Hanspaul Menara

Im vorliegenden Tourenbuch stellt der Autor­ 70 Südtiroler Hochtouren bzw. Dreitausender vor, von denen sich sehr viele auch für den Normal­ bergsteiger eignen und weder Gletschererfahrung noch besondere Kletterfertigkeit erfordern; oft kann man sogar markierten Fußpfaden folgen. Zudem enthält das Buch für Berggeher, die auch anspruchsvolleren Touren gewach­sen sind, eine Reihe der besonders klassischen Südtiroler Hochgipfel, die zwar ebenfalls nicht als wirklich schwierig einzustufen sind, bei denen man aber doch Gletscher überschreiten oder gelegentlich etwas heiklere Felspassagen (I.–II. Grad) bewälti­ gen muss. Menaras Angaben stammen aus erster Hand und sind brandaktuell. Denn er hat alle vor­ gestellten Gipfel selbst bestiegen, davon manche Hanspaul Menara, 1945 in mehrmals und sehr viele sogar erst vor kurzem geboren und dort wohnhaft, befasst sich noch eigens für dieses Buch. als freischaffender Publizist und begeis- Mit einleitenden Schilderungen, exakten Weg­ terter Wanderer seit Jahrzehnten mit der beschreibungen und reicher Bildausstattung weist

Natur- und Kulturlandschaft Südtirols. Die schönsten 3000er in Südtirol das Buch verlässlich die Wege zu zahlreichen Die Gesamtauflage seiner über 60 Bücher, die zum Teil auch in italieni- Hochgipfeln Südtirols und vermittelt damit auch scher und englischer Sprache erschienen ein Kennenlernen von Gebirgsgruppen, die zu sind, umfasst rund 800.000 Exemplare. den eindrucksvollsten der ganzen Alpen zählen. Öffentliche Auszeichnungen: 1988 Ehren­ Vorsatzkarte, nützliche Hinweise zu Aus­rüstung Die schönsten urkunde der Südtiroler Landes­regierung, und richtigem Verhalten, Karten­ausschnitte mit 2005 Verdienstkreuz des Landes Tirol, 2008 Ehrenmitgliedschaft des eingezeichneter Route, Literaturhinweis und ­Alpenvereins Südtirol. Stichwortregister runden das Werk ab. 3000er in Südtirol

Hanspaul Menara 70 lohnende Hochtouren

kostenlos gratuito athesia-tappeiner.com Hanspaul Menara

Die schönsten 3000er in Südtirol 70 lohnende Hochtouren

UM_Suedtiroler_3000er_4e.indd 3 13.04.17 11:48 BENUTZERHINWEIS Alle Angaben in diesem Wanderführer wurden vom Autor sorgfältig recherchiert. Sollten Sie bei Ihren Wanderungen dennoch Unstimmigkeiten bemerken, nimmt der Verlag Ihre Hinweise gerne entgegen ([email protected]). Die Benutzung dieses Wanderführers erfolgt auf eigenes Risiko. Eine Haftung für etwaige Unfälle und Schäden wird weder vom Autor noch vom Verlag übernommen. Der Verlag weist darauf hin, dass es sich bei den Einkehrmöglichkeiten im Infoblock um Vorschläge handelt und erhebt hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

BIBLIOGRAFISCHE INFORMATION DER DEUTSCHEN NATIONALBIBLIOTHEK Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen ­Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar: http://dnb.d-nb.de

UMSCHLAGBILD Die Weißkugel, von Norden gesehen

BILD SEITE 2 Müllerhütte und Becherhaus über dem Übeltalferner in Ridnaun; im Hintergrund Pfunderer Berge und Dolomiten

2017 · Vierte, aktualisierte Auflage Alle Rechte vorbehalten © by Athesia AG, Bozen (2014) Fotos: Hanspaul Menara Wegkarten: © by Kompass-Karten GmbH Karl-Kapferer-Straße 5, A-6020 Innsbruck Lizenznummer: 07-0117-LVB Übersichtskarte: Heinz Matthias, Neumarkt Design & Layout: Athesia-Tappeiner Verlag Druck: Athesia Druck, Bozen ISBN 978-88-8266-911-9

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Inhaltsverzeichnis

Zu diesem Buch ...... 9 Meraner Land 27 Hintere Eggenspitze 3443 m...... 100 Vinschgau 28 Hasenöhrl 3257 m...... 104 1 Großer Schafkopf 3000 m...... 18 29 Kortscher Schafberg 3115 m...... 108 2 Schmied 3170 m...... 20 30 Fineilspitze 3516 m...... 112 3 Weißseespitze 3532 m...... 22 31 Similaun 3606 m...... 116 4 Tiergartenspitze 3068 m...... 26 32 Roteck 3337 m...... 120 5 Danzebell 3148 m ...... 30 33 Zielspitze 3006 m...... 124 6 Piz Rims 3070 m 34 Lazinser Rötelspitze 3037 m...... 126 und Piz Cristanas 3070 m...... 32 35 Tschigat 3000 m ...... 130 7 Piz Sesvenna 3205 m ...... 36 36 Hochwilde 3482 m...... 134 8 Piz Starlex 3076 m...... 40 37 Hinterer Seelenkogel 3470 m...... 138 9 Portlesspitze 3071 m...... 42 10 Weißkugel 3739 m...... 44 Wipptal 38 Becher 3195 11 Upikopf 3175 m...... 48 und Wilder Freiger 3418 m...... 142 12 Rötelspitze 3026 m...... 50 39 Wilder Pfaff 3458 13 Ortler 3905 m...... 52 und Zuckerhütl 3507 m...... 146 14 Hinteres Schöneck 3128 m ...... 56 40 Schneespitze 3172 m...... 150 15 Tschenglser Hochwand 3375 m...... 58 41 Weißwandspitze 3016 m...... 154 16 Hoher Angelus 3521 m...... 62 42 Hohe Wand 3289 m...... 158 17 Vertainspitze 3545 m ...... 66 43 Hochsteller 3097 m...... 162 18 Eisseespitze 3230 m...... 70 44 Hochfeiler 3510 m...... 166 19 Königsspitze 3859 m...... 72 45 Grabspitze 3058 m...... 170 20 Cevedale 3769 m ...... 76 46 Wilde Kreuzspitze 3135 m...... 172 21 Kalvenwand 3061 m...... 80 Pustertal 22 Laaser oder Orgelspitze 3304 m...... 82 47 Wurmaulspitze 3022 m...... 176 23 Veneziaspitze 3386 m...... 86 48 Hoher Weißzint 3371 m ...... 180 24 Vordere Rotspitze 3033 m ...... 90 49 Großer Möseler 3479 m...... 184 25 Zufrittspitze 3438 m ...... 92 50 Schwarzenstein 3368 m...... 188 26 Zerminiger Spitze 3109 m...... 96 51 Wollbachspitze 3210 m...... 192

