Stadt Sulzbach / Kooperationsstelle Soziale Stadtentwicklung Sulzbach ______

Sozialbericht 2008

für die Stadt Sulzbach

- Daten zur sozialen Lage - Herausforderungen der demographischen Ent- wicklung für die soziale Stadtentwicklung

18. Juni 2008

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Mikroprojekt

„Herausforderungen der demographischen Entwicklung

für die soziale Stadtentwicklung Sulzbach“

Das Mikroprojekt wurde im Rahmen des Programms „Lokales Kapital für soziale Zwecke / LOS“ gefördert von:

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Sozialbericht 2008 für die Stadt Sulzbach

INHALT Seite

Grußwort des Bürgermeisters 03

Vorwort und Dank 04

Projektgruppe Sozialberichterstattung und KooperationspartnerInnen 05

I. Sulzbacher Sozial – Daten 06

1. Bevölkerung 07 2. Beschäftigung und Erwerbslosigkeit 19 3. Soziale Grundsicherung nach SGB XII 30 4. Jugendhilfe 33 5. Bildung 36

6. Zusammenfassung 6.1. Gesamtstadt 43 6.2. Stadtteile 44

II. Herausforderungen der demographischen Entwicklung für die soziale Stadtentwicklung 48

0. Einführung in die Thematik 49 1. Demographische Entwicklung 49 1.1 Demographische Entwicklung in Europa seit 1700 49 1.2 Demographische Entwicklung in heutiger Zeit 51 1.3 Annahmen zur künftigen Entwicklung 52 1.3.1 Bundesweite Prognosen 52 1.3.2 Regionale Prognosen 53 1.3.3 Prognosen für das und den Regionalverband Saarbrücken 54 1.3.4 Prognosen für Sulzbach 59

2. Leitlinien und Handlungsempfehlungen 60 2.1. Leitlinien 60 2.1.1. Umgang mit demographischem Wandel 61 2.1.2. Profilierung als regionales Zentrum 63 2.2. Handlungsempfehlungen 65

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Stadt Sulzbach/Saar

Der Bürgermeister

Grußwort des Bürgermeisters zum Sozialbericht 2008 für die Stadt Sulzbach

Sehr geehrte Leserinnen und Leser des Sozialberichtes 2008 für die Stadt Sulzbach, zum fünften Mal liegt nun ein Sozialbericht für unsere Stadt vor. Er wurde im Rahmen der Kooperationsstelle „Soziale Stadtentwicklung Sulzbach“ gemeinsam von der Stadtverwaltung und dem Arbeitskreis Soziale Fachdienste erstellt.

Der Bericht befasst sich in diesem Jahr besonders mit dem demografischen Wandel, der seine Auswirkungen auch in der Stadt Sulzbach zeigt. Er liefert Fakten und Hinweise für das Handeln von Politik und Verwaltung, Vereinen und Bürgerinitiativen.

Ich wünsche, dass der Sozialbericht 2008 ein breites Interesse findet, die Diskussion um die Stadtentwicklung belebt und mit dem bereit gestellten Material an vielen Orten in der Stadt weiter gearbeitet wird.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Werner Zimmer, Bürgermeister

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Vorwort und Dank

Der „Sozialbericht 2008 für die Stadt Sulzbach“ will im Kontext der vielfältigen Initiati- ven in der Stadt Sulzbach wieder Material für die soziale Stadtentwicklung bereit stel- len.

Der Bericht liefert Daten, stellt Zusammenhänge her und gibt Handlungsempfehlungen. Er wurde wieder in bewährter Weise arbeitsteilig von der Projektgruppe „Sozialberichterstat- tung“ in Kooperation mit dem Diplom-Soziologen Achim Ickler erstellt.

Es ist der fünfte Sulzbacher Sozialbericht, der an den Sozialberichten 2004 bis 2007 an- knüpft und dem im jährlichen Abstand weitere Sulzbacher Sozialberichte folgen sollen.

Die Berichte werden jeweils Mitte des Jahres bei einem Sozialpolitischen Forum vor- gestellt und diskutiert – so dass ein kontinuierlicher Prozess entsteht.

Der Sozialbericht ist wieder als Mikroprojekt im Rahmen des Programms „LOS – Lokales Kapital für soziale Zwecke“ und somit im Kontext der sozialen Stadt(teil)entwicklung entstan- den.

Wir wünschen uns , dass der Sozialbericht 2008 von allen wichtigen Akteuren im Stadtrat, in der Stadtverwaltung und anderen Behörden, in den Sulzbacher Sozial-, Kultur- und Bil- dungseinrichtungen sowie von allen für die Zukunft ihrer Stadt engagierten Bürgerinnen und Bürgern zur Kenntnis genommen und damit weiter gearbeitet wird.

Die Projektgruppe „Sozialberichterstattung“ ist an Rückmeldungen interessiert und steht über das Sozialpolitische Forum am 18.06.2008 hinaus gerne für Gespräche und weitere Informa- tionen zur Verfügung.

Wir bedanken uns bei allen, die zur Erstellung dieses Berichtes beigetragen und uns in vielfältiger Weise unterstützt haben, insbesondere

- bei der LOS-Regiestelle und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für das Bereitstellen von Fördermitteln aus dem Europäischen Sozialfonds / ESF, - bei der Stadt Sulzbach und den MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung, die uns Daten zur Verfügung gestellt haben, - beim Regionalverband Saarbrücken und den MitarbeiterInnen des Jugendamtes, die uns in verschiedener Weise unterstützt haben - sowie bei den AutorInnen einzelner Berichtsteile.

Sulzbach, im Juni 2008

Die Mitglieder der Projektgruppe „Sozialberichterstattung“:

Claudia Hargesheimer, Fred Herger, Steffi Lamping, Albert Ottenbreit

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Projektgruppe „Sozialberichterstattung“ und KooperationspartnerInnen im Zeitraum Juli 2007 - Juni 2008

Der Sozialbericht 2008 wurde im Rahmen eines LOS - Mikroprojektes von der Projektgruppe „Sozialberichterstattung Sulzbach“ in Kooperation mit dem Diplom-Soziologen Achim Ickler, Kleinblittersdorf im Rahmen der Kooperationsstelle „Soziale Stadtentwicklung Sulzbach“ erar- beitet. Die Kooperationsstelle „Soziale Stadtentwicklung Sulzbach“ ist eine gemeinsame Arbeits- struktur der Stadt Sulzbach und des Arbeitskreises „Soziale Fachdienste Sulzbach“, welche das Sulzbacher Netzwerk für soziale Stadtentwicklung koordiniert (Kontakt und weitere Infor- mation: Fred Herger und Albert Ottenbreit).

Projektgruppe „Sozialberichterstattung“

Claudia Hargesheimer Projekt „Haus der Kulturen Sulzbach“ Stadtteilbüro, Zur Seilscheibe 1, 66280 Sulzbach Telefon: 06897 – 95 20 93 1, E-Mail: [email protected]

Fred Herger Stadtteilbeauftragter “Soziale Stadt Sulzbach” Stadtteilbüro, Zur Seilscheibe 1, 66280 Sulzbach Telefon: 06897 – 95 20 93 0, E-Mail: [email protected]

Steffi Lamping MOBiL-Jugendberatung Sulzbach /Diakonisches Werk an der Saar gGmbH Sulzbachtalstr. 94, 66280 Sulzbach Telefon: 06897 – 52876, E-Mail: [email protected]

Albert Ottenbreit GemeinWesenArbeit Sulzbach / Caritasverband Saarbrücken e. V. Grubenstr. 9, 66280 Sulzbach Telefon: 06897 – 84 10 66, [email protected]

Emin Sahin (bis Dezember 2007) Jugendamt des Stadtverbandes Saarbrücken, Jugendhilfeplanung Heuduckstr. 1, 66117 Saarbrücken Telefon: 0681 – 506 – 5109, [email protected]

AutorInnen einzelner Kapitel des „Sozialberichts 2008“:

Achim Ickler Diplom-Soziologe, Kleinblittersdorf [email protected]

Kapitel I. Sulzbacher Sozial-Daten und II.2. Demographische Entwicklung

Anne Maurer und Michaela Feld Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Kapitel I.4. Jugendhilfe

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Teil I

Sulzbacher Sozial – Daten

1. Bevölkerung

1.1 Bevölkerungsentwicklung 1.2 Bevölkerungsstruktur 1.2.1 Geschlecht 1.2.2 Nationalität, Herkunft und Migrationshintergrund 1.2.3 Altersstruktur der Sulzbacher Bevölkerung 1.3 Fazit

2. Beschäftigung und Erwerbslosigkeit

2.1 Entwicklungen in der Gesamtstadt 2.1.1 Beschäftigung 2.1.2 Erwerbslosigkeit 2.2 Entwicklungen in Stadtteilen und Quartieren 2.2.1 Stadtteile 2.2.2 Quartiere 2.3 Die Gruppe der Langzeitarbeitslosen 2.4 Fazit

3. Soziale Grundsicherung nach SGB XII

3.1 Entwicklung und aktueller Stand 3.2 Leistungsarten nach SGB XII 3.3 Fazit

4. Jugendhilfe

4.1 Rahmenbedingungen des Sozialen Dienstes des Jugendamtes 4.2 Aufgaben des Sozialen Dienstes 4.3 Vernetzung im Sozialraum Sulzbach

5. Bildung

5.1 Kindertageseinrichtungen 5.2 Schulen 5.2.1 Grundschulen 5.2.2 Weiterführende Schulen

6. Zusammenfassung

6.1 Gesamtstadt 6.2 Stadtteile

6 1. Bevölkerung

1.1 Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsentwicklung Sulzbach 1997- 2006

20000

19500

19000

18500

Einwohner 18000

17500

17000 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Quelle: Statistisches Landesamt

Die Einwohnerzahl ist wie auch in den vergangenen Jahren rückläufig und hat gegenüber dem Vorjahr um weitere 104 Personen abgenommen. Damit hat Sulzbach in den vergange- nen 10 Jahren ca. 1.290 Einwohner verloren, was einem Rückgang um 6,6 % entspricht. Im gleichen Zeitraum ist übrigens die Bevölkerung des Regionalverbandes Saarbrücken um 4,6 % und die des Saarlandes um 3,5 % gesunken. Sulzbach muss sich also mit einem stärke- ren Schrumpfungsszenario auseinandersetzen als das Umland.

Innerhalb des Regionalverbandes Saarbrücken lassen sich drei Tendenzen unterscheiden: 1. Stagnation bzw. leichte Zunahme: Kleinblittersdorf, , , Püttlin- gen 2. Abnahme: Saarbrücken 3. deutliche Abnahme: , , Sulzbach, Großrosseln, Völklingen

Will man Aussagen über die kleinräumige Bevölkerungsentwicklung innerhalb der Stadt Sulzbach tätigen, kann auf die Daten des Einwohnermeldeamtes zurückgegriffen werden. Wie bereits in den vergangenen Sozialberichten lassen sich diese Daten nicht unmittelbar mit denen des Statistischen Landesamtes zusammenführen, da letztere Behörde die von den Meldeämtern gelieferten Roh-Daten um systematische Fehler bereinigt und veröffent- licht. Zur Betrachtung der einzelnen Stadtteile sind die Rohdaten allerdings unverzichtbar. In diesem Sozialbericht liegen sie nunmehr in der dritten Fortschreibung vor.

Bevölkerungsentwicklung nach Stadtteilen 2005- 2007 2005 2006 2007 Sulzbach 7.222 7.227 7.137 Altenwald 3.482 3.449 3.421 Brefeld 520 525 504 Hühnerfeld 2.190 2.193 2.151 Neuweiler 3.959 3.968 3.916 Schnappach 566 558 543 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

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Wie die Tabelle zeigt, verzeichnen gegenüber 2005 durchweg alle Stadtteile einen Rückgang der Einwohnerzahlen, welcher sich gleichmäßig verteilt. Nachdem die Bevölkerung zwischen 2005 und 2006 stagnierte, ist von 2006 auf 2007 ein vergleichsweise deutlicherer Rückgang zu verzeichnen.

Gesamtwanderung 2007 Anfangsbestand 17.823 Geburten 120 Sterbefälle 245 Zuzüge 880 Wegzüge 943 Endbestand 17.635 Saldo Geburten / Sterbefälle -125 Saldo Wanderungen -63 Saldo gesamt -188 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

Generell lässt sich die Aussage treffen, dass die Bevölkerung einer Gebietseinheit sich über zwei Bestimmungsgrößen verändert: die natürliche Bevölkerungsbewegung sowie die Migra- tion.

Erstere bezeichnet die Zahl der Geburten im Vergleich zu den Sterbefällen innerhalb eines Zeitraums. Diese ist negativ, wenn mehr Menschen sterben als im gleichen Zeitraum Kinder geboren werden. Die durch den Sterbefall verloren gegangene Population wird über Gebur- ten nur noch teilweise ersetzt. Steigende Lebenserwartung verzögert zwar die Bevölke- rungsschrumpfung, kann sie aber, da der Sterbefall schließlich doch eintritt, nicht verhindern. Die Zahl der Geburten ging in den alten Bundesländern seit Ende der 60er Jahre zurück (der sog. Pillenknick). In der ehemaligen DDR waren die Geburtenzahlen bis zur Wiedervereini- gung stets höher als im Westen. Seit den 90er Jahren ist in Ostdeutschland jedoch ein Ein- bruch der Geburtenzahlen festzustellen. Mitte der 90er sanken die Raten noch unter Westni- veau. Seit den 70er Jahren gilt für Deutschland ein Sterbeüberschuss. Im Jahr 2005 betrug dieser Überschuss auf gesamtdeutscher Ebene 143.000 Personen.

Die natürliche Bevölkerungsbewegung bezogen auf die Stadt Sulzbach in den vergangenen 10 Jahren gibt die nachfolgende Tabelle wider.

Natürliche Bevölkerungsbewegung 1997- 2006 Geburten Sterbefälle Saldo 1997 185 280 -95 1998 165 265 -100 1999 142 260 -118 2000 157 261 -104 2001 137 277 -140 2002 134 231 -97 2003 137 249 -112 2004 136 263 -127 2005 114 234 -120 2006 132 236 -104 -1.117 Quelle: Statistisches Landesamt

Die Tabelle zeigt, dass die Zahl der Sterbefälle leicht sinkt. Die Geburtenzahlen sind etwas rückläufig. Im Durchschnitt sterben in der Stadt Sulzbach etwa 100 Personen mehr als über Geburten ersetzt werden. Der größte Teil des Einwohnerrückgangs der vergangenen 10 Jah- re ist demzufolge über natürliche Bevölkerungsbewegung erklärbar. Für die kommenden

8 Jahre und Jahrzehnte ist in der BRD nach herrschender Meinung nicht zu erwarten, dass die Geburtenrate signifikant ansteigt. Auf kommunaler Ebene kann diese Größe nur über den Zuzug von jungen Familien indirekt gesteuert werden.

Der Sterbeüberschuss allein führt noch nicht automatisch zu einer schrumpfenden Gesamt- bevölkerung. Zu einem Schrumpfungsszenario kommt es dann, wenn die natürliche Bevölke- rungsschrumpfung nicht über Wanderung oder Migration ausgeglichen werden kann. Bis zur Jahrtausendwende wurde er auf gesamtdeutscher Ebene durch ein Zuwanderungsplus aus- geglichen. Seit 2000 jedoch liegen die Verluste durch den Sterbefallüberschuss höher als die Zuwanderungsgewinne. So wanderten im Jahr 2005 nur noch 79.000 Personen mehr zu als ab. Da, wie oben bereits erwähnt, im gleichen Jahr der Überschuss an Sterbefällen 143.000 Personen betrug, ergibt sich unter dem Strich ein Minus von 64.000 Personen.

Solche für die gesamten Bundesrepublik erhobenen Trends sind auf kommunaler Ebene weniger aussagekräftig. Anders als bei der natürlichen Bevölkerungsbewegung finden sich bei Wanderungen nämlich erhebliche regionale und kommunale Unterschiede.

Zunächst können mehrere Arten von Wanderungsströmen unterschieden werden. Grund- sätzlich sind drei Wanderungsströme von Bedeutung. Betrachtet wird jeweils der Zeitraum der letzten 10 Jahre.

1. die Außenwanderung, d.h. die Bilanz der Zu- und Fortzüge aus Sulzbach gegenüber dem Ausland 2. die Binnenwanderung über die Landesgrenze, d.h. die Bilanz der Zu- und Fortzüge aus Sulzbach über das Saarland hinaus in den Rest der BRD 3. die Binnenwanderung innerhalb der Landesgrenze, d.h. die Bilanz der Zu- und Fort- züge aus Sulzbach innerhalb des Saarlandes

Die Stadt Sulzbach weist gegenüber dem Ausland eine sehr ausgeglichene Wanderungsbi- lanz auf. In den vergangenen Jahren seit 1997 sind insgesamt lediglich acht Personen mehr zu- als abgewandert. Was die Binnenwanderung über die saarländische Landesgrenze an- belangt, so sieht die Bilanz jedoch negativer aus. In den vergangenen Jahren seit 1997 sind 144 Personen mehr aus Sulzbach fortgezogen wie aus anderen Bundesländern nach Sulz- bach zugezogen. Damit liegt Sulzbach auf gleicher Höhe mit dem landesweiten Trend. Im gleichen Zeitraum hat das Saarland insgesamt 9.082 Personen durch Fortzüge in andere Bundesländer verloren. Dies kann als Anhaltspunkt für eine eher geringe Attraktivität des Saarlandes als Wohnstandort gewertet werden. Was schließlich die Binnenwanderungs- ströme innerhalb des Saarlandes angeht, so verläuft diese Entwicklung für Sulzbach negativ. Seit 1997 sind 196 Personen mehr aus Sulzbach in das übrige Saarland ab- als zugewan- dert. Dies kann als Anhaltspunkt dafür herhalten, dass innerhalb des Saarlandes Sulzbach für ‚umzugswillige Saarländer’ weniger attraktiv ist als andere saarländische Städte und Ge- meinden. Betrachtet man die nächsthöhere Ebene, den Regionalverband Saarbrücken, so weist auch dieser in den vergangenen Jahren zusammengenommen eine negative Bilanz auf, jedoch ist diese auf die Gesamteinwohnerzahl gesehen weniger stark ausgeprägt. So hat der gesamte Regionalverband seit 1997 insgesamt 560 Personen an das restliche Saar- land verloren. Man kann also sagen, dass Sulzbach als Wohnstandort innerhalb des Regio- nalverbandes Saarbrücken weniger attraktiv ist als andere Gemeinden. Alle Wanderungsar- ten zusammengenommen ergibt sich für die Stadt Sulzbach ein Wanderungsdefizit von 332 Personen.

Für Sulzbach kann resümierend also folgendes festgehalten werden: In der Zeitreihe lässt sich die Bevölkerungsschrumpfung in erster Linie über den Sterbeüberschuss erklären. Dar- über hinaus verschärft sich die Situation durch die Wanderungsströme zusätzlich. Aufgrund des Zusammenwirkens dieser beiden Faktoren kommt es zur deutlicheren Abnahme der Gesamtbevölkerung. In 2007 ist die Bevölkerungszahl weiter zurückgegangen, was sowohl auf einen Überschuss an Sterbefällen (-125 Personen) als auch auf einen Fortzugsüber- schuss (-63 Personen) zurückzuführen ist. Auch künftige Prognosen gehen von einer konti- nuierlichen Entwicklung in diese Richtung aus.

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1.2 Bevölkerungsstruktur

1.2.1 Geschlecht

Bevölkerung nach Stadtteilen und Geschlecht (Stand: Sep 2007) davon weiblich gesamt Anzahl in % Sulzbach 7.137 3.694 51,8 Altenwald 3.421 1.726 50,5 Brefeld 504 237 47,0 Hühnerfeld 2.151 1.108 51,5 Neuweiler 3.916 2.105 53,8 Schnappach 543 257 47,3 gesamt 17.672 9.127 51,6 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

Der leichte Frauenüberschuss über die Stadtteilgrenzen hinweg wurde bereits in den ver- gangenen Sozialberichten angesprochen. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Verhält- nisse nur marginal verschoben. Den deutlichsten Frauenüberschuss findet man im Stadtteil Neuweiler, was über den dort höheren Anteil an älteren und alten Menschen erklärt werden kann. Hier schlägt die höhere Lebenserwartung von Frauen durch. In den beiden kleinsten Stadtteilen Brefeld und Schnappach liegt die Zahl der männlichen Einwohner wie bereits in den vergangenen Jahren über der der weiblichen. Da tendenziell mehr Jungen geboren wer- den, könnte die Erklärung hierfür in einem höheren Anteil an jüngeren Bevölkerungsgruppen gesucht werden. Beide Stadtteile sind allerdings zahlenmäßig so klein, dass sie sich auf dem Niveau der Gesamtstadt nicht sonderlich stark auswirken.

1.2.2 Nationalität, Herkunft und Migrationshintergrund

Über die Problematik zu den im Folgenden präsentierten Daten wurde bereits in den vergan- genen Sozialberichten ausführlich hingewiesen. Daher sei an dieser Stelle lediglich der Hin- weis darauf gegeben, dass es mittlerweile Überlegungen gibt, wie die reale ethnische Vielfalt der deutschen Gesellschaft adäquater erfasst werden kann. Ein Ansatz für diese neue Be- trachtungsweise ist der Mikrozensus 2005. Dieser kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund etwa doppelt so hoch ist wie die der erfassten Aus- länder. Auf gesamtdeutscher Ebene ist damit etwa jede/r Fünfte ausländischer Herkunft, in den städtischen Ballungsgebieten liegt ihr Anteil z.T. noch wesentlich darüber. Dabei stellen die staatsbürgerschaftlich Deutschen mit Migrationshintergrund mit 52 % aller Personen mit Migrationshintergrund sogar die größte Gruppe innerhalb der Migrantenbevölkerung dar. Wird nach persönlicher Migrationserfahrung differenziert, ergeben sich weitere Unterschei- dungen: 21 % aller Menschen mit Migrationshintergrund haben ungeachtet ihrer Staatsan- gehörigkeit keine eigenen Erfahrungen mit Migration gemacht. Dies sind die Kinder von ein- gebürgerten oder ausländischen Eltern sowie diejenigen Kinder, bei denen nur ein Elternteil Ausländer, Aussiedler oder Eingebürgerter ist.

Nimmt man in Ermangelung besserer Daten die in Sulzbach ansässige staatsbürgerschaft- lich ausländische Bevölkerung, so ergibt sich laut den Berechnungen des Statistischen Lan- desamtes folgende Entwicklung.

10 Entwicklung der ausländischen Bevölkerung 1997- 2006 davon Ausländer Einwohner Anzahl in % 1997 19.417 2.086 10,7 1998 19.205 2.011 10,5 1999 19.099 2.059 10,8 2000 19.005 2.031 10,7 2001 18.970 2.083 11,0 2002 18.915 2.139 11,3 2003 18.637 2.067 11,1 2004 18.356 2.079 11,3 2005 18.232 2.052 11,3 2006 18.128 2.057 11,3 Quelle: Statistisches Landesamt

Die Tabelle zeigt, dass die absolute Zahl der in Sulzbach lebenden AusländerInnen nahezu gleich geblieben ist. Dies passt auch in das eingangs erwähnte Bild der Außenwanderungs- bilanzen der Stadt Sulzbach gegenüber dem Ausland. Aufgrund der kontinuierlich schrump- fenden Zahl der Gesamtbevölkerung steigt ihr Anteil leicht an und liegt seit 2001 über 11 %.

Ausländische Bevölkerung nach Herkunftsland Anzahl Anteil in % Türkei 472 35,7 Italien 359 27,2 Serbien und Montenegro 83 6,3 Frankreich 62 4,7 Bosnien und Herzegowina 48 3,6 Sri Lanka 46 3,5 Polen 26 2,0 Thailand 21 1,6 Russische Föderation 18 1,4 Rumänien 13 1,0 Österreich 12 0,9 Kasachstan 11 0,8 Irak 9 0,7 Ukraine 9 0,7 Portugal 8 0,6 Slowakei 7 0,5 Ungarn 7 0,5 Brasilien 7 0,5 Griechenland 7 0,5 Schweden 6 0,5 Schweiz 6 0,5 Pakistan 6 0,5 Bulgarien 6 0,5 Kongo 6 0,5 Kroatien 4 0,3 Indonesien, einschl. Irian Jaya 5 0,4 Iran, Islam. Republik 5 0,4 Marokko 5 0,4 Spanien 4 0,3 Mazedonien 4 0,3 China, einschl. Tibet 3 0,2

11 Luxemburg 3 0,2 Niederlande 3 0,2 Kamerun 2 0,2 Serbien 2 0,2 Vereinigte Staaten, auch USA 2 0,2 Vereinigtes Königreich 2 0,2 Weißrussland (Belarus) 2 0,2 Armenien 2 0,2 Gambia 1 0,1 Japan 1 0,1 Jordanien 1 0,1 Trinidad und Tobago 1 0,1 Tschechische Republik 1 0,1 Tunesien 1 0,1 Syrien, Arabische Republik 1 0,1 Taiwan 1 0,1 Argentinien 1 0,1 Philippinen 1 0,1 Belgien 1 0,1 Nigeria 1 0,1 Korea, Republik 1 0,1 Indien, einschl. Sikkim und Gôa 1 0,1 Litauen 1 0,1 ungeklärt 3 0,2 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

Die ausländische Bevölkerung setzt sich, wie die Tabelle zeigt, aus insgesamt 54 Nationali- täten zusammen, wobei die meisten von ihnen jedoch nur marginal vertreten sind. Die größte hier ansässige Gruppe stellen die Türken dar, gefolgt von den Italienern. Dies spiegelt das klassische Einwanderungsszenario aufgrund der Anwerbung der sog. Gastarbeiter in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wider. Insbesondere im Saarland wurden aufgrund der industriellen Vergangenheit besonders Türken und Italiener in den 50er und 60er Jahren angeworben. Nach dem Anwerbestopp 1973 blieb der größte Teil dieser Menschen bzw. holte die Familien nach Deutschland nach. Türken und Italiener stellen zusammengenom- men etwa zwei Drittel aller in Sulzbach lebenden Ausländer. Es folgen mehrere ethnische Gruppen aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie eine größere Gruppe von Franzosen. E- benfalls von Bedeutung ist eine in Sulzbach lebende Gruppe von Tamilen, welche hier mit dem Hindutempel in Sulzbach-Altenwald ein im südwestdeutschen Raum überregional be- kanntes Zentrum aufgebaut hat.

Die Migrantenbevölkerung verteilt sich, wie die nachfolgende Tabelle zeigt, sehr unterschied- lich über die einzelnen Stadtteile. Der Passus Migrantenbevölkerung umfasst in diesem Fall die Personen mit ausländischer sowie die mit doppelter Staatsangehörigkeit.

12 Bevölkerung Stadt Sulzbach (Stand: Feb 2008) davon AusländerInnen gesamt Anzahl in % Altenwald 3.457 324 9,4 Brefeld 493 144 29,2 Hühnerfeld 2.220 180 8,1 Neuweiler 4.072 160 3,9 Schnappach 563 67 11,9 Sulzbach 7.316 1.284 17,6 gesamt 18.121 2.159 11,9 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

Der Tabelle ist zu entnehmen, dass die Mehrzahl der ausländischen Sulzbacher Bevölke- rung im Stadtteil Sulzbach lebt, insgesamt ca. 63 % aller Ausländer. Brefeld weist ebenfalls einen überdurchschnittlichen Anteil an v.a. türkischstämmigen Ausländern auf. Niedrig ist ihr Anteil in Hühnerfeld, insbesondere aber in Neuweiler.

