auch in den sorglichen gedancken gestanden, weil er feistes, moderiges leibs gewesen, man würde mit fernerm uffziehen oder anstrengen nit wo1 fortkommen können. Alß ist ihme ein warme suppen sampt einem stück fleysch und ein trunck wein gereicht worden, welches er auch genoßen. Nach sol- chem hat er sich mitreden und geberden verendirt und ist nach zwo stunden unge- fherlich eben in der stuben, wie er ihm selbst gewünscht und begert, gestorben, wie er dan uffbestendiges anzeigen des wächters allhie, sooft er ihm sein gebür in die ge fäncknußgelieffert, iedesmals gesagt, wan er mit dem zaubereylaster be- haff, so soll Gott ein zeichen an ihm thun, welches dan auch bey überschicktem gütlichen examine von ihme gehört worden. Verhoffentlich also, die schult sol- ches unfalß niemandten alß ihme selbst zuzumeßen. ' ' Am 12. Dezember 1628 schrieb der Miltenberger Keller Johann Melchior Hart- mann an seinen Klingenberger Amtskollegen, der tote Körper des Klingenberger Schwertwirts soll ,,in der stille ahn ein orth, do die ohnschuldigs kindlein hinge- legt zu werden pflegen, begraben '' werden I*). Es war damals eine schreckliche Zeit. Der Hexenwahn wütete. Kaiserliche und schwedische Soldatenzogen, bedingt durch die Kämpfe des Dreißigjährigen Krie- ges, durchdieStadt. DiePest forderte 1626, 1628, 1629,1631 undvor allem 1635 ihre Opfer. In der Sterbematrikel von 1635 ist in Klingenberg vermerkt, daß die Hälfte der Einwohner an der Pest zugrundegegangen ist und daß die Namen der Toten nicht aufgeschrieben worden sind 19).

Im folgenden seien nun kurz die Klingen rchen gegen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts beschrieben:

Sankt Pankratius-Kapelle Die ,,alte Kapelle" in Klingenberg, die Pankratius-Kapelle, war mit einem Stadt- tor, demKapellentor, verbunden. Neben ihr lag ein Friedhof (außerhalb der Stadt- mauer), der , ,altekirchhof '. 1516 war sie erneuert worden. Sie besaß drei Altäre, die dem hl. Pankratius, der Allerseligsten Jungfrau Maria und dem hl. Erasmus geweiht waren. In der Kirche befand sich das Grab von Pfarrer Johannes Sauer (gestorben 1643, Mai 30). Die Baulast am Chor der Sankt Pankratius-Kirche trug das Erzstift Mainz als Dezi- mator. 1832133 wurde die Kirche abgerissen. 245 Die Pankratiuskapelle Nach Stadtarchiv Klingenberg XXII14 (Plan aus dem Jahre 1827)

SchloRkapelk auf der Im Jahre 1403 errichteten Konrad VI. von Bickenbach und seine Ehefrau Jutta von Runkel eine Ewige Messe in ihrem „huse zu Klingenburg" , das Beneficium Tri- um Regum. s verfallen bezeichnet. tte des 19. Jahrhunderts Pffarrkir- che Sankt Pankratius) Die 1467 erwähnte , ,neue Kapelle" in Klingenberg hatte 1581 als Hochaltar den Altar zur Allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria (auch ,,die frümess oder bruderschaft" genannt), den Sebastiansaltar bei der Kanzel und den Sankt Anna-Altar. Die Kirche war als Marianische Bruderschaftskirche von 1517 bis 1518 erweitert und der Hochaltar 1518, April 18, konsekriert worden. 246 So entstand 1518 eine Kirche mit eingezogenem Chor (Kreuzrippengewölbe) mit einem Joch und Schluß in drei Seiten des Achtecks. Östlich davon lag die Sakristei. Das Langhaus hatte drei Fensterachsen. Als Glockenturm diente ein Dachreiter (der Kirchturm wurde erst 1617 über der Sakristei errichtet). Der Zugang zur Empore erfolgte über eine Außentreppe. Seit 1575 befand sich bei dieser Kirche ein Friedhof. Im Chor befindet sich das Grabmal und die Gruft des Hans Leonhard Kottwitz von Aulenbach (gestorben 1575, April 20), Mirschall und Mainzer Rat, dann Oberamtmann zu Lohr, und seiner Frau Brigitta von Ehrenberg . 1624 wurde die Orgel ,,von dempfarrherrn bey den bürgern erbettelt" und 1630 der Taufstein errichtet. In der Kirche befand sjch der Grabstein des Pfarrers Johannes Urbanus Pferner (verstorben am 30. November 1686, beerdigt am 2. Dezember 1486). Am Chorbogen hing 1697 ein Kreuz. 1670, Oktober 30, wurde mit dem Bildhauer Leonhard Caspar von Karlstadt ein Akkord zur Anfertigung eines neuen Hochaltares abgeschlossen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Kirche eine reiche barocke Ausstattung, von der der Mo- stenvoranschlag über die „staffierung der 3 altäre und hnzel" Auskunft gibt: Im Auszug des Hochaltares standen links und rechts zwei Engel - der Engel in der Mitte sollte durch den Namen Gottes, von Wolken umgeben, ersetzt werden -, die Girlanden trugen. Darunter war ein Wappen und darunter das Schild , ,altareprivi- legiatum' ' Unter dem mit Perlstäben gezierten oberen Gesims war in der Mitte ein Altarblatt in vergoldetem Rahmen, das damals, im 18. Jahrhundert, durch ein neu- es (, ,Abnahme Christi vom Kreuz") ersetzt werden sollte. Links und rechts von diesem Altarbild standen jeweils zwei große Säulen und eine große Figur. Der rechte Seitenaltar (Epistelseite) hatte im Altarauszug links und rechts eine kleine Figur und in der Mitte eine größere Figur in einer Nische. Das Altarbild (Relief) stellte den hl. Sebastian dar. Es war von zwei Säulen umrahmt. Neben dem Altar befand sich eine Pankratiusstatue. Der linke Seitenaltar (Evangelienseite) war be- krönt von einem Marienbild, das durch große Verzierungen eingerahmt war. Dar- unter war ein Ölgemälde mit Rahmen und ein eingerahmtes, durch Glas geschütztes Muttergottesbild. Auf beiden Seiten des Altares, der insgesamt sechs Säulen hatte, waren große Verzierungen. Rechts und links standen je eine Figur. Die Kanzel war ähnlich wie der Altar marmoriert und trug eine Taube unter dem Baldachin. Der Taufstein war bekrönt mit einer Gruppe, die die Taufe Christi dar- stellte. In der Kirche befand sich außer den Stationsbildern ein großes Armen- seelenbild, ein Bild des hl. Antonius und ein Bild des hl. Stanislaus, sowie zwei eingerahmte Reliquienbilder. An der rechten Wand des Altarraumes (Epistelsei- te), über seiner Gruft, steht das Grabmal des Augustin Maximilian Freiherrn von Mairhofen, Herr zu Aulenbach (gestorben 1705, November 15). 247 Der Boden des Chors war in der Mitte von der Gruftplatte der Freiherren von Mairhofen geziert (1708 wurde die Gruft von Franz Wilhelm von Mairhofen und seiner Ehefrau Maria Franziska von Buseck errichtet), die im Chor auch einen eigenen Stuhl besaßen. Aus dem Kirchenschatz wären ein silberner, teilvergoldeter Kelch mit dem Mair- hofen'schen Wappen und der Jahreszahl 1696 zu nennen, eine Sonnenmonstranz, die 1706 von Franz Wilhelm von Mairhofen gestiftet wurde, zwei Meßkännchen aus Silber, vergoldet, Anfang des 17. Jahrhunderts, mit dem Mairhofen'schen Wappen geziert, eine Renaissance-Lavabo-Garnitur aus Zinn, ein Ziborium, das 1698 von Hanns Michel Mayer aus Schwäbisch Gemünd für die Klingenberger Kirche für 104 fl und 30 Kreuzer gemacht worden war. Es besteht aus Silber und ist vergoldet. Von den Meßgewändern ist vor allem eine Kasel sehenswert (16. Jahrhundert), die im Mittelstab auf grünem Grund Christus am Kreuz in App- likationsarbeit zeigt und der Klingenberger Bruderschaft gehört haben dürfte. In den Inventarverzeichnissen von 1741, Juli 19 bis ins 19. Jahrhundert wird auch ein ,,silberner, verguldneter communicantenbecher mit einem decke1 und drey knöpfen" erwähnt. Auf dem Kirchturm befanden sich im 18. Jahrhundert vier Glocken.

Osten

Plan der Klingenberger Pfarrkirche aus dem 18. Jahrhundert PAKI, 111. Abt. R.C. Einen guten Einblick in die Feier des Kirchemjahres in Klingenberg gegen Ende des 18. Jahrhunderts gibt uns Pfarrer Wilhelm Dampier in seinem Pfarrbuch von 1784 20):

Alle Sonn- und Feiertage war in Klingenberg von 6 bis 8 Uhr Beichtgelegenheit. Nach der Kirchenordnung wäre dann normalerweise um 8 Uhr der Gottesdienst. Da aber , ,allhie ein amtsstädtlein' ' war und „viele bauren den Sonntag herein- kommen, dem gottesdienst beyzuwohnen" so wurde „um halber 9 uhr zusam- mengeläutet". Der Gottesdienst dauerte 1 112 Stunden, und am Nachmittag fand von 13.30 bis 15 Uhr die Christenlehre statt. Am Werktag fing der Gottesdienst im Sommer um 7 Uhr und im Herbst und Winter um 8 Uhr an. Das Jahr begann am Neujahrstag mit einem Umgang mit dem Allerheiligsten und einer Vesper am Nachmittag. Am Sebastianstag (Januar 20) wurde die H1. Messe am Sebastiansaltar und am Valentinstag (Februar 14) am Valentinsaltar gelesen. Am Donnerstag nach Dreikönig (Januar 6) war die Jahresversamrnlung der Marianischen Bruderschaft, die mit einem Hochamt um 9 Uhr ihren Anfang nahm. An Lichtmeß (Februar 2) wurden die Kerzen am Sebastiansaltar geweiht, wobei der Pfarrer einen einpfündigen Wachsstock von der Kirche bekam. Alle Quartal mußten die Kinder beichten und alle Quatember (an Reminiscere, Trinitatis, Exaltatio Crucis, Luciae) war ein Seelenamt und ein Umgang um den Kirchhof für die Verstorbenen der Marianischen Bruderschaft. Der Aschermittwoch wurde mit einem und dem Auflegen des Aschenkreuzes gefeiert. Bis zum Palmsonntag mußte die Jugend und bis Ostern mußten die Er- wachsenen gebeichtet und kommuniziert haben. In der Karwoche war am Mitt- woch um 16 Uhr die Mette mit den Lamentationes und dann Beichtgelegenheit. Am Gründonnerstag wurde um 8 Uhr das Amt zelebriert, dann wurden die Altäre abgewaschen. Abends um 19 Uhr fanden die Mette und dann Betstunden statt. Am Karfreitag versammelte sich die Gemeinde zum Karfreitagsgottesdienst mit Pre- digt um 8 Uhr, und am Abend waren wieder Mette mit Betstunden. In der Frühe des Karsamstags waren die Feuer- und Taufwasserweihe und dann das Amt. Ostersonntag und Ostermontag wurden jeweils mit Amt und Vesper gefeiert. Der Bittgang am Markustag (April 25) führte nach Röllfeld. Am Weißen Sonntag gingen die Kinder zum ersten Mal zur hl. Kommunion, und am 2. Sonntag nach Ostern wurden nach der Christenlehre die Beichtzettel eingesammelt. Am 1. Mai kam das Ewige Gebet von Schmachtenberg nach Klingenberg . Es wur- de mit allen Glocken geläutet, und um 10 Uhr begannen die Betstunden. Sie dauer- ten bis zum 2. Mai um 6 Uhr. Dann war ein Umgang und das Hochamt. Der 12. Mai, das Fest des hl. Pankratius, wurde in Klingenberg als Feiertag 249 begangen. An diesem Tag konnte man einen vollkommenen Ablaß gewinnen. Schon früh um 5 Uhr kam ein Kapuziner zum Beichthören. Um 8 Uhr war ein Um- gang mit dem Allerheiligsten (vier Altäre) und anschließend wurde das Hochamt gefeiert. Danach wurde noch eine H1. Messe in der Pankratiuskapelle gelesen und um 15 Uhr die Vesper gesungen und die Pankratiusreliquie verehrt. Bei der Urbanusprozession am 25. Mai wurden Abschnitte aus den vier Evange- lien gesungen. Am Fest Christi Himmelfahrt war um 8 Uhr die Flurprozession und anschließend das Hochamt. Wach der Vesper am Nachmittag fand ein Bittgang statt, bei dem Abschnitte aus den vier Evangelien gesungen wurden. Am Pfingst- Samstag wurde das Taufwasser geweiht, Beichte gehört und am Abend eine Andacht gehalten. Am Pfingstsonntag selbst war um 8.30 Uhr das Amt und am Nachmittag die Vesper vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Bittgänge (vor dem Fest Christi Himmelfahrt) führten am Montag nach Erlen- bach, am Dienstag nach Mechenhard und am Mittwoch nach Röllfeld. Am Fronleichnamsfest war früh der Umgang mit vier Altären und anschließend das Hochamt. Solange Grubingen existierte (1778 abgebrochen) führte die Pro- zession mit dem Allerheiligsten von Klingenberg über RöIlfeld (hier schlossen sich die Röllfelder an) zur alten Mutterkirche und wieder zurück nach Klingen- berg. Am Sonntag nach Fronleichnam fand ebenfalls früh um 8 Uhr in Klingen- berg ein Umgang mit vier Altären und anschließendem Amt statt. Am Nachmittag feierte die Eucharistische Bruderschaft die Andacht vor dem Allerheiligsten. Am Fest Johannes des Täufers (Juni 24) war in Mönchberg ein vollkommener Ab- laß zu gewinnen und deshalb wurde das Amt in Klingenberg bereits um 8 Uhr ge- feiert. An Peter und Paul (Juni 29) war in Erlenbach ein vollkommener Ablaß zu gewinnen. In Klingenberg war an diesem Tag um 7.30 Uhr der Gottesdienst und am Nachmittag die Vesper. Am Fest Mariä Himmelfahrt (August 15) fand früh um 7 Uhr ein Umgang mit anschließendem Hochamt statt. Dann konnte man in Rö11- feld anläßlich des Kirchenpatroziniums einen vollkommenen Ablaß gewinnen und am Nachmittag in Klingenberg die Vesper mit Aussetzung des Allerheiligsten besuchen. Am Sonntag nach dem Rochustag (August 16) ging eine Bittprozession zur Hoch- kreuzkapelle, in der Pfarrer Wilhelm Dampier die Figur des hl. Rochus hat auf- stellen lassen. Die Prozession führte dann in die Pfarrkirche zurück und dort war ein Amt. Das Fest Kreuzerhöhung (September 14) war in Klingenberg mit der Möglichkeit zur Gewinnung eines vollkommenen Ablasses verbunden. Am Abend vor dem Feiertag war Beichtgelegenheit. Am Festtag selbst wurde um 7 Uhr eine Frühmes- se gelesen, um 8 Uhr war die Prozession mit dem Allerheiligsten (ohne die vier 250 Stationen zu den Evangelien), dann das Amt mit Predigt und am Nachmittag die Vesper mit der Verehrung des Kreuzpartikels. Der Michaelstag (September 29) wurde bis zum Abbruch der alten Mutterkirche, die dem hl. Michael geweiht war, im Jahre 1778 in Grubingen gefeiert. Am Sonn- tag nach dem Michaelstag feierten die Klingenberger Kirchweih mit Umgang, Amt, Vesper und Totenvesper. Der Tag vor Allerheiligen (November 1) war Beichttag. An Allerheiligen selbst wurde um 7 Uhr die Kommunion gereicht, ebenso um 8 Uhr. Um 8.30 Uhr fand ein Umgang mit dem Allerheiligsten statt, danach war das Amt mit Predigt. Am Nachmittag versammelte sich die Gemeinde zur Vesper mit Aussetzung des Allerheiligsten und danach war noch die Vesper für die Toten mit dem Gang zum Friedhofskreuz. Auch arn Martinstag (November 11) war Amt mit Vesper. Im Advent wurden, ,zuweilen7 ' ~orate-Ämtergehalten. Am Cäcilientag (Novem- ber 22) wurde ein Amt gesungen. Am H1. Abend (Dezember 24) sang die Gemein- de um 22.30 Uhr die Christmette und feierte dann das Hochamt mit. Am Weihnachtsfest war ein Gottesdienst um 7 Uhr, dann um 8.30 Uhr ein Umgang mit dem Allerheiligsten und das Hochamt und am Nachmittag die Vesper vor dem aus- gesetzten Allerheiligsten. Das Kirchenjahr war allerdings auch manchmal überschattet von Streitigkeiten zwischen dem Pfarrer und der Gemeinde, wie die Beschwerden des Klingenber- ger Pfarrers Johann Ignaz Jäger und seine Beschreibung der Seelsorge im Jahre 1754 zeigen. Hier einige der im Bericht erwähnten Beschwerdepumkte 21): 1. Entgegen der allgemeinen Kirchenordnung verwahrt der Stadtrat die Urkun- den, Register und Stiftungsbriefe der Kirchenstiftung. 2. Es gab einen Streit um 100 fl, die der Amtmann von Mairhofen für ein silber- nes Rauchfaß mit Schiffchen gestiftet hatte. 3. Es gab Streit zwischen dem Amtmann und dem Pfarrer darüber, wem der Kirchenpfleger Gehorsam schulde. 4. Die Kirche muß nach und nach verderben; die Mutterkirche (Grubingen?) hier ist ,,ja eine solche mutter, ahn der ieder seugen will". 5. Vier bis fünf Kirchenrechnungen wurden nicht angefertigt, da der Pfarrer in Feindschaft lebt mit Amtmann, Bürgermeister und Keller. 6. Die Vorgänger des jetzigen Pfarrers haben soviel Neuerungen eingeführt, , ,als solte die hiesige pfarrkirchen ein stift werden". ,,Mehr zum muthwillen des jungen gesindes als zur ehr Gottes" sind 1 .,,dasmayläuthen ' ', „da iunge buben undmägdleinnächtens weil läuthen ". 2. die ,jungfern und iunge burschen, welche die ganzte nacht hindurch 251 sch wermen " ,, in festo der Kertzen" . 3. die Gebräuche am Sonntag, , ,dicta derRückertag' ' . Da binden ,,die buben einen andern in . . . bläher und machen solche insolentiam, das . . . pro tali die nicht caiholisch scheinen können". 4. die „rumpelmetten"(Metten am Gründonnerstag), bei denen mehr , ,schertz und gelachter' ' ist. Das ,,junge gesindel' ' nützt die Gelegenheit besonders auf dem Glockenturm aus. Der Amtmann sollte am Turm eine Tür anbringen lassen. 5. die „singmägdleinn, die im „hiesigen stättlein und umbliegenden dorf- schaften herumb' '-singen und sogar vor dem Pfarrhaus nicht Malt machen, und ,,mus man gewohnheit halber ihnen etliche batzen geben, welche sie mit denen jungen burschen versaufen". 7. Wenn, ,ehrlicheleuth" zum Opfer gehen oder an der Prozession mit dem Al- lerheiligsten teilnehmen, , ,occupirten anderes junge gesinde diese stühl, dar- ob der kirchen groser abbruch an dem offertorio geschiehet". 8. Die „staatsleuth und die cammermägdt des herrn ambtmans" kommen ge- wöhnlich zu spät in die kleine Kirche, so daß sie den andern , ,uber die kley- dung tretten" und sie , ,zum aufstehen zwingen, dadurch besonders, wann die benediction geben, ein nicht geringe verstöhrung causirt wird". 9. In der ,,vorigen oder letzten Rorate" kam die Köchin des Kellers Loe beim Segen mit dem Allerheiligsten in die Kirche und sagte zur , ,hausmagd" des Pfarrers, ,,die im gang kniete, wo dicht beyeinander das volck kniete' ', die Leute sollten Platz machen. Als die Köchin des Pfarrers sagte, sie solle warten bis der Segen zu Ende sei, sagte sie zu ihr, es müßten ,,alle hundsfotzen dein maul stecken". 10. Als in der Bruderschaft der Segen gegeben wurde, ,,kamen die cammermägd und wolten durch das volckdringen", so daß eine Frau sagte: ,,Ihr esel" und eine andere Frau: ,,Ihr ochsen", , ,sehet ihr dann nicht, das man die benedic- tion gleich geben wird". In der Mitte des 19. Jahrhunderts (P854 bis 1856) wurde die Klingenberger Pfarrkirche gründlich renoviert und erhielt Altäre im neugotischen Stil von Bildhauer Helbig aus Würzburg für 1 700 fl. 185.5 wurde die Orgel von Orgelbau- er Anton Etthöfer aus Margetshöcheim repariert. Die Orgel hatte damals folgende Disposition: Prinzipal 4', Oktav 2', Quint 3', Quint 1 1/2', Mixtur 1 ', 2fach, Ses- quialter 1 112' 2fach, Kleingedackt 8', Großgedackt 8', Subbaß 16', Gambabaß 8'. 1867 erhielt die Kirchendecke eine neue Holzverkleidung in Form einer Kas- settendecke. 252

