Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie im Land Detaillierte Beschreibung der Gewässer mit Einzugsgebieten > 10 km²

Freie Hansestadt Bremen Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Stand 30. März 2004

unter Mitarbeit von: Umweltschutzamt der Stadt Bremerhaven Hansestadt Bremisches Hafenamt EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

1. Weser

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 12 bzw. 26 (Weser/Meerbach bzw. Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) davon in Bremen: 3 anteilig Typ Nr. 20, 22.4 bzw. T1 Typ-Bezeichnung Ströme des Tieflandes, Ströme der Marschen bzw. Übergangsgewässer biol. Gewässergüte II-III, teilweise nicht bewertet Strukturgüte weitgehend VII Aufstiegsbehinderung nein Gesamt-Stickstoff [mg/l] Frachten im Übergangs- gewässer zu hoch Nitrat-N [mg/l] seit 2000 II-III Gesamt-Phophor [mg/l] weitgehend II-III Orthophosphat-P [mg/l] Tendenz zu II Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 3 Sonstiges vorläufige Ausweisung als erheblich verändert

1.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Weser entsteht durch den Zusammenfluss von Werra und Fulda bei Hannoversch Münden. Sie weist eine Gesamtlänge von 432 km auf bevor sie bei Bremerhaven in die Nordsee mündet. Das gesamte Einzugsgebiet der Weser entwässert eine Fläche von 46 306 km². Die Weser in Bremen hat Anteil an den niedersächsischen Bearbeitungsgebieten 12 (Weser/Meerbach) und 26 (Unterweser). Wichtigste Zuflüsse im Bereich Bremen sind linksseitig die Ochtum und rechts- seitig die . Für die Nutzung als Binnen- bzw. Seeschifffahrtsstraße wurde die Weser stark ausgebaut. Im gesamten Verlauf des Flusses sind intensive Uferbefestigungen vorgenommen worden. Der Fluss ist aus Gründen des Hochwasserschutzes ab Nienburg stromabwärts beidseitig von Dei- chen begrenzt. Die Unterweserkorrektionen Ende des 19. Jahrhunderts und weitergehende Vertiefungen für die Großschifffahrt führten zu stark ansteigenden Fließgeschwindigkeiten und stromaufwärts steigenden Tidehüben. Ehemals vorhandene Sande und Inseln wurden weitge- hend beseitigt. In Bremen befinden sich mehrere Hafenanlagen. Als bedeutendste Hafenanlage sind die Containerterminals in Bremerhaven zu nennen. Im Bereich der Stadt Bremen werden noch die Neustädter Häfen und die Industriehäfen von Schiffen angelaufen.

1.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Weser im Bereich des Landes Bremen hat Anteil an drei Wasserkörpern. Die beiden Wasser- körper „Mittelweser zwischen Aller und Bremen“ (WK-Nr. 12046) und „Tideweser oberhalb Brake“ (WK-Nr. 26035) gelten als Binnengewässer. Der Abschnitt der Mittelweser liegt im Be- reich des Bearbeitungsgebietes 12, die Tideweser im Bereich des Bearbeitungsgebietes 26. Deut- lichstes Unterscheidungskriterium ist der Tidenhub, der am Weserwehr ca. 4,5 m beträgt. 1 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

Der dritte Wasserkörper (Übergangsgewässer Weser, WK-Nr. T1_4900_01) gehört wie der Zweite zum Bearbeitungsgebiet 26 und unterschiedet sich vor Allem durch die erhöhten Salz- konzentrationen von den beiden Erstgenannten.

• Mittelweser zwischen Aller und Bremen (WK-Nr. 12046) Das Gewässer ist im Bereich Bremen durch das Weser- wehr (Foto rechts) gestaut, die Ufer sind weitgehend mit Steinschüttung befestigt. Das Foto unten zeigt die Weser an der Messstation Hemelingen.

• Tideweser oberhalb Brake (WK-Nr. 26035) Durch Begradigung und Vertiefung der Unterweser wird in Bremen ein Tidenhub von 4,5 m erreicht. Die Ufer im Stadtbereich sind durch Steinschüttung und Spundwände befestigt. Das Foto links zeigt die Weser (und links davon deren Nebenarm Werdersee) direkt unterhalb des Weser- wehrs. An der Messstelle Farge (Foto unten) fallen bei Ebbe große Sandflächen trocken.

• Unterhalb von Brake beginnt der dritte Wasserkörper, er geht bis zur seewärtigen Grenze der Außenweser und hat den Referenztyp Übergangsgewässer (T1). Die Salzgehalte in diesem Abschnitt sind brackig und damit deutlich höher als in der Unterweser bei Farge. Durch diese Besonderheit wird der Wasserkörper auch nicht wie ein Binnengewässer behandelt sondern zählt zu den Übergangs- und Küstengewässern. Hier wird ein anderes Bewertungsverfahren zugrunde gelegt.

2 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

1.3 Biologische Gewässergüte

1.3.1 Makrozoobenthos Die Mittelweser in Bremen ist, insbesondere an Hand der Makrozoobenthos-Untersuchungen der letzten sechs Jahren, als ein artenarmes Gewässer (mit nur 34 nachgewiesenen Taxa) zu bezeichnen. Nur wenige Arten sind mit hohen Individuendichten vertreten, in der Regel handelt es sich hierbei um eingewanderte Arten wie die Krebstiere Corophium curvispinum und Dikerogammarus villosus, welcher den viele Jahre nachgewiesenen Flohkrebs Gammarus tigrinus verdrängt hat, sowie die im Herbst 2003 erstmals in Hemelingen nachgewiesene Jaera istri. Sehr häufig kommt die Muschel Dreissena polymorpha vor. Alle anderen Arten sind nur in ge- ringer Abundanz nachweisbar. Die Mittelweser bei Bremen wird in Bezug auf die biologische Gewässergüte in Klasse II-III eingestuft und bezogen auf die saprobielle Belastung den guten ökologischen Zustand wahrscheinlich nicht erreichen. Der niedersächsische Bericht zum Bearbeitungsgebiet 12 (Weser/Meerbach) charakterisiert die Mittelweser in Niedersachsen als ein Gewässer mit zeitweise interessantem, aber insgesamt sehr arten- und individuenarmem Artenspektrum. Das Vorkommen der sehr seltenen Eintags- fliege Ephoron virgo konnte im Jahr 2000 dokumentiert werden, wurde danach aber nicht mehr festgestellt. Auch Großmuscheln wie Anodonta anatina und Anodonta cygnea sind vereinzelt gefunden worden. Das Artenspektrum des Gewässers ist laut Aussage der AutorInnen aber vom Referenzzustand noch weit entfernt. Die tidebeeinflußte Unterweser (bei Bremen Farge) weist eine noch geringere Artenzahl auf als die Mittelweser und ist mit bisher nur 11 nachgewiesenen Taxa als artenarm zu bezeichnen. Es dominiert als Neozoe die Muschel Corbicula spp., in geringer Individuendichte treten typische Brackwasserarten wie die z.B. Crangon crangon, Palaemon longirostris und Neomysis integer (alles Krebstiere) auf. Aufgrund der geringen Artenfunde konnte kein biologischer Index ermit- telt werden. Die biologische Güte der Unterweser kann bestenfalls als Gewässergüteklasse II- III bezeichnet werden. Als Marschengewässer genügt sie somit bezogen auf den Parameter saprobielle Belastung dem Anspruch der Wasserrahmenrichtlinie für den guten ökologischen Zustand. In der Tideweser stellt sich das Problem, dass die Beprobung derzeit vom Ufer aus durchgeführt wird. In einem Tidegewässer werden mit dieser Methode keine repräsentativen Ergebnisse erzielt. Niedersachsen beschreibt die Tideweser im Bericht des Bearbeitungsgebiets 26 als einen Extrem- lebensraum für Makrozoobenthos-Organismen. Durch die Ausbauten des Flusses kam es zu einer starken Einengung und Vertiefung des Flußschlauches mit stark angestiegenen Fließ- geschwindigkeiten und Tidehüben sowie ständig bewegter Treibsandsohle. Besiedelt wird dieser Lebensraum fast nur noch von einigen Oligochaeten, Crustaceen, Chironomiden und wenigen Mollusken (fast ausschließlich Neozoen). Die vor den Korrektionen im oberen Bereich des Un- terweser vorhandene artenreiche Fauna, die an aquatische Makrophyten gebunden war, ist mit dem Ausbau der Weser ausgefallen. Für Makorzoobenthos-Untersuchungen in Übergangsgewässern liegen noch keine Bewertungs- verfahren vor, aus diesem Grund wird für den dritten Wasserkörper (von Brake bis zur Grenze der Außenweser eine Einstufung für diesen Parameter als „Zielerreichung unklar“ vorgenom- men.

3 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

1.3.2 Fische Bei einer einmaligen Untersuchung der Fischfauna der Weser in Hemelingen im Mai 2002 wur- den überwiegend Aale und Güster nachgewiesen (39 bzw. 33 % aller gefundenen Individuen). Ferner wurden in der Weser bei Hemelingen Alande, Brassen und Flussbarsche mit Abundanzen von etwa je 10 % gefunden. Alle Arten waren Anfang der 90er Jahre nach SCHIRMER (1991) in Bremen weit verbreitet. Als besonders ist allerdings das Vorkommen der Zärte zu bewerten. Die Mittelweser oberhalb des Wehrs ist ein Abschnitt der Brassenregion. Durch den Ausbauzustand des Gewässers sind die Reproduktionsbereiche für relevante Begleitfischarten nicht mehr gege- ben. Nach den Maßstäben der Wasserrahmenrichtlinie würde die Mittelweser im Bereich Bre- men-Hemelingen bestenfalls mit „Zielerreichung unklar“ bewertet werden können. Der Bereich Bremen-Farge wird der Kaulbarsch/Flunder-Region zugeordnet. Da zur Begleitfauna dieser Region weniger Arten zählen als in der Brassenregion (Mittelweser in Hemelingen), wird die Situation hier besser bewertet, obwohl der Ausbauzustand der Weser ähnlich prägend ist wie in Hemelingen. Auch hier wäre eine Beurteilung nach Wasserrahmenrichtlinie bestenfalls „Zielerreichung unklar“. Wahrscheinlich methodenbedingt lag die Anzahl der nachgewiesenen Individuen in Farge mit lediglich 9 (in Hemelingen dagegen 112) sehr gering. Je 45 % der Tiere waren Flussbarsche oder Alande. Der Flussbarsch ist sehr anpassungsfähig und kommt in ste- henden und langsam fließenden Gewässern vor. Der Aland ist charakteristisch im Unterlauf großer, ruhig strömender Flüsse. Im Bereich des Übergangsgewässers wurden keine Untersuchungen der Fischfauna durchge- führt.

1.3.3 Makrophyten Die Weser im Bereich Bremen (sowohl Mittel- als auch Unterweser) weist eine arten- und individuenarme Wasserpflanzengemeinschaft auf. Große Wassertiefe, Steinschüttungen und eine starke Trübung infolge starker Algenentwicklung bieten Wasserpflanzen keinen geeigneten Lebensraum. Im Uferbereich an der Messstation Hemelingen finden sich einige Exemplare von Rohrglanzgras, Schilfrohr, dreiteiligem Zweizahn, bittersüßem Nachtschatten, gelber Schwertli- lie, Wasserampfer, schwarzem Holunder, Ufer-Wolfstrapp und gemeinem Beinwell. Insgesamt handelt es sich um Arten, die im Gebiet verbreitet und häufig vorkommen. In der Unterweser sind die früher häufigen submersen Makrophyten nicht mehr zu finden. Ur- sache ist in erster Linie Lichtlimitierung durch den hohen Tidenhub. In den Nebenarmen sind allerdings teilweise noch ausgedehnte Röhrichte vorhanden (besonders im rechten Nebenarm). Auf weiten Strecken fehlen sie aber komplett oder ihr Ausdehnungsbereich ist erheblich einge- engt. (Bericht Niedersachsen zum Bearbeitungsgebiet 26) An der Messstation in Bremen Farge befindet sich ein bei Ebbe trockenfallender Sandstrand, auf dem vor Allem Meerstrandsimse, Schilfrohr und eine Binsenart in geringen Abundanzen vor- kommen. Wasservegetation ist hier nicht zu finden. Für den Wasserkörper im Übergangsgewässer-Bereich liegen zwar teilweise Daten vor, aller- dings gibt es hier keine abgesicherten Bewertungsmaßstäbe, so dass eine zuverlässige Einstu- fung bezogen auf die Umweltzielerreichung anhand der Makrophyten nicht vorgenommen werden kann.

1.3.4 Phytoplankton Das Phytoplankton der Mittel- bzw. Unterweser wurde in Bremen an je einer Messstellen (in Hemelingen bzw. in Farge) untersucht. Die Ergebnisse und Bewertungsverfahren liegen noch nicht vor. 4 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

Eine vorläufige niedersächsische Einstufung der Weser anhand der Ergebnisse der Plankton- untersuchungen weist die Weser als hochproduktives Phytoplanktongewässer aus. Poly- bis hypertrophe Verhältnisse werden angezeigt. Dies bedeutet, dass hohe Nährstoffkonzentrationen vorliegen, die insbesondere in Zusammenhang mit dem Aufstau (Stillwassercharakter der We- ser) sowie der hierdurch bedingten Aufwärmung das Algenwachstum sehr stark fördern. Domi- niert wird das Plankton-Artenspektrum von zentrischen und fädigen Kieselalgen. Für das Übergangsgewässer Weser liegen keine ausreichenden Daten über Phytoplankton vor.

1.3.5 Phytobenthos Auch das Phytobenthos wurde in Hemelingen und Farge untersucht. Im Frühjahr 2002 war der Anteil centrischer Diatomeen mit 33 % relativ hoch. Insgesamt handelt es sich bei den domi- nanten Arten um weit verbreitete Taxa, die zum Teil bevorzugt in nährstoffreichen Gewässern vorkommen. Erste Einschätzungen liegen für die Mittelweser südlich von Bremen (Messstelle Uesen) von CORING (2003) vor. Durch Indikation der benthischen Diatomeen wird die Mittel- weser hier als polytrophes Gewässer eingestuft. Es handelt sich nach um typische Süßwasser- arten. Ein einheitliches Bewertungsverfahren für die benthischen Diatomeen liegt noch nicht vor.

1.4 Strukturgüte Im Bereich Bremen hat die Weser durchgängig eine Strukturgüte von VI und VII (sehr stark verändert oder vollständig verändert). Ursache dafür sind die intensiven Uferbefestigungen, die direkt an das Gewässer angrenzenden Deiche und die dicht bis an das Gewässer grenzende Bebauung.

1.5 Wanderhindernisse Das Weserwehr in Bremen, dass die Grenze zwischen den Bearbeitungsgebieten 12 und 26 darstellt, ist durch die Fischtreppe voll passierbar. Unterhalb des Weserwehrs gibt es keine wei- teren Bauwerke, die die Wanderung wasserlebender Organismen einschränken.

1.6 Trophie In der Weser an der Messstation Hemelingen liegt eine Belastung mit Stickstoff- und Phosphor- verbindungen vor (siehe Tabelle 1). Insbesondere für Nitrat-Stickstoff und Gesamtphosphor wird in der Regel eine Einstufung in Güteklasse II-III und schlechter vorgenommen. Die gleiche Einstufung erfolgt für Gesamtkohlenstoff (TOC) und Komplexbildner (AOX). Erhöht belastet ist das Gewässer durch Chlorid. Hier wird bestenfalls Güteklasse III erreicht. Vor 1999 war die Belastung sogar hoch bis sehr hoch (Güteklasse III-IV und IV). Zu erklären ist dieses mit der Kaliindustrie an der Werra. In den 90er Jahren wurden durch Sanierungsmaßnahmen intensive Anstrengungen unternommen, um die Salzbelastung der Weser zu verringern. Ferner nahm die Belastung durch die Schließung einiger Werke ab. Die Werte der niedersächsischen Trendmess- stelle Intschede führen laut Gewässergütebericht 2000 des Landes Niedersachsen zu der glei- chen Bewertung. Die Sauerstoffversorgung im Gewässer ist in der Regel als gut zu bezeichnen. Dieses lässt sich auch an den Ammonium-Stickstoff- und Nitrit-Stickstoff-Konzentrationen erkennen. Ist genü- gend Sauerstoff im Gewässer vorhanden, wird Ammonium über Nitrit zu Nitrat oxidiert.

5 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 III II II III II-III II - III 1993 III II III III II-III II-III - II-III II-III 1994 III II III II-III II I-II III-IV - II-III II-III 1995 III II II II-III II-III II III-IV - II-III II-III 1996 III II III II-III II-III II III-IV - II-III II 1997 III II II-III II-III II-III II IV - II-III II-III 1998 III I-II II II-III II-III II III-IV - II-III II 1999 III I-II II II-III II II III - II-III II-III 2000 II-III I-II II II-III II-III III III - II-III II-III 2001 II-III I-II II II-III II III - II-III II-III 2002 II-III I-II II II-III II II III - III II-III 2003 II-III I-II II II II II III - II-III II-III

Tab. 1: Bewertung der Nährstoffgehalte an der Messstation Weser Hemelingen (WK 12046, Typ 20.3), basierend auf den 90-Perzentilen der Werte von 14-Tages-Mischproben und den 10-Perzentilen der 14-Tages-Mittelwerte (für Sauerstoff)

Messergebnisse für Bremen Farge liegen weder in Bremen noch in Niedersachsen in dem Um- fang vor wie für Hemelingen. Hier kann zur Bewertung auf die Ergebnisse der Unterweser- messfahrten zurückgegriffen werden, die regelmäßig alle zwei Monate in Koordination mir Nie- dersachsen durchgeführt wird. Dabei wird mit auflaufender Tide von Unterweser-Kilometer 80 bis zum Weserwehr in Bremen alle 5 Kilometer eine Probe genommen. Die Tabellen 2 bis 4 stellen exemplarisch die Bewertungen für Unterweser-km 25 (Höhe Farge), Unterweser-km 40 (Höhe Brake) und Unterweser-km 65 (Bremerhaven) dar. Daraus wird eine deutliche bis erhöh- te Belastung der Unterweser mit Nährstoffen ersichtlich. Alle Messwerte für Gesamt-Stickstoff, Nitrat-Stickstoff, Gesamtphosphor und Ortho-Phosphat-Phosphor können bestenfalls in Güte- klasse II-III eingestuft werden, meist wird lediglich Güteklasse III erreicht. In den letzten fünf Jahren hat sich die Belastung durch Ammonium- und Nitrit- Stickstoff verbessert. Hier wird an allen drei Flusskilometern seit Ende der 90er Jahre überwiegend in Güteklasse II eingestuft. Der Sauerstoffgehalt im Gewässer ist ausreichend hoch, um von einer mäßigen Belastung zu spre- chen (Güteklasse II). Aus Abbildung 1 ist allerdings eine Abnahme der Sauerstoffgehalte ab Unterweser-Kilometer 45 festzustellen. Hier beginnt die Trübungszone, in der sich das stärker salzhaltige Wasser der Nordsee mit dem Süßwasser des Binnengewässers mischt.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 III-IV III III III III III - IV - - - 1993 III-IV III II-III III III II-III - III-IV - - - 1994 III III II-III II-III III II-III III III-IV - - - 1995 III III II-III II-III III II-III II III-IV - - - 1996 III III II-III III III II-III II III-IV - - - 1997 III III II II-III III II-III II III-IV - - - 1998 III III II II-III II-III II-III II III-IV - - - 1999 III III II II II-III II-III I-II III-IV - - - 2000 III III II II III II-III II III-IV - - - 2001 III III II II II-III II-III II III-IV - - - 2002 III III II II-III III II-III II III - - - 2003 III III II II-III II-III II II-III III-IV - - -

Tab. 2: Bewertung der Nährstoffgehalte der Unterweser bei Kilometer 25 (Höhe Farge) (WK 26035, Typ 22.3), basierend auf fünf bis elfmaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

6 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 III-IV III II-III II-III III II-III - IV - - - 1993 III-IV III II-III II-III III II-III - III-IV - - - 1994 III III II-III II-III III III III III-IV - - - 1995 III III II-III II-III III II-III II III-IV - - - 1996 III III II III III III II-III IV - - - 1997 III III II II-III III II-III II IV - - - 1998 III III II II-III III II-III II III-IV - - - 1999 III III II II III II-III I-II IV - - - 2000 III III II II III II-III II IV - - - 2001 III III II II III II-III II III-IV - - - 2002 III III II II-III III II-III II III-IV - - - 2003 III III II II II-III II-III III IV - - -

Tab. 3: Bewertung der Nährstoffgehalte der Unterweser bei Kilometer 40 (Höhe Brake) (Typ 03), basierend auf fünf bis elfmaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 III III II-III II-III III III - IV - - - 1993 III III II II-III III III - IV - - - 1994 III III II-III II-III III III II-III IV - - - 1995 III III II-III II-III III II-III I-II IV - - - 1996 III II-III II-III II-III III III II-III IV - - - 1997 III III II II-III III II-III II IV - - - 1998 III III II II II-III II-III II IV - - - 1999 III III II II III III I-II IV - - - 2000 II-III II-III II II II-III II-III II IV - - - 2001 III III II II II-III II-III II IV - - - 2002 III III II II-III II-III II-III II-III IV - - - 2003 II-III II-III II II II-III II-III II IV - - -

Tab. 4: Bewertung der Nährstoffgehalte der Unterweser bei Kilometer 65 (Höhe Bremerhaven) (Typ 03), basierend auf fünf bis elfmaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

10.12.01

11.10.01

14.08.01

14.06.01

03.04.01 Datum der Messfahrt 05.02.01 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 Unterweser-km

6-7 7-8 8-9 9-10 10-11 11-12 12-13 13-14

Abb. 1: Sauerstoffgehalte [mg/l] in der Unterweser (Kilometer 0 (Wilhelm-Kaisen-Brücke in Bremen) bis Kilometer 80 (Außenweser)) im Jahr 2001

7 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

Ferner liegen für die Weser in Hemelingen und Farge Chlorophyll-a-Untersuchungen der Jahre 2002 und 2003 in der Vegetationsperiode vor, aus denen auf Eutrophierung geschlossen werden kann. Der Mittelwert der sechsmaligen Untersuchung bei Farge lag bei 13 µg/l. In Bremen Hemelingen wurde mit der gleichen Methode ein Mittelwert von knapp über 43 µg/l ermittelt. Hier muss die Weser als eu- bis polytroph bezeichnet werden. Die Verlangsamung der Fließ- geschwindigkeit der Weser vor dem Wehr führt zu einer Begünstigung für das Wachstum der Phytoplanktonzönose. Für das Übergangsgewässer Weser wurde eine Bewertung eutrophierender Parameter über die Frachtberechnung an küstennahen Messstellen vorgenommen. Es wird eine Belastung mit Stick- stoff festgestellt, die bezogen auf diesen Parameter zu der Einschätzung „Zielerreichung un- wahrscheinlich“ führt. Für die Phosphatbelastung kann keine endgültige Einschätzung vorge- nommen werden, deshalb gilt die Zielerreichung hier als unklar.

1.7 Prioritäre Stoffe Sowohl in der Mittelweser bei Hemelingen als auch in der Unterweser bei Farge wurden bei ersten orientierenden Messungen der 33 prioritären Stoffe Belastungen insbesondere durch die Schwermetalle Cadmium (vor allem im Sediment) und Blei (in Sediment und Wasser) festge- stellt. Bei Nickel (im Wasser) wurde das halbe Qualitätsziel überschritten. Weiterhin lagen deut- liche Überschreitungen des Qualitätsziels für Tributylzinn im Sediment (TBT) vor. Der Stoff wird auf Grund seiner bioziden Eigenschaften hauptsächlich in Anti-Fouling-Farben eingesetzt. Ne- ben der Wirkung als allgemeines Stoffwechsel- und Zellgift verursacht TBT ferner eine Schwä- chung des Immunsystems und wirkt hochgradig reizend für Haut und Schleimhäute. Bereits bei Untersuchungen zur Richtlinie 76/464/EWG (Ableitung gefährlicher Stoffe in Oberflächen- gewässer) an der Messstation Hemelingen wurden Qualitätsziel-Überschreitungen für TBT fest- gestellt. Durch die TBT-Belastung des Übergangsgewässers Weser wird auch hier die Zielerreichung des chemischen Zustand als unwahrscheinlich eingestuft. Eine weitere Überschreitungen gab es bei der Substanz Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEPH) an der Messstelle Farge. Phthalate allgemein werden als Weichmacher in PVC verwendet. Sie gehören zu den Chemikalien mit Verdacht auf hormonelle oder fruchtbarkeitshemmende Wir- kung und besitzen eine hohe Bioakkumulationsfähigkeit. DEHP ist dabei die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Verbindung. Alle weiteren Konzentrationen der prioritären Stoffe halten die bisher festgelegten Qualitäts- ziele ein, ein sehr großer Teil der nachgewiesenen Konzentrationen liegt sogar unter der Bestimmungsgrenze.

1.8 Punktquellen

1.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen In Bremen gibt es ein Reihe von Punktquellen, die direkt in die Weser einleiten. Insgesamt wer- den zehn Industriebetriebe, sechs Kläranlagen und ein Nahrungsmittelbetrieb als relevant an- gesehen (siehe Tabelle 5). Von den 10 Industriebetrieben ist allerdings nur einer (die Stahlwerke Bremen AG) berichtspflichtig nach EPER. Neun der zehn Industriebetriebe leiten in die Unterwe- ser ein (zwei davon in das stadtbremische Überseehafengebiet Bremerhaven). Lediglich das Kraftwerk Hastedt ist im Bereich Bremen Punktquelle in die Mittelweser.

8 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

Industrielle Direkteinleiter Kläranlagen >2000 EW Nahrungsmittelbetriebe - Stahlwerke Bremen* - Bremen-Seehausen - Fr. Weißheimer Malzfabrik - Swb-Synor GmbH / KW Hafen REA - Bremen-Farge - Swb-Synor GmbH / Hastedt REA - Bremerhaven ZKA - E.ON Kraftwerke - Delmenhorst - BREWA Umwelt-S - Nord-West-Kavernengesellschaft - Reiner Brach GmbH - BREGAL - Motorenwerke Bremerhaven - Lloyd Werft * EPER-pflichtig

Tab. 5: Relevante Direkteinleiter in die Weser in Bremen

Bei den Kläranlagen handelt es sich überwiegend um solche mit einer weitergehenden Behand- lung des Abwassers (biologische Stickstoff- und Phosphorelimination). Die mit Abstand größte ist die Kläranlage Bremen-Seehausen mit einer Auslegung für 1 Mio EW und einer Jahresab- wassermenge von gut 40 bis 50 Mio m³. Neben Seehausen leiten auch noch die Kläranlagen Farge und Delmenhorst in Bremen und die Zentralkläranlage in Bremerhaven in die Unterweser ein. Die Kläranlage -Scharmbeck ist Punktquelle für die Lesum und die Kläranlage Bremerhaven Nord für den Grauwall-Kanal. Einziger als Punktquelle relevanter Nahrungsmittelbetrieb in Bremen ist die Weißheimer Malz- fabrik. Weitere Punktquelle ist die Kaverne Lesum. In zeitlichen Abständen werden hier Tanks zur La- gerung von Erdgas und -öl aus dem Steinsalzformationen im Untergrund gespült. In diesem Zeiträumen kommt es zu einer Belastung der Weser in erster Linie durch Natrium-Chlorid.

1.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Vor Allem in die Unterweser gelangen in Bremen diverse Niederschlagswassereinleitungen. Zum Einen entwässert das gesamte Trennsystem in Bremen-Nord direkt in die Weser. Weiterhin wird das Niederschlagswasser des Logistikzentrums GVZ und des Gewerbegebiets Übersee-Stadt in die Weser geleitet. Auch das Gewerbegebiet Airport Stadt entwässert über die Neuenlander Wasserlöse und den Rablinghauser Vorfluter in die Unterweser. Laut hanseWasser (2002) befin- den sich insbesondere in den Bremischen Häfen Niederschlagswassereinleitungen, durch die erhöhte Schadstofffrachten ins Gewässer eingetragen werden. Diese Einleitungen sollen saniert werden um den Stoffeintrag ins Gewässer zu reduzieren. Werden Flächen in Gewerbegebieten angeschlossen, von denen eine höhere Belastung des Ge- wässers nicht auszuschließen ist, so werden Niederschlagswasserauffangbecken angelegt, die das Wasser zwischenspeichern und in denen Schwebstoffe sedimentieren sollen. So befinden sich im Logistikzentrum GVZ und im Gewerbepark Hansalinie Bremen mehrere solcher Niederschlagswasserauffangbecken.

1.9 Diffuse Quellen Als diffuse Quellen im Bereich Bremen kann die Schifffahrt inkl. des Hafenbetriebs angesehen werden.

9 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

1.10 Altablagerungen An die Weser in Hemelingen grenzen zwei Altablagerungen an. Zum Einen handelt es sich um eine Fläche beim Allerkai, auf der im Zeitraum 1958-1961 Hausmüll, Bauschutt, gewerbliche Abfälle, Ölschlämme und Asbestabfälle ausgebracht wurden. Die Altablagerung ist von Auen- lehm unterlagert und zur Weser hin eingespundet, die Oberfläche ist größtenteils versiegelt. Bei 1994 durchgeführten Untersuchungen (Rammkernsondierungen) wurde kein Stauwasser fest- gestellt. Eine Beeinflussung des Oberflächengewässers durch die Altablagerung wird als un- wahrscheinlich angesehen. Eine weitere Altablagerung befindet sich direkt am Hemelinger See. Hier wurden im Zeitraum 1969-1970 Hausmüll, Bauschutt und gewerbliche Abfälle eingelagert. Bisher gibt es zu wenig Untersuchungen, so dass eine Beeinflussung des Oberflächengewässers nicht auszuschließen ist. An der Unterweser gibt es eine Altablagerung auf dem ehemaligen Vulkan-Gelände. In einem Zeitraum von 1945-1967 wurden hier Schlacke, Bauschutt, Kohlenwasserstoffe und gewerbli- che Abfälle gelagert. Auf Grund der umfangreichen Sicherungsmaßnahmen wird jedoch eine Beeinflussung des Oberflächengewässers durch die Altablagerung unterbunden.

1.11 Sonstige anthropogene Belastungen Bei Untersuchungen im Rahmen der Richtlinie 76/464/EWG (Ableitung gefährlicher Stoffe in Oberflächengewässer) an der Messstation Hemelingen wurden Qualitätsziel-Überschreitun- gen bei den Stoffen Uran und Zink festgestellt. Beide Stoffe stammen wahrscheinlich aus dem Bergbau im Harz und werden aus Niedersachsen nach Bremen eingetragen. Messungen der Stoffen Dibutylzinn und Kupfer ergaben sowohl in Farge als auch in Hemelingen Überschreitun- gen des halben Qualitätsziels. Weiterhin kommt es durch die Schifffahrt und durch Baggerarbeiten zu einer Belastung. Das schlickhaltige Baggergut aus der Hafenunterhaltung der bremischen Häfen (Bremen-Stadt und Bremerhaven) wird auf Grund der TBT-Belastung seit 1997 nicht mehr im Wurster Arm in Bre- merhaven umgelagert sondern im Rahmen der Integrierten Baggergutentsorgung landfest auf der Baggergutdeponie Bremen-Seehausen untergebracht. Jährlich müssen aus den bremischen Häfen insgesamt ca. 310 000 m³ feinkörniges Material an Land entsorgt werden.

1.11.1 Aufwärmung An der Unterweser gibt es auf Bremer Gebiet drei Kraftwerke, die zu einer Erwärmung der Weser beitragen: das E.ON-Kraftwerk in Farge und das Kraftwerk Hafen sowie Mittelsbüren der Stadtwerke Bremen. In der Mittelweser in Bremen führen die Kraftwerke Robert Frank und das Kraftwerk Hemelingen zu einer Aufwärmungen der Weser. Konkrete Daten liegen nicht vor, es gelten die Regeln des Wärmelastplans. Sehen die Kraftwerksbetreiber in den Sommer- monaten die Gefahr, dass die Einleittemperatur mehr als 30°C betragen kann, so wird eine Sondergenehmigung beantragt, den Grenzwert überschreiten zu dürfen. Es handelt sich hierbei um einmalige, kurzfristige Genehmigungen. In der Regel wird eine Einleittemperatur von 32°C zugelassen. Die maximal zulässige Temperatur von 28°C in der Unterweser oberhalb der Brackwassergrenze wird hierbei eingehalten. In jedem Fall wird alternativ geprüft, ob die Kraftwerksleistung heruntergefahren werden kann, um so den Grenzwert einzuhalten.

10 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

Probleme durch Aufwärmungen im Gewässer resultieren vor Allem aus einer Verminderung des Sauerstoffgehaltes, einer Erhöhung der Stoffwechseltätigkeit (insbesondere relevant im Winter während der „Ruhephasen" der Organismen) und der ökologischen Barriere für an niedrige Temperaturen adaptierte Tiere. Weiterhin kann es insbesondere in Staubereichen (wie beispiels- weise vor dem Weserwehr) zu erheblichen Aufwärmungen in den Sommermonaten kommen.

1.11.2 Wasserentnahmen Die Stahlwerke Bremen entnehmen für Produktionszwecke Wasser aus der Unterweser. Es handelt sich um eine kontinuierliche Entnahme von durchschnittlich 2200 l/s, von denen im Produktionsprozess 220 l/s verdunsten und 1980 l/s wieder eingeleitet werden. Die Entnahme beträgt weniger als 0,1 % des mittleren Abflusses.

1.11.3 Salzbelastung In regelmäßigen Abständen werden von der Kaverne Lesum neue Tanks zur Einlagerung von Öl und Gas aus den Steinsalzformationen des Untergrundes gespült. Dieses Spülwasser wird bei Unterweser-km 16 in die Weser eingeleitet. Weitere Mengen Salzwasser können auch beim Aus- und Umlagern der Substanzen in der Kaverne in die Weser abgeleitet werden. Ferner wird die Weser durch den thüringischen Kalibergbau mit Salzen belastet. Es wurden und werden intensive Anstrengungen unternommen, um diese Belastungsquelle zu verringern.

1.12 Schutzgebiete Die Weser und die rechtsseitig einmündende Lesum bilden eine Art Keil, in dem das Land- schaftsschutzgebiet Werderland liegt. Der zentrale Teil dieses Gebietes wurde 1996 als NSG „Werderland“ unter Naturschutz gestellt, da er ein wesentlicher Bestandteil des Feuchtwiesen- rings um Bremen ist. Es handelt sich um eine typische großflächig offene, baumarme Marschen- landschaft mit Biotopkomplexen aus Feuchtgrünland, Brachen, Gräben, Kleingewässern, Röhrichten und Auengewässern, die durch jahrhundertelange menschliche Nutzung geprägt ist. Weiterhin ist die Mittelweser in Bremen nach EG-Richtlinie 79/409/EWG Vogelschutzgebiet. Sowohl die Mittelweser als auch die Unterweser sind nach der EG-Fischgewässerrichtlinie (78/659/EWG) als Cyprinidengewässer schützenswert.

1.13 Bewertung Alle drei Wasserkörper der Weser, an denen das Land Bremen Anteile hat, werden den guten Zustand nach Wasserrahmenrichtlinie wahrscheinlich nicht erreichen. Sowohl die Mittelweser zwischen Bremen und Aller (WK-Nr. 12046) als auch die Unterweser im Tidebereich oberhalb Brake (WK-Nr. 26035) sind auf gesamter Länge strukturell sehr stark bis vollständig verändert (Strukturgüteklasse VI und VII). Aus diesem Grund wird die Bundes- schifffahrtsstraße Weser vorläufig als erheblich verändert ausgewiesen. Die Mittelweser hat durch die Stauregulierung den Fließcharakter eines Tieflandstromes innerhalb der meisten Zeit des Jahres verloren. In den Staubereichen kann es in den Sommermonaten zu erheblichen Auf- wärmungen und verstärkter Algenbiomasseproduktion kommen. Sowohl bei der Besiedlung durch Makrophyten als auch durch Makrozoobenthos sind an den Messstellen Hemelingen und Farge deutliche Defizite im Vergleich zur Referenzbiozönose zu verzeichnen.

