Jazz/Alben Klassik Pop/Alben
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20 Pop/Alben Klassik ▼ Konzerte und Premieren ESSEN Zurück zum Krach: The Jesus and Mary Chain veröffent- Die Kammermusik von Gustav Holst Giacomo Meyerbeer: Der Prophet. lichen nach 18 Jahren wieder ein Album – „Damage and Joy“. beeindruckt mit Bläserschwung und Täufer-Drama von 1849 voller fesselnder Warner Music, ab 24. März. Farbenpracht. Farao Classics. Effekte. Aalto-Theater, Premiere 9. 4. ● Unter allen unwahrschein- sche Härte, die dieser Band MANNHEIM lichen Comebacks der Pop- schon immer zu eigen war. Robert Schumann: Genoveva. Alexander geschichte dürfte dies das un- Wer sonst käme auf die Idee, Soddy dirigiert. Opernhaus, Premiere 29.4. wahrscheinlichste sein. Als sich wie Trauben in einer Fla- Te Jesus and Mary Chain sche zu fühlen, „wine today SAARBRÜCKEN 1984 ihr Debütalbum „Psycho- but piss tomorrow“? Wer wür- Hölderlin-Vertonungen. Chorkunst vom candy“ herausbrachten, gal- de eine zerbrochene Bezie- SWR Vokal ensemble. Stiftskirche, 7. 4. ten die Schotten als eine der hung mit ähnlicher Lakonie wildesten Bands der Welt. skizzieren wie in „Always STUTTGART „Einfach wegducken, wenn Sad“: „I think I’m always sad, G. Verdi: Simon Boccanegra. Für Belcan- die Flaschen fiegen“, riet der cause you’re the best I ever to-Genießer. Staatstheater. Premiere 22. 4. Schlagzeuger Bobbie Gilles- had“? Nie wieder fühlt man pie seinem Nachfolger, als er sich so kaputt wie in den Jah- zwei Jahre später ausstieg. ren der jugendlichen Orientie- Das Brüderpaar Jim und Willi- rungslosigkeit. Te Jesus and Jazz/Alben am Reid, heute 55 und 58 Jah- Mary Chain haben diesem Ge- re alt, die den Kern der Band fühl in ihrer großen Zeit einen Der polnische Trompeter Tomasz bildeten und nun wieder bil- Sound gegeben. Das lässt sich Stanko schuf Musik für die Fernseh- den, prügelten sich regelmä- nicht wiederholen. Mit „Da- serie „Homeland“. ECM, ab 31. März. ßig, waren dauerbetrunken, mage and Joy“ haben Jim und zertrümmerten ihr Equipment William Reid eine Platte ge- Komponist Gustav Holst ● Zur Ironie der amerikanischen Fern- und schlugen sich mit Fans. macht, die die Nostalgie für sehserie „Homeland“ gehört, dass das Kaum ein Konzert dauerte die alte Kaputtheit zugleich ● Ja, er war ein Spätling. Und, jawohl, komplizierte Innenleben der bipolaren länger als 20 Minuten; die zart und cool klingen lässt. er lehnte die steilen Stilideen der Zeitge- Geheimagentin Carrie Mathison zwar Musik war eine Mischung aus Tobias Rapp nossen ab. Aber darf man bei der klang - immer wieder mit Jazz illustriert wird, Bubblegum-Pop und Gitar- lichen Antwort auf die Welt nicht eigene diesem amerikanischsten aller Musikgen- renkrach. Seit 18 Jahren ha- ▼ Weiteres Wege suchen? Für Gustavus Teodore res – dass aber die konkreten Klänge, ben sie bis auf eine Single Popalbum von Holst (1874 bis 1934), der den schwe- die Carrie in ihrem Kopf hat, von einem nichts mehr veröfentlicht. dischen Adel seines Vaters nach 1914 ab- polnischen Musiker stammen: dem Wieso auch? Diese Band hatte Karen Elson: Double Roses. legte, war Tonkunst ein Muss. Schon mit Trompeter Tomasz Stanko, 74. In Stan- ihren Weg abgeschritten, am Es gibt gute Gründe, singen- 19 Chorleiter, verdingte er sich als Posau- kos Musik mischen sich intellektuelle Schluss erschien Jim so be- den Exmodels zu misstrauen. nist und wurde ein geachteter Musik - Kühle und Nervosität – wie in Carries trunken zu einem