Zahlung Per Smartphone
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Zahlung per Smartphone An der Kasse Die Datei wird an die Bank Der Kunde hält des Verkäufers weitergeleitet, sein Smartphone die den Betrag dann einzieht. an ein Lesegerät. 9,9 9 € Bank des In einer verschlüsselten Datei Verkäufers schickt das Smartphone alle Angaben zum Geschäfts- abschluss an das Lesegerät. Das Lesegerät emp- fängt einen Code, den die Kasse an die Bank des Kunden Falls das weiterleitet. Damit Konto nicht kann diese den gesperrt ist, Kunden identifizieren. gibt die Bank die Trans- aktion frei. Bank des Käufers Der Kunde autorisiert die Zahlung, zum Beispiel über seinen Fingerabdruck oder eine Geheimzahl. Unterwegs Produkte im Schaufenster oder Eintrittskarten können durch das Einscannen eines QR-Codes bestellt und bezahlt werden. Zu Hause Mit dem Einscannen des QR-Codes einer Ware am PC erledigt die Smartphone- App den kompletten Bestell- und Bezahlvorgang. 64 DER SPIEGEL @ / ?=>A Wirtschaft Eine Welt ohne Bargeld Digitalisierung Das Smartphone wird zum Portemonnaie, Geld lässt sich per SMS verschicken, selbst die Währung könnte aus Algorithmen entstehen: Das Finanzgewerbe steht vor einem radikalen Umbruch. Werden Banken überflüssig? usgerechnet Hannover. Dass sich können die Händler und Kneipiers mit nehmen vernichtet und neue Konzerne die Zukunft des Geldes nicht nur den eingenommenen Bitcoins wenig an - hervorgebracht, sie hat unsere Wirtschaft Aim Silicon Valley und in Peking fangen. und unseren Alltag grundlegend verändert. oder Berlin, sondern auch hier besichtigen Benutzt werden die Terminals bisher Wir informieren uns anders, wir konsu - lässt, liegt an Ricardo Ferrer Rivero: einem fast nur von dem Bitcoin-Unternehmer mieren anders – und in Zukunft werden jungen Mann, der in Venezuela zur Welt selbst und von Kollegen aus der Start-up- wir auch anders bezahlen. kam, in den USA zur Schule ging und in Szene. Das Reisebüro um die Ecke hat Warum sollte auch ausgerechnet das Deutschland studierte, wo er schließlich zwar ein Terminal, doch das liege einge - Geld, eine der frühesten Innovationen der hängen blieb. schlossen im Safe, sagt eine Mitarbeiterin. Wirtschaftsgeschichte, von der digitalen Als sein Vater Geburtstag hatte, kaufte Schwer vorstellbar, dass aus solch be - Revolution verschont bleiben? Und warum die Mutter in Caracas das Geschenk, Ferrer scheidenen Anfängen eine große Revolu - sollte ausgerechnet unser Finanzsystem Rivero und seine Schwester, die in Madrid tion entsteht? Nicht für Chris Dixon. Er überleben, das seit der Renaissance von lebt, steuerten einen Anteil bei. „Früher ist Partner bei Andreessen Horowitz, dem den Banken beherrscht wird? wäre das kompliziert gewesen“, sagt Ferrer großen Wagniskapitalfinanzierer aus dem Wenig spricht dafür, denn die Nachteile Rivero. „20 Euro zu überweisen hätte sich Silicon Valley, und auf Finanzthemen und des alten Systems sind unübersehbar: Es wegen der Gebühren nicht gelohnt und Bitcoin spezialisiert. Geld sei „kein natür - ist kompliziert und teuer, allein das Dru - ewig gedauert.“ liches Element im Internet“, sagt Dixon, cken und Verteilen des Bargelds kostet zig Heute ist das anders – es kann zumin - die bisherigen Bezahlsysteme wie Kredit - Milliarden, eine Überweisung über Lan - dest anders sein, wenn man, wie der Un - karten seien dafür ausgelegt, dass Trans - desgrenzen hinweg kann Tage dauern, bei ternehmensgründer Ferrer Rivero in Han - aktionen direkt zwischen zwei Personen jeder Transaktion greifen Banken und Kre - nover, über Bitcoins verfügt: eine virtuelle stattfinden und nicht im virtuellen Raum – ditkartenkonzerne Gebühren ab, die große Währung, die aus Algorithmen entsteht. Zeit für etwas grundlegend Neues. Zahl verschiedener Währungen verkom - Geld, das nicht mehr greifbar und für viele Die neue Geldwelt hat viele Anhänger: pliziert und verteuert den Zahlungsver - auch nicht begreifbar ist. libertäre Geister, die den Staat und zen - kehr zusätzlich. Insgesamt werden so die Bitcoins lassen sich per Mausklick um trale Institutionen wie die Notenbanken Volkswirtschaften mit mehreren Hundert die Welt schicken, die Kosten sind vernach - zurückdrängen wollen, vor allem aber In - Milliarden Euro pro Jahr belastet. lässigbar, Banken braucht man dafür nicht, vestoren und Gründer, die gute Geschäfte Weniger klar ist allerdings, was an die und Zentralbanken werden machtlos, weil wittern, wenn sie mit neuen Ideen das Fi - Stelle des Alten treten wird. Sicher scheint sie die Geldmenge nicht mehr steuern kön - nanzsystem umkrempeln. zwar: Das Bargeld wird weitgehend aus nen. Deshalb gibt es nicht wenige, die in Ihre Chancen stehen nicht schlecht. Die unserem Alltag verschwinden. Bezahlt sogenannten Kryptowährungen, die wie Digitalisierung hat schon viele Branchen wird künftig mit dem Smartphone, es