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SWR2 MusikGlobal Psychedelisches Afrika Die Aktualität des

Von Christoph Wagner

Sendung: Dienstag, 12.03.2019 Redaktion: Anette Sidhu-Ingenhoff Produktion: SWR 2019

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MusikGlobal SWR2: Psychedelisches Afrika Die Aktualität des Afrobeat Autor: Christoph Wagner Synchronsprecher: Peter Binder

1. Musik Kompon.: Titel: Music is my radar Interpret: Blur CD: Blur - The best of Label: Food Labelcode: Bestellnr.: FOOD CD 33 S Barcode: 18. Track Dauer: bei 0:16 runterziehen für Ansage

Heute:

Psychedelisches Afrika Die Aktualität des Afrobeat von Christoph Wagner

1. Musik (Fortsetzung) Kompon.: Titel: Music is my radar Interpret: Blur Dauer: bei 2:07 runterziehen für Mod

Der Popstar von der Indie-Pop-Gruppe Blur ist sein größter Fan. Er hat dem afrikanischen Schlagzeuger sogar ein Lied gewidmet. Im Song “Music is my radar” von Blur aus dem Jahr 2000 heißt es im Text: “Tony Allen gets me – he really gets me dancin’”: Tony Allen bringt mich echt zum Tanzen!

1. Musik (Fortsetzung) Kompon.: Titel: Music is my radar 3

Interpret: Blur bei 2:22 hoch ziehen, dann bei 3:00 ausblenden

2006 legte Damon Albarn noch eins drauf und holte den Meistertrommler aus in sein Bandprojekt “The Good, the Bad & the Queen”. Andere Rockstars gaben sich ähnlich enthusiastisch. Für sie ist Tony Allen - wie Brian Eno es ausdrückt - “wahrscheinlich der größte Schlagzeuger, der je gelebt hat.”

2. Musik Kompon.: Tony Allen Titel: Secret Agent Interpret: Tony Allen CD: Tony Allen – Secret Agent Label:World Circuit Labelcode: Bestellnr.: WCD 082 Barcode:

1. Track Dauer: bei 2:35 min runterziehen

Afrobeat heißt der Stil, für den Tony Allen steht. Die Strömung war ursprünglich in Nigeria Anfang der 70er Jahre entstanden und verband westliche Rocksounds mit afrikanischen Rhythmen. Zusammen mit hat Tony Allen den Afrobeat erfunden, der inzwischen zu einem globalen Phänomen geworden ist.

2. Musik Kompon.: Titel: Secret Agent Interpret: Tony Allen Dauer: bis Ende spielen (5:17)

Der Erfolg ist Tony Allen nicht in den Schoß gefallen. Für die Anerkennung musste er hart und lange arbeiten. Durststrecken gab es viele. Dann war Durchhaltevermögen gefragt. Das fing schon im Elternhaus an. Seine Mutter war strikt dagegen, als er Musiker werden wollte, einen Beruf, den sie für schlimmer als betteln hielt.

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Allerdings lief es anfangs auch nicht besonders gut. Tony Allen war in Jazz vernarrt, doch dafür gab es in , der früheren Hauptstadt Nigerias, kein Publikum. Jazz war eine Hungerkunst! Damals traf Allen Fela Kulti zum ersten Mal.

1. O-Ton Tony Allen Playing Jazz with Fela (0.35) „Before I met Fela I’ve been playing jazz with different bands for four years. He was looking for a jazz drummer who could play jazz with him. He never was satisfied with the other drummers. And somebody told him: The was a good drummer, and that was me. So he invited me and I went to meet him. That was it: You know how to play jazz? Yes! Okay! That was it. For the first year it was jazz, I was playing.“

