3. Streben nach Glückseligkeit

Die Symphonie hat denn unter uns gewirkt wie nach den Beethovenschen keine noch. Robert Schumann über Schuberts Große C-Dur-Symphonie Theater und Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg 3. Philharmonisches Konzert Philharmonisches Orchester 3. Philharmonisches der Stadt Heidelberg Konzert * 19.12.07 Violine Stadtalle Heidelberg, Großer Saal Linus Roth

Dirigent James Gaffi gan

G. Schirmer, Inc. and Associated Music Publishers, Inc. C. F. W. Siegel, Leipzig Breitkopf & Härtel, Wiesbaden

Ton- & Bildaufnahmen während des Konzertes sind nicht gestattet.

4 Programm

John Adams Franz Schubert The Chairman Dances Symphonie Nr. 8 D 944 C-Dur (Der Große Vorsitzende tanzt) op. posth. Foxtrott für Orchester I. Andante – (1985) Allegro ma non troppo II. Andante con moto Max Bruch III. Scherzo. Allegro vivace Konzert für Violine und Orchester IV. Finale. Allegro vivace op. 26 g-Moll (Neufassung 1866/67) I. Vorspiel. Allegro moderato II. Adagio III. Finale. Allegro energico

- Pause -

* 1947

Der in New England geborene Komponist erlebte schon als Jugendlicher die Auffüh- rung eigener Werke. Seine Ausbildung erhielt am renommierten Harvard-College, bevor er 1971 nach San Francisco zog, wo er zehn Jahre am Konservatorium unterrichtete. Heute zählt Adams zu den wichtigsten zeitgenössischen Komponisten, seine zahl- reichen Werke für Orchester und die Opernbühne verbinden die europäische Musik- tradition mit dem amerikanischen Minimalismus. 2003-2007 war er „Composer in Resi- dence“ in der New Yorker Carnegie Hall. Auch als Dirigent genießt Adams einen hervor- ragenden Ruf und arbeitete u. a. mit London Symphony und Los Angeles Philharmonic.

6 Max Bruch

1838-1920

Der Ruhm des in Köln geborene Komponisten stützt sich heute weitgehend auf sein Erstes Violinkonzert und Kol nidrei. Adagio nach hebräischen Melodien op. 47 für Violoncello und Orchester. Zu seiner Zeit war Bruch jedoch vor allem für seine dramatischen Vokalwerke bekannt, die heute nur noch selten aufgeführt werden. Der Durchbruch gelang ihm mit Szenen aus der Frithjof-Sage op. 23, noch größer war der Erfolg bei seinem Oratorium Odysseus op. 41. Diese Werke kennzeichnen große Bögen, auf dramatische Höhepunkte verzichtete der Komponisten meistens und trat damit auch in Opposition zu seinen Kollegen Franz Liszt oder Richard Wagner.

7 Franz Schubert

1797-1828

In nur 32 Jahren hat Franz Schubert an die 1000 Werke geschaffen. Er komponierte in sehr kurzen Zeitabschnitten. Die Sehnsucht nach einer anderen, friedvollen Welt fi ndet sich vor allem in seinen späteren Werken wie dem Liederzyklus Die Winterrei- se, oft gepaart mit der Thematisierung des Todes. Seine frühen Symphonien konnte er im Wiener Stadt-Konvikt aufführen, das er 1813 verließ. Die Bande mit seinen Jugend- freunden blieben, sie erlebten aber auch einen Menschen, der sich selbst wenig Ach- tung schenkte, üppigem Essen, Tabak und Alkohol nicht abgeneigt war. Nach längerer Krankheit starb er 1828 an Typhus.

8 Y , John Adams „The Chairman Dances“ von Bernd Feuchtner

Von John Adams hat am 9. Februar 2008 Glass. Seine frühen Instrumentalstücke sind seine jüngste Oper Ein blühender Baum Pre- ebenso repetitiv, spielen mit rhythmischen miere in Heidelberg – es ist wieder die zweite Mustern und deren sich im Spielverlauf Produktion nach der Uraufführung vor einem allmählich verändernden Wiederholungen. Jahr in Wien. Adams ist heute zweifellos der (1978) beispielsweise war ein interessanteste amerikanische Komponist. starkes Stück für Streichensemble, das an die Bekannt wurde er im Umkreis der Minimal Tänze der Shaker Sekte anknüpft und ver- Music von Terry Riley, Steve Reich und Philip schiedene Formen von Trance durchspielt.