Im Folgenden sollen die beiden größten ausländischen Gruppen, Türken und Italiener, hin- sichtlich ihrer Verteilung über die Stadtteile genauer beleuchtet werden.

Verteilung der türkischen Bevölkerung über die Ortsteile (Stand: Feb 2008) Anz. in % Sulzbach 296 62,4 Altenwald 19 4,0 Brefeld 113 23,8 Neuweiler 1 0,2 Hühnerfeld 35 7,4 Schnappach 10 2,1 474 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

Die Tabelle zeigt, dass knapp zwei Drittel aller in der Stadt Sulzbach lebenden Türken im Stadtteil Sulzbach selbst leben. Daneben findet sich die bereits erwähnte türkische Gemein- de in Brefeld.

Verteilung der italienischen Bevölkerung über die Ortsteile (Stand: Feb 2008) Anzahl in % Sulzbach 224 58,3 Altenwald 107 27,9 Brefeld 2 0,5 Neuweiler 17 4,4 Hühnerfeld 19 4,9 Schnappach 15 3,9 384 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

Insgesamt ist die italienische Gemeinde etwas anders über die Stadtteile verteilt als die tür- kische. Auch unter den Italienern lebt die größte Gruppe im Stadtteil Sulzbach. Daneben wohnt ein beträchtlicher Teil der aus Italien stammenden Menschen in Altenwald, wo es ver- gleichsweise wenige Türken gibt. Umgekehrt ist es in Brefeld, wo viele Türken, aber nur sehr wenige Italiener leben.

13 1.2.3 Altersstruktur der Sulzbacher Bevölkerung

Der demographische Wandel bewirkt nicht nur, dass die Bevölkerung schrumpft, sondern auch, dass sich die Altersgruppenanteile verändern. Da die Lebenserwartung steigt und we- nige Kinder geboren werden, wird die Bevölkerung insgesamt älter.

Bevölkerung Stadt Sulzbach nach ausgewählten Jahrgängen 0 bis 15 Jahre 15 bis 65 Jahre über 65 Jahre 1997 2.936 12.962 3.519 1998 2.870 12.814 3.521 1999 2.827 12.700 3.572 2000 2.770 12.574 3.590 2001 2.748 12.565 3.657 2002 2.673 12.493 3.749 2003 2.572 12.296 3.769 2004 2.474 12.038 3.844 2005 2.362 11.929 3.941 2006 2.302 11.816 4.010 Quelle: Statistisches Landesamt

Die Tabelle zeigt, dass die Altersgruppe unter 15 Jahren in den letzten 10 Jahren deutlich abgenommen hat. Der Rückgang liegt bei 634 Personen oder 21,6 %, das ist mehr als jede/r Fünfte. Eine Abnahme findet sich auch in der Gruppe der Bevölkerung im potentiellen Er- werbsalter zwischen 15 und 65 Jahren. Hier beträgt der Rückgang 1.146 Personen oder 8,8 %. Starke Zuwächse finden sich indes in der Gruppe der älteren Menschen über 65 Jahre. Deren Anteil stieg um 491 Personen oder 14,0 %.

Aus den o.g. Altersklassen leiten sich drei Quotienten ab, welche oft zur Beschreibung de- mographischer Entwicklungen herangezogen werden: 1. Der Altenquotient: Er beschreibt den Anteil der Menschen im Rentenalter im Ver- gleich zur Bevölkerung im potentiellen Erwerbsalter, d.h. wie viele Personen im Ru- hestand auf 100 potentielle Erwerbspersonen kommen 2. Der Jugendquotient: Er beschreibt den Anteil der unter 15 Jährigen im Vergleich zur Bevölkerung im potentiellen Erwerbsalter, d.h. wie viele Kinder und Jugendliche auf 100 potentielle Erwerbspersonen kommen 3. Die Abhängigenquote: Sie beschreibt den Anteil der unter 15 Jährigen und den der RentnerInnen im Vergleich zur Bevölkerung im potentiellen Erwerbsalter, d.h. die durchschnittliche Anzahl derjenigen, die als i.d.R. nicht Erwerbstätige 100 Personen im potentiellen Erwerbsalter gegenüberstehen

Quotientenentwicklung in Sulzbach 1997-2006 Altenquotient Jugendquotient Abhängigenquote 1997 27,1 22,7 49,8 1998 27,5 22,4 49,9 1999 28,1 22,3 50,4 2000 28,6 22,0 50,6 2001 29,1 21,9 51,0 2002 30,0 21,4 51,4 2003 30,7 20,9 51,6 2004 31,9 20,6 52,5 2005 33,0 19,8 52,8 2006 33,9 19,5 53,4 Quelle: Statistisches Landesamt

14 Der Altenquotient ist in den letzten 10 Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 1997 kamen auf 100 Personen im Erwerbsalter 27 Senioren im Rentenalter. Bis 2006 stieg der Senioren- anteil auf fast 34 Personen.

Der Jugendquotient und damit der Anteil der unter 15 Jährigen geht hingegen leicht zurück. In 2006 kamen auf 100 potentielle Erwerbspersonen zwischen 19 und 20 Kinder und Ju- gendliche. In 1997 waren es noch 23.

Damit steigt auch die Abhängigenquote, die sich aus den beiden anderen Quotienten zu- sammensetzt. Mussten in 1997 100 potentielle Erwerbspersonen noch den Lebensunterhalt für 50 Junge und Alte mit erwirtschaften, so sind es in 2006 bereits 54 Personen, die letztlich von Transferleistungen abhängig sind. Damit steigt die finanzielle Last, die auf dem Bevölke- rungsanteil im potentiellen Erwerbsalter liegt. Es wird erwartet, dass der Jugendquotient sich irgendwann auf einem etwas niedrigeren Stand als heute einpendeln wird. Gleichzeitig steigt der Altenquotient weiter an. Unterm Strich wird sich dadurch die Abhängigenquote weiter erhöhen, d.h. der Lebensunterhalt von immer mehr Menschen jenseits des Erwerbsalters muss von immer weniger Erwerbstätigen erwirtschaftet werden.

Bevölkerungsentwicklung ist auf kommunaler Ebene lediglich durch die Anwerbung von jun- gen Familien beeinflussbar. Das bedeutet für die Kommunen, ihre Attraktivität für Familien mit Kindern zu steigern. Die Tabelle zur absoluten Zahl der Kinder unter 15 Jahren in Sulz- bach zeigte einen Rückgang von über 20 % in den letzten 10 Jahren. Noch deutlicher wird dies, wenn man sich die Entwicklung in der Altersklasse unter 10 Jahren ansieht. Diese Klasse fasst die Krippen-, Kita- und Grundschulkinder zusammen.

Entwicklung der Zahl der unter 10-Jährigen Anzahl Saldo 1997 1.880 1998 1.836 -44 1999 1.776 -60 2000 1.705 -71 2001 1.684 -21 2002 1.622 -62 2003 1.523 -99 2004 1.463 -60 2005 1.394 -69 2006 1.399 5 Quelle: Statistisches Landesamt

Zwischen 1997 und 2006 sank die Zahl der Kinder unter 10 Jahren um 25,6 %, das ist mehr als jedes vierte Kind. Anders ausgedrückt: vor 10 Jahren gab es in der Stadt Sulzbach noch knapp 500 Kinder mehr. Auf Saarlandebene sank im gleichen Zeitraum die Zahl der Kinder um 23,3 %. Vor 10 Jahren gab es damit saarlandweit noch knapp 25.000 Kinder mehr (108.645 in 1997, 83.331 in 2006, Quelle: Statistisches Landesamt). Der aktuelle (wie auch der prognostizierte) Kinderanteil liegt in Sulzbach etwas höher als im Landesdurchschnitt.

Obwohl die Tendenzen des Älterwerdens stadtteilübergreifend beobachtbar sind, so gibt es doch deutliche Unterschiede bzgl. der Alterszusammensetzung der einzelnen Stadtteile.

15 Kinderanteile (0 bis 10 Jahre) nach Stadtteilen Anzahl in % Sulzbach 679 9,5 Altenwald 285 8,3 Brefeld 61 12,1 Hühnerfeld 180 8,4 Neuweiler 238 6,1 Schnappach 46 8,5 Stadt Sulzbach 1.489 8,4 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

Der Kinderanteil ist am höchsten in Brefeld, gefolgt von Sulzbach. Besonders niedrig dage- gen ist er in Neuweiler. Die übrigen Stadtteile liegen in etwa auf gesamtstädtischem Niveau. Eine Erklärung für diese ungleiche Verteilung dürfte u.a. im unterschiedlichen Migrantenan- teil liegen. Dort, wo dieser höher ist, ist zu erwarten, dass auch der Kinderanteil höher ist, da die Migrantenbevölkerung insgesamt durchschnittlich wesentlich jünger ist als die einheimi- sche bzw. ihre Geburtenrate höher liegt.

Seniorenanteile (über 66 Jahre) nach Stadtteilen Anzahl in % Sulzbach 1.323 18,5 Altenwald 630 18,4 Brefeld 66 13,1 Hühnerfeld 468 21,8 Neuweiler 944 24,1 Schnappach 74 13,6 Stadt Sulzbach 3.505 19,8 Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach

In Sulzbach und Altenwald liegt der Anteil an Senioren in etwa auf gesamtstädtischer Ebene. In Brefeld und Schnappach liegt er wesentlich niedriger. Aufgrund der geringen Einwohner- zahl haben diese Werte aber weniger Gewicht. In Hühnerfeld, insbesondere aber in Neuwei- ler ist der Seniorenanteil deutlich über dem Durchschnitt. Damit kristallisiert sich Neuweiler als der von den Einwohnern her gesehen älteste Stadtteil heraus. Dort ist mittlerweile fast jede/r Vierte im oder kurz vor dem Rentenalter.

Diese oben gemachten Ausführungen sollten deutlich gemacht haben, dass sich unsere Ge- sellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht etwa am Anfang, sondern mitten in einem rasanten, grundlegenden und qualitativ neuartigen Transformationsprozess befindet, dessen Tragweite gar nicht genug betont werden kann. Das Altern der bundesrepublikanischen Be- völkerung ist indes nicht aufzuhalten, es kann lediglich begrenzt werden. Da aber auf abseh- bare Zeit nicht zu erwarten ist, dass die Geburtenraten steigen, kann der Alterungsprozess nur über Zuwanderung jüngerer Altersgruppen verlangsamt werden. Aus diesem Grund sei abschließend der Altersaufbau der ausländischen Bevölkerung dem der einheimischen ge- genübergestellt.

16 Vergleich der Altersgruppenanteile

80 - 120 Jahre

65 - 79 Jahre

56 - 64 Jahre

40 - 55 Jahre

28 - 39 Jahre Ausländer 18 - 27 Jahre Deutsche

10 - 17 Jahre

6 - 9 Jahre

3 - 5 Jahre

0 - 2 Jahre

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 %

Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Sulzbach, eigene Berechnungen

Die Graphik zeigt, dass die ausländische Bevölkerung durchschnittlich jünger ist als die ein- heimische. Die Anteile in den jüngeren Altersgruppen sind durchweg höher. Ab 40 Jahren jedoch kehren sich die Verhältnisse um und die jeweiligen Anteile in der einheimischen Be- völkerung sind höher. Außer acht lassen darf man bei dieser Betrachtung allerdings nicht, dass auch die ausländische Bevölkerung älter wird und zunehmend ausländische Menschen das Rentenalter erreichen.

Ausländische Bevölkerung Sulzbachs nach ausgewählten Jahrgängen 0 bis 15 Jahre 15 bis 65 Jahre über 65 Jahre 1997 495 1.482 109 1998 458 1.444 109 1999 448 1.490 121 2000 416 1.481 134 2001 413 1.534 136 2002 397 1.563 144 2003 350 1.598 154 2004 314 1.603 162 2005 285 1.598 169 2006 262 1.616 179 Quelle: Statistisches Landesamt

17 Quotientenentwicklung der ausländischen Bevölkerung in Sulzbach Altenquotient Jugendquotient 1997 7,4 33,4 1998 7,5 31,7 1999 8,1 30,1 2000 9 28,1 2001 8,9 26,9 2002 9,2 25,4 2003 9,6 21,9 2004 10,1 19,6 2005 10,6 17,8 2006 11,1 16,2 Quelle: Statistisches Landesamt

In der mittleren Altersgruppe der Bevölkerung im potentiell erwerbsfähigen Alter steigen die Zahlen leicht, eher unwesentlich an. Deutlicher ist der Anstieg in der Gruppe der über 65- Jährigen. Das zeigt, dass auch die ausländische Bevölkerung zunehmend älter wird und ein wachsender Anteil von ihnen mittlerweile das Rentenalter erreicht hat. Dies verdeutlicht auch der Anstieg des Altenquotienten in der zweiten Tabelle. Ein Vergleich mit der Gesamtbevöl- kerung Sulzbachs zeigt indes, dass der Altenquotient bei den Ausländern nach wie vor deut- lich darunter liegt bzw. in der Gesamtbevölkerung in etwa um das Dreifache höher. Unter der Annahme, dass es in dieser Bevölkerungsgruppe kaum Wechsel der Staatsbürgerschaften geben dürfte, kann gemutmaßt werden, dass das Kriterium Staatsangehörigkeit hier die Si- tuation der Migrantenbevölkerung hinreichend genau widerspiegelt. Zudem zeigt die Tabelle, dass sich zum einen die Gruppe der Senioren fast ausschließlich aus Einheimischen zu- sammensetzt, zum zweiten aber sich zunehmend ausländische Personen darunter befinden. Da mit zunehmendem Alter die Mobilität der Menschen schwindet, kann nicht per se davon ausgegangen werden, dass ein beträchtlicher Teil der sog. Gastarbeiter zurück in das Her- kunftsland migriert, um dort den Lebensabend zu verbringen. Daraus folgt, dass der Pflege- bedarf für ausländische Menschen zunehmend steigt, wobei er bis auf weiteres noch durch stabilere familiäre Netzwerke in der eigenethnischen Gruppe aufgefangen werden dürfte.

Anders ist es bei den jüngeren Jahrgängen. Der deutliche Rückgang unter den ausländi- schen Kindern und Jugendlichen sollte zu einem großen Teil darauf zurückzuführen sein, dass die Migrantenkinder und -jugendlichen verstärkt die Möglichkeit nutzen, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Wie der Mikrozensus 2005 bereits zeigte, ist diese Gruppe zum größten Teil ohne eigene Migrationserfahrung, also in Deutschland geboren, und erfüllt die Voraussetzungen zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft. Demzufolge würde die Einführung der Kategorie ‚Personen mit Migrationshintergrund’ vermutlich zu gänzlich anderen Ergebnissen führen.

Vergleicht man den Altersaufbau der deutschen mit dem der türkischen und der italienischen Bevölkerung Sulzbachs, so fällt zunächst auf, dass sich die italienische Bevölkerung in ihrer Zusammensetzung wesentlich stärker der deutschen annähert als es die türkische tut. Bei letzterer ist der Anteil der älteren Menschen nach wie vor gering. Dagegen finden sich erwar- tungsgemäß überdurchschnittlich hohe Anteile im Jugendbereich. Was die unter 10-Jährigen anbelangt, so scheint es, dass die Möglichkeit der Annahme der deutschen Staatsbürger- schaft in stärkerem Maße von den türkischen Migranten als von den italienischen wahrge- nommen wird.

1.3 Fazit

Die Einwohnerzahl ist weiterhin rückläufig. Insgesamt hat Sulzbach in den vergangenen 10 Jahren ca. 1.290 Einwohner verloren, was einem Rückgang um 6,6 % entspricht. Im glei- chen Zeitraum ist die Bevölkerung des Regionalverbandes Saarbrücken um 4,6 % und die des Saarlandes um 3,5 % gesunken. Sulzbach muss sich also generell mit einem stärkeren

18 Schrumpfungsszenario auseinandersetzen als das Umland. Der Einwohnerrückgang betrifft alle Stadtteile in etwa gleichem Maß.

Jährlich sterben etwa 100 Personen mehr als über Geburten ersetzt werden. Der größte Teil des Einwohnerrückgangs ist also über natürliche Bevölkerungsbewegung erklärbar. Hinzu kommen in Sulzbach Wanderungsverluste. Gegenüber dem Ausland ist die Wanderungsbi- lanz sehr ausgeglichen. Was die innerdeutsche Binnenwanderung anbelangt, so fällt die Bilanz negativ aus. Auch innerhalb des Saarlandes verläuft diese Entwicklung für Sulzbach negativ.

Die absolute Zahl der in Sulzbach lebenden AusländerInnen ist in den letzten 10 Jahren na- hezu gleich geblieben und liegt leicht über 11 %. Die größte hier ansässige Gruppe stellen die Türken dar, gefolgt von den Italienern. Beide zusammen stellen etwa zwei Drittel aller in Sulzbach lebenden Ausländer.

Da die Lebenserwartung steigt und wenige Kinder geboren werden, wird die Bevölkerung insgesamt älter. Die jüngeren und mittleren Altersjahrgänge gehen mehr oder minder deut- lich zurück. Starke Zuwächse finden sich indes in der Gruppe der älteren Menschen über 65 Jahre. Der Anteil von Kindern und alten Menschen variiert über die Stadtteile, anteilsmäßig leben die meisten alten Menschen in Hühnerfeld und Neuweiler, während in Brefeld und Sulzbach anteilig die meisten Kinder leben.

2. Beschäftigung und Erwerbslosigkeit

„Die Arbeitsmarktentwicklung wird weiter von der guten Konjunktur getragen. Die Arbeitslo- sigkeit ist im März deutlich gesunken. Die Beschäftigung wächst weiter und die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bleibt auf hohem Niveau“, erklärte der Vorstandsvor- sitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank - J. Weise in einer Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit vom 01. April 2008. Vergleichbare Worte sind seit Monaten den Pressemeldungen zu entnehmen.

Wer sollte daran zweifeln, dass sich das Land derzeit in einer konjunkturellen Hochphase, dem vielzitierten Aufschwung befindet? Das folgende Kapitel will beleuchten, wie sich die bundesweite Entwicklung vor Ort ausgewirkt hat, d.h. es werden Daten zur Gesamtstadt Sulzbach, über die einzelnen Stadtteile sowie ausgewählte Sulzbacher und Altenwalder Quartiere präsentiert. Zu diesem Zweck werden der Stadt Sulzbach von der BA Nürnberg jährlich kleinräumige detaillierte Daten zur Arbeitslosigkeit geliefert. Im September 2007 er- folgte die dritte Datenlieferung und es ist möglich, Strukturen auf Stadtteil- und Quartiers- ebene in ihrem zeitlichen Verlauf abzubilden.

Daneben soll gezeigt werden, dass die aktuelle konjunkturelle Situation komplexere Auswir- kungen auf kommunaler Ebene zeigt als gemeinhin angenommen. Differenziert man die Gruppe der arbeitslosen Sulzbacherinnen und Sulzbacher nach besonderen Strukturmerk- malen, wird deutlich, dass nicht alle Gruppen von Arbeitslosen von den positiven Entwick- lungen profitieren konnten. Auch das Verhältnis von Arbeitslosengeld I zu Arbeitslosengeld II verlangt nach kritischem Hinterfragen.

2.1 Entwicklungen in der Gesamtstadt

2.1.1 Beschäftigung

Grundsätzlich ist zwischen Beschäftigten nach Wohnort und Beschäftigten nach Arbeitsort zu unterscheiden. Ersteres beziffert die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihren Wohnsitz in Sulzbach haben, unabhängig davon, wo sie arbeiten, letzteres die Zahl der

19 in Sulzbach Beschäftigten unabhängig von ihrem Wohnsitz, bzw. die Zahl der besetzten Ar- beitsplätze.

Insgesamt besteht in Sulzbach ein Überhang von Einpendlern gegenüber den Auspendler in einer Höhe von ca. 1.150 Personen. Die Stadt verdankt dies im Wesentlichen den größeren Industrieansiedlungen im Industriegebiet Sulzbach-Neuweiler.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Wohnort 1996- 2007 1996 5.839 1997 5.763 1998 5.750 1999 5.701 2000 5.703 2001 5.752 2002 5.722 2003 5.597 2004 5.496 2005 5.314 2006 5.272 2007 5.339 Quelle: BA Nürnberg

Während die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen zwischen 1996 und 2007 insgesamt leicht zurückgegangen ist, meldet die BA Nürnberg für 2007 einen An- stieg um 67 Personen gegenüber dem Vorjahreswert. Gleiches gilt für die Gruppe der unter 25-Jährigen. Auch dort stieg die Zahl in 2007 gegenüber 2006 an.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Arbeitsort 1996- 2007 1996 7.750 1997 7.641 1998 7.709 1999 7.900 2000 7.997 2001 7.983 2002 7.905 2003 7.658 2004 7.584 2005 7.461 2006 6.329 2007 6.526 Quelle: BA Nürnberg

Vergleichbar verhält es sich mit der Beschäftigung nach dem Arbeitsort. Diese geht seit 2000 nahezu kontinuierlich zurück. Insbesondere zwischen 2005 und 2006 ist ein spürbarer Rück- gang um über 1.100 Personen feststellbar. In 2007 dagegen stieg ihre Zahl um knapp 200 leicht an.

20 2.1.2 Erwerbslosigkeit

Die Entwicklung der Erwerbslosigkeit soll im Folgenden auf mehreren Ebenen diskutiert wer- den: • die Entwicklung der Erwerbslosenzahlen und -quoten insgesamt • die Entwicklung der Erwerbslosigkeit nach SGB III, also der Kreis der Erwerbslosen, wel- cher im allgemeinen Anspruch auf das Arbeitslosengeld 1 hat • die Entwicklung der Erwerbslosigkeit nach SGB II, also die BezieherInnen von Arbeitslo- sengeld 2 (erwerbsfähige Hilfebedürftige) und die mit ihnen in Bedarfsgemeinschaften (BG) lebenden Personen

Quer dazu werden die Entwicklungen in bestimmten, unter arbeitsmarktpolitischen Gesichts- punkten zusammengefassten Gruppen (unter 25- Jährige, über 55- Jährige, Langzeitarbeits- lose) dargestellt.

An dieser Stelle muss auf folgenden Umstand hingewiesen werden: Die Erwerbslosenquoten beziehen sich bei allen im Folgenden präsentierten Berechnungen auf die abhängig Be- schäftigten. Sie liegen damit tendenziell etwas höher, als wenn man zusätzlich die Zahl der Selbständigen, Beamten sowie der Wehr- und Zivildienstleistenden mit einbeziehen würde. Zum einen ist dies die übliche Berechnungsweise und zum anderen sind insbesondere, wenn es um Stadtteil- bzw. Quartiersberechnungen geht, letztere Zahlen nicht bekannt und kaum schätzbar.

Insgesamt ist die Erwerbslosenquote in Sulzbach im September 2007 gegenüber dem Vor- jahreswert um 2,7 Prozentpunkte auf 15,9 % gesunken. Damit liegt sie noch unter dem Wert von 2005 mit 16,7 %. Diese Entwicklung ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: 1. dem Anstieg der Zahlen im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung 2. dem Rückgang der Erwerbslosenzahlen sowohl im SGB III als auch im SGB II

Arbeitslose insgesamt 2005- 2008

1360 1320 1280 1240 1200 1160 1120 1080 1040 1000 960 920 880 840 800

5 5 6 6 6 7 7 8 0 0 0 0 0 n l 0 t 05 r l 0 n pr 05 k p u an 07 pr 08 Ja A Ju O Jan 06 A J Okt J Apr 07 Jul 0 Okt Ja A

Quelle: BA Nürnberg

Wie die Graphik zeigt, ist die absolute Zahl der Arbeitslosen in 2007 gegenüber 2005 und 2006 rückläufig. Seit Herbst letzten Jahres ist sie erstmals seit Beginn von Hartz IV unter die Marke von 1.000 Personen gesunken.

21 Arbeitslose unter 25-Jährige 2005- 2008

250

200

150

100

50

0

6 6 6 7 7 7 05 0 06 0 0 0 l t 05 r 0 l 07 r l 0 u n u n p Jan 05 Apr 05 J Ok Ja Ap J Okt Ja A Ju Okt Jan 08 Apr 08

Quelle: BA Nürnberg

Insbesondere in der Gruppe der unter 25-Jährigen haben sich die Zahlen gegenüber 2005 mehr als halbiert. Sie liegen seit dem Herbst 2007 konstant unter 100 Personen. Nach § 3 Abs. 2 SGB II sind erwerbsfähige Hilfebedürftige, die das 25 Lebensjahr noch nicht vollendet haben, unverzüglich nach Antragstellung auf Leistungen in eine Arbeit, eine Ausbildung oder eine Arbeitsgelegenheit zu vermitteln. So sank die Zahl der erwerbslosen Jugendlichen we- sentlich stärker als die Zahl der Erwerbslosen insgesamt.

Arbeitslose SGB III 2005- 2007 2005 2006 2007 gesamt 376 282 200 unter 25 74 65 40 Quelle: BA Nürnberg

Unter das SGB III Arbeitsförderung fallen diejenigen Arbeitslosen, die aufgrund vorangegan- gener Beschäftigungszeiten einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben. Sie werden von den Arbeitsagenturen betreut. Hier ist seit der Einführung der Arbeitsmarktreform Hartz IV im Jahr 2005 ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen. Von 2006 auf 2007 sank die Zahl der Arbeitslosen im Bereich des SGB III um 29 %. Gegenüber 2005 hat sich ihre Zahl nahe- zu halbiert. Gleiches ist auch für die Gruppe der unter 25-Jährigen feststellbar.

Diese Zahlen sagen zunächst nichts aus über den Verbleib der Gruppe. Mehrere Erklä- rungsmöglichkeiten sind grundsätzlich denkbar: • die Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung • die Vermittlung in Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen • der Wechsel in das SGB II aufgrund Verlust der Anspruchsberechtigung von Arbeitslo- sengeld I

Nach dem SGB II Grundsicherung für Arbeitssuchende erhalten Personen, die zwischen 15 und 64 Jahre alt, erwerbsfähig und hilfebedürftig sind, Leistungen zur Sicherung ihres Le- bensunterhalts. Sie werden nicht von den Arbeitsagenturen, sondern von den ARGEN be- treut. Hinzu kommen diejenigen, die mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft leben. Neben der Zahl der Erwerbslosen selbst ist also auch die der Bedarfsgemeinschaften und die Zahl der Personen, die insgesamt auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind, von Bedeu- tung.

22

Arbeitslose SGB II 2005- 2007 2005 2006 2007 gesamt 692 912 807 unter 25 61 119 60 Quelle: BA Nürnberg

Im ersten Jahr nach der Einführung dieser Grundsicherungsleistung stieg die Zahl der An- spruchsberechtigten deutlich an (31,8 %). Dagegen ist im Jahr 2007 ein Rückgang um 11,5 %. zu verzeichnen. Die gleichen Tendenzen, wenngleich in stärkerer Ausprägung, finden sich in der Gruppe der unter 25-Jährigen. Diese Entwicklung ist neben ansteigenden Be- schäftigtenzahlen insbesondere auf Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen spe- ziell für unter 25-Jährige zurückzuführen.

Jedoch konnten nicht alle Erwerbslosengruppen von diesem Aufwärtstrend profitieren. So hat sich der Aufschwung tendenziell zwar auch in der Gruppe der über 55-Jährigen ausge- wirkt, verlief dort aber längst nicht so ausgeprägt.

