€ 2,– 5. April 2008 · 173. Jahrgang · Heft 7 A 4342 LÜ B E C K I S C H E B L Ä T T E R

b Kunstinitiative Travemünde 113

b Die Kosten der Fehmarnbeltbrücke 114

b Neuerwerbungen der Lübecker Museen 116

b Premiere im „Jungen Studio“ 120

b Die Hauptschule Schafflund 121

b In memoriam Fritz Scheel 122

b Ausstellung in der Univer sitätsbibliothek 123

b Premiere der Nieder deutschen Bühne 124

b Musik 125

b Meldungen 127

ZEITSCHRIFT DER GESELLSCHAFT ZUR BEFÖRDERUNG GEMEINNÜTZIGER TÄTIGKEIT

##57475747 UUSS HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 1 001.04.20081.04.2008 13:01:4213:01:42 UUhrhr www.sparkasse-luebeck.de

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##57475747 UUSS HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 2 001.04.20081.04.2008 13:01:4313:01:43 UUhrhr L Ü B E C K I S C H E B L Ä T T E R 5. April 2008 · Heft 7 · 173. Jahrgang · Zeitschrift der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit Kunstinitiative Travemünde Von Peter Holm

In künstlerischer Hinsicht hat sich Terminal in eine attraktive Galerie mo- Travemünde bislang nicht besonders her- derner Kunst verwandelt. Besonders die vorgetan. Das soll nun anders werden. Der Finnin Helena Rytkönen konnte mit ihren seit zwei Jahren in Lübeck lebende Filme- luftigen Papier-Installationen gefallen, macher Frank Thomas hat zusammen mit aber auch die locker karikierten Promena- drei Malern des Ostseebades die „Kunst- dengänger von Michaela Berning-Tour- initiative Travemünde“ ins Leben gerufen nier oder die gedämpfte Farbigkeit in den und über Ostern mit einer ersten Ausstel- Landschaften und Figurationen von Bernd lung im Kreuzfahrtterminal in der Vorder- Hönack, beide aus Travemünde, luden zum reihe gezeigt, wohin der Hase läuft. Verweilen ein. Dabei erwies sich der von Kreuzfahrtterminal am Ostpreußenkai Acht Künstler aus Travemünde und der Lübecker-Hafen-Gesellschaft (LHG) Lübeck, dazu Gäste aus Hamburg, Berlin günstig gecharterte Terminal als Ausstel- ein wahrer Touristenmagnet, nicht zuletzt und Skandinavien hatten den gläsernen lungsraum mit idealen Lichtverhältnissen: weil man schon von außen neugierig auf das Innenleben gemacht wird. Die Kunstinitiative Travemün- de will sich fest im Ostseebad eta- blieren und künftig in Frühjahr und Herbst, wenn der Terminal nicht von Kreuzfahrtschiffen genutzt wird, mit Aktionen auf sich aufmerksam machen. Frank Thomas: „Die Grup- pe will Travemünde kulturell mit den Zielhäfen der Schifffahrtslinien verbinden. Dabei wollen wir uns ins Travemünder Leben einfügen und sind offen für alle Aktivitäten.“ Im Herbst wird die Kunstinitiative Tra- vemünde ein kulturelles Begleitpro- gramm zu den Nordischen Filmta- gen im Kreuzfahrtterminal anbieten, wie Thomas schon verrät. Unterstützt wird das neue Projekt von der LHG, der Reederei Finnli- nes, vom Finnischen Honorarkonsu- lat in Lübeck und vom Travemünder Kurbetrieb.

Der Kreuzfahrttermial als Raum für aktuelle Kunst aus Travemünde und dem Ostseeraum. Im Bild die Finnin Helena Rytkönen vor ihren Papier- Installationen (Fotos, auch Titel- foto: Kunstinitiative Travemünde)

Abbildung auf der Titelseite: „Junggebliebene“, Michaela Berning-Tournier, Travemünde, aus der Serie Promenadengänger

Lübeckische Blätter 2008/7 113

##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 113113 001.04.20081.04.2008 12:59:0712:59:07 UUhrhr Kosten der Fehmarnbeltbrücke Die Judenverfolgung – auch ein gigantischer Raub Peter Guttkuhn im Dienstagsvortrag der Gemeinnützigen Von Jürgen-Wolfgang Goette

Vor drei Jahren erschien ein Buch von der Staat im November 1938 „bankrott“ machten ihr „Schnäppchen“. Viele Juden Götz Aly, das damals Furore gemacht war. Was machten die Nazis? Sie forder- mussten auch noch die Restbestände ihres hat: „Hitlers Volksstaat. Raub, Rassen- ten von den Juden eine „Sühneleistung“ für beweglichen Eigentums „zum Schutz“ ab- krieg und nationaler Sozialismus“. Alys die Reichspogromnacht; sie sollten 25 % geben. Guttkuhns zweifelnde Frage: „Wer zentrale These lautete: Die Entrechtung des Besitzes abführen. Es ging um Milliar- weiß, wo sich das alles heute befindet?“ und Ermordung der europäischen Juden denbeträge. In Lübeck wurden zudem nach Die Diskussion konzentrierte sich auf hatte nicht nur ideologische und rassisti- der Pogromnacht alle männlichen Juden zwei Punkte, auf die Frage der Erstattung sche Gründe, sondern auch wesentlich inhaftiert. Sie konnten daher der Zahlungs- und den „Täterschutz“. Zur Frage der Er- wirtschaftliche und innenpolitische. Der pflicht nicht nachkommen. Also enteignete stattung sagten Guttkuhn und auch einige Raub des Eigentums von Millionen Men- man ihren Besitz. Auch das Eigentum von der anwesenden Anwälte: die Rückgabe schen diente der Finanzierung des Krieges „legal Ausgewanderten“ wurde zwangs- von „gestohlenem“ Eigentum (vor al- und der Ruhigstellung der Bevölkerung, enteignet. Ebenfalls wurden die Pensio- lem der Immobilien) sei umfassend und die in weiten Teilen von der Enteignung nen von deportierten Beamten eingezogen, weitgehend fair geschehen. Strittig dage- profitiert hat. Die Judenvernichtung sei „ganz legal“ – sie hatten keinen Wohnsitz gen war die Frage nach den Täternamen. der konsequenteste Massenraubmord der in Deutschland mehr, sie waren „verzo- Guttkuhn wollte die Namen von Tätern modernen Geschichte gewesen. 95 % der gen“ und hatten damit den Anspruch auf nicht sagen, z.B. den des oben genannten Deutschen hätten direkt oder indirekt von Pensionen verloren. Ein anderer Lübecker, Oberregierungsrates, er verwies auf den dem Massenmord profitiert. ein Bürstenfabrikant, verübte in der Haft Datenschutz. Geschichte könne nicht über Auch wenn er ihn nicht direkt genannt Selbstmord. Sechs Stunden danach er- individuelle Schuld urteilen, in der Ge- hat, so wurde doch deutlich, dass Peter hielten die Angehörigen vom Schleswiger schichte gehe es um Zusammenhänge und Guttkuhn, profunder Kenner der Geschich- Oberregierungsrat die Mitteilung der Ent- Erkenntnisse. Andere Teilnehmer hätten te der Lübecker Juden, Aly ins Lübecki- eignung der Fabrik. Wie schnell manchmal es dagegen begrüßt, wenn auch Namen sche „übersetzte“. Guttkuhn machte in Behörden arbeiten können! Dieser Ober- genannt und bekannt wären. Guttkuhn seinem Vortrag „1933 bis 1939: Lübecks regierungsrat hatte geradezu auf den Tod sprach frei und verstand es, Geschichte Juden emigrieren, ihr Besitz wird geraubt, „gewartet“. Nicht nur der Staat machte anschaulich zu machen. Der Andrang war verschleudert, ‚arisiert‘“ deutlich, dass große Gewinne; auch viele Reichsdeutsche groß, der Beifall ebenso.

Fehmarnbeltbrücke kostet im Prinzip gar nichts Von Hans-Jürgen Wolter

Auf einer Informationsveranstaltung de 65 Meter betragen, die Pylonengipfel desrepublik und der Beteilung des Landes der Kaufmannschaft zu Lübeck sprach der Brücke werden 281 Meter hoch. Die den Anschluss auf der deutschen Seite zu der Projektleiter der Dänischen Reali- Mautstelle werde in Lolland errichtet, für planen, insbesondere den zweigleisigen sierungsgesellschaft Fehmarn-Belt, Tom den Betrieb der Brücke seien rund 2.000 Eisenbahnverkehr und die entsprechende Allersted. Er verbreitete hinsichtlich des Notkräfte zu beschäftigen. Er rechne mit Straßenanbindung. Projektes großen Optimismus. Die Brücke einer Nutzung pro Jahr von 15 Mio. Ton- wäre mit einer Spanne von 1600 Metern nen Güter. die größte in Planung befindliche Que- Der Dänische Staat gebe lediglich Leserservice rung. Er verwies auf die Vorbilder der gro- Garantien für die Darlehn, man gehe von der Lübeckischen Blätter ßen Beltbrücke und der Brücke über den einer Haltbarkeit von 100 Jahren aus. Die Öresund. Die Öresundbrücke sei vorzeitig Maut werde sich an den Fährkosten ori- Seit Heft 18, 2007, finden Sie jede eröffnet worden, der Etat sei eingehalten entieren, d. h. weniger als 60 € pro Über- Ausgabe der Lübeckischen Blätter worden, über diese Brücke fahren sieben fahrt betragen. Die Brücke finanziere sich im Internet auf der Homepage der Mio. Kraftfahrzeuge pro Jahr, zusätzlich dann durch die Benutzer in etwa 25 Jahren Gemeinnützigen. Wenn Sie sich die zu den immer noch bestehenden Fähren, selber, sie koste dem Staat im Prinzip gar folgende – zugegeben noch etwas die eine Mio. Fahrzeuge transportieren. nichts. Daneben würden die Fährverbin- umständliche – Adresse (wir arbeiten Durch diese Brücke habe man zwei Mio. dungen aufrechterhalten bleiben. daran!) notieren, werden Sie auf eine neue Touristen gewonnen. Ökologische Probleme sah er nicht, Site geleitet, wo Ihnen unsere „Grü- Die Fehmarnbeltquerung werde als man spare schließlich 150 km Fahrstrek- nen Blätter“ zur Lektüre und zum Ko- Schrägseilbrücke mit vier Fahrspuren und ke, und die Fähren würden die Umwelt pieren zur Verfügung stehen: zwei Bahngleisen errichtet. Der erste Spa- auch verschmutzen. http://gemeinnuetzige.info/index. tenstich sei für 2012 vorgesehen, die Frei- Tom Allersted wies auf die Notwen- php?page=org&org=1053 gabe für 2018. Die Durchfahrtshöhe wer- digkeit hin, in einem Vertrag mit der Bun-

114 Lübeckische Blätter 2008/7

##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 114114 001.04.20081.04.2008 12:59:1112:59:11 UUhrhr Nachrichten aus der Gemeinnützigen

Dienstagsvortrag 8. April 2008, Königstraße 5, Großer Saal, 19.30 Uhr, Eintritt frei Land des schlafenden Regenbogens – USA-Südwest (3-D-Präsentation) Peter Schnehagen, Hamburg Gemeinsam mit dem Naturwissenschaftlichen Verein zu Lübeck und dem Museum für Natur und Umwelt Theaterring Schauspiel: Sonntag, 13. April 2008, 18.30 Uhr, GT I A. Miller, Tod eines Handlungsreisenden Freitag, 18. April 2008, 20.00 Uhr, GT II A. Miller, Tod eines Handlungsreisenden Sparkasse legt Jahresrückblick 2007 vor Der Vorstand der Sparkasse – Wolfgang Pötschke und Frank Schumacher – konnte berichten, dass der Jahresüberschuss auf sie- ben Mio. € (Vorjahr 6,5 Mio. €) angestiegen ist. Die Anteilseigner (Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck 74 %, HASPA- Finanzholding 26%) erhalten eine Dividende von 3,75 Mio. €. Weitere 3,25 Mio. € stärken das Eigenkapital des Kreditinstitutes. An die Hansestadt Lübeck zahlt die Sparkasse mehr als 6,1 Mio. € gewinnabhängige Steuern. Die Sparkasse hat nahezu 500 Mitarbeiter, für den Ausbildungsstart im August sind bereits mit 15 Schulabgängern Ausbildungsverträge abgeschlossen wor- den. Ab Mai übernimmt die Norddeutsche Retail-Service AG (NRS) Marktfolgetätigkeiten aus den Bereichen Kreditsachbear- beitung und Marktservice für die Sparkasse zu Lübeck. Etwa 50 betroffene Mitarbeiter werden dahin übernommen, in Lübeck soll ein neuer Standort errichtet werden. Neben der Zahlung der jährlichen Dividende an die Stiftung unterstützte die Sparkasse 2007 zahlreiche Institutionen im Stadtgebiet mit 150.000 € an Spenden. Der Vorstand sagte erneut zu, dass ein Verkauf nicht gekündigter privater Immobilienkredite für das Institut kein Thema ist. Hans-Jürgen Wolter

