Nr. 13 2. Ausgabe 2005 ► swissjazzorama jazzletter Das Schweizer Jazzmuseum

Liebe Leserinnen liebe Leser DC Dass wir in der 13. Ausgabe des Jazz- letters über etwas besonders Uner­ 0 freuliches berichten müssen, liegt wohl kaum an der Magie der Zahl. Die erschreckenden Ereignisse im Süden der USA haben uns bewogen, über das Schicksal von New Orleans, der Ge­ burtsstadt des Jazz, nachzudenken und dem aktuellen Beitrag Platz in den ersten Spalten einzuräumen. Leider müssen wir auch auf den Tod einiger sehr namhaften Jazzmusiker hinweisen, darunter auf fünf Bassis­ ten, die man wohl zu den absolut Besten ihres Fachs zählen konnte. Christoph Sprenger würdigt sie auf Seite 7. New Orleans zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Canal Street, rechts das French Opera House. Neben diesen eher zur Nachdenk­ lichkeit anregenden Beiträgen gibt es aber auch Erfreuliches, worüber wir in­ Naturgewalten, sondern auch menschli­ formieren können. Nicht zuletzt über Hurricane Blues ches Handeln, im Fall von New Orleans unseren Auftritt am Jazz Festival Asco- Nichthandeln, für diese Katastrophe ver­ na, wo wir bereits zum zweiten M al Katrina, oh Katrina antwortlich sind:Trotz jahrelanger dring­ mit Erfolg vertreten waren. You have such a lovely name (2x) licher Warnungen von Lokalbehörden, Wir hoffen, dass Sie bei der Lektüre But since Hurricane Katrina Expertinnen und Experten hat die Admi­ unserer Nummer 13 einigem begeg­ Things will never be the same (...) nistration Bush die Ausgaben für die Ver­ nen, mit dem wir Ihre Aufmerksamkeit stärkung und Aufstockung der Dämme gewinnen können. So many dead, so many homeless um New Orleans nicht erhöht, sondern It's a sad and crying shame (2x) noch gekürzt, um mit dem eingesparten Herzlich But Katrina, oh Katrina Geld die Steuersenkungsprogramme und Such a lovely, deadly name (...) die Truppenpräsenz in Afghanistan und im Irak mitzufinanzieren. Katrina, oh Katrina (Hurricane Blues, 2005) Diese Katastrophe forderte offiziell Das SwissJazzOrama CREDIT (Musik und Text: Michael Hawkeye Herman) leider beinahe ausend Tote. Das bis anhin wird unterstützt von SUISSE bekannteste Opfer unter den ortsansäs­ Vor allem Katrina, aber auch der W irbel­ sigen Musikerinnen und Musikern ist der sturm Rita, haben im land o f dreams (wie afroamerikanische Multiinstrumenalist wenn anscheinend viele Musikerinnen es im Basin Street Blues heisst) Verwü­ und Sänger Clarence Gatemouth Brown. und Musiker glücklicherweise mit dem stungen von fast unvorstellbarem Aus- Der achtzigjährige, gesundheitlich ange­ Leben davon gekommen sind, haben sie mass angerichtet. Für genauere Schilde­ schlagene Brown Übersand physisch wie durch die Verwüstungen dennoch oft rungen verweisen w ir auf die Tagespres­ psychisch den Verlust seines Hauses und grossen Schaden erlitten. Die meisten se. Es sei lediglich vermerkt,dass nicht nur die Evakuierung nach Texas nicht. Auch Fortsetzung Seite 2 unten

Inhalt: I Hurricane Blues 2 Das SwissJazzOrama in Ascona 3 Dennis A rm iage 4 Werner X. Uehlinger: Routine interessiert mich nicht 5 100 Jahre Eddie Condon 6 N otre page en français 7 In memoriam 8 Archiv / Irene Schweizer / In memoriam ersten Ausstellung unter dem Motto JazzAscona und SwissJazzOrama « 100 Jahre Thomas Fats Waller, Coleman Aus Liebe auf den ersten Blick wurde eine tragfahige Beziehung Hawkins und » geboren wurde. Die Räumlichkeiten des Collegio Papio durften genutzt werden - ein Ge­ Ja, da staunen Sie - das SwissJazzOrama chef Alessandro Zanoli ein paar Tage spä­ bäude, das an idealer Lage innerhalb von war in diesem Sommer bereits zum zwei­ ter die Reise nach Uster antraten, um die Ascona liegt und sich m it seinem maleri­ ten Mal in Ascona vertreten! W ie kam es W undertüte im Massstab 1:1 zu sehen. schen Innenhof für Ausstellungen wäh­ überhaupt dazu? Was die drei sahen, übertraf die Erwar­ rend des Jazzfestivals direkt anbietet. Als im Sommer 2003 Luca Martinelli, tungen bei weitem - Grund genug, spon­ Aufgrund der Erfahrungen von 2004 der neue technische Leiter von JazzAsco­ tan eine Zusammenarbeit vorzuschlagen. gingen dieVorbereitungen für die Ausstel- na beim SwissJazzOrama anrief, um Fer­ So kam es, dass 2004 die Idee der Fortsetzung Seite 3 nand Schlumpf zu einer Besprechung nach Ascona einzuladen, ahnten beide nichts von den Folgen dieses «Blind Date». JazzAscona hatte soeben eine neue Leitung erhalten, und das 20-jährige Ju­ biläum des Festivals stand vor der Tür. Z u r Illustration der Festivalgeschichte hätte man liebend gern auf Plakate, Pro­ grammhefte, Zeitungsberichte, Inter­ views und Bilder zurückgegriffen, doch leider fehlten wichtige Unterlagen im Nachlass der Vorgänger. Diese ausser­ halb des Tessins zu finden, konnten die neuen Festivalleiter nur hoffen. Fernand Schlumpf versprach, unser Archiv zu durchforsten. Das Ergebnis war für das Leitungs­ team von JazzAscona derart verblüffend, dass Nicolas Gilliet, der neue künstleri­ Red Holloway und Pias Johnson im Ausstellungs-Shop des SwissJazzOrama am Festival Jazz sche Leiter, Luca Martinelli und Presse­ Ascona vor einem Poster vonThelonious Monk.