Problematischer ist die Entwicklung in der Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Deren Zahl steigt entgegen dem Bundestrend seit 2005 kontinuierlich an, wenngleich im letzten Jahr weniger stark. Nach einer Zunahme 14,8 % von 2005 auf 2006 legte der Wert in 2007 um weitere 5,7 % zu. Im September 2007 wurden 466 Langzeitarbeitslose gezählt, davon über 90 % als KundInnen der ARGE. Aktuell, d.h. im April 2008, ist deren Zahl auf 475 angestie- gen, das sind 50 % aller arbeitslos gemeldeten Personen. Diese besondere Gruppe wird am Ende des Kapitels nochmals eingehender betrachtet.

Ein weiterer wichtiger Indikator ist das Verhältnis der Erwerbslosen nach SGB II zu denjeni- gen nach SGB III. Bereits der vergangene Sozialbericht konstatierte, dass der Anteil der SGB III-Erwerbslosen sinkt. War es in 2005 noch jede/r dritte Erwerbslose, der Anspruch auf Arbeitslosengeld I hatte, so war es in 2006 nur noch jede/r Vierte. In 2007 sank das Verhält- nis dahingehend, dass nur noch jede/r Fünfte anspruchsberechtigt ist. Umgekehrt bedeutet dies, dass mittlerweile 4 von 5 Erwerbslosen abhängig von Leistungen nach SGB II sind.

Personen und Bedarfsgemeinschaften im SGB II 2005- 2007 2005 2006 2007 Personen 1.769 2.102 2.117 BG 993 1.148 1.052 Personen je BG 1,78 1,83 2,01 Quelle: BA Nürnberg

Der Rückgang der Arbeitslosen im Bereich des SGB II darf nicht unabhängig davon betrach- tet werden, wie sich die Gruppe derer, die insgesamt von Grundsicherungsleistungen ab- hängig ist, entwickelt. Die Entwicklung zeigt, dass die Zahl derer, die insgesamt von SGB II abhängig sind, seit 2005 angestiegen ist. Nach einem rasanten Anstieg zwischen 2005 und 2006 von 1.769 auf 2.102 ist ihre Zahl in 2007 noch einmal, wenngleich nur marginal, auf 2.117 angestiegen. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung der Stadt Sulzbach ist dies unge- fähr jede/r Neunte.

Anders verhält es sich mit der Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften. Nachdem auch die- se von 2005 auf 2006 deutlich nach oben ging, sank ihre Zahl in 2007 wieder ab. Da aber in diesem Zeitraum die Zahl der Personen nahezu gleich geblieben ist, muss die durchschnittli- che Personenzahl je BG gestiegen sein. Dem ist auch so: Tatsächlich stieg die Zahl der durchschnittlich je BG gezählten Personen seit 2005 kontinuierlich an und hat in 2007 die 2- Personen-Grenze übersprungen. Auf Stadtebene lebten in 2007 in jeder BG durchschnittlich 2,01 Personen.

23 Als Erklärung für die anwachsende Größe der BG können mehrere Entwicklungen in Frage kommen, die aber aufgrund des vorliegenden Materials nicht eingehender geprüft werden und daher lediglich als Mutmaßungen gelten können: 1. Die Einführung von Hartz IV bedeutete für unter 25-Jährige ohne Anwartschaftszeiten auf Arbeitslosengeld 1 die Möglichkeit, staatliche Leistungen zu erhalten und mit ihrer Hilfe die elterliche Wohnung zu verlassen, um einen eigenen Hausstand zu gründen. Diese Möglichkeit wurde in viel stärkerem Maße wahrgenommen als ursprünglich kalkuliert. Die Folge war eine deutliche Ausgabensteigerung für unter 25-Jährige, da statt des einfa- chen Satzes zudem noch die Unterkunftskosten zu übernehmen waren. Als das Ausmaß dieses Problems deutlich wurde, wurden die Hürden des ALG II-Bezuges für unter 25- Jährige erhöht. Die ARGE muss nun im Einzelfall einem Auszug von unter 25-Jährigen aus der elterlichen Wohnung zustimmen und tut dies vornehmlich in begründeten Fällen. 2. Man kann davon ausgehen, dass zumindest ein Teil der o.g. Jugendlichen nach einer gewissen Zeit der Erprobungsphase wieder in den elterlichen Haushalt zurückgekehrt sind. 3. Vereinzelt wurde versucht, gegenüber der ARGE nach dem Gesetz als BG definierte Haushalte als Einzelhaushalte darzustellen, um so höhere Leistungen zu erhalten. Im Gegenzug unternahm die ARGE Anstrengungen, diese Haushalte ausfindig zu machen.

Neben der reinen Anzahl der BG wird in der Statistik der BA Nürnberg zusätzlich zwischen BG ohne bzw. mit minderjährigen Kindern unterschieden. Man kann zunächst festhalten, dass zwar die Gesamtzahl der BG, nicht aber die der BG mit Kindern gesunken ist. Letztere blieb mit 342 (32,5 % aller BG) gegenüber dem Vorjahr genau gleich. Die Zahl der insgesamt von Grundsicherungsleistungen nach SGB II abhängigen Kinder kann aus dem Datenmate- rial nicht exakt abgeleitet werden, da nur zwei Kategorien vorhanden sind, die Aussagen über diesen Umstand machen: 1. die Zahl der BG mit einem Kind (189 in 2007) 2. die Zahl der BG mit 2 oder mehr Kindern (153 in 2007)

Da letztere Kategorie nach oben hin offen ist, kann nur geschätzt werden, wie viele Kinder sich insgesamt in dieser Kategorie befinden. Ein (rein rechnerischer) Grenzfall liegt vor, wenn diese Kategorie tatsächlich nur mit jeweils zwei Kindern je BG besetzt wäre. In diesem Fall wären 495 Kinder in Sulzbach abhängig von Leistungen nach SGB II. Der tatsächliche Wert ist höher, geschätzt dürfte er zwischen 550 und 600 liegen. Zum Vergleich: Am 31.12.2006 lebten in der Stadt Sulzbach insgesamt 2.951 Kinder unter 18 Jahren. Man kann also davon ausgehen, dass in etwa jedes fünfte Kind in Sulzbach von Hartz IV abhängig ist. Damit sind Kinder deutlich stärker betroffen als die Gesamtbevölkerung.

Erhellend ist auch ein Blick auf die Leistungen, die insgesamt für SGB II aufgewendet wer- den. Hierzu liegen für 2005 bis 2007 Daten vor, welche sich jeweils auf den Berichtsmonat September beziehen. Zwischen September 2005 und 2006 war ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Ausgaben stiegen um 16,9 % von 845.000 auf 988.000 Euro an. Im Jahr 2007 betrugen die Ausgaben noch 896.000 Euro, das entspricht einem Rückgang um 9,3 %.

24 2.2 Entwicklungen in Stadtteilen und Quartieren

2.2.1 Stadtteile

Erwerbslosenquoten 2005-2007 Veränderung gegenüber Vor- 2005 2006 2007 jahr Sulzbach 19,1 21,6 18,0 -3,6 Altenwald 16,3 19,3 18,2 -1,1 Brefeld 16,3 22,0 14,9 -7,1 Hühnerfeld 13,5 14,1 11,1 -3.0 Neuweiler 12,3 12,9 11,5 -1,4 Schnappach 27,6 28,4 23,0 -5,4 Stadt Sulzbach 16,7 18,6 15,9 -2,7 Quelle: BA Nürnberg

Wie die Tabelle zeigt, sind die Erwerbslosenquoten stadtteilübergreifend zurückgegangen. Die niedrigste Erwerbslosenquote verzeichnet mittlerweile der Stadtteil Hühnerfeld, der Neuweiler vom Spitzenplatz verdrängen konnte. In diesen beiden Stadtteilen liegt die Quote deutlich unter dem Durchschnitt. Die Daten zu Brefeld und Schnappach haben aufgrund der geringen Fallzahlen nur eingeschränkte Aussagekraft, dementsprechend hoch sind die Sprünge. Schnappach hat allerdings nach wie vor die höchste Erwerbslosenquote aller Stadtteile. Sulzbach und Altenwald weisen eine nahezu identische Erwerbslosenquote auf. In Sulzbach gingen die Zahlen jedoch deutlicher zurück, und so haben beide Stadtteile die Plät- ze getauscht. Dennoch liegen beide noch über dem gesamtstädtischen Durchschnitt.

Was die absoluten Zahlen anbelangt, ist folgendes festzustellen: • die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg in allen Stadtteilen an (Aus- nahme: Hühnerfeld) • die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen ging in allen Stadtteilen mehr oder minder deutlich zurück (gilt sowohl für SGB III als auch für SGB II)

Anteil SGB II-EmpfängerInnen 2005-2007 Veränderung gegenüber Vor- 2005 2006 2007 jahr Sulzbach 67,7 79,2 82,6 3,4 Altenwald 64,7 79,6 83,4 3,8 Brefeld 63,0 71,1 92,3 21,2 Hühnerfeld 60,9 76,5 73,5 -3,0 Neuweiler 61,6 65,9 71,3 5,4 Schnappach 60,3 80,3 82,4 2,1 Stadt Sulzbach 64,8 76,4 80,1 3,7 Quelle: BA Nürnberg

Wie bereits weiter oben angeführt, verschiebt sich das Verhältnis von SGB III- zu SGB II- Erwerbslosen seit 2005 kontinuierlich in Richtung der letzteren Gruppe. Die niedrigsten An- teile an letzteren finden sich folgerichtig dort, wo auch die Erwerbslosenquoten insgesamt am niedrigsten sind: in Hühnerfeld und Neuweiler. In Hühnerfeld hat der Anteil entgegen dem Trend im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht abgenommen. Die Daten zu Schnappach und Brefeld haben hier aufgrund der geringeren Fallzahlen weniger Aussagekraft. Anders Sulzbach und Altenwald: Dort übersprangen die Anteile der SGB II-Arbeitslosen in 2007 erstmals die 80 %-Grenze. Beide Anteile liegen etwas höher als in der Gesamtstadt Sulz- bach.

25 Entwicklung der Personen SGB II 2005-2007 Veränderung gegenüber Vor- 2005 2006 2007 jahr Sulzbach 861 1.032 1.099 67 Altenwald 357 424 490 66 Brefeld 45 59 48 -11 Hühnerfeld 185 213 144 -69 Neuweiler 238 258 238 -20 Schnappach 82 116 98 -18 Stadt Sulzbach 1.769 2.102 2.117 15 Quelle: BA Nürnberg

Was die Entwicklung der Zahl der Personen anbelangt, die von Leistungen nach SGB II ab- hängig sind, so fällt insbesondere Hühnerfeld auf, wo deren Zahl am deutlichsten zurückge- gangen ist. Dagegen ist sie in den Stadtteilen Sulzbach und v.a. Altenwald deutlicher als auf gesamtstädtischer Ebene angestiegen.

Entwicklung der BG SGB II 2005-2007 Veränderung gegenüber Vor- 2005 2006 2007 jahr Sulzbach 460 549 516 -33 Altenwald 204 243 244 1 Brefeld 24 25 23 -2 Hühnerfeld 109 109 76 -33 Neuweiler 149 158 140 -18 Schnappach 46 64 53 -11 Stadt Sulzbach 993 1148 1052 -96 Quelle: BA Nürnberg

Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften ging in fast allen Stadtteilen zurück. Am deutlichsten verlief der Rückgang in Hühnerfeld. Lediglich im Stadtteil Altenwald blieb die Zahl der BG unverändert bzw. stieg leicht an.

2.2.2 Quartiere

Entwicklung der Erwerbslosenzahlen 2005-2007 Veränderung gegenüber Vor- 2005 2006 2007 jahr Kamerunviertel 77 92 77 -15 Goldene Au 51 64 46 -18 Oberdorf 111 101 78 -23 Sulzbachtalstr. S. 97 113 120 7 Sulzbach Mitte 157 183 133 -50

Tränenviertel 56 57 57 0 Kohlenmühl 21 36 31 -5 Seitersgräben 27 31 25 -6 Sulzbachtalstr. A 58 78 71 -7 Wohngebiet Hell 28 24 39 15 Quelle: BA Nürnberg

26 Die Betrachtung der absoluten Zahlen zeigt, dass bis auf wenige Ausnahmen die Zahl der Erwerbslosen mehr oder minder deutlich abgenommen hat. Eine Ausnahme bildet zunächst die Sulzbachtalstraße in Sulzbach, wo ihre Zahl geringfügig angestiegen ist. Zu erwähnen ist aber insbesondere das Wohngebiet Hell. Dort stieg sie sehr deutlich.

Erwerbslosenquoten 2005-2007 Veränderung ge- 2005 2006 2007 genüber Vorjahr Kamerunviertel 25,2 30,3 27,1 -3,2 Goldene Au 22,6 28,2 21,0 -7,2 Oberdorf 14,1 13,2 10,5 -2,7 Sulzbachtalstr. S 26,6 31,0 30,9 -0,1 Sulzbach Mitte 17,5 20,3 15,0 -5,3

Tränenviertel 12,1 12,6 12,6 0,0 Kohlenmühl 52,5 64,3 62,0 -2,3 Seitersgräben 14,3 16,2 12,2 -4,0 Sulzbachtalstr. A 27,4 34,1 30,5 -3,6 Wohngebiet Hell 10,7 9,8 13,7 3,9 Quelle: BA Nürnberg

Die eben gemachten Ausführungen zu den absoluten Zahlen können auf die Quoten über- tragen werden. Lediglich im Quartier Hell ist ein Anstieg der Quote zu verzeichnen, wenn- gleich die Quote dort nach wie vor unter dem Gesamtdurchschnitt liegt.

Weitere Ausführung wie beispielsweise die Entwicklung der Erwerbslosenzahlen bei den unter 25-Jährigen sind aufgrund der geringen Fallzahlen nicht aufschlussreich. Resümierend lassen sich auf Quartiersebene folgende Auffälligkeiten vermerken: • Die höchsten Erwerbslosenquoten findet man auf der Kohlenmühl. Dort ist brennpunktty- pisch die Zahl der Erwerbslosen höher als die der Beschäftigten. • Im Bereich der Sulzbachtalstraße in Sulzbach und Altenwald sind die Werte mit über 30 % trotz leichter Entspannung im Vergleich zum Vorjahr unvermindert hoch. • Auch Kamerunviertel und Goldene Au weisen trotz Rückgang hohe Werte auf. • Die niedrigsten Quoten finden sich in den Quartieren Oberdorf und Tränenviertel. • Spürbar abgenommen haben die absoluten Erwerbslosenzahlen im Quartier Sulzbach- Mitte. • Der Anteil der Arbeitslosen nach SGB II ist insgesamt angestiegen; auf der Kohlenmühl beträgt er mittlerweile 100%, auf der Goldenen Au liegt er über 90 %. • Die niedrigsten SGB II-Anteile finden sich in den Quartieren Oberdorf und Seitersgräben.

2.3 Die Gruppe der Langzeitarbeitslosen

In einer gemeinsamen Pressemitteilung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, der Bundesagentur für Arbeit und des Deutschen Städtetages vom 07.04.2008 heißt es: „Drei Jahre SGB II: Der Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit ist klar und eindeutig (…) Die Zu- sammenlegung der früheren Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zur Grundsicherung für Arbeit- suchende ist erfolgreich. Drei Jahre nach Einführung der Reform zeigt sich ein eindeutiger Abbau der Arbeitslosigkeit. (…). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank allein in den letzten zwei Jahren von knapp 3 Millionen auf 2,3 Millionen.“

Dagegen vermelden die kleinräumigen Arbeitsmarktdaten der BA Nürnberg seit Einführung von Hartz IV folgende Trends:

27 Langzeitarbeitslose 2005-2007 2005 2006 2007 Kamerunviertel 21 35 40 Goldene Au 12 28 20 Oberdorf 28 31 32 Sulzbachtalstr. Sulzbach 29 43 52 Sulzbach Mitte 37 66 61

Tränenviertel 14 11 25 Kohlenmühl 8 8 11 Seitersgräben 8 10 11 Sulzbachtalstr. Altenwald 22 30 38 Wohngebiet Hell 9 11 18

Sulzbach 127 203 205 Altenwald 61 70 103 Brefeld 5 12 8 Hühnerfeld 36 52 37 Neuweiler 51 70 81 Schnappach 17 31 32

Stadt Sulzbach 297 441 466 Quelle: BA Nürnberg

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Jahresdurchschnitt sowohl von 2005 auf 2006 als auch von 2006 auf 2007 deutlich angestiegen. Dieser Anstieg zeigt sich über die überwie- gende Zahl der Stadtteile, insbesondere in Sulzbach und Altenwald, sowie über die Mehrzahl der dortigen Quartiere. Ihre Zahl betrug im April 2008 475 Personen. Damit zusammenhän- gend steigt auch ihr Anteil an der Gesamtzahl der Arbeitslosen. Er lag in 2005 noch im Be- reich um 30 %, stieg dann sukzessive über 40 % an und hat nun im April 2008 die 50 % Marke erreicht. Zu beachten ist hierbei, dass es sich in der vorliegenden Tabelle um Lang- zeitarbeitslose über 25 Jahre handelt. Die unter 25-Jährigen sind u.a. durch besondere An- gebote der ARGE sukzessive aus der Statistik herausgefallen. So waren von den insgesamt 475 langzeitarbeitslosen Personen im April 2008 nur vier unter 25 Jahre. Dieser Anteil ist mit 0,8 % so gering geworden, dass er vernachlässigt werden kann. Zum Vergleich: Noch im August 2006 lag der Anteil der unter 25-Jährigen an den Langzeitarbeitslosen bei 5,2 % (Quelle: BA Nürnberg).

In dieser Gruppierung sind folgende Besonderheiten festzuhalten, welche auch durch andere empirische Untersuchungen gestützt werden können: • Aufgrund der langen Dauer der Arbeitslosigkeit verschlechtert sich die Lage dieses Per- sonenkreises zusehends • Im Laufe der Zeit tritt eine gewisse Gewöhnung an die Erwerbslosigkeit ein. Man arran- giert sich mit seiner Situation und die Anstrengungen, sie zu überwinden, werden herun- tergefahren. Dies konnte in zahlreichen empirischen Studien nachgewiesen werden. • Verschärfend kommt hinzu, dass Langzeitarbeitslosigkeit einhergeht mit dem sukzessi- ven Verlust bzw. der Überalterung bereits erworbener Qualifikationen. • Längere Zeiten der Erwerbslosigkeit wirken sich auch nachteilig auf dem Arbeitsmarkt aus, z.B. im Lebenslauf bei Bewerbungen. So wirkt Langzeitarbeitslosigkeit selbst als Ausschlusskriterium auf dem Arbeitsmarkt. • Weitere Faktoren wie steigendes Alter und mangelnde Qualifikationen verschärfen die Lage der Langzeitarbeitslosen zusätzlich.

28 2.4 Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine Reihe von erfreulichen Entwicklungen unübersehbar und auch in Sulzbach festzustellen ist.

Die Zahl der Beschäftigten ist in 2006 gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Problematisch ist allerdings, dass die Zahl der in Sulzbach besetzten Arbeitsplätze seit einigen Jahren rück- läufig ist.

Die Arbeitslosenzahlen sind insgesamt rückläufig. Die Zahlen im Bereich des SGB III gingen im Berichtszeitraum deutlich zurück. Dazu kommt ein mehr oder minder deutlicher Rückgang der Erwerbslosenzahlen im Bereich des SGB II. Am deutlichsten verlief die Entwicklung in der Gruppe der unter 25-Jährigen, wo sich besondere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen auswirken.

Auf der anderen Seite ist der Anteil derjenigen Arbeitslosen, welche noch einen befristeten Anspruch auf das Arbeitslosengeld I haben, weiter gesunken. Das in den vergangenen Sozi- alberichten bereits angesprochene ‚Privileg des ALG I-Bezuges’ gilt in diesem Jahr weiterhin. Es bildet sich auf der Gegenseite eine wenngleich tendenziell abnehmende, doch im Ge- samtüberblick relativ stabile Gruppe heraus, bei der immer weniger davon auszugehen ist, dass sie die Schwelle, den (Wieder)-Einstieg in das Arbeitsleben, und damit verbunden die Unabhängigkeit von sozialstaatlichen Leistungen auf Dauer überwindet.

Problematisch ist auch, dass die Anzahl der insgesamt von SGB II abhängigen Personen auch in 2007 nicht gesunken ist. Damit steigt ihr Anteil an der (schrumpfenden) Gesamtbe- völkerung der Stadt weiter an.

Zudem geht die konjunkturelle Entwicklung an gewissen Personengruppen vorbei, insbeson- dere an den Langzeitarbeitslosen, die älter sind als 25 Jahre. Ihre Zahl ist auf der Ebene der Gesamtstadt Sulzbach entgegen dem allgemeinen Trend weiter angestiegen. Somit sind sie die Verlierer der aktuellen konjunkturellen Entwicklung. Ihre Situation verschärft sich weiter- hin, da sie ohnehin eine auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbare Klientel darstellen, oft in einer Person multiple arbeitsmarktrelevante Ausschließungskriterien vorliegen und letztlich für sie weniger qualifizierende Förderung vorgesehen ist, da das Hauptaugenmerk auf die unter 25-Jährigen jungen Erwerbslosen gelegt wird.

Für die Stadtteile gilt, dass der aktuelle konjunkturelle Aufschwung sehr differenziert betrach- tet werden muss. Zwar gingen die Quoten stadtteilübergreifend zurück, ebenso die absoluten Zahlen bei den Erwerbslosen. Dennoch stieg der Anteil der SGB II-Erwerbslosen in fast allen Stadtteilen weiter an. Von der aktuellen Entwicklung konnte am ehesten der Stadtteil Hüh- nerfeld profitieren, wo die Verläufe am günstigsten sind. Sogar in der so problematischen Gruppe der Langzeitarbeitslosen gingen dort die Zahlen zwischen 2006 und 2007 zurück. In Neuweiler dagegen blieb der Anteil der Erwerbslosen weiterhin stabil auf niedrigem Niveau. Problematisch trotz leichter Entspannung ist die Situation nach wie vor in Schnappach, Sulz- bach und Altenwald. In Sulzbach und Altenwald stieg zudem der Anteil der Personen, die von Grundsicherung abhängig sind, auch gegenüber 2006 weiter an.

Zur Langzeitarbeitslosigkeit lässt sich festhalten, dass sich der derzeitige Aufschwung nicht in einem Rückgang der Zahlen in Sulzbach manifestiert hat. Statt dessen scheint eher eine Art Polarisierung eingetreten zu sein, bei der die unter 25-Jährigen sowie die marktnahen ALG I-EmpfängerInnen auf der einen Seite als Gewinner und die eher marktfernen Langzeit- arbeitslosen auf der anderen Seite als Verlierer hervorgehen.

29 3. Soziale Grundsicherung nach SGB XII

3.1 Entwicklung und aktueller Stand

Vor der Arbeitsmarktreform Hartz IV am 01.01.2005 erhielten alle diejenigen Sozialhilfe, die nach § 9 SGB I nicht in der Lage waren, ihren Lebensunterhalt aus eigenen Kräften zu bestreiten, sich in besonderen Lebenslagen nicht selbst helfen konnten und zudem keinen Anspruch auf Lohnersatzleistungen in Form von Arbeitslosengeld (ALG) oder Arbeitslosen- hilfe (AlHi) hatten. Die Höhe der Hilfe entsprach einem festgelegten Satz von Leistungen zu Lebensunterhalt, Unterkunft und Sozialversicherung. Des weiteren bestand bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen Anspruch auf Hilfen in besonderen Lebenslagen und sowie auf einmalige Beihilfen zur Deckung besonderer Bedarfe wie Kleidung, Heizung etc..

Seit dem 01.01.2005 werden aus dieser Gruppe alle diejenigen herausgenommen, welche laut Definition erwerbsfähig sind, d.h. unter regulären Arbeitsmarktbedingungen imstande, mindestens drei Stunden täglich zu arbeiten. Alle diese als ‚erwerbsfähige Hilfebedürftige’ bezeichneten Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren werden seitdem dem SGB II zugeordnet und den ehemaligen Arbeitslosenhilfe-EmpfängerInnen gleichgestellt. Sie erhal- ten pauschalisierte Leistungen von der ARGE, das sogenannte Arbeitslosengeld II. Dieses ist etwas höher angesetzt als die ehemalige Sozialhilfe, jedoch um die einmaligen Beihilfen wie Kleidergeld oder Heizkostenzuschuss gekürzt. Durch diese Neuregelung verloren die Sozialämter auf einen Schlag nahezu 80 % ihrer Klientel.

Nach § 67 SGB XII erhalten Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozia- len Schwierigkeiten verbunden sind, Leistungen zur Überwindung dieser Schwierigkeiten, soweit die Personen aus eigenen Kräften zu deren Überwindung nicht in der Lage sind und kein Anspruch auf andere Sozialleistungen besteht. Es wird zwischen folgenden Leistungsar- ten unterschieden: • Hilfe zum Lebensunterhalt innerhalb und außerhalb von Einrichtungen (Regel- und Mehrbedarf, Kosten für Unterkunft und Heizung, Kranken- und Pflegeversicherung, besondere einmalige Leistungen) • Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (Personen ab 65 Jahre bzw. zwischen 18 und 64 Jahren mit dauerhafter voller Erwerbsminderung) • Hilfen zur Gesundheit (vorbeugende Gesundheitshilfe, Hilfe bei Krankheit, zur Famili- enplanung, bei Schwangerschaft, bei Sterilisation) • Eingliederungshilfe für behinderte Menschen • Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten (für besondere Perso- nengruppen wie Nichtsesshafte, Obdachlose, Haftentlassene, Suchtkranke) • Hilfe in anderen Lebenslagen (Hilfe zur Weiterführung des Haushalts, Altenhilfe, Blin- denhilfe, Hilfe in sonstigen Lebenslagen, Bestattungskosten)

Als Hauptgründe für den Bezug von Leistungen nach SGB XII wurden im wesentlichen ge- ringes Einkommen, Trennung, Scheidung, Behinderung und Krankheit angegeben.

Entwicklung des Leistungsbezuges 2005- 2007 2005 2006 2007 Fälle 191 185 191 Personen 214 202 208 Quelle: Sozialamt der Stadt Sulzbach

Die Zahl der Fälle und Personen hat sich seit 2005 kaum verändert. Hierzu ist allerdings an- zumerken, dass die Statistik eine reine Verwaltungsstatistik ist, die sich jeweils auf den 31.12. eines Jahres bezieht. Fluktuationen im Laufe des Jahres, also Ein- und Austritte aus der Sozialhilfe im laufenden Jahr, können auf diese Weise nicht erfasst werden.

30 Ungenauigkeit entsteht dadurch, dass eine Person bzgl. mehrerer Leistungsarten an- spruchsberechtigt sein kann und demzufolge mehrmals in der Statistik auftaucht. Auf die Eliminierung dieses seltenen Fehlers wurde jedoch in der vorliegenden Arbeit aus Praktikabi- litätsgründen verzichtet.

3.2 Leistungsarten nach SGB XII

Die im folgenden präsentierten Auswertungen stellen den Leistungsbezug in der Stadt Sulz- bach gegliedert nach Leistungsarten dar.

• Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen (Kap. 3 SGB XII)

Dies war bis zur Einführung von Hartz IV die am häufigsten in Anspruch genommene Leis- tungsart. Nur noch ein Bruchteil ist geblieben, da alle Erwerbsfähigen sowie die mit ihnen in Bedarfsgemeinschaften Lebenden unter das SGB II gezählt werden. Zudem werden die Er- werbsunfähigen über 18 Jahre unter Kap. 4 SGB XII (Grundsicherung im Alter und bei dau- erhafter Erwerbsunfähigkeit) gezählt. Dies hat dazu geführt, dass nur noch ein sehr um- grenzter Personenkreis leistungsberechtigt ist (z.B. minderjährige Kinder von dauerhaft Er- werbsunfähigen).