Mit „Möwenschiet“ auf Großer Fahrt Von Hagen Scheffler Jeder 2. Sonntagnachmittag in den Sehnsucht nach der Ferne übermächtig „Hamborger Veermaster“, „Nordseewel- Wintermonaten ist für den traditionellen („Einmal noch nach Bombay“), und die len“. Der ganze Saal war in Bewegung, Seniorentreff der Gemeinnützigen reser- Oldies im Saal kamen stimmungsmäßig als Vorsänger Wolfgang Schnegelsberg viert. Am 9. März 2008 war es wieder richtig in Fahrt, als Solist Knut Peckel- das Publikum zum Spaziergang „so de so weit. Der Große Saal war bis auf den hoff mit funkelnden Augen Kontakt zu Alster lang“ mitnahm und in Hamburger letzten Platz besetzt, denn der Lübecker seinem mitgehenden Publikum aufnahm. Platt sein Lied vom „Paddelhannes“ zum Shantychor „Möwenschiet“ war mit an Mit einem Abstecher nach Amerika, in Besten gab, schwungvoll unterstützt durch Bord und gestaltete schwungvoll das mu- den „Hafen von New York“ und in den Chorleiter Stöhr auf seiner Fiedel. sikalische Rahmenprogramm zu Sahne- Nationalpark „Shenandoah“ von Virginia, Fröhliche, gemeinsam besungene torte und Kaffee. gewann das uralte Thema von Seeleuten, „Seefahrt, die ist lustig“ war als Abschluss Nach der Begrüßung durch Renate die „Liebe“, mit den kräftigen Bassstim- gedacht. Doch weit gefehlt, denn ohne Sieber übernahm der Shantychor unter men von Heinz Petersen und Hans-Günter eine zünftige Zugabe („Lübeck, mein Chorleiter Martin Stöhr zügig das Kom- Wachowski eine eindrucksvolle Bandbrei- Lübeck“) wollte niemand im Saal die mando, unterstützt von der Band (Schlag- te in der Darstellung. Über das harte, oft Stimmungsmacher von „Möwenschiet“ zeug, Akkordeon und Congas) und mo- abenteuerliche Leben an Bord der Groß- ziehen lassen. deriert von Klaus Mählmann. Und schon segler mit Kurs „na den Süden to“ gaben Beschwingt und voll des Lobes („Tol- ging es los auf Große Fahrt („Heute geht die Shanties „Roll the cotton down“ und ler Nachmittag!“, „Das hat richtig Spaß es an Bord“): „Möwenschiet“ stellte die „Wir fuhr’n auf der Sloop John B.“ an- gemacht!“) traten die Senioren und Se- „Hands“ an Deck, und die versammelte schauliche Auskunft. Im Spannungsbo- niorinnen den Heimweg an, nicht ohne Seniorenschaft wurde gastfreundlich mit gen zwischen Sehnsucht nach der Heimat die eine oder andere CD des Chores als dem „Gorch Fock“-Lied virtuell an Bord („Home, boys, home“ und „Kari waits for Erinnerung mitzunehmen. Manch einer begrüßt. Die „Mannschaft“ zeigte zunächst me“) und der gänzlich unromantischen hatte dabei aber auch noch die orakelhafte im Wechsel mit Frontmann Hans-Günter Härte des seemännischen Alltags („Rund Aussage von Renate Sieber bei ihrer Be- Wachowski ihr Können („Oh, Jonny, Jon- Kap Hoorn“) gestaltete sich das Leben der grüßung im Ohr, dass dies – möglicher- ny, John“), auch unter erschwerten Bedin- Fahrensleute – bis heute nicht ohne Fas- weise – der letzte Seniorentreff gewesen gungen („Home from the sea“). Dann ging zination auch für „Landratten“ und „Seh- sein könnte. Woher kommen die dunklen es shantymäßig nach Schottland in ein leute“. Dass Geschichten aus der Seefahrt Wolken? Am Zuspruch der Senioren kann kleines Fischernest, wo in alten Zeiten die aber auch „Seemannsgarn“-Charakter be- es nicht liegen. Es kann nur vermutet wer- Fischer den klangvollen „Mingulay boat sitzen können, setzte ungeahnte Kräfte im den, dass es Finanzierungsprobleme gibt. song“ zur Arbeit sangen, dargeboten jetzt altehrwürdigen Saal der Gemeinnützigen Es wäre sehr schade, wenn Seniorentreffs von Vormann Heinz Petersen und Chor, frei: Schmunzeln, Schunkeln, Mitsingen. wie dieser, der so viel Spaß und Lebens- begleitet von Hermann Hälke mit einer Altes, wohlverwahrtes Schulliedgut wurde freude bereitet hat, zukünftig aus Gründen gefühlvollen Einlage auf seiner Mund- plötzlich aktiviert: „Schwer mit den Schät- der Finanzierung nicht mehr stattfinden harmonika. Anschließend aber wurde die zen des Orients beladen“, „Madagaskar“, könnten!

Lübeckische Blätter 2008/7 115

##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 115115 001.04.20081.04.2008 12:59:1112:59:11 UUhrhr Neuerwerbungen der Lübecker Museen Neuerwerbungen und Dauerleihgaben in den Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck 2007 Von Thorsten Rodiek

Für das Jahr 2007 verzeichneten die Florenz, Rom und Neapel. Das Blatt zeigt Frauenplan zeigt, wie gemeinhin bisher Museen für Kunst und Kulturgeschich- den antiken dorischen Tempel von 450 v. angenommen wurde, da das Mobiliar des te der Hansestadt Lübeck insgesamt 127 Chr. Als ein Stück reiner Architektur ohne Raumes nicht mit den heutigen, noch er- Neuzugänge, von denen allein 45 hoch- romantische oder emotionale Verweise haltenen Möbeln übereinstimmt. Erstmals wertige Meisterblätter der Romantik aus wird dieser griechische Tempel in Italien hatte Kersting Goethe 1824 anlässlich der Sammlung Dräger/Stubbe den größten präsentiert. Ein durch und durch sach- eines Kuraufenthalts persönlich kennen- Anteil ausmachten. Beispielhaft sei hier licher Tenor herrscht vor, um auf diese gelernt. Im Werk des Malers finden sich eine kleine Auswahl vorgeführt. Weise die Genialität dieses überragenden eine Reihe von Studier-, Atelier und Inte- Das Aquarell „Torre di Quinto“ schuf Tempelbaus zu dokumentieren. rieurdarstellungen. Daher muss hier nicht der Mannheimer Maler Ludwig Deurer Etwa um 1793 entstand das sehr qua- zwingend Johann Wolfgang von Goethe (1806-1847) 1835. Es zeigt den gleich- litätvolle und psychologisch differenzier- als Motiv gedient haben. Wenn auch diese namigen, nördlich von Rom gelegenen te „Porträt einer jungen Frau“ von Hand Frage nicht geklärt werden kann, so ist es für den heutigen Betrachter immerhin in- teressant zu erfahren, wie und auf welche Weise ein damaliger Künstler zu arbeiten und zu leben pflegte. Aus dem Jahr 1766 stammt die Aqua- rell- und Federzeichnung „Mutter mit drei Kindern“ von dem aus Frankfurt stam- menden Maler Georg Melchior Kraus (1737-1806). Auch sein Name ist eng mit Johann Wolfgang von Goethe verbunden. Seit 1776 war er Direktor der „Fürstlichen Zeichenschule“ in Weimar. Er hatte in Paris studiert und war dort als Maler des familiären Genres bekannt geworden. Der duftig-leicht zu nennende Zeichnungsstil dieses Blattes verrät noch deutlich den Einfluss der großen französischen Roko- kokünstler, wie Fragonard, Boucher oder auch Watteau. Im Zentrum dieser nahezu braun-monochromen Zeichnung, die nur Markus Lüpertz, Männer ohne Frauen, um 1990 vereinzelt durch blaue und leichte rosa Töne akzentuiert wird, sitzt eine Mutter, Abschnitt des Tibers. Dieser Bereich der des Nürnberger Miniatur- und Bildnis- die ihre drei vitalen Sprösslinge im Zaum Campagna gehörte zu den bevorzugten malers Christoph Haller von Hallerstein zu halten versucht, inmitten eines bäuer- Orten der sogenannten Deutsch-Römer. (1771-1839). Dieses besondere Blatt ist lich anmutenden Ambientes. Mit einer Da der Künstler vor allem an den geologi- eines der frühesten bekannten Porträts des solchen Darstellung einer Erziehungs- schen Strukturen interessiert war, finden Künstlers, der die junge Frau im Profil methode verfolgte der Künstler durchaus sich in dieser Landschaft weder Menschen nach der Mode der Zeit mit hohem Steh- auch didaktische Ambitionen. noch Tiere. Man erlebt hier einen weiten, kragen frisch und lebendig darzustellen Besonders hervorzuheben ist dane- großzügigen Landschaftsraum, bei dem vermochte. Am Berliner Hofe, zu dem ben das 100 Seiten umfassende, einma- das hell-dumpfe Grün der Natur harmo- er dank seines gesellschaftlichen Rangs lige „Italienische Skizzenbuch“ aus dem nisch in das lichte Blau der Sabiner Berge leichten Zutritt erhielt, genoss er für seine Jahre 1825 von Ludwig Richter, dass uns überzugehen scheint. Das Ganze atmet Miniaturporträtdarstellungen hohes Anse- von Herrn Dr. Dräger geschenkt wurde. Weite und Tiefe. hen. Es vermittelt dem Betrachter intime Ein- In meisterlicher und überaus sensib- Der aus Güstrow stammende Maler blicke in das Schaffen eines bedeutenden ler Weise gelang es 1827 dem Münchner Georg Friedrich Kersting (1785-1847 romantischen deutschen Künstlers der da- Wilhelm Gail (1804-1890), den „Posei- Meißen) zeichnete um 1824 das intim wir- maligen Zeit. dontempel in Paestum“ darzustellen. kende Blatt „Künstler am Schreibpult“. Es Die zur Neueröffnung in das Muse- Der Künstler war ein damals berühmter ist heute nicht mit absoluter Sicherheit zu um Behnhaus/Drägerhaus gekommenen Architekturzeichner. In dieser Funktion sagen, ob diese Darstellung den Dichter Dauerleihgaben aus einer Berliner Pri- besuchte er u. a. Orte wie Turin, Genua, Goethe in seinem Weimarer Wohnsitz am vatsammlung vermochten die Bedeutung

116 Lübeckische Blätter 2008/7

##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 116116 001.04.20081.04.2008 12:59:1112:59:11 UUhrhr Neuerwerbungen der Lübecker Museen

Caspar David Friedrich, Schiffe auf der Reede, um 1817

Caspar David Friedrich, Mondnacht mit Fischer am Strand, um 1817 (Fotos: St.-Annen-Museum)

Lübeckische Blätter 2008/7 117

##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 117117 001.04.20081.04.2008 12:59:1312:59:13 UUhrhr Neuerwerbungen der Lübecker Museen