er - Bitcoin auf Verschlüsselungstechniken be - durchgeschüttelt, traditionsreiche Unter - setzt das Portemonnaie und erledigt die ruhen, die Zukunft des Geldes sehen – am Bankgeschäfte, Geld lässt sich schon jetzt Ende einer digitalen Revolution, die das wie eine E-Mail oder SMS in Echtzeit von gesamte Finanzsystem, wie wir es heute einem Handy zum anderen schicken. kennen, sprengt. Aber die große Frage ist, ob es beim so - Wie weit diese Utopie allerdings noch genannten Mobile Payment bleiben wird – von der Realität entfernt ist, lässt sich eben - ob also nur der Zahlungsverkehr, das Be - falls in Hannover bei Ricardo Ferrer Rivero zahlen und das Überweisen, digitalisiert beobachten. Ende 2014 gründete er das wird. Oder ob das Geld selbst durch Bits Start-up Pey und sammelte von Investoren und Bytes ersetzt wird. Am Ende dieses 300 000 Euro ein. Er entwickelte eine App Prozesses könnte dann ein ganz anderes, und Bezahlterminals, die er aus Smart - ein dezentrales Finanzsystem stehen, viel - phones und Bauteilen aus dem 3-D-Drucker leicht sogar eine globale Währung wie Bit - zusammenbaut. coin, die auf Software basiert. Pey überlässt diese Terminals kostenlos Könnte – denn bis dahin ist es ein weiter Laden- und Restaurantbesitzern rund um Weg, auf dem viele Hindernisse zu über - sein Büro im hannoverschen Stadtteil Lin - winden sind, nicht zuletzt der Widerstand den, die können damit Zahlungen in Bit - derer, die das heutige Geldsystem beherr - coin annehmen. Gebühren fallen keine schen, und das Misstrauen der Menschen, an, das macht Pey für die Einzelhändler die am Vertrauten hängen. Besonders L E Z interessant. Der Bezahlvorgang am Pey- E wenn es um ihr Erspartes geht. W O Terminal dauert nur wenige Sekunden, I „Geld war nie eine rationale Angele - R A die Umrechnung in Euro übernimmt der M genheit“, sagt der Literaturwissenschaft - Dienstleister BitPay. Denn solange die vir - Start-up-Gründer Ferrer Rivero ler Joseph Vogl, der vor allem durch sei - tuelle Währung nicht weiter verbreitet ist, Bauteile aus dem 3-D-Drucker nen fulminaten Essay „Das Gespenst des DER SPIEGEL @ / ?=>A 65 Wirtschaft Kapitals“ über die Irrationalitäten des Fi - Geld ist rein virtuell, es kann so schnell mit der Kreditkarte bezahlt. In Norwegen nanzsystems bekannt wurde. „Es war im - verschwinden, wie es geschaffen wurde. kann man schon heute Urlaub machen, mer mit Emotionen und Erregungen ver - „Bargeld ist in hoch entwickelten Volks - ohne eine Krone anzufassen, in Dänemark bunden.“ wirtschaften weitgehend überflüssig“, sagt gibt es sogar Pläne, den gesetzlichen An - Der Philosoph Christoph Türcke spricht Willem Buiter, Chefökonom der Citigroup. nahmezwang für Münzen und Banknoten sogar von der „Magie des Geldes“, die er Der Zahlungsverkehr könne elektronisch teilweise aufzuheben. auf dessen religiösen Ursprung zurück - effizienter abgewickelt werden. Er selbst Die Kreditkarte ist nur eine Übergangs - führt. Er zieht eine Linie vom Menschen - benutze Bargeld praktisch nur noch, wenn lösung, bezahlt wird künftig mit dem opfer über das Tieropfer zur Opfermünze er Trinkgeld gebe, und das sei schließlich Handy. Alle großen Internetkonzerne bis hin zum Papiergeld: „Die Opfer der zumindest in den USA Teil der Schatten - arbeiten an solchen Lösungen, sie sehen Frühzeit wurden im Laufe vieler Jahrtau - wirtschaft, weil es in der Regel von den in der Digitalisierung des Bezahlens und sende durch immer weniger schreckliche, Empfängern nicht versteuert werde. dem Mobile Payment ein Riesengeschäft. immer erträglichere, immer kostengünsti - „Man sollte die Abschaffung des Bargel - Was für Maas eine Horrorvision ist, emp - gere Zahlungsmittel abgelöst.“ des forcieren“, findet Buiter. Die Schat - finden sie als Verheißung. Dabei geht es Ökonomen sehen das Geld und seine tenwirtschaft gedeihe auf der Basis von ihnen nicht nur um Daten, sondern auch Geschichte nüchterner: als Tauschmittel, Bargeld. Dessen wichtigste Eigenschaft sei um die Chance, die Nutzer noch enger auf das sich die Menschen zur jeweiligen die Anonymität, Bargeld hinterlasse keine an ihre Geräte und an ihre Software zu Zeit einigen konnten. Das konnten Steine Spuren. Gerade große Geldscheine wür - binden, wenn künftig neben der Kom - sein, Federn oder Muscheln, vor 2600 Jah - den deshalb vor allem von Kriminellen munikation und dem Fotografieren auch ren gab es dann die ersten Münzen. genutzt. Wie könne es sonst sein, dass noch das Bezahlen über das Smartphone Die Zahlungsmittel wurden im Laufe der 500-Euro-Noten etwa 30 Prozent des in läuft. Zeit zunehmend abstrakter. Im 16. Jahr - der Eurozone zirkulierenden Bargeldes Google und Apple, PayPal und Sam - hundert entstand das Papiergeld, unter an - ausmachen? „Ich jedenfalls habe noch nie sung haben bereits Hunderte Millionen derem aus Quittungen für einge lagertes