9 John Adams, der im nächsten Jahr seinen listen sich Mitte der 60er Jahre abspalteten. 60. Geburtstag feiert, wuchs an der Ostküste Das war die Richtung, für die John Adams auf. Er kommt aus Worcester, Massachusetts sich schließlich am meisten interessierte. und studierte in Harvard bei dem Schönberg- Nach Abschluss seines Studiums zog er 1971 Schüler Leon Kirchner. Sein Vater war ein be- nach San Francisco, um dort seinen eigenen kannter Klarinettist, ihm widmete er kürzlich Weg zu fi nden. das Stück My Father Knew Charles Ives. Dieser eigene Weg besteht in der Verbindung Die jungen Komponisten in New York und von musikalischen Mustern des 19. Jahr- Boston waren nach 1945 stark beeinfl usst hunderts mit den Kompositionsmethoden von den aus Deutschland Vertriebenen der der Minimal Music. Schon frühe Stücke Zweiten Wiener Schule, gleichzeitig hatte wie (1977) arbeiteten mit sich um John Cage ein Kreis genuin amerika- einer speziellen Technik, die den fl ießenden nischer Avantgardisten gebildet, die ihre eige- Übergang ablöst, wie er für die Minimalisten nen Wege gingen, und von denen die Minima- kennzeichnend ist: Gates, also Tore,

10 English National Opera, 2000

11 Momente des Übergangs, die wie ein Ruck sein kleiner Sohn unten im Fernsehen die Co- durch die Musik gehen. mic-Figur Road Runner verfolgte. Und irgend- In seinem großen Orchesterstück Harmo- wann fi el Adams auf, dass beiden Musiken die nielehre (1985), dessen Titel sich auf Arnold gleiche Bewegungsenergie innewohnte ... Schönberg bezieht, variiert er den Zwölfton- 2002 komponierte Adams On the Trans- akkord aus Mahlers Zehnter Symphonie und migration of Souls für die New Yorker interpretiert ihn als Amfortas-Wunde, als das Philharmoniker, ein Orchesterwerk aus Anlass Gefühl der Ohnmacht, ja der Impotenz. des ersten Jahrestages der Anschläge vom In seiner Kammersymphonie (1993) brachte 11. September 2001. Für dieses Werk wur- er zwei Musiksprachen zusammen, die man de Adams mit dem Pulitzer-Preis für Musik für unvereinbar halten würde, aber es war das ausgezeichnet und erhielt drei Grammies auf Leben selber, das ihn darauf brachte: Er saß einmal: für die beste Aufnahme klassischer oben in seinem Studio über der Partitur von Musik, die beste Orchesteraufnahme und die Schönbergs Kammersymphonie, während beste zeitgenössische klassische Komposition.

12 Berühmt wurde John Adams zunächst mit sei- in der Gegend um Los Angeles 1994 verarbei- ner ersten Oper Nixon in China (1987) über tete ebenfalls ein aktuelles Thema, diesmal den Staatsbesuch von Richard Nixon bei Mao allerdings in populärer Form. 2005 wurde Tsetung. Ein – für die Oper ungewöhnlich die Oper über den Atomphy- – ähnlich aktuelles Thema hatte seine zweite siker J. Robert Oppenheimer uraufgeführt. Oper (1991) über Schon 2000 hatte er jedoch ein unpolitisches die Kaperung des Kreuzfahrtschiffes Achille Bühnenwerk geschrieben: El Niño, eine Lauro durch palästinensische Terroristen. Art Weihnachtsoratorium im kalifornischen Da er dies als einen ewigen Konfl ikt zweier Hispanics-Milieu mit Texten lateinamerika- feindlicher Bruderstämme darstellte, brachte nischer Mystikerinnen. ihm dieses Stück wenige Aufführungen, aber Wie auch Ein blühender Baum (A Flowering jede Menge Ärger ein. Tree) entstanden alle diese Bühnenwerke in Das „Songplay” I Was Looking at the Ceiling Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter and Then I Saw the Sky über das Erdbeben Sellars. Es ist vielleicht kein Zufall, dass etli-