dieses Hauses als einen Sammlungsort genlicht, das offe- der Kunst der Goethezeit ganz erheblich ne Grab und das zu steigern. Stellvertretend für die ge- in der gleichen samte, eindrucksvolle Sammlung seien Achse liegende, hier drei Bilder des aus Greifswald stam- vergitterte Fried- menden Malers Caspar David Friedrich hofstor können (1774-1840) vorgestellt. zusammen als Um 1817 entstanden die beiden für ein Symbol der Friedrich und die Romantik sehr charak- Verheißung und teristischen Gemälde „Mondnacht am der Auferstehung Strand mit Fischern“ und „Schiffe auf gedeutet werden. Reede“. Während das erste Bild zwei Fi- Auch die sprie- scher in der für den Maler typischen Rük- ßende Birke ist in kenansicht zeigt, ist das andere Bild men- diesem Sinne zu schenleer. Dennoch sind die Stimmungen verstehen. und Szenerien vergleichbar, da beide ei- Dank der nen Küstenausschnitt im Mondenschein großzügigen Hil- Max Neumann, ohne Titel, 2006 mit Segelschiffen zeigen. Während es fe des Vereins der sich im ersten Bild um Fischerboote un- Freunde der Museen gelang es, aus der re Arbeit des Bildhauers Lothar Fischer, ter Segeln handelt, liegen im anderen Bild Ausstellung „Leon Tarasewicz – Gren- so dass die Kunsthalle nun insgesamt drei Hochseeschiffe ruhig vor Anker. Beide zenlose Malerei“ ein 1988 geschaffenes, Werke von einem der bedeutendsten fi- Gemälde scheinen einen auf das Jenseits aber unbetiteltes Werk dieses Malers zu gurativen Bildhauer der Nachkriegszeit gerichteten Inhalt zu symbolisieren, der erwerben. besitzt. Von 1958 bis 1965 war Lothar durch die Dualität von dunklem, festem Tarasewicz zählt heute und spätestens Fischer neben den Malern Heimrad Prem, Vordergrund einerseits und hellem aber seit seinem venezianischen Biennale- Helmut Sturm und HP Zimmer als einzi- fernem Mondlicht über dem Meer and- Beitrag im Jahre 2001 als Alleinvertreter ger Bildhauer Mitglied der avantgardisti- rerseits zum Ausdruck gebracht wird. In seines Landes zu den bedeutendsten zeit- schen Münchener Gruppe SPUR. den „Schiffen auf Reede“ sind die Klü- genössischen Künstlern Polens. Aus dieser SPUR-Zeit stammt die verbäume der Segelschiffe entgegen einer Leon Tarasewiczs Gemälde sind im- farbig gefasste Tonplastik „Winnetou zu logischen Darstellungsweise, bei der diese mer Landschaftsbilder. Allerdings keine Pferd“ von 1965. Sie ist ein Unikat. Kenn- alle parallel ausgerichtet sein müssten, auf im bis dahin vertrauten Sinne, da sie es zeichnend für diese künstlerische Phase den Mond als Zeichen des Jenseits bzw. vermeiden, die Natur wie in einem Pho- Lothar Fischers ist das hohe spielerische auf die Mittelachse des Bildes ausgerich- to wiedergeben zu wollen. Es sind auch Moment dieser Arbeit, die sowohl humor- tet. Bei der „Mondnacht am Strand mit keine Bilder, bei denen man durch ein voll ist, aber zugleich auch ein sympathi- Fischern“ ergeben Ferne, Mond und die vom Rahmen gebildetes „Fenster“ in eine sches Maß an Skurrilität besitzt. Rückengestalten in Mönchsguter Tracht andere Welt zu blicken vermag. Es sind Angeregt sowohl von der Kunst der ein Sehnsuchtsmotiv. Beide Bilder schei- Darstellungen einer stringenten Redukti- Geisteskranken als auch von der phanta- nen offenbar die Dualität von Diesseits on, die gerade durch die darin erkennbar siereichen Bilderwelt der Kindheit, erschuf und Jenseits zu thematisieren. werdende Vielschichtigkeit weit über den Fischer hier den aus den Romanen Karl Etwa vier bis fünf Jahre später, 1821/22, reinen abbildhaften Charakter hinaus- Mays entstammenden Apachenhäuptling schuf Friedrich „Kügelgens Grab“, das zugehen vermögen. Das 1988 geschaf- als spielzeugartige Phantasiegestalt mit sich thematisch explizit mit dem Thema fene Werk, das wie der Ausschnitt einer zahlreichen ornamenthaften Ausschmük- des Todes und des Jenseits auseinander- im Streiflicht gesehenen Waldlichtung kungen, die bereits das Aufkommen der setzt. Es zeigt, wie an der Grabinschrift erscheint, besitzt ein Höchstmaß an Ma- Pop-Art signalisieren. abzulesen, die Grabstätte des am 27. März terialität und Sinnlichkeit. Wie auch in Der Winnetou ist eine für den Bildhau- 1820 bei einem Raub durch den Soldaten allen seinen anderen Gemälden, ist diese er typische Kunstfigur, bei der es nicht um Johann Gottfried Kaltofen ermordeten „Landschaft“ menschenleer. Man bege- eine naturgetreue Abbildhaftigkeit geht, Malerfreundes Franz Gerhard von Kü- gnet hier der Widergabe der natura natu- sondern vielmehr um den selbstverständ- gelgens. Das Kügelgens’sche Stadthaus rans, der werdenden und lebenden Natur, lichen Umgang mit den Mitteln, wie hier „Gottessegen“ in Dresden war damals welche aber gleichwohl vom Menschen mit dem Ton: Hier bestimmen elementare Treffpunkt von zahlreichen Künstlern und deutlich geprägt wurde. Das Gemälde und hüllenartige Formen das Ganze. So ist Persönlichkeiten der Frühromantik. scheint zu pulsieren und damit den Pro- beispielsweise die einfache kurvige Platte Friedrich schenkte dieses Bild der zess des naturhaften Wachsens mit seinen zugleich der Kopf und Federschmuck die- Witwe von Kügelgens, als diese 1822 von grenzenlosen Veränderungsvorgängen, ser literarischen Gestalt. Es bleibt zu ver- Dresden nach Reval zog. Das Grab Kü- ja, seine innere Dynamik gegenwärtig muten, dass die in den Jahren 1962-1968 gelgens befindet sich auch noch heute auf zu machen. Zugleich aber wird durch die gedrehten und in Deutschland überaus po- dem katholischen Friedhof in der Fried- streng wirkenden, zeichenhaften Elemen- pulären Karl-May-Filme mit Winnetou als richstadt in Dresden. te verdeutlicht, dass auch in der „wilden“ dem Hauptprotagonisten der thematische Das Grab des Ermordeten ist offen. Natur ein stringentes Ordnungssystem Anlass dieses Werks waren. Hinter der das Bild hermetisch nach hin- herrscht. Im Laufe seines Lebens konzentrier- ten abschließenden Friedhofsmauer geht Aus der letztjährigen Ausstellung te sich Lothar Fischer auf insgesamt drei gerade die Sonne auf. Das rötliche Mor- „Gruppe SPUR“ erwarben wir eine weite- Werkstoffe für seine Plastiken: Bronze,

118 Lübeckische Blätter 2008/7

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Eisen und Ton. In der Kunsthalle St. An- ohne Frauen – Parsifal“ aus den 90er Jah- Wie erstmals bereits im letzten Jahr, nen finden sich von allen dreien entspre- ren, zu der auch das Gemälde der Kunst- folgt nun eine Auswahl derjenigen chende Beispiele. halle gehört. In diesem tritt die einsam- Kunstwerke, die im Laufe des vergan- Aus der Sammlung Christian Klawit- verschlossene und kopfgesteuerte Welt genen Jahres als Leihgaben der Muse- ter, Hamburg, erhielt die Kunsthalle St. des schöpferisch tätigen Künstlers ohne en für Kunst und Kulturgeschichte für Annen ein großformatiges Gemälde des sein weiblich-emotionales Pendant deut- bedeutende Ausstellungen weltweit auf Berliner Künstlers Max Neumann und lich zutage. Die technoiden Gitterformen Reisen waren. Insgesamt wurden mehr des Düsseldorfer Kunstakademiedirektors in den kreisförmigen Köpfen deuten das als 41 Exponate auf Reisen geschickt: Markus Lüpertz als Dauerleihgaben. sich in geschlossenen, letztlich auch in- Kunsthalle Kiel: Friedrich Carl Der Maler Max Neumann gehört heute humanen Systemen bewegende Denken Gröger, „Selbstbildnis mit Heinrich zweifellos zu den herausragenden Künst- einer Männerwelt ohne Frauen an. Ele- Jacob Aldenrath“, um 1802 lern seiner Generation. Im Unterschied zu mente wie Phantasien und Träume, Visio- den Neo-Expressionisten, zu denen auch nen und Gefühle scheinen vollkommen Kunsthalle Kiel: Friederike Leisching, Markus Lüpertz gezählt wird, beschäftigt zu fehlen. „Bildnis des Fritz Claudius als er sich weniger mit äußeren Ereignissen, Mithilfe des Vereins der Freunde der Knabe“, um 1800 sondern mit dem inneren Zustand des Museen gelang es, für das Behnhaus/Drä- Elbeforum Brunsbüttel: Heinrich Menschen. Seine gesichtslosen Gestalten, gerhaus drei hier bereits seit vielen Jah- Martin (Jäger), „Projektion W1, W2, nicht selten Mensch-/Tier-Figuren, erzäh- ren als Dauerleihgaben präsentierte land- W3“ len keine Geschichten, sondern verkör- schaftliche Ölstudien dänischer Maler aus Kunsthalle Emden: Max Liebermann, pern die Zerrissenheit des Menschen an Privatbesitz zu erwerben. „Wannseegarten“ 1915 der Grenze zu seiner existentiellen Ent- Es handelt sich dabei um folgende Wer- Kunstverein Fischerhude: Ludwig wurzelung. ke: Anton Edvard Kieldrup (1827-1869), Dettmann, „Dilettantinnen“, 1894 Verschlossen und unzugänglich zeigen „Die Klippen von Møn“, um 1848, Fre- sich in der unbetitelten, 2006 entstande- derik Christian Kiaerschou (1805-1891), Kunsthalle Bremen: Paula nen Arbeit die wie ein monumentaler Berg „Felsenlandschaft mit Bach“ (Tirol), 1842 Modersohn-Becker, „Stehender wirkenden, dicht geschlossenen zwölf Fi- und Vilhelm Petersen (1812-1880), „Aus und kniender Mädchenakt vor guren in dem eindrucksvollen Großformat. einem Ort in den Sabinerbergen“, um Mohnblumen II“, Mai/Juni 1906 Die Gestalten sind abweisend, unkennt- 1852. Wenzel-Hablik-Museum, Itzehoe: lich und bedrohlich zugleich, und wirken Diese wunderbaren kleinen und inti- Wenzel Hablik, „Tapete“, um 1919, wie eine anonyme, gesichtslose Masse men Landschaftsstudien, die vereinzelt „Wolken-Tulpen-Tapete“, um 1919, mit einem unbestimmten, ihnen offenbar die Spontaneität und zugleich auch das „Streifentapete“, 1926 innewohnenden Zerstörungspotential. ungekünstelte ihrer Entstehung verraten, Kulturhistorisches Museum Rostock: Das Bild tritt uns wie eine Art Gleichnis können beim Besuch des Behnhauses je- Heringsahm, Bronze, 1469 unserer globalisierten Welt gegenüber, in derzeit betrachtet werden. der nicht klar ist, welche Art Verheißung Von der Galerie Metta Linde aus Bach-Museum Leipzig: Naturwald- uns in Wahrheit bedroht. Lübeck wurden den Museen 26 qualität- horn, 18. Jhdt.; Langtrompete, 1640; Max Neumanns Bilder, von denen volle Graphiken zeitgenössischer Kunst Schreibgarnitur mit Streusandbüchse sich zwei weitere Arbeiten im Bestand der geschenkt, die die vorhandenen Bildbe- und Tintenbecher Lübecker Kunsthalle befinden, erfahren stände zugleich sinnvoll ergänzen und Musée du Louvre, Paris: Johann heute im In- und Ausland größte Reso- bereichern. Friedrich Overbeck, „Selbstbildnis nanz. Es sind Arbeiten von Arthur Stoll (6), mit Bibel“, 1808/09 Markus Lüpertz, einer der wichtigsten Karin Witte (1), Klaus Kröger (1), Jan Ko- Musée des Beaux Arts, Lyon: Carl deutschen Maler des 20. Jahrhunderts, blasa (2), Annemarie Schulte-Wülver (1) Julius Milde, „Ich und meine Dresdner wurde 1941 in Reichenberg/Böhmen ge- und Peter Herrmann (16). Freunde“, 1824 boren. 21-jährig ging Lüpertz nach West- Der Friedrich-Bluhme- und Else-Jeb- Berlin und begann, in Anspielung auf sen-Stiftung Lübeck verdanken wir das Stiftung Opelvillen, Rüsselsheim: die Hymnen Friedrich Nietzsches, seine Exemplar eines exzellenten Teetisches Günther Uecker, Schwarzer Rotor sogenannte „dithyrambische Malerei“ aus Stockelsdorfer Fayence, der im späten Städtische Galerie, Paderborn: Gustav (Dithyrambos: kultisches Weihelied auf 18. Jahrhundert von dem Maler Johann Seitz, „Kopf des schreitenden Villon“, Dionysos). Leihamer gestaltet wurde. Da es von der- 1955, und „Kopf des Thomas Mann“, Mitte der 70er Jahre wird die „dithy- artigen Tischen aus Stockelsdorf heute nur 1961 rambische Malerei“ von anderen Formge- ganz wenige Exemplare gibt, handelt es Saarlandmuseum, Saarbrücken: Georg bilden, wie „Babylon-Architekturen“ oder sich hierbei um eine einzigartige Rarität. Meistermann, „Grundriss III“, 1956 der „Stil-Malerei“ abgelöst. Seit 1981 ge- Wie in den Jahren zuvor, möchte ich Kunsthalle Würth, Schwäbisch- staltet er auch Skulpturen. Diese finden natürlich auch dieses Mal allen Schenkern, Hall: Edvard Munch, „Selbstporträt 1995 ihren bisherigen Höhepunkt. Leihgebern und Förderern für die großar- mit Influenza“, 1919; „Die Linde- Seit 1974 ist Lüpertz auch lehrend tige und großzügige, ja, vorbildliche Un- Mappe“, 1902; „Marie Linde“ tätig, u. a. seit 1986 als Professor der terstützung ganz herzlich danken. Dieser (Lithographie); 1902, „Marie Linde“ Kunstakademie Düsseldorf, deren Rektor Dank schließt den meiner Mitarbeiter und (Kaltnadelradierung), 1902; „Abend er heute ist. Kollegen in den Museen für Kunst und im Park“ (Radierung), 1902 Zu den hervorragenden Zyklen seines Kulturgeschichte selbstverständlich mit Schaffens gehört die Bilderserie „Männer ein.