von ihnen sind alles andere als auf Rosen lebendes Museum, das sich auf die tradi­ geworden. Über die aktuelle Rhythm & gebettet (vgl. Kasten). Selbst so bekannte tionelle Jazzszene reduzieren lässt, wel­ Blues-, Soul- oder Funk/Rap-Szene in afroamerikanische Musikerpersönlichkei­ che sich vor allem im Touristentreffpunkt New Orleans gäbe es viel Interessantes ten wie Allen Toussaint oder John Bru­ French Q uarter konzentriert (Bourbon zu sagen, aber leider wurde dieser kurze mous landeten im Superdome! Street, Preservation Hall usw.). In New Artikel aus anderem Anlass geschrieben. Die Stadt New Orleans ist ein mythi­ Orleans existiert auch eine im Vergleich Es ist nur zu hoffen, dass die Stadt scher Ort, gilt er doch gemeinhin als zu New York oder Chicago relativ kleine beim Wiederaufbau nicht noch mehr in Wiege des Jazz, ein Mythos, der vielen an­ moderne Jazzszene, eine A rt Off-Bour­ die Fänge von Spekulanten gerät, die sie deren Mythen voraus hat, dass er in gros­ bon. Sie hat den Marsalis-Clan (W ynton zu einem sterilen Business-Zentrum mit sen Zügen sogar stimmt, wie dies auch Marsalis sitzt im Wiederaufbaukomitee), angegliederten Funparks umwandeln der Jazzwissenschafter Ekkehard Jost be­ aber auch Musiker und Musikerinnen möchten (French Quarter, Strassenbahn- tont. New Orleans ist (war?) jedoch kein hervorgebracht, die stilistisch weiterge­ fahrten durch den Garden District, hen. Diese Stadt ist ebenfalls die musika­ Dixie-Fahrten auf Mississippi-Dampfern). lische Heimat der so typischen Brass Gegen eine solche Entwicklung hat sich W ir bitten unsere Leserinnen und Leser, Bands, von denen heute etliche über ein die Stadt bis anhin, wenn auch nur teil­ einer der folgenden Stellen eine Spende zu stilistisch erstaunlich breit gefächertes weise und oft mit grosser Mühe, wehren überweisen: Repertoire verfügen (von Marching- können. Ob die zum Wiederaufbau be­ ■ Jazz and Blues, Louis van der Haegen, Band-Jazz und Blues bis Post Bop, Funk nötigten Milliarden wirklich vollumfäng­ 4l47Aesch, PC 40-260013-3, Vermerk: und Rap). lich fliessen werden, scheint nach den «Hilfe für New Orleans». Einzahlungs­ Doch New Orleans ist nicht nur eine letzten Äusserungen von Präsident Bush scheine erhältlich bei: Jazz and Blues, Jazzstadt. In den Fünfzigerjahren errang eher fraglich. Die Aufgabe gewisser Vier­ Hauptstrasse 28,4147 Aesch, New Orleans ein zweites Mal W eltgel­ tel würde zur endgültigen kulturellen [email protected],Tei. 061 751 54 74 ■ Banca Stato, ViaTrevani, 6600 Locarno, tung als Brutstätte einer spezifischen A rt Erstarrung von New Orleans führen und auf das Bank-Konto: Nicolas Gilliet, von Rhythm & Blues, von dem sich der die grossen sozialen und wirtschaftlichen Nr. 03273257/001.000.001 .Vermerk: Rock & Roll wichtige Elemente einver­ Probleme, unter denen die Stadt leidet, SOS New Orleans Jazz Heritage leibte (Roy Brown, Professor Longhair, nicht aus der W elt schaffen: Arbeitslo­ Ausführliche Informationen über den Dave Bartholomew, Fats Domino usw.). sigkeit, Armut, Kriminalität, Rassismus neusten Stand der Ereignisse Einige Stücke von Longhair wie M ardi (derenAusmass dieTouristen vor der Ka­ sind zu finden auf: www.jazzascona.ch Gras in New Orleans oder Tipitina sind tastrophe nicht mitbekamen oder nicht geradezu zu Lokalhymnen der Stadt mitbekommen wollten). Albert Stolz lung 2005 leichter von der Hand. Da und der Ausstellung lautete: That’s Jazz! bematerial angereichert und jeder Käufer keine 100-jährigen Geburtstage auf dem und gab sinnige und provokante A ntw or­ trug so neben seinen frisch erworbenen Festival-Programm standen, liess sich die ten auf die Frage Was ist Jazz? aus dem Jazz-Schätzen auch Lesestoff über unsere Crew um W alter Abry, Jacques Rohner, Munde diverser Jazzmusiker von histori­ Institution nach Hause. A lbert Stolz und Fernand Schlumpf eine scher bis hochaktueller Bedeutung. - Die Das letztes Jahr neu eingeführte Kon­ Ausstellung zum Thema That's Jazz! Besucher der Ausstellung wurden eben­ zept New Orleans und Classic wurde von einfallen. Dank den aktiven Crew-Mitglie­ falls um die Abgabe eines Statements zu den Organisatoren beibehalten. dern und den Mitarbeitern des Jazz- dieser Frage gebeten, was viele auch So trafen w ir u.a. auch dieses Jahr Archivs konnten die 37 Bilder-Rahmen nutzten, um ihre persönliche Meinung auf Rhoda Scott, Lilian Boutté, Dado Moroni, der Ausstellung, alle zum Kauf bereitge­ das Flipchart zu schreiben. Red Holloway, Harry Allen, Plas Johnson, stellten LPs, Bücher, CDs, Videos und die In der Jazz H all machte den Besu­ Bobby Durham und W arren Vaché sowie vielen Dinge, die es sonst noch benötigte, chern wiederum Mr. Jazz Films Theo viele weitere Stars. termingerecht verladen werden. Zwicky mit den aus seiner Sammlung W ir verabschieden uns jetzt mit dem Der Transport in Richtung Süden ging zusammengestellten Film-Vorführungen geflügelten W orten: Ascona war auch mit dem uns grosszügigerweise von einer viel Freude. dieses Jahr wieder eine Reise w ert! Und Gönnerfirma gratis überlassenen Lastwa­ Auch der Museumsladen wurde er­ nächstes Jahr? Im Jazzletter Herbst 2006 gen am 23. Juni 2005 reibungslos von­ neut rege besucht. Die eigens für den kann man darüber lesen. Irène Spieler statten. Verkauf in Ascona bestellten Plastiksäcke Das M otto des diesjährigen Festivals mit dem Logo des SJO wurden mit W er­