Als das ,,goldende Zeitalter" ff6r Kningenberg können die beiden letzten Jahr- zehnte des vorigen Jahrhunderts bezeichnet werden. Bedingt durch das Tonberg- werk hatte die politische Gemeinde immense Einnahmen. Dies kam auch der Pfarrgemeinde zugute.

90 wurde für 25 106,16 Mark ein neues die Stadt Klingenberg bezahlte. Dann (1890 bis 1892) wurde die Pfarrkirche erweitert und itxen ausgestattet. Die Gesamtleitung hatte Professor Niedling von Aschaffenburg. Im einzelnen wären folgende Ausgaben zu nennen: Kunstmaler Lorenz Nover von Seligenstadt 5 206 Mark Bildhauer Josef Stärk aus Nürnberg Hochaltar 6 000 Mark Josefsaltar 3 000 Mark Marienaltar 3 000 Mark Kanzel 3 000 Mark 15 000 Mark Mayer'sche Königliche Hofkunstanstalt in München für die Fenster und zwei Glasgemälde (Geburt Christi; Christus in der Werkstätte) 5 170 Mark Bildhauer Valentin Weidner, Bad Kissingen (Chorstühle, Beichtstühle, zwei hintere Betstühle . . .) 4 840 Mark Max Zengel, Klingenberg (Bänke) 2 980 Mark B. Schlimbach, Würzburg (Orgelgehäuse, Orgel) 44 708 Mark Vier Glocken (A. Harnrn in Frankenthal): Conceptio Immaculata, Joseph, Barbara, Pankratius 8 928 Mark Josef Stärk (zwölf Altarleuchter) 384 Mark L. Berninger, Frankfurt (Plattenbelag) (Platten von Villeroy und Boch, Mettlach) 1 408 Mark G. Fr. Amberg, Haßfurt (zwölf Leuchter; ein Ziborium, im got. Stil aus Tomback) 1 080 Mark Kirchenparamente 3 807 Mark Ausgaben für Festlichkeiten ( 3. bis 7. August 1892) 1 444 Mark (Die Einweihung erfolgte am 7. August 1892 durch den Würzburger Bischof Franz Joseph von Stein) Insgesamt kostete die rchenerweiterung 142 B99,40 Mark, die von der Stadt Klingenberg bezahlt wurden. 254 Die Klingenberger Pfarrkirche um 1910

Zu erwähnen wäre noch, daß die Turmuhr von Lorenz Förster aus Nürnberg stammte und im Jahr 1893 eingebaut wurde.

Emporenanlage und Decke fertigte Kunstschreiner Max Heuser in Aschaffenburg an. Im Jahre 1894 schenkte die Stadt Klingenberg der Pfarrkirche eine neugotische Monstranz für 2 600 Mark und 1898199 einen neuromanischen Kronleuchter fur 3 000 Mark.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhielt die Klingenberger Pfarrkirche zum Teil durch Schenkungen eine reiche Ausstattung an Paramenten und liturgischen Gerä- ten. 1905 fertigten Matthäus und Heinz Schiestl aus Würzburg den Kreuzweg an 22).

Es würde den Rahmen der Ausführungen sprengen, würde man in Einzelheiten rrei zur Schul- und Vereinasgschfchte um caritativem Tiitigkeiten der Pfainrgemeinde darstellen. Die Pfarrei bestritt über Jahrhunderte einen Teil der Lehrerbesoldung und wirkte bei der Anstellung der Klingenberger Lehrer mit 23). Zu den Aufgaben des Pfarrers gehörte auch die Wahrnehmung der Schulaufsicht, die erst nach dem Ersten Weltkrieg in Bayern ganz in die Hände staatlicher Organeüberging. Die Almosenrechnungenim Pfarr- archiv erzählen vom caritativen Engagement der Kirche über Jahrhunderte hin- weg. In dem am 1. Februar 1854 durch den Bezirk gegründeten Krankenhaus in Klingenberg wirkten von 1917 bis 1. Oktober 1956 vier Ordensschwestern vom Allerheiligsten Erlöser in Würzburg. Dieser Orden besorgte auch von 1876 bis 1973 die Hauskrankenpflege in der Gemeinde. 1858 übernahmen die Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau die Mädchenschule in Klingenberg, und seit 1904 betreute dieser Orden auch den Klingenberger Kindergarten. Im Jahre 1990 wurden die letzten Schulschwestern wegen Nachwuchsmangels vom Orden aus Klingenberg abberufen.

1958 wurde im Klingenberger Pfarrheim eine Pfarrbücherei eingerichtet, die heu- te über 4000 Bände zählt.'Im Jahre 1976 baute die Pfarrgemeinde einen neuen Kindergarten. 1980 wurde die Sozialstation Sankt Johannes in Klingenberg ge- gründet, die die kranken und alten Menschen betreut. Die vielfältigen Tätigkeiten der Pfarrei Sankt Pankratius Klingenberg in unseren Tagen zeigen, wie jede Gene- ration neu vor der Aufgabe steht, die Kirche aus ,,lebendigen Steinen" zu bauen. Die Begegnung mit dem auferstandenen Christus in den Sakramenten möchte dazu führen, daß sein Geist in die Welt hineingetragen wird. Blick auf die katholische Stadtpfarrkirche Sankt Pankratius Die Hiangeanberger Stadtpfarrer seit 1623 24) 1623 bis 1633 Magister Johann Philipp Schreiber Er stammte aus Bad Orb und wird 1620 als Magister der Philosophie in Mainz ge- nannt. 1624 klagte er, daß er die Seelsorge in Klingenberg, Schmachtenberg und Röllfeld allein besorgen müsse und verlangte deshalb, das Dreikönigsbenefizium mit einem Kaplan zu besetzen. 1633 starb er an der Pest. 1634 bis 1635 Johann Adam Werner Er starb ebenfalls an der Pest. Er war vorher Definitor des Landkapitels Tauber- gau und hinterließ 54 Bücher 25). Heinrich Prätorius Ludwig Lichtenstein Er war Pfarrer von Wörth und betreute Klingenberg mit. Damals gelobten die Klingenberger, am Rochustag zur Hochkreuzkapelle zu wallen. 1636 bis 1643 Magister Johann Sauer Er war Würzburger Kleriker. 1621 war er in Esselbach; 1632 und 1634 wird er in erwähnt; 1635 wird er bei der Reform der Pfarrei Uissigheim ge- nannt; von 1635 bis 1636 war er in Erlenbach 25). 1643 bis 1655 Magister Johann Agricola Er stammte aus Großostheim und studierte in Mainz Theologie und Philosophie. 1630 wird er in Eisenbach, 1630 und 1634 in Großheubach, 1636 in Röllbach, 1636 und 1638 in , 1642 und 1646 in Röllfeld erwähnt. Nach Kriegsende (1648) ließ er den nach Frankfurt ausgelagerten Kirchenornat wieder nach Klingenberg führen. 1655 zog er nach . 1655 Gabriel Hambach Er gehörte dem Karmeliterorden an. 1655 bis 1660 Aegidius Weis Er gehörte ebenfalls dem Karmeliterorden an. 1660 Johann Georg Cesare Er stammte aus Heppenheim. Ehe er nach Klingenberg kam, war er Frühmesser in Gernsheim gewesen. 1664 bis 1671 Johann Christoph Spiedler Bei seinem Aufzug in Klingenberg bat er den Mainzer Bischof um eine Beihilfe zur Errichtung seines Haushaltes, da er arm sei und seine alten Eltern bei sich habe. Er erhielt drei Malter Korn. Während seiner Amtszeit wurde inder Klingen- berget Kirche ein neuer Hochaltar aufgestellt (1670). 1674 bis 1686 Johannes Urbanus Pferner Erstarb 1686, November30, imAltervon41 Jahrenund wurdein der Klingenber- ger Pfarrkirche beigesetzt. 1687 bis 1692 Johann Adam Schwab Er kam aus Miltenberg. 1692 übernahm er die Pfarrei Dossenheim in der Pfalz.

