SOCIETY DEUTSCHLAND

NEWSLETTER Ausgabe 3 · Juli 2001

Denn das ist das Ziel: Dem Leben jeden Platz zu erobern, auf dem es bestehen und weiter wachsen kann, jede unbelebte Welt zu beleben und jede Lebende sinnvoll zu machen.

Hermann Obert (1894 - 1989) “ Raketentechniker, Raumfahrtpionier, „Vater der Deutschen Raumfahrt“, Zitat aus „Menschen im Weltraum“, 1954” NEWSLETTER · Ausgabe 3 / Juli 2001

Inhaltsverzeichnis Kick-off Meeting für die Marsballonmission Kick-off Meeting für die Mars- am Sonnabend, den 2. Juni 2001 in Stuttgart Ballonmission 2

Europa trifft Vorbereitungen für Von Sven Knuth Leute wie Joachim Huth (MPI Chemie), er war bemannten Marsflug 3 z.B. am Rover beteiligt, werden uns in Termine 3 Mitglieder der Mars Society haben sich in Stutt- Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen. Andere gart zusammengefunden, um darüber zu beraten, Mitglieder werden sich für unseren Marsballon Vorbereitungen für europäische wie die Idee der Mars-Ballon-Mission organisa- z.B. bei der bayrischen Landesregierung einset- Marsmission in vollem Gange 4 torisch zu planen und praktisch umzusetzen ist. zen. Dann steht das DLR von politischer Seite Ich denke das Meeting war ein Erfolg! her unter Druck, etwas mehr nationale Flagge zu Flashline-Station fertig zeigen und nationale Projekte durchzuführen, für den nächsten Einsatz 5 Zunächst einen großen Dank an den Leiter der allerdings sind wir ja eine neue Gruppierung in Mars Society Australien in Orbit 5 Albrecht-Leo-Merz-Schule, Herrn Christian der Raumfahrt und werden daher kritisch beäugt. Merz, der uns einen großzügigen Beratungsraum Von Vorteil ist, dass wir momentan bezüglich Mars Odyssey auf dem Weg zum zur Verfügung stellte. einer deutschen Marsmission wenig Konkurrenz Roten Planeten 6 haben. Verschiedene andere Vorschläge für Hubschrauber oder Flugzeuge auf dem Mars Wir haben gesehen, wo unsere Schwächen sind Optische Täuschungen sind mit den vorhandenen Geldmitteln in den und wo ungelöste Fragen existieren. Nun sollten auf dem nächsten 5 Jahren nicht umsetzbar. wir in verschiedenen Arbeitsgruppen daran ge- Vereinsinternes 8 hen, diese Probleme zu lösen und Antworten auf Kunstwerk des Monats 8 die offenen Fragen zu finden. Rubrik: Gefunden 9 Ich schlage folgende nächste Schritte vor:

Mars-News von der Website 1) Deadline für die Proceedings des Kick-off der Mars Society Deutschland 10-13 Meetings ist der 14.06.01. Dann werden Terraforming 13 diese auf CD gebrannt und in die Yahoo- groups bzw. unsere neue Projekthomepage Buchbesprechung 13 geladen. HExE: Habitat Experiment 2) Es werden gemeinsam benötigte Spezifika- for extreme Environments 14 tionen und Ausgangswerte festgelegt. Mo- mentan sind wir an verschiedenen Stellen Asylwelt Roter Planet 15-24 einfach inkompatibel. Mars Desert Research Station 24 3) Die Arbeitsgruppen formieren sich und star- Cartoon 25 ten mit der Arbeit. 4) Schaffung einer gemeinsamen Datenbasis Impressum: mit den von Hannes Griebel vorgestellten Excel Vorlagen. Verantwortliche Redakteurin: Jacqueline Myrrhe 5) Das Enddatum für die derzeitige Phase ist [email protected] der 30.09.01. In vier Monaten findet ein Mitarbeiter: großes gemeinsames Meeting mit AMSAT Tom Dirlich [email protected] statt, um am gemeinsamen Konzept zu fei- H.G. Ewers [email protected] len. Das soll spätestens im Dezember fertig sein und dem DLR in der Hoffnung die Felix Kalkum [email protected] Und weitere Marsorbiter wären zwar jederzeit benötigten Mittel zu bekommen, präsentiert Sven Knuth [email protected] möglich und günstig, sind aber weniger inter- werden. Sobald es dazu konkrete Termin- Frank Lambracht essant, da es einige Orbiter in den nächsten vorschläge von AMSAT gibt, gebe ich die [email protected] Jahren geben wird. Auf denen werden alle für bekannt. Torsten Pfalz [email protected] Satelliten interessante Nutzlasten fliegen. Unsere Raimund Scheucher 6) In den nächsten Tagen werden die Haupt- Chancen stehen also gar nicht so schlecht. Wir [email protected] inhalte vom Kick-off Meeting in das Organi- müssen nur bis zum Herbst ein schlüssiges Marcus Senninger [email protected] gramm und den Projektplan verarbeitet und technisches Konzept erarbeiten, um dann auch Martin Tschimmel veröffentlicht. die Kosten genau benennen zu können. Ich [email protected] denke, über die TU München und das DLR, muenchen.de Vom Komplexitätsgrad her ist eine interplaneta- Institut für Sensortechnologie und Planetologie Gestaltung: re Mission immer sehr anspruchsvoll, wenn in Berlin hinaus werden wir noch weitere institu- Heike Wierzchowski auch die des Marsballons vergleichsweise nie- tionelle Unterstützung bekommen. Abgesehen [email protected] drig ist. Der Zeitrahmen bis 2005 ist sicherlich davon, dass wir uns ganz gut mit AMSAT ergän- straff, scheint aber im Bereich des Machbaren zu zen und auch von deren Erfahrung profitieren Bilder: können. Immerhin hat AMSAT ein paar Dutzend NASA, ESA, Mars Society liegen. Vorgegeben wird dieser durch AMSAT, da uns dort eine Mitflugmöglichkeit angeboten Satelliten gebaut und in den Orbit gebracht. Alle Marken gehören den jeweiligen Inhaber. Vervielfäl- Zuletzt den ca. 450 kg schweren Satelliten P3-D tigung und Veröffentlichung ausser für private Belange wurde. Eine Verzögerung bei AMSAT ist aller- nur mit Genehmigung der Mars Society dings nicht auszuschließen, so dass dann ein mit einer Ariane 5. Start erst 2007 erfolgen könnte. Die erfahrenen Auf zum Mars!

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Europa trifft Vorbereitungen für den bemannten Marsflug Von Martin Tschimmel

Die ESA - ESTEC hat im vergangenen Jahr eine des Apollo Programms, Telepräsenz und Tele- Oberfläche zu ermöglichen, richtet sich ein Studie mit dem Namen AROMA (Automation and operation. Augenmerk bei den untersuchten Technologien Robotics for Human Mars Exploration) in Auftrag auf den allgegenwärtigen Staub. Die ca. 0,4 µm Von den an AROMA beteiligten Unternehmen gegeben, um sich bei einer möglichen interna- großen Körner, die nach einem Staubsturm eine und Institutionen soll das Potenzial diverser tionalen Mission zum Planeten Mars erfolgreich Ablagerung von etwa 1 mg/cm2 bilden können, Robotiktechnologien ausgelotet werden. Da- beteiligen zu können. Der Hauptauftragnehmer sind möglicherweise ein ernstes Problem für die runter fallen Untersuchungen über Automation dieser Studie ist die Kayser-Threde GmbH mit korrekte Funktion und Lebensdauer eines Gerä- in bemannten Marsrovern, über optische Kon- Sitz in München, die sich dabei gegen den tes. Sie verursachen wie feinstes Schmirgelpa- trollsysteme und Prüfeinheiten für den koordi- Astrium Konzern durchsetzte. Weitere Unter- pier einen Abrieb an allen exponierten Ober- nierten Einsatz mehrerer Rover. Hierbei sollen auftragnehmer sind in ganz Europa verteilt: DLR flächen oder, falls sie in ein Gerät eindringen, autonome Operation und Kommunikation der Simulation, DLR Robotik, von Hoerner & Sulger, zusätzliche Reibung bis hin zur Blockierung. Fahrzeuge gewährleistet sein. Von großem Inte- die TU München in Deutschland, HTS in der resse sind auch Niedertemperatursysteme, etwa Schweiz, Tecnospazio in Italien und TRASYS Bemerkenswert an der Studie AROMA ist, dass für Elektronik, Mechanik und Energiespeiche- SPACE in Belgien. sie ein deutliches Interesse von Seiten der euro- rung, die passive Thermalkontrolle und damit päischen Industrie an einer verstärkten Erkun- hohe Masseneffizienz erlauben. Ein weiterer Eine bemannte Marsmission ist nur bei optima- dung unseres Nachbarplaneten deutlich macht, Untersuchungsgegenstand sind Bohrungs- ler Zusammenarbeit zwischen Menschen und die in bemannten Missionen gipfeln soll. techniken zur Probenentnahme. Es werden dabei automatisierten Maschinen durchführbar. Unter AROMA bezieht sich dabei auch nicht auf ein Bohrtiefen von mindestens 25 Metern als not- diesem Gesichtspunkt wurde die AROMA-Studie entferntes Zukunftsszenario, sondern auf eine wendig erachtet, um die Wahrscheinlichkeit zu mit dem Ziel begonnen, Systemanforderungen Marsmission nach dem Vorbild der NASA De- erhöhen, Wasser oder Spuren von Leben zu fin- für Automation und Robotik bei einer bemannten sign Reference Mission. Diese könnte durchge- den. Untersucht werden sollen auch miniaturi- Erforschung des Roten Planeten zu benennen führt werden, sobald der Aufbau der Internatio- sierte Diagnosesysteme wie Spektrometer oder und einen Überblick über jetzige bzw. in abseh- nalen Raumstation ISS vollendet ist, wie es der bilderzeugende Elemente. Pilotanlagen sollen barer Zeit vorhandene Technologien zu ver- NASA-Chef Daniel Goldin auf einem Sym- eine bemannte Marsmission vorbereiten, welche schaffen. Dies umfaßt Werkzeuge zum Gebrauch posium zum 40-jährigen Jubiläum der bemann- die Rohstoffnutzung vor Ort erproben. an der Oberfläche, Bohrinstrumente, mobile ten US-Raumfahrt vor kurzem angekündigt hat. Labors, Fahrzeuge mit Druckkabinen, aber auch Um eine hohe Langlebigkeit der Bauteile und offene Rover ähnlich dem Lunar Roving Vehicle auch Forschung über große Distanzen auf der

Termine Der „exotische“ Mars: und einen Überblick über Gegenwart und Zu- 1. Europäische Mars Society kunft der Marsforschung liefern. Von Gesichtern, Friedhöfen und Wann: Mittwoch 11. Juli 2001, 20:00 Uhr Konferenz, Paris Die Konferenz wird von der Planete Mars Schweizer Käse Wo: Wilhelm-Förster-Sternwarte Berlin, Association, der Französischen Abteilung der Planetarium Trotz intensiver Raumsondenerkundung seit Mars Society, mit Unterstützung anderer euro- Referentin: Dipl.-Geol. Julia Lanz, DLR-Institut Mitte der 90er-Jahre sind noch immer viele päischer Abteilungen der Mars Society und für Weltraumsensorik und Planeten- Fragen bezüglich der Geologie unseres Nach- der French Association for Aeronautics and erkundung, Berlin-Adlershof barplaneten ungeklärt. Dies liegt, neben einigen Astronautics (AAAF) organisiert. Fehlschlägen, insbesondere an der komplexen Vortragende und Besucher sind willkommen! Natur der Oberfläche des roten Planeten. Viele Vortrag der DGLR-Bezirksgruppe „exotische“ Strukturen machen die Andersar- Berlin Die Tagung umfaßt folgende Themen: tigkeit des Mars im Vergleich zur Erde deutlich. 1. Erforschung des Planeten - Geologie, Die Mars Society Deutschland, Fachausschuß Wasser, Vulkanismus, Klima, Planetare Weit über 60.000 Bilder sowie globale Höhen- der DGLR stellt sich aus Anlaß eines eigenen Evolution. messdaten funkte die Sonde Mars Global Sur- Missionsvorschlages zum Mars vor. 2. Mars und Leben - Forschung in veyor seit September 1997 zur Erde. Darunter Vergangenheit und Zukunft, Leben unter sind bemerkenswerte Detailaufnahmen von Wann: Dienstag, 7. August 2001, 18:00 Uhr extremen Bedingungen. sehr unterschiedlichen Geländeformen: Gullies Wo: Institut für Luft- und Raumfahrt der 3. Unbemannte Erforschung - Die nächsten - vermutlich geologisch junge Erosionsrinnen, TU Berlin, F 129 Missionen. geschichtete Sedimentgesteine - möglicher- Referent: Sven Knuth 4. Menschen zum Mars - Transport, medizi- weise Anzeichen für stehende Gewässer in der nische Aspekte, Erforschung, Terraforming. Frühzeit des Planeten, Swiss Cheese Terrain - 4. Internationale Mars Society 5. Die Projekte der Mars Society bisher noch rätselhafte polnahe Oberflächen- 6. Unterstützung der Mars Erforschung und strukturen und vieles mehr. Konferenz, Stanford - Kalifornien Bildung Abgabeschluß des call for papers war der 15. 4. Ein Viertel Jahrhundert nach den Viking-Mis- Wann: 23. - 26. August 2001 sionen und vier Jahre nach ist Wo: Stanford Universität in Stanford, Wann: 28. - 30. September 2001 die Marsforschung faszinierender denn je! Der Kalifornien Wo: Palais de la Decouverte in Paris, Vortrag will mit zahlreichen aktuellen Aufnah- Weitere Infos sind auf der Web-Site der Mars Frankreich, (av. Franklin D.Roosevelt, men etwas von dieser Faszination vermitteln Society zu finden: www.marssociety.de 75008-Paris)

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Vorbereitungen für europäische Marsmission sind voll im Gange ESA - Pressemitteilung Nr. 16 / 2001

Unter Federführung der Europäi- l nach Spuren außerirdischen schen Weltraumorganisation (ESA) Lebens suchen, bauen mindestens 25 Firmen aus l Wetter und Klima erkunden. 15 europäischen Ländern Hard- und Software für das Raumfahrt- Die ESA hofft so, Antworten auf zeug , Europas erster viele spannende Fragen zu erhal- Mission zum Roten Planeten, oder ten, wie z.B.: tragen Know-how bei. Darüber hi- naus arbeiten mehr als 200 Wis- l Gibt es Wasser, wenn ja wo? senschaftler in Forschungsinstitu- l Kann es Leben gegeben haben, ten aller ESA-Mitgliedsstaaten und oder gibt es Leben auf dem anderer Länder an der wissen- Mars? schaftlichen Nutzlast mit. Alles l Woraus besteht die Marsober- deutet darauf hin, dass der Start fläche? des Raumfahrzeuges zu seinem l Welche tektonische Evolution sechsmonatigen Flug planmässig hat der Planet hinter sich? im Mai/Juni 2003 erfolgen kann. l Welche Rolle spielt Sauerstoff für die Rotfärbung des Him- Die Mission besteht aus einem Or- melskörpers? biter mit sieben wissenschaftlichen l Sind die „Küstenlinien“ tatsäch- Experimenten und dem Landegerät lich die Hinterlassenschaft von . Im Rahmen eines inter- Ozeanen? nationalen Programms zur Erfor- schung des Mars, werden diese In den nächsten Monaten wird die beiden Geräte eine Schlüsselrolle ESA in ganz Europa Pressekonfe- spielen. renzen zu Mars Express veranstal- ten, um die Öffentlichkeit auf dem Die Instrumente an Bord werden Laufenden zu halten. Hintergrund- die Atmosphäre, die Oberfläche informationen und Aktuelles über und eine Schicht von bis zu 5 km den Fortgang des Projektes kann unter der Oberfläche mit einer nie jederzeit unter der Internet-Adresse zuvor erreichten Genauigkeit er- http://sci.esa.int/marsexpress kunden. Die dabei gewonnenen abgerufen werden. Erkenntnisse werden helfen, viele der noch offenen Fragen über den Der Mars Express Orbiter Mars zu beantworten.

Beagle 2 wird das erste Landegerät seit den bei- Die Instrumente des Orbiters sollen: den Viking-Sonden der NASA in den 70er Jah- l die gesamte Oberfläche mit hoher Auflösung ren sein, das gezielt nach Spuren vergangenen (10m/Pixel) und ausgewählte Zonen mit be- oder gegenwärtigen Lebens auf dem Mars su- sonders hoher Auflösung (2m/Pixel) abbilden chen wird. Noch nie war außerirdisches Leben (HRSC), ein solcher Missionsschwerpunkt einer Mars- l eine Karte der Gesteinszusammensetzung der sonde. Oberfläche mit einer Auflösung von 100 m er- stellen (OMEGA), l die Zusammensetzung der Atmosphäre kartie- ren und ihre globalen Strömungen erfassen (PFS), l den Aufbau einer mehrere Kilometer dicken Oberflächenschicht bestimmen (MARSIS), l den Wasserdampf und das Ozon in der At- mosphäre messen (SPICAM), l Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwi- schen der Atmosphäre und dem Sonnenwind sammeln (ASPERA und MaRS).

Das Landegerät Beagle 2 soll: l die Geologie und die mineralische sowie che- mische Zusammensetzung des Landeplatzes Die High Resolution Stereo Camera (HRSC) erforschen, Das Planetary Fourier Spectrometer (PFS)

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Flashline-Station fertig für den nächsten Einsatz Von Martin Tschimmel

Ein sechsköpfiges Team hat die Flashline Mars Mars notwendig wären, um die Station verlassen Die erste Crew: Arctic Research Station (FMARS) für ihren näch- zu können. Das Vorbereitungsteam empfand die Pascal Lee (SETI Institute/NASA, US) sten Einsatz vorbereitet. Die Station wurde von Einsamkeit in der Station und die karge Umge- Charles Cockell (British Antarctic Survey, UK) der Mars Society im letzten Sommer auf Devon bung als perfekte Analogie zum Mars. Der Ein- Steve Braham (Simon Fraser Univ., UK) Island in der kanadischen Arktis aufgestellt. druck wurde lediglich durch den weißen Schnee- Rainer Effenhauser, (NASA JSC, US) Doch damals wurde sie nur wenige Tage benutzt teppich gestört, der noch bis zum Sommer da- Frank Schubert (Largeart, US) und blieb den Winter über unbemannt. Wie von zeugen wird, wo die Station tatsächlich Sam Burbank (Independent, US) das Team schnell feststellen konnte, hat die steht: Auf der Erde. Darlene Lim (Univ. of Toronto, Canada) Station die Überwinterung jedoch sehr gut über- standen.

