»Versöhnung als Aufgabe der Kirche in Südkorea«

Dissertation ZurErlangungdesGradesdesDoktors DerTheologie

DemFachbereichEvangelischeTheologieder UniversitätHamburg

vorgelegtvon

SungkookPark

aus(Südkorea)

Hamburgden16.Oktober2006 Erstgutachter:Prof.Dr.TheodorAhrens

Zweitgutachter:Prof.Dr.HansMartinGutmann

MündlichePrüfung:31.Januar2007 Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung...... 6

0.1MethodischerAnsatzundAufbauderArbeit...... 10

0.2ZumökumenischenRahmendieserArbeit...... 11

0.3Fallbeispiele...... 16 0.3.1PersönlicheErfahrungenmitjapanischenStudenten...... 17 0.3.2›Tabubruch‹:DasöffentlicheGeheimnisderTrostfrauen...... 22 0.3.3InternationaleKirchenkonsultationzumThema»DieRollederKirchenimfriedlichen WiedervereinigungsprozessvonNordundSüdkorea«(7.3.–15.3.2004,Martin NiemöllerHaus,Frankfurta.M./Arnoldshain)...... 29

Teil 1: Terminologie (Semantische Analyse der Kernbegriffe)...... 32

1.1Versöhnung...... 34 1.1.1Koreanisch(sinokoreanischerBegriff)...... 34 1.1.2Deutsch...... 35 1.1.3Zusammenfassungzu»Versöhnung«...... 36

1.2Vergebung...... 38 1.2.1Koreanisch(SinokoreanischerBegriff)...... 38 1.2.2Deutsch...... 39 1.2.3Zusammenfassungzu»Vergebung«...... 40

1.3Schuld/Scham...... 42 1.3.1Koreanisch(SinokoreanischerBegriff)...... 42 1.3.2Deutsch...... 43 1.3.3Zusammenfassungzu»Schuld/Scham«...... 44

1.4»Han«( 恨)...... 45 1.4.1UrsprungundBedeutungdesBegriffs...... 45 1.4.2DieAmbivalenzundsozialeFunktionvon»Han«...... 46 1.4.3EinFallbeispielzurErläuterungdersozialenundkulturellenBedeutungvon›Han‹. 47 1.4.4Zusammenfassungzu»Han«...... 52

1.5ZusammenfassungzuTeil1»Terminologie«...... 54

Teil 2: Versöhnung trotz Erinnerung?...... 55

2.1VersöhnunginGott...... 56 2.1.1»VersöhntSein«inJesusChristusmitGott...... 57 2.1.2ZeugenderVersöhnung...... 65 2.1.2.1ZeugenzurpaulinischenVersöhnungsvorstellung...... 66 2.1.2.2ZeugenderVersöhnungimLebenausderFreiheit...... 69 2.1.3Zusammenfassungzu2.1»VersöhnunginGott«...... 73

2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich...... 75 2.2.1ErinnernundVersöhnen,wennsichTäterundOpfergegenüberstehen:DasProblem »TäterundOpfer«...... 76 2.2.2ErinnerungundVersöhnungbeiNachkommender»Täter«und»Opfer«...... 84 2.2.3Überwindungvon»Han«...... 89 2.2.4Zusammenfassungzu2.2»ErinnerungundVersöhnungimmenschlichen Nahbereich«...... 93

2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung...... 95 2.3.1SymbolischerAktderVersöhnungzwischenGesellschaften...... 95 2.3.2VergebungundErinnerung...... 98 2.3.3GeheilteErinnerung...... 102 2.3.4Zusammenfassungzu2.3»GesellschaftlicheFelderderVersöhnung«...... 103

Teil 3: Versöhnung, Vergebung und Schuld zwischen Südkorea und Japan im Kontext der Nachkriegszeit seit 1945 ...... 105

3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹...... 105 3.1.1DasProblemderInterpretationderjüngsten Vergangenheit...... 105 3.1.1.1Japan...... 106 3.1.1.2Korea...... 107 3.1.2OrtederErinnerung...... 107 3.1.2.1Japan...... 107 3.1.2.2Zusammenfassungzu»OrtederErinnerungJapan«...... 125 3.1.2.3Korea...... 126 3.1.2.4Zusammenfassungzu»OrtederErinnerungKorea«...... 134 3.1.2.5Exkurs:Nanjing...... 135 3.1.3Zusammenfassungzu»DasRingendarum,dasGesichtzuwahren«...... 137

3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt...... 139 3.2.1WieMisstrauenundIgnoranzdiealteGeschichteneuschafft...... 140 3.2.2DieBösenwarenimmerdieanderen,oder:mankonntedochgarnichtanders (GeschichtsdarstellungausderFixierungaufdieOpferrolle)...... 141 3.2.2.1BeharrunginderOpfermentalität...... 142 3.2.2.2Esgehtumweitmehrals›nur‹umUnterrichtsbücherfürGeschichte:Die BedeutungdesSchulbuchstreits...... 145 3.2.3Zusammenfassungzu»WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt« ...... 147

3.3InderZukunftwollenalleversöhntsein...... 149 3.3.1DieBedeutungdergemeinsamenErklärungvomOktober1998...... 149 3.3.2DieErfahrungenausdergemeinsamenAusrichtungderFußballweltmeisterschaft 2002...... 151 3.3.3Zusammenfassungzu»InderZukunftwollenalleversöhntsein«...... 153 3.4ZusammenfassungzuTeil3 HürdederVersöhnung:VerfestigteErinnerungenin KoreaundJapan...... 154

Teil 4: Die Versöhnungsaufgaben der Kirche im gesellschaftlichen Umgang mit Schuld und Vergebung ...... 156

4.1DieKircheam›RundenTisch‹...... 156

4.2DieKirchealsTrägerundFörderereinerversöhnendenGesellschaft...... 163

Literaturverzeichnis...... 166

Anhang...... 182

Einleitung...... 182

Teil 1: Terminologie: Fallbeispiele...... 200

Teil 2: Versöhnung trotz Erinnerung?...... 204

Teil 3: Versöhnung, Vergebung und Schuld zwischen Südkorea und Japan im Kontext der Nachkriegszeit seit 1945 ...... 212

Teil 4: Die Versöhnungsaufgaben der Kirche im gesellschaftlichen Umgang mit Schuld und Vergebung...... 230 0.Einleitung 6

0. Einleitung

Die vorliegende Arbeit untersucht die Problematik der Versöhnung zwischen SüdkoreaundJapanundsuchtdieAufgabedersüdkoreanischenKirchendarin auszuloten.

DieBeziehungzwischen(Süd)KoreaundJapanistnochheuteschwerbeladen vonderLastderVergangenheit–derjapanischenKolonialherrschaftüberKorea (19101945).Immernochstehenaktuellaufderpolitischensowieaufderge sellschaftlichenAgendadieThemenderKriegsschuldsowiederVerantwortung fürdieKolonialherrschaftüberKorea(Vergangenheitsaufarbeitung)unddieda mitverbundenen,weitgehend nicht geleisteten Kompensationen Japans an die ehemaligen ›Militärtrostfrauen‹ 1.

AufwirtschaftlicherEbeneoderinderprivatenSphärescheintdieKoreaJapan Beziehungfriedlichzusein.Sobaldsiejedochaufdie kollektive Ebene geho- ben wird,scheintesdenMenscheninbeidenStaatenschwerzufallen,die Sichtweisedes›Anderen‹zuverstehen.›DieKoreaner‹,›dieJapaner‹öftermit schlimmenSchimpfwörternbegleitet,töntesausdenMündernderBevölkerung, sobaldbestimmteEreignissedieWundenderVergangenheitzuöffnendrohen.

Seit1965,alsdiediplomatischeBeziehungzwischenSüdkoreaundJapanwie derhergestelltwar,standdiewirtschaftlicheKooperationimVordergrund.Diese istimmernocheinwichtigerBestandteilderdiplomatischenBeziehungbeider Staaten.AlsimJahr1991aberdieerstennochüberlebenden›Militärtrostfrauen‹ mitEntschädigungsforderungenandieÖffentlichkeitgingen,kamenzahlreiche Themen der ›Vergangenheitsaufarbeitung‹ auf die Tagesordnung beider Seiten.HinzukamenderSchulbuchstreitunddasTerritorialproblemüberdieFel seninsel›Tokdo‹.

WasdieGesprächeoderAnnäherungsversuchezwischenbeidenNationener schwert,sinddie kollektiv geprägten Erinnerungen ,dieaufbeidenSeiten einenmythifiziertenStatuserrungenhaben.Einerseitssindesdietiefeingepräg

1 DasProblemderKompensationderjapanischenRegierungandieehemaligen›Militärtrost frauen‹wirdhierinderEinleitungunter0.3.2anhandeinesFallbeispielsundimTeil3dieser Arbeiterläutert. 0.Einleitung 7 tenVorurteilegegenüberdenanderen,andererseitsistesdasVerharreninder eingefleischtenundständigvondenKollektivengenährten Fixierung auf die Opferrolle .

AuchbeidenKirchenaufbeidenSeitenhatdieZeitvon1910–1945tiefeSpu renhinterlassen.Die7.KoreanischJapanischeKichenkonsultationimJahr2001 2 wirdzwarals›Meilenstein‹inderdurchdieVergangenheitbelastetenBeziehung beiderKirchen(KoreaJapan)angesehen,dochderWegbisdorthinwareinwei terundmühsamerWeg.NichtnuraufgesellschaftlicherEbeneherrschteund herrschtweiterhindasMisstrauengegenüberdemAnderen,sogardieKirche– besondersdieKoreanischeKirchezeigteerheblichesMisstrauengegenüberder JapanischenKirche. 3DieJapanischeKirche(VereinigteKircheChristiinJapan= Kyôdan 4),derenInstitutiondasErgebnisderjapanischenReligionspolitikzurZeit des Zweiten Weltkrieges war, zwang die damalige Koreanische Kirche, sich ebensozuverhaltenwiedieKircheninJapan.AuchinKoreawurde–wieinJa pan–zuBeginndesGottesdienstesdasBilddesTennoverehrtunddanacherst derGottesdienstweitergeführt.DiesführtezwarzuheftigenProtestenseitens derKoreanischenKirche,letztlichjedochentschiedsichdieMehrheit,sichdem Druckzubeugen.DiesführtezurtiefenSpaltungderKoreanischenKirche,die nochbisheutebesteht. 5 DieseSpaltungwardamals–undsieistesnochbis heuteeinsehrernstzunehmendesProblem,dasichdieabspaltendeKircheauf daserstederZehnGeboteberuft.

WährendsichdieJapanischeKirchenachderKapitulationJapans(15.August 1945)mitHilfederKirchenderUSAundDeutschlandsintensivihremWiederauf bauwidmete,brachinKoreaderKoreakriegaus(19501953).NachdemKorea kriegwiderfuhrderSüdkoreanischenKircheeineweitereinnereSpaltung,diesie inzweiLagerteilte:DieKirchen,diedieDemokratiebewegungunterstütztenund

2 Volltext:Siehe[Teil41]imAnhangdieserArbeit. 3 KimijimaYosaburo,»BelasteteBeziehungen,DiejapanischenundkoreanischenKirchenre denwiedermiteinander«,in: EvangelischesMissionswerkinDeutschland(EMW)(Hg), Korea&Ja pan.DerschwierigeWegderVersöhnung, Hamburg:2002,210213,hier:210. 4 InihrwurdenalleprotestantischenKirchenzueinergroßenundstarkenOrganisationzusam mengeschlossen,diedann–wievonderRegierunggeplant–den»GroßenOstasiatischen Krieg«förderte. 5 DamalstrateinekleineMinderheitausProtestgegendieKirchenleitung,diederKolonialherr schaftnachgab,ausderKoreanischenPresbyterianischenKircheaus.Sienenntsich»Koryo Kirche« (KoryoPaGyohoe) undiststarkvertreteninPusan(größteHafenstadtimSüdenKo reas)undUmgebung.Siesiehtsichbisheutenochals›einzigwahre‹KircheChristi. 0.Einleitung 8 sichpolitischengagiertzeigten,unddieKirchen,dieihreIdentitätals›unpoli tisch‹definierten.DieJapanischeKirchehat–nachlangemSchweigenundder Ablehnung der geschichtlichen Verantwortung – die Südkoreanische Kirche schließlichbeidenDemokratieundMenschenrechtsbewegungeninden1970er Jahrentatkräftigunterstützt. 6

DieKircheinSüdkoreabefindetsichsowohlineinemmultireligiösenKontext,als auchineinerinnerlichenSpaltung.GleichzeitigmüssensichvielederKirchenin Südkorea zahlreichen Vorwürfen und Kritiken stellen: Einerseits wegen des ›Wegschauens‹ während der Demokratie und Menschenrechtsbewegung der 1970erJahreundandererseitswegenderVernachlässigungseelischerBedürf nisse.

ZusätzlichzudiesenVorwürfenundKritiken,denensichdieKircheinSüdkorea unausweichlichstellenmuss,kannsiesichdenAufgabenundderVerantwortung gegenüberderGesellschaftimVersöhnungsprozesszwischenKoreaundJapan nichtentziehen.Dieehemaligen›Militärtrostfrauen‹diewährenddesZweiten WeltkriegesvondurchdiejapanischeRegierungbeauftragtenZivilunternehmen alsSexsklavinnenandiejapanischeArmeeüberbrachtwordenwaren–waren imJahr1991erstmalsandieÖffentlichkeitgetreten.Durchsieundihreoffiziel lenEntschädigungsforderungenandiejapanischeRegierungwurdeauchdiebis dahinunterdrückteStimmederVergangenheitsbewältigunglaut.

MehralseineGenerationwardamalsschonseitderKapitulationJapansvergan gen.SohattensichdieErinnerungenverfestigt,diedazunochvonteilweise odergänzlichvomStaatgefördertenEinrichtungen(Museen,Gedenkstätten)ge speistundgefördertwurden.

DieverfestigteErinnerungbzw.›Erinnerungskultur‹aufbeidenSeitenerschwert seitdemAnnäherungsversucheaufgesellschaftlicherwieaufkulturellerEbene. StellungnahmenjapanischerPolitikeroderProminenter,diekritischeThemen– wiezumBeispieldasThema›Militärtrostfrauen‹–aufgreifen,dabeiaberkeine RücksichtaufdiesüdkoreanischeSichtderDingenehmen,werdenbisheuteoft

6 ZudieserZeitentstandinSüdkoreadie»MinjungTheologie«(»TheologiedesVolkes«).In derBeschäftigungmitihrlerntedieJapanischeKirche,dieleidendeKoreanischeKirchezu unterstützenundindiesemTundieMitverantwortungamZeitenWeltkriegzuübernehmen. (Siehe:KimijimaYosaburo,a.a.O.,212.) 0.Einleitung 9 zuZündmaterialvonmassenhaftenProtestengegenJapanoderauchBoykott vonjapanischenWaren. 7

DieKircheist–meinerMeinungnach–gefragt,mehrdennje,diesemProblem aufdenGrundzugehen.AllerdingsdarfsichdieKirchenichtalsdieeinzigeIn stitutionoderGemeinschaftansehen,diezurLösungdiesesProblemsbeitragen könnte.Dennsiestehtnichtalseinziger›TrägerderGesellschaft‹daundmuss sichzudemauchmitanderenReligionenodersäkularenInstitutionenoderGe meinschaften zusammenschließen. Die Kirche hat aber der Gesellschaft eine wichtige–undvielleichtsogardieentscheidende–Botschaftzuüberbringen. NämlichdieBotschaftderVersöhnungGottes.GleichzeitigmusssichdieKirche derKritikals›Mitläufer‹oder›Kollaborateur‹oder›Wegschauer‹währendder japanischenKolonialherrschaft(19101945)undteilweiseauchwährendderDe mokratieundMenschenrechtsbewegungstellen.

