CSU-LG – 8. WP Landesgruppensitzung: 13. 3. 1978

13. März 1978: Sitzung der Landesgruppe

ACSP, LG 1978: 5. Überschrift: »Protokoll zur 137. Sitzung der CSU-Landesgruppe am 13. März 1978«. Zeit: 20.00–21.10 Uhr. Vorsitz: Zimmermann.

Anwesend: Althammer, Becher, Dollinger, Engelsberger, Gierenstein, Glos, Haberl, Hand- los, Hartmann, Höffkes, Höpfinger, Graf Huyn, Jaeger, Jobst, Kiechle, Krone-Appuhn, Kunz, Lintner, Niegel, Probst, Röhner, Rose, Schleicher, Schneider, Spilker, Spranger, Graf von Stauffenberg, Stücklen, Warnke, Wittmann, Ziegler, Zimmermann.

Sitzungsverlauf: A. Bericht des Landesgruppenvorsitzenden über die Parlamentswahlen in Frankreich, die Diskussion über die Neutronenwaffe, die Deutschlandpolitik, die Fahndungspanne wäh- rend der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer und über die Rentendebatte. B. Erläuterungen des Parlamentarischen Geschäftsführers Röhner zum Plenum der Woche. C. Erläuterungen des Abg. Jaeger zur anstehenden Debatte über die Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zur menschenrechtlichen Lage in Deutschland und der Deutschen in Osteuropa. D. Ausführungen des Abg. Höpfinger zum 21. Rentenanpassungsgesetz. E. Allgemeine politische Aussprache.

[A.] TOP 1 : Bericht des Landesgruppenvorsitzenden Dr. Zimmermann gratuliert zum 63. Geburtstag. Zum 50. Geburtstag von Dr. überreicht der Landesgruppenvorsit- zende die übliche Karikatur begleitet mit den besten Wünschen. Dr. Zimmermann gibt einen ersten Bericht über die Wahlen in Frankreich. Grundsätz- lich sei nach dem ersten Wahlgang noch keine endgültige Beurteilung möglich. Eines lasse sich jedoch sagen, die »Linken« haben das Ziel der Machtübernahme noch nicht erreicht. Es bleibe ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Als Überraschung könne gewertet wer- den, daß es Raymond Barre1 gelungen sei, die Gaullisten durch eine enorme Mobilisie- rungsaktion zur stärksten Gruppe zu machen. Die Kommunisten haben nach dem Weltkrieg das zweitschlechteste Ergebnis erreicht. Die Entscheidung über die Sitzver- teilung im französischen Parlament werde somit erst am nächsten Sonntag in der Stichwahl fallen. Von deutscher Seite sollte im jetzigen Stadium des Wahlkampfes mit öffentlichen Er- klärungen zurückhaltend operiert werden; gerade wegen der Bedeutung dieser franzö- sischen Wahlen für Europa sei dies angebracht. Die Diskussion um die Neutronenwaffe werde auf Koalitionsseite immer verworrener. Genscher2 befürworte den Bau der Neutronenwaffe. Möllemann3 wolle die Neutro-

1 Französischer Premierminister. 2 Hans-Dietrich Genscher, FDP-Vorsitzender, Bundesaußenminister und Vizekanzler. 3 Jürgen Möllemann, MdB (FDP).