11 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet:12 bzw. 26

Für die beiden Binnenwasserkörper ist eine Chlorid-Belastung durch Einleitungen aus der Thürin- gischen Kaliindustrie zu verzeichnen. Seit einigen Jahren gibt es ein Konzept, nach dem die Salzabwässer gedrosselt und gleichmäßig eingeleitet werden müssen. Seitdem sind die Chlorid- konzentrationen nur wenig schwankend und extrem hohe Spitzenwerte kommen in der Regel nicht mehr vor. Alle drei Wasserkörper der Weser weisen Überschreitungen der Qualitätsziele prioritärer Stoffe auf. Der gute chemische Zustand wird also in keinem der drei Wasserkörper erreicht.

1.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

12 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

2. Wümme

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme) Anzahl Wasserkörper (WK) 6 davon in Bremen: 1 Typ Nr. 22.2 Typ-Bezeichnung Flüsse der Marschen 2 biol. Gewässergüte II bis II-III Strukturgüte weitgehend IV und V Aufstiegsbehinderung nein Gesamt-Stickstoff [mg/l] II-III bis III Nitrat-N [mg/l] weitgehend II-III Gesamt-Phophor [mg/l] weitgehend II-III Orthophosphat-P [mg/l] II bis II-III Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges Tideeinfluss

2.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Wümme entspringt im Raum Schneverdingen und vereinigt sich nach etwa 115 km mit der Hamme zur Lesum, die ihrerseits wenige Kilometer unterhalb in die Weser mündet. Das Wümme- Einzugsgebiet weist eine Größe von 2188 km² auf und ist das niedersächsische Bearbeitungs- gebiet 24. Der Unterlauf der Wümme ist tidebeeinflusst (und weist damit wechselnde Strömungs- richtungen auf) und von Schutzdeichen begrenzt. Die Entwässerung der Flächen hinter dem Deich erfolgt über Schöpfwerke und Siele. Gegen Sturmfluten ist das Gewässer durch das Lesum- sperrwerk geschützt. Oberhalb von Bremen, in der Nähe von Ottersberg, teilt sich der Gewässer- lauf der Wümme in Nord-, Süd- und Mittelarm, die an der Bremer Landesgrenze wieder zusam- menfließen. Wichtigste Zuflüsse im Bereich Bremen sind der Deichschlot/Embser Mühlengraben, die Wörpe, der Kuhgraben und die Kleine Wümme. Der gesamte Flusslauf der Wümme wird im Niedersächsischen Fließgewässerschutzsystem als Hauptgewässer 1. Priorität gesehen, dass heißt er soll in dem Maße geschützt und renaturiert werden, dass sich unter naturnahen Bedingungen typische Arten- und Biotopvielfalt auf der gesamten Fließstrecke wieder einstellen können. Der Unterlauf der Wümme ist fast auf kom- pletter Länge Naturschutzgebiet (siehe auch Kapitel 12, Schutzgebiete) und nach EG-Fisch- gewässerrichtlinie als Schutzgebiet für Cypriniden (Karpfenartige) ausgewiesen. Das Einzugsgebiet der Wümme ist insgesamt stark anthropogen geprägt. Zur Nutzbarmachung der Flächen als Siedlungsraum und landwirtschaftliche Fläche wurden Deiche, Siele und Schöpf- werke angelegt, um Überflutungen und hohe Grundwasserstände zu verhindern bzw. zu sen- ken. Zur Verbesserung der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen wurde das Ge- wässer ausgebaut und Sohlenabstürzen, Stau- und Wehranlagen errichtet. Bis zur Borgfelder Brücke ist die Wümme Bundeswasserstraße.

13 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

2.2 Wasserkörper und Referenztyp Der gesamte bremische Abschnitt der Wümme ist als ein Wasserkörper des Referenztyps 22.2 (Flüsse der Marschen) eingestuft.

• Unterlauf der Wümme (WK-Nr. 24006)

Fotos: Lothar Naumann 2.3 Biologische Gewässergüte

2.3.1 Makrozoobenthos Der Unterlauf der Wümme ist tidebeeinflusst. Im Niederblockland beträgt der mittlere Tidenhub 2 m, in Borgfeld 1,10 m. Dieser starke Tideeinfluss und eine für die Besiedlung durch Makrozoo- benthos ungünstige Uferstruktur (große Schlickflächen) machen sich in einem starken Rück- gang der Artenvielfalt von der Bremer Landesgrenze im Bereich Ebbensiek (Wümme Südarm) bis zur Lesum bemerkbar. Bisher konnten im Bereich Ebbensiek 62 Arten nachgewiesen wer- den. Eintagsfliege sind mit 16 Arten die am stärksten vorkommende Tiergruppe. Die Eintagsflie- gen Brachycerus harrisellus und Heptagenia flava sind in der Roten Liste Deutschland als ge- fährdet eingestuft. Im Bereich Katrepel ist die Individuen- und Artendichte mit nur noch 47 Arten deutlich geringer. Auch hier sind die Eintagsfliegen die artenreichste Gruppe. Im weiteren Verlauf des Gewässers sinkt die Artenvielfalt auf nur noch 11 nachgewiesene Taxa im Bereich der Ritterhuder Heerstraße. Im Unterlauf der Wümme treten Brackwasserarten wie der Polyp Cordylophora caspia und der Flohkrebs Gammarus zaddachi auf. Insgesamt wird der Unterlauf der Wümme von Ebbensiek bis fast auf Höhe Gehrden in Gewässer- güteklasse II und unterhalb bis zum Zusammenfluss mit der Hamme in Gewässergüteklasse II-III eingestuft. Als Marschengewässer wird die Zielerreichung in Bezug auf den Parameter biologi- schen Gewässergüte somit als wahrscheinlich angesehen.

2.3.2 Fische Die Fischfauna des Unterlaufs der Wümme wurde von Niedersachsen beprobt. Nach Angaben des Dezernats für Binnenfischerei beim Niedersächsischen Landesamt für Ökologie wurde im Nordarm ein großes Artenspektrum nachgewiesen, das unter Anderem Flussneunaugen und Meerforellen beinhaltet. Fast alle Arten, die in diesem Flussabschnitt typischerweise zu erwar- ten sind, waren vertreten und scheinen sich erfolgreich zu reproduzieren. Erwartet und nicht nachgewiesen wurden nur Schnepel, Stör und Zärte. Die Ergebnisse der Untersuchungen der Wümme lassen insgesamt darauf schließen, dass Wanderfische bis Rotenburg bzw. Scheeßel wandern können. Eine endgültige Einschätzung der Zielerreichungswahrscheinlichkeit wurde vom Dezernat für Binnenfischerei noch nicht vorgenommen. 14 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

2.3.3 Makrophyten Der Unterlauf der Wümme als deutlich verarmt. Tidebedingte Wasserstandsschwankungen und Sedimentation führen zu einen nahezu aphytischen Gewässerlauf. Allerdings sind auf den Außen- deichsflächen dichte Röhrichtbestände vorhanden, die in geringem Maße wirtschaftlich genutzt werden.

2.3.4 Phytoplankton In der Wümme wurden keine bremischen Phytoplanktonuntersuchungen durchgeführt. Aller- dings liegt eine niedersächsische Messstelle im Wümme-Unterlauf (Höftdeich). Für die dort durch- geführten Untersuchungen liegen allerdings noch keine zur Beurteilung nutzbaren Ergebnisse vor.

2.3.5 Phytobenthos Auch für das Phytobenthos liegen keine bremischen Untersuchungen in der Wümme vor. Eine abschließende Bewertung der niedersächsischen Beprobung liegt noch nicht vor. Die Ergeb- nisse der Untersuchung im Frühjahr 2002 lassen aber an der Messstelle Höftdeich auf ein eutro- phes Gewässer mit der Tendenz zu polytroph schließen. CORING (2003) setzt in einem Ansatz den eutrophen Zustand als Grenzzustand für die Erreichung des guten ökologischen Zustands fest. Die Wümme erreicht also möglicherweise das Ziel des guten ökologischen Zustands für diese Qualitätskomponente nicht. Der Halobienindex lässt auf eine mäßige Belastung durch den Salzgehalt schließen. Dies ist vermutlich auf den Einfluss des Tidestroms der Weser sowie im Untergrund vorkommende Salzstöcke und dadurch erhöhte Chloridkonzentrationen im oberen Grundwasserleiter zurückzuführen. Ein Wasserrahmenrichtlinien-konformes Bewertungsverfahren für das Phytobenthos liegt noch nicht vor.

2.4 Strukturgüte Der Unterlauf der Wümme wird auf einem Großteil der Fließstrecke in die Strukturgüteklassen IV und V eingestuft (deutlich verändert und stark verändert). Im Bereich Borgfeld/Lilienthal befin- den sich allerdings auch drei Kilometerabschnitte, die stark befestigt sind und deshalb als sehr stark bzw. völlig verändert angesehen werden müssen (Strukturgüteklasse VI und VII). Zu der Einstufung, die im Vergleich zu anderen bremischen Gewässern relativ gut ist, kommt es durch den naturnahen Flusslauf. Die Wümme fließt in großen Mäandern. Auch die ausgedehnten Schilf- bestände führen zu einer Aufwertung des Gewässers. Besser konnte die Struktur des Gewäs- sers allerdings nicht bewertet werden, da weite Strecken des Ufers mit Steinschüttung befestigt sind und die Aue des Gewässers teilweise bebaut ist.

2.5 Wanderhindernisse Im Unterlauf der Wümme befinden sich keine Bauwerke, die eine Passierbarkeit für wasser- bewohnende Lebewesen einschränken.

2.6 Trophie Die Wümme ist ein mit Nährstoffen belastetes Gewässer (siehe Tabelle 6). Besonders die Gesamtstickstoff- und die Nitrat-Stickstoffgehalte führen bestenfalls zu einer Einstufung in Gü- teklasse II-III (deutlich belastet). Ähnlich verhält es sich für den Parameter Gesamtphosphor. Lediglich für Ortho-Phosphat-Phosphor kann in der Wümme von einer mäßigen bis deutlichen 15 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

Belastung (Güteklasse II bis II-III) ausgegangen werden. Dieses ist wahrscheinlich mit der inten- siven landwirtschaftlichen Nutzung des gesamten Einzugsgebietes zu erklären. Auf diffusem Weg gelangen die Nährstoffe ins Gewässer. Werden zum Vergleich die Ergebnisse der Trendmessstellen Truperdeich und Ottersberg (Wümme-Nordarm) herangezogen (Gewässer- gütebericht 2000 des Landes Niedersachsen), so zeigt sich ein ähnliches Belastungsbild. Für den Parameter Chlorid wurde an den niedersächsischen Messstellen allerdings nur eine mäßige Be- lastung (Güteklasse II) festgestellt, an der bremischen Messstelle Kuhsiel dagegen eine deutli- che (Güteklasse II-III). Vermutlich macht sich hier der Einfluss des hohen Chloridgehalts im obe- ren Grundwasserleiter bemerkbar. Die Sauerstoffgehalte im Gewässer sind als gut zu bezeich- nen, die Belastungen entsprechen Güteklasse I-II. Eine Indikation mit Hilfe des Phytobenthos im Frühjahr 2002 führt an der Messstelle Höftdeich zu einer Bewertung der Wümme als eutrophes Gewässer mit der Tendenz zu polytroph.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 IIII II-III II II-III III II I-II II-III - - - 1993 III II-III II II-III III II-III I-II II-III - - - 1994 III II-III II-III II-III III II-III I-II II-III - - - 1995 III II-III II II-III II-III II-III I-II II-III - - - 1996 III II-III II III II-III II I-II II-III - - - 1997 III II-III II III-IV II-III II II II-III - - - 1998 II-III II-III II II-III II-III II I-II II-III - - - 1999 III III II II-III II-III II-III I-II II - - - 2000 II-III II-III I-II II-III II II I-II II-III - - - 2001 III III II II-III II-III II I-II II-III - - - 2002 II-III II-III II II-III II-III II-III I-II II-III - - - 2003 II-III III I-II III II-III II-III I-II II - - -

Tab. 6: Bewertung der Nährstoffgehalte der Wümme unterhalb der Kuhsielschleuse (WK 24006, Typ 22.2), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

2.7 Prioritäre Stoffe Eine Untersuchung der prioritären Stoffe wurde in der Wümme von Seiten der Bremer Behörde nicht durchgeführt. Bei einer niedersächsischen Untersuchung im Jahr 2002 wurde bei Höftdeich eine Belastung des Wassers mit Nickel festgestellt.

2.8 Punktquellen

2.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Es liegen keine Punktquellen in die Wümme auf bremischer Seite vor.

2.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Aus Bereichen mit Trennentwässerung gelangen jährlich indirekt (über kleiner Gewässer) etwa 3 370 242 m³ Niederschlagswasser in die Wümme. Die Angaben beziehen sich auf öffentliche Einleitungen von Flächen im Trennsystem, die von dem für Bremen abwasserbeseitigungs- pflichtigen Betrieb hanseWasser unterhalten werden. Schätzungsweise 70-80% der Fläche sind mit der oben genannten Zahl erfasst. Zusätzlich gibt es weitere private und öffentliche Einleitun- gen.

16 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

2.9 Diffuse Quellen Diffuse Einträge können aus der Landwirtschaft in die Wümme gelangen. Die erhöhten Kon- zentration an Stickstoff- und Phosphorverbindungen sind vermutlich auf die landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebietes zurückzuführen. Durch die Schifffahrt können weitere diffuse Be- lastungen in der Wümme auftreten.

2.10 Altablagerungen Auf bremischem Gebiet grenzen keine Altablagerungen an die Wümme.

2.11 Sonstige anthropogene Belastungen Eine Belastung des Gewässers ist durch den Tidenhub zu verzeichnen. Ferner kann es durch Wellenschlag, bedingt durch die Schifffahrt, zu mechanischen Belastungen der Ufer kommen.

2.12 Schutzgebiete Die Wümme ist ein Hauptgewässer 1. Priorität im Niedersächsischen Fließgewässerschutz- system. Sie soll in dem Maße geschützt und renaturiert werden, dass sich eine unter naturnahen Bedingungen typische Arten- und Biotopvielfalt auf ihrer gesamten Fließstrecke wieder einstel- len kann. Der gesamte Flusslauf der Wümme auf bremischem Gebiet steht unter Naturschutz. Die „Borgfelder Wümmewiesen“ sind mit 677 ha das größte Naturschutzgebiet in Bremen (aus- gewiesen 1987) und in das Förderprogramm der Bundesregierung „Naturschutzvorhaben gesamt- staatlich repräsentativer Bedeutung“ aufgenommen. Das Gebiet ist gleichzeitig Vogelschutz- gebiet nach EG-Richtlinie 79/409/EWG. Bei den Borgfelder Wümmewiesen handelt es sich um eines der letzten ausgedehnten zeitweise überschwemmten Feuchtwiesengebiete Deutschlands. Sie sind Lebensraum zahlreicher bedrohter Pflanzen- und Tierarten und eines der wichtigsten norddeutschen Rastgebiete nordischer Zugvögel. Der Nachweis zahlreicher Rast- und Brutvogel- Arten, Flussneunaugen, Meerneunaugen, Fischotter und der Grünen Keiljungfer sowie die Tat- sache, dass es sich beim Wümme-Unterlauf um einen naturnahen Flusslauf mit Auwaldresten handelt, begründen die Ausweisung von Teilen der Borgfelder Wümmewiesen als FFH-Gebiet. Der Unterlauf der Wümme ist aufgrund sein Naturnähe als NSG „Untere Wümme“ seit 1991 geschützt. Die tidebeeinflussten Außendeichsflächen bieten Raum für Süßwasserwatten, aus- gedehnte Schilfröhrichte sowie typische Weidengebüsche und Auwaldreste. Schutzziel ist der Erhalt der einzigartigen, schönen und naturbelassenen Flußniederung Bremens. Weiterhin ist die Wümme nach der EG-Richtlinie 78/659 (Fischgewässerrichtlinie) ein Cypriniden- gewässer.

2.13 Bewertung Sowohl die biologische Gewässergüte also auch die Strukturgüte und die prioritären Stoffe las- sen ein Einschätzung des Wümme-Unterlaufs in „Zielerreichung wahrscheinlich“ zu. Allerdings weisen die Makrozoobenthos-Zönose und die Makrophyten deutliche Defizite im Vergleich zur Referenzbiozönose auf. Ferner ist das Gewässer durch Nährstoffe belastet.

2.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

17 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

3. Lesum

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 Typ Nr. 22.2 neu Typ-Bezeichnung Flüsse der Marschen biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte weitgehend VI Aufstiegsbehinderung nein Gesamt-Stickstoff [mg/l] überwiegend III Nitrat-N [mg/l] II-III und III Gesamt-Phophor [mg/l] überwiegend III Orthophosphat-P [mg/l] überwiegend II-III Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges vorläufige Ausweisung als erheblich verändert

3.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Lesum ist ein natürliches Gewässer auf bremischen Gebiet, das aus dem Zusammenfluss von Wümme und Hamme entsteht und nach einer Fließstrecke von gut 10 km rechtsseitig in die Weser mündet. Sie gehört zum niedersächsischen Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme). Das Lesumsperrwerk verhindert das Eindringen von Sturmfluten in den Gewässerlauf. Linksseitig befindet sich ein Deich, der das Hinterland vor Hochwässern schützt. Rechtsseitig grenzt die Lesum an die Geestkante, so dass hier bis auf den kurzen Abschnitt unterhalb des Lesumsperr- werks keine Deiche notwendig sind. Die Lesum weist einen mittleren Tidenhub von 3 m auf. Sie ist Bundeswasserstraße.

3.2 Wasserkörper und Referenztyp Der gesamte Flusslauf der Lesum ist ein Wasserkörper. Er wird dem Referenztyp 22.2 (Flüsse der Marschen) zugeordnet.

• Lesum (WK-Nr: 24007) Die Lesum ist ein intensiv ausgebautes Gewässer. Die Ufer sind intensiv mit Steinpackung gesichert. In einigen Abschnitten finden sich im Uferbereich Schilfbestände. Foto links: Lesum unterhalb Burger Brücke, Foto rechts: Lesumsperrwerk und Sporthafen Grohn.

18 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Lesum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

3.3 Biologische Gewässergüte

3.3.1 Makrozoobenthos Die Lesum ist bezogen auf das Makrozoobenthos mit 17 ermittelten Arten ein sehr arten- und individuenarmes Gewässer. Überwiegend handelt es sich um Brackwasserarten. Am stärksten vertreten sind die Krebstiere mit 6 Arten. Negativ auf die Besiedlungsmöglichkeiten für Makrozoo- benthosorganismen wirken sich der mittlere Tidehub von 3 m und die strukturarmen Ufer aus. Die geringen Arten- und Individuendichte erlauben in der Regel keine Bewertung der Saprobie auf Basis des Makrozoobenthos. Aufgrund der weiteren Parameter wird die Lesum bezogen auf den Sauerstoffhaushalt als kritisch belastet (Gewässergüteklasse II-III) eingestuft. Dennoch würde sie als Marschengewässer bei den derzeitigen Bewertungsansätzen die Ziele der Wasser- rahmenrichtlinie bezogen auf das Makrozoobenthos erreichen.

3.3.2 Fische Es liegen keine aktuellen Daten zu Fischbeständen in der Lesum vor.

3.3.3 Makrophyten Zum Teil sind im Uferbereich der Lesum noch Schilfbestände zu finden. Ansonsten erschweren der Tidenhub und die damit verbundene Lichtlimitierung durch Trübung ein Ansiedeln von Ma- krophyten.

3.3.4 Phytoplankton Phytoplankton-Untersuchungen in der Lesum wurden nicht durchgeführt.

3.3.5 Phytobenthos Es liegen keine Daten zu Phytobenthos-Untersuchungen in der Lesum vor.

3.4 Strukturgüte Mehr als 90 % der Lesum sind sehr stark verändert und werden in die Strukturgüteklasse VI eingestuft. Ein Abschnitt sogar in Strukturgüteklasse VII. Die Bewertung resultiert in erster Linie aus dem intensiven Uferverbau, dem dicht am Gewässer liegenden Deich und dem großflächigen Fehlen von Uferstreifen und typischem Uferbewuchs. Eine Ausweisung als erheblich veränder- tes Gewässer wird in Erwägung gezogen.

3.5 Wanderhindernisse In der Lesum befinden sich keine Bauwerke, die eine Wanderung wasserbewohnender Lebe- wesen verhindern. Das Lesumsperrwerk ist in der Regel geöffnet und somit passierbar.

3.6 Trophie In der Lesum ist eine deutliche Nährstoffbelastung festzustellen. Die meisten Stickstoff- und Phosphorverbindungen führen zu einer Einstufung schlechter als Güteklasse II. Bei den Para- metern Gesamtphosphor und Ammonium-Stickstoff wird über die Hamme eine große Menge eingetragen. Laut Gewässergütebericht des Landes Niedersachsen (2000) führen die Messun- gen an der Trend-Messstelle Tietjens Hütte in der Hamme zu einer Einstufung in Güteklasse III bzw. III-IV für beide Parameter. Eine Belastung durch Gesamtstickstoff und Nitrat-Stickstoff ist in der Hamme allerdings nicht festzustellen. Eine Belastung durch diese Parameter ist auch in der Wümme festzustellen, allerdings wird hier Güteklasse II-III erreicht, in der Lesum meist nur 19 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Lesum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

Güteklasse III (siehe Tabelle 7). Dass diese Belastung von der Kläranlage Osterholz-Scharmbeck herrührt, die in die Lesum einleitet, ist unwahrscheinlich, da die Reinigungsleistung der Kläranla- ge als gut zu bezeichnen ist. Evtl. werden die Stickstoffverbindungen auf diffusem Weg in das Gewässer eingetragen. Besonders hoch ist das Gewässer mit Chlorid belastet. Hier kann oft nicht besser als in Güteklasse III-IV eingestuft werden. Die Belastung rührt zum Einen von der Tidebewegung der Weser her, die hohe Chloridfrachten mit sich führt. Diese werden mit dem Flutstrom in die Lesum gedrückt. Die Spannbreite der gemessenen Chloridkonzentrationen zwischen 46 und 425 mg/l verdeutlicht dieses. Ein natürliche Belastungsquellen sind der im tiefen Untergrund liegende Salzstock und die hohen Chloridkonzentrationen im oberen Grundwasserleiter. An- thropogen verstärkt wird der Salzeintrag, wenn aus den Steinsalzformationen (NaCl) neue Hohl- räume ausgespült werden, die von der Kaverne Lesum zur Einlagerung von Öl und Gas genutzt werden. Das Spülwasser wird zwar in die Weser eingeleitet, kann aber durch das Hin- und Herschwingen des Wassers infolge der starken Tidebewegung in die Lesum gedrückt werden. Die Sauerstoffsituation im Gewässer kann weitgehend als gut bezeichnet werden.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - - 1993 III III II-III III III II-III II III-IV - - - 1994 III III II-III III III II-III I-II III-IV - - - 1995 III III II-III II-III II-III II-III I-II III - - - 1996 III III II-III II-III III II-III II III-IV - - - 1997 III III II II-III III II I-II III-IV - - - 1998 III III II III III III I-II II - - - 1999 III III II II-III II-III II-III I-II III-IV - - - 2000 III III II II III II-III II III-IV - - - 2001 II-III II-III II II III II-III II-III III-IV - - - 2002 III II-III II II-III III-IV III-IV I-II II - - - 2003 III II-III II II II-III II I-II III-IV - - -

Tab. 7: Bewertung der Nährstoffgehalte der Lesum am Lesumsperrwerk (WK 24007, Typ 22.2), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

3.7 Prioritäre Stoffe In der Lesum liegen keine Untersuchungen zu prioritären Stoffen vor.

3.8 Punktquellen

3.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Die Kläranlage Osterholz-Scharmbeck leitet das gereinigte Abwasser in die Lesum. Die Kläran- lage ist mit eine Anlage zur biologischen Stickstoff- und Phosphorelimination ausgestattet. An die Kläranlage sind 27 000 Einwohner angeschlossen, die eine Gesamtabwassermenge von 1,85 Mio m³ produzieren. Die Mindestanforderungen der Erlaubnis werden von der Kläranlage unterschritten. Über das Maschinenfleet gelangen Stoffeinträge aus den Notüberläufen der Kleinen Wümme in die Lesum.

20 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Lesum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

3.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Große Bereiche der bebauten Fläche des Einzugsgebiets der Lesum im Bremen-Nord werden im Trennsystem entwässert. Daraus gelangen jährlich etwa 943 887 m³ Niederschlagswasser di- rekt oder indirekt über kleinere Gewässer in die Lesum. Die Angaben beziehen sich auf öffent- liche Einleitungen, die von dem für Bremen abwasserbeseitigungspflichtigen Betrieb hanseWasser unterhalten werden. Schätzungsweise 70-80 % der Fläche sind mit der oben genannte Zahl erfasst. Zusätzlich gibt es weitere private und öffentliche Einleitungen.

3.9 Diffuse Quellen Die Schifffahrt auf der Lesum stellt eine mögliche diffuse Belastungsquelle in der Lesum dar.

3.10 Altablagerungen Im Bereich der Lesum sind mehrere Altablagerungen identifiziert worden. Im Stadtteil Burg- damm gibt es eine Fläche, auf der im Zeitraum 1945-1962 Bauschutt und Kohlenwasserstoffe gelagert wurden. Die Oberfläche der Altablagerung ist größtenteils versiegelt. Eine leichte Be- einflussung des Oberflächengewässers wird zwar vermutet, aber eine 1991 im Rahmen von Untersuchungen durchgeführte Prüfung von Sanierungsmaßnahmen ergab, dass im Vergleich zur Austragsgefährdung nur unverhältnismäßig hohem Aufwand zu realisieren wären. Das Stau- wasser wird regelmäßig im Rahmen des Altablagerungs-Überwachungsprogramms untersucht. Vor allem eine Belastung durch PAKs wird hierbei regelmäßig festgestellt. Eine weitere Fläche in Burgdamm wurde von 1962-1968 zur Ablagerung von Boden und Bauschutt genutzt. Erste Vor- untersuchungen weisen auf ein geringes Gefährdungspotential der Fläche hin. Es existieren weitere sehr kleine Flächen, auf denen beispielsweise Sand, Bauschutt und Schlämme gelagert werden. Eine Beeinflussung der Lesum durch diese Flächen wird als unwahrscheinlich angesehen. In Burgdamm gibt es eine Altablagerung von Bauschutt und gewerblichen Abfälle aus dem Zeit- raum 1945-1962. 1997 wurde an einer Stelle austretendes Sickerwasser und im Abstrom be- findliches Grabenwasser untersucht. Hierbei wurden insbesondere im Sickerwasser erhöhte Schwermetallgehalte ermittelt. Im Graben lagen die gemessenen Konzentrationen allerdings in der Regel weit unterhalb von Maßnahmenschwellenwerten. Da die Altablagerungsfläche nicht direkt an die Lesum grenzt, wird eine Beeinflussung des Oberflächengewässers als unwahr- scheinlich angesehen. In Burg-Grambke gibt es eine Altablagerung mit gewerblichen Abfällen aus dem Ablagerungs- zeitraum 1962 bis 1972. Die Fläche ist von Gräben umgeben, die über den Deichkampsgraben in die Lesum entwässern. Auf Grund von Analysenergebnisse einer 1987 durchgeführten Grundwasseruntersuchung kann eine Beeinflussung der angrenzenden Oberflächengewässer nicht ganz ausgeschlossen werden.

3.11 Sonstige anthropogene Belastungen In der Lesum kommt es durch die Schifffahrt zu einer Belastung der Ufer durch Wellenschlag und vermutlich auch zu einer stofflichen Belastung.

3.11.1 Aufwärmung Liegen in der Lesum nicht vor.

21 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Lesum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

3.11.2 Wasserentnahmen Die Kaverne Lesum entnimmt regelmäßig, aber in zeitlich größeren Abschnitten Wasser, um die unterirdischen Tanks zu spülen.

3.11.3 Salzbelastung Wenn die Kaverne Lesum neue unterirdische Tanks anlegt, kommt es für den Zeitraum der Freispülung vermutlich indirekt über die Weser zu einer Salzbelastung in der Lesum.

3.12 Schutzgebiete Das linksseitig an die Lesum angrenzende Werderland ist nach EG-Gesetzgebung als Vogel- schutzgebiet ausgewiesen. Der zentrale Teil dieses Gebietes wurde 1996 als NSG „Werder- land“ unter Naturschutz gestellt, da er ein wesentlicher Bestandteil des Feuchtwiesenrings um Bremen ist.

3.13 Bewertung Für die Lesum ist die Zielerreichung des guten Zustands nach Wasserrahmenrichtlinie unklar. Die Besiedlung mit Makrozoobenthos ist von deutlichen Defiziten gekennzeichnet, die Strukturgüte spiegelt einen sehr stark veränderten Fluss wieder und es liegt eine deutliche bis erhöhte Bela- stung mit Nährstoffen vor. Die Lesum wurde vorläufig als erheblich verändert ausgewiesen.

3.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

22 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

4. Ochtum

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 23 (Ochtum) Anzahl Wasserkörper (WK) 3 davon in Bremen: 1 komplett, 2 anteilig Typ Nr. 19 bzw. 22.2 Typ-Bezeichnung Fließgewässer der Niederungen bzw. Flüsse der Marschen biol. Gewässergüte II und II-III Strukturgüte IV bis VII Aufstiegsbehinderung wahrscheinlich nicht Gesamt-Stickstoff [mg/l] II-III und III Nitrat-N [mg/l] weitgehend II-III Gesamt-Phophor [mg/l] II und II-III Orthophosphat-P [mg/l] II und besser Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 1 Sonstiges Der Unterlauf ist durch die Weser tidebeeinflusst

4.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Ochtum ist ein natürliches Fließgewässer. Sie entsteht durch den Zusammenfluß der Hache und des Süstedter Baches mündet nach 27 km Fließstrecke etwa bei Unterweser-Kilometer 12,5 (südlich von ) in die Weser. Der Flusslauf liegt zum Teil auf niedersächsischem, zum Teil auf bremischem Gebiet, das Gesamteinzugsgebiet beträgt 917 km² und ist größtenteils landwirtschaftlich genutzt. Wichtigste Zuflüsse auf bremischem Gebiet sind das Huchtinger Fleet und die Varreler Bäke. Die Ochtum ist namensgebend für das niedersächsische Bearbeitungs- gebiet 23. Ähnlich wie im Blockland und im Werderland wurden auch die feuchten Moor- und Marsch- flächen im linksseitigen Wesergebiet im frühen 12. Jahrhundert kultiviert. Bereits im späten Mittelalter wurde die Ochtum als Grenze zwischen oldenburgischem und bremischem Gebiet zu einem breiten Wehrgraben umgestaltet und erhielt so zu dieser Zeit im Wesentlichen ihr heutiges kanalartiges Bett. Der Ausbau der Unterweser führte dazu, dass die Ochtum dem Tideeinfluss ausgesetzt war. Zum Schutz gegen Sturmfluten wurde 1979 das Ochtumsperrwerk errichtet. Von Dreye bis zur Mündung ist die Ochtum auf beiden Seiten durch Deiche begrenzt. Auf bremischem Gebiet wurde Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre ein Teil der Ochtum ver- legt und dabei ein neuer Abschnitt, die Huchtinger Ochtum, naturnah gestaltet. Die Verlegung war notwendig zur Verlängerung der Landebahn des Flughafens Bremen. Gleichzeitig wurde die Maßnahme als Ausgleich für den Ausbau der Neustädter Häfen und der benachbarten Ge- werbegebiete genutzt. Das alte Flußbett, die heutige Grollander Ochtum, blieb weitgehend erhalten, wurde aber im Bereich des Flughafen auf einer Länge von etwa 700 m verfüllt. Im tieferen Untergrund verläuft in Ost-West-Richtung die „Delmenhorst-Osterholzer Salz- mauer“, deren Oberkante ca. 300 bis 400 m unter Gelände ansteht. Lokal kann ein Anstieg von salzhaltigem Grundwassers bis unter die Erdoberfläche erfolgen.

23 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

4.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Ochtum wird auf bremischem Gebiet drei Wasserkörpern zugeteilt. Der Unterlauf und der Bereich der Ochtum bei Huchting haben den Referenztyp 22.2 (Flüsse der Marschen) und der oberhalb gelegene Wasserkörper, an dem Bremen nur einen Anteil hat, wird als „Fließgewässer der Niederungen“ (Typ 19) bezeichnet.

• Der Oberlauf der Ochtum (WK-Nr. 23020) Dieser Wasserkörper mit dem Referenztyp 19 (Fließ- gewässer der Niederungen) hat in Bremen nur einen geringen Längenanteil. Er liegt oberhalb der Einmündung des Stuhrgrabens. Das Einzugsgebiet ist weitgehend landwirtschaftlich genutzt. Das Foto zeigt die Ochtum bei Dreye.

• Der Abschnitt Ochtum/Huchting (WK-Nr. 23030) Dieser Abschnitt hat den Referenztyp 22.2. Durch den Warturmer Stau ist er komplett von der Tide unbeeinflusst. Obere Grenze ist der Stuhrgraben. Dieser Abschnitt beinhal- tet den Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre neugestalteten Flusslauf. Die Querschnittserweiterung führt zu einer deutli- chen Verringerung der Fließgeschwindigkeit. Die angrenzen- den Flächen sind teilweise bebaut, werden gewerblich (Logi- stikzentrum GVZ/Niedervieland) oder als Grün- und Acker- land genutzt. Auch der Flughafen grenzt an diesen Flussab- schnitt. Der obere Teil des neugestaltete Abschnitts ist Naher- holungsgebiet.

• Der Ochtum Tidebereich (WK-Nr. 23001) Dieser Wasserkörper, der ebenfalls dem Referenz- typ 22.2 (Flüsse der Marschen) zugeordnet ist, liegt im Bereich des Tideeinflusses durch die Weser. Meist hat die Tide nur bis zum Stromer Stau Auswirkungen, endgültige obere Begrenzung (und damit Wasserkörper- grenze) ist aber der Stau Warfelde. Das angrenzende Fläche ist weitgehend als Grünland oder landwirtschaft- lich genutzt.

24 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

4.3 Biologische Gewässergüte

4.3.1 Makrozoobenthos Der obere Wasserkörper der Ochtum mit dem Referenztyp „Fließgewässer der Niederung“ weist im Abschnitt in Bremen eine artenreiche Biozönose auf. Artenreichste Gruppen von den insgesamt in diesem Bereich ermittelten 104 Taxa sind die Schnecken mit 18 und die Köcher- fliegen mit 12 Taxa. Einige dieser Arten sind typische Vertreter mäßig fließender Gewässer wie die Köcherfliegen Polycentropus spp., die Schnecke Acroloxus lacustris oder die Libelle Calopteryx splendens. Die Eintagsfliege Paralepthoblebia cincta ist in der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet und der Wasserkäfer Nebrioporus depressus sowie die Schnecke Planorbis carinatus als gefährdet eingestuft. BRANDT & SCHIRMER (1999) wiesen die in der Roten Liste Deutschlands als vom Aussterben bedroht eingestufte Wasserschnecke Marstoniopsis scholtzi nach. Die nach- gewiesenen Arten und Arthäufigkeiten führen zu einer Einschätzung des Wasserkörpers als mäßig belastet (Gewässergüte II). Der nach unten anschließende Wasserkörper „Ochtum/Huchting“ hat auf Grund des großen Gewässerquerschnitts eine sehr geringe Fließgeschwindigkeit. Einige Köcherfliegen fließender Gewässer werden hier nicht mehr nachgewiesen. Im gesamten Wasserkörper wurden bisher 77 Taxa gefunden, von denen die Schnecken mit 14 Arten am stärksten vertreten sind. Auch hier wurde von BRANDT & SCHIRMER (1999) die in der Roten Liste Deutschlands als vom Aussterben bedroht eingestufte Wasserschnecke Marstoniopsis scholtzi nachgewiesen. Auch dieser Wasser- körper mit den Referenztyp „Gewässer der Marschen“ wird als mäßig belastet (Gewässer- güteklasse II) bewertet und erreicht damit wahrscheinlich die Ziele, die die Wasserrahmenricht- linie bezogen auf das Makrozoobenthos setzt. Der tidebeeinflusste Unterlauf der Ochtum ist mit 42 Taxa ein artenarmes Gewässer. Es domi- nieren die Krebstiere mit 8 Arten, von denen einige typische, über die Tidegewässer eingewan- derte Brackwasserarten sind. Aufgrund der saprobiellen Belastung wird der Unterlauf der Ochtum in Gewässergüteklasse II-III eingestuft. Da es sich um ein Marschengewässer handelt, ist die Zielerreichung für den Parameter Makrozoobenthos somit wahrscheinlich.