Übersetzung: „Bevor ich Fela traf, hatte ich vier Jahre lang Jazz mit anderen Bands gespielt. Fela suchte einen Trommler. Mit den vorherigen Schlagzeugern war er nicht zufrieden. Jemand erzählt ihm von mir und dass ich gut spielen könne. Er lud mich ein, fragte mich, ob ich Jazz spielen kann. ‘Klar!’ sagte ich. Das wars! Das erste Jahr haben wir nur Jazz gespielt.“

Unlängst hat sich Tony Allen musikalisch an seine frühen Jahre zurück erinnert. Damals als er sich als Jazzdrummer versuchte und der Schlagzeuger Art Blakey sein Vorbild war. „A Tribute to Art Blakey and the Jazz Messengers“ heißt die Platte aus dem 2017, „The Drum Thunder Suite“ das Stück.

3. Musik Kompon.: Tony Allen, Art Blakey Titel: The Drum Thunder Suite Interpret: Tony Allen CD: Tony Allen – A Tribute to Art Blakey and the Jazz Messengers Label: Blue Note Labelcode: Bestellnr.: 574439 4 Barcode: 4. Track Dauer: bei 3:10 ausblenden 5

Um finanziell über die Runden zu kommen, heuerte Tony Allen damals in Lagos gelegentlich bei einer der populären Highlife-Bands an oder arbeitete als Elektriker. Erst als er 1964 Fela Kuti traf und Mitglied in dessen Gruppe Koola Lobitos (Aussprache: Kuhla Lobitos) wurde, bekam seine Karriere eine Richtung: Die Band verschmoß amerikanischen Jazz mit Highlife, dem damals populärsten Tanzmusikstil Westafrikas.

2. O-Ton Tony Allen Something new Afrobeat (0:13) „Afrobeat was a creation of Fela and me, because Fela was writing in different ways from the other bandleaders. Something new! Creating. So we have to create something new together.“

Übersetzung: „Weil Fela Kuti anders komponierte als die anderen Bandleader, schufen wir zusammen etwas Neues: Afrobeat!“

4. Musik Kompon.: Titel: Waka Waka Interpret: Koola Lobitos CD: Fela Ransome-Kuti: Lagos Baby 1963- 1969 Label: Vampi Soul Labelcode: Bestellnr.: VAMPICD 097 Barcode: 2. CD, 15. Track Dauer: bei 2:30 ausblenden

Fela Ransome-Kuti stammte aus einer Familie der schwarzen Mittelschicht von Nigeria – gebildete Leute, politisch engagiert. Sein Großvater war ein berühmter Komponist, sein Vater Gewerkschaftsvorsitzender und seine Mutter eine prominente Frauen- Aktivistin.

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Ende der 1950er Jahre ging Kuti zum Musikstudium nach London. Er begeisterte sich für Jazz, gründete seine eigenen Combo und war fasziniert von den Klängen, die mit Chuck Berry und Little Richard über den Atlantik kamen.

Zurück in Nigeria gründete Fela Kuti zuerst eine Jazzband. Ein Engagement in den USA gab Hoffnung, endete jedoch im Desaster. Immerhin trafen sie auf der US-Tour ein paar Mitglieder der Band von James Brown, die ihnen empfahlen, ihre Musik auf das Wesentliche zu reduzieren: Rhythmus und Melodie! Sonst nichts! Schluß mit cleveren Jazzakkorden! Simpel, klar und voller Energie sollten die Songs sein - mitreißende Tanzmusik!

5. Musik Kompon.: Fela Kuti Titel: Se E Tun De Interpret: Fela Kuti CD: Fela Ransome-Kuti: Lagos Baby 1963- 1969 Label: Vampi Soul Labelcode: Bestellnr.: VAMPICD 097 Barcode: 2. CD, 14. Track Dauer: 2.20 min ausblenden

Im 19. Jahrhundert war Afrika durch den Kolonialismus unter westliche Herrschaft geraten. Mit dem Militär und der christlichen Mission kam die westliche Kultur auf den Kontinent. Blaskapellen und Instrumente aus Europa und den USA wie Gitarren, Banjos und Concertinas fassten Fuß. Musikalische Stile entstanden, in denen sich europäische und afrikanische Traditionen mischten.

