Aktionsprogramm Nachhaltige Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern 2015 Aktionsprogramm Nachhaltige Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern 2015
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Aktionsprogramm Nachhaltige Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern 2015 Aktionsprogramm Nachhaltige Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern 2015 Herausgegeben von: AbL, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern e. V BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. Deutscher Tierschutzbund Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. Helmut Klüter Michael Succow Stiftung zum Schutz der Natur MiLaN, Unternehmerverband „Mit Lust an Natur“ e. V. NABU, Naturschutzbund Deutschland Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. Inhalt Aktionsprogramm Nachhaltige Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern 2015 1 Einleitung Die Herausgeber 4 2 Landwirtschaftliche Produktion und nachhaltige Landwirtschaft 2.1 Die Zukunft der Landwirtschaft in Nordostdeutschland PD. Dr. Jörg Gerke 5 2.2 Bodenpolitik gegen eine bäuerliche Landwirtschaft PD. Dr. Jörg Gerke 7 2.3 Wertschöpfung und Erzeugerstrukturen in der Landwirtschaft Prof. Dr. Helmut Klüter 18 2.4 Nutztierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern Corinna Cwielag 27 2.5 Ökolandbau Dr. B. Roloff 34 2.6 Biomasse-Nutzung Dr. B. Roloff 38 2.7 Agrogentechnik Dr. B. Roloff 40 3 Ökologie, Naturschutz & Ressourcenschutz 3.1 Schutz der Biodiversität & Artenschutz Stefan Schwill 42 3.2 Flächenschutz & Managementplanung Wolfgang Kudla 44 3.3 Bodenschutz Dr. B. Roloff 46 3.4 Moorschutz Thomas Beil 47 4 Ethische Aspekte 4.1 Tierschutz Kerstin Lenz 54 4.2 Endlich weniger Antibiotikaeinsatz in der Tiermedizin? Jörg Kröger 58 4.3 Verbrauchererwartungen & Verbraucherschutz im Lebensmittelbereich Uta Nehls 60 4.4 Die Welternährerlüge Georg Nikelski 61 5 Leben im ländlichen Raum 5.1 Zur Bevölkerungsentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern Prof. Dr. Helmut Klüter 66 5.2 Die Wirtschaftsmisere der ländlichen Räume Jörg Kröger 76 5.3 Kritische Zivilgesellschaft 1. Agrarbündnis Mecklenburg-Vorpommern Dr. B. Roloff 82 2. Bauernhöfe statt Agrarfabriken Jörg Kröger 83 5.4 Tourismus im ländlichen Raum Anna Markowitz 86 5.5 Dörfer im „Garten der Metropolen“ Dr. Wolf Schmidt 88 6 Landwirtschaftliche Forschung und Ausbildung 6.1 Landwirtschaftliche Forschung Dr. B. Roloff 104 6.2 Landwirtschaftliche Berufs-, Fach- und Hochschulausbildung Dr. B. Roloff 106 7 Zusammenfassung Die Herausgeber 108 8 Forderungen Die Herausgeber 109 Autorinnen und Autoren 110 Impressum 114 3 1. Einleitung Die Herausgeber Mecklenburg-Vorpommern hat für Landwirtschaft eine sehr günstige natürli- che Klima-, Boden- und Flächenausstattung. Die konventionelle Landwirtschaft erfolgt in über 70 % in flächenstarken, agrarindustriellen Planzen- und Tierpro- duktionsbetrieben. Das Land erlebt im Bereich der Landwirtschaft hinsichtlich Flächen- und Betriebseigentum seit Jahren einen Umstrukturierungs- und Kon- zentrationsprozess im Zeitraffertempo. Gleichzeitig leiden die ländlichen Räu- me unter Bevölkerungsverlust und einer ausgeprägten Wirtschaftsschwäche. Die Erreichung wichtiger Ziele, die sich zum Beispiel aus dem internationalen Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) ergeben liegt in weiter Ferne – die Vielfalt an wildlebenden Tier- und Pflanzenarten nimmt auch in Mecklenburg-Vorpommern weiter ab. Für die Zielstellungen der EU-Wasser- rahmenrichtlinie gilt ähnliches. Die Frage „Welche Landwirtschaft wollen wir zukünftig in Mecklenburg-Vor- pommern?