258 1692 bis 1705 Lic. iuris utriusque Balthasar Neubert Er kam von Königshofen im Grabfeldgau. In Klingenberg war er Prokurator des Landkapitels Miltenberg. Aus seiner Amtszeit stammen ein sehr schöner ba- rocker Meßkelch (1696 Mairhofen'sches Wappen), ein Ziborium und eine Lava- bogarnitur, die von der Familie von Mairhofen gestiftet wurde. Im Jahre 1705 wurde auch das Grabmal des kaiserlichen und kurfürstlichen Geheimrates Augu- stin Maximilian Freiherr von Mairhofen, Herr zu Aulenbach, in der Pfarrkirche errichtet. 1705 übernahm Balthasar Neubert die Pfarrei Esselbach. 1705 bis 1717 Peter Götz Er stammte aus Bingen und war wie sein Vorgänger Prokurator des Landkapitels Miltenberg. Im Jahre 1706 stiftete Franz Wilhelm von Mairhofen eine Sonnen- monstranz für die Pfarrkirche. Er errichtete auch in der Kirche im Jahr 1708 eine Gruft, deren Deckplatte noch heute im Chor der Kirche zu sehen ist. Peter Götz starb 1717. 1717 Peter Jörges Er kam aus Goldbach, blieb aber nicht lange in Klingenberg, sondern zog nach Wien weiter. 1719 bis 1725 Nikolaus Hauck Er stammte aus Königheim und war vorher Pfarrer in Walldürn. 1719 wurde der Turm an der heutigen Pfarrkirche repariert. Nikolaus Hauck starb 1725, April 4, und wurde im Chor der Pfarrkirche beigesetzt 25). 1725 bis 1726 Dr. Johann Adam Faulhaber Er stammte aus Königheimund stand im Dienste der Grafen von Schönborn. 1726 übernahm er die Pfarrei Tauberbischofsheim. 1726 Johann Küchner Er zog imgleichen Jahr wieder aus Klingenberg fort. Damals gab es viele Streitig- keiten zwischen dem Pfarrer und dem Kurmainzer Keller Johann Daniel Bach (1694 bis 1742) in Kiingenberg. 1726 bis 1737 Johann Daniel Breid Er stammte aus Kiingenberg und hatte den akademischen Grad eines Bakkalau- reus der Theologie. 1736 wurde er Dekan des Landkapitels Miltenberg. 1737 übernahm er in Mainz die Pfarrei Sankt Stephan. 1737 bis 1740 Johann Sebastian Breid Er war ein Bruder des vorherigen Pfarrers. 1740 übernahm er die Pfarrei Schwalbach. 1740 bis 1741 Johann Martin Günther Er stammte aus Frankfurt und war zum Katholizismus konvertiert. Aus der Pfar- rei Schönberg kam er nach Klingenberg. Dort begegnete man ihm jedoch mit gro- ßem Mißtrauen. Feindseligkeiten führten dazu, daß er die Pfarrei bald wieder verließ. 1741 bis 1748 Philipp Cloos Er stammte aus Schwalbach und war vorher Pfarrer in Seckach. 1748 übernahm er die Pfarrei Oberhöchstadt. 259 1748 bis 1762 Johann Ignaz Jäger Er stammte aus Aschaffenburg. Udter ihm wurde die Filiale Schmachtenberg der Pfarrei Röllbach zugeordnet. Pfarrer Jäger hatte schwere Auseinandersetzungen mit den Kurmainzer Amtskellern Johann Georg Loe (1751 bis 1753) und Michael Franz Edmund von Sothen (1753 bis 1775). Er starb 1762, Juli 8, in Mainz. 1762 bis 1791 Nikolaus Wilhelm Dampier Er war fast 30 Jahre Pfarrer in Klingenberg. Während seiner Amtszeit wurde die Gruhinger Kirche 1778 abgerissen. Sein Bruder Matthäus Franz Dampier war von 1755 bis 1772 Pfarrer inRöllfeld. Bevor er nach Klingenberg kam, war er Ka- plan inkieneck. Seine große Bibliothek kennzeichnet ihn als einen sehr gelehrten Mann 25). 1792 bis 1798 Ignaz Worber Bevor er nach Klingenberg kam, war er Professor in Aschaffenburg. Er hinterließ der Pfarrei eine Bibliothek von Ca. 600 Bänden (Philologie, Philosophie, Jura, Aszetik, Homiletik, Dogmatik, Moral, Exegese, Geschichte), die noch heute Teil des Pfarrarchivs Klingenberg ist 25). 1798 bis 1835 Johann Bengard Er stammte aus Sommerau und war 37 Jahre in Klingenberg Pfarrer. Er erlebte hier den Untergang des AltenReiches und mit ihm des Kurfürstentums Mainz, die Angliederung der Stadt an Bayern, den Wechsel der Pfarrei aus der Diözese Mainz in die Diözese Würzburg und die Errichtung des Dekanates Klingenberg. Während seiner Amtszeit wurde die Pankratiuskapelle, die ursprüngliche Klin- genberger Pfarrkirche (die heutige Pfarrkirche war die Kirche der Klingenberger Bruderschaft), 1832 abgerissen. 1833 erfolgte eine Reparatur des Klingenberger Kirchturmes. Pfarrer Bengard starb 1835, November 11. 1836 bis 1848 Michael Wolfert Er brachte 1845 das Bickenbachdenkmal vom Grubinger Friedhof in die Hoch- kreuzkapelle. 1848, August 31, starb er. 1849 bis 1854 Adam Böhnlein aus Münnerstadt. 1854 bis 1859 Georg Jung Er kamaus Dettingen. Inseiner Amtszeit wurdedie Pfarrkirche von 1854 bis 1856 gründlich renoviert. 1860 bis 1882 Franz Josef Dörflein Er wurde 1822 in Würzburg geboren. 1860 kam er nach Klingenberg. In diesem Jahr kam auch das Bickenbachdenkmal(1393) ins Nationalmuseum nach Mün- chen. Pfarrer Dörflein bewjrkte im Jahre 1876, daJ3 die Schwestern des Allerhei- ligsten Erlösers aus Würzburg in Klingenberg eine Station eröffneten. 1876 wurde der Klingenberger Kirchturm renoviert. Franz Josef Dörflein starb in Klin- genberg und wurde auch hier auf dem Friedhof begraben. 1882 bis 1895 Ägidius Schneider Er wurde 1833 in Wenschdorf geboren. Ihm verdankt Klingenberg das heutige Pfarrhaus, die Erweiterung der Kirche in den Jahren 1889 bis 1892, die neugoti- sche Ausstattung der heutigen Stadtpfarrkirche und ein neues Geläute (vier Glocken) im Jahr 1892. Schneider war Pfarrer in Klingenberg, als die Stadt sehr wohlhabend war und ein blühendes Wirtschaftslebendort herrschte. Er starb 1895 und wurde auf dem Klingenberger Friedhof begraben. 1895 bis 1902 Friedrich Kolb Er stammte aus Retzstadt, war Dekan des Landkapitels Klingenberg und wurde auch in Klingenberg begraben. 1903 bis 1922 Georg Joseph Schmidt 1855, Juni 27, wurde er in Ansbach geboren und 1879 zum Priester geweiht. Er war Ritter des k.k. österreichischen Franz Joseph Ordens und Träger des preußi- schen Verdienstkreuzes. Schmidt war in Klingenberg als Pfarrer und Dekan wäh- rend der schweren Zeit des l. Weltkrieges. 1922, November 12, starb er und wurde auf dem hiesigen Friedhof begraben. 1923 bis 1940 Konstantin Junker 1882, September 16, wurde er in Oberafferbach geboren und 1908 zum Priester geweiht. Bevor er nach Klingenberg kam, war er Kaplan in Wermerichshausen und in Laudenbach. Am 12. März 1923 wurde er Pfarrer von Klingenberg. 1925 bis 1927 führte er eine Kirchenrenovierung durch. Unter ihm wurden 1931 dieKolpingsfamilie und der Frauenbund gegründet. 1940 wurde er Pfarrer von Rottenberg und 1959 Kommorant in Oberaffenbach. 1940 bis 1954 Franz Kunzmann 1893, August 10, wurde er in Würzburg geboren und 1917 zum Priester geweiht. Als Kaplan war er in Pfersdorf, Oberpleichfeld, Pusselsheim, Westheim, Klein- eibstadtund Theilheim. 1940, Juli 31, wurde er Pfarrer in Klingenberg, von 1950 bis 1954 war er Dekan. Pfarrer Kunzmann war in der schweren Zeit des 2. Welt- krieges Pfarrer in Klingenberg. 1948 wurde ein neues Geläute für die Pfarrkirche angeschafft (fünf Glocken); 1952 wurde das heutige Pfarrheim gebaut. Sein Bru- der Xaver Kunzmann war seit 1939 Pfarrer in Großheubach und von 1944 bis 1968 Dekan des Landkapitels Miltenberg. 1954 übernahm Pfarrer Franz Kunz- mann die Pfarrei Großwenkheim und 1964 setzte er sich in Aschaffenburg zur Ruhe. 1954 bis 1966 Franz Schlagmüller 1909, Dezember 2, wurde er in Neubrunn geboren und 1936 in Würzburg zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Forst, Rothenbuch, Lohr und Pfarrverweser in Hoheim. 1945 wurde er Pfarrer von Rödelsee. 1954 kam er nach Klingenberg. Er führte 1956 eine Außenrenovierung der Pfarrkirche durch. 1966 wurde er Pfarrer in Steinach an der Saale. 1966 bis 1973 Norbert Bolko Wenzel Geboren wurdeer 1923, April 3, in Kattowitz (Schlesien); 1950 wurde er inInns- bruck zum Priester geweiht. Er war Aushilfspriester in Oberelsbach, studierte dann wieder in Innsbruck, war Kaplan in Königshofen und Michelau. 1959 über- nahm er die Pfarrei Kirchzell. 1966 kam er nach Klingenberg. Während seiner Amtszeit wurde die Pfarrkirche innen renoviert. 1973 wurde er Pfarrer in Ur- springen. 1973 bis 1980 Egon Hölzel Geboren wurde er 1937, Februar 14, in Schweinfurt; 1967 wurde er in Würzburg zum Priester geweiht. Kaplan war er in und Ochsenfurt. 1973 kam er 26 1 nach Klingenberg, baute dort den Kindergarten und renovierte das Pfarrheim. 1980 übernahm er die Pfarrei Haibach. Dr . theol. habil. Dieter Feineis Geborenwurdeer 1945, August 10, in Würzburg; 1970erhielterdiePriesterwei- he. Kaplan war er in Amorbach und Bad B~ckenau.1976 wurde er Pfarrer von Röllfeld. Als Pfarrer von Röllfeld wurde er 1980 zum ständigen Verweser der Pfarrei Klin- genberg und 1987 zum Pfarrer von Klingenberg ernannt. 1981 führte er die Au- ßenrenovierung der Pfarrkirche durch. 1982 wurde die Treppenanlage, die zur Pfarrkirche hinaufführt, erneuert und 1983 dasBenefiziatenhaus außen renoviert.

Klingenberger Pfarrsiegel Die Pfarrei RöIIIfeBd

Stationen raus der Geschichte In einer Evangelienhandschrift der Abtei Seligenstadt, die um 830 in Lorsch ent- stand, wurde gegen Ende des 10. Jahrhunderts von einem unbekannten Schreiber ein Register der Einkünfte der Abtei nachgetragen. Hier werden Einkünfte aus 38 Ortschaften erwähnt, darunter auch aus , ,Rochivelt". Es gibt gute Gründe anzu- nehmen, daß mit dem hier erwähnten Rochivelt das heutige Röllfeld gemeint und damit bewiesen ist, daß das Dorf bereits im frühen Mittelalter existierte und die Abtei Seligenstadt dort begütert war 26).

, ,De Rochivelt Adalburc 2 denarii. Hiltigart 2 denarii. ' '

Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, Codex 1957, 182'

Im Mainzer Koppelfutterverzeichnis der drei mainzischen Großzenten des Untermain-Spessartraumes, das zwischen 1230 und 1249 entstand, wird das Dorf , ,Rolvelt7' erwähnt 27). In der Mitte des 13. Jahrhunderts befand sich Röllfeld im Besitz der Herren von Breuberg. So bezog 1285 Waltherus Kodebos , ,a longis temporibus retroactis" vier Malter Korn und Weizen und zwölf Fastnachtshühner von einer Mühle bei Röllfeld und ein Fuder Wein von einem Weinberg daselbst. Er verpflichtete sich, diese , ,Eigeneinkünfte' ' als Lehen von Gerlach von Breuberg anzunehmen, falls er aus dessen Dienste schiede. Im Jahre 1300, Dezember 14, verschrieben Gerlach von Breuberg und sein Sohn Eberhard dem Pfarrer von Wörth (,,Werde")Güter u.a. in Trennfurt (, ,Triben- furt") und Röllfeld (, ,Rolvelt' '). 1368, Oktober 18, überließ Graf Poppo von Wertheim als Pfarrer von Grubingen den zur Pfarrei gehörenden Heuzehnten der Dörfer Schmachtenberg und Röllfeld dem Vikar der Pfarrkirche in Röllfeld (= Grubingen) namens Heinrich. Der Graf von Wertheim teilte sich damals die Dorfherrschaft mit Eberhard von Eppenstein. Dieser verkaufte 1372, Januar 7, seinen Teil am Kirchsatz zu Grubingen samt der Hälfte des Dorfes Röllfeld an Konrad den Jüngeren von Bickenbach. Letzterer 263 schenkte noch im gleichen Jahr (1372, August 20) sein Drittel am Kirchsatz und der Lehenschaft zu Grubingen dem Deutschen Orden. Graf Eberhard von Wert- heim und sein Sohn Johann, die zwei Drittel des Kirchsatzes zu Grubingen inne- hatten, gaben zur Schenkung des Bickenbacher Drittels ihre Zustimmung. Mit dem Deutschen Orden einigten sie sich auf folgenden Besetzungsmodus der Pfar- rei Grubingen: die nächste Präsentation soll dem Orden zustehen, danach darf Wertheim zweimal nominieren.

1419, Februar 14, überließ Graf Johann von Wertheim dem Deutschen Orden sei- ne Anteile an Röllfeld und am Kirchsatz zu Grubingen. Im Jahre 1483 kam der Kirchsatz von Grubingen und die Hälfte des Dorfes Röllfeld, die dem Deutschen Orden gehörten, an das Erzstift Mainz. Das Erzstift ordnete die Hälfte des Dorfes Röllfeld dem Amt Prozelten zu. Die andere Hälfte der Ortschaft kam nach dem Aussterben der Bickenbacher im Jahre 1505 an Mainz und wurde dem Amt Klin- genberg zugeteilt. In der Mitte des 17. Jahrhunderts gehörte das ganze Dorf Rö11- feld zum Amt Klingenberg, bei dem es bis 1803 blieb.

Die im 15. Jahrhundert ständig wachsende Bedeutung von Klingenberg führte zum Rückgang der Wichtigkeit der Grubinger Pfarrkirche als der gemeinsamen Mutterkirche von Röllfeld und Klingenberg. Damit ergaben sich im 16. Jrahrhaaari- der&ständige Reibereien zwischen den beiden Ortscbafteiin.Röllfeld hatte, be- dingt durch die größere Nähe zu der alten Pfarrkirche, eine viel engere Beziehung zu diesem Gotteshaus als Klingenberg. Dazu war diese Pfarrkirche auch der äuße- re Ausdruck, daß das Dorf kirchlich gesehen keine Filiale von Klingenberg war. Die Röllfelder legten deshalb besonderen Wert auf die Gottesdienste in der Gru- binger Mutterkirche.

Um das Jahr 1530 bestimmte der erzbischöfliche Kommissar zu Aschaffenburg Conrad Rucker - wohl auf Drängen der Röllfelder und gegen , ,deren von Clingen- berg wissen und willen' ' -, daß der Grubinger Pfarrer jeden 3. Sonntag in Klingen- berg amtiere. 1540, Oktober 7, trafen nun der erzbischöfliche Kommissar Jost Bleicher und Christoffel Hockh, Vizedom zu Aschaffenburg, mit den beiden Ge- meinden ein neues Abkommen.

Es ging um die Verteilung der Pfarrgottesdienste zwischen Klingenberg und Rö11- feld. Nach dem neuen Vertrag sollten der Grubinger Pfarrer und seine Nachfolger in Grubingen Amt und Predigt halten an den vier Advents- und sechs Fastensonn- tagen, an Ostern, Pfingsten und Dreifaltigkeit, an Mariä Heimsuchung, Mariä 264 Himmelfahrt und Mariä Geburt. Sonst sollte Sonntag für Sonntag abwechselnd in Klingenberg und Grubingen der Gottesdienst durch den Pfarrer oder einen ande- ren Priester gehalten werden. In Klingenberg amtierte der Pfarrer an Allerheili- gen, Weihnachten, Ortskirchweihe und an allen anderen vorher nicht genannten Marienfesten. Hat Klingenberg jedoch keinen Frühmesser, dann gilt an den ge- wöhnlichen Sonntagen: zwei Sonntage Gottesdienst in Grubingen und am dritten Sonntag in Klingenberg. Hält der Pfarrer in Grubingen den Sonntagsgottesdienst, dann hält der Frühmesser in Klingenberg eine H1. Messe mit Predigt für die, die aus ,,alters schwachheit oder ander ursachen" nicht nach Grubingen kommen können. Der Frühmesser erhält dafür eine Entschädigung von der Bruderschaft, nämlich zwölf Pfennige. Außerdem ging es in dem Vertrag um die Heranziehung der Grubinger Gefälle zum Unterhalt der , ,neuen Kapelle" in Klingenberg und um die Glocke, die ange- schafft worden war. Es wurde vereinbart, daß die notwendigen Bauausgaben mit Grubinger Geld bestritten werden dürfen, jedoch müssen die notwendigen Repa- raturen von beiden Gemeinden gemeinsam im Beisein des Pfarrers beraten und be- schlossen werden. Die von Röllfeld stammenden Grubinger Heiligenmeister sollten jeweils den halben Teil der Kosten erlegen. Der Streit zwischen Röllfeld und Klingenberg schwelte jedoch weiter. Er brach erneut aus, als es um die Jahresbesoldung des Klingenberger Glöckners Hanß Kemkemers und des Röllfelder und Schmachtenberger Glöckners zu Grubingen, Michael Sultz, Sohn des alten Glöckners Hanß Sultz, ging. Unter dem erzbischöf- lichen Kommissar Johann Dietz verglichen sich die beiden Gemeinden 1568, Mai 13, mit dem Pfarrer Johann Molitor, daß dieser einen Sonntag um den anderen ab- wechselnd in Grubingen und Klingenberg amtiere. Besonders verärgert waren die Röllfelder, daß die Klingenberger das Vermögen der Mutterkirche beim Neubau des Klingenberger Kirchturms reichlich in An- spruch nahmen.