Dennis Armitage Auch als Barpianist kann man jazzig in die Tasten greifen.

Dennis Armitage, am 29. Mai 1928 in Hochzeit vor drei Jahren!), hat einen Leeds geboren, ist vielen hauptsächlich erwachsenen Sohn und einen Enkel und als Pianist, Arrangeur und Tenorsaxofo­ lebt in der Altstadt von Zürich, wo er sich nist des Hazy Osterwald Sextetts be­ auch ausgiebig seinem geliebten Hobby, kannt. Vor allem seine musikalische Kom­ der Malerei, widmet. petenz machten ihn zwischen 1951 und 1966 zu einer wichtigen Stütze des da­ Dennis, viele Schweizer Fans kennen mals wohl populärsten Schweizer Show- Dich hauptsächlich von Deinen und Tanzorchesters. Die Hände von den Auftritten am Fernsehen und in Tasten wegzunehmen und in den Schoss Unterhaltungsfilmen mit dem Hazy zu legen, kommt für Dennis überhaupt Osterwald-Ensemble. Doch das war AKTUELLE INTERVIEW nicht in Frage. Dreimal im Jahr spielt er kaum der Anfang Deiner Karriere während eines Monats in der Storchen- als Jazzmusiker? Bar in Zürich. Kürzlich hat das Label Durchaus nicht. Bereits mit 15 habe ich Sextett, eine damals recht berühmte SIR eine CD herausgebracht, die ihn von professionell in Leeds, wo ich geboren Band, von der viele Aufnahmen auf Parlo- seiner besten Seite zeigt. bin, gespielt. Mit 16 ging ich nach London. phone zu kaufen waren. Er ist übrigens einer der wenigen M it welchen Bands, welchen Hast Du auch für Parry arrangiert? Barpianisten, die im Rahmen eines Piano- AAusikern hast Du dort gespielt? Sicher. Später wurde ich dann Pianist und Festivals vom KKL, Luzern, verpflichtet Die erste Band, bei der ich in London als Arrangeur von Teddy Foster. Mitte der wurden. Dennis ist verheiratet (Goldene Pianist spielte, war das Harry Parry- Vierzigerjahre traf ich auf eine Reihe bekannter Musiker, die sich bald als Be­ bop-Pioniere in der Londoner Jazzszene einen Namen machten. Da war der Tenorsaxofonist Ronnie Scott, der später den berühmten Ronnie Scott-Club grün­ dete. Dann der Trompeter Jimmie Deu- char, die Altsaxofonisten Johnny Dank­ w orth und . Humble spiel­ te später im Kurt Edelhagen-Orchester und in der Francy Boland / Big Band das erste Alto. Unvergesslich bleibt Phil Seaman, einer der absolut besten Bebop Drummer, der leider, wie viele seiner Kollegen, sehr früh verstorben ist Wann hast Du begonnen, Klavier zu spielen? Wann wurdest Du auf H ot Club Darmstadt, 1956, vlnr: Sonny Lang, C urt Prina, Hazy Osterwald und Dennis. den Jazz aufmerksam? Dennis, welchen Musiker schätzt du Und wer sind Deine Favoriten heute ganz besonders? auf der Seite der Klassik? Da gibt es viele. Ein fantastischer Musiker Besonders schätze ich die Musik von ist für mich Henry Mancini.Als Kompo­ Ravel und Debussy. Aber vor allem auch nist und Arrangeur ist er absolute Spitze. Mozart. Ich denke oft, Mozart und ich Dank seinem W erk «Sounds and Scores» hätten die besten Freunde sein können. betrachte ich ihn indirekt als einen meiner Lehrmeister. Interview:Jimmy T. Schmid

1954 m it Joe Turner in Arosa.