EsistdiechristlicheBotschaftderVersöhnung,als›Einladung‹zurVersöhnung mitGott,diedenEinsatzderKircheinSüdkoreafürdenVersöhnungsprozessin derBeziehungzwischenKoreaundJapandefiniertundbekräftigt.Denndieser christlichenBotschaftnachistderMenschdurchGottesVersöhnungstatbereits mitGottversöhnt.EristversöhntmitGott,obwohldiesausmenschlicherPer spektivenichtmöglichwar.SomitistereinvonGottgerechtfertigterundwie derhergestellterMenschvorGott,obwohlereinSünderist.WederderMensch nochdieKircheselbstkönnendieVersöhnungGottesbewirken.AberdieKirche kanndieEinladungGottes»VersöhneteuchmitGott«denMenschenweiterge ben.InBezugaufdenspezifischenKontextvonSüdkoreaundJapankanndies heißen:dieKirchekanndieVersöhnunglebenunderlebenlassen.Aufdiese WeisekanndieKirchedazubeitragen,dieGesellschaftzutragenundzuformen.

AufgabedieserArbeitistes,dieErinnerungskulturbeiderSeitenzuzeigenund darzustellen,wodieschwerbelastetenErinnerungensindundvorwelchenAuf gabendieEinladungzurVersöhnungsteht.Esgiltzuerkennenunddortzube ginnen,»wodieMenschensind,wiedieMenschensind«. 8

7 DiesesPhänomenlässtsichbeidenFallbeispielenerkennen. 8 Theodor Ahrens, »Versöhnung in der ökumenischen Diskussion«, Zeitschrift für Mission, 3 (2005),162173,hier:165. 0.1MethodischerAnsatzundAufbauderArbeit 10

0.1 Methodischer Ansatz und Aufbau der Arbeit

DieArbeitistinfünfTeilegegliedert.InderEinleitungwirdzunächstindasThe ma im Kontext der verwundeten gesellschaftlichen Beziehungen JapanKorea eingeführt.

ImerstenTeil»Terminologie«werdenzentraleBegriffederVersöhnungaus nordostasiatischenkulturellenKontextensemantischuntersucht.Dabeiwirder kennbar,dasssichindiesenBegriffenspezifischchristliche(sieheErläuterungzu dendeutschenBegriffen)wieauchschamanistische(sieheErläuterungzuden sinokoreanischenBegriffen)Gedankenverbergen.

DerzweiteTeilhatdieAufgabe,alsFortsetzungdersemantischenUntersuchung denVersöhnungsbegriffgesellschaftlichwieauchtheologischzuentfalten.Der theologischeVersöhnungsbegriffwirddannaufdieAufgabeder›Erinnerungsar beit‹bezogen,wobei›Versöhnung‹zumGelingenvon›Erinnerungsarbeit‹die nenkann.DiesesVerständnisvon›Erinnerungsarbeit‹bildetdanndenÜbergang zumdritten–demempirischen–TeildieserArbeit.

DerdritteTeilisteineempirischeUntersuchungüberdieErinnerungsarbeit,die sichinöffentlichenEinrichtungenzurKriegsundKolonialgeschichtemanifes tiert.ErstütztsichweitgehendaufdasErgebniseinerForschungsreise,dieich imJahr2005vonAprilbisMaiinSüdkorea,JapanundChinaunternommen habe.DabeiwurdendieMuseenundGedenkstättenuntersucht,diedie›offiziel lenQuellen‹derkollektivenErinnerungdarstellen.UnterdenMuseenundGe denkstättenwurdennurdiejenigenausgewählt,diesichintensivmitderBezie hungzwischenKoreaundJapanbeschäftigen.ZusätzlichwurdenAussagenaus verschiedenenInterviewsmitExperten(Sozialwissenschaftler, Leiterundund ProjektleiterderMuseen),mitKirchenvertreternundunteranderemauchmit einzelnenBürgernausgewertet,umdieDarstellungderMuseenzuergänzen.

DervierteundletzteTeildieserArbeitführtzurückzudenErfahrungenausden FallbeispielenderEinleitung.DieAufgabenderKircheals›Trägereiner(versöh nenden)Gesellschaft‹undals›Förderer‹dergesellschaftlichenVersöhnungwer denausdenErgebnissendieserArbeitentwickelt. 0.2ZumökumenischenRahmendieserArbeit 11

0.2 Zum ökumenischen Rahmen dieser Arbeit

MeineUntersuchungbeziehtsichaufdieökumenischenBemühungenzurVer söhnung,diesowohleineBewegungdestheologischenDenkensalsauchkon kreteBeiträgezumFriedeninOstasienbeschreiben.Ichbegrenzemichdabei aufeineZeitspannevonden1980erJahrenbiszurvorkurzemveranstalteten WeltmissionskonferenzinAthen2005.Die1980erJahresindfürdenKontext dieserArbeitvonbesondererWichtigkeit,dasicheinerseitsdiekoreanischenKir chenseitdieserZeitselbstimökumenischenFeldverortenunddaandererseits der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) durch seine Konferenz in Tozanso (1981)dieVersöhnungsarbeitumKoreazumThemaderÖkumenegemachthat –dersogenannte»TozansoProzess«.MeinenBlickaufdenökumenischenRah menbeschränkeichhieraufdieökumenischenBemühungenimBereichdes ÖRK.

Vorwegsolldaraufhingewiesenwerden,dassdurchdieBeiträgeKarlBarthsund ErnstKäsemannszumVerständnisderVersöhnungeinBrückenschlagzurheuti genzentralenStellungvonVersöhnunginderTheologiederMissionvollzogen wurde.KarlBarthverbindetdieVersöhnungslehremitderMitteallerTheologie, nämlichmitderErkenntnisJesuChristi. 9 WieeinMottoschreibterinseiner Übersichtüber§58»DieLehrevonderVersöhnung(Übersicht)«:»DerInhalt derLehrevonderVersöhnungistdieErkenntnisJesuChristi«. 10 Deswegenist fürihnzentral,dass»Versöhnung«einegeschichtlicheKategorieist.Die»Ver söhnung«istnichtirgendeineGeschichte,sondernsiebegründetundumfasst alssolche»prinzipiellundvirtuell,aberwohlauchaktuell,dieursprünglichste GeschichtejedesMenschen«.»Versöhnung«istdieersteundinnersteVoraus setzungderExistenzdesMenschenundoffenbartsichwohlauchalssolche. 11 »IndemdieseVerheißungvonMenschengehörtwird,sindundwerdendiese Menscheninnerlichundäußerlich gemeinsamausgerichtet darauf, dieindie WeltundandieWeltzumZeugnisgesendetGemeindezusein.Ihregeschichtli

9 KarlBarth, KirchlicheDogmatik(KD)IV/1, ZollikonZürcih:EvangelischerVerlagAG.,1953, Vorwort. 10 KDIV/1,83. 11 KDIV/1,171. 0.2ZumökumenischenRahmendieserArbeit 12 cheWirklichkeitundauchihrinnererAufbausindnichtSelbstzweck.« 12 Damit stehtdieGemeindeindiesemSinneauchalsMissionsgemeindeundKarlBarth verknüpft Versöhnungs und Missionstheologie. 13 Bei Ernst Käsemann wurde dann der Unterschied zwischen den kosmologischen und anthropologischen »Versionen«derVersöhnungsbotschaftGotteswichtig. 14 EsseidiekosmischeDi mensionder›neuenSchöpfung‹,indiedieErdeimZeichendeseschatologi schenFriedensausdemZustandderallgemeinenRebellionundgegenseitigen Feindschaftzurückkehre.Dieanthropologischeaberbetonediemissionarische WeitergabederVersöhnungmitGottdurchdieGemeinde. 15

»Versöhnung«wurdezumThemaineinerVollversammlungdesÖRKimJahre 1983beiderVollversammlunginVancouver.Dortwurdebeschlossen,»dieMit gliedskirchenineinenkonziliarenProzessgegenseitigerVerpflichtung(Bund)für Gerechtigkeit,FriedenunddieBewahrungderganzenSchöpfung(JPIC)einzu binden.« 16 Die Erklärung dieser sechsten Vollversammlung sagt, dass Friede nichtnurdieAbwesenheitvonKriegbedeutenkann.DennFriedekannnichtauf Ungerechtigkeitgebautwerden.ZudembetontdieVollversammlung,dassdie biblischeVisiondesFriedensundderGerechtigkeitnichteineOptionuntervielen seinkann,sondernfürdie›Ganzheit‹desMenschenvorGott,alsGottesVolk einekategorischeNotwendigkeitdarstellt. 17

VancouvergabdenAnstoß,undsomitist»eineentscheidendeWendeinder ökumenischenDiskussionumMissionundVersöhnungEndederachtzigerJahre festzustellen«. 18 DieseentscheidendeWendekamdannaufderdarauffolgenden VollversammlungderÖRKvonCanberraimJahre1991imVersammlungsthema zurGeltung:»GeistderEinheit–versöhneDeinVolk«,einJahrnachderWelt 12 KDIV/1,168. 13 KDIV/1,168169.KarlBarthnenntdiesden»Zeugnisdienst«derGemeinde. 14 GerhardSauter(Hg), »Versöhnung«alsThemaderTheologie«, Gütersloh:Chr.KaiserGü tersloherVerlagshaus,1997,248249. 15 GerhardSauter(Hg), »Versöhung«alsThemaderTheologie« ,250. 16 KonradRaiser, ÖkumeneimÜbergang.ParadigmenwechselinderökumenischenBewegung, München:KaiserVerlag,1989,178. 17 PillipPotter,»PeaceandJustice:ATheologicalReflexion«, WCC:ReportsandPapersofan EcumenicalConsultation(1985/1),PeaceandJusticeinNorthEastAsia ,1624,hier:24. 18 JacquesMatthey,»VersöhnungimökumenischenmissionstheologischenDiskurs, Zeitschrift fürMission,3(2005), 174191,hier:174.Allerdingskommt»Versöhnung«imLexikonMissi onstheologischerGrundbegriffe(KarlMülleretal(Hg),Berlin:Reimer1987)oderalsBegriff einesneuenParadigmasnochnichtzumVorschein( sozumBeispielauchin :DavidBosch, TransformingMission.ParadigmShiftsinTheologyofMission, Maryknoll;NewYork:Orbis Books,1991).JedochistindemvomÖRKimJahre1991herausgegebenen Dictionaryofthe EcumenicalMovement einEintragfür»Versöhnung«(Reconciliation)zufinden. 0.2ZumökumenischenRahmendieserArbeit 13 konvokationinSeoul1990undzweiJahrenachdengroßenpolitischenWenden inEuropaundderSowjetunion1989.

DerDiskursüber»Versöhnung«mündeteindieWeltmissionskonferenz(ÖRK KonferenzfürWeltmissionundEvangelisation)inAthenimJahre2005,diepro grammatischdasThematrug:»KommHeiligerGeist,HeileundVersöhne«.Das VorbereitungspapierNr.2zeigt,wiesichderDiskursseit1982,woeshaupt sächlichumFriedenundGerechtigkeitging,ineinenDiskursüber»Versöhnung« gewandelthatte:

»InderheutigenZeitistesvonentscheidenderBedeutung,sichfür Versöhnungauf gesellschaftlicher und politischer Ebene einzu setzen.DerDienstderVersöhnungundHeilung,zudemdieKirchen berufensind,kannsichnichtaufzwischenmenschlicheBeziehungen beschränken.DieKirchensinddazuherausgefordert,ihrpropheti schesAmtinSituationenauszuüben,dieUnterscheidungskraft,Weis heitundErfahrunginGemeinschaftsprozessenerfordern.Siemüssen sichjedochbewusstsein,dasseszwischenindividuellerVersöhnung undgesellschaftlicherVersöhnungUnterschiedegibt,dadieProzes se,dieinbeidenFällenablaufen,nichtnotwendigerweisedieglei chensind.

InvielenFällensinddieKirchenselbstfürschwereVerbrechenge gendieMenschlichkeit(BeteiligungvonKirchenanDiktatureninLa teinamerikaoderamVölkermordinRuanda)verantwortlichgewe sen.InverschiedenenLändernhabenKirchenführer/innenaberauch SchlüsselrolleninVersöhnungsprozessengespielt(ErzbischofTutuin Südafrika,KardinalArnsinBrasilien,umnurzweiBeispielezunen nen).AllzuoftsindKirchenundkirchenleitendePersönlichkeitenje dochsehrzurückhaltend,wennesdarumgeht,inVersöhnungspro zessenaufgesellschaftlicherodernationalerEbenemitzuwirken.« 19 (Hervorhebungenhinzugefügt)

Hierwirddeutlichgemacht,dasszwischenzwischenmenschlicherVersöhnung

19 ÖRKKonferenzfürWeltmissionundEvangelisationAthen2005Jahr,Vorbereitungspapier Nr.2.: http://www.oikoumene.org/VorbereitungspapierNr2.797+B6Jkw9Mg__.0.html , (5.10.2006) 0.2ZumökumenischenRahmendieserArbeit 14 undgesellschaftlicherVersöhnungUnterschiedezuberücksichtigensind.Ferner wirdauchnichtverschwiegen,dassdieKircheoderderenführendePersonen manchmalauchSchlüsselrolleninverschiedenenVersöhnungsprozessengespielt haben,manchmalaberauchgeradenicht.DasssichderRahmendesVerständ nissesvon»Versöhnung«seitVancouvererweiterthat,zeigtsichanderBezie hung,indieVersöhnunggestelltwird:»Heilung«und»Erinnerung«.Dieswirdin meinerUntersuchungebensoeineRollespielenwiedieBemühunginAthen, »Vergebung«alsÜberwindungderEinteilungin›Täter‹und›Opfer‹(»TäterOp ferKonstellation«)zusehen,nämlichdurch Heilung von Erinnerungen :

»VersöhnungsolltealsAnsatzzurHerstellungvonGerechtigkeitver standenwerden,derweitergehtalsPolitikundRechtsprechungdies tunkönnen.FriedensvereinbarungenundGerichtsurteilekönnenei nerGesellschaftnichtzuvollerGerechtigkeitverhelfen.Erforderlich isteintiefererProzess,derdie Heilung von Erinnerungen ein schließt,VergebunganstrebtundüberdieEinteilunginOpferund Täterhinausgeht.Dasistes,wasmitVersöhnungsprozessgemeint ist.« 20

DassdieWeltmissionskonferenz2005inAthen»Versöhnung«und»Heilung«in dieAgendadesökumenischenDiskursesaufgenommenhat,hängtauchmitder geschichtlichenWandlung›kritischer‹theologischerStrömungendersog.3.Welt zusammen.WieindieserArbeitöftererwähntwerdenwird,istnicht›nur‹Be freiungalsZieldesEvangeliumsimAugezubehalten,sondernesmussauch Gerechtigkeit 21 wiederhergestelltwerden,aufderenGrundlageversöhntebzw. versöhnendeBeziehungengepflegtwerdenkönnen.EineähnlicheTendenzder EntwicklungvondentheologischenStichworten›Befreiung‹zu›Versöhnungund Heilung‹istauchimsüdkoreanischenKontexterkennbar.Wobisinden1970er bzw.indenfrühen1980erJahrendieMinjungTheologiebefreiungstheologische Akzentesetzte,nehmenseitdenspäten1980erJahrenpastoralseelsorgerliche InstitutederenPlatzein.(Siehe2.2.3»Überwindungvon»Han«)

Dasbedeutetnicht,dassdie»MinjungTheologie«ihreArbeitgetanhat,weildie

20 Ebd. 21 In dieser Arbeit wirdunter Anderem auch voneiner »WiederherstellendeGerechtigkeit« (JohndeBruchy)dieRedesein.SieheTeil2.1»VersöhnungmitGott«und2.2»Zeugender Versöhnung«. 0.2ZumökumenischenRahmendieserArbeit 15

BefreiunggelungenunddieGerechtigkeitwiederhergestelltsei.DiesesPhäno menistvielmehrausderPerspektiveder»Versöhnung«zuverstehen,weilnun indersüdkoreanischenGesellschafteinlangerWegderHeilungderErinnerung undVersöhnungbeschrittenwerdenmuss.