1617, Juni 29, wurde in Klingenberg beschlossen, den Turm der Stadtkirche (neue Kapelle) neu aufzubauen. Anwesend waren u.a. Pfarrer M. Johann Christoph Kistner, Keller Kar1 Kobold, alle zwölf Klingenberger Ratsherren, aus Röllfeld die beiden Schultheißen und elf Gerichtsmänner, die zwei Heiligenmeister Unser Lieben Frauen Pfarrkirche (!) zu Klingenberg und die Heiligenmeister der Sankt Michaels Kirchen (!) zu Grubingen, nämlich Hans Ludtwig von Röllfeld und Ja- cob Ebert ,,ahm Berg" zu Klingenberg. Baumeister des Turmes waren die Stein- metze Nicolauß Harttman zu Streit und Velten Lützel zu Eichelsbach. Neben Naturalverpflegung sollten sie 380 fl erhalten. 265 Die Bauausgaben für den Turm waren aber erheblich höher. 1617 wurden 1 224 fl zehn Alb. zwei Pfennige verbaut. 1618 betrugen die Baukosten 1 051 fi elf Alb. zwei Pfennige. Da für derart hohe Ausgaben die Einkünfte der Grubinger Kirche nicht ausreichten, nahmen die Klingenberger - ohne Zustimmung Rö11- felds - 1617 vom Aschaffenburger Rat 800 fl und vom erzbischöflichen Kommis- sar zu Aschaffenburg, Jodok Dreyser, noch einmal die gleiche Summe, dazu 16 18 vom genannten Kommissar noch einmal 400 fl als Darlehen auf. Dafür verpfände- ten sie die Einkünfte des Michaelsweinberges der Grubinger Kirche. Seit 1622 bemühten sich nun die Röllfelder intensiv um den Ban eines eigenen rche im Dorf und um die Errichtnwg einer eigenen Pffarrstel 1622, Juli 20, baten die Röllfelder den Mainzer Erzbischof in ihrem Dorf,,ein ge- ringes sonderbares sacell oder gebethäuslin' ' errichten zu dürfen, da die Ortskir- che weit entlegen und für alte und kranke Leute im Winter und bei schlechtem Wetter der Weg dorthin sehr beschwerlich sei. Außerdem könne die Jugend ihren Katechismusunterricht dann im Gotteshaus und nicht wie bisher im Rathaus erhal- ten, und die alten Leute hätten den Trost, ihre Andacht am Ort selbst verrichten zu können. Die Gemeinde wolle das Gotteshaus selbst erstellen, ohne das Grubin- ger Kirchenvermögen in Anspruch zu nehmen.

1623, März 27, beschwerte sich die Gemeinde beim Kurfürsten, daß die Einwoh- ner gegen ,,habende und herprachte verträg" ,,zue der statt Klingenberg, mal, und nit dermutterkirchen ad suscipienda divina und zue ahnnehmung des Gottes- dienstesgleichsam zwangs weise verwisen " und so,, diemutterder aal" nachge- setzt würde. Der Pfarrer erhielt daraufhin die Anweisung, die Verträge einzuhalten. Am 25. Juli 1623 berichtete Weihbischof Christoph Weber dem Mainzer Erzbi- schof über seine Visitation der Ortschaften Klingenberg und Röllfeld und der Pfarrei Grubingen. Er hatte damals zusammen mit dem erzbischöflichen Kom- missar Sigmund von Vorburg und dem Jesuitenpater Falco das Mainzer Oberstift und die Wetterau visitiert. Am Montag, den 3. Juli 1623, hatte er Gespräche mit dem Amtmann und Keller zu Prozelten (Röllfeld gehörte zum größten Teil zu diesem Amt) und dem Schult- heiß und dem Gericht zu Röllfeld. Dabei wurden , ,erhebliche gravamina, argu- menten und uhrsachen" vorgebracht, warum Röllfeld mit einem eigenen , ,priester und pfarverwaltern' ' zu versehen sei. Am Dienstag, den 4. Juli, führte er dann Gespräche mit dem Amtsverweser und Keller und dem Rent-Baumeister und Rat zu Klingenberg, , ,dieweil uffmontag dieselbe verhindert gewesen '' . Der Weihbischof gab zu erkennen, daß es , ,unverantwordtlich erscheine, diese ihrer 266 mitpfarrangehörigen gottsehlige, eyfferiche meinung zu verhindern " und wies darauf hin, , ,das bey neulicher vorgangener visitation in der Wetterau ein neunjä- riges kindt - so ein deines mägdlein - von seinen eltern vorgestelt, welches vor zweynjahren, das ist siebenjährig, zurzauberey verreitzt worden und viel andere, alt und junge persohnen ahngezeigt, die besagtes mägdtlein bey solchen zuesam- menkhunffengesehen habe, welches erschröcklichesohnheil zweifelsfrey mehrer theils aus verabsäumung des Gottesdiensts und der heilsamen khinderlehr" er- folgt sei. Auch erscheine es , ,unverantwortlich, das der so reichlich dotirte hohe pfarraltar St. Michaelis zu Grübingen . . . ganzt ongemes uffsonn - und feyertag, auch wohl in der wochen, nicht gebürlichen versehen werde". Die Altargefälle seien , ,zue uberschwencklichen bawcosten' ' nach Klingenberg gezogen worden, während die Mutterkirche Sankt Michael „gantz öth und wüst ohne Gottesdinst" gelassen und , ,in mercklichen abgang kommen ' ' sei. Die Klingenberger hatten zunächst keine Einwände gegen eine Kirche in Röllfeld, sofern den Kirchen in Klingenberg und Grubingen und ihrem Pfarrer, dem Schul- lehrer und dem Glöckner keine finanziellen Einbußen entstünden. Aber schon am 8. Juli 1623 schrieben sie an den Kurfürsten und beschwerten sich, daß man die Gefälle der Frühmesse von der Stadt wegnehmen und dem Röllfelder Pfarrer zu- weisen wolle. Außerdem würde durch die neue Pfarrei Klingenberg und Grubin- gen ein großer Schaden entstehen. Der Weihbischof reagierte auf diesen Brief am 25. Juli 1623 mit der Feststellung, daß die Klingenberger von ihrer Zusage zu- rückgetreten seien und sich über Grubingen ein Recht anmaßten, das ihnen nicht zustehe, zumal der Pfarrer ursprünglich in Röllfeld gewohnt habe und Grubingen für Röllfeld und Schmachtenberg am günstigsten liege. Er empfahl die Errichtung einer eigenen Pfarrstelle für Röllfeld, zumal die Ge- meinde eine Kirche und ein Pfarrhaus auf eigene Kosten erstellen und unterhalten und jährlich 50 fl zur Besoldung des Ortspfarrers beisteuern wolle. Aus den Gru- binger Gefällen könnten dem Pfarrer jährlich weitere 100 8.zugewiesen werden.

Am 27. Juli 1623 ordnete Erzbischof Johann Schweikard von Kronberg (1604 bis 1626) für Röllfeld einen , ,residirenden curatus" an. Zu seiner Besoldung sollten die Stolgebühren und der kleine Zehnt zu Röllfeld, jährlich 50 fl von der Gemein- de, die Gefälle des Marienaltares zu Grubingen, jährlich 100 fl aus den Einkünften des Michaelaltares zu Grubingen und jährlich 112 Fuder Wein aus der kurfürstli- chen Kellerei zu Klingenberg dienen.

Klingenberg solle mit dieser Regelung zufrieden sein, da früher der Pfarrer von Grubingen zu Röllfeld gewohnt und dort seine Güter gehabt habe und Klingen- 267 berg und Röllfeld die gleichen Ansprüche an Grubingen hätten. Falls die Klingen- berger einen Frühmesser haben wollten - der Pfarrer würde nach Meinung des Erzbischofs , ,zur seelsorg dieser nitgar volckreichen commun allein genugsam" sein - sollten ihm die Gefälle des Schloßaltares zugewiesen werden. Der Glockenzehnt zu Röllfeld und Grubingen sollte zwischen den beiden Schul- lehrern und Glöcknern in den beiden Gemeinden gleich verteilt werden. Der Erzbischof behielt sich vor, dem Röllfelder Seelsorger eventuell auch die benachbarte Gemeinde Laudenbach zuzuordnen oder andere Veränderungen vor- zunehmen. Dechant und Kapitel (des Landkapitels) erhielten den Auftrag, für die Instandset- zung des verwahrlosten Altaristenhauses in Röllfeld Sorge zu tragen. Am 7. September 1623 machte Magister Johann Günther aus Lohr als erster Wö11- felder Pfarrer seinen Eintrag in die Taufmatrikel.

1623, September 23, legte der Mainzer Weihbischof Christoph Weber, Bischof von Ascalon, Propst in Sankt Maria zu Erfurt, Generalvikar des Erzbistums, den Grundstein der , ,capellae ad nomen et memoriam Beatissimae Virginis Mariae ac sanctorum Ioannis Baptistae et Evangelistae' ' in Röllfeld. Anwesend waren u.a. der erzbischöfliche Kommissar zu Aschaffenburg Wolfgang Sigmund von Vor- burg, der Amtmann Rudolf Sparr von Greyffenberg zu Prozelten und Miltenberg, der Pfarrer ,,in Grübingen et huius capellae" Magister Johannes Günther, die Keller von Prozelten und Klingenberg, Kilian Grosman und Wolfgang Dietrich, die Röllfelder Schultheißen und der Architekt Matthias Er(ben) aus Frankfurt.

Am 25. Januar 1624 beschwerten sich die Klingenberger beim Kurfürsten, daß die neue Pfarrei Röllfeld der Mutterkirche ,,zu schmelerung" und „der0 rechten dochter, der kirchen zu Klingenberg" das ihre entzogen würde. Der Kurfürst wandte sich in dieser Sache am 9. Februar 1624 an den Miltenberger Amtmann. In einem lateinischen Schreiben an das Kommissariat Aschaffenburg vom 26. März des Jahres 1624, in dem er auf Anfrage zur Situation Stellung nahm, sprach der Klingenberger Pfarrer, Magister Johann Philipp Schreiber, davon, daß die Röllfelder sie in der Stadt , ,suopede7' messen. Die Öllampen in Röllfeld - Röllfeld hatte sich beschwert, daß sie aus Grubingen statt der Hälfte nur ein Drittel des Wachses zugewiesen bekämen - seien erloschen, nicht weil es an Öl fehle, sondern weil sie , ,exmero fastu" aus purem Stolz, nicht mehr wie früher das Öl in Klingen- berg abholen wollten. 1624, November 3, konsekrierte der Mainzer Weihbischof die Röllfelder Kirche, als , Jilialem parochialis S. Michaelis in Grübingen noviter exstructam ac dotam '',,in honorem Dei omnipotentis etgloriosae Virginis Mariae 268 atque omnium sanctorum ad nomen et memoriam ipsius sacratissimae Virginis et sanctorum Joannis Baptistae et Joannis Evangelistae". In den Altar wurden einge- fügt Reliquien „de sodalitio S. Ursulae, S. Stephani, papae, martyris, S. Iusti, martyr., S. Leonardi , confessoris, S. Rufi, confessoris, pont. episcopi Metensis, S. Huberti, confessoris et aliorum sanctorum". Jährlich am Weihetag, nämlich am Sonntag nach Allerheiligen, war der Kirche ein Ablaß von 40 Tagen verliehen.

Wegen der großen Zinslast, die das Darlehen zum Klingenberger Kirchturm ver- ursachte, erhoben die Röllfelder Beschwerde beim kurmainzischen Amt Prozel- ten, zu dem das Dorf zur Hälfte gehörte. Auf Weisung des dortigen Kellers verweigerte der Grubinger Heiligenmeister aus Röllfeld, Hans Deckert, , ,prozel- tischer amtsunterhan", 1626 die Zahlung von 40 fl Zinsen an den ehemaligen Kommissar Jost Dreysen mit der Begründung, die Klingenberger sollten ihren Kirchturm selbst bezahlen. Dagegen protestierten Rent-Baumeister und Rat der Stadt Klingenberg 1627, Juli 8. Sie wiesen darauf hin, daß der Kirchturm neu ge- baut werdenmußte, weil das ,,alte thurnlein, wennman dieglockhengeleuht, gahr sehrgewanckhelt undt (sie) allezeitin sorgen gestandten, wann er umbfallen solte, nit allein der kirchen sondern auch E. Churfürstlichen Gnaden kellereyhauß alhie einen großen schaden zufugen werde' '.

Außerdem hätten die Röllfelder ihre Einwilligung zum Bau gegeben und die Zins- zahlungen stets genehmigt. Der erzbischöfliche Kommissar wurde 1627, Oktober 27, angewiesen, zusammen mit dem Klingenberger Keller die Akten zu überprü- fen. Gleichzeitig berichtete der Miltenberger Amtmann, Johann Görtz zu Sintzig, 1627, Dezember 16, auf eine entsprechende Anfrage der Mainzer Regierung hin, daß einige Einwohner von Röllfeld und der Keller von Prozelten bei ihm Klage ge- führt hätten, daß die Klingenberger zu ihrem Turmbau nicht bloß , ,etlich hundert gulden von den eihnften der uhralten mutterkirchen Grübingen ahn sich gezo- gen'', sondern an die Röllfelder ständig das Ansinnen richteten die 800 fl, die vom Aschaffenburger Spital geliehen waren, aus den Gefällen der Grubinger Kirche zu verzinsen. Die Klingenberger sollten ihren Turm selbst bezahlen, so wie die Rö11- felder ihre Kirche, und was sie der Mutterkirche entnommen hätten, sollten sie zu- rückerstatten.

1628, Januar 28, wurde der Miltenberger Amtmann vom Mainzer Erzbischof Ge- org Friedrich Greiffenclau von Vollrads (1626 bis 1629) angewiesen, die nächste Kirchenrechnung von Grubingen mit abzuhören und den Streit, (die jährlichen 40 fl Zins betreffend), beizulegen. 269 Bei der Abhörung der Rechnung 1628, Februar 9, konnte der Amtmann jedoch nicht erscheinen. Der erzbischöfliche Kommissar überstellte ihm jedoch die Ver- gleichspunkte der Klingenberger: 1. Die 100 fl, die der Röllfelder Pfarrer aus Grubingen bezieht, sollten beim St. Miachelsaltar der Mutterkirche verbleiben. 2. Die Kirchturmschulden in Höhe von 1 600 fl sollten die Röllfelder mittragen. 3. Dem Röllfelder Pfarrer möge man die Gefälle des Muttergottesaltares zu Gru- bingen und des Schloßaltares zu Klingenberg (= Frühmesse) zuweisen, und er sollte die Gottesdienste in Mlingenberg halten, wenn der Klingenberger Pfarrer verhindert ist. 4. Das übrige Grubinger Kirchenvermögen sollte gleichmäßig an beide Ortskir- chen verteilt werden. Klingenberg sollte im voraus 100 fl erhalten. Vergleichsverhandlungen von 1628, März 13, bis 1629, September 5 und9 brach- ten kein Ergebnis. Der Streit verschärfte sich noch. Nach einem Schreiben der Klingenberger an den Kurfürsten (1629, Oktober 22), hatte sich der Röllfelder Pfarrer Magister Johann Martin Roderbusch , ,mitgantz trutzigen worten' ' geäu- ßert und gesagt, die Klingenberger müßten ihren Kirchturm selbst bezahlen und den Röllfeldern 2 500 fl herausgeben. 1629, Dezember 13, befahl Erzbischof Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1629 bis 1647) dem Kommissar Wolfgang Sigmund von Vorburg und dem Dr. iur. Johann Schweickhard Möckh Vertreter der streitenden Parteien nach Aschaffenburg zu berufen und einen Vergleich herbeizuführen. Verhandlungen fanden am 15. und 16. Januar 1630 statt.