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 119119 001.04.20081.04.2008 12:59:1912:59:19 UUhrhr Premiere im „Jungen Studio“ Viel Gewalt und eine Angel – „Reiher“ im „Jungen Studio“ Von Jürgen-Wolfgang Goette

schehnisse zu verarbeiten, und ansatz- weise das Verhältnis zwischen Vater und Sohn sind ein zartes Gegengewicht. Billy möchte gern hier weg und aufs Meer fah- ren ... Der englische Autor Simon Stephens (1971 geboren) hat dieses Stück (Origi- naltitel „Herons“) 2001 geschrieben, in Deutschland hatte es 2003 Premiere. Es ist seitdem auf vielen Bühnen mit Erfolg gespielt worden. Knut Winkmann insze- nierte das Stück für das „Junge Studio“. Die Aufführung macht die Kraft dieses Autors deutlich. Das Stück ist nah dran am Leben; es ist so etwas wie ein „Wirk- lichkeitsthriller“. Die Schauspieler und Schauspielerinnen, teilweise Laien, zo- gen das Publikum in ihren Bann. Arne Kraft, André Janssen und Yannik von Arne Kraft (Scott Copper), Vincenz Türpe (Billy Lee Russell) Lautz spielten mit aggressivem Schwung die Gang. Der Vater wurde von Martin Die Mutter ist Alkoholikerin und ge- Schwartengräber mit rauer Schale, aber walttätig und lebt getrennt von ihrem nicht ohne Liebe, gut gespielt. Maria von Mann. Ihr Sohn Billy ist zum Vater ge- Bismarck machte die Deformation der zogen. Der ist arbeitslos, ein Looser; er Mutter sichtbar. Airun Herbing zeigte auf flüchtet die Realität. Aber er hat gesehen, überzeugende Weise die „vorsichtige“ wie Jugendliche ein Mädchen ermordet Zuneigung Adeles zu Billy. Vincenz Tür- haben, und hat die Polizei informiert. pe als Billy ragte heraus; er verkörperte Scott, dessen Bruder zu den Mördern glaubhaft die Mischung aus Angst und gehört und im Gefängnis seine Strafe ab- Hoffnung. Das Stück macht nachdenklich büßt, übt, unterstützt von seinen „Freun- und ist sehr geeignet für jüngere Leute. den“, Druck auf Billy und seinen Vater Schulklassen sollten sich dieses Stück aus. Die Frage, was nach der Haftentlas- nicht entgehen lassen. Das Publikum sung geschehen wird, lastet auf Billy und spendete zu Recht lebhaft Beifall. Und seinem Vater. Scott ist haltlos und aggres- das „Junge Studio“ bewährte sich wieder siv. Als Scott den Wechsel seiner Freun- einmal als Spielstätte für moderne gesell- din zu Billy mitkriegt, reißen die letzten Vincenz Türpe (Billy Lee Russell) schaftskritische Stücke. Sicherungen: eine Vergewaltigung und ein Mord sind die Folgen ... Die Kette von Gewalt und Lieblosigkeit reißt nicht ab. „Ein bisschen Spaß muss sein“, so Scott. Billy zieht sich, wie schon sein Vater, gern an den Kanal zurück und angelt. Er beobachtet die Fische und die Fischrei- her. Hier kann er versuchen, die Risse in seiner Seele zu kitten. Adele besucht ihn hier. Sie hat nichts, worauf sie sich freuen kann: „Ich glaube nicht, dass es da noch was gibt.“ Einsamkeit, Angst, das Gefühl mangelnder Akzeptanz, unfähige Eltern, Jugendliche, die ohne Kindheit aufwach- sen und früh Erwachsene sein müssen, was sie nicht können – ein Teufelskreis. Gibt es ein Entrinnen? Die Frage bleibt offen. Aber der Kanal, die Schleie, die Zuneigung Adeles zu Billy und dessen Yannick von Lautz (Darren Madden), Arne Kraft (Scott Copper), Vincenz Türpe (Billy Fähigkeit, wenigstens im Tagebuch Ge- Lee Russell), André Janssen (Aaron Riley) (Fotos: Thorsten Wulff)

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 120120 001.04.20081.04.2008 12:59:1912:59:19 UUhrhr Die Hauptschule Schafflund in der „Mittwochsbildung“ Vom Lernort zum Lebensort Hauptschule Schafflund in der „mittwochsBILDUNG“ Von Hagen Scheffler „Wir suchen Deutschlands beste Schu- motiviert und frustriert. Das war der Zeit- Aufspüren von Gefahrenpunkten um ihre len mit Hauptschulabschluss.“ Mit diesem punkt, an dem, wie sich Dieter Stielow Meinung gefragt, was dann Viertklässler Aufruf hatten die Gemeinnützige Hertie- erinnerte, drei Lehrkräfte in pädagogisch- an ihrer Seite als Sekretäre zu Protokoll Stiftung, die Robert-Bosch-Stiftung und revolutionärer Absicht sich insgeheim in nahmen. Was bei der Kinderfreundlich- die Bundesvereinigung der Deutschen einer Flensburger Kneipe trafen, um Wege keits-Prüfung Bestand hatte, war zugleich Arbeitgeberverbände den Hauptschul- aus dieser verfahrenen Situation, die allen ein willkommener Beitrag für Senioren- preis 2007 ausgeschrieben, um den sich Betroffenen nur noch auf den Geist ging, freundlichkeit der Kommune. bundesweit 353 Schulen bewarben. Den zu finden. Diese in der Praxis funktionierende 3. Bundespreis erhielt die Grund- und Zusammenarbeit und der daraus erwach- Hauptschule Schafflund aus Schleswig- Schule als Standortfaktor sende gegenseitige Respekt zwischen Holstein, während die Anna-Siemsen- Im Zentrum des Neuanfangs stand die Kindern und Erwachsenen wurden für Schule aus Lübeck den 3. Platz auf Lan- Überlegung, wie man die Kinder und Ju- die Schule und die gesamte Gemeinde desebene gewann. gendlichen in alle Planungen einbinden der eigentliche Schlüssel zum Erfolg. Die Dieter Stielow (*1951), Grund- und könne. Den Durchbruch erzielte man dann gelebte Kinderfreundlichkeit und Bürger- Hauptschullehrer in Schafflund, zeigte bereits mit dem ersten Projekt, der Neuge- nähe erwiesen sich als Magnet für junge am 27.02.08 im Rahmen der „Mittwochs- staltung des Schulhofs für das Schulzen- Familien, die Gemeinde wuchs innerhalb bildung“ der Gemeinnützigen in einem trum. Nicht die kooperationsunwilligen von 10 Jahren von 1.400 auf 2.400 Ein- power-point-gestützten Vortrag den Ent- drei Kollegien, sondern der 1994 gegrün- wohner, die Schülerzahl stieg von 600 wicklungsprozess vom Lernort zum Le- dete Jugendclub erhielt die Aufgabe zur auf 940 Schüler, neue Arbeitsplätze ent- bensort seiner Schule auf, an dem er maß- Umgestaltung des Schulhofs. Mit dieser standen. Die Schule hatte sich mit ihrem geblich beteiligt war und ist. Nicht uner- mutigen Grundsatzentscheidung wurde in neuen Schulkonzept zu einem nicht zu wähnt soll in diesem Zusammenhang sein, dieser Gemeinde ein Paradigmenwechsel unterschätzenden Standortfaktor für die dass ein Vortrag wie dieser Teil einer zeit- mit nachhaltigem Erfolg in Gang gesetzt, Gemeinde entwickelt. aufwendigen Öffentlichkeitsarbeit ist, die Politik nicht mehr über die Köpfe der Kin- die Lehrkräfte dieser Schule neben ihrer der hinweg zu machen, sondern die Inter- Von der Dörfergemeinschafts- täglichen Arbeit leisten, da das Interesse essen, die Kreativität und die Energien schule zur Lernwerkstatt an ihrem Erfolgsmodell auch international der Betroffenen zu nutzen, um mit ihnen Am Beispiel des Schicksals von Da- nach wie vor groß ist (im Januar ’08 war z. gemeinsam das Projekt zu gestalten. Hier niel (7. Klasse) erläuterte Dieter Stielow B. eine Expertengruppe aus Japan zu Gast liegen die Ursachen für eine beispiellose sehr anschaulich und überzeugend, wie in Schafflund) und obwohl Bildungsmi- Erfolgsgeschichte, die zu großer Solidari- ein nach „normalen“ Maßstäben für un- nisterium und Landespolitik entschieden tät nicht nur unter der Schülerschaft, son- beschulbar gehaltener Junge zu einem haben, dass es demnächst keine Haupt- dern auch unter den Eltern und Bürgern qualifizierten Hauptschulabschluss gelan- schulen mehr geben dürfe. in Schafflund führte. Stielow verhehlte gen konnte. Dieses pädagogische Wunder nicht, dass auf diesem Weg auch große konnte erst in der neu entwickelten „Lern- Eine Schule am Scheideweg Probleme zu lösen waren. Nicht alle in werkstatt“ durch intensive individuelle Schafflund, in der Nähe Flensburgs Schule und kommunaler Verwaltung trau- Betreuung und Förderung unter Mithilfe und an der dänischen Grenze gelegen, hat ten es dem Jugendclub und den Schülern eines Sozialpädagogen gelingen. Stan- mit seinen ca. 2.500 Einwohnern, mit ei- zu, so ein finanziell teures Projekt verant- dardisierte Tests helfen in solchen Fällen ner historischen Wassermühle, mit seinem wortlich realisieren zu können; aber auch schwerer Lernstörung nicht weiter. Der dänischen Kindergarten und einer däni- Ängste waren im Spiel, mit den Jugendli- bewusste Umgang mit der Unterschied- schen Schule und mit einem Schulzen- chen nicht mithalten zu können. Doch mit lichkeit von Schülern und die darauf abge- trum aus Grund-, Haupt- und Realschule dem erfolgreichen Fortgang des Projekts, stellte differenzierte, individuelle Förde- (940 Schüler) etwas Unverwechselbares, bei dem sich alle Kinder und Jugendli- rung gehören zu den Grundlagen des neu- was irgendwie an jenes legendäre kelti- chen beteiligten, wuchs der gegenseitige en Schulkonzepts dieser ausgezeichneten sche Dorf in Gallien erinnert. Nur dass in Respekt zwischen Jung und Alt, Groß Grund- und Hauptschule. Die Erkenntnis, Schafflund niemand Hinkelsteine schleppt und Klein. Das schuf in der Gemeinde dass jeder Schüler anders, einzigartig ist, oder wundersame Kräfte aus Zaubersäften eine bis dahin unbekannte Identifikati- versucht man im Unterricht in geeignete zieht! Die Akteure in Schafflund haben on, Gemeinsamkeit und ein Gefühl der Maßnahmen umzusetzen, die die unter- ihre ungeahnten Kräfte, ihr neues Selbst- Zufriedenheit. Fortan waren Kinder und schiedlichen Stärken berücksichtigen und bewusstsein und ihren Erfolg aus dem Jugendliche stets bei wichtigen Projekten selbständiges Arbeiten ermöglichen. Konzept ihrer Schulmeister gewonnen. in puncto Kinderfreundlichkeit eingebun- Moderne Lernmethoden und insbe- Was ist geschehen? Bis 1995 ging es den. Selbst Kindergartenkinder, die bei sondere die individuelle und ganzheitliche mit dem Schulzentrum deutlich bergab. Es der Schulhofgestaltung wacker mit ihren Herangehensweise führen in der offenen gab nur noch ca. 600 Schüler, fast keine kleinen Eimerchen und Schaufeln ihren Ganztagsschule zu fließenden Übergän- Anmeldungen für die 5. Klasse, Schüler Beitrag geliefert hatten, wurden bei Stra- gen zwischen Pflicht- und Wahlfach, Un- wie Lehrkräfte waren gleichermaßen de- ßen- und Spielplatz-Gestaltung oder beim terricht und Freizeit. In Schafflund prak-