EmpfängerInnen von Leistungen als Hilfe zum Lebensunterhalt HLU außerhalb von Einrichtungen 2005 2006 2007 Sulzbach 20 11 8 Altenwald 9 4 4 Hühnerfeld 4 3 2 Brefeld 1 1 1 Neuweiler 4 5 4 Schnappach 0 0 1 Stadt Sulzbach 38 24 20 Quelle: Sozialamt der Stadt Sulzbach

Die Tabelle zeigt einen kontinuierlichen Rückgang der Personen seit 2005.

• Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei voller Erwerbsminderung (Kap. 4 SGB XII)

Personen ab 65 Jahren erhalten, da nicht mehr erwerbsfähig, Grundsicherungsleistungen. Es handelt sich hierbei um einen Personenkreis, bei dem Rentenansprüche entweder nicht vorhanden oder nicht ausreichend sind, um daraus den Lebensunterhalt bestreiten zu kön- nen.

EmpfängerInnen von Leistungen der Grundsicherung über 64 Jahre 2005 2006 2007 Sulzbach 53 52 56 Altenwald 16 15 13 Hühnerfeld 8 8 10 Brefeld 1 1 2 Neuweiler 8 9 10 Schnappach 9 8 8 Stadt Sulzbach 95 93 99 Quelle: Sozialamt der Stadt Sulzbach

31 Wie die Tabelle zeigt, hat sich deren Zahl sowie die Verteilung auf die einzelnen Stadtteile gegenüber den Vorjahren kaum verändert.

Zum anderen sind nach Kap. 4 SGB XII Personen anspruchsberechtigt, die zwischen 18 und 64 Jahre alt und dauerhaft erwerbsunfähig sind. Ihre Entwicklung und Verteilung zeigt die nachfolgende Tabelle.

EmpfängerInnen von Leistungen der Grundsicherung unter 65 Jahre 2005 2006 2007 Sulzbach 25 28 25 Altenwald 7 6 8 Hühnerfeld 3 6 6 Brefeld 1 0 0 Neuweiler 5 7 10 Schnappach 0 2 2 Stadt Sulzbach 41 49 51 Quelle: Sozialamt der Stadt Sulzbach

Die Tabelle zeigt kontinuierlich einen leichten Anstieg. Allerdings hat sich der Wert gegen- über dem Vorjahreswert nur marginal verändert. Es ist zu vermuten, dass die Einführungs- phase von Hartz IV nun mittlerweile abgeschlossen ist. In der Anfangszeit war es vereinzelt dazu gekommen, dass eigentlich erwerbsunfähige Personen vorübergehend als erwerbsfä- hig laut Definition eingestuft und demzufolge den Argen zugeordnet wurden.

• Krankenhilfe innerhalb und außerhalb von Einrichtungen (Kap. 5 SGB XII)

Diese Leistungsart wurde lediglich von einer Person aus Sulzbach nachgefragt.

• Hilfe zur Pflege (Kap. 7 SGB XII)

Hilfe zur Pflege ist nachrangig zur Pflegeversicherung, vom Leistungskatalog her jedoch gleich. Wie bereits in den Vorjahren erhielten insgesamt sechs Personen, drei aus Sulzbach und jeweils eine Person aus Altenwald, Hühnerfeld und Neuweiler diese Hilfe. Der nachfra- gende Personenkreis stammt aus den Pflegestufen 1 und 3, Leistungen nach Pflegestufe 2 wurden in 2007 nicht nachgefragt.

• Hilfe in anderen Lebenslagen (Kap. 9 SGB XII)

Diese Hilfeart umfasst Hilfe zur Weiterführung des Haushalts, Altenhilfe, Blindenhilfe, Hilfe in sonstigen Lebenslagen sowie Bestattungskosten. Wie bereits in 2006 wurde diese Leistung von sechs Personen nachgefragt, ausnahmslos in Form von Hilfen zur Weiterführung des Haushalts. Gewährt wurde sie in vier Fällen in Altenwald und in zwei Fällen in Neuweiler.

32 • Hilfen in besonderen Lebenslagen innerhalb von Einrichtungen

EmpfängerInnen von Leistungen als Hilfe in besonderen Lebenslagen innerhalb von Einrichtungen 2005 2006 2007 Sulzbach 16 11 12 Altenwald 5 6 6 Hühnerfeld 1 0 0 Brefeld 0 0 0 Neuweiler 4 4 5 Schnappach 1 1 1 Stadt Sulzbach 27 22 24 Quelle: Sozialamt der Stadt Sulzbach

Auch in dieser Leistungsart hat sich in den vergangenen Jahren nicht viel bewegt. Der Groß- teil dieser Personen ist über 70 Jahre alt.

• Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz AsylbLG

EmpfängerInnen von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz 2005 2006 2007 Sulzbach 73 48 41 Altenwald 1 8 8 Hühnerfeld 2 2 2 Brefeld 0 0 0 Neuweiler 0 0 0 Schnappach 0 0 0 Stadt Sulzbach 76 58 51 Quelle: Sozialamt der Stadt Sulzbach

Die Zahl der Personen, die diese Fallart nachfragen, ist leicht rückläufig. Die zu bearbeiten- den Fälle erstreckten sich in 2007 nur über die Stadtteile Sulzbach, Altenwald und Hühner- feld.

3.3 Fazit

Wie bereits im letztjährigen Bericht angesprochen, haben sich Umfang und Struktur des Be- zuges kaum verändert. Den größten Teil der Klientel machen dauerhaft Erwerbsunfähige sowie alte Menschen aus, welche ihren täglichen Bedarf auf Dauer nicht aus eigenen Mitteln und Kräften bestreiten können. Die nachfragenden Personen waren im Großen und Ganzen die gleichen wie bereits in den Vorjahren.

4. Jugendhilfe

4.1 Rahmenbedingungen des Sozialen Dienstes des Jugendamtes

Der Großbezirk 5 des Sozialen Dienstes des Regionalverbandsjugendamtes Saarbrücken befindet sich in einer Außenstelle in der St. Ingberter Str. 12 in Dudweiler. Für Sulzbach sind 3 Bezirkssozialarbeiter/innen mit einem Arbeitsvolumen von 2 ¼ Vollzeit- stellen zuständig. Die Jugendgerichtshilfe ist spezialisiert mit einer Viertel-Stelle für Sulzbach und Friedrichsthal.

33

4.2 Aufgaben des Sozialen Dienstes

Gesetzlicher Auftrag des Jugendamtes nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz vom 01.01.91

 Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen  Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen

Leistungen der Jugendhilfe 2004- 2007 2004 2005 2006 2007 Ambulante Hilfen 18 21 29 27 Teilstationäre Hilfen 10 6 4 8 Hilfen in Einrichtungen 23 21 24 29 Pflegekinder 11 7 10 11 Adoptionen 0 1 2 0 Jugendgerichtshilfen 50 66 57 40 Mitwirkung in familiengerichtlichen 86 63 61 66 Verfahren Gefährdungsmitteilungen 47 26 41 59 Beratungen bei erzieh. Problemen 509 433 343 396 und in Konfliktsituationen Quelle: Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Die Sozialarbeiter/innen des Jugendamtes haben im Jahr 2007 die o.g. Zahl von Bera- tungen bei erzieherischen Problemen und in Konfliktsituationen von Eltern und ihren Kin- dern durchgeführt. Die Gespräche fanden je nach Vereinbarung im Rahmen von Hausbesuchen oder in der Außenstelle in Dudweiler statt.

Längerfristige, zeitintensive Beratungen finden als Ambulante Hilfen in Form von Erzie- hungsbeistandschaft, Sozialpädagogischer Familienhilfe oder Ambulanter Erziehungshilfe statt. Erziehungsbeistandschaft und Sozialpädagogische Familienhilfe werden für Sulzbach durch Fachkräfte des Familienzentrums des Diakonischen Werks in Dudweiler durchgeführt, Ambulante Erziehungshilfe durch Fachkräfte der Partnerschaftlichen Erziehungshilfe in Fischbach.

Der Erziehungsbeistand hilft Kindern, Jugendlichen und Eltern bei der Bewältigung von Ent- wicklungsproblemen unter Einbeziehung des sozialen Umfeldes. Sozialpädagogische Fami- lienhilfe unterstützt durch intensive Betreuung und Begleitung Familien in ihren Erziehungs- aufgaben, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, der Lösung von Konflikten und Krisen sowie im Kontakt mit Ämtern und Institutionen. Die Ambulante Erziehungshilfe der Partner- schaftlichen Erziehungshilfe hilft Kindern, Jugendlichen und Eltern, die unter Beziehungsstö- rungen in der Familie oder sonstigen Problemen leiden und bei denen mit Unterstützung eine positive Veränderung innerhalb von 6 Monaten möglich erscheint.

Teilstationäre Hilfen finden in Tagesgruppen statt, für den Sozialraum des Großbezirkes 5 durch die Partnerschaftliche Erziehungshilfe und das Diakonische Werk. Hilfe zur Erziehung in einer Tagesgruppe soll die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen durch soziales Lernen in der Gruppe, Begleitung der schulischen Förderung und Elternarbeit unterstützen und dadurch den Verbleib des Kindes oder des Jugendlichen in seiner Familie sichern.

Hilfe zur Erziehung in einer Einrichtung über Tag und Nacht (Heimerziehung) oder in ei- ner sonstigen betreuten Wohnform soll Kinder und Jugendliche durch eine Verbindung von Alltagserleben mit pädagogischen und therapeutischen Angeboten in ihrer Entwicklung för- dern. Entsprechend den Möglichkeiten der Verbesserung der Erziehungsbedingungen der Her- kunftsfamilie soll entweder eine Rückkehr in die Familie zu erreichen versucht werden, oder 34 die Hilfe ist eine auf Dauer angelegte Lebensform und bereitet die Verselbständigung des Jugendlichen vor.

Hilfe zur Erziehung in Pflegefamilien wird insbesondere bei kleineren Kindern gewährt als unterstützende Hilfe, bis die Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie verbessert sind oder als auf Dauer angelegte Hilfeform.

Die Freigabe von Kindern zur Adoption ist nach Aussage der Fachabteilung seit Jahren zahlenmäßig jugendämterübergreifend rückläufig.

Mitteilungen über Kindeswohlgefährdung erreichen das Jugendamt z.B. von der Polizei, über Familienangehörige, Nachbarn, Schulen, Kindergärten usw. Wird das körperliche, geis- tige oder seelische Wohl von Kindern durch missbräuchliche Ausübung der elterlichen Sor- ge, durch Vernachlässigung des Kindes, durch unverschuldetes Versagen der Eltern oder durch das Verhalten Dritter gefährdet, so ist es Aufgabe des Jugendamtes, Kind und/oder Eltern Hilfe anzubieten. Wenn Eltern nicht gewillt oder nicht in der Lage sind, die Gefährdung für ihr Kind abzuwen- den bzw. die erforderlichen Hilfen anzunehmen, ist vom Jugendamt der Kinderschutz sicher- zustellen. Der Soziale Dienst ist in Fällen akuter Gefährdung berechtigt und verpflichtet, Kin- der in Obhut zu nehmen. Über eine Trennung von Eltern und Kind auf Dauer entscheidet das Familiengericht.

Eine Mitwirkung des Jugendamtes im familiengerichtlichen Verfahren erfolgt einerseits bei Gefährdungsmitteilungen, andererseits wenn Eltern sich über Elterliche Sorge oder Be- suchskontakt im Rahmen von Scheidungen entweder selbst nicht einigen oder in den Bera- tungsgesprächen, die das Jugendamt anbietet, nicht einigen können.

Jugendgerichtshilfe hat die Aufgabe, die jugendlichen (14-17 Jahre) und die heranwach- senden (ab 18 bis zur Vollendung des 20. Lebensjahres) Straffälliggewordenen vor, während und nach dem Strafverfahren zu begleiten. Das Gericht wird durch die Jugendgerichtshilfe über die Persönlichkeit, Entwicklung und das soziale Umfeld des Angeklagten in Form eines schriftlichen Berichtes und durch Teilnahme an der Gerichtsverhandlung informiert. In der Gerichtsverhandlung wird eine Sozialprognose erstellt und ein Vorschlag zum Strafmaß ab- gegeben.

In Sulzbach gab es im Jahr 2007 insgesamt 17 Hauptverhandlungen mit jugendlichen und 23 Hauptverhandlungen mit heranwachsenden Angeklagten. Der Anteil an Auslän- dern/Aussiedlern beträgt hierbei ca. 15-20 %. Der Anteil an weiblichen Täterinnen beträgt ebenfalls ca. 15-20 %.

Verteilung der Delikte 2007 Eigentumsdelikte 38 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz 6 Sachbeschädigung 15 Verkehrsdelikte 25 Gewaltdelikte 36 Sonst. Vergehen 12 Quelle: Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Die Tendenz der Eigentumsdelikte ist rückläufig. Dafür ist in Dudweiler die Anzahl der Gewaltdelikte angestiegen und in Sulzbach zurückge- gangen.

Die Tatsache, dass die Anzahl der Delikte höher ist als die Anzahl der Hauptverhandlungen ergibt sich daraus, dass oftmals bzgl. einer Person mehrere Straftaten gemeinsam verhan- delt werden.

35 Die Anzahl der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz ist nach wie vor gering. Dies erscheint erstaunlich im Hinblick auf den zunehmenden Drogenkonsum bei Jugendlichen und Heranwachsenden.

Die Tendenz der Hauptverhandlungen ist zum Vorjahr rückläufig. Es wurden allerdings nur die tatsächlich stattgefundenen Verhandlungen gezählt, nicht der Eingang der Anklagen. Dieser ist unverändert hoch.

4.3 Vernetzung im Sozialraum Sulzbach

Der Soziale Dienst des Jugendamtes ist im Arbeitskreis Soziale Fachdienste Sulzbach vernetzt. Jährlich finden 5 Arbeitstreffen statt, eine Vollversammlung und ein Termin für die Öffentlichkeit, in dem der Sozialbericht vorgestellt wird. Ein Faltblatt über das Angebot der Fachdienste wird regelmäßig aktualisiert.

Mit der Gemeinwesenarbeit findet Zusammenarbeit in vielen Einzelfällen statt. Austausch aller Mitarbeiter/innen erfolgt in zwei Treffen pro Jahr.

Mit den Mitarbeiter/innen des Jugendzentrums findet ein jährliches Treffen statt. Auch hier geht es um das Kennenlernen des gegenseitigen Angebotes, um den Austausch über die Situation der Jugendlichen in Sulzbach und um Absprachen zur Zusammenarbeit.

Mit der ARGE findet jährlich ein Kooperationstreffen statt.

Jährliche Treffen seit vielen Jahren mit der Polizei ermöglichen eine gute Zusammenarbeit in Gefährdungssituationen von Kindern und Jugendlichen.

Wichtige Kooperationspartner im Bereich Kinderschutz sind auch das Kinderschutzzent- rum , Nele, Phönix und Neue Wege.

Rege Zusammenarbeit im Einzelfall findet mit den 5 Kinderärzten des Großbezirks statt. 2007 hat ein Treffen im Familienzentrum stattgefunden, um die Hilfeangebote des Jugend- amtes vorzustellen.

In Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund bietet das Jugendamt im Rahmen präventi- ver Jugendhilfe durch das Netzwerk Erziehung Eltern-, Kinder- und Jugendkurse an. Eltern- kurse helfen, die Erziehungskompetenz von Eltern zu stärken, Kinder- und Jugendkurse wol- len den Kindern und Jugendlichen ihre Stärken und Fähigkeiten bewusst machen.

5. Bildung

5.1 Kindertageseinrichtungen

Die Angaben zu den Kindertageseinrichtungen stammen, soweit nicht anders angegeben, aus der Abteilung Jugendhilfeplanung des Jugendamtes des Regionalverbandes Saarbrü- cken und beziehen sich auf den Beginn des Kindergartenjahres 2007/ 2008.

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Kindertageseinrichtungen in Sulzbach, Stadt (Stand: Juli 2007) davon Anzahl Anzahl Ganztags- Krippen- Plätze plätze plätze Kath. Kindertageseinrichtung St. Elisabeth 125 20 0 Ev. Kindertagesstätte Sulzbach Auf der Schmelz 50 20 0 Kath. Pastor-Hein-Kindergarten Altenwald 50 0 10 Kommunaler Kindergarten Schnappach 25 0 0 Kath. Kindergarten St. Marien 50 0 0 Ev. Kindergarten Hühnerfeld 43 0 0 Kath. Kindergarten St. Hildegard 50 15 10 Ev. Kindergarten Neuweiler 0 0 0 gesamt 393 55 20 Quelle: Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Die Betreuung der 0 bis 6-Jährigen erfolgt in der Stadt Sulzbach durch acht Kindertagesein- richtungen, darunter sieben konfessionelle und eine städtische. Zu Beginn des Kindergarten- jahres belief sich die Anzahl der Plätze auf 393. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies ei- nen Rückgang um 25 Plätze, bedingt durch die Schließung des evangelischen Kindergartens in Neuweiler. Seit 2004 ist damit die Zahl der Betreuungsplätze um ca. 90 Plätze gesunken.

Die Betreuung der 0 bis unter 3-Jährigen wurde im Vergleich zum Vorjahr ausgebaut. Zu- sätzlich zum bereits vorhandenen Angebot der Kita St. Hildegard wurden im Pastor-Hein- Kindergarten in Altenwald 10 weitere Krippenplätze eingerichtet. Das Ganztagsangebot in- des hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert, es liegt bei 14 % aller Plätze. Die Hort- gruppe in der Kita ‚Auf der Schmelz’ wurde zum 31.07.2007 geschlossen.

Entwicklung des Bedarfs an Kindergartenplätzen (Stand: Juli 2007) Bedarf Vorhandene Plätze Überhang/ Fehlplätze 2004/2005 443 481 38 2005/2006 455 493 38 2006/2007 460 418 -42 2007/2008 447 393 -54 2008/2009 445 393 -52 2009/2010 426 393 -33 2010/2011 411 393 -18 Quelle: Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Die obige Tabelle zeigt den angesprochenen deutlichen Rückgang im Angebotsbereich. Da- bei wurde der Überhang der vergangenen Jahre mehr als ausgeglichen, so dass für die kommenden Jahre mit einem Unterangebot kalkuliert wird. Aufgrund des zu erwartenden Rückgangs der Kinderzahlen wird sich die Zahl der Fehlplätze wieder sukzessive dem Be- darf annähern.

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Für die einzelnen Einzugsbereiche stellt sich die Entwicklung wie folgt dar:

Bedarfsentwicklung Sulzbach-Mitte Bedarf Vorhandene Plätze Überhang/ Fehlplätze 2004/2005 205 175 -30 2005/2006 221 175 -46 2006/2007 215 175 -40 2007/2008 207 175 -32 2008/2009 197 175 -22 2009/2010 194 175 -19 2010/2011 198 175 -23 Quelle: Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Im Bereich Sulzbach-Mitte liegen der Kindergarten St. Elisabeth und der Kindergarten ‚Auf der Schmelz’. Beide zusammen bieten insgesamt 175 Plätze. Der Bedarf liegt recht deutlich über dem Angebot und wird sich den Erwartungen zufolge in den kommenden Jahren etwas annähern. Nach wie vor ist davon auszugehen, dass die benachbarten Einzugsgebiete eine Ausgleichsfunktion haben.

Bedarfsentwicklung Altenwald und Schnappach Bedarf Vorhandene Plätze Überhang/ Fehlplätze 2004/2005 109 125 16 2005/2006 97 125 28 2006/2007 88 75 -13 2007/2008 85 75 -10 2008/2009 89 75 -14 2009/2010 87 75 -12 2010/2011 86 75 -11 Quelle: Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Im Einzugsgebiet liegen der Pastor-Hein-Kindergarten und der Kindergarten Schnappach. Nach den Gruppenschließungen in 2006 liegt das Angebot leicht unter dem prognostizierten Bedarf.

Bedarfsentwicklung Hühnerfeld und Brefeld Bedarf Vorhandene Plätze Überhang/ Fehlplätze 2004/2005 69 93 24 2005/2006 72 93 21 2006/2007 82 93 11 2007/2008 76 93 18 2008/2009 77 93 16 2009/2010 71 93 22 2010/2011 62 93 31 Quelle: Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Ein Angebotsüberhang findet sich in den Stadtteilen Hühnerfeld und Brefeld, welche vom katholischen Kindergarten St. Marien und von der evangelischen Kita Hühnerfeld bedient werden.

38 Bedarfsentwicklung Neuweiler Bedarf Vorhandene Plätze Überhang/ Fehlplätze 2004/2005 60 88 28 2005/2006 65 100 35 2006/2007 75 75 1 2007/2008 80 50 -30 2008/2009 83 50 -33 2009/2010 74 50 -24 2010/2011 64 50 -14 Quelle: Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken

Der Stadtteil Neuweiler wird nun, nach der Schließung des evangelischen Kindergartens, alleine vom katholischen Kindergarten St. Hildegard abgedeckt. Mit 50 vorhandenen Plätze liegt das Angebot unter dem aktuellen und dem prognostizierten Bedarf. Allerdings werden sich die Zahlen in den kommenden Jahren einander annähern.

Resümierend kann man festhalten, dass das Angebot in den vergangenen Jahren in den einzelnen Stadtteilen zurückgegangen ist. Damit wurde zunächst der Angebotsüberhang, der in der Vergangenheit bestand, ausgeglichen. Für die kommenden Jahre wird mit einer (schrumpfenden) Fehlbelegung kalkuliert. Zwar wurde die Gesamtzahl der Plätze in den ver- gangenen Jahren kontinuierlich abgebaut, die so entstandenen Kapazitäten jedoch auch teilweise zum Ausbau des Angebots an Krippenplätzen verwendet. Nunmehr 20 Krippenplät- ze bedeuten eine Steigerung der Betreuungsquote auf ca. 4 %. Nach wie vor liegt die Quote allerdings im Vergleich unter dem entsprechenden Wert des Regionalverbandes Saarbrü- cken.

5.2 Schulen

Die im Folgenden dargestellten Daten beziehen sich, soweit nicht anders angegeben, auf den Schuljahresanfang 2007/ 2008 und wurden mittels direkter Anfrage an die jeweiligen Schulen erhoben.

5.2.1 Grundschulen

Entwicklung der Grundschulzahlen Mellinschule incl. Pestalozzischule Waldschule Gesamt 2003/ 2004 427 226 653 2004/ 2005 431 212 643 2005/ 2006 417 223 640 2006/ 2007 405 206 611 2007/ 2008 354 213 567

2008/2009 335 203 538 Quelle: Mellinschule

Analog zur demographischen Entwicklung sind die Grundschulzahlen kontinuierlich rückläu- fig und unter die Marke von 600 SchülerInnen gesunken. Vor fünf Jahren gab es an den drei Sulzbacher Grundschul-Standorten knapp 90 Schulkinder mehr als im aktuellen Schuljahr. Für das kommende Schuljahr wird ein weiterer Rückgang um ca. dreißig Kinder erwartet.

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• Mellinschule

Mellinschule incl. Pestalozzischule 2007/ 2008 (in Klammern Vorjahreszahlen) davon mit Migrations- Klassen Kinder hintergrund Schulkindergarten 1 (1) 10 (13) 5 Klassenstufe 1 3 (4) 74 (90) 20 Klassenstufe 2 4 (4) 90 (83) 16 Klassenstufe 3 4 (4) 79 (103) 19 Klassenstufe 4 4 (6) 101 (116) 25 gesamt 16 (19) 354 (405) 85 Quelle: Mellinschule

Die Mellinschule wird von Kindern aus Sulzbach, Neuweiler und teilweise Hühnerfeld be- sucht. Die Schülerzahlen sind rückläufig, wenn man die Dependance mit der Neuweiler Pes- talozzischule mit einbezieht. Den Schulkindergarten (Klassenstufe 0) besuchen zehn Kinder. Insgesamt gibt es 16 Klassen mit 354 SchülerInnen, davon eine in der Pestalozzischule. Die Tabelle zeigt, dass in nahezu allen Klassenstufen zahlenmäßig ein Rückgang gegenüber dem vergangenen Schuljahr zu verzeichnen ist. So wurden im aktuellen Schuljahr 74 Kinder neu eingeschult. Die Zahl der ersten Klassen wurde um eine gesenkt. Auch für das anste- hende Schuljahr wird ein weiterer Rückgang erwartet. Voraussichtlich werden 101 Kinder in weiterführende Schulen abgehen. Ihnen gegenüber stehen 82 Kinder, die im August 2008 neu einzuschulen sind. Die Kategorie ‚Migrationshintergrund’ beinhaltet folgende Personen- gruppen: Kinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit, Kinder mit doppelter Staatsangehö- rigkeit sowie Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund. Nach die- ser Definition besuchen 85 Migrantenkinder die Schule, das entspricht einem Anteil von 24,0 %.

In der Pestalozzischule, der auslaufenden Dependance der Mellinschule, befindet sich aktu- ell noch eine Klasse der Klassenstufe 4 mit 27 SchülerInnen. Verwaltungstechnisch ist sie vollständig der Mellinschule angegliedert. Zum kommenden Schuljahr wird es dort keine Klassen mehr geben, so dass die Schule geschlossen bleibt.

• Waldschule

Waldschule 2007/ 2008 (in Klammern Vorjahreszahlen) davon mit Migrations- Klassen Kinder hintergrund Klassenstufe 1 2 (2) 50 (43) 6 Klassenstufe 2 2 (3) 43 (60) 5 Klassenstufe 3 3 (3) 64 (58) 8 Klassenstufe 4 3 (2) 56 (45) 11 gesamt 10 (10) 213 (206) 30 Quelle: Waldschule

Die Waldschule hat Altenwald, Schnappach, Brefeld und teilweise Hühnerfeld zum Einzugs- gebiet. Dort ist die Zahl der SchülerInnen gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen. Insge- samt gibt es zehn Klassen mit 213 SchülerInnen. Für das kommende Schuljahr wird ein leichter Rückgang um zehn Schulkinder erwartet, da am Ende Schuljahres voraussichtlich 56 Kinder die Waldschule verlassen, wohingegen 46 Kinder im August 2008 neu eingeschult werden sollen. Die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund beträgt dreißig, das entspricht einem Anteil von 14,1 %. Damit liegt er deutlich unter dem in der Mellinschule.

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5.2.2 Weiterführende Schulen

• Erweiterte Realschule des Regionalverbandes ERS Sulzbach

Von der Erweiterten Realschule wurde hervorragendes und detailliertes Datenmaterial zur Verfügung gestellt.

Schülerzahlen (Stand: Sep 2007) davon mit Migrationshintergrund Klassenstufe Klassen Schüler Anz. in % 5 3 73 23 31,5 6 3 76 21 27,6 7 H 2 39 14 35,9 7 M 2 41 11 26,8 8 H 2 35 9 25,7 8 M 2 43 12 27,9 9 H 2 40 14 35,0 9 M 2 52 17 32,7 10 M 2 45 16 35,6 Praxisklasse 4 2 50,0 Gesamt 448 139 31,0 Quelle: ERS Sulzbach

Die Tabelle zeigt die Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die einzelnen Klassenstu- fen und Zweige. Dabei werden die Klassenstufen 5 und 6 nicht unterschieden. Zwischen Klasse 7 und 9 unterscheidet man zwischen Hauptschul- (H-Klassen) und Realschulzweig (M-Klassen). In beiden gibt es sechs Klassen. Die beiden Zehnerklassen sind reine M- Klassen.

Insgesamt werden 448 Schülerinnen und Schüler aufgeteilt in zwanzig Klassen unterrichtet. Zudem gibt es eine weiterführende Praxisklasse für noch schulpflichtige Jugendliche mit be- sonderem Förderbedarf.

