Die Lage Und Naturröumliche Einordnung Des Ehemaligen Salzigen Sees

Die Lage und naturröumliche Einordnung des ehemaligen Salzigen Sees

Martin Trost; Una Rauchhaus

Zwischen den Städten Halle (Saale) und Eisleben bergs (147,8 m üNN) wird die Senke der Mansfel im Süden Sachsen-Anhalts liegt das Niederungsge der Seen in zwei Becken geteilt. Nördlich des biet der Mansfelder Seen. Von den ursprünglich Höhenzuges erstreckt sich der Süße See mit einem zwei Seen existiert heute nur noch der Süße See. Wasserspiegelniveau von ca . 92 m üNN, südlich Der Salzige See wurde am Ende des 19. Jh., nach das Becken des ehemaligen Salzigen Sees, das dem es zu starken Wassereinbrüchen in die nordöstlich um die Teufelsspitze herumreicht und Schächte des Mansfelder Kupferschieferreviers und die Restseen Binder- und Kernersee als "buchtarti einem rapiden Abfall des Wasserspiegels kam, ge Anhängsel" (271) erscheinen lässt. Das Becken trockengelegt. des Salzigen Sees besitzt eine Gesamtlänge von Der Süße See mit ca. 260 ha und bis zu seinem ca. 6,25 km und eine Breite von 1,25 km (Mitte) Verschwinden der Salzige See mit ca. 875 ha bzw. 2,5 km (Osten). Die heute tiefste Stelle ist mit (2 7 1) sind bzw. waren die größten natürlichen 76,6 m üNN angegeben, die durchschnittliche Stillgewässer Mitteldeutschlands. Die "blauen Höhe des Seebodens liegt zwischen 77 und 80 m Augen des Mansfelder Landes" spielten seit Jahr üNN. Die Wasserstände unterlagen über die Jahr hunderten für die Region eine zentrale Rolle, sei es hunderte hinweg einem mehrfachen wechsel. als Lebensgrundlage für die Anwohner, beliebtes Die geologischen Verhältnisse sind prägend für die Ausflugs- und Erholungsziel für die sich entwickeln Landschaftsgestalt. Das Gebiet gehört zu der zwi de Stadt Halle oder als Forschungsgegenstand. schen Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke und Horn Besonders der Salzige See übte stets eine starke burger Sattel gelegenen geologischen Strukturein Faszination aus, die auch in Sagen und Anekdo heit der Mansfelder Mulde. Während der Zech ten ihren Niederschlag fand. Nicht zuletzt wegen stein-Transgression (vor ca. 240 Mio. Jahren) wur der vielen floristischen und faunistischen Besonder den über den zu diesem Zeitpunkt bereits eingeeb heiten wurde das Gebiet frühzeitig zu einem her neten Schichten des Rotliegenden und des Bunt ausragenden Ziel von Forschern und naturkundlich sandsteins insgesamt vier salinare Zyklen mit einer interessierten Laien. Mächtigkeit von mehreren hundert Metern abgela Naturräumlich gehören die Mansfelder Seen zum gert, im Wesentlichen Kalksteine, Dolomite, Anhy Östlichen Harzvorland (140). Nach MEUSEL drite, Gipse, Stein- und Kalisalze. An ihrer Basis (158) befinden sie sich im pflanzengeographi erfolgte die Sedimentation eines wenige Dezimeter schen Bezirk des Mansfelder Hügellandes. mächtigen Kupferschieferflözes, das die spätere Die etwa 3 km breite und 16 km lange Senke, in Grundlage für den Mansfelder Kupferbergbau bil der beide Seen liegen, wird nördlich durch steile, dete. Nachfolgend fand die Überlagerung mit stark erodierte Hänge, an denen Buntsandstein mesozoischen Sedimenten statt. Gegen Ende des und Lössschichten zutage treten, begrenzt. Nach Mesozoikums (vor ca. 205 Mio. Jahren) kam es im Süden, Osten und Westen läuft die Senke der Zusammenhang mit der alpidischen/saxonischen Mansfelder Seen flacher aus. Tektogenese auch im herzynischen Raum zu Bewe Durch den Höhenrücken der Teufelsspitze (114,7 m gungen der Erdkruste. Diese führten zur Hebung üNN), des Wachhügels [140,6 m üNN), des und Senkung von Bruchschollen, vor allem aber Steinbergs (142,5 m üNN) und des Windmühlen- auch zur salinartektonischen Bildung von Sätteln