4.3.2 Fische Häufigste Art bei der Beprobung der Fischfauna der Ochtum im Bereich Huchting im Mai 2002 waren Brassen mit einem Anteil von 36 %. Dieses ist auch der Leitfisch für die gleichnamige Region, der dieser Wasserkörper zugeordnet ist. Weiterhin häufig wurden Güster, Rotaugen (Plötzen) und Aale nachgewiesen. Brassen und Güster besiedeln nach SCHIRMER (1991) als rela- tiv anspruchslose Arten bevorzugt langsam fließende und stehende Gewässer. Rotaugen sind nach Angaben des Autors in stehenden und fließenden Gewässern anzutreffen. Es handelt sich um eine Art, die gegen niedrige Sauerstoffgehalte, hohe Temperaturen und erhöhte Salz- konzentrationen widerstandsfähig ist und auch stark ausgebaute Gewässer besiedelt. In Bre- men traten sie Anfang der 90er Jahre in nahezu allen Gewässern auf. Vergleich man die Untersuchungsergebnisse der Messstellen Huchting und Dreye (letztere wur- de vom Dezernat für Binnenfischerei beim Niedersächsischen Landesamt für Ökologie beprobt), so fällt auf, dass in Huchting deutlich weniger Arten nachgewiesen werden konnten als in Dreye. Es kann bestenfalls die Einschätzung „Zielerreichung unklar“ vorgenommen werden. Anders an der Messstelle Dreye im Wasserkörper „Ochtum Oberlauf“, wo 27 der 28 geforderten Arten vertreten waren und eine Bewertung mit „Zielerreichung wahrscheinlich“ erfolgte. Das Vorkommen von Flunder, Steinbeißer und Flussneunauge lässt auf eine volle Passierbarkeit der Wehre unterhalb Dreye schließen.

25 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

Nach dem Bericht des NLWK zum Bearbeitungsgebiet 23 weisen die Nebengewässer der Tideochtum (Gräben der Marschen) einen erwähnenswerten Bestand von Schlammpeitzgern, Steinbeißern und Bitterlingen auf. Diese Arten der Auengewässer sind sehr selten geworden und in ihrem Bestand dringend zu schützen (NLWK BETRIEBSSTELLE SULINGEN 2003).

4.3.3 Makrophyten Eine Kartierung der Makrophyten der Ochtum wurde bisher nur im Wasserkörper Huchtinger Ochtum durchgeführt. Hier wurden insbesondere am Ufer Bestände von Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Flatterbinse (Juncus effusus), Wasserampfers (Rumex hydrolapathum) und einer Wasserstern-Art (Callitriche spec.) beobachtet. Daneben kamen vereinzelt das Raue Hornblatt, der Große Wasserschwaden und Wasserlinsen vor. Insgesamt ist das Makrophyten- vorkommen jedoch sehr gering. Die nach der Verlegung der Ochtum Anfang der 1990er Jahre durchgeführten Initialpflanzungen von Teichrosen und Krebsschere waren nicht erfolgreich. Im Abschlussbericht zum Zustand und der Entwicklung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (LFB 1997) weisen die Autoren darauf hin, dass sich während des Untersuchungszeitraums keine Besiedlung durch Makrophyten oder typische Fließgewässerröhrichten nachweisen lies und somit große Entwicklungsdefizite bei der Vegetation zu verzeichnen waren. Zur Entwicklung von Röhrichten und Riedern entlang der Ufer wurden an der Huchtinger Ochtum ferner Initialpflanzungen von Schilf und Uferseggen durchgeführt. Die Bestände breiteten sich allerdings nicht wasserwärts in die Uferzone aus sondern nur landeinwärts aus. Gut etabliert hatte sich dagegen nach Angaben des LFB (1997) der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia). In Flutmulden und Flachwasserzonen wurde vom LFB (1997) eine Entwicklung standorttypischer Arten wie z.B. Teichsimse, Wolfstrapp und Zottigem Weidenröschen dokumentiert. Mittelfristig gehen die Autoren davon aus, dass sich in der Flachwasserzone neben Rohrkolben-Röhrichten auch Wasserschwaden-Röhricht sowie Flatterbinsen-Fluren durchsetzen werden.

4.3.4 Phytoplankton Die Phytoplanktonzönose der Ochtum wurde in der Huchtinger Ochtum untersucht. Es liegen allerdings noch keine Ergebnisse vor.

4.3.5 Phytobenthos Auch das Phytobenthos wurde in der Huchtinger Ochtum untersucht. Für diese Organismen- gruppe liegen allerdings noch keine aussagekräftigen Bewertungsverfahren vor. Insgesamt weist das Gewässer aber eine recht hohe Artenvielfalt auf. Es handelt sich bei den dominanten Arten um kosmopolitische Diatomeen, die im Gebiet recht häufig vorkommen. Für die Messstelle Dreye liegt eine Auswertung der niedersächsischen Frühjahrsbeprobung 2002 vor. CORING (2003) nimmt anhand von Indikatorarten eine Trophiebewertung vor und stuft die Ochtum als ein eutrophes bzw. ein eu- bis polytrophes Gewässer ein. Der Halobienindex nach Ziemann charakterisiert die benthischen Diatomeen als typische Süßwasserarten. Die Benthoszönose enthält höchstens Spuren von Planktern, Dystrophieindikatoren fehlen.

4.4 Strukturgüte Der tidebeeinflusste Wasserkörper der Ochtum wird in Bezug auf die Strukturgüte in Güteklasse V und schlechter eingestuft. Dieses liegt begründet in der Begradigung des Gewäs- sers, dem starken Uferausbau und der dichten Begrenzung der Aue durch Deiche. Der Wasser- körper im Bereich Huchting wird weitestgehend in Strukturgüteklasse IV und V eingeteilt. Die

26 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

Aufweitung des Flusslaufs, mäßige Uferbefestigung und das Vorhandensein von Uferstreifen führen zu dieser besseren Bewertung. Allerdings lassen die nahe am Gewässer befindlichen Deiche keine günstigere Bewertung zu. Der km-Abschnitt im Bereich des Verkehrsflughafens Bremen muss aufgrund des geraden Ausbaus und der intensiven Befestigung der Ufer in Struktur- güteklasse VII eingestuft werden. Dieser geradlinige Ausbau wurde aus Flugsicherheitsgründen vorgenommen, um das Risiko des Vogelschlags zu verringern. Auch nahezu alle Abschnitte im obersten Wasserkörper im Bereich Bremen weisen Strukturgüteklasse VII auf.

4.5 Wanderhindernisse Im tidebeeinflussten Unterlauf der Ochtum gibt es eine Stauanlage mit Klappenwehr, den Stro- mer Stau. Er weist in Abhängigkeit von der Tide eine Absturzhöhe von 0-0,3 m auf. Eine Behin- derung des Fischauf- und Abstiegs liegt nicht vor. Die Grenze zum Wasserkörper Ochtum/ Huchting ist der Stau Warfelde. Es handelt sich hierbei um ein Klappenwehr mit einer Absturz- höhe von 0-0,5 m. Ein Beckenfischpass ermöglicht die Wanderung von Fischen und wasser- bewohnenden Wirbellosen. Auch die Stauanlage Woltmershausen in der Grollander Ochtum (Warturmer Stau, im alten Flusslauf der Ochtum) stellt durch den Beckenfischpass kein Wanderhindernis dar. Im oberen Wasserkörper (Ochtum Oberlauf) befindet sich die Stauanlage Neuenlande. Es han- delt sich hierbei um ein Klappenwehr, das allerdings nicht als Barriere der Fischwanderung gese- hen wird.

4.6 Trophie Für die Jahre 1994 bis 2001 liegen Untersuchungsergebnisse an der Messstation Wardamm vor. Werden die statistischen 90-Perzentil-Werte (90% der Messwerte liegen unterhalb dieses Wer- tes) betrachtet, so kann auf eine deutliche Belastung (Güteklasse II-III) durch Stickstoffverbin- dungen geschlossen werden. Die Ergebnisse der 1-3mal im Jahr durchgeführten Güte- untersuchungen an anderen Messstellen zeigen auch eine deutliche Belastung durch Gesamt- phosphor. Die Ergebnisse der Messstation deuten dagegen auf einen Rückgang der Belastung durch Gesamtphosphor hin. Hier muss weiter beobachtet werden. In Bezug auf Ortho-Phos- phat-Phosphor und Sauerstoffgehalte werden alle Wasserkörper der Ochtum in Güteklasse II eingestuft. Neben der Nährstoffbelastung ist auch eine Belastung durch Chlorid in der gesamten Ochtum in Bremen festzustellen. Der Salzstock im Untergrund und dadurch bedingte höhere Chloridkonzentrationen im oberen Grundwasserleiter sind die Erklärung hierfür. Im Tidebereich kommt es zusätzlich zu einem Chlorideintrag aus der Weser.

27 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - 1993 - - 1994 II-III II-III II II-III II-III I-II III - - 1995 II-III II-III II III II-III II II-III - - 1996 II-III II-III II III II-III II II-III - - 1997 II-III II II III II-III I-II II II-III - - 1998 II-III II II II-III II-III II I-II II-III - - 1999 II-III II-III I-II II II I-II I-II II-III - - 2000 II-III II-III I-II II II I-II II II-III - - 2001 II-III II-III II II-III II II I-II II-III - - 2002 - - 2003 - -

Tab. 8: Bewertung der Nährstoffgehalte an der Ochtum-Messstation Wardamm (WK 23030, Typ 22.2), basierend auf den 90-Perzentilen der Werte von 14-Tages-Mischproben und den 10-Perzentilen der 14-Tages-Mittelwerte (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II II III II III-IV - - - 1993 II II II-III I-II II - - - 1994 II-III III II-III I-II II-III - - - 1995 III III II II-III II-III II II III - - - 1996 III II-III II IV II-III I-II II-III III - - - 1997 III III II III-IV II-III I-II I-II III - - - 1998 II-III II-III II III II-III I-II I-II III - - - 1999 III II-III II III II-III II I-II III - - - 2000 II-III II-III I-II II-III II-III I-II I-II III - - - 2001 III II-III II II-III II-III I-II I-II III - - - 2002 II-III II-III II II II I-II II II-III - - - 2003 - - -

Tab. 9: Bewertung der Nährstoffgehalte der Ochtum bei Kattenturm (WK 23020, Typ 19), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II-III II II III III II-III I-II III - - - 1993 III II-III II III II-III I-II I-II III - - - 1994 III II-III II II-III II-III II I-II III - - - 1995 II-III II-III II II-III II-III II I-II III - - - 1996 II-III II-III II II-III II-III I-II I-II III - - - 1997 II-III II-III II III-IV II-III I-II II III - - - 1998 III III II III II-III II I-II II-III - - - 1999 II-III II I-II II-III I-II I-II III - - - 2000 II-III II II II II I-II I-II II-III - - - 2001 III III II II-III II-III II I-II II-III - - - 2002 II-III II II II-III II-III II II III - - - 2003 III II-III II III II-III II I-II II-III - - -

Tab. 10: Bewertung der Nährstoffgehalte der tidebeeinflussten Ochtum (Messstelle Köhlerbrücke) (WK 23001, Typ 22.2), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungs- grundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

28 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

Bei der Untersuchung der Chlorophyllgehalte der Ochtum im Jahr 2002 wurden Werte von <10 bis 22 µg/l festgestellt. Gehen Werte unterhalb der Bestimmungsgrenze mit halbem Wert ein, so ergibt sich ein Mittelwert von 8,25 µg/l. Nach einem LAWA-Bewertungsverfahren für plankton-dominierte Fließgewässer würden diese Werte zu einer Einstufung als eutrophes Ge- wässer führen, allerdings an der Grenze zum mesotrophen Gewässer. Die Indikation durch Phy- tobenthos-Organismen an der Messstelle Dreye (CORING 2003) ergab allerdings eine Einstu- fung als eutrophes Gewässer mit der Tendenz zu polytroph.

4.7 Prioritäre Stoffe Erste orientierende Messungen der prioritären Stoffe haben in der Huchtinger Ochtum die Über- schreitung der Qualitätsnormen des Parameters Cadmium gezeigt. Bei Nickel (im Wasser) und Blei (im Sediment) wurden die halben Werte der Qualitätsnormen überschritten. Alle weiteren Messungen der 33 prioritären Stoffe ergaben keine Überschreitung der bisher vorliegenden Grenzwerte, ein sehr großer Teil der Werte liegt sogar unter der Bestimmungs- grenze. Die Ochtum wird auf Grund der vorliegende Ergebnisse den guten chemischen Zustand möglicherweise nicht erreichen.

4.8 Punktquellen

4.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Bei Starkregenereignissen kann es zu Notüberläufen aus der Kläranlage Delmenhorst kommen. Ansonsten gibt es auf bremischem Gebiet keine weiteren punktuellen Abwassereinleitungen in die Ochtum.

4.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Aus dem Trennsystem gelangen jährlich etwa 2 512 230 m³ Niederschlagswasser direkt oder indirekt über Zuflüsse in die Ochtum. Die Angaben beziehen sich auf öffentliche Einleitungen von Flächen im Trennsystem, die von dem für Bremen abwasserbeseitigungspflichtigen Betrieb hanseWasser unterhalten werden. Schätzungsweise 70-80% der Fläche sind mit der oben ge- nannten Zahl erfasst. Zusätzlich gibt es weitere private und öffentliche Einleitungen. Am Verkehrsflughafen Bremen werden im Winter Glykol-haltige Verbindungen zur Flugzeug- enteisung bzw. Formiate zur Enteisung von Bewegungsflächen eingesetzt. Mit dem Oberflä- chenabfluss gelangt diese in die Grollander Ochtum und führen im Gewässer zu erhöhten TOC und CSB-Konzentrationen. Es werden zur Zeit Bemühungen unternommen, um die Belastungen im Gewässer so gering wie möglich zu halten.

4.9 Diffuse Quellen Es ist zu vermuten, dass die erhöhten Stickstoff- und Phosphorkonzentrationen im Gewässer auf diffuse Quellen aus der Landwirtschaft zurückzuführen sind. Auch auf diffusem Weg gelangen Glykol-haltige Flugzeugenteisern und Formiate von der Bewegungsflächenenteisung auf dem Bremer Verkehrsflughafen in das Gewässer.

29 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

4.10 Altablagerungen An die Ochtum grenzen mehrere Altablagerungen. So liegt zum Beispiel östlich der Köhler- brücke Boden, Bauschutt und untergeordnet Hausmüll aus einem Zeitraum von 1963-1966. Eine Beeinflussung des Oberflächengewässers wird aber auf Grund des gemessenen Schad- stoffpotentials als unwahrscheinlich angesehen. An der Stromer Landstraße gibt es weiterhin zwei Flächen, auf denen Bauschutt, Boden, Hausmüll und Sperrmüll zur Auffüllung des Gelän- des genutzt wurde. Da die Flächen aber nicht direkt an die Ochtum grenzen wird eine Beein- flussung des Oberflächengewässers als unwahrscheinlich angesehen. Im Bereich Wardamm gibt es eine Altablagerung für Hausmüll, Bauschutt und gerwerbliche Abfälle. Die Altablagerung grenzt nicht direkt an die Ochtum, teilweise entwässert sie in umlie- gende Gräben. 1999 wurde unter Anderem das Schichtenwasser in der Altablagerung unter- sucht. Es wurden keine erhöhten Schadstoffgehalte gefunden. Eine Beeinflussung des Oberflächengewässers wird deshalb als unwahrscheinlich angesehen. Weiterhin gibt es am Grollander Fleet eine Bauschuttablagerung aus dem Zeitraum 1946-1962. Die Altablagerung grenzt teilweise an die Ochtum, teilweise entwässert sie in umliegende Grä- ben. Laut Untersuchungsbericht 1997 vermutet der Gutachter eine Beeinflussung des Ober- flächengewässers durch die südliche Fläche. Durch die nördliche Fläche wird dies auf Grund des geringen Schadstoffgehaltes im Auffüllungsmaterial als unwahrscheinlich angesehen. In Mittelshuchtingbefindet sich ferner eine Altablagerung von Schlacke und Bauschutt aus dem Zeitraum 1950 bis 1952, die an einer Stelle direkt an den Ochtumdeich grenzt. Große Teile der Oberfläche sind versiegelt. Analysen des Stauwassers (von dem insgesamt nur wenig vorhan- den ist) haben auch nach Abfiltrierung noch erhöhte Konzentrationen von Polyzyklischen Aro- matischen Kohlenstoffverbindungen ergeben (3,99 mg/l). An der südlichen Grenze der Altab- lagerung verläuft parallel zur Bahnlinie ein Graben, der an beiden Enden zugeschüttet ist. Auch das Grabenwasser war stellenweise mit Kohlenwasserstoffen belastet, dieses wurde aber eher der Verschmutzung durch leere Farbeimer und Ähnlichem Unrat im Graben zugeschrieben. Den- noch kann eine Beeinflussung des Oberflächengewässers nicht ganz ausgeschlossen werden.

4.11 Sonstige anthropogene Belastungen Bei ersten orientierenden Messungen wurde das halbe Qualitätsziel für Zink in der Huchtinger Ochtum überschritten. Der Unterlauf der Ochtum ist durch den Ausbau der Unterweser tidebeeinflusst. Der Wasserkörper Ochtum/Huchting zeigt durch die Aufweitung und Stauregulierung des neu angelegten Wasserlaufs im Wesentlichen Stillwassercharakter.

4.11.1 Aufwärmungen Obwohl keine signifikanten Wärmeeinleitungen in die Ochtum im Bereich Bremen vorliegen, kann es in den Staubereichen zu erheblichen Aufwärmungen in den Sommermonaten kom- men.

4.11.2 Wasserentnahmen In der Ochtum gibt es keine nennenswerten Wasserentnahmen.

30 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

4.11.3 Salzbelastung Es liegen keine signifikanten anthropogen-bedingten Salzbelastungen der Ochtum vor.

4.12 Schutzgebiete Ein Teil des tidebeeinflussten Unterlaufs der Ochtum und der untere Abschnitt des Wasser- körpers Ochtum/Huchting liegen im Naturschutzgebiet „Ochtumniederung bei Brokhuchting“. Ähnlich wie im Hollerland entstand in der linksseitigen Wesermarsch (im Niedervieland) durch die Entwässerung der Sumpflandschaft ab dem 12. Jahrhundert ein engmaschiges System von schmalen Gräben. Bis vor gut 35 Jahren wurde der Raum regelmäßig überschwemmt, seit 1979 wird dieses durch das Ochtumsperrwerk verhindert. Das Naturschutzgebiet entstand nach 1986 als eine Ausgleichsmaßnahme für Großbauprojekte wie den Neustädter Hafen und Gewerbe- ansiedlungen, die seit den 60er Jahren das Gebiet nachhaltig veränderten. An ehemals verbau- ten Gewässern wurden umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt und im Raum Brokhuchting großflächig Überflutungsräume angelegt. 1998 erfolgte die Unterschutzstellung. Allgemeines Ziel ist es, die Ochtumniederung als offenen Landschaftsraum mit großflächigen und störungsfreien Grünland-Graben-Arealen mit den speziell an diese Verhältnisse angepas- sten Pflanzen- und Tiergemeinschaften zu erhalten und zu entwickeln. Ferner ist dieses Gebiet sowie große Flächen rechtsseitig des tidebeeinflussten Wasserkörpers und der naturnah ange- legte Bereich der Huchtinger Ochtum nach der EG-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Das Vor- kommen vieler seltener und geschützter Vogelarten sowie von Steinbeißer, Grüner Mosaik- jungfer und Moorfrosch rechtfertigt den Vorschlag, das Niedervieland als FFH-Gebiet auszu- weisen. Das Niederungsgewässer Ochtum (der Wasserkörper im Bereich oberhalb des Flughafens Bre- men) mit der unmittelbar angrenzenden Aue ist auf bremischer Seite Landschaftsschutzgebiet. Ferner ist die Ochtum nach der EG-Richtlinie 78/659/EWG (Fischgewässerrichtlinie) ein schützenswertes Cyprinidengewässer.

4.13 Bewertung Im oberen Wasserkörper mit dem Referenztyp 19 (WK-Nr. 23020) kann zwar die biologische Güte an Hand des Saprobienindexes als gut bezeichnet werden, dennoch ist die Strukturgüte weitgehend schlechter V. Aus diesem Grund muss der Wasserkörper mit „Zielerreichung un- wahrscheinlich“ bewertet werden. Zu den prioritären Stoffen liegen keine Untersuchungsdaten vor, das Gewässer weist allerdings eine deutliche Belastung mit Nährstoffen auf. Die Makrozoo- benthos-Biozönose ist im Vergleich zum Referenztyp deutlich und die Makrophyten und das Phytobenthos geringer defizitär. Der mittlere Wasserkörper Ochtum/Huchting (WK-Nr. 23030) zeigt ein anderes Bild. Hier ist die biologische Güte an Hand des Saprobienindexes mit Güteklasse II zu bewerten und die Struktur- güte liegt mit größtenteils IV und V in einem akzeptablen Bereich. Auch die Makrozoobenthos- Biozönose weist im Vergleich zur Referenzbiozönose nur geringe Defizite auf. Obwohl das Ge- wässer in diesem Abschnitt weitgehend Stillwassercharakter hat, wird der gute ökologische Zustand wahrscheinlich von der Huchtinger Ochtum erreicht. Allerdings wurden bei der Mes- sung der prioritären Stoffe Überschreitungen der bisher gültigen Qualitätsstandards beobach- tet. Da Niedersachsen allerdings nur die Ergebnisse der Schwermetall-Untersuchungen im

31 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Ochtum Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

Gesamtsediment bewertet, führt die Überschreitungen, die in der 20 µm-Fraktion gemessen wurden, nicht zu der Einschätzung „Zielerreichung unwahrscheinlich“ sondern zu der Einschät- zung, das die Zielerreichung des Wasserkörpers wahrscheinlich ist. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um gesicherte Aussagen über Qualitätszielüberschreitungen machen zu können. Die Tideochtum (WK-Nr. 23001) weist zwar in der Besiedlung durch Makrozoobenthos-Orga- nismen deutliche Defizite auf, wir aber auf Grund der saprobiellen Belastung in Gewässer- güteklasse II-III eingestuft. Als Marschengewässer ist die Zielerreichung bezogen auf diesen Parameter somit wahrscheinlich. Die Tideochtum weist starken Uferverbau in Form von Stein- schüttungen auf. Die Strukturgüte ist auf 40 % der Strecke schlechter V bewertet worden. Da keine Angaben zu prioritären Stoffen gemacht werden können, wird der Wasserkörper insge- samt mit „Zielerreichung unklar“ bewertet. Die tidebeeinflussten Mündungsabschnitte der Nebengewässer der Ochtum (Delme, Varreler Bäke und Huchtinger Fleet) sind weniger befestigt und vereinzelt mit Röhrichten besiedelt. Her- vorzuheben sind die großflächigen Auenbereiche der Ochtummarsch, die durch Gräben und kleinere Stillgewässer geprägt sind. Hier sind typische schützenswerte Arten der Auen vertre- ten, wie z.B. der Schlammpeitzger, Steinbeißer und Bitterling (Bericht der Bezirksregierung Han- nover, Außenstelle Sulingen zum Gebiet 23). Für die Ochtum liegt somit ein relativ gutes Besiedlungspotential vor.

4.14 Maßnahmen Zur Zeit wird geprüft, ob die diffusen und punktuellen Belastungen der Ochtum über den Ver- kehrsflughafen reduziert werden könnten.

32 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

5. Geeste

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 5 davon in Bremen: 1 komplett, 1 anteilig Typ Nr. 22.2 Typ-Bezeichnung Flüsse der Marschen biol. Gewässergüte oberhalb Tidesperrwerk II-III Strukturgüte V und schlechter Aufstiegsbehinderung ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] - Nitrat-N [mg/l] weitgehend II bis II-III Gesamt-Phophor [mg/l] weitgehend II-III Orthophosphat-P [mg/l] - Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 1 Sonstiges Ausweisung des Wasserkörpers oberhalb des Tidesperrwerks als erheblich verändert

5.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Den Quellbereich der ca. 39 km langen Geeste bilden mehrere Gräben zwischen Hipstedt und Basdahl in der Stader Geest in der Nähe von Bremervörde. Nach dem Verlassen der Stader Geest mäandriert der Flusslauf durch die naturräumliche Einheit Geestemarsch bzw. Geeste- mündener Niederung. Das Gebiet ist durch geringe Höhenunterschiede, großflächige Nutzung als Grünland und häufige Überschwemmungen gekennzeichnet. Die Geeste entwässert ober- halb von Bremerhaven ein Einzusgebiet von etwa 340 km², in dem große Moorgebiete liegen. Die Tide schwingt in der Geeste nur im Bereich des Bremerhavener Stadtgebiets (ca. 8,7 km) bis zum Tidesperrwerk frei ein. Der Unterlauf der Geeste ist vom Tidehub der Weser bzw. Nord- see beeinflusst. Von der Mündung bis ca. 28 km flussaufwärts ist sie ein Gewässer 1. Ordnung. Der Fluss liegt im niedersächsischen Bearbeitungsgebiet 26. Die Einmündung der Geeste im oligohalinen bzw. mesohalinen Außenweserbereich ist eine Be- sonderheit, da der Nebenfluss damit selbst eingeschränkt als Ästuar zu bezeichnen ist. Die Geeste bietet potentiell sowohl gute Aufstiegsmöglichkeiten für Wanderfischarten als auch die Mög- lichkeit, die vorhandenen Brackwasserlebensräume zu entwickeln. Unterhalb des Tidesperrwerkes wird die in ihrer Linienführung seit dem 18. Jahrhundert nahezu unveränderte Geeste v.a. durch die Tide- und die Salinitätsverhältnisse der Außenweser beeinflußt. Bei Niedrigwasser fallen gro- ße Flächen des Gewässergrunds trocken, es entstehen Brackwasserwatten. Der untere Abschnitt der Geeste bis zur Abzweigung des Bederkesa-Kanals ist Teil des Schiff- fahrtswegs zwischen Weser und Elbe und wird v.a. in den Sommermonaten von Sportboot- fahrzeugen häufig genutzt. Seine Bedeutung für die Binnenschifffahrt hat die Verbindung weit- gehend verloren. Eine fischereiliche Nutzung findet durch verschiedene Sportfischervereine an zahlreichen Fließ- gewässern und größeren Gräben im Geesteeinzugsgebiet statt. An der Geeste haben sich die jeweiligen Vereine in der Besatz- und Befischungsgemeinschaft "Fischereigenossenschaft Geeste" zusammengeschlossen. Neben der Angelnutzung der Gewässer werden auch Besatzungs- maßnahmen durchgeführt.

33 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Geeste Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

Die Geeste befindet sich ab dem Tidesperrwerk in dem Zuständigkeitsbereich der Wasserbehörde des Hansestadt Bremischen Hafenamts (HBH). Durch das Tidesperrwerk ist die biologische Durch- gängigkeit eingeschränkt. Im Bereich der Mündung (650 m oberhalb) befindet sich mit dem Sturmflutsperrwerk ein weiteres Bauwerk, das aber bei normalen Tideverhältnissen geöffnet bleibt. Nur bei Sturmfluten die > 1,0 m über MTHW auflaufen, wird das Bauwerk geschlossen.

5.2 Wasserkörper und Referenztyp Im Bereich Bremerhaven wird die Geeste in zwei Wasserkörper eingeteilt, die beide dem Referenztyp 22.2 (Flüsse der Marschen) zugeschrieben sind.

• Geeste Unterlauf 1 (bis Tidesperrwerk) (WK-NR. 26063) Dieser Wasserkörper kommt aus Niedersachsen nach Bremerhaven. Im Bereich Bremerhaven ist er oberhalb der Schiffdorfer Schleuse zum Teil begradigt und wenig verbaut. Unterhalb der Schiffdorfer Schleuse bis zum Tidesperrwerk Bremerhaven ist das Gewässer tiefer eingeschnitten und weist steile durch Steinpackungen stark befestigte Ufer auf.

• Geeste Unterlauf 2 (unterhalb Tidesperrwerk) (WK-Nr. 26064) Der Wasserkörper unterhalb des Tidesperrwerks bis zur Mündung liegt im Gebiet der Stadt Bremerhaven. Er ist verbaut und tidebeeinflusst. Große Flächen des Gewässergrundes des Geesteunterlaufs fallen bei Niedrigwasser trocken und können als Brackwasser- watten bezeichnet werden, diese werden z.T. als Kompensationsflächen genutzt.

5.3 Biologische Gewässergüte

5.3.1 Makrozoobenthos Für den tidebeeinflussten Bereich unterhalb des Tidesperrwerks gibt es keine Untersuchungen des Makrozoobenthos. Deshalb erfolgt die Einstufung „Zielerreichung unklar“ bezogen auf die- sen Parameter. Der oberhalb des Tidesperrwerks liegende Wasserkörper wird durch die bremischen Behörden an drei Messstellen untersucht. Mit insgesamt 66 ermittelten Arten ist die Geeste hier ein etwas artenreicheres aber überwiegend individuenarmes Gewässer. Das Artenvorkommen sinkt von der Messstelle auf Höhe der alten Schiffdorfer Schleuse mit 47 Taxa auf nur noch 31 Taxa am Tidesperrwerk. Hier sind die Krebstiere mit 7 Arten, davon 4 typischen Brackwasserarten, am stärksten vertreten. Im Gewässerverlauf konnten vereinzelt die gefährdeten Großmuschel nach- gewiesen werden. Als Vertreter langsam fließender Gewässer konnten die Libellen Calopteryx splendens und Platycnemis pennipes (als gefährdet in der Roten Liste für Niedersachsen einge- stuft) sowie die Köcherfliegen Cyrnus trimaculatus und Ecnomus tenellus nachgewiesen wer- den. Da der Geeste-Wasserkörper oberhalb des Tidesperrwerks als Marschengewässer die bio- logische Gewässergüteklasse II-III aufweist, wird er bezogen auf diesen Parameter mit „Ziel- erreichung wahrscheinlich“ bewertet. 34 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Geeste Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

5.3.2 Fische Aktuelle Untersuchungen der Geeste zeigen schlechte Ergebnisse beim Bestand der Fischfauna. Es wird befürchtet, dass sie sich nach dem großen Fischsterben im Herbst 2001 noch nicht wie- der erholt hat. Bei der Beprobung oberhalb des Tidesperrwerks im Mai 2002 wurden in erster Linie Brassen, Aale und Plötzen (Rotaugen) nachgewiesen, die alle als anspruchslose Arten zu bezeichnen sind. Aus älteren Untersuchungen geht hervor, dass die Geeste normalerweise ein sehr artenreiches Gewässer ist. In ALAND (1996), BESATZGEMEINSCHAFT GEESTE (1999) und SCHIRMER (1991) werden insgesamt 28 Fisch-/Rundmaularten erwähnt. Das Artenspektrum entspricht weitgehend dem der Unterweser (ohne marine Arten) und beinhaltet u.a. vier gefährdete Arten (Bachforelle, Hecht, Karausche und Rapfen), vier stark gefährdete Arten (Bach- und Flussneunauge, Finte, Meerforelle) sowie zwei vom Aussterben bedrohte Arten (Meerneunauge und Lachs). Von den 28 nachgewiesenen Arten sind insgesamt 11 Arten als fließgewässertypisch zu bezeichnen. Zu diesen zählen z.T. auch die vorkommenden diadromen Wanderformen (8 Arten). Die übrigen Arten sind entweder strömungsindifferent oder, wie etwa Karpfen, Karausche und Schleie, eher stillgewässertypisch.

5.3.3 Makrophyten Einzige wirkliche Wasservegetation der Geeste an der Messstelle oberhalb des Tidesperrwerks ist die Teichlinse (Spirodela polyrrhiza). Im Uferbereich findet sich mit geringem Deckungsgrad Schilfrohr und vereinzelt Schwertlilie, Weißes Straußgras, Nickender Zweizahn, Rohrglanzgras, Mädesüß, Wasserampfer und Bittersüßer Nachtschatten. Es gibt in Ufernähe vereinzelte Wei- den- und Erlenbäume. Insgesamt weist die Makrophyten-Gesellschaft aber deutliche Defizite auf.

5.3.4 Phytoplankton In der Geeste wurde oberhalb des Tidesperrwerks im Jahr 2002 sechsmalig Phytoplankton un- tersucht. Die Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.

5.3.5 Phytobenthos Die Phytobenthosgemeinschaft in der Geeste wurde ebenfalls in 2002 untersucht. Allerdings liegt für die Interpretation der Ergebnisse derzeit noch keine angemessene Bewertungsgrundla- ge vor. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass es sich um ein Gewässer mit hoher Artenvielfalt handelt. Die dominanten Arten sind nach Literaturangaben häufig und verbreitet im Gebiet.

5.4 Strukturgüte Die Strukturgüte der Geeste von der Schiffdorfer Schleuse bis zum Tidesperrwerk wird nahezu auf gesamter Länge mit VI und VII bewertet. Dieses ist auf die relativ gestreckte Linienführung des Gewässers, auf fehlenden Uferbewuchs, dicht am Gewässer liegende Deiche und den zum Teil starken Uferverbau zurückzuführen. Unterhalb des Tidesperrwerks führt der mäandrierende Gewässerverlauf zu einer Aufwertung des Gewässers. Die steilen, durch Steinpackungen stark befestigten Ufer lassen aber keine Bewertung besser Strukturgüteklasse V zu. Unterhalb der alten Geestebrücke (Drehbrücke) ist der Gewässerlauf stark begradigt. Hier erreicht die Geeste nur Strukturgüteklasse VII.

35 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Geeste Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

5.5 Wanderhindernisse Das Tidesperrwerk in der Geeste, das die unteren beiden Wasserkörper voneinander trennt, ist aufgrund der vorhandenen Schleuse eingeschränkt fischpassierbar. Ferner gibt es aber noch weitere Sohlbauwerke (Abstürze und Wehre) bzw. Durchlassbauwerke (Verrohrungen), die die biologische Durchgängigkeit der Geeste einschränken.

5.6 Trophie Die Analysenergebnisse der letzten 10 Jahre haben für die Geeste eine Belastung durch Stick- stoff-Verbindungen aufgezeigt. Nach der chemischen Klassifikation der LAWA wurden bei der allgemeinen Güteüberwachung zwar in einigen Jahren Nitrat-Werte ermittelt, die eine Einstu- fung in Güteklasse II erlauben, häufig lagen aber Werte entsprechend der Güteklassen II-III und III vor. In Bezug auf die Ammonium-Konzentrationen wird die Geeste am Tidesperrwerk immer als deutlich oder erhöht belastet eingestuft (Güteklasse II-III bzw. III). Die Gesamtphosphor- Konzentrationen können nur in wenigen Fällen als einer Güteklasse II entsprechend bewertet werden, meistens liegen die Konzentrationen im Bereich der Güteklasse II-III. Vermutlich liegen die erhöhten Nährstoffgehalte zum Einen begründet in der Struktur des Einzugsgebiets. Bei Moorgebieten handelt es sich um sehr Nährstoffreiche Böden. Werden diese Böden zur land- wirtschaftlichen Nutzung entwässert, werden viele Nährstoffe freigesetzt. Zum Anderen kommt es durch die landwirtschaftliche Nutzung zusätzlich zu diffusen Nährstoffeinträgen. Die Bela- stung durch Chlorid und Sulfat scheint sich in den letzten Jahren auf Güteklasse II verbessert zu haben. Die Sauerstoffkonzentration im Gewässer sind in der Regel im Bereich der Güteklasse II. Im Jahr 2001 allerdings muss von einer hohen Belastung durch geringe Sauerstoffgehalte ge- sprochen werden. Im Herbst 2001 kam es in der Geeste durch hohe Sauerstoffdefizite zum Fischsterben. Verursacht wurden sie durch die anhaltenden Niederschläge, die zu einer Über- strömung der Bedeichung in der Geesteniederung führten und einige tausend Hektar grünland- bewirtschaftete Polderflächen mehrere Wochen unter Wasser setzten. Die absterbende Bio- masse von etwa 800 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche bewirkte die intensive Sauerstoff- zehrung. Bei der Einschätzung der Sauerstoffgehalte der Geeste ist allerdings insgesamt zu be- achten, dass in der Geeste durch Phytoplankton eine intensive Primärproduktion stattfindet. Hohe Sauerstoffgehalte am Tag sind dabei oft verbunden mit geringen Werten in der Nacht.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - III - III II-III - II II-III II-III - - 1993 - II-III - III II-III - II II-III II-III - - 1994 - II - II-III II-III - II-III II-III II-III - - 1995 - II-III - III II-III - II II-III II-III - - 1996 - II - II-III II - I-II II-III II - - 1997 - II-III - III II-III - I-II IV III - - 1998 - II-III - III II-III - II-III II II - - 1999 - II - II-III II - II III II-III - - 2000 - II - II-III II - II III-IV II-III - - 2001 - III - III II-III - III-IV II II - - 2002 - II-III - II-III II-III - II II II - -

Tab. 11: Bewertung der Nährstoffgehalte an der Geeste-Messstelle Tidesperrwerk (WK 26063, Typ 22.2), basierend auf viermaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

36 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Geeste Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

In der Geeste wurden im Jahr 2002 sechsmalig in der Vegetationsperiode Chlorophyll-a-Werte ermittelt. Die Konzentrationen lagen zwischen 30 und 75 µg/l, der Mittelwert bei 56 µg/l. Nach der Einstufung der LAWA für planktonführende Fließgewässer kann eine Einstufung als polytro- phes Gewässer gemacht werden, allerdings an der Grenze zum eu- bis polytrophen Zustand.