Im Sommer diesen Jahres werden 25 aus 250 ausgewählten Bewerbern zusammen mit einem wissenschaftlichen Team die Station benutzen, um herauszufinden, wie bei einer bemannten Mission Menschen auf dem Mars leben und arbeiten könnten. Zu diesem Zweck wurde die bisher eher spartanisch ausgerüstete Station jetzt ausgebaut. Im Jahr 2000 wurde beim Ab- wurf der Stationselemente über Devon Island die untere Bodenplatte zerstört und mußte zunächst durch eine Holzkonstruktion ersetzt werden. Jetzt erhielt die Station einen neuen Boden, Wärme- isolierung, Rohrleitungen, eine Heizung, einen Waschraum und verschiedene Innenwände. An den Türen wurden zwei Luftschleusen installiert. Diese sind zwar nicht funktionsfähig, dienen aber der Simulation der Prozeduren, die auf dem Die FMARS, aufgenommen am 10.04.01.

MARS SOCIETY AUSTRALIEN IM ORBIT Von Felix Kalkum

Die Mars Society Australien wird die Haupt- telliten sein. Das Netzwerk soll den Namen SAF- gebaut werden, erhalten dadurch eine Kommuni- nutzlast auf dem australischen Mikrosatelliten MARS (Store And Forward for Mars Analogue kationsmöglichkeit. JAESAT stellen. Der nur 15 kg schwere Satellit Research System) tragen. Durch den Einsatz von wird vom Australian Space Research Institute zu- mehreren Satelliten verringern sich zwar nicht Die Kommunikation über kommerzielle Satelli- sammen mit der Queensland University of Tech- die Verzögerungszeiten, es erhöht sich aber die ten und Satellitentelefone wird voraussichtlich nology und dem Cooperative Research Center Erreichbarkeit des Systems und die übertragbare ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Ope- for Satellite Systems entwickelt und soll Ende Datenmenge. rationskosten einer Station wie FMARS darstell- 2002 in der Ukraine starten. Das Design des Sa- len. SAFMARS kann obige Systeme entlasten telliten beruht auf AMSAT-NA, ein Konzept, das SAFMARS ist als Kommunikationssystem für und dadurch die Kosten für die Mars Society in vielen Amateurfunksatelliten erfolgreich ein- das Mars Analog Programm der Mars Society verringern. Dadurch wird es erstmals möglich, gesetzt werden konnte. gedacht. Einige Gebiete auf der Erde zeigen star- die Stationen auch dann zu überwachen, wenn Die Nutzlast der Mars Society ist ein „Store And ke Ähnlichkeiten zum Mars, und eignen sich da- sie unbemannt sind. Gleiches gilt für automati- Forward“-Kommunikationssystem. Da sich der her sehr gut, um vorbereitende Forschung für sierte Experimente, die bisher kaum möglich Satellit auf einer niedrigen Erdumlaufbahn befin- eine bemannte Marsmission durchzuführen. Zu waren. det, ist er von den Bodenstationen nur in kurzen diesem Zweck soll das Mars Analog Programm Zeitfenstern erreichbar. Das System speichert die notwendige Infrastruktur bereitstellen. We- Das Instrument auf JAESAT wird das erste Sys- daher zunächst alle eingehenden Datenpakete sentlicher Bestandteil sind simulierte Marssta- tem der Mars Society im Weltraum darstellen. und sendet sie bei einem späteren Kontakt mit tionen wie FMARS oder HEXE, eine Station für Als solche wird sie wertvolle Erfahrung liefern einer weiteren Bodenstation zur Oberfläche zu- deren Finanzierung die Mars Society Deutsch- und öffentliches Interesse wecken. Das Mars rück. Durch diese Betriebsart entstehen unver- land derzeit Gelder sucht. SAFMARS soll es der Analog Programm wird dadurch eine wertvolle meidbare Verzögerungen zwischen Versand und Besatzung der Stationen ermöglichen, mit der Bereicherung erhalten. Die Umstände, die es der Empfang einer Meldung, die bis zu einigen Außenwelt zu kommunizieren. Auch Forscher auf Mars Society ermöglichen, ein derartiges Sys- Stunden betragen können. längeren Expeditionen in der Umgebung der Sta- tem kostengünstig in den Weltraum zu bringen, JAESAT soll jedoch nur der erste Satellit in ei- tionen, insbesondere mit Hilfe von Mars Rovern, werden sich voraussichtlich als äußerst nütz- nem ganzen Netzwerk von Kommunikationssa- wie sie derzeit ebenfalls von der Mars Society licher Glücksfall erweisen.

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Mars Odyssey auf dem Weg zum Roten Planeten Von Torsten Pfalz

Am 7. April 2001 startete das Unternehmen Mars Gamma Ray Spectrometer (GRS) Odyssey von der US Air Force Station in Cape Auch dieses Instrument wird zur Bestimmung der Canaveral, Florida. Es ist ein Teil des Mars-Erfor- chemisch-geologischen Zusammensetzung der schungsprogrammes der NASA. Der Start der Marsoberfläche eingesetzt. Mittels eines Gam- Sonde erfolgte mit einem Träger des Typs DELTA mastrahlendetektors und zweier Neutronendetek- II 7925 und konnte dank einer an der Außenseite toren wird die radiologische Aktivität der Ober- der Rakete angebrachten Kamera in der gesamten fläche gemessen. Durch eine Analyse der Gam- Welt live mitverfolgt werden. maquanten kann auf die Elemente und damit das Material des Marsbodens geschlossen werden. Die Raumsonde besitzt eine Größe von 2,2 m x Die einfallenden Neutronen werden hinsichtlich 1,7 m x 2,6 m, die Spannweite der Solarflügel be- ihres Energiegehaltes untersucht, wodurch Rück- trägt 5,7 m und insgesamt wiegt die Konstruktion schlüsse über den Wassergehalt in den oberen 725 Kilogramm. Davon entfallen 44,5 Kilogramm Bodenschichten gewonnen werden. Dabei wird auf wissenschaftliche Instrumente. berücksichtigt, dass je nach Wassergehalt die ur- sprünglich überwiegend schnellen Neutronen Nach einer Reise von 6½ Monaten über eine Ent- unterschiedlich stark abgebremst werden. fernung von 150 Millionen Kilometern, wird Mars Odyssey am 24. Oktober 2001 in eine Das Gerät schickt die einfallenden Daten alle 20 hochelliptische Marsumlaufbahn einschwenken. Sek. zur Erde, wo diese gesammelt und ausge- Anschließend nimmt die Sonde innerhalb eines wertet werden. Mit diesem Spektrometer wird Zeitraumes von 76 Tagen ihren zweistündigen Ar- eine Auflösung von 300 m erreicht. Es wird nach beitsorbit ein. Die operationelle Phase soll im Ja- Erreichen des Marsorbits über einen Zeitraum nuar 2002 beginnen und sich bis zum Juli 2004 von 15 bis 40 Tagen kalibriert. Der Sensorkopf erstrecken. Danach wird die Sonde die Daten- des Instrumentes befindet sich an einem sechs übertragung für andere Missionen übernehmen. Wissenschaftliche Instrumente: Meter langen Mast, der nach 100 Tagen aus- Eines der Hauptziele des Programmes ist die Er- gefahren wird. Die Neutronenzählkammer und fassung der chemischen und mineralogischen Thermal Emission Imaging System (THEMIS) das Neutronenspektrometer befinden sich im In- Zusammensetzung der Marsoberfläche, die Das Instrument zur Aufnahme im Infrarotbereich neren des Raumfahrzeuges und messen während Rückschlüsse auf die Entwicklungsgeschichte benutzt zehn Spektralbänder (Wellenlänge 6,5 der gesamten Mission. Das Instrument wiegt ins- des Mars ermöglichen soll. Anliegen ist es, Infor- µm bis 14,5 µm) zur Lokalisierung von Minera- gesamt 32,3 kg und benötigt 32 Watt elektrische mationen über das Marsklima früherer Zeiten, lien auf der Marsoberfläche. Die Lage der Spek- Leistung. über die Rolle von Wasser in der Entstehungsge- tralbänder wurde auf Grund der Erfahrungen mit schichte des Planeten, über das Vorhandensein dem Thermal Emission Spectrometer (TES) des Martian Radiation Environment Experiment von Leben und über die Möglichkeiten späterer festgelegt. Verschiedene (MARIE) bemannter Forschungsflüge zu finden. Mineralien erscheinen im Infrarotbereich in un- Mit dieser Apparatur soll abgeschätzt werden, wel- terschiedlichen Farbtönen. Vorabmessungen ha- chen Strahlenbelastungen die Astronauten zu- Aufgaben der Expedition ben ergeben, dass die Benutzung von zehn Spek- künftiger Marsflüge im Orbit und auf der Ober- l Berechnung der Menge von Wassereis in den tralbändern ausreicht, um den Mineraliengehalt fläche des Planeten ausgesetzt werden. Ein Spek- oberen Schichten der Marsoberfläche an einem beliebigen Ort bis zu einer Genauigkeit trometer, welches sich im Inneren des Raumfahr- l Bestimmung der chemischen Zusammenset- von 15 Prozent zu bestimmen. zeuges befindet, misst bereits während des Anflu- zung des Marsbodens ges auf den Mars die Emissionen aus dem All. Im l Erstellung von hochauflösenden Infrarotauf- Durch Aufnahmen im sichtbaren Bereich des Marsorbit erfolgt die Bestimmung der durch den nahmen der Oberfläche Lichtes in fünf Spektralbändern, welche eine Auf- Planeten selbst erbrachten Dosisleistungen. Das l Messung der radiologischen Umgebung in ei- lösung von 18 m erreichen, wird nach geeigneten Instrument ist dafür ausgelegt, große Datenmen- nem niedrigen Marsorbit zur Abschätzung der Landeplätzen für spätere Marsmissionen ge- gen aufzuzeichnen, die jederzeit durch die Erde Strahlenbelastung späterer bemannter Mars- sucht. Das Instrument wiegt 11,2 Kilogramm und abgerufen werden können. Es wiegt 3,3 kg und unternehmungen benötigt eine elektrische Leistung von 17 Watt. benötigt eine elektrische Leistung von 6 Watt.

THEMIS MARIE GRS

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Optische Täuschungen auf dem Mars Von Raimund Scheucher

Der Mars wird schon seit Jahrtausenden von Die Marskanäle wurden erst als optische Täu- Neueste Aufnahmen von Mars Global Surveyor Menschen beobachtet und zunächst mit kriegeri- schung entlarvt, als Ende der 60er Jahre ausrei- (MSG) zeigen, dass es sich um einen Berg han- schen Ereignissen auf der Erde verknüpft. Seine chend gute Bilder der Marsoberfläche zur Erde delt, zu dessen Entstehungsgeschichte rote Farbe legt dies nahe. gesendet wurden. Die Erscheinung der Linien Geologen inzwischen ein immer schlüssigeres Seit der Rote Planet mit dem Fernrohr beobach- entsteht durch in Reihe stehende Krater. Das Bild bekommen. Es gibt jedenfalls auf der Erde tet werden konnte, wurden immer faszinierendere menschliche Gehirn macht aus vielen sehr (z.B. in Arizona) geologische Formationen, die Details sichtbar, die schließlich nochmals von unscharfen Punkten Linien. unnatürlicher aussehen als dieses „Gesicht vom den Raumsonden, die seit den 60er Jahren den Mars“. Roten Planeten aus der Nähe fotografiert haben, Die bisher umfangreichste und erfolgreichste übertroffen wurden. Auf jeder Stufe der Beobach- Marsmission VIKING, die mittels zweier Mars- Auch die scheinbaren Pyramiden sind beim tungen gab es immer wieder optische Täu- und zweier Mars-Satelliten (sogenannten näheren Hinsehen erodierte Berge. schungen, die fantastische Strukturen auf dem Mars-Orbitern) in der zweiten Hälfte der 70er Nahe des Südpols fand man schon auf Bildern Mars sichtbar werden ließen. Jahre den Roten Planeten vermaß und fotogra- der Mariner-9-Sonde eine „Inka-Stadt“. Die weitreichendste war die Entdeckung von Li- fierte, lieferte ein Bild der Gegend Cydonia. In nienmustern, die Giovanni Schiaparelli mit dem italienischen Wort „canali“ bezeichnete. Daraus wurden durch mangelhafte Übersetzung die be- rühmten Marskanäle. Kanäle können ja bekannt- lich nur von intelligenten Lebensformen erzeugt werden, weshalb eine starke Besiedlung des Mars durch Außerirdische angenommen wurde.

Der amerikanische Millionär Percival Lowell gab daraufhin einen erheblichen Teil seines Geldes zur Errichtung einer Sternwarte in Flagstaff (Arizona) aus, mit der die Marskanäle bestmög- lich erfaßt wurden. Der City-Square von Cydonia. „Inkastadt“ fotografiert von diesem Gebiet wurde eine Formation entdeckt, die wie ein menschliches Gesicht aussah. In MGS hat schon 1999 eine Detailvergrößerung deren Umgebung fanden sich auch Formationen, dieses Gebietes aufgenommen, welche zeigt, die irdischen Pyramiden ähneln. dass es sich hierbei um Sanddünen handelt, die diese besondere Formation bilden.

Handzeichnungen aufgrund von Beobachtungen der Marskanäle

Das „Marsgesicht“ fotografiert von Viking (oben) „Inkastadt“ fotografiert von Mars Global und vom Mars Global Surveyor (unten). Surveyor (1999)

Immer, wenn wir an der Grenze des Auflösungs- vermögens arbeiten, werden wir wieder Beson- derheiten entdecken, in die alles mögliche hin- eininterpretiert werden kann. Das macht den Ro- ten Planeten natürlich auch so interessant. Aber auch ohne Außerirdische ist der Mars interess- Immerhin wurde mit dieser Sternwarte u.a. der sant genug, um von Menschen besucht zu wer- 9. Planet unseres Sonnensystems Pluto entdeckt den, die dort forschen oder vielleicht eines Tages und damit ein bleibender Wert geschaffen. auch siedeln werden. Deshalb ist die wichtigste Der Vorschlag einen riesigen irdischen Kanal zu Frage nicht, ob es irgendwann Leben auf dem graben und mit Erdöl zu füllen, um durch dessen Mars gegeben hat, sondern, ob es durch uns Entzündung den Marsianern ein Zeichen zu sen- eines Tages Leben dort geben wird. den, dass es auf der Erde intelligentes Leben gibt, wurde aufgegeben.

7 MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 3 / Juli 2001

Vereinsinternes Neues zum aktuellen Stand der Neue Adresse der Inhaber: Mars Society Deutschland e.V., Konto-Nummer: 344 200 580 Vereinsanmeldung. Mitgliederverwaltung BLZ 750 200 73 Die Mars Society Deutschland ist seit dem 02. Die Mitgliederverwaltung der Mars Society HypoVereinsbank Regensburg 04. 2001 beim Amtsgericht im Vereinsregister Deutschland e.V. hat jetzt eine neue Adresse: München unter der Nummer VR 17190 einge- Mars Society Deutschland e.V. Die Bankverbindung über die DGLR ist seit An- tragen als „Mars Society Deutschland e.V. - – Mitgliederverwaltung – fang 2001 NICHT MEHR GÜLTIG. Auch die im wissenschaftlich-technische Vereinigung“. Wir c/o Marcus Senninger letzten Newsletter Genannte ist HINFÄLLIG. Für warten jetzt nur noch auf die Anerkennung der Blaue-Stern-Gasse 3, 93047 Regensburg Zahlungen bitte nur die obige Bankverbindung Gemeinnützigkeit vom Finanzamt, die beantragt Tel. 0941-59573668, Fax 0941-59573669 verwenden. ist, aber noch nicht bescheinigt wurde. Die aktuellen Mitgliedsbeiträge Mitgliederstand der Mars Society Die Beitragssätze betragen: Noch immer Mitstreiter gesucht Die Mars Society Deutschland hat mit Stand 60 Euro für die normale Mitgliedschaft Die Artikelgruppe (Ansprechpartner: Felix Kal- vom 20.06.2001 genau 120 Mitglieder. Somit 30 Euro für Studenten kum ), die Arbeits- sind seit dem März diesen Jahres 39 neue 15 Euro für Schüler gruppe Ballonmission (Ansprechpartner: Sven Mitglieder hinzu gekommen. 0 Euro für Schüler bei aktiver Vereinsmitarbeit Knuth , die Ar- Wir werden außerdem bald Dr. Ulrich Walter (auf Antrag) beitsgruppe GRIMM (Ansprechpartner: Hannes (ESA-Astronaut) begrüßen können. Wir sind Griebel ), Internet und Öffent- sehr erfreut, dass Prof. Neukum seine Wahl in lichkeitsarbeit suchen aktive Unterstützung. Für Mitteilung zur neuen unseren Beirat angenommen hat. die AG Internet ist seit dem 01.06. nicht mehr Bankverbindung der Mars Society Felix Kalkum, sondern Marcus Senninger Wir haben eine neue Kontonummer, allerdings zuständig. bei der gleichen Bank:

Rubrik: Kunstwerk des Monats Entdeckt von Jacqueline Myrrhe

„Mit diesem Bild „Raumreisender“ habe ich nach einer fast wortwörtlichen Darstellung des philo- sophischen Gedankens gesucht, dass jedes In- dividuum faktisch eingesperrt ist in seiner eige- nen Wahrnehmung, so wie ein einsamer Raum- fahrer dem Anblick eines endlosen Horizonts auf einem unbekannten Planeten völlig ausgeliefert sein würde. Für diese Vorstellung benutze ich den Begriff: „persönliches Universum“.

Die Kulisse, die ich auf dem Gemälde kreiert habe, ist nicht als ein bestimmter Ort unseres Sonnensystems zu verstehen, aber meine Arbeit basiert natürlich mehr oder weniger auf den ersten Farbfotos von der Marsoberfläche, die seinerzeit von dem Viking-Lander zur Erde gesendet wurden.“

Barthel Brussee Leiden, Niederlande

http://www.pinxit.net/brussee

Ruimtereiziger (Raumreisender) Oil on canvas 160 cm bij 160 cm

8 MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 3 / Juli 2001

Rubrik: Gefunden ! Verschiedene Statements von Raumfahrtwissenschaftlern und Raumfahrern zum Thema Marsflug.