5 und Mulden. Ein Beispiel dafür ist der im Gebiet Ton-, Schluff- und Kalkmudden statt. Darunter ist der Mansfelder Seen auslaufende Teutschenthaler Schwarzerde auf Löss fossil erhalten. Das Liegende Sattel, der durch die Einpressung von Salzschich des Lösses wird von Geschiebemergel eingenom ten aus der Querfurter Mulde angehoben wurde. men, der eine saaleeiszeitliche Moräne darstellt Die Auslaugungsvorgänge (Subrosion) waren und (4). Im Holozän sind neben weiterer limnischer sind bis in die heutige Zeit maßgeblich für das Sedimentation in den Seebecken bis heute vor Relief. Im Salzspiegeltal der Mansfelder Seen wird allem Erosions- und Subrosionsvorgänge sowie durch in die salinaren Schichten eindringendes zuletzt auch anthropogene Landschaftsveränderun• Wasser, besonders an tektonischen Verwerfungen, gen von Bedeutung. ständig Salz ausgelöst. Der dadurch bedingte Der Salzige See wurde aus westlicher Richtung Volumenverlust ist die Ursache für Einbrüche der durch den Zellbach und den Erdeborner Stollen Deckgebirge und damit für Geländesenkungen, graben, aus Süden durch die Weida sowie im vor allem an den Scheiteln der aufgepressten sali Nordosten durch den Mühlbach und den Wilden naren Schichten . So entstanden auch die Becken Graben, die den Abfluss des Süßen Sees bilden des Süßen und Salzigen Sees am Scheitel des Teut und am I'-Jordostende einmündeten, gespeist. schenthaler Sattels. Die Auslaugungsprozesse kon Hinzu kamen einige kleinere Zuflüsse und uferna zentrieren sich auf den Übergang des Salzspiegels he Quellen. Seit Ende des 19. Jh. wurde das in den Salzhang, wo verstärkt Wasserbewegun zufließende Wasser durch ein Grabensystem in gen im Untergrund stattfinden. Solche Zonen sind Verbindung mit Pumpstationen in die Salza abge derzeit das Nordufer des Süßen Sees, das in meh führt und der Seeboden trockengehalten. Die sich reren Stufen abgebrochen, zerklüftet und von Sen östlich an den Salzigen See anschließende, heute kungstrichtern durchsetzt ist (161) sowie der weitgehend ausgebaute Salza oder Salzke ist der Höhenzug zwischen den Mansfelder Seen (90) . natürliche Abfluss beider Mansfelder Seen. Im Subrosionserscheinungen im Gebiet des Salzigen Gebiet existieren einige Solquellen, deren Schüt• Sees werden von BRENDEL et 01. (26) dargestellt. tung allerdings bedingt durch die anthropogenen Mehrere Restgewässer des Salzigen Sees (Teufe, Eingriffe in den Landschaftswasserhaushalt zeitwei Hellerloch usw.) stellen tiefe Erdfalltrichter dar. Die se gering war. durch den Bergbau verursachten großräumigen Klimatisch ist das Gebiet dem Saalebezirk des Lageänderungen des Grundwasserspiegels und Börde- und mitteldeutschen Binnenlandklimas zuzu der Fließrichtungen im Grundwasser beschleunig ordnen (1 1 1). Die Mansfelder Seen stellen die ten die Auslaugungsvorgänge zeitweise stark. Kernzone des Mitteldeutschen Trockengebietes Nach einer weitgehenden Einebnung des Reliefs (221) dar und verfügen über ein ausgesprochen setzte im Tertiär (vor ca. 70 Mio. Jahren) wieder wärmegetöntes Mesoklima. Die JahresmitteItempe eine Sedimentation ein - stellenweise bildeten sich ratur beträgt 8,6 oe. Der Süße See besitzt mesokli Braunkohlenflöze. Während der Elster- und Saale matisch eine ausgleichende Wirkung. Bei Haupt kaltzeit zu Beginn des Pleistozäns war das Gebiet windrichtungen aus West und Südwest befindet der späteren Mansfelder Seen wiederholt durch sich das Gebiet im Regenschatten des Harzes und Inlandeis bedeckt. In den eisfreien Perioden kam des Thüringer Waldes (174). Dies äußert sich in für es im Gebiet zu zahlreichen, kleinräumig wech mitteleuropäische Verhältnisse sehr geringen Jahres selnden Sedimentationen (Geschiebe, Schotter niederschlägen von 450 mm (Aseleben 1901 - usw.). Bis heute dominierend sind jedoch die äoli• 1950: 429 mm) mit einem Maximum im Juli und schen Lössablagerungen der späteren Kaltzeiten, Minimum im Februar. In ausgeprägt trockenen Jah vor allem der Weichselkaltzeit, die das Mansfelder ren werden erheblich geringere Werte verzeichnet Land großflächig bedecken. Mehrere Meter mäch• (1982: 292 mm - Deutscher Wetterdienst 1993). tige Schichten sind z.B. auch am Salzigen und Wegen der extremen sommerlichen Trockenheit Süßen See aufgeschlossen. Am Grunde der Mans und Wärme wird das Gebiet von WEINERT (289) felder Seen fand bereits seit der Eem-Warmzeit als "semiarid" bezeichnet und ähnelt damit den (vor ca. 100 000 Jahren, zwischen Saale- und subkontinentoien klimatischen Verhältnissen im Weichselkaltzeit) eine limnische Sedimentation von Gebiet des Neusiedler Sees oder Zentralungarns.