DievorliegendeArbeitbeziehtsichalsoaufdiesenRahmenderökumenischen DiskussionimÖRKundgreiftdasaktuellemissionstheologischeStichwortder Versöhnungauf.ZugleichmöchtesieAufgabenderKirchefürdie›Heilungder Erinnerung‹bzw.›VersöhnungzwischenKoreaundJapan‹formulieren. 0.3Fallbeispiele 16

0.3 Fallbeispiele

DiefolgendendreiFallbeispielesollenalsBestandteilderEinleitungdazudienen, dieKomplexitätdesProblems,dasindieserArbeitbehandeltwird,bildhaftdar zustellenundsoindasThemaeinführen.

● DasersteFallbeispielisteineErinnerunganeinepersönlicheBegegnung mitjapanischenStudenteninmeinerkoreanischenKirchengemeindeim Herbst1994.

● DerzweiteFallzeigt–amBeispielder›Militärtrostfrauen‹(diesogenann ten›ComfortWomen‹),wiesichdieVergangenheitderjapanischenKolo nialherrschaftauswirkt.

● DasdritteBeispielberichtetvoneinerErfahrung,dieichaufeinerinter nationalen Kirchenkonsultation über »Die Rolle der Kirchen in einem friedlichenWiedervereinigungsprozesszwischenNordundSüdkorea« in ArnoldshainbeiFrankfurtamMainimFebruar2004gemachthabe.

DiesedreiBeispielesollenaufnatürlicheWeiseindieArbeiteinführenunder möglichen,sichindieseKomplexitäteinzufühlen.Gleichzeitigsollensieeinen grobenÜberblicküberdasbehandelteProblemgeben.

Erstens:DieBegegnungmitdenjapanischenStudentenwirddarstellen,wieein Gegenüber(indiesemFalldieJapaner)nichtkollektivals›böseMenschenmas se‹beschuldigtwerdendarf.Eine›Entmythifizierung‹deseigenenkollektiven Gedächtnissesermöglichterst,dasGegenüberauchalseinenMenschenwiesich selbstzubetrachten.DasersteBeispielzeigt,dasseinRaumgeschaffenwerden kann–undmuss,indemdieverinnerlichtenGedankenzurSprachegebracht werdenkönnen,alsoeinRahmen,derVertrauenschafftundindemgleichzeitig schwierigeThemen–wennsiezurSprachekommen–verkraftetwerdenkön nen.JeneBegegnunghatfürmichpersönlicheinebesondereBedeutung,weiles eineunterjungenMenschenwar.EswareineBegegnungmitderneuen,jungen Generation,diezeigt,dassfürdieZukunftgehofftwerdenkann,dennmankann nunmitdenAnderenüberdasreden,wasmanselbstnurschwerzurSprache bringenkonnte. 0.3Fallbeispiele 17

Zweitens:EinegroßeKontroversewurdeimFrühjahr2003durcheinepopuläre Schauspielerin ausgelöst. LeeSeongYon, ehemalige Miss Korea, löstegroße EnttäuschungundEntrüstungindersüdkoreanischenGesellschaftaus,alssie gemeinsammitihrerAgentur(NetianEntertainment)eineNacktfotoserieveröf fentlichenwollte,undzwarausgerechnetzumThema»DieMilitärtrostfrauenun terderjapanischenKolonialherrschaft(1910–1945)«.Diesisteintabuisiertes Thema,einThema,daszwarjedembekanntist,jedocherstnacheinersehrlan genPhasedesVerschweigensimJahr1991öffentlichzurSprachekam.Wieeine GesellschaftaufErlebnissederVergangenheitreagiert,dieihrenStolzundihre Würdenahmen,zeigtdaszweiteBeispiel.

DasdritteBeispielsollzeigen,dasseinstabilerRahmendesVertrauensnotwen digist,wenneszueinemVersöhnungsprozesskommensoll.WogroßesMiss trauenherrscht,wogegenseitigschlimmeVorwürfeerhobenwerden,damuss durchlangjährigeBeziehungsarbeiteinstabilerRahmendesVertrauensgeschaf fenwerden,indemsichdannMenschenüberihrezerbrochenenBeziehungen offenverständigenkönnen.

0.3.1 Persönliche Erfahrungen mit japanischen Studenten

AlsichnochStudentanderHanshinUniversitätwar,gabeseinProgrammin meinerKirchengemeinde,dassichjährlichwiederholte.JedesJahrimHerbster wartetenwiretwa50japanischeStudenten.DaderProfessorderjapanischen StudierendenundunserPastorseitderZeitderjapanischenKolonialherrschaft engbefreundetwaren,wurdediesesProgrammschonseitLangemjährlichwie derholt.VierJahrelangtrafichdiesejapanischenStudierendenselbstmitsehr großemInteresseundauchmiteinbisschenNeugier.InderZeitvordiesenGe legenheitenzurBegegnunghatteich–wievielemeinerFreundeundLandsleute auch–schwereVorurteilegegenüber»denJapanern«.DochdurchdieBegeg nungenmitdenjapanischenStudierendenwurdemirschnellklar,dasssieauch ›nur‹jungeMenschensind,wieich.

AmSonntagnachdemGottesdiensthattenwireingemeinsamesMittagessen undsaßendanachineinerRundezumGespräch,dasmeistenseineStundedau erte.IndieserRundegabesjedocheineungeklärteatmosphärischeSpannung 0.3Fallbeispiele 18 zwischendenkoreanischenundjapanischenStudierenden.NachmeinerErfah rungempfindetfastjederKoreanereinGefühlgegenüberdenJapanern,das durchwegnichtfürsie,sonderngegensiespricht.Daskannjeweilsauseinzel nenGründenzueinerHaltungvonaggressivemHassbiszunormalerAbneigung führen.BeiderletztenBegegnung,anderichteilnehmenkonnte,geschahje dochetwas.EinStudentderkoreanischenSeitestelltedenjapanischenStudie rendeneineFragenachihrerHaltungzurGrenzezwischenKoreaundJapan,be zogenaufdenKonfliktumdiekleineInselTokdo/TakeshimaimOstmeer 22 (in manchenAtlasausgabenwirddiesesMeer–jeweilsausdereigenennationalen Perspektiveauchdas›GelbeMeer‹oderdas›JapanischeMeer‹genannt).

DadiejapanischenStudierendenallevomFachbereichPolitologiemitSchwer punktDiplomatieundAußenpolitik 23 kamen,gabesplötzlicheineheftigeDiskus sionunterdenJapanern.ErstnachlangerinternerDebattebeantwortetensie dieFrage,undzwarsehrdiplomatisch.ImKernbehauptetensieaberschlicht undeinfach,dassdieInselneinTeilJapansseien.Einekurze,aberheftigeEm pörungderkoreanischenStudierendenfolgte.DurchdieseReaktionwurdedie StimmungaufderjapanischeSeiteauchgrobundließsichnichtmehrbesänfti gen.

Diesekurze,aberschwerwiegendeDebattewarjedochdamitnichtzuEnde.Ein empörterkoreanischerStudentfragtedieGästeplötzlichnachihrerHaltungzur japanischenKolonialherrschaft,unterderdieKoreanerzuleidenhatten,und auchnachihrerMeinungzurjapanischenInvasionundzumRaubderSouveräni tätKoreasimJahr1910 24 (1905:Protektoratsabkommen,1910:Koreawirdzur KolonieJapans).DieseFrageklangwiedieExplosioneinesVulkansnachhun dertJahrenStille.

IchkehrenunzurückzumAnfangjenesGespräches,undspüredieserSpannung nach.

EigentlichweißjederKoreaner,wieseineVorfahrenunterdenJapanerngelitten

22 EshandeltsichumeineFelseninsel,diesichöstlichvonKoreabefindet.Diese,vonbeiden Seiten(SüdkoreaundJapan)beanspruchteInsel,wardamalseinsehraktuellerGegenstand desKonfliktsüberdasTerritorialrechtbeiderSeiten. 23 AndensüdkoreanischenundjapanischenUniversitätengibteseineneigenständigenFachbe reich »DiplomatieundAußenpolitik« . 24 SieheZeittafel[Einleitung1]und[Einleitung2]imAnhangdieserArbeit. 0.3Fallbeispiele 19 haben,undweißauch,dassdieJapanerimUnrechtwaren.Anfangswolltekein TeilnehmerderstudentischenBegegnungdaraufeingehen,umdiescheinbar versöhnlicheAtmosphäreundumdieguteZeit,diewirmitdenjapanischenStu dierendenverbringenwollten,nichtzuverderben.WährendderBegegnungenin denletztenvierJahrenhatteesniemandgewagt,einWortüberdieVergangen heitunddieKriegsverbrechenderJapanerzuverlieren.Auchhatteesniemand gewagt,überdieWunden,diewirzwarnichtdirekterlittenodererlebthatten, überdiewiraberdurchdenGeschichtsunterrichtgutinformiertwaren,zureden. VordieserhiererzähltenBegegnungmitdenJapanernwarenallekoreanischen StudierendeneinerseitsaufdieJapanerneugierig.Andererseitshatesaberih remEmpfindennichtentsprochen,nureine›guteZeit‹mitihnenzuverbringen. DieKomplikation,diedanneingetretenwar,lagalsoinderLuft.JedemKoreaner isteinekollektiveErinnerunginsGehirnundindasHerzgeschrieben–gegen »dieJapaner«.DieseErinnerungvergegenwärtigtimmerwiederdiekolonialen undkriegerischenVerbrechenderJapaner,sodasswirniemalsvergessen.

KoreanerlerntenundlernenimmernochsehrvielaufdemGebietderTechnik vondenJapanern.BeispielsweisewerdenimGebietderFreizeitkulturjapanische technischeGerätegernbenutzt.DessenungeachtetbleibtdieschlechteErinne rungunterKoreanernlebendig: »Dassinddocheigentlichdie Japaner! «

KoreanerscheinenauchiminternationalenSportnichtimmerguteundgroßmü tigeVerliererzusein.WennKoreanerdenerstenPlatznichterringenkönnen, wirddies,wasimmerdieUrsachedafürwar,miteinfachenWorten»alseinVer sagen«angesehen.»MitgroßerErwartunggehtunserKämpferaufdasFeld undkommtohneErgebniswiederzurück…«:daswirdalsgroßeEnttäuschung undalsSchandefürdieindividuellePersonverbucht!DochwirddieNegativität dieserErfahrungimmerdurchdieErläuterungabgefangen,dassmanjaeinen ›Goliath‹vorsichhatte.

GanzandersliegendieDinge,wennKoreanerdieJapaneralsGegnervorsich haben.EinFußballspielistdannkeinenormalesportlicheBegegnung,sondern wirdzum›Schicksalsspiel‹oderauchzueinemKampf,indemnurderSiegertri umphierenkann,indemesaberkeineVersageroderVerlierendegibt,sondern nur›Tote‹oder›Vergessene‹.EingegendieJapanerverlorenesFußballspiel 0.3Fallbeispiele 20 kannderNationalmannschaftnichtverziehenwerden.EinSpielgegendieJapa nerhatseineBedeutungaufeinerkollektivenEbene.DaransindalleKoreaner beteiligt,objungoderalt,undallebauenmitandergeladenenStimmungge gendieJapaner.

DochwennesumeineBegegnungmitJapanernineinemeingegrenztenRaum geht,offenbartsicheinganzanderesVerhalten.DaszeigtdasBeispielderBe gegnungderkoreanischenundjapanischenStudierenden.EinestarkeSpannung lagdichtunterderOberflächederBegegnungzwischenbeidenSeiten.Fürdie ältereGenerationwürdeesnochschwierigersein,einenversöhnlichenStand punktgegenüberdenJapanerneinzunehmen.VieleLeutezeigenvielmehrdas Verhalten,dasssieüberdieVergangenheitschweigen.Schweigenbedeutetin diesemFallnichtdas›nichtWissen‹,sonderndas›Beschweigen‹allerKenntnis sevonderbelastendenVergangenheit.

ImKoreanischengibteseinSprichwort,dasetwabedeutet: »Aufdemausgeroll tenrotenTeppichwerdendieBeineeinsinken« .Dasheißt:Wennmanendlich eineGelegenheitbekommenhat,sichöffentlichauszudrückenoderöffentlich seineBegabungeinzusetzenundvorzustellen,entstehenplötzlichHemmungen, dieeinendirektaufderStelleeinfrierenlassenundunfähigmachen,auchnur dasEinfachsteauszuführen.ImPrivaten,hinterdenKulissenundhinterdem RückenderBetroffenen,istessehrleicht,aberaucheineGewissensfrage, schlechtüberAnderezuredenoderauchübersiezuschimpfen.Dochinderdi rektenBegegnung,alsoineinerSituation,dieeseigentlichmöglichmacht,mit einanderoffenzusprechenundVorstellungenundGedankendurchzudenken, scheintdiesdenmeistenMenschenschwerzufallen.

VierJahrelanghattendieseTreffenstattgefunden.Aberniemandhatteesjege wagt,überdieVergangenheitoderüberaktuellepolitischeThemenzureden. DieFrage,mitderwirKoreanerunddiejapanischenStudierendenunsplötzlich ineinemschroffundeiskaltgewordenenDialogbefanden,warkeinevorbereite teFrage.Spontan,ehrlich,aberunvermeidlichwardieseFragegestelltworden. DieAtmosphärewurdedurcheineeinfacheundnaheliegendeFrageeinerkorea nischen Studentin aufgeheizt. In wenigen Minuten war die Atmosphäre eine ganzandere.AmEndeunseresGesprächsmitdenjapanischenStudierenden 0.3Fallbeispiele 21 konntenwirunsdankderVermittlungundModerationunseresPastorsunddes japanischen Professors schließlich in ›Frieden‹ verabschieden. Beim Abschied vergaßendieJapanerauchnichtdieüblicheherzlicheEinladungzumAbschieds festvorihrerAbreisenachJapan.

WasmichindemdarauffolgendenGesprächmitdenJapanernsehrwunderte, warihreUnwissenheitüberdieVergangenheitundGeschichtederInvasionwäh rendderKolonialherrschaftJapansüberKorea.Mankannjasagen,dassGe schichtejenachStandpunktunterschiedlichinterpretiertwerdenkann.Jedoch warendenjapanischenStudierendendieobjektivenTatsachenderKolonialzeit völligunbekannt.IchbefragtesievorsichtigüberihreKenntnissevondenJahren 1905bis1945.IchfragtenachihrerMeinungüberdiebrutalenVergewaltigun genkoreanischerjungerFrauenwährendderKolonialherrschaftundwährend desKrieges,dasheißtüberdie›ComfortWomen‹.Ebensofragteichnachden LaborexperimentenamlebendigenLeibdergefangenenkoreanischenundchine sischenundanderenasiatischenSoldaten,auchderZivilpersonen.Auchfragte ichnachdem›Schulbuchstreit‹zwischenJapan,KoreaundChina,indemdieIn terpretationderGeschichteundderenTradierungeinezentraleRollespielt.Er staunlicherweisewarendiejungenjapanischenStudierendenvölliguninformiert überdiegeschichtlichenEreignisseundüberdieWundenderKoreaner,diesie erlittenhatten.LangsamundausführlicherzählteichihnenüberdenKriegund dieKolonialherrschaftundvondenSchmerzenundWunden,dieunsereGroßvä terundGroßmüttererlittenhatten.Siehörtenaufmerksamzuundwarentiefbe troffen.Sieberichtetendannauch,dassihrverantwortlicherProfessornachder Debatte in unserer Kirchengemeinde ihnen einiges über die Begegnungsge schichteunddasVerhältniszwischenKoreaundJapanerzählthabe.Siehatten davonnieerfahren,wederinderSchuleimGeschichtsunterricht,nochinderÖf fentlichkeit,nochinderFamilie.