5.7 Prioritäre Stoffe Erste orientierende Messungen der prioritären Stoffe haben Überschreitungen der bisher ange- wendeten Qualitätsziele für Tributylzinn (TBT) und Cadmium ergeben. Eine Überschreitung des halben Qualitätsziels wurde bei Nickel, Blei und Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) festgestellt. Die Belastung durch TBT könnte durch die Schifffahrt bedingt sein. TBT wird auf Grund seiner bioziden Wirkung hauptsächlich in Antifouling-Farben verwendet. Phthalate werden in der che- mischen Industrie als Weichmacher in PVC eingesetzt und gehören zu den Chemikalien mit Verdacht auf hormonelle oder fruchtbarkeitshemmende Wirkung und hoher Bioakkumulations- fähigkeit. DEPH ist mit Abstand die am häufigsten verwendete Substanz. Die restlichen ermittelten Konzentrationen prioritärer Stoffe halten die Qualitätsziele ein, ein sehr großer Teil liegt sogar unterhalb der Bestimmungsgrenze.

5.8 Punktquellen

5.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Punktuellen Abwasserbelastungen aus Kläranlagen oder Industriebetrieben in die Geeste beste- hen nicht.

5.8.2 Niederschlagswasser Aus dem Gebiet der Stadt Bremerhaven wird an vier Einleitungsstellen Niederschlagswasser aus der Mischkanalisation in die Geeste abgegeben (PW Borriesstraße mit RRB, PW Werftstraße mit RÜB, PW Leher Tor und PW Uferstraße). Alle Einleitungen befinden sich auf der rechten Ufer- seite und entsprechen den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Gelegentlich können hydraulische Belastungen durch Niederschlagswassereinleitungen auftreten.

5.9 Diffuse Quellen Diffuse Einträge können aus der Landwirtschaft (oberhalb des Tidesperrwerks) in die Geeste gelangen.

5.10 Altablagerungen Im Bereich der Geeste bis zum Tidesperrwerk gibt es sechs Standorte mit Altablagerungen. Auf Grund von Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen und auf Grund durchgeführter Untersu- chungen ist bei zwei der sechs Standorte definitiv nicht von einer Gefährdung auszugehen.

37 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Geeste Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

Weiterhin sind vier Altstandorte vorhanden:

Standort Zeitraum Nutzung Fläche [m²] Belastungsart Fährstraße ab 1944 Brauerei, Gießerei, chem. 3400 LHKW,PAK,MKW Reinigung Schönianstraße 1980-1984 Unfall- und Schrottwagen 150 MKW Schulstraße 1884-1966 Gaswerkstandort 9000 vermutlich keine 1959-1997 Elektrogroßlager, Tank- stellenbetrieb Elbestraße Werftstandort MKW, PAK (Marineoperationsschule)

Tab. 12: Altstandorte an der Geeste

Inwieweit von diesem Standorten eine Gefährdung ausgeht, ist nicht bekannt.

5.11 Sonstige anthropogene Belastungen Bei ersten orientierenden Messungen wurde das halbe Qualitätsziel für Zink in der Geeste am Tidesperrwerk überschritten. Weitere Belastungen können in der Geeste durch die Schifffahrt auftreten.

5.12 Schutzgebiete Im Bereich der Geeste liegen innerhalb der Stadt Bremerhaven keine Schutzgebiete.

5.13 Bewertung Aufgrund der insgesamt schlechten Datenlage kann für den Wasserkörper unterhalb des Tide- sperrwerks (WK-Nr. 26064) nur die Bewertung vorgenommen werden, dass die Zielerreichung des guten Zustands nach Wasserrahmenrichtlinie unklar ist. Für den oberhalb des Tidesperrwerks liegenden Wasserkörper (WK-Nr. 26063) muss die Ziel- erreichung als unwahrscheinlich eingestuft werden. Zwar weist das Marschengewässer die bio- logische Gewässergüteklasse II-III auf (obwohl die Makrozoobenthos-Lebensgemeinschaft deutliche Defizite aufzeigt) und auch die Strukturgüte ist auf fast der gesamten Länge Struktur- güteklasse V und besser. Da aber Überschreitungen bei den Qualitätszielen mehrerer prioritärer Stoffe vorliegen, muss der Wasserkörper insgesamt mit „Zielerreichung unwahrscheinlich“ be- wertet werden. Ferner liegt in der Geeste in Bremerhaven eine Belastung durch Nährstoffe vor. Das Tidesperrwerk ist zwar an sich durch die Schleuse fischpassierbar, aber es gibt weitere Sohl- bauwerke (Abstürze und Wehre) bzw. Durchlassbauwerke (Verrohrungen), die die biologische Durchgängigkeit der Geeste einschränken.

5.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

38 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

6. Arberger Kanal

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich künstlich Bearbeitungsgebiet 12 (Weser/Meerbach) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 Typ Nr. 22.1 Typ-Bezeichnung Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte meist IV bis V Aufstiegsbehinderung ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] II bis III Nitrat-N [mg/l] sehr variabel von I bis III Gesamt-Phophor [mg/l] Tendenz zu II Orthophosphat-P [mg/l] Tendenz I-II Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges

6.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Der Arberger Kanal ist ein 9,8 km langes künstliches Gewässer, dass auf seiner gesamten Län- ge durch die Hemelinger Marsch auf bremischem Gebiet fließt. Es liegt im niedersächsischen Bearbeitungsgebiet 12 (Weser/Meerbach). Früher war nahezu das gesamte Einzugsgebiet als Acker- oder Grünland genutzt, in den letzten Jahren sind ausgedehnte Gewerbegebietstandorte in der Aue erschlossen worden und werden weiterhin erschlossen (Gewerbepark Hansalinie Bremen). Dabei wurden als Ausgleichsmaßnahme am Gewässer bereits umfangreiche Re- naturierungsmaßnahmen durchgeführt. Weitere Veränderungen und Umgestaltungsmaßnahmen sind bei der Erweiterung des Gewerbegebiets geplant. Es soll ein Gewässer mit geringer Ufer- neigung und ausgedehnten Wasserpflanzenbeständen sowie Gehölzsaum entstehen. Der Lauf des Arberger Kanals ist gestaut und im besonders im unteren Abschnitt stark verockert. Damit die Vorflut des Autobahnseitengrabens gegeben ist, wird der Wasserspiegel unterhalb der Stau- anlage niedrig gehalten.

6.2 Wasserkörper und Referenztyp Der Arberger Kanal ist ein Wasserkörper und wird dem Referenztyp 22.1 (Gewässer der Mar- schen) zugeschrieben.

• Arberger Kanal (WK-Nr: 12002) Im Bereich der Baustufe I des Gewerbeparks Hansa Linie wurde das Gewässer aufgeweitet und die Ufer abgeflacht und bepflanzt (Foto rechts).

39 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Arberger Kanal Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 12

Im weiteren Verlauf ist das Gewässer kanalartig (Foto rechts). Während der Erschließung der zweiten Phase des Gewerbeparks Hansalinie wird der Verlauf komplett verlegt werden. Der Verlauf wird weiterhin gerade sein, abgeflachte Ufer sollen aber zu einer Aufwertung des Gewässers beitragen.

6.3 Biologische Gewässergüte

6.3.1 Makrozoobenthos Der Arberger Kanal kann trotz der starken Verockerung (bedingt durch hohe Eisengehalte im Wasser) mit 60 ermittelten Taxa insgesamt als ein relativ artenreiches Gewässer bezeichnet werden. Dominante Artengruppe sind die Käfer mit 13 Arten sowie die Schnecken mit 12 Arten. Im Oberlauf, der besonders im Sommer häufig nur niedrige Wasserstände von 10 bis 30 cm aufweist, konnten einige Individuen der Köcherfliegenarten Athripsodes aterrimus, Triaenodes bicolor und Oecetis lacustris nachgewiesen werden. Die Wirbellosengemeinschaft setzt sich ansonsten überwiegend aus anspruchslosen Stillgewässerarten zusammen, von denen die Wasser- assel am individuenreichsten vertreten ist. Die biologische Gewässergüte wurde im Jahr 2000 als kritisch belastet (Güteklasse II-III) einge- stuft. Da es sich beim Arberger Kanal aber um ein Marschengewässer handelt, würde er die Kriterien für den guten Zustand erfüllen. Weitere biologische Komponenten wurden im Arberger Kanal nicht untersucht.

6.4 Strukturgüte Durch umfangreiche Renaturierungs- und Umgestaltungsmaßnahmen, die zum Teil schon rea- lisiert sind und zum Teil noch durchgeführt werden, hat sich die Strukturgüte des Arberger Ka- nals verbessert. Ein naturnah gestalteter Abschnitt und das Anlegen von flachen Ufern, an de- nen eine Bepflanzung mit typischen Wasserpflanzen und Gehölzen vorgesehen ist, führen zu einer Bewertung mit weitgehend IV oder V (deutlich bis stark verändert). Zu einer besseren Bewertung kann es dennoch auf Grund des gestreckten Gewässerlauf, der Querbauwerke und damit verbundenem Rückstau sowie der intensiven Bebauung der Aue im Bereich des Gewer- begebiets nicht kommen.

6.5 Wanderhindernisse Im Arberger Kanal gibt es drei nicht passierbare Bauwerke. Es handelt sich zum Einen um zwei Rohrdurchlässe mit einer Länge von 100 m (unter der Autobahn) bzw. 39 m (Straßendurchlass im Gewerbegebiet) und zum Anderen um ein Klappenwehr mit einer Absturzhöhe von 0,6 m (siehe Foto nächste Seite). Alle drei Bauwerke stellen eine Auf- und Abstiegsbehinderung für Fische dar. Ob das Schöpfwerk Hemelingen durchgängig ist, ist nicht definitiv bestätigt.

40 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Arberger Kanal Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 12

Bei der am Arberger Kanal im Zuge der Entstehung des Gewerbeparks Hansalinie Bremen durch- geführten Renaturieurungsmaßnahme wurde auf eine fischpassierbare Umgestaltung des Klappenwehrs verzichtet, da durch die beiden vorhandenen Rohrdurchlässe die Wanderung von Fischen und anderen Wasserbewohnern dennoch nicht gegeben wäre.

Foto: Der Stau im Arberger Kanal im Bereich der Baustufe I

6.6 Trophie Im Arberger Kanal ist eine Belastung durch Stickstoff-Verbindungen festzustellen. Die Gesamt- stickstoffkonzentrationen führen weitgehend zu einer Einstufung in Güteklasse II-III und schlech- ter. Die Nitrat-Stickstoff-Werte sind sehr uneinheitlich. Dieses kann aber an der geringen Mess- frequenz liegen. Eine Belastung durch Phosphor-Verbindungen ist im Gewässer, gerade in den letzten Jahren, kaum festzustellen. In der Regel wurde seit 1997 Güteklasse II und besser er- reicht. Auch die Sauerstoffkonzentrationen sind in der Regel ausreichend gut. Das Gewässer weist eine deutliche bis erhöhte Belastung durch Chlorid auf. Diese Belastung ist allerdings auf die erhöhten Chloridkonzentrationen im oberen Grundwasserleiter zurückzuführen. An einer weiter oberhalb gelegenen Messstelle ist die Belastung geringer, hier ist auch die Chlorid- konzentration im oberen Grundwasserkörper geringer.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II-III I-II I-II III-IV II-III II II-III II-III - - - 1993 III III I-II III II-III II II II-III - - - 1994 II-III II-III I-II III II-III I-II II-III II-III - - - 1995 III-IV III-IV I-II III III II III III - - - 1996 II I I-II III II-III I-II III III - - - 1997 III III I-II III-IV II I-II III-IV III - - - 1998 II-III II-III II III II I-II I-II II-III - - - 1999 II-III I-II I-II III II-III I-II I-II II-III - - - 2000 II I I-II II-III I-II I-II II III - - - 2001 II-III II II III II I-II III III - - - 2002 III III I-II II-III II I-II II II-III - - - 2003 - - -

Tab. 13: Bewertung der Nährstoffgehalte des Arberger Kanals an der Autobahn (WK 12002, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

6.7 Prioritäre Stoffe Eine Untersuchung prioritärer Stoffe im Arberger Kanal liegt nicht vor.

41 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Arberger Kanal Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 12

6.8 Punktquellen

6.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Es liegen keine punktuellen Abwassereinleitungen in den Arberger Kanal vor.

6.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Aus dem neu erschlossenen Gewerbepark Hansalinie Bremen gelangen Niederschlagswasser- einleitungen in den Arberger Kanal. Zum Schutz des Gewässers sind hier allerdings Niederschlags- wasser-Sammelbecken angelegt, die den hydraulischen Stress im Gewässer verringern und in denen sich belastete Sedimente absetzen sollen.

6.9 Diffuse Quellen Die chemischen Untersuchungen zur Ermittlung der Trophie lassen auf eine diffuse Belastung des Gewässers mit Nährstoffen schließen. Weitere mögliche Belastungsquellen sind die beiden Bahnlinien, die den Gewässerlauf queren. Weiterhin kann es im Arberger Kanals zu Stoffein- trägen aus diffusen Autobahnabflüssen kommen.

6.10 Altablagerungen In der Nähe des Arberger Kanals gibt es eine kleine Altablagerungsfläche. Da diese Fläche aber auf der anderen Seite der Autobahn liegt, wird nicht von einer Gefährdung des Gewässer aus- gegangen.

6.11 Sonstige anthropogene Belastungen Sonstige anthropogene Belastungen wie Aufwärmung, Wasserentnahmen und Salzbelastungen sind nicht bekannt.

6.12 Schutzgebiete Fast das gesamte Einzugsgebiet des Arberger Kanals liegt in der Hemelinger Marsch. Vor der Ausschreibung als Gewerbeflächen war die gesamte Hemelinger Marsch Landschaftsschutzge- biet. Heute wird dieser Status auf den Flächen, die bebaut werden sollen, aufgehoben. Für die restliche Fläche bleibt er bestehen.

6.13 Bewertung Der Arberger Kanal wird bezogen auf die biologische Gewässergüte und auf die Strukturgüte mit „Zielerreichung wahrscheinlich“ eingestuft. Eine Belastung durch prioritäre Stoffe ist nicht zu vermuten. Da es sich aber bei dem Arberger Kanal um ein künstliches Gewässer handelt, lautet auch die Endbewertung „Zielerreichung unklar“. Bestärkt wird diese Einschätzung allerdings durch das Vorhandensein der drei unpassierbaren Bauwerke. Der gut 100 m lange Rohrdurch- lass unter der Autobahn, der mündungsnah gelegen ist, verhindert bereits das Einwandern von Fischen aus der Weser. Der Arberger Kanal kommt somit nicht als Laichgebiet für Wanderfische in Betracht. Auch der Aufstau des Gewässers zur Erhaltung der Vorfluterfunktion des Autobahn- Seitengrabens und die Belastung durch Stickstoffverbindungen führen zu einer Belastung des Wasserkörpers.

42 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Arberger Kanal Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 12

6.14 Maßnahmen Wichtigstes Ziel für den Arberger Kanal wäre es, die Durchgängigkeit des Gewässers herzustel- len. Es sollte geprüft werden, ob eine Beleuchtung des Rohrdurchlasses unter der Autobahn eine Durchwanderung durch Fische ermöglichen würde. Gleiches gilt auch für den zweiten Rohr- durchlass. Wäre der Fischauf- und abstieg durch die Rohrdurchlässe gewährleistet, könnte der Stau im Gewerbegebiet mit einer Fischtreppe oder Sohlgleite ausgestattet werden. Würde auch die Beleuchtung nicht zur Fischpassierbarkeit führen, könnte nur eine kostenintensive Verlegung des gesamten Mündungsbereiches zu einer Lösung führen. Allerdings könnte auf diese Weise auch die unpassierbare Staustufe im Gewerbegebiet komplett entfernt werden, da die Vorflut des Autobahn-Seitengrabens trotzdem gegeben wäre.

43 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

7. Blumenthaler Aue

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 3 davon in Bremen: 2 komplett, 1 anteilig Typ Nr. 16, 14 bzw. 22.1 Typ-Bezeichnung Kiesgeprägte Tieflandbäche, sandgeprägte Tieflandbäche bzw. Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte II und II-III Strukturgüte IV bis VII Aufstiegsbehinderung nein Gesamt-Stickstoff [mg/l] II-III und schlechter Nitrat-N [mg/l] II-III und schlechter Gesamt-Phophor [mg/l] II-III, z.T. mit Tendenz zu II Orthophosphat-P [mg/l] weitgehend II Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 2 Sonstiges Der Unterlauf ist tidebeeinflusst

7.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Der Geestbach Blumenthaler Aue liegt in der Flussgebietseinheit Weser und gehört zum Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser). Er fließt etwa 11,3 km auf niedersächsischem und 4,7 km auf bremischem Gebiet, wobei ein Höhenunterschied von 35 m überwunden wird. Die Wasser- führung der Blumenthaler Aue variiert stark. In den Sommermonaten trocknet der Oberlauf zum Teil komplett aus. Als wichtigster Zufluss der Blumenthaler Aue auf Bremischem Gebiet ist die Beekedorfer Becke (mit einem Einzugsgebiet von insgesamt 7,99 km²) zu nennen, weitere kleine Zuflüsse sind der Bockhorngraben und der Dierksgraben. Die Beekedorfer Beeke ist weit- räumig Landschaftsschutzgebiet und teilweise sogar Naturschutzgebiet. Das Einzugsgebiet der Blumenthaler Aue wird im Ober- und Mittellauf überwiegend und zum Teil intensiv landwirtschaftlich genutzt. Auf bremischem Gebiet prägen viele Siedlungs-, Indu- strie- und Gewerbegebiete sowie kleinflächige Grünland- und Erholungsnutzung das Bild.

7.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Blumenthaler Aue wird insgesamt in drei Wasserkörper mit drei unterschiedlichen Referenz- typen eingeteilt, davon liegen zwei komplett auf bremischem Gebiet und einer weitgehend auf niedersächsischem:

• Blumenthaler Aue Niedersachsen (WK-Nr. 26094) Dieser Wasserkörper verläuft nur im unteren Abschnitt auf bremischem Gebiet. Es handelt sich um einen wenig verbauten Bereich, der dem Referenztyp kiesgeprägte Fließgewässer (Typ 16) zugeordnet wird.

44 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Blumenthaler Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

• Blumenthaler Aue Mittellauf (WK-Nr. 26109) Dieser wenig verbaute und z. T. natürlich fließende Abschnitt bis oberhalb des Wasserwerks ist dem Referenztyp 14 (Sandgeprägte Tieflandbäche) zugeord- net.

• Blumenthaler Aue Unterlauf (WK-Nr. 26112) Der staugeregelte, begradigte, verbaute und tidenbeein- flusste Teil unterhalb des Staus am Wasserwerk. Der Referenztyp ist „Gewässer der Marschen“ (Typ 22.1). Dieser Wasserkörper ist durch den Tideeinfluss erhebli- chem hydraulischen Stress ausgesetzt. Eine Ausweisung als erheblich veränderter Wasserkörper kann in Betracht gezogen werden.

7.3 Biologische Gewässergüte

7.3.1 Makrozoobenthos Der Oberlauf der Blumenthaler Aue (der nur in einem kurzen Abschnitt auf bremischem Gebiet fließt) hat die biologische Gewässergüteklasse II. Es handelt sich bei diesem Bereich, insbeson- dere im Vergleich zu anderen bremischen Gewässern, um einen Abschnitt, in dem einige fließ- gewässertypische Arten wie z.B. Dugesia polychroa (Strudelwurm), Ancylus fluviatilis (Schnek- ke) und Hydropsyche saxonica (Köcherfliege) vorkommen. Die Wirbellosengemeinschaft zeichnet sich durch eine mäßige Arten- und Individuendichte aus. Die individuenreichste Art im Gewäs- ser ist der Bachflohkrebs Gammarus pulex. Im Mittellauf ist die Blumenthaler Aue sandgeprägt. Sie ist hier bereits langsam fließend und weist im Sommer häufig sehr niedrige Wasserstände auf. 79 % des Wasserkörpers erreichen Güteklasse II, 21 % Güteklasse II-III. Aus diesem Grund wird die Zielerreichung bezogen auf die Gewässergüte als wahrscheinlich eingestuft. Das Artenspektrum beinhaltet sowohl fließ- gewässertypische Arten wie z.B. Ephemera danica (Eintagsfliege) und Platambus maculatus (Wasserkäfer) als auch Vertreter strömungsberuhigter Lebensräume. Im Unterlauf ist die Blumenthaler Aue durch den Tideeinfluss der Weser einem Wechsel aus starkem Anstauen und schnellem Abfließen ausgesetzt. Das Gewässer ist stark verödet und die gefundenen Arten treten in nur sehr geringer Anzahl auf. Dennoch wird der Unterlauf der Blumen- thaler Aue, der die biologische Gewässergüte II-III aufzeigt, mit Zielerreichung wahrscheinlich bezogen diesen Parameter eingestuft, da der Referenztyp ein Marschengewässer ist.

45 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Blumenthaler Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

7.3.2 Fische Bei einer Elektrobefischung am Wasserwerk im Mai 2002 wurde als die dominante Fischart das Rotauge (Plötze) nachgewiesen. Es handelt sich nach SCHIRMER (1991) um einen Fisch, der ste- hende und langsam fließende Gewässer besiedelt und recht widerstandsfähig gegen niedrige Sauerstoffgehalte und hohe Temperaturen ist. Rotaugen traten Anfang der 90er Jahre in nahe- zu allen Bremer Gewässern auf. Mit höheren Anteilen kam auch der Flussbarsch vor. Dieser Fisch besiedelt als sehr anpassungsfähiger Fisch stehende und fließende Gewässer und bevor- zugt Bereiche mit geringer Strömung und hartem Grund. Der Mittellauf der Blumenthaler Aue, der beprobt wurde, wird der Hasel/Gründlingsregion zu- geordnet. Da die Fischfauna dieser Region unterrepräsentiert ist und stattdessen eine deutliche Prägung von der Weser zu verzeichnen ist, müsste dieser Abschnitt nach einem Wasser- rahmenrichtlinien-komformen Bewertungsverfahren voraussichtlich mit „Zielerreichung unwahr- scheinlich“ bezogen auf die Fische bewertet werden.

7.3.3 Makrophyten Wasservegetation der Blumenthaler Aue wurde an der Übersichtsmessstelle im Bereich des Wasserwerks aufgenommen. Sie weist insgesamt nur einen Deckungsgrad von 1 % auf. Die einzige wirkliche Wasserpflanze war eine Wasserstern-Art, wahrscheinlich Callitriche platycapra. Im amphibischen Bereich wuchsen noch wenige Exemplare von Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis palustris), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), Schilfrohr (Phragmites australis) und Bachehrenpreis (Veronica beccabunga). Bachbegleitende Gehölze waren Haselnuss, Sommer- linde und eine Weidenart. Relativ häufig an der Böschung in der Nähe des Wasserwerks war Giersch (Aegopidium podagraria).

7.3.4 Phytoplankton Die im Jahr 2002 ermittelten Chlorophyllgehalte lagen in der Regel unter 10 µg/l. Da die Nährstoff- versorgung als ausreichend betrachtet wird (siehe unter 6. Trophie), kann davon ausgegangen werden, dass sich in der Blumenthaler Aue keine ausgeprägte Phytoplanktonbiozönose entwik- kelt. Die entnommenen Planktonproben sind noch nicht ausgewertet.

7.3.5 Phytobenthos Die dreimalige Untersuchung benthischer Kieselalgen im Jahr 2002 ergab keine Auffälligkeiten. In der Regel handelt es sich um weit verbreitete Arten, die ein breites ökologisches Spektrum aufzeigen. Eine Bewertungsmethode der Wasserrahmenrichtlinie für das Phytobenthos liegt noch nicht vor.

7.4 Strukturgüte Der Bereich, in dem die Blumenthaler Aue als Grenzfluss zu Niedersachsen fließt, ist als deutlich verändert (Strukturgüteklasse IV) einzustufen. Eine günstigere Einstufung ist in erster Linie auf Grund des Fehlens eines Uferstreifens nicht möglich. Kleinere Abschnitte könnten auch besser bewertet werden (bis zu Strukturgüteklasse II), da aber bei der Bewertung immer ein gesamter Kilometerabschnitt betrachtet wird, treten diese Abschnitte nicht in der Karte hervor. Der weitere Verlauf im städtisch geprägten Bereich muss stark bzw. vollständig verändert be- zeichnet werden (Strukturgüteklasse V und VII). Hier führt in erster Linie der stärkere Uferver- bau und die Bebauung der Aue zu einer schlechteren Bewertung.

46 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Blumenthaler Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

7.5 Wanderhindernisse Im Mündungsbereich befindet sich in der Blumenthaler Aue ein Siel mit Fischbauchklappe, das den Auf- und Abstieg von Fischen und anderen wasserbewohnenden Organismen nicht behin- dert. Am Wasserwerk befindet sich weiterhin ein nicht komplett abgebauter Stau, der allerdings keine Wanderbeeinträchtigung darstellt.

7.6 Trophie Die Analysenergebnisse der letzten 10 Jahre haben für die Blumenthaler Aue vor allem eine Belastung durch Stickstoff-Verbindungen aufgezeigt. Nach der chemischen Klassifikation der LAWA wurden an der Messstation am Wasserwerk und bei der allgemeinen Güteüberwachung sowohl für Gesamtstickstoff als auch für Nitrat-Stickstoff in der Regel Werte im Bereich der chemischen Güteklasse II-III und schlechter ermittelt (siehe Tabelle 14). Bezüglich Orthophosphat-Phosphor wurden bei der allgemeinen Güteüberwachung und an der Messstation Blumenthal von 1992 bis 2001 immer Werte gemessen, die eine Einstufung nach LAWA in die chemische Güteklasse II erlauben. Der Gesamtphosphor-Gehalt lag 1994 bis 2001 im Bereich der Güteklasse II-III, allerdings mit einer Tendenz zur Güteklasse II. Zwischen den einzelnen Wasserkörpern bestehen bezüglich der genannten Nährstoffe keine nennenswerten Unterschiede. Eine Trophie-Einstufung auf der Basis der Chlorophyll-Gehalte ist in der Blumenthaler Aue nicht sinnvoll, da sich keine ausgeprägte gewässereigene Phytoplanktonbiozönose entwickelt.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - 1993 - - 1994 III III II II-III II-III II II - - III 1995 II-III II-III II II-III II-III II I-II - - III 1996 III III II III II-III II II - - III 1997 III III II II-III II-III II II - - III 1998 III III II II-III II-III II I-II II - - III 1999 II-III II-III II II-III II I-II II I-II - - III 2000 II-III II-III II II II I-II II-III I-II - - III 2001 III III II III II I-II II-III I-II - - III 2002 I-II - - 2003 - -

Tab. 14: Bewertung der Nährstoffgehalte an der Messstation Blumenthaler Aue (WK 26109, Typ 14), basie- rend auf den 90-Perzentilen der Werte von 14-Tages-Mischproben und den 10-Perzentilen der 14- Tages-Mittelwerte (für Sauerstoff)

7.7 Prioritäre Stoffe Bei den prioritären Stoffen liegen bisher noch nicht für alle Stoffe gesetzlich festgeschriebene Qualitätsziele vor. Erste orientierende Untersuchungen haben für die Schwermetalle Cadmium (im Sediment), Blei (im Wasser und Sediment < 20 µm) und Nickel (im Wasser) eine Über- schreitung der vorläufigen Qualitätsnorm ergeben. Zusätzlich liegt eine Belastung durch Fluoranthen vor. Diese Substanz ist ein Polyzyklischer Aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAKs). Bei dem PAK Benzo(b)flouranthen wurde das halbe Qualitätsziel überschritten. PAKs entstehen in erster Linie bei der unvollständigen Verbrennung fossiler Brennstoffe. Sie sind aufgrund ihrer

47 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Blumenthaler Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26 krebserzeugenden und -auslösenden, hormonell wirksamen und gentoxischen Eigenschaften als prioritär gefährlich eingestuft. Das heißt sie sollen laut Wasserrahmenrichtlinie im Laufe der Zeit aus der Umwelt eliminiert werden. Bei der zweiten Messung wurden die Überschreitungen der Qualitätsziele beider Substanzen nicht bestätigt. Bei einer der beiden Beprobungen wurden ferner Überschreitungen der halben Qualitätsnorm für Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) (als Weichmacher in der chemischen Industrie eingesetzt), Diuron (ein photosynthesehemmendes Herbizid) und TBT (Bestandteil in Anti-Fouling-Farben) festgestellt. Alle weiteren ermittelten Konzentrationen lagen unter dem Qualitätsziel, eine Großteil sogar unter der Bestimmungsgrenze. Bei der ersten Messreihe im Herbst 2002 wurde eine Überschreitung des Qualitätsziels von Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) festgestellt. Phthalate sind Massenprodukte der Chemischen Industrie, die bereits seit Anfang der 1930er Jahre hergestellt und als Weichmacher in PVC ver- wendet werden. Sie gehören zu den Chemikalien mit Verdacht auf hormonelle oder fruchtbarkeits- hemmende Wirkung und besitzen eine hohe Bioakkumulationsfähigkeit. Die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Verbindung ist dabei das DEHP. Bei der zweiten Messung im Frühjahr 2003 wurde die Überschreitung nicht bestätigt. Ferner zeigt die Blumenthaler Aue eine Belastung durch die Schwermetalle Blei, Cadmium und Nickel. Die orientierenden Messungen deuten darauf hin, dass die Blumenthaler Aue den guten chemi- schen Zustand wahrscheinlich nicht erreicht.

7.8 Punktquellen

7.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Punktuelle Abwassereinleitungen in die Blumenthaler Aue liegen nicht vor.

7.8.2 Niederschlagswassereinleitungen In die Blumenthaler Aue gibt es vor allem im unteren Wasserkörper Niederschlagswasserein- leitungen, die zu stofflichen und hydraulischen Belastungen führen können. Über den Eintrag von Straßenabflüssen könnten die erhöhten PAK-Konzentrationen zu erklären sein. Die früher noch vorhandenen Mischwasserüberläufe in die Blumenthaler Aue wurden Anfang der 90er Jahre geschlossen. Sämtliche Mischwasserüberläufe aus Bremen-Nord gehen nun direkt in die Weser.

7.9 Diffuse Quellen Diffuse Einträge können aus der Landwirtschaft in den oberen Wasserkörper der Blumenthaler Aue (WK-Nr. 26094) gelangen. Vermutlich sind die erhöhten Konzentrationen an Stickstoffver- bindungen auf diese Quelle zurückzuführen.

7.10 Altablagerungen Im Bereich des Wasserkörpers oberhalb des Wasserwerks (Blumenthaler Aue Mittellauf, WK- Nr. 26109) gibt es zwei Standorte mit Altablagerungen. Auf Grund von Sanierungs- und Sicherungs- maßnahmen und auf Grund durchgeführter Untersuchungen ist allerdings zum jetzigen Zeit- punkt von keinem der beiden Standorte von einer Gefährdung auszugehen.

48 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Blumenthaler Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

Im Bereich der Bremer Wollkämmerei (betrifft den Unterlauf der Blumenthaler Aue, WK- Nr. 26112) gibt es drei Standorte mit Altablagerungen. Bei zwei dieser Standorte kann eine Gefährdung des Gewässers nicht ausgeschlossen werden. Zum Einen handelt es sich um eine Altablagerung mit Bauschutt und gewerblichen Abfällen, die 1960-1978 genutzt wurde. Hier werden zur Zeit Untersuchungen zu Stauwasseraustritten durchgeführt. Für die zweite Altab- lagerung werden genauere Informationen noch zusammengetragen. Von der dritten Altab- lagerung ist auf der Grundlage durchgeführter Untersuchungen nicht von einer Gefährdung des Gewässers auszugehen.

7.11 Sonstige anthropogene Belastungen Bei den Stoffen der EG-Richtlinie 76/464 wurden die Qualitätsziele für Zink und Dibutylzinn (beide im Sediment) in der Blumenthaler Aue am Wasserwerk überschritten. Ferner kam es zu einer einmaligen Überschreitung des halben Qualitätsziel für Kupfer (im Sediment < 20µm). Aufwärmungen, Wasserentnahmen oder Salzbelastungen liegen in der Blumenthaler Aue nicht vor.

7.12 Schutzgebiete Die Blumenthaler Aue liegt im Trinkwasserschutzgebiet "Wasserschutzgebiet Blumenthal". Es sind die Zonen II (im Bereich des Wasserwerks) sowie IIIa und IIIB ausgewiesen. Bei der Zone II handelt es sich um die engere Schutzzone, deren Größe nach hygienischen Gesichtspunkten festgelegt wird. Sie soll verhindern, dass humanpathogene (den Menschen krank machende) Keime, die in den Grundwasserleiter gelangen, bis zum Erreichen der Wasserfassung noch aktiv sind. Daher sind in dieser Zone alle Einrichtungen und Handlungen verboten, von denen eine hygienische Beeinträchtigung ausgehen kann (z. B. Kanalisation, Güllegruben, Gülleausbringung) oder die wegen vergleichbarer Gefährdungsrisiken in der engeren Schutzzone nicht hinnehm- bar sind (z. B. Schwächung von Deckschichten, Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen). Zone III (weitere Schutzzone) schließt nach außen an die Zone II an. Sie wird dort festgelegt, wo aus hydrogeologischer Sicht erstmals eine besondere, über den allgemeinen Grundwasserschutz hinausgehende Vorsorge notwendig wird. Ihre Außengrenze ist gleichzeitig die Grenze des Trinkwasserschutzgebietes. Wird die Unterscheidung in Zone IIIA und IIIB vorge- nommen, so ist dies durch ungünstige Untergrundbedingungen erforderlich. In der näheren Zone IIIA gelten etwas strengere Anforderungen, in der entfernteren Zone IIIB etwas geringere als bei durchschnittlichen Verhältnissen in der ungeteilten Zone III. Auf bremischem Gebiet ist die unmittelbar angrenzende Aue des Gewässers Landschaftsschutz- gebiet ausgewiesen.

7.13 Bewertung Für den Oberlauf der Blumenthaler Aue, der größtenteils auf niedersächsischem Gebiet ver- läuft, ist die Zielerreichung des guten Zustands nach Wasserrahmenrichtlinie wahrscheinlich. Die biologische Gewässergüte und die Gewässerstruktur können beide als ausreichend gut bezeich- net werden und es gibt keinen Hinweis auf Überschreitungen der prioritären Stoffe. Die anderen beiden Wasserkörper werden den guten Zustand wahrscheinlich nicht erreichen. Dieses liegt im Unterlauf an der schlechten Strukturgüte und im Mittellauf an der Überschrei- tung der Qualitätsziele einiger prioritärer Stoffe. Es ist zu erwarten, das im Unterlauf ähnliche Konzentrationen der prioritären Stoffe zu finden sind wie im Mittellauf.