Den ersten Klavierunterricht hatte ich m it fünf Jahren beim Organisten unserer «Die Routine interessiert mich nicht» Kirche in Leeds. Mit Jazz glaubte ich in Berührung gekommen zu sein, als ich Diese Aussage von Werner X. Uehlinger ist bezeichnend für die künstleri­ Platten eines gewissen Charlie Kunz hör­ sche Ausrichtung seiner vor 30 Jahren gegründeten Plattenmarke Hat Hut. te. Klavierjazz hiess das damals. Ich fand Mit den Serien Hat Art, Hat Noir und seit 1997 Hatology etablierte sich das gut, bis ich die ersten Aufnahmen dieses Schweizer Label als eines der wichtigsten im Bereich der amerikani­ von Goodman mit Teddy Wilson hörte. schen und europäischen Avantgarde. Wilson, das war mein Mann, das wurde mir sofort klar. Sein eleganter Stil war Alles begann 1974 bei den Discountern, wo ja laut Werbung das, woran ich mich fortan orientieren m it dem Zusammen­ nur die «Nicht-Blöden» einkaufen, Ueh- wollte. treffen von Uehlin­ lingers Produktionen nicht zu finden sind. Dass diese Beeinflussung sehr nach­ ger mit dem afro­ Finanziell ausbezahlt haben sich laut Ueh­ haltig war, stellt man vor allem auch amerikanischen Mul- linger lediglich die Aufnahmen des Vienna an der Art fest, wie Du im Trio zu­ ti-lnstrumentalisten A rt Orchestras und von John Zorn sammen mit dem leider viel zu früh Joe McPhee und der (News for Lulu). verstorbenen Ernst Höllerhagen Veröffentlichung von Von 1985 bis 2000 sponserte die musiziert hast. Da gibt es in unserem McPhees grossarti­ Grossbank UBS Uehlingers Plattenlabel Archiv einige Aufnahmen, die das gem Album Black Magic M an (Hat Hut (ohne den geringsten Druck auszuüben, belegen. A). Von McPhee lernte Uehlinger, wie wie er betont). Dennoch beendeten ge­ Damals gab es in den USA eine Reihe man eine Plattenmarke gründet. In einer wisse europäische Musiker deswegen hervorragender Pianisten, die unver­ ersten Zeit besorgte McPhee das Maste­ ihre Zusammenarbeit m it ihm. Die letz­ kennbar von Wilson inspiriert waren. ring in den USA und knüpfte die notwen­ ten Jahre waren finanziell eine schwierige D er Berühmteste von ihnen war Mel digen Kontakte zu den Musikern. Uehlin­ Zeit: er investierte sein eigenes Geld in Powell, der Nachfolger von W ilson bei ger kümmerte sich um die Plattenhüllen. die Aufnahmeproduktion. Dennoch woll­ , der mit seiner hervor­ Die von Uehlinger produzierten LPs und te er unbedingt mindestens 30 Jahre lang ragenden Technik gewissermassen den später CDs sind bekannt dafür, dass durchhalten. Wilson-Stil perfektionierte. ihrem hochstehenden musikalischen In­ Für die nahe Zukunft erwägt Uehlin­ Wo hast Du gelernt, Saxofon halt eine adäquate Editionspolitik ent­ ger, seine Aufnahmen übers Internet und zu spielen? spricht. vermehrt an Konzerten zu vertreiben. Er M it 18 Jahren bin ich einer Militärmusik Im Laufe der Zeit war Uehlinger, ein sucht auch nach Formen der Zusammen­ beigetreten, das war The Band o f the Buffs ehemaliger Sandoz-Angestellter, selbst in arbeit m it den Musikern, bei denen die Regiment. Da hatte ich reichlich Gelegen­ der Lage, die vorerst von McPhee aus­ finanziellen Risiken gemeinsam getragen heit, mich gründlich auf diesem Instru­ geübten Aufgaben zu übernehmen. Die werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass ment ausbilden zu lassen, was m ir später, Liste von bedeutenden Musikern, von W erner X. Uehlinger seine wichtige Tä­ eben zum Beispiel bei Hazy Osterwald denen Uehlinger Aufnahmen produzier­ tigkeit noch lange fortsetzen kann. sehr zugute kam. Hazy hatte mich eigent­ te, ist eindrücklich: Raymond Boni, An­ lich eingestellt, um das Klavier zu spielen. thony Braxton, Marc Copland, Dave Hut ab vor H at H u t! A lbert Stolz Doch als dann C urt Prina als Pianist und Douglas, Ellery Eskelin, Steve Lacy, John Trombonist zur Band kam, spielte ich Law, David Liebman, Myra Melford, Mal sehr viele Nummern mit dem Tenorsa­ Waldron, John Zorn, das Vienna A rt xofon. Das waren oft im Westcoast-Stil Orchestra usw. gehaltene Arrangements, die ich oder Es stellt sich natürlich die Frage, wie Curt geschrieben hatten. es Uehlinger finanziell gelang, während 30 Kann man sagen, dass Deine Jahren eine solch anspruchsvolle (aber Spielweise mit dem Tenorsax von keineswegs immer schwer zugängliche!) Stan Getz beeinflusst war? Musik zu produzieren, eine Musik, die Was den Sound anbelangt sicher, sonst sich trotz eines relativ guten Verteiler- aber noch mehr von Zoot Sims. Nie neues weniger gut verkauft als die heu­ vergessen werde ich übrigens all die tigen, vielfach zum Gähnen langweiligen, A fter H our Sessions im Olympia Theater wenn auch handwerklich o ft sauber aus­ in Paris, wo ich m it dem grossen Tenor­ geführten (neo)konservativen Modeströ­ saxofonisten Don Byas im Duo spielte. mungen. Das ist ein Grund dafür, weshalb «We called it Music» - 100 Jahre Eddie Condon