NacheinigenTagentrafenwirunszuihremAbschiedsfest.Esschien,alsobal lesvergessenwar.BeidiesemFestwarnurZeit,sichzuamüsieren.Allesandere wurdeüberdeckt.DasVerhaltenderkoreanischenStudierendengegenüberden japanischenwarnichtmehrbestimmtvondenEmotionenundGefühlendesvo rigenTreffens.IchhatteetwasGlückundkonnteeinenkleinenKreisummich bildenundmitdenjapanischenStudentensprechen.UnseregemeinsamenEng 0.3Fallbeispiele 22 lischkenntnissewarenausreichend,umunswiederüberdieseFragenzuunter halten, dievonden koreanischen Studierenden andiejapanischengerichtet wordenwaren.

WirkamenzumSchluss,dassdieVergangenheitunddieGeschichtewederver stecktoderzugedecktbleibennochverschwiegenwerdendürfte.Wasgesche henist,seinichtlediglichgeschehenundindieVergangenheitverbannt,son derndieseEreignissemüsstenimmerwiederfrisch›auferweckt‹werden,damit sicheinesolcheTragödienichtwiederhole.EsmüssteWegegeben,diewirfür einegemeinsameundfriedlicheZukunftbegehenkönnten.

DiesesGesprächdauertenichtlange.Nachetwa30MinutenwarenJapanerund auchKoreanerplötzlichderselbenMeinung.Wirkonntenwiederhinausgehen undweiterfeiern!

0.3.2 ›Tabubruch‹: Das öffentliche Geheimnis der Trostfrauen.

Am12.Februar2004gabeinesüdkoreanischeFilmdarstellerinundehemalige MissKoreaeinePressekonferenz.DerAnlass:Einneues »bahnbrechendesPro jekt« sollderÖffentlichkeitvorgestelltwerden.EswareinNacktfotoprojekt,das dasLebender›Militärtrostfrauen‹ 25 darstellensollte. »DiesesProjektsollden RahmenderbisherigenthemalosenundeintönigenNacktfotoprojektesprengen und unter dem bedeutungsvollen Thema ›Comfort Women‹ dasLeben von ›Frauen‹ineinernochniedagewesenenTiefedarstellen.« 26 Weitersagtesie, dassdiesesProjektkeinesfallsdieAbsichtverfolge,dieehemaligenMilitärtrost fraueninirgendeinerWeisezuentwürdigenodergarzukränken.HöchsterWert sollevielmehrdaraufgelegtwerden,dienochlebendenehemaligenMilitärtrost frauennichtzuentwürdigen.DieOrte,diefürdieAufnahmengewähltwurden, warenPalau,JapanundNepal.

UnmittelbarnachderPressekonferenzhattensich132ehemaligeMilitärtrost frauenenergischgegendiesesVorhabenverwahrt: TheKoreanCouncilforWo menDraftedforMilitarySexualSlaverybyJapan (eineOrganisationder/fürdie

25 In englischsprachiger Literatur findet ›Comfort Women‹ häufiger Verwendung. Allerdings müssteman,umdemSachverhaltgerechtzuwerden,›SexSlaves‹verwenden.Schonseit 1991gabesimmerwiederheftigeDebattenüberdenGebraucheinesangemessenenBe griffs. 26 Yeonhapnews,Seoul,12.2.2004(Internetausgabe) 0.3Fallbeispiele 23 ehemaligenMilitärtrostfrauen), KoreaWomen'sAssociationUnited(KWAU) (eine Dachorganisation südkoreanischer Frauenverbände) und das ›House of Sharing‹ 27 . »DiePresseerklärungversuchtnur,diesesVorhabenzubeschönigen. DieErklärungergibtkeinenSinnundliefertnureineRechtfertigungfürihrVor haben.«»Zudemkannesnichtverborgenbleiben–trotzdervieleneuphemisti schenAusdrücke,dasshiereinVersuchunternommenwird,dasweiblicheGe schlechtinFormeinesNacktfotoprojektes,dazunochdurcheinePersonderÖf fentlichkeit,alsWarezuverkaufen.Fernerscheintnichtplausibel,wiedurchdie ses Projekt die japanischkoreanische Beziehung kritisch beleuchten werden kann.« 28

DieFilmdarstelleringewannihreIdeeausderDebatteüberdasterritorialeVer fügungsrechtüberdieFelseninseln Togdo. DasProblemderInselnstelltzwi schenJapanundSüdkoreaeinandauerndesdiplomatischesProblemdar.Dazu tatesdenProjektträgernLeid,mitansehenzumüssen,wiedasProblemderMi litärtrostfraueninderÖffentlichkeitmehrundmehrinVergessenheitgeriet.Die systematischesexuelleAusbeutungwährenddesZweitenWeltkriegeshatseine WurzelnzudemindemGedanken,dasweiblicheGeschlechtals›Ware‹anzuse hen.DahersolltediesesProjektnichtzukommerziellenZweckendienenund einengroßenUmsatzoderGewinnerzielen,sondernderganzeErtragausdie semProjektsolltefürdieehemaligenMilitärtrostfraueneingesetztwerden. 29

DieStimmenausderentrüstetenGesellschaftwurdenvondenProjektträgern immerwiedermissdeutet.Sieversuchtenzuerklären,dassdiesesNacktfotopro jekteigentlichgarnicht›sonackt‹sei.ZurFragederNacktfotoswurdeimmer wiederbetont,dassnichtder›nackteKörper‹imMittelpunktstehe.Esseinicht wichtig,wievielmanvondernacktenHautzusehenbekäme.Mandenkenoch darübernach,wievieltatsächlichgezeigtwerdensolle.Vielmehrversuchtensie,

27 Das›HouseofSharing‹isteinezivilgesellschaftlicheEinrichtung,indereinigederüberleben denehemaligenMilitärtrostfrauenuntergebrachtsind.ImAugust1992wurdedurchdieIn itiativedes BuddhistHumanRightCommittee’sWomenSubCommiteeein BuildingCommit teeof›HouseofSharing‹ eingerichtet,dasdannimOktober1992inSeogyodong(einStadt teilinSeoul)dieseEinrichtungeröffnete.NacheinigenUmzügenfanddas›HouseofSharing‹ aufdemheutigenGrundstück(etwa200m²),dasvonChoYoungNam gespendetwurde, seinenendgültigenPlatzinKwangju.InSüdkorealebennochetwa128ehemaligeMilitär trostfrauen und im ›House of Sharing‹ sind zehn untergebracht (Stand 2003, www.na num.org/main.htm, (26.12.2006) 28 ChosunIlbo12.2.2004(Internetausgabe) 29 YeonhapnewsSeoul,12.2.2004(Internetausgabe) 0.3Fallbeispiele 24 dengutenZweckihresProjekteshervorzuheben.Docheigentlichwarnichtdie IdeeeinerNacktfotoserieandenPrangerderGesellschaftgekommen,sondern ebendieIdee,eineNacktfotoserieunterdasThema»Militärtrostfrauenausdem ZweitenWeltkrieg«zustellen.DasgabdenAusschlagfürdieEntrüstungundfür diezahlreichescharfeKritik.

WiegroßdieReichweiteundSchlagkraftdiesesEreignisseswar,erkenntmanan denvielenInternetseiten,dieinwenigenTagenvollerEinträgemitheftigerKritik waren.EinkurznachderPressekonferenzeröffnetesInternetCafé(InternetFo rum) 30 gewanninnureinemTagüber10,000neueMitglieder,dieuntereinander MeinungenüberdieseKontroverseaustauschten.InallenöffentlichenSendun genwurdensämtlicheStellen,inderdieFilmdarstellerinzusehenwar,heraus geschnitten.DieWerbespotsvielerFirmen,indenensieauftrat,wurdenentwe dernichtodermitneuerBesetzungausgestrahlt.VieleihrerVerträge,mitöffent lichenSendungen,mitFirmenundAgenturen,wurdenentwedergebrochenoder eswurdeeineVerlängerungdesVertragsabgelehnt.

DiejapanischePressehieltsichsehrzurück.NursehrwenigeMeldungen–wenn überhaupt–gabeserstdann,alssichdieLageetwasberuhigthatte.Inderfür diesüdkoreanischenundjapanischensogenannten›Netizens‹ 31 eingerichteten Internetseite http://www.enjoyjapan.naver.com ,aufdereineautomatischesi multaneÜbersetzungzwischenKoreanischundJapanischangebotenwird,kam eszusehrheißenDebattenüberdieseKontroverse.Anschuldigungenwarenan derTagesordnung,dochkonntemanauchsehrkonstruktiveKritikundauchvie leÄußerungenlesen,indenenBedauernausgedrücktwurde.

NachnurfünfTagenbeschlossendieVeranstalter,dasProjektaufzulösenund dasgedrehteMaterialsamtdenFotoswurdeöffentlichverbrannt.DieSchau spieleringabeineöffentlicheEntschuldigungabundbesuchteauchdas›House ofSharing‹undentschuldigtesichpersönlichbeidenüberlebendenehemaligen Militärtrostfrauen.

VordiesemEreignisschiendasThema›Militärtrostfrauen‹indasUnterbewusst seinderGesellschaftgeratenzusein.AuchdasschwierigeThemaderAuseinan dersetzungüberdieVergangenheitmitJapanwar,wiegewohnt,nurzube

30 http://cafe.daum.net/antilee .(26.9.2006) 31 Network+Citizen 0.3Fallbeispiele 25 stimmtenAnlässenoderGedenktagenpräsent.ZahlreicheAustauschprogramme zwischen südkoreanischen und japanischen Studenten und Schülern hatten schonlängstihrenerhofftenErfolgerzieltundvielejungeMenschenhofftenauf einversöhnendesKlimazwischenSüdkoreaundJapan.AnfangswarendieSor genderAgenturderSchauspielerinüberdieReaktionderJapanerabergroß.Sie hattensichdaherUnterstützungausderkoreanischenGesellschafterhofft,be sondersausdem›HouseofSharing‹.JedochkameszurgroßenÜberraschung fürdieAgenturundderSchauspielerinanders.

DiesesBeispielzeigt,wietiefdieWundendesvergangenenZweitenWeltkrieges nochsind.DasThema›Militärtrostfrauen‹isteinimmernochhochbrisantes Thema,sowohlfürKorea,alsauchfürJapan.

WarumeszusoeinergroßenKontroversekamoderkommenmusste,kannauf folgendemHintergrunderläutertwerden:

Zum Begriff ›Militärtrostfrauen‹: Die japanische Armee begann mitderEinrichtungder›Militärtroststationen‹imJahr1932.Anfangs wurdendieseStationennurinkleineremUmfangeingerichtet,um diehäufigenVergewaltigungenindenbesetztenGebietenzuverhin dern. Nach 1937 wurden die ›Militärtroststationen‹ auch in ihrer Funktionerweitert.Siesolltendazudienen,dieKampfmoralderja panischenSoldatenaufrechtzuerhalten.BisKriegsendegabesin denbesetztenGebietenentlangderFrontüber400›Militärtroststa tionen‹,indenenFrauenausdenbesetztenGebieten(hauptsächlich ausKorea)als›SexSklavinnen‹eingesperrtwaren.

BisKriegsendewurdenüber200,000koreanischejungeFrauen(im Alter von 13 bis 19 Jahren) in diese ›Militärtroststationen‹ ver schleppt.BiszumJahr2000habensichabernur158Frauenbeider südkoreanischenRegierunggemeldet.Fürdieüberlebendenehema ligen›Militärtrostfrauen‹bedeuteteeineMeldungbeiderRegierung gleichzeitigdieBloßstellung,dasienochvorderEheschließungihrer Unschuldberaubtundsexuellausgebeutetwurden.Einenbesonders großenMutmusstendieseFrauenaufbringen,umihreSchamgefühle zuüberwindenundsichdamitderGesellschaftgegenüberalsehe 0.3Fallbeispiele 26

malige ›Militärtrostfrau‹ und damit als ihrer ›Unschuld beraubte Frau‹bloßzustellen. 32

ZahlreicheVersuche,aufzivilerundauchaufdiplomatischerEbene, diejapanischeRegierungzurRechenschaftzuziehenundeineange messeneEntschädigungundEntschuldigungzuerhalten,sindimmer wiedergescheitert.DieEmotionendersüdkoreanischenGesellschaft wurdenimmerwiederaufgereiztdurchöffentlicheErklärungenjapa nischerPolitiker,diesichzudiesemThemaäußerten. 33 ÜberdenIn haltderÄußerungenzumProblemder›Militärtrostfrauen‹gibtTabel le[Einleitung3],imAnhangdieserArbeitausführlichereInformatio nen.