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nenwaffe als Druckmittel bei den Abrüstungsverhandlungen miteinführen und Bahr4 gebe der sowjetischen Antikampagne durch seine Erklärungen Flankenschutz. Pa- welczyk5 möchte zu guter Letzt, daß auch der Osten auf die Neutronenwaffe verzichte. Er solle also auf etwas verzichten, was er gar nicht besitzt. Zu all diesen Äußerungen sage der Kanzler nichts. Auch innerhalb der Europäischen Gemeinschaft seien die Äu- ßerungen sehr unterschiedlich. So habe sich das holländische Kabinett für die Einfüh- rung der Neutronenwaffe ausgesprochen; die Fraktion der Regierungspartei aber habe einen Beschluß gegen die Neutronenwaffe gefaßt. Dieses Schauspiel sei natürlich für den amerikanischen Präsidenten nicht sehr erhebend. Im Vorstand wurde gestern über die Vorbereitung einer Großen Anfrage zum Thema Neutronenwaffe diskutiert. Dabei habe insbesondere Wörner6 den Einwand gebracht, daß eine Plenardebatte zum heuti- gen Zeitpunkt zuungunsten der Neutronenwaffe ausgehen müsse. Mit der Deutschlanddebatte, die die CSU-Landesgruppe mit ihrem deutschlandpoliti- schen Papier initiiert habe, könne man sehr zufrieden sein. Die Reaktion im Osten auf die Rede Schmidts, die wiederum eine große Anbiederungspolitik des Kanzlers gegen- über der DDR gewesen sei, war eisig. Radio Moskau meldete gestern zur Schmidt- Offerte lakonisch, daß das vom Bundeskanzler erwogene Treffen mit Honecker in der DDR nicht als angebracht angesehen werde. Natürlich bemühe sich die Koalition in diesem Zusammenhang einen Keil in die CDU/CSU zu treiben, doch die Materie sei für diesen Fall besonders schlecht geeignet. Kohl7 habe in unserem Sinne in der Debatte argumentiert und selbst Albrecht8 habe sich außerhalb der Debatte eindeutig für Berlin als Sitz der Nationalstiftung eingesetzt. An der insgesamt positiven Debatte könne auch die Hetze der SPD-Demagogen Bahr und Friedrich9 nichts ändern. Im übrigen werde es der SPD jetzt schwer fallen, die CDU weiterhin pauschal zu diffamieren. Denn Gop- pel10 sei kürzlich in Moskau gewesen, Strauß befinde sich zur Zeit in Südafrika und ich fahre nächste Woche nach China. Zu den Pannen bei der Schleyer11-Fahndung berichtet Dr. Zimmermann, daß die SPD/FDP-Koalition die Bundesregierung bitte, einen Bericht über die Schleyer- Fahndung, insbesondere in Erftstadt, zu erstatten. Donnerstag oder Freitag sei hier mit der Vorlage des Berichtes zu rechnen. Zur Zeit existiere zwischen SPD und FDP noch ein heftiger Streit insbesondere über den Termin. Wenn es zu einer Debatte komme, dann werde Dr. Zimmermann als erster Redner das Wort ergreifen. In dieser Sache müsse man mit Vorsicht vorgehen, denn es sei nicht die Frage zu stellen, was muß in der Zukunft getan werden, sondern was ist in der Vergangenheit falsch gemacht wor- den. Dr. Zimmermann erinnert daran, daß es die CSU gewesen sei, die nach den Selbstmorden in Stammheim zuerst die Frage nach der politischen Verantwortung ge- stellt habe. In einer öffentlichen Fernsehdiskussion im Beisein von Dr. Filbinger12 habe

4 , Bundesgeschäftsführer der SPD, MdB. 5 , MdB (SPD). 6 Manfred Wörner, MdB (CDU), Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Bundestages. 7 , Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Bundesvorsitzender der CDU. 8 Ernst Albrecht, Ministerpräsident des Landes Niedersachsen (CDU). 9 Bruno Friedrich, MdB (SPD). 10 Alfons Goppel, Ministerpräsident des Landes Bayern (CSU). 11 Hanns Martin Schleyer, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, wurde am 5. September 1977 durch die RAF entführt und am 18. Oktober ermordet. 12 Hans Filbinger, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg (CDU).

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Dr. Zimmermann den Rücktritt des baden-württembergischen Justizministers Ben- der13 begrüßt. Nunmehr können wir nicht hinnehmen, daß der Kanzler sagt, der Rück- tritt Benders sei richtig gewesen, weil er sich nie persönlich um Stammheim gekümmert habe, aber Hirsch14 und Prof. Maihofer15 hätten sich redlich bemüht. Wir müssen die Fragen an den Bundeskanzler als Chef aller Krisenstäbe stellen, welche Schlußfolge- rungen er aus dem Versagen in seinem Verantwortungsbereich ziehen wolle. Zur Rentendebatte bekräftigt Dr. Zimmermann nochmals den Standpunkt der CSU- Landesgruppe und der CDU/CSU-Fraktion. Es seien keine neuen Erkenntnisse einge- bracht worden, die es erforderlich machten, den Standpunkt zu ändern. Ob die Lücke nun 33 oder 40 Milliarden DM betrage, dies sei nicht unser Problem. Vielmehr müsse beharrlich darauf hingewiesen werden, daß, wenn wir die Verantwortung in der Regie- rung tragen würden, eine solide Wirtschafts- und Sozialpolitik dafür sorgen würde, daß dieses Defizit abgebaut werde.