13 che seiner Bühnenwerke in Europa uraufge- Tschiang Tsching schreiben ließ, sieht der führt wurden. böse Großgrundbesitzer, der die Heldin aus- peitscht, auf einmal aus wie Henry Kissinger, Der Witz bei Nixon in China besteht darin, und Pat Nixon bringt ihren Mann entrüstet dass die Szenen des Staatsbesuchs immer dazu, einzugreifen, wobei dieser im Bühnen- grandios beginnen. Doch in ihrem Verlauf regen pitschnass wird. erweisen sich die Großen der Geschichte Im letzten Akt ist der Staatsbesuch vorbei als die Kleinbürger, die sie in ihrem Inneren und alle Beteiligten warten lethargisch auf geblieben sind. Tschiang Tsching (Madame den Abfl ug. Tschiang Tsching sagt zu dem Mao) singt beispielsweise eine grandiose Mao-Portrait an der Wand, komm’, lass uns Arie im Stil des Walkürenritts: „I am the wife tanzen, wir zeigen’s denen mal – und der Alte of Mao Tsetung“. Es gibt sogar ein Ladies’ steigt aus seinem Bild heraus. Sie beginnen Program auf einer Schweinezuchtfarm. Beim einen intimen Foxtrott miteinander. Tschou Besuch einer der revolutionären Opern, die En-lai, Maos Außenminister und irgendwie

14 der einzige anständige Mensch in der Oper, Komponist der in Heidelberg so erfolgreichen schaut stoisch-traurig zu. Diese Musik hat Oper Florencia en el Amazonas, beeinfl usst John Adams zu einem frühen Zeitpunkt kom- wurde. poniert und schon 1985 als Auskoppelung aus der Oper separat veröffentlicht. The Chair- man Dances (Der Große Vorsitzende tanzt) wurde einer seiner größten Hits. Die Muster der populären Musik werden gedehnt und gestreckt und entfalten eine ganz besondere Atmosphäre. Dies ist ein charakteristisches Beispiel eines amerikanischen Weges in der Musik, der in eine neue Richtung geführt hat, von der beispielsweise auch Daniel Catán, der

15 V Ein Geniestreich? – Bruchs Violinkonzert Nr. 1

„Mir sind die schönsten Melodien im Traum eingefallen“, beschrieb Max Bruch gegen- über einem Journalisten die Arbeit an seinem Ersten Violinkonzert. „Ich habe praktisch das ganze Konzert in einem schlafähnlichen Zustand komponiert, wobei ich allerdings bei Bewusstsein blieb.“ Diese Verklärung des eigenen Werks ist für Bruchs Zeitalter der Romantik nicht ungewöhnlich. Der Schaffensprozess des Künstlers wurde als Genie- streich aufgefasst, die Nacht als geheimnisvolle und unerklärliche Zeit der Inspiration. KraterDiese Brahms bescherte Bruch vor allem Melodien, denen er den Vorrang gegenüber allen ande- aufren dem musikalischen Merkur Elementen einräumte; die Melodie sah er als „Seele der Musik“ an.

16 In seinen drei Violinkonzerten und der Schottischen Fantasie für Violine und Orchester brachte Bruch seinen melodischen Einfallsreichtum zur Perfektion. Gerade die Geige könne nach seiner Auffassung „besser als das Klavier eine Melodie singen“. Die Tatsa- che, dass Bruch selbst Pianist, aber kein Geiger war, unterstreicht seine verklärende Sicht auf die Entstehung des Konzerts, das der Uraufführungssolist der zweiten und end- gültigen Fassung, Joseph Joachim, als „sehr violinmäßig“ lobte. Dieser bedeutende Gei- ger seiner Zeit und Freund von Johannes Brahms schlug nämlich nach der Uraufführung 1866 Bruch einige Änderungen vor, die der Komponist gerne übernahm. Auf Joachims Hinweis schuf Bruch einen fl ießenden Übergang vom ersten zum zweiten Satz, indem er den letzten Ton der Tutti-Violinen überband. Auch das ungarisch gefärbte Thema des Finales dürfte durch den in Ungarn geborenen Joachim inspiriert sein. Joachims Änderungen sind nicht die einzigen Anregungen von außen, die Bruchs Kom- position beeinfl ussten. Auch Ferdinand David, der Mendelssohns Konzert aus der Taufe gehoben hatte, stand Bruch als Ratgeber zur Seite. Erste Anregungen kamen wahr-