ZumProblemder Kompensation :NachAbschlussdesFriedensver trags 34 zwischenJapanunddenalliiertenStreitkräften(1951,San Francisco)äußertensechsStaaten(Indonesien,Laos,Kambodscha, Birma,diePhilippinenundVietnam)dieAbsicht,imSinnedesArtikel 14desFriedensvertragesReparationenvonJapanzuverlangen.We nigspätererklärtenLaosundKambodschaihrenVerzichtaufRepa rationsleistungen.Indendanachzwischen1951und1959geführten VerhandlungenwurdendieForderungenkonkretisiert,diesichauf mehrals30MilliardenDollarbeliefen.NachlangwierigenVerhand lungenwurdenschließlichdenvierStaatenReparationsleistungenin Höhevoninsgesamt1,012MilliardenDollarzugesichert,derenZah lung1976abgeschlossenwurde.Dochdabeihandelteessichhaupt sächlichumWirtschaftshilfeinFormvonInvestitionsundKonsum 32 Schonim2.Jahrhundert,alsdieKoryoDynastieinKorea(9181392)vonderWonDnyastie inChina(12711368)erobertwurde,wurdenichtnurdaskoreanischeKönigshausnachChi naverschleppt,sondernauchzahlreichejungeFrauen.AlsdieseFrauenwiederinihreHei matzurückkehrendurften,konntenvieleausSchamgefühlennichtzurückkehren.Fürdie Frauen,diedennochdenMutaufgebrachthattenzurückzukehren,wurdeinderHauptstadt einöffentlichesBaderrichtet,dasfürdiezurückgekehrtenFraueneinReinigungsritualsein sollte.DieGesellschaftjedochhatdiesesReinigungsritualnichtakzeptiert,wodurchdiezu rückgekehrtenFraueninihremrestlichenLebenals›geschändeteFrauen‹diskriminiertwur den.Damals(14.Jahrhundert)wurdediesesBad »HwanHyangTang« (wörtlich:»Heimkehr bad«)genannt.DieserBegriffhatsichgewandelt,indemdieletzteSilbe» Tang«(»Bad«) durch »Nyeon« (Schimpfwortfür»Frau/Mädchen«)ersetztwurde,wasdannzwarwörtlich »HeimgekehrteFrau«( »HwanHyangNyeon«) hieß,derBedeutungnachaber›BilligeFrau‹ odergar›Prostituierte‹meinte. 33 http://www.nanum.org/main.html .(26.9.2006) 34 VolltextdesFriedensvertragesSanFrancisco1951,siehe:[Einleitung4]imAnhangdieser Arbeit. 0.3Fallbeispiele 27

güternundDienstleistungenwiedieErrichtungvonIndustrieanlagen undAusführungvonInfrastrukturprojekten. 35

Auf koreanischer Seite versuchte Park ChungHee (16.5.1961 – 26.10.1979)ineinemGesprächmitdemdamaligenMinisterpräsiden tenIkedaam11.November1961dieWiedergutmachungfürdieKo lonialherrschaftinKoreadurchjapanischeWirtschaftshilfezuregeln. EinepauschaleBerechnungwieimFallvonKriegsreparationen akzeptiertediejapanischeRegierungmitderBegründungnicht,Ko reaseikeineKriegsparteigewesen.ImOktoberundNovember1962 einigtensichbeideSeitenaufeinejapanischeZahlunginHöhevon 250MillionenDollaralsWirtschaftshilfesowieaufdieGewährung vonKrediteningleicherHöhe.GleichzeitigmitdenkoreanischenFor derungenwurdeaufindividuelleEntschädigungenverzichtet. 36

DieEntschädigungsforderungenderehem.Militärtrostfrauenlehnte diejapanischeRegierungzwarab,jedochwurdeeinezivileOrganisa tion(»StiftungfürAsiatischeFrauen«)gegründet,dieausSpenden insgesamt1MilliardeYenzusammenbekommensollte.DieZahlung wurdejedochvondenehem.Militärtrostfrauenabgelehnt,mitder Begründung,diejapanischeRegierungselbstmüsstefürdieEntschä digungaufkommen. 37

Eingroßer Durchbruchgelang denehem. Militärtrostfrauendurch denErfolgdesimJahr2000abgehaltenenFrauentribunals(Women's InternationalWarCrimesTribunal2000).DasamDezember2000in TokyoveranstalteteaußerordentlicheKriegsverbrechentribunalsetzte sichexplizitzumZiel,dieseinerzeitvomIMTFE(InternationalMilitary TribunalfortheFarEast;AlliiertenMilitärtribunaldesFernenOstens) nichtverfolgtenKriegsverbrechenansTageslichtzubringen.Dielan geoffizielleVerweigerungJapans,fürdieseVerbrechenVerantwor tungzuübernehmen,sollte voreinerinternationalenÖffentlichkeit offengelegtwerden,unddiejapanischeRegierungdazubewegtwer

35 VolkerFurth, ErzwungeneReue.VergangenheitsbewältigungundKriegschulddiskussionin Japan19521998, Hamburg:VerlagDr.Kovač,2002,3033. 36 VolkerFurth,a.a.O.,6372. 37 VolkerFurth,a.a.O.,160161. 0.3Fallbeispiele 28

den,darüberRechenschaftabzulegen.DiesesTribunaldecktedurch ZeugenanhörungenneueDetailsüberdasjapanischeSystemvonse xuellerVersklavungwährenddesZweitenWeltkriegesauf,verurteilte diesesSystemalsVerbrechengegendieMenschheit,empfahlange brachteBestrafungenundtrugdamitzueinerinternationalenBewe gungbei,FrauenvergewaltigungundProstitutionzuKriegszwecken allgemeinalskriminellzuerklären.DasinternationaleFrauentribunal 2000wurdevoneinerBürgerorganisationinJapaninitiiert( Violence AgainstWomeninWarNetwork 38 ),dieMitteder90erJahreausder aktuelleninternationalenBewegungzuAnerkennungvonFrauenver gewaltigungenalsKriegsverbrechenentstandenwar.DiesesTribunal verfuhrnachallenRegelnundVerfahrensbestimmungeneinesinter nationalenGerichts,wiedasderAlliierteninNürnbergundTokio.Je dochhattediesesTribunalkeinejuristischeGewalt,dieangeklagten Kriegsverbrecherzubestrafen.NacheinemJahr,am4.Dezember 2001,wurdedannschließlichdasUrteilinDenHaagbekanntgege ben,welchesmehrals1,000Paragraphenauf200Seitenumfasst. 39 Obwohl diejapanischeRegierungmitHilfediesesVerfahrensnicht offiziellzuWiedergutmachungszahlungengezwungenwerdenkonn te,erfülltedasTribunaldochdieAufgabe,dieProblematikdesIMT FEnacheinemhalbenJahrhundertwiederöffentlichzumachenund AsienaktivaneinerdeminternationalenRechtverpflichtetengloba lenErinnerungskulturzubeteiligen. 40

DasProblemderKompensationandieehem.Militärtrostfrauenzeigt,dasses sichnicht›nur‹umeinenochausstehendeWiedergutmachungsleistungderja panischenRegierungandieehem.Militärtrostfrauenhandelt.DiejapanischeRe gierunghattevonAnfangandieForderungendieserFrauenabgewiesen,da

38 Näheres zu dieser Organisation: http://www1.jca.apc.org/vawwnetjapan/english/in dex.html ,(27.2.2007) 39 http://www1.jca.apc.org/vawwnetjapan/english/womenstribunal2000/whatstribunal.html , (27.2.2007).DasUrteilimVolltextkannunterfolgenderAdressealselektronischeRessource heruntergeladen werden: http://www1.jca.apc.org/vawwnetjapan/english/womenstribu nal2000/judgement.html ,(27.2.2007) 40 FranziskaSeraphim,»KriegsverbrecherprozesseinAsienundglobaleErinnerungskulturen«, in:ChristophCornelißen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchwentker(Hg), Erinnerungskultu ren.Deutschland,ItalienundJapanseit1945 ,FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVer lag,2003,78. 0.3Fallbeispiele 29 durchdenVertragausdemJahre1961(ParkChungHee)aufalleAnsprücheauf individuelleKompensationendurchdiejapanischeRegierungfaktischverzichtet wurden.DeswegenverwiesdiejapanischeRegierungdieForderungendieser FrauenandiekoreanischeRegierung.DasErgebnisdesinternationalenFrauen tribunalsimJahre2000inTokiozeigtjedoch,dassessichumeinVerbrechen gegendieMenschheithandeltundsomithatdieFragederWiedergutmachungs leistungeneineneueDimensiongewonnen.AufdiesemHintergrundverweiseich imEinleitungskapitelaufdie»nichtgeleistetenKompensationenJapansandie ehemaligen›Militärtrostfrauen‹«.

0.3.3 Internationale Kirchenkonsultation zum Thema »Die Rol- le der Kirchen im friedlichen Wiedervereinigungsprozess von Nord- und Südkorea« (7.3. – 15.3.2004, Martin Niemöller-Haus, Frankfurt a. M./Arnoldshain )

DieKonsultationfandam7.15.3.2004imMartinNiemöllerHausinArnolds hainbeiFrankfurtamMainstatt.ZudieserKonsultationkamenaufEinladung der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) und des EMW (Evangelisches Missionswerk in Deutschland) eine Delegation der Nordkoreanischen Kirche (KCF:KoreanChristiansFederation)undeineDelegationderSüdkoreanischen Kirchen(NCCK:NationalCouncilofChurchesinKorea),sowiezahlreicheVertre tervonMitgliedskirchendesÖRKzusammen,dieimRahmendessogenannten TozansoProzesseszumFriedenzwischenNordundSüdkoreaundinNordostasi enarbeiten.WährenddesumfangreichenVorprogramms,beiderdiesüdund nordkoreanischeDelegationgemeinsamauchdasehemaligeKonzentrationslager BergenBelsenbesuchte,fielmirauf,dasseskeinenäquivalentenkoreanischen Begrifffürdasdeutsche›Mahnmal‹gibt.Allenfallskonntemanerklärend›war nendesDenkmal‹übersetzen.DennimkoreanischenWortgebrauchgibtesnur das›Denkmal‹.DenkmälerinKoreahabennurdieFunktion,dieeigenenOpfer oderdieSiegerdarzustellen. 41

FürdieTeilnehmerausNordundSüdkoreawardieseineAnregung.Siestellten angesichtsderdeutschenMahnmälerfest:WennmanderVergangenheiteinge

41 SieheTeil3dieserArbeit. 0.3Fallbeispiele 30 denkseinmöchte,dannkannmandarauseinebestimmteLehreziehen,inZu kunftniewiedereineFremdherrschaft,wiezumBeispieldieKolonialherrschaft Japansvon1910bis1945,imeigenenLandezuzulassen. 42

»Eswäreschön,wennsichJapanerendlichaufihreeigeneVergangenheitbesin nenunddieasiatischenNachbarländerwegendesangetanenUnrechtsumVer gebungbittenundBußetunwürden«,sagtendieNordkoreaner.Dawarensie mitdersüdkoreanischenDelegationdurchauseinerMeinung.Immerwiederfiel mirauf,dassbeiGesprächenjeweilsdanngemeinsameMeinungenundauch Emotionenentstanden,wennesumdasProblem›Japan‹ging.Eswarzwardas ProblemderWiedervereinigungvonNordundSüdkoreaaufderTagesordnung derKonsultation.WennesjedochzuGesprächenüberdieVergangenheitoder überdieUrsachederTeilungKoreaskam,konntensichbeideSeitenrascheini gen,dassesdieJapanerwaren,diedafürverantwortlichseien.

WährenddesVorprogrammsderKonsultationwolltedienordkoreanischeDele gationdiegeplantenReferatelesen.EineKontrollehieltensiefürnötig,obin diesenVorträgen,diespäterauchdokumentiertwerdensollten,Stellenzufinden seien,dieihnenschadenwürden.NachdieserÜberprüfungkamderdringliche WunschdernordkoreanischenDelegation,einigeVorträgezustreichen,indenen dienordkoreanischeRegierunganscheinendnegativdargestelltwurdewegen derkritischenWirtschaftslageinNordkorea.TrotzeinerKrisensitzung,ander VertreterdernordundsüdkoreanischenDelegationundderEKDunddesEMW teilnahmen,umeineKlärungherbeizuführen,wurdeletztendlichbeschlossen,ei nigederVorträgezustreichen.OhneAnnäherung,ehermitnochtiefergeworde nenSpannungen,gingdieSitzungzuEnde.AlsdannaberamnächstenMorgen die›Senioren‹derDelegationdessüdkoreanischenNationalenKirchenratesein trafen,wirktendienordkoreanischenDelegiertensofortetwaserleichtert.Eine kurzeBesprechungmitdenvertrautenSenioren,mitdenensieschonüberviele JahrehinwegfreundschaftlicheBeziehungengepflegthatten,konntedasMiss trauensofortbeseitigen.DiegestricheneVorträgewurdenwiederindieTages ordnungaufgenommenundgehalten.

42 DiejapanischeKolonialherrschaftwirdunterAnderemauchvielfachalsUrsachederTeilung Koreasgesehen.(HierzudieAnmerkungmachen:Siehe GemeinsameErklärungder7.Ko reanischJapanischenKirchenkonsultation,Seoul ). 0.3Fallbeispiele 31

Wieichobenerwähnte,hatdielangjährigeBeziehungsarbeitzwischendennord undsüdkoreanischenKirchenimökumenischenRahmendesTozansoProzesses einensolchenstabilenRahmendesVertrauensgeschaffen,indemsichdann auchdieKirchenvertreterraschüberihrenKonfliktoffenverständigenkonnten. Teil1:Terminologie(SemantischeAnalysederKernbegriffe) 32

Teil 1: Terminologie (Semantische Analyse der Kernbegriffe)

DieKernbegriffedieserArbeitsindVersöhnung,VergebungundSchuld.Essind Begriffe,dieunsauchimAlltaghäufigerbegegnen.Könnenwirdavonausge hen,dassjederMensch,derdiesenBegriffenbegegnet,sieinderselbenWeise aufnimmt?ImAlltagerlebenwirSituationen,indenenwirunsmitdiesenBegrif fennichtklarverständigenkönnen.EssindBegriffe,diedemAlltagnahesind, aberauchBegriffe,diewennmansiegenaueruntersuchtdemAlltagsehr fernsind.NochschwierigerwirddieVerständigungmitdiesenBegriffen,wenn man sie in der Kommunikation mit Menschen aus einer anderen Kultur ge braucht.AnbeidenEndenderKommunikationmussgefragtwerden:Wieverste heich,wiepraktiziereich»Versöhnung«?Wiebitteichdenanderenum»Verge bung«?Wieversteheich»Schuld«,wiederandere?

IndiesemerstenTeilwerdendiedreiKernbegriffeundeinweitererkoreanischer Begriff›Han‹semantischerläutert.ObwohlKoreanischundJapanischzweivöllig verschiedeneSprachensind,gehörendiesebeidenLänderzueinergroßenRegi on,inderdiechinesischenSchriftzeichenfürBegriffeundNamenverwendet werden(China,Korea,Japan,Taiwan).InderkoreanischenFachsprachespricht man daher von » Munwhagwon« 43 (Kulturblock chinesischer Schriftzei chen). DieGrundbedeutungdieserSchriftzeichenbleibtunverändert,dasieBe deutungscharakterhaben–aberkeinephonetischenZeichensind.Jedochkön nenBegriffe,diemitchinesischenSchriftzeichenverschriftlichtwerden,inden jeweiligenKulturenverschiedeninterpretiertwerden,dadieBegriffeunterihrem jeweilsunterschiedlichenkulturellenEinflussstehen.

DieBegriffewerdenhiernichtnuranhandchinesischerbzw.sinokoreanischer Schriftzeichenanalysiert,sondernauchinderdeutschenSprache.DerGrundda füristnichtnur,dassdieseArbeitindeutscherSpracheverfasstist,sondern auchdergrößteTeilderLiteratur,dieindieserArbeitVerwendungfindet,in deutscherSpracheverfasstist.DurchdensprachlicheninterkulturellenTransfer lässtsichauchdeutlichveranschaulichen,dassdiesedreiBegriffeindendrei

43 漢字文化圈[»HanjaMunwhagwon«] Teil1:Terminologie(SemantischeAnalysederKernbegriffe) 33

KulturennichtaufgleicheWeisewahrgenommenwerden,alsoauchnichtals identischbetrachtetwerdenkönnen.

Eserscheintmirwichtig,denerstenTeilmitderDefinitionderBegriffezubegin nen,nichtnurdeswegen,weilderLesereingutesRechtaufeineErläuterung derBegriffehat 44 ,sondernauchausfolgendenGründen:Erstensbestehtein hermeneutischesProblem,dasimmereinewichtigeRollespielt,wennessichum Verständigungen–wiehier–zwischenzweiodermehrerenKulturenhandelt. ZweitenssinddieBegriffeeingebettetinjeweilsunterschiedlichekulturelleHin tergründe,diedieBegriffeprägen.IndiesemFallsindeszwardiechinesischen Schriftzeichen,dieeinenBegriffverschriftlichen,jedochwerdendieseinver schiedenenKulturenunterschiedlichrezipiert.DrittenswirddieArbeitindeut scherSpracheverfasst,wodurcheineDefinitionderdeutschenBegriffenötig wird.

