Deutschland

KOALITION BUNDESTAGSWAHL Merkel will Steinbrück belohnen Schlechte Plätze für alls es nach der Bundestagswahl zu einer christlich-liberalen Koalition kommt, Migranten Fwill Bundeskanzlerin (CDU) Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) zu einem internationalen Posten verhelfen. „Für Steinbrück wird sie was ie Besetzung der Listenplätze für tun“, sagt ein führender Unionspolitiker. In der Finanzkrise habe sie hervorragend Ddie Bundestagswahl am 27. Septem- mit dem Sozialdemokraten zusammengearbeitet, sie schätze seine Kompetenz ber verärgert die Türkische Gemeinde und Verlässlichkeit. Noch ist nicht ganz klar, welche Verwendung Merkel für Stein- in Deutschland (TGD). „Wir befürchten, brück anpeilt. Gern würde sie ihn mit dem Führungsposten des Internationalen dass in der kommenden Legislaturperi- Währungsfonds (IWF) belohnen. Allerdings läuft die Amtszeit des jetzigen IWF- ode Abgeordnete mit Migrationshinter- Chefs Dominique Strauss-Kahn erst Ende des Jahres 2012 ab. Außerdem hatten die grund deutlich unterrepräsentiert sein Staats- und Regierungschefs bei der Nominierung des Franzosen vereinbart, dass werden“, sagt Kenan Kolat, Vorsitzen- der Job anders als bisher der der TGD und nicht mehr automatisch Mitglied der an einen Europäer fällt. SPD. Zwar kan- Denkbar wäre daher didieren mehr als eher, dass Steinbrück das zwei Dutzend Amt des deutschen EU- Türkischstämmi-

Kommissars zugespro- ge für die Wahl, / DPA K.-D. GABBERT chen bekommt. Um die mehrheitlich je- Kolat Nachfolge des jetzigen doch auf hinte- Kommissars Günter Ver- ren Listenplätzen – ohne Aussicht auf heugen streiten SPD und ein Mandat. Eine Quote wolle niemand, Union seit geraumer so Kolat, „aber es geht schon darum, Zeit. Zwar hatte Merkel dass die Parteien guten Leuten eine rea- in der Vergangenheit den listische Chance geben, auch wenn Posten für ihre Partei be- diese einen türkischen Namen haben“. ansprucht. Derzeit übt Derzeit sitzen fünf türkischstämmige aber Kommissionspräsi- Abgeordnete im . „Mehr als dent José Manuel Barro- zwei oder drei werden es nach der Wahl so sanften Druck auf eu- aber wohl nicht mehr sein“, schätzt Ah- ropäische Regierungen met Külahc¸i Redakteur der türkischen aus, bei der Nominierung Zeitung „Hürriyet“. Gut stehen etwa der nationalen Kandi- die Chancen für die neu kandidierende daten für die EU-Kom- Aydan Özoguz von der Hamburger mission darauf zu achten, SPD, und auch die Wiederwahl der grü- dass das Gremium am nen Abgeordneten Ekin Deligöz gilt als Ende nicht zu konserva- wahrscheinlich. Grünen-Chef Cem Öz- tiv besetzt ist. demir hingegen muss bangen: Er tritt in als Direktkandidat gegen die Merkel, Steinbrück SEAN GALLUP / GETTY IMAGES SEAN GALLUP SPD-Landesvorsitzende Ute Vogt an.

SPIONAGE Schwäbischer Spähschutz aden-Württemberg will als erstes Bundesland einen beson- Bderen „Trojaner-Sensor“ zum Schutz von Computern in seinem Landesverwaltungsnetz installieren. Das geht aus einem internen Bericht des Landesverfassungsschutzes zum Thema Spionageabwehr hervor. Die Software soll Attacken fremdgesteuerter Spitzelprogramme auf den Behördenrech- nern entdecken und abwehren. Die deutschen Verwaltungen kämpfen bereits seit Jahren gegen elektronische Spionage- angriffe, häufig aus Fernost. Meist versuchen die Späherpro- gramme als unscheinbare E-Mail-Anhänge in den Behör- denapparat einzudringen. Sind die Computer erst infiziert,

können die ausländischen Dienste sie wahlweise mit zer- THIEL CHRISTIAN störerischer Software bombardieren oder Informationen aus Kanzleramt dem Behördennetzwerk stehlen. Mittlerweile richten sie solche E-Mails an gezielt ausgewählte Visier. Chinesische Spionageprogramme wurden bereits im Adressaten und schneiden sie auf deren Arbeitsbereiche zu; Kanzleramt und im Auswärtigen Amt, im Bundeswirtschafts- häufig haben sie Mitarbeiter aus dem Behördenmittelbau im und im Bundesforschungsministerium entdeckt.

37/2009 17