In den sechziger Jahren brachte die neugewonnene Unabhängigkeit in vielen afrikanischen Staaten ein neues Selbstbewußtsein hervor. Musiker wandten sich wieder den eigenen Traditionen zu. Nur anglo-amerikanische Popmusik zu kopieren, war nicht mehr gefragt. In Fela Kuti’s Band entwickelte Tony Allen einen neuartigen Trommelstil, indem er die komplexen afrikanischen Rhythmen aufs Jazzschlagzeugspiel übertrug.

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3. O-Ton Tony Allen Drums (1:10) „What it means to me: it’s my instrument and what I like to play. This is what I chose as my own instrument. From all the other instruments I’d like to play the drums. It’s the only instrument that I can express my feeling. As small I was listening to different rhythms in the country. You know, we have a lot of different rhythms of ethnic groups. I was growing up with that. But I was growing up with a lot of styles in my head. So when I chose the instrument drums I chose it because I had good drummers in front of me, but I thought it could be played better than what I was watching. I was ment for that to just discover something that none of these drummers in my country have ever discovered.“

Übersetzung: „Das Schlagzeug ist mein Instrument, weil ich mich damit ausdrücken kann – meine Gefühle. Als ich klein war, hörte ich all diese verschiedenen Rhythmen der unterschiedlichen Volksgruppen von Nigeria. Damit wuchs ich auf mit all diesen Musikstilen im Kopf. Es gab viele gute Trommler, die meine Vorbilder waren, aber als ich ihnen zuschaute, dachte ich: ‘Das kann ich besser!’ Ich war dafür bestimmt etwas zu entdecken, dass all die anderen Trommler noch nicht entdeckt hatten.“

Dieses Etwas war der Afrobeat, der die beliebte Highlife-Musik bald an Popularität übertraf. Im Afrobeat floss vieles zusammen, was damals in der Luft lag: amerikanische Soulmusik und Funk, auch Jazz, die einheimische Trommelmusik und die Gesänge der Yoruba, psychedelischer Rock, sowie die populären westafrikanischen Stile Highlife und Juju. (Aussprache:Tschutschu) Aus all diesen Einflüssen formten Fela Kuti und sein Schlagzeuger Tony Allen einen neuen aufregenden Sound, der mächtig abging: Afrobeat!

6. Musik Kompon.: Fela Ransome-Kuti Titel: Let’s start Interpret: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker LP: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker: Live! Label: Regal Zonohpone 8

Labelcode: Bestellnr.: EMI SHZE 342 Barcode: 1. Seite, 1. Track Dauer: bei 2.18 min ausblenden

Fela Kuti und Tony Allen waren nicht die einzigen Musiker in Nigeria, die an einer Synthese von westlichem Rock und afrikanischen Klängen bastelten. Jimi Hendrix, James Brown, Sly Stone und die Beatles, Santana und die Chamber Brothers wurden in Nigeria von Studenten genauso begeistert gehört wie in San Francisco oder Berlin. In den Nachtclubs von Lagos brüteten einheimische Bands neue Sounds aus, die am Puls der Zeit waren. Monomono hieß eine der führenden Formationen.

7. Musik Kompon.: Titel: Kenimania Interpret: Mono Mono CD: Nigeria Rock Special Psychedelic Afro-Rock Fuzz Funk in the 1970s Nigeria Label: Soundway Labelcode: Bestellnr.: SNDWCD011 Barcode: 7.Track Dauer: bei 2.23 min ausblenden

Anfangs fand der nigerianische Afrobeat außerhalb von Afrika wenig Beachtung. Popmusik aus der 3. Welt wurde im Westen nicht Ernst genommen. Erst als der Stardrummer Ginger Baker sich der afrikanischen Musik zuwandte, wendete sich das Blatt. Der Schlagzeuger von Supergruppen wie Cream und Blind Faith hatte sich schon früh für afrikanische Rhythmen interessiert. Er freundete sich mit Fela Kuti an, als dieser Anfang der 1960er Jahre während seines Musikstudiums in den Londoner Jazzclubs auftrat.