Gut ein Viertel der Kinder und Jugendlichen stammt aus Ein-Eltern-Familien. 2 % leben in Wohngruppen oder Heimen.

Auch zu Migrationshintergrund sind Daten vorhanden. Nach eigenen Angaben verfügen über 31,0 % der Schülerinnen und Schüler über einen familiären Migrationshintergrund. Dieser Anteil variiert nicht im Bezug zu dem Hauptschul- bzw. dem Mittlere-Reife-Zweig.

Sogar zur Konfessionszugehörigkeit sind Daten vorhanden: So gehören 77 % der Schülerin- nen und Schüler einer der beiden christlichen Konfessionen an, wohingegen 23 % eine an- dere oder keine Religionszugehörigkeit aufweisen.

• Theodor-Heuss-Gymnasium

Vom Theodor-Heuss-Gymnasium wurden in diesem Jahr keine aktuellen Zahlen zur Verfü- gung gestellt. Nach Angaben des Jugendamtes des Regionalverbandes Saarbrücken belief sich die Schülerzahl zum Beginn des Schuljahres auf 628. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 33 Schülerinnen und Schüler. Zu älteren Daten sei auf die Sozial- berichte der vergangenen Jahre verwiesen.

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• Berufsbildungszentrum / BBZ Sulzbach

Die Schule gliedert sich in 3 verschiedene Abteilungen: • Abteilung 1: Fertigungs- und Zerspanungstechnik • Abteilung 2: Installation und Metallbautechnik, Technische Vollzeitschulen • Abteilung 3: Kaufmännische Berufsschulen, kaufmännische Vollzeitschulen

Des weiteren muss zwischen Vollzeit- und Berufsschülern unterschieden werden. Bei den VollzeitschülerInnen wiederum wird unterschieden zwischen • Berufsvorbereitungsjahr BVJ als Produktionsschule für HauptschülerInnen ohne Ab- schluss bis maximal Klasse 8, technische Ausrichtung • Berufsgrundjahr BGJ für SchülerInnen mit Hauptschulabschluss oder Abgang nach Klasse 9 in einer Schule, technische oder wirtschaftliche Ausrichtung • Handelsschule HS, Klassenstufen 10 und 11 • Gewerbeschule GS, Klassenstufen 10 und 11 • Fachoberschule FOS, Klassenstufe 11 und 12 zur Erlangung des Fachabiturs, tech- nische oder wirtschaftliche Ausrichtung

Die BerufsschülerInnen in den einzelnen Abteilungen machen 75 % der Gesamtzahl der SchülerInnen aus. Sie verteilen sich auf die einzelnen Fachstufen wie folgt:

SchülerInnen nach Klassen und Stufen 2007 Klassen SchülerInnen Grundstufe 21 446 Fachstufe 11 23 469 Fachstufe 12 23 427 Fachstufe 13 15 231 Gesamt 82 1.573 Quelle: BBZ Sulzbach

Die Grundstufe entspricht dabei in der Regel der 10. Klasse bzw. dem ersten Ausbildungs- jahr. Die Fachstufe 13 wird von denjenigen besucht, deren Ausbildung dreieinhalb Jahre dauert.

SchülerInnen nach Abteilungen 2007 Klassen SchülerInnen Abteilung 1 40 680 Abteilung 2 27 533 Abteilung 3 15 360 FOS 9 259 HS 4 105 GS 3 69 BGJ 4 79 BVJ 2 21 Gesamt 104 2.106 Quelle: BBZ Sulzbach

Insgesamt besuchen die Schule 2.106 SchülerInnen, verteilt auf 97 Klassen (Stand: 2007). Die Zahl der hauptamtlichen Lehrkräfte beträgt derzeit ca. 80 Personen. Der Anteil der Sulz- bacher Jugendlichen unter ihnen beträgt ca. 12 %. Zum Anteil der ausländischen SchülerIn- nen gibt es keine Angaben.

Bei gleichen Abiturientenquoten im Regionalverband bzw. im Saarland von ca. 25 % (in der Gesamtbevölkerung) lag der Anteil der ausländischen SchülerInnen in 2005 bei 0. Der Anteil der ausländischen Schüler ohne Abschluss bewegt sich mit 17 bis 18 % in etwa auf dem Niveau von Regionalverband und Saarland. Auffällig ist, dass in der Gruppe der 18- bis 21-

42 Jährigen der Anteil der Auszubildenden an der Gesamtzahl in dieser Altersgruppe über 53 % liegt, saarlandweit sogar über 60 %. Innerhalb der ausländischen Bevölkerung liegt er dage- gen nur bei 23 %. In Sulzbach liegt ihr Anteil sogar nur knapp über 13 %.

6. Zusammenfassung

6.1 Gesamtstadt

Die Einwohnerzahl ist weiterhin rückläufig. Insgesamt hat Sulzbach in den vergangenen 10 Jahren ca. 1.290 Einwohner verloren, was einem Rückgang um 6,6 % entspricht. Im glei- chen Zeitraum ist die Bevölkerung des Regionalverbandes Saarbrücken um 4,6 % und die des Saarlandes um 3,5 % gesunken. Sulzbach muss sich also mit einem stärkeren Schrumpfungsszenario auseinandersetzen als das Umland.

Im langjährigen Durchschnitt sterben etwa 100 Personen mehr als über Geburten ersetzt werden. Der größte Teil des Einwohnerrückgangs der vergangenen 10 Jahre ist also über natürliche Bevölkerungsbewegung erklärbar.

Die Stadt Sulzbach weist gegenüber dem Ausland eine sehr ausgeglichene Wanderungsbi- lanz auf. Was die innerdeutsche Binnenwanderung anbelangt, so fällt die Bilanz negativ aus. Auch innerhalb des Saarlandes verläuft diese Entwicklung für Sulzbach negativ.

Die absolute Zahl der in Sulzbach lebenden AusländerInnen ist in den letzten 10 Jahren na- hezu gleich geblieben und liegt leicht über 11 %. Die größte hier ansässige Gruppe stellen die Türken dar, gefolgt von den Italienern. Beide zusammen stellen etwa zwei Drittel aller in Sulzbach lebenden Ausländer.

Da die Lebenserwartung steigt und wenige Kinder geboren werden, wird die Bevölkerung insgesamt älter. Die jüngeren und mittleren Altersjahrgänge gehen mehr oder minder deut- lich zurück. Starke Zuwächse finden sich indes in der Gruppe der älteren Menschen über 65 Jahre.

Die Zahl der Beschäftigten ist in 2006 nach dem Rückgang der vergangenen Jahre gegen- über dem Vorjahr wieder leicht angestiegen. Problematisch ist allerdings, dass die Zahl der in Sulzbach besetzten Arbeitsplätze seit einigen Jahren rückläufig ist. Insgesamt besteht in Sulzbach ein Überhang von Einpendlern gegenüber den Auspendlern in einer Höhe von ca. 1.150 Personen. Die Stadt verdankt dies im Wesentlichen den größeren Industrieansiedlun- gen im Industriegebiet Sulzbach-Neuweiler.

Die Erwerbslosenquote ist im September 2007 gegenüber dem Vorjahreswert um 2,7 Pro- zentpunkte auf 15,9 % gesunken. Die Zahlen im Bereich des SGB III gingen deutlich zurück. Hinzu kommt ein etwas geringerer Rückgang im Bereich des SGB II. Am deutlichsten verlief diese Entwicklung in der Gruppe der unter 25-Jährigen.

Das Verhältnis SGB III / SGB II verschiebt sich weiter Richtung SGB II. Das ‚Privileg’ des Arbeitslosengeld I-Bezuges gilt in diesem Jahr weiterhin. Mittlerweile sind vier von fünf Er- werbslosen abhängig von Grundsicherungsleistungen nach SGB II.

Problematisch ist, dass die Anzahl der insgesamt von SGB II abhängigen Personen in 2007 nicht gesunken ist. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung der Stadt Sulzbach ist es ungefähr jede/r Neunte. Man kann davon ausgehen, dass in etwa jedes fünfte Kind in Sulzbach von Hartz IV abhängig ist.

Problematisch verläuft die Entwicklung in der Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Deren Zahl steigt entgegen dem Bundestrend seit 2005 kontinuierlich an. Im April 2008 beträgt ihre Zahl 475, das sind 50 % aller arbeitslos gemeldeten Personen.

43 Umfang und Struktur des Bezuges von Leistungen nach SGB XII haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Den größten Teil der Klientel machen dauerhaft Erwerbsunfähige sowie alte Menschen aus, welche ihren täglichen Bedarf auf Dauer nicht aus eigenen Mitteln und Kräften bestreiten können. Als Hauptgründe für den Bezug wurden im wesentlichen ge- ringes Einkommen, Trennung, Scheidung, Behinderung und Krankheit angegeben.

Die Zahl der Regelkindergartenplätze belief sich im September 2007 auf 393. Seit 2004 ist damit die Zahl der Betreuungsplätze um ca. 90 Plätze gesunken. Die Betreuung der 0- bis unter 3-Jährigen hingegen wurde im Vergleich zum Vorjahr ausgebaut. Es wurden zehn wei- tere Krippenplätze eingerichtet, so dass nun 20 Krippenplätze zur Verfügung stehen. Das Ganztagsangebot indes hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert.

Die Grundschulzahlen sind rückläufig und unter die Marke von 600 SchülerInnen gesunken. Für das kommende Schuljahr wird ein weiterer Rückgang um ca. dreißig Kinder erwartet.

Der Anteil der ausländischen Schüler ohne Abschluss bewegt sich in etwa auf dem Niveau von Regionalverband und Saarland. Der Anteil der Auszubildenden liegt in der Gruppe der 18- bis 21-Jährigen über 50 %, saarlandweit über 60 %. Bei der ausländischen Bevölkerung beträgt er dagegen nur 23 %, in Sulzbach nur 13 %.

6.2 Stadtteile

Einwohner ge- Kinderanteil (< 10 Seniorenanteil (> Migrantenanteil samt Jahre) in % 66 Jahre) in % in % Sulzbach 7.137 9,5 18,5 17,6 Altenwald 3.421 8,3 18,4 9,4 Brefeld 504 12,1 13,1 29,2 Hühnerfeld 2.151 8,4 21,8 8,1 Neuweiler 3.916 6,1 24,1 3,9 Schnappach 543 8,5 13,6 11,9 gesamt 17.672 8,4 19,8 11,9

Arbeitslosenquote Anteil SGB II an den Ar- Bevölkerungsanteil mit in % beitslosen in % SGB II-Bezug in % Sulzbach 18,0 82,6 15,4 Altenwald 18,2 83,4 14,3 Brefeld 14,9 92,3 9,5 Hühnerfeld 11,1 73,5 6,7 Neuweiler 11,5 71,3 6,1 Schnappach 23,0 82,4 18,0 gesamt 15,9 80,1 12,0 Quellen: Stadt Sulzbach, Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen

Anm: • Der Migrantenanteil bezieht sich auf staatsbürgerschaftlich Nichtdeutsche sowie Men- schen mit doppelter Staatsbürgerschaft • Die Daten beziehen sich auf den September 2007, der Migrantenanteil auf den Februar 2008

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• Sulzbach

Sulzbach ist mit 7.137 Personen der größte Stadtteil. Der Frauenanteil beträgt 51,8 %. Die Zahl der Kinder zwischen 0 und 10 Jahren liegt bei 679 bzw. 9,5 % und damit über dem ge- samtstädtischen Durchschnitt. Es ist der zweithöchste Kinderanteil der Sulzbacher Stadtteile. Ihnen gegenüber stehen 1.323 Menschen über 66 Jahre, das sind 18,5 %. Der überwiegen- de Teil der in der Stadt Sulzbach lebenden MigrantInnen lebt hier. 17,6 % der Gesamtbevöl- kerung des Stadtteils hat nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Tabelle zeigt, dass knapp zwei Drittel aller in der Stadt Sulzbach lebenden Türken im Stadtteil Sulzbach selbst leben. Auch unter den Italienern lebt die größte Gruppe im Stadtteil Sulzbach.

Im Stadtteil sind 2.070 Einwohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 61 Beschäftigte. Gleichzeitig sind 454 Personen arbeitslos gemeldet. Das bedeutet einen Rückgang um 99 Personen. Die Betroffenheitsquo- te sank damit von 21,6 % auf 18,0 %, insbesondere in der Gruppe der unter 25-Jährigen. Unter den 454 arbeitslos gemeldeten Personen fallen 375 unter das SGB II, das sind 82,6 %. Damit ist ihr Anteil um 3,4 % angestiegen. Insgesamt beziehen 1.099 Personen, verteilt auf 516 Bedarfsgemeinschaften, Leistungen nach SGB II. Ihre Zahl stieg gegenüber dem Vor- jahr um 67 Personen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung stieg von 14,3 % auf 15,4 %.

146 Personen erhielten in 2006 Leistungen nach SGB XII.

Sulzbach hat zwei Kindergärten: den katholische Kindergarten St. Elisabeth und den evan- gelische Kindergarten ‚Auf der Schmelz’. Beide zusammen bieten Platz für 175 Kinder. Der Bedarf liegt deutlich über dem Angebot. Bis 2009/2010 wird ein leichter Rückgang auf 198 Kinder erwartet. Trotz Fehlzahlen scheint es in Sulzbach-Mitte allerdings keinen Nachfrage- druck zu geben.

Die Grundschulkinder besuchen die Mellinschule. Derzeit sind es incl. der Dependance zur Pestalozzischule in Neuweiler 392 Kinder. In diesem Jahr wurden neunzig Kinder, verteilt auf vier Klassen, eingeschult. Die Prognosen für das kommende Schuljahr gehen von einem Rückgang auf 378 Kinder aus, da mehr Kinder nach der 4. Klasse abgehen als voraussicht- lich neu eingeschult werden.

• Altenwald

Altenwald hat 3.421 Einwohner. Der Frauenanteil liegt bei 50,5 %. Die Zahl der Kinder zwi- schen 0 und 10 Jahren liegt bei 285, das sind 8,3 %. Ihnen gegenüber stehen 630 Menschen über 66 Jahre oder 18,4 %. Der Anteil an ausländischen Personen liegt bei 9,4 %.

1001 Einwohner sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr be- deutet dies einen Anstieg um 54 Beschäftigte. Gleichzeitig sind 223 Personen arbeitslos ge- meldet. Im Vorjahresmonat waren es noch 226 Personen. Die Betroffenheitsquote sank von 19,3 % auf 18,2 %. Unter den 223 arbeitslos gemeldeten Personen fallen 186, das sind 83,4 % unter das SGB II. Damit stieg ihr Anteil um 3,8 %. Insgesamt beziehen 490 Personen, verteilt auf 244 Bedarfsgemeinschaften, Leistungen nach SGB II (14,3 % aller Einwohner). Im Vorjahresmonat lag ihr Anteil noch bei 12,3 %.

44 Personen erhalten Leistungen nach SGB XII.

Was die Kindergärten anbelangt, so werden die Einzugsbereiche Altenwald und Schnappach gemeinsam betrachtet. So stehen über den Pastor-Hein-Kindergarten fünfzig und über den städtischen Kindergarten Schnappach 25 Plätze zur Verfügung. Der Überhang wurde da- durch ausgeglichen. Für die kommenden Jahre wird eine leichte Fehlbelegung zwischen fünf und zwölf Plätzen erwartet.

45 Des weiteren befindet sich in Altenwald die Waldschule. Dort werden im aktuellen Schuljahr 206 Kinder unterrichtet. In diesem Jahr wurden 43 Kinder, verteilt auf zwei Klassen, einge- schult. Prognosen gehen für das kommende Schuljahr davon aus, dass sich die Kinderzahl auf 224 erhöhen wird, da mehr Einschulungen als Abgänge erwartet werden.

• Brefeld

Der kleinste Stadtteil Sulzbachs ist Brefeld mit 504 Einwohnern. Der Frauenanteil liegt ent- gegen dem Trend unter dem Anteil der männlichen Bevölkerung und beträgt 47,0 %. Der Anteil der Kinder zwischen 0 und 10 Jahren liegt mit 61 Kindern bzw. 12,1 % deutlich über dem gesamtstädtischen Niveau (8,4 %). Damit hat Brefeld den höchsten Kinderanteil aller Sulzbacher Stadtteile. Der Anteil der Über-66-Jährigen liegt dagegen mit 66 Personen deut- lich unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Mit 13,1 % ist es der niedrigste Seniorenan- teil. Der Anteil der Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft ist mit 29,2 %, der höchste aller Sulzbacher Stadtteile.

Im Stadtteil Brefeld sind 140 Einwohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Der Wert stieg gegenüber dem Vorjahr um fünf Beschäftigte. Gleichzeitig sind 26 Personen arbeitslos gemeldet, im Vorjahr waren es 38 Personen. Es ergibt sich eine Betroffenheitsquote von 14,9 % gegenüber 22,0 % im Vorjahr. Unter den 26 arbeitslos gemeldeten Personen fallen 24, das sind 92,3 %, unter das SGB II. Insgesamt beziehen 48 Personen in 23 Bedarfsge- meinschaften Leistungen nach SGB II. Dies entspricht einer Abnahme um elf Personen. Ins- gesamt gesehen sind 9,5 % aller Einwohner abhängig von Leistungen nach SGB II. Im Vor- jahresmonat lag ihr Anteil noch bei 11,2 %.

Drei Personen erhalten Leistungen nach SGB XII.

Die Einzugsbereiche Hühnerfeld und Brefeld werden von dem katholischen Kindergarten St. Marien und vom evangelischen Kindergarten Hühnerfeld abgedeckt. Dort stehen fünfzig bzw. 43 Plätze zur Verfügung. Es besteht laut Prognose bis 2009/2010 ein deutlicher Überhang an vorhandenen Plätzen.

• Hühnerfeld

2.151 Personen leben in Hühnerfeld. Darunter befinden sich 51,5 % Frauen. Der Anteil der Kinder zwischen 0 und 10 Jahren liegt bei 180 Kindern oder 8,4 % und damit auf gesamt- städtischem Niveau. Der Anteil der Über-60-Jährigen beträgt 468 Personen bzw. 21,8 %, liegt also über dem gesamtstädtischen Niveau. Der Anteil der ausländischen MitbürgerInnen liegt bei 8,1 %.

Im Stadtteil Hühnerfeld sind 661 Einwohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegen- über dem Vorjahresmonat bedeutet dies eine Abnahme um 62 Beschäftigte. Hühnerfeld ist damit der einzige Sulzbacher Stadtteil, in dem die Beschäftigtenzahlen gesunken sind. Auch die Zahl der arbeitslos Gemeldeten ist um 36 auf 83 Personen gesunken. Die Quote sank daher insgesamt deutlich von 14,1 % auf 8,4 %. Unter den 83 arbeitslos gemeldeten Perso- nen fallen 61 unter das SGB II . Im Vorjahr betrug deren Zahl noch 91. Damit sank ihr Anteil von 76,5 % auf 73,5 %. Insgesamt beziehen 144 Personen, die sich auf 76 Bedarfsgemein- schaften verteilen, Leistungen nach SGB II. Das sind 6,7 % aller Einwohner. Im Vorjahr be- lief sich deren Anteil auf 9,7 %.

24 Personen erhalten Leistungen nach SGB XII.

Hühnerfeld wird wie auch Brefeld als Einzugsbereich von dem katholischen Kindergarten St. Marien und vom evangelischen Kindergarten Hühnerfeld abgedeckt. Dort stehen fünfzig bzw. 43 Plätze zur Verfügung. Bis 2009/2010 wird ein Überhang an vorhandenen Plätzen erwar- tet.

46 • Neuweiler

Neuweiler ist mit 3.916 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil. Der Frauenanteil ist mit 53,8 % der höchste aller Stadtteile, was auf deren höhere Lebenserwartung zurückzuführen sein dürfte, denn Neuweiler ist der Stadtteil mit dem höchsten Anteil an älteren und alten Men- schen. Die Zahl der Über-66-Jährigen beträgt 944 Personen bzw. 24,1 %. Der Anteil der Kinder zwischen 0 und 10 Jahren dagegen liegt mit 238 Kindern bzw. 6,1 % deutlich unter dem gesamtstädtischen Niveau. Neuweiler ist damit der Sulzbacher Stadtteil mit dem ge- ringsten Kinderanteil. Auch wohnen in Neuweiler fast ausschließlich staatsbürgerschaftlich Deutsche. Der Ausländeranteil beträgt lediglich 3,9 % und ist damit bei weitem der niedrigste aller Sulzbacher Stadtteile.

Im Stadtteil Neuweiler sind 1.268 Einwohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dies entspricht einem marginalen Anstieg um 20 Beschäftigte. Gleichzeitig sind 164 Personen arbeitslos gemeldet, im Vorjahr waren es 185 Personen. Die Betroffenheitsquote sank damit von 12,9 % auf 11,5 %. Unter den 164 arbeitslos gemeldeten Personen fallen 117 unter das SGB II. Ihr Anteil stieg damit von 65,9 % auf 71,3 %, ist aber nach wie vor der niedrigste aller Sulzbacher Stadtteile. Insgesamt beziehen 238 Personen in 140 Bedarfsgemeinschaften Leistungen nach SGB II (6,1 % aller Einwohner). Im Vorjahresmonat lag ihr Anteil noch bei 6,5 %. Das ist nach wie vor der niedrigste aller Sulzbacher Stadtteile.

30 Personen erhalten Leistungen nach SGB XII.

Im Einzugsbereich Neuweiler stehen über den katholischen Kindergarten St. Hildegard 50 Plätze zur Verfügung. Durch die Schließung des evangelischen Kindergartens wurde das Angebot reduziert und liegt nun unter dem ebenfalls sinkenden Bedarf.

Die Grundschule Pestalozzischule ist eine auslaufende Dependance der Mellinschule. Im aktuellen Schuljahr besuchen sie noch 58 Kinder der Klassenstufen 3 und 4. Ab dem kom- menden Schuljahr wird die Schule geschlossen, und die Kinder besuchen die Mellinschule in Sulzbach.

• Schnappach

Der zweitkleinste Stadtteil mit 3,1 % Anteil an der Gesamtbevölkerung ist Schnappach mit 543 Einwohnern. Der Frauenanteil liegt entgegen dem Trend mit 47,3 % unter der 50 %- Marke. Der Anteil der Kinder zwischen 0 und 10 Jahren liegt mit 46 Personen bzw. 8,5 % auf dem gesamtstädtischen Niveau. Der Anteil der Über-66-Jährigen beträgt dagegen 74 Perso- nen oder 13,6 %. Damit ist er der zweitniedrigste aller Sulzbacher Stadtteile. Der Ausländer- anteil liegt bei 11,9 %.

Im Stadtteil Schnappach sind 171 Einwohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ge- genüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies einen Anstieg um 17 Beschäftigte. Gleichzeitig sind 51 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank hiermit von 28,4 % auf 23,0 %. Dennoch hat Schnappach die höchste Quote aller Sulzbacher Stadtteile. Unter den 51 arbeitslos gemeldeten Personen fallen 42 unter das SGB II (82,4 %). Deren Zahl sank gegenüber dem Vorjahr um 7 Personen. 98 Personen in 53 Bedarfsgemeinschaften bezie- hen Leistungen nach SGB II. Deren Zahl ist damit um 18 Personen gesunken. Insgesamt sind 18,0 % aller Einwohner abhängig von Leistungen nach SGB II. Im Vorjahresmonat lag ihr Anteil noch bei 20,8 %.

Zwölf Personen erhalten Leistungen nach SGB XII.

Was die Kindergärten anbelangt, so werden die Einzugsbereiche Altenwald und Schnappach gemeinsam betrachtet. So stehen über den Pastor-Hein-Kindergarten fünfzig und über den städtischen Kindergarten Schnappach 25 Plätze zur Verfügung. Die Zahl der angebotenen Plätze ist durch je eine Gruppenschließung um fünfzig gesunken. Für die kommenden Jahre wird eine Fehlbelegung zwischen fünf und zwölf Plätzen prognostiziert.

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Teil II.

Herausforderungen der demographischen Entwicklung für die soziale Stadtentwicklung

0. Einführung in die Thematik

1. Demographische Entwicklung

1.1 Demographische Entwicklung in Europa seit 1700

1.2 Demographische Entwicklung in heutiger Zeit

1.3 Annahmen zur künftigen Entwicklung 1.3.1 Bundesweite Prognosen 1.3.2 Regionale Prognosen 1.3.3 Prognosen für das Saarland und den Regionalverband Saarbrücken 1.3.4 Prognosen für Sulzbach

2. Leitlinien und Handlungsempfehlungen

2.1. Leitlinien 2.1.1. Umgang mit demographischem Wandel 2.1.2. Profilierung als regionales Zentrum

2.2. Handlungsempfehlungen

48 0. Einführung in die Thematik

Wie bereits im Sozialdaten-Teil des Sozialberichts deutlich gemacht werden sollte, steht un- sere bundesrepublikanische Gesellschaft aktuell nicht am Beginn, sondern befindet sich mit- ten innerhalb eines radikalen und qualitativ neuartigen Transformationsprozesses, weitge- hend, ohne dass sich bei den verantwortlich Handelnden oder in der interessierten Öffent- lichkeit ein ausreichendes Bewusstsein hierfür gebildet hätte. Aus diesem Grund soll der diesjährige Schwerpunkt ‚Herausforderungen der demographischen Entwicklung’ einen An- stoß dazu geben, sich eingehender mit den unter dem Schlagwort des ‚demographischen Wandels’ verstandenen Prozessen auseinander zu setzen.

Demographie ist eine sozialwissenschaftliche Disziplin, die sich mit Struktur und Entwicklung der Bevölkerung befasst. Zentrale Analyse-Variablen sind Bevölkerungsgröße, Altersaufbau, Fruchtbarkeitsraten, Sterblichkeit und Migrationen. Zur Beschreibung bedient sie sich statis- tischer Verfahren und mathematischer Modelle. Ihre Geschichte reicht bis ins 17. Jahrhun- dert zurück und ist eng mit ökonomischen und politischen Fragestellungen verknüpft (vgl. Fuchs-Heinritz et al.: Stichwort: Demographie).

Im ersten Block wird zunächst der aktuelle Forschungsstand chronologisch von der vorindus- triellen bis in die heutige Zeit dargestellt. Unter Hinzuziehung von Quellen wie dem Statisti- schen Bundesamt, dem Statistischen Landesamt Saarland sowie der Bertelsmann Stiftung soll der Blick dann prognoseartig in die Zukunft gelenkt werden. Es ist weiterhin zu zeigen, dass es einerseits zwar generelle Grund-Tendenzen gibt, deren Betrachtung alleine jedoch nicht ausreicht, da sich diese regional sehr unterschiedlich vor Ort niederschlagen können.

Der demographische Wandel muss keineswegs nur als Risiko, sondern kann – strategischen Umgang vorausgesetzt – durchaus auch als Chance verstanden werden. Dazu werden im zweiten Block zunächst allgemeine und schließlich konkrete, auf Sulzbach bezogene Hand- lungsempfehlungen gegeben. Die Grundlagen hierfür wurden zum einen über die Projekt- gruppe selbst erarbeitet. Zum anderen fand ein reger Austausch mit verschiedensten Sulz- bacher Akteuren statt, welcher in einem Fachworkshop im April 2008 seinen Abschluss und Höhepunkt fand.