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52 Rauchkofel 3252 m...... 194 Dolomiten 53 Dreiherrenspitze 3499 m...... 198 64 Sas Rigais 3025 m...... 238 54 Ahrnerkopf 3050 m...... 202 65 Kesselkogel 3004 m...... 242 55 Rötspitze 3495 m ...... 204 66 Piz Boè 3152 m...... 246 56 Großer Moosstock 3059 m ...... 208 67 Piz Conturines 3064 m...... 250 57 Dreieckspitze 3031 m...... 212 68 Piz Lavarela 3055 m...... 254 58 Lenkstein 3237 m...... 216 69 Zehner 3026 m...... 258 59 Schneebiger Nock 3358 m...... 220 70 Hochbrunnerschneide 3046 m ...... 262 60 Fernerköpfl 3251 m...... 224

61 Magerstein 3273 m...... 226 62 Große Windschar 3041 m...... 230 Literaturhinweis – eine Auswahl ...... 266 63 Schwarze Wand 3105 m...... 234 Register ...... 268

Der Gletscher-Petersbart

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Zu diesem Buch

Südtirol ist zwar kein ausgesprochenes Land der teressenspektrum in verschiedene Richtungen Dreitausender, aber deren Zahl ist dennoch be- hin erweitert hatte, auf eine neue, besonders trächtlich und sie prägen in fast allen Talschaften tief­gehende Art und Weise. das Landschaftsbild mehr oder weniger entschei- Und so wurde mir wieder in aller Deutlichkeit dend mit. Hat Südtirol doch Anteil an den Ortler-­ bewusst, welches Glücksgefühl und welchen Alpen, an den Münstertaler, Ötztaler, Stubaier und Reichtum an Erlebnissen die Besteigung eines Zillertaler Alpen, an der Venedigergruppe, an der Hochgipfels schenken kann. Möge dieses Buch Rieserfernergruppe und an den Dolomiten; und die Wege weisen zu ähnlichen Erlebnissen und ­damit an einer ganzen Reihe bedeutender Hoch­ damit zu Augenblicken, die vielleicht zu den un- gebirge des östlichen Alpenbogens. vergesslichsten des ganzen Lebens zählen. So gehörte die Besteigung hoher Gipfel fast selbstverständlich auch bereits zu den besonderen Hanspaul Menara Erlebnissen meiner Jugend. Ich werde jenen frühen Morgen nie vergessen, an dem ich auf dem ­Hochfeiler stand, meinem ersten, immerhin gut Linke Seite: Blockwerk, Schrofen und Schnee am Lenkstein – 3500 Meter hohen Dreitausender, und über die ein typisches Hochgebirgsgelände vom Gold der ersten Sonnenstrahlen übergossene Unten: Gletscher-Hahnenfuß – eine der Charakterpflanzen des Hochgebirges Gletscherwelt der Zillertaler Alpen schaute. Seit jener ersten Hochfeilerbesteigung verging kaum ein Jahr meines Lebens, das nicht von dieser oder jener Hochtour bereichert worden wäre, und als nun – hauptsächlich von jüngeren Bergfreun- den – der Wunsch an mich herangetragen wurde, doch auch einmal ein Dreitausender-Buch heraus- zubringen, konnte ich natürlich nicht widerstehen. Das bedeutete freilich, dass ich nicht nur aus dem Fundus vergangener Erlebnisse schöpfen konnte, sondern im Verlauf mehrerer Sommer auch sehr viele Hochtouren nochmals machte, um in diesem nun vorliegenden Buch möglichst aktuelle Angaben liefern zu können. So erlebte ich im Verlauf dieser letzten Jahre gleichsam einen Teil meines bergsteigerischen Le- bens nochmals, und das, weil ich die Touren groß- teils allein durchführte und auch weil sich mein In-

UM_Suedtiroler_3000er_4e.indd 9 13.04.17 11:48 Hoch über Sulden die mächtigsten Gipfel Südtirols: Königsspitze, Zebrù und Ortler (v. l. n. r.)

UM_Suedtiroler_3000er_4e.indd 16 13.04.17 11:48 Die schönsten 3000er in Südtirol

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Im ersten Morgenlicht: Die Königsspitze über Sulden mit ihrer Nordwand

Königsspitze 3859 m Südtirols zweithöchster Berg

19 Die Königsspitze ist eine der schönsten Berggestalten der Alpen Die Tour im Überblick Sulden – Bergstation und sie ist der zweithöchste Gipfel der Ortlergruppe. Aber sie Schaubachhütte – Eisseespitze – Eissee- drängt sich nach dem Vinschgau hin nicht so in den Vorder- pass – Casatihütte – Königsspitze – retour grund wie der nur 50 Meter höhere Ortler. Orientierung und Schwierigkeit Insgesamt lange, sehr steile und selbst bei besten Wohl deshalb scheint sie um 1770 im Atlas Tyrolensis nicht Verhältnissen nur sehr erfahrenen und auf; und 1804, als der »große Bruder« erstbestiegen wurde, hat einwandfrei ausgerüsteten Hochalpinisten sie noch keine Rolle gespielt. Aber 1812 fiel sie einem Künstler, vorbehaltene Tour Höhenunterschiede Bis zur Casatihütte der nach Sulden gereist und auf das Schöneck gestiegen war, 654 m; ca. 250 m Abstieg; weiter bis zum um den Ortler abzubilden, sehr wohl auf und in einem später Gipfel ca. 850 m im »Boten für Tirol und Vorarlberg« veröffentlichten Brief er- Gehzeiten Aufstieg zur Casatihütte wähnt er sie bereits als »Königsspitze«, während der Theologe 3 ½ Std.; weiter zum Gipfel 4 ½ Std.; Abstieg insgesamt 7 Std. Thurwieser sie im Bericht über seine Ortlerbesteigung 1834 Ausrüstung Hochtourenbekleidung, Seil, »Königswand« nennt, weil es ja auch die Nordwand des Berges Pickel, Steigeisen, Eisschrauben, Sicherungs- ist, die ganz besonders ins Auge sticht. Thurwiesers Bericht mag utensilien wohl den erst 20-jährigen, aber bereits sehr bergerprobten Theologiestudenten Stephan Steinberger aus Ruhpolding in 15 Std. 16,2 km 1504 Hm Bayern, der als Mönch später den Namen Corbinian annahm,