1971 reiste Baker nach Nigeria, um alte Bekanntschaften aufzufrischen und die Musikszene in Lagos kennenzulernen. Er jammte mit jungen Musikern in den Nachtclubs und engagierte ein paar von ihnen für seine Gruppe Air Force, deren 9 bläserlastige Rockmusik dadurch einen afrikanischen Einschlag bekam. Langsam begann Afrika in die westliche Popmusik einzusickern.

8. Musik Kompon.: Titel: Ye Ye De smell Interpret: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker LP: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker: Live! Label: Regal Zonohpone Labelcode: Bestellnr.: EMI SHZE 342 Barcode: 2. Seite, 1. Track Dauer: bei 1:30 runterziehen

Ginger Baker war vom Leben in Nigeria derart fasziniert, dass er nach Lagos zog. Dort betrieb er ein Aufnahmestudio, vertiefte sich ins afrikanische Trommelspiel, studierte die lokalen Rhythmen und jammte mit Musikern vor Ort. Fela Kuti und Tony Allen standen auf seiner Wunschliste ganz oben. Als Allen wegen Krankheit eine Tournee mit Fela Kuti absagen musste, sprang Ginger Baker ein. 1971 entstand ein Live-Album, auf dem Ginger Baker und Tony Allen um die Wette trommeln.

4. O-Ton Tony Allen Ginger Baker (0:54) ”Ginger Baker – we did a tour with him in England, and after the tour we ended up in the abbey Road studio to record „London zen“. That was 1971 and 1972 Ginger Baker was moving into Nigeria, Lagos to build his own studio. He is my friend, we jammed together, we go to the studio. We’re just playing. In Berlin I did a show with him. My last concert with Fela at the same festival. I did my last show with him.“

Übersetzung: „Ginger Baker – wir waren auf Tournee mit ihm in England und nach der Tour gings ins Abbey Road Studio um Aufnahmen zu machen. Das war 1971. 1972 zog Ginger Baker nach Nigeria, nach Lagos, wo er sein eigenes Studio einrichtete. Er ist mein Freund, wir 10 spielten zusammen, jammten, gingen ins Studio. In Berlin 1978 absolvierten wir unseren letzten gemeinsamen Auftritt, wo ich auch zum letzten Mal mit Fela auftrat.“

8. Musik (Fortsetzung) Kompon.: Titel: Ye Ye De smell Interpret: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker Dauer: 2:00 spielen

Tony Allen war fünfzehn Jahre lange als Drummer das pulsierende Herz von Fela Kutis Gruppen, zu einer Zeit, als der Bandleader wegen seiner radikalen Songtexte und politischen Interventionen immer schärfer in Konflikt mit dem korrupten nigerianischen Regime geriet. Seine Großkommune Kalakuta Republic, wo er mit einem Schwarm von oft minderjährigen Mädchen zusammenlebte und illegale Drogen en masse nahm, wurde das Ziel von Razzien und Überfällen. Der Staat nahm ihn ins Visier.

Kuti pokerte hoch. Er provozierte die Armee und schreckte auch nicht davor zurück, die Polizei vor Gericht zu bringen. Die Autoritäten reagierten zusehens nervöser, als er eine politische Versammlung im Stadion von Lagos abhielt und 250 000 Leute kamen. Der nigeranische Popstar wurde zu einer Bedrohung für die Mächtigen. Als er eine politische Partei gründen und Präsident werden wollte, schlugen seine Gegner zu.