49 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Blumenthaler Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

7.14 Maßnahmen In der Blumenthaler Aue wurden bereits Anstrengungen zur Renaturierung unternommen. Eine Uferabflachung führte nach Angaben von HAESLOOP & BOLTE (1997) zur Ausbildung von Bachröhrichten im Bereich der Wechselwasserzone. Bei ungestörter Sukzession hätte sich nach Meinung der Autoren ein Röhricht oder Ried ausgebildet, dessen Pflanzen verstärkt ins Bachbett vorgedrungen wären, streckenweise hätten sie vermutlich den gesamten Gewässerquerschnitt besiedelt. Allerdings wurden zur Gewährleistung des Abflusses intensive Entkrautungs- maßnahmen durchgeführt. Ohne Störung wäre es nach Meinung der Autoren langfristig zu einer Entwicklung hin zu einem breit ausufernden, langsam durch Bruchwald fließenden Niederungsbach gekommen, der eine nährstoffarme, z. T. moorige Sumpfvegetation aufzeigt. Im Bereich der untersuchten Maßnahme, im mittleren Wasserkörper (WK-Nr. 26109, mit dem Referenztyp „sandgeprägte Tieflandbäche) gehen HAESLOOP & BOLTE (1997) auf Grund des geringen Gefälles nicht von der Ausbildung eines typischen Geestbachs aus. Diese Tatsachen sollten bei der Planung von Maßnahmen für die Zielerreichung in der Blumenthaler Aue berück- sichtigt werden.

50 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

8. Deichschlot/Embser Mühlengraben

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 (anteilig) Typ Nr. 14 Typ-Bezeichnung Sandgeprägte Tieflandbäche biol. Gewässergüte II und II-III Strukturgüte V und VI Aufstiegsbehinderung ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] weitgehend II-III Nitrat-N [mg/l] weitgehend II und besser Gesamt-Phophor [mg/l] weitgehend II bis II-III Orthophosphat-P [mg/l] weitgehend II und besser Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges

8.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Der Embser Mühlengraben und seine Verlängerung, der Deichschlot, sind Gewässer natürlichen Ursprungs, die allerdings fast auf der gesamten Gewässerstrecke begradigt sind. Die Fließ- geschwindigkeit ist entgegen den natürlichen Verhältnissen langsam bis fast stehend. Das Gewässersystem liegt im niedersächsischen Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme). Der Embser Mühlengraben verläuft auf bremischem Gebiet rechts der A 27. Etwas unterhalb des Bultensees mündet der Osterholzer Sielgraben ein. Nach diesem Zulauf heißt das Gewässer Deichschlot. Nach ca. 12 km mündet der Gewässerlauf linksseitig über ein Stauwehr in den Wümme-Südarm. Das Einzugsgebiet der Gewässer wird zum großen Teil als Acker- und Grünland genutzt. Häufig erfolgt die landwirtschaftliche Nutzung bis an den Gewässerrand. Insbesondere auf niedersäch- sischem Gebiet wird der Embser Mühlengraben intensiv geräumt (ARBEITSKREIS RENATURIERUNG EMBSER MÜHLENGRABEN 2001). Auf bremischem Gebiet ist das Gewässer streckenweise nur ver- gleichsweise gering verbaut. Auch der Deichschlot weist auf größeren Strecken nur vereinzelte Verbauung auf.

8.2 Wasserkörper und Referenztyp Der Gewässerlauf des Embser Mühlengraben/Deichschlot wird komplett als ein Wasserkörper mit dem Referenztyp 14 (sandgeprägte Tieflandbäche) eingestuft.

• Deichschlot/Embser Mühlengraben (WK-Nr: 24047) Im dem Bereich, wo das Gewässer nach Bremen eintritt, ist es nur vereinzelt verbaut und etwas gewunden. Das Foto zeigt den Embser Mühlengraben von der Brücke „Zum Panrepel“

51 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Deichschlot/ Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Embser Mühlengraben Bearbeitungsgebiet: 24 • Im weiteren Verlauf ist der Embser Mühlengraben (hier am Bultensee) begradigt und stärker befestigt.

• Am Deichschlot wurden Renaturierungsmaßnah- men wie das Anlegen neuer Uferstreifen durchge- führt.

8.3 Biologische Gewässergüte

8.3.1 Makrozoobenthos Mit bisher 100 nachgewiesenen Taxa ist dieser Gewässerzug ein sehr artenreiches Gewässer. Die Biozönose setzt sich überwiegend aus Arten strömungsberuhigter Lebensräume und weni- gen anspruchsloseren Fließgewässerarten zusammen. Lediglich im Oberlauf konnten die für sandige Fließgewässer typischen Arten Ephemera danica und Ephemera vulgata (Eintagsflie- gen) sowie Athripsodes cinereus (Köcherfliege) nachgewiesen werden. Im gesamten Gewässer- zug treten typische Vertreter langsam fließender Gewässer auf, wie z.B. die Eintagsfliegen Centroptilum luteolum und Baetis vernus, die Libelle Calopteryx splendens und der Bachfloh- krebs Gammarus pulex. In zwei Abschnitten wurde die Schnecke Planorbis carinatus und als Einzelfund im Deichschlot die Eintagsfliege Heptagenia fuscogrisea nachgewiesen, die beide in der Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft sind. Insgesamt wird die Wirbellosengemeinschaft dominiert von Schnecken (16 Arten). Bei den Kä- fern sind bisher 14 Arten, bei den Köcherfliegen 10 Arten und bei den Eintagsfliegen 9 Arten nachgewiesen worden. In den stärker fließenden Abschnitten des Embser Mühlengrabens ist der Bachflohkrebs und im strömungsberuhigten Deichschlot die Wasserassel sowie die Eintags- fliege Cloeon dipterum am individuenreichsten vertreten. Da mehr als 30 % der Strecke dieses Wasserkörpers schlechter als Güteklasse II eingestuft werden, ist die Zielerreichungswahrscheinlichkeit bezogen auf den Parameter Makrozoobenthos unklar, obwohl dieser Gewässerzug mit zu den artenreichsten aller bisher in Bremen untersuch- ten Gewässer gehört.

8.3.2 Fische Laut ARBEITSKREIS ZUR RENATURIERUNG DES EMBSER MÜHLENGRABENS (2001) wird im Deichschlot im Frühjahr eine Wanderbewegung größerer Cypriniden (Karpfenartige; wie Brassen und Rotaugen) zu den Ausgleichmaßnahmen südlich des Bultensees beobachtet, wo sie laichen. Auch für den Hecht ist das gesamt Grabensystem östlich vom Hodenberger Deich als Laichhabitat von Be- deutung. Weiterhin werden Vorkommen von Aal und Flussbarsch erwähnt. Der oberhalb gele- gene Bereich zwischen Bultensee und Oyterdamm scheint nach Angaben der AutorInnen selte-

52 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Deichschlot/ Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Embser Mühlengraben Bearbeitungsgebiet: 24 ner durchwandert zu werden. Auch zwischen Oyterdamm und Bremer Kreuz wurden keine größeren Cypriniden beobachtet. Dafür gibt es Nachweise des Vorkommens von Ukelei, Gründling und der besonders zu schützende Steinbeißer. Insgesamt wird die Individuendichte der Fische als nicht hoch angesehen.

8.3.3 Makrophyten Insbesondere unterhalb des Bultensees sind neben häufiger vorkommenden Schwimmblatt- pflanzen (wie Teichrose) auch Schwimmendes Laichkraut und Pfeilkraut zu finden. Stellenweise sind Röhrichtpflanzen wie Rohrkolben, Rohrglanzgras und Schilfrohr vertreten (ARBEITSKREIS ZUR RENATURIERUNG DES EMBSER MÜHLENGRABENS 2001).

8.3.4 Phytoplankton Untersuchungen des Phytoplankton wurden im Deichschlot/Embser Mühlengraben nicht durch- geführt.

8.3.5 Phytobenthos Untersuchungen des Phytobenthos wurden im Deichschlot/Embser Mühlengraben nicht durch- geführt.

8.4 Strukturgüte Fast der komplette Gewässerlauf von Deichschlot und Embser Mühlengraben auf bremischem Gebiet weist eine Strukturgüte von VI auf. Lediglich der Abschnitt am Bremer Kreuz kann in Klasse V (stark verändert) eingestuft werden. Zurückzuführen ist diese Bewertung in erster Linie auf den geradlinigen Verlauf des Gewässers und den fehlenden Uferbewuchs.

8.5 Wanderhindernisse Wichtigstes Wanderhindernis im Deichschlot und Embser Mühlengraben ist das Mündungswehr vom Deichschlot zum Wümme-Südarm. Dieses Bauwerk ist in der Regel geschlossen und für Fische und wirbellose Wasserbewohner im Sommer nicht zu überwinden. Die Absturzhöhe kann bis zu 1 m betragen. Im Winter allerdings liegen die Wasserstände von Deichschlot und Wümme auf ähnlichem Niveau, teilweise weist die Wümme auch einen höheren Wasserstand auf. In diesem Zeitraum (meist im Winter und Frühjahr) ist das Bauwerk voll passierbar und teilweise sogar offen. Ob der 38 m lange Rohrdurchlass an der Autobahnabfahrt Sebaldsbrück eine Be- hinderung des Auf- und Abstiegs darstellen, muß geprüft werden.

8.6 Trophie Im Deichschlot und Embser Mühlengraben ist eine Belastung durch Stickstoff festzustellen, ins- besondere durch Gesamtstickstoff und Ammonium-Stickstoff (NH4-N). Hier wird meist nur Güteklasse II-III und schlechter erreicht. Lediglich am Bremer Kreuz wurden in einigen Jahren Werte ermittelt, die eine Einstufung in Güteklasse II zulassen. Beide Gewässer zeigten insbe- sondere Anfang der 90er Jahre Probleme in Bezug auf Sauerstoff, dieses hat sich allerdings seit Ende der 90er Jahre verbessert. Im Deichschlot tritt zusätzlich zu der Belastung mit Stickstoff noch eine leichte Belastung durch Phosphor-Verbindungen hervor. Ferner weist das Gewässer Chlorid-Konzentrationen auf, die eine Einstufung in Güteklasse II-III erfordern. Diese deutliche Belastung ist auf die natürlicherweise im oberen Grundwasserleiter vorkommenden Chlorid- Konzentrationen zurückzuführen.

53 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Deichschlot/ Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Embser Mühlengraben Bearbeitungsgebiet: 24

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II-III I-II I-II II-III II I-II II-III II - - - 1993 II-III II II II-III II I II-III II - - - 1994 II I II II II-III II II II - - - 1995 III III II II-III II-III II-III III II - - - 1996 II I I-II II-III II-III I-II I-II II - - - 1997 II-III II-III I-II III II-III I-II III-IV II - - - 1998 II I-II I-II II II I-II I-II II - - - 1999 II-III II II II-III II-III II II II - - - 2000 II I I-II II II II II-III II - - - 2001 II-III I-II II II-III II II II II - - - 2002 III II-III I-II II-III II II I-II II - - - 2003 ------

Tab. 15: Bewertung der Nährstoffgehalte des Embser Mühlengraben am Bremer Kreuz (WK 24047, Typ 14), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert bzw. Minimum (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II-III I-II II III II-III I-II III-IV II-III - - - 1993 II-III II II III II-III I-II III II-III - - - 1994 II-III I-II I-II III II-III II III II-III - - - 1995 III II-III II II II II-III III II-III - - - 1996 II-III I-II I-II II II II II II-III - - - 1997 II-III II II-III III II I-II III II-III - - - 1998 II-III I-II II II-III II I-II III II-III - - - 1999 III II-III I-II III II II II II-III - - - 2000 II-III I-II I-II III II II I-II II - - - 2001 II-III II I-II II-III II I-II I-II II-III - - - 2002 II-III II II II-III II-III II II II - - - 2003 II-III II-III I-II III II-III II-III I-II II-III - - -

Tab. 16: Bewertung der Nährstoffgehalte des Deichschlot an der Bahnkreuzung (WK 24047, Typ 14), basie- rend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage doppelter Mittelwert bzw. Minimum (für Sauerstoff)

8.7 Prioritäre Stoffe Im Gewässersystem Deichschlot/Embser Mühlengraben wurden bisher keine Untersuchungen zu prioritären Stoffen durchgeführt.

8.8 Punktquellen

8.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Es gibt keine punktuelle Abwassereinleitung in den Deichschlot oder den Embser Mühlengraben.

8.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Da die bebauten Flächen am Deichschlot und Embser Mühlengraben im Trennsystem entwäs- sert werden, kann es im Gewässersystem zu hydraulischen und stofflich Belastungen durch Niederschlagswassereinleitungen kommen. Besonders betroffen ist der Deichschlot. Die gesamte Niederschlagswassermenge, die im Stadtteil Osterholz in den Osterholzer Sielgraben, das Haus- und Birkenfleet und das Grenzwehrfleet gelangt wird über das Osterholzer Siel aktiv entwäs- sert.

54 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Deichschlot/ Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Embser Mühlengraben Bearbeitungsgebiet: 24 Der Großteil des Niederschlagswassers der Autobahn A 27 versickert über die Böschung und wird nicht direkt ins Gewässer eingeleitet.

8.9 Diffuse Quellen Vermutlich ist die Belastung der Gewässer mit Stickstoff- und Phosphorverbindungen auf die landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebietes zurückzuführen. Weitere Belastungsquelle kön- nen diffuse Abläufe von Niederschlagswasser von der Autobahn sein.

8.10 Altablagerungen Der Verkehrsübungsplatz am Bremer Kreuz ist auf einer Altablagerung entstanden, die direkt an den Deichschlot/Embser Mühlengraben grenzt. Seit 1986 besteht eine Sickerwasserdrainage am Fuß der Altablagerung, die in den Kanal eingeleitet und durch hanseWasser überwacht wird. Eine Beeinflussung des Oberflächengewässers wird als unwahrscheinlich angesehen.

8.11 Sonstige anthropogene Belastungen

8.11.1 Aufwärmung Liegen nicht vor.

8.11.2 Wasserentnahmen Liegt nicht vor.

8.11.3 Salzbelastungen Durch Streusalz der Autobahn könnte es in den Wintermonaten zu einer Belastung des Embser Mühlengrabens kommen.

8.12 Schutzgebiete Der Deichschlot fließt auf einem Großteil seiner Stecke durch Landschaftsschutzgebiet.

8.13 Bewertung Aufgrund der zum Teil kritischen Belastung (Güteklasse II-III) bei der biologischen Gewässergüte und einer Strukturgüte, die auf 50 % der Strecke des Wasserkörpers schlechter als V bewertet wurde, muss der gesamte Wasserkörper mit „Zielerreichung unklar“ eingestuft werden. Weiterhin tragen die Nährstoffbelastung und das unpassierbare Mündungsbauwerk im Deich- schlot zu einer Belastung des Gewässerzugs bei.

8.14 Maßnahmen Eine vorrangig durchzuführende Maßnahme wäre es, die ganzjährige Durchgängigkeit am Mündungsbauwerk des Deichschlots zum Wümme-Südarm wieder herzustellen. Zur Entlastung des Gewässers von Niederschlagswasserabschläge aus den Wohngebieten im Stadtteil Osterholz könnte eine Verlegung des Gewässerlaufs etwa ab Höhe Bultensee in Erwä- gung gezogen werden. Der bereits vorhandene Mittelgraben Osterholz könnte als Haupt- gewässerlauf fungieren. Auf Maßnahmen, die die Fließgeschwindigkeit verlangsamen würden, sollte dabei bewußt verzichtet werden, um das Gewässer den natürlichen Leitbild „sandgeprägter Tieflandbach“ durch Ansiedlung fließwasserspezifischer Organismen näher zu bringen. 55 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Deichschlot/ Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Embser Mühlengraben Bearbeitungsgebiet: 24 Der unmittelbar unterhalb des Schöpfwerks Osterholz liegende Abschnitt des Deichschlots wäre somit nicht mehr Hauptgewässerlauf. In ihm könnten die Niederschlagswasserabschläge zwischengepuffert werden, was zu einer Verringerung der stofflichen und hydraulischen Bela- stung nach extremen Niederschlagsereignissen im Wasserkörper Deichschlot/Embser Mühlen- graben führen würde. Im abgetrennten Flusslauf des Deichschlot könnten kurz unterhalb des Siels Aufweitungen des Gewässers vorgenommen werden. HAESLOOP & BOLTE (1997) beobach- teten bei Erfolgskontrollen von Renaturierungsmaßnahmen im Bereich ausgedehnter Flachwasser- bereich im Deichschlot die Ansiedlung filtrierender und detrivorer Arten, die vermutlich die Selbstreinigungsleistung des Gewässers erhöhen. Auf diese Weise könnte die stoffliche Bela- stung weiter reduziert werden.

56 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

9. Eckhoffgraben

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 (geringer Anteil) Typ Nr. 14 Typ-Bezeichnung Sandgeprägte Tieflandbäche biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte V und besser Aufstiegsbehinderung - Gesamt-Stickstoff [mg/l] - Nitrat-N [mg/l] - Gesamt-Phophor [mg/l] - Orthophosphat-P [mg/l] - Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges

9.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Bei dem Eckhoffgraben handelt es sich um ein natürliches Fließgewässer, das nur auf einer kurzen Fließstrecke auf bremischem Gebiet fließt. Das Gewässer weist ein Länge von nur 5,7 km auf und verläuft weitgehend durch Grün- und Ackerland, bevor es in den Wümme-Südarm mündet.

9.2 Wasserkörper und Referenztyp Der Eckhoffgraben wird auf gesamter Länge als ein Wasserkörper betrachtet (WK-Nr. 24046), der dem Referenztyp 14 (sandgeprägte Tieflandbäche) zuzuordnen ist. Im Eckhoffgraben liegt keine bremische Messstelle.

9.3 Biologische Gewässergüte

9.3.1 Makrozoobenthos Für das Makrozoobenthos liegt im Eckhoffgraben nur eine Einschätzung aus Niedersachsen vor, bei der die Gewässergüte auf der gesamten Länge als Güteklasse II-III eingestuft wird. Damit würde die Makrozoobenthos-Biozönose nicht den Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie an den guten ökologischen Zustand genügen. Die Biozönose weist deutliche Defizite im Ver- gleich zur Referenzbiozönose auf. Weitere biologische Qualitätskomponenten wurden im Eckhoffgraben nicht untersucht.

9.4 Strukturgüte Laut niedersächsischen Angaben erreicht der Eckhoffgraben auf seiner gesamten Länge die Strukturgüteklasse V und besser auf.

57 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Eckhoffgraben Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

9.5 Wanderhindernisse Im Eckhoffgraben gibt es wahrscheinlich keine Bauwerke, die eine Passierbarkeit für Fische oder andere Wasserlebewesen einschränken.

7.6 Trophie Über die Nährstoffverhältnisse im Eckhoffgraben liegen auch von niedersächsischer Seite keine Ergebnisse vor.

9.7 Prioritäre Stoffe Eine Untersuchung prioritärer Stoffe wurde im Eckhoffgraben nicht durchgeführt.

9.8 Punktquellen

9.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Punktuelle Abwassereinleitungen in den Eckhoffgraben liegen nicht vor.

9.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Niederschlagswassereinleitung in den Eckhoffgraben existieren vermutlich nicht.

9.9 Diffuse Quellen Durch die landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebietes könnte es im Eckhoffgraben zu dif- fusen Belastungen mit Nährstoffen kommen.

9.10 Altablagerungen Es befinden sich keine Altablagerungen im Einzugsgebiet des Eckhoffgrabens.

9.11 Sonstige anthropogene Belastungen Sind nicht bekannt.

9.12 Schutzgebiete Im Bereich des Eckhoffgrabens liegen auf bremischem Gebiet keine Schutzgebiete.

9.13 Bewertung Nach Angaben von Niedersachsen wird der Eckhoffgraben auf Grund seiner kritischen Bela- stung (biologische Gewässergüteklasse II-III) mit „Zielerreichung unwahrscheinlich“ bewertet. Insgesamt zeigt die Makrozoobenthos-Biozönose deutliche Defizite auf, obwohl 50 % des Ge- wässers eine Struktur besser Strukturgüteklasse V aufweisen.

9.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

58 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

10. Huchtinger Fleet

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 23 (Ochtum) Anzahl Wasserkörper (WK) 2 davon in Bremen: 1 komplett, 1 anteilig Typ Nr. 14 bzw. 22.1 Typ-Bezeichnung Sandgeprägte Tieflandbäche bzw. Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte weitgehend II-III Strukturgüte IV bis VII Aufstiegsbehinderung ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] weitgehend II-III Nitrat-N [mg/l] weitgehend II und besser Gesamt-Phophor [mg/l] II-III bis III Orthophosphat-P [mg/l] meist besser II-III Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 1 Sonstiges

10.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Das Huchtinger Fleet ist ein natürliches Gewässer. Es entspringt südlich von Bremen im Bearbeitungsgebiet 23 und heißt auf niedersächsischem Gebiet bis zur Landesgrenze Große Wasserlöse. Das Huchtinger Fleet mündet linksseitig in die Ochtum. Bedeutenster Zufluss ist das Mittelshuchtinger Fleet, das über ein Regenrückhaltebecken in das Huchtinger Fleet mündet. Das Einzugsgebiet des insgesamt 8,1 km langen Gewässerlaufs ist in erster Linie landwirtschaftlich genutzt, im oberen Bereich ist ein Großteil der Aue ferner Siedlungsgebiet.

10.2 Wasserkörper und Referenztyp Das Huchtinger Fleet wird in zwei Wasserkörper geteilt. Die Grenze zwischen beiden bildet das Schöpfwerk Huchting. Bis hier kann sich bei hohen Wasserständen der Tideeinfluss durch die Weser/Ochtum bemerkbar machen. Dieser untere Bereich des Gewässers wird dem Referenz- typ 22.1 (Gewässer der Marschen), der obere dem Referenztyp 14 (sandgeprägte Tiefland- bäche) zugeordnet.

• Huchtinger Fleet Oberlauf (WK-Nr: 23017) Der obere Abschnitt des Gewässers mit dem Referenz- typ 14, dessen Aue auf bremischer Seite recht dicht besiedelt ist. Weite Fließstrecken sind begradigt und stark verbaut. Das Foto zeigt das Huchtinger Fleet beim Roland-Center.

59 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Huchtinger Fleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

• Huchtinger Fleet Unterlauf (WK-Nr. 23018) Der Unterlauf ab dem Schöpfwerk Huchting kann bei hoch auflaufenden Gezeiten tidebeeinflusst sein und dem Referenztyp „Gewässer der Marschen“ (22.1) zugeord- net. Das Einzugsgebiet wird weitgehend als Grünland genutzt.

10.3 Biologische Gewässergüte

10.3.1 Makrozoobenthos Der Oberlauf des Huchtinger Fleets ist mit 95 nachgewiesenen Taxa ein artenreiches Gewässer. Die Artenzusammensetzung wird dominiert von Wasserkäfern und Schnecken, die mit 17 bzw. 16 Arten vertreten sind. Allerdings handelt es sich überwiegend um Arten strömungsberuhigter Lebensräume. Es kommen nur wenige Fließgewässerarten wie z.B. der Bachflohkrebs Gammarus pulex und die Muschel Pisidium amnicum, die in der Roten Liste von Deutschland als stark gefährdet eingestuft sind, vor. Im Bereich Huchting kommt es durch strukturelle Verschlechte- rung am Gewässer zu einem starken Artenrückgang. Nahezu auf seiner gesamten Länge weist der Oberlauf des Huchtinger Fleets die biologische Gewässergüteklasse II-III auf und muss da- mit als sandgeprägter Tieflandbäche bezogen auf das Makrozoobenthos in „Zielerreichung un- wahrscheinlich“ eingestuft werden. Beim Unterlauf des Huchtinger Fleetes handelt es sich um ein „Gewässer der Marschen“ (Typ 22.1), das in den letzten Jahren umstrukturiert wurde. Bisher konnten dort 60 meist an- spruchslose und in nur geringer Individuendichte vorkommende Arten nachgewiesen werden. Im Unterlauf treten typische, über Tidegewässer eingewanderte Krebstiere wie z.B. die Schweb- garnele Neomysis integer, die Flohkrebse Gammarus tigrinus und G. zaddachi sowie die Woll- handkrabbe auf. Dieser Wasserkörper kann bezogen auf die Saprobie in „Zielerreichung wahr- scheinlich“ eingestuft werden, da es sich um ein Marschengewässer mit der Güteklasse II-III handelt. Weitere biologische Komponenten wurden im Huchtinger Fleet nicht untersucht.

10.4 Strukturgüte Der obere Wasserkörper muss im dichter besiedelten Bereich in Strukturgüteklasse VII einge- stuft werden. Starker Uferverbau, Begradigung, fehlender Uferbewuchs und die Bebauung der Aue führen zu dieser Bewertung. Der untere Wasserkörper kann der Strukturgüteklasse IV zugeordnet werden, was vor Allem auf den leicht gewundenen Flusslauf und den nur vereinzelt oder mäßig vorkommenden Ufer- verbau sowie die extensivere Nutzung der Aue zurückzuführen ist.

10.5 Wanderhindernisse Der Unter- und Oberlauf des Huchtinger Fleets werden durch das Schöpfwerk Huchting abge- grenzt. Es handelt sich um ein Klappen- bzw. Nadelwehr mit einer Absturzhöhe von 0-0,5 m, das eine Fischauf- und Abstiegsbehinderung darstellt.

60 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Huchtinger Fleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

10.6 Trophie Beide Wasserkörper zeigen eine deutliche bis erhöhte Belastung durch Gesamtstickstoff und

Gesamtphosphor (Güteklasse II-III und III). Für Ammonium-Stickstoff (NH4-N) liegt häufig so- gar eine hohe Belastung vor (Güteklasse III-IV). Der größte Anteil des Stickstoffs gelangt ver- mutlich als Ammonium in Gewässer und belastet durch die Nitrifikation (Umwandlung zu Ni- trat) den Sauerstoffhaushalt, der im Gewässer zum Teil hoch belastet ist. Im unteren Wasser- körper ist die Belastung zwar noch deutlich, aber nicht mehr so gravierend wie im oberhalb des Schöpfwerk Huchting gelegenen Wasserkörper. Die Nährstoffe werden vermutlich auf diffu- sem Weg über die landwirtschaftlichen Nutzung eingetragen. Die deutliche Belastung mit Chlorid in beiden Wasserkörpern ist wie in den meisten Bremer Gewässer mit der im oberen Grundwasserleiter natürlicherweise höheren Salzbelastung zu er- klären.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II-III I II III-IV II-III II-III IV II-III - - - 1993 III II II III III III III-IV II-III - - - 1994 II-III I-II II III III II-III III-IV II-III - - - 1995 III II-III II III III III II II-III - - - 1996 II-III I II III-IV II-III I-II III-IV III - - - 1997 II-III I II II-III II-III I-II III-IV II-III - - - 1998 III II-III II III III III II II-III - - - 1999 II-III I-II II-III III-IV II-III II III II-III - - - 2000 II-III I II-III III-IV III II III-IV II-III - - - 2001 II-III I II III-IV II-III I-II II-III II-III - - - 2002 II-III I-II I-II III-IV III II-III II II-III - - - 2003 II-III I I-II III II-III II II-III II-III - - -

Tab. 17: Bewertung der Nährstoffgehalte des Huchtinger Fleets im Oberlauf (am Rolandcenter) (WK 23017, Typ 14), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II-III I-II II-III III II-III II III-IV II-III - - - 1993 II-III II II III III III III II-III - - - 1994 II-III I-II II II-III III II-III II-III II-III - - - 1995 II-III II II III III II-III II II-III - - - 1996 II I II II-III II-III I-II II-III III - - - 1997 II-III I II-III III II-III I-II III-IV II-III - - - 1998 III II-III II III III II-III II II - - - 1999 II I II II-III II-III I-II II II-III - - - 2000 II-III I II II-III II-III II II-III II - - - 2001 II-III I II-III III-IV II-III II II-III II-III - - - 2002 II-III I-II I-II III-IV III II-III II II-III - - - 2003 II-III I-II II III II-III II II II-III - - -

Tab. 18: Bewertung der Nährstoffgehalte des Huchtinger Fleets im Unterlauf (unterhalb Rückhaltebecken) (WK 23018, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungs- grundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

10.7 Prioritäre Stoffe Eine Messung der prioritären Stoffe wurde im Huchtinger Fleet nicht durchgeführt.

61 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Huchtinger Fleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

10.8 Punktquellen

10.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Punktuelle Abwassereinleitung in das Huchtinger Fleet liegen nicht vor.

10.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Das Huchtinger Fleet liegt in einem Bereich mit Niederschlagswasser-Trennsystem, d.h. das auf befestigte Flächen treffende Niederschlagswasser wird in die Gewässer des Gebietes eingelei- tet. Dabei gibt es in das Mittelshuchtinger Fleet und in den Graben an der Höhpost laut hanseWasser einige Niederschlagswassereinleitungen, durch die erhöhte Schadstofffrachten ins Gewässer eingetragen werden. Diese Einleitungen sollen saniert werden um den Stoffeintrag ins Gewässer zu reduzieren. Die Niederschlagswassereinleitungen, die direkt ins Huchtinger Fleet einmünden, stellen von stofflicher Seite laut hanseWasser keine Belastung für das Gewässer dar.

10.9 Diffuse Quellen Durch die großflächige landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebiet des Huchtinger Fleets kann es zu diffusen Nährstoffeinträgen kommen.

10.10 Altablagerungen In Kirchhuchting südlich der B 75 gibt es eine Altablagerung von Bauschutt, Schlacken, Haus- müll und gewerblichen Abfällen aus dem Ablagerungszeitraum 1945 bis 1965. Die Altablagerung grenzt an das Huchtinger Fleet und bei hohen Stauwasserständen in der Altablagerung ist ein zeitweiliger Austritt von Stauwasser in das Fleet nicht auszuschließen. Untersuchungen des Stau- wassers im Rahmen des Altablagerungsüberwachungsprogramms zeigen insbesondere erhöhte PAK-Konzentrationen. Weiterhin liegt im Bereich des Huchtinger Fleets nördlich des Bahnhofs eine Fläche, auf der im Zeitraum 1945 bis1965 Hausmüll und Bauschutt abgelagert wurden. Eine Beeinflussung des Huchtinger Fleets wird aber auf Grund 1994 durchgeführter Untersuchungen sowie der Ergeb- nisse aus dem Altablagerungsüberwachungsprogramm als unwahrscheinlich angesehen. Eine weitere Atlablagerung befindet sich nördlich der B 75 am Huchtinger Fleet. Hier wurden im Zeitraum 1933-1965 Hausmüll, Bauschutt und gewerbliche Abfälle gelagert. Die Altablagerung ist aber nach unten mit Ton abgedichtet und es werden regelmäßig Stauwasseruntersuchungen durchgeführt. Eine Beeinflussung des Huchtinger Fleets wird als unwahrscheinlich angesehen. Südlich des Bahnhofs in Mittelshuchting liegt eine Verdachtsfläche für Boden und Bodenaushub. Auch hier wird eine Beeinflussung des Huchtinger Fleets als unwahrschienlich angesehen.

10.11 Sonstige anthropogene Belastungen Sonstige bedeutende anthropogene Belastungen im Huchtinger Fleet sind nicht bekannt.

10.12 Schutzgebiete Der untere Wasserkörper des Huchtinger Fleets, in dem es noch zu Auswirkunger der Tide kom- men kann, liegt im Naturschutzgebiet „Ochtumniederung bei Brokhuchting“ (siehe unter Ochtum). Dieser Abschnitt ist auch als EG-Vogelschutzgebiet ausgeschrieben.

62 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Huchtinger Fleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

10.13 Bewertung Der obere Wasserkörper des Huchtinger Fleets, der dem Referenztyp 14 zugeordnet ist (WK-Nr. 23017), muss auf Grund seiner nicht ausreichenden biologischen Gewässergüte mit „Zielerreichung unwahrscheinlich“ eingestuft werden, d.h. dass er den guten Zustand nach Wasserrahmenrichtlinie wahrscheinlich nicht erreichen wird. Die Makrozoobenthos-Zönose weist im Vergleich zur Referenzbiozönose große Defizite auf. Ferner ist das Schöpfwerk Huchting für Fische und andere wasserbewohnende Lebewesen als unpassierbar eingestuft. Auch die min- destens erhöhte, zum Teil sogar sehr hohe Belastung durch Stickstoff- und Phosphorverbindungen bekräftigt diese Einstufung. Der unterhalb gelegene, tidebeeinflusste Wasserkörper (WK-Nr. 23018) erreicht wahrscheinlich die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie. Da es sich um ein Marschengewässer handelt, ist die bio- logische Güte mit Güteklasse II-III ausreichend. Dennoch sind große Defizite in der Makrozoo- benthoszönose zu verzeichnen. Die Strukturgüte ist im Vergleich zum anderen Wasserkörper allerdings besser zu bewerten.

10.14 Maßnahmen Als Maßnahme mit hoher Priorität kann die Herstellung der Fischpassierbarkeit des Schöpf- werkes Huchting gesehen werden. Inwieweit noch weitere Maßnahmen im unteren Gewässer- abschnitt zur Verbesserung der Ansiedlung von Makrozoobenthos-Organismen durchgeführt werden sollten, muss noch geprüft werden.

63 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

11. Kleine Wümme

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme) Anzahl Wasserkörper (WK) 2 davon in Bremen: 2 Typ Nr. 22.1 Typ-Bezeichnung Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte V und schlechter Aufstiegsbehinderung ja, sieben im oberen Wasserkörper Gesamt-Stickstoff [mg/l] weitgehend II-III Nitrat-N [mg/l] II und besser Gesamt-Phophor [mg/l] überwiegend II und II-III Orthophosphat-P [mg/l] II und besser Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 1 Sonstiges vorläufige Ausweisung des städtischen Wasserkörpers als erheblich verändert

11.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Kleine Wümme liegt in der Flussgebietseinheit Weser und gehört zum Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme). Sie ist ein natürliches Gewässer und verläuft auf ihrer gesamten Länge auf bremischem Gebiet. Die Fließgeschwindigkeit ist insgesamt sehr niedrig. Nach rund 16,5 km mündet die Klei- ne Wümme bei Dammsiel in den tidebeeinflussten Unterlauf der Wümme, über den insbesondere im Sommer zugewässert wird. Die Hauptwassermenge der Kleinen Wümme wird über das Maschinenfleet in die Lesum abgeführt. Wichtige Zuflüsse sind Torfkanal, Neue Semkenfahrt und Waller Fleet. Das Einzugsgebiet der Kleinen Wümme ist zum großen Teil geprägt durch städtische Bebauung. Im Unterlauf der Kleinen Wümme dominiert Grünlandwirtschaft das Landschaftsbild.

11.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Kleine Wümme wird in zwei Wasserkörper aufgeteilt. Beide sind dem Referenztyp 22.1 (Ge- wässer der Marschen) zugeschrieben.

• Kleine Wümme, Stadt (WK-Nr: 24052) Der städtisch geprägte, weitläufig begradigte und verbaute Oberlauf bis zum alten Gehrken-Stau. Das linke Foto zeigt die Kleine Wümme auf Höhe der Ludwig- Roselius-Allee, das rechte Foto wurde im Rhododendron-Park aufgenommen.

64 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kleine Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

• Kleine Wümme, Blockland (WK-Nr. 24053) Der Gewässerabschnitt unterhalb des alten Gehrken- Staus, in dem das Gewässerumfeld als Grünland genutzt wird.

11.3 Biologische Gewässergüte

11.3.1 Makrozoobenthos Die Kleine Wümme als ein natürlich fließendes Gewässer der Marsch weist auf gesamter Länge die biologische Gewässergüteklasse II-III auf. Bezogen auf die saprobielle Belastung, indiziert durch das Makrozoobenthos, erreicht sie somit wahrscheinlich die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie. Der städtisch geprägte Oberlauf der Kleinen Wümme ist in den stark verbauten Gewässerab- schnitten im Bereich Osterholz und Vahr mit 40 Arten wesentlich artenärmer als die Bereiche am Rhododendronpark und in Horn. Durch das Vorkommen von Wasserpflanzen ist dort ein höheres Besiedlungspotential gegeben und die Wirbellosenfauna mit ca. 85 Arten wesentlich vielfältiger. Schnecken sind mit 15 Arten und Ruderwanzen und Käfer mit je 10 Arten die artenreichsten Tiergruppen. Im Bereich des Bremer Blocklands ist eine Uferseite der Kleinen Wümme stark befestigt, es liegen sogar gemauerte Abschnitte vor. Die andere Uferseite wird streckenweise durch den Schiffsver- kehr stark unterspült, so dass insgesamt wenig Besiedlungsmöglichkeit für Makrozoobenthos- Organismen vorliegen. Dennoch ist die Biozönose hier vergleichsweise artenreich, allerdings sind die Individuendichten sehr gering. Auf Grund des Vorkommens von gefährdeten Großmuscheln ist dieser Abschnitt ein faunistisch wertvoller Lebensraum.

