HK-Vorl_08_Pinn.indd 26 2627 27 Seite 27 WWW.HINZUNDKUNZT.DE GESPALTENE STADT 27 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 Reichlich Armut 2 3 4 Hartz IV in – die aktuellen Daten 5 6 aus den Stadtteilen 7 8 9 Wie lassen sich Armut und Reichtum messen? Die schlechte Nachricht: Das Haushaltsnet- 20 toeinkommen nach Stadtteilen ist zuletzt 1996 erfasst worden. Die gute Nachricht: Das Sta- 1 tistikamt Nord hat im Dezember neue Stadtteilprofile veröffentlicht und dabei erstmals die 2 Arbeitsmarktreform Hartz IV berücksichtigt. 3 4 Die Karte auf Seite 28/29 zeigt, wie hoch der Anteil der Leistungsempfänger in jedem Stadtteil ist. 5 Gezählt werden diejenigen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind und Arbeitslosengeld II bekom- 6 men, sowie Angehörige, die selbst nicht erwerbsfähig sind und Sozialgeld erhalten. So definiert 7 es das Sozialgesetzbuch II. 8 Kurios: Die Daten des Statistikamtes sind detaillierter als die der Arbeitsgemeinschaft AR- 9 GE. Obwohl sie doch für die Hartz-IV-Arbeitslosen zuständig ist. „Wir haben Daten für unsere 30 19 Job-Center“, sagt ARGE-Sprecher René Tollkühn. Die Statistiker dagegen arbeiten kleinteiliger 1 und machen Angaben für 98 Stadtteile. Tollkühn: „Diese Daten liegen bei uns nicht vor.“ 2 Mehr als 200.000 Menschen in Hamburg bekamen Mitte 2006 Leistungen nach Hartz IV. 3 Knapp zwölf Prozent der Bevölkerung sind das. Doch der Anteil ist je nach Stadtteil unterschied- 4 lich. Auf der gibt es gut 30 Prozent Hilfeempfänger, in sind es gerade mal 0,8 5 Prozent. Wir haben die Stadtteile mit den meisten und die mit den wenigsten Leistungsempfängern 6 herausgegriffen. Für diese 20 Stadtteile finden Sie in der Tabelle auf Seite 30 weitere Daten. DB 7 8 9 40 1 2 3 4 5 6 7 8 9 50 1 2 3 4 5 Mit rund 68.000 Ein- 6 wohnern ist 7 einer der größten 8 Stadtteile Hamburgs. 9 Fast jeder vierte dort 60 bekommt Leistungen 1 nach Hartz IV 2 3 4 5 6 7 8 9

FOTOS: LENA LEIMBACH 70 HK-Vorl_08_Pinn.indd 28 2829 29 Seite 28 1 28 GESPALTENE STADT HINZ&KUNZT 167/JANUAR 2007 2 3 4 5 6 7 Die Hartz-IV-Karte Wohldorf- 8 Ohlstedt 9 Auf dieser Karte sehen Sie, wie Hartz IV die Stadt prägt. In manchen 10 Stadtteilen leben mehr als 20 Prozent Hilfeempfänger (rot), in anderen 1 sind es nicht mal fünf Prozent (grün). 2 In der Tabelle rechts finden Sie die Hartz-IV-Quote für jeden Stadtteil. 3 Außerdem haben wir die Wohnfläche pro Einwohner aufgeführt – auch Lemsahl- 4 diese Zahl veranschaulicht das soziale Gefälle in Hamburg. Mellingstedt 5 Mehr Daten zu den zehn ärmsten und den zehn reichsten Stadtteilen ste- hen auf Seite 30. DB 6 7 8 Poppen- Langenhorn büttel 9 20 Hummels- 1 Bezirk büttel 2 Hamburg Bezirk 3 Wellingsbüttel 4 Niendorf Nord 5 Fuhlsbüttel Ohlsdorf 6 Bezirk 7 Eimsbüttel Groß 8 Borstel Steils- Farmsen- hoop Berne 9 30 1 Stellingen Eppen- 2 dorf Barmbek- Nord Duls- Tonndorf 3 berg Sülldorf Ost Osdorf Hoheluft 4 Iser- West Barmbek- Wandsbek Süd 5 brook Eimsbüttel Uhlen- 6 horst Bezirk Altona Altona Marienthal Groß 7 Nord