Kutis Hauptquartier wurde von der Armee gestürmt, verwüstet und niedergebrannt. Er selbst krankenhausreif geschlagen und seine Mutter aus einem Fenster im ersten Stock geworfen, einen Sturz, den sie nicht lange überlebte. Den Überfall hat Kuti später im einem zornigen Lied mit dem Titel “Sorrow, Tears and Blood” thematisiert. “Leid, Tränen und Blut”, die Markenzeichen von Polizei und Armee in Nigeria.

Zitat: “Meine Leute fürchten sich sehr, sie fürchten um die Dinge, die sie nicht sehen. Wir haben Angst, um Freiheit zu kämpfen. Wir haben Angst, um Gerechtigkeit zu kämpfen. Wir haben Angst, um unser Glück zu kämpfen. 11

Wir haben Angst, für Fortschritt zu kämpfen. Wir haben immer Gründe uns zu fürchten. Wir wollen nicht sterben, Wir wollen nicht sterben.”

9. Musik Kompon.: Fela Kuti Titel: Sorrow, Tears and Blood Interpret: Fela Kuti CD: Fela Kuti - Sorrow, tears and blood Label: Barclay Labelcode: Bestellnr.: 547 383-2 Barcode: 3. Track Dauer: 2:30 spielen

Nach der Zerstörung seines Domizils ging Fela Kuti einige Zeit nach Ghana ins Exil. Für Tony Allen war das alles zuviel, auch die endlosen Streitereien mit Fela um Tantiemenanteile, Anerkennung und Geld. Allen ging fortan seine eigenen Wege.

5. O-Ton Tony Allen own style not Fela (0:44) „When I said I wanted to be one of the best drummers of the world – one of the best! I wished myself this from beginning. And if I continued playing like others – this ones there. Then there is not any magic there. So it means: I have to do something. I have to find a way and I work towards that. I just want to be myself. I don’t want to repeat what Fela was doing. I don’t want to play like Fela. I just wanted to be myself and develop my style, my patters, that that creates – just me.“

Übersetzung: „Von Anfang an wollte ich einer der besten Drummer der Welt sein. Hätte ich so gespielt wie die anderen Schlagzeuger, wäre die Magie verloren gegangen. Ich musste also meinen eigenen Weg finden und darauf hinarbeiten. Dabei wollte ich nicht Fela kopieren, sondern meinen eigenen Stil entwickeln, eigene Ryhthmusmuster. Ich wollte einfach ich selber sein!“ 12

Aus Mangel an Möglichkeiten brach Tony Allen 1984 in Lagos seine Zelte ab und zog nach London, später nach Paris. Dort wurde er zum gesuchten Sessiondrummer, arbeitete mit Air, Grace Jones und Groove Armada, später mit Damon Albarn von Blur.

Eigene Einspielungen entstanden. Das Album “Secret Agent” hat Allen mit einer bunten Truppe aus afrikanischen, karibischen und französischen Musikern eingespielt. Für die Vokalparts zog er verschiedene Sänger und Sängerinnen heran, die in unterschiedlichen Sprachen und Dialekten singen und damit Afrika in seiner polyglotten Vielfalt repräsentieren.

10. Musik Kompon.: Tony Allen Titel: IJO Interpret: Tony Allen CD: Tony Allen - Secret Agent Label: World Circuit Labelcode: Bestellnr.: WCD 082 Barcode: 2. Track Dauer: bei 2:30 ausblenden

Die Söhne von Fela Kuti, Femi und Seun, tragen die Fackel weiter. Sie sind neben Tony Allen zu den führenden Botschaftern des Afrobeat geworden. ist der älteste Sohn von Fela: 1962 in London gebohren. Er trat in die Fußstapfen seines Vaters und leitete dessen Band, als dieser im Gefängnis saß. Nach Differenzen mit der Familie gründete Femi Kuti seine eigene Band „The Positive Force“. Wie sein Vater übt er häufig mit seinen Songs Kritik an den Zuständen in Nigeria, prangert Korruption, Mißwirtschaft, Ungerechtigkeit, das Versagen der Politik und die fehlende Lebensperspektive vieler Jugendlicher an. „Traitors of Africa“ heißt einer seiner Songs: Verräter von Afrika!