1. Demographische Entwicklung

1.1. Demographische Entwicklung in Europa seit 1700

In vorindustrieller Zeit bestimmte sich die Population über kaum kontrollierbare Geburten- und Sterbehäufigkeiten. Ende des 17. Jahrhunderts lag die durchschnittliche Lebenserwar- tung eines Menschen bei 29 Jahren. Die Kindersterblichkeit war sehr hoch, über die Hälfte der Bevölkerung starb innerhalb der ersten 20 Lebensjahre. Insgesamt gab es viel mehr jun- ge und weniger alte Menschen als heutzutage. In diesem historisch sehr langen Zeitraum kam es zu einem langsamen Anstieg der Bevölkerungszahl, der durch äußere Ereignisse wie Kriege, Seuchen oder Hungersnöte immer wieder unterbrochen wurde (vgl. BIB 2004, 9).

Im Zuge der Industrialisierung änderte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich auch die Zusammensetzung der Gesellschaft, man spricht vom ersten demographischen Über- gang (vgl. ebd., 9ff). Zunächst sank Mitte des 19. Jahrhunderts bei gleichbleibend hoher Ge- burtenrate aufgrund besserer medizinischer Betreuung die Sterbehäufigkeit v.a. bei Kindern und Säuglingen, und so wuchs die Bevölkerung rasch an. Danach sank auch die Geburten- rate, die Bevölkerungswissenschaft spricht vom ersten Geburtenrückgang. Bereits ab 1880 war der vollständige Ersatz der Elterngeneration nicht mehr gewährleistet und sollte es auch in Zukunft nicht wieder sein (vgl. ebd., 19f). Zwischen 1890 und 1915 sank die durchschnittli- che Zahl der Geburten je Frau von 4,7 auf 2,9. Die Sterbehäufigkeit sank jedoch noch schneller und die Bevölkerung wuchs insgesamt weiter an. Nach 1945 verlangsamte sich dieses Wachstum, da die Geburtenhäufigkeit sich allmählich den Sterbehäufigkeiten annä-

49 herte. Um 1950 war der Übergang abgeschlossen, Geburten- und Sterbehäufigkeit hatten sich auf einem gemeinsamen niedrigen Niveau eingependelt (vgl. ebd., 10).

Ab den 60er Jahren schließlich kann man von einem zweiten demographischen Übergang sprechen. Er war gekennzeichnet durch einen deutlichen Geburtenrückgang zwischen 1965 und 1975, den sog. zweiten Geburtenrückgang, wobei die Geburtenraten staatenübergrei- fend relativ gleichzeitig auf das heute bekannte niedrige Niveau fielen. Seither herrscht zu- mindest in Westdeutschland ein stabil niedriges Geburtenniveau von durchschnittlich 1,4 Kindern je Frau (vgl. ebd., 21). In der ehemaligen DDR lag die Geburtenrate vor der Wieder- vereinigung höher und brach dann Mitte der 90er Jahre dramatisch ein. Erklärt wurde sie durch den mit der Wiedervereinigung verbundenen Strukturwandel und daraus resultieren- den Problemen (Arbeitslosigkeit, neues Bildungssystem etc.). In der Folgezeit stieg der Wert für die neuen Bundesländer wieder an und liegt mittlerweile leicht unter Westniveau. Man spricht im Zusammenhang mit dem zweiten Geburtenrückgang auch vom sog. demogra- phisch-ökonomischen Paradoxon (vgl. Wikipedia (2008), Stichwort: Demographie): Je wohl- habender, freier und gebildeter eine Gesellschaft ist, desto weniger Kinder bekommt sie.

Gleichzeitig stieg mit dem allgemeinen Wohlstand auch die Lebenserwartung kontinuierlich. Seit den Geburtsjahrgängen ab 1970 liegt sie jenseits von 70 Jahren. So schieben sich die letzten starken Geburtsjahrgänge der 60er Jahre sukzessive nach oben und bewirken bzw. beschleunigen die Alterung der Bevölkerung.

Neben der Geburtenhäufigkeit (Fertilität) und der Sterbehäufigkeit (Mortalität) bestimmt Mig- ration als dritte demographische Komponente die Bevölkerung eines Landes. Die in den 90er Jahren immer wieder aufgeworfene Frage, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei, ist heute de facto längst und war eigentlich schon damals entschieden. Deutschland gehört zwar nicht zu den klassischen Zuwanderungsländern wie z.B. der melting pot USA oder Australien, wird aber seit fast 50 Jahren durch ein hohes Maß an Zuzügen von verschiedens- ten Gruppen von Zuwanderern geprägt (vgl. BIB 2004, 47). Da aber seit einigen Jahrzehnten die Geburten- und Sterberaten relativ konstant bleiben, kommt der Migration eine immer größere demographische Bedeutung zu. Zum ersten ist es von ihr abhängig, ob insgesamt die Bevölkerung wächst, stagniert oder schrumpft, zum zweiten sind Zuwanderer im Durch- schnitt jünger als die Einheimischen und senken so das Durchschnittsalter und zum dritten liegt bei Zuwanderergruppen die Geburtenrate höher als die der einheimischen Bevölkerung.

Es ist einleuchtend, dass das Altern der Bevölkerung nicht mehr aufzuhalten ist (vgl. BIB 2004, 15f):

• zum ersten kann die demographische Vergangenheit nicht mehr aufgehalten werden, da die niedrige Geburtenrate seit mittlerweile über 30 Jahren stabil ist und die ersten gebur- tenschwachen Jahrgänge heute längst die Elterngeneration bilden • zum zweiten ist ein Wiederanstieg der Geburtenhäufigkeiten gegenwärtig unwahrschein- lich (was die Verantwortlichen natürlich nicht von einer nachhaltigen Familienpolitik ent- bindet) • zum dritten ist davon auszugehen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung zumin- dest in Westeuropa weiter steigen wird, wenngleich weniger stark • zum vierten ist eine Zuwanderung in der Höhe, dass der Alterungsprozess gestoppt wer- den könnte (die sog. replacement migration) rein theoretisch völlig unrealistisch. (Als Re- chenbeispiel: Um das Altern der Bevölkerung aufzuhalten, benötigt die BRD einen jährli- chen Zuwanderungsüberschuss von 3,4 Mio Menschen jährlich. Nimmt man diese an, so hätte Deutschland um 2050 eine Einwohnerzahl von ca. 300 Mio und einen Migrantenan- teil von weit über 80 %).

50

1.2. Demographische Entwicklung in heutiger Zeit

Was aktuell unter dem Begriff demographischer Wandel diskutiert wird, lässt sich mittels vier prägnanter Schlagworte fassen (vgl. Häußermann 2007). Die Bevölkerung wird

• weniger • älter • bunter • ungleicher

Die Gesamtzahl der Einwohner der BRD nimmt derzeit ab. Zwar liegen die Sterbezahlen bereits seit längerem höher als die Geburtenzahlen. Bis vor kurzem jedoch konnten diese Verluste durch einen Überschuss an Zuwanderung aus dem Ausland kompensiert werden. Seit 2003 aber reicht diese Wanderung nicht mehr aus, um die mortalitäts- bzw. fertilitätsge- leiteten Schrumpfungsprozesse zu kompensieren (vgl. BIB 2006, 2). Die Bevölkerung wird also insgesamt weniger .

Daneben steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung. Bei seit vier Jahrzehnten gleichblei- bend niedriger Geburtenrate steigt v.a. aufgrund äußerer Bedingungen (Wohlstand, medizi- nische Versorgung etc.) die Lebenserwartung sukzessive an. Dadurch wächst der Anteil an älteren und alten Menschen. Die Bevölkerung wird insgesamt älter .

Der Zuwanderungsprozess der vergangenen 50 Jahre hat dazu geführt, dass sich die Zu- sammensetzung der bundesrepublikanischen Gesellschaft seit Ende des Zweiten Weltkrie- ges grundlegend gewandelt hat. Lebten in Deutschland um 1945 fast ausschließlich ethnisch Deutsche, so ist das Land seitdem viel heterogener und multikultureller geworden. Der Anteil an staatsbürgerschaftlich Nichtdeutschen in der BRD liegt aktuell bei etwas über 7 Millionen, das sind ca. 9 % der Gesamtbevölkerung. Dabei macht das Kriterium Staatsangehörigkeit zur Erfassung der Gruppen der Zuwanderer zunehmend weniger Sinn. Ersetzt man es durch das Kriterium ‚Menschen mit Migrationshintergrund’, so zeigt sich, dass der Anteil der Migranten um etwa das 1,5 fache höher ist als der der Ausländer. Nach dem vom statisti- schen Bundesamt herausgegebenen Mikrozensus 2005 besteht bei nahezu 20 % der Bevöl- kerung ein Migrationshintergrund. Weniger als die Hälfte dieser Gruppe verfügt dabei über persönliche Migrationserfahrung. Die Mehrheit dieser Menschen sind in Deutschland gebo- ren und aufgewachsen (vgl. Mikrozensus 2005). Neben dieser ethnischen Vielfalt findet sich auch eine soziale. Sie ist Folge der andauernden Individualisierung und führt zu einer wach- senden Pluralisierung von individuellen Lebensentwürfen und -stilen. Daher kann man also sagen: Die Bevölkerung wird bunter .

Die oben genannte Heterogenität verläuft jedoch nicht nur entlang einer horizontalen (an- ders), sondern auch entlang einer vertikalen Linie (besser/schlechter). Damit ist gemeint, dass die soziale Polarisierung unter den Menschen zunimmt. Populärwissenschaftlich ist in diesem Zusammenhang oft vom ‚Auseinanderklaffen der Schere’ die Rede. Der Mittelstand schwindet, und die Zahl der Modernisierungsgewinner, insbesondere aber die der Moderni- sierungsverlierer, nimmt zu. Die Ungleichheiten wachsen. Eine immer größere Zahl von Menschen wird von den aktuellen Entwicklungen abgehängt und bleibt auf der Strecke. In diesem Zusammenhang sei auf das Kapitel Beschäftigung und dort auf die Gruppe der Langzeitarbeitslosen als die Verlierer des derzeitigen konjunkturellen Aufschwungs verwie- sen. Neu ins Bewusstsein rückt indes, dass diese Ungleichheiten sich nicht mehr nur sozial, sondern auch räumlich auswirken. Armuts-Populationen konzentrieren sich zunehmend auf bestimmte Quartiere oder Gebiete. Es kommt zu sozialräumlichen Polarisierungseffekten und Abwärtsspiralen. Wer es sich leisten kann, zieht fort. Zurück bleiben diejenigen, die auf dem freien Wohnungsmarkt kaum Chancen haben, also ohnehin schon marginalisiert sind. Als Folge sinken Kaufkraft, Steuereinnahmen und Investitionsbereitschaft in den Quartieren weiter, während die Sozialausgaben und sonstigen öffentlichen Kosten rasant steigen. Quar- tiere bzw. Stadtviertel verelenden rascher als bislang angenommen. An dieser Stelle bleibt also resümierend festzuhalten: Die Bevölkerung wird insgesamt ungleicher .

51 1.3 Annahmen zur künftigen Entwicklung

1.3.1. Bundesweite Prognosen

Da die demographische Entwicklung fast ausschließlich von Wanderung abhängig ist, ist es sehr schwierig, Prognosen aufzustellen, da gerade Migration von vielen Faktoren beeinflusst wird. Aus diesem Grund werden in der Bevölkerungswissenschaft meist mehrere Wande- rungs-Varianten mit einbezogen, die unterschiedliche Saldi zur Grundlage haben, wobei da- von ausgegangen wird, dass sich die tatsächliche Zuwanderung irgendwo innerhalb dieser Grenzen abspielt. So geht man bundesweit üblicherweise im langjährigen Durchschnitt von einem Nettozuwanderungsüberschuss von 100.000 bis 200.000 Menschen pro Jahr aus und erstellt unter der Annahme, dass Geburten- und Sterbehäufigkeiten konstant bleiben, unter- schiedliche Prognosevarianten. Die Spanne zwischen den beiden Annahmen bildet einen Korridor, innerhalb dessen sich das zukünftige Wanderungsgeschehen abspielen dürfte.

Folgende Punkte würden unter beiden Vorannahmen eintreffen und gelten daher als relativ gesichert (vgl. Statist. Bundesamt 2006, 5ff ; vgl. BIB 2004, 61f):

• Die Gesamtzahl der Bevölkerung schrumpft (von 82 Mio in 2006 auf 69 bis 74 Mio in 2050). • Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt (von aktuell 44 Jahren auf ca. 50 Jahre in 2050). • Die allgemeine Lebenserwartung steigt (von 75 bis 81 Jahre für in 2000 Geborene auf 81 bis 88 Jahre für in 2050 Geborene). • Der Anteil der Kinder und Jugendlichen stabilisiert sich auf etwas niedrigerem Niveau als heute (von 20 % in 2005 auf 15 % in 2050). • Der Anteil der Bevölkerung im potentiellen Erwerbsalter sinkt (von 61 % in 2005 auf ca. 50 % in 2050; von 50 Mio auf 30 bis 39 Mio). • Der Anteil der über 65-Jährigen steigt (von 19 % in 2005 auf 30 % in 2050). • Der Anteil der Hochbetagten über 80 Jahre steigt (von 4 % in 2000 auf 12 bis 13 % in 2050). • Die Geburtenzahlen gehen unter der Annahme gleichbleibender Geburtenraten weiter zurück, da es weniger potenzielle Mütter gibt (von 672.000 Geburten in 2006 auf 480- 535.000 Geburten in 2050). • Trotz steigender Lebenserwartung steigt aufgrund des höheren Durchschnittsalters die Zahl der Sterbefälle (von 821.000 in 2006 auf 1.081.000 bis 1.100.000 in 2050).

Generell sind solche Prognosen kritisch zu betrachten, da sie ein gewisses Unsicherheitspo- tenzial mit sich bringen (vgl. Schwarz 2002, 107ff). So sind weder alle Einflussfaktoren be- kannt oder quantifizierbar noch ihre Interdependenzen. Unvorhersehbare Ereignisse wie Kriege oder Krankheiten können ebenfalls nicht mit berücksichtigt werden. Zudem sind die Ergebnisse umso unsicherer, je weiter sie in die Zukunft reichen bzw. je kleiner die Sozial- räume sind, auf die sie sich beziehen.

Es gilt als gesichert, dass die Bevölkerung der BRD in den kommenden Jahrzehnten mehr oder weniger stark zurückgehen wird. Entscheidend hierfür sind nicht die Entwicklungen von Geburten und Sterbezahlen, sondern allein die prognostizierte Zuwanderung. Man geht da- von aus, dass die Zuwanderung die durch den Sterbeüberschuss entstehenden Defizite nicht gänzlich ausgleichen kann. Der aktuelle Sterbeüberschuss beträgt ca. 150.000 Personen jährlich und wird bis 2050 auf ca. 500.000 Personen anwachsen.

Das Verhältnis der Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren zu der Bevölkerung im poten- tiellen Erwerbsalter (20 bis 64 Jahre) wird im Jugendquotienten ausgedrückt. Prognosen gehen dahin, dass dieser zunächst weiter sinken und sich dann auf niedrigem Niveau stabili- sieren wird. Mittelfristig wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen weiter sinken, was sich derzeit besonders deutlich an rückläufigen Schülerzahlen bemerkbar macht. Auch der Bedarf an Ausbildungsplätzen und -stätten wird mittelfristig abnehmen und damit auch das Potential an jüngeren, qualifizierten Erwerbstätigen, was zu größerer Konkurrenz zwischen Regionen 52 und Städten führt. Langfristig stabilisiert sich dann der Jugendquotient auf niedrigerem Ni- veau als heute. Auf 100 Personen im Erwerbsalter entfallen heute 33 unter 20-Jährige, in 2050 werden es 29 sein.

Daneben gibt es den Altenquotienten. Dieser setzt die Anzahl der ab 65-Jährigen in Bezie- hung zur Zahl der Menschen im potenziellen Erwerbsalter, üblicherweise entweder zwischen 15 und 65 Jahren oder zwischen 20 und 65 Jahren. Ein steigender Altenquotient bedeutet, dass mehr Menschen in der Nacherwerbsphase weniger Menschen im mittleren Alter, dem potenziellen Erwerbsalter gegenüberstehen. Im Jahr 2005 entfielen auf 100 Personen im Erwerbsalter (20 bis unter 65 Jahre) 32 Ältere. Im Jahr 2050 wird dieser Altenquotient bei 60 bis 64 liegen. Auch bei einer Heraufsetzung des Rentenalters auf beispielsweise 67 Jahre wäre der Altenquotient für ab 67 Jährige deutlich höher, als er es heute für über 65-Jährige ist.

Aus Alten- und Jugendquotient errechnet sich die sog. Abhängigenquote, also das Verhältnis der Nicht-Arbeitenden (unter 20 bzw. über 65 Jahre) zur Bevölkerung im potenziellen Er- werbsalter (vgl. VÖB, 10). Das Verhältnis zwischen den Menschen, die noch nicht oder nicht mehr im Erwerbsalter stehen, zu den Personen im Erwerbsalter wird v.a. durch die Entwick- lung des Altenquotienten geprägt sein. 2005 entfielen 65 unter 20-Jährige sowie ab 65- Jährige auf 100 Personen zwischen 20 und 65 Jahren, in 2050 werden es 89 bis 94 sein. Eine hohe Abhängigenquote ist deswegen problematisch, da der wirtschaftlich aktive Bevöl- kerungsteil Transferleistungen für die anderen mit erwirtschaften muss.

1.3.2. Regionale Prognosen

Es gibt innerhalb Deutschlands sehr deutliche regionale Unterschiede zwischen den neuen und alten Bundesländern, aber auch im Vergleich der alten Bundesländer untereinander.

Generell gilt, dass die Gesamtbevölkerung in den neuen Bundesländern deutlich zurück geht, was starken Binnenwanderungstendenzen, einem Ost-West-Gefälle geschuldet ist (vgl. Wikipedia 2008, Stichwort: Demographie Deutschlands). In den alten Bundesländern dage- gen ist die Zahl der Bevölkerung zwischen 1991 und 2004 gestiegen. Ausnahmen hierzu sind Bremen und das Saarland (vgl. BIB 2007, 7).

In den alten Bundesländern verläuft der Alterungsprozess aufgrund der Zuwanderung lang- samer. Außer in Bremen und dem Saarland ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen in den 90er Jahren angestiegen (vgl. BIB 2007, 7). Die Bevölkerung der mittleren Altersjahrgänge zwischen 20 und 60 Jahren hat sich kaum verändert, im Saarland ist sie leicht zurückgegan- gen. Die Altersklassen über 60 Jahre legten sowohl in den alten als auch in den neuen Bun- desländern stark zu, mit steigendem Alter um so stärker. Im Saarland wird erwartet, dass sich Altenquotient und Durchschnittsalter leicht unter Bundesdurchschnitt entwickeln werden (vgl. Rohloff 2000a, 189f).

Die Geburtenrate liegt deutschlandweit bei 1,36 Kindern je Frau. In den neuen Bundeslän- dern liegen die Raten etwas niedriger als in den alten Bundesländern. Allerdings kann an- ders als in den 90er Jahren nicht mehr von einer Zweiteilung Deutschlands, was das Gebur- tenniveau betrifft, gesprochen werden. Im Saarland liegt die Geburtenziffer seit den 70er Jahren unter den Bundesdurchschnitt, in 2004 lag sie bei 1,24. Damit wiesen mit Hamburg und Berlin nur noch zwei (westdeutsche) Bundesländer eine niedrigere Geburtenrate auf. Um 1950 lag die absolute Zahl der Geburten im Saarland mit 18.400 Geburten mehr als doppelt so hoch wie fünfzig Jahre später mit 9.100 Geburten in 2000 (vgl. Rohloff 2000, 107). Die anhaltend niedrigen Geburtenraten führen dazu, dass jede nachfolgende Kinder- generation um ca. ein Drittel kleiner ist als die ihrer Eltern (vgl. BIB 2007, 10).

Auch die allgemeine Lebenserwartung ist bei insgesamt kontinuierlichem Anstieg regional unterschiedlich verteilt. Die höchste Lebenserwartung haben die Menschen in Baden Würt- temberg, mit am niedrigsten ist sie im Saarland sowohl bei Männern als auch bei Frauen (vgl

53 BIB 2007, 16). Dort hat sich die Zahl der Sterbefälle von 9.100 in 1950 auf 12.500 in 1998 erhöht. Mit 11,6 Sterbefällen je 1.000 Einwohner ist die Sterblichkeit im Saarland höher als im Bundesdurchschnitt (vgl. Rohloff 2000, 110). Mit zunehmendem Alter wirkt sich übrigens die durchschnittlich höhere Lebenserwartung von Frauen besonders stark aus, das Ge- schlechterverhältnis liegt in der Gruppe der Hochbetagten (über 80 Jahre) bei 2,5 : 1. Hier wird deutlich, dass die demographische Alterung der Bevölkerung v.a. Frauen betrifft.

Bzgl. der Binnen-Migration, also dem Wanderungsgeschehen innerhalb Deutschlands, findet sich ein Ost-West-Gefälle, welches allen neuen Bundesländern Wanderungsverluste und den meisten westdeutschen Bundesländern Wanderungsgewinne bringt. Hier befindet sich das Saarland im unteren Mittelfeld; die Binnenwanderungs-Bilanz der 90er Jahre ist leicht negativ, d.h. es wandern mehr Menschen aus dem Saarland ab als zu. Wanderungsverluste gibt es insbesondere in Richtung Bayern und Rheinland-Pfalz. Als Hauptgrund für diese Entwicklung wird die prekäre Arbeitsmarktsituation angesehen (vgl. Rohloff 2000, 111f).

Ein vollständiges Bild des Wanderungsgeschehens ergibt sich, wenn auch die Wanderungs- bilanzen gegenüber dem Ausland miteinbezogen werden. Dabei ist die Bedeutung der Zu- wanderung aus dem Ausland in den alten Bundesländern wesentlich größer als in den neu- en. Fast zwei Drittel der gesamten Zuwanderung aus dem Ausland entfallen auf die Bundes- länder Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern (vgl. BIB 2007, 21f). Die Außenwanderungsbilanzen der übrigen Länder spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Alle ostdeutschen Länder sind, was die Außenwanderungsbilanzen anbelangt, Migrationsverlierer (vgl. BIB 2007, 19ff). Das Saarland konnte bis 1996 Außen- wanderungsgewinne verbuchen. Was das Gesamtwanderungssaldo (Binnen- und Außen- wanderung zusammengenommen) im Saarland betrifft, so ist dies in den 90er Jahren noch leicht im positiven Bereich (vgl. Rohloff 2000, 113).

Zusammenfassend kann man also folgendes festhalten:

• Es gibt große regionale Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern in der Be- völkerungsentwicklung. • In allen ostdeutschen Bundesländern verlaufen die Schrumpfungs- und Alterungsprozes- se beschleunigt. Neben niedrigen Geburtenraten sind dort die Wanderungssaldi deutlich negativer als im Westen, der großteils Wanderungsgewinne verbuchen kann. • Auch unter den alten Bundesländern finden sich Unterschiede. Dabei nimmt das Saar- land im Vergleich eine der hinteren Positionen ein und bleibt zum Teil deutlich hinter an- deren westdeutschen Ländern zurück (z.B. Geburtenraten, Lebenserwartung).

1.3.3. Prognosen für das Saarland und den Regionalverband Saarbrücken

Die im Folgenden präsentierten Daten stammen hauptsächlich aus der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Da- tenbasis ist der Bevölkerungsstand vom 31.12.2005. Fortgeschrieben werden die Daten bis in das Jahr 2050. Dabei wird saarlandweit von einem jährlichen Zuwanderungsüberschuss von 1.800 Personen ausgegangen. Diese Varianten wird für das Saarland als Hauptvariante betrachtet. Des weiteren wurden Daten von der Abteilung Jugendhilfeplanung des Jugend- amtes des Regionalverbandes zur Verfügung gestellt. Sie beziehen sich auf die 10. koordi- nierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes von 2004 bezogen auf das Jahr 2020.

Bei der 11. Bevölkerungsvorausberechnung wird von folgenden Grundannahmen ausgegan- gen: • Jährlicher Zuwanderungssaldo: 1.800 Personen • Konstante Geburtenziffer: 1,2 Kinder je Frau • Lebenserwartung Neugeborener: männlich 82,4 Jahre, weiblich 87,0 Jahre

54 Unter diesen Prämissen wird sich die Bevölkerung des Saarlandes wie folgt entwickeln (vgl. Statistisches Landesamt 2007).

Bevölkerungsentwicklung Saarland 2005- 2050 Anzahl in % 2005 1.050.293 100,0 2010 1.024.100 97,5 2020 967.500 92,1 2030 916.600 87,3 2040 859.100 81,8 2050 791.900 75,4 Quelle: Statistisches Landesamt 2007

Die Tabelle zeigt, dass sich der aktuelle Bevölkerungsrückgang kontinuierlich und konstant fortsetzen wird. In 2050 wird die Gesamteinwohnerzahl auf ungefähr drei Viertel des aktuel- len Standes gesunken sein.

Laut der Prognose wird die Bevölkerungszahl generell in allen saarländischen Landkreisen sinken (vgl. Statistisches Landesamt 2004). Die stärksten Bevölkerungsabnahmen finden sich in den Landkreisen Neunkirchen, Saarlouis, St. Wendel und dem Saar-Pfalz-Kreis. We- niger stark ausgeprägt sind diese Tendenzen im Landkreis Merzig-Wadern sowie im Regio- nalverband Saarbrücken, dem als regionales Zentrum eine exponierte Stellung zukommt. Dort liegt der Bevölkerungsrückgang bis 2020 gegenüber 2004 bei 3 bis 4 %, was einer Ab- nahme in den absoluten Zahlen von 350.00 auf etwa 335.000 Personen entspricht. Nach 2020 muss allerdings mit deutlicherem Rückgang gerechnet werden. Auch innerhalb des Regionalverbandes lassen sich Unterschiede ausmachen: Die Bevölkerungszahlen stagnie- ren in den Gemeinden Kleinblittersdorf, Heusweiler, Riegelsberg und Püttlingen. Abnehmen wird die Bevölkerung der Landeshauptstadt selbst. Deutliche Abnahmen werden in Friedrichsthal, Großrosseln, Quierschied, Sulzbach und Völklingen erwartet. Die Geburtenra- te ist insbesondere in Kleinblittersdorf, Püttlingen und der Landeshauptstadt unterdurch- schnittlich. Wanderungen von Familien mit Kindern finden am ehesten in Richtung Riegels- berg, Püttlingen, Heusweiler, Kleinblittersdorf und Sulzbach statt. Die sozialen Probleme ballen sich insbesondere in Saarbrücken, Völklingen und Sulzbach, was wirtschaftlichen Ge- sichtspunkten (Arbeitsplatzproblematik) geschuldet ist.

Entwicklung der Geburten- und Sterbefälle 2006- 2050 Lebendgeborene Gestorbene Saldo 2006 7.300 12.300 -5.000 2010 7.000 12.900 -5.900 2015 7.000 13.500 -6.500 2020 6.900 13.600 -6.700 2025 6.600 13.500 -6.800 2030 6.200 13.300 -7.100 2035 5.600 13.100 -7.400 2040 5.300 13.300 -8.000 2045 5.100 13.700 -8.600 2050 5.000 13.600 -8.700 Quelle: Statistisches Landesamt 2007

Ein Vergleich des Altersaufbaus von der gegenwärtigen zu zukünftigen saarländischen Be- völkerung kommt zu folgenden Ergebnissen:

55 Altersaufbau der Bevölkerung im Saarland Altersaufbau der Bevölkerung im Saarland im Jahr 2005 im Jahr 2050

100 100 95 95 90 Frauen Männer 90 Frauen Männer 85 85 80 80 75 75 70 221,3 (21 %) 70 255,5 (32 %) 65 65 60 60 55 55 50 50

45 Altersjahre 45 Altersjahre 40 40 35 629,0 (60 %) 35 426,2 (54 %) 30 30 25 25 20 20 15 15 110,8 (14 %) 10 200,0 (19 10 5 %) 5 0 0 00000000000 00000000000 10 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 8 6 4 2 0 2 4 6 8 Tausend Personen Tausend

Quelle: Statisches Landesamt 2007

Die linke Graphik zeigt den Aufbau der saarländischen Bevölkerung im Jahr 2005. Jeweils ca. ein Fünftel der Einwohner sind unter 18 bzw. über 64 Jahre alt. Ca. 60 % befinden sich im potenziellen Erwerbsalter. Ebenso deutlich ist zu erkennen, dass der Anteil der Frauen mit zunehmendem Alter ansteigt. In höheren Jahrgängen über 64 Jahre überwiegen sie deutlich, was zum einen auf die Kriegsgeneration und zum zweiten auf ihre höhere Lebens- erwartung rückführbar ist.