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 121121 001.04.20081.04.2008 12:59:2112:59:21 UUhrhr In memoriam Fritz Scheel

tiziert man eine erfolgreiche Mischung sie Patenschaften für Kinder in Afrika bis zess verwirklichen, hat ihren Ausgangs- aus Frontalunterricht, Teamunterricht, zu deren Berufsausbildung übernehmen, punkt in der Idee, dass ein ganzheitliches Wochenplanarbeit, Stationenlernen, För- dass sie zum besseren „Kennenlernen“ in Selbstverständnis der Schule die ganz- derstunden und Projekt- und Teamarbeit. ein dreitägiges Zeltlager fahren, dass sie heitliche Lebensplanung von Kindern und Wahlpflichtunterricht, der gezielt auf eine viertägige Fahrt zur Berufsvorberei- Jugendlichen prägt. In einem Netzwerk Arbeitsfelder und Beruf vorbereitet, er- tung nutzen … („Waben“-Struktur) kooperieren alle an streckt sich von informationstechnischen „Lebensort“ bedeutet für Eltern, dass Schule beteiligten Personen und relevan- Grundlagen bis hin zur Textillehre. Ein es eine gute und kreative Zusammenarbeit ten Organisationen, d. h. der Bürgermei- reichhaltiges Angebot an Freizeitaktivi- zwischen Schule und Elternschaft gibt. Im ster und die Einrichtungen der Kommune täten – z. B. auf sportlichem, musischem Beratungsbüro der Grund- und Hauptschu- (eine besondere Rolle spielt dabei die „Ju- und technischem Gebiet – findet guten le in Schafflund können sich deshalb nicht gendhilfe“), die regionale Wirtschaft und Zuspruch. nur Schüler und Lehrer, sondern auch El- der Jugendclub, und arbeiten kreativ und tern von außerschulischen Fachkräften gemeinsam an der steten Weiterentwick- Schule als Lebensort Rat und Hilfe einholen. Dabei handelt es lung der Schule mit. Wer hier seine Schule Dieter Stielow versuchte mit einer sich u. a. um medizinischen Rat, Famili- mit dem Hauptschulabschluss verlässt, hat Fülle von Beispielen und filmischem An- en- und Erziehungshilfe, Berufsberatung, keine Schwierigkeiten, eine Lehrstelle zu schauungsmaterial den Erfolgsweg sei- Jugendhilfeberatung. Eltern organisieren finden. ner Schule vom Lernort zum Lebensort im „Familienforum“ Fortbildungsveran- Moderator Norbert Hartmann, Schul- zu veranschaulichen. Mit seiner ruhigen, staltungen für Eltern, u. a. zu Themen der psychologe in Lübeck, dankte unter gro- sachlichen Art, in der Schwierigkeiten Erziehung, der gesunden Ernährung, der ßem Beifall der Zuhörerschaft dem Refe- und Probleme nicht verharmlost wurden, Gewaltprävention und um „Elternschaft renten für dessen umfassenden Einblick in aber auch ein bisschen Stolz und Glücks- lernen“ zu können. die „dörfliche Revolution“ einer erfolgrei- gefühl über das Erreichte mitschwangen, Das heißt, dass die nach der ersten PI- chen Grund- und Hauptschule. Von einer fand der Referent viel Sympathie und Zu- SA-Studie geforderte Unterstützung der „Restschule“ oder einem „Auslaufmo- stimmung bei der Zuhörerschaft. Lehrkräfte durch sozialpädagogisches, dell“ kann hier wirklich nicht gesprochen „Lebensort“ bedeutet für Schüler, dass psychologisch-medizinisches und techni- werden. sie zweimal im Jahr ihre Interessensver- sches Fachpersonal in Schafflund auf den Einziger Wermutstropfen an diesem tretung in einer Veranstaltung „Fit für Weg gebracht ist. Abend: Der Kreiselternbeirat der Gesamt- Mitbestimmung“ auf dem Knivsberg in Die Vision, wie sie Dieter Stielow schulen in Lübeck hatte just zur gleichen Dänemark schulen, dass sie ein selbst und seine Kolleginnen und Kollegen in Zeit eine Information zur Gemeinschafts- verwaltetes Schülercafé betreiben, dass einem inzwischen zwölfjährigen Pro- und Regionalschule angesetzt. Zufall?

In memoriam Fritz Scheel, Gründer des Philadelphia Orchesters Von Arndt Voss

Vor 101 Jahren, genau am 13. März der des Gemeinnützigen Bürgervereins in Nennen wir Fritz Scheel also getrost ei- 1907, verstarb Fritz Scheel, Gründer und Bad Schwartau. Er war durch Zufall auf nen Lübecker, zumal in dem Nachruf auch für sieben Jahre Leiter des Philadelphia Scheel gestoßen. Dessen voller Name ist, berichtet wird, dass sein Vater der Leiter Orchesters. Nur einen Tag später ist dies laut Wikipedia, der freien Enzyklopädie im des „Luebeck Orchestra“ war. Darüber der New York Internet, Johann Friedrich (Fritz) Ludwig aber ist nichts Genaueres herauszufinden. Times einen Scheel. Der Artikel dort beruft sich auf Bei den Recherchen über Fritz, den Sohn, längeren Nach- Hartwig Molzows „Biographisches Lexi- aber findet man, dass er ungewöhnlich ruf wert: Fritz kon für Schleswig-Holstein und Lübeck“, musikalisch gewesen sein muss, er „aus Scheel dies; das den 7. November 1852 als Tag und Fak- einer ärmlichen Familie“ stammte, aus pneumonia vic- kenburg als Geburtsort angibt. Fackenburg, der „mehrere Berufsmusiker“ hervorgin- tim, eine Lun- jetzt Zentrum von Lübecks Randgemein- gen. Sein Bruder Julius gehört dazu, den genentzündung de Stockelsdorf, wurde nur ein Jahrhun- Fritz in sein Orchester nach Philadelphia also als Todes- dert vorher von dem Verwalter des Gutes holte. Auch ist bei Wikipedia zu lesen, ursache. Im Mori Philibert Fack als Facken(s)-Bourg dass er lernte, „verschiedene Instrumen- Folgenden ist zu gegründet. Erst 1869, also nach Scheels te zu spielen, am vollkommensten wohl erfahren, dass Geburt, entstand die politische Gemeinde Geige“. Mit zwölf Jahren, also ca. 1864, Fritz Scheel, 1852-1907 er in Lübeck Stockelsdorf (nach Auskunft des mit der soll er dem New Yorker Artikel nach von geboren wurde, Geschichte Stockelsdorfs sehr vertrauten Ferdinand David Unterricht bekommen bereits mit 17 Jahren Konzertmeister war, Jörg Troike). Da heute die beiden Orte, haben. Der Spohr-Schüler David (s. Stich- in Amerika Ruhm erwarb und „Director of wie es amtlich heißt, eine Agglomerati- wort im Riemann Musiklexikon), 1810 the “ wurde. on bilden, darf die kleine Unschärfe, ob in Hamburg geboren, gilt als exzellenter Auf ihn aufmerksam machte der Scheel nun Fackenburger oder Lübecker Instrumentalist. Er war Konzertmeister im Rechtsanwalt Klaus Nentwig, Vorsitzen- war, übersehen bleiben. Gewandhaus, seit 1843 Violinlehrer am

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 122122 001.04.20081.04.2008 12:59:2112:59:21 UUhrhr Ausstellung in der Universitätsbibliothek Kiel

Konservatorium in Leipzig und Freund 1891 eröffneten Carnegie-Hall werden kanntermaßen meist sehr alt, – doch früh- Felix Mendelssohn Bartholdys, bei dessen zwei von Fritz Scheel dirigierte Konzer- zeitigen Tod führten: er soll einen men- Violinkonzert er das Solo bei der Urauf- te mit seinem Philadelphia Orchestra ge- talen und physischen Zusammenbruch führung spielte. zählt, eines im November 1902 und das erlitten haben. Scheel muss intensive Anregungen zweite im Januar 1906, bei dem Arthur Seine Arbeit aber war erfolgreich, war bekommen haben, als er in so jugendli- Rubinstein sein Carnegie-Hall-Debut gab. Fundament einer einmaligen Entwick- chem Alter nach Sachsen ging. 1870 wird Eine Konzertkritik vom 12. Dezember lung. Das von ihm gegründete Orchester er Orchestermusiker in Chemnitz, dann in 1905, wieder in der sehr kritischen New genießt bis heute höchste Beachtung und Schwerin, 1880 Musikdirektor des Chem- York Times, mokiert sich zwar über das hat eine Reihe der größten Dirigenten er- nitzer Stadtorchesters. In Hamburg arbei- Überangebot an Konzertabenden in der lebt. Scheels Nachfolger war Carl Pohlig, tete er mit Hans von Bülow zusammen, der Metropole („New York did not need the wieder ein Deutscher. Er war Assistent dort seit 1886 wirkte. Der Nachruf nennt concert, but the Philadelphian have an am- von Gustav Mahler, doch musste er bereits noch Bremerhaven als weitere Station, be- bition to be heard in the metropolis, and 1912 Platz machen, vor Scheel 1893 „mit einem von ihm zu- there was an audience ready and willing to weil er eine außereheliche Affäre mit sammengestellten Orchester von knapp 50 hear them.“), räumt aber ein, dass hier ein seiner schwedischen Sekretärin hatte. So Musikern“ von Bremen aus nach Amerika gut einstudiertes und routiniertes Orche- moralisch war Amerika! Stokowski führte ging. Dort dirigierte er bei der Weltausstel- ster zu hören war. Weniger die Streicher, dann das Orchester zu Weltruhm. Eugene lung in Chicago sein „Hans-von-Bülow- vielmehr die Bläser, Holz und vor allem Ormandy übernahm 1936 das Amt – für 44 Orchester“. San Francisco und New York das Blech, werden hervorgehoben. Das (!) Jahre. folgte 1980, 1993 und weitere Orchestergründungen bilden Programm mit Goldberg, Tschaikowskys bis 2003 , wieder ein Übergänge nach Philadelphia, wo sein Vierter und Strauss’ „Tod und Verklärung“ Deutscher und – wie sein Nachfolger, der Dirigat 1899 bei „einer sommerlichen wird als ein Programm gewürdigt, das des in Lübeck als Chef der NDR-Sinfoniker Konzertserie“ bewirkte, dass sich Musik- Orchesters und seines Leiters Stärken aus- sehr bekannte , liebende in einer ‚Orchestra Association’ weisen konnte. auch Pianist. organisierten und „Scheel als Leiter eines Fritz Scheel starb mit 54 Jahren nach Das Orchester feierte im Jahre 2000 von ihm aufzubauenden stehenden Orche- nur einmonatiger Krankheit. Der Nachruf, sein hundertjähriges Bestehen – und feier- sters engagierten“. er endete mit einem Hinweis auf Scheels te Fritz Scheel. Sein Ruf als Orchesterer- Als Orchesterleiter muss er großen Witwe in München, auf drei Töchter und zieher und als Programmgestalter verhilft Eindruck gemacht haben. Zu den 112 einen Sohn, nennt auch die Gründe, die zu ihm in Amerika bis heute zur Bekanntheit. Highlights in der langen Geschichte der dem für einen Dirigenten, – sie werden be- In Deutschland ist er fast vergessen.

Ausstellung in der Universitätsbibliothek in Kiel Von Carsten Groth

Prof. Dr. Manfred Gläser, der Leiter Befunde der slawischen Siedlung auf des Bereichs Archäologie und Denkmal- der Insel freilegten. Sie sind nun aus- pflege der Hansestadt Lübeck, ist gleich- gestellt und ergänzen die schriftlichen zeitig Dozent an der Christian-Albrechts- Quellen der Zeit von Helmold von Bo- Universität zu Kiel. Jetzt stellte er in sau und Adam von Bremen, die darüber einer Ausstellung in der Bibliothek der berichtet haben. Die Kieler Ausstellung Kieler Universität die Ergebnisse einer erweitert die Lübecker Befunde über die Lehrgrabung auf der Insel „Olsburg“ im Slawenzeit und beweist die Aufgabe der Plöner See vor. Das dort gelegenen „Ca- Universität mit dem Fach Archäologie, strum plune“ dürfte der offensichtliche neben der Lehre auch die Forschung Gründungsort der jetzigen Stadt Plön zu pflegen. Die Vorgeschichte der Stadt sein, wie die Grabung erkennen lässt Plön im 10. und 11. Jahrhundert lässt und wie die Ausstellung ihn vorstellt. sich jetzt erkennen und studieren. Celia Ehlke mit ihren Kollegen des In- Einen ausführlichen Katalog mit dem stituts hatte die technische Leitung im Titel „Slawen in Plön – Kriege, Kult Gelände und in der Präsentation in den und Chroniken“ hat Manfred Gläser mit Bibliotheksräumen. Bei der Eröffnung, den beteiligten Autoren herausgegeben. zu der die Lübecker Archäologische Das schöne kleine Buch mit vielen far- Gesellschaft eingeladen war, stellte Prof. bigen Abbildungen bringt eine knappe, Gläser die Schwierigkeit dar, mit den se- aber gut verständliche Geschichte der mesterweise wechselnden Studenten eine Slawenzeit, beschreibt die neuen Befun- langfristig fortschreitende Grabung zu de und umfasst dabei auch die früheren planen und durchzuführen. Frau Ehlke Auszug aus der „Chronica Slavorum“ des Kenntnisse aus dem Ringwall Oldenburg erklärte dann die sachlichen Ergebnisse, Helmold von Bosau, spätes 12. Jahrhun- (K. Struve) und Alt-Lübeck (W. Neuge- die ähnlich wie in Alt-Lübeck die ersten dert bauer).