Es sind die Antworten auf Fragen, die von Oleg Atkow (Kosmonaut, Weltraumarzt und Frage: Teilnehmern der jährlichen Neubrandenburger Kardiologe): „Gesetzt den Fall, man würde ihnen die Mög- Raumfahrtkonferenz „Tag der Raumfahrt“ an die „Was die medizinischen Aspekte angeht, so sind lichkeit für einen Flug zum Mars geben und aus anwesenden Referenten gestellt wurden. ganz viele durch die bisherigen Langzeitflüge ökonomischen Gründen ohne Rückflugticket: schon gelöst. Außer eine Sache: das ist der Würden Sie fliegen?“ Schutz der Kosmonauten vor der Weltraumstrah- Boris Jewsejewitsch Tschertok (Stellvertreter lung, speziell vor den Elektronen, vor der galak- von Chefkonstrukteur Sergej Koroljow) auf dem tischen Strahlung. Und wenn die technische Ba- Rakesh Sharma: 14. Tag der Raumfahrt 1998, Neubrandenburg: sis der Flüge zum Mars der Atomantrieb sein „Ich würde diesen Flug machen, aber nur wenn „Für die im Oktober 1962 konstruierte Marsson- soll, dann muss auch noch das Problem gelöst meine Frau nicht an Bord des Raumschiffes ist.“ de musste eine Gewichtsreduzierung erreicht werden, dass nämlich die Besatzung vor der werden. Darum wurden alle schweren Geräte auf Strahlung der eigenen Antriebe geschützt wird. absolute Tauglichkeit überprüft, wie auch die Ap- Letztendlich wird man aber auch hierüber genü- Dumitru Dorin Prunariu: paratur zum Nachweis von Leben auf dem Mars. gend Erfahrung sammeln. „Wenn ich der erste für diesen Flug zum Mars So wurde dieser Apparat in der Kasachischen Möglicherweise klingt es jetzt ein bißchen para- wäre, dann würde ich das Ticket annehmen. Steppe aufgestellt, ausprobiert und schon nach dox oder auch lächerlich, wenn ich sage, nach Wenn ich der zweite wäre, dann nicht.“ 24 h hatten wir das Testendergebnis: Auf der meiner Meinung ist die Entscheidung für einen Erde gibt es kein Leben!“ Flug zum Mars eine politische. Wenn diese poli- tische Entscheidung gefällt ist, dann wird auch Alexander Iwantschenkow: der Flug stattfinden. Das ist das, was aus medi- „Ich habe seinerzeit mit Witali Sewastjanow zu- Frage aus dem Jahr 1998: zinischer Sicht gesagt werden muss.“ sammengearbeitet. Wir haben auch im Fernse- her gemeinsam eine Sendung über Wissen- „Würden Sie noch einmal ins All fliegen wollen schaft, Erde und Mensch gemacht. Da sind da- und auch irgendwohin weit weg?“ Rakesh Sharma (Indischer Kosmonaut und mals aus der gesamten Sowjetunion eine Un- Walerij Bykowski (Kosmonaut der ersten sowje- Testflieger - Wing Commander): menge an Briefen zu uns gekommen. Einige tischen Auswahlgruppe): „Ich denke, es gibt überhaupt keinen Zweifel, ob Briefe haben wir in eine spezielle Mappe getan, „Im vergangenen Jahr gab es nur zwei Expeditio- oder ob nicht jemand zum Mars fliegen wird. um sie dann irgendwann mal gründlich zu lesen. nen zur Station MIR. (1997, Anm. d. A.) Ich habe Allerdings ist meine Meinung dazu im Kreise der Diese Briefe nannten wir „Briefe von Kranken“. In mich in der Aufstellung der Startmannschaften Wissenschaft ein wenig unpopulär. Ich denke, vielen dieser Schreiben war die Rede wirklich nicht wiedergefunden. Auch in den Listen der dass es wichtig ist, zu prüfen, ob es kosteneffek- davon, dass man ohne Rückfahrticket zum Mars amerikanischen Programme war ich nicht dabei. tivere Wege des Erhalts der Informationen, die fliegen wollte. Was mich anbelangt, ich würde Ich werde wohl auf die Mars-Expedition warten ein bemannter Marsflug bringen würde, gibt. Ich nicht gerne in diese Mappe hinein kommen müssen.“ schlage nicht den Stop der Forschung vor, kei- wollen.“ neswegs. Aber über kostengünstige Varianten muß nachgedacht werden. Wir haben auch noch Diskussion auf dem 13. Tag der nicht das Potential des erdnahen Orbits, des Oleg Atkow: Mondes als eine Mondbasis ausgeschöpft. Glo- Raumfahrt, 1997 „Ich erkläre mich mit den Worten meines Kol- bal gesehen, brauchen wir eine Menge Geld für legen Georgi Grischkow einverstanden, der ein- „Ich hätte gerne gewußt, wie aus der Sicht der andere Gebiete, die derzeit viel bedeutender mal auf einer Konferenz entgegnete, nachdem Erfahrung der Kosmonauten, die heute bei uns sind. Aber obwohl ich das alles sage, möchte ich man ihn etwas mit der Frage: 'Wo ist es denn sind, so ein Flug zum Mars bewertet wird und ob enden mit der Feststellung, dass wir nur dann nun besser, auf der Erde oder im Kosmos?', in sie die Idee eines Marsfluges unterstützen?“ zum Mars fliegen können, wenn ich Mitglied der die Enge trieb. Da man ihn so bedrängte, ant- Mannschaft bin.“ Alexander Iwantschenkow (Kosmonaut und wortete er gelassen: „Nachdem ich im Weltraum Raumfahrtingenieur): war, bin ich lieber auf der Erde.“ In diesem Sinne „Also, man kann davon ausgehen, dass sowohl ist auch die Antwort auf die Frage gegeben.“ die amerikanische als auch die russische Seite Dumitru Dorin Prunariu (rumänischer Kosmo- schon seit einiger Zeit an Projekten arbeitet, ei- naut und Vorsitzender der Association of Space nen Menschen zum Mars zu schicken. Es gibt Explorers): Claudie André-Deshays (ESA-Astronautin) mehrere solcher Projekte auch bei uns. Natürlich „Vor einigen Jahren wurde von der NASA eine äußert in ihrer Autobiographie „Une Française muss man wissen, dass so ein Flug, materiell Kalkulation darüber erstellt, dass ein bemannter dans l'espace“ auf diese Frage: wie auch finanziell, einen ungeheuren Einsatz Marsflug 400 Mrd. $ kosten würde. Ein anderer „Man kommt in dem Bereich der Träume an!“ erfordert. Ich bin aber auch der Meinung, dass Spezialist schlug vor, die CO2 - Atmosphäre des ruft sie lachend aus, „aber wenn es irgendwann man sich, so wie es in der internationalen Zu- Mars für die Treibstoffproduktion zu nutzen. Da- möglich ist, natürlich würde es mir sehr gefallen, sammenarbeit für die Konzipierung der interna- durch ergab sich eine Verringerung der Kosten an einer solchen Mission teilnehmen zu können. tionalen Raumstation gelungen ist, einen Ruck auf 50 Mrd. $. Natürlich ist das Geld das Haupt- Wie wollte man da ablehnen?“ zu geben, ebenso einen kräftigen internationalen problem für den Flug. Auch die technischen Pro- Ruck geben sollte und als nächstes Projekt, ge- bleme sind noch nicht bis zuletzt durchdacht. meinsam den Flug zum Mars ansteuern. Ich Am Ende stehen wir obendrein noch vor dem selbst bin der Meinung, dass die Eroberung des Problem, dem heutigen Zeitgeist das Interesse Sonnensystems durch den Menschen den enor- an einen so weit entfernten Planeten erklären zu men materiellen Einsatz lohnt.“ müssen.“

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Perihel-Opposition des Mars Wissenschaftlern gibt es Anzeichen dafür, dass von der University of California, San Diego. Die die Region des westliche Arabia Terra auf dem Am 21. Juni erreichte der Mars eine Perihel- NASA will diesem physischen Problem mit Hilfe Mars (eine Fläche so groß wie Europa) durch Opposition zur Erde mit einer Entfernung von ca. von Technik begegnen. So arbeitet der Compu- Erosion entstanden ist, die von fließendem 68 Mio. km. Dieser Abstand ist aber wegen der ter-Spezialist Dmitris Metaxas von der Universi- Wasser hervorgerufen wurde. Zu diesem Schluß exzentrischen Bahn des Mars nicht immer ty of Pennsylvania an der Entwicklung eines Ge- kamen die Wissenschaftler durch die Auswer- gleich. So erreicht er seinen kürzesten Abstand rätes mit dessen Hilfe man das seelische Befin- tung von hochauflösenden Fotos und Daten der von ca. 56 Mio. km am 28. August 2003. Für das den am Gesicht und an der Sprache feststellen Sonde Mars Global Surveyor. Sie stellten fest, Jahr 2003 sind mehrere Missionen von NASA kann. Quelle: Welt am Sonntag - 13. Mai 01 dass das Gelände des westlichen Arabia Terra und ESA zum Mars geplant. Die nächsten ca. 1 km tiefer liegt als der übrige Teil des Hoch- Monate eignen sich gemäß Geoerge Lebo, Marsforschung auf Devon Island landes. Die Daten verdeutlichen, dass es hier Professor für Astronomie, hervorragend zur kaum große Krater und Rinnensysteme gibt, le- NASA und Forscher der Mars Society testen zur Beobachtung des Mars mit einem Teleskop. diglich erodierte Überreste die Abflußspuren Zeit Techniken für eine bemannte Mars Mission Beobachter der nördlichen Hemisphäre können aufweisen. Daraus schlossen sie, dass diese Re- auf Devon Island, Canada. Nach der Fertigstel- den rostroten „Stern“ ca. 30 über dem süd- ° gion vor ca. 3,8 bis 3,5 Mrd. Jahren weggespült lung von F.M.A.R.S. werden ab dem 28. Juni lichen Horizont in der Nähe des Sternbildes worden sei. Wissenschaftler der unterschiedlichsten Diszi- „Schütze“ ausmachen. Quelle: University of Washington - 16. Mai 01 plinen für jeweils 10 Tage in der Station FMARS wohnen. Dort führen sie unter anderen Untersu- Menagerie von Mars-Erkundern Rußland kann die Kosten für einen chungen an Gesteinen und der Atmosphäre Im Rahmen des NASA-Forschungsprogramms Marsflug nicht aufbringen durch. Auch sollen Geräte und Rover künftiger Mars Scout Program liegen dutzende von Mars Missionen getestet werden. 20 bis 30 Vorschlägen für Kleinstraumschiffe vor: vom Nach Ansicht von Experten ist es für Rußland Wissenschaftler werden von nun an jeden Som- sonnenbetriebenen „Hüpfer“ über hoch fliegende technisch und medizinisch kein Problem, Men- mer dort ihre Studien betreiben. Vehikel bis hin zu Geräten, die aussehen wie schen zum Mars zu schicken. Sie bezweifeln Quelle: Florida Today - 13. Mai 01 eine Flugente. Diese neue Art von Missionen ist aber, ob Rußland die für seine Verhältnisse enor- ein Teil des reduzierten Marsforschungspro- men Kosten für solch ein Programm aufbringen Mars Odyssey verläuft nach Plan gramms der NASA, das nach dem Verlust der kann. „Für medizinische Probleme gibt es Lö- beiden Sonden and Mars sungen“, so Anatoli Grigorjew, Direktor des Seit über einem Monat ist die Sonde erstellt wurde. Moskauer Institut of Biomedical Problems. Odyssey auf dem Weg zum Mars und alles ver- Quelle: Space.com - 21. Mai 01 Außerdem erinnert er daran, dass Rußland ge- läuft nach Plan. Gestern testeten Techniker vom nug Erfahrung in Langzeit-Weltraumaufenthalten JPL eine neue leistungsfähigere Antenne. Ende Pflanzen für Deep-Space Missionen von Kosmonauten besitze, um sie zum Mars und nächster Woche soll der Antrieb neu kalibriert wieder zurück zu bringen. werden. Feststellen will man damit, wie sehr Nach einem $ 7,9 Mio. Dollar teuren Experiment Bedingt durch eine günstige Planetenkonstella- sich die Geschwindigkeit der Sonde verändert, mit Pflanzen zur Lebenserhaltung bei Langzeit- tion würde sich schon im Jahre 2016 ein Start- wenn man die Höhenkontrolldüsen zündet. Die missionen ins All an der University of Guelph, fenster für eine bemannte Mission zum Mars öff- Messergebnisse erfüllen bisher alle Erwartun- Canada, sind wir einem Leben auf dem Mars ei- nen. Er ist sich aber nicht sicher, ob Rußland bis gen. Ein Sonnensturm war der Grund, warum nen Schritt näher gerückt. Dr. Mike Dixon, Land- dahin schon über die notwendige Technik verfü- die Computersysteme der Sonde vorüberge- wirtschaftsforscher betreibt seit über 15 Jahren gen wird. Präsident Putin hatte anläßlich des 50. hend in den Safe-Modus umschalteten. Studien darüber, wie man im Weltraum leben Jahrestages des ersten bemannten Weltraum- Quelle: Astronews - 10. Mai 01 und überleben kann. Heutige Raumschiffe sind fluges von Juri Gagarin angekündigt, dem russ- in der Lage, alle lebensnotwendigen Güter wie sischen Weltraumprogramm, das durch die wirt- Mars Express und Luft, Wasser und Nahrungsmittel für die Dauer schaftlichen Probleme seines Landes stark in von relativ kurzen Missionen mit in den Welt- Mitleidenschaft gezogen wurde, wieder zu einem raum zu nehmen. Anders sieht dies bei Lang- Teil seines früheren Rufes verhelfen zu wollen. zeitaufenthalten aus. Solche Missionen erfordern Auch wenn Rußland aus finanziellen Gründen die Entwicklung von Recycling Systemen, für die kaum in der Lage sein wird, eine solche Mission Herstellung von Nahrungsmitteln- und der Wie- im Alleingang durchzuführen, ist es dennoch deraufbereitung von Luft und Wasser. Hierzu, so eine interessante Initiative, die das große In- Dr. Dixon, eignen sich Pflanzen hervorragend. teresse an einer bemannten Marsmission de- Bei dem Versuch werden Pflanzen in Unter- monstriert. Quelle: Space.com - 14. Mai 01 druckkammern gezüchtet und ermöglicht es so den Forschern das Wachstum der Pflanzen unter verschiedenen Druckverhältnissen zu beobach- Mars Mission Impossible? ten. Ebenso wird die damit verbundene Verände- rung der Luftqualität und des wiedergewonnenen Nach Ansicht von NASA-Ingenieuren ist eine Wassers registriert. bemannte Mission zum Mars schon in 20 Jahren Quelle: SpaceDaily - 18. Mai 01 technisch machbar. Der größte Problempunkt Bild von der Rosetta-Webcam einer solchen Mission sei allerdings der Mensch. Die seelischen Belastungen der Astro- Mit Hilfe von Webcams ist es jetzt möglich, den Erosionsspuren auf dem Mars nauten während dieser 3-jährigen Reise könnten Technikern beim Test und dem Zusammenbau Weggespült: Studie deutet auf massive Wasser- zu lebensgefährlichen Situationen führen, so der der beiden Raumsonden Mars Express und der erosion in marsianischem Hochland. Laut US- renommierte Anthropologe Laurence Palinkas Kometensonde Rosetta über die Schultern zu

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Mars-News von der Web-Site der Mars Society Deutschland http://www.marssociety.de schauen. In Toulouse kann man derzeit beob- strahlungsdichte Marsunterkünfte gebaut wer- zum Jahr 2005 einen detaillierten Plan für eine achten, wie Teile des Mars Express auf ihre den. Derzeit wird der künstliche Stein Strah- bemannte Marsmission unter der Führung Funktionsfähigkeit hin überprüft werden. Mars lungstests unterzogen. Rußlands vorzustellen. Express soll im Juni 2003 von Baikonur aus auf Quelle: Environmetal News Network - 5. Mai 01 Quelle: The London Times - 21. April 01 die Reise gehen. Eine andere Webcam zeigt den Zusammenbau der Sonde Rosetta in Turin. Sie Pflanzen auf einer Mars Mission soll mit einer Ariane 5 ebenfalls 2003 von Kou- Zweite simulierte Mars Station der rou gestartet werden und zum Kometen Wirta- Wissenschaftler der University of Florida haben Mars Society wird gebaut nen aufbrechen. Quelle: Astronews - 9. Mai 01 eine Senfpflanze genetisch so verändern könn- nen, dass man sie auf den Mars schicken kann, Der Bau einer zweiten simulierten Mars Station ähnlich der FMARS Station hat begonnen. Be- Eine rostige alte Rose um dort zu gedeihen. Das $ 300 Millionen teure Projekt sieht vor, zehn verschiedene Varianten reits September diesen Jahres soll die Station in Es ist fast 25 Jahre her, dass die NASA mit den der Pflanze zum Mars zu schicken und wird als einer Wüste im Südwesten der USA aufgestellt VIKING Sonden biologische Experimente zum erster Schritt angesehen, den Mars für Men- werden und trägt daher den Namen „Mars De- Mars geschickt hat. Chris McKay, Planetenfor- schen bewohnbar zu machen. sert Research Station“ (MDRS). Die Grund- scher am NASA Ames Research Center und Mit- Quelle: enn.news - 05. Mai 01 struktur wird dank einer neuen Technik nur halb glied des NASA Institute meint, es so schwer wie die der FMARS sein. Am 5. Mai sei an der Zeit es erneut zu versuchen. „Ich wür- United Association sponsert MDRS soll die Fertigung der Struktur vollendet sein. de es begrüßen, wenn die NASA Saatgut zum Quelle: Mars Society - 20. April 01 Mars schicken und versuchen würde, dort ein Die United Asociation of Journeymen and Ap- Pflanze gedeihen zu lassen.“ McKay meint, dass prentices of the Plumbing and Pipe Fitting Indu- FMARS Team kehrt zurück das Wachsen einer Pflanze auf dem Roten stry der USA und Canada (UA), wurde der Planeten in zweifacher Hinsicht wichtig wäre, Hauptsponsor der Mars Desert Research Station Das Team, dass die FMARS Station für die zum einen als biologisches Experiment und zum (MDRS) und einiger Projekte der Flashline Mars nächsten Expeditionen in diesem Sommer vor- anderen als ein Symbol für die Ausbreitung des Arctic Research Station (FMARS). Der Präsident bereitet hat, ist zurückgekehrt. Die sechs Mit- Menschen im Weltraum. Dieser Vorschlag ist der Mars Society, Robert Zubrin sagte unter glieder konnten unter anderem eine neue jedoch nicht unumstritten. Kritiker weisen auf anderem: „Wir sind sehr stolz darauf, die UA als Bodenplatte, Heizung, Rohrleitungen, einen das Risiko eines Fehlschlages hin. Auch die Sponsor für unser Projekt zu haben. Dies ist Waschraum und verschiedene Innenwände in- Sorge, dass durch diese Mission eventuell auf eine Allianz der Pioniere von Forschung und stallieren. Quelle: Mars Society - 20. April 01 Mars vorhandene Mikroorganismen gefährdet Wissenschaft.“ sein könnten, müsse in Betracht gezogen wer- Quelle: Mars Society - 03. Mai 01 Neuer Chef für das Mars den, meinen andere Kritiker. Quelle: NASA Science News - 08. Mai 01 Erstes Bild von 2001 Mars Exploration Programm der NASA Odyssey zeigt die Erde wird Orlando Figuera. Das Rennen zum Mars G. Scott Hubbard, bisheriger Direktor des Mars hat begonnen Programms der NASA, ist von seinem Posten zurückgetreten. Verantwortlich dafür seien per- NASA-Chef Daniel Goldin kündigte auf einer sönliche Gründe. Quelle: NASA - 19. April 01 Pressekonferenz in Washington aus Anlaß des 40. Jahrestages des ersten amerikanischen Raumfluges an, dass spätestens in 20 Jahren NASA vergibt Aufträge für Astronauten auf dem Mars landen würden. Mars Sample Return Studien Schon in 10 Jahren könnte mit einem solchen Unternehmen begonnen werden, sagt Goldin, Die NASA hat vier Studien von den Konzernen ohne jedoch ein Programm für ein solches Un- Ball Aerospace & Technologies, Boeing, Lock- ternehmen vorzulegen. Eine russische Studie heed Martin und TRW in Auftrag gegeben. Inhalt sieht vor, zuerst ein unbemanntes Frachtraum- Die Sonde hat ihre ersten der Studien werden verschiedene Szenarien für schiff in eine Marsumlaufbahn zu schicken, an Bilder zur Erde geschickt. Die Bilder zeigen Erde eine Probenrückholmission zum Planeten Mars das dann ein mit 6 Kosmonauten bemanntes und Mond im optischen und infraroten Wellen- sein. Eine solche Mission plant die NASA ab Raumschiff ankoppeln soll. Von diesem Orbital- längenbereich. Durch diese Aufnahmen konnte dem Jahr 2011 durchzuführen. komplex aus - so die Planung - werden dann das korrekte Funktionieren der Kamera über- Quelle: NASA - 16. April 01 3 Kosmonauten auf dem Mars landen. prüft werden. Quelle: NASA - 23. April 01 Quelle: Reuters - 5. Mai 01 FMARS wird für Sommer- Rußlands Marspläne expeditionen vorbereitet. Plastik-Steine für Marshabitate Durch fünfzehnjährige Erfahrung mit der Raum- Die Mars Society Station FMARS wird während Aus einem Gemisch von simuliertem Marsge- station MIR hat Rußland sehr weitreichendes einer zweiwöchigen Expedition unter Führung stein, hergestellt aus ungewöhnlichem Sand Wissen bezüglich medizinischer Probleme bei von Dr. Pascal Lee und Frank Schubert für die aus Minnesota und 3% Polymerplastik, formte Weltraumaufenthalten gesammelt. Professor Benutzung im Sommer vorbereitet. Ersten In- Richard Keifer, Direktor der chemischen Ab- Anatoli Grigorjew, der Leiter des Moskauer In- spektionen zufolge hat die Sonde ihre erste teilung des William and Mary College, eine Art stituts für Biomedizinische Probleme, das sich Überwinterung gut überstanden. Plastik-Backsteine. Daraus, so Keifer, könnten diesen Fragen widmet, kündigte kürzlich an, bis Quelle: Mars Society - 16. April 01