6 Abb. 1: Übersichtskarte mit Ortsbezeichnungen (Bearbeitung M. Trost)

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~ Höhnstedt

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Erdeborn -i. WindmOhlBn- Sle./nberg F .~\ barg ranz0S8 I . &. WasserwieSBn SBBp/atz Hal\8 ~ _.. ~ "",:::::::- ~~ Ehemaliger Salziger See iIW· ~ '(.. \ AmWo" -j}~ ~ Wansleben -

CN Gemsser C Verlandungszonen/Röhricht N Straßen 0 87 m-Höhenlinie

Das sommertrockene und -warme Klima im mittel grund abgelagerte Seemergel wurde nach Trocken deutschen Raum bedingt die Entwicklung von legung des Sees einer landwirtschaftlichen, über• Bodenbildungsprozessen, wie sie für subkontinen wiegend ackerbaulichen Nutzung unterzogen. tale Klimaräume Mitteleuropas bezeichnend sind Nach Aufgabe des Kupferbergbaus am Ende der (148). Die Herausbildung von A-C-Böden (u.a. 1960er Jahre setzten großflächige Wiedervernäs• Schwarzerde) ist für diese Klimate typisch, was sungen mit entsprechenden Bodenbildungen im darauf beruht, dass der Wasserstrom im Boden Seebecken ein. überwiegend von unten nach oben gerichtet ist. Die gesamte Region ist eine alte Kulturlandschaft. Für die Schlamm- und Feuchtgebiete im Seebecken Neben der heute flächenmäßig dominierenden hat diese Fließrichtung des Bodenwassers eine acker- und obstbaulichen Nutzung sind das ausge besondere Bedeutung, da sie einen ständigen dehnte Braunkohlenabbaugebiet von Am sdorf Nachschub von Zechsteinsalzen bedingt. In den sowie die Spuren des Kalibergbaus für die Land verschiedenen Bodenhorizonten werden diese schaft prägend. Die vierspurige Bundesstraße 80 Salze dann spezifisch angereichert. Die Lössbö• sowie eine Kreisstraße von Aseleben nach Röblin den, vielfach Schwarzerden, sind in Hanglagen gen durchqueren derzeit den Grund des ehemali stark erodiert, stellenweise sind nur Rohböden auf gen Salzigen Sees . Buntsandsteinschichten vorhanden . Der am See-

7 Ausgewähltes Schrifttum zum Gebiet der Mansfelder Seen zusammengestellt von Ursula Ruge

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