17 scheinlich von Johann Naret-Koning, dem Konzertmeister in Mannheim, wo Bruch von 1861 bis 1863 lebte. Ganz allein aus seinen Träumen wird das Konzert also nicht entstan- den sein ... Nach der Überarbeitung mit Joseph Joachim nahm das Konzert seinen Erfolgskurs auf. Der Geiger spielte es nach der Bremer Uraufführung der neuen Fassung 1868 auch in Brüssel und Köln. Der Jubel des Publikums stärkte den Komponisten auch gegenüber Kritik seiner Kollegen wie dem Dirigenten Hermann Levi. Diesem schmetterte Bruch selbstbewusst entgegen: „Es ist genau so, wie es sein muss. Und weil es gut ist, so spie- len es die Geiger aller Orten mit der größten Freude, und weil es so gut ist, so lieben es die Leute überall.“ Dem Komponisten selbst waren die Nachfragen wohl irgendwann zu viel: „Ich kann dieses Concert nicht mehr hören – habe ich vielleicht nur dieses eine Concert geschrie- ben?“ Dies hat er nicht, doch Qualität des ersten Konzerts ist bis heute unumstritten, sein virtuoser und inniger Solopart eine Herausforderung für jeden Geiger.

18 Der Geiger Joseph Joachim

19 h Franz Schuberts Symphonie Nr. 8

von Robert Schumann

Der Komponist Robert Schumann entdeckte Der Musiker, der zum erstenmal Wien besucht, 1839 die Partitur von Schuberts „Großer mag sich wohl eine Weile lang an dem fest- C-Dur-Symphonie“ und begeisterte Felix lichen Rauschen in den Straßen ergötzen kön- Mendelssohn Bartholdy dafür, der das Werk in nen und oft und verwundernd immer vor dem Leipzig uraufführte. Schumann schrieb einen Stephansturme stehen geblieben sein; bald aber enthusiastischen Artikel über die Symphonie, wird er daran erinnert, wie unweit der Stadt der hier in Auszügen wiedergegeben wird. ein Kirchhof liegt, ihm wichtiger als alles, was

20 die Stadt sonst an Sehenswürdigem hat, wo im Leben begrüßen zu dürfen, die ich am zwei der herrlichsten seiner Kunst nur wenige höchsten verehrte unter den neueren Künst- Schritte voneinander ruhen. So mag denn, wie lern, so hätte ich nach jenem Gräberbesuch so ich, schon mancher junge Musiker bald nach gern wenigstens jemanden zur Seite gehabt, den ersten geräuschvollen Tagen hinausgewan- der einem von ihnen näher gestanden, und am dert sein zum Währinger Kirchhof, auf jenen liebsten, dachte ich mir, einen ihrer Brüder. Gräbern ein Blumenopfer niederzulegen, und Es fi el mir ein auf dem Zuhausewege, dass ja wär’ es ein wilder Rosenstrauch, wie ich ihn Schuberts Bruder Ferdinand noch lebe, auf an Beethovens Grab hingepfl anzt fand. Franz den er, wie ich wusste, große Stücke gehalten. Schuberts Ruhestätte war ungeschmückt. So Bald suchte ich ihn auf und fand ihn seinem war endlich ein heißer Wunsch meines Lebens Bruder ähnlich. [...] Zuletzt ließ er mich auch in Erfüllung gegangen, und ich betrachtete mir von den Schätzen sehen, die sich noch von lange die beiden heiligen Gräber ... Franz Schuberts Kompositionen in seinen Hän- War es mir nicht vergönnt, jene beiden Künstler den befi nden. Der Reichtum, hier aufgehäuft

21 lag, machte mich freudeschauernd; wo zuerst verstaubt im Dunkel liegen geblieben wäre, hingreifen, aufhören? Unter anderen wies er hätte ich mich nicht bald mit Ferdinand Sch. mir die Partituren mehrerer Symphonien, von verständigt, sie nach Leipzig zu schicken an denen viele gar nicht gehört worden sind, ja, oft die Direktion der Gewandhauskonzerte oder vorgenommen, als zu schwierig und schwülstig an den Künstler selbst, der sie leitet, dessen zurückgelegt wurden. Man muss Wien kennen, feinem Blicke ja kaum schüchtern aufknos- die eigenen Konzertverhältnisse, die Schwie- pende Schönheit entgeht, geschweige denn so rigkeiten, die Mittel zu größeren Aufführungen offenkundige, meisterhaft strahlende. So ging zusammenzufügen, um es zu verzeihen, dass es in Erfüllung. Die Symphonie kam an, wurde man da, wo Schubert gelebt und gewirkt, gehört, verstanden, wieder gehört und freudig, außer seinen Liedern von seinen größeren beinahe allgemein bewundert ... , Instrumentalwerken wenig oder nichts zu Sag ich es gleich offen: wer die Symphonie hören bekommt. Wer weiß, wie lange auch nicht kennt, kennt noch wenig von Schubert, die Symphonie, von der wir heute sprechen, und dies mag nach dem, was Schubert bereits