Die rechte Graphik zeigt den Aufbau der saarländischen Bevölkerung im Jahr 2050. Zu er- kennen ist zunächst eine wesentliche schlankere Form der Alterspyramide. Der Anteil der unter 18-Jährigen ist auf 14 % gesunken, ebenso gesunken ist der Anteil der Menschen im potenziellen Erwerbsalter – von 60 auf 54 %. Deutlich angestiegen ist hingegen der Anteil der über 64-Jährigen. In 2050 wird fast jede/r Dritte über 64 Jahre alt sein.

Im Folgenden werden nun die prognostizierten Entwicklungen ausgewählter Altersgruppen betrachtet:

• Kinder und Jugendliche

Bevölkerungsentwicklung Saarland 2005- 2050 (unter 20-Jährige) Anzahl in % 2005 199.964 100,0 2010 177.900 89,0 2020 148.400 74,2 2030 138.800 69,4 2040 124.900 62,5 2050 110.800 55,4 Quelle: Statisches Landesamt 2007

Generell wird erwartet, dass sich der Anteil der unter 20-Jährigen verringern wird, sowohl, was die absoluten Zahlen, als auch, was der Anteil an der Gesamtbevölkerung anbelangt. Derzeit gibt es saarlandweit knapp 200.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren. Ihre Zahl wird bis 2050 auf ca. 110.000 absinken, das sind lediglich 55 % des heutigen Wertes. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird ebenfalls sinken – von aktuell 19 % auf 14 %. Die- 56 ser konstant verlaufende Rückgang erstreckt sich mit unterschiedlicher Intensität auf alle in diesem Bereich liegenden Altersgruppen.

• 0 bis unter 3-Jährige: aktuell 22.500, kontinuierlicher Rückgang auf 15.100 (67 %) • 3 bis unter 6-Jährige: aktuell 23.900, kontinuierlicher Rückgang auf 15.400 (64 %) • 6 bis unter 10-Jährige: aktuell 37.100, kontinuierlicher Rückgang auf 21.200 (57 %) • 10 bis unter 15-Jährige: aktuell 52.500, kontinuierlicher Rückgang auf 28.000 (53 %) • 15 bis unter 18-Jährige: aktuell 35.700, kontinuierlicher Rückgang auf 18.200 (51 %) • 18 bis unter 20-Jährige: aktuell 23.900, kontinuierlicher Rückgang auf 14.500 (61 %)

Konsequenzen ergeben sich aus dieser Entwicklung für alle Institutionen, die auf Kinder und Jugendliche als Klientel angewiesen sind, z.B. Kindertagesstätten, Schulen, sonstige Bil- dungsstätten, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Freizeitzeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche oder Vereine. In allen diesen muss langfristig mit sinkendem Bedarf ge- rechnet werden.

• Mittlere Altersjahrgänge (20 bis unter 65 Jahre)

Bevölkerungsentwicklung Saarland 2005- 2050 (20 bis unter 65 Jahre) Anzahl in % 2005 628.989 100,0 2010 624.300 99,3 2020 581.100 92,4 2030 498.700 79,3 2040 453.400 72,1 2050 426.200 67,8 Quelle: Statisches Landesamt 2007

Auch Zahl und Anteil der Menschen im potenziellen Erwerbsalter werden den Prognosen zufolge langfristig zurückgehen. Aktuell leben ca. 630.000 Menschen dieser Altersstufen im Saarland. Ihre Zahl wird in den nächsten gut 40 Jahren um ungefähr 200.000 zurückgehen, das sind 68 % des heutigen Wertes. Der Rückgang verläuft also nicht so stark wie bei den Kindern und Jugendlichen. In etwa jede/r Dritte wird verschwinden. Die Gruppe stellt derzeit 60 % der Gesamtbevölkerung. Ihr Anteil wird auf 54 % in 2050 schrumpfen. Dabei gehen die jüngeren Altersjahrgänge deutlicher zurück. Erst in der Altersklasse über 60 Jahre wird ein leichter Anstieg der Zahlen erwartet.

• 20 bis unter 30-Jährige: aktuell 116.000, nach leichtem Anstieg bis 2010/2015 kontinuier- licher Rückgang auf 77.000 (67 %) • 30 bis unter 40-Jährige: aktuell 129.000 zunächst deutlicher Rückgang bis 2010 (86 %), danach leichter Anstieg zwischen 2010 und 2025 (93 %), nach 2025 wiederum deutlicher Rückgang auf 87.000 (67 %) • 40 bis unter 50-Jährige: aktuell 178.000, außer zwischenzeitlichem Anstieg zwischen 2025 und 2030 Rückgang bis 2050 auf 92.500 (52 %) • 50 bis unter 60-Jährige: aktuell 149.000, zunächst Anstieg, danach Rückgang auf 112.000 (75 %) • 60 bis unter 65-Jährige: aktuell 51.500, zunächst Anstieg, danach leichter Rückgang auf 58.000 (113 %)

Konsequenzen ergeben sich aus dieser Entwicklung insbesondere für die Sozialversiche- rungssysteme, da die mittleren Altersklassen den wirtschaftlich aktivsten Teil der Bevölke- rung darstellen. Zum einen wird also die absolute Zahl der zur Verfügung stehenden Er- werbspersonen zurückgehen. Diese Entwicklung erscheint zunächst nicht problematisch. Es muss allerdings beachtet werden, dass dieser Bevölkerungsteil Leistungen für die jüngeren und älteren Jahrgänge mit erwirtschaften muss.

57 • Seniorenbevölkerung

Bevölkerungsentwicklung Saarland 2005- 2050 (ab 65 Jahre) Anzahl in % 2005 221.340 100,0 2010 222.000 100,3 2020 238.300 107,7 2030 279.400 126,2 2040 280.800 126,9 2050 255.500 115,4 Quelle: Statisches Landesamt 2007

Generell kann man sagen, dass Zahl und Anteil der Seniorenbevölkerung ansteigen werden. Allerdings verläuft dieser Anstieg, wenn man die Gruppe der ab 65-Jährigen als Ganzes be- trachtet, längst nicht so dramatisch wie vielleicht anzunehmen. Aktuell leben 220.000 Men- schen ab 65 Jahre im Saarland, das sind 21 % der Gesamtbevölkerung. Ihre Zahl wird bis 2050 um ca. 35.000 Menschen steigen und dann (aufgrund gleichzeitig rückläufiger Ge- samtbevölkerung) 32 % betragen. Es muss aber zwischen den ‚jungen Alten’ (65 bis 80 Jah- re) und den ‚Hochbetagten’ (über 80 Jahre) unterschieden werden.

Die Gruppe der 65 bis 80-Jährigen wird in den kommenden vier Jahrzehnten kaum anwach- sen, da sich der aktuelle Rückgang in den jüngeren Altersgruppen sukzessive nach oben verschiebt. Aktuell beträgt sie gut 170.000 Menschen. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2050 auf ca. 140.000 zurückgeht. Diese Entwicklung ist fertilitätsgeleitet, d.h. sie bestimmt sich über die seit den 70er Jahres des vergangenen Jahrhunderts niedrigen Geburtenraten.

Eine andere Tendenz ist bei den über 80-Jährigen ablesbar. Hier ist ein kontinuierlicher An- stieg zu verzeichnen. Die Zahl der 80 bis 90-Jährigen beträgt derzeit 45.000 Menschen und wird sich in den nächsten 40 Jahren in etwa verdoppeln. Noch stärker steigt die Zahl der über 90-Jährigen – sie wird sich von aktuell 6.000 auf 25.000 in 2050 mehr als vervierfachen. Diese Entwicklung ist mortalitätsgeleitet, d.h. sie ergibt sich aus der steigenden Lebenser- wartung.

Der Vergleich von Alters-, Jugend- und Gesamtquotient kommt zu folgenden Ergebnissen:

Jugend-, Alten-, Gesamtquotient mit Altersgrenze 65 Jahre 2005 2010 2020 2030 2040 2050 Jugendquotient 31,8 28,5 25,5 27,8 27,5 26,0 Altenquotient 35,2 35,6 41,0 56,0 61,9 59,9 Gesamtquotient 67,0 64,1 66,5 83,9 89,5 85,9 Quelle: Statisches Landesamt 2007

Der Anteil der Nicht-Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung erhöht sich. Auf 100 Per- sonen im potentiellen Erwerbsalter entfallen in 2005 67 Personen im Vor- oder Nach- Erwerbsalter. Der Anteil der Jugendlichen wird bis 2050 leicht sinken, wohingegen der Anteil der ab 65-Jährigen kontinuierlich ansteigt. Der sich aus der Addition dieser beiden Quotien- ten ergebende Gesamtquotient bleibt bis 2020 relativ stabil und steigt in der Folgezeit an. In 2050 werden auf 100 Personen im potentiellen Erwerbsalter 86 Personen im Vor- oder Nach-Erwerbsalter entfallen.

Eine Veränderung dieses Quotienten ergäbe sich in erster Linie durch eine Heraufsetzung des Renteneintrittsalters. Würde dies um zwei Jahre nach hinten verschoben, ergäbe sich folgendes Bild:

58

Jugend-, Alten-, Gesamtquotient mit Altersgrenze 67 Jahre 2005 2010 2020 2030 2040 2050 Jugendquotient 30,3 27,7 24,3 26,1 26,4 24,8 Altenquotient 28,9 31,6 34,4 46,6 55,5 52,5 Gesamtquotient 59,2 59,2 58,8 72,7 81,9 77,3 Quelle: Statisches Landesamt 2007

Die Tabelle zeigt, dass sich die Richtung der Entwicklung zwar nicht verschieben würde, wohl aber ihr Ausmaß. Der Gesamtquotient würde v.a. nach 2030 ansteigen.

1.3.4. Prognosen für Sulzbach

Letztendlich spielt sich der demographische Wandel in den Kommunen vor Ort ab, wo er auch bewältigt werden muss. Zu einem breit angelegten Forschungsprojekt der Bertelsmann Stiftung unter dem Schlagwort ‚Wegweiser Demographischer Wandel’ wurden für alle Kom- munen Deutschlands über 5.000 Einwohnern Daten zusammengetragen und Bevölkerungs- prognosen abgeleitet. Auf der Basis von acht Demographietypen wurden allgemeine Hand- lungsempfehlungen erstellt. Der Demographiebericht für die Gemeinde Sulzbach geht in seinen Berechnungen von Basisdaten des Jahres 2005 aus und erstellt Prognosen bis 2020 (vgl. Bertelsmann Stiftung (Hg.) 2006: Demographiebericht Kommune Sulzbach).

In 2005 betrug die Einwohnerzahl 18.232 Einwohner. Dies entspricht einem Rückgang um 5,1 % gegenüber 1998. Damit ist sie in den Jahren zwischen 1998 und 2005 stärker zurück- gegangen als im Regionalverband (-3,2%) bzw. auf Landesebene (-2,2 %). Bis 2020 wird ein weiterer Rückgang um 4,7 % auf 17.375 Einwohner erwartet. Auch dieser prognostizierte Rückgang ist stärker ausgeprägt als auf den beiden übergeordneten Vergleichsebenen (-2,6 % bzw. -3,4 %). Der Anteil der Frauen in der Altersklasse zwischen 20 und 34 Jahre ist in Sulzbach leicht unterdurchschnittlich. Aufgrund dessen findet sich ein gegenüber den beiden anderen Ebenen geringerer Fertilitätsindex, woraus auf eine leicht unterdurchschnittliche Geburtenrate geschlossen werden kann.

Das Durchschnittsalter der Sulzbacher Bevölkerung liegt derzeit bei 44 Jahren und damit um wenige Monate über Regionalverbands- bzw. Landesebene. Bis 2020 wird ein Anstieg auf 47,1 Jahre erwartet. Allerdings steigt das durchschnittliche Alter im Regionalverband (47,4 Jahre) bzw. dem Saarland (47,6 Jahre) noch etwas stärker an. Die Unterschiede sind hier allerdings alles in allem so gering, dass resümierend von einem durchschnittlichen Alte- rungsprozess gesprochen werden kann.

Altersgruppenentwicklung 2003- 2020 2003 2020 Saldo (%) 0- 5 Jahre 865 723 -16 6- 18 Jahre 2.560 1.842 -28 19- 29 Jahre 2.159 1.971 -8 30- 49 Jahre 5.673 4.302 -24 50- 64 Jahre 3.611 4.245 17 65- 79 Jahre 2.921 2.826 -3 über 80 Jahre 848 1.473 73 gesamt 18.637 17.382 -7 Quelle: Bertelsmann Stiftung

Die obige Tabelle gibt neben der Entwicklung der Gesamtzahl der Einwohner die Entwick- lung besonderer Altersgruppen wieder. Sie zeigt, dass bis 2020 der Anteil der dann 50 bis 64-Jährigen sowie der dann über 80-Jährigen ansteigen wird. Alle anderen Altersklassen gehen nach dieser Prognose mehr oder minder deutlich zurück. Am auffälligsten ist der Rückgang in den Altersklassen unter 18 Jahren. Insbesondere wird die Zahl der Kinder und

59 Jugendlichen ab dem Schulalter um ca. 700 Personen zurückgehen. Aber auch die Alters- klassen zwischen 30 und 49 Jahren wird in den kommenden Jahren um über 1.000 Perso- nen kleiner werden. Eine leichte Zunahmen wird es dagegen in der Altersklassen 50 bis 64 Jahre geben. Die Gruppe der 65 bis 79-Jährigen, also die sog. ‚jungen Alten’ wird sich kaum verändern. Besonders auffällig ist jedoch der Anstieg in der Gruppe der Hochbetagten über 80 Jahre. Ihre Zahl wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich steigen.

Der Anteil der unter 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung beträgt in Sulzbach 16,4 % und wird bis 2020 auf 13,9 % absinken. Damit ist er immer noch leicht höher als im Regionalver- band (13,2 %) bzw. dem Saarland (13,6 %). Dennoch wird bis 2020 in etwa jede/r Vierte im Kindes- und Jugendalter fehlen. Allerdings schwächt sich der Rückgang zusehends ab.

Von besonderer Bedeutung ist die Gruppe der 19 bis 59 Jährigen als der wirtschaftlich ak- tivste Teil der Bevölkerung. Hier findet sich eine leichte Abnahme von 56,2 % in 2005 auf 53,4 % in 2020, was in etwa 1.000 Personen entspricht. Die Entwicklung verläuft analog im Regionalverband sowie im Saarland. Der Rückgang ist zwar bei weitem nicht so stark aus- geprägt wie bei den Kindern und Jugendlichen, allerdings wird er sich zusehends verstärken.

Was die 60 bis 79-Jährigen anbelangt, so steigt deren Anteil von 22,4 % in 2005 auf 24,2 % in 2020 an. Dies entspricht einer Zunahme der Personenzahl um gut 100 Personen. Damit liegt er in der Prognose leicht unter dem des Regionalverbandes (24,9 %) bzw. des Saarlan- des (25,1 %). Wesentlich deutlicher wird der Anteil der sog. ‚Hochbetagten’, also der über 80-Jährigen ansteigen; von aktuell 5 % auf 8,5 %. Das entspricht einem Anstieg um ca. 550 Personen. Damit liegt Sulzbach leicht über dem Trend des Regionalverbandes (8,3 %) und leicht unter dem des Saarlandes (8,6 %). Prognosen gehen davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird.

Resümierend kann man festhalten, dass die Entwicklung in Sulzbach tendenziell der der übergeordneten Ebenen Regionalverband und Saarland folgt, wenngleich mit leicht unter- schiedlicher Ausprägung.

2. Leitlinien und Handlungsempfehlungen

Zunächst sollen im vorliegenden Abschnitt grundsätzliche Leitlinien vorgestellt werden. Dies sind die Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung, die nach herrschender Meinung generell an vergleichbare Kommunen, die sich mit demographischem Wandel auseinandersetzen gegeben werden können. In einem zweiten Schritt werden konkrete auf Sulzbach bezogene Handlungsempfehlungen gegeben.

2.1. Leitlinien

Zunächst benötigen die handelnden Akteure eine klare strategische Orientierung auf lokaler Ebene. Wichtig ist die Erarbeitung eines langfristigen, wissenschaftlich fundierten und durch Ratsbeschluss legitimierten Entwicklungskonzeptes. Eine Analyse der Ausgangssituation sollte am Anfang des Prozesses stehen. Angebot und Nachfrage sind einander gegenüber- zustellen. Des weiteren ist im Vorfeld ein möglichst breiter Konsens mittels Beteiligung mög- lichst vieler Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft herzustellen, da dies die Erfolgs- chancen des Konzeptes erhöht. Die laufende Evaluierung des Konzeptes muss kontinuierlich über ein Monitoring-System, welches Informationen über sozio-demographische, wirtschaftli- che und baulich-räumliche Entwicklung liefert erfolgen.

Bei der Vorgehensweise haben die beiden folgenden Leitlinien Priorität:

1. Der demographische Wandel ist zu beachten und es ist angemessen darauf zu reagieren 2. Die Funktion Sulzbachs als regionales Zentrum ist zu sichern und auszubauen

60 2.1.1. Umgang mit demographischem Wandel

Alle Prognosen gehen davon aus, dass sich Geburten- und Sterberaten auf absehbare Zeit nicht grundlegend verändern werden. Daher ist Migration der entscheidende Faktor, der die demographische Entwicklung der Zukunft bestimmen wird. Die Zuwanderung aus dem Aus- land ist ein auf kommunaler Ebene nicht steuerbarer Prozess. Aktuell werden migrationspoli- tisch auf Bundesebene im wesentlichen zwei Ziele verfolgt: Zum einen die Begrenzung und Steuerung von Zuwanderung und zum zweiten Erleichterungen für Zuzug und Einbürgerung hochqualifizierter ausländischer Arbeitnehmer. Die Voraussetzungen für letzteres sind insbe- sondere (wenn auch nicht ausschließlich) auf dem Arbeitsmarkt selbst zu schaffen: Durch Abbau der inländischen Arbeitslosigkeit, durch Garantieren von Rechtssicherheit für Zuwan- derer sowie durch Förderung des Integrationswillens der Zuwanderer über geeignete integra- tive Angebote (vgl. BIB 2004, 17f).

Die Schlagworte ‚weniger, älter, bunter, ungleicher’ können auch zur Kategorisierung der sich in Sulzbach ergebenden Handlungsnotwendigkeiten herangezogen werden. weniger Wie sich die Bevölkerungszahlen entwickeln werden, hängt im wesentlichen von der Zuwan- derungsbereitschaft jüngerer Altersgruppen, vorzugsweise junger Familien und qualifizierter Singles ab. Entsprechende Untersuchungen haben ergeben, dass diese Zuwanderungsbe- reitschaft neben wirtschaftlichen Aspekten hauptsächlich von den sog. ‚weichen Standortfak- toren’ Wohn- und Lebensqualität bestimmt wird. Wohn- und Lebensqualität bindet die Bürger an ihre Stadt und erhöht gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit des Zuzugs von Familien und gut ausgebildeten jungen Menschen.

Die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf spielt eine herausragende Rolle. Ganzheit- liche Konzepte zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität sind also notwendig.

Die Bedeutung der Innenstädte ist durch geeignete Maßnahmen (Förderung von Gewerbe- ansiedlungen, spezielle Einkaufsmöglichkeiten, Unterstützung der Grundstückseigentümer) zu erhöhen, Leerstände sind auszugleichen. Bauliche Investitionen sind auf den Bestand im Stadtkern zu konzentrieren. Abnehmende Bevölkerungszahlen führen generell zu einer ge- ringeren Auslastung öffentlicher Gebäude (Schülen, Kindergärten, Sporthallen etc.). Leer- ständen ist möglichst früh entgegenzusteuern, wobei kreative Lösungen der multifunktiona- len Nutzung gefragt sind. Die Gestaltung von Freiflächen muss familienfreundlich und in Ab- stimmung mit den Einwohnern erfolgen.

Der Diskurs zur Stadtentwicklung mit den Bürgern muss weiter geführt werden. Besonderes Augenmerk kann auf die Partizipation von Kindern und Jugendlichen gelegt werden, was wiederum die Wohnqualität für Familien erhöht.

Der Bestand an familiengerechten Wohnangeboten ist dem Bedarf anzupassen. Eine Be- standsanalyse der Stärken, Schwächen und Potenziale steht am Anfang des Prozesses.

Durch entsprechende Betreuungsangebote ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf si- cherzustellen und dem Bedarf anzupassen. Wichtig ist die Bereitstellung eines der Nachfra- ge angepassten Angebotes an Krippenplätzen. Kommunen müssen bei rückläufigen Schü- lerzahlen die Qualität ihres Schulangebotes sichern, auch und insbesondere im Hinblick auf bildungsferne und/oder Migrantengruppen. Mitsprachemöglichkeiten bei der Durchführung der Bildungsangebote sind zu erweitern.

älter Selbst unter günstigen Bedingungen wird sich die sog. ‚Überalterung’ nicht aufhalten lassen. Während der Anteil der Kinder und Jugendlichen, wenngleich auf niedrigerem Niveau als heute konstant bleiben wird, wird der Anteil an älteren, v.a. aber an alten bis sehr alten Men- schen mittelfristig weiter zunehmen. Die letzten starken Geburtsjahrgänge der Nachkriegs-

61 zeit bis zur Mitte der 60er Jahre schieben sich derzeit in der Alterspyramide sukzessive nach oben und werden eine konstante Zunahme der hohen Altersgruppen jenseits von 80 Jahren bewirken.

Gleichzeitig werden diese älteren Menschen zunehmend aktiver und streben nach mehr ver- antwortungsvoller gesellschaftlicher Teilhabe. Sie zeichnen sich durch hohen Wissensstand und große Lebenserfahrung aus. Es ist wichtig, ihr bislang noch weitgehend unerschöpftes Potenzial effektiv zu nutzen. Auch die Weiterbildung von Senioren kann durch entsprechen- de Angebote (z.B. über VHS) gefördert werden.

Der Immobilienmarkt wird sich zunehmend ausdifferenzieren und den Bedürfnissen von Se- nioren anpassen. Dabei sind bestehende bauliche Strukturen der wachsenden Nachfrage durch ältere Menschen anzugleichen. Dies bedeutet, bei der Gestaltung öffentlicher Gebäu- de und Flächen auf das Kriterium ‚seniorengerecht’ zu achten. Die Zentren müssen auch für ältere Menschen barrierefrei gestaltet sein. Generell sollten Senioreneinrichtungen zent- rumsnah angesiedelt bzw. in das Zentrum integriert werden. So werden sie zu potenziellen Nachfragern von zentrumsnahen Geschäften und Gewerbeansiedlungen.

Bei der Erschließung von Wohnflächen bzw. bei der Erbauung neuer Wohngebäude ist dar- auf zu achten, dass generationenübergreifendes Wohnen möglich ist. Das Zusammenleben mehrerer Generationen kann als langfristige Strategie forciert werden, womit nicht zuletzt zumindest ein Teil des künftig steigenden Pflegebedarfs privat ausgeglichen werden kann.

Weitere Konsequenz ist ein zunehmender Bedarf in allen Bereichen, die als Dienstleistungen von dieser Altersklasse nachgefragt werden. Dazu sind zunächst vorpflegerische Dienstleis- tungen zu zählen, die ein verlängertes aktives Leben für Ältere ermöglichen, z.B. haushalts- nahe Dienstleistungen, von Hilfen bei der Haushaltsführung bis zur Begleitung bei Einkäufen und Behördengängen. Diese werden bereits in steigendem Maße von privaten Dienstleistern übernommen. Weil aber insbesondere die Zeit der Hochbetagten über 80 Jahre zunehmen wird, muss auch mit steigendem Bedarf an qualifiziertem Personal in den Bereichen Ge- sundheit und Pflege gerechnet werden. Da auch die Migrantenanteile in der Seniorenbevöl- kerung steigen werden, ergibt sich ein zunehmender Bedarf an Migranten-Pflegepersonal.

bunter Die Migranten-Population Sulzbachs ist stark von der ehemaligen Gastarbeiterzuwanderung aus der Türkei und Italien geprägt, und ein Großteil der sog. ‚zweiten Gastarbeitergeneration’ ist hier geboren. Der Schlüssel für deren gelingende Integration liegt in der Bildungsbeteili- gung. Generell ist die Migrantenbevölkerung wesentlich weniger stark in Bildungs-, Ausbil- dungs- und Arbeitsmarkt eingebunden als die Gesamtbevölkerung. Eine besondere Rolle kommt der möglichst frühen Förderung von Kindern aus Migrantenfamilien zu. Bestehende Angebote der Sprachförderung sind auszuweiten. Daneben sind spezielle Bildungs- und Qualifizierungsangebote für diese Zielgruppe bereitzustellen. Auch der Arbeitsmarkt muss der zunehmenden Zahl von Migrantinnen und Migranten Rechnung tragen. Auf dem Wege dorthin ist ein von möglichst breitem politischem und gesellschaftlichem Konsens getragenes Integrationskonzept zu entwickeln. ungleicher Die oben ausgesprochene Förderung von Bildung und Qualifizierung bezieht sich natürlich nicht ausschließlich auf Migrantenfamilien. Wo immer vertikale Strukturen von Ungleichheit auftreten, ist es auf kommunaler Ebene sinnvoll, machbar gegenzusteuern.

62

2.1.2. Profilierung als regionales Zentrum

Eine grundsätzliche Chance besteht für Sulzbach darin, sich als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum weiter zu profilieren. Laut Bertelsmann - Stiftung wird Sulzbach als ‚stabile Mittelstadt bzw. regionales Zentrum mit geringem Familienanteil’ bezeichnet. Charak- teristisch für diesen Typ sind Kommunen mittlerer Größe, die eine Funktion als Zentrale für ihr ländliches Umland übernehmen und als Arbeits- und/ oder Versorgungszentren von über- lokaler Bedeutung sind. Auf Sulzbach bezogen ist dies v.a. die Bedeutung der Stadt als Bil- dungs- und Arbeitsort. Geburten- und Sterberaten liegen im Bundesdurchschnitt. Der Anteil der Mehrpersonenhaushalte mit Kindern liegt unter dem durchschnittlichen Wert aller Kom- munen. Als Arbeitszentrum ist Sulzbach durch eine hohe Arbeitslosigkeit, wenige hochwerti- ge Arbeitsplätze und einen geringen Anteil an Akademikern in der Wohnbevölkerung ge- kennzeichnet. Ein Problem stellt die geringe Dynamik dar, was auf strukturelle Schwächen schließen lässt, da dynamischere Arbeitszentren in der Regel höhere Anteile an Akademi- kern und oberen Einkommensgruppen aufweisen. Ausländerhaushalte sind meist überpro- portional vertreten, so auch in Sulzbach. Es ist zu erwarten, dass Städte dieses Typs künftig zu einem bevorzugten Wohnort älterer Menschen werden.