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zur Erstbesteigung des Berges am 24. August 1854 angeregt haben, wobei er den damals noch viel stärker als heute verglet- scherten Zugang vom Stilfser Joch aus wählte. Die nächsten, die den Berg erkletterten, waren 1864 die Engländer Tuckett und Buxton mit ihren Schweizer Führern. Sie waren in der Valfurva aufgebrochen, stiegen von der Königs­ spitze aber nach Sulden ab und zeigten so, dass dieser Berg auch von dieser Seite aus besteigbar ist. In der Folge wurden an der Königsspitze – von den Einheimischen meist kurz »Kini« (König) genannt und wie ihr großer Bruder, der Ortler, aus dem ­Triaskalk der Engadiner Dolomiten aufgebaut – alle nur denk­ baren Routen begangen und natürlich auch jene über die so schaurig-schöne Nordwand. Außerdem entstanden an den wichtigsten Zugängen mehrere Schutzhütten. Und doch ist die Königsspitze kein leicht besteigbarer Berg geworden, ja der allgemeine Gletscherrückgang hat sie sogar noch schwieriger gemacht. Selbst ihr Normalanstieg kann in Die Casatihütte mit der kleinen Guastihütte heißen Hochsommerwochen mit starker Ausaperung der ext- rem steilen Gipfelflanke so schwierig und gefährlich sein, dass er kaum begangen wird. Doch solange sich im Sommer noch Altschnee in den Steilflanken hält oder wenn im rühherbstF be- reits neuer Schnee die Felsen bedeckt, wenn diese Firn- oder Schneeschicht gut begehbare Beschaffenheit und dazu noch eine vorgespurte Route aufweist, dann liegt die Besteigung des Berges für den wirklich hochgebirgserfahrenen, perfekt ausge- rüsteten Bergsteiger, der auch großer Ausgesetztheit und Steil- heit gewachsen ist, durchaus im Rahmen des Möglichen. Das bedeutet, dass es zwar in erster Linie von der Tüchtig- keit des Bergsteigers, aber wesentlich auch von den Verhält­ nissen abhängt, ob die Besteigung der Königsspitze gewagt werden darf oder nicht. Und nur wenn wirklich alle notwendi- gen Voraussetzungen erfüllt sind, erfüllt sich auch der Wunsch, einmal diesen Traumberg erstiegen zu haben. Und dass es sich um einen Traumberg handelt, das steht außer Zweifel. Denn auch wenn der Eispanzer in der Nordwand ebenso wie viel anderes Eis da oben im Reich der höchsten Besonderer Hinweis Auf verlässliches Ortlerberge stark zurückgegangen ist und die einst so berühmte Wetter achten und sich vor Antritt der Tour Schaumrolle, wie man die riesige Gipfelwechte nannte, wegge- so genau wie möglich nach den Verhält- nissen erkundigen. Zwischen Eisseepass brochen ist, so wird dieser Berg doch nach wie vor ein ganz be- und Casatihütte auf versteckte Spalten und sonderes Tourenziel bleiben. Steinschlag achten! Nicht gerade schwierig, aber doch lang sind die Zugänge Karten 1: 50.000: Kompass, Blatt 72 (Ort- ler – Cevedale); 1: 25.000: Tappeiner, Blatt zum Bergfuß. Dabei kann man auf Südtiroler Seite hinsichtlich 155 (Ortlergebiet) des Ausgangspunktes wählen zwischen dem Martelltal und

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Die Königsspitze mit der Flanke, über die der dem Suldental; Stützpunkt ist dann in beiden Fällen die große, Aufstieg führt nicht weniger als rund 3250 Meter hoch gelegene Casatihütte am Langenfernerjoch. Der Weg von Martell zur Hütte wird im Zusammenhang mit dem Cevedale beschrieben, daher sei an dieser Stelle der Auf- stieg von Sulden über die Eisseespitze vorgeschlagen. Dieser Wegverlauf: Vom Suldner Talschluss Zugang ist teilweise zwar steiler und er ist sogar mit einem (1900 m) zuerst mit der Seilbahn hinauf zur leichten Höhenverlust verbunden, aber er ist der leichteste Bergstation (2600 m; Gaststätte, etwas tiefer Suldner Zugang, er ist abwechslungsreicher als jener von Mar- die Schaubachhütte) und zu Fuß auf dem grün tell herauf und vor allem hat man hier die Königsspitze schon markierten »Stecknersteig« in knapp 2 Std. während des Zugangs zur Hütte vor sich: in Sulden mit ihrer hinauf zur Eisseespitze (3230 m); nun auf berühmten Nordwand und oben am Eisseekamm, der eben- markiertem Bergpfad westseitig kurz hinunter falls an anderer Stelle beschrieben wird, mit ihrer vielleicht noch zum Eisseepass (3139 m, hier herauf auch eindrucksvolleren Ostseite; denn hier ragt der Berg wirklich wie direkt über den spaltenreichen und steinschlag- eine Pfeilspitze in den Himmel. Und spätestens hier wird man gefährdeten Randbereich des Suldenferners am nächsten Tag nach gelungener Tour beim Abstieg ins Tal möglich), auf Pfadspuren westwärts kurz ganz besonders froh sein, den Suldner Zugang gewählt zu ha- hinunter auf den Langenferner und über ihn ben. Denn beim Blick hinauf zum schwierigen Prachtberg er- auf dem Gletscherpfad bald mäßig ansteigend reicht die Freude über dessen Besteigung wohl ihren zur großen Casatihütte (3254 m; ab Seilbahn Höhepunkt. 3 ½ Std.; hier Nächtigung). < Anderntags südwestseitig ein Stück hinab, dann Sulden westwärts die Geröllhänge querend hinüber zum Cedecferner (ca. 3000 m), über diesen mäßig steil hinauf und zuletzt über einen sehr steilen Schneehang (oder über brüchige Fel- sen) empor zur auffallenden »Unteren Schul- ter« (ca. 3460 m), wo der anspruchsvollste Abschnitt be­ginnt. Nun über die fast 400 Meter hohe und bis zu rund 40 Grad steile Südost- flanke des eigentlichen Gipfelaufbaus ziemlich gerade empor (bei Schnee mittelschwierig, bei Eis und starker Ausaperung schwierig) zur sogenannten »Oberen Schulter«, dann im leich- ten Rechtsbogen steil über Firn und Fels zum scharfen Ostsüdostgrat des Berges (Firngrat, auf Wechten achten!) und über ihn steil zum großen Gipfelkreuz; ab Casatihütte 4 – 5 Std. Abstieg: über die Aufstiegsroute.