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 123123 001.04.20081.04.2008 12:59:2112:59:21 UUhrhr Premiere der Niederdeutschen Bühne Niederdeutsche Bühne: Fritz Stavenhagens „Mudder Mews“ Von Rudolf Höppner

Die Niederdeutsche Bühnenliteratur der Besetzung konnte sie sich auf ein pas- deten Bruder und Fischerknecht Hugo enthält eine Reihe von bedeutenden Dra- sendes und sicheres Ensemble verlassen. spielt Holmer Bastian, laut protestierend men, die leider selten gespielt werden. Mit der Titelfigur durfte Margrit Hammar gegen die bestimmende Mutter und ver- Eine Ausnahme ist Stavenhagens „Mud- ihre Wunschrolle für das 40-jährige Büh- deckt andeutend seine Zuneigung zu Els- der Mews“, zu Recht von Kennern als eine nenjubiläum spielen. Sie bot eine Mudder be. Deren Schwester Lisbeth hält sich aus der eindrucksvollsten niederdeutschen Mews mit hinterhältigem Understatement den Konflikten heraus, spricht distanziert Tragödien geschätzt. 1904 wurde sie ur- und sprachlicher Präzision, bei der selbst hochdeutsch. Kirsten Mehrgardt bringt aufgeführt. Abgesehen davon, dass sie die banale Aussagen durch den Unterton die einzige leicht komische Rolle herrlich damalige Diskussion um Vererbung von höchst aggressiv wirkten. Sie gab zudem nervend. Alkoholismus und Suizid widerspiegelt, der bösartigen, alten, durch schweres Thore Nissen spielt den Enkel der hat das Stück seine Aktualität erhalten. Schicksal hart gewordenen Frau verzeih- Mudder Mews unbefangen natürlich, auch Es geht um den Generationenkonflikt, liche Züge, die daran litt, dass sie wohl wenn er keinen Text hat. Für die Rummel- der sich ergibt, wenn die ältere Generati- das Gute wollte, aber das Böse tat. Ihre pottszene mit den Schwestern Meena, on das vermeintliche Recht beansprucht, Schwiegertochter Elsbe ist die eigentlich Marlene und Thea Redöhl bekamen die über Kindheit und Jugend hinaus über das tragische Figur des Dramas. Sie übersteht Kinder berechtigen Szenenbeifall. Leben der Jüngeren zu bestimmen. Ent- den Konflikt nicht zwischen Gehorsam Regina Burau hat das Stück in seinem scheidend ist, dass es nicht nur inhaltlich, und Auflehnung, weil ihr Mann Willem historischen Umfeld gelassen. Christa sondern auch formal ein attraktives Stück ihr die entscheidende Unterstützung ver- Walczyk entwarf dazu die richtigen Ko- ist: eine einheitliche, direkte Handlung, sagt. Anna Vogt spielt die Elsbe mit gro- stüme, und Moritz Schmidt mit Victoria gelungene, runde Charaktere und eine an- ßer Ausstrahlung, findet eindrucksvoll die Martinez Santos waren zuständig für das schauliche und lebendige Sprache. rechten Töne sowohl in den versöhnlichen passende und bis ins Detail echte Bühnen- Regina Burau inszenierte die Produk- wie in den emotional bestimmten streiten- bild. tion der Lübecker Niederdeutschen Büh- den Szenen, ohne ins Melodramatische zu „Mudder Mews“: ein Stück aus frü- ne mit sichtbarem Erfolg: Sie ließ zügig überziehen. herer Zeit mit spürbarem Wiedererken- agieren, differenzierte in Tempo und Be- Söhnke Nissen schafft es, die Zerris- nungswert, spannend und beeindruckend wegungsablauf zwischen den leichteren senheit des Fischers Willem zwischen gespielt von der Niederdeutschen Bühne Szenen wie dem Familienfest und dem gehorsamem Sohn einerseits und liebe- Lübeck: Langer und starker Beifall für Rummelpottspiel der Kinder einerseits vollem Vater und Ehemann andrerseits eine Leistung mit professionellem An- und den dramatischen Streitszenen. Bei glaubhaft zu machen. Den alkoholgefähr- spruch.

„Mudder Mews“ bei der Niederdeutschen Bühne: von Links: Margret Hammar, Söhnke Nissen, Thore Nissen, Anna Vogt, Holmer Bastian (Foto: Fotostudio Hellmann)

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 124124 001.04.20081.04.2008 12:59:2212:59:22 UUhrhr Musik Neubeginn der traditionellen Remter-Konzerte in St. Annen Von Hans Millies

Ein Ensemble unter Leitung des Orgel- Attraktivität im Sinne touristischen An- verlassen. Der Rezensent verzichtet be- professors Hans-Jürgen Schnoor an hiesi- gebots bemüht, wäre dieses beispielhaft wusst auf Nennung von Namen, lobt das ger Musikhochschule will nach langer für internationalen Anreiz, selbst für Ex- Vokal-Quintett, dessen klangliche Reize Pause die traditionellen Remter-Konzerte perten. Denn es handelte sich nicht nur um besonders im Part des Altus ausstrahlten. im St. Annen-Museum wiederbeleben. ein selten zu hörendes Werk des Lübeck Bei den Streichern blieben kleine Wün- Sie wurden vom Marienorganisten Wal- eng verbundenen Barockmeisters, das von sche offen (Historische Streichbogen ter Kraft eingerichtet und viele Jahre vom Bruno Grusnick editiert und dessen Plat- und Verzicht auf Vibrato garantieren kein Flötisten Rolf Ermeler und Mitgliedern tenaufnahme von Lübecks Buxtehude- Barock). Mit Einsatz der Viola in der VI. des „Lübeckischen Kirchenorchesters“ Preisträgerin Kerala Snyder (USA) fach- Kantate verfeinerte sich das Timbre zum fortgeführt. Mit ihm unterstrich man vor kundig beschrieben wurde. Idealklang einer Gambenbesetzung, die Ort und auf Konzertreisen Lübecks füh- Gegenüber üppiger Besetzung bei man anstreben sollte. rende Stellung im Bereich mittelalterlich- Plattenaufnahmen hatte Schnoor auf solis- Dass wie bei Buxtehudes Abend- er Sakralmusik. Wenn das musikhistorisch tischen Einsatz seines Ensembles hinge- musiken kein Eintritt erhoben wurde, ausgerichtete Unternehmen dabei selten arbeitet, was aber keinesfalls zu abge- wirkte vorbildlich. Andere Städte wären zu hörende Literatur aus Beständen der hobener Sterilität führte. Die Ausführung gewiss froh, wenn sie ein derart kompe- Stadtbibliothek auf historischen Instru- lag instrumental und vokal in Händen von tent-musikhistorisches Ereignis bieten menten aus gleichem Fundus werkgetreu Angehörigen der Musikhochschule. Damit könnten. Auf weitere Aufführungen darf musizierte, bedeutete es stets einen Mag- konnte man sich auf absolute Werktreue man gespannt sein. net für in- und ausländische Gäste. Im ersten der drei geplanten Konzerte musizierte das Ensemble „Canto & Con- certo Lübeck“ die sieben Passionskan- taten „Membra Jesu Nostri“ von Dietrich Buxtehude. Die Aufführung erwies sich als kleines Musikereignis, wie es sich die Führungsriege lübscher Kultur – die leider nicht anwesend war – nur hätte wünschen können: Mittelalterliche Musik des Fotografisch richtungsweisenden Norddeutschen im inszenierter Blick stimmungsvoll-sakralen Museumsraum, in den Remter des der mit seinen (geschlossenen!) Altären St.-Annen-Museums ein ungewohnt prächtiges Ambiente bot. (Foto: Lübecker Wenn sich Lübecks LTM-Managerin um Museen)

115. Hauskonzert: Liederabend Angela Nick Von Hans Millies Die Gemeinnützige Gesellschaft ris- tet, die hohe Ansprüche an beide Partner Richard Wagners während seiner Asylzeit kierte es, nach langer Interimszeit zu ei- stellten. in Zürich entstandenen „Wesendonck- nem Liederabend im 115. Hauskonzert Für die (etwas langatmigen) „Poèmes Liedern“ brachte die Sängerin vor allem einzuladen. Juifs“ von Darius Milhaud nutzte Angela in den „Träumen“ das erregende Gefühl Der Mut zahlte sich aus, denn trotz Nick bei zurückgenommener Stimmkraft des Komponisten zum Ausdruck. mehrerer Parallelveranstaltungen wie den Charme der französischen Texte. Auf- Diffizile Begleitungen beanspruchten „Blickkontakte“, Wettbewerb „Jugend grund langer Bühnenerfahrung wusste den Pianisten besonders bei harmoni- musiziert“ oder Matthäus-Passion war das sie, wie man mit sparsamer Gestik deren schen Spannungen aufgrund von Ge- Konzert erfreulich gut besucht. Aussage verstärken kann. Immer stand ihr fühlsausbrüchen. Daneben wurde von Die Mezzosopranistin Angela Nick, volltönendes Organ vorzüglich disponiert ihm Franz Schuberts Impromptu As-Dur von früheren Auftritten auf hiesiger im Vordergrund. In Gustav Mahlers „Kin- mit flinken Fingerspielen ausgestattet, Opernbühne bekannt und geschätzt, haben dertotenliedern“ brachte sie Dramatik zur Franz Liszts „Consolation“ zur Schmei- viele Verehrer ihrer Kunst in bester Erin- Geltung und ließ die Zuhörer ahnen, über chelei, und dessen 3. Konzertetude zum nerung. Jetzt unterrichtet sie an Freiburgs welch enormes Stimmvolumen sie ver- Paradestück. Musikhochschule. fügt. Mit Richard Straussens „Habe Dank!“ Sie hatte sich mit dem versierten Be- Angenehme Dezenz übte ihr Beglei- setzte man den hinreißenden Schluss- gleiter Olaf Silberbach von der hauseige- ter aus, wenn er Volksliedhaftes tonschön punkt einer Veranstaltung, der man die nen Musikschule verbündet und mit ihm veredelte und farbige Klangphantasien Anwesenheit von mehr Mitgliedern der drei vollständige Musikzyklen vorberei- den schlichten Texten unterordnete. Bei Vorsteherschaft gewünscht hätte.