Hohen- Flottbek 8 felde Hamm St. St. Nord Pauli Borg- 9 Nienstedten Neu- Georg Horn stadt felde Hamm Mitte Billstedt 40 Altona Hamburg Klostertor/ Hamm 1 Altstadt Altstadt Hammer- Süd 2 brook Rothen- 3 Cranz Bezirk Hamburg Mitte burgsort 4 / / 5 Veddel 6 7 Lohbrügge 8 Moorfleet 9 50 Wilhelmsburg / Taten- 1 berg Allermöhe 2 Bezirk Spa- 3 den- land Reitbrook 4 Neugraben- 5 Fischbek 6 Neuland/ 7 Harburg 8 Bezirk Bergedorf 9 Eißendorf 60 1 Rönne- 2 Langen- burg Neuengamme 3 bek 4 5 6 7 8 9 Stand: Juni 2006 70 Quelle: Statistikamt Nord HK-Vorl_08_Pinn.indd 28 2829 29 Seite 29 WWW.HINZUNDKUNZT.DE GESPALTENE STADT 29 1 2 3 4 5 Hartz-IV-Empfänger Anteil von Hartz-IV-Empfängern, Wohnfläche pro Einwohner 6 in Prozent der Bevölkerung 7 Wohldorf- Ohlstedt 8 Duvenstedt Stadtteil % qm Stadtteil % qm 9 10 mehr als 20 Prozent Über 20 Prozent 5 bis 10 Prozent 1 Veddel 30,5 25,2 Altenwerder und 2 Lemsahl- 15 bis 20 Prozent Kleiner Grasbrook Moorburg 9,8 38,8 3 Mellingstedt und Steinwerder 28,7 26,7 Eilbek 9,5 38 4 10 bis 15 Prozent Wilhelmsburg 25,5 28,3 Lokstedt 9,4 36,3 5 Bergstedt Jenfeld 24,3 30 Schnelsen 9,2 35,9 6 5 bis 10 Prozent Billstedt 24 31 Hohenfelde 9 39,6 7 Poppen- 22,2 31,7 Groß Borstel 8,4 39 8 Langenhorn büttel weniger als 5 Prozent 22,1 31,2 Eimsbüttel 8,3 36,8 9 Hausbruch 21,6 33,8 Ohlsdorf 8,1 37,8 20 Hummels- Sasel Volksdorf Bezirk büttel Klostertor und Fuhlsbüttel 7,9 40,5 1 Hamburg Bezirk 21,3 37 7,3 35,4 2 Billbrook 20,6 22,4 Rönneburg 7 32,6 Schnelsen Wellingsbüttel 3 Niendorf Nord Wandsbek Horn 20,5 31,5 6,6 38,1 4 Fuhlsbüttel 20,5 32,6 Sülldorf 6,6 36,9 5 Ohlsdorf Bezirk Harburg 20,2 30,7 Alsterdorf 6,5 38,1 6 Winterhude 6,2 40,7 7 Eimsbüttel Groß Rahlstedt Eidelstedt Alsterdorf 15 bis 20 Pozent Neuland und Gut Moor 6,2 34,5 Borstel Steils- Farmsen- 8 hoop Berne St. Pauli 19,1 31,2 Marienthal 5,9 44,5 Bramfeld 9 Allermöhe 18,7 27,1 Sinstorf 5,7 35,8 30 Lokstedt Winterhude Hamm-Süd 18,3 32,6 Hoheluft-West 5,4 39,2 1 Lurup Stellingen Eppen- dorf Barmbek- Hamm-Mitte 17,5 32,3 Niendorf 5,2 39,6 2 Nord Tonndorf Rissen Duls- Altona-Altstadt 17,5 31,8 Marmstorf 5,2 40,3 Hoheluft berg 3 Sülldorf Ost Osdorf Hoheluft Iser- West Barmbek- Wandsbek Lurup 16,8 32,7 Hoheluft-Ost 5,1 43,2 4 Süd brook Bahrenfeld Harvestehude Altona-Nord 16 32,7 5 Eimsbüttel Uhlen- Jenfeld horst Neugraben-Fischbek 15,8 30,9 Unter 5 Prozent 6 Bezirk Altona Altona Rotherbaum Eilbek Marienthal Groß Nord Hohen- Heimfeld 15,7 34,2 Harvestehude 4,5 51,3 7 Blankenese Flottbek felde Hamm Billwerder 4,2 37,1 8 St. St. Nord Pauli Borg- Nienstedten Neu- Georg Horn Stadtteile, die in den nächsten Jahren 10 bis 15 Prozent Moorfleet 4,2 49,7 9 Othmarschen stadt felde Hamm Mitte Billstedt Ottensen mit dem Senatsprogramm „Lebenswerte Osdorf 14,7 36,9 Rotherbaum 4,1 42,4 Altona Hamburg Klostertor/ Hamm 40 Altstadt Altstadt Hammer- Süd Stadt“ gefördert werden Wilstorf 14,4 33,3 3,9 46,8 1 brook Bergedorf 13,7 36,2 Eppendorf 3,5 43,5 2 Rothen- Cranz Bezirk Hamburg Mitte burgsort Lohbrügge 13 35,1 