Aus KOMPASS-Karte 72

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Die Müllerhütte, darüber der Wilde Pfaff, links das Zuckerhütl

Wilder Pfaff 3458 Zuckerhütl 3507 m Zum höchsten Gipfel der Stubaier Alpen 39 Der wuchtige Wilde Pfaff und das zierliche, aber etwas höhere Die Tour im Überblick Ridnauner Tal- schluss – Teplitzer Hütte – Müllerhütte – Wil- Zuckerhütl – ja dieses ist sogar der höchste Gipfel der gesam- der Pfaff und Zuckerhütl – retour ten Stubaier Alpen! – bilden ein ebenso ungleiches wie unver- Orientierung und Schwierigkeit Bei guten wechselbares Gipfelpaar im Kranz der zahlreichen Ridnauner Verhältnissen für hochgebirgserfahrene und ausdauernde Geher an sich nicht schwierig, Hochgipfel. Und weil der Übergang vom einen zum anderen die Tour ist aber lang, anstrengend und relativ kurz und unschwierig ist, werden oft beide in einem Zu- teilweise sehr steil (sowohl im Fels wie im ge bestiegen, weshalb sie auch hier gemeinsam behandelt Firn oder Eis) Höhenunterschiede Bis zur Müllerhütte werden. 1728 m, von dort zum Gipfel des Zucker- Für die Tour auf den Wilden Pfaff und weiter auf das Zu- hütls 362 m ckerhütl bildet die Müllerhütte den am nächsten gelegenen Gehzeiten Aufstieg bis zur Müllerhütte Stützpunkt, ein stattliches Schutzhaus, dessen Name an jenen 6 Std., von dort zum Zuckerhütl 2 Std. – Ab- stieg ins Tal insgesamt 7 Std. Professor Carl Müller aus Teplitz erinnert, der 1891 hier in rund Ausrüstung Hochtourenbekleidung, 3150 Meter Höhe eine erste hochalpine Unterkunft erbaute. Gletscherausrüstung mit Seil, Pickel und Zwar muss man, um die Hütte zu erreichen, den Übeltal­ Steigeisen, evtl. auch Eisschrauben ferner überqueren, doch wer den hier vorgeschlagenen Zugang von Ridnaun herauf wählt, den erwartet nur eine halbstündige 15 Std. 26,3 km 2090 Hm Gletscherbegehung in einer flachen und spaltenarmen Zone.

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Entlang des Weges vom Tal herauf bieten bereits die Groh- mannhütte und die Teplitzer Hütte Einkehr- und Nächtigungs- möglichkeit, doch wer auf den Pfaff und das Zuckerhütl will, wird am Vortag wohl bis zur Müllerhütte aufsteigen und hier nächtigen. Der Wilde Pfaff ragt unweit des Schutzhauses als mächtige Felsgestalt mit steilen Graten und Flanken frei in den Himmel. Seine Überschreitung vermittelt den Zugang zum Zuckerhütl, aber er bildet auch ein prächtiges selbstständiges Tourenziel. Der Anstieg ist allerdings kein reiner Spazierweg, sondern eine stellenweise recht luftige, wenn auch kurzweilige Kletterroute im Silikatgestein des Ostgrates. Hat man diesen Grat unmittel- bar vor sich, sieht er fast beängstigend steil aus, und tatsächlich muss man dann nicht nur wiederholt die Hände zu Hilfe neh- Vom Wilden Pfaff dem Zuckerhütl entgegen; im Hintergrund die ­Ötztaler Alpen men, sondern im oberen Gratabschnitt auch einen zwar mit Ei- senbügeln, Seilgeländer und künstlichen Felstritten versehenen, aber doch glatten Plattenschuss bewältigen, an dem mancher weniger Geübte froh ist, wenn ihn der Kamerad oder Bergfüh- rer verlässlich nachsichert. Für den einigermaßen felsgeübten Berggeher freilich ist diese Route, die bereits 1894 von der Al- penvereinssektion Hannover etwas entschärft wurde, bei tro- ckenem Fels und gutem Wetter eine echte Genusstour. Der seltsame Bergname ist, wie auch sonst so oft, von tie- ferer Lage bis zum Gipfel heraufgewandert und begegnet uns unten im Stubai am Pfaffenknollen und am Pfaffenlehner. Der jagdfreudige Kaiser Maximilian spricht bereits um 1500 in sei- nem »Gejaidbuch« (Jagdbuch) vom »Ferner am Pfaffen« und vom »Gejayt am Pfaffen«, von dem die Namenforschung an- nimmt, es habe sich um »ein ursprünglich einer geistlichen Grundherrschaft gehöriges Gejaide« (Finsterwalder) gehandelt. Aufstieg zum Wilden Pfaff Hinsichtlich der Erstbesteigung des Berges ist nachzulesen, sie sei 1870 einem gewissen Richard Gutberlet zusammen mit zwei Führern gelungen. Das erscheint jedoch spät für so einen Prachtberg, und man kann sich nur schwer vorstellen, dass der hervorragende Bergsteiger Josef Anton Specht bei der Erstbe- steigung des Zuckerhütls im Sommer 1863 den kurzen Abste- cher zum Wilden Pfaff nicht unternommen haben sollte. Doch Besonderer Hinweis Da nach der Erstei- gung des Wilden Pfaffen ein Höhenverlust Specht hinterließ – wie auch sonst meist – nichts Schriftliches, von rund 115 Metern erfolgt, beträgt die zu und so wird diese Frage wohl nie mehr beantwortet werden. bewältigende Höhenleistung ab Müllerhütte Am Gipfel des Wilden Pfaffen stehen wir dem Zuckerhütl ge- im Aufstieg 476 m. Karten 1: 50.000: Kompass, Blatt 44 rade gegenüber. Der Pfaff wäre hoch, bedeutend und mächtig (Sterzing); 1: 30.000: Tappeiner, Blatt 144 genug, um als eigenständiges Tourenziel gelten zu können, doch (Kartenset Passeiertal) wenn man schon einmal auf seinem Gipfel steht und wenn die