AlsVorbemerkungistderHinweiszugeben,dassfürdieUntersuchungdersino koreanischenBegriffedas ChineseCharactersDictionary (HWLinguisticResarch Institute, Seoul Korea 2004) und als Zweitquelle eine Internetseite (www.hanja_dic.zonmal.com )verwendetwurden.AllerdingsdientendieseQuel lennurzurAnalyseeinzelnerSchriftzeichenundderenlinguistischer(lexikaler) Bedeutung.Eineausführliche–auchetymologischeAnalyse,wiesiedasfür deutscheBegriffeherangezogene DeutschesWörterbuchvonJacobundWilhelm Grimm (VerlagvonHirzel,Leipzig1942)möglichmacht,gibtesbisheutenoch nichtfürsinokoreanischeBegriffe.Dementsprechendweiseichdaraufhin,dass allesemantischenUntersuchungsergebnissederchinesischenSchriftzeichenauf eigenerInterpretationberuhen.

44 JanAssman, DaskulturelleGedächtnis ,München:C.H.Beck,2000,19. 1.1Versöhnung 34

1.1 Versöhnung

1.1.1 Koreanisch (sino-koreanischer Begriff)

DersinokoreanischeBegrifffür»Versöhnung«heißt›和解‹undwirdaufkorea nisch›hwahae‹,aufchinesisch›héjié‹ausgesprochen.DieserBegriffwirdmit zweiSchriftzeichengeschrieben,diewiederumeinejeweilseigeneBedeutung haben.

● 和: ›Harmonie‹

○ 禾:DiesesSchriftzeichen(chin.: hé )bedeutetdas ›reife Getreide‹ , miteinergroßenFruchtaufdemHaupt.WiemanschonanderForm sieht,beugtsichderHalm.

○ 口:DiesesSchriftzeichen(chin.: kŏu )bedeutet ›Mund‹. Esähnelt derFormeinesgeöffnetenMundes.

DurchdieZusammenlegungdereinzelnenSchriftzeichen( 禾:reifesGetreide, 口:Mund)entstehenfolgendeBedeutungen:

Das›reifeGetreide‹stehtnebendem›Mund‹.Dasbedeutet,dassdasreifeGe treideindenMundgebrachtwird. ›Harmonie‹beschreibtalsoeinenZustand, indemjederdasbekommt,wasihmzustehtbzw.waserbraucht.

DieBedeutungdiesesSchriftzeichenswirdklarer,wennmandenBegriff»Frie den«hinzuzieht.ImgeschriebenenWort›Frieden‹findetdiesesSchriftzeichen ebenfallsVerwendung:

»Frieden«: 平和(Waage 平+Harmonie 和):Wortwörtlich»gleicheHarmonie«, »gleichmäßigeHarmonie«.FriedenbeschreibtalsoeinenZustand,indemeine gleichmäßige(»Waage«)VerteilungderGüterherrscht.

● 解: ›(Auf-)Lösen, Entfesseln, Entknoten‹

○ 刀: Dieses Schriftzeichen bedeutet ›Messer‹ , ›scharfes Werk- zeug‹ , ›Trennung‹ . 1.1Versöhnung 35

○ 牛:DiesesSchriftzeichenbedeutet ›Rind‹ (chin.: niú ).Esähneltei nerKuh,wennmansievonvorneansieht.

○ 角: Dieses Schriftzeichen bedeutet das ›Horn‹ eines Tieres, ›die Ecke‹ , ›Winkel von aufeinander treffenden Linien‹ (chin.: jiǎ o ). Eskanneine ›scharfe Ecke‹ ,oderaucheinen ›Kampf‹ bedeuten.

DurchdieZusammenlegungdereinzelnenSchriftzeichen( 角:Ecke 刀:Messer, 牛:Rind)entstehenfolgendeBedeutungen:(1)MiteinemscharfenMesserdie Knochen,dieHörnerunddasFellvomFleischeinesRindesabtrennen.(2)Etwas in seine jeweiligen Bestandteile auflösen, was zuvor miteinander verflochten war.

»Versöhnung« ( 和解, Hwahae ) ist zusammengesetzt aus den Schriftzeichen »Harmonie«( 和)und»Entknoten«,( 解)»(Auf)Lösen«.DasSchriftzeichenfür »Harmonie« bedeutet, dass sichMenschen ineinem wiederhergestellten Zu standbefinden,dasssiealsobekommen,wassiebrauchen.DaszweiteSchrift zeichen»Entknoten«( 解)deutetaufeinengestörtenZustandhin,dessenStö rungaufgehobenbzw.versöhntwerdenmuss.

1.1.2 Deutsch

DasDudenUniversalwörterbuchschreibtzu»Versöhnung«:Aussöhnung,Beile gung,Einigung,Schlichtung,Verständigung.BeiderVerbalform»versöhnen« zeigtderDudeneinenVerweisauf»sühnen«.BeiderErläuterungderBedeu tungvon»sühnen«zeigtdasDudenUniversalwörterbucheinenengenZusam menhang zwischen »versöhnen« und»sühnen« 45 auf. Dieser Zusammenhang wird in der Erläuterung im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm nochdeutlicher.

ImVergleichzu»Sühne«trittnämlichhervor,dassdasBedeutungsfelddesBe griffs»Versöhnung«/»versöhnen« allmählicheingeschränktwurde 46 .

»sühnehältdenbegriffderzuentrichtendenbuszefest,dersichinversöh

45 Duden–DeutschesUniversalwörterbuch2001:»(1)eineSchuldabbüßen,füreinbegange nesUnrechteineStrafe,Bußeaufsichnehmen,(2)(imseltenenFall)einbegangenesUn rechtbestrafen,umesdenSchuldigensühnenzulassen.« 46 DasDeutscheWörterbuchvonJacobundWilhelmGrimm(DWB)(CDRomAuflagevonZwei tausendeins.de),FrankfrutamMain:Zweitausendeins,2004,Band25,Spalte1351. 1.1Versöhnung 36

nenverflüchtigthat.umdieherbeiführungeinesobjectivnotwendigenoder wünschenswerten ausgleichs handelt essich beim nhd. (neuhochdeut schen 47 )gebrauchvonversöhnengewöhnlichnichtmehr,abgesehenvon deranwendungdeswortesfürdasverhältnisdessündigenmenschenzu gott;auchhierhatsichindessendergebraucheingeegntundindemsinne von›entsündigen‹,derbeiLUTHERnochganzdeutlichhervortritt,istver söhnenjetztganzungebräuchlich. versöhnenbeschränktsichimnhd.im allgemeinen auf die subjective sphäre, auf die innerliche umwendungbeiderwiederherstellungeinesgestörtengutenverhält nisseseinerpersonzueineranderenpersonoderpersönlichgedachten, währendinälterersprachedievorstellungdeszustandekommendenobjec tivenausgleichsimvordergrundesteht;durchdieseeinschränkungkann dasworteinengefühlstonbekommen,derinderälterensprache,wennes sichlediglichumdiewiederherstellungeinesäuszerenverhältnisseshan delt,meistensfehlt.abweichungenvondiesemgebrauch sind natürlich auchimentwickeltennhd.möglich.inältererspracheschliesztsichdasver bumzunächstandenbegriffdesverbumsimplexan,wobeiverdiedurch führungderhandlungbiszumabschluszbezeichnet.versühnenkannalso hiernebenderunsgeläufigenanwendungauchimobjectivensinnege brauchtwerden.ausdemgesagtenerklärtessich,daszversöhneniment wickeltennhd.gewöhnlichnureinpersönlichesobjectbeisichhat.« 48 (Her vorhebungenimOriginal).

1.1.3 Zusammenfassung zu »Versöhnung«

»Versöhnung«imSinoKoreanischenundimDeutschendeutetaufeinenZu standhin,dervoreiner»Versöhnung«gestörtwar,dainderInterpretationdes BegriffsinbeidenSprachenvoneinerWiederherstellungdieRedeist.Imsino koreanischenBegrifftrittindenVordergrund,dasseseinergerechtenVerteilung derGüterbedarf,umdenZustandder»Versöhnung«zuerreichen.Imdeut schenBegriffsiehtman,dassderBegriffder»Sühne«inderWortwurzelzuer kennenist.

DersinokoreanischeBegriffhatseinenBedeutungsschwerpunktinderLösung bzw.»Entknotung«einerverwickelten,gestörtenSituation,diewiederhergestellt

47 HinzugefügterKommentar. 48 DWB,Band25,Spalte1351. 1.1Versöhnung 37 werdenmuss.DasSchriftzeichen»ReifesGetreide«zeigt,dasseshiermehrum diegleichebzw.gerechteVerteilungderGütergeht.

ImGegensatzdazuweistderdeutscheBegriff»Versöhnung«einesehrdeutliche christlichePrägungauf,welchedurchdenVergleichmit»Sühne«(»Versühnen«) deutlichwird.ImsinokoreanischenBegriffkannmanjedochkeinedeutlichereli giösePrägungerkennen.Deswegenwirdesnötigsein,fürdendeutschenBegriff aucheinenBlickaufdietheologischeBegriffsgeschichtezuwerfen,wasimzwei tenTeildieserArbeiterfolgenwird. 1.2Vergebung 38

1.2 Vergebung

1.2.1 Koreanisch (Sino-koreanischer Begriff)

DersinokoreanischeBegrifffür»Vergebung«heißt› 容恕‹undwirdaufkorea nisch›yongseo‹,aufchinesisch›róngshù‹ausgesprochen.DieserBegriffbe stehtauszweiSchriftzeichen,diesichwiederumineigeneSchriftzeichenmitje weilseigenerBedeutungaufteilenlassen.

● 容(›yong‹:› Gesicht‹ )

○ 宀:DiesesSchriftzeichenhatzweiBedeutungen:

○ ›Hut‹ einesBeamtenoderauchderHuteines›Yangban‹(diehöher rangige,feudaleKlassederaltenkoreanischenGesellschaft)

○ ›Haus‹ oder ›Hütte‹ .EshatdieFormeinesDaches.

● 谷:DiesesSchriftzeichenbedeutetein ›tiefes Tal‹ ,durchdaseinFluss fließt.DiesesSchriftzeichenbestehtaus ›Wasser‹ und ›Mund‹ .Esist vonderFormeinesineinemTalfließendenFlussesabgeleitet.

DurchdieZusammenlegungdereinzelnenSchriftzeichen( 宀:Hut;Haus,Hütte, 谷:fließenderFlussimTal)entstehenfolgendeBedeutungen:

(1) EingroßerRaum,indemesgenugPlatzgibt,undindemsichallesganz nachderOrdnungderNatureinstellt.

(2)DasGesicht,dieErscheinung,dieHaltungunddasBenehmensollen‚natur gemäß’sein.SiesollenalsovollderNatursein.

● 恕(›seo‹: ›vergeben‹ )

○ 如:DiesesSchriftzeichenbedeutet ›gleich‹ , ›das selbe‹ , ›gemein- sam tun‹ .EsbestehtwiederumauszweiSchriftzeichen:› 女‹(chin.: nŭ, Frau)und› 口‹(chin.: kŏu ,Mund).DasSchriftzeichen ›Frau‹ hat dieFormeinerFrau,diekniendihreHändeaufdenSchoßhält.Das Schriftzeichen ›Mund‹ ähneltderFormeinesgeöffnetenMundes. 1.2Vergebung 39

○ 心:DasSchriftzeichen› 心‹bedeutet›Herz‹,›Brust‹,›dieMitte‹.

DurcheineZusammenlegungdereinzelnenSchriftzeichen( 如:gleich(englisch: equal), 心:Herz)entstehenfolgendeBedeutungen: (1)EswirdderGedanke ausgedrückt,dassderandereMenscheinMenschistwieich,dassderandere MenschSchmerzenundWundenundauchFreudeempfindetwieich,dassder andereMenscheingenausowertvollesundunersetzbaresIndividuumistwieich. AlsosollmansichindieLagedesanderenversetzen.DamitistdieFähigkeitzur Vergebunggegeben.(2)SichindieLagedesanderenzuversetzenheißtnicht, dieLagedesanderenzubeobachtenoderzuanalysieren.DieLagedesanderen mussmitAchtungundDemut(Schriftzeichenfür›gleich‹: 女Frau+ 口Mund) betrachtetwerden.DieseLagedesanderenmussalsozurneugewonnenenAus gangsperspektivewerden.

1.2.2 Deutsch

»Vergebung« heißtnachdem Duden–DeutschesUniversalwörterbuch2001 , »Verzeihung«dieVergebungderSünden(»kraftgöttlicherVollmachtvollzogene LossprechungdesSündersnachderBeichte)« .Nachdem Duden–DasSyn onymwörterbuch,3.Auflage,»Begnadigung,Entschuldigung,Gnade,Losspre chung,Nachsicht,Rücksicht,Sündenerlass,Verständnis,Verzeihung,(kath.Kir che):Absolution«.

InderVerbalform »vergeben« erscheinenzusätzlicheBedeutungen,wiez.B. ›Übertragung‹. 49 NachdemSynonymwörterbuch 50 sindfolgendeBedeutungen festzustellen: (1) entschuldigen, freisprechen, lossprechen, nachsehen, nicht nachtragen,rechtfertigen,verzeihen;(katholischeKirche):Absolutionerteilen. (2)abgeben,ausgeben,austeilen,aushändigen,bereitstellen,geben,spenden, verteilen,zurVerfügungstellen,zuteilen,zuweisen;(inderBildungssprache): distribuieren,oderauch:belegen,besetzen,reservieren.

ImDWBwirddieserBegriffetwasausführlichererläutert:(1)InderKirchen

49 Etwas,worübermanalsAngebot,AuftragoderÄhnlichesverfügt,kannanjemandenweiter gegebenbzw.ihmübertragenwerden:eineStelle,einAuftrag.(DieStiftunghatdreiStipen dienzuvergeben.EssindnochEintrittskartenzuvergeben.),aus: Duden–DeutschesUni versalwörterbuch2001,s.v..(=subvoce,dh.UnterdiesemWorteintrag). 50 Duden –DasSynonymwörterbuch ,3.Auflage(CDRomAuflage),Mannheim:Brockhaus, 2004. 1.2Vergebung 40 sprachealsbesondersgebräuchlicherBegriff,imZusammenhangmitSchuldund Sünde; (2) Im Zusammenhang mit Gift (toxicatio 51 ): »vergeben, geben mit schlimmerabsicht,etwashingebenumeinenzuverderben,schadenthun«.52 Als besondereBedeutungensindunteranderem »verheiratendertöchterodermäd chen,dieimhauseleben«53 , zunennen.

AusderBedeutung»Hingeben«(ausderursprünglichenBedeutung ›fortgeben‹, ›hinweggeben‹,›hingeben‹) entwickeltsichderBegriff»zurückgeben«,»zurück zahlen«,»vergelten«( vgl.»heimzahlen« 54 ). InübertragenerBedeutungsollsich derBegriff»Vergebung/vergeben«besondersinderSprachederKirchefestge setzthaben,wiefür »diesündenerlassen« 55 .InZusammenstellungvon›verge ben‹mit›vergessen‹und›verzeihen‹ 56 »istheutevergebenwolderkräftigste ausdruck,indemesmehrerlassenausinnernmoralischengründenanzeigt,ver zeihenundbesondersvergessenabernureinabsehenvonverdienterstrafe ist.« 57

»Vergeben«kannauch–ausdementwickeltenBegriff›hingeben‹,›drangeben‹ –›aufgeben‹bedeuten,sowieesschonimMittelhochdeutscheninsolcherBe deutunghauptsächlichalsPartizipvorkommt 58 .Ausder »participiellenbedeu tung›deraufgebenwordenist‹entwickeltsichdasadjectiv‚wert,daszeraufge gebenwerde,unwürdig,schlecht« 59 IndiesemFallhatdieserBegriffdieBedeu tungvon »wertlos,mitvergeblichgleichbedeutend« 60 . Bedeutungenwie, »ver geben[…]ohneentgelt,gegenleistung,umsonst[…]«61 werdenausdiesemZu sammenhangabgeleitet.