11. Musik Kompon.: Femi Kuti Titel: Traitors of Africa Interpret: Femi Kuti CD: The Best Of Femi Kuti Label: Wrasse Records 13

Labelcode: Bestellnr.: WRASS 136 Barcode: 8.Track Dauer: 5:28

Heute, Jahrzehnte nach seiner Erfindung, ist Afrobeat zu einem weltumspannenden Phänomen geworden. Der Stil wird von Gruppen überall auf dem Globus gespielt, ob von Jimi Tenor in Finnland, den Polyrhythmics, Chopteeth und dem Chicago Afrobeat Project in den USA oder dem London Afrobeat Collective in Großbritannien.

Die englische Hauptstadt ist über Jahre zu einem Zentrum des Afrobeat geworden, getragen von den vielen nigerianischen Musikern, die dort leben. Afrobeat beeinflußt Pop und Jazz gleichermaßen. Moses Boyd ist ein jungen britischer Drummer, der den Stil tief inhaliert hat und ihn in seine Jazz- und Elektronik-Projekte einbaut. Vor ein paar Jahren besuchte der Schlagzeuger eine Masterclass von Tony Allen, der ihn in die Geheimnisse des Afrobeat einweihte.

6. O-Ton Moses Boyd on Tony Allen (1:16) He was a hero, when I was about 16 or so and I was getting exposed to a lot of different music. I was put on to Fela Kuti quiete young and I was playing a lot of his music with different ensembles and bands. Tony Allen always just stoke out to me. And before I even understood about history and his story, musically I just knew his drum beat and his drum breaks. Just the sound – he was very unique. He created this whole genre on the drums. It does re-inforce that fact that music is about people and music is a reflection oft he person. So if you hang with Tony Allen you see the way why it sounds who he is. He is very chilled, down to earth, relaxed. When you hear him play right in front of you, two feet away, you realise his dynamic control is incredible. Because you hear this records of Fela, it sounds really loud and big. But when you stand right in front of him, it is very subtled and quiet, but equally as potent and powerful. And it is the same with Tony Allen. When you stand right by him and you hear him play: You can have a conversation over it, but it is still so groovy – it moves everybody in the room. That was an important thing: Dynamics and control, accuracy and potency, really. 14

Übersetzung: „Tony Allen war ein Held für mich, als ich um die 16 Jahre alt war und alle Arten von Musik hörte. Ich kannte damals schon Fela Kuti und spielte seine Musik mit verschiedenen Gruppen. Tony Allen ragte einfach heraus. Ich kannte seinen Schlagzeugbeat und seine Schlagmuster. Allein schon sein Sound war einzigartig. Er schuf dieses vollkommen neue Genre auf den Drums. Wenn man Tony Allen kennt, weiß man, warum er so klingt: Er ist unaufgeregt, relaxed, bodenständig. Seine Dynamik ist unglaublich. Fela Kuti klingt auf Platten richtig fett und laut. Wenn man aber beim Konzert direkt davor steht, klingt es sehr subtil und leise, aber dennoch kraftvoll und energiegeladen. Das gleiche gilt für Tony Allen. Er spielt so leise, das man eine Konversation währenddessen haben kann, dennoch groovt er ungeheuer und bringt alle auf die Beine. Präzision und Kraft sind die wichtigsten Elemente in seinem Spiel.“

12. Musik Kompon.: Moses Boyd Titel: The Balance Interpret: Moses Boyd CD: We out here Label: Brownswood Recordings Labelcode: Bestellnr.: BWOOD0175CD Barcode: 3.Track Dauer: bei 3:20 einblenden, dann bis Ende spielen (5:30)