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Verhältnisse günstig sind, wird man sich die Besteigung des höchsten Gipfels der Stubaier Alpen wohl kaum entgehen las- sen; und da spielt es auch keine Rolle, dass sich das »Hütl« be- reits etwas außerhalb der Südtiroler Landesgrenze befindet. Über Blockwerk steigt man auf der Pfaffen-Westseite kurz zum brei- ten vergletscherten Joch ab, das man Pfaffensattel nennt, und schon beginnt der Aufstieg aufs Zuckerhütl. Lang ist dieser Auf- stieg zwar nicht, aber steil. Denn so spitz und keck das Zucker- hütl nach Ridnaun hinunterschaut, so spitz und keck zeigt es sich auch zum besagten Pfaffensattel hin. ­Allerdings kann man wählen zwischen dem Aufstieg über Firn und Eis oder aber über die Felsblöcke, wo eine besonders steile Stelle mit einem kurzen Drahtseil versehen ist. Beide Möglichkeiten sind für den erfahrenen Hochalpinisten kein Problem. Vom Gipfel blickt man nach allen Himmelsrichtungen über unzählige Gipfel, Täler und Kämme; und wenn wir einen Blick

Das Gipfelkreuz auf dem Zuckerhütl auf die Karte tun, erhalten wir Aufschluss über Namen und ­Höhen. Als es aber noch keine Gebirgskarten gab und sich auch kaum jemand auf die vergletscherten Hochgipfel wagte, ersetzten Mutmaßungen das gesicherte Wissen – auch manch eine, die heute leises Schmunzeln hervorruft. So vertrat um 1500 der erwähnte Kaiser Maximilian die Meinung, die Stubaier Alpen seien das »höchste gepirg in Europia«. Und als höchsten Gipfel in diesem »gepirg« betrachteten die einen den knapp

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3280 Meter hohen Habicht, die anderen die 3333 Meter hohe Schaufelspitze und wieder andere den Wilden Pfaff. Erst die beiden Innsbrucker Forscher und Bergsteiger Leo- Wegverlauf: Vom Ridnauner Talschluss pold Pfaundler und Ludwig von Barth erkannten 1863 auf der (1417 m, Bergbaumuseum, Parkplätze) auf Pfaffenschneide, dem westlichen Nachbargipfel des Zucker- Weg 9 über den Aglsboden hinauf zur Groh- hütls, dass kein anderer Stubaier Gipfel höher war als eben die- mannhütte (2254 m, Sommerbewirtschaftung) ses »Hütl«, dessen Erstbesteigung den beiden allerdings durch und weiter empor zur Teplitzer Hütte (2586 m, plötzlich einfallenden Nebel verwehrt blieb. Und die Ironie des ab Ausgangspunkt 3 ½ Std.). Von da weiterhin Schicksals wollte es, dass ausgerechnet ihr Führer Alois Tanzer auf Weg bzw. Steig 9 über Blockwerk und wenig später den Wiener Josef Anton Specht auf den jungfräu­ Felsschliffe (an glatten Platten Fixseile) zuerst lichen Gipfel führte. An welchem Tag das war, wissen wir leider längere Zeit eben, dann mäßig ansteigend und einen Gletscherrest problemlos überquerend nicht; denn der genannte Specht war wohl ein bedeutender zum Fuß der Becher-Südflanke und auf dem Bergsteiger, aber er hielt – wie schon oben angedeutet – offen- teilweise seilgesicherten Felsenweg empor bar nichts davon, der wissbegierigen Nachwelt genauere Einzel- bis zur Weggabel (etwa 3000 m); nun links heiten über seine Besteigungen zu hinterlassen. abzweigend und dem Wegweiser »Müllerhütte« Bewahrt in dieser Hinsicht das Zuckerhütl wohl für immer folgend auf markierten Steigspuren über Block- sein Geheimnis, so ist die Frage nach der Bedeutung des Berg- werk hinüber zum Übeltalferner, über diesen namens, der zumindest manchem jüngeren Erdenbürger recht nahezu eben westwärts bis unter die Müllerhüt- seltsam erscheinen mag, nicht schwierig zu beantworten. Ältere te und kurz am Hang hinauf zum Schutzhaus Semester wissen jedenfalls noch – oder haben es von ihren (3145 m; Sommerbewirtschaftung, nahezu 100 Vorfahren gehört –, dass der Haushaltszucker einst in Form ei- Schlafplätze); ab Teplitzer Hütte 3 Std. nes gepressten spitzen Kegels im Handel war, den man eben Von der Hütte dann auf markiertem Steig hin- »Zuckerhut« nannte. Und die zierliche Form des Berges macht über zur Scharte Pfaffennieder (3136 m), über verständlich, warum man ihn nur ein »Hütl« nannte. den Blockgrat weiter zum Fuß des Wilden Pfaf- fen und über guten Fels (eine steile Felsplatte

Aus KOMPASS-Karte 44 gesichert) teilweise in leichter Kletterei (I – II) empor zum Gipfel mit dem Kreuz (3458 m; ab Müllerhütte 1 Std.). Nun an dessen Westseite über steiles Blockwerk linkshaltend kurz hinab auf den vergletscherten Pfaffensattel (3344 m), mäßig ansteigend zum Ostfuß des Zuckerhütls und je nach den Verhältnissen über Fels oder Firn bzw. Eis mit zunehmender Steilheit (im Fels Block- kletterei, eine ausgesetzte Stelle ist mit einem Fixseil versehen) empor zum Gipfel (3507 m; ab Wildem Pfaff knapp 1 Std.). Abstieg: über die beschriebene Aufstiegsroute.