1.2.3 Zusammenfassung zu »Vergebung«

ImdeutschenBegrifffür»Vergebung«trittderGedankeder›Gabe‹indenVor

51 DWB ,25,386. 52 DWB ,25,384. 53 DWB ,25,382. 54 DWB ,25,382. 55 DWB ,25,383. 56 »ichmöchtemichweiternichtbemühn;ichhabihmverziehn,abernichtvergeben«(Göthe4, 386) ,DWB ,Band25Spalte384;»achvongottundweltvergeben;undvergessenwirdich sehn;alles,wasnichtrechtgeschehn.« ,DWB, 25,384. 57 DWB, 25,384. 58 DWB ,25,385. 59 DWB ,25,385. 60 DWB ,25,385. 61 DWB ,25,385. 1.2Vergebung 41 dergrund,wasmanandenverschiedenenAuslegungenausdemDWBerkennen kann.AuchimsinokoreanischenBegriffistdasGegenüberbetont,alsoderjeni ge,derdieWorte(sinokoreanisch)oderdieGabe(deutsch)der»Vergebung« empfangensoll.DerBegriff»Vergebung«lässtindenbeidenKulturendeutlich erkennen,dassdasGegenüber–derjenige,derdie»Vergebung«empfängt auchernstgenommenwirdoderernstgenommenwerdensoll:Imsinokoreani schenBegriffdurchdieBedeutungdeszweitenSchriftzeichens( 恕,›seo‹,Gleich + Herz)und imdeutschenBegriffin der Weise, dass»vergeben« auchdie ›Gabe‹(dasGeben)von›Gift‹(vergiften)bedeutenkonnte.Die›Gabe‹derVer gebungkannalsoauchgiftigseinfürdemEmpfänger,wasnatürlichbeieiner solchenGabenichtderFallseinsollte!

FernerwirdimdeutschenBegriffdeutlich,dass»Vergebung«einbedingungslo serAktistundderEmpfängerkeineHintergedankenbefürchtenmuss:»Verge bung«istein»Vergeben«(›fortgeben‹,›hinweggeben‹,›hingeben‹).Dasbe deutetzugleich,dassderGebendenachseinererfolgten›Gabe‹keinerleiAn spruchaufdenEmpfängerimZusammenhangmitder›Gabe‹erhebenwird.Die serSinnvon»Vergebung«hatsichdanninübertragenerBedeutungbesonders inderKirchenspracheimBereichdesSündenerlassesfestgesetzt.

ImsinokoreanischenwerdenAchtungundDemutbetont,wenneineVergebung stattfindensoll.DieserAspektderVergebungshandlungzeigt,dasssienachei nersoverstandenenOrdnungderNaturerfolgensoll. 62 Imdeutschenliegtder Bedeutungsschwerpunktmehraufder›Gabe‹selbst 63 .

62 DaslässtsicherkennenandemSchriftzeichen 容(›yong‹:›Gesicht‹).Inihmisteinnatürli cherWasserfalloderFlusserkennbar,derdurcheinTalfließt. 63 ›Vergabe‹vonKarten,»verheiratendertöchterodermädchendieimhauseleben«. 1.3Schuld/Scham 42

1.3 Schuld / Scham

1.3.1 Koreanisch (Sino-koreanischer Begriff)

»Schuld«heißtnachdemsinokoreanischenBegriffalles,was ›falsch‹ ist,oder ›nicht ordnungsgemäß‹ .

DersinokoreanischeBegrifffür»Schuld«heißt› 罪‹ undwirdaufkoreanisch ›Jö‹, auf chinesische ›zuí‹ ausgesprochen. Dieser Begriff besteht aus einem Schriftzeichen,dassichwiederuminzweiSchriftzeichenmiteigenerBedeutung teilenlässt.

● 罒:DiesesSchriftzeichen(kor.:Mang,chin.:wang)isteineumgewandel teFormvon› 罒‹,was›Fischnetz‹,›flechten‹,›zusammenknoten‹bedeu tet.EswurdeausderFormdesFischnetzesabgeleitet.Esbedeutetauch ›fangen‹,›gefangen‹,›eingefangen‹oder›umfassen‹.

● 非:DiesesSchriftzeichen(kor.:Bie,chin.:fēi)bedeutet›nicht‹(Gegen teil),›falsch‹,›scharfkritisiert‹,›beschimpfen‹.EsistausderFormder FlügeleinesfliegendenVogelsabgeleitet,diebeideinjeweilsentgegen gesetzteRichtungstehen.

DurchdieZusammenlegungdereinzelnenSchriftzeichen( 罒:Netz,Alles/Um fassendes, 非:nicht, Gegenteil, falsch) entstehenfolgendeBedeutungen: Es umfasstalles,wassichingegengesetztenRichtungenausrichtet.Etwasverkehr tes,dasGegenteilundsomitdas›Falsche‹.DadiesesSchriftzeichenaufetwas verweist,was›falsch‹istoderwaseine›entgegengesetzte‹Richtunghat,istso mitvorauszusetzen,dasseseine›Ordnung‹oderdas›Richtige‹gibt.Demnach bedeutet Schuldalles,wassichimRahmeneiner›Ordnung‹oder›Sanktions macht‹alsnicht›richtig‹befindet.

DersinokoreanischeBegriff 罪stehtzugleichfür›Schuld‹undfür›Sünde‹.Im seinemalltäglichenSprachgebrauchmusssehrdaraufgeachtetwerden,inwel chemRahmendieTateinesMenschengeschieht:ineinemjuristischenRahmen (schwerwiegendeSchulden)oderineinemreligiösen(Sünden). 1.3Schuld/Scham 43

1.3.2 Deutsch

»Schuld« bedeutetnachdem DudenUniversalwörterbuch2001 ,(1) Ursache vonetwasUnangenehmen,BösemodereinesUnglücks,(2)bestimmtesVerhal ten,bestimmteTat,womitjemandgegenWerte,Normenverstößt;begangenes Unrecht,sittlichesVersagen,strafbareVerfehlung,(3)Geldbetrag,denjemand einemanderenschuldigist,(4)injemandesSchuldsein/stehen.

Diesevom DudenUniversalwörterbuch2001 genanntenBedeutungsfelderwer denim DWB nähererläutert. »seinerherkunftentsprechendbezeichnetschuld zunächstetwas,wasmansolloderschuldigist,eineverpflichtungodereineleis tung,wozumanverbundenist.dochistdieseverwendungnurindenfrüheren periodenderdeutschensprachlebendig.« 64 InderneuerenSprachefindetman dieeingeschränkteVerwendungvonSchuldimBedeutungsfeldder »verpflich tungzueinergeldzahlung« 65 , analogzudemlateinischen debitum .Indiesem FallsprichtmanbeiSchuldnichtprimärdieBeziehungzumSchuldigenan(der dieVerpflichtungzueinerGeldzahlunghat),sondernauchdenBezugaufden Darleiher,indemderBedeutungsschwerpunktaufdemausgeliehenenGeldliegt: »schuld,daandreeinemschuldigsind.schuld,damanandernschuldigist« 66 .

Dieim19.JahrhunderteingetreteneEntwicklungdesSchuldbegriffs (culpa) ,der deraltgermanischenRechtsanschauungentspricht,zeigtdenÜbergang »zuder jetztgewöhnlichenbedeutungschuld(culpa),einbegangenesunrecht,daswie dergutgemacht,gesühntwerdenmusz.« 67 DieseBegriffswandlungentspricht derIdee,dasseineÜbertretungdurchZahlungoderBußeausgeglichenwerden kann,ebensoaberauchderkatholischenKirchenlehre,diefürjedeSündeeine »satisfactiooperis« 68 verlangt. »schuldindiesemsinneistdahernamentlichin kirchlicherredeweiseheimischundstehtgerninverbindungmitsünde,dochist dabeidernebenbegriffderdrückendenverpflichtungzueinersühnenochim sprachbewusstseinlebendig«. 69

DurchverbaleFügungenentwickeltsichinderKirchensprachederGebrauchvon

64 DWB ,Band15,1870. 65 DWB ,Band15,1872. 66 DWB ,Band15,1873. 67 DWB ,Band15,1878. 68 DWB ,Band15,1878. 69 DWB,Band15,1879. 1.3Schuld/Scham 44

Schuldbekenntnis und Beichte 70 : »seineschuldbekennen«,»seineschuldwieder gutmachen«,»einemeineschuldanrechnen«,»einemseinerschuldledigsa gen«. 71

MitPräpositionen (»inderschuldsein«) ergebensichinderälterenSpracheju ristischeVerwendungen. 72 DieseBedeutungerläutertauchdas DudenDeut sches Universalwörterbuch 2001 anersterStelle: (1) »viel gewöhnlicher be zeichnetindesschuldeinvergehenoderverschuldeninhinsichtaufdiefolgen alsdieursachederselbenundsprichtdemfehlendendieurheberschaftunddie verantwortlichkeitdafürzu:ichhabeschuldanetwas,ichhabeesdurchmein unrechteshandelnhervorgerufen,esverschuldet«. 73

1.3.3 Zusammenfassung zu »Schuld / Scham«

ZusammenfassendkannmanbeimdeutschenBegrifffür»Schuld«davonausge hen,dasserzweigroßeBedeutungsfelderinsichbirgt.Daseineistdie»Schuld« als›Zahlungsverpflichtung‹ (debitum) unddasanderedie»Schuld«alsverschul detesUnrecht (culpa) .DersinokoreanischeBegriffkenntdieBedeutungvon »Schuld«als›Zahlungsverpflichtung‹nicht.EsgibtdafüreineneigenenBegriff. Zusätzlichistzubemerken,dassimsinokoreanischenBegriffdieBedeutungsfel dervonreligiöserSchuld(›Sünde‹)undjuristischerSchuldnichtunterschieden werden.DereineBegriffdecktbeideBedeutungsfelder,derenUnterscheidung mannurinderAnwendungdesBegriffserkennt.

ImUnterschieddazuhatderdeutscheBegriffauchdieBedeutung›Ursache‹. AnhandderBedeutungvon debitum oder culpa wirdschonbeiderVerwendung desBegriffsdeutlich,worindieSchuldbesteht.DieseBedeutunggibtesimsino koreanischenBegriffnicht.DieBedeutung›Schuld‹imsinokoreanischenBegriff oderinseinerAnwendungmeintvielmehr›diebereitsschonbegangene‹Schuld. DersinokoreanischeBegrifftendierteherzueinerverbalenBeschreibungalszu einernominalen.

70 DWB, Band15,1880 71 DWB, Band15,18801882. 72 DWB, Band15,1883. 73 DWB, Band15,1885. 1.4»Han«( 恨) 45

1.4 »Han« ( 恨恨恨)

1.4.1 Ursprung und Bedeutung des Begriffs

DaskoreanischeWort»Han«( 恨)setztsichausdenchinesischenSchriftzeichen »心«(Herz)und» 艮«(Stehenbleiben)zusammen.WörtlichbedeutetdieserBe griff»einstehengebliebenesHerz«.AnfangsverwandtemandiesenBegriffnur inBezugaufdieToten.SpäterwandtemandiesenBegriffauchaufdieLeben denan 74 .Alseinspezifischschamanistischer(undauchtypischkoreanischer)Be griffbedeutetHaneinenZustandderOhnmacht,deralsPassivität,Abhängigkeit undschweigsameZurückhaltungzumAusdruckkommt.Diesenäußerstkomple xenBegriffindiedeutscheSprachezuübersetzenscheintfastunmöglich.So wurdedieserBegriffinseinerursprünglichenForm»Han«auchinderdeutschen Literatur aufgenommen. 75 Allenfalls kann man diesen Begriff als »grollender Gram«übersetzen,umsowenigstenseinigeSeitendiesesBegriffsverständlich zumachen.

»›Han‹bedeutetkeinenandauerndeneindeutigenemotionalenZustand.Er kannjenachIndividuumeineandere,verschiedeneFormannehmen.Han kannalsselbstzerstörerischundaggressivzumVorscheinkommen,aber unmittelbar danach auch als gutwillig und warmherzig. ›Han‹ kommt manchmalalsdunkle,pessimistischeEmotionvor,aberauchalssehrpositi veundhoffnungsvolleEmotion,nämlichzumgroßenTrotzdergegebenen Umstände.HankanndenewigenTeufelskreisvonVergeltungundRache durchlaufen,kannaberauchgenügendPlatzschaffenfürVergebungund

74 Esistder» Han« desVerstorbenen,dergravierendeAuswirkungenaufdieLebendenhaben kann.HeilungsprozesseimSchamanismusmüssenimZusammenhangderAuswirkungender VerstorbenenaufdieLebenden(Nachkommen)gesehenwerden.DurcheinHeilungsritual kannder» Han«(»grollenderGram«) aufgelöstwerdenunddadurchkönnennegativeAus wirkungenaufdieLebendenbeseitigtbzw.abgemildertwerden.Striktgesehenist» Han« zwarnurdenTotenzuzuschreiben,dochimHinblickaufdieAuswirkungen,diedieLebenden tragenmüssen,sprichtmanauchvom» Han« derLebenden,vom» Han« derLebenden,weil siediedirekteNachwirkungendes» Hans« derVerstorbenenerleidenmüssen.DurcheinHei lungsritual,dasvoneinemSchamanendurchgeführtwird,habendieHandlungenderLeben denwiederumdirektenEinflussaufden» Han« derVerstorbenen.Dieswirddeutlicher,wenn mandaschinesischeSchriftzeichenvonSchamanismusinBetrachtzieht: 巫,esstelltdurch dieobereunduntereHorizontaledenHimmelunddieErdedar,dieVertikale,dieVerbindung zwischenHimmelundErde.DieMenschen,diezwischenHimmelundErde,undumdieVer bindungherumleben,stehenalsoinVerbindungzwischendenTotenunddenLebenden. DieseVerbindungwirdvoneinemSchamanenvermittelt. 75 Siehe:JürgenMoltman, MinjungTheologiedesVolkesGottesinSüdkorea, Neukirchen:Neu kirchenerVerlag,1984. 1.4»Han«( 恨) 46

Verständnis.Zerstörerisch,aberkreativ,kannesneuesLeben,Lebenshoff nungunderwartungschaffen.« 76

Grundsätzlichbesteht»Han«ausderEmotion,dieeinunerfüllterWunschoder einetiefeLeidenserfahrunghervorruft.EinunerfüllterWunschoderTraum,der eskaliert,sichverfestigt,liegtletztendlichalsein›KnotenimHerzen‹.Dieser Knotenkannnichtnurdieseelische,emotionaleGesundheit,sondernauchdie körperlichebeeinträchtigen.