1630, April 30, ratifizierte dann Erzbischof Anselm Casimir folgenden Ver- gleich, die Trennung der Filialorte Klingenberg und Röllfeld und die Verteilung des Grubinger Kirchen- und Pfründevermögens betreffend: 1. Der Mutterkirche Grubingen verbleiben das in Grubingen anfallende Opfer und der Pachtertrag von ,,samt Michels werth und sanct Michels wiesen". Die Verwaltung geschieht wie bisher durch je einen Heiligenmeister aus bei- den Gemeinden. Reichen die Einkünfte nicht aus, so werden die beiden Gemeinden der Mutter- kirche ,,mit noth wendigen auslagen succurriren' '. 2. Röllfeld erhält in Grubinger Gültbriefen 2 300 fl zur Jahresbesoldung seines Pfarrers (100 fl) und seines Glöckners (15 fl). Die Röllfelder Ortskirche hat die Gemeinde zu unterhaken. 3. Die Klingenberger erhalten den Rest des Grubinger Kirchenvermögens; ihre Turmschulden in Höhe von 1 600 fl haben sie allein zu bezahlen, ebenso haben sie für den Unterhalt ihrer Kirche aufzukommen. 4. Der Röllfelder ,,Glockenzehnt", d.h. der Zehnt von bestimmten Äckern zur Besoldung des Glöckners, wird wie bisher unter den beiden Lehrern und Glöcknern der beiden Gemeinden aufgeteilt. 5. Die , ,divina" zu Grubingen sollen ,,fleißig" , ,more antiquo alternative" ge- halten werden, d.h., daß jeder Pfarrer monatlich zwei Sonntage in Grubingen amtiert. Auch die , ,feriae speciales Divae Virginis altaris" daselbst sollen der Gebühr nach versehen und das , ,ius sepultarae" nach dem Herkommen ge- braucht werden. 6. Die Schulden der letzten Grubinger Kirchenrechnung werden von beiden Tei- len übernommen. Zumindest auf dem Papier hatte der Röllfelder Pfarrer um das Jahr 1630 folgendes Einkommen: 100 fl von der Kirchenstiftung. 50 fl von der politischen Gemeinde. 12 Malter 5 Simrner Korn: bei einem Malterpreis von 3 fl ergibt das 37 fl 13 Batzen 2 Pfennige. 6 Simmer Hafer sind mit 1 fl anzusetzen. Der Kleinzehnt ist mit 35 fl anzusetzen. 7 Eimer Wein entsprechen 17 112 fl. Das Gesamteinkommen des Pfarrers betrug also jährlich 241 f15 Batzen 10 Pfennige 28). Die Zeit um das Jahr 1630 war eine schlimme Zeit. Der Dreißigjährige Krieg tob- te. Die Pest forderte ihre Opfer. Der Hexenwahn wütete. In den allgemeinen sittli- chen Niedergang der Gesellschaft wurde auch der zweite Röllfelder Pfarrer Fulgentius Heil hineingezogen. Er war ein sehr gebildeter Mann, wie seine große Bibliothek zeigt. In Röllfeld war er nur ungefähr ein Jahr, nämlich von 1627 bis 1628.1629 kam er als Pfarrer nach Mömbris (sein Vorgänger in Mömbris, Johann Martin Roderbusch, wurde als Konkubinarier nach Röllfeld strafversetzt). Hier in Mömbris wurde seine ganze Tragik sichtbar. Nach unstetem Leben - Ful- gentius Heil besaß in 18 Jahren sechs Pfarrstellen - wurde er im Sommer 1630 in Mainz wegen Mordes an seinen beiden unehelichen Kindern hingerichtet. Das Ge- richtsprotokoll deckt erschütternde innere Kämpfe des Unglücklichen auf. Als er 271 Pfarrer in Hösbach war (16 17 bis 1624) hatte er mit seiner Köchin ,,ein gantz jahr in concubinatu gelebt, darnach habe er sie abgeschafft, sein leben gebessert und den bößen thaten sich entschlagen, aber vor einen jahr durch trunckenheit und an- dere bößegesellschaft wiederin solchelastergerathen . . . habe sonstnichtin con- cubinatu gelebt". Heil tötete seine Kinder jeweils unmittelbar nach der Geburt. Beim zweiten Kind hatte er eine Abtreibung durch einen Trank versucht, dessen Rezept er aus einem Kräuterbuch entnommen hatte; auch schwarze Magie sollte helfen. Während des Prozessverlaufes zeigte sich, daß noch andere Dorfbewohner von Mömbris in die Vergehen verwickelt waren. Verbrechen wie Abtreibung, Tot- schlag, Unzucht usw. waren im Dorf keine Seltenheit. Diese Vorgänge lassen sich nur erklären aus der sittlichen Verwahrlosung, die der große Krieg mit sich brachte. Heil nahm sein Urteil als gerecht an und bereute seine Verfehlungen. ,,Hab ich je gesundiget undhab unrechtgehandelt und bößlichgelebt, sohab ichgewißlich die- selangezeitgnugsam daran abgebusset, o waß ein noth, o waß vor ein januner und elendthab ich nit außgestanden und solches mitteinandergargern undgeduldig". Er mahnte seine Brüder und Schwäger, die Kinder ,,bitt ich euch, ihr wöllet sie zur der ehr und forcht Gottes halten und aufferziehen, von aller bößergesellscha fr fleißig abhalten, der orter alda sie kündte verfuhrt werden und in sunden gerathen, müßig gehen, laß ein yedwedes nach dem es ein kopfhat und dazu ein lusthat, ler- nen, es sey gleich in freyen künsten oder in einen ehrlichen handtwerk, damit es sich künfftig kan ernehren. Und wen in eines will geistlich werden, so bilde ihn denselben standt zuvor wohl ein und laß es in den selbigen nit fretten, es sey den bey guten verstandt und wiße waß derselbig außweisse. Dises habe lieber bruder Theobald provalete zu einer kinderlehre. ' ' Pfarrer Heil wurde am 13. März 1630 im Mainzer Templerhof seiner priesterli- chen Tracht entkleidet, degradiert und anschließend hingerichtet 29). Die Rivalität zwischen Klingenberg und Röllfeld kam noch einmal beim Abbruch der Grubinger Mutterkirche und der Verteilung ihres Vermögens im Jahre 1778 zum Ausdruck. Die Röllfelder forderten damals nämlich eine Enntschiidignnng fiir die große Grubinger Glocke, die die Klingenberger vor ungefähr 70 Jahren (mit Genehmigung der Mainzer Regierung) im Austausch gegen eine kleinere an sich genommen hatten. Johan Adam Weis aus Röllfeld schildert in seiner Chronik den Raub der Grubinger Glocke durch die Klingenberger: „Anno 1710, den 12. Augusti, haben die Clingenberger die Grübinger groes glocken aus der Grübinger kirchen geholt, odter der Kirchen damit beraubt, undt ist der gantze stathrat, der ambtschreiber Breyth und ihr pfahr Götz undt sonst 272 noch viel Clingenberger mit draus gewessen undt seindt die Röllfelter insgesambt hinaus vor das Grübinger thor, in willens, ihnen dieglocken abzunehmen undt bies nach ausgemachter sach stehen lassen. So ist es aber so bernheuterisch hergangen, das der schultes undt gericht undt die elste der gemein haben sich darvongeschtehlt undt die übrige nachbahrn auch nichtsmachen können undtdieglocken basirren müssenlassen. Undtist von ambts wegen 10flstraffangesagt worden, sofern einer dargegen werth wietersetzen und revoltieren. Undt sein schohn 21 0 jahr, das die glocken ist gegossen worden undt steht sanct Michaels biltnues darauff undt sein dieglocken in dem alten Schwetti- schen krieg nicht vereusserth worden undt hencken bliben, in deme doch der Sch wettgahr viel glocken aus dem Reich entnohmen undt in Schwethen herin mit- geführth. Undt ist denen Clingenberger ihre 12 uhr glocken, undt ist die glocken auf 8 bies 9 centner geschetzt worden, undt ist diese glocken mit herrn amptmans 2 frischmuthige pferthhierin geführt worden, undt seyn bette pferth kurtz darnach hingefallen, wie auch die rathsherrn kurtz darnach gestorben, die nembliche, so noch eine zeithlanggelebth undt selbiger zeit wohl gestanden, sein in ihrem ver- mögen gewaltig zurückgefallenundtin ihrem alter noch huntsübel ergangen. Undt ihrpfahr Götz istnach Maintzins Singnario (Seminario)kommen undtistjahr und dag kranckgelegen undt etlich mahl herauffgeschrieben, sie solten die Grübinger glocken wieder ahn ihr gehörig orth thun, er förcht, er könte sonst nicht von der welt abscheiten. Undt wie die Clingenberger die glocken haben abgehenckt im thurm undt herruntergelassen, so haben sie sich allegeförcht, es mögt ein unglück an ihnen geschehen, undthetten siegerhn im wasser hineingeführt, haben aberge- förcht, der schelch mögt mit der glocken und ihnen zugrunt gehen." Nachdem die Klingenberger die Grubinger Glocke, die 226 Jahre auf dem dorti- gen Kirchturm gehangen hatte, geholt hatten, wurde an der Klingenberger Kir- chentüre eine Schmähschrift mit wüstesten Beschimpfungen angeheftet, in der Ausdrücke wie „kirchendieb" und ,,glockendiebV noch die sanftesten waren. Die Röllfelder standen in Verdacht, diese Schmähschrift verfaßt zu haben - es konnte ihnen aber nichts bewiesen werden. Dies berichtete der Freiherr Franz Wilhelm von Mairhofenals Amtmann am 23. September 17 10 an die Mainzer Re- gierung.

1778, Oktober 5, wandte sich der Röllfelder Schultheiß Benedikt Wingerter an den Mainzer Kurfürsten und forderteengagiert von den Klingenbergern eine Ent- schädigung, die großeGrubinger Glocke betreffend. Am 3. Februar 1779 erhielt er jedoch durch das Mainzer Vikariat einen negativen Bescheid. Die Röllfelder Kirche hatte, bedingt durch den Dachreiter als Glockenturm, ein 273 sehr kleines Geläute. 1693, September 2, wurden vom Mainzer Weihbischof drei Glocken konsekriert, die große zu Ehren der Allerseligsten Muttergottes, Johan- nes des Täufers und Johannes des Evangelisten, die mittlere zu Ehren des hl. Mi- chael und die kleine zu Ehren der hl. Agatha und der hl. Susanna. 1864 zersprangen zwei Glocken und zwei neue (120 kg und 75 kg; in Heidingsfeld ge- gossen; die kleine Glocke trug einen Christuskopf und die Inschrift ,,In hoc sono

sit nomen Domini benedictum " und die zweite Glocke trug ein Bild der himmel- fahrenden Muttergottes mit der Inschrift, ,Regina caeli laetare' ') wurden gekauft. 1893 wurden die drei Glocken auf den neuen Kirchturm gehängt. Während des 1. Weltkrieges, im Jahre 1917, Juni 8, wurden die Glockenvon 1864 jedoch wie- der vom Turm genommen und eingeschmolzen. Heute ist eine einzige Bronze- glocke auf dem Röllfelder Kirchturm aus dem 18. Jahrhundert: eine Glocke aus dem Jahr 1755 (260 kg) mit dem Relief der Kreuzigungsgruppe. Sie bildet zusammen mit drei Stahlglocken (1419 kg, 720 lg, 456 kg) aus der Glockengießerei Gebrüder Ullrich in Apolda aus dem Jahr 1921 das Geläute.

Die Riillfelder Pfarrkirche $ankt Mariä Hhmelhhrt ist laut Grundsteinle- gung von 1623 der Allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten geweiht. Sie ist von dem Frankfurter Architekten Matthias Erb erbaut worden und hat vier Fensterachsen (1893 wurde sie durch die fünfte Fensterachse und den Turm erweitert) und einen eingezogenen Chor (gratiges Kreuzgewölbe) mit abgerunde- tem Schluß. Nördlich und südlich des Chores befinden sich zwei kleine Sakristei- en. Die Empore war ursprünglich durch eine Außentreppe zugänglich. Als Glockenturm diente vor der Erweiterung von 1893 ein Dachreiter. 166211663 kauften die Röllfelder zwei Altäre vom Kloster Amorbach. Von den zwei Taufsteinen kam der erste wohl 1624 und der zweite, spätgotische, 1778 von Grubingen in die Pfarrkirche. Im Chor stand der Grabstein von Pfarrer Valentinus Wingerter (gestorben 1755, August 3). Unter den Plastiken wären besonders zu nennen ein lebensgroßes Kruzifix und eine kleine Urbanusstatue (beide 16. Jahr- hundert). Die gute Rokoko-Ausstattung bekam die Kirche im wesentlichen in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der kunstvolle Aufbau der Altäre und die Kanzel ent- standen nämlich in den Jahren 1765 bis 1766. Laut einer Urkunde vom 1762, Fe- bruar 6, erbte die Pfarrkirche Röllfeld damals einen großen Teil des beträchtlichen Vermögens des Waisenkindes ~hristianSchott (gest. 1762, Februar 7) und ver- wandte das Geld zur Erneuerung der Kirchenausstattung. 1839 wurden die Altäre in Polierweiß gefaßt (ihre heutige Farbgebung erhielten sie 1953). Unter den Meß- gewändern wäre besonders eine Silber- und Goldbrokatkasel aus der ersten Hälfte 274 des 18. Jahrhunderts zu nennen. Der aus Röllfeld stammende kaiserliche Posthal- ter zu Frankfurt, Bonifacius Weis, stiftete 1723 der Kirche eine Monstranz, 1727 einen Hochzeitsbecher und 1728 zwei Meßkännchen aus Silber. Zu nennen wäre auch noch ein Kelch, Silber, vergoldet, Kupa mit Überfang, aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts und ein ähnliches Ziborium, das kurze Zeit später entstand. Die Kirche besitzt eine Kreuzreliquie in barocker Fassung.

93 erhielt die Kirche durch Erweiteruwg und Bau eines Turmes an der ~estseiteihre heutige Gestalt. Die Kosten des Umbaues beliefen sich auf 24 469,50 Mark, und die politische Gemeinde mußte ein Darlehen von 12 000 Mark aufnehmen, um die Kirchenerweiterung bezahlen zu können. Im Jahre 1909 wurde die Kirche im Innern durch den Kunstmaler Hepp aus Aschaffenburg restauriert. Hepp malte auch die neuen Stationsbilder, die bei der Renovierung der Kirche 1990191 neue Rahmen erhielten. Im Jahr 1907 wurde der Pfarrkirche eine schöne neubarocke Monstranz des Goldschmiedes Josef Amberg in Würzburg fir 750 Mark gestiftet. Ein neuer Volksaltar, neue Fenster und eine neue Stuckierung der Decke schmücken die Pfarrkirche seit der Renovierung l99OI91.

1990191 wurde auch die neue Orgel von der Firma Hoffmann in Ostheim vor der Rhön gebaut. Vor 1909 befand sich ein Instrument aus dem 18. Jahrhundert mit folgender Dis- position in der Kirche: Gedackt 8', Principal4', Octave 2', Flageolet 2', Quinte 1 113', Mixtur 1' 3-fach, Subbaß 16'. Im Jahre 1909 bewilligte die politische Gemeinde für eine neue Orgel 6 000 Mark. Die Firma Schlimbach und Sohn in Würzburg fertigte eine pneumatische Orgel mit zwei Manualen und Pedal an. Die Orgel hatte folgende Disposition: 1. Manual: Mixtur 3-fach 1 1/3', Rohrflöte 4', Octav 4', Octav 2', Nasard 2 213', Principal8', Hohlflöte 8', Bordun 8'. 2. Ma- nual: Fugara 4', Salicional 8', Waldflöte 2', Lieblich Gedeckt 8'. Pedal: Subbaß 16', Gedacktbaß 16', Choralbaß 4'. Diese Orgel tat bis 1990 ihren Dienst.

Nachdem die Pfarrei Röllfeld gegründet war, gab es in der Gemeinde auch eine SchulsteBle. Das Präsentationsrecht auf diese Stelle lag beim jeweiligen Pfarrer, dem Schultheißen und dem Gericht. Die Schule war ursprünglich im Rathaus.

1718 kam es wegen des Präsentationsrechtes zu einem Streit mit dem Klingenber- ger Amtmann. Auch mit dem Schullehrer gab es manchmal Unstimmigkeiten. 1688, September 14, führte der Pfarrer eine Untersuchung an der Schule durch, 276 Die Röllfelder katholische Pfarrkirche Sankt Mariä Himmelfahrt

277 weil sich eine Reihe von Eltern über den Schulmeister Johann Sebastian Fleck be- klagt hatten. Manche sagten, daß ihre Kinder in der Schule nichts lernen und daß sie sie deshalb zu Hause lassen würden. Ein Vater beklagte sich, daß der Lehrer sein Kind an den Haaren in der Schulstube herumgeschleift hätte. Andere brachten vor, daß der Lehrer keine Geduld habe, wenn das Schulgeld nicht bezahlt wird.

Jedes Kind hatte pro Quartal 15 Kreuzer Schulgeld zu entrichten und mußte im Winter Holz mitbringen, damit die Schulstube geheizt werden konnte. Verhand- lungen des Pfarrers mit der politischen Gemeinde im Jahre 1778 wegen Schulgeld- freiheit führten vor 1784 zu keinem Ergebnis. 1788189 wurde ein neues Schulhaus gebaut.

Im 19. Jahrhundert fing im Winter die Schule um 7.30 Uhr an und dauerte bis 10.30 Uhr. Der Nachmittagsunterricht begann um 12 Uhr und endete um 15 Uhr. Die Winterschule begann am 1. November und endete mit dem Monat April. Im Sommer dauerte der Unterricht von 6 bis 10 Uhr. Die Schüler waren in drei Klas- sen eingeteilt. 1818 waren in der Werktagsschule 74 und in der Sonntagsschule 41 Schüler. 1835 wurde eine zweite Lehrerstelle eingerichtet. Die Schulaufsicht ging in Bayern erst nach dem 1. Weltkrieg ganz in die Hände des Staates über. Vorher lag sie beim Ortspfarrer 30).