22 der Kunst geschenkt, allerdings als ein kaum lichung leid tun könnte, was auch selbst zum glaubliches Lob angesehen werden. Es ist so Missverstehen des Werkes Anlass geben wird. oft und zum Verdruss der Komponisten gesagt [...] Bei der Symphonie von Schubert, dem worden, „nach Beethoven abzustehen von hellen, blühenden, romantischen Leben darin, symphonischen Plänen“. [...] taucht mir heute die Stadt deutlicher als je Gewiss hat Schubert nicht daran gedacht, die wieder auf, wird es mir wieder recht klar, wie neunte Symphonie von Beethoven fortsetzen gerade in dieser Umgebung solche Werke gebo- zu wollen, sondern schuf er unausgesetzt aus ren werden können. sich heraus, eine Symphonie nach der anderen, Ich will nicht versuchen, der Symphonie eine und dass jetzt die Welt gleich seine siebente Folie zu geben, die verschiedenen Lebensal- [nach heutiger Zählung: achte] zu sehen ter wählen zu verschieden in ihren Text- und bekommt, ohne der Entwicklung zugesehen zu Bilderunterlagen; der achtzehnjährige Jüngling haben und ihre Vorgängerinnen zu kennen, ist hört oft eine Weltbegebenheit aus der Musik vielleicht das Einzige, was bei ihrer Veröffent- heraus, wo der Mann nur ein Landesereignis

23 sieht, während der Musiker weder an das eine ist, außer meisterlicher musikalischer Technik noch an das andere gedacht hat und eben nur der Komposition, noch Leben in allen Fasern, seine beste Musik gab, die er auf dem Herzen Kolorit bis in die feinste Abstufung, Bedeutung hatte. Aber dass die Außenwelt, wie sie heute überall, schärfster Ausdruck des Einzelnen, strahlt, morgen dunkelt, oft hineingreift in und über das Ganze endlich eine Romantik das Innere des Dichters und Musikers, das ausgegossen, wie man sie schon anderswoher wolle man nur auch glauben, und dass in an Franz Schubert kennt. Und diese himm- dieser Symphonie mehr als ein bloßer schöner lische Länge der Symphonie, wie ein dicker Gesang, mehr als ein bloßes Leid und Freud’, Roman in vier Bänden etwa von Jean Paul, der wie es die Musik schon hundertfältig ausge- auch niemals endigen kann und aus den besten sprochen, verborgen liegt, ja dass sie uns in Gründen zwar, um auch den Leser hinterher eine Region führt, wo wir vorher gewesen nachschaffen zu lassen. Wie erlabt dies, dies zu sein uns nirgends erinnern können, dies Gefühl von Reichtum überall, während man zuzugeben, höre man solche Symphonie. Hier bei anderen immer das Ende fürchten muss

24 Franz Schuberts Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof

25 und so oft betrübt wird, getäuscht zu werden. nach einem vorübergegangenen Märchen- und Es wäre unbegreifl ich, wo auf einmal Schubert Zauberspiel; man fühlt überall, der Komponist diese spielende, glänzende Meisterschaft, mit war seiner Gesichte Meister, und der Zusam- dem Orchester umzugehen, hergenommen hät- menhang wird mit der Zeit wohl auch klar wer- te, wüsste man eben nicht, dass der Symphonie den. Diesen Eindruck der Sicherheit gibt gleich sechs andere vorausgegangen waren, und dass die prunkhaft romantische Einleitung, obwohl er sie in reifster Manneskraft schrieb. [...] hier noch alles geheimnisvoll verhüllt scheint. Im Anfange wohl wird das Glänzende, Neue Gänzlich neu ist auch der Übergang von da in der Instrumentation, die Weite und Breite der das Allegro; das Tempo scheint sich gar nicht Form, der reizende Wechsel des Gefühlslebens, zu ändern, wir sind angelandet, wissen nicht die ganze neue Welt, in die wir versetzt werden, wie. Die einzelnen Sätze zu zergliedern, bringt den und jenen verwirren, wie ja der erste weder uns noch anderen Freude; man müsste Anblick von Ungewohntem; aber auch dann die ganze Symphonie abschreiben, vom novel- bleibt noch immer das holde Gefühl etwa wie listischen Charakter, der sie durchweht, einen