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Die Rötspitze vom Aufstieg aus

55 Rötspitze 3495 m Die Tour im Überblick Kasern – Röt­alm – Einer der schönsten Ahrntaler Hochgipfel Lenkjöchlhütte – Rötspitze – retour Orientierung und Schwierigkeit Für tritt- Von Kasern führt ein Weg unweit eines vom stürmischen Röt- sichere und schwindelfreie Berggeher mit Hochgebirgserfahrung und Felsübung nicht bach gebildeten Wasserfalls und vorbei an Stollen und sonsti- schwierig, aber steil; am Gipfelgrat leichte gen Resten des einstigen Kupferbergbaus durch einen Wald- Kletterei (I-II) und ausgesetzte Stellen hang hinauf zur Äußeren Rötalm; und hier ist es wie ein Höhenunterschiede Bis zur Hütte 1000 m; von dort zum Gipfel 900 m Paukenschlag: Vor uns zieht sich das weitgehend ebene Röttal, Gehzeiten Aufstieg zur Hütte 3–3 ½ Std.; in dessen grünem Boden Pferde und Rinder weiden, hinein weiter zum Gipfel 3 Std., Abstieg insgesamt und hinauf gegen die vergletscherte Rötspitze, die sich mit ihrer 4 Std. Ausrüstung Hochtourenbekleidung, Seil, ebenmäßigen Glockenform beherrschend über dem Talschluss Pickel, Steigeisen erhebt. Besonderer Hinweis Bei Neuschnee, Nässe Es ist dies einer der schönsten und bekanntesten Hochgip- oder Vereisung ist die Tour dringend abzu- fel des Ahrntales. Und dank seines nicht besonders schwierigen raten; am flachen Grat zwischen Kleiner Röt- spitze und Hauptgipfel manchmal Wechten! Anstiegs zählt er im Kreise tüchtiger Hochalpinisten auch zu Karten 1: 50.000: Kompass, Blatt 82 (Tau- den beliebtesten. fers – ); 1: 25.000: Tabacco, Blatt 035 Daran, dass der Berg im Osttiroler Virgental einst den auch (Ahrntal – Rieserfernergruppe) in der älteren Alpinliteratur angeführten Namen »Welitz« führte, erinnern noch das Welitzkees und die Welitzscharte. In einer 10 ½ Std. 18,7 km 1900 Hm Grenzbeschreibung der Gerichte Virgen und Defereggen von

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Die Rötspitze; links der Gletscher und der Grat, über die der Aufstieg führt

1583 wird der Berg hingegen wiederholt als »schnebiger Spitz« bezeichnet, während ihn Peter Anich im Atlas Tyrolensis 1774 bereits als »Röthe B.« eingetragen hat – was ja angesichts des gleichen Almnamens am Fuß des Berges und des auffallend rötlichen Gesteins, das seinen oberen Teil aufbaut, nicht nur Die Lenkjöchlhütte, Stützpunkt­ für die Rötspitze und andere Hochgipfel treffend erscheint, sondern wohl auch der im Ahrntal schon in alter Zeit meistverwendeten Namensform entsprechen dürfte. Von der erwähnten Rötalm geht es durch die Böden des Röttals hinein zu der von einer Lawine schwer beschädigten und seither aufgelassenen Inneren Rötalm und dann hinauf zur stattlichen Lenkjöchlhütte, einem bewirtschafteten, 1887 von der Sektion Leipzig des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins erbauten Schutzhaus. Hat man nun durch das Röttal – oder auch durch das ­parallel verlaufende Windtal – diesen wichtigen alpinen Stütz- punkt erreicht, führt ein nicht zu verfehlender Steig über einen Wegverlauf: Von Kasern im inneren Ahrntal felsdurchsetzten Grashang hinauf, dann geht es über Blockwerk (1595 m) der Markierung 11 folgend zuerst zum steilen Gletscher und über diesen gerade hinauf. Dieser kurz hinunter zum Talbach, dann durch Wald Gletscher, das Rötkees, ist zwar steil, aber wenn er aper ist, ansteigend zur Brücke über den Rötbach, wei- weist der relativ kurze Aufstieg mit Pickel, Seil und Steigeisen terhin auf Weg 11 und vorbei an verschiedenen keine Probleme auf. Trägt er aber eine trügerische Schnee­ Resten des Bergwerks mittelsteil hinauf zur Äu- decke, ist auf versteckte Spalten zu achten – der letzte tödliche ßeren Rötalm (2116 m, Ausschank), nun nahezu Spaltensturz ist gar nicht so lange her. eben durch das Röttal hinein und schließlich Dieser Aufstieg führt uns zum flachen Grat, der die schulter­ mäßig steil hinauf zur Lenkjöchlhütte nahe dem artige, alpintouristisch bedeutungslose Kleine Rötspitze mit dem gleichnamigen Übergang ins Windtal (2590 m; Gipfelaufbau der eigentlichen Rötspitze verbindet. ab Kasern 3–3 ½ Std.); hier Nächtigung. – Von Anfangs ist die Begehung dieses teils aperen, teils noch der Hütte dann wenige Schritte hinunter zum überfirnten Grates ein reines ergnügen,V doch plötzlich Lenkjöchl, auf unmarkiertem, aber gutem Steig schwingt er sich auf, und wenn er auch nicht mit ernsthaften am südseitigen begrasten Hang und anschlie- Schwierigkeiten aufwartet, so ist doch die eine und andere ßend über Schrofen und Blockwerk problemlos