Junge Musiker suchen den direkten Kontakt zu den alten Meistern. Die Londoner Gruppe The Heliocentics hat unlängst mit dem nigerianischen Saxofonisten Orlando Julius – einem anderen Pionier des Afrobeat – ein Album eingespielt und tritt auch ‘live’ gelegentlich mit ihm auf. Malcolm Catto ist Drummer und Bandleader der Heliocentics:

7. O-Ton Malcolm Catto on Orlando Julius (0:51) „We are just finishing an album with Orlando Julius. So that’s quite a challenge again. We are not Afrobeat players. We listening to Afrobeat. But we are 15 sympathetic musicians. We’ve got a bit of empathy as musicians. So we come up with something, that is – I won’t say it’s Afrobeat. There is a bit of Psychedelia in it, I suppose a bit of Afrobeat. It some stuff that sounds quite African. Obviously it got our sound as well on it. That was great fun, working with Orlando, before touring that. We played a couple of shows already. It is grat fun to play that stuff, and I think we are getting the feel of it. We teamed up with some African cats here. Just getting a proper practice session with them getting the right feel.“

Übersetzung: „Das Album mit Orlando Julius war eine ziemliche Herausforderung. Wir sind keine Afrobeat-Spezialisten, obwohl wir viel Afrobeat hören. Wir sind einfühlsame Musiker mit Empathie. Deshalb haben wir etwas entwickelt, das ich nicht Afrobeat nenne. Es enthält psychedelische Einflüsse, auch ein bisschen Afrobeat und dann natürlichen unseren Sound, den Sound der Heliocentrics. Es hat Spaß gemacht mit Orlando Julius diese Musik zu spielen, und langsam bekommen wir ein Gefühl dafür. Wir haben mit ein paar afrikanischen Musiker eine Übungs-Session abgehalten, nur um dieses spezielle Feeling zu bekommen.“

13. Musik Kompon.: Alfred Ellis, Bud Hobgood Titel: The Middle Interpret: The Heliocentrics with Orlando Julius CD: Jaiyede Afro Label: Strut Labelcode: Bestellnr.: STRUT112CD Barcode: 7.Track Dauer: bei 2:30 ausblenden

Afrobeat entwickelt sich weiter, nimmt aktuelle Einflüsse auf. Das führt zu neuen Stil- Mischungen, neue Ausdrucksformen, wobei die Körperlichkeit, der Groove, das durchgehende Stilmerkmal bleibt. Seun Kuti, Felas jüngerer Sohn, ist einer der Musiker, die den Afrobeat auf der Höhe der Zeit gehalten haben. Sie tragen dazu bei, dass der Stil heute immer noch so populär ist wie zu Felas Zeiten. 16

14. Musik Kompon.: Seun Kuti Titel: African Dreams Interpret: Seun Kuti And Egypt 80 CD: Seun Kuti And Egypt 80 - Black Times Label: Strut Labelcode: LC 07306 Bestellnr.: STRUT163CD Barcode: 730003316326 7.Track Dauer: vorausgehender Mod unterlegen, bei 0:45 freistehen, dann bis Ende (mit Absage)

Pressetext

Fela Kuti gilt als Erfinder des Afrobeat. Der afrikanische Musikstil aus Nigeria feiert seit längerem in der westlichen Welt beachtliche Erfolge. Seit seinem Tod im Jahr 1997 ist Fela Kuti - Sänger, Saxofonist, Bandleader und politischer Aktivist - zu einer Legende geworden. Zwei seiner Söhne, Femi Kuti und Seun Kuti, führen sein Erbe weiter. Veteranen wie der Schlagzeuger Tony Allen und der Saxofonist Orlando Julius verhelfen dem Stil zu neuer Aufmerksamkeit. Dazu kommen immer mehr Bands aus der westlichen Hemisphäre, die sich von den Klängen und Rhythmen des Afrobeat beeinflussen lassen.