Den 100. Geburtstag von wichtigen Persönlichkeiten zu feiern ist in jeder Sparte üblich. Im Jazz wurde dieser Geburtstage nur gelegentlich gedacht. Der Jazz hat sich in etwas mehr als hundert Jahren sehr entwickelt. Stich­ worte: Ragtime - New Orleans Jazz - Chicago Jazz/Dixieland - Swing - Bebop -W est Coast/Cool Jazz - Post Bop - Free Jazz, um nur einige Entwick­ lungsstadien zu nennen. Und doch ist es so, dass Späteres ohne das Vorange­ gangene nicht möglich gewesen wäre. An der Entwicklung des Jazz haben viele Musiker mitgearbeitet, viele einfach als Musiker auf ihrem Instrument, eigenen Benefizkonzert in der Carnegie andere als wirkliche Innovatoren, die den Jazz mit ihrer Persönlichkeit nach­ Hall aufzutreten. Schon bald musste er haltig geprägt haben und deren seinerzeitiges Wirken bis auf den heutigen aber wieder ins Krankenhaus. Eddie Con­ Tag präsent ist. Zu diesen Musikern gehört auch Eddie Condon. don verstarb am 4. August 1973 in New York. Eddie Condon, geboren am 16. Novem­ American». In den Fünfzigerjahren ent­ Condons Bedeutung liegt nicht so ber 1905, war eine Galionsfigur des Chi­ standen grossartige Alben, die Condons sehr in seiner musikalischen Betätigung, cago-Jazz. Er spielte selber Banjo und Gi­ Musik auf den Punkt brachten. Daneben sondern in seiner Rolle als unermüdliche tarre. In den Zwanzigerjahren scharte er widmete er sich seinem Club, machte Leader- Persönlichkeit einer nur sehr lose begabte junge Musiker um sich, wie z.B. Tourneen und schrieb gelegentlich. 1957 zusammenhängenden Gruppe von Musi­ Frank Teschemacher, Jimmy McPartland bereiste er England. Die dortige K ritiker­ kern gleichen oder ähnlichen Stils. Seinen und Bud Freeman.Am 10. Dezember 1927 zunft spielte seine Musik herunter und Musikern gegenüber zeichnete er sich leitete er zusammen mit Red McKenzie bauschte dafür seine Trinkgewohnheiten durch grosse Loyalität aus, sie konnten die ersten Jazzaufnahmen im Chicago- auf. Allmählich wurde ihm das Gross­ sich jederzeit auf ihn verlassen. Er verlieh Stil. 1928 ging er nach New York. W äh­ stadtleben zuviel und er zog sich immer dem Chicago-Stil Gestalt und hinterliess rend der Dreissigerjahre spielte er in wieder in sein Haus am Strand von Jersey darüber hinaus eine Sammlung tadellos Nachtlokalen an der 52nd Street: Im Onyx zurück, wo er sich treiben lassen konnte. aufgenommener Musik. Club (1935),im Famous D oor (1936), bei 1964 hatte er aber immer noch einen Zum Schluss zwei Bemerkungen zu Nick’s (1937). vollen Terminkalender mit Tourneen in Condon als Musiker von Musikern seiner 1939 organisierte er, zusammen mit Japan, Australien und Neuseeland. Noch Generation: Sidney Bechet sagte: «Er war dem Publizisten Ernie Anderson, in der im gleichen Jahr musste er ins Kranken­ ein wirklich famoser Musiker.» Bobby Carnegie Hall in New York ein Konzert haus eingeliefert werden. Eine kurze Zeit Hacket meinte: «Eddie war der beste mit Fats Waller. Kurz darauf eine Reihe der Genesung erlaubte es ihm an seinem Rhythmusgitarrist.» WalterAbry von Jam Sessions und Jazzkonzerten, die

Anfang der Vierzigerjahre zu der Folge Eddie Condons erste Begegnung der grossartigen Town-Hall-Konzerte m it Bix Beiderbecke führte. Die Konzerte wurden über meh­ (aus seinem Buch:«We called it Music» Das Buch ist in deutsch und englisch rere Radiostationen verbreitet. Die wäh­ im Archiv des SwissJazzOrama vorhanden) rend den Kriegsjahren entwickelten und erweiterten Konzerte wurden auch auf Junger Mann mit Mütze Platten veröffentlicht. Sie verbesserten (...) PeeWee (Russell) meldete sich aus Daveport. einerseits die Moral und präsentierten «Ich habe die beste Band zusammen, die du je anderseits Condons Philosophie des frei­ gehört hast», meinte er. «Du musst einfach mitspie­ geistigen Jazz, der sich über alle Rassen­ len. Triff mich morgen Abend um acht U hr am La trennungen hinwegsetzte. Salle- Bahnhof.W ir werden in Siracuse eine Sensa­ tion sein.» 1945 eröffnete er seinen eigenen Club Er bekam mich herum. Um acht U hr stand ich Stück w eiter und setzte sich an - das Piano. «Clari­ in der W est 3rd Street in New York. Der an der Bahn und sah PeeWee mit noch drei ande­ net Marmelade», sagte jemand. Bix nickte und Club wurde Treffpunkt von vielen Stars: ren Leuten auf mich zukommen. Einer war ein Stut­ schlug auf die Tasten. - Dann geschah es. Mein zer, einer ein normales Lebewesen. Der D ritte war Robert Mitchum.John Steinbeck,Yul Bry- ganzes Leben lang hatte ich Musik gehört, und ein Knabe m it einer Mütze, deren Schirm gebro­ besonders Klaviermusik. Aber ich hatte niemals ner und andere waren Stammgäste. Con­ chen war. Er hatte einen grünen Mantel an, der etwas gehört, das auch nur entfernt dem glich, was don, immer gut gekleidet, machte die anscheinend aus der Pfandleihe gekommen war; Beiderbecke spielte. Zum ersten Mal begriff ich, Runde, hielt da und d o rt ein Schwätz­ der Kragen stand w eit vom Hals ab. Er hatte ein dass Musik nicht immer gleich ist, dass manche rundes Gesicht und Augen, die ständig ins Leere zu Leute gegenüber anderen so verschieden spielen, chen und legte so das Fundament für schauen schienen.)...) dass es ein völlig neuer Klang wird. (...) neue Pläne. Gelegentlich griff er auch zur «Das ist Bix Beiderbecke.» Schliesslich nahm Bix sein silbernes Kornett aus Gitarre. Ich habe einen Fehler gemacht, dachte ich, nun seinem Gepäck. Er setzte es an die Lippen und blies Ende der Vierzigerjahre gelang Con­ sitze ich m it diesem Schlammfischer fest. eine Phrase. Der Ton kam heraus wie ein Mädchen, «Hallo», sagte Bix. Grosser Redner, dachte ich. das «Ja» sagt. Eberhard grinste m ir zu. «W ie ist es don der internationale Durchbruch. Er (...) W ir wanderten hinein und gingen wieder m it Panama?», fragte er. Ich badete mich innerlich hatte seine eigene Fernsehsendung, die direkt zum Podium. Die Musiker fielen fast überei­ immer noch in Wonne und verdaute den Schluss «Eddie Condon Floorshow», schrieb die nander, um Beiderbecke zu begrüssen. Muss ich eine der Phrase. «All right», sagte Beiderbecke, «Pana­ Mütze kaufen, um gut zu werden?, fragte ich mich. ma». Es schien als nähme mein Banjo ganz von anekdotische Bestseller-Autobiographie «W illst du nicht mal einsteigen, Bix?» fragte selbst den Rhythmus auf. Jetzt endlich spielte ich «We called it Music» (1947) und hatte einer der Musiker. Bix lächelte wie ein verwirrtes Musik. Was mich anbetraf, konnte es für immer so eine Kolumne im «New York Journal- Kind. Dann stieg er auf das Podium, ging noch ein weitergehen. (...) Deux nouvelles expositions Jazz in Zurich au Musée du Jazz Suisse vu de Paris