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Mars Odyssey kann erste „Küstenlinie“ von Marsozean durch Mit Ballons das Sonnensystem Kurskorrektur ausfallen lassen tektonische Prozesse entstanden erforschen Die Sonde Mars Odyssey braucht ihr erstes Nach Meinung zweier Wissenschaftler der Uni- Die NASA möchte Ballons nutzen um die Plane- Kurskorrekturmannöver nicht auszuführen, da versität von Arizona ist die vermeintliche ten Mars und Venus sowie den Saturnmond die Sonde beim Start bereits sehr präzise auf die Küstenlinie auf der Nordhalbkugel des Mars Titan zu erforschen. Sogenannte Ballutes könn- gewünschte Bahn gelangt ist. Das erste derarti- nicht durch einen Ozean sondern durch tektoni- ten anstatt schwerer Hitzeschutzschilde Sonden ge Manöver ist nun für Ende Mai geplant. Die sche Prozesse entstanden. 1999 veröffentlichte beim Eintritt in die Planetenatmosphäre ab- Sonde funktioniert einwandfrei. Gegenwärtig Untersuchungen waren zu dem Schluß gekom- bremsen. Siehe dazu auch eine Pressemeldung werden die verschiedenen Instrumente getestet men, dass das Höhenmessgerät MOLA auf der der NASA und dem Vorschlag der Mars Society und kalibriert. Quelle: CNN - 13. April 01 Sonde Global Surveyor die Küstenlinie eines Deutschland für eine Ballonmission zum Mars. ehemaligen Marsozeans gefunden habe. Quelle: Yahoo.de - 3. April 01 Mars Society Australien im Orbit Quelle: space.com - 5. April 01

Das australische Chapter der Mars Society wird Abflußrinnen durch CO2 statt flüss- ein Hauptnutzer des Satelliten JAESAT, der Ende sigem Wasser entstanden? 2002 starten wird. Dieser nur 25 kg schwere Mi- Marsmikrofon erhält zweite Chance krosatellit wird ein Kommunikationssystem der Die Planetary Society hatte für die Sonde Mars Die Rinnen, die im Juni letzten Jahres als Mars Society tragen. Dadurch erhält sie eine Polar Lander ein Mikrofon bauen lassen, das Hinweise für flüssiges Wasser gedeutet wurden, kostengünstige Kommunikationsmöglichkeit für alle Geräusche auf der Marsoberfläche aufzeich- könnten durchaus auch durch unterirdische ihr Mars Analog Projekt, zu dem auch die Sta- nen sollte. Dieses erste privat finanzierte Instru- CO2 Vorkommen erklärt werden. Darauf weisen tionen FMARS und HEXE gehören. ment auf einer Mission zu einem anderen Pla- Wissenschaftler hin, die ein Modell des Mars- Quelle: Mars Society - 9. April 01 neten ging 1999 mit der Sonde verloren. Doch klimas untersuchen, nach dem es auf dem Pla- dieses Instrument wird eine zweite Chance neten zu keinem Zeitpunkt Bedingungen gege- erhalten. ben hat, unter denen flüssiges Wasser entstehen NASA gibt weitere 10.230 Mars- konnte. Quelle: SpaceDaily.com - 2. April 01 bilder frei Die NASA hat weitere 10.230 Bilder der Sonde Mars Global Surveyor der Öffentlichkeit zur Ver- Besser sehen mit Spinnenaugen fügung gestellt. Damit stehen 67.500 Bilder die- Tropische Spinnenarten können ihre Netzhaut ser Sonde frei zur Verfügung. hin- und herschieben. Inspiriert von dieser Quelle: AP - 7. April 01 Technik entwickeln Forscher künstliche Augen, die Marsrobotern zu schärferer Sicht verhelfen Neuer Marsmeteorit gefunden sollen. Quelle: spiegel.de - 29. März 01 Im November letzten Jahres wurde in Marokko ein neuer Meteorit gefunden, der vom Mars Auf den Spuren des Hematit stammt. Derartige Gesteinsbrocken, die äußerst Im Jahr 2007 werden vier Landeeinheiten der selten sind, sind die einzigen uns zur Verfügung französischen Raumfahrtagentur CNES zum Hematit könnte klären helfen, ob es jemals flüs- stehenden Gesteinsproben vom Mars. Mars fliegen. Die Mission mit Namen NETLAN- siges Wasser auf der Marsoberfläche gab. Denn Quelle: AP - 7. April 01 DER soll durch gemeinsame Messungen der bestimmte Formen dieses Minerals entstehen - vier Sonden den inneren Aufbau, die Geologie wenigstens auf der Erde - nur in flüssigem Was- und das Klima des Roten Planeten untersuchen. ser. Das Instrument THEMIS auf der Sonde 2001 Mars Odyssey gestartet An Bord jedes der vier Einheiten wird sich auch „2001 Mars Odyssey“ ist in der Lage derartige ein weiterentwickeltes Mikrofon der Planetary Die 750 kg schwere und 300 Mio. $ teure Mars- Vorkommen mit einer 30 mal besseren Auf- Society befinden. lösung als Mars Global Surveyor aufzuspüren. sonde „2001 Mars Odyssey“, deren Name eine Quelle: Planetary Society - 4. April 01 Referenz an Arthur C. Clarke und Stanley Ku- Dadurch sollten auch kleinere Lagerstätten ent- brick darstellt, ist am Samstag, den 7. April deckt werden können - falls es sie gibt. pünktlich um 17:02 Uhr gestartet. Sie befindet Quelle: NASA - 28. März 01 sich nun auf dem Weg zum Mars. „Ich habe Kann es auf Mars heute noch noch nie vorher so einen spektakulären Start flüssiges Wasser geben? gesehen. Die Rakete arbeitet wunderbar und wir NIMA und NASA suchen sind im Zeitplan.“ sagte David Spencer, der Die Wissenschaftler Dr. Gilbert Levin und Dr. gemeinsam weiter nach Spuren Missionsmanager vom Jet Propulsion Labora- Ron Levin vermuten, dass es auch heute noch von Mars Polar Lander tory, JPL. Der Funkkontakt zur Sonde konnte auf Mars flüssiges Wasser geben könnte. Ihrem hergestellt werden. Dabei wurde die Funktions- Modell nach würde sich das Wasser nachts als Nachdem 1999 die Landeeinheit Mars Polar tüchtigkeit der Sonde festgestellt. Eis niederschlagen. Am Tag würde es schmel- Lander verloren gegangen ist, hat die US-Spio- Siehe auch die Pressemeldung der NASA zen könnte sich aber wegen des starken vertika- nage Agentur NIMA auf Bildern der Sonde Mars (www.jpl..gov). Bilder des Starts finden len Temperaturgefälles nicht verflüchtigen. Als Global Surveyor nach Spuren dieser verlorenen sich hier ebenso. Folge könnte Schlamm auf der Oberfläche ent- Sonde gesucht. Im März gab sie eine Erfolgs- Quelle: Yahoo.de - 7. April 01 stehen. Quelle: NASA - 4. April 01 meldung heraus. Die NASA meldete Zweifel an

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hat, ihre erste interplanetare Mission durch- zukünftige Mars-Besiedler. Um Leben auf dem führen. Der Orbiter wird als Kommunikationsre- Mars zu ermöglichen, müsste also erst einmal lais für andere Missionen dienen und eigene seine Oberflächentemperatur angehoben wer- wissenschaftliche Instrumente tragen. Daneben den. Wie das funktionieren könnte, weiß Marga- wäre diese Sonde aber auch als Transportsys- rita Marinova, Studentin am Massachusetts In- tem für sogenannte Subpayloads, die am Mars stitut of Technology (MIT) und Mitglied der In- abgesetzt werden, geeignet. Deshalb wird z.Z. ternationalen Mars Society. untersucht, ob bei dieser Mission der vorge- Die Idee ist, mit Hilfe eines künstlich erzeugten schlagene Marsballon der Mars Society Treibhauseffektes, das im Eis gespeicherte CO2 Deutschland e.V. mitgenommen werden kann. freizusetzen, was wiederum eine Erwärmung Die Mars Society Ballon Mission könnte dem- nach sich ziehen würde. Der Treibhauseffekt nach bereits bis zum Jahr 2005 realisiert wer- könnte durch künstlich erzeugte Perfluorkohlen- den. März 2001 stoffe erzielt werden, die in die Marsatmosphäre geblasen werden. Perfluorkohlenstoffe gelten als Super-Treibhausgase, da bereits kleine dieser Meldung an. Nun wollen beide Agenturen Mengen von ihnen eine große Erwärmung gemeinsam nach weiteren Spuren suchen. Dazu Terraforming bewirken. wird der Orbiter Mars Global Surveyor neue Die Erwärmung der Marsatmosphäre würde Bilder der geplanten Landestelle machen. Quelle: Expedition Zone nach dieser Methode ca. 8 Jahrhunderte dauern. Quelle: NASA - 26. März 01 Doch Marinova glaubt, dass der Mars schon im Terraforming war schon immer ein Thema, Jahre 2300 bewohnbar sein könnte, denn bei wenn es um die Zukunft des Mars ging. Mit sei- ihren Berechnungen sind weder Rückkopp- Wissenschaftler schlägt ESA- ner Durchschnittstemperatur von -55 °C ist der lungseffekte, noch die Entwicklung effizienterer Marsprobenrückholmission vor Rote Planet allerdings nicht gerade einladend für Treibhausgase berücksichtigt.

Buchbesprechung Lustiger Totalverlust: „Die Reise zum Mars“ von Eric Idle von Frank Lambracht

Was soll das denn sein!? Ein Science Fiction-Comedy-Thriller sagt Kirkus Reviews. Ein urkomisch-kosmischer Roman, behauptet der List Verlag, bei dem das Buch von Eric Idle erschienen ist. Die Reise zum Mars erfüllt tatsächlich alle ge- nannten Kriterien. Nur, mit dem Mars hat das Buch sehr wenig zu tun. Die Helden der Der britische Wissenschaftler Colin Phillinger, Geschichte sind neben dem Roboter Carlton der für die Sonde Beagle 2, die 2003 mit Mars das Komikerduo Alex und Lewis, die irgend- Express zum Mars fliegen wird, verantwortlich wo aus der Saturngegend kommend, zum ist, hat eine Probenrückholmission der ESA vor- Mars wollen, der Heimat des Showbiz. So geschlagen. Nach diesem noch sehr wagen weit, so blöd. Das auf dieser Reise so gut Vorschlag könnte bereits 2009 - mindestens wie nichts glatt geht, weil schlesische Terro- vier Jahre bevor die NASA eine Sonde mit glei- risten, ein Touristenraumschiff voller KAD’s chem Ziel zum Mars schickt - eine Landeeinheit (?) und die Polizei unseren Helden in die „very british“ ist alles da. Dabei kommt auch zum Mars fliegen und zwei Jahre später 200 g Suppe spucken, versteht sich bei Monty Py- die Spannung nicht zu kurz, weil vom Mord Bodenproben von der Marsoberfläche zurück thon-Star Eric Idle beinahe von selbst. Die bis zur explodierenden Raumstation die zur Erde bringen. Krönung der Geschichte ist aber der Ver- ganze Palette vorhanden ist. Das Buch passt Quelle: telegraph.co.uk - 26. März 01 such des Droiden Carlton eine Doktorarbeit in kein Genre und ist wohl schlicht und sim- über den menschlichen Humor zu schrei- pel als schräger Roman für eine schräge Le- ben. Und wenn Roboter sich Gedanken über serschaft gedacht. Für Leser, die ein Buch AMSAT-Deutschland hat im März Komik machen, ist von der mathematischen über den Mars lesen wollen, ist Idles Werk 2001 die Arbeiten an einem Humor-Gleichung bis zum Humor-Gen ein- ein Totalverlust. Für Leute, die intelligent fach alles drin. Dabei durchläuft die Hand- unterhalten werden wollen und den Mars Marsorbiter wieder aufgenommen. lung alle Nuancen des Humors: Von tiefsin- dabei nicht ganz vergessen möchten, ist es Damit möchte diese Organisation, die bereits 6 nig bis völlig flach, von Kinderwitzen bis genau der richtige Stoff. Satelliten für den Erdorbit gebaut und betrieben

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HExE: Habitat Experiment for extreme Environments Ein Bauprojekt der Mars Society Germany

Von Tom Dirlich hen, Anm. d. R.) sind die Entwicklung und der Zeitperiode (bis zu zwei Jahren) und der Test von Bau eines vollfunktionsfähigen Prototypen für ein Geräten, Systemen und Inneneinrichtung auf Mit der Inbetriebnahme der Flashline Mars Arctic bedrucktes Marsmobil (WOLF) und die ebenfalls ihre Missionstauglichkeit für solche Lang- Research Station auf Devon Island in der Arktis voll nutzbare Teststation HExE (Habitat Experi- zeitaufenthalte. Auch bietet HExE eine Mög- hat die Mars Society den ersten Schritt auf dem ment for extreme Environments). Die Arbeiten an lichkeit zur Durchführung verschiedener marsre- Weg zur Erforschung der Bedingungen während WOLF, Widefield Operations Lifesupporting Fa- levanter Experimente und Forschungen. Die bemannter Marsmissionen getan. cility, werden von dem österreichischen Chapter Station ist nach raumfahrttechnischen Gesichts- koordiniert und in Zusammenarbeit mit dem pol- punkten entwickelt worden und soll am Ende mit Auf diesem Weg wollen wir, die europäischen nischen Chapter durchgeführt. Die Planungen für allen raumfahrtechnisch wichtigen Systemen, Chapter, mit den GRIMM Projekten weitergehen. HExE laufen über das deutsche Chapter. bis auf Triebwerke und Tanks, ausgestattet sein. GRIMM - German Research Initiative for Mars Somit wird es dann möglich Missionspezifika in Missions - ist ein europäischer Beitrag zum Mars HExE wird im fertigen Zustand eine transportable realistischer Umgebung nachzustellen und Analogue Programm der Mars Society, im Rah- Station für die wissenschaftliche Feldforschung Prozeduren zu testen. Auch als realistischer und men dessen die verschiedensten Untersuchun- unter extremen klimatischen Bedingungen dar- interessanter Blickfang für unsere Öffentlich- gen und Tests für die Durchführung und Ausstat- stellen. Die Planungen sehen vor, die Station an keitsarbeit wird ein so realitätsnahes Modell tung von Marsmissionen in marsähnlichen einen Ort mit anerkannten Marsanalogien zu einer Marsstation und des Marsmobils hilfreich Umgebungen auf der Erde stattfinden. transportieren und dort einzusetzten. sein.

Die zwei zur Zeit umfangreichsten Projekte von Die wichtigste Aufgabe der Station ist die wiss- HExE wird die dauerhafte Wohnung für sechs GRIMM (GRIMM ist zwar nicht mehr ein aus- senschaftliche Untersuchung der Lebensbedin- Crewmitglieder bieten und umfaßt Privat- schließlich deutsches Projekt, aber der Name gungen der Mannschaft in extrem isolierten und kabinen, Laborflächen, Hygieneeinrichtungen, bleibt mit Einverständnis der Beteiligten beste- reduzierten Räumlichkeiten für eine längere Luftschleusen, ein geschlossenes Lebenserhal- tungssystem und verschiedenste Möglichkeiten für die Durchführung von Experimenten. Einen wichtigen Teil stellt z.B. die Erforschung der Verwendbarkeit von aufblasbaren Erweiterungen der Station, Lilie genannt, dar. Diese dienen zum einen als Gewächshäuser zum anderen als Er- weiterung für Labor- und Lagerzwecke. Im Laufe der letzten Monate ist ein Referenzdesign erar- beitet worden, daß nun als Grundlage für die weiteren Entwicklungen dient. Diese wird aktua- lisiert bald auf unserer Mars-Society Homepage unter „HExE“ veröffentlicht werden. An der Erstellung einer eigenen Projekt-Homepage wird gearbeitet. Wir, das HExE-Planungsteam, freuen uns auf Euren kreativen Input und danken Euch schon mal im Voraus für Euer Interesse.