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hinauf zum Gletscher und über ihn steil empor leichte bis mäßig schwierige Kletterstelle zu erklimmen; und zur schulterartigen Kleinen Rötspitze (3290 m); einmal muss man mit Hilfe von ein paar in den Fels gesetzten nun über den nahezu waagrechten Grat pro- Eisenstiften über eine mehrere Meter hohe, allerdings nicht be- blemlos südwestwärts zum Fuß der Rötspitze, sonders ausgesetzte senkrechte Wand hinauf. Sie konnte un- am felsigen, zunächst breiten, nach oben sich längst zwar auf einem unschwierigen Erd- und Geröllsteig zusehends verengenden Felsgrat teilweise auf umgangen werden, doch der schien mir nicht von unbegrenz- Pfadspuren, teilweise über Blöcke und festen ter Haltbarkeit zu sein. Fels (manche Stelle ziemlich ausgesetzt, andere Der obere Abschnitt des Gipfelgrates besteht aus dem na- Stellen erfordern Felsklettern im Schwierig- mengebenden rötlichen, gerundeten und irgendwie morsch an- keitsgrad I–II; im oberen Teil »morscher«, mutenden Fels, in den von Menschenhand recht brauchbare aber gut begehbarer Fels) orientierungsmäßig Tritte eingehackt wurden, sodass die Begehung auch hier – ab- weit­gehend problemlos empor zum Gipfel gesehen von ein paar ausgesetzteren Stellen – für geübte, tritt- (3495 m); ab Hütte 3 Std. – Abstieg: Über die sichere und schwindelfreie Geher keine Schwierigkeiten beschriebene Aufstiegsroute (insgesamt ca. aufweist. 4 Std.); von der Hütte kann auch ostseitig durch Für erfahrene und umsichtige Hochalpinisten ist die Rötspit- das Windtal nach Heiliggeist abgestiegen und auf dem alten Talweg nach Kasern zurück­ ze somit kein schwieriger Gipfel. Aber tödliche Unfälle – sowohl gekehrt werden. wie erwähnt durch Spaltensturz als auch durch Absturz am Fels- grat – beweisen, dass auch dieser immerhin fast 3500 Meter hohe Berg nicht unterschätzt werden darf. Und vor allem ist auf allgemein gute Verhältnisse zu achten. Nasse, verschneite oder gar vereiste Felsen können ebenso zur tödlichen Gefahr wer- den wie eine dünne Schneeschicht auf dem Gletscher. Jedoch wenn alles stimmt, die Kondition, die Bergtüchtig- keit, die Vorsicht und die Verhältnisse, dann ist dem Bergsteiger ein großartiges Erlebnis gewiss – auf einem der schönsten und aussichtsreichsten Gipfel der Hohen Tauern und auf dem zweit- höchsten Berg des Ahrntales.

Aus KOMPASS-Karte 82

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Das Gipfelkreuz auf der Rötspitze; im Hintergrund Dreiherrenspitze und Großvenediger

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Register

A Eisseespitze 21, 70/71, 72 Hasenöhrl 104 Königsspitze 16, 72 –75 Adlerkopf 20 Elfer 262 Heiligkreuzkofel 260 Konzenlacke 87 Aglsboden 144, 149 Hintere Eggenspitze 100 Kortscher Schafberg 108 Ahornach 208 F Hinterer Seelenkogel 138 Kreuzkofelscharte 258 Ahrnerkopf 202 Fane-Alm 176 Hinteres Schöneck 56 Kuppelwies 106 Ahrntal 188 – 207 Fanes 254 – 261 Hinterkirch 26 Kuppelwieser Alm 104 132 Faneshütte 255, 259 Hochbrunnerschnei- Kurzras 108 Angelusspitze 56 Fernerköpfl 224 de 262 Fineilspitze 112 Hochfeiler 166 L B Fischleinboden 262 Hochfeilerhütte 166 Laaser Spitze (Orgel­ Bärenkopfscharte 52 Föllakopf 37 Hochgall 221 spitze) 82 Becher (Becherhaus) 2, Franz-Kostner-Hütte 246 Hochgang 44 Lagaunferner 110 142 – 145 Furkelsee 37 Hochganghaus 130, 270 Lagaunspitze 110 Boèhütte 246 Furtalm 216 Hochsteller 162 Lagauntal 110 Brixner Hütte 176, 270 Höchster Hütte 100, 271 Langenferner 76 Burgum 172 G Hochwart 167 Langtauferer Glet- scher 20 Garibaldihütte 51, 270 Hochwilde 134 C Langtaufers 18 – 31 Gasthof Zum See Hoher Zahn 155 Capanna Alpina 250 Lappach 182, 186 ­() 92 Hoher Angelus 62 Casatihütte 72, 76 96 Gelbsee 92 Hoher Weißzint 180 Cevedale 76 Latscher Joch 104 Gepatschferner 22, 25 Hohe Tauern 198 – 207 Chemnitzer Hütte 184 Lavarela 252 Gigglberghof 124 Hohe Wand 158 Col Raiser 238 Lavarela-Conturines- Glieshof 44, 48 Huberalm 232 Corvara 246 Massiv 250 Gossensaß 152, 156 Hungerschartenseen 108 Lavarellahütte 255, 259, Grabspitze 170 D 271 Grasleitenhütte 242 K Daimeralm 190 Lazinser Alm 136 Grasleitenpasshütte 242 Kälberalm 56 Danzebell 30 Lazinser Rötelspitze 126 Gröden 238 Kalvenwand 80 Dolomiten 238 – 265 Leiteralm 130 Kanzel 66 Dreieckspitze 212 Große Windschar 230 Lenkjöchlhütte 198, 202, Kapron 30 Dreiherrenspitze 195, Grohmannhütte 143, 149 204 Kaproner Alm 30 198 – 201, 207 Großer Moosstock 208 Lenkstein 9, 216 – 219 Karlesspitze 27 Dreischusterspitze 262 Großer Möseler 184 Lodnerhütte 120, 126, Dreisprachenspitze 50 Großer Schafkopf 18 Kasern 198, 202, 204 271 Düsseldorfer Hütte 56, Großvenediger 207 Kasseler Hütte 216, 220 58, 62 Grünsee (Martell) 92 Kesselkogel 242 M Grünsee (Ulten) 102 Klammljoch 212 Magdeburger Hütte 150, E Gschwell 18 Klammlsee 212 154 Edelrauthütte 180 Knuttenalm 212 Magerstein 220, Eggenspitzen 100 H Koflerseen 212 226 – 229 Eisseepass 72 Halsljoch 126 Köllkuppe 86 Mahdhütte 209