L’ancienne exposition Le Jazz en Suisse: histoire - scène -vision Zurich en deux galettes: un survol histo­ a étéremplacée par les deux expositions suivantes: rique suivi d’un panorama de la scène contemporaine. La chronologie très dé­ cousue du premier disque commence I. Jazzstadt Zürich 1. Le festival national de Jazz tardivement avec les Original Teddies du (Zurich - ville de jazz: de Zurich, I9S1-1973 clarinettiste Eddie Brunner (1945) pour de Louis Armstrong passer directement aux années soixante, au Zurich Jazz Orchestra) faisant ainsi l'impasse sur la décennie in­ termédiaire puis sautant presque à pieds Cette exposition retrace l’évolution du joints sur les années soixante-dix. On y jazz à Zurich de 1934 (le premier concert La seconde exposition retrace l’histoire croise notamment Hans Kennel, aujour­ de Louis Armstrong à la Tonhalle de Zu­ du festival et montre son importance d’hui spécialiste du cor des Alpes, en rich) à nos jour. Elle est une adaptation dans l’évolution du jazz en Suisse: des un temps où il boppisait la musique de l’exposition du même nom qu’on a pu dizaines d’orchestres et des centaines de d’Ornette à la trompette, un extrait de voir à l’hôtel de ville de Zurich il y a deux musiciens et musiciennes venus de tous I 'African Piano de Dollar Brand (ECM, ans. A cette occasion ont été publiés le les coins de la Suisse se sont présentés à 1969), Irène Schweizer en disciple appli­ livre Jazzstadt Zürich (édité par Ueli Zurich. L’exposition fournit également quée de McCoy Tyner en 1964, le ténor Staub) et le double CD Jazz in Zurich beaucoup d'informations de tout genre websterien d’Ernst Gerber sur The M an (compilation réalisée par Patrik Landolt allant de l’après-guerre aux années I Love, Benny Bailey négociant Stella et Nick Liebmann) dont on trouve dans soixante-dix; c’est donc un must pour les comme on gagne un grand prix de l’encadré une critique de Frank Bergerot musiciens et musiciennes et pour tous Formule un, les big bands de Charles parue dans le magazine français Jazzman. ceux et celles qui s’intéressent au jazz. Antonioli et de la radio DRS, les form i­ Le livre et le double CD peuvent être Elle est conçue en tant qu’exposition dables Buddha’s Gamblers du pianiste commandés au SwissJazzOrama; pour itinérante et sera présentée plus tard à Buddah Scheidegger qui réjouiront les l’adresse, voir l’impressum à la dernière différents endroits en Suisse - avec des nostalgiques de la période pré-bop. page de ce jazzietter. adaptations régionales nécessaires. Le second disque propose une di­ versité encore plus grande, du néo­ Ces deux expositions se trouvent au Musikcontainer à Uster, Asylstrasse 10. Heures classicisme énoncé par le saxophoniste d’ouverture à partir de la mi-septembre:Tous les jeudis à partir de I8h30 et tous les Nathanael Su et le pianiste Fredi Lüscher premiers dimanches du mois de 11 à 15 heures. Pour des visites guidées (également en à l’électro expérimental de Karl ein Karl, français) et des visites en dehors des heures d’ouverture, prière de s’adresser au Swiss en passant par les Saxophones post mé­ JazzOrama (téléphone 044 940 19 82) pour fixer un rendez-vous. - De la gare de diévaux de Pierre Favre. Influence d’Irène Zurich, on met environ 15 minutes pour arriver à Uster (avec les RER S5, S9 ou S14). Schweizer sur les vocations suisses? On AS. remarque des femmes instrumentistes d'envergure: la saxophoniste Co Streiff, la pianiste Gabriella Friedli et la trom ­ boniste Priska Walls. Souvent radicale, cette Suisse-là est ouverte au monde accueillant plus ou moins durablement le Sud-Africain Louis Moholo (en duo avec Irène Schweizer), l’Américain Mark Turner (dans un enregistrement, il est vrai, new-yorkais avec le pianiste Chris Wiesendanger), le Français Eric Truffaz (avec le guitariste Harald Haerter), le chanteur anglais Phil Minton (avec le Zoom Ensemble de Lucas Niggli) la chan­ teuse kazakh Saadet Türkôz (en duo avec Joëlle Léandre) et la Chinoise Peggy Chew (en duo avec le pianiste Adrian Frey)... Ces deux points de vue zurichois auraient mérité des publications dis­ tinctes et plus étoffées.