[B.] TOP 2: Plenum der Woche Röhner gibt einen kurzen Überblick über wichtige Daten bis zur Sommerpause. Am

13. 4. 1978 werde wohl die Abstimmung bezüglich der Antiterrorgesetze im stattfinden. Die Koalition müsse 249 Stimmen aufbringen. Schon heute erinnert Röhner hier an die Präsenzpflicht. Der wichtigste Punkt in dieser Woche sei die Debatte zum

21. Rentenanpassungsgesetz. Daneben stehen die Anträge zur KSZE, zum Europawahl- gesetz und die Erftstadt-Debatte auf der Tagesordnung. Als Redner für die erste Beratung des 21. Rentenanpassungsgesetzes seien Franke16, Dr. Zeitel17 und Höpfinger vorgesehen. Zur Großen Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zur KSZE-Menschenrechtsdebatte werden voraussichtlich Dr. Mertes18, Dr. Jaeger, Dr. Hupka19, Dr. Czaja20, von Wrangel21 und Klein (München) sprechen. Zur Erftstadtdebatte werden Dr. Zimmermann und Dr. Dregger22 das Wort ergreifen. Die Tagesordnungspunkte »GATT-Verhandlungen« und »Bundesfernstraßen« seien abge- setzt worden. Zur Rentenberatung sei folgender Zeitplan vorgesehen: 16. März 1. Beratung des Gesetzentwurfs der Koalition zum 21. RAG 12. April Sachverständigenanhörung zum 21. RAG 19. April Ausschußberatung 21. April 1. Durchgang Bundesrat (Regierungs-Gesetzentwurf zum 21. RAG und 10. AnpG KOV)

13 Traugott Bender, CDU. 14 , Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen. 15 Werner Maihofer, Bundesinnenminister (FDP). 16 Heinrich Franke, MdB (CDU). 17 Gerhard Zeitel, MdB (CDU). 18 , MdB (CDU). 19 , MdB (CDU). 20 , MdB (CDU). 21 Olaf Baron von Wrangel, MdB (CDU). 22 Alfred Dregger, MdB (CDU).

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22. April Zuleitung der Stellungnahme des Bundesrates mit der Gegenäußerung der Bundesregierung zum 21. RAG 26. April Ausschußberatung 3. Mai Sachverständigenanhörung zum AnpG KOV 10. Mai Schlußberatung Ausschuß 11./12. Mai Haushaltsausschuß 1./2. Juni 2. und 3. Beratung im Bundestag 23. Juni 2. Durchgang Bundesrat

[C.] TOP 3: Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU zur menschenrechtlichen Lage in Deutschland und der Deutschen in Osteuropa Dr. Jaeger geht zuerst kurz auf das in Kreuth beschlossene deutschlandpolitische Pa- pier ein. Er weist auf die scharfen Angriffe von Bahr und Friedrich während der Bun- destagsdebatte hin. Dies sei nicht das erste Mal, daß hier in derart scharfer Weise die Position der CDU/CSU angegriffen worden sei. Insbesondere wies er die Angriffe von Friedrich auf die Passage im deutschlandpolitischen Papier »zum Status solcher Reichs- teile, die außerhalb der Grenzen vom 31. Dezember 1937 liegen«, energisch zurück. Die Antwort auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU zur menschenrechtli- chen Lage in Deutschland und der Deutschen in Osteuropa ging erst um 18.30 Uhr ein. Er habe deshalb noch keine Zeit gehabt, diese zu lesen. Im übrigen sei beabsichtigt, daß er, Dr. Mertes und Klein (München) reden werden. Die zu Ende gehende KSZE-Nachfolgekonferenz in Belgrad habe zu keinem Ergebnis geführt. Aber es sei unter diesen Umständen besser, nur ein kurzes Protokoll zu verab- schieden als ein langes, welches dann viele Interpretationsmöglichkeiten habe. Die nächste Konferenz werde 1980 in Madrid stattfinden.