11.3.2 Fische Die Kleine Wümme im Blockland wird als Brassenregion charakterisiert. Bei einer zweimaligen Fisch-Beprobung der Kleinen Wümme im Bereich der Messstation im Jahr 2002 wurden im Früh- jahr überwiegend Plötzen (Rotaugen) nachgewiesen. Es handelt sich nach SCHIRMER (1991) um einen Fisch, der stehende und langsam fließende Gewässer besiedelt und recht widerstandsfähig gegen niederige Sauerstoffgehalte und hohe Temperaturen ist. Anfang der 90er Jahre traten Rot- augen in nahezu allen Bremer Gewässern auf. Im Herbst wurden neben den Plötzen auch häufige Vorkommen von Brassen, Bitterlingen und Moderlieschen beobachtet. Insgesamt handelt es sich um limnophile (also an Süßwasserbedingungen angepasste) Fischarten. Der Bitterling, der nach der FFH-Richtlinie schützenswert ist, erreichte im Herbst 2002 Abundanzen, die sonst in Bremen kaum bekannt sind. Während Brassen und Moderlieschen recht anspruchslose Arten sind, benö- tigt der Bitterling für sein Fortpflanzung die Teich- oder Malermuschel. Nach Angaben von SCHIRMER (1991) war die Art auch Anfang der 90er Jahre vornehmlich in größeren Gräben mit Muschelvor- kommen zu finden. Würden die Maßstäbe der Wasserrahmenrichtlinie angesetzt werden, so wäre die Zielerreichung bezogen auf die Fischfauna der Kleinen Wümme vermutlich unklar. Es stelllt sich ferner die Frage, ob die Kleine Wümme an den Maßstäben eines Fließgewässers gemessen werden sollte.

65 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kleine Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

11.3.3 Makrophyten Makrophyten in der Kleinen Wümme wurden bisher nur im Blockland an der Messstation unter- sucht. Die Wasservegetation hat insgesamt eine geringe Deckung und sämtliche Arten sind in geringer Häufigkeit gefunden worden. Am häufigsten waren die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) und eine Wasserstern-Art (Callitriche spec.). Weiterhin liegen Einzelfunde von Tausendblatt (Myriophyllum spec.), Laichkraut (Potamogeton spec.) und schmalblättrigem Rohrkolben (Typha angustifolia) vor. Im Uferbereich waren Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Flatterbinse (Juncus effusus), Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Wasserampfer (Rumex acetosella) und Große Brennnessel (Urtica dioica) am häufigsten vertreten. Bachbegleitende Gehölze waren vor Allem Weiden. Alle Arten sind als gewöhnlich und im Gebiet häufig vorkom- mend zu sehen. Insgesamt wird der Kleinen Wümme im Blockland ein gutes Entwicklungspotential zugeschrieben. An anderer Stelle im Wasserkörper kommen seltene Arten wie Schlangenwurz (Callla palustris) und Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) vor.

11.3.4 Phytoplankton Für die Kleine Wümme liegen noch keine Ergebnisse der Phytoplanktonuntersuchungen vor.

11.3.5 Phytobenthos Bei der erstmaligen Untersuchung benthischer Kieselalgen im Jahr 2002 wurden in erster Linie Kosmopoliten mit einem breiten ökologischen Spektrum nachgewiesen. Ein Bewertungsverfahren nach Wasserrahmenrichtlinie liegt für diese biologische Qualitätskomponente noch nicht vor.

11.4 Strukturgüte Der städtisch geprägte und verbaute Oberlauf wird als stark bzw. vollständig verändert (Struktur- güteklasse VI bzw. VII) eingestuft. Der im Blockland gelegene Wassekörper ist bezüglich der Struk- tur etwa zur Hälfte stark verändert (Strukturgüteklasse V). Die weiteren Abschnitte werden als sehr stark oder vollständig verändert eingestuft (Strukturgüteklasse VI und VII). Ein Grund für diese relativ schlechte Einschätzung des unteren Abschnitts ist der zumindest an einem Ufer noch weitgehend vorhandene Uferverbau.

11.5 Wanderhindernisse Im städtisch geprägten oberen Wasserkörper gibt es in der Kleinen Wümme sieben Bauwerke, die eine Auf- und Abstiegsbehinderung darstellen. Es handelt sich um 3 Rohrdurchlässe (mit einer Länge zwischen 36 und 300 m), zwei Überlaufstaue, eine Stauanlage mit Doppelschütz (in Bre- men Horn) und eine Stauanlage mit Schleuse, deren Absturzhöhe zwischen 0 und 0,5 m liegt. Im Mündungsbereich (und damit im unteren, im Blockland gelegenen Wasserkörper) befindet sich die fischpassierbare Schleuse Dammsiel.

11.6 Trophie In der Kleine Wümme ist von einer deutlichen bis erhöhten Belastung durch Nährstoffe auszuge- hen. In den letzten 10 Jahren ergaben die Untersuchungen der Nährstoffgehalte für Gesamt- Stickstoff bzw. Ammonium-Stickstoff an der Messstation im Blockland weitgehend Güteklasse II-III bzw. II-III bis III nach LAWA-Kriterien (siehe Tabelle 19). Die Nitrat-Stickstoff-Gehalte führen zwar zu einer deutlich besseren Einstufung des Gewässers (in der Regel Güteklasse II und besser), dies ist aber damit zu erklären, dass die Sauerstoffgehalte im Gewässer so gering sind, dass die Nitrifi-

66 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kleine Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24 kation, also die Oxidation von Ammonium über Nitrit zu Nitrat in der Wümme nur begrenzt ab- läuft. Folglich liegt der Großteil des Stickstoffs im Form von Ammonium vor. Noch deutlicher wird dies an den Messstellen Ludwig-Roselius-Allee und auf Höhe der Einmündung des Piepengrabens. Bei den ein- bis dreimaligen Messungen wurden Ammonium-Konzentrationen ermittelt, die auf eine erhöhte bis sehr hohe Belastungen durch Ammonium-Stickstoff hinweisen. Beim Gesamt- Phosphor ist in den letzten Jahren eine Tendenz zu Güteklasse II zu verzeichnen. Im Bereich der Einmündung des Piepengrabens traten besonders Mitte bis Ende der 90er Jahre deutliche bis er- höhte Belastungen durch Orthophosphat-Phosphor auf (Güteklasse II-III und III). Hier ist auch die Belastungen durch Gesamtstickstoff insgesamt höher als im übrigen Verlauf des Gewässers. Dieses könnte bedingt sein durch diffusen Eintrag aus den angrenzenden Flächen. Es handelt sich um Flächen mit Niedermoorunterlage, die durch Entwässserung viele Nährstoffe freigeben. Ferner wurde das Blockland bis in die 60er Jahre mit Fäkal-Abwässern gedüngt. Die Ablagerungen sind in Bodenprofilen noch als Faulschlammschicht zu finden, aus der Nährstoffe freigesetzt werden.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - - 1993 II-III I-II II III II-III II III-IV II - - II-III 1994 II-III I-II II-III II-III II-III II III-IV II-III - - III 1995 II-III II II II-III II-III II III-IV II-III - - II-III 1996 II-III II II III II I-II III-IV II-III - - II-III 1997 II-III II II III II-III I-II III-IV II-III - - II-III 1998 II-III II II II-III II-III I-II III-IV III - - III 1999 II-III II I-II II-III II I-II III-IV III - - III 2000 II I-II I-II II-III II I-II III II-III - - II-III 2001 II-III I-II II III II I-II - II-III - - II-III 2002 II-III I-II II III II-III II III-IV III - - II-III 2003 II I-II I-II III II I-II II-III III - - II-III

Tab. 19: Bewertung der Nährstoffgehalte an der Messstation Kleine Wümme im Blockland (WK 24053, Typ 22.1), basierend auf den 90-Perzentilen der Werte von 14-Tages-Mischproben und den 10- Perzentilen der 14-Tages-Mittelwerte (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II-III I I-II II-IV II-III II IV II-III - - - 1993 II-III I I-II III II-III II III-IV II - - - 1994 II-III I I-II III-IV III I-II IV II - - - 1995 II-III I-II I-II II-IV I-II II IV II - - - 1996 II I I-II III-IV II-III I-II III-IV II - - - 1997 II-III I I-II III-IV II-III I-II II-III II - - - 1998 II-III I II II-IV II-III I III II-III - - - 1999 II-III I I-II III-IV II-III II III-IV II - - - 2000 II-III I-II I-II III-IV II-III I-II II II - - - 2001 II I II III II-III II II II - - - 2002 II-III I II-III III II I-II III-IV II - - - 2003 II-III I-II I-II III-IV II I-II II II-III - - -

Tab. 20: Bewertung der Nährstoffgehalte der Kleinen Wümme an der Ludwig-Roselius-Allee (WK 24052, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

67 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kleine Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - - 1993 II I-II IV III I-II - - - 1994 II-III II IV III I-II - - - 1995 II-III I I-II I II-III I-II I-II III - - - 1996 II-III I II-III III-IV II-III II-III I-II III - - - 1997 III II-III II-III III-IV III II-III I-II III - - - 1998 III I-II II-III III-IV III-IV III-IV II II-III - - - 1999 II I I-II II-III II II III III - - - 2000 II-III I-II II III II-III II I-II III - - - 2001 II-III I I-II II III I-II I-II III - - - 2002 III II II III-IV III-IV III I-II II - - - 2003 II-III I II II II-III II II-III II-III - - -

Tab. 21: Bewertung der Nährstoffgehalte der Kleinen Wümme, Höhe Einmündung Piepengraben (WK 24053, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

Wie bereits erwähnt treten in der gesamten Kleinen Wümme Probleme bezüglich der Sauerstoff- konzentrationen auf. Die 10-Perzentil-Werte der Sauerstoffkonzentration lagen an der Messsta- tion im Blockland bei 3,2 bis 4,2 mg/l, d.h. 10 % aller gemessenen Werte waren unterhalb dieser Konzentration. Sauerstoffdefizite können zu einer Beeinträchtigung der Fischfauna im Gewässer führen. Nach vermehrten Notüberläufen im Sommer 2002 wurden in der Kleinen Wümme über einen Zeitraum von gut zwei Monaten Sauerstoffwerte um 3 mg/l gemessen. Eine Untersuchung der Fischfauna im Herbst 2002 zeigte allerdings, dass die befürchteten Auswirkungen nicht einge- treten waren. Eine Ausnahme bezüglich der Sauerstoffsituation bildet die Messstelle Piepengraben. Die gemessenen Werte erlauben hier eine Einstufung zumeist in Güteklasse I-II. Allerdings erge- ben sich die hohen Sauerstoffgehalte vermutlich aus der Tatsache, dass an dieser Messstelle er- höhte Primärproduktion stattfindet. Dabei sind hohe Sauerstoffgehalte am Tage mit sehr geringen Sauerstoffkonzentrationen in der Nacht verbunden. Auch die erhebliche Schwankungsbreite der Einstufung von Gütekalsse I-II bis hin zu III zeigen, dass in der Kleinen Wümme offensichtlich nicht von einem zufriedenstellenden Sauerstoffhaushalt gesprochen werden kann. In beiden Wasserkörpern ist eine mäßige bis erhöhten Belastung durch Chlorid festzustellen, die Güteklasse bezogen auf diesem Parameter liegt besonders unterhalb des Staus Horn häufig bei III. Im Bereich der Ludwig-Roselius-Allee ist diese Belastung nicht festzustellen. Die Chloridwerte sind natürlich bedingt. Die Unterschiede zwischen den Messstellen spiegeln die unterschiedlich hohen Chlorid-Konzentrationen im oberen Grundwasserleiter wieder. Bei der Untersuchung der Chlorophyllgehalte der Kleinen Wümme im Jahr 2002 wurden Werte von <10 bis 25 µg/l festgestellt. Der Mittelwert liegt bei 15,3 µg/l. Nach einem LAWA-Bewertungs- verfahren für planktonführende Fließgewässer führt dieser Wert zu einer Einstufung als eutrophes Gewässer.

11.7 Prioritäre Stoffe Erste orientierende Messungen der prioritären Stoffe haben insbesondere für Schwermetalle an der Messstation im Blockland Belastungen aufgezeigt. Vor allem im Sediment wurden hohe Kon- zentrationen von Cadmium, Blei und Quecksilber festgestellt. Auffällig sind ferner hohe Werte von Tributylzinn (TBT). Deutschland ist einer der weltweit bedeutendsten Produktionsstandorte für diese organische Zinnverbindung. Über 95 % der Produktion werden exportiert. Aufgrund

68 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kleine Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24 seiner bioziden Eigenschaften wird TBT hauptsächlich in Antifouling-Farben verwendet. Neben der Wirkung als allgemeines Stoffwechsel- und Zellgift verursacht TBT ferner eine Schwächung des Immunsystems und wirkt hochgradig reizend für Haut und Schleimhäute. Vermutlich kommt die Belastung durch TBT durch den Bootsverkehr auf der Kleinen Wümme. Zusätzlich gab es eine Überschreitung des halben Qualtitätsziels von Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP), Fluoranthen und Nickel. Phthalate sind Massenprodukte der Chemischen Industrie, die bereits seit Anfang der 1930er Jahre hergestellt und als Weichmacher in PVC verwendet werden. Sie gehören zu den Chemikalien mit Verdacht auf hormonelle oder fruchtbarkeitshemmende Wir- kung und besitzen eine hohe Bioakkumulationsfähigkeit. Die mit Abstand am häufigsten einge- setzte Verbindung ist dabei das DEHP. Diese Verbindung könnte über die Notüberläufe an der Müllverbrennungsanlage ins Gewässer gelangen. Fluoranthen ist ein Polyzyklischer Aromatischer Kohlenstoff, der bei der unvollständigen Verbrennung fossiler Brennstoffe. Sie sind aufgrund ihrer krebserzeugenden und -auslösenden, hormonell wirksamen und gentoxischen Eigenschaften als prioritär gefährlich eingestuft. Die restlichen ermittelten Konzentrationen prioritärer Stoffe halten die Qualitätsziele ein, ein sehr großer Teil liegt sogar unterhalb der Bestimmungsgrenze.

11.8 Punktquellen

11.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Eine Belastung der Kleinen Wümme durch Punktquellen erfolgt durch die drei Mischwasserüber- läufe Herzogenkamp, Horn und Müllverbrennungsanlage. Inwieweit diese Notüberläufe Ursache für die hohen Schwermetall- und DEHP-gehalte sind, muss noch geklärt werden. Weitere Bela- stungen ergeben sich indirekte über den Torfkanal, in den ein weiterer Notüberlauf mündet. Bei dem Betrieb Daimler-Chrysler in Sebaldsbrück handelt es sich nicht um einen direkten sondern um einen indirekten Einleiter. Das Abwasser des Betriebs gelangt, z.T. nach Vorbehandlung (so- weit nach Abwasserverordnung notwendig), in die Kläranlage Seehausen, d.h. Restbelastungen der Oberflächengewässer werden über die Kläranlage Seehausen erfasst.

11.8.2 Niederschlagswassereinleitungen In die Kleine Wümme gelangen aus dem Trennsystem jährlich etwa 1 375 841 m³ Niederschlags- wasser. In erster Linie betreffen die Niederschlagseinleitungen den städtisch geprägten Wasser- körper der Kleinen Wümme, da große Teile der Neuen Vahr im Trennsystem entwässert werden. Die Angaben beziehen sich auf öffentliche Einleitungen von Flächen, die von dem für Bremen abwasserbeseitigungspflichtigen Betrieb hanseWasser unterhalten werden. Schätzungsweise 70- 80% der Fläche, die im Trennsystem liegen, sind mit der oben genannte Zahl erfasst. Zusätzlich gibt es weitere private und öffentliche Einleitungen. Von den Betriebsflächen von Daimler-Chrysler gelangt unbelastetes und schwachbelastetes Niederschlagswasser in die Kleine Wümme und andere umliegende Gewässer. Dieses weist aber keine besonderen Belastungen auf sondern ist mit Niederschlagswasser aus Gebieten mit Wohn- bebauung zu vergleichen. Wären Belastungen zu verzeichnen, müsste das Niederschlagswasser entweder ins Mischwasserkanalnetz eingespeist werden oder eine Behandlung vor Ort erfolgen.

11.9 Diffuse Quellen Im Stadtgebiet kann es durch den Ablauf von befestigten Flächen zu Belastungen kommen.

69 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kleine Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

Neben den punktuell einmündenden Mischwasserüberläufen und der bereits vorhandenen Grund- belastung der Böden (siehe Kapitel 11.6 Trophie) kommt es weiterhin durch die Ausbringung von Gülle auf die Weide- und Grünlandflächen vor allem im unteren Wasserkörper der Kleinen Wümme zu einer Belastung insbesondere mit Stickstoffverbindungen. Die Analyse der Mischproben der Messstation Blockland zeigen eine stetige deutliche Belastung, die ein- bis dreimaligen Untersu- chungen an der Messstelle auf Höhe der Einmündung des Piepengrabens bestätigen das Problem.

11.10 Altablagerungen In dem städtisch geprägten Wasserkörper liegen drei Altstandorte. Bei Zweien ist auf Grund von Analysen bzw. Sicherungsmaßnahmen nicht von einer Gefährdung auszugehen. Die Dritte liegt nicht direkt an der Kleinen Wümme, so dass auch hier eine Gefährdung des Oberflächenwasser- körpers als unwahrscheinlich angesehen wird. Für den Oberflächenwasserkörper im Bereich des Bremer Blocklandes ist eine Gefährdung durch die Blocklanddeponie nicht ganz auszuschließen. Allerdings wird das Grundwasser im Bereich der Altablagerung regelmäßig von der Betreiberin überwacht. Auf der Deponie wurden in den Jahren 1964 bis 1974 Hausmüll, Bauschutt und gewerbliche Abfälle gelagert.

11.11 Sonstige anthropogene Belastungen Erste orientierende Messungen der Stoffe der EG-Richtlinie 76/464 haben Überschreitungen der Qualitätsziele für Dibutylzinn, Kupfer und Zink aufgezeigt. Belastungen durch Aufwärmung, Wasserentnahmen oder Salzbelastungen sind für die Kleine Wümme nicht bekannt.

11.12 Schutzgebiete Der Bereich im Blockland, in dem der Unterlauf der Kleinen Wümme liegt, ist Landschafts- schutzgebiet und nach der EG-Vogelschutzrichtlinie auf Grund der Vorkommen von Zwergschwan, Singschwan, Pfeifente, Rohrweihe, Großem Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe, Eisvo- gel und Blaukehlchen geschützt. Ferner soll das Blockland durch die zusätzlichen Vorkommen von Steinbeißer, Bitterling, Flussneunauge, Meerneunauge und Fischotter als FFH-Gebiet gemeldet werden.

11.13 Bewertung Aufgrund seiner schlechten Struktur wird der städtisch geprägte Wasserkörper (WK-Nr. 24052) vorläufig als erheblich verändert ausgewiesen. Ob er den guten chemischen Zustand nach Wasser- rahmenrichtlinie erreicht, kann nicht abschließend gesagt werden, da keine Untersuchungen der prioritären Stoffe oder der Stoffe der EU-Richtlinie 76/464/EWG zur Ableitung gefährlicher Stof- fe in Oberflächengewässer vorliegen. Weiterhin weist der Wasserkörper deutliche Defizite in der Besiedlung mit Makrozoobenthos, diverse nicht fischpassierbaren Stauanlagen und hohe Nährstoff- gehalte auf. Die Zielerreichung des städtischen Wasserkörpers wird insgesamt als unklar einge- schätzt.

70 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kleine Wümme Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

Die Umweltzielerreichung des Wasserkörpers im Blockland (WK-Nr. 24053) ist unwahrscheinlich. Ausschlaggebend hierfür ist die Überschreitung der Qualitätsziele bei den prioritären Stoffen. Der Wasserkörper weist außerdem einige Strukturmängel und erhebliche Defizite in der Besiedlung mit Makrozoobenthos auf. Negative Auswirkungen sind weiterhin durch die Nährstoffbelastung, insbesondere mit Stickstoffverbindungen, zu erkennen. Positiv zu bewerten ist (wie die Untersu- chung der Fischfauna gezeigt hat), dass einige bedeutende Arten wie beispielsweise der Bitterling vorkommen. Auch für die Makrophyten wird ein hohes Entwicklungspotential gesehen.

11.14 Maßnahmen Zur Verbesserung der Struktur kann der Uferverbau im Unterlauf entfernt werden. Eine Abfla- chung der Ufer würde die Strukturvielfalt im Gewässer erhöhen. HAESLOOP & BOLTE (1997) über- prüften die Effizienz einer Umgestaltungsmaßnahme in der Nähe der Mündung und stellten eine erhebliches ökologisches Entwicklungspotential des Gewässers fest. Die Artenzahlen und die An- zahl Roter-Liste-Arten lagen hier deutlich höher, ebenso die Zahl von Röhricht- und Ried- sowie nässe- und überschwemmungstoleranter Arten. Das flach abfallende Gewässerbett ermöglich ne- ben der Unterwasservegetation auch das Ansiedeln von Sumpfpflanzen. Weitere solcher Struktur- verbesserungen könnten durchgeführt werden. Gleichzeitig sollte versucht werden, die Belastung der Ufer durch Bootsverkehr zu verringern. Um das Vorkommen der FFH-Fischart Bitterling zu fördern, sollten Räumungen im Gewässer vermindert werden, da durch diese Maßnahme ein Rück- gang der Teich- und Malermuschel zu befürchten steht,. Diese Arten sind notwendigzur Gewähr- leistung der Fortpflanzung des Bitterlings. Ein wichtiges Ziel ist weiterhin, die Durchgängigkeit im oberen Wasserkörper (Stadtbereich) wie- der herzustellen. Zur Reduzierung der stofflichen Belastung und zur Stabilisierung des Sauerstoffhaushaltes sollten Pläne zur Schließung der Notüberläufe angedacht und diskutiert werden.

71 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

12. Kuhgraben

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich künstlich Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 Typ Nr. 22.1 Typ-Bezeichnung Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte gut Strukturgüte VI und VII Aufstiegsbehinderung nein Gesamt-Stickstoff [mg/l] weitgehend II-III Nitrat-N [mg/l] weitgehend II Gesamt-Phophor [mg/l] weitgehend II-III Orthophosphat-P [mg/l] meist II und I-II Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges

12.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Der Kuhgraben ist ein künstliches Gewässer im Bearbeitungsgebiet Wümme (24). Das Gewäs- ser verbindet die Kleine Wümme mit der Wümme und nimmt dabei Wasser aus den Entwässe- rungsgräben aus dem Bereich Universität und dem Naturschutzgebiet Westlichen Hollerland auf. Das Gewässer hat eine Länge von 3,2 km, das Einzugsgebiet ist gut 50 km² groß.

12.2 Wasserkörper und Referenztyp Der Kuhgraben ist ein Wasserkörper und wird dem Referenztyp 22.1 (Gewässer der Marschen) zugeordnet.

• Kuhgraben (WK-Nr: 24071) Teile des Ufers des Kuhgraben wurden im Zuge von Ausgleichmaßnahmen naturnah gestaltet. Das Foto zeigt den Kuhgraben auf Höhe der Universität.

12.3 Biologische Gewässergüte

12.3.1 Makrozoobenthos Der Kuhgraben hat mit bisher 80 nachgewiesenen Taxa eine reiche Wirbellosengemeinschaft. Köcherfliegen und Schnecken sind mit je 12 Taxa die artenreichsten Tiergruppen. In größeren Beständen kommen gefährdete Großmuscheln vor, was den Kuhgraben zu einem besonders wertvollen Gewässer macht. Die in den letzten Jahren durchgeführten Umgestaltungs- maßnahmen haben sich günstig auf die Entwicklung der Artenvielfalt ausgewirkt. Der Kuh- graben wird in die biologische Gewässergüteklasse II-III (kritisch belastet) eingestuft und würde als künstliches Marschengewässer den Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie genügen. 72 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kuhgraben Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

Weitere biologische Qualitätskomponenten wurden im Kuhgraben nicht untersucht.

12.4 Strukturgüte Der Kuhgraben muss auf gesamter Länge in Strukturgüteklasse VI und VII eingestuft werden. Dieses begründet sich in erster Linie darin, dass es sich um ein künstlich angelegtes Gewässer handelt, das einen geradlinigen Verlauf hat. Der Uferverbau ist vereinzelt bis stark. Durch die weitgehende Nutzung der Aue als Grünland oder extensives Feuchtgrünland kann die Auen- dynamik als Einzelparameter recht gut bewertet werden.

12.5 Wanderhindernisse Die Schleusenanlage inklusive Schöpfwerk an der Mündung des Kuhgrabens in die Wümme stellt keine Auf- und Abstiegsbehinderung für Fische und andere wanderfähige Wasserlebewesen dar.

12.6 Trophie Der Kuhgraben zeigt eine Belastung durch Stickstoff- und Phosphorverbindungen auf. Insbeson- dere mit Ammonium -Stickstoff ist das Gewässer deutlich bis hoch belastet (Güteklasse II-III bis III-IV). Ob diese Belastungen möglicherweise aus den Notüberläufen der Kleinen Wümme in den Kuhgraben gelangen oder andere Ursachen haben, ist nicht geklärt. Für Gesamtstickstoff und Gesamtphosphor entsprechen die Werte weitgehend einer Güteklasse II-III (deutlich bela- stet). Eine sehr geringe bis mäßige Belastung ist durch Ortho-Phosphat-Phosphor zu verzeich- nen, die Sauerstoffgehalte im Gewässer sind gut. Die erhöhten Chloridwerte sind natürlichen Ursprungs, da der obere Grundwasserleiter im Einzugsgebiet des Kuhgrabens ebenfalls höhere Salzkonzentrationen enthält.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - - 1993 II-III I-II III-IV II I-II - - - 1994 II I-II III-IV I-II I-II - - - 1995 II-III II II I-II II-III I-II I-II II-III - - - 1996 II-III II II III II-III II I-II III - - - 1997 III III II III-IV II-III II III-IV III-IV - - - 1998 II-III II I-II III-IV II-III I-II I-II III-IV - - - 1999 II-III II II II-III II-III II II II-III - - - 2000 II-III II I-II III II-III II II III - - - 2001 II-III II I-II III-IV II II-III II III - - - 2002 II-III II-III I-II II-III II-III I-II I-II II-III - - - 2003 - - -

Tab. 22: Bewertung der Nährstoffgehalte des Kuhgraben (Höhe Kuhgrabensee) (WK 24071, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

12.7 Prioritäre Stoffe Die prioritären Stoffe wurden im Kuhgraben nicht untersucht.

73 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kuhgraben Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

12.8 Punktquellen

12.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen In den Kuhgraben gibt es keine punktuellen Abwassereinleitungen. Bei Bautätigkeiten im Bereich des Technologieparks Universität Bremen kann es zur Einleitung von eisen- und chloridhaltigem Grundwasser in den Kuhgraben kommen.

12.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Die Flächen der Universität werden im Trennsystem entwässert. Das Niederschlagswasser ge- langt zuerst in Auffangbecken, wo eine Sedimentation von Partikeln erreicht erfolgt. Anschlie- ßend gelangt der Überstand aus den Becken ins Gewässer.

12.9 Diffuse Quellen Im Bereich des Technologieparks Universität Bremen kann es zu diffusen Belastungen durch Flächenabfluss kommen. Die diffusen Nährstoffbelastungen aus dem Hollerland werden auf Grund der extensiven Nut- zung als gering eingeschätzt.

12.10 Altablagerungen Es befinden sich keine Altablagerungen in der Nähe des Kuhgrabens.

12.11 Sonstige anthropogene Belastungen Wenn die Notüberlaufe an der Kleinen Wümme angesprungen sind, wird zum Teil Wasser aus der Wümme bei Kuhsiel aktiv in den Kuhgraben gepumpt, um das belastete Wasser schneller aus dem Gewässerzug Kleine Wümme-Maschinenfleet herauszubekommen. Zum Teil wird es auch über den Kuhgraben in die Wümme gepumpt. Weitere anthropogene Belastungen wie Aufwärmung, Wasserentnahmen und Salzbelastungen liegen nicht vor.

12.12 Schutzgebiete Rechtsseitig an den Kuhgraben grenzt das Naturschutzgebiet „Westliches Hollerland (Leherfeld)“. Seine Landschaftsgestalt geht auf die im 12. Jahrhundert von Bauern begonnene Entwässerung der Sumpflandschaft zurück. Es entstand ein Grabensystem, das mit dem großräumig extensiv genutzten Feuchtgrünland ein überregional bedeutender Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere ist. Teile des Hollerlands sollen auf Grund der Vorkommen von Schlammpeitzger, Grüner Mosaikjungfer, Moorfrosch und Schmalbindigem Breitflügel-Tauchkäfer als FFH-Gebiet bei der EU gemeldet werden. Das Hollerland und das Blockland sind nach der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Teilbereiche sollen auf Grund der Vorkommen von Zwergschwan, Singschwan, Pfeifente, Rohrweihe, Gro- ßem Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe, Eisvogel, Zwergschnepfe und Blaukehlchen als FFH-Gebiet gemeldet werden. Auch die Artnachweise von Steinbeißer, Bitterling, Flussneun- auge, Meerneunauge, Schlammpeitzger und Fischotter im Blockland begründen einen Vorschlag zur Ausweisung als FFH-Gebiete.

74 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Kuhgraben Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

Linksseitig an den Kuhgraben grenzt das Naturschutzgebiet „Kuhgrabensee“. Dieser beim Au- tobahnbau in den Jahren 1970-72 entstandenen Baggersee weist sehr geringe Phosphat- und Nitratkonzentrationen auf. Ein Salzstock im Untergrund führt zu einer für Binnengewässer un- gewöhnlich hohen Mineralstoffkonzentration. Im Vergleich zu anderen Baggerseen wurden be- achtliche Sichttiefen und hohe Sauerstoffkonzentrationen bis in große Tiefen ermittelt. Ziel der Unterschutz-Stellung war der Erhalt der Wasserqualität, die die Ausbildung einer Unterwasser- flora begünstigt (z.B. Armleuchteralgen), der Schutz der Ufervegetation und der Erhalt und die Verbesserung des Gewässers als Brut-, Rast- und Nahrungsplatz für zahlreiche Wasservogel- arten. Die Nährstoffgehalte des Sees haben sich allerdings in den letzten Jahren erhöht, der See kann nicht mehr als oligotroph (nährstoffarm) sondern nur noch als mesotroph (mit geringem Nährstoffgehalt) bezeichnet werden. In Bodennähe liegen die Sauerstoffkonzentration nur noch bei unter 1 %.

12.13 Bewertung Da es sich um ein künstliches Gewässer handelt, ist das Ziel beim Kuhgraben die Erreichung des guten ökologischen Potential (das Ziel der Erreichung des guten chemischen Zustands ist iden- tisch mit anderen Wasserkörpern). Der Kuhgraben wird bezogen auf die biologische Gewässer- güte mit Zielerreichung wahrscheinlich eingestuft. Die Makrozoobenthosfauna weist lediglich geringere Defizite auf. Einschränkend muss die Nährstoffbelastung gesehen werden. Da im Kuhgraben keine Untersuchungen für prioritäre Stoffe oder Stoffe der Richt- linie 76/464/EWG vorliegen, ist die Erreichung des guten chemischen Zustands nicht geklärt. Insgesamt wird der Kuhgraben mit Zielerreichung unklar eingestuft.

12.14 Maßnahmen Zur Erhöhung des Besiedlungspotentials wäre ein Anlegen von weiterer Uferstreifen möglich.

75 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

13. Maschinenfleet

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich künstlich Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 Typ Nr. 22.1 Typ-Bezeichnung Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte VI Aufstiegsbehinderung ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] weitgehend II-III Nitrat-N [mg/l] zwischen I und II Gesamt-Phophor [mg/l] weitghend II-III Orthophosphat-P [mg/l] II Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges

13.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Das Maschinenfleet liegt in der Flussgebietseinheit Weser und gehört zum Bearbeitungsgebiet 24 (Wümme). Es ist ein künstliches, fast stehendes Gewässer, das die Hauptwassermenge der Kleinen Wümme bei Wasserhorst in die Lesum speist. Zusätzlich entwässert das Maschinenfleet gut die Hälfte des Blocklands. Das Einzugsgebiet ist weitgehend als Grünland genutzt, wichtigste Zuflüsse sind Waller Fleet, Waller Piepengraben und Gröpelinger Fleet.

13.2 Wasserkörper und Referenztyp Das Maschinenfleet wird als ein Wasserkörper betrachtet, der dem Referenztyp 22.1 (Gewässer der Marschen) zugeschrieben ist.

• Maschinenfleet (WK-Nr. 24070)

13.3 Biologische Gewässergüte

13.3.1 Makrozoobenthos Im Maschinenfleet lebt eine artenreiche Wirbellosenfauna, die allerdings nur in einer mäßigen Individuendichte vertreten ist. Schnecken und Wasserkäfer sind mit je 15 Arten die am stärksten vorkommenden Tiergruppen. Erwähnenswert ist das Vorkommen von Großmuscheln, die durch die Art der Probenahme aber nur als Einzelfunde festgestellt werden konnten. Die Flussmuschel Unio pictorum ist in der Roten Liste der gefährdeten Arten Deutschlands als gefährdet und die

76 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Maschinenfleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

Teichmuschel Anodonta cygnea als stark gefährdet eingestuft. Das Maschinenfleet wird bezogen auf die saprobielle Einstufung anhand des Makrozoobenthos in Güteklasse II-III eingestuft. Da es sich um ein Marschengewässer handelt, wäre die Zielerreichung bezogen auf diese Komponente wahrscheinlich.

13.3.2 Fische Es liegen keine Daten für Fische im Maschinenfleet vor.

13.3.3 Makrophyten Im Maschinenfleet gibt es Bestände der gelben Teichrose (Nuphar lutea) und der weißen Seerose (Nymphaea alba) Weitere biologische Komponenten wurden im Maschinenfleet nicht untersucht.

13.4 Strukturgüte Das Maschinenfleet wird durchgängig mit der Gewässerstrukturgüteklasse VI (sehr stark verän- dert) bewertet. Ursache hierfür ist unter Anderem der geradlinige Verlauf, der aber durch die künstliche Anlegung des Gewässers bedingt ist. Es wurden in den letzten Jahren intensive Bemü- hungen zur Verbesserung der Struktur durchgeführt. Diese sind in der Bewertung noch nicht be- rücksichtigt.

13.5 Wanderhindernisse Im Mündungsbereich des Maschinenfleets in die Lesum befindet sich eine Sielanlage mit Lockst- rom für Fische. Trotzdem stellt das Bauwerk eine Auf- und Abstiegsbehinderung für Fische dar.

13.6 Trophie Im Maschinenfleet sind leicht erhöhte Gesamtstickstoff-Konzentrationen zu finden. Nach LAWA- Beurteilungen würden die Werte weitgehend im Bereich der Güteklasse II-III liegen. Eine deutliche Belastung durch Nitrat-Stickstoff ist allerdings nicht festzustellen. Nahezu alle Werte dieses Para- meters führen zu einer Einstufung in Güteklasse II und besser. Allerdings wurde bei der ein- bis dreimaligen Messung im Jahr eine Belastung mit Ammonium-Stickstoff festgestellt. Die Stickstoff- belastung könnte durch diffusen Eintrag aus den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen stam- men.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 II-III II II II-III III II I-II II-III - - - 1993 III I-II I-II III-IV II-III II I-II III - - - 1994 III II II III-IV III II-III III II-III - - - 1995 II-III I I-II I-II II-III I-II I-II III - - - 1996 II-III I II III-IV III II-III II III - - - 1997 II-III II II III-IV III II II-III III - - - 1998 III II II III-IV II-III II-III II III - - - 1999 II I I-II I-II II-III I-II I-II II-III - - - 2000 II-III I-II II III II-III II II III - - - 2001 II-III II I-II II II-III II II III - - - 2002 II-III II I-II III III II I-II II-III - - - 2003 II-III I-II I-II II II-III II I-II II-III - - -

Tab. 23: Bewertung der Nährstoffgehalte des Maschinenfleets (Auf den Wettern) (WK 24070, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittel- wert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff) 77 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Maschinenfleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

Bezogen auf Orthophosphat-Phosphor wird mit wenigen Ausnahmen Güteklasse II erreicht, die Werte für Gesamt-Phosphat liegen allerdings weitgehend im Bereich einer deutlichen Belastung (Güteklasse II-III). Die Sauerstoffsituation war zu Zeiten der Probenahme immer so gut, dass be- züglich dieses Parameters eine Einstufung in Güteklasse II und besser erfolgen kann.