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ASYLWELT ROTER PLANET

Science-Fiction-Roman in Fortsetzungen von H.G. EWERS Copyright (c) 2001 by Horst Gehrmann 2. Teil

THORS HAMMER „Du hast recht“, gab Oliver zu, während er den Jeep startete und zur Straße steuerte. „Aber mysteriös ist die Sache auf jeden Fall.“ Eine riesige dunkelgraue Wolke verdeckte plötzlich die Sonne. Ihr Als der Jeep die Straße ereichte, lenkte Oliver ihn in Richtung des Schatten legte sich über die Landschaft, über die Startrampe und Bunkers mit dem Hauptkontrollzentrum. Es gehörte zu dem über die beiden Menschen im Rover. Gebäudekomplex, der erst während der letzten elf Jahre eigens als Sie sahen sich erstaunt und beunruhigt an, als das Funkgerät des Hauptquartier für die Odysseus – Missionen errichtet worden war. Fahrzeugs Signal gab und eine hektisch flackernde Signalleiste Houston war deshalb nicht überflüssig geworden, dort lag weiter- höchste Alarmstufe und Vertraulichkeit signalisierte. Sigi und Oli- hin das Kontrollzentrum für Raummissionen. Selbstverständlich ver hatten dienstfrei bis zum nächsten Morgen – und während der unterhielt Russland in Kasachstan unverändert sein Start- und Freizeit waren dienstliche Anrufe nicht üblich. Kontrollzentrum, dessen Bedeutung der von Cape Canaveral und Es sei denn, es lag ein Notfall mit höchster Dringlichkeitsstufe Houston in nichts nachstand. vor. Bereits auf dem Wege zum Headquarter bemerkten Sigrid und Oliver Merian zögerte ein paar Sekunden lang, bevor er sich mel- Oliver, dass bedeutsame Veränderungen stattgefunden hatten. Zu dete – eine dunkle Ahnung kommenden Unheils im Hinterkopf. beiden Seiten des Haupteingangs stand je ein Spähpanzer in Tarn- „Mission Control“, sagte die Sekretärin von Dr. Zubrin. „Alle farbenlackierung. In den offenen Drehtürmen saßen GI's mit fest- Angehörigen von BEAGLE 1 und BEAGLE 2 melden sich umge- gezurrten Helmen und kugelsicheren Westen hinter den leichten hend im Briefingroom. Alarmstufe Alpha! Kontakte mit Außen- Maschinenkanonen. Sie blickten demonstrativ unbeteiligt drein, stehenden sind strikt untersagt.“ während ihre Kiefer nervös Kaugummis mahlten. Die Verbindung wurde unterbrochen, ohne dass Oliver oder Sigrid Als Sigrid und Oliver den Jeep geparkt hatten und zum Eingang etwas sagen konnten. Das war allerdings bei Alarmstufe Alpha gingen, traten ihnen zwei weitere GI's entgegen und forderten sie auch nicht üblich. auf, sich auszuweisen. „Was ist da los?“ fragte Sigrid Schmidt mit blassem Gesicht. Oliver wandte sich an den Sergeanten, nachdem sie ihre Ausweise „Das klang nach Kriegsgefahr“, sagte der Geologe verunsichert. vorgezeigt hatten. „Unmöglich!“ widersprach Sigrid mit einer Heftigkeit, die sie sel- „Was ist eigentlich los?“ wollte er wissen. ber überraschte. „Es gibt schon so lange keine Konflikte zwischen Der Sergeant zuckte die Schultern. den Großmächten mehr, die eine Kriegsgefahr heraufbeschwören „Keine Ahnung, Sir. Verschärfte Sicherheitskontrollen sind ange- könnten.“ ordnet, wahrscheinlich Routine.

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Die beiden Astronauten sahen ein, dass sie hier keine Auskunft er- gen oder vom Glutsturm verbrannt wird, kommt infolge des nu- halten konnten. Sie gingen weiter, durchquerten einen menschen- klearen Winters um.“ leeren, totenstillen Korridor und betraten schließlich das Vorzim- „Thors Hammer“, stellte Oliver Merian tonlos fest. mer des Briefingrooms. „So wurde der Asteroid genannt“, erklärte Zubrin. „Es wird wer- Alice, die dunkelhäutige Sekretärin Zubrins, telefonierte offen- den wie in der beschrieben. Wenn die Fin- sichtlich nervös, während sieben Astronauten beiderlei Ge- sternis nach gut einem Jahr aufbricht, werden die Strahlen der schlechts ungeduldig und verunsichert um sie herumstanden. Sonne nur noch tote Relikte unserer Zivilisation erhellen. Die Noch während sich Sigrid und Oliver zu ihnen gesellten, kam Fu- Erde wird wüst und leer sein und die Geschichte des Menschen- miko Shitaba herein. geschlechts wird sich nicht wiederholen – nicht hier.“ Oliver bekam keine Gelegenheit, jemanden anzusprechen, denn „Nein, nein, nein! rief Cathrin Huynh verzweifelt. Die chinesische im nächsten Moment öffnete sich die Doppeltür zum Briefing- Geologin von BEAGLE 2 hämmerte mit den Fäusten auf die room. Armlehnen ihres Sessels. „So leicht dürfen wir nicht aufgeben! Robert Zubrin stand in der Öffnung. Sir, was ist mit den Atomraketen, die in den Silos eingemottet Bei Oliver verstärkte sich die Ahnung bevorstehenden Unheils. sind? Es müssen Tausende sein. Wenn man genug von ihnen auf Der NASA-Direktor war allseits für seine zielstrebige Gelassen- den Felsbrocken abfeuert, muß er entweder zerpulvert oder aus heit und positive Grundstimmung bekannt. Heute war nichts da- der Bahn geworfen werden!“ von an ihm. Er wirkte aufs Äußerste angespannt und nervös, sein „Pah!“ machte Rebecca Mehmet verächtlich. „Seit Jahrzehnten Gesicht war grau und verfallen, die Lippen waren zusammenge- wird vor einer Gefahr gewarnt, wie sie jetzt akut ist, aber ich wet- presst. te, nicht eine Atomrakete ist auf so einen Einsatz vorbereitet.“ Nachdem er die Raumfahrer gemustert hatte, versuchte er ein Lä- „Man hat in Hunderten oder Tausenden von Jahren gerechnet, cheln. Es misslang. Aber es gelang ihm wenigstens, sich zusam- nicht mit einer so kurzen Frist“, erwiderte Zubrin. „Doch man menzureißen. Er winkte seinen Leuten einladend zu und trat in wird alles versuchen. Ich habe schon mit dem Präsidenten gespro- den Raum zurück. chen. Er hat mir erklärt, dass wir mit den Russen und Chinesen Dort wartete er, bis alle Platz genommen hatten, stützte sich mit kooperieren, um Thors Hammer abzufangen. In spätestens drei beiden Händen schwer auf die Oberfläche des Commander- Wochen soll ein massiver gemeinsamer Raketenschlag durchge- Schalttisches und sagte gepresst: führt werden.“ „So sehen also die Letzten der Menschheit aus!“ „Ich bin skeptisch“, meinte Sigrid Schmidt. „Die Berechnungen Die Worte tropften zäh und schwer in Olivers Bewusstsein, ver- für eine solche Aktion sind so kompliziert, dass die Chancen für mochten aber keinen klaren Gedankengang auszulösen, sondern einen Erfolg kleiner als ein zu einer Million sind. Der Asteroid schienen eher die Synapsen seines Gehirns zu blockieren. muß schließlich einen so kraftvollen Stoß bekommen, dass er weit aus seiner Bahn geworfen wird. Das ist so, als wollte man durch Auch sonst schien niemand mehr denken zu können. Alle schwie- Maschinengewehrfeuer einen Zug zum Entgleisen bringen.“ gen. Die Zeit stand faktisch still. Nicht ein Atemzug war zu hören. „Deshalb meine düstere Aussage von vorhin“, pflichtete der Di- Schließlich brach Asmond Bowen die Stille. rektor ihr bei. „Und ich rekapituliere: Wenn es zum Crash kommt, „Wie sollen wir das verstehen, Sir?“ fragte er, beugte sich vor und wird sich die Geschichte des Menschengeschlechts nicht hier auf legte die breiten Hände auf die Knie. der Erde wiederholen.“ „Wortwörtlich“, antwortete Zubrin mit misslungenem Grinsen „Aber vielleicht auf dem Roten Planeten“, erklärte Perwuchin und Verzweiflung in den Augen. „Die Menschheit wird sterben. bitter. „Nur, wie groß sind die Chancen von ein paar Typen wie Alle Menschen, die sich in dreiundfünfzig Tagen noch auf der uns, ein neues Menschengeschlecht auf einer Welt zu schaffen, die Erde befinden, werden sterben.“ Er rang verzweifelt und verge- noch für viele Jahrhunderte wüst und leer sein wird? Dort gibt es bens nach weiteren Worten. niemanden, der sagen könnte: Es werde Licht – und der in einem „Karoscho!“ grollte die dunkle Stimme Perwuchins dröhnend Garten Eden Getier aller Art und die ersten Menschen schaffen durch den Raum. „Du sagst nichts Neues, Towarisch. Alle und ernähren könnte.“ Menschen sterben irgendwann – ob sie sich auf der Erde befinden „Wer tat es denn einst auf der Erde?“ fragte Oliver Merian in ei- oder sonst wo. Red' endlich Klartext, Mann!“ nem Anflug von Galgenhumor. Etwa Väterchen Stalin? Aber der „Na, schön!“ erklärte Robert Zubrin. Er schien sich gefasst zu ha- hat ja keine Menschen erschaffen, sondern nur ein paar Millionen ben, wirkte aber wie jemand, der mit seinem Leben abgeschloss- weggeschafft.“ sen hatte. „Leider gibt es keinen Zweifel daran, dass die Erde in „Das muß ausgerechnet ein Germanskij sagen!“ brauste der Russe dreiundfünfzig Tagen von einem Asteroiden getroffen wird, dess- auf. „Rund fünfzig Millionen Russen haben den letzten Weltkrieg sen Masse nicht hinter derjenigen des Asteroiden zurücksteht, der mit dem Leben bezahlt.“ den Untergang der Saurier bewirkte.“ „Unser Volk wollte keinen Krieg“, entgegnete Oliver bitter. „Das gibt es nicht!“ flüsterte Fumiko Shitaba. Die Japanerin „Wer hat keinen Dreck am Stecken?“ warf Sigrid Schmidt ein. blickte den Direktor aus ihren großen schwarzen Augen beschwö- „Die Amis und Kanadier die Indianer, die Chinesen die Tibeter – rend an. „Sumimasen, doko kala, Sir? Entschuldigen Sie, woher und der Homo sapiens die Neandertaler. Bin ich froh, dass es kei- kommt er? Ich war erst vor sieben Tagen auf dem Mount Palomar. ne Marsianer gibt, sonst würde es später heißen...“ Wenn sich uns damals ein Asteroid genähert hätte, wüsste ich es.“ „...und macht euch den Mars untertan“, ergänzte Perwuchin voll- „Er kommt erst seit vorgestern auf uns zu“, stellte Zubrin tonlos ler Sarkasmus. fest. „Bis dahin sah seine Flugbahn so aus, dass er in dreißig „Außerdem sind wir Menschen ja möglicherweise marsianischer Millionen Kilometern an der Erde vorbeigeflogen wäre. Ein ande- Abstammung“, erklärte Merian. rer Asteroid tangierte ihn und warf ihn auf seine neue Bahn.“ „Galgenhumor!“ stellte Robert Zubrin fest. Er lachte trocken, Perwuchin fluchte brutal auf Russisch und ballte die Fäuste. wurde aber sofort wieder ernst. „Es ist zu schaffen, denn der Mars „Wie groß, Sir?“ wollte er wissen. ist zwar wüst, aber nicht leer. Er hat alles, um Menschen am „Vierzehn Kilometer lang und acht breit“, antwortete Zubrin. Leben zu erhalten: Wasser, Kohlenstoff, Stickstoff, Metalle und „Dann haben wir keine Chance“, stellte Sigrid Schmidt fest. Ihr vieles mehr. Wenn ihr dort seid, nehmt euer Schicksal fest in eure Gesicht war leichenblaß. „Was nicht von den Flutwellen erschla- Hände und ...“

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„...seid fruchtbar und mehret euch“, ergänzte Rebecca Mehmet. Flug zum Roten Planeten verloren. Sie wirkte dabei irgendwie zufrieden. Oder vielleicht nur geistes- 2001... abwesend. Der Kontakt mit MARS LANDER/ROVER, am 10. April gestar- tet, bricht nach wenigen Wochen aus unbekannten Gründen ab, ist CHRONOLOGY OF aber kurz vor der Landung überraschend wieder da. Alle weiteren Marsmissionen bis 2017 verliefen weitgehend pro- MARS EXPLORATION AND MYSTERY grammgemäß. 1971... Die sowjetische Sonde MARS-2 landet angeblich auf dem Mars, übermittelt aber keine Daten. ONE EXAMPLE OF MANY 1974... Mars Polar Lander... MARS-6 und MARS-7 landen angeblich auf dem Mars, liefern je- Die Vorbereitungen für den frontalen Eintritt in die Marsatmos- doch so gut wie keine Daten. phäre des Landers begannen 14 Stunden vorher, nachdem die ab- 1976... schließende, vierstündige Bahnverfolgungsmessung begonnen Die beiden US-Misionen und , die jede aus hat. Das stellte die letzte Möglichkeit für die Navigatoren am Bo- einem Orbiter und einer Landeeinheit bestanden, kamen 1976 den dar, überhaupt irgendwelche Navigationsdaten zu bekommen, beim Mars an bezw. landeten und waren beide erfolgreich. Die um ein Feintuning des Kurses vornehmen zu können. Auswertung der Daten dauerte Jahre. Aus den Ergebnissen der 12 Stunden vor Eintrittsbeginn wurde in der Navigationssoftware biologischen Experimente wurde geschlossen, daß der Marsboden des Landers die Möglichkeit zur autonomen Abschaltung bei un- sehr reaktive anorganische Verbindungen enthält, die zuerst den vorhergesehenen Geschehnissen deaktiviert. 7 Stunden und 25 Schluß auf organisches Leben zugelassen hätten, falls im Marsbo- Minuten vor Eintritt erfolgte erneut eine 30-minütige Trajektions- den organische Verbindungen nachgewiesen worden wären. So messung. Falls eine letzte Korrektur vorgenommen werden müss- aber wurde gefolgert, daß auf der Oberfläche des Mars kein Leben ste, würden die Steuerdüsen zum letzten Mal gezündet. Das soll- existiert. Allerdings fanden die Untersuchungen nicht an den ge- te maximal 7 Stunden vor Eintritt geschehen. planten Orten statt. 5 Stunden vor Erreichen der Atmosphäre sollte erneut eine 1-stün- Wegen zu starken Bodenunebenheiten wurden bei beiden Sonden dige Trajektionsmessung erfolgen. Dabei wurde der Zustand des die Landungen um zwei Wochen verschoben und es wurden neue Raumschiffes nach der letzten Steuertriebwerkszündung übertra- Landeplätze ausgesucht... gen. 4 Stunden und 40 Minuten vor dem Finale sollten die Lande- 1988... motoren in den Weltraum entgast werden, bevor 4 Stunden und 30 Minuten vor Eintritt durch Feuern eines Pyroventils die Landemo- Die sowjetischen Sonden PHOBOS-1 und PHOBOS-2 starten toren unter Druck gesetzt würden. 25 Minuten vor Eintritt wird zum Roten Planeten, um den Marsmond Phobos zu studieren. der letzte Kontakt mit dem Raumschiff...“ PHOBOS-1 erreichte den Mars überhaupt nicht und verschwand spurlos im All. PHOBOS-2 kam bis zum Mars, ging in einen „Halt!“ rief der Mann, dessen dreidimensionales Abbild auf dem Orbit und funkte Fotos zur Erde. Auf einer Infrarotaufnahme, bei Computer vor Jaan T. Murphy zu sehen war. „Das liegt doch fast der die Wärmeemission des Planeten fotografiert wurde, war der neunzehn Jahre zurück – und wir haben es schon ein Dutzend Mal Hauch eines glitzernden Musters zu sehen; es schien, als läge gelesen!“ unter der Marsoberfläche ein netzartiger Energieerzeuger von Jaan T. Murphy unterbrach die Datenübertragung mit einer Hand- mehreren Quadratkilometern Grösse. Als die Sonde zwei Tage bewegung. später den Mond Phobos anflog, geriet sie ins Trudeln und brach Ohne jede sichtbare Gefühlsregung musterte er das aufgedunsen ihre Übertragungen ab. Bei der späteren Auswertung der zuletzt wirkende Gesicht seines Gesprächspartners. Bob Lamar war vom übertragenen beiden Bilder entdeckte man ein längliches Objekt, Alterungsprozeß gezeichnet, doch die Augen unter den farblosen das eine Leuchtspur hinter sich herzog und sich auf die Sonde Brauen wirkten noch sehr lebendig und verrieten Intelligenz. Die zubewegte. Brille, die er noch vor zehn Jahren getragen hatte, brauchte er seit 1992... einer Laserbehandlung und einer Netzhauttransplantation nicht Die US-Sonde startet zum Mars. Kurz vor der mehr. Ankunft, am 21. August 1993, fiel sie so schlagartig und total aus, „Wir können es nicht oft genug rekapitulieren“, entgegnete Mur- dass NASA-Mitarbeiter eine Explosion der Sonde vermuteten. phy sanft, aber bestimmend. „Schließlich startet in wenigen Tagen 1996... die erste bemannte Marsmission – und die Astronauten im ersten Schiff sind beinahe so ahnungslos wie Säuglinge. Was ist, wenn Die russische Sonde MARS-96 verglüht kurz nach dem Start in die BEAGLE -1 eine Fehlfunktion bekommt und beim Landean- der Erdatmosphäre. flug zerschellt?“ 1998... „Sie wissen, dass alle Systeme wieder und wieder getestet wur- Im Dezember startet der MARS CLIMATE ORBITER. Doch die den, Sir“, erklärte Lamar geduldig. „Sie werden nicht versagen.“ Sonde, die am 23. September 1999 in eine Umlaufbahn um den „Tun Sie doch nicht so, als wüssten Sie nicht, was ich meine!“ Mars gelenkt werden sollte, geriet dicht vor dem Mars außer Kon- wehrte Murphy ab. „Die mysteriösen Versager in der Vergangen- trolle und zerschellte auf der Oberfläche des Roten Planeten. heit können doch nur durch Fremdeinflüsse zustande gekommen 1999... sein – oder zumindest teilweise durch Fremdeinflüsse.“ Die Sonde MARS POLAR LANDER, die am 3. Januar startete, „Ich weiß genau, wovon Sie sprechen“, erklärte Lamar. „Aber das sollte auf dem Mars nach Wasser und Eis suchen. Am 3. Dezem- liegt lange zurück. In den letzten zehn Jahren gab es überhaupt ber hätte das Gerät nach elf Monaten Flug landen sollen. Kurz keine Zwischenfälle. Auch diesmal werden die Aliens nicht ein- vorher verloren die NASA-Experten den Kontakt zu der Sonde. greifen. Es gibt eine Abmachung. Ich war lange genug in Area 51, Nach der Landung hätte sie die Übermittlungsfunktionen reakti- um über Jahre die geheimsten Unterlagen zu studieren. Sie sind in vieren sollen, schwieg aber und musste abgeschrieben werden. keinem Computer gespeichert, sondern existieren nur auf Kartei- 1999... karten. Es klingt ungeheuerlich, ist aber die Wahrheit, dass Präsi- Die Sonde startet am 3. Januar und geht auf dem dent Eisenhower seinerzeit den Aliens erlaubt hat, Menschen zu