26 Begriff zu geben. Nur vom zweiten Satze, der chen, die ich Schubert hätte bringen mögen, mit so gar rührenden Stimmen zu uns spricht, als vielleicht höchste Freudenbotschaft für ihn. mag ich nicht ohne ein Wort scheiden. In ihm [...] fi ndet sich auch eine Stelle, da wo ein Horn wie So hat denn mein Gräberbesuch, der mich an aus der Ferne ruft, das scheint mir aus anderer einen Verwandten des Geschiedenen erinnerte, Sphäre herabgekommen zu sein. Hier lauscht mir einen zweiten Lohn gebracht. Den ersten auch alles, als ob ein himmlischer Gast im erhielt ich schon an jenem Tage selbst; ich fand Orchester herumschliche. auf Beethovens Grab eine Stahlfeder, die ich Die Symphonie hat denn unter uns gewirkt mir teuer aufbewahrt. Nur bei festlicher Ge- , wie nach den Beethovenschen keine noch. legenheit, wie heute, nehm ich sie in Brauch: Künstler und Kunstfreunde vereinigten sich zu mög’ ihr Angenehmes entfl ossen sein. ihrem Preise, und vom Meister, der sie auf das Sorgfältigste einstudiert, dass es prächtig zu vernehmen war, hörte ich einige Worte spre-

27 c Die Werke in Heidelberg

Konzerte des Philharmonischen Orchesters

John Adams Max Bruch Franz Schubert La mufa, Oblivion & Todo Konzert für Violine und Symphonie Nr. 8 C-Dur D 944

Buenos Aires – Tangos Orchester Nr. 1 op. 26 g-Moll Dirigent m Avi Ostrowsky nach Piazolla Violine m Veronika Eberle 13.07.1999

Dirigent m Thomas Kalb Dirigent m Thomas Kalb 19.02.1997 26.09.2003

28 Violine

Linus Roth

Linus Roth gehört zu den interessantesten Musikern der jüngeren Generation. Unlängst wurde er mit dem Echo-Klassik-Preis als „Bester Nachwuchskünstler 2006“ für seine Debüt-CD mit Sonaten von Brahms, Debussy, Ysaye und Mendelssohn ausgezeichnet. Schon in jungen Jahren wurde seine Begabung erkannt, bereits mit zwölf Jahren wurde er in die Vorklasse von Nicolas Chumachenco an der Musikhochschule in Freiburg aufgenommen. 1992 gewann er den ersten Preis des Bundeswettbewerbs „Jugend musi- ziert“, im darauffolgenden Jahr begann er sein Studium an der Musikhochschule in Lü- beck, wo er 1998 sein künstlerisches Diplom ablegte. Daraufhin setzte er sein Studium

29 an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich und der Musikhochschule München bei Ana Chumachenco fort. Weitere wichtige Anregungen erhielt er von Anne-Sophie Mutter, Miriam Fried, Josef Rissin und Salvatore Accardo. Mit seinem Klavierpartner José Gallardo verbindet ihn eine langjährige Zusammen- arbeit, in Vorbereitung ist eine Tournee mit Werken von Mendelssohn Bartholdy und Messiaen. Als Solist gastierte Linus Roth u. a. bei den Münchner Symphonikern, der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, den Radiosinfonieorchestern des SWR (Kaiserslautern) und Berlin, dem Orquesta de Cordoba und dem Royal Liverpool Phil- harmonic Orchestra. 2006 gab er sein Debüt im Wiener Konzerthaus. Darüber hinaus ist er gern gesehener Gast bei internationalen Festivals wie dem Schles- wig-Holstein Musikfestival, dem Rheingau Musikfestival, den Ludwigsburger Schloss- festspielen und dem Ravinia Festival (USA). Seit 1997 spielt Linus Roth die Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr 1703, eine freundliche Leihgabe der Musikstiftung der Landes- bank Baden-Württemberg. www.linusroth.com .

30 Dirigent

James Gaffi gan

1979 in New York geboren, erhielt er seine musikalische Ausbildung an der LaGuarda High School of Music and Art, am New England Conservatory in Boston und an der Rice University. Erfahrungen als Dirigent sammelte er an der America Academy of Con- ducting in Aspen, beim Los Angeles Philharmonic Orchestra, beim Boston Symphony Orchestra, beim Houston Orchestra und beim Tanglewood Festival. Rafael Frühbeck de Burgos, David Zinman und Kurt Masur verdankt er wesentliche Anregungen. Außerdem ist er künstlerischer Leiter von CityMusic Cleveland, einem Kammerorchester in Cleve- land, das freie Konzerte in der ganzen Stadt veranstaltet.