13.7 Prioritäre Stoffe Im Maschinenfleet wurde bisher keine Untersuchung der prioritären Stoffe durchgeführt. Da die- ses Gewässer aber den Hauptteil der Wassermenge der Kleinen Wümme ableitet, werden sich hier vermutlich ähnliche Belastungen wie in der Kleinen Wümme zeigen, d.h. erhöhte Schwermetall- sowie Tributylzinn-Gehalte und weiterhin eine Belastung durch Phthalate und PAKs.

13.8 Punktquellen

13.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Punktuelle Abwassereinleitungen aus kommalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen in das Maschinenfleet liegen nicht vor.

13.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Eine Belastung des Maschinenfleets durch Punktquellen ergibt sich durch den Mischwasserzulauf Ritterhuder Heerstraße (Piepengraben) sowie indirekt durch die Mischwassereinleitungen in die Kleine Wümme.

13.9 Diffuse Quellen Eine Quelle diffuser Belastungen könnten die landwirtschaftlichen Flächen im Umland des Maschinenfleets sein.

13.10 Altablagerungen Eine Gefährdung durch Altstandorte kann nur über die Kleine Wümme erfolgen, in deren Einzugs- bereich vier Altstandorte vorhanden sind.

13.11 Sonstige anthropogene Belastungen Nach dem Anspringen der Notüberläufe in der Kleine Wümme wird häufig Wasser aktiv in den Kuhgraben gepumpt, das über die Kleine Wümme und das Maschinenfleet wieder in die Lesum gelangt. Auf diese Weise soll die stoffliche Belastung aus den Notüberläufen schnell aus dem System kleinerer Gewässer heraustransportiert werden. Das Maschinenfleet nimmt bei dieser Ring- schaltung die Hauptwassermenge auf und ist damit von der Belastung durch Notüberläufe stärker betroffen als die Kleine Wümme im Blockland.

13.12 Schutzgebiete Das Gebiet am rechten Ufer des Maschinenfleets ist Landschaftsschutzgebiet und nach der EG- Vogelschutzrichtlinie geschützt. Dieses begründet sich in dem Vorkommen von Zwergschwan, Singschwan, Pfeifente, Rohrweihe, Großem Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe, Eisvo- gel und Blaukehlchen. Ferner soll das Blockland durch die zusätzlichen Vorkommen von Steinbei- ßer, Bitterling, Flussneunauge, Meerneunauge und Fischotter als FFH-Gebiet gemeldet werden.

78 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Maschinenfleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

13.13 Bewertung Ob das Maschinenfleet die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie erreicht, ist unklar. Als künstliches Gewässer muss es bezogen auf die biologischen Qualitätskomponenten nur das gute ökologische Potential erreichen. Da die Makrozoobenthoszönose Gewässergüteklasse II-III und nur geringe Defizite bei der Makrozoobenthos-Zönose aufweist, kann bezüglich dieser Organismengruppe eine optimistische Prognose für die Erreichung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie ausgegeben werden. Geprüft werden muss noch, ob die Sielanlage im Mündungsbereich fischpassierbar ist. Eine Abschätzung der Zielerreichung des guten chemischen Zustands ist schwierig, da keine Un- tersuchungen prioritärer Stoffe im Gewässer vorliegen. Würden sich die Belastungen der Kleinen Wümme aber auch im Maschinenfleet zeigen, so muss davon ausgegangen werden, dass das Gewässer den guten chemischen Zustand nicht erreicht.

13.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

79 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

14. Mühlenfleet

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 (anteilig) Typ Nr. 22.1 Typ-Bezeichnung Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte VI Aufstiegsbehinderung nicht geklärt Gesamt-Stickstoff [mg/l] weitgehend III Nitrat-N [mg/l] weitgehend III Gesamt-Phophor [mg/l] II-III bis III Orthophosphat-P [mg/l] ab 1998 meist II und besser Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges das Gewässer ist vorläufig als erheblich verändert auswiesen

14.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Das Mühlenfleet ist ein natürliches Gewässer im niedersächsischen Bearbeitungsgebiet 26 (Unter- weser). Auf seiner insgesamt 6,3 km langen Fließstrecke wird das Einzugsgebiet weitgehend als Acker- und Grünland genutzt. Auf bremischem Gebiet verläuft das Gewässer lediglich auf 2 km- Länge. Über das Rekumer Siel wird der Wasserstand des Mühlenfleets gesteuert und die angren- zenden Flächen be- und entwässert.

14.2 Wasserkörper und Referenztyp Das Mühlenfleet ist ein Wasserkörper mit dem Referenztyp 22.1 (Gewässer der Marschen)

• Mühlenfleet (WK-Nr: 26092) Das Mühlenfleet ist stark begradigt. Niedersachsen schlägt vor, das Gewässer als erheblich verändert auszuweisen.

14.3 Biologische Gewässergüte

14.3.1 Makrozoobenthos Das Mühlenfleet ist ein staugeregeltes Gewässer der Marsch mit geringem Abfluss. Häufigste Organismengruppen sind Schnecken und Käfer mit 18 bzw. 14 Arten. Die vergleichsweise arten- reiche Wirbellosenfauna setzt sich aus weit verbreiteten und anspruchsloseren Arten zusammen. Die biologische Gewässergüte entspricht einer kritischen Belastung (Güteklasse II-III).

80 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Mühlenfleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

14.3.2 Fische Es liegen keine Daten von Fischuntersuchungen vor.

14.3.3 Makrophyten Im Bremer Abschnitt des Gewässers sind stellenweise ausgeprägte Bestände der Teichrose (Nuphar lutea) zu finden. Weitere biologische Qualitätskomponenten wurden im Mühlenfleet nicht untersucht.

14.4 Strukturgüte Die beiden Abschnitte auf Bremer Gebiet werden beide in die Strukturgüteklasse VI eingestuft. Ursache hat dieses in dem stark begradigten Verlauf, der Wasserstandsregelung und dem dadurch stark verminderten Ausuferungsvermögen.

14.5 Wanderhindernisse Ob das Rekumer Siel, bestehend aus Siel, Schöpfwerk und gemauertem Durchlass (38 m) ein Wanderhindernis für Fische darstellt, ist nicht abschließend geklärt.

14.6 Trophie Im Mühlenfleet sind allgemein erhöhte Nährstoffkonzentrationen zu finden. Alle Stickstoff- und Phosphorverbindungen können in den meisten Jahren als deutliche Belastung (Güteklasse II-III) und schlechter angesehen werden. Lediglich die Nitrit-Stickstoff-Konzentrationen führten in den Jahren 2001 und 2002 zu einer besseren Einstufung in Güteklasse II (mäßig belastet). Die erhöh- ten Nährstoffgehalte sind vermutlich auf die Nutzung des Einzugsgebietes zurückzuführen.

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - - 1993 III II-III III I-II III-IV - - - 1994 III II-III II-III II-III I-II - - - 1995 III III II-III III III II-III I-II III-IV - - - 1996 III III II-III III-IV III II-III III III-IV - - - 1997 - - - 1998 III-IV III-IV II-III III II-III II I-II II - - - 1999 III II-III II-III II II-III I-II II III-IV - - - 2000 III III II-III II-III III I-II II-III II - - - 2001 III II-III II III II-III II II II - - - 2002 III III II II-III II-III II-III I-II III - - - 2003 - - -

Tab. 24: Bewertung der Nährstoffgehalte des Mühlenfleets (WK 26092, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppel- tes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

14.7 Prioritäre Stoffe Eine Messung der prioritären Stoffe wurde im Mühlenfleet nicht durchgeführt.

81 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Mühlenfleet Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

14.8 Punktquellen

14.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Es liegen keine punktuellen Abwassereinleitungen in das Mühlenfleet vor.

14.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Es liegen für Bremen keine Niederschlagswassereinleitungen in das Mühlenfleet vor.

14.9 Diffuse Quellen Aus den grünland- und landwirtschaftlich genutzten Flächen kommt es vermutlich zu einem diffu- sen Nährstoffaustrag in das Mühlenfleet.

14.10 Altablagerungen Altablagerungen sind im Einzugsgebiet des Mühlenfleets nicht vorhanden.

14.11 Sonstige anthropogene Belastungen Sonstige anthropogene Belastungen sind nicht bekannt.

14.12 Schutzgebiete Auf Bremer Gebiet liegt das Mühlenfleet im Landschaftsschutzgebiet.

14.13 Bewertung Die Erreichung der Umweltziele im Mühlenfleet ist unklar. In erster Linie ist dieses in der schlechten Strukturgüte begründet, die dazu führt, dass das Gewässer vorläufig als erheblich verändert aus- gewiesen wird. Die Makrozoobenthos-Biozönose weist geringere Defizite auf, die deutliche Nährstoffbelastung kann sich negativ auf die Organismengemeinschaften auswirken und es ist nicht geklärt, inwieweit das Rekumer Siel eine Auf- und Abstiegsbehinderung darstellt.

14.14 Maßnahmen Die Fischpassierbarkeit des Rekumer Siels sollte geprüft und gegebenenfalls wieder hergestellt werden.

82 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

15. Schönebecker Aue

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 2 davon in Bremen: 1 komplett, 1 anteilig Typ Nr. 16 bzw. 22.1 Typ-Bezeichnung Kiesgeprägte Tieflandbäche bzw. Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte II und II-III Strukturgüte IV, V und VI Aufstiegsbehinderung ja, aber Projekte zur Beseitigung Gesamt-Stickstoff [mg/l] III und schlechter Nitrat-N [mg/l] II-III und schlechter Gesamt-Phophor [mg/l] weitgehend II-III Orthophosphat-P [mg/l] weitgehend II Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 1 Sonstiges gutes Entwicklungspotential

15.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Der Geestbach Schönebecker Aue ist ein natürliches Gewässer mit einer Länge von 18 km, das im Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) liegt. Sein Gesamteinzugsgebiet beträgt knapp 39 km² und wird in Niedersachsen überwiegend intensiv als Grünland oder Acker genutzt. Zum Teil finden sich auch Waldflächen. In Bremen, dessen Anteil am Einzugsgebiet 4,8 km² beträgt, herrscht im obe- ren Bereich eine extensive Weiden- und Wiesennutzung. Am Gewässer sind standortgerechte Ufergehölze, vornehmlich Erlen, zu finden. Die künstlichen Uferbefestigungen sind großflächig entfernt und kleine Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt worden, so dass der Bach zeitweise ausufert. Das Gebiet dient ferner der Trinkwassergewinnung. Im unteren Abschnitt fließt die Schö- nebecker Aue völlig ausgebaut durch Wohn-, Gewerbe- und Industrieansiedlungen und mündet schließlich nach der Passage eines gut 120 m langen unterirdischen Durchlasses in den Vegesacker Hafen.

15.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Schönebecker Aue wird in zwei Wasserkörper eingeteilt. Zum einen den kiesgeprägten Ober- lauf (Typ 16) und zum anderen der kurze, von der Weser beeinflusste Unterlauf (Typ 22.1).

• Schönebecker Aue Oberlauf (WK-Nr: 26095) Dieser Wasserkörper mit dem Referenztyp kiesgeprägte Tieflandbäche (Typ 14) verläuft von der Quelle bis nörd- lich der B 74 in Bremen. Oberhalb des Schönebecker Schlosses ist das Gewässer schnell fließend, unterhalb langsam fließend. Das Einzugebiet wird in Niedersachsen weitgehend als Grün- und Ackerland genutzt, auf bremi- schem Gebiet als Wiesen und Weideland.

83 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer:Schönebecker Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

• Schönebecker Aue Unterlauf (WK-Nr. 26111) Der südlich der B 74 liegende Abschnitt ist intensiv anthropogen überformt, die Ufer sind stark befestigt und das Einzugsgebiet ist durch städtische Bebauung gekenn- zeichnet. Der zu Weser hin offene Unterlauf wird den Referenztyp 22.1 (Gewässer der Marschen) zugeordnet.

15.3 Biologische Gewässergüte

15.3.1 Makrozoobenthos Im oberen Wasserkörper (Typ 16) im Bereich der Landesgrenze sind in der Schönebecker Aue verschiedene fließgewässertypische Arten regelmäßig oder als Einzelfunde vertreten, z.B. Dugesia gonocephala (Strudelwurm), Paraleptophlebia spp. (Eintagsfliege) und Erpobdella vilnensis (Egel). Auch verschieden Arten der Köcherfliegen und Eintagsfliegen wurden regelmäßig nachgewiesen. In Folge des Aufstaus durch das Mühlenwehr am Schönebecker Schloss verliert das Gewässer den Charakter eines Geestbaches. Die Schönebecker Aue wird arten- und extrem individuenarm. Die Anzahl fließgewässertypischer Arten ist relativ gering (HAESLOPP & BOLTE 1996). Weiter unterhalb steigt die Artenvielfalt wieder an, die Individuendichte dagegen bleibt gering. Wie bereits im Be- reich der Landesgrenze sind Köcherfliegen und Eintagsfliegen die artenreichste Tiergruppen. Der Oberlauf der Schönebecker Aue wird nahezu auf seiner gesamten Länge als mäßig belastet (Gewässergüteklasse II) eingestuft. Der Mündungsabschnitt des Gewässers mit den Referenztyp „Gewässer der Marschen“ ist auf Grund der schlechten strukturellen Gegebenheiten arten- und individuenarm. Er wird der biologi- schen Gewässergüteklasse II-III zugeordnet. Somit erfüllen beide Wasserkörper bezogen auf die Makrozoobenthos-Lebensgemeinschaft nach den bisherigen Bewertungsmethoden die Voraus- setzungen für den guten ökologischen Zustand.

15.3.2 Fische Es liegen keine eigenen Daten zur Untersuchung der Fischfauna der Schönebecker Aue vor. Aller- dings wurden von der Hochschule Bremen in jüngerer Zeit Untersuchungen durchgeführt, bei denen insgesamt 19 Arten nachgewiesen wurden, am häufigsten Rotauge und Aland. Aber auch seltene Arten wie Bachneunauge, Flussneunauge, Steinbeißer und Bachschmerle wurden erfasst.

15.3.3 Makrophyten Die relativ steile Uferkante der Schönebecker Aue erschwert das Ansiedeln von Makrophyten. HAESLOOP & BOLTE (1997) untersuchten den Erfolg einer Umgestaltungsmaßnahme oberhalb des Mühlenwehrs. Die vorgefundene Pflanzengesellschaft beinhaltet ein Artenspektrum nährstoff- reicher Niederungsbäche. Die durchgeführte Aufweitung der Wechselwasserzone führte zu einer Ausbreitung stickstoffliebender, häufiger Arten, deren Bedeutung aus naturschutzfachlicher Sicht gering ist. Die typischen Arten sommerkalter Geestbäche fehlen. Insgesamt ist die Schönebecker Aue fast frei von Wasserpflanzen. Lediglich am Schönebecker Schloss finden sich ausgedehnte Bestände von Teichrosen.

84 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer:Schönebecker Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

15.3.4 Phytoplankton Es wurden keine Beprobungen der Phytoplankton-Zönose in der Schönebecker Aue durchgeführt.

15.3.5 Phytobenthos Auch die Phytobenthos-Zönose wurde in der Schönebecker Aue nicht untersucht.

15.4 Strukturgüte Im Bereich der extensiven Grünlandnutzung ist die Schönebecker Aue deutlich beeinträchtigt bis merklich geschädigt (Strukturgüteklasse IV bzw. V). Der Uferverbau ist in diesem Abschnitt nur vereinzelt bis mäßig, allerdings wirkt sich das Fehlen von Uferstreifen und -bewuchs negativ auf die Bewertung aus. HAESLOOP UND BOLTE (1997) beschreiben für einen Abschnitt oberhalb des Schönebecker Schlosses Ansätze zum Aufkommen eines gewässertypischen Erlen-Eschensaums. Der städtisch geprägte Bereich ist merklich bis stark geschädigt (Strukturgüteklasse V bzw. VI). Durch die intensivere Nutzung der Aue, den durchgängig mäßigen Uferverbau und das vermin- derte Ausuferungsvermögen begründet sich hier die schlechterer Bewertung.

15.5 Wanderhindernisse Der Mühlenstau am Schönebecker Schloss ist mit einer Absturzhöhe von 2 m ein kaum überwind- bares Wanderhindernis für Fische. Er stellt ein besonderes Problem dar, da der konstant gehaltene Wasserstand im parallel zum Gewässerlauf gelegenen Schloßteich notwendig ist, um die hölzer- nen Fundamente des historischen Schönebecker Schlosses vor dem Verrotten zu bewahren. Aus diesem Grund soll ein Umgehungsgerinne in der Schönebecker Aue verwirklicht werden, das den Erhalt des Schlosses sichert und gleichzeitig eine Passierbarkeit für Fische, die in großer Zahl vor dem Wehr stehen, gewährleistet. Auch die beiden Rahmendurchlässe im unteren Wasserkörper mit einer Länge von 100 bzw. 120 m müssen eingeschränkt als Wanderhindernis angesehen werden. Beim Umbau des Vegesacker Ha- fens wurde das „Mündungsdelta“ der Schönebecker Aue neu geschaffen. Es wurde eine Sohlgleite im Übergangsbereich des Geestgewässers in die tidebeeinflusste Weser angelegt. Sie ist so gestal- tet, dass bei Hochwasser beide Gewässer auf gleichem Niveau liegen. Da der Hafenbereich aller- dings einen Tidenhub von 3,9 m aufweist, wird bei fallendem Wasserstand erst die Sohlgleite freigelegt und für 3 bis 4 Stunden (bei Niedrigwasser) kommt es zu einer Absturzhöhe von bis zu 2 m. Als Ausgleichmaßnahme für andere Eingriffe in den Naturhaushalt wurde im Jahr 2003 eine Tunnelbeleuchtung installiert, die den Fischen die Passierbarkeit des langen Tunnels deutlich er- leichtert.

15.6 Trophie Der gesamte Flusslauf der Schönebecker Aue auf bremischem Gebiet ist insbesondere mit Stick- stoffverbindungen erhöht bis sehr hoch belastet (Güteklasse III bis IV). Für Gesamtphosphat liegt eine deutliche Belastung (Güteklasse II-III) vor. Die Belastung durch Ortho-Phosphat-Phosphor entspricht weitgehend Güteklasse II, ebenso die Belastung durch Chlorid. Die Sauerstoffversor- gung im Gewässer ist als gut bis sehr gut zu bezeichnen, es liegt nur eine sehr geringe Belastung (Güteklasse I-II) vor.

85 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer:Schönebecker Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - - 1993 II-III II III II I-II - - - 1994 III-IV II II II-III I-II - - - 1995 III-IV III-IV II-III II-III II-III II I-II II - - - 1996 III-IV III-IV III-IV III II-III II-III I-II II - - - 1997 III II-III II III II I-II I-II II - - - 1998 IV IV II II II-III II I-II II - - - 1999 II-III II-III II-III II II-III II I-II II - - - 2000 III III I-II II II-III II I-II II - - - 2001 III-IV III-IV II II II-III II I-II II - - - 2002 III-IV III-IV II II II-III II-III I-II I-II - - - 2003 - - -

Tab. 25: Bewertung der Nährstoffgehalte der Schönebecker Aue an der Leuchtenburger Straße (WK 26095, Typ 16), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage doppelter Mittelwert bzw. Minimum (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 III III II II II-III I-II I-II II - - - 1993 III III II II-III III II I-II II - - - 1994 III II-III II-III II III III I-II II - - - 1995 III III II II II-III II I-II II - - - 1996 III III II-III II-III II-III II I-II II - - - 1997 III III II III II-III II I-II II - - - 1998 IV IV II II II-III II II - - - 1999 III II-III II-III II-III II-III II I-II II - - - 2000 III III I-II II II-III II I-II II - - - 2001 III-IV III-IV II II II-III II I-II II - - - 2002 III-IV III II II II-III II-III I-II I-II - - - 2003 - - -

Tab. 26: Bewertung der Nährstoffgehalte der Schönebecker Aue an der Uthoffstraße (WK 26111, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage doppelter Mittel- wert bzw. Minimum (für Sauerstoff)

15.7 Prioritäre Stoffe Für die Schönebecker Aue liegt keine Messung der prioritären Stoffe vor.

15.8 Punktquellen

15.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Es gibt keine punktuelle Abwassereinleitung in die Schönebecker Aue.

15.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Im oberen Wasserkörper (WK-Nr. 26095) liegen Niederschlagswassereinleitungen in die Schöne- becker Aue vor. Das bremische Stadtgebiet wird hier im Trennsystem entwässert. Der Unterlauf der Schönebecker Aue liegt im Mischwassersystem. Die Mischwasserkanäle münden aber alle di- rekt in die Weser.

86 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer:Schönebecker Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

15.9 Diffuse Quellen Die hohe Belastung der Schönebecker Aue mit Stickstoffverbindungen kommt wahrscheinlich aus dem landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebiet in Niedersachsen.

15.10 Altablagerungen Angrenzend an die Schönebecker Aue gibt es zwei Altablagerungen. Auf der einen Fläche wurden Ende der 60er Jahre Boden, Ziegelbruch und Keramikreste abgelagert. Auf Grund der Inhaltsstoffe und der vorliegenden Untersuchungsergebnisse wird eine Beeinflussung des Oberflächengewässers als unwahrscheinlich angesehen. Eine weitere Fläche beinhaltet Boden, Bauschutt und gewerbli- che Abfälle aus den Jahren 1945-1952, da das Grundwasser aber nicht in Richtung Schönebecker Aue fließt, wird nicht von einer Gefährdung des Gewässers ausgegangen.

15.11 Sonstige anthropogene Belastungen Sonstige anthropogene Belastungen liegen nicht vor.

15.12 Schutzgebiete Der Bereich des Schlosses Schönebeck und die südwestlich angrenzende, nicht bebaute Aue des Gewässers, sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Das bremische Einzugsgebiet der Schönebecker Aue liegt weitgehend im Trinkwasserschutzgebiet Vegesack. Es beinhaltet die Zonen II und IIIA. Zur Beschreibung der Zonen siehe Blumenthaler Aue, Schutzgebiete.

15.13 Bewertung Der Oberlauf der Schönebecker Aue (WK-Nr. 26095) wird die Umweltziele nach Wasser- rahmenrichtlinie wahrscheinlich erreichen. Sowohl die biologische Gewässergüte, ermittelt durch den Saprobienindex, also auch die Strukturgüte entsprechen den derzeitigen Anforderungen an die Zielerreichung. Allerdings muss einschränkend gesagt werden, dass dennoch geringe Defizite der Makrozoobenthos-Gemeinschaft in Vergleich zur Referenzbiozönose eines kiesgeprägten Tieflandbaches bestehen. Wünschenswert ist die Realisierung des Umlaufgerinnes am Schönebek- ker Schloss, um die Fischpassierbarkeit zu gewährleisten. Der Unterlauf der Schönebecker Aue (WK-Nr. 26010) muss auf Grund seiner schlechten Struktur- güte mit „Zielerreichung unwahrscheinlich“ bewertet werden. Obwohl seine biologische Gewässergüteklasse II-III den Anforderungen genügt, da es sich um ein Marschengewässer han- delt, treten dennoch geringere Defizite bei der Besiedlung durch Makrozoobenthos auf. Der gesamte Flusslauf der Schönebecker Aue weist eine Belastung mit Stickstoffverbindungen und Gesamtphosphor auf.

15.14 Maßnahmen HAESLOOP & BOLTE (1997) sehen an der Schönebecker Aue auf Grund der Lage und der Umland- nutzung zumindest abschnittsweise günstige Voraussetzungen für die Rückentwicklung zu einem sommerkalten Geestbach mit höheren Fließgeschwindigkeiten. Derzeit laufende Renaturierungsprogramme wie das Umlaufgerinne am Schönebecker Schloss sind vielversprechende Wege für die Erreichung der Umweltziele.

87 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer:Schönebecker Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

Eine Erhöhung des Substratangebotswürde die Artenvielfalt im Gewässer nach HAESLOOP & BOLTE (1997) erhöhen. Dennoch vermuten die Autoren, dass die Schönebecker Aue im Vergleich zu einem Geestbach immer eine stark verarmte Fauna aufweisen wird. Zur Erreichung der Umweltziele in der Schönebecker Aue sollte über eine Nährstoffreduzierungen nachgedacht werden.

88 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

16. Varreler Bäke

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 23 (Ochtum) Anzahl Wasserkörper (WK) 2 davon in Bremen: 1 komplett, 1 anteilig Typ Nr. 14 bzw. 22.1 Typ-Bezeichnung Sandgeprägte Tieflandbäche bzw. Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte im Oberlauf II, im Unterlauf keine Bewertung Strukturgüte weitgehend VI Aufstiegsbehinderung vermutlich ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] weitgehend II-III und schlechter Nitrat-N [mg/l] II-III und III-IV Gesamt-Phophor [mg/l] weitgehend II-III Orthophosphat-P [mg/l] weitgehend II Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 2 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges Der Unterlauf ist tidebeeinflusst

16.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Varreler Bäke entspringt als natürliches Gewässer in der Syker Geest. Sie tritt im Bereich Bre- men allmählich in die Wesermarsch ein und mündet nach einer Fließstrecke von 19,2 km bei Strom in die Ochtum. Sie liegt im niedersächsischen Bearbeitungsgebiet 23 (Ochtum). Im Bereich Bremen reichen zum Teil intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen bis nah an den Gewässer- rand, auch Grünlandnutzung ist verbreitet. Rechtsseitig grenzt teilweise Wohnbebauung an. Der Gewässergrund ist überwiegend sandig. Das Gewässer weist eine mäßige Strömung auf. In Bre- men gibt es keine bedeutenden Zuflüsse.

16.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Varreler Bäke wird auf ihrer gesamten Länge in zwei Wasserkörper eingeteilt.

• Klosterbach Unterlauf/Varreler Bäke (WK-Nr: 23007) Dieser Wasserkörper ist dem Referenztyp 14 (sand- geprägte Tieflandbäche) zugeordnet. Er befindet sich nur abschnittsweise auf bremischem Gebiet. Das Foto zeigt die Varreler Bäke an der Limburger Straße.

89 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Varreler Bäke Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

• Varreler Bäke Unterlauf (WK-Nr. 23026) Der unterhalb des Flügger Staus gelegene Wasserkörper ist tidebeeinflusst.

16.3 Biologische Gewässergüte

16.3.1 Makrozoobenthos Der Oberlauf der Varreler Bäke ist dem Referenztyp 14 (sandgeprägte Tieflandbäche) zugeschrie- ben. Es liegt die biologische Gewässergüteklasse II vor. An zwei Messstellen, die in diesem Wasser- körper liegen, konnten bisher 84 Arten nachgewiesen werden. Von allen untersuchten Bremer Gewässern weist die Varreler Bäke mit 17 ermittelten Arten bisher das größte Eintagsfliegenvor- kommen auf. Die beiden Arten Brachycerus harrisellus und Heptagenia flava sind in der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Weiterhin sind die Wasserkäfer mit 11 und die Köcherfliegen mit 9 Arten vertreten. Für den Unterlauf der Varreler Bäke, unterhalb des Staus, liegen keine Messergebnisse vor, so dass keine biologische Einstufung vorgenommen werden kann. Weitere biologische Qualitätskomponenten wurden in der Varreler Bäke nicht untersucht.

16.4 Strukturgüte Die Varreler Bäke weist nahezu auf der gesamten Länge auf bremischem Gebiet eine Strukturgüte von VI (sehr stark verändert) auf. Lediglich der Mündungsabschnitt kann auf Grund des geringe- ren Uferverbaus in Strukturgüteklasse V (stark verändert) eingestuft werden. Vor allem der gerade bzw. gestreckte Verlauf, fehlender Uferbewuchs sowie ein stark vermindertes Ausuferungsvermögen (also das Ausbleiben natürlicher Hochwasser) führen zu dieser Bewertung.

16.5 Wanderhindernisse Der Flügger Stau stellt mit einer Absturzhöhe von 0,8 m ein Wanderhindernis für Fische dar. Auf niedersächsischem Gebiet gibt es im oberen Wasserkörper noch drei weitere Querbauwerke mit einer Höhe bis zu 2 m.

16.6 Trophie Für die Varreler Bäke liegen nur Werte des oberen Wasserkörpers (WK-Nr. 23007, mit dem Referenz- typ 14) vor. Im tidebeeinflussten Bereich wurden keine Untersuchungen von Bremen durchge- führt. Der obere Wasserkörper der Varreler Bäke ist ein mit Nährstoffen deutlich bis hoch belaste- tes Gewässer (Güteklasse II-III bis III-IV). Lediglich die Ortho-Phosphat-Phosphor-Gehalte im Ge- wässer erreichen eine Güteklasse, die einer mäßigen Belastung entspricht (Güteklasse II). Die er- höhten Nährstoffbelastungen sind vermutlich auf die landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsge- biets zurückzuführen. Die Sauerstoffgehalte im Gewässer sind als gut zu bezeichnen. Für den Parameter Chlorid liegt die Belastung in einem Bereich, der Güteklasse II entspricht.

90 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Varreler Bäke Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - - - 1993 II II-III III II-III I-II - - - 1994 I I-II I-II I-II I-II - - - 1995 III II-III II II II-III II-III I-II II - - - 1996 III II-III II II-III II-III II-III I-II II - - - 1997 III II-III II II-III II-III II II II - - - 1998 III-IV III-IV I-II II-III III II I-II II - - - 1999 II-III II-III I-II II II-III II I-II II - - - 2000 II II-III I-II II II-III II I-II II - - - 2001 III-IV III-IV II II-III III-IV II I-II II - - - 2002 II-III II-III II II II-III II-III II II - - - 2003 III-IV III-IV II II-III II-III II I-II II - - -

Tab. 27: Bewertung der Nährstoffgehalte der Varreler Bäke am Brokhuchtinger Siel (WK 23007, Typ 14), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittel- wert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

16.7 Prioritäre Stoffe Für die Varreler Bäke liegt keine Untersuchung der prioritären Stoffe vor.

16.8 Punktquellen

16.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Auf bremischem Gebiet gibt es keine punktuellen Abwassereinleitungen in die Varreler Bäke.

16.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Die Stadtteile Sodenmatt und Kirchhuchting werden im Trennsystem entwässert. Hier gibt es eini- ge Niederschlagswassereinleitungen in die Varreler Bäke.

16.9 Diffuse Quellen Es kommt durch die zum Teil intensive landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebiets zu einer diffusen Nährstoffbelastung.

16.10 Altablagerungen Es gibt im Bereich Sodenmatt eine Verdachtsfläche für Hausmüll. Eine Gefährdung des Gewässers ist allerdings unwahrscheinlich.

16.11 Sonstige anthropogene Belastungen Der Unterlauf der Varreler Bäke ist durch den Ausbau der Unterweser tidebeeinflusst.

16.12 Schutzgebiete An den tidebeeinflussten Wasserkörper der Vareller Bäke grenzt rechtsseitig das Naturschutzge- biet „Ochtumniederung bei Brokhuchting“ (siehe unter Ochtum). Dieser Bereich ist auch nach der EG-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Der unmittelbare Auenbereich der Vareller Bäke ist auf bremi- schem Gebiet fast komplett Landschaftsschutzgebiet.

91 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Varreler Bäke Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 23

16.13 Bewertung Da für den unteren Wasserkörper lediglich die Daten zur Strukturgüte vorliegen, kann keine Pro- gnose zur Zielerreichung vorgenommen werden. Die Zielerreichung ist unklar. Auch für den Oberlauf der Varreler Bäke ist die Erreichung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie unklar. Zwar weist dieser Wasserkörper die biologische Gewässergüteklasse II auf und die Makro- zoobenthos-Biozönose zeigt im Vergleich zur Referenzbiozönose nur geringe Defizite, aber die Strukturgüte ist auf der Hälfte der Fließstrecke schlechter als Strukturgüteklasse V bewertet wor- den, so dass bezogen auf diesen Parameter die Zielerreichung unklar ist. Bezüglich der Errreichung des guten chemischen Zustands können auf Grund der nicht vorhandenen Daten keine Aussagen gemacht werden. Der Wasserkörper weist deutliche Nährstoffbelastungen auf, zusätzlich stellt der Flügger Stau ein nicht passierbares Wanderhindernis für Fische dar.

16.14 Maßnahmen In der Varreler Bäke wurden bereits Umgestaltungsmaßnahmen durchgeführt. Dabei wurde eine Bucht angelegt, in der von HAESLOOP & BOLTE (1997) eine Erfolgskontrolle durchgeführt wurde. Die Autoren beschreiben, dass die Bucht stark verschlammt ist und im Wesentlichen ein verstärk- tes Auftreten weitverbreiteter Arten lenitischer (strömungsberuhigter) Lebensräume mit sich brachte. Ziel künftiger Maßnahmen sollte die Förderung einer Flora und Fauna fließender Gewässer mit einem kleinen Anteil Stillwasserbewohner sein.

92 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

17. Alte Lune

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 Typ Nr. 22.1 Typ-Bezeichnung Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte weitgehend IV und V Aufstiegsbehinderung ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] - Nitrat-N [mg/l] - Gesamt-Phophor [mg/l] - Orthophosphat-P [mg/l] - Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges

17.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die eigentliche Lune ist ein natürliches Gewässer, das im niedersächsischen Bearbeitungsgebiet 26 liegt. Sie entspringt in einem Moorgebiet nordwestlich von Basdahl im Landkreis Rotenburg (Wümme) und ist von Einmündung des Grabens im Hohen Moor bis Weser einschließlich Außen- tief ein Gewässer II. Ordnung. Vor dem Deich- und Sielbau Anfang des 17. Jahrhunderts war die Lune gezeitenabhängig. Bis Anfang der 1920er Jahre mündete die Lune durch die Stoteler „Alte Luneschleuse“ in die Alte Weser. Durch die Eindeichung der Luneplate und die Erweiterung des Geestemünder Fischereihafens in den Jahren 1921 bis 1925 wurde die Alte Weser allerdings vom Hauptstrom abgeschnitten. Zur Entwässerung der Lune wurde der Flussabschnitt „Alte Lune“ entlang der Landesgrenze angelegt, der über das „Neue Lunesiel“ in die Weser entwässert. Dieses ist heute der einzige Abschnitt der Lune, der sich auf bremischen Gebiet befindet. Für die geplan- ten Erschließung der südlich von Bremerhaven gelegenen Luneplate für die Industrieansiedlungen wurde eine Verlegung der eigentlichen Lune von Fleeste durch die Landwürdener Marsch in den Jahren 1984 bis 1987 vorgenommen. Die „Neue Lune“ ist zwei- bis dreimal so breit wie die „Alte Lune“, die durch die Maßnahme zum Altarm wurde. Das „Neue Lunesiel ist seitdem geschlossen, ein ständiger Wasserdurchfluss ergibt sich aus dem Zufluß der Rohr. Durch den Bau eines Mündungsspitzenschöpfwerks an der „Neuen Lune“ bleiben die früher sowohl im Sommer als auch in Winter regelmäßigen großflächigen Überschwemmungen der niedrig gelegenen Flächen zwischen Deelbrüggen und Stotel aus.

17.2 Wasserkörper und Referenztyp Die „Alte Lune“ wird als ein Wasserkörper mit dem Referenztyp 22.1 (Gewässer der Marschen) betrachtet. Da Bremen an den weiteren Wasserkörpern der Lune und der „Neuen Lune“ keinen Flächenanteil hat, werden diese hier nicht betrachtet.

93 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Alte Lune Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

• Alte Lune (WK-Nr: 26055) Die „Alte Lune“ Im Bereich der Stadtgemeinde Bremerha- ven ist wenig verbaut.