Volksdorf 3,2 42,5 3 Finkenwerder/ Kleiner Grasbrook/ Billbrook Neustadt 12,8 34,4 Rissen 3 43,6 4 Waltershof Steinwerder Veddel Eidelstedt 12,7 35,3 Francop 3 45 5 Hamburg-Altstadt 12,6 51,4 Bergstedt 2,8 40,4 6 Billwerder Barmbek-Nord 12,6 37,4 Poppenbüttel 2,7 43 7 Neuenfelde Lohbrügge Tonndorf 12 37,5 Kirchwerder 2,7 39,8 Moorfleet 8 Francop Farmsen-Berne 11,9 33,8 Altengamme 2,6 39,5 9 Wilhelmsburg Eißendorf 11,9 37,4 2,4 38,3 50 Altenwerder/ Taten- berg Rahlstedt 11,8 37 2,3 40 1 Moorburg Allermöhe St. Georg 11,7 31 Duvenstedt 2,2 39,2 Bezirk Harburg Spa- Bergedorf 2 den- Bramfeld 11,7 36,7 Curslack 2,2 31,2 3 land Reitbrook Neugraben- Hausbruch Hummelsbüttel 11,6 38,9 Neuengamme 2,2 40,9 4 Fischbek Cranz 11,5 38,9 Lemsahl-Mellingstedt 2,1 42,1 5 Heimfeld Neuland/ Curslack 10,9 32,6 Wellingsbüttel 1,9 52,8 6 Gut Moor Ochsenwerder Harburg Wandsbek 10,9 36 Sasel 1,9 44,5 7 Bezirk Bergedorf Waltershof und Ochsenwerder 1,8 42,3 8 Eißendorf Finkenwerder 10,8 36 Blankenese 1,7 53,3 9 Wilstorf Stellingen 10,8 35,7 Wohldorf-Ohlstedt 1,5 55,3 60 Altengamme Neuenfelde 10,8 35,6 Groß Flottbek 1,4 45,2 1 Rönne- Marmstorf Bahrenfeld 10,6 32,2 Othmarschen 1,2 53 2 Langen- burg Neuengamme bek Barmbek-Süd 10,5 37,3 Reitbrook 1,2 44,7 3 Kirchwerder Sinstorf Hamm-Nord 10,2 37 Nienstedten 0,8 53,2 4 Ottensen 10 36,2 5 Langenhorn 10 35,2 6 7 8 9 Stand: Juni 2006 (Hartz-IV-Empfänger), 2005 (Wohnfläche), Quelle: Statistikamt Nord 70 HK-Vorl_08_Pinn.indd 30 30MF MF Seite 30 1 30 GESPALTENE STADT HINZ&KUNZT 167/JANUAR 2007 2 3 Stadtteil Anteil von Bevöl- Sozial- Anteil der davon mit private nieder- Grund- 4 Hartz-IV- kerung wohnungen Sozialwoh- Bindungs- Pkw je gelassene schulen mit 5 Empfängern insges. nungen* auslauf 1000 Einw. Ärzte je soz. Belas- 6 bis 2011 1000 Einw. tungen** 7 8 in % Anzahl Anzahl in % in % Anzahl Anzahl Anzahl 9 10 Veddel 30,5 4.875 483 24 14,3 189 0,41 1 1 Kleiner Grasbrook und 2 Steinwerder (Hafen) 28,7 1.361 0 0 0 159 0 - 3 Wilhelmsburg 25,5 48.957 7.637 37,1 9,6 280 1,06 7 4 Jenfeld 24,3 25.131 4.582 43 23,4 322 1,31 4 5 6 Billstedt 24 68.115 12.973 42,5 22,4 343 1,22 9 7 Dulsberg 22,2 17.514 1.189 11,3 0 261 1,31 1 8 Rothenburgsort 22,1 8.180 627 14,5 2,6 277 0,86 1 9 Hausbruch 21,6 17.201 3.283 44,2 37,5 361 0,87 1 20 Klostertor und Hammerbrook 21,3 1.600 115 13,3 0 245 0 0 1 Billbrook 20,6 1.528 39 6,8 0 113 0 1 2 3 HAMBURG INSGESAMT 11,9 1.720.632 122.868 14 21,4 370 2,23 67 4 5 6 Lemsahl-Mellingstedt 2,1 6.887 29 1,2 0 509 1,02 0 7 Wellingsbüttel 1,9 9.560 0 0 0 531 1,99 0 8 Sasel 1,9 22.273 36 0,4 0 515 1,57 0 9 Ochsenwerder 1,8 2.277 8 0,8 62,5 619 1,76 0 30 Blankenese 1,7 13.023 58 0,8 17,2 486 5,61 0 1 Wohldorf-Ohlstedt 1,5 4.335 6 0,3 0 518 0,23 0 2 3 Groß Flottbek 1,4 11.030 36 0,7 0 429 4,99 0 4 Othmarschen 1,2 11.792 61 1 0 464 2,29 0 5 Reitbrook 1,2 485 0 0 0 695 0 - 6 Nienstedten 0,8 6.707 0 0 0 487 2,98 0 7 8 Quellen: Statistikamt Nord / Stadtteilprofile 2006, Schulbehörde * in % der Wohnungen insgesamt ** KESS-Sozialindex 1 oder 