[D.] TOP 4: 21. Rentenanpassungsgesetz Höpfinger weist nochmals auf die letzte Landesgruppensitzung hin. Hier wurde der Standpunkt der CSU deutlich dargelegt. An diesem Standpunkt sei auch in der Zwi- schenzeit nichts mehr zu korrigieren. Zusammenfassend lassen sich folgende wichtige Punkte nennen: – Die Anpassung der Bundesregierung ist willkürlich. – Dem Parlament wird das Recht entzogen, über drei Jahre hinweg über die Rentenan- passung zu entscheiden. – Die Frage der Sicherungsklausel. – Das Durcheinander der Vorschläge. – Die Sparsamkeit der Rentner, auf die der Bundeskanzler eingegangen sei, müsse weit von uns gewiesen werden. – Der Weg der CDU/CSU-Fraktion müsse sich an der Bruttolohnbezogenheit orien- tieren, an der Einführung eines Krankenversicherungsbeitrages für Rentner festhalten und ganz besonders auf eine verbesserte Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik abstel- len.

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[E.] TOP 5: Allgemeine Aussprache Niegel geht auf die genannten Voraustermine ein. Er fragt, ob im Landtagswahlkampf im Herbst die drei Sitzungswochen nicht um eine Woche gekürzt werden könnten. Röhner antwortet, daß ursprünglich in 1978 23 Sitzungswochen geplant gewesen seien. Inzwischen seien wegen des FDP-Parteitages nur noch 22. Sitzungswochen vorhanden. Des weiteren werde der dreitägige Parteitag der CDU vom 23. bis 27. Oktober eben- falls noch einen Eingriff in die Sitzungswochen nach sich ziehen. Es bestehe die Ten- denz, eine Sitzungswoche ausfallen zu lassen. Dagegen habe sich insbesondere Bundes- tagspräsident Carstens ausgesprochen. Er habe als Alternative vorgeschlagen, am 14., 15. und 16. September eine Ausschußsitzungswoche einzuführen. Am nächsten Don- nerstag werde darüber im Ältestenrat nochmals beraten. Dr. Zimmermann erklärt, daß es nun nach dem intensiven Wahlkampf in Bayern rich- tig sei, eine längere Pause zu machen. Der eigentliche Wahlkampf für den dür- fe demnach erst nach der Sommerpause beginnen. Wenn während dieser Zeit Sitzungs- wochen hier in Bonn seien, dann werde es eben schlechte Präsenz bei der CSU- Landesgruppe geben. Dr. Becher geht nochmals auf die Debatte zur Lage der Nation ein. Er begrüßt, daß das deutschlandpolitische Papier der CSU im Mittelpunkt der Debatte gestanden habe. Sowohl Bahr als auch Friedrich haben dieses Papier sehr scharf kritisiert. Das Schlag- wort vom Rechtskartell sei aber mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen. Man müsse nur bemüht sein, insbesondere die nun begonnene Debatte über den Begriff »Nation« auch auf andere außenpolitische Debatten zu übertragen. Für Südafrika, Rhodesien und andere Teile Afrikas sei es sicherlich nützlich, ebenfalls den Begriff der Nation mit in die Diskussion einzubringen. Des weiteren regt Dr. Becher an, der Landesgruppenvorsitzende möge auf seiner Reise nach China insbesondere auf die »falschen« Verträge Deutschlands mit osteuropäischen Staaten und der DDR hinweisen. Höpfinger geht nochmals zum Punkt 21. RAG ein. Es stimme zwar, daß die Rentner hohe Sparquoten hätten. Es sei aber jedem Rentner freigestellt, was er mit seinem Geld tun wolle. Er habe die Ansprüche erworben. Nähme man hier Eingriffe vor, so sei dies der erste Weg zur Volksrente. Dr. Althammer betont im Zusammenhang mit der Rentendiskussion, daß die CDU/CSU hier in der Vorderhand der Argumentation bleiben müsse. Die Opposition sei nicht dazu da, das bisherige Debakel der Regierungspolitik zu verantworten. Wenn Ehrenberg23 fordere, die Opposition müsse Vorschläge vorlegen, um das gesamte Defi- zit abzudecken, so sei dies nicht richtig. Besäße die CDU/CSU die Regierungsmehr- heit, so wäre aufgrund richtiger Finanz- und Wirtschaftspolitik ein solches Defizit erst gar nicht entstanden. Engelsberger sehe aber dann eine Gefahr, wenn man bei der Argumentation im Detail die Schwierigkeiten der Rentenversicherungsträger darlegen müsse. Deshalb unterstüt- ze er den Vorschlag von Höpfinger, daß man die Regierung des Wortbruches anklagen müsse, daß man auf die Bruttolohnbezogenheit eingehen müsse und insbesondere auch auf die Geburtenziffern in den Jahren nach 1990.