1.4.2 Die Ambivalenz und soziale Funktion von » Han«

AmbivalenteMerkmalemachendenBegriff»Han«zueinemäußerstschwerdefi nierbarenBegriff.WieimvorigenAbschnittaufgezeigt,kannsich»Han«jenach individuellenErfahrungenundemotionalenZuständenverschiedenzeigen.Die Erfahrungvon»Han«beschränktsichjedochnichtnuraufdieEbenedesIndivi duums,sondernerfassteinganzeNation,diesichineinerOpferrollesieht:die koreanischeNationsiehtsichseitihrerEntstehungineinerLeidensgeschichte derUnterdrückungundBevormundungdurchdiebenachbartenStaatenChina, JapanundderMongolei. 77

NichtnurderDruckvonaußerhalbKoreasspielteeinegroßeRolle,sondernauch dieUnterdrückungdurchdieeigenenHerrscher,wasbiszurLeidenserfahrung unterderMilitärdiktaturderNeuzeitanhielt.DiessinddieUmstände,unterde nendaskoreanischeVolkimmerwiederversuchte,seinen»Han«zulösen.Zu sätzlichzudiesengegebenenUmständenkommtnochdiestarkeTraditiondes Konfuzianismus.ErprägtedieGesellschaftinderWeise,dasseinhierarchisch gegliedertesGesellschaftssystemalshöchsterWertgesehenwurde.Inihmsind dieschwachenGliederderGesellschaftdenstarkenzuuntertänigemGehorsam undDienstverpflichtet.DaalsodieschwerenundunterdrückendenUmstände zusammenmitdergesellschaftlichenOrdnungals›übergroße‹,›unüberwindba re‹Machterschienen,artikuliertesichdiesesvollkommeneOhnmachtsgefühlals »Han« .DiezubekämpfendeoderzuüberwältigendeMacht,diedasLeidenver

76 KimJin,»Haniranmuoshinga?«[WasheißtHan],in:ShinChangSuk(Hg), HanUiHagje jockYongu[EinewissenschaftlicheUntersuchungdesBegriffsHan] ,Seoul:CholakGwaHy onshilsa,2004,1141,hier:15. 77 ChiInGyw, MinjungGemeindeninKorea.Entstehung,theologischeBegründungundPraxis, MarburgUniversitätDissertation,ElektronischeRessource,2000,53. 1.4»Han«( 恨) 47 ursacht,lässtMenschenerfahren,dasssieeinerübergroßenKraftausgesetzt sind.DieseErfahrungderOhnmachtist»Han«.GleichzeitiggababerdasOhn machtsgefühldemkoreanischenVolkerstdieKraftauszuharrenunddurchzuhal ten,mitderHoffnung,dasssich›einesTages‹ihr»Han«lösenwürde.DasOhn machtsgefühl geht dann in eine emotionale Mischung aus Trauer und Wut über. 78

Wo»Han«gelöstwird,verwandeltersichinpositive,befreiendeLebensenergie. SowohldieMaskentänze,diedieOberschichtironisierten,alsauchderSchama nenkult,derden»Han«derVerstorbenenüberwand,trugendazubei,dassdie LeidenderMenschenvorübergehendgelindertwurden.Aberdieindiesenkultu rellenPraktikenzumVorscheinkommendeLebensenergiebrachtekeineendgül tigeLösungdes»Han«. 79

Wo»Han«imkollektivenUnterbewusstsein,oderimkollektivenGedächtnistief verankertist,richtetereinegroßeMenschenmasseentschlossenundfastein heitlichineinebestimmteRichtungaus.Daszeigtsichbesondersindenanfangs genanntenFallbeispielen,geradeimZusammenhangdergeschichtlichenJapan beziehung.Der»Han«erscheintwieeinegroßeDynamik,dieimMeerderMen schenmasseeinegroßeWellehervorrufenkann.IngewöhnlichenZeitenstellt sichdiesesMeerganzruhigdar.ZubestimmtenThemenundinKrisenkannes abersehrstürmischundunkalkulierbarwerden.

1.4.3 Ein Fallbeispiel zur Erläuterung der sozialen und kulturellen Bedeutung von ›Han‹

IndiesemFallbeispielmöchteichversuchen,denBegriff»Han«ausseinerKom plexitätzulösenundanschaulicherzumachen.Hauptsächlichwerdeichmich dabeiaufzweiQuellenstützen:dieoffizielleInternetseiteüberdasausgewählte Ereignis(dassogenannte»4.3MassakerinJeju«:Dasam3.April1948inJeju verübteMassaker 80 )undeinenArtikelvonChristineLienemannPerrin 81 .

78 KimJin,»Haniranmuoshinga?«[WasheißtHan],19. 79 ChiInGyw, MinjungGemeindeninKorea.Entstehung,theologischeBegründungundPraxis, 53. 80 NähereszudenUmständendieserZeit,siehe:[Teil11]»Exkurs«imAnhang. 81 ChristineLienemannPerrin,»HealingMemories.Verdrängen,ErinnernundVersöhnen.Reli gionenundpolitischesGedächtnisamBeispielKoreas«,in:WalterDietrich;WolfgangLiene mann(Hg), Gewalt wahrnehmen. Von Gewalt heilen. Theologische und religionswissen schaftlichePerspektiven, Stuttgart:Kohlhammer,2004. 1.4»Han«( 恨) 48

Am3.April1948wurdeaufderInselJejueinMassaker 82 verübt.DieseInsel liegtimSüdenderkoreanischenHalbinsel.AufderbeiKoreanernheutebelieb tenFerieninsel(etwa1800km²groß)zähltdasMassakervom3.April1948ne bendemKoreakriegzumschlimmstenEreignisihrerGeschichte.NurderKorea kriegfordertenochmehrMenschenlebenalsdiesesMassaker.Näheresüberdie EinzelheitenundüberdiedamaligenUmständekönnenausdemAnhang 83 ent nommenwerden.

Am3.April1948griffen350bewaffneteGruppenausderBevölkerung,meistju gendlicheInselbewohner,PolizeistationenundrechtsradikaleJugendorganisatio nenan.SiefordertendiesofortigeEinstellungderübertriebenenPolizeiüberwa chungundUnterdrückungsowieauchdieSchaffungderRegierungeinesverein tenKorea.DenndieWahlen,welchedieTeilungKoreasendgültigbesiegelnsoll ten,warenaufden10.Mai1948festgesetzt.

UnteranderemprotestiertendieGruppengegendiePräsidentschaftswahl,die faktischdieTeilungdesLandesbedeutete.AnfangsglaubtendiePolizeibehör den,dassdieSituationnichtweitereskalierenwürde,undversuchten,siemitei genenKräftenunterKontrollezubringen.DochalssichdieLageaufbeidenSei tenaufsäußersteverschärfte,kameszurblutigenNiederschlagungdesProtes tesdurchdasMilitär.

WasdenZornderInselbewohnerausgelösthat,kannaufgrundseinerKomplexi tätnichteinheitlichunddetailliertdargestelltwerden 84 .UmnureinigeAspekte zunennen:

DadieInselJejusichineinemstrategischwichtigenGebietbefindet,dientesie schonzuZeitendesZweitenWeltkriegesalsBasisfür60,000Soldatenderkai serlichenjapanischenArmee,diedieamerikanischenStreitkräfteabwehrenwoll tenunddannnachKriegsendewiederabgerücktwaren.Unmittelbarnachdem

82 DasMassakervon1948wardasgewalttätigsteEreignisvorderGründungderRepublikKo rea(Südkorea)imAugustdesselbenJahres.AngeordnethatteesRheeSyngManunterdem DruckderAmerikaner,dieihreUnterstützungandieBedingunggeknüpfthatten,dassalle kommunistischenErhebungenaufderalsUnruheherdbekanntenInselbisaufdieWurzel ausgerottetwerdenmüssten. 83 Siehe[Teil11]imAnhangdieserArbeit. 84 Jeju 4.3 Hangjaeng Iran? [Über das Massaker am 3. April] , http://www.jeju43.org. (26.12.2006):Erstnachdem12.Januar2000,alsdasParlamenteinSondergesetzzurUn tersuchungdesMassakersverabschiedethatte,konnteeinUntersuchungsausschusszurUn tersuchungdesMassakersbestelltwerden.DieUntersuchungenaufRegierungsebenelaufen nochimmer. 1.4»Han«( 恨) 49

Kriegfandendannüber60,000gefloheneKoreanerwiederdenWegzurückin ihreHeimatJeju.

DieInselbevölkerunggerietaberraschinUnruhe.DieBefreiungKoreasvonJa panhattehoheErwartungenandieneueZeit erzeugt.Jedochverursachten nichtnurschwerwiegendeadministrativeFehlerbeiderVerteilungvonHilfsgü ternUnruhenaufderInsel,sondernauchdienahezuhundertprozentigeAr beitslosigkeit,derMangelanlebenswichtigenHilfsmitteln,diesichausbreitende Cholera,undnichtzuvergessendiedirekteundwillkürlicheUmfunktionierung derKolonialpolizeiineine›reguläre‹Polizei.GeradedieslöstebeiderInselbevöl kerungvielVerbitterungaus.DazukameinelangandauerndeHungersnot,weil dieErnteeinensehrschlechtenErtraggebrachthatte.Korruptionderöffentli chenDienste,geradebeiderPolizei,warschonlängstkeinGeheimnismehr.

UnteralldiesenUmständenfeiertendieInselbewohnerdenJahrestagderUnab hängigkeitserklärungvon1919am1.März1947 85 alsgroßenFesttag.Alsdie Emotionenjedocheskalierten,kameszuDemonstrationen.DiePolizeigingmit GewaltaufdieMenschenmengelos,wobeisechsMenschengetötetundacht schwerverletztwurden.ImNachhineinstelltesichheraus,dassdieOpferaber Bürgerwaren,diesichgarnichtandenDemonstrationenbeteiligthatten.

AusProtestgegendiewillkürlichePolizeigewaltkamesam10.März1947zuei nemStreik,dersichüberdiegesamteInselausbreitete 86 .DieVerfolgungder Streikführer wurde von einer damals häufig wiederholten Propaganda unter stützt,eshandelesichumkommunistischeSaboteure.AllehochrangigenBeam teneinschließlichdesGouverneursderInselwurdendurchNichteinheimische vomFestlandersetzt.AlleindieintensiveVerfolgungimerstenMonatführtezu 500Festnahmen.NacheinemJahrwarenesbereits2,500Festgenommene. SchließlichkameszudreiTodesfällennachFolterungeninörtlichenPolizeistatio nenimMärz1948.

DieserVorfallwurdedannendgültigzumAuslöserfürdieInselbevölkerung,sich

85 FriedlicheUnabhängigkeitserklärungvom1.März1919.WasalsfriedlicheErklärungundBe wegunglandesweitbegann,wurdevonderjapanischenKolonialherrschaftbrutalniederge schlagenundverfolgt. 86 AndiesemStreiknahmennichtnureinfacheAngestellteteil,sondernauchBeamteausdem ÖffentlichenDienst.95%vonallenArbeitnehmern–einschließlichdesöffentlichenDienstes, beteiligtensichandiesemStreik,derbisheutenochalsgrößterStreikderGeschichteKoreas gilt. 1.4»Han«( 恨) 50 gegendiePolizeigewaltzuerheben.

DerAufstandwurdeimMai1949durcheinAttentataufAnführer LeeDokGu beendet.EserfolgteeineGeneralamnestiefürdienuramRande Beteiligten. DochgabesandereBeteiligteamAufstand,dienichtunterdieAmnestiefielen, sonderninsGefängnisgebrachtwurden,undzwarinGefängnisse,dieimganzen Landeverteiltwaren.AlsderKoreakriegbegann,wurdendieseHäftlingejedoch nacheinemSchnellverfahrenhingerichtet.Manschätzt,dassüber3,000Häftlin gedurchdieseSchnellverfahrenindenTodgerissenwurden.Bisheutesinddie LeichnamevielerOpfernochnichtgefundenworden.

ErstimJahr2000wurdedurchInitiativederRegierungeinUntersuchungsaus schusseingesetzt.Aberbereitsseit1987wardiesesThemakein›Tabu‹mehr. IndenRegierungszeitenvonLeeSyngMan(1948–1960,=SyngmanRhee), ParkChungHee(1963–1979)undChonDooHwan(1980–1988)wardas AusmaßdesVerbrechensvölligausdemoffiziellenpolitischenDiskursverbannt. Selbst Versuche, Gedenkstätten oder Denkmäler für die Opfer einzurichten, scheiterten,dennGedenkstättensindräumlicheundzeitlicheHaftpunktefürdie kollektiveErinnerunganwichtigeEreignisseimLebenderGemeinschaft.Solche HaftpunktebetrachtetederStaatalsGefahr.

DieErinnerungenanpolitischeFeindewarenstaatlichverboten,weilsiealsein NährbodenfürstaatsfeindlicheUmtriebegalten. 87

»DieAngstvorVerfolgungenwegenkommunistischerUmtrieberaubteih nen die Sprache, verdrängte ihre Erinnerungen ins Unterbewusste, in Krankheitssymptome,vorallemindiereligiöseSymbolik.Siewichenaufdie Körpersprache aus, auf verschlüsselte Botschaften, auf Trauerfeiern im SchutzderPrivaträumeundaußerhalbderOrtsgemeinschaften,inWäldern oderBergen.ImMediumreligiöserRitualeinszeniertensiediehistorische ErinnerungunddiepolitischeTrauer.SieversuchteneineArtWiedergutma chungandenErmordeten,umihneneinfriedlichesHinübergleitenindie jenseitigeWeltzuermöglichen.« 88

DieseZeit,indernichtüberdieWundenderVergangenheitgesprochenwerden konnte,indernichtüberihren»Han«oderden»Han«derVerstorbenengeredet

87 ChristineLienemannPerrin,»HealingMemories«,214. 88 ChristineLienemannPerrin,»HealingMemories«,215. 1.4»Han«( 恨) 51 werdenkonnte,dauertevierzigJahrelang.DasspezifischschamanistischeVer ständnisvon»Han«unddiedazugehörigenTrauerundHeilungsprozessehalfen injenerSituation,dieZeitdesBeschweigenszuertragen.

SchamanismusundKonfuzianismussindbeideaufderInselJejubeheimatet. Der Schamanismus konnte die Hoffnung der Inselbevölkerung unermüdlich durchseinespezifischenTrauerundHeilungsprozesseaufrechterhalten.ImUn terschieddazuwaresnachdenRegelndesKonfuzianismusunmöglich,eine TrauerzeremoniefürdieVerstorbenenabzuhalten.KonfuzianischeTrauerzere moniensindfürAhnenvorgesehen,dieeinesnatürlichenoderehrenvollenTo desstarben. 89

WieschweresderInselbevölkerungwar,sichderVergangenheitzustellen,und nochschwerer,dafürdierichtigeHilfezufinden,schildertLienemannPerrin:

»DieTragikderEreignissevon1948bestehtdarin,dassdieMehrheitder MassakriertenzurunbeteiligtenZivilbevölkerunggehörte,diezwischenden regulärenTruppenderLokalbehördeunddenbewaffnetenAufständischen stand.VonbeidenSeitenwurdenUnbeteiligtederKollaborationmitderan derenSeiteverdächtigt;beideSeiteninstrumentalisiertensieimKampfge gendenjeweiligenGegner.Etwa50,000Dorfbewohnerwurdenvonregulä renTruppendazugezwungen,dieVersteckederAufständischeninHöhlen ausfindigzumachenundsiezusammenmitdengeflüchtetenZivilistenum zubringen.ManchmalmusstederSohngegendenVaterGewaltanwenden, derManngegenseineEhefrau,dereineTeilderDorfgemeinschaftgegen denanderen.Jugendlichewurdengezwungen,FrauenihresDorfeszuver gewaltigenundzuermorden.ImGegenzugdieselbenMenschenaberauch vonderGegenseitezuRacheaktenangestiftet.AufdieseWeisewurdenvie leMenschenOpferundTäterzugleich.DieGrenzenzwischendenFronten, zwischenerlittenemundzugefügtemLeidverschwammenundhinterließen beiderüberlebendenBevölkerungeinekaumauflösbareLastdeskollekti venSchuldundOpferseins.« 90

89 ChristineLienemannPerrin,»HealingMemories«,217. 90 ChristineLienemannPerrin,»HealingMemories«,218219. 1.4»Han«( 恨) 52

1.4.4 Zusammenfassung zu »Han«

Sokomplexundambivalent»Han«