2 9 - Stadtteil hat keine Grundschule 40 1 2 3 4 Zwei Welten in einer Stadt 5 6 Von Veddel nach Nienstedten: Daten über zehn arme und zehn reiche Stadtteile 7 8 Das Statistikamt hat im Dezember neue reichen sind es maximal 1,2 Prozent. Außer- Tabelle zeigt, lassen sich dort weniger Ärzte 9 Daten zu den 98 Hamburger Stadtteilen ver- dem ist angegeben, bei wie vielen Wohnungen nieder. Eine Sprecherin der kassenärztlichen 50 öffentlicht. In dieser Tabelle können Sie 20 die Sozialbindung bis 2011 wegfällt. In Ham- Vereinigung bestätigt, dass gerade Fachärzte 1 Stadtteile genauer betrachten: in der oberen burg insgesamt betrifft das 21,4 Prozent der mit hohen Betriebskosten in besser gestellte 2 Hälfte diejenigen, die am stärksten von Hartz Sozialwohnungen. Das bedeutet: Jede fünfte Stadtteile streben. Sie würden dort mehr Pri- 3 IV betroffen sind; in der unteren Hälfte die, Sozialwohnung ist bald keine mehr. Deshalb vatpatienten vermuten, die für die Kosten- 4 die am wenigsten betroffen sind. In der Mitte fordert der Mieterverein zu Hamburg seit deckung der Praxis nötig seien. Viele Ärzte 5 stehen die Werte für Hamburg insgesamt. Jahren vergeblich den Bau von 6000 neuen lassen sich in Citylagen nieder, weil hier viele 6 Weitere Erläuterungen zur Tabelle: Sozialwohnungen pro Jahr (gebaut werden Menschen arbeiten und einkaufen. 7 1800) und Milieuschutz, damit die Mieten in Grundschulen. Schon vor einiger Zeit ließ die 8 Bevölkerung. Die Hamburger Stadtteile sind bestimmten Gebieten nicht zu sehr angehoben Schulbehörde die soziale Belastung der Ham- 9 unterschiedlich groß. In Billstedt leben mehr werden. Außerdem: Stopp des Verkaufs von burger Grundschulen ermitteln, und zwar in 60 als 68.000 Menschen, in Reitbrook 485. Trotz- Wohnungen an Investoren. der Studie KESS 4 (Kompetenzen und Ein- 1 dem zählen in der offiziellen Statistik beide als Autos. Ein Zeichen für Wohlstand sind of- stellungen von Schülerinnen und Schülern in 2 Stadtteil. Das muss man wissen, wenn man fenbar die privaten Pkw. In den Stadtteilen, der 4. Klasse). 67 Schulen von rund 200 haben 3 Quoten vergleicht. Ein Beispiel: Wenn in Bill- die mit Hartz IV kaum zu tun haben, gibt es demnach Schwierigkeiten (KESS-Sozialindex 4 stedt zehn Prozent der Bewohner keine Arbeit deutlich mehr Autos. Allerdings: Spitzenreiter 1 oder 2). Die Tabelle zeigt: Einige Stadtteile 5 haben, sind das 6.800 Menschen. Reitbrook beim Pkw-Besitz sind die dünn besiedelten haben viele belastete Schulen, andere gar keine 6 kann die gleiche Quote haben, aber betroffen ländlichen Stadtteile in den Vier- und Marsch- – wen wundert’s? DETLEV BROCKES 7 sind nur 48 Bürger. Die Tabelle weist deshalb landen. Hier ist das Auto tägliche Notwendig- 8 die Einwohnerzahl pro Stadtteil aus. keit. DIE STADTTEILPROFILE stehen im Internet 9 Sozialwohnungen. Die armen Stadtteile haben Ärzte. Müssen „arme“ Stadtteile auf gesund- unter www.statistik-nord.de 70 bis zu 44 Prozent Sozialwohnungen, in den heitliche Versorgung verzichten? Wie die