23 , Bundesarbeitsminister (SPD).

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Graf Stauffenberg gibt zu bedenken, daß die gesamte Rentendebatte auch eine Frage des sogenannten Familienlastenausgleichs sei. Im Bericht zur Lage der Nation habe die SPD versucht, die CDU/CSU in eine nationalistische Ecke zu drängen. Er sehe darin gar keine Gefahr, denn endlich hat eine politische Partei das nationale Interesse aufge- griffen. In den Veranstaltungen könne man immer wieder feststellen, daß hier ein be- stimmtes Bedürfnis bestehe. Untrennbar müssen deshalb die Begriffe Freiheit, Selbstbe- stimmungsrecht und Einheit der Nation miteinander verbunden werden. Eine Loskop- pelung sei für ihn nicht möglich. In der künftigen Debatte müsse noch mehr auf das Recht der Volksgruppen hingewiesen werden, genauso wichtig sei die Verbindung von Nation und Freiheit. Haberl geht nochmals auf das Rentenproblem ein. Er stellt die Frage, ob das Interview von Blüm24 nicht weit über die Beschlüsse der Fraktion hinausginge. Spilker ergänzt die Ausführungen von Haberl, in dem er darauf hinweist, daß ein Her- untergehen der Wochenstunden mit dem Rentenkonzept nicht haltbar sei. Mehr Wachstum und eine vernünftige Finanzpolitik seien allein die Voraussetzung, um aus dem Rentendebakel herauszukommen. Höpfinger betont nochmals die Koppelung von drei Fragen, die auf lange Sicht die Rentenversicherungsträger zu beantworten haben. In der ersten Phase seien die Brutto- lohnbezogenheit und der Krankenversicherungsbeitrag der Rentner festzuhalten. Die zweite Phase müsse am Urteil des Bundesverfassungsgerichtes anknüpfen, welches die Gleichstellung der Frau in der Rentenversicherung fordere. Und in der dritten Phase sei dann auf den Familienrückgang in den Jahren 1990 bis 2000 einzugehen. Dr. Zimmermann führt aus, daß Dr. Kohl nur sehr ungern auf Blüm zu sprechen sei. Dies sei ein Außenseiter in der Partei. Die Gegensätze zwischen Katzer25 und Blüm seien sehr groß. Blüm argumentiere niemals in der Fraktion, sondern immer nur au- ßerhalb. Man solle auf die Aussagen Blüms nicht eingehen. Eine Stellungnahme würde die Aussagen nur aufwerten. Dr. Dollinger unterstützt die Auffassung von Höpfinger. Er weist auf ein weiteres

Problem hin. Die Bundesregierung wolle die Rentner für ihre 12 ½ %-Erhöhung in drei Jahren dadurch gewinnen, daß sie ihr dabei einen Kaufkraftzuwachs ausrechne. Dies müsse mit dem Argument der Willkür abgelehnt werden. Dr. Zimmermann bittet Spranger, eine kurze Erläuterung zu den Änderungen im Waf- fenrecht zu geben. Spranger führt aus, daß für die illegale Einfuhr von Kriegswaffen und den illegalen Be- sitz von Waffen, die halbautomatisch sind, aber den Eindruck einer vollautomatischen Waffe hervorrufen, eine Strafverschärfung gefordert werde. Das Strafmaß solle 1 bis 5 Jahre betragen. Vergleicht man dieses Strafmaß mit dem Strafmaß bei den Antiterrorge- setzen, so könne keine Relation festgestellt werden. Dr. Zimmermann beendet die Sitzung um 21.10 Uhr.

24 Norbert Blüm, MdB (CDU), Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmer- schaft (CDA). 25 Hans Katzer, MdB (CDU), 1963–1977 Vorsitzender der CDA.

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