Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/4452 03.06.2019

Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schrift- lichen Beantwortung

Abgeordneter Chris Schulenburg (CDU)

Landrevision der Fähre Hansestadt ()

Kleine Anfrage - KA 7/2572

Vorbemerkung des Fragestellenden:

Das Land stellt für die gesetzlich vorgeschriebenen Landrevisionen der Fähren in Sachsen-Anhalt Fördermittel zur Verfügung. Die Städte und Gemeinden, die als Be- treiber der Fähren fungieren, sollen durch die finanziellen Mittel des Landes entlastet werden, da Landrevisionen vor allem für finanzschwache Kommunen sehr kostenin- tensiv sind. Bei der Fähre in Werben (Elbe) wurde vor der letzten Landrevision extra ein Gutachten erstellt, damit die anfallenden Ausgaben besser kalkuliert werden konnten. Dennoch kam es am Ende trotz des Gutachtens zu einer deutlichen Preis- steigerung. Fördermittel des Landes wurden ausgezahlt. Gemäß eines Protokolls zur Stadtratssitzung wurde im Rahmen der Erörterung der Kostensteigerung im Stadtrat der Hansestadt Werben bekannt, dass das Leistungsverzeichnis für die Ausschrei- bung der Landrevision nicht durch die zuständige Verbandsgemeinde Arne- burg/, sondern wohl durch die ausführende Werft erstellt wurde, die dann auch den Zuschlag für die Landrevision erhalten hat.

Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Inneres und Sport

Namens der Landesregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

1. Welche gesetzlichen Bestimmungen sind bei der Ausschreibung von Landrevisionen von Fähren zu beachten?

Die Gemeinden als Träger der Fähren sind als öffentliche Auftraggeber bei der Vergabe von Aufträgen an das jeweils geltende Vergaberecht gebunden. Im vorliegenden Fall handelte es sich um eine Ausschreibung unterhalb der EU-

(Ausgegeben am 03.06.2019) 2

Schwellenwerte, sodass das Landesvergabegesetz (LVG LSA) und die Verga- be- und Vertragsordnung für Leistungen (VOL/A) anzuwenden waren.

Die Landrevision der Motor- und Gierseilfähre der Hansestadt Werben wurde öffentlich im Vergabeportal des Bundes evergabe-online.de ausgeschrieben.

2. Wer hat grundsätzlich das erforderliche Leistungsverzeichnis bei Landre- visionen zu erstellen?

Für die Erstellung des Leistungsverzeichnisses ist der Auftraggeber verantwort- lich. Die Beauftragung Dritter zur Erstellung der Vergabeunterlagen ist zulässig.

Grundlage der Ausschreibung der Arbeiten an Fähren im Rahmen der Landre- vision ist immer eine durch einen technischen Gutachter erstellte Übersicht der zu behebenden Mängel an der Fähre. Weitere Mängel, z. B. im Unterboden, können jedoch auch erst während der Ausführung der Arbeiten erkennbar wer- den.

Das Leistungsverzeichnis für die Landrevision der Motor- und Gierseilfähre der Hansestadt Werben wurde durch Mitarbeiter der Verwaltung der Verbandsge- meinde Arneburg-Goldbeck erstellt. Basis des Leistungsverzeichnisses waren Festlegungen aus einem Vor-Ort-Termin sowie Leistungsverzeichnisse und Rechnungen aus den Vorjahren. Für die Vorbereitung wurde die Unterstützung eines Sachverständigen eingeholt. Dieser ist einer der in der ELWIS-Tabelle (Elektronischer Wasserstraßen-Informationsservice) genannten Sachverständi- gen, die von der Zentralstelle Schiffsuntersuchungskommission als Sachver- ständige für Schiffbau oder für Landrevisionen berufen sind.

3. Welche Verstöße könnten in diesem Fall vorliegen, sollte die Werft, die den Zuschlag für die Landrevision erhalten hat, das Leistungsverzeichnis tatsächlich selbst erstellt haben?

Grundsätzlich käme ein Verstoß gegen das Wettbewerbs-, Transparenz- und Gleichbehandlungsgebot in Betracht. Hätte nach § 6 Abs. 6 VOL/A ein Bieter oder Bewerber vor Einleitung des Vergabeverfahrens den Auftraggeber beraten oder sonst unterstützt, so hätte der Auftraggeber sicherstellen müssen, dass der Wettbewerb durch die Teilnahme des Bieters oder Bewerbers nicht ver- fälscht wird.

Im Vergabeverfahren der Landrevision der Motor- und Gierseilfähre der Hanse- stadt Werben lag eine solche Wettbewerbsbeeinträchtigung nicht vor.

4. Werden eventuelle Verstöße im Rahmen der Ausschreibung von Amts wegen verfolgt oder ist eine separate Anzeige erforderlich?

Das Land leistet bei den landesbedeutsamen Fähren auf freiwilliger Basis eine Zuwendung im Rahmen der im Fünf-Jahres-Turnus anstehenden Landrevisio- nen der Fähren. Etwaige Verstöße gegen das Vergaberecht werden hierbei im Rahmen der zuwendungsrechtlichen Prüfung, insbesondere der Verwendungs- nachweisprüfung, von Amts wegen verfolgt und in Ausübung des pflichtge- mäßen Ermessens sanktioniert, z. B. in Form einer teilweisen Rückforderung 3

der gewährten Zuwendung. Eine separate Anzeige ist somit im Hinblick auf die Zuwendung nicht erforderlich.

Eine grundsätzliche Überwachung von Vergabeverfahren im Rahmen der Kommunalaufsicht ist gesetzlich nicht vorgesehen. Gemäß § 145 Kommunal- verfassungsgesetz kann sich die Kommunalaufsichtsbehörde über einzelne Angelegenheiten der Kommune in geeigneter Weise unterrichten, soweit es zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist. Sie kann insbesondere mündliche und schriftliche Berichte anfordern sowie Akten und sonstige Unterlagen einsehen. Hierfür müssten jedoch konkrete Hinweise auf einen Rechtsverstoß vorliegen.

Eine Überprüfung des Vergabeverfahrens vor den Vergabekammern kommt nur in Betracht, wenn ein übergangener Bieter das Verfahren rügt. Für eine Über- prüfung von Amts wegen ist keine Zuständigkeit der Vergabekammern gege- ben.

5. Die Hansestadt Werben (Elbe) wird nun mit einer überhöhten Abrechnung der Revision konfrontiert. Wer hatte den finanziellen Mehraufwand haus- haltsrechtlich zu genehmigen?

Gemäß § 4 der Hauptsatzung der Hansestadt Werben (Elbe) entscheidet der Stadtrat über die Zustimmung zu überplanmäßigen Aufwendungen und Auszah- lungen, wenn der Vermögenswert 2.500 Euro übersteigt.

6. Wer war verpflichtet das Werk, also die Revision der Fähre, abzunehmen?

Die Durchführung der Landrevisionen dient in der Regel der durch Fahrtaug- lichkeitsbescheinigung gemäß Binnenschiffsuntersuchungsordnung (Bin- SchUO) nachzuweisenden technischen Zulassung. Nach § 3 Abs. 1 Nr. 1 Bin- SchUO ist die zuständige Behörde für die Untersuchung von Fahrzeugen zum Verkehr auf Bundeswasserstraßen, einschließlich der Ausstellung der Fahr- tauglichkeitsbescheinigung, die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes mit den bei ihr gebildeten Untersuchungskommissionen.