Über die Pfarrgemeinde sprechen heißt auch über die caritative T8tigkeit der Or- densschwestern vom Allerheiligsten Erlöser in Würzburg sprechen. Von 1909 bis 1986 wirkten durchschnittlich drei Schwestern in der Betreuung der Vorschulkin- der, der Betreuung der Kranken, im Hauswirtschaftsunterricht und im Mesner- dienst. Nach dem Tod von Schwester Hilmara wurde 1986 unter Schwester Cesa die Station aufgelöst.

Das Röllfelder Pfarrhaus wurde im Jahre 1756 erbaut. 1975 entstanden Kinder- garten und Pfarrheim, in dem auch die Bücherei untergebracht ist, durch weitge- hende Eigenleistung der Pfarrgemeinde, wie überhaupt der Zusammenhalt der Röllfelder Gemeinde noch sehr groß ist. Die Rdlfelder Pfarrer seit 1624 31) 1624 bis 1626 Magister Johann Günther Er stammte aus Lohr und war vorher Altarist an der Pfarrkirche Sankt Michael zu Grubingen. 627 bis Fulgentius Heil 1611 wurdeerzumPriestergeweiht. 161 1 bis 1617 warer in Wenigumstadt, 1617 bis 1624 in Hösbach, 1624 bis 1626 war er Vikar in Großheubach, 1627 bis 1628 war er Pfarrer in Röllfeld und 1629 war er in Mömbris. 629 Bernhard Braun 629 bis Magister Johann Martin Roderbusch Er stammteaus Frankfurt. 1602 erhielt er die Tonsur, 1622 bis 1626 war er Pfarrer in Krombach, 1626 bis 1627 war er in Großauheim und bis 1629 in Mömbris. Magister Bernhard Brand Er stammte aus Külsheim. 1609 war er Pfarrer inHeimbuchenthal,1612 bis 1620 war er in Röllbach, 1623 und 1630 war er in Fechenbach, 1633 und 1638 war er in Sommerau. Jakob Straub Er stammte aus Großheubach. 1642 bis 1645 war er in Röllbach. Magister Theoderich Schaisberger Er stammte aus Großostheim und war der Sohn eines Schulmeisters. 1616 bis 1625 war er Altarist in Großostheim. 1625 bis 1636 war er Pfarrer in Mömlingen. 1638 war er in Röllfeld. 1638 bis 1652 war er in Freudenberg. 1652 war er in Faul- bach. DieBibliothekdes Priesterseminars inMainz besitzt ein Buch aus seiner Bü- chersammlung. Magister Johann Agricola Er stammte aus Großostheim und studierte Philosophie und Theologie in Mainz. 1630war er inEisenbach, 1630 und 1634 inGroßheubach, 1636 inRöllbach, 1636 und 1638 in Stadtprozelten, 1638 und 1648 in Großheubach, 1643 und 1654 in Klingenberg und 1646 in Röllfeld. 1655 zog er nach Faulbach. 1645 bis 1646 Magister Andreas Bruman 1644 war er in Großheubach. In Röllfeld erlebte er den Einfall der Schweden und große Plünderungen im August 1646. 1646. 1650 Jonas Burckhard 1647 war er in Röllbach und 1647 und 1649 in Mönchberg. 1648 bis 1649 Nikolaus Merfeld Er stammte aus Mainz. 1648 und 1649 war er Pfarrer in Röllfeld und Vikar zu Großheubach. 1650 war er in Heimbuchenthal. 1651 bis 1658 war er in Röllbach, Mönchbergund Sommerau, 1658 bis 1660 wirkte er in Erlenbach, 1661 bis 1664 war er in Großkrotzenburg, wo er auch starb. Aureus König 1653 bis 1664 Melchior Fichten 1665 Die Pfarrei wird von Patres vom Engelberg bei Großheubach betreut 1666 Peter Vogel 1667 bis 1669 Johann Georg Pfeiffer 1670 bis 1671 Johann Franz Irsch 1671 bis 1677 Anton HocMenbruch 1677 bis 1680 Amandus Heußer Er war vorher Subprior im Kloster zu Amorbach gewesen. Damit er seine Eltern aus Aschaffenburg unterstützen konnte, ließ er sich in die Pfarrei Röllfeld verset- zen. 1678 starb sein Vater hier. 1680 bis 1687 Johann Adam Schwab Er stammte aus Miltenberg. 1687 übernahm er die Pfarrei Klingenberg. 1687 bis 1696 Liborius Lingmann Er war ein sehr tüchtiger Mann und schrieb ein Verzeichnis der Einkünfte der Pfarrei Röllfeld. 1696 bis 1700 Johann Nikolaus Hanth Er stammte aus Lohr 1700 bis 1735 Mathias Reisenhöffer Er stammte aus Aschaffenburg und war vorher Pfarrer in Wiesental. Er stiftete vier Seelenämter und eine bedeutende Summe für das Ewige Licht in der Pfarrkir- che. 35 Jahre war er Pfarrer in Röllfeld. Reisenhöffer wurde in der Pfarrkirche begraben. Aus seiner Amtszeit stammen ein barocker Meßkelch und ein Zibori- um. Besonders verbunden war er mit Bonifatius Weis, Posthalter zu Frankfurt, der der Röllfelder Kirche 1723, April 6, eine Monstranz, 1727 einen silbernen Hochzeitsbecher und 1728 Meßkannchen stiftete32). 1736 bis 1755 Valentin Wingerter Er wurde 1709, September7, inRöllfeldgeboren. Bei Pfarrer Mathias Reisenhöf- fer war er Kaplan. 1736 übernahm er die Pfarrei; er war im Dorf sehr beliebt. 1755, August 5, starb er, und sein Grabmal ist heute noch in der Pfarrkirche zu sehen. Dem Gotteshaus vermachte er 100 fl32). 1755 bis 1772 Matthäus Franz Dampier Er stammte aus Aschaffenburg. Sein Bruder Nikolaus Wilhelm Dampier war von 1762 bis 1791 Pfarrer in Klingenberg. 1765 bis 1766 erhielt die Röllfelder Pfarr- kirche ihre heutigen Altäre. 1756 begann Pfarrer Dampier mit demBau des heuti- gen Pfarrhauses. Zum Erdbeben in Lissabon schrieb er ein Gedicht in die Sterbematrikel (1756, Januar 1). 1772 zog er aus Röllfeld fort. 1772 bis 1780 Vitus Gottfried Honecker Er stammte aus Külsheim, war Kaplan in B.M.V. in Aschaffenburg und wirkte auch in Hösbach. 1772 kam er nach Röllfeld. 1778 wurde die Grubinger Mutter- kirche eingerissen. 1780 wurde Honecker Pfarrer von . 1780 Johann Christoph Schneider 1780 bis 1789 Philipp Jakob Er stammte aus Kleinwallstadt. Seine Mutter starb 1784 in Röllfeld 1789 bis 1800 Peter Schwarz Er kam aus Mainaschaff. 1800, Mai 17, starb er in Röllfeld im Alter von 66 Jah- ren. Er war ein sehr gebildeter Mann, wie seine großeBibliothekzeigt. Sein Nach- laß gibt einenguten Einblick in die Verhältnisse in einem dörflichen Pfarrhaus uni 1800 33). 1801 bis 1821 Johann Martin Holler Er wurde 1747 in Königshofen bei Mergentheim geboren. Kaplan war er in Wie- sen und Pfarrer war er in Vogelsberg. In Röllfeld erlebte er den Untergang des Al- ten Reiches und mit ihm des Kurfürstentums Mainz, die Angliederung des Dorfes an Bayern und den Wechsel der Pfarrei aus der Diözese Mainz in die Diözese Würzburg. 1821 starb Pfarrer Holler in Röllfeld. 1822 bis 1837 Georg Karl Weißenberger 1837 zog er nach Hirschfeld bei Schweinfurt. 1838 bis 1839 Peter Reinhart 1839 zog er aus Röllfeld fort. 1839 bis 1840 Johann Zwißler Er starb in Gelchsheim. 1840 bis 1844 war die Pfarrei nicht besetzt. 1844 bis 1848 Gregor Berg Er stammte aus Amorbach und starb 1848 im Alter von 48 Jahren in Röllfeld. Mit den Röllfeldern hatte er besonders im Jahre 1848 viele Streitereien. 1849 bis 1856 August Fuß Er stammte aus Hain. 1856 wurde er Pfarrer von Niedernberg. 1856 bis 1885 Johann Georg Weckart Er stammte aus Oberscheinfeld, wo er 1810 geboren wurde. 1885 zog er nach Laudenbach und starb dort 1891. 1886 bis 1897 Karl Abert Er wurde 1846 in Münnerstadt geboren. In Röllfeld errichtete er die Lokalkapla- nei Laudenbach 1896.1893 erweiterte er die Röllfelder Pfarrkirche. Er wurde auf dem hiesigen Friedhof neben seiner Mutter begraben. Ein Photo von der Fassade der Röllfelder Pfarrkirche vor 1893 existiert nicht. Im Pfarrarchiv Röllfeld befindet sich aber ein nicht ausgeführter Plan, die Erweite- rung der Kirche von 1893 betreffend. Denkt man sich auf diesem Plan den Turm weg, dann hat man eine Vorstellung von der Fassade der alten Kirche. PAR, Ak- ten Abt. IV Alf. 1897 bis 1908 Joseph Weber 1860 wurde er in Aschaffenburg geboren. Er war Spätberufener und übte vor sei- nem Studium den Beruf eines Steinmetzen aus. 1908 wurde er Pfarrer von Rö11- bach, starb dort 1915 und wurde in Aschaffenburg begraben. 1908 bis 1920 Theodor Morhart Geboren wurde er 1876, Oktober 28, in Aschaffenburg. 1899 erhielt er die Prie- sterweihe. 1908 kam er nach Röllfeld. 1909 gründete er hier den Johanneszweig- verein und erreichte, daß im Dorf eine Schwesternstation der Schwestern des Allerheiligsten Erlösers gegründet wurde. Er war in Röllfeld in den schweren Jah- rendes 1. Weltkrieges undvon 1913 bis 1919 königlicher Distriktschulinspektor. 1920 zog er als Pfarrer nach Schnackenwerth. 1935 wurde er Pfarrer in Euerfeld; dort starb er 1946. 1921 bis 1938 Josef Alois Hofmann 1882, April 6, wurde er in Hammelburg geboren. In Röllfeld erlebte er den An- fang des 3. Reiches. 1938 starb er hier und wurde in Lohr begraben. 1939 bis 1954 Anton Burk 1899, Oktober 1, wurde er in Aschaffenburg geboren, 1939 kam er von Ober- schwappach nach Röllfeld. Er erlebte in Röllfeld die Schrecken des 2. Weltkrie- ges. 1954 wurde er Pfarrer von Niederlauer. Dort starb er 1958. 1954 bis 1966 Matthias Meyer Geboren wurde er am 6. Juni 1909 in Aue1 bei Trier. Nachdem er in Gemünden, Volkachund Obemburg gewirkt hatte, wurde er Pfarrer von Röllfeld. 1964 grün- dete er die Kolpingsfamilie Röllfeld. 1966 zog er als Pfarrer nach Hollstadt. 1966 bis 1976 Johann Schulz Er wurde 1907, April 11, in Miltenberg geboren. 1931 empfing er die Priester- weihe. Er wirkte in Urspringen, Rimpar, Aschaffenburg und Würzburg. Pfarrer war er von 1939 bis 1951 in und von 1951 bis 1966 in Hörstein. Von 1959 bis 1966 war er auch Dekan des Dekanates Alzenau. In Röllfeld baute Pfar- rer Schulz 1974 bis 1975 den Kindergarten. 1976 starb er hier und wurde in Mil- tenberg begraben. ab 1976 Dr. theol. habil. Dieter Feineis Geboren wurde er am 10. August 1945 in Würzburg. 1970 wurde er zum Priester geweiht. Kaplan war er in Amorbach und Bad B~ckenau.Seit 1976 ist er Pfarrer von Röllfeld. Hier wurde das Pfarrhaus renoviert. die Kirche einschließlich des Turmes außen erneuert und der Kirchplatzneu gestaltet. Seit 1980 wirdauch die Pfarrei Klingen- berg mitbetreut. 1986 habilitierte er an der Universität Würzburg- und ist dort als Privatdozent tätig. 1990191 wurde die Pfarrkirche innen erneuert, die Sakristei erweitert und eine neue Orgel angeschafft. Stationem aus der Geschichte Das älteste Zeugnis aus der Trennfurter Geschichte führt uns in die Römerzeit. Es ist ein kleiner Altar, gestiftet von einem Holzbeschaffungskommandoder 22. Le- gion (Legion Primigenia Pia Fidelis Domitiana, Mauptsitz in Mainz), dem Jupiter geweiht. Dieser Altar steht heute im Turm der Trennfurter Pfarrkirche und weist uns auf ein römisches Kastell hin, das zwischen dem nördlichen Ausgang des Dor- fes Trennfurt und dem Main lag. In einer Evangelienhandschrift der Abtei Seligenstadt, die um 830 in Lorsch ent- stand, wurde gegen Ende des 10. Jahrhunderts von einem unbekannten Schreiber ein Register der Einkünfte der Abtei nachgetragen. Hier werden Einkünfte aus 38 Ortschaften erwähnt, darunter auch aus ,, Tribunfurt' ' (Trennfurt) 26).

Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, Codex 1957, 182'

Im Mainzer Koppelfutterverzeichnis der drei mainzischen Großzenten des Unter- main-Spessartraumes, das zwischen 1230 und 1249 entstand, wird das Dorf, ,Tri- benfurt" (Trennfurt) erwähnt27).Zentmäßig gehörte Trennfurt um 1250 zur Zent zur Eich. 1255 gab Eberhard Reiz von Breuberg einen ererbten Besitz in Seckach bei Frank- furt an das oberhessiche Kloster Naina, das ihm dafür seinen Besitz in Trennfurt überließ 34). Die Breuberger und in ihrer Nachfolge die Wertheimer besaßen in Trennfurt wichtige grundherrliche Rechte 35). Zwei Drittel des Zehnts gehörten Wertheim im 17. Jahrhundert 36). Daneben gab es in Trennfurt auch adeligen Grundbesitz wie den der Familie Scheubelin 37) oder den Laudenbacher Nof 38). Am 29. September 1555 verkaufte das Stift Amöneburg für 1 650 fl an das Stift Sankt Peter und Alexander zu Aschaffenburg ein Drittel des großen und kleinen Zehnts, samt dem Kirchsatz zu Wörth und Trennfurt. Der Erhalt von 850 fl wurde quittiert 39).Das Stift Amöneburg hatte diese Besitzung , ,ex pia fundatione' ' seit ungefähr 200 Jahren innegehabt und 1550 dem Stift Aschaffenburg zum Kauf an- geboten, da sie für Amöneburg zu entlegen waren 40). Am 20. Dezember 1555 verkaufte das Stift Sankt Peter und Alexander zu Aschaffenburg an den Mainzer 283 Hofmeister Eberhart Rued von für 1 600 fl ein Drittel am großen und kleinen Frucht- nebst Weinzehnt , ,sampt dem nachsatz derpfar und frumeß'' zu Wörth und Trennfurt. Die Wiederlösung durfte erst nach zehn Jahren erfol- gen 41). Die Collenberger Anteile an Wörth und Trennfurt kamen 1568 an Die- trich von Hattstein und über dessen Tochter an Franz von Kronberg. Von ihm kaufte sie 1574, Dezember 20, das Stift Aschaffenburg wieder zurück42). Das Dorf Trennfurt gehörte zur Herrschaft Klingenberg. 1413, Mai 29, machten Konrad von Bickenbach und seine Ehefrau Jutta von Runkel ihr Dorf ,, Triben- iürt' ' und neun Lehen in der dortigen Gemarkung dem Bischof Albrecht von Bam- berg lehenbar 43). Nach dem Aussterben der Bickenbacher kam das Dorf an das Kurfürstentum Mainz und war von 1505 bis 1803 dem Mainzer Amt Klingenberg zugeordnet.

rche wird in Trennfurt zum ersten Mal 1343, Februar 18, erwähnt 44). Es handelte sich dabei um einen Kirchhof mit einer wehrhaften Ummauerung, von der noch heute Reste zu sehen sind, und eine Wehrkirche. Diese Kirche ist uns in ihrem Aussehen überliefert, da beim Neubau der Trennfurter Kirche 1751 ein Plan von ihr angefertigt wurde.