“ stellt sich vor dem Hintergrund des bislang nicht erreichten Leitbil- des einer „Nachhaltigen Entwicklung“ also heute drängender denn je. Zur Beantwortung ist zunächst eine nüchterne Beschreibung des Status-quo erforderlich. Probleme, Widersprüche und Konflikte, die sich in Bezug auf die spätestens seit 1992 gewünschte und geforderte „Nachhaltigkeit“ ergeben, müssen benannt werden. Wenn dieses Ziel noch nicht erreicht ist, dann müssen die agrarpolitisch erforderlichen Maßnahmen dazu festgelegt und auch ergrif- fen werden. Das vorliegende „Aktionsprogramm nachhaltige Landwirtschaft“ bietet die Fakten, die Analyse und Anregungen in Form von Maßnahmen und Forderungen. Vertreter verschiedener Verbände, Institutionen und Einzelpersonen legen dieses Aktionsprogramm als Herausgeber vor. An der Erstellung haben viele Autorinnen und Autoren ehrenamtlich mitgewirkt, wobei die einzelnen Texte jeweils durch den betreffenden Autor verantwortet werden und nicht notwen- digerweise die Meinung aller Autoren widerspiegeln. Beiträge von Autoren außerhalb des Kreises der Herausgeber sind explizit als Gastbeiträge gekenn- zeichnet. Gemeinsam ist allen Herausgebern die große Sorge um die Zukunft der noch immer reichen und wertvollen Natur- und Kultur-Landschaft Mecklenburg- Vorpommerns, die auch weiterhin unsere Lebens- und Wirtschaftsgrundlage sein soll. Gemeinsam tragen die Herausgeber auch die Zusammenfassung und die Forderungen am Schluss. Eine gesamtgesellschaftliche Debatte über den gegenwärtigen und zukunfts- fähigen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen ist dringend erforderlich. Wir hoffen, mit den hier vorgelegten Texten einen wichtigen und konstruktiven Beitrag dazu zu leisten. 4 2. Landwirtschaftliche Produktion und nachhaltige Landwirtschaft 2.1 Die Zukunft der Landwirtschaft in Nordostdeutschland Gastbeitrag: PD. Dr. Jörg Gerke Ziel und Status quo Ziel ist eine nachhaltige Landwirtschaft. Dabei bezieht In ökonomischer Hinsicht sollte eine nachhaltige sich Nachhaltigkeit auf die nachhaltige Nutzung der Landwirtschaft ökonomisch nachhaltig sein, also den natürlichen Grundlagen und auf die nachhaltige Nut- Bewirtschaftern ein nachhaltiges Auskommen sichern. zung in ökonomischer, sozialer und kultureller Hinsicht. Landwirtschaft und sich berührende Bereiche sollten Nachhaltige Nutzung der Ressourcen bedeutet, dass sich bei nachhaltiger Wirtschaftsweise ergänzen und diese nicht verbraucht werden, sondern so genutzt nicht in Konkurrenz treten. Beispiele dafür sind Land- werden, dass sie sich immer wieder erneuern. Diesen wirtschaft und Tourismus oder Nahrungsmittel- und strikten Maßstab erfüllen heute nur wenige Teile der Energieerzeugung. landwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Allerdings gibt Der Vergleich Soll-Zustand-Nachhaltige Landwirt- es schon weiter- und weitgehende Annäherungen schaft mit dem tatsächlichen Zustand der Landwirt- daran. schaft in Mecklenburg- Vorpommern zeigt, das letzte- re in