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untersuchen. Als Gegenleistung erhielt die US-Regierung die Wie durch ein Wunder hatte er die Kollision vermeiden können. Möglichkeit, Teile der hochentwickelten Alien-Technologie zu Es war ihm anschließend sogar gelungen, das Segelschiff zu en- studieren und auch anzuwenden. Zu meiner Zeit, also viel später, tern. Wie in einem Albtraum war er anschließend über die Holz- wurde in Dreamland an mindestens acht schwarzen Projekten ge- planken des Decks geirrt, hatte vergeblich nach der Crew Aus- arbeitet – unter anderem am Stealth-Bomber und an unbemannten schau gehalten und sich die Kehle heiser geschrieen. Raumsonden mit extremen Manövriereigenschaften.“ Irgendwann war er unter Deck gestiegen, hatte in der Kapitäns- Jaan T. Murphy nickte, schlug die Beine übereinander und dachte kajüte das Logbuch gefunden und festgestellt, dass der Viermaster nach. den Namen UTRECHT trug und dass die letzte Eintragung aus Bob Lamar war seiner Überzeugung nach eine gespaltene Persön- dem Jahre 1618 nach Christi Geburt stammte. Als Ziel war Bata- lichkeit. Deshalb mussten alle seine Aussagen mit großer Vorsicht via angegeben. Doch jemand hatte den Namen durchgestrichen behandelt werden. Andererseits hatte er tatsächlich als Physiker und in Druckbuchstaben AZTLAN darüber geschrieben. in einem wissenschaftlichen Team auf der Militärbasis Area 51 Tiefer unter Deck begegnete er dann seinem Schicksal in Form ei- gearbeitet, aber nicht Jahre, sondern ab Dezember 1988 nur fünf nes Behälters aus dem ausgehöhlten Stamm einer Sagopalme – Monate. Immerhin hätte er sich Zugang auch zu geheimen Sektio- oder vielmehr einem rund einen Meter langen Teilstück. nen der Basis verschaffen können. Der Behälter selbst war morsch und taugte nichts mehr. Doch das, Als er dann im Mai 1989 in einen anonymen Fernsehinterview be- was sich in ihm befand, schien funkelnagelneu zu sein: ein glit- hauptete, die US-Luftwaffe würde in Area 51 mit außerirdischer zerndes, gewobenes, gestanztes und unheimlich flimmerndes Me- Technologie experimentieren und neun unterschiedliche UFO- tallgewebe, von dem manchmal ein Wispern und Raunen wie von Modelle untersuchen, verursachte er damit ziemliche Aufregung. Geisterstimmen ausging... Im November trat er dann an die Öffentlichkeit und lüftete angeb- Der Abenteurer wusste nicht mehr, wie er anschließend mit sei- lich das Geheimnis um den Sektor S-4, der sich am Papoose- nem unheimlichen Fund wieder in seinen Kutter gekommen war. Trockensee innerhalb von Area 51 befindet. Daraufhin wurde La- Er wusste nur noch, dass der Viermaster davongerauscht war – mar heftig angegriffen und umgehend aus dem Forscherteam ent- mit vollen Segeln, obwohl unverändert Windstille herrschte – und fernt. Außerdem verschwanden wichtige persönliche Dokumente er ihn nie wieder gesehen hatte. Nur das metallische Teufelswerk wie Universitätsabschlüsse, Arbeitsnachweise und sogar seine war dageblieben, als hätte es ihn auserwählt, es aus dem zeitlosen Geburtsurkunde. Die Regierung bestritt heftig, dass er jemals in Kreis des Verderbens herauszureißen, der dem Fliegenden Hollän- Area 51 gearbeitet hatte. Reporter fanden allerdings heraus, dass der auf immer und ewig vorgezeichnet war. es noch einen Beweis für Lamars umstrittene Tätigkeit gab, der Nachdem er Thomas S. Murphy von seiner Begegnung mit dem wohl vergessen worden war: sein namentlicher Eintrag im inter- unheimlichen Phänomen berichtet und ihm den geborgenen nen Telefonbuch des Los Alamos National Laboratory. Schatz zum Kauf angeboten hatte, waren seine Taschen voller Da jedoch bekanntlich Genie und Wahnsinn oft so dicht beieinan- Geld gewesen. Er hatte sich sinnlos betrunken. Tage später war der lagen, dass es oft schwerfiel, das eine vom anderen zu unter- seine aufgedunsene Leiche an Land gespült worden. scheiden, war Bab Lamar vor rund dreißig Jahren zu einer perma- Und Murphy hatte sich mit dem Schatz in das Labor eines be- nenten Gefahr geworden. freundeten Wissenschaftlers zurückgezogen und nach langwieri- Nicht für die Regierung der USA. gen Versuchen festgestellt, welche Möglichkeiten sich ihm mit Auch nicht für Jaan, denn er war damals noch in seiner wissen- diesem Artefakt boten. schaftlichen Ausbildung gewesen. Goldenes Vlies hatte er es genannt. Sondern für Thomas S. Murphy, seinen Vater. Aber nur, wenn er allein war. Der alte Murphy war damals 50 Jahre alt gewesen und hatte sich Später dann in Gegenwart seines Sohnes. ein Wirtschaftsimperium aufgebaut, das global allgegenwärtig Und noch später in Gegenwart des exzentrischen Physikers Bob war – und zwar nicht nur auf ökonomischem Gebiet, sondern ge- Lamar. Das hätte er lieber nicht tun sollen, denn Lamar unterstell- nauso gut auf politischem. te dem Goldenen Vlies paranormale Fähigkeiten, brachte es in ei- Und nur er allein wusste, dass er praktisch die Welt regierte, denn ne Beziehung zu zeitreisenden Aliens und begann sein Wissen wer die Macht hat, hat das Recht. auszuplaudern. Seine Dominanz war allerdings nicht nur das Ergebnis von krimi- Deshalb mußte er aus dem Verkehr gezogen werden, denn das neller Energie, Habsucht, Machtgier und Rücksichtslosigkeit. Geheimnis gehörte einzig und allein den Murphys. Etwas anderes spielte bei ihm mit, etwas, das aus der Vergangen- Seitdem lebte er als Gefangener in einem goldenen Käfig – und heit stammte, in seiner Bedeutung aber ein Artefakt aus der Zu- hatte sich in sein Schicksal ergeben, denn in Freiheit wäre er den kunft war. Killern des US-Geheimdienstes zum Opfer gefallen, fürchtete er. Thomas S. Murphy war in jungen Jahren – so um die 25 – durch Jaan T. Murphy wusste es besser. eine Kette beinahe unglaublicher Zufälle darauf gestoßen. Ent- Lamar, der inzwischen sein „Gast“ auf STARCASTLE war, inter- deckt hatte es allerdings ein anderer Mensch, ein Tiefseetaucher, essierte den US-Geheimdienst überhaupt nicht. Seine Bedeutung der sich in vielen Winkeln der Erde herumgetrieben hatte, haupt- für solche Dienste, das Militär und die Regierung war gleich Null. sächlich aber in einem Gebiet, das zwischen den drei Eckpunkten Sie glaubten weder an UFOS noch an Aliens noch an ein aben- Florida, Puerto Rico und den Bermudas lag: ein alkoholkranker teuerliches Abkommen zwischen Eisenhower und den Fremden. Abenteurer, der in seinen halbwegs nüchternen Phasen nach ge- Dafür hatte Jaan T. Murphy gesorgt – denn er wollte den Wissen- sunkenen Schiffen tauchte – in der Hoffnung, irgendwann einen schaftler für sich allein haben, weil er hoffte, dass in ihm noch ein- Schatz zu finden, der seinem Leben eine Wendung zum Guten mal das Genie zum Durchbruch kommen würde. gab. Und eine umwälzende Idee gebar. Seine Suche unter dem Meeresspiegel war vergeblich gewesen. Nicht für die Menschheit, sondern für ihn. Dafür war er eines Nachts in seinem lahmen Kutter beinahe von einem großen Viermaster unter den Kiel genommen worden, der Für Gott...! trotz absoluter Flaute mit voll gesetzten Segeln aus der Dunkel- heit vor ihm auftauchte. SUPERMAN Der Fliegende Holländer! Das hatte er intuitiv gewusst. 2018...

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Er war der Herr der Welt. Und noch einen Geheimsektor gab es in STARCASTLE. Die Und er war der einzige Mensch, der das wusste. Dennoch war er Sektion Codex Omega. Zu ihr hatte niemand Zutritt außer Jaan kein Phantast. Er war nur vorsichtig. Es genügte ihm, das Schick- Murphy – und außer ihm wusste auch kein Mensch davon. Wäre sal der Welt als unsichtbarer Drahtzieher nach seinem Willen for- die supermoderne Ausstattung nicht gewesen, man hätte Codex men zu können. Omega für einen Tempel halten können, in dem ein göttliches We- Und unangreifbar zu sein. sen verehrt wurde. Ein göttliches Wesen von einer anderen Welt, Davon war Jaan. T. Murphy überzeugt, denn er regierte in einer vielleicht aus einem anderen Universum, denn die Darstellungen, uneinnehmbaren Festung. Sie hatte früher MIR geheißen und war die die Wände zierten, hatten keine Ähnlichkeit mit Dingen, die eigentlich schon vor siebzehn Jahren zurück auf die Erde gestürzt. Menschen vertraut waren. So, wie es die Russische Regierung unter Präsident Putin im No- Für Jaan Murphy war das von elementarer Bedeutung, obwohl es vember 2000 beschlossen hatte. keine objektiv erkennbare Wirkung erzeugte. Er brauchte es, um Und wie es ausgeführt worden war – wenn auch etwas modifi- sich zu konzentrieren und wie in einer Art Meditation seinen ziert. Geist zu schöpferischem Denken und physischer Aktivität zu mo- Thomas S. Murphy hatte das bewirkt. Mit seinem Wirtschaftsim- tivieren. perium – dessen mafiose Strukturen er raffiniert verschleiert hatte Nur in diesem Zustand war er fähig, das Goldene Vlies mit Hilfe – besaß er genug Macht und Einfluß, um Regierungen nach seiner der von ihm dafür programmierten Computer zu nutzen und Be- Pfeife tanzen zu lassen. So kam es, dass von der in der Sowjetzeit rechnungen durchzuführen, die sonst kein Computer zu bewälti- in den Orbit geschossenen MIR nur die äußeren Teile abgesprengt gen vermochte. und zum Absturz gebracht wurden. Um das vor der Weltöffent- An diesem Tage hatte er abermals Codex Omega aufgesucht, lichkeit zu vertuschen, war um den 25. Dezember 2000 herum nachdem er Lamar wieder in sein Gefängnis verbannte. mehrmals ein Ausfall der Funkverbindung mit der Raumstation Wie üblich, brauchte er fast eine Stunde, bevor er fähig war, mit inszeniert worden. Der Kern blieb erhalten und wurde heimlich Hilfe seiner Computer das geheimnisvoll glitzernde, fremdartige entfernt und in einen geostationären Orbit befördert. Die Öffent- Etwas des Goldenen Vlieses zu kontrollieren. Wie in Trance saß lichkeit erfuhr erst viel später davon, als dieser Fakt nämlich zu er hinter seinen Kontrollen, ließ seine Finger über die Tasten des Werbezwecken für STARCASTLE benötigt wurde. geschwungenen Keyboards gleiten und beobachtete die Galerie In erster Linie war es ein symbolischer Akt, doch er bedeutete von Bildschirmen, die Bilder, Symbole und Grafiken zeigten, mit sehr viel für Thomas S. Murphy, bewies er doch, dass er sozusa- denen kein Mensch etwas anfangen konnte. Kein Mensch außer gen das Erbe der ersten irdischen Weltraummacht antrat und – ihm. künftig die Welt aus dem All regierte. Und er begriff, dass er seinem Ziel diesmal so nahegekommen Im Verlauf von fünf Jahren entstand aus dem Relikt der MIR das war wie niemals vorher: dem Ziel, die globale Macht zu ergreifen Space-Hotel der Superluxusklasse mit dem Namen STARCAST- – und zwar auf so sanfte Art und Weise, dass kein anderer Mensch LE. etwas davon bemerkte. Nicht einmal sein Vater. Danach wurde er seines Spielzeugs überdrüssig und übergab es Nur eine Tat musste er noch vollbringen, bevor er allmächtig wur- seinem Sohn Jaan, der inzwischen seine Ausbildung in Physik, de: Er musste zum Mars fliegen, denn dort lag das sagenhafte Mathematik, Astrophysik und Jura erfolgreich abgeschlossen Land Ophir. Das Goldene Vlies hatte es ihm in jenen Phasen ver- hatte. raten, in denen er mental mit ihm verschmolzen gewesen war. In den folgenden achtzehn Jahren hatte Jaan Murphy STAR- Doch er durfte nicht mit der ersten Expedition zum Mars gehen, CASTLE in einen zweiten Erdmond verwandelt. Kaum noch je- nicht mit der BEAGLE 1, denn noch musste er befürchten, dass mand wusste etwas über die Herkunft der Keimzelle. Das Gebilde Relikte einer uralten vergangenen Macht die Landung verhindern befand sich weiterhin in einem stationären Orbit – genau wie die würden. So, wie sie früher die Landung von Marssonden verhin- ISS-2. Allerdings besaß es das sechsfache Volumen – und die dert hatten. Zwar sollte das Überbleibsel inzwischen energetisch Hotelsuiten, Servicemodule, Laboratorien und Kliniken befanden tot sein, aber ein gewisses Risiko blieb. Erst wenn BEAGLE 1 sich allesamt in der äußeren Kugelschale, in der permant 25 Pro- und später BEAGLE 2 sicher auf dem Roten Planeten gelandet zent der irdischen Schwerkraft herrschte, denn STARCASTLE ro- waren, würde der Weg für ihn frei sein. tierte mit konstanter Geschwindigkeit um die eigene Achse. Und er würde BEAGLE 3 besteigen. Sein Einfluß auf höchster Jaan Murphy gab sich allerdings nicht mit der Leitung von STAR- politischer Ebene ermöglichte ihm die Beseitigung aller Hinder- CASTLE zufrieden. Er betrachtete dieses Wunderwerk der Wis- nisse. So hatte er durch seine Beziehungen zum Sonderberater des senschaft und Technologie lediglich als Werkzeug, mit dessen jetzigen Präsidenten dafür gesorgt, daß er am Astronautentraining Hilfe er seine weitgreifenden Pläne in die Tat umsetzen wollte. für die dritte Marsexpedition teilnehmen durfte. Nach außen hin betrieb er hauptsächlich raumfahrtbezogene For- Sobald er dann vom Mars zurückgekehrt war und das Szepter der schung und Entwicklung und sorgte dafür, dass das genau so Macht besaß, konnte er seinen Traum verwirklichen. durch die Medien verbreitet wurde. Die betreffenden Leistungen Eine Art Rausch ergriff von ihm Besitz. waren allerdings real und international anerkannt – und einige der Er würde die absolute Macht besitzen, denn er besaß die absolute hier beschäftigten Wissenschaftler waren mit Nobelpreisen ausge- Kontrolle. zeichnet worden. Irgendwann verlor sein Geist den Kontakt mit der Realität und Was die Medien nicht verbreiteten, weil er mit drastischen Metho- streifte in den imaginären Kulissen mehrerer möglicher Zukünfte den für strikte Geheimhaltung sorgte, war die Existenz eines gen- umher. Alles wirkte so realistisch, dass alle anderen Gedanken technischen Labors mit angeschlossener Transplantationsklinik. und auch alle Erinnerungen mehr und mehr verblassten. Nicht wenige der einflussreichsten Politiker und Wirtschaftsbosse Als das Signal kam, drang es lange Zeit nicht bis zu Murphys Be- der Erde lebten mit Organen, die ihnen hier implantiert worden wusstsein durch. Doch es war hartnäckig – und so wurde sein waren. Transplantations-Engpässe waren auf STARCASTLE un- Geist aus seinen Träumen gerissen und in jäh in die Realität zu- bekannt. Und niemand, der hier eine gesunde Lunge oder Leber, rückgeschleudert. ein gesundes Herz, neue Nieren usw. erhielt, redete darüber, denn „Was, zum Teufel!“ flüsterte Murphy gepresst, als er drei Leucht- nur Schweigen garantierte eine bevorzugte Bedienung. Eine Zeit- platten in kurzen Intervallen aufblinken und verlöschen sah. lang hatte es Stimmen gegeben, die von geheimen Experimenten Rot – Weiß – Grün... zum Klonen von Lebewesen flüsterten. Sie waren zum Verstum- Das Signal für einen Kontaktversuch von maximaler Priorität. men gebracht worden. Ein Signal, das gleichzeitig ALARM bedeutete – und ALARM