Frank bergerot in:Jazzman

L'orchestre PaulThommen obtient pour la première fois en 1962 le premier prix du concours pour grandes formations au fameux Festival de jazz amateur de Zürich. ihm erfahren konnte. NHOP war bereits Abschied von fünf grossen Bassisten ab 14 als Bassist m it dänischen Bands unterwegs. Als ihn Count Basie mit 17 in seine Big Band holen wollte, lehnte er ab, da er bereits regelmässig als Hausbassist ln der ersten Hälfte 2005 haben einige im Film Round Midnight von Bertrand im M ontm artre und Mitglied des Danish bedeutende Kontrabassisten die Jazzsze­ Tavernier (1986). Radio Orchestra arbeitete. Wenn immer ne für immer verlassen: Percy Heath, amerikanische Musiker durch Skandina­ Niels-Henning Orsted Pedersen (NHOP), Percy Heath (1930) lernte mit acht vien tourten, holten sie NHOP. In den , Pierre Michelot, AI Mc Jahren Geige, kaufte sich aber erst, nach­ Sechzigerjahren spielte er m it Sonny Kibbon. Ich möchte dies zum Anlass dem er aus der U.S. Army entlassen Rollins, Bill Evans, Roland Kirk, Dexter nehmen, das Leben dieser fünf grossen wurde, den ersten Kontrabass. 1949 kam Gordon, Bud Powell, Albert Ayler. In den Bassisten kurz in Erinnerung zu rufen. er mit seinem Bruder, dem Saxofonisten Siebziger- und Achzigerjahren holte ihn Jimmy, nach New York, und schon bald immer wieder Oscar Peterson für sein AI McKibbon (1914) war bekannt für spielte er mit Charlie Parker,Thelonious Trio. Er brachte Platten unter eigenem seinen unvergleichlich vollen Sound. Er Monk, Miles Davis, und Namen auf dem Label Steeple Chase war der letzte überlebende Bassist, der Sonny Rollins. Als Ray Brown das 1951 heraus und machte in verschiedensten die Bebop-Revolution an der 52nd Street gegründete Modern Jazz Quartett wie­ Formation Aufnahmen für das Label miterlebt hatte. Er begleitete Dizzy Gil­ der verliess, wurde Percy Heath 1952 Pablo. NHOP war sehr aktiv bis zu sei­ lespie, Coleman Hawkins undThelonious sein Nachfolger und prägte fortan mit nem überraschenden Tod im April 2005. Monk, mit dem er bis zu dessen Tod seinen klaren swingenden Basslinien den immer wieder zusammengearbeitet hat. Sound dieser Band. Ab 1955 spielte das Jimmy Woode (1929) spielte ab den In Dizzy’s Big Band lernte McKibbon den MJQ fast 20 Jahre in derselben Besetzung späten Vierzigerjahren m it unzähligen kubanischen Congaspieler Chano Pozo (M ilt Jackson, John Lewis, Percy Heath, Musikern: Flip Phillips, Z oot Sims, Toots kennen und wurde so Teil der frühen Connie Kay) und feierte m it einer Tielemans, , Ella Fitzgerald, Entwicklung des Afro-Cuban Jazz. Nach Mischung aus Sophisticated Bop und klas­ Sidney Bechet, Billie Holiday, Johnny Aufnahme der «Birth of Cool» Sessions sischen Formen auf der ganzen W elt Hodges, Clark Terry und Duke Ellington. mit Miles Davis, spielte er mit Count riesige Erfolge. Nach der vorübergehen­ Es gibt ein gelungenes Video, das den Basie, Earl Hines, Johnny Hodges, bevor den Auflösung des MJQ 1974, form ierte jungen Jimmy Woode mit TakeThe A-Trane er ab 1951 für sieben Jahre festes Mitglied er mit seinen Brüdern Jimmy und Albert als Featurenummer zusammen m it der in George Shearings Q uintett wurde. die Heath Brothers. In dieser Formation Ellington Band zeigt. Nach seinem Umzug 1959 zieht er wie sein Kollege Ray Brown konnte er musikalisch viel mehr auspro­ nach Schweden I960 wurde er Mitglied nach Los Angeles, wo er neben vereinzel­ bieren, als dies beim MJQ der Fall war. der Kenny Clarke/Francy Boland Big ten Tourneen über Jahrzehnte als Studio­ Dies ist auch auf seinen über 300 Aufnah­ Band. Später lebte er auch in Deutsch­ musiker für Film und Fernsehen beschäf­ men als Sideman der Fall, wo man die land, den Niederlanden und Österreich. tigt war. 1999 hat AI McKibbon die ein­ verschiedensten Facetten seines Spiels Neben Produktionen für Radio, TV und zige Aufnahme unter eigenem Namen kennen lernen kann. Film, machte er in Europa Aufnahmen eingespielt: Tumbao Para los Congueros de m it Don Byas, Albert Nicholas, Johnny M i Vida. Niels-Henning Orsted Pedersen Griffin, .Ted Curson, Booker (1947). Eine meiner ersten Jazzplatten Ervin, Milt Buckner, Benny Bailey und Pierre Michelot (1928) galt als der war Dexter Gordon, The M ontm artre Collec­ Mal Waldron. Jimmy W oode spielte auch europäische Jazzbassist seiner Genera­ tion Vol. I mit dem jungen NHOP, der regelmässig in der Schweiz. Als ich ihm tion. Zuerst lernte er Piano, bevor er mit bereits über eine unglaubliche Virtuosität nach einem Gig als Bassist vorgestellt 16 Jahren zum klassischen Bass wechsel­ verfügte. Vieles davon war wohl durch wurde, erzählte er mir offenherzig all te. Ab Ende derVierzigerjahre begleitete sein spezielles Lagenkonzept für die linke seine Geschichten, als würden w ir uns er zeitlebens alle amerikanischen Musi­ Hand und eine Dreifingertechnik für die schon Jahre kennen. ker, die ohne eigene Rhythmusgruppe rechte Hand möglich, wie ich anfangs der Christoph Sprenger durch Europa tourten. Frühe Aufnahmen Neunzigerjahre an einem Workshop bei mit Coleman Hawkins, Sidney Bechet, Rex Stewart, Lester Young, Dizzy Gille­ spie, Bud Powell, Z oot Sims, Django Rein­ hardt u.a. O ft war er auch zusammen mit dem Schlagzeuger Kenny Clarke anzu­ treffen, der sich in Europa niedergelassen hatte. 1957 machte er mit Miles Davis die Filmmusik zu L’Ascenseur pour l’Échafaud. Zusammen m it dem Pianisten René Urtreger und dem Schlagzeuger Daniel Humair gründete er I960 das Trio HUM, Niels-Henning das bis vor einigen Jahren regelmässig Orsted Pederson aktiv war. Michelot spielte aber auch m it Oscar Peterson kommerziellere Projekte, wie z.B.Jacques und Billy Cobham Loussier’s Play Bach. N icht zu vergessen am Montreux ist auch sein A u ftritt mit Dexter Gordon Jazz Festival 1978. Eine wertvolle Erweiterung Albert Mangelsdorff t