Titel

1. Musik Kompon.: trad Titel: Music is my radar Interpret: Blur CD: Blur - The best of Label: Food Labelcode: Bestellnr.: FOOD CD 33 S Barcode: 18. Track Dauer: 3:05

2. Musik Kompon.: Tony Allen Titel: Secret Agent Interpret: Tony Allen 17

CD: Tony Allen – Secret Agent Label:World Circuit Labelcode: Bestellnr.: WCD 082 Barcode:

1. Track Dauer: 5:37

3. Musik Kompon.: Tony Allen, Art Blakey Titel: The Drum Thunder Suite Interpret: Tony Allen CD: Tony Allen – A Tribute to Art Blakey and the Jazz Messengers Label: Blue Note Labelcode: Bestellnr.: 574439 4 Barcode: 4. Track Dauer: 3:30

4. Musik Kompon.: Traditionell Titel: Waka Waka Interpret: Koola Lobitos CD: Fela Ransome-Kuti: Lagos Baby 1963- 1969 Label: Vampi Soul Labelcode: Bestellnr.: VAMPICD 097 Barcode: 2. CD, 15. Track Dauer: 2:40

5. Musik Kompon.: Fela Kuti Titel: Se E Tun De Interpret: Fela Kuti CD: Fela Ransome-Kuti: Lagos Baby 1963- 1969 Label: Vampi Soul Labelcode: Bestellnr.: VAMPICD 097 Barcode: 2. CD, 14. Track Dauer: 3:05

6. Musik 18

Kompon.: Fela Ransome-Kuti Titel: Let’s start Interpret: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker LP: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker: Live! Label: Regal Zonohpone Labelcode: Bestellnr.: EMI SHZE 342 Barcode: 1. Seite, 1. Track Dauer: 2:43

7. Musik Kompon.: Traditionell Titel: Kenimania Interpret: Mono Mono CD: Nigeria Rock Special Psychedelic Afro-Rock Fuzz Funk in the 1970s Nigeria Label: Soundway Labelcode: Bestellnr.: SNDWCD011 Barcode: 7.Track Dauer: 3:10

8. Musik Kompon.: Fela Ransome-Kuti Titel: Ye Ye De smell Interpret: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker LP: Fela Ransome-Kuti with Ginger Baker: Live! Label: Regal Zonohpone Labelcode: Bestellnr.: EMI SHZE 342 Barcode: 2. Seite, 1. Track Dauer: 4:20

9. Musik Kompon.: Fela Kuti Titel: Sorrow, Tears and Blood Interpret: Fela Kuti CD: Fela Kuti - Sorrow, tears and blood Label: Barclay Labelcode: Bestellnr.: 547 383-2 Barcode: 3. Track Dauer: 4:03 19

10. Musik Kompon.: Tony Allen Titel: IJO Interpret: Tony Allen CD: Tony Allen - Secret Agent Label: World Circuit Labelcode: Bestellnr.: WCD 082 Barcode: 2. Track Dauer: 2:55

11. Musik Kompon.: Femi Kuti Titel: Traitors of Africa Interpret: Femi Kuti CD: The Best Of Femi Kuti Label: Wrasse Records Labelcode: Bestellnr.: WRASS 136 Barcode: 8.Track Dauer: 2:00

12. Musik Kompon.: Moses Boyd Titel: The Balance Interpret: Moses Boyd CD: We out here Label: Brownswood Recordings Labelcode: Bestellnr.: BWOOD0175CD Barcode: 3.Track Dauer: 2:35

13. Musik Kompon.: Alfred Ellis, Bud Hobgood Titel: The Middle Interpret: The Heliocentrics with Orlando Julius CD: Jaiyede Afro Label: Strut Labelcode: Bestellnr.: STRUT112CD 20

Barcode: 7.Track Dauer: 2:30

14. Musik Kompon.: Seun Kuti Titel: African Dreams Interpret: Seun Kuti And Egypt 80 CD: Seun Kuti And Egypt 80 - Black Times Label: Strut Labelcode: LC 07306 Bestellnr.: STRUT163CD Barcode: 730003316326 7.Track Dauer: 3:06