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auf STARCASTLE bedeutete immer auch die Warnung vor exis- Um Generationen! dachte er. Dank einem Relikt aus dem Todes- tentieller Bedrohung... dreieck – oder genauer aus der Zeit von Atlantis. Oder von einem Mit Hilfe einer Blickschaltung aktivierte Murphy den Kommuni- noch weiter in der Zeit entfernten Relikt einer Zivilisation, die der kator, der für den Alarmfall vorgesehen war. unseren weit voraus war. Auf dem Bildschirm tauchte – dreidimensional und farbig – das „Selbstverständlich, Ed“, versprach er. Abbild von Edward L. Higgins auf, des Sonderberaters von Präsi- „Danke, Jaan“, erwiderte Higgins und fügte grinsend hinzu: „Und dent Andrew Potter. wäre es möglich, dass ich während der kritischen Zeit eine Hotel- „Wo brennt es, Ed?“ fragte Murphy gereizt, denn Higgins war in suite in STARCASTLE beziehen kann?“ seinen Augen ein Mann, der leicht überreagierte. Ein brauchbares „Das geht in Ordnung“, versprach Murphy. „Mit deiner Gattin?“ Werkzeug zwar, aber auch ein Hysteriker. „Mit meiner Freundin“, erwiderte Higgins und grinste noch brei- Higgins' Reaktion fiel anders als erwartet aus. ter. „Du kennst sie noch nicht. Sie ist wirklich Spitze.“ Er zog verächtlich die Mundwinkel nach unten, denn er verstand „Bring sie mit“, beschied Murphy ihn. „Ihr bekommt eine Suite den Unterton in den Worten seines Gesprächspartners richtig als für Hochzeiter.“ Ausdruck von dessen Arroganz – und in der Beziehung stand er Und mit verriegelten Türen! fügte er in Gedanken hinzu. Ich kann ihm in nichts nach. keine neugierigen Zuschauer gebrauchen. Nicht bei dem, was ich „Gott hat beschlossen, die missratene Menschheit durch eine neue vorhabe. Sintflut auszurotten“, erklärte er zynisch. „Hast du ihn verärgert, Und was mich zu GOTT machen wird... Jaan – oder war es dein Dad?“ Kaum war die Verbindung beendet, konzentrierte sich Jaan T. Murphy begriff blitzartig, dass ein wirklicher Ernstfall vorlag. Murphy, wie immer, bevor er mit dem Goldenen Vlies kommuni- Mit einem Blick auf die Kontrollen des Kommunikators verge- zierte. wisserte er sich, dass kein Unbefugter sich in die Verbindung ein- Als die Verbindung Minuten – oder Stunden – später stand, ent- schalten konnte, dann verschränkte er die Arme vor der Brust und warf Jaan seinen Plan, wie er den Präsidenten und seine militäri- gab damit zu verstehen, dass er vorerst nur zuhören wollte. schen Berater so täuschen konnte, dass sie ihm bei der Verwirkli- Higgins' Zynismus verrauchte schnell wieder. Er leckte sich ner- chung halfen, ohne zu ahnen, was das für sie bedeutete. vös die Lippen. BEAGLE 3 wurde abgeschrieben. Nur BEAGLE 1 und 2 waren „In spätestens dreiundfünfzig Tagen wird die Erde von einem noch interessant. Er musste zum Mars, um dort den Kreis zu Asteroiden getroffen, der groß genug ist, um das Kapitel der schliesßen. Jaan merkte nicht, dass seine Gedanken nicht mehr menschlichen Zivilisation zu schließen“, berichtete er. „Wir kenn- von dem eigenen Willen gesteuert wurden und dass er zum Werk- nen den Felsbrocken schon lange. Seine Flugbahn hätte norma- zeug einer Macht geworden war, die nur noch mit ihren Relikten lerweise weit an der Erde vorbeigeführt. Aber vor drei Monaten agierte. tangierte ihn ein anderer Asteroid, der vermutlich vom Saturn aus Und das Verhängnis nahm seinen Lauf... seiner alten Bahn gelenkt wurde – und brachte ihn auf Kollisions- kurs mit der Erde.“ Jaan T. Murphys Miene versteinerte. DOCH MIT DES GESCHICKES Unwillkürlich schloß er die Augen, als er begriff, dass er alle seine MÄCHTEN... hochfliegenden Pläne begraben musste. „Was ist das?“ fragte Rebecca Mehmet und deutete auf eines der Nein, nicht alle! Fenster. Murphy war schon immer ein Realist der Extremklasse gewesen. Oliver Merian blickte ebenfalls hinaus – und erschrak im ersten Sein Leitmotiv war: Lassen sich die Gegebenheiten nicht meinen Moment, denn die rötlichgelbe Säule aus brodelndem Staub und Plänen anpassen, so passe ich meine Pläne den Gegebenheiten an. Sand, die genau auf die BEAGLE 1 zu raste, war riesig und ver- Schon nach wenigen Sekunden baute sich in seinem Bewusstsein deckte innerhalb weniger Sekunden das ganze Blickfeld. Aber eine Vorstellung von der künftigen Entwicklung auf, wie der Zu- durch die anderen Fenster war zu sehen, dass es noch mindestens sammenbruch der bisherigen Voraussetzungen sie ermöglichte. drei weitere solche Phänomene gab. Doch er dachte nicht daran, seine Überlegungen zu offenbaren, „Staubteufel!“ sagte Alexander Perwuchin. „Kein Grund zur Be- denn sie ließen keinen Raum für die Interessen anderer Menschen. unruhigung!“ „Was wird Andrew unternehmen?“ fragte er sachlich. „Das meinst du...!“ rief Fumiko Shitaba zweifelnd. Higgins zuckte mit den Schultern. „Er hat mit den Russen und den Chinesen gesprochen. Wir, die Oliver konnte sie verstehen, denn das Gebilde war schätzungs- Iwans und die Gelben werden Thors Hammer mit etwa dreißig weise acht Kilometer hoch und besaß eine „Fußbreite“ von zirka Atomraketen im All abfangen und pulverisieren.“ Er hüstelte. dreihundert Metern – und es rotierte rasend schnell um sich selbst. „Zumindest kicken wir ihn aus der Bahn.“ Die Außenmikrofone übertrugen ein anschwellendes Mahlen, „Hm!“ machte Murphy skeptisch. „Und wenn weder das eine Knirschen und Heulen. Gleichzeitig verdunkelte die meteorologi- noch das andere klappt?“ sche Erscheinung das ohnehin schwache Sonnenlicht. „Die Militärs sind sich sicher, dass sie die Nuß knacken.“ Er grin- Der Geologe wusste, dass die Staubteufel oder Dust Devils häufig ste schief. „Sonst müssen wir zum Mars umsiedeln.“ auf dem Roten Planeten vorkommende Erscheinungen waren, die Murphy hielt für einen Moment den Atem an, weil er befürchtete, man als relativ harmlos eingestuft hatte, weil die Luftdichte auf Higgins hätte seinen Plan erraten. Er verwarf den Gedanken dem Mars so gering war. schnell wieder. Niemand konnte seinen Plan erraten. Dazu war er Aber das war auf der Erde gewesen. Dort hatten die von verschie- zu verwegen. Genauer gesagt, zu niederträchtig, ja fast schon denen Marssonden übertragenen Bilder fast spielerisch ausgese- satanisch. hen. Nur waren sie das nicht, sondern richtige Minitornados, die Higgins räusperte sich. mit ihren aufgewirbelten Sand- und Staubmassen den Tag zur „Der Präsident hat eine Bitte an dich, Jaan“, erklärte er. „Du Nacht machen konnten. Sie entstanden meist am späten Nachmit- möchtest mit deinen Spezialcomputern die Berechnungen der tag durch Aufheizen und spiraliges Drehen von Luft direkt über Militärs überprüfen und nötigenfalls korrigieren. Sie werden dir der Oberfläche in trockenen Gegenden – auf dem Mars genauso demnächst überspielt. „Wir wissen ja, dass deine Computer den wie in den Wüsten der Erde. unseren um Jahre voraus sind.“ Ein heftiger Stoß erschütterte das Habitat, als der erste Sandteufel Murphy nickte. auf die Außenhaut prallte. Danach rüttelten regelrechte Beben-

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wellen das Objekt von der Erde durch. Mahlende Geräusche wie gewalten gegenüberstanden, mit denen noch niemals Wesen ihrer von mit wechselnder Intensität laufenden Sandstrahlgebläsen Art konfrontiert worden waren. Eine Handvoll Wesen von einer marterten die Ohren und die Nerven. anderen Welt – wie konnten sie gegen die Urkräfte eines kaum er- Oliver Merian zweifelte plötzlich daran, dass sie optimal auf alle forschten Planeten bestehen? Eventualitäten vorbereitet waren, die auf dem Roten Planeten ka- Und die BEAGLE 2? men und gingen. Wie konnte die Luft, die auf Bodenhöhe nicht „Vorhin kamen ein paar Signale herein“, berichtete Bowen ge- dichter war als in den höchsten Schichten der irdischen Stratos- drückt. „Es waren unverständliche Wortfetzen – und danach drei- phäre, so dass Wasser in einem offenen Gefäß sofort verkochte – mal Mayday.“ auch bei weit unter Null Grad Celsius –, so gewalttätig sein? Niemand erwiderte etwas darauf. Es dauerte eine Weile, bis er eine plausible Erklärung dafür fand: Es gab nichts, was hätte gesagt werden können. Sie mussten ab- Nicht die Luft war gewalttätig, sondern der erhitzte Marsstaub – warten – und hoffen... und er war es gerade deswegen, weil die Luft so dünn war, dass sie seinen Bewegungen kaum Widerstand leistete. „Dort!“ rief Fumiko Shitaba und deutete auf zwei Fenster, gegen COUNTDOWN die statt des rotgelben Sandes etwas Weißes anbrandete. Der 3-Tage-Countdown vor dem Start der Mission Odysseus hatte „Schnee!“ begonnen. Im Unterschied zur ursprünglichen Planung waren da- „Es ist Eis“, erklärte Perwuchin. „In die Anzüge, Leute! Wenn ran allerdings BEAGLE 1 und BEAGLE 2 beteiligt. Eiswolken auftauchen, zieht ein Orkan auf. So war es bisher fast Thors Hammer hatte die Verantwortlichen zur drastischen Ände- immer – und ein echter Orkan kann uns gefährlich werden.“ rung des Programms gezwungen – und der Verlauf der letzten Sie nahmen alle ihre Raumschutzanzüge, die sie eben erst abge- Wochen schien ihnen recht zu geben. legt hatten. Denn der Versuch, den Asteroiden durch massierten Beschuß mit „Und BEAGLE 2 muß sich gerade in der Phase des aerodynami- Atomraketen aus seiner todbringenden Bahn zu stoßen oder zu zer- schen Abbremsmanövers befinden, das die Abstiegsgeschwindig- trümmern, war fehlgeschlagen. Es hatte sich herausgestellt, dass keit auf Unterschallgeschwindigkeit reduziert!“ stieß Oliver er- das Nuklearwaffenarsenal der irdischen Atommächte, das imstande schrocken hervor. „Dann sind sie in allergrößten Schwierigkei- war, die Menschheit mehrfach zu vernichten, beim Versuch der ten.“ Er dachte voller Angst an seine Freundin. „Abbrechen könn- Abwehr einer Bedrohung aus dem All jämmerlich versagte. nen sie nicht. Also müssen sie demnächst die Fallschirme öffnen Inzwischen waren durch die Medien eine Menge Einzelheiten – und dann werden sie zum Spielball des Orkans.“ über die Gefahr durchgesickert. Allerdings hatten die Machthaber „Vielleicht haben sie die Vorboten des Sturms rechtzeitig erkannt aller Staaten in seltener Einmütigkeit das wahre Ausmaß der Ge- und entsprechend umdisponiert“, versuchte die japanische Exo- fahr herunterspielen lassen. In allen bisherigen Verlautbarungen biologin ihn zu beruhigen. „Schließlich ist es Vorschrift, dass die hieß es, der Asteroid sei durch den Atomwaffenbeschuß so ange- aerodynamische Abbremsung nur bei Windstille eingeleitet schlagen, dass er vor dem Erreichen der Erde auseinanderbrechen wird.“ würde. Dadurch könnte das Gros der Menschheit überleben, wenn Der Geologe lächelte dankbar, auch wenn seine Angst nicht ver- es sich nur in Bunkern, Kellern und Gräben verkriechen würde. flogen war. Fumikos Art wirkte wohltuend beruhigend, und sie Ob die Machthaber der Erde selber daran glaubten, war nicht si- bewies immer ihre von Herzen kommende Anteilnahme. Aber es cher. Zwar standen ihnen die besten Atombunker zur Verfügung, war vor allem die seelische Nähe, die ihn tröstete. aber wahrscheinlich hätten sie versucht, sich mit einem der beiden „Ich versuche, sie zu erreichen“, sagte Asmond Bowen, der auch bereitstehenden Marsraumschiffe zu retten – wenn sie sich nicht als Funker fungierte. „Aber die atmosphärischen Störungen sind gegenseitig daran gehindert hätten. Keiner gönnte dem anderen einfach zu stark.“ die Rettung, folglich kam keiner von ihnen an die rettenden Ar- Während die Astronauten sich wieder in ihre steifen Raumanzüge chen heran. Die anderen hätten es vereitelt. zwängten, vereisten sämtliche Fenster. Die Anzeige der Außen- Die Crews der Raumschiffe hielten sich seit drei Wochen in den thermometer stürzte rapide ab. besonders geschützten Räumen des Headquarters auf. Dr. Zubrin Allmählich wurde den Raumfahrern klar, dass sie in eine Situation hatte dafür gesorgt, dass sie hier alles bekamen, was sie brauch- geraten waren, auf die sie nur unzureichend vorbereitet waren, ten. Aber keiner von ihnen würde die Sicherheitszone von Cape denn keine der bisherigen Marsbobachtungen hatte Hinweise auf Canaveral verlassen dürfen. Hinter den Absperrungen rotteten dermaßen abrupt ausbrechende Stürme von Orkanstärke gegeben. sich immer wieder größere und kleinere Gruppen von Menschen Die Beleuchtung flackerte, erlosch, ging wieder an und erlosch zusammen, die meistens gar nicht wussten warum. Nur ein paar wieder. Das Innere des Habitats lag in völliger Dunkelheit da Nur kleine Gruppen bildeten sich vielleicht ein, sich an Bord eines der die Lichtflächen und -punkte der Kontrollen verbreiteten ein fah- beiden Raumschiffe durchkämpfen zu können und vor der Katas- les gespenstisches Dämmerlicht. Doch sie flackerten und flim- trophe in den Weltraum zu fliehen. merten nur chaotisch. Das war natürlich unmöglich: Kein Laie durfte hoffen, mit der „Energetische Störungen“, sagte Alexander Perwuchin. „Die Son- komplizierten Bedienung eines Marsraumschiffes klar zu komm- ne scheint schon wieder verrückt zu spielen.“ men – ganz zu schweigen davon, dass außerdem ein jahrelanges „Der Mars hat etwas gegen uns“, ertönte die Stimme von Rebecca körperliches Auslesetraining dazu gehört hatte, die Besten heraus- Mehmet aus der Dunkelheit. zusieben, die es wirklich schaffen konnten. „Quatsch!“ brummte Asmond Bowen ungehalten. Außerdem war das Areal durch starke Militäreinheiten Tag und Im nächsten Moment ging die Beleuchtung wieder an. Die Kon- Nacht bewacht, die zudem von Panzern verstärkt waren. Kein Un- trollen leuchteten stetig und beruhigend. Auch das Tosen des befugter würde hereinkommen. Aber wer befugt war und hinaus- Staubes und der Eiswolken ließ nach. Allerdings blieb die Sicht ginge, käme wahrscheinlich niemals zurück. Unter psychischem nach draußen versperrt. Auf den Außenflächen der Fenster lag Überdruck stehende Menschenmassen waren unberechenbar, das eine dicke Eiskruste. Das wurde aber nicht als bedrohlicht einge- hatten die vergangenen Jahrtausende bewiesen. stuft. Der niedrige marsianische Luftdruck würde schnell dafür „T minus 27 Stunden“, verkündete eine Stimme aus den Lautspre- sorgen, dass das Eis verdampfte. chern des Aufenthaltsraums. „Vierstündige Countdown-Unter- Dennoch hatte der Orkan den Menschen gezeigt, dass sie Natur- brechnung. Die Backup-Flugsysteme werden überprüft.“