17.3 Biologische Gewässergüte

17.3.1 Makrozoobenthos Der Saprobienindex der Alten Lune ermöglicht eine Einstufung des Marschengewässers in die biologische Gewässergüteklasse II-III. In der Alten Lune konnten bisher 63 Taxa nachgewiesen werden, die aber oft nur in geringerer Individuendichte vertreten sind. Es dominieren Wasserkäfer mit 16 und Schnecken mit 10 Arten. Das Artenspektrum ist typisch für strömungsberuhigte Le- bensräume. Weitere biologische Komponenten wurden in der Lune nicht untersucht.

17.4 Strukturgüte Die Alte Lune weist größtenteils eine Strukturgüte von IV bis V auf, ein Abschnitt kann auch als mäßig verändert (Strukturgüteklasse III) eingestuft werden. Besonders hervorzuheben ist der durch- gängig vorhandene Ufersaum aus Röhricht. Im unteren Abschnitt ist das Ufer gar nicht bis verein- zelt befestigt, im oberen Abschnitt mäßig. Im unteren Abschnitt wirken sich die eng am Gewässer anliegenden Deiche negativ aus, im oberen Abschnitt sind keine Deiche vorhanden. Dennoch muss das Ausuferungsvermögen, also die Wahrscheinlichkeit für natürlich vorkommende Hoch- wasser, als stark vermindert bezeichnet werden.

17.5 Wanderhindernisse Das Lunesiel, welches 1985 außer Betrieb genommen wurde, stellt für Fische und andere Wander- organismen eine Auf- und Abstiegsbehinderung dar.

17.6 Trophie Für die Trophie liegen keine Daten der Lune vor.

17.7 Prioritäre Stoffe In der Alten Lune wurden keine Untersuchungen der prioritären Stoffe durchgeführt.

17.8 Punktquellen

17.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Punktuelle Abwassereinleitung in die Alte Lune bestehen nicht.

94 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Alte Lune Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

17.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Gelegentlich kann es zu hydraulischen Belastungen durch Niederschlagswassereinleitungen in der Alten Lune kommen.

17.9 Diffuse Quellen Diffuse Einträge können zum Einen aus der Landwirtschaft und zum Anderen aus den Niederschlags- wassereinleitungen in die Lune gelangen.

17.10 Altablagerungen Altablagerungen, die eine Beeinträchtigung der Alten Lune darstellen könnten, sind nicht bekannt.

17.11 Sonstige anthropogene Belastungen Sonstige anthropogene Belastungen in der Alten Lune liegen nicht vor.

17.12 Schutzgebiete Es liegen keine Schutzgebiete im Bereich der Alten Lune.

17.13 Bewertung Für die Alte Lune liegen lediglich Daten für die biologische Güte und die Strukturgüte vor. Nieder- sachsen hat den Wasserkörper als erheblich verändert ausgewiesen, damit ist die Zielerreichung als unklar zu bezeichnen. Einschränkend auf die Gewässerqualität wirkt das Neue Lunesiel, das eine Auf- und Abstiegs- behinderung für Fische und andere wasserbewohnende Lebewesen darstellt. Zu den Parametern Trophie und prioritäre Stoffe liegen keine Angaben vor.

17.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

95 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

18. Grauwallkanal

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich künstlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 Typ Nr. 22.1 Typ-Bezeichnung Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte weitgehend VII Aufstiegsbehinderung ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] - Nitrat-N [mg/l] II-III bzw. III Gesamt-Phophor [mg/l] II-III bzw. III Orthophosphat-P [mg/l] - Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges

18.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Der Grauwallkanal ist ein kaum fließendes künstliches Gewässer. Er bildet die Hauptvorflut für die Entwässerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen von Spieka bis nach Weddewarden. Mit einer Länge von rund 20 km entwässert der Grauwallkanal ca. 6 600 ha Fläche. Über das Weddewarder Tief mündet er im Norden von Bremerhaven rechtsseitig in die Weser. Das Substrat des Kanals ist Schlick bzw. Klei.

18.2 Wasserkörper und Referenztyp Der Grauwallkanal wird als Wasserkörper dem Referenztyp 22.1 (Gewässer der Marschen) zuge- schrieben.

• Grauwallkanal (WK-Nr: 26079) Das Gewässer verläuft geradlinig und ist intensiv verbaut. Das Bild zeigt den Grauwallkanal von der Brücke nördlich der Wurster Straße mit Blickrichtung nach Süden

96 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Grauwallkanal Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

18.3 Biologische Gewässergüte

18.3.1 Makrozoobenthos Mit insgesamt nur 38 nachgewiesenen Taxa ist der Grauwallkanal ein sehr arten- und individuen- armes Gewässer. Das durch Steinpackung stark verbaute Ufer bietet nur geringe Besiedlungs- möglichkeiten. Auf den Steinunterseiten wachsen in geringer Dichte Süßwasserschwämme und Moostierchen, die Zwischenräume der Steinpackung werden von Krebstieren besiedelt, die mit 5 Arten im Grauwallkanal vertreten sind. Typische Brackwasserarten sind mit dem Flohkrebs Gammarus tigrinus, der Wollhandkrabbe und der in Europa eingeschleppten Wasserschnecke Potamopyrgus antipodarum vertreten. Da die meisten Taxa nur in geringer Individuendichte auftreten, kann nur selten ein biologischer Index berechnet werden. Dennoch wird der Grauwallkanal für den Parame- ter biologische Güte mit „Zielerreichung wahrscheinlich“ bewertet, da er als Marschengewässer Güteklasse II-III aufzeigt. Zu weiteren biologischen Komponenten liegen keine Untersuchungen vor.

18.4 Strukturgüte Der Grauwallkanal wird fast auf seiner gesamten Länge in Strukturgüteklasse VII eingestuft. Diese Einschätzung erfolgt auf Grund des geradlinigen Verlaufs, des starken Uferverbaus und der eng am Gewässer anliegenden Deiche.

18.5 Wanderhindernisse Das Siel im Mündungsbereich des Grauwallkanals stellt eine Behinderung des Auf- und Abstiegs wasserbewohnender Lebewesen dar. Es ist bedingt passierbar.

18.6 Trophie Die Untersuchungsergebnisse der letzten 10 Jahre zeigen im Grauwallkanal eine deutliche, zum Teil auch erhöhte Belastung mit Nitrat-Stickstoff, Ammonium und Gesamt-Phosphor auf (Güte- klasse II-III bzw. III). Vermutlich entstammt dieser diffusen Quellen aus der Landwirtschaft. Auch mit Sulfat ist das Gewässer erhöht belastet. Die zum Teil einer Güteklasse III-IV entsprechenden Chloridgehalte sind vermutlich auf die Salzkonzentrationen im oberen Grundwasserleiter zurück- zuführen. Die Sauerstoffgehalte im Gewässer unterliegen deutlichen Schwankungen von einer sehr geringen Belastung bis hin zu einer hohen Belastung (Güteklasse I-II bis III-IV). Hohe Primärproduktion in Gewässer mit deutlichen Sauerstoffübersättigungen (und hohen pH-Werten) und Abbau der or- ganischen Substanz mit starker Sauerstoffzehrung wechseln sich ab. Im Mittel ist führen die Sau- erstoff-Gehalte in den meisten Jahren zu einer Bewertung des Grauwallkanals in Güteklasse II und besser.

97 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Grauwallkanal Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - II-III - II II - I-II III II-III - - 1993 - II-III - II-III II-III - I-II III III - - 1994 - II-III - II II-III - III-IV III-IV III - - 1995 - II-III - II-III II-III - II III-IV III - - 1996 - II-III - II-III II - I-II III IIII - - 1997 - II-III - III II-III - I-II III-IV III - - 1998 - II-III - III II-III - II III III - - 1999 - II-III - II-III II-III - II III-IV II-III - - 2000 - III - II II - I-II III-IV III - - 2001 - III - III II-III - III II-III III - - 2002 - II-III - III II-III - I-II III II-III - -

Tab. 28: Bewertung der Nährstoffgehalte des Grauwallkanals (Messstelle 20) (WK 26079, Typ 22.1), basie- rend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

18.7 Prioritäre Stoffe Im Grauwallkanal wurden bisher keine Untersuchungen der prioritären Stoffe durchgeführt.

18.8 Punktquellen

18.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Die Kläranlage Nord leitet ihr Abwasser in den Grauwallkanal ein.

18.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Es bestehen diverse Niederschlagswasser-Einleitungen von Siedlungsflächen und von landwirt- schaftlichen Nutzflächen.

18.9 Diffuse Quellen Durch die landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebietes kommt es wahrscheinlich zu einem diffusen Stoffeintrag.

18.10 Altablagerungen Altstandorte sind im Bereich des Grauwallkanals nicht bekannt.

18.11 Sonstige anthropogene Belastungen Weitere anthropogene Belastungen für den Grauwallkanal liegen nicht vor.

18.12 Schutzgebiete Im Einzugsbereich des Grauwallkanals befinden sich auf Bremerhavener Gebiet keine Schutzge- biete.

98 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Grauwallkanal Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

18.13 Bewertung Die Erreichung des guten Zustand nach Wasserrahmenrichtlinie ist für den Grauwallkanal unklar. Als künstliches Gewässer muss er lediglich das gute ökologische Potential und nicht den guten ökologischen Zustand erreichen, aber die Lebensgemeinschaft des Makrozoobenthos weist deut- liche Defizite auf. Das Siel im Mündungsbereich behindert den Auf- und Abstieg wasser- bewohnender Organismen. Ferner ist eine Belastung des Gewässers durch erhöhte Nährstoff- konzentrationen festzustellen. Zur Erreichung des guten chemischen Zustandes können keine ge- sicherten Aussagen gemacht werden, da keine Untersuchungen der prioritären Stoffe im Grau- wallkanal vorliegen.

18.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

99 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

19. Große Beek

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 (geringer Anteil) Typ Nr. 11 Typ-Bezeichnung organisch geprägte Bäche biol. Gewässergüte II-III Strukturgüte weitgehend V und besser Aufstiegsbehinderung nein Gesamt-Stickstoff [mg/l] - Nitrat-N [mg/l] - Gesamt-Phophor [mg/l] - Orthophosphat-P [mg/l] - Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 1 Sonstiges

19.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Große Beek ist ein natürliches Gewässer, das lediglich auf einem Teilstück von gut 300 m das Gebiet der Stadtgemeinde Bremerhaven streift.

19.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Große Beek wird als ein Wasserkörper (WK-Nr. 26078) mit dem Referenztyp 11 (organisch geprägte Bäche) angesehen.

19.3 Biologische Gewässergüte

19.3.1 Makrozoobenthos Vom Land Bremen werden keine Untersuchungen der biologischen Gewässergüte in der Großen Beek durchgeführt. Der organisch geprägte Bach wird von Niedersachsen mit Gewässergüteklasse II-III bewertet. Damit würde er die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie für diesen Parameter wahr- scheinlich nicht erreichen. Ferner weist die Makrozoobenthos-Biozönose deutliche Defizite auf. Weitere biologische Qualitätskomponenten wurden in der Großen Beek nicht untersucht.

19.4 Strukturgüte Laut Angaben aus Niedersachsen weist die Große Beek auf 22 % ihrer Länge eine Gewässer- strukturgüte schlechter als V auf.

19.5 Wanderhindernisse In der Große Beek befinden sich keine Wanderhindernisse, die einen Auf- und Abstieg der Fisch- fauna einschränken.

19.6 Trophie Auch aus Niedersachsen liegen keine Angaben zur Trophie der Großen Beek vor.

100 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Große Beek Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

19.7 Prioritäre Stoffe In der Großen Beek wurden keine prioritären Stoffe untersucht.

19.8 Punktquellen Über Punktquellen in der Großen Beek liegen keine Angaben vor.

19.9 Diffuse Quellen Durch die landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebiets kann es in der Großen Beek zu diffusen Nährstoffeinträgen kommen.

19.10 Altablagerungen Über Altablagerungen können keine Angaben für die Große Beek gemacht werden.

19.11 Sonstige anthropogene Belastungen Keine Angaben.

19.12 Schutzgebiete Keine Angaben.

19.13 Bewertung In Bremen selbst liegen keine Daten zur Großen Beek vor. Da das Gewässer bezogen auf die biologische Güte aber mit Güteklasse II-III bewertet wird, stuft Niedersachsen die Zielerreichung des guten Zustands als unwahrscheinlich ein, obwohl die Strukturgüte des Gewässers auf 78 % der Wasserkörperlänge besser Klasse VI ist.

19.14 Maßnahmen Es liegen noch keine Maßnahmenvorschläge vor.

101 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

20. Neue Aue

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 1 davon in Bremen: 1 Typ Nr. 22.1 Typ-Bezeichnung Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte weitgehend II-III Strukturgüte V und VI Aufstiegsbehinderung ja Gesamt-Stickstoff [mg/l] - Nitrat-N [mg/l] II-III und besser Gesamt-Phophor [mg/l] weitgehend II Orthophosphat-P [mg/l] - Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 0 Sonstiges

20.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Neue Aue ist ein natürliches Gewässer II. Ordnung mit einer Länge von ca. 6 km. Das Gewäs- ser beginnt im Stadtteil Lehe an der Batteriestrasse, verläuft in nordwestlicher Richtung und mün- det über ein Schöpfwerk in den Grauwallkanal. Der Grauwallkanal mündet schließlich in die We- ser. Die Neue Aue dient als Vorfluter und wird durch Niederschlagswasser aus den Stadtteilen Lehe und Speckenbüttel, dem Industriegebiet Grauwall sowie den landwirtschaftlichen Nutzflächen in Weddewarden gespeist. Es hat einen mittleren Wasserstand von -0,20 m NN im Oberlauf bzw. - 0,50 m NN im Unterlauf. Die unterschiedlichen Wasserstände resultieren aus dem vorhandenen Wehr am Auesee und werden bei Bedarf durch das Schöpfwerk am Grauwallkanal gesteuert. Aufgrund der Höhenlage des vorgeschalteten Kanalnetzes besitzt die Neue Aue den Charakter eines stehenden Gewässers.

20.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Neue Aue ist auf gesamter Länge ein Wasserkörper mit dem Referenztyp 22.1 (Gewässer der Marschen).

• Neue Aue (WK-Nr: 26082) Die Neue Aue am Beginn des Gewässers am Regenwasser- auslauf Batteriestraße.

102 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Neue Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

20.3 Biologische Gewässergüte

20.3.1 Makrozoobenthos Die sieben an der Neuen Aue beprobten Messstellen zeigen bezüglich der Besiedlung ein sehr unterschiedliches Bild. Die Wirbellosengemeinschaft variiert von nur 28 bis zu 64 nachgewiesenen Taxa an einem Messpunkt. Die angetroffene Fauna besteht aus weit verbreiteten und anspruchs- losen Arten. Im gesamten Gewässerverlauf konnten 108 Taxa nachgewiesen werden, von denen die Wasserkäfer mit 21 Arten und die Schnecken mit 16 Arten am stärksten vertreten sind. Da die meisten Arten nur in geringer Individuendichte auftreten ist nur selten ein biologischer Index bere- chenbar. Die Neue Aue ist in die biologische Güteklasse II-III eingestuft. Als Marschengewässer würde sie somit bezogen auf diesen Parameter den Ansprüchen der Wasserrahmenrichtlinie für den guten ökologischen Zustand genügen. Weitere biologische Komponenten wurden nicht untersucht.

20.4 Strukturgüte Auf den ersten drei Kilometer-Abschnitten weist die Neue Aue eine Strukturgüte der Klasse V (stark verändert) auf. Auf den restlichen 4 km wird das Gewässer als sehr stark verändert (Struktur- güteklasse VI) eingestuft. Diese Einstufung kommt daher, dass die Neue Aue einen gradlinigen Verlauf aufweist, gestaut ist und die Ufer in der Regel mäßig verbaut sind. Ferner weist das Ge- wässer ein geringes Ausuferungsvermögen auf, d.h. natürlicherweise vorkommende Hochwasser finden nicht mehr statt. Der Unterschied zwischen beiden Teilen begründet sich in erster Linie durch die Unterschiede im Gewässerverlauf.

20.5 Wanderhindernisse Im oberen Abschnitt der Neuen Aue befindet sich ein nicht fischpassierbarer Beton-Rohrdurchlass DN 1500 mit einer Länge von 16,5 m. Ferner weist der Auensee eine Stauvorrichtung mit einer Absturzhöhe von 0,3 m auf. Hier ist allerdings eine Fischtreppe vorhanden, die eine Wanderung von Fischen ermöglich. Im Mündungsbereich zum Grauwallkanal befindet sich ein Schöpfwerk. Dieses weist eine Absturzhöhe von 0,6 m auf und ist als nicht fischpassierbar einzustufen.

20.6 Trophie In der Neuen Aue, besonders in den Bereichen Batteriestraße und Schöpfwerk, ist eine zum Teil hohe Belastung durch Ammonium-Stickstoff im Gewässer festzustellen. Dieses könnte mit den Schmutzwassereinleitungen aus dem vorgeschalteten Kanalnetz zusammenhängen. Ferner verur- sacht organische Substanz im Gewässer eine intensive Sauerstoffzehrung, die sich in den relativ schlechten Güteklassen widerspiegelt. Bei niedrigen Sauerstoffgehalten kann Ammonium nicht zu Nitrat oxidiert werden. Aus diesem Grund kann das Gewässer bezogen auf die Nitrat-Stickstoff- konzentrationen in der Regel in Güteklasse II und besser eingestuft, obwohl die Belastung durch Ammonium-Stickstoff so deutlich ist. Der Gesamtphosphorgehalt belastet das Gewässer in der Regel nur mäßig (Güteklasse II). Die Chloridbelastung ist vermutlich auf die natürlichen Salzgehal- te des oberen Grundwasserleiters zurückzuführen. Auch für den Parameter Sulfat liegt eine deut- liche Belastung, vor allem bei der Staustufe am Auesee und am Schöpfwerk vor.

103 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Neue Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - I-II - III-IV II-III - IV III II - - 1993 - I - III-IV II-III - III-IV II-III II - - 1994 - I - III-IV II - IV III II-III - - 1995 - I - III-IV II - IV III II - - 1996 - I-II - III II - IV III II-III - - 1997 - II - III-IV II - IV III II - - 1998 - I-II - III II - IV III II-III - - 1999 - I-II - III-IV II - III-IV II-III I-II - - 2000 - I-II - III-IV II - IV III II - - 2001 - II - III II-III - III-IV II-III II-III - - 2002 - I-II - III-IV II - III-IV II II - -

Tab. 29: Bewertung der Nährstoffgehalte der Neuen Aue (Batteriestraße) (WK 26082, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - I-II - II-III II - I-II II-III III - - 1993 - I - II-III II - I-II III II-III - - 1994 - II - III II - III II-III II-III - - 1995 - I - III II - III II-III II-III - - 1996 - I-II - III II - II III II-III - - 1997 - II - II-III II - II II-III II-III - - 1998 - II-III - III II - III II-III II-III - - 1999 - I - III II - II-III II-III III - - 2000 - II - II-III II - I-II II-III II-III - - 2001 - II-III - III-IV I-II - II-III II-III II-III - - 2002 - II - III I-II - III II-III II-III - -

Tab. 30: Bewertung der Nährstoffgehalte der Neuen Aue (Staustufe am Auesee) (WK 26082, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittel- wert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - II - III II - II III II-III - - 1993 - II - III II - I-II III III - - 1994 - II - III II - III-IV III II-III - - 1995 - I-II - III II - III-IV III II-III - - 1996 - I - III II - III III II-III - - 1997 - I-II - III II - II III II-III - - 1998 - II-III - III II - II-III II-III II-III - - 1999 - I-II - III II - III II-III II-III - - 2000 - II - III II - II III II-III - - 2001 - II-III - III-IV II - II-III II-III II-III - - 2002 - II - III-IV II - III-IV II-III II-III - -

Tab. 31: Bewertung der Nährstoffgehalte der Neuen Aue (Schöpfwerk) (WK 26082, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

20.7 Prioritäre Stoffe Eine Messung der prioritären Stoffe wurde in der Neuen Aue nicht durchgeführt.

104 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Neue Aue Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

20.8 Punktquellen

20.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Im Oberlauf der Neuen Aue kommt es zu einer starken Belastung durch Schmutzwassereinleitungen aus dem vorgeschalteten Kanalnetz.

20.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Die Wasserqualität des Oberlaufs der Neuen Aue ist durch Niederschlagswassereinleitungen aus dem angrenzenden Gewerbe- und Wohngebiet beeinträchtigt. Weitere Niederschlagswasserein- leitungen stellen keine nennenswerte Belastung dar.

20.9 Diffuse Quellen Im Oberlauf der Neuen Aue werden einige Einleitungen aus den Kleingartengebieten vermutet.

20.10 Altablagerungen Es werden Altlasten im Bereich des Rangierbahnhofs Speckenbüttel erwartet. Die Fläche ist auf Grund der Nutzung als Altlastenverdachtsfläche einzustufen.

20.11 Sonstige anthropogene Belastungen Weitere anthropogene Belastungen liegen nicht vor.

20.12 Schutzgebiete Im Bereich der Neuen Aue gilt der Landschaftsplan Wurster Marsch.

20.13 Bewertung Für die Neue Aue ist die Zielerreichung des guten Zustands nach Wasserrahmenrichtlinie unklar. Insgesamt ist die Neue Aue ein stark anthropogen überformtes Gewässer, in dessen Mündungs- abschnitt sich ein nicht fischpassierbares Bauwerk befindet. Bezüglich der Erreichung des guten chemischen Zustands können keine gesicherten Aussagen gemacht werden, da keine Untersu- chungen der prioritären Stoffe vorliegen.

20.14 Maßnahmen Als mögliche Maßnahmen können die Herstellung der Fischpassierbarkeit am Schöpfwerk und die Verbesserung des Sauerstoffhaushalt im Gewässer genannt werden. In den letzten Jahren sind an der Neuen Aue allerdings schon intensive Anstrengungen zur Verbesserung der Wasserqualität durchgeführt worden. Unter Anderem erfolgten Aufweitungen des Gewässers zur Reduktion der stofflichen und hydraulischen Belastung durch Niederschlagswassereinleitungen (sogenannte Sand- fänge in natürlicher Bauweise). Ferner sind an einigen Stellen Ölsperren errichtet wurden, um bei Gewässerverschmutzungen die Ausbreitung über den gesamten Wasserkörper zu verhindern.

105 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

21. Rohr

Kurzbeschreibung: natürlich/künstlich natürlich Bearbeitungsgebiet 26 (Unterweser) Anzahl Wasserkörper (WK) 2 davon in Bremen: 1 komplett, 1 anteilig Typ Nr. 11 bzw. 22.1 Typ-Bezeichnung organisch geprägte Bäche bzw. Gewässer der Marschen biol. Gewässergüte weitgehend II-III Strukturgüte IV und V Aufstiegsbehinderung nein Gesamt-Stickstoff [mg/l] - Nitrat-N [mg/l] weitgehend II-III und III Gesamt-Phophor [mg/l] - Orthophosphat-P [mg/l] weitgehend II Anzahl WK mit Zielerreichung wahrscheinlich 1 Anzahl WK mit Zielerreichung unklar 0 Anzahl WK mit Zielerreichung unwahrscheinlich 1 Sonstiges

21.1 Allgemeine Beschreibung des Gewässers Die Rohr ist ein natürliches, langsam fließendes Gewässer II. Ordnung. Sie beginnt am Bülter See und mündet im Stadtgebiet von Bremerhaven in die Alte Lune. Das Einzugsgebiet ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Die Ufer der Rohr sind durch Abbruchkanten gekennzeichnet. Als Ufer- verbau ist nur stellenweise Bongossi festzustellen. Das Substrat der Gewässersohle ist Schlick. Unter- wasservegetation ist nur spärlich und mit extrem geringer Artenzahl vorhanden. Im unteren Be- reich sind Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt worden. Das Einzugsgebiet wird weitgehend als extensives Grünland genutzt.

21.2 Wasserkörper und Referenztyp Die Rohr ist auf ihrer gesamten Länge in zwei Wasserkörper unterteilt. Der Oberlauf wird dem Referenztyp 11 (organisch geprägte Bäche) und der Unterlauf dem Referenztyp 22.1 (Gewässer der Marschen) zugeschrieben. Die Stadt Bremerhaven hat Anteil an beiden Wasserkörpern.

• Rohr Oberlauf (WK-Nr: 26056) Dieser Wasserkörper liegt nur auf einer Strecke von weniger als 100 m auf bremischem Gebiet.

• Rohr Unterlauf (WK-Nr. 26057) Der Unterlauf wird als Gewässer der Marsch beschrieben. Hier wurden in den letzten Jahren Renaturierungsmaßnahmen wie beispielsweise die Rücknahme des begradigten Ausbaus durchge- führt. Das Foto zeigt die Rohr unterhalb der B 71.

106 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Rohr Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

21.3 Biologische Gewässergüte

21.3.1 Makrozoobenthos Die Rohr ist mit 83 nachgewiesenen Taxa ein artenreiches Gewässer. Meist ist die Individuendichte aber gering. Die Käfer sind mit 17 Arten und die Schnecken mit 14 Arten die am stärksten vertre- tenen Tiergruppen. Der Wasserkäfer Platambus maculatus und Stictotarsus duodecim oder duodecimpustulatus, die Köcherfliege Cyrnus trimaculatus und die anspruchslose Eintagsfliege Baetis vernus sind typische Vertreter fließender Gewässer. Die biologischen Gewässergüte des Unterlaufs der Rohr (WK-Nr. 26057, mit dem Referenztyp „Gewässer der Marschen“) wird in die Güteklasse II-III eingestuft. Die Zielerreichung ist somit bezogen auf den Parameter Makrozoo- benthos für diesen Wasserkörper wahrscheinlich. Für den Oberlauf liegen keine bremischen Daten vor. Niedersachsen hat eine Einstufung in Gewässer- güteklasse II-III vorgenommen. Damit ist die Zielerreichung dieses Wasserkörpers mit dem Referenz- typ „organische geprägte Bäche“ als unwahrscheinlich zu bewerten. Weitere biologische Komponenten wurden in der Rohr nicht untersucht.

21.4 Strukturgüte Die Rohr auf Bremerhavener Gebiet wird in Strukturgüte IV und V (deutlich und stark verändert) eingestuft. Der Flusslauf wurde auf weiter Strecke bei Renaturierungsmaßnahmen gewunden an- gelegt, Uferverbau ist auf der gesamten Länge höchstens vereinzelt festzustellen. Allerdings lassen der fehlende Gehölzsaum sowie nicht vorhandene Uferstreifen und stark vermindertes Ausuferungs- vermögen keine bessere Einstufung zu.

21.5 Wanderhindernisse In der Rohr befinden sich keine signifikanten Wanderhindernisse.

21.6 Trophie Im Unterlauf der Rohr ist eine deutliche bis erhöhte Belastung mit Nitrat-Stickstoff (Güteklasse II-III bis III) und eine deutliche bis hohe Belastung mit Ammonium-Stickstoff (Güteklasse II-III bis III-IV) festzustellen. Die Ursache hierfür könnte die landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsge- biets sein. Bei beiden Parametern ist in den letzten fünf Jahren eine Verschlechterung festzustellen. Auch für Gesamtphosphat ist die Belastung deutlicher geworden. Während bis zum Jahr 2000 immer Güteklasse II erreicht wurde, musste die Rohr in 2001 und 2002 bezogen auf diesen Para- meter weitgehend in Güteklasse II-III eingestuft werden. Auch beim Sauerstoffgehalt ist in der langjährigen Tendenz eine Verschlechterung festzustellen. Allerdings wurden die hohen Belastungs- spitzen der Jahre 1995 und 1996 in den letzten sechs Jahren nicht mehr erreicht. Die Belastung mit Chlorid ist mäßig, die mit Sulfat mäßig bis deutlich, aber mit Tendenz zur Verbesserung.

107 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Rohr Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - III - III II - II II III - - 1993 - II-III - III-IV II - II II II - - 1994 - II-III - III II - II-III II II-III - - 1995 - II-III - III II - III-IV II II - - 1996 - II-III - III II - II II II-III - - 1997 - II - III I-II - II II II - - 1998 - III - II-IV II - III II II-III - - 1999 - II-III - III II - II-III II II - - 2000 - II-III - II-III II - II II II - - 2001 - III - III-IV II-III - III I-II II-III - - 2002 - III - IV II-III - III II II - -

Tab. 32: Bewertung der Nährstoffgehalte der Rohr an der Autobahnbrücke (Messstelle 85) (WK 26057, Typ 22.1), basierend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

N-ges NO3-N NO2-N NH4-N P-ges O-PO4-P O2-Gehalt Chlorid Sulfat TOC AOX 1992 - II-III - III II - II II II-III - - 1993 - II-III - III II - II II II-III - - 1994 - II-III - III II - II-III II II-III - - 1995 - II-III - II-III II - III-IV II II - - 1996 - II-III - II-III II - III-IV II II-III - - 1997 - II-III - III II - II II II - - 1998 - III - III-IV II - II-III II II-III - - 1999 - II-III - III II - III II II - - 2000 - II-III - II-III II - II II II - - 2001 - III - III-IV II-III - III II II-III - - 2002 - III - III II - II-III II II - -

Tab. 33: Bewertung der Nährstoffgehalte der Rohr an der B 6 (Messstelle 80) (WK 26057, Typ 22.1), basie- rend auf ein- bis dreimaligen Untersuchungen pro Jahr. Bewertungsgrundlage: doppelter Mittelwert (alternativ doppeltes Maximum) bzw. Minimum (für Sauerstoff)

21.7 Prioritäre Stoffe In der Rohr liegen keine Untersuchungen der prioritären Stoffe vor.

21.8 Punktquellen

21.8.1 Abwassereinleitungen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Direkteinleitungen Punktuelle Abwassereinleitungen in die Rohr liegen nicht vor.

21.8.2 Niederschlagswassereinleitungen Es gibt einige Niederschlagswasser-Einleitungen in die Rohr.

21.9 Diffuse Quellen Durch die landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebiets kommt es wahrscheinlich zu einer diffu- sen Belastung der Rohr mit Nährstoffen.

21.10 Altablagerungen Altablagerungen im Bereich der Rohr liegen nicht vor.

108 EG-Wasserrahmenrichtlinie

Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Gewässer: Rohr Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 26

21.11 Sonstige anthropogene Belastungen In die Rohr erfolgen einige Einleitungen von landwirtschaftlichen Flächen.

21.12 Schutzgebiete Die Rohr streift das Landschaftsschutzgebiet Ahnthammsmoor.

21.13 Bewertung Der Oberlauf der Rohr mit dem Referenztyp organisch geprägte Bäche (Typ 11), der nur auf sehr geringer Strecke in Bremerhaven fließt, weist die biologische Gewässergüteklasse II-III und große Defizite in der Makrozoobenthosbiozönose (Einschätzung von Niedersachsen) auf. Aus diesem Grund ist die Zielerreichung des guten ökologischen Zustands nach Wasserrahmenrichtlinie für diesen Wasserkörper unwahrscheinlich. Der Unterlauf der Rohr wird den guten ökologischen Zustand nach Wasserrahmenrichtlinie wahr- scheinlich erreichen. Sowohl die biologische Gewässergüte als auch die Strukturgüte lassen diese Einschätzung zu. Die Makrozoobenthosbiozönose weist nur geringe Defizite im Vergleich zur Referenzbiozönose der Marschengewässer auf. Die Belastung durch Stickstoffverbindungen und die zum Teil geringen Sauerstoffgehalte sind zwar als Einschränkung zu sehen, aber die Zielerreichung wird insgesamt dennoch als wahrscheinlich angesehen. Bezüglich der Erreichung des guten chemischen Zustands können auf Grund fehlender Messer- gebnisse für beide Wasserkörper keine Aussagen gemacht werden.

21.14 Maßnahmen Zur Verbesserung der Strukturgüte der Rohr wäre es möglich, die steilen Ufer abzuflachen und Uferstreifen sowie einen Gehölzsaum anzulegen. Diese würde einer Vielzahl von Lebewesen einen verbesserten Lebensraum bieten und evtl. könnte die Selbstreinigungskraft des Gewässer verbes- sert und die Belastung durch Stickstoffverbindungen reduziert werden.

109 EG-Wasserrahmenrichtlinie Erstmalige Beschreibung 2004 Freie Hansestadt Bremen Flussgebietseinheit: Weser Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr

22. Literatur

HAESLOOP, U. & BOLTE, D. (1997): Untersuchung zur Erfolgskontrolle von Umgestaltungs- maßnahmen an bremischen Gewässern. Gutachten erstellt im Auftrag des Senators für Umweltschutz und Stadtentwicklung der Freien Hansestadt Bremen

LIMNOLOGISCHES INSTITUT DR. NOWAK (1998): Abschlußbericht über den aktuellen Stand der Ent- eisung auf dem Flughafen Bremen sowie über die Auswertung aller vorliegenden Gutach- ten. Gutachten erstellt im Auftrag der Flughafen Bremen GmbH.

ORTLAM, D. & SAUER, M. (1993): Geochemische Grundwasser-Kartierung Bremen. Darstellung der Grundwasserbeschaffenheit und deren Beeinflussung durch Altlasten in der Stadtge- meinde Bremen. Herausgegeben von den Bremer Entsorgungsbetrieben, bearbeitet vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung, Außenstelle Bremen

ALAND (1996): Landschaftsentwicklungskonzept Geesteniederung. Herausgegeben vom Magi- strat der Stadt Bremerhaven und dem Landkreis Cuxhaven

BESATZGEMEINSCHAFT GEESTE (1999): Artenliste der Geeste zusammengestellt aus Angelfischerei und Elektrobefischungen.

SCHIRMER, M. (1991): Die Verbreitung der Fische im Lande Bremen. Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen, Abhandlungen 41/3: 405-466. sonstige herangezogene Literatur:

BIOCONSULT (1999): Kompensationsmöglichkeiten an der Geeste. Bioconsult Umweltplanung und Gewässerkunde Schuchardt & Scholle GbR, im Auftrag des Hansestadt Bremischen Hafenamts Bremerhaven. Thematik: Problemanalyse, insbesondere die Tierpassierbarkeit des Tidesperrwerks (Garrick-Gregorius)

NATURSCHUTZAMT DES LANDKREISES CUXHAVEN (2000): Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Cuxhaven - Endfassung 2000. Landkreis Cuxhaven, Naturschutzamt, Vincent-Lübeck- Straße 2, 27474 Cuxhaven (Garrick-Gregorius)

LIMNOLOGISCHES INSTITUT DR. NOWAK (2003): Beweissicherung Spülfeld westlich der Lune in Bremerhaven. Im Auftrag des Hansestadt Bremischen Hafenamts. Limnologisches Insti- tut Dr. Nowak, Mayenbrook 1, 28870 Ottersberg (Garrick-Gregorius)

HANSEWASSER (2002): Konzept zur Behandlung von Niederschlagswasser in Trenngebieten. Abschlussbericht. hanseWasser im Auftrag des Senators für Bau und Umwelt, Bremen.

LAWA (Länderarbeitsgemeinschaft Wasser) (1998): Beurteilung der Wasserbeschaffenheit von Fließgewässern in der Bundesrepublik Deutschland. Chemische Gewässergüteklassifikation. LAWA (Länderarbeitsgemeinschaft Wasser) (Hrsg.). Schriftenreihe Konzepte und Strate- gien. Oberirdische Gewässer

110 EG-Wasserrahmenrichtlinie Freie Hansestadt Bremen Erstmalige Beschreibung 2004 Der Senator für Bau, Gewässer: Kleine Wümme Umwelt und Verkehr Bearbeitungsgebiet: 24

LAWA (Länderarbeitsgemeinschaft Wasser) (2002): Methode zur Klassifizierung der Trophie planktonführender Fließgewässer. Ergebnisse der Erprobungsphase. Bearbeitet vom LAWA- Unterarbeitskreis "Planktonführende Fließgewässer". Abschlussbericht, unveröffentlicht

LFB (Landschaftsökologische Forschungsstelle Bremen) (1997): Ausbau des Flughafens Bremen mit Verlegung der Ochtum: Zustand und Entwicklung von Ausgleichs- und Ersatz- maßnahmen - Endbericht. Erstellt in Auftrag des Hafenamts Bremen

KÖNIG, G. (1995): Entwicklung einer GIS-gestützten Methoden klimaökologischer Standort- bewertung am Beispiel Bremens. In: BAHRENBERG, G., KRIETER, M., STÄBLEIN, G. & TAUBMANN, W., Bremer Beiträge zur Geographie und Raumplanung, Bremen.

111