Trotzdem Tremffurt von der Pfarrei örth aus betreut wurde, bezeichneten die Trennfurter sehr selbstbewußt häufig ihre Kirchenrechnung als Rechnungen der , ,pfarrkirchen' ' Sankt Maria Magdalena zu Trennfurt. Auch hatten sie in ihrer Kirche einen Taufstein 45) und brachten die Kinder nicht zur Taufe nach Wörth, obwohl das Taufrecht bei der Pfarrkirche lag. Dies führte 1684 zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem Wörther Pfarrer Ferdinand Borzi und seinen Trennfurter Pfarrkindern. 1684, Dezember 23, beschwerten sich die Trennfurter Untertanen beim Erzbi- schof Anselm Franz von Ingelheim (1679 bis 1695) über den Wörther Pfarrer Fer- dinand Borzi, daß der , ,ordinari Gottesdienst" und die Christenlehr „wie vor ihme (Borzi) undt alterß herkommenßnit also recht und zeitlich" gehalten wür- den. Sie schrieben: ,,Wir sambtliche gemeindte aber alß gleichsam verlassene, irrendte schäffleinherzlich verlangen, damit wir auch gleich andern mitcatholi- schen christen zu unserer seelen heyl mit der geistlichen instruction zeitlicher m6gten getröstet werden. " Weiter brachten Sie vor: Der Pfarrer hatte ,,noch dar- zu unsere pfarrkirchen uffoffentlicher canzel zu Wörth alß ein filial außzuruffen undt unßdahin zu verweisen (gewagt), daß wir die täufflingnacherWörth bringen müsten, daüber wir alß arme, einfältige bawerßleuth ganz betrübt und beängsti- get, weilenß niemahlß geschehen ' '. Die Trennfurter schrieben weiter: , Jndeme 284 - 11111I 1111 i . I I I . 10 Jt 56 Die alte Trennfurter Kirche (vor 1751) StAW, MRA H 2840 285 er, herrpfarr, eben mit diesen formalien, daß erin unserer filialkirchen celebriren wolte, gegen unß sich vernehmen lassen, (haben wir) dieseß zwar unverständige mittel zurhandt undt die kirchenschlüsselzu unßgenohmen, dermeynung, selbige zu Ewer Churfürstlichen Gnaden commissariath Aschaffenburg zu uberlieffern, demselben unß zu submittiren undt daselbsten raths zu pflegen. " Über die Weg- nahme der Kirchenschlüssel hatte sich nun der Pfarrer beim Kommissariat Aschaffenburg beschwert und den Trennfurtern - nach ihrer Meinung - ,,ganz trostlose schriften zugesandt' '. In einem Schreiben von 1684, November 25, hatte er nämlich den , ,halßsiärrige(n)pfarrkhdter(n)"gedroht. Die Trennfurter wur- den nach Aschaffenburg zitiert und „wegen enthaltung des schlüssels" zu einer Strafe verurteilt. 1684, Dezember 23, baten sie nun den Kurfürsten, „befehlen zu lasen, damit un- serer Gottesdienst wie von alterß her0 gewöhnlich zu seinen gewissen zeiten fort- hin mögte gehalten undt wir ahn unserer seelen trost nit versäumet werden mögten ". 1684, Januar 18, rechtfertigte sich das Kommissariat Aschaffenburg gegenüber dem Kurfürsten und bestätigte, daß die Trennfurter Kirche eine Filialkirche ist. Die Trennfurter hatten die Kirchenschlüssel weggenommen und auf, ,offenergas- sen" gesagt: ,,Ein dieb und schelm etc." sei der, der ,,sagte oder schriebe, daß ihr kirch ein filial seye. ' ' Sie waren zu einer Strafe von 20 Goldgulden und zum aushändigen der Schlüssel verurteilt worden 46). Über eine Revision des Urteils ist nichts bekannt. 1731, November 12, wurde in Wörth fur Trennfurt eine Kaplanei errichtet47),da - mit die Trennfurter besser betreut werden und der Pfarrer von Wörth eine Entla- stung erfährt.

13. Miirz 1751 bat e den KandiissQna um den Ban einer neiaen rclae, da die alte zu klein sei und die Gemeinde Trennfurt an die 500 Katholiken zähle. Sie wollte die Kirche auch selbst bezahlen und das notwendige Geld durch Holzverkauf hereinholen. Die alte Kirche befand sich nach einem Schreiben vom 4. Juni 1751 in einem ,,ruinosem standt". Der Klingenberger Amtmann Franz Lothar von Mairhofen ließ von dieser Kirche 1751, August 20, einen Riß anfertigen. Die Trennfurter wollten laut Schreiben von 1751, Juli 29, durch den Holzverkauf einen Erlös von Ca. 5 000 fl erzielen. Am 3. November 1751 trafen sich der Bürgermeister Christian Eberth und die Gerichtsdeputierten Philipp Ühlein und Hans Michel beim Klingenberger Amtmann Franz Lothar Freiherr von Mairhofen zu Aulenbach, zusammen mit dem Mainzer Amtskeller Johann Georg Löb und dem Baumeister Johann Martin Schmidt von Miltenberg, um den 286 Plan der Pfarrkirche zu Fechenbach - StAW, MRA H 2840 Vorlage für den Riß der Trennfurter Kirche Trennfurter Kirchenbau zu besprechen. Die Trennfurter Kirche sollte nach Art der Fechenbacher Kirche gebaut werden, und Baumeister Schmidt legte den Riß der Fechenbacher Kirche als Diskussionsgrundlage vor.

Am 17. November 1751 erhielt Baumeister Johann Martin Schmidt von Milten- berg den Auftrag, die Trennfurter Kirche für 5 150 fl zu bauen. Die Abschlußrechnung des Trennfurter Kirchenbaues von 1755, Januar 2 1, weist Gesamteinnahmen in Höhe von 9 062 B59 Kreuzer aus, gegenüber Gesamtausga- ben in Höhe von 9 653 f147 Kreuzer. Bei den Ausgaben sind einige Positionen von besonderer Bedeutung: „Herrn baumeister Schmitt von Miltenberg, so die kirchen und thurn dermaßen zu erbauen übernommen, daß er den schlüssel darvon in die hand zu liefferen ver- sprochen, nur die inwendige schreinerarbeit ausgenommen, dafür accord-mäßig bezahlt 5 409 B42 Kreuzer." ,,Dem schreinermeister Johann Georg Dechendt aus Wörth vor 3 altär, canzel und stühl, dann schränck in die sacristey, bezahlt 874 fl. " ,,Dem orgelmacher von Heydingsfeld von verfertigung der orgel accordirter ma- ßen 330 fl. " ,,Dem mahler Bechtold von Aschaffenburg von der kirchen inwendig zu bemah- len, accordirter maßen zahlt 174 f130 Kreuzer." , ,Dießem von denen altarblätter zu mahlen 180 8.' ' ,, Vor die bildnuß S. Marthae dem bildhauer zahlt 16 fl52 Kreuzer. '' ,,Dem Waldstatrer bildhauer von der churmaynzischen Wappen auszuhauen zahlt 178." 1779, Juni 5, sollten Altäre und Kanzel der Trennfurter Kirche von Jacob Platt von Külsheim vergoldet werden. Der Vertrag wurde mit der Gemeinde Trennfurt ab- geschlossen. Auch der Vergolder Christoph Erbe hatte 1779, Mai 26, ein Angebot eingereicht 48).

Im folgenden eine kurze Beschreibung der Die Trennfurter Kirche besaß einen eingezogenen Chor, außen dreiseitig ge- schlossen, im Innern abgerundet. Nördlich davon war die Sakristei angebaut. Die Kirche hatte eine Spiegeldecke. Die Gliederung der Langhauswände erfolgte durch toskanische Pilaster, die Gebälkstücke trugen, auf denen das durchgehende Hauptgesims aufruhte. Der Turm steht an der Westseite in der Mittelachse, an die Langhauswand durch Schrägen angegliedert. Er hat drei Geschosse. Im Untergeschoß ist ein Rundbo- genportal, darüber ein Segmentgiebel, in dessen Feld das Wappen des Mainzer 288 Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein (1743 bis 1763) zu sehen ist. Darüber ist eine Rundbogennische mit der Figur der hl. Maria Magdalena. Seit- lich sind Rundbogennischenmit den Figuren des hl. Lazarus und der hl. Martha. Der Turm trägt eine birnenförmige Kuppel. Die Deckengemälde stammten von dem Aschaffenburger Maler J.C. Bechtold, von dem auch die Blätter der Seitenaltäre stammten, und zeigten im Chor die H1. Dreifaltigkeit, im Langhaus Mariä Himmelfahrt und in den Ecken vier Apo- stel. Die Gemälde wurden von gemaltem Rokokomuschelwerk umrahmt. Der Hochaltar besaß sechs Säulen mit Gebälk und ~ufsatz.Seitenfiguren waren der hl. Sebastian und der hl. Rochus. Im Aufsatz standen Urnen und betende Engel. Die zwei Seitenaltäre hatten je zwei Säulen. Im Aufsatz standen betende Engel auf Giebelstücken und Urnen als Bekrönung. Das rechte Altarblatt stellte die Abnah- me Christi vom Kreuz dar, im Aufsatz Sankt Petrus. Das linke Altarblatt zeigte die Muttergottes als Stella Maris und im Aufsatz den hl. Josef. Der rundeKorpus der Kanzel trug Muschelwerkdekor. Auf dem Schalldeckel war ein Engel zu sehen, der vier Drachen lenkte (vermutlich Bezug auf das 6. Kapitel der Apokalypse). Aus demKirchenschatz ist besonders eine Monstranz (um 1720) und ein Kelch (um 1730) zu nennen. Für das Fest Maria Magdalena (Juli 22) gibt es für die Kirche von Trennfurt fünf päpstliche Ablaßurkunden: 1731, November 15; 1756, September 20; 1768, April 11; 1771, Juni 12; 1779, September 5 49). In die Kirche wurde 1902 eine größere Empore eingebaut. 1951 wurde sie großzü- gig erweitert (Kreuzweg und Fußbodenmosaik von dem Klingenberger Bildhauer Hans König). Am 4. Juli 1975 zerstörte ein Feuer, das durch einen Blitzschlag ver- ursacht wurde, das Gotteshaus. Turm und Sakristei konnten vor den Flammen ge- rettet werden, ebenso blieb der Kreuzweg verschont. Vom Kirchenschiff selbst blieben nur die Außenmauern stehen. Die Kirche wurde mit moderner Ausstat- tung (Bilder vom Würzburger Kunstmaler Lukas Gastl) wieder aufgebaut.

Wörth und Trennfurt kamen 1802 an die Grafen von Löwenstein-Wertheim- Rochefort (später Rosenberg), die es dem Herrschaftsgericht zu- teilten. Nach wenigen Jahren fielen die beiden Ortschaften an das für den letzten Mainzer Kurfürsten Karl Theodor von Dalberg eigens geschaffene ,,Fürstentum Aschaffenburg" im ,,Erzkanzlerischen Kurstaat", seit 1806 „PrimatialstaatW, seit 1810 , ,Großherzogturn Frankfurt" zurück. Nur wenige Monate später (1806, Oktober 6) kamen sie an Hessen-Darmstadt, noch im gleichen Jahr an Baden, am 8. September 1810 wieder an Hessen und 1816 schließlich an Bayern. Am 17. März 1815 schrieb die Gemeinde Trennfurt an die Großherzoglich Hessi- sche, für das Fürstentum Starkenburg zuständige Kirchen- und Schulratsdepu- tation. In diesem Brief baten „der vernünftig und bessere theil" von Trennfurt um die Errichtung einer Pfarrei. Zwei Gönner wollten im Fall einer Pfarreierrichtung den bisherigen Kaplaneifond mit einem Geschenkvon 3 000 fl aufstocken. Bei den Gönnern handelte es sich um den ehemaligen Dominikanerbruder Franz Anton Braun, der 1 000 fl stiften wollte, und den ehemaligen Pfarrer von Ripperg , derzeit Privatier in Mechenhard, der 2 000 fl stiften wollte. Detailliert schlüsselte die Ce- meinde die Einnahmen der zu gründenden Pfarrei auf.

Pfarrer Knapp von Wörth sprach sich 1815, Juni 12, gegen die Errichtung einer Pfarrei Trennfurt aus und wies darauf hin, daß vor 1730 der Wörther Pfarrer allein die beiden Gemeinden versorgt habe. Dann sei es zur Errichtung einer Kaplanei gekommen. Auch die Großherzoglich Hessische, Fürstlich-Löwensteinische und Gräflich-Erbach-Schönbergischegemeinschaftliche Unterconsistorei sprach sich 1815, Juni 22, gegen die Errichtung einer Pfarrei Trennfurt aus. So wurde das Gesuch der Trennfurter Gemeinde 1815, Juni 25, abgelehnt 50). Erst 1923 kam es zur Errichtung der Pfarrei Trennfinrt.

Wer vom kirchlichen Leben in Trennfurt spricht, muß auch die caritative Tätigkeit der Ordensschwestern vom Allerheiligsten Erlöser in Würzburg erwähnen. Bis 1973 wirkten Schwestern dieses Ordens in Trennfurt. Für das kirchliche Leben der Pfarrei Trennfurt ist auch das großzügige Pfarrheim von besonderer Bedeutung, das unter Pfarrer Alfred Heckelmann 1955 errichtet wurde, und das genügend Platz bietet für Erwachsenenbildung, Jugendarbeit und die Veranstaltungen von Frauenbund und Kolpingsfarnilie.

Die Trennffurter Phnrirea seit 8923 51) Bis 1923 war der Pfarrer von Wörth für Trennfurt zuständig. 1923 bis 1935 Johann Ambros Geboren wurdeeram27. Juni 1885 inThundorf. Am31. Juli 1910 wurde er zum Priester geweiht. Am 30. April 1923 wurde er der erste Pfarrer von Trennfurt. 1935 bis 1949 Anton Bethäuser 1896 wurde er geboren. ZumPriester wurde er 1922, April 23, geweiht. Kaplans- jahre verbrachte er in Volkach, Arnstein, Schweinheim und Oberleichtersbach. 1927 wurde er Expositus in Neuses bei Hofheim. Am 13. November 1935 wurde er Pfarrer von Trennfurt und resignierte aufdie Pfarrei am 1. Februar 1949. Dann lebte er als Kommorant in Amorbach. 1949 bis 1964 Alfred Heckelmann Am 30. Mai 1907 wurde er in Würzburg geboren. Zum Priester wurde er am 19. März 193 1 geweiht. Kaplansjahreverbrachte er in Zellingen, Gerolzhofen, Alze- nau und Wasserlos. 1947 wurde er Pfarrverweser in Breitensee und am 7. März 1949 Pfarrer vonTrennfurt. In Trennfurt erweiterte er 1951 die Kirche und baute 1955 das Pfarrheim. 1964 starb er in Trennfurt und wurde dort begraben. 1964 bis 1973 Ferdinand Fleckenstein Am 9. Mai 1909 wurde er zu Dörnsteinbach geboren und am 17. März 1934 in Würzburg zum Priester geweiht. Kaplan war er in Lohr und in Würzburg (Neu- münster). 1940 wurde er Lokalkaplanin Kleinkahl und 1950Pfarrerdaselbst. Am 21. Dezember 1964 wurde er Pfarrer von Trennfurt. 1973 ging er als Ruhestands- geistlicher nach Dörnsteinbach. 1973 bis 1985 Ernst Helfrich Am27. Juli 1921 wurde er in Neuendorf am Main geboren und am29. März 1952 in Wiirzburg zum Priester geweiht. Viele Jahre verbrachte er als Missionar und Schulleiter in Zimbabwe in Afrika. 1973 wurde er Pfarrer von Trennfurt. Nach dem ~r'andder Kirche im Jahre 1975 baute er die Trennfurter Pfarrkirche wieder auf. Auch renovierte er 1979 das Trennfurter Pfarrheim. 1985 wurde er Pfarrer vonErnstkirchen-Schöllkrippenund 1987 Pfarrer von Steinfeld. Seit 1989 verlebt er seinen Ruhestand in Rüdenau. 1985 bis 1994 Günther Schwarzkopf Geboren wurde eram 11.April 1944in Mömbris-Hohl und wuchs inHörsteh auf. Am24. Juni 1973 wurdeer in Würzburg zum Priester geweiht. Nach Kaplansjah- ren in Kirchzell und Hofheim wurde er Kuratus von Gailbach und 1985 Pfarrer von Trennfurt. Als Vicarius Cooperator hilft er in der Seelsorge von Klingenberg mit. 1990 renovierte er den Innenraum der Trennfurter Pfarrkirche. 1994 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen nach Hörstein in den Ruhestand zurück. Die Trennfurter katholische Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena

293 Der Prediger im Alten Testament sagt: ,,Doch frag nicht: Wie kommt es, daß die früheren Zeiten besser waren als unsere? Denn deine Frage zeugt nicht von Wis- sen.'' (Koh 7,lO)

Wer sich mit geschichtlichen Quellen beschäftigt, blickt in das Leben: in Schuld und Versagen, in Erfolg und Leistung, in Selbstlosigkeit und Größe. Es steht uns nicht zu, über vergangene Zeiten zu richten. Unsere Aufgabe ist es, aus der Ver- gangenheit zu lernen, damit wir unserer Zeit gerecht werden. Für sie tragen wir Verantwortung und sie können wir gestalten.