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Oliver Merian und Sigrid Schmidt standen dicht nebeneinander. voneinander entfernt waren, denn das ungeheuer widerstandsfähi- Auch alle anderen Mars-Astronauten befanden sich im Aufent- ge Stahlseil, mit dem die beiden BEAGLES verbunden sein wür- haltsraum. Ebenfalls anwesend war Dr. Robert Zubrin. Er wollte den, war exakt hundertfünfzig Meter lang. seine Crews umsorgen, bis sie die Flugdecks ihrer Schiffe bestieg. Hundertfünfzig Meter und eine Ewigkeit voneinander entfernt, wür- Selbstverständlich hatten die Astronauten versucht, ihn zum Mit- den sie sechs Monate lang umeinander kreisend durch den Weltraum kommen zu bewegen. Zwar hatte er nicht das gleiche harte Trai- schippern, den Abgrund zwischen Erde und Mars überbrücken und ning wie sie mitgemacht und war eigentlich auch nicht zum Astro- danach auf die Oberfläche des Roten Planeten absteigen. nauten ausgebildet. Doch sein Umgang mit diesen Dingen und Sechs Monate? Eine halbe Ewigkeit? seine Beherrschung der Materie hätten ihn durchaus befähigt, an Sechs Monate? Was für ein kurzer Trip! Die alten Segelschiffe der Marsmission teilzunehmen. Wahrscheinlich wäre er dank sei- brauchten Jahre für den Bruchteil eines Bruchteils der Entfernung ner Führungsqualitäten sogar der geborene Missions-Commander Erde – Mars. gewesen. Aber er hatte alle diesbezüglichen Vorschläge mit dem Und auch auf dem Mars würde mit der Landung erst das Große Hinweis auf seine Familie abgewiesen. Das hatten die Raum- Abenteuer beginnen – dessen Ausgang über Leben und Tod ent- fahrer akzeptiert. Sie selbst waren ungebunden. Das war eine der scheiden würde... Bedingungen für die Anwartschaft zur Marsexpedition gewesen, die immerhin einige Jahre dauern konnte. Bei T minus 2 Stunden, 25 Minuten befanden sich die Crews in den sogenannten White-Rooms, den Zugangsbrücken zu ihren Und in diesem Falle wahrscheinlich bis an ihr Lebensende. Schiffen – und sie schickten sich an, die BEAGLES zu besteigen. Darüber dachten sie aber nicht ständig nach, denn das hätte sie Zwanzig Minuten später waren im Flugdeck vom Bodenpersonal psychisch nur unnötig belastet. Sie beschäftigten sich mit prakti- die jeweiligen Schiffskommandanten links und ihre Stellvertreter schen Fragen und arbeiteten noch einmal alle Informationen vorne rechts festgeschnallt worden, die jeweils übrigen drei Mis- durch, die über den Roten Planeten vorlagen – und das waren sionsspezialisten nahmen hinter ihnen beziehungsweise im nicht wenige. Mitteldeck Platz. Inzwischen verstrich die Zeit Stunde um Stunde... Dr. Zubrin hatte die Crew von BEAGLE-2 begleitet und verfolg- Schritt für Schritt wurde der Countdown abgewickelt. Reine te Einstieg und Versorgung der Crew-Mitglieder. Über Funk stand Routine. er allerdings permanent mit der Crew von BEAGLE-1 und dem Nach der ersten vierstunden Unterbrechnung wurden die Start- Launch-Control-Center am Cape sowie dem Mission-Control- rampen von allen Technikern verlassen. Die internen Tanks waren Center in Houston in Verbindung. zum Betanken bereit. So wie er verfolgen konnte, was in der BEAGLE 1 gesprochen Zwei Stunden später, bei T-23 Stunden, 45 Minuten, wurden die in- wurde, hörten die Mitglieder der BEAGLE 1 natürlich auch mit, ternen Tanks des Raumschiffs eingebaut und mit flüssigem Was- was in der BEAGLE 2 gesprochen wurde – und worüber er mit serstoff und flüssigem Sauerstoff gefüllt; sie dienten zur Versor- dem LCC und dem MCC redete. gung der Brennstoffzellen und zur Sauerstoffversorgung an Bord. Eine zeitlang verlief alles routinemäßig normal, doch dann ge- Bei T-19 Stunden gab es die zweite vierstündige Countdown-Un- schah etwas Unvorhergesehenes. terbrechung. Die Startrampe wurde wieder für normale Arbeiten Das LCC teilte Robert Zubrin mit, dass ein Mister Jaan T. Murphy freigegeben. mittels Weisung des Präsidenten zu einer unangemeldeten Inspek- Und so ging es weiter... tion von BEAGLE-2 angekommen sei. Bei T minus 8 Stunden wurde das gesamte Gebiet im Umkreis der Der Direktor reagierte überrascht und zornig auf diese Mitteilung. Startrampe gesichert; im Nutzlastraum wurde die Luft durch „Es ist mir vollkommen egal, ob dieser Mister Murphy die Geneh- Stickstoff ersetzt, um die Brandgefahr zu beseitigen. migung des Präsidenten hat“, erklärte er den Leuten vom Launch- Bei T minus 6 Stunden begann die dritte vierstündige Count- Control-Center. „Ohne meine Erlaubnis hätte er gar nicht erst die down-Unterbrechung, die Vorbereitungen für das Betanken des Absperrung passieren dürfen. Sagt ihm, er soll sich von den Start- externen Tanks wurden beendet, ein Wetterbriefing fand statt, in rampen fernhalten.“ dem entschieden wurde, ob das Betanken beginnen konnte. Ein paar Sekunden lang herrschte ein Durcheinander aufgeregter Als die Antwort JA lautete, begann am Ende dieses Holds das Be- Stimmen, dann meldete sich jemand und sagte: tanken mit 8 Millionen flüssigem Wasser- und Sauerstoff. „Hier spricht Jaan T. Murphy. Direktor Zubrin, ich habe alle erfor- Danach wurden die BEAGLE-Crews, die eine Schlafpause einge- derlichen Vollmachten vom Präsidenten persönlich. Andernfalls legt hatten, geweckt. wäre ich niemals hereingekommen. Übrigens wissen Sie ja, dass Während einer weiteren, zweistündigen, Countdown-Unterbre- ich ursprünglich für die Mission der BEAGLE 3 vorgesehen war chung wurden die OMS-Düsen auf ihre Beweglichkeit getestet, und als Astronaut qualifiziert bin.“ das sogenannte Ice-Team scheckte die Außenhauttemperatur der „Sie waren für den Flug in gut zwei Jahren vorgemerkt, Mister Raumschiffe, das Befüllen der Externen Tanks war beendet, die Murphy!“ entgegnete Robert Zubrin abweisend. „Vom Chefbera- Zugangsbrücken (die White-Rooms) und die Besatzungsräume ter des Präsidenten. Aber meine Zustimmung gab es nicht und wurden für das Eintreffen der Crews vorbereitet, die Astronauten hätte es niemals gegeben. Die Crew von BEAGLE 3 stand seit an- nahmen ihr traditionelles „Weltraum-Frühstück“ ein – auf die Ein- derthalb Jahren fest. Bleiben Sie im Launch-Control-Center, bis haltung der zur Routine gewordenen Gewohnheiten legte Dr. Zu- der Start erfolgt ist! Ich werde dann zu Ihnen kommen. Und noch brin allergrößten Wert-, im Anschluß daran legten die Raumfahrer einmal: Halten Sie sich von den Startrampen fern. Ich mache Sie ihre Druckanzüge an. darauf aufmerksam, dass ich bewaffnet bin und von der Schuss- Bei T minus 2 Stunden, 55 Minuten verließen die Crews das Ope- waffe Gebrauch mache, sollten Sie versuchen, in die BEAGLE 2 ration & Checkout-Building – diesmal im Gegensatz zu früher oh- zu kommen. Wir haben eine Ausnahmesituation, die mich zu sol- ne ein Blitzlichtgewitter der Presse, denn eine Presse gab es dies- chen Maßnahmen berechtigt.“ mal nicht – und fuhren in zwei Spezialbussen zu den Startrampen. Murphy sagte nichts darauf. Aber wenige Minuten später melde- Zuvor hatten sich Oliver Merian und Sigrid Schmidt verabschie- te sich Zubrins Sekretärin und rief erregt: det. Das war ihnen nicht leichtgefallen, denn sie würden sich min- „Sir, der Kerl hat nicht auf Sie gehört. Er ist mit zwei bewaff- destens sechs Monate lang nicht wiedersehen, auch wenn sie wäh- fneten Männern in einem Jeep losgefahren. Sie fahren zu den rend des Hinfluges zum Mars nie weiter als hundertfünfzig Meter Startrampen.“

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„Ich werde ihn aufhalten“, gab Zubrin zurück. „Der Countdown Jaan T. Murphy richtete seinen Revolver auf Alexander Perwu- wird auf keinen Fall unterbrochen. Das gilt für BEAGLE-1 und 2. chin und sagte eisig: Die Crews prüfen jetzt ihre Check-Listen. Falls Murphy es wagt, „Ich werde mich nicht wiederholen. Sie hören jetzt auf mein hier aufzutauchen, bin ich gezwungen, ihn sofort zu erschießen. Kommando.“ Alles muß blitzschnell erledigt sein, damit bei einer ausgedehnten Unterdessen war Oliver Merian nicht untätig gewesen. Er hatte Schießerei nicht die Raumschiffe beschädigt werden.“ sich losgeschnallt, bewegte sich aber nicht, um sich nicht vorzei- „Wir prüfen jetzt ebenfalls die Check-Listen, Sir“, erklärte Ale- tig zu verraten. So unauffällig wie möglich sah er sich nach etwas xander Perwuchin. „T minus eine Stunde, zwanzig Minuten!“ um, das sich als Waffe verwenden ließ. Eigentlich gab es nichts „Ich verstehe nicht, weshalb dieser Murphy die Kontrollen passie- dergleichen. In einem Raumschiff lag nichts einfach lose herum. ren konnte“, meinte Asmond Bowen. „Noch dazu mit zwei be- Oliver verzweifelte fast, da sah er ein dickes Kabel. waffneten Begleitern.“ Unwillkürlich hielt er die Luft an. „Er ist ein hohes Tier“, antwortete Perwuchin wütend. „Ich habe Es war das Starkstromkabel für die Energieversorgung der SRB- einiges von seinem STARCASTLE gehört. Er soll dort Genfor- Zündmechanismen (die SRBs waren die beiden Space-Shuttle- schung betreiben und Transplantate züchten. Angeblich haben Feststoffraketen, über die jeder BEAGLE verfügte), und es war viele einflussreiche Leute aus Wirtschaft und Politik neue Herzen, nur lose in seine Buchse gesteckt. Ein Fehler des Bodenpersonals. Lungen, Lebern und andere Organe in STARCASTLE implantiert Oder ein Werk der Vorsehung? gekriegt. Das sichert ihm enormen Einfluß. Außerdem war er tat- Normalerweise hätte der Geologe sich nicht daran vergriffen, aber sächlich für BEAGLE 3 vorgesehen. die Lage war eigentlich hoffnungslos – und wenn Murphy sich Er reckte den Hals, als vom Einstiegsluk Tumult zu hören war. durchsetzte, sollte BEAGLE-1 am besten gar nicht starten. BEA- Anscheinend war Streit unter den Leuten vom Bodenpersonal GLE-2 bekam über die stehende Funkverbindung das Wesentli- ausgebrochen, nahmen die Astronauten an. che mit und würde warten, bis die Lage bereinigt war – und dass Sie begriffen erst, was wirklich geschah, als ein paar Schüsse fie- sie bereinigt werden würde, da war sich Oliver sicher. Murphy len. Ein Mann vom Bodenpersonal schrie auf. Etwas polterte. durfte niemals die Oberhand behalten. Die Marsmission war zu Dann tauchte ein Mechaniker vor dem Schott auf. Wieder fielen wichtig. Außerdem drängte die Zeit. Der Asteroid würde zwei- Schüsse. Der Mechaniker brach zusammen, wurde brutal wegge- einhalb Stunden nach dem Start der BEAGLES einschlagen. rissen – und dann drangen drei bewaffnete Männer ein. Zwei tru- In zornigem Entschluß riß der Geologe das Kabel heraus und gen kurzläufige Maschinenpistolen, einer einen Smith & Wesson schwang es mit dem blanken Ende gegen Murphy. Normalerweise Revolver. wäre es unmöglich gewesen, trotz des einengenden Schutzanzugs „Auf den Plätzen bleiben – und keine Dummheiten!“ befahl der kraftvoll auszuholen und einen Gegner zu treffen. Doch Oliver mit dem Revolver. war geübter Samurai-Schwertkämpfer. Seine körperliche Kondi- „Murphy!“ stieß Perwuchin zornbebend hervor. „Sie Mörder!“ tion wurde durch eisern trainierte geistige Konzentration entschei- „Richtig, ich bin Jaan Murphy“, erklärte der Revolverträger. dend unterstützt. „Aber meine Leute haben niemanden getötet, nur verwundet. Ich Das blanke Kabelende traf die Waffenhand Murphys. Mit ohren- habe dafür gesorgt, dass sie weggebracht werden. Wir sind keine betäubendem Krachen sprang eine Entladung, grell wie ein Licht- Mörder. Aber ich habe jetzt die Befehlsgewalt. Sie werden meine bogen, über. Doch irgend etwas war seltsam. Das grelle Licht er- Anweisungen befolgen.“ losch sofort wieder und wurde von einem goldfarbenen Schein ab- Oliver Merian musterte ihn. gelöst, der sich ausdehnte und im nächsten Moment verschwand. Murphy mochte knapp 50 Jahre alt sein. Er war groß und hager, Jaan T. Murphy flog mit verdrehtem Körper ein paar Meter durch hatte ein schmales, hartes Gesicht, eisblaue Augen, eine lange die Luft und knallte neben der Luke an die Wand. Es ging so schmale Nase und schütteres hellblondes Haar. Sein Blick wirkte schnell, dass kein menschliches Auge den Flug sehen konnte. fast hypnotisch. Er schien ein Fanatiker zu sein – ein gefährlicher Ebenso schnell sackte er in sich zusammen. Fanatiker, denn er war zweifellos hochintelligent. Im nächsten Augenblick war auch Perwuchin auf den Beinen. Er „Ich komme mit zum Mars!“ teilte Murphy mit, als hielte er das wollte sich auf Murphy stürzen, wich aber erschrocken zurück, als für selbstverständlich. er sah, dass dessen zuckender Körper immer noch unter Stark- „Wir haben keinen Druckanzug für Sie“, erklärte Perwuchin. strom stand, weil eine energetische Adhäsionskraft das Kabel mit- „Verlassen Sie das Schiff!“ gerissen hatte. Er wirbelte herum, packte nacheinander die beiden Murphy lächelte humorlos. verwundeten Begleiter Murphys und warf sie nach draußen, als „Ich nehme seinen Druckanzug! Später. Erst einmal starten wir so, wären es zwei Säcke voll Kartoffeln. Danach befahl er den ent- wie ich bin.“ Er deutete mit dem Revolverlauf auf Oliver. „Er hat geisterten Leuten des Bodenpersonals, sich mit den verwundeten ungefähr meine Statur. Außerdem gibt es Reserveanzüge.“ Kollegen zu entfernen. Zwei Männer sollten auf die Leiche des Aus den Augenwinkeln sah der Geologe, wie Asmond Bowen Eindringlings warten. sich losschnallte. Er blickte ihn warnend an, um ihn von seinem Unterdessen hatte Oliver Merian das Kabel von Murphy wegge- riskanten Vorhaben abzuhalten. Doch der Navigator ließ nicht ab. zogen und das blanke Ende wieder in die Buchse gesteckt, aus der Murphy schien nichts zu bemerken, Er trat näher. Seine Leute er es gerissen hatte. Er führte alle Bewegungen völlig ruhig aus. blieben an der Luke stehen. Seine Hände zitterten kein bisschen. Doch innerlich war er wie „Die kommen nicht mit“, erklärte Murphy beruhigend. „Sie wer- betäubt. Er dachte unablässig daran, dass sein Leben nach diesem den ihre Belohnung kassieren und dann ausgesorgt haben.“ Ungeheuerlichen nie wieder so sein würde wie zuvor. Einen Men- Er lachte zynisch. schen im Kampf besiegen war eines, ihn töten, etwas abgrundtief Im selben Moment zog Bowen einen Derringer unter seinem Sitz anderes. hervor. Der Teufel musste ihn geritten haben, eine Waffe auf die Murphy hörte auf zu zucken und lag in Fötusstellung reglos auf Mission mitzunehmen. dem Boden. Die Pupillen seiner Augen waren geweitet und starr. Er schoß zweimal – gleichzeitig mit seinem zweiten Schuß ging „Er ist tot“, stellte Asmond Bowen fest. „Werft ihn hinaus!“ Murphys Waffe los. „Was ist mit dir?“ fragte Fumiko Shitaba, während sie sich loss- Die Begleiter Murphys schrien auf und ließen ihre schnallte. Maschinenpistolen fallen. Ihre rechten Hände waren blutig. „Ich habe nur einen Streifschuß an der linken Schulter“, antwor- Bowen war ebenfalls die Waffe entfallen, und er hielt sich den tete Bowen. „Nicht weiter gefährlich. Wir müssen das Loch im linken Unterarm. Er war Linkshänder. Schutzanzug flicken, aber dafür haben wir ja Spezialkleber.“

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Nachdem die Medizinerin sich aus ihrem Kontursitz befreit hatte, schön! Leg' ihn auf Eis, Fumiko! Wir werden später entscheiden, untersuchte sie Bowens Wunde und desinfizierte sie. was mit ihm geschieht. Vielleicht werfen wir ihn zwischen Erde „Nur ein Kratzer“, meinte sie dabei. und Mars aus dem Schiff. Der Kerl ist ein Egoist reinsten Wassers Danach wandte sich sich Murphy zu und untersuchte ihn. und damit bei unserer Mission eine lebende Zeitbombe.“ Sein Herz schlägt unregelmäßig, aber es schlägt. Ich fürchte aller- „Es ist nicht gesagt, dass er jemals wieder aus dem Koma er- dings, dass wir bald mit Kammerflimmern rechnen müssen“, er- wacht“, stellte Fumiko klar. klärte sie. „Seine Augen sind weit geöffnet und starr. Er befindet „Hebt euch diese Diskussion für ruhige Zeiten auf, Leute!“ ord- sich im Koma. Wenn ich ihn nicht sofort an unser Lebenserhal- nete Zubrin an. „Wir machen sofort weiter im Text! Kleine Ände- tungssystem anschließe, stirbt er in den nächsten paar Minuten.“ rung! Nachdem ich BEAGLE 2 verlassen habe, schließen die „Soll er doch!“ grollte Perwuchin. Crews die Schotten! Erst danach wird die Kommunikation zwi- „Wartet!“ meldete sich Robert Zubrin wieder über Funk. „Was schen den Schiffen und Houston getestet; anschließend setzen genau war los? Ich habe bis jetzt geschwiegen, um euch nicht sich alle Besatzungsmitglieder und prüfen ihre Check-Listen. Das durcheinander zu bringen. Murphy hat sehr schnell geschaltet. Als nächste Wetter-Update lassen wir aus; wir müssen bei jedem ihm klar war, dass ich auf ihn schießen würde, ist er zu euch Wetter starten. Die halbe Stunde dafür überspringen wir. Bei T gefahren.“ minus 30 Minuten werden die Orbiter-Acce-Arms gesichert, für Nachdem Rebecca Mehmet berichtet hatte, sagte er: den Start vorbereitet. Die OMS-Triebwerke werden unter Strom „Ihr habt eure Sache gut gemacht. Schließt Murphy an das Le- gesetzt. Dann läuft alles wieder normal nach dem Standard-Fahr- benserhaltungssystem an!“ plan.“ „Aber wir können ihn doch nicht mit zum Mars nehmen!“ protes- Er räusperte sich und sagte mit deutlich hörbarer Rührung: tierte Rebecca. „Ich gehe jetzt von Bord und kehre ins Launch-Control-Center zu- „Noch dazu als lebenden Toten“, meinte Asmond Bowen. rück. Von dort halte ich Verbindung mit euch, bis ihr nach dem Fa- Alex soll entscheiden“, erklärte Zubrin. „Er ist der Commander. kir-Seiltrick den Orbit gemeinsam verlasst. Hals- und Bein- Ich kann euch nur vorschlagen, ihn zu retten. Er hat niemanden bruch!“ getötet und es auch nicht versucht. Werft ihr ihn hinaus, stirbt er. „Danke, Sir“, erwiderte Alexander Perwuchin mit belegter Stim- Aber es ist nicht nur eine moralische Entscheidung. Murphy hat me. „Wir werden es halten wie der Schamane mit seinem sibiri- ein Astronautentraining des höchsten Standards hinter sich. schen Stockklo: auf den einen Stock stützen wir uns und mit dem Außerdem ist er ein genialer Wissenschaftler. Und ihr könnt nicht anderen halten wir uns die Wölfe vom Leib.“ Er schniefte. „Das lange überlegen, denn ihr müßt jetzt mit dem Countdown weiter- wird ein Spaß, Leute!“ machen.“ „Karascho, Towarisch Alex!“ sagte Robert Zubrin. Er sagte es fast Perwuchin knirschte mit den Zähnen, dann sagte er: feierlich. „Also eine Kosten-Nutzen-Kalkulation. Mir wird schlecht. Aber Fortsetzung folgt

Mars Desert Research Station im Besucherkomplex des Kennedy Space Centers aufgestellt Von Heike Wierzchowski

Die Mars Desert Research Station (MDRS), das Nachfolgemodell der FMARS, wurde am 1. Juli im Besucherkomplex des Kennedy Space Centers aufgebaut. September 2001 wird die Station in einer Wüste im Südwesten der USA aufgestellt und bis zum Frühjahr für Feld- forschungen genutzt.

Gebaut wurde die MDRS von B.O.I. Inc. (Built on Integrity), einem Unternehmen von Scott Fisher (Fisher Space Pen Company), der schon seit vielen Jahren die Raumfahrt und insbesondere die Mars Society unterstützt. Die Station besteht aus einem Stahlrahmen, einem Schaumstoff- Kern und einer Elastomer-Hülle. Durch diese Konstruktion ist die Station viel leichter als die gleich große FMARS, die auf Devon Island zur Zeit wieder in Betrieb genommen wurde.

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