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Mangitzer Alm 40 Piz Cristanas 32 Sesvennagruppe 32 – 41 Upialm 48 Marteller Hütte 86 Piz Lavarela 254 Sesvennahütte 32, 36 Upikopf 48 Martelltal 76 – 95 Piz Rims 32 Sextner Dolomiten 262 Upisee 48 Maseben (Berghütte, Piz Sesvenna 36 Similaun 112, 116, 118 früher Atlantis) 27/28 Piz Starlex 40 Similaunhütte 112, V Masebenalm 26 Plars 130 116 – 119 Vals 176 Matscher Tal 42 – 49 Plattenspitze 56 Stallwieshof 82 Vellau 130 Medesc-Joch 254 Platz in 170 Starlexhütte 40 Venediger­ Melag 20, 22 Portlesspitze 42 St. Christina in gruppe 198 – 211 Melager Alm 21, 24 Prettau 194 ­Gröden 238 Veneziaspitze 79, 86 – 89 Mitterplars 130 Sterzinger Hütte 172 Vernagt 112, 116 Mühlbach bei Gais 230, R Stettiner Hütte 134 Vertainspitze 56, 66 – 69 234 Rabland 124 St. Gertraud in Sulden 57 Vordere Rotspitze 90 Mühlbacher Jöchl 234 Rauchkofel 194 Stilfser Joch 50 Müllerhütte 2, 146 – 149 Rautal 255 St. Jakob im Ahrntal 192 W Muntpitschen 39 Rein in Taufers 212 – 229 St. Johann im Ahrntal 188 Ridnaun 142 – 149 Waldneralm 194 St. Kassian 250 Rieserferner­gruppe Waldnersee 195 N St. Martin im Kofel 96 Nassereithhütte 124, 128 212 – 237 Weißbrunner ­Stausee 100 Stubaier Alpen 142 – 157 Neves-Stausee 180, 184 Rieserfernerhütte 224, Weißbrunnferner 101 St. Vigil in Enneberg 259 226 Weißkugel 44 St. Walburg 106 O Rosengartengruppe 242 Weißkugelhütte 20, 22 Sulden 16, 52 – 75 Oberetteshütte 44 Rosimferner 66 Weißseespitze 22 Orgelspitze (Laaser Rosimtal 68 T Weißwandspitze 154 ­Spitze) 82 Rötalm 198, 202, 204 Tabarettahütte 52 Weißzint 180 Ortler 16, 52 – 59, 70 Roteck 120 Tabland 124 Wilde Kreuzspitze 172 Ortler-Alpen 50 – 95, Rötelspitze, Lazinser 126 Tadegajoch 250 100 – 107 Rötelspitze (Stilfser Wilder Freiger 142 Ötzi-Denkmal 112 Joch) 50 Talschlusshütte Wilder Pfaff 146 Ötztaler Alpen 18 – 31, Rötspitze 204 () 264 Wölfelesjoch 18 42 – 49, 96 – 99, Taschljöchl 108 Wollbachalm 192 108 – 141 S Taufers im Münstertal 40 Wollbachspitze 192 208 Teplitzer Hütte 142, 146 Wurmaulspitze 176 P Sas Rigais 238 Tesselberg 236 120, 126 Schaubachhütte 70 Texelgruppe 120 – 129 Z Passeiertal 134 – 141 Schlinig 32 – 39 Thanaihöfe 42 Zaytal 57, 60 Payerhütte 52 Schliniger Almen 33 Tiergartenspitze 26 Zebrù 16, 70 Peder-Stieralm 80 Schmied 20 Tiers am Rosen­arten 243 Zehner 258 Pederü 254, 258 Schnalstal 108 – 119 Tisenhof 114, 118 Zerminiger Spitze 96 Pfelders 134 – 141 Schneebiger Trafoi 51 Zielalm 128 Pfitsch 158 – 175 Nock 220 – 223, 234 Tschaminschwaige 243 Zielspitze 124 Pfitscher Joch 158, 162 Schneespitze 150 Tschenglser Hoch- Pfitscher-Joch-Haus 160, Schneidalm 140 wand 58 Zillertaler Alpen 144, 156, 158 – 169, 180 – 197 162 Schöneck (Sulden) 56 Tschigat 126, 130 – 133 Pflersch 150 – 157 Schwarzenstein 188 Tschirfeck 52 Zsigmondy-Comici-­ Pflerscher Tribulaun 154 Schwarzensteinhütte 188 Hütte 262 Pfunderer ­Berge 170 – 179 Schwarze Wand 234 U Zuckerhütl 146 Pisciadùhütte 246 Seelenkogel 138 Übeltalferner 2, 12, Zufallhütte 77, 86 Piz Boè 246 Sella Piz Cotschen 50 142 – 149 Zufrittspitze 92 Piz Conturines 250 Sesvennagletscher 37, 39 Ultental 100 – 107 Zwickauer Hütte 138

UM_Suedtiroler_3000er_4e.indd 269 13.04.17 11:51 Ausgewählte „Dolomiten“- Magazin- Wanderungen

für jede Jahreszeit

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UM_Suedtiroler_3000er_4e.indd 272 13.04.17 11:51 Hanspaul Menara

Im vorliegenden Tourenbuch stellt der Autor­ 70 Südtiroler Hochtouren bzw. Dreitausender vor, von denen sich sehr viele auch für den Normal­ bergsteiger eignen und weder Gletschererfahrung noch besondere Kletterfertigkeit erfordern; oft kann man sogar markierten Fußpfaden folgen. Zudem enthält das Buch für Berggeher, die auch anspruchsvolleren Touren gewach­sen sind, eine Reihe der besonders klassischen Südtiroler Hochgipfel, die zwar ebenfalls nicht als wirklich schwierig einzustufen sind, bei denen man aber doch Gletscher überschreiten oder gelegentlich etwas heiklere Felspassagen (I.–II. Grad) bewälti­ gen muss. Menaras Angaben stammen aus erster Hand und sind brandaktuell. Denn er hat alle vor­ gestellten Gipfel selbst bestiegen, davon manche Hanspaul Menara, 1945 in Sterzing mehrmals und sehr viele sogar erst vor kurzem geboren und dort wohnhaft, befasst sich noch eigens für dieses Buch. als freischaffender Publizist und begeis- Mit einleitenden Schilderungen, exakten Weg­ terter Wanderer seit Jahrzehnten mit der beschreibungen und reicher Bildausstattung weist

Natur- und Kulturlandschaft Südtirols. Die schönsten 3000er in Südtirol das Buch verlässlich die Wege zu zahlreichen Die Gesamtauflage seiner über 60 Bücher, die zum Teil auch in italieni- Hochgipfeln Südtirols und vermittelt damit auch scher und englischer Sprache erschienen ein Kennenlernen von Gebirgsgruppen, die zu sind, umfasst rund 800.000 Exemplare. den eindrucksvollsten der ganzen Alpen zählen. Öffentliche Auszeichnungen: 1988 Ehren­ Vorsatzkarte, nützliche Hinweise zu Aus­rüstung Die schönsten urkunde der Südtiroler Landes­regierung, und richtigem Verhalten, Karten­ausschnitte mit 2005 Verdienstkreuz des Landes Tirol, 2008 Ehrenmitgliedschaft des eingezeichneter Route, Literaturhinweis und ­Alpenvereins Südtirol. Stichwortregister runden das Werk ab. 3000er in Südtirol

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