wesentlichen Punkten nicht nachhaltig ist. Dazu einige Aspekte: Es existiert eine weitgehende Trennung von Ackerbau und Tierhaltung bei einem insgesamt geringen Viehbesatz 1. von nur rund 0,4 GVE/ha. Die geringe Tierhaltung ist - bei einem ansteigenden Anteil - vor allem in großen Anlagen konzentriert. Der Aus- 2. bau dieser Großanlagen ist dabei erklärtes Ziel der Landesregierung und führt als Nebeneffekt zur Aufgabe der Tierhaltung in bäuerlichen Betrieben, die eher in der Lage sind, landwirtschaftliche Nutztiere artgerecht zu halten. Der lokal konzentrierte Anfall von Wirtschaftsdünger, vor allem Gülle, birgt die Gefahr einer lokal konzentrierten Ausbringung und damit übermäßigen Anreicherung von Nährstoffen, während andererseits auf den meisten an- deren Standorten keine angemessene Versorgung mit Wirtschaftsdüngern erfolgt. Ein großer Anteil der landwirtschaftlichen Flächen in Mecklenburg-Vorpommern wird von juristischen Personen 3. bewirtschaftet. Jedoch sind bäuerliche Familienbetriebe der Garant für eine über Generationen nachhaltige Landwirtschaft. Der ökologische Landbau ist bei richtiger Praxis die nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung. In MV werden 4. rund 10 % der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet, damit ist dieser Anteil höher als im Bun- desdurchschnitt. Jedoch findet der ökologische Landbau hier vor allem auf extensiven Grünlandflächen statt, also auf Flächen, die auch bei konventioneller Bewirtschaftung einen relativ geringen Einsatz von Pestiziden und Mineraldüngern erhalten. Damit ist die Reduktion des „chemischen Inputs“ in die Landwirtschaft hier durch den ökologischen Landbau relativ gering. Zusätzlich ist bei Mutterkuhhaltung die Wertschöpfung des ökologischen Landbaus relativ gering. Legt man die Wertschöpfung im ökologischen Landbau im Vergleich zum konventionel- len Landbau zugrunde, so liegt MV beim Ökolandbau bundesweit allenfalls im Mittelfeld. 5 Die Intensität des konventionellen Anbaus hat auch in MV in den letzten zwei Dekaden drastisch zugenommen. 5. Anzeiger dafür sind die hohen Nitratkonzentrationen beispielsweise in den Flüssen Warnow und Peene, die vor allem aus der Landwirtschaft stammen (Nautsch, 2012). Dazu kommt, dass in den großen, konventionellen Acker- baubetrieben die zunehmende Rationalisierung vor allem durch stark reduzierte Bodenbearbeitung in Verbin- dung mit einem stark angestiegenen Verbrauch an Totalherbiziden erreicht wird. Der in den letzten Jahren stark erhöhte Verbrauch an Pestiziden ist vor allem auf den Anstieg bei den Totalherbiziden zurückzuführen (Poppinga, 2013, Kritischer Agrarbericht). Die fehlende breite Eigentumsstreuung in der Landwirtschaft von MV und die dadurch verursachte ausgeprägte 6. Dominanz von Agrargroßbetrieben ist anfällig, nicht stabil. Bei Zulassung neuer genetisch veränderter Pflanzen- sorten in der EU ist nur die Entscheidung von wenigen Hundert Entscheidern in den Agrargroßbetrieben notwen- dig, um MV zu einem Bundesland mit nahezu flächendeckendem Einsatz von Agrogentechnik zu machen. Die ausgeprägte Entwicklung hin zu Großanlagen in der Tierhaltung in MV führt hier zu einem ausgeprägten 7. Einsatz von Antibiotika. Die Ausbildung von den Menschen bedrohenden multiresistenten Keimen wird dadurch begünstigt. In den USA mit zum Teil extremen