Auftritt in Die Engländerin Karen Elson, lehrer. Das Komponieren sah er ofenbar Denken. Außerdem interessieren Stanko Los Angeles, dass er kaum 38, dürfte die eine Ausnahme als Beitrag zur Verschönerung der Welt – vor allem Stimmungen, Klangtableaus, noch stehen konnte, worauf sein (Carla Bruni ist die andere). seine Orchestersuite „Die Planeten“ ist ofene musikalische Strukturen. Auch William die Bühne verließ – „Double Roses“ heißt ihr neues dank ihrer Melodik bis heute beliebt. das passt zu Carrie und ihrer Unberechen - und nicht mehr wiederkam. Album, es ist weniger rau als Zwar tönt das frühe a-Moll-Quintett, mit barkeit. Stanko ist einer der wichtigsten Was kann diese Band noch „The Ghost Who Walks“, ihr dem das Ensemble arabesques seine CD Musiker der polnischen Jazzszene, er wollen? „Amputation“ heißt Debüt, das ihr Exmann Jack beginnt, anfangs harmlos. Doch schon spielt seit den frühen Sechzigern und ein Song auf dem neuen Al- White von den White Stripes im Adagio schneidet Holst mutig Ak - hat alle Phasen dieser Musik geprägt. bum „Damage and Joy“, es produziert hatte. Stattdessen: korde gegeneinander. Im Terzetto von Seit ein paar Jahren hat er eine Woh- geht darin um das Gefühl, zehn Songs von klassischer 1925 weben Flöte, Oboe und Klarinette nung in New York und zusätzlich zu sei- sich aus der Popgeschichte Schönheit, voller Streicher, dann ein magisch leuchtendes Harmo- ner polnischen Gruppe noch ein ameri- herausoperiert zu fühlen, und Orgel- und Harfenklänge. niengespinst. Höhepunkt ist das e-Moll- kanisches Quartett. „December Avenue“ er hat genau jene melancholi- 1965 Records, ab 7. April. Sextett für Holzbläser und Streicher von heißt das neue Album, das er mit dieser 1900: Erst vor einigen Jahren entdeckt, Band eingespielt hat, zusammen mit verbreitet es gute Laune mit tänzeri- dem kubanischstämmigen Pianisten schem Schwung. Übersichtlich ist diese David Virelles, dem Detroiter Schlag - Musik, bisweilen schlicht. Holst, immer zeuger Gerald Clever und dem Bassisten ökonomisch in seinen Mitteln, wollte Reuben Rogers von den Jungferninseln. eben ganz normale Hörer erreichen. Zu Die zwölf Stücke haben nicht die kalte erleben, wie gut ihm das gelingt, macht Schönheit, die sich in der Musik seiner diese frühlingshafte Aufnahme zur schö- polnischen Gruppe fndet. Vor allem nen Ent deckung. Johannes Saltzwedel Reuben Rogers spielt seinen Bass mit großer Lebendigkeit und so nah an ▼ Weitere Klassikalben Blues und Calypso, wie es diese abstrak- te Musik eben zulässt. Stanko spielt sei- J. S. Bach: Matthäus-Passion. John Eliot ne Trompete, wie er es immer tut, mit sei- Gardiner setzt in seiner zweiten Einspie- nem wunderbaren vibratolosen Ton, den lung neue Maßstäbe für österlich-barocke langen melodischen Bögen, und ganz ei- Klangdramatik. Soli Deo Gloria. genartig vermatschten Klangfächen, die er immer wieder einstreut. Tobias Rapp „Piotr Anderszewski spielt Fantasien“. Mozart und Schumann, wunderbar eigen- sinnig gedeutet. Warner Classics. J. S. Bach: Cellosuiten 2, 4 und 5. Niklas Schmidt vollendet seine rundum meister- hafte Aufnahme. Fontenay Classics. Alexei W. Stanchinsky: Klavierwerke. Ekaterina Derzhavina plädiert überzeu- Ubisoft Gullick/Warner Shabazi; Shirana Di Perri/ECM Lebrecht/Culture-Images; Courtesy Music; Caterina Records; gend für den zu Unrecht vergessenen The-Jesus-and-Mary-Chain-Gründer William und Jim Reid Russen (1888 bis 1914). Profil Edition. Musiker Tomasz Stanko Foto: Steve .