Der Blick in die Vergangenheit einer Pfarrgemeinde spiegelt das konkrete Leben wider, das Wechselspiel zwischen den religiösen, gesellschaftlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die vorgefunden werden, und dem Spielraum, den kleine Gemeinschaftenund einzelne haben. Hier wurde Mau- be gelebt und Glaube weitergegeben. Wir leben heute in einer Zeit, in der Gesell- schaft und in der Kirche Strukturen zerbrechen und schon zerbrochen sind, in denen sich jahrhundertelang wie selbstverständlich religiöses Leben vollzogen hat. Stärker dem je gilt hier: ,,Keiner kann für sich allein glauben. Keiner hat sich den Glauben selbst gegeben, jeder hat ihn empfangen von denen, die vor ihm glaubten. Keiner kann auch den Glauben für sich allein behalten; er muß ihn ande- ren weitergeben. Jeder ist also ein Glied in der großen Kette der Glaubenden. Jeder ist darauf angewiesen, in seinem Glauben durch andere, die mit ihm glauben, mit- getragen zu werden. '' 52) Anmerkungen 1) Folgende Abkürzungen und Siglen werden in diesem Aufsatz verwendet: AU = Archiv des historischen Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg a.a.0. = an angeführtem Ort Anm. = Anmerkung alb. = Albus DAW = Diözesanarchiv Würzburg fl = Gulden HStAM = Hauptstaatsarchiv München PAKl = Pfarrarchiv Klingenberg PAR = Pfarrarchiv Röllfeld StAAb = Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg StAD = Staatsarchiv Darmstadt StAKl = Stadtarchiv Klingenberg StAW = Staatsarchiv Würzburg StAWt = Staatsarchiv Wertheim vgl. = vergleiche WDGBl = Würzburger Diözesangeschichtsblätter Wenn nicht eigens erwähnt, befinden sich die Hinweise auf die Quellen und die Literatur in Feineis, Dieter Michael, Röllfeld, Klingenberg (1980). Feineis, Dieter Michael, Sozialgeschichtlicheund soziologische Untersuchungen zu Klingen- berg und Röllfeld (16. bis 18. Jahrhundert): WDGBl52 (1990), 271-304. Feineis, Dieter Michael, Überblick über die Geschichte der Herrschaft Klingenberg bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts: WDGBl54 (1992), 153-176. Feineis, Dieter Michael, Grubingen: WDGBl55 (1993), 53 - 84. Fischer-Pache, Wiitmd, Wirtschafts- und Besitzgeschichte des ehemaligen Kollegiatsstifts Sankt Peter und Alexander zu Aschaffenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Aschaf- fenburg (1993). 2) Bei Wörth und Trennfurt sind die Verhältnisse zwischen 1803 bis 1816 etwas kompliziert. Vgl. Abschnitt -Die Pfarrei Trennfurt- des Aufsatzes. 3) Vgl. dazu Abschnitt -Die Pfarrei Röllfeld- des Aufsatzes. 4) Vgl. Hinkel, Helmut, Pfarrer und Seelsorge im Aschaffenburger Raum. Die Landkapitel Montat und Rodgau 1550 bis 1650, Aschaffenburg (1980), 64. 5) StAW, Aschaffenburger Archivreste 182/72,2-29. Zu den Hexenverfolgungen im Kurfürstentum Mainz vgl. Gebhard, Horst, Hexenprozesse im Kurfürstentum Mainz des 17. Jahrhunderts, Aschaffen- burg (1989). Keller, Wilhelm Otto, Hrsg., Hexer und Hexen in Miltenberg und der Cent Bürgstadt, Mil- tenberg (1989). Pohl, Herbert, Hexenglaube und Hexenverfolgung im Kurfürstentum Mainz. Ein Beitrag zur Hexenfrage im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert, Stuttgart (1988). Feineis, Dieter Michael, Hexenprozesse gegen Einwohner der Stadt Klingenberg: wird dem- nächst veröffentlicht: WDGBl56 (1994). 6) StAW, G 17 358,65-72. 7) StAW, G 17 358,3-3'.25-25'. Ein Großheubacher bekannte am 1. und 6. September 1627, daß der vor zwei und vier Jahren bei einem Hexentanz den Sohn des ,,Schwarzen Krämers" aus Röllfeld gesehen habe. StAW, G 17 358, 3-3' 8) StAW, G 17 358, 10-10'. 9) StAW, G 17 358,25-25'. 10) StAW, G 17 358, 35-36. 11) StAW, Gericht Klingenberg 11/202. StAW, G 17 358, 55-56. 12) StAW, G 17 358,27. 13) StAW, Gericht Klingenberg 111202. 14) StAW, G 17 358,57. 15) StAW, G 17 358, 60-61. 16) StAKl, 11114. 17) Vgl Gebhard, Horst, a.a.0, 267. StAW, G 17 358,4-4'. 11. 18) StAW, G 17 358, 12-13.14. 16-17. 19-19'. 20-20'. 19) PAKl, Matrikel, Band 1. 20) PAK1, Kiingenberger Pfarrbuch von 1784. DAW, Pfarreiakten Klingenberg Kasten 2 (Klingenberger Pfarrbuch von 1784). 21) PAW, III.Abt. M (Visitation). DAW, Pfarreiakten Klingenberg Kasten 2. 22) Archiv des Landratsamtes Miltenberg, Klingenberg 10 (Landgericht Klingenberg, Kirchenrenovierung 1854 bis 1856). Klingenberg 22 (Königliches Bezirksamt Obernburg, Erweiterung der Pfarrkirche, Erbauung des Pfarrhauses 1888). StAW, 3lClIII-VIII. PAW, Inventarverzeichnis von 1893, November 25. 23) StAW, MRA Mainzer Vikariat 961237127, PAKl, 11. Abt. C. 24) PAKi, Kiingenberger Pfarrbuch von 1784. PAW, Pfarrchronik Band 1. PAKl, Matrikel. Hinkel, Helmut, Pfarrer und Seelsorge im Aschaffenburger Raum. Die Landkapitel Montat und Rodgau 1550 bis 1650, Aschaffenburg (1980). Zu Pfarrer Sebastian Breid vgl. StAW, MRA 641lH2418. 25) StAW, MRA Mainzer Vikariat 951236114. 26) Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, Codex 1957, 182'. Vgl. Feineis, Dieter, Röllfeld, Klingenberg (1980), 4. 27) StAD, C 1B Nr. 35. 28) StAW, MRA Mainzer Vikariat ll8Il0, 1-3. 29) Vgl. Hinkel, Helmut, Pfarrer und Seelsorge im Aschaffenburger Raum. Die Landkapitel Montat und Rodgau 1550 bis 1650, Aschaffenburg (1980), 30.71.253-254. 30) Zur Röllfelder Schulgeschichte vgl. PAR, Pfarrchronik, Band 1, 121-133. StAW, MRA Mainzer Vikariat 118128215. StAW, MRA Mainzer Vikariat 1181282124, StAW, MRA Mainzer Schulsachen 379. StAW, MRA H 2707 (Schulhaus 1788189, Plan). PAR, Akten Abt. I1 C. 31) PAR, Pfarrchronik, Band 1. PAR, Matrikel. Hinkel, Helmut, Pfarrer und Seelsorge im Aschaffenburger Raum. Die Landkapitel Montat und Rodgau 1550 bis 1650, Aschaffenburg (1980) 32) Zum Nachlaß von Mathias Reisenhöffer und Valtenin Wingerter vgl. StAW, MRA Mainzer Vikariat 11 81282115. 296 33) Zu seinem Nachlaß vgl. StAW, MRA Mainzer Vikariat 1181282127. 34) Vgl. dazu Kuchenbecker, Jobann P., Analecta Hassiaca, I-XI1 (sechs Bände), Marburg (1728), VIII, 280-281. Diese Urkunde wurde nicht überp~ftvom Verfasser des Aufsatzes. 35) 1366, Oktober 8, entschied Kaiser Karl IV. in einem Streit zwischen Erzbischof Gerlach von Mainz und Graf Eberhard zu Wertheim, betreffend Güter der Stadt Wörth und den ,,Röder- zins" (= Zins von gerodeten Waldflächen) zu Trennfurt. StAWt-G, Urkunden XI11 2 (Transsumpt). 1457, Juni 7, ließ Graf Wilhelm zu Wertheim den Röderzins zu Trennfurt festsetzen StAWt-R, Lit. D Nr. 427,275-285. StAWt-R, Rep. A Nr. 1999, 140-148. Breuberger Gefalle in Trennfurt werden erwähnt: StAWt-G, Rep. 24 Nr. 40a (Zinsbuch Ca. 1420), 13.20'. StAWt-G, Rep. 24 Nr. 40b (Zinsbuch ca. 1426), 29'. 126. StAWt-G, Rep. 24 Nr. 40c (Zinsbuch 1426), 56. 169'-170 (Namensverzeichnis, u.a. werden sechs Morgen der Katherin von Ludenbach in Trennfurt erwähnt). 176 - 177. 198.200.203. StAWt-G, Rep. 24 Nr. 84. 36) 1668 beanspruchten die Grafen von Löwenstein und Erbach 213 des Zehnts zu Trennfurt und den Röderzins. StAW, Mainzer Jurisdiktionalbuch 16/1,47.49'. 1433, April 3, bekannte ein ehemaliger Wertheimer Hofmann, daß der Zehntwein in Wörth, Seckmauern und Trennfurt von der Herrschaft gesammelt worden war (vor 30 Jahren), ,,dar- an man nie denen von Eppenstein theil gab nach irer gebührnus". StAWt-R, Lit. D Nr. 427, 143. 37) 1343, Februar 18, verkauften Dypold von Drybenford und seine Gattin Hildegund mit Geneh- migung von ,,junghern" Lodewig Scheubelin und seiner Gattin Getzelin an Johanne Swabe, Schöffen zu Aschaffenburg, für 13 Pfund Heller eine Gült von ein Pfund Heller: von vier Morgen Acker ,,in den Luozzen" zwischen den Äckern des Widemgutes der Kirche zu Dri- benford und seines Bruders Gerlache; von zwei Morgen ,,in dem Springendeme Burne" zwi- schen Bechtold Scholzheyzen und Wernher Schotten gelegen; von einem Morgen Weinberg ,,in dem Buornberge" zu Dribenford, zwischen Wernher Hytzels und des genannten Gerla- ches Weinberg gelegen. Siegler: Lodewig Scheubelin. StAAb, Thiel'sche Regesten. Zwei weitere Verkaufsurkunden, Güter auf der Trennfurter Gemarkung betreffend, sind da- tiert 1343, März 7. StAAb, Thiel'sche Regesten. 38) 1561, Mai 5, verkauften die Äbtissin und der Konvent von Himmelthal mit Bewilligung des Mainzer Erzbischofs an Hans Leonhard Kottwitz von Aulenbach Äcker und Hofteil zu Trenn- furt für 100 fl (die Güter erbrachten jährlich 4 112 Malter Frucht). Urkunde im Archiv der Freiherren von Mairhofen zu Klingenberg. 1569, Oktober 19, verkauften die Brüder Johann Walther und Nikolaus von Pfraunbeim zu Pfraunheim an Leonhard Kottwitz von Aulenbacb ihr Drittel des Hofes zu Trennfurt, „der Laudenbacher hoeff genannt", den sie von ihren Vorfahren überkommen haben, frei und un- beschwert, ausgenommen 60 fl ablösbares Hauptgeld, das die Stiftspräsenz zu Aschaffenburg darauf stehen hat, für 308 fl. Urkunde im Archiv der Freiherren von Mairhofen zu Klingenberg. Vgl. Kittel, Joseph, Das Cisterzienserinnenklo$er Himmelthal: AU 47 (1905), 211 -296, 287 Nr. 195a und 195b. 297 Zum Besitz der Familie von Mairhofen und der Familie von Wallbrunn auf Trennfurter Ge- markung vgl. auch StAWt-R, Abt. Breuberg, Repertorium über die ehemalige gemeinschaftli- che Registratur auf dem Breuberg aufbewahrter Akten, Seite 11 III/38.V/46. 1668 hatte auch der Junker zu Rodenstein in Trennfurt ein Gut. Die Mainzer Kellerei Klingenberg erhielt vom Laudenbacher Hof (Besitzer Kottwitz von Au- lenbach) 1668 1 Mal. Korn, 4 f14 alb. Beth. Außerdem erhielt die Kellerei von Mainzer Hö- fen zu Trennfurt 10 Malt. Korn, 10 Malt. Hafer und 8 fl von Wiesen. Von Zins- und Lehen- gütern erhielt die Kellerei 17 112 Malt. Korn, 4 Malt. 4 Simmer Hafer. StAW, Mainzer Jurisdiktionalbuch 16/1,49-49'. 1668 waren in Trennfurt 37 Herdstätten besetzt und 27 wüst. Irn Dorf lebten 41 Männer, 45 Frauen, 52 Söhne und 41 Töchter. Zur Kellerei Klingenberg gehörten damals die Ortschaften Stadt Klingenberg (frei), Röllfeld (leibeigen), Erlenbach (frei), Mechenhard (leibeigen), (leibeigen), Trennfurt (leib- eigen), Stadt Wörth (frei), Mönchberg (frei), Unterschippach (gemeinschaftlich, leibeigen), Oberschippach (gemeinschaftlich, leibeigen), Streit (gemeinschaftlich, leibeigen). StAW, Mainzer Jurisdiktionalbuch 1611. StAAb, Thiel'sche Regesten (B. Liber V. Cam., 253'). StAAb, Akten 6434. 1360 kam das Kirchenpatronat von Wörth vom Erzstift Mainz an das neugegründete Kollegiatstift Arnöneburg als Dotationszugabe. Vgl. Wohner, Roland, Obern- burg, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 1/17 München (1968), 135. StAAb, Thiel'sche Regesten (B. Liber V. Cam., 254-256). StAAb, Akten 6434. StAWt-G, Rep. 24 Nr. 157. StAAB, Thiel'sche Regesten (U 514). Vgl. Anmerkung 37 der Untersuchung. StAW, Rechnungen 44172 (1617118). 44174 (1676) 44175 (1680). 1668 wird auch erwähnt, daß Trennfurt vor Menschengedenken ein Pfarrhaus besessen hat. StAW, Mainzer Jurisdiktionalbuch 16/1,47. StAW, MRA 6371 H 2841. Eine weitere Stiftungsurkunde der Kaplanei Wörth für Trennfurt trägt das Datum 1756, Januar 29 (Pfarrarchiv Wörth). Vgl. Amrhein, August, Archivinventare der katholischen Pfarreien in der Diözese Würzburg, Würzburg (1914), 390-391. StAW, MRA H 2840. Vgl. Amrhein, August, Archivinventare der katholischen Pfarreien in der Diözese Würzburg, Würzburg (1914), 390-391 (Pfarrarchiv Wörth). Zur Beschreibung der Trennfurter Kirche vgl. Mader, Felix, Hrsg., Die Kunstdenkmäler von Bayern, Unterfranken, XXIiI Bezirksamt Obernburg, München (1925), 138-140. StAW, Geistliche Sachen 1118. Vgl. Bischöfliches Ordinariat Würzburg, Hrsg., Schematismus, verschiedene Jahrgänge. Deutsche Bischofskonferenz, Hrsg., Katholischer Erwachsenenkatechismus, München usw. (1985), 44.