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 125125 001.04.20081.04.2008 12:59:2512:59:25 UUhrhr Musik Musik stellung der Evangelistenpartie. Stimmlich leitungen. Schumanns zart zurückgenom- hat Leyhe allerdings seinen Zenit über- mene Blumenlieder, wie das sentimentale Johannespassion schritten. Deutlich hörbar hatte er Mühe, „Aus meinen Tränen…“ oder das hastig die hohen Lagen seiner Partie angenehm zitierte „Die Rose, die Lilie …“, steiger- in St. Marien zu gestalten. Auch wenn gerade in dieser ten sich zum männlichen „Ich grolle nicht Auch im sechzigsten Jahr ihres Beste- Partie Schönklang nicht unbedingt immer …“ und zur Ballade der „alten bösen Lie- hens führte die Lübecker Knabenkantorei nötig ist, so blieb hier doch ein zwiespäl- der“. Die Kunst des Sängers schliff den am Karfreitag die Bach’sche Johannes- tiger Eindruck zurück. bescheiden „leuchtenden Sommermor- passion im Rahmen eines Gottesdienstes So bleibt bei dieser Aufführung an gen“ zum Kabinettstückchen. auf. Stimmlich hat die Kantorei noch mal Bachs 323. Geburtstag vor allem die er- Beide Zyklen wurden vom Pianisten gewonnen. Insbesondere die stattliche freuliche Leistung der Kantorei zu loben, mit Beethovens pianistisch nicht sehr er- Anzahl der Bassstimmen ist gut aufge- die eines der größten musikalischen Mei- giebigen sechs Bagatellen op. 126 verbun- stellt. Aber auch die Soprane und die um sterwerke in der voll besetzten Marienkir- den. einen Altus verstärkten Altisten waren gut che immer souveräner darzustellen weiß. Wohl sind der junge Sänger (noch) zu vernehmen und hielten auch in den Arndt Schnoor kein Peter Schreier oder sein Begleiter stimmlich anstrengenden Volkschören kein Norman Shetler. Doch sind sie ihren bis zum Schluss ihre stimmliche Präsenz. 3. Blick-Kontakt: „Nimm sie Vorbildern schon ganz nahe. Es ist das Die gute Durchhörbarkeit der Chorsätze Verdienst einer der letzten Kammermusik- wurde nur manchmal von der Übermacht denn hin, meine Lieder“ reihen, dass sie in unser Gedächtnis zu- der Bässe überlagert. Das Instrumenta- Fast täglich preist die Tagespresse rückrufen, was in Lübeck als Kulturstadt lensemble „Musica Baltica Rostock“ war „Lübeck (als) die Kulturstadt“ an. Selten noch geschätzt, gepflegt und begeistert einmal mehr ein guter Begleiter des Cho- riskiert sie kritische Bewertung des Über- dankbar aufgenommen wird. res und der Solisten. angebots an Veranstaltungen bescheiden- Hans Millies Marienkantor Michael D. Müller ver- sten Niveaus, die dank penetranter Rekla- sucht in jedem Jahr, durch unterschiedli- me den Saal der Musik- und Konzerthalle Große Kontraste beim che Interpretation insbesondere der Cho- füllen. Dort, wo Lübecks Philharmoniker siebenten Sinfoniekonzert räle den Hörern immer wieder neue Hör- oder das S-H-Musik-Festival nur selten erlebnisse zu verschaffen. Besonders gut Gäste sind, beherrschen Pop, Rock und des NDR gelang ihm in diesem Jahr der im Zentrum seichteste Unterhaltung meistens die Mu- Selten fand man die Lübecker Musik- der Passion stehende Choral „Durch dein sikszene. und Kongresshalle so gut besetzt wie beim Gefängnis, Gottes Sohn …“, den Müller Dieser einseitigen Vermarktung ent- siebenten Abonnementskonzert des NDR sehr innig musizierte und dabei den Chor gegenzuwirken, haben Kulturmanager – Sinfonieorchesters am 28. März 2008. lediglich durch die Bassgruppe der Instru- vielleicht in Erinnerung an frühere Mei- Das Programm mit Ludwig van Beetho- mente begleiten ließ. Bei anderen Chorä- sterkonzerte des Vereins der Musikfreunde vens Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur und len ging er in der Darstellung dynamischer – den Zyklus „Blick-Kontakte“ ins Leben der Sinfonischen Dichtung „Ein Helden- Kontraste dem Rezensenten zu weit. Auch gerufen. Deren sinnvolle Vernetzung von leben“ von Richard Strauss erwies sich als die häufigen Überbindungen der Choral- Musik und Bild, also von Ohr und Auge, ausgesprochen publikumswirksam. zeilen, von Müller zur Verdeutlichung der wollte bisher nicht recht zünden. Als gut Beethovens viertes Klavierkonzert Textzusammenhänge gedacht, wirkten auf geeigneten 3. Blick-Kontakt hatte man das erfreut sich immer großer Beachtung, die Dauer manieriert. Bild „Feldstück“ von Ralph Fleck ausge- auch wenn es von einem in Deutschland Die Vokalsolisten hinterließen einen sucht, dem zurzeit eine Sonderausstellung wenig bekannten Pianisten interpretiert zwiespältigen Eindruck: Sonja Freytag in Lübecks Kunsthalle gewährt wird. wird, diesmal Yefim Bronfman. Vor fast verfügt zwar über eine angenehme So- Mit wachem Gespür dafür, was man genau 50 Jahren wurde er in Taschkent pranstimme, konnte aber die beiden von sich von einem Sänger der E-Musik geboren und emigrierte später mit der ihr darzustellenden Arien musikalisch wünscht, hatte das Planungsteam wieder Familie nach Israel. Seine Interpretati- nicht wirklich füllen. Ähnlich blass in der Meisterwerke romantischer Natur- und on zeichnete sich von Anbeginn durch Darstellung blieben der Tenor Giovanni Liebeslyrik gewählt: Ludwig v. Beetho- einen besonders lyrischen Ton aus, ganz da Silva mit einer etwas engen Stimme, vens Zyklus „An die ferne Geliebte“, des- im Sinne von Paul Bekker, des großen und Julian Redlin als Christus. Von ihm sen „Nimm sie denn hin, diese Lieder“auf Beethoven-Forschers, der dieses Konzert hätte man sich so manches Mal etwas schlicht beseelten Volksliedton einstimm- das bis zu seiner Entstehungszeit „poe- mehr Emphase gewünscht. Stimmlich ten, wie auch Robert Schumanns feinfüh- siereichste Stück“ nannte. Und das ver- und musikalisch überzeugen konnte dage- lige Romantik seiner „Dichterliebe“. mittelte auch der Solist. Schon der Solo- gen Christfried Biebrach, der auch seine Der Tenor Simon Bode (23) ließ die Auftakt, der eigenwillige Einstieg in das schwierigen Arien souverän meisterte. Naturschilderungen Beethovens mit hel- stark dialogisch geprägten Konzert, war Über eine gut geführte und klare Altstim- lem Timbre und außergewöhnlich klarer von einer selten zu hörenden Zartheit, me verfügt auch Henning Voss, dem man Diktion zur durchmusizierten Einheit ver- womit der Pianist Beethovens Anwei- in der Interpretation insbesondere der Arie schmelzen. Liebessehnsucht wurde von sung „dolce“ auffallend ernst nahm. Aber „Es ist vollbracht“ noch mehr Mut zu aus- ihm fast zu dezent mit schwärmerischer auch die folgenden Einsätze, vor allem drucksvollem Singen gewünscht hätte. Emotion ausgestattet. Dabei verband bei kantablen Partien, überraschten durch Der Lübecker Tenor Henner Leyhe, Konrad Maria Engel als versierter Partner die fein gezeichneten Bögen. Bei dieser aus der Knabenkantorei hervorgegangen, am Flügel die sechs Strophen einfühlsam romantisierenden Auffassung musste der verfügt über große Erfahrung in der Dar- mit den eigenwillig modulierenden Über- dialogische Mittelsatz zum Zentrum wer-

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 126126 001.04.20081.04.2008 12:59:2612:59:26 UUhrhr Meldungen

den. Doch prägte die weiche, pastellartig ter Kulturkampf. Bewundernswert, wie Schaffen, auch mit seiner Wirkung auf malende Spielhaltung auch den Finalsatz, aufmerksam Christoph von Dohnányi mit andere, will in einem allgemeinen Sinne verfiel trotz festlicher Anklänge nie in den NDR Sinfonikern auf den Solisten aber das Überwinden von Widerständen Äußerliches, war nicht, wie es der Text einging und dessen Spiel unterstützte. beim Komponieren wiedergeben. Chri- im Programmheft suggerieren wollte, Nach der Pause folgte dann aber der stoph von Dohnányi gab dem Werk einen „ein heiteres, brillant-spielerisches Ron- große Auftritt des Orchesters mit Strauss‘ ungemein dynamischen Ausdruck, sporn- do“: ein Beethoven konsequent aus der „Heroischer Sinfonie“, wie er seine Ton- te die Orchestermusiker in allen Gruppen Innenschau, mit einer leichten Melancho- dichtung „Ein Heldenleben“ selbst be- zu grandioser Leistung an, herausragend lie. Auch die Zugabe, Chopins Revoluti- zeichnete. Diese voluminöse, sehr dichte dabei die Solovioline von Roland Greut- ons-Etüde, war in Bronfmans Auffassung Komposition, häufig als Selbstglorifizie- ter. kein Werk politisch revolutionären Auf- rung missdeutet, ist zwar auch eine Aus- Langer Beifall für ein imponierendes tretens, eher ein feinsinniger, ehrenwer- einandersetzung mit sich und dem eigenen Konzert. Arndt Voss

MELDUNGEN Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit

Lübecker Höhepunkte Kommunales Kino KoKi Vortrag im Geschichtsverein im Programm Treibhäuser der Zukunft – Wie Schulen 8. April, 19.30 Uhr, Vortragsraum Muse- des Schleswig-Holstein in Deutschland gelingen um für Natur und Umwelt, Mühlendamm 1-3 (Eingang rechts neben der Freitreppe) Musik-Festivals D 2004, 115 Min., FSK: –, R+B: Reinhard Kahl, Mittwoch, 16. April, 19 Uhr – freier Das Schicksal des Nachlasses Der Länderschwerpunkt Russland be- Eintritt! von Carl Julius Milde (1803–1876) stimmt das Programm des diesjährigen Musik-Festivals. In den Eröffnungskon- Reinhard Kahls überragender Film darü- Prof. Dr. Gerhard Ahrens, Lübeck zerten (12./13.7.) wird Chr. v. Dohnanyi ber, wie Schule auch bei uns gelingt. Aus (Der angekündigte Vortrag von Dr. Tim mit seinen NDR-Sinfonikern Romantik mehr als 200 Stunden Filmmaterial, ge- Cassel, Hamburg, mit dem Titel: „Ich von Brahms und Moderne von Strawins- dreht im Unterricht und Schulalltag, mit warne euch, Ihr Brüder Jahns, vor dem ky gegenüberstellen. Chor und Orchester Lehrern, Schülern und Eltern sowie mit Gebrauch des Fußballwahns“, muss leider des Bolschoi-Theaters sorgen am 19.7. Interviews von Wissenschaftlern, hat der entfallen.) mit zwei Operneinaktern Rachmaninoffs Filmemacher und Bildungsjournalist das für russische Einstimmung. Russischen Bild einer möglichen Zukunft montiert, Redaktionsschluss „Rausch der Farben“ bieten Chr. Eschen- das Schulen als Lebensorte zeigt. für das am 19. April erscheinende bach und das Festival-Orchester am 26.7. Gezeigt werden u. a. die Bodensee-Schule Heft 8 der Lübeckischen Blätter ist am mit Kompositionen von Mussorgsky, in Friedrichshafen, die Jena-Plan-Schule Mittwoch, 9. April. Schostakowitsch und Strawinsky. Vater in Jena, das Gymnasium Klosterschule in Alfred und Sohn Adrian Brendel gestal- Hamburg und viele andere zwischen Her- ten am 8.8. in St. Petri eine Performance ten, Potsdam und Bremen. Diese haben Exclusiver Innenausbau mit Lesung und Musik. Valery Gergiev Raum und Zeit des Lernens neu vermes- Möbel aller Stilrichtungen dirigiert am 9.8. das Mariinsky-Theater- sen. Sie sind „Treibhäuser der Zukunft“ orchester bei Rachmaninoff und Tschai- nach fremden geworden. und eigenen Entwürfen kowski. Film- und Diskussionsveranstaltung in aus allen Jahrhunderten. Zu Puccinis 150. Geburtstag bietet am Kooperation mit den Lübecker GRÜNEN Planung · Beratung · Entwurf 19.8. die NDR-Radiophilharmonie mit Reproduktionen · Restaurierungen Gesang Opernausschnitte des Italieners. Unser Planet handwerkliche Fertigung Am 24.8. baut Herbert Blomstedt mit dem Michael Stenberg, Johan Söderberg, Li- Festival Orchester eine „Klangkathedra- nus Torell, S/DK/NOR 2006, 82 min. le“ aus Bruckners 8. Sinfonie, während in den Abschlusskonzerten am 30./31.8. Donnerstag, 24. April, 19 Uhr Szenen aus Wagners „Meistersingern“, Bis 2010 werden sieben Milliarden Men- seiner „Walküre“ und aus Mahlers 5. Sin- schen die Erde bevölkern, 2050 sollen es fonie erklingen. Alan Gilbert dirigiert das neun Milliarden sein. Sie alle auf dem NDR-Sinfonieorchester. Arps Niveau der westlichen Industrieländer Möbelwerkstätten Mehrere Veranstaltungen der U-Musik in zu versorgen, würde die Ressourcen von Kronsforder Hauptstaße 12 Auto-Wieks Werkhalle, Schuppen 6, am fünf Planeten erfordern. Müssen wir ra- 23560 Lübeck-Kronsforde Lehmann-Kai und im Werkhof lockern dikale Abstriche an unserem Lebensstan- Tel. 0 45 08/74 81 + 18 25 · Fax 7 91 20 das gehaltvolle Angebot auf. Es wird Lü- dard vornehmen, um das Überleben aller [email protected] beck als „Musikstadt des Nordens“ wieder zu sichern? Ist die Menschheit zu einem http://www.arps-moebel.de alle Ehre machen. Hans Millies Kurswechsel überhaupt fähig?