Die bestehenden Verwaltungsstrukturen und -verfahren sollen auf die demographischen Entwicklungen eingestellt werden. Angesichts sinkender Bevölkerungszahlen ist mit rückläu- figen kommunalen Einnahmen zu rechnen. Zentrale Stichworte hierbei sind Effektivierung, Flexibilisierung und Verschlankung. Integrierten, projektbezogenen Vorgehensweisen ist der Vorrang gegenüber sektoralen Verantwortlichkeiten einzuräumen.

Die Profilierung als regionales Zentrum verlangt zudem eine Intensivierung der Abstimmung mit den Nachbargemeinden möglichst in der Form, dass beide Seiten daraus Gewinne zie- hen können. Entscheidende Bereiche, in denen verstärkt Kooperation angestrebt werden soll, sind Wirtschaft, Verkehr, Siedlungsflächenentwicklung und Sicherung der Daseinsvor- sorge.

Infrastrukturleistungen erfordern aufgrund nachlassender Nachfrage und begrenzter finan- zieller Ressourcen zukünftig intensivere interkommunale Arbeitsteilung. Klare Entscheidun- gen über Leistungen, Umfang, Standorte und Träger sind zu treffen. Wie immer steht der kritische Vergleich von Angebot und Nachfrage am Anfang des Prozesses. Monitoring muss auch in der Umsetzungsphase kontinuierlich erfolgen.

Die Neuausweisung von Bauflächen verliert als Instrument der Konkurrenz um Bewohner und Arbeitsplätze zunehmend an Bedeutung. Zudem ist es erforderlich, den Bestand insbe- sondere in den Zentren nicht zu entwerten. Die grundsätzliche Richtung der Entwicklung sollte daher den Mottos ‚Innenentwicklung vor Außenentwicklung’ bzw. ‚Bestandsentwicklung vor Neuentwicklung’ Rechnung tragen.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für den Ausbau als regionales Zentrum ist die Stärkung der lokalen Wirtschaftskraft. Bei der Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes sind Vertreter aus der Wirtschaft mit einzubinden. Zunächst sind Potenziale und Schwächen der regionalen Wirtschaft zu analysieren, Vorschläge zur Verbesserung der Standortbedingungen zu ma- chen und mögliche Entwicklungschancen kleinerer und mittlerer Betriebe sowie die Ansied- lung neuer Unternehmen zu diskutieren. Es müssen Anreize geschaffen werden, um insbe- sondere Unternehmen, welche hochwertige Arbeitsplätze anbieten, anzuziehen. Um sich als Standort für hochwertige Arbeitsplätze zu profilieren, müssen die Kommunen das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften sicherstellen. Ein lokaler Ausbildungs- und Qualifizierungs- pakt in Zusammenarbeit mit Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft kann diesen Prozess strukturieren. Auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist zu achten. Man benötigt ein der Nachfrage angepasstes Angebot an Betreuungsangeboten für Kinder von 0 bis 17 Jahren.

Auch die zunehmende Zahl von älteren Menschen kann als wirtschaftskraftförderndes Ele- ment genutzt werden. Die Entwicklung von Produkten und Leistungen muss diesem wach-

63 senden Markt Rechnung tragen. Die Entwicklung von Dienstleistungen für ältere Menschen ist auf kommunaler Ebene zu fördern.

Literatur

• Bertelsmann Stiftung (Hg.) (2006): Demographiebericht Kommune ‚Sulzbach’, in: www.wegweiser-kommune.de • BIB (2004): Bevölkerung. Fakten-Trends-Ursachen-Erwartungen. Die wichtigsten Fragen, in: www.bib-demographie.de • BIB (2006): Die Demographische Lage in Deutschland 2006, in: www.bib- demographie.de/info/demolage_2006.pdf • BIB (2007): Regionale Alterung in Deutschland. Demographische Trends und Entwick- lungen in den Bundesländern im Zeitraum 1991- 2004 • Fuchs-Heinritz et al. (Hg.) (1995): Lexikon zur Soziologie, Opladen: Westdeutscher Ver- lag • Häußermann, Hartmut (2007): Soziale Integration- eine Ressource für die Stadtentwick- lung? - Vortrag vor der Arbeitskammer des Saarlandes anlässlich der gleichnamigen Fachtagung, Saarbrücken 26.10.2007 • Rohloff, Juliane (2000): Die demographische Entwicklung in den Bundesländern Deutschlands, in: BIB (2000), Heft 100 • Rohloff, Juliane (2000a): Die natürlichen und räumlichen Bevölkerungskomponenten in den Bundesländern- ein zusammenfassender Vergleich • Statistisches Bundesamt (2005) (Hg.): Leben in Deutschland. Haushalte, Familien und Gesundheit. Ergebnisse des Mikrozensus 2005, in: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pk/2006/Mik rozensus/Pressebroschuere,property=file.pdf vom 02.03.2008 • Statistisches Bundesamt (2006): Bevölkerung Deutschlands bis 2050- 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung • Statistisches Landesamt 2007 (Hg.): 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung- Variante W1 • Statistisches Landesamt 2004 (Hg.): 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung • Schwarz, Karl (2002): Aus langjährigen Erfahrungen mit Bevölkerungsvorausschätzun- gen, in: BIB, Heft 104 (2002): Demographische Vorausschätzungen- Grenzen und Mög- lichkeiten, Methoden und Ziele, 107- 111 • VÖB (Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands): Demographieatlas Deutsch- land, in: www.voeb.de/content_frame/downloads/demographieatlas.pdf • Wikipedia (2008), in: http://de.wikipedia.org .

64 2.2. Handlungsempfehlungen

Die folgenden Handlungsempfehlungen sind abgeleitet aus den aufbereiteten Daten, den Grundsatztrends zur demographischen Entwicklung sowie aus verschiedenen Diskussionen und Stellungnahmen mit / von Sulzbacher Akteuren. Sie erheben nicht den Anspruch der Vollständigkeit und haben viele Überschneidungen, manche Themen werden nur gestreift oder schlagwortartig benannt (zum Beispiel: Techni- sche Infrastruktur oder Immobilienmanagement). Sie müssen mit den Beiträgen anderer Fachressorts zu einer integrierten Gesamtstrategie zusammen gefügt werden.

So sollen die Handlungsempfehlungen wie der gesamte Sozialbericht 2008 - beginnend mit dem Sozialpolitischen Forum 2008 - weiter diskutiert, konkretisiert und im Rahmen des lokal Möglichen in Projekte und Maßnahmen umgesetzt werden.

2.2.1. Seniorengerechtes Leben in Sulzbach - Situationsbeschreibung und Handlungsempfehlungen

Die konkreten Herausforderungen, die das Altern unserer Gesellschaft an uns stellen wird, wurden bereits im vorangegangenen Kapitel umrissen. Schaut man auf Sulzbach, so ist fest- zustellen, dass es bereits eine Vielzahl von Angeboten, Initiativen und Projekten in der Stadt bzw. den Stadtteilen gibt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, wird nachfolgend das Spektrum der Angebote dargestellt.

Bereich Freizeit

Begegnungsmöglichkeiten : Hier engagieren sich die Kirchengemeinden mit Chor, Alten- club, Handarbeitskreis, Gesprächskreis, … Der Seniorenbeirat, der sich als Dachverband aller in Sulzbach mit Seniorenarbeit befassten Projekte versteht, macht Vorschläge für ge- meinsame Veranstaltungen. In den Seniorenheimen gibt es offene Nachmittagsprogramme, diverse Vereine und Seniorengruppen bieten ein buntes Freizeitprogramm für Senioren.

Offen bleibt, ob es im Bereich Generationen-Netzwerke , in denen Wissen und Arbeitskraft generationsübergreifend zur Verfügung steht und im Bereich Reisen spezielle Angebote in Sulzbach gibt.

Infrastruktur

Da die Mobilität mit zunehmendem Alter abnimmt, sind zentrumsnahe bzw. wohnnahe Dienstleistungen aller Art für Senioren von fundamentaler Bedeutung. Ärzte, Geschäfte, Fri- seure, Freizeitveranstaltungen… müssen für Senioren erreichbar sein.

Der ÖPNV oder andere Fahrdienste gewinnen unter dieser Prämisse an Wichtigkeit. In die- sem Kontext wäre festzustellen, dass die Anbindung der entlegeneren Wohngebiete Sulz- bachs an den ÖPNV nicht bedarfsgerecht eingerichtet ist. Hier existieren bereits Bestrebun- gen der Lokalen Agenda / AG „Ökologische Stadtentwicklung“ einen Bürgerbus ins Leben zu rufen. Dieses Projekt befindet sich allerdings noch in der Planungsphase.

Im Dienstleistungsbereich gibt es zahlreiche Angebote, wie beispielsweise die Einrichtungen der Caritas, die für die Senioren kostenlos sind (BeKo-Stelle, Haushalts- und Bügelhilfe, Ein- kaufsservice, Mittagstisch, Garten- und handwerkliche Hilfen, Vis-à-Vis – Beaufsichtigung und Beschäftigung). Allerdings sind diese Projekte zeitlich begrenzt, da sie über sog. Ar- beitsgelegenheiten finanziert sind, d.h. sie fallen demnächst möglicherweise weg.

Die Versorgung mit Lebensmittelgeschäften ist nicht in allen Stadtteilen vorhanden.

65 Die Möglichkeit der pflegerischen Versorgung sowohl im stationären, als auch ambulanten und im Kurzzeitbereich ist in Sulzbach möglich. Zwei Seniorenheime und mehrere private Pflegedienste sind hier aktiv.

Wohnen

Wohnen im Alter bedeutet für die meisten Menschen, möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. D.h. verschiedene Faktoren müssen gegeben sein, damit dies gewährleistet werden kann. Die Wohnungen sollten seniorengerecht, sprich barrierefrei sein, und alle nötigen Dienstleistungen sollten erreichbar sein. In Sulzbach gibt es eine Telefonkette ; initiiert durch den AK Gesundheit und das örtliche Ge- sundheitsamt, die alleinstehende Senioren miteinander vernetzt.

Handlungsempfehlungen

Eine seniorenfreundliche Gemeinde zeichnet sich sicherlich dadurch aus, dass

• Wohnen zentrumsnah und barrierefrei möglich ist, • das Zentrum belebt ist, • alternative Wohnprojekte, wie z.B. seniorengerechte Neubauvorhaben oder Mehrgenera- tionenhäuser, realisiert werden, • Dienstleistungen für Senioren neu entwickelt werden und die Grundversorgung neu auf- gestellt wird, • Dienstleistungen dauerhaft sichergestellt werden, • Pflegemöglichkeiten für verschiedene Bedürfnisse vorhanden sind, • der ÖPNV bedürfnisorientiert funktioniert, • ausreichende Kontakt-, Freizeit und Bildungsmöglichkeiten existieren, • verschiedene Generationen miteinander im Gespräch sind, sich beidseitig unterstützen – vor allem jenseits des materiellen Bereichs, • das Wissen und die Lebenserfahrung der „Alten“ fruchtbar für alle genutzt wird.

Einige der angesprochenen Punkte werden bereits in Sulzbach umgesetzt. Es wäre jedoch zu begrüßen, wenn die Stadt sich dazu entschließen könnte, ähnlich dem interkulturellen Ansatz, ein partizipativ gestaltetes Seniorenkonzept für ihre Stadt zu erarbeiten. Es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass in Sulzbach bürgerliches Potenzial und Engagement stets vorhanden waren, wenn es galt, neue Ideen zu entwickeln und umzuset- zen.

Es gilt festzuhalten, dass das Label „Seniorenfreundliche Stadt“ eine notwendige Veranke- rung im Leitbild Sulzbachs erfahren müsste, wenn die Zukunft der Stadt in einem blühenden Gemeinwesen liegen soll.

2.2..2. Migration und Integration

Menschen aus mehr als 50 verschiedenen Nationalitäten, plus denen, die längst eingebür- gert sind, als deutsche Spätaussiedler kamen oder hier geboren wurden, sowie deren Eltern oder Großeltern mit einem vielfarbigen, kulturellen, religiösen und gesellschaftlichem persön- lichen Hintergrund leben in Sulzbach. Die Statistiken zeigen, wir werden weniger und bunter. Mit bunter ist die kulturelle Vielfalt gemeint, die sowohl das Alltagshandeln wie auch die Be- dürfnisse der Menschen in Sulzbach ausdrücken. Soll das Sulzbacher Gemeinwesen zukünf- tig attraktiv sein, sozial und wirtschaftlich funktionieren, ist es empfehlenswert Integration strukturiert und bewusst zu gestalten.

Im Jahre 2006 wurden dem Bürgermeister der Stadt Sulzbach die Interkulturellen Leitlinien überreicht. Diese geben eine recht klare Übersicht für Handlungsfelder der Integrationsarbeit und sollten über einen fachlichen Entwurf eines Integrationskonzeptes diskutiert werden und könnten in ein partizipativ erstelltes Integrationskonzept münden. 66 Im Jahr 2007 wurde dem Stadtrat das Konzept Haus der Kulturen/Haus der Begegnung vor- gestellt.

Zukünftig wird es die Aufgabe verschiedener Akteure sein, anhand der vorliegenden Daten die Integration der Bürger und Bürgerinnen auch wirtschaftlich und sozialplanerisch zu ges- talten, wie das Schaubild aus den Interkulturellen Leitlinien 2006 darstellt. Um Integration erfolgreich zu planen, bieten sich mehrere Handlungsfelder an, auf denen bereits in den vergangenen Jahren verschiedene Aktivitäten zu einer verbesserten Kommu- nikation beigetragen haben zeichnen.

Die Vorraussetzungen in den folgenden drei Schwerpunktbereichen sind in einer strukturier- ten Stadtplanung zu beachten

Bildung und Qualifizierung • Sprachkurse • Interkulturelle Bildung in Kindergärten und Schulen • Qualifizierungen für den Arbeitsmarkt • Ausbildung und Beschäftigung junger Leute mit Migrationshintergrund • Interkulturelle Projekte und Beauftragte in Kindergärten und Schulen • Weiterbildung der städtischen Mitarbeiter/innen • Kommunales Verwaltungshandeln interkulturell ausrichten • Vernetzung der Selbstständigen

Sozialräumliche Gestaltung • Bürgertreffpunkte schaffen (Haus der Begegnung) • Muslimisches Gräberfeld auf Friedhöfen • Deutschsprachige Konversationskurse/treffen initiieren • Haus der Kulturen/Haus der Begegnung • Entwurf eines Integrationskonzeptes als Diskussionsgrundlage • Ein mittels Stadtratsbeschluss getragenes Integrationskonzept • Kooperationen von Kindergärten, Schulen und Freien Trägern und • Informelle moderierte Gesprächskreise initiieren(Frauenfrühstück, Stammtisch etc.)

Interkulturelle Öffnung der Institutionen • Krankenhaus und andere Versorgungseinrichtungen • Ausbildungsmaßnahmen • Dritter Arbeitsmarkt, verstärkte interkulturelle Öffnung • Weiterbildung der Ausbilder, Kooperationen mit IHK, Handwerkskammer etc. • Wirtschaftsförderung, interkulturelle Öffnung von Firmen und Betriebe • Vernetzung der Kleinbetriebe • Interreligiöser Dialog, Tage der offenen Türe initiieren und unterstützen. • Ausländerbeirat und gleichzeitige interkulturelle Öffnung der politischen Gremien

Aktueller Stand in Sulzbach Die Projektgruppe Interkultur ist ein interkulturelles Netzwerk, dass im Jahr 2005 entstand und sich seitdem um den verbesserten interkulturellen Dialog bemüht und verschiedene Pro- jekte initiiert und durchführt. Die Interkulturellen Leitlinien wurden 2006 überreicht.

Spracherwerb Zu einer interkulturellen Qualifizierung der BürgerInnen und Verbesserung der Integration und Möglichkeit zählt der Spracherwerb. Dabei soll wertschätzend sowohl die deutsche Sprache erlernt, als auch die eigene Mutter- sprache kompetent erworben werden. Zur Zeit sprechen einige Kinder weder die eigene Mut- tersprache noch die deutsche Sprache korrekt. Im Alltag erschwert hier der Gebrauch des Dialektes den Spracherwerb und die Förderung von Standarddeutsch in Kindergärten und Schulen könnte hilfreich sein. Insgesamt können die positiven Seiten der Zweisprachigkeit gestärkt werden.

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Perspektiven und Handlungsfelder hinsichtlich der Demographischen Entwicklung

Vorausbedingung zur Erschliessung der Handlungsfelder ist, die interkulturelle Vielfalt im kommunalen Leben wahrzunehmen und strukturiert zu planen.

Integration findet konkret in den Kommunen statt, d.h. neben Vereinen, Kirchen, Schulen Kindergärten und Parteien muss sich die Kommune ihrer Verantwortung Integrationspolitik als selbstverständliche und positiv besetzte Querschnittaufgabe zu betreiben, stellen: • breite gesellschaftliche Diskussion über den fachlichen Entwurf eines Integrationskon- zeptes • Ein partizipativ zu entwickelndes und durch den Beschluss des Stadtrates zu stützendes Integrationskonzept. • Konkrete Folgeplanung und Maßnahmen zur Umsetzung dieses Konzeptes • Einrichtung eines Hauses der Begegnung, für alle Generationen, Bildung, Vernetzung, soziales Leben gemeinsam gestalten mit vernetzten und vernetzenden Angeboten • Einsatz eigener Ressourcen und Mittel zur konkreten Umsetzung • Einsatz eines Integrationsbeauftragten/einer Integrationsbeauftragten

Weitere Anregungen: • Bestehende Angebote zum Spracherwerb fortführen und neue initiieren. • Die Mehrsprachigkeit der Gesamtbevölkerung fördern, eine Qualitätsverbesserung • Interkulturelle Öffnung durch Schulung von MitarbeiterInnen in Verwaltung, öffentlichen Institutionen, freien Trägern, Parteien und privatwirtschaftlichen Unternehmen • Institutionelles Handeln auf die Bedürfnisse der BürgerInnen abstimmen. • Mobilität verbessern und Einkaufsmöglichkeiten für die ältere Bevölkerung schaffen • Vernetzung der bestehenden Gruppen, Organisationen und Entscheidungsgremien. • Spracherwerb • Den informellen Dialog moderieren (Frauentreffen, Stammtisch Integration usw.)

Integration ist kein Zufallsprodukt, sondern ist ein Prozess, der sowohl von Einheimischen wie Zugewanderten gestaltet werden muss.

Zwei Fragen zum Abschluss: 1. Haben Sie persönlich eine Vision für Sulzbach und können Sie sich vorstellen, wie ihre Kinder und Enkelkinder in Sulzbach/Saar in 50 Jahren leben sollen? 2. Was können Sie persönlich, ihr Verein, ihre Partei dazu beitragen die Integration hinsicht- lich der demographischen Entwicklung zu gestalten?

2.2.3. Arbeitsmarkt und demographischer Wandel

Bis 2010/2015 bleibt die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte nahezu konstant oder steigt so- gar noch an. Erst nach 2015 wir die Zahl der Arbeitskräfte zurückgehen. Die Verschiebungen in der Altersstruktur der Arbeitskräfte wird sich schon in naher Zukunft spürbar bemerkbar machen – weniger Junge, mehr Ältere. Dies ist der Befund des IAB - Institut für Arbeits- markt– und Berufsforschung zu den Arbeitsmarkteffekten aus der Bevölkerungsentwicklung.

Die Arbeitskammer des Saarlandes setzt bei ihrer Prognose für das Saarland die Trendwen- de im Jahr 2020 an. Als eine Herausforderung des demografischen Wandels am Arbeits- markt sieht sie jetzt schon die veränderte Altersstruktur der Belegschaften. Die Zahl der 50 Jahre und älteren Erwerbspersonen wird sich von 20 auf 40 % des Erwerbstätigenpotentials verdoppeln.

Nach Analysen des Statistischen Bundesamtes geht der Bedarf an gering qualifizierten Ar- beitskräften (An- und Ungelernte) zurück. Die Arbeitsplätze mit hohen Qualifikationen wer- den an Bedeutung gewinnen. Die Entwicklung geht zu Lasten des Bereichs der mittleren

68 Qualifikationen, der mit Abstand stärksten Gruppe der Arbeitenden, da hier der voranschrei- tende Abbau von Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe Wirkung zeigt.

Aus der Bevölkerungsentwicklung kann nicht direkt auf einen Rückgang der Arbeitslosigkeit geschlossen werden. Insofern bleiben die Herausforderungen für den lokalen Arbeitsmarkt in Sulzbach auch in den nächsten Jahren aktuell.

Die Handlungsoptionen, die sich aus der demografischen Entwicklung bundesweit für den Arbeitsmarkt ergeben, sind nicht neu und allenthalben Thema in der aktuellen politischen Diskussion: eine Bildungspolitik, die möglichst vielen den Zugang zu mittleren und höheren Bildungsabschlüssen ermöglicht, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Kinder- betreuung und Ganztagsschulen, eine verstärkte Integration insbesondere jugendlicher Migrant/-innen durch Spracherwerb und berufliche Qualifikation, eine betriebliche Personal- politik, die Erwerbsfähigkeit bis ins Rentenalter erhält und berufliche Weiterbildung fördert.

In Sulzbach sind eine Reihe von Maßnahmen zur Erhaltung und Steigerung der Erwerbsbe- teiligung und der Eingliederung von Erwerbslosen im Gange. Hier spielen die Agentur für Arbeit und die ARGE eine wichtige Rolle. Sie verzeichnen nach eigenen Angaben Vermitt- lungserfolge für Jugendliche und ältere Arbeitnehmer in Jobs und treten diesbezüglich an Betriebe heran; u. a. kommt hierbei auch das Instrument „Jobperspektive“ - § 16a SGB II zur Anwendung.

Weiterhin sind zu nennen: - Die Nachmittagsbetreuung an den Grundschulen wird durch Erweiterungsbauten ausge- baut. - Das Lokale Bündnis für Familien stellt ein Beratungs- und Betreuungsangebot für berufs- tätige Eltern zur Verfügung. - Die Träger, die in Sulzbach Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen auf dem 2. Arbeitsmarkt anbieten, stellen sich die Aufgabe, jugendliche Migrant/-innen verstärkt in die Arbeitsmarktförderungen einzubeziehen. - Der Türkische Elternbund e.V. führt für Haupt- und Realschüler Kurse durch, um die schulischen Abschlüsse mit Blick auf Ausbildung und Berufsfindung nachhaltig zu verbessern. - Die SBS eG (Sozialer Betrieb Sulzbach) hat 2007/2008 14 vormals Erwerbslose in feste bzw. befristete Beschäftigungsverhältnisse aufgenommen, davon kommen neun aus der Langzeitarbeitslosigkeit. Die Genossenschaft will sich an der Entwicklung flexibler Dienst- leistungen für Familien, SeniorInnen, Einrichtungen und Betriebe beteiligen und so weite- re Arbeitsplätze auch für Geringqualifizierte schaffen. - Im Rahmen des Programms „Lokales Kapital für soziale Zwecke / LOS“ wurden im För- derzeitraum 1.7.2007 bis 30.6.2008 insgesamt 9 Mikroprojekte gefördert; davon dienen 7 Projekte unmittelbar der Verbesserung der sozialen und beruflichen Integration benach- teiligter Menschen.

Eine wichtige Handlungsempfehlung in diesem Feld besteht darin, die vielfältigen und diffe- renzierten Angebote zu bündeln und allen Personen, die einen Bedarf und Interesse haben, einen Informations- und Beratungsservice zur Verfügung zu stellen, der niedrigschwellig und räumlich konzentriert in Anspruch genommen werden kann.

2.2.4. Familie und Bildung, Wohnen / Immobilien, Infrastrukturentwicklung und -anpassung

Kinder- und Familienfreundlichkeit wird ein immer wichtigeres Handlungsfeld für die Bewälti- gung des demographischen Wandels. Es geht insbesondere um - ein breites und differenziertes Freizeit- und Kulturangebot (Familienwegweiser) - flexible Kinderbetreuung / Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit - Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen

69 - Verstärkung der Bildungsaktivitäten in allen Bereichen, früh beginnend und im Sinne ei- nes lebenslangen Lernens - Entwicklung flexibler Dienstleistungen für Familien. - …

- Ein Immobilienmanagement für leer stehende oder baulich veraltete Wohnimmobilien sollte eingerichtet und Wohnraum familien- und seniorengerecht modernisiert werden; entsprechender Dienstleistungen sollten entwickelt werden. - Neue Wohnformen sollten erprobt werden, zum Beispiel: Mehrgenerationenwohnen oder gemeinschaftliche bzw. genossenschaftliche Wohnprojekte. - …

- Öffentlicher Personennahverkehr/ÖPNV, Schwimmbäder, Hallen, Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen müssen den zukünftigen Erfordernissen angepasst werden - hier ist die interkommunale Zusammenarbeit besonders wichtig. - Das gewerbliche Leerstandsmanagement und die Immobilien(um)nutzung sollten ver- stärkt angegangen werden. - …

Kooperation mit den benachbarten Kommunen

Die Kommunen im Sulzbachtal sollten nicht Standort-Konkurrenz um KundInnen und Bürge- rInnen betreiben, sondern abgestimmte und sich gegenseitig ergänzende Aktivitäten und Strukturen entwickeln, die die jeweiligen Stärken zum Wohle der Bevölkerung zusammen bringen und den differenzierten Interessen und Bedarfen verschiedenster Bevölkerungs- gruppen gerecht werden.

Zukunftssicherung durch kulturelle Vielfalt und soziale Integration - den Weg der kleinen Schritte und vernetzten Projekte weiter gehen!

Die Stadt Sulzbach ist längst auf dem Weg, sich den Herausforderungen der demographi- schen Entwicklung zu stellen. Im Sinne einer sozialen Stadtentwicklung kommt es darauf an, eine integrierte ressort- und disziplinübergreifende lokale Strategie (weiter) zu entwickeln.

Dabei sollten auch die folgenden zentralen Empfehlungen, die sich aus der Sozialberichter- stattung der letzten Jahre im Sinne einer Bündelung der anstehenden Aufgaben ergeben, praktisch umgesetzt werden:

 Kontinuierliche Datenerfassung und –aufbereitung sowie jährliche Berichterstattung über relevante Bereiche der Stadtentwicklung / dauerhafte Absicherung der Sozialberichte und der Sozialpolitischen Foren .

 Erarbeitung eines „Leitbildes für die Stadt Sulzbach“ , das Ziele für die Stadtentwick- lung benennt und daraus Handlungsfelder und konkrete Maßnahmen und Projekte ableitet.

 Einrichtung eines „Hauses der Begegnung“ in zentraler Lage als städtisches Zentrum für soziale Stadtentwicklung, bürgerschaftliches Engagement und Interkultur.

Aufgabe der Stadtpolitik ist es, im Wettbewerb zu bestehen, Vielfalt zu fördern und Zusammenhalt zu sichern. Zukunftsgerichtete Kultur-, Wirtschafts- und Sozialpolitik sind nicht mehr zu trennen . (vgl. Häußermann 2007)

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Sozialbericht 2008 für die Stadt Sulzbach

Herausgeber :

Kooperationsstelle Soziale Stadtentwicklung Sulzbach

+ Stadt Sulzbach/ Saar

Kontakt und weitere Information :

Albert Ottenbreit / GemeinWesenArbeit Sulzbach Grubenstr. 9, 66280 Sulzbach, Telefon: 06897 – 84 10 66, e-mail: [email protected]

Fred Herger / Stadtteilbüro Altenwald Zur Seilscheibe 1, 66280 Sulzbach, Telefon: 06897 – 95 20 93 0, e-mail: [email protected]

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