Unsere Instrumenten-Sammlung konn­ Der 1928 in Frankfurt geborene Posau­ ten wir kürzlich um ein besonderes nist Albert Mangelsdorff war nach Djan­ Exponat erweitern. Frau McRay, die W it­ go Reinhardt einer der ersten europä­ we des 1973 in Basel verstorbenen Albert ischen Jazzmusiker, die auf höchstem Nicholas hat uns in grosszügiger Weise Niveau einen eigenständigen Stil ent­

die Klarinette des berühmten Jazzpio­ wickelten. In den Fünfzigerjahren begann MEMORIAM niers geschenkt. er sich allmählich von seinen amerikani­

Albert Nicholas war einer der virtuo­ schen Vorbildern (wie Bill Harris oder I N sesten New Orleans-Klarinettisten. Er J.J.Johnson) zu lösen. Den unverwechsel­ arbeitete mit einem der Lehrmeister von baren Klang auf der Posaune erzielte der Louis Armstrong, dem legendären King Tondüftler dank Zirkularatemtechnik O liver zusammen, und war in den Dreis- Irene Schweizer: und durch das gleichzeitige Blasen und sigerjahren ein wichtiges Mitglied der da­ Singen von jeweils zwei verschiedenen mals populären Luis Russel Band. 1953 «Improvisieren ist ein Risiko, Noten. Die dabei entstehenden O bertö­ liess er sich in Paris nieder, 1969 in Basel. das sich lohnt.» ne wusste er virtuos einzusetzen. Man­ Er spielte in verschiedenen europäischen gelsdorffs Solokonzerte und -aufnahmen Bands, u.a. auch mit den Zürcher Harlem So titelten w ir in unserer Ausgabe 4 ein (wie Trombirds oder Tromboneliness usw.) Rambler, mit denen er am Jazz Festival Interview m it Irene Schweizer. Das war sind legendär. Seine Stilbreite ist beein­ Zürich mit Erfolg auftrat. eine ihrer zentralen Aussagen. Offenbar druckend. Sie reicht vom Zusammenspiel Liebe Frau McRay, herzlichen Dank! hat sich das Risiko des Improvisierens für m it Lee Könitz, John Lewis, Dizzy Gilles­ Auch für die vielen LPs. Alberts Klari­ Irene Schweizer gelohnt. Am 8. O ktober pie, Hans Koller bis zu Peter Brötzmann, nette gebührt ein Ehrenplatz in unserer spielte sie ein Solokonzert im KKL, Lu­ Don Cherry, dem Globe Unity Orchestra Ausstellung. J.T.S. zern. Ferner ist eine CD Irene Schweizer und dem United Jazz Rock Ensemble! A.S. Portrait erschienen, auf der eine ganze Reihe hervorragender Aufnahmen zu Leider müssen wir an dieser Und ausserdem... hören sind, u.a. m it Pierre Favre, Co Stelle auf weitere Musiker Streiff und O m ri Ziegele. Last but not hinweisen, die in den hat uns Alfred Kohler, ein passionierter least: Nun gibt es einen 75-minütigen Sammler aus Basel, kürzlich seine Samm­ Film von Gitta Gsell.der das Schaffen der vergangenen Monaten lung überlassen: ca. 700 LPs, darunter einzigartigen Pianistin in vortrefflicher verstorben sind. Es sind dies: eine ganze Reihe von Raritäten. Lieber Weise reflektiert. J.T.S. Herr Köhler,ganz herzlichen Dank! Billy Bauer, Gitarrist geboren 1915 in New York

Francis Boland, Arrangeur, Die SwissjazzOrama-Crew Bandleader, Komponist sucht Mitarbeiterinnen und geboren 1929 in Namur, Belgien Mitarbeiter jeden Alters für: Stan Levey, Schlagzeuger geboren 1925 in Philadelphia - Durchsicht von Jazzvideos Lucky Thompson - Hörproben von Kassetten Tenor- und Sopransaxophonist - Mitarbeit im Fotoarchiv geboren 1924 in D etroit - Führen der Mitgliederkartei AI Casey, Gitarrist - Mithilfe bei Programmgestaltung geboren 1915 in Louisville Guter Druck - Internet-Bearbeitung aus gutem Bitte sich melden bei: Fernand Schlumpf, Tel. 079 603 52 25 IMPRESSUM Haus SwissJazzOrama-Jazzletter ist eine Unsere Sponsoren: Publikation des SwissJazzOrama für die Mitglieder von Pro Jazz Schweiz BUNDESAMT FÜR KULTUR Erscheint' 2-3 x jährlich ■ DRUCKEREI Redaktion: JimmyT.Schmid (W alter Abry) FACHSTELLE kfclthr KANTON ZÜRICH M itarbeiter dieser Ausgabe: A. Stolz, I. Spieler, W. Abry, C. Sprenger SIEBER AG Präsidialdepartement Layout W alter Abry der Stadt Zürich Copyright SwissJazzOrama KEMPTNERSTRASSE 9 Schweizer Jazzmuseum und -archiv 8340 HINWIL USTER Im W erk 8,8610 Uster,Telefon 01 94019 82 E-Mail: [email protected], www.jazzorama.ch TEL. 044 938 39 40 FÖRDERT ANDRÉ BERNER Contact pour la Suisse romande: FAX 044 938 39 50 KULTUR Téléphone/Fax 044 4924801