31 Im Jahr 2002 stand James Gaffi gan erstmals am Pult des Cleveland Orchestra. Im folgenden Jahr 2003 ernannte Franz Welser Möst ihn zu seinem Assistenten und zum Music Director des Cleveland Youth Orchestra. Seit Herbst 2006 ist Gaffi gan Associate Conductor [ständiger Gastdirigent] des San Francisco Symphony Orchestras. Er dirigiert das Orchester in sechs Abonnementserien und verantwortet als künstlerischer Leiter die gesamten Sommerkonzerte. Gaffi gan wurde mit dem Robert Harth Conducting Award ausgezeichnet und war 2004 erster Preisträger des Solti-Wettbewerbs in Frankfurt/Main. In der darauf folgenden Saison gab er sein Debüt beim Frankfurter Museumsorchester. Anschließend folgten Einladungen zum Tonhalle Orchester Zürich, Deutschen Sinfonieorchester Berlin, Sinfo- nieorchester des MDR Leipzig. In dieser Spielzeit debütiert Gaffi gan u. a. in Mailand, in Birmingham und beim Orchestre National de Belgique. Seit 2003 ist er zunehmend auch als Operndirigent aktiv. Sein europäisches Operndebüt gab er 2005 mit Puccinis La Bohème an der Züricher Oper, die ihn für die Wiederaufnahme wieder eingeladen hat.

32 U Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg

Die Philharmoniker werden seit 05_06 von Generalmusikdirektor Cornelius Meister gelei- tet und prägen seit über hundert Jahren mit zahlreichen Opernvorstellungen und Kon- zerten das Musikleben der Stadt. Familienkonzerte und das Schulprojekt „Musik erleben“ bringen jungen Menschen die Musik nahe. Regelmäßig gastieren die Philharmoniker im In- und Ausland. Zweimal wurde das Orchester mit dem Preis für das „beste Konzertpro- gramm“ ausgezeichnet, zuletzt 2007. Weltbekannte Dirigenten und Solisten wie Rudolf Barschai und Gidon Kremer musizierten mit den Philharmonikern. Der ehemalige General- musikdirektor Mario Venzago ist seit diesem Jahr der erste Ehrendirigent des Orchesters. Unmittelbare Vorgänger von Cornelius Meister waren Volker Christ, der viele Jahre als Ka- pellmeister am Haus arbeitete, und Thomas Kalb, der elf Jahre lang das Orchester leitete.

33 Besetzung

1. Violine 2. Violine Viola Thierry Stöckel, 1. Konzertmeister Nicole Streichardt Marianne Venzago Ernst Wolfram Winterberg Ludwig Dieckmann Andreas Bartsch Isabel Schneider Rie Tanaka Horst Düker Mayumi Hasegawa Janetta Grichtchouk Thomas Wolf Joachim Groebke Lilija Kissler Christoff Schlesinger Mahasti Kamdar Ge Liu 1 Elsabe Marquardt Tetsuya Mogitate Soyoka Mizobuchi 1 Bradley Johnson 1 Caroline Korn Vera Kleimann Katia Stodtmeier Gabriele Köller Christoph Müller Nagi Uesugi 1 Elfi Schindler Friderike Hager Carolin Johnson

34 Violoncello Flöte Fagott Reimund Korupp Yvonne Anselment Sophia Brenneke Hans Schafft Katharina Lorenzen Gerhard Mährlein Christoph Habicht Xing Qing 1 Horn Jonathan Flaksman 2 Matthias Friederich Heinrich Lohr Elina Feiertag Sandra Seibold Bernd Frelet Moritz Hildebrand Kontrabass Klarinette Joachim Schlaak Michael Schneider Detlef Mitscher Thomas Acker Heribert Eckert Michael Feiertag Gyu-Hye Jeon 2

35 Trompete Pauke Klavier Fred Frick Klaus Wissler Timothy Schwarz Robert Schweizer Schlagzeug Posaune Peter Klinkenberg Melanie Lüghausen Gregory Riffel Damian Schneider Christian Gutgsell Marek Janicki Nebojša Živković 1 Praktikant/in Harfe 2 Stipendiat/in der Orchester- Thomas Matt Walli Kossakowski akademie Rhein-Neckar