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 127127 001.04.20081.04.2008 12:59:2612:59:26 UUhrhr Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit Direktorin: Antje Peters-Hirt, Königstraße 5, Bankkonto: Sparkasse zu Lübeck Nr. 1-000017 23552 Lübeck, Tel.: 7 54 54, Telefax 79 63 54, BLZ 230 501 01 Büro montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr geöffnet E-Mail: [email protected] Internetadresse: www.die-gemeinnuetzige.de BESONDERE AKTIVITÄTEN UND ANGEBOTE

Lübecker Mütterschule Familienbildungsstätte: Stipendienfonds: Gewährung von zinslosen Darlehen zur Fortbildung im familiären Bereich und auf dem Gebiet der Gesundheits- Finanzierung eines Ausbildungs- oder Studienabschlusses. Verantwort- pflege. Leitung: Ute Mardfeldt. Büro: Jürgen-Wullenwever-Straße 1. lich: Dietrich Wölfel. Geöffnet montags bis donnerstags 9 bis 16 Uhr und freitags 9 bis 12 Uhr (Tel.: 6 47 72). Verantwortlich: Renate Menken. Lübecker Musikschule • Schauspielschule: Leiter: Gerhard Torlitz. Büro: Rosengarten 14-18 (Tel.: 7 13 31/2), geöffnet mon- tags bis freitags 11 bis 16 Uhr. Verantwortlich: Renate Menken. Haushilfe für ältere und kranke Mitbürger: Kunstschule: Ratzeburger Allee 34, Tel.: 7 07 41 40, Telefax Entsendung von Haushilfen in Haushaltungen von älteren Mitbürgern. 2 92 67 72. Bürozeiten: Mo., Mi., Do. von 9.30 bis 11.30 Uhr und Di. von Büro: Königstraße 5, I. Stock (Tel.: 7 01 19), montags und mittwochs von 15.00 bis 16.30 Uhr. Kunstschulleitung: Ursula Cravillon-Werner 9 bis 11 Uhr. Einsatzleiterin: Ingeborg Schuldt (Tel.: 79 74 26 zwischen 8 und 9 Uhr am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag). Familienhilfe: Häusliche Krankenpflege und Hilfe in familiären Notlagen. Montags bis freitags Insa Deistler (Tel.: 4 98 85 78 von 9 bis 10 Uhr), Sprechstunde: dienstags 11 bis 13 Uhr, Königstraße 5 (Tel.: 7 01 19). Kolosseum / Seniorenwohnungen und Läden: Verantwortlich: Renate Menken. Auskünfte durch Heike Frohberg, Büro der Gesellschaft Königstraße 5, zwischen 10 und 12 Uhr (Tel.: 7 54 54), und Anna Sulikowski, Tel.: Studentenwohnheime: Verantwortlich: Renate Blankenburg. 79 62 85 (01 77/1 69 40 13). Konzert- und Veranstaltungssaal Kolosseum: Vermietung der zwei Säle (mit 670 oder 370 Plätzen) für Konzer- Lübecker Blumenspende: Erfüllung sozialer Aufgaben, ins- te und Veranstaltungen. Ryszard und Anna Sulikowski, Tel.: 79 62 85 besondere Betreuung älterer Menschen durch Geld- und sonstige Spen- (01 77/1 69 40 13). den, die der Gemeinnützigen aus Anlass der Ehrung Verstorbener oder nach Jubiläen und Geburtstagen zugewandt wurden. Konto Sparkasse Nr. Vortragswesen: Dienstagsvorträge im Winterhalbjahr von Okto- 1-031 442. Verantwortlich: Renate Blankenburg. ber bis März, öffentlich, eintrittsfrei. Verantwortlich: Titus Jochen Heldt. Bücherei: Laufend aktuell gehalten durch Anschaffung von Neu- Theaterring: Ein Opernanrecht im Großen Haus und zwei Schau- erscheinungen. Persönliche Beratung. Ausleihe: Königstr. 5, 1. Stock, spielanrechte in den Kammerspielen und im Großen Haus des Stadtthea- dienstags und mittwochs 9.30 bis 12.30 Uhr, mittwochs und donnerstags ters. Auskunft Königstraße 5 (Tel.: 7 54 54). Verantwortlich: Heike Born- 14.30 bis 17.30 Uhr oder nach Vereinbarung. Litterärische Gespräche im holdt. Sommer. Verantwortlich: Dietrich Wölfel. (Tel.: 3 84 59 08)

Tochtergesellschaften und -vereine: Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Prof. Dr. Antjekathrin Graßmann, Mühlendamm 1-3, Tel.: 1 22-41 50. Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde zu Lübeck, Dr. Renate Kastorff-Viehmann, Starenweg 7, 23611 Bad Schwartau, Tel.: 28 11 70. Naturwissenschaftlicher Verein zu Lübeck, Museum für Natur und Umwelt, Dr. Wolfram Eckloff, Mühlendamm 1-3, Tel.: 1 22-41 20. Overbeck-Gesellschaft Verein von Kunstfreunden e. V. Lübeck, Björn Engholm, Weberkoppel 40, Tel.: 7 47 60. Natur und Heimat Verein für volkstümliche Natur- und Heimatkunde zu Lübeck e. V., Christa Neubeck, Mühlenberg 24, 23617 Stockelsdorf, Tel.: 49 57 41. Photographische Gesellschaft Lübeck, Dieter Schneider-Dittmer, Langer Lohberg 62, Tel.: 38 42 71. Verein der Musikfreunde Lübeck, Prof. Jörg Linowitzki, Engelsgrube 69, Tel.: 7 43 41. Gemeinnütziger Verein zu Travemünde e. V., Richard Schrader, Bertlingstraße 4, 23570 Lübeck, Tel.: 0 45 02/30 27 51. Plattdütsche Volksgill to Lübeck e. V., Brigitte Koscielski, Ziethener Straße 25, 23909 Ratzeburg, Tel.: 0 45 41/53 43. Frauenarbeitskreis in Lübeck e. V., Ingeborg Spitzer-Koldewey, Torstraße 5, 23570 Lübeck, Tel.: 0 45 02/8 51 41. Rechtsfürsorge e. V. „Resohilfe“, Hans-Jürgen Wolter, Meesenring 2, Tel.: 6 60 44. Gemeinnütziger Verein Lübeck-Schlutup e. V., Jürgen Schreiber, Mecklenburger Straße 20, Tel.: 69 10 76. Gemeinnütziger Verein für Lübeck-Siems und Umgebung e. V., Eugen Ahrens, Geleitweg 29, Tel.: 39 59 64. Gemeinnütziger Verein Kücknitz e. V., Georg Sewe, Hudestraße 88, Tel.: 30 10 77. Grüner Kreis Lübeck e. V., Cay Uwe Fiehn, Kaninchenbergweg 49, Tel.: 60 18 03. Verein für Familienfor- schung e. V. Lübeck, Uwe Boldt, Rose 51 a, 23570 Lübeck, Tel.: 0 45 02/66 32. Gem. Verein e. V. für die Stadtteile Eichholz, Krögerland, Wesloe und Brandenbaum, Rüdiger Mahnke, Gadebuschweg 6, Tel.: 60 55 16. Ehemalige und Freunde der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien e. V., Propst Ralf Meister, Bäckerstraße 3-5, Tel.: 70 02-1 05. Fritz Reuter Gesellschaft e. V., Im Neuen Tor, Neutorstraße, 17033 Neubrandenburg, Tel.: 03 95/5 44 27 53; Prof. Dr. Dr. Jürgen Grote, Am Eselsweg 44, 55128 Mainz, Tel.: 02 28/73 24 03. Gemeinnütziger Verein Wakenitz e. V. Lübeck, Helmut Hoppe, Kurgartenstraße 125, 23570 Lübeck, Tel.: 0 45 02/55 55. Förderverein Museum Burgkloster zu Lübeck e. V., Dr. Rolf Hammel-Kiesow, Langer Lohberg 51, Tel.: 79 40 96. Verein der Freunde der Stadtbibliothek Lübeck e. V., Dagmar Pohl-Laukamp, Elsässer Straße 39. Lübecker Ballettfreunde e. V., Michael P. Schulz, Rathenaustraße 21, Tel.: 49 23 39. Lübecker Singakademie e. V., Elisabeth Koethe, Kuckucksruf 3, Tel.: 59 62 48. Lübecker Autorenkreis und seine Freunde, Klaus Rainer Goll, Tüschenbeker Weg 11, 23627 Groß Sarau, Tel.: 0 45 09/82 50. Archäologische Gesellschaft der Hansestadt Lübeck e. V., Alfred Falk, Kleine Burgstraße 16, Tel.: 7 30 06. Verein für Betreuung und Selbstbestimmung in Lübeck e. V., Bernd-Michael Schumann, Pleskowstr. 1 b, Tel.: 6 09 11 20. Förderverein Naturbad Falkenwiese e. V., Dr.-Ing. Karl Bensemann, An der Falkenwiese 16, Tel.: 79 53 43. theater partout e. V., Uli Sandau, Königstraße 17, Tel.: 7 00 04. Anwohnerverein Buntekuh e. V., Peter Keusch, Ewerstraße 35, Tel.: 89 16 77. Förderverein Bürgerhaus Vorwerk-Falkenfeld e. V, Peter Jugert, Triftstraße 94 h, Tel.: 40 66 10. Internationale Dieterich-Buxtehude-Gesellschaft e. V., Dr. Joachim Walter, Jerusalemsberg 4, Tel.: 01 77 4 83 54 71. Gemeinnütziger Verein Naturbäder Lübeck e. V., Dr.-Ing. Karl Bensemann, An der Falkenwiese 16, Tel.: 79 53 43. Förderverein Lübecker Kindertagesstätten e. V., Prof. Dr. Hans Arnold, Gutenbergstraße 4, Tel.: 6 00 08 55. Tribühne Theater e. V., Rodolphe Bonnin/Cornelia Koch, Königstraße 17, Tel.: 6 11 12 30. Förderkreis KOKI, Kommunales Kino Lübeck e. V., Volker Utzenrath, Mengstraße 35, Tel.: 7 90 78 31. Deutsch-Italienische Gesellschaft Lübeck e. V., Dörthe Klahn-Noll, Breite Straße 6-8, Tel.: 70 67 75. Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft Lübeck e. V., Dr. Ulrich Pannwitz, Lerchenweg 44, Tel.: 59 31 76.

Impressum: LÜBECKISCHE BLÄTTER Herausgeberin: Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, Königstraße 5, 23552 Lübeck, Telefon: 7 54 54, Telefax: 79 63 54. Verantwortlich: Doris Mührenberg. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Manfred Eickhölter, Telefon: (04 51) 5 80 83 24, E-Mail: [email protected]. Die Zeitschrift erscheint 14-täglich außer in den Monaten Juli/August. Die Artikel stellen keine offiziellen Meinungsäußerungen der Gesellschaft dar, sofern sie nicht aus- drücklich als solche gekennzeichnet sind. Für den Abdruck von Artikeln und Fotos wird eine Vergütung nicht gewährt. Die Kürzung eingesandter Artikel bleibt vorbehalten. Einzelpreis: € 2,–. Für Mitglieder der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Verlag und Druck: Max Schmidt-Römhild, Mengstraße 16, 23552 Lübeck, Telefon: 70 31-2 07, Telefax: 70 31-2 42. E-Mail: [email protected]. DEUTSCHLANDS Anzeigenberatung: B. Dürrmeier, E-Mail: bdü[email protected], Telefon: (04 51) 70 31-2 41, Fax: (04 51) 70 31-2 80. ÄLTESTES VERLAGS- UND ISSN 0344-5216 · © 2008 DRUCKHAUS

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##57475747 HHL-BlaL-Bla ttertter 7-08.indd7-08.indd 128128 001.04.20081.04.2008 12:59:2612:59:26 UUhrhr ❑ Ich interessiere mich für ❑ Dach-Reparaturen ❑ Schöne Ziegeldächer Dr. W. Dr. B. Prof. Dr. B. Dr. C. ❑ Dichte Flachdächer ❑ Schützende Fassaden Reiner Kunkel ❑ Metalldächer Dachdeckermeister Drücke Klemt Melsen Peters ❑ Lübeck, Zeißstraße 2 Dachrinnen-Reinigung

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„Das Gedächtnis der Hansestadt Lübeck“. – Der Titel dieser Festschrift für Antjekathrin Graßmann gilt im doppelten Sinne: einerseits steht er für das Archiv der Hansestadt Lübeck, andererseits für die Geehrte, die dem Archiv seit 1970 angehörte und es seit 1978 leitete. In diesen Jahren hat sich Antjekathrin Graßmann in der Hansestadt Lübeck wie auch in Archivars- und Historikerkreisen des In- und Auslandes das Ansehen als geradezu personifiziertes Gedächtnis der Stadt erworben. Für clie Breite ihres fachlichen Interesses stehen die zahlreichen Publikationen, die zeitlich vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, thematisch von der Geistesgeschichte über die politische, Institutionen- und Verwaltungsge- schichte bis zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte reichen. Das unermüdliche wissenschaftliche Schaffen und die zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten, verbunden mit ihrer Persönlichkeit und ihrem oft hintergründigen Humor, veranlassten vor einiger Zeit einen Kollegen zu der Aussage: „Nun kann und darf man aber Antjekathrin Graßmann, wenn sie denn um etwas bittet, nie etwas abschlagen.“ Insofern wollten auch 49 Freunde und Kollegen die Bitte der Herausgeber um Mitarbeit an dieser Festschrift nicht abschlagen und haben zu Ehren von Antjekathrin Graßmann Beiträge zu den vier Bereichen „Geschichte Lübecks“, „Geschichte der Territorien um Lübeck“, „Geschichte der Hanse“ sowie „Archivwissenschaft und Archivgeschichte“ verfasst. inkl. CD-ROM „Die mittelalterlichen Schraen des hansischen Kontors in Nowgorod“ Festschrift für Antjekathrin Graßmann zum 65. Geburtstag 2005, 638 Seiten, Leinen gebunden in Verbindung mit dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde mit Schutzumschlag, und dem Hansischen Geschichtsverein ISBN 3-7950-5555-5 € 36,- herausgegeben von Rolf Hammel-Kiesow und Michael Hundt

Mengstr. 16 Tel. 04 51/70 31-2 67 23552 Lübeck Fax 04 51/70 31-2 81 Internet: www.schmidt-roemhild.de E-Mail: [email protected]

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Der neue Bildband zeigt auf 128 Seiten mit über 200 Fotos und Texten in Deutsch und Englisch die Pracht des Weltkultur- erbes Lübeck.

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