36 Impressum

Herausgeber: Theater und Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg Intendant: Peter Spuhler Verwaltungsleiterin: Andrea Bopp Redaktion: Olaf A. Schmitt Gestaltung: atelier september Herstellung: abcdruck GmbH, Heidelberg Anzeigen: Greilich / Neutard

Nachweise

Nicht namentlich gekennzeichnete Texte sind Originalbeiträge von Olaf A. Schmitt. Internet: www.heidelberger-philharmoniker.de www.theaterheidelberg.de 07_08, Programmheft Nr. 10 “Im Leben geht es nicht immer nur geradeaus. Mit dem VR-FinanzPlan bin ich auch auf die Kurven vorbereitet.“ Felix Krämer, Fernmeldetechniker, eines unserer Mitglieder.

Wir fördern die Kultur in der Region.

18-mal in Heidelberg und der Kurpfalz Telefon: 06221 9090, [email protected], www.hug-bank-heidelberg.de Energie aus Heidelberg …

3TROM

ZERTIFIZIERTNACH OLD 'RàNER3TROM,ABEL' 'AS

… sicher Im Brückenfeld 1 … preiswert 68723 Oft ersheim … zuverlässig ... umweltfreundlich Tel: 06202-5766853 Service-Rufnummern (kostenlos) Fax: 06202-5766854 0800-513-5132 oder Mobil: 0170-5217502

© Copyright des WWF International © Copyright des WWF International 0800-FOXCALL 0800-3692255 Internet: www.foxstrom.de [email protected] www.th-kurz-klaviertransporte.de 50790/WMXDesign/62x90 50790/WMXDesign/62x90 ® Warenzeichen des WWF International ® Warenzeichen MANNHEIMER MEISTERKONZERTE Mannheim, Congress Center Rosengarten Mo 14. Januar 2008, 20.00 Uhr Uwe Ochsenknecht Sprecher Caroline Melzer Sopran Ann-Katrin Naidu Mezzosopran Thomas Michael Allen Tenor Peter Kofler Orgel Münchener Bach-Chor Hansjörg Albrecht Dirigent César Franck Psalm 150 für Chor und Orchester Camille Saint-Saëns Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78 „Orgelsinfonie“ Arthur Honegger „König David“ Oratorium – Sinfonischer Psalm

PHILHARMONISCHE:KONZERTE Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus Mo 7. April 2008, 20.00 Uhr Renaud Capuçon Violine Jac van Steen Dirigent Igor Strawinsky Scerzo à la russe für Orchester Peter I. Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur op. 35 Sergej Prokofjew Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100

Tickets 0621 10 10 11 I www.staatsphilharmonie.de

RECHTSANWÄLTE

Dr. Klaus Zimmermann Wirtschafts- u. Technologierecht Gesellschaftsrecht Eberhard Gretz Vertragsrecht, Technologierecht Bau-, Immobilien- u. Mietrecht Gerda Trautmann-Dadnia Fachanwältin für Familienrecht a. Erb-, Miet- u. Int. Privatrecht Tim Bäuerle, LL. M. Int. u. Nat. Vertragsrecht Produkthaftungs- u. Gesellschaftsrecht

Tel 50 25 60 · Fax 50 25 610 www.zimmermann-kollegen.de Weberstr. 2 69120 · Heidelberg

HIGHLIGHTS 2008 KULTURPUR DAS KONZERTPROGRAMM DER BASF

KLAZZ BROTHERS & EDSON CORDEIRO KOLJA BLACHER, Violine DO, 10. JAN. 08 I 20 UHR I BASF-GESELLSCHAFTSHAUS MO/DI, 18./19. FEB. 08 I 20 UHR I BASF-FEIERABEND- HAUS, LU MISCHA MAISKY: GEBURTSTAGSKONZERT Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz I Ari Rasilainen, Dirigent MO, 11. FEB. 08 I 20 UHR I BASF-FEIERABENDHAUS, LU GRIGORY SOKOLOV, Klavier AURYN QUARTETT I JÖRG WIDMANN SA, 01. MÄRZ 08 I 20 UHR I BASF-FEIERABENDHAUS, LU SO, 17. FEB. 08 I 11 UHR I BASF-GESELLSCHAFTSHAUS

Das Programmheft mit allen Veranstaltungen können Sie bestellen unter 0621-60 42422, [email protected] oder www.basf.de/kultur. Tickets bei allen bekannten CTS-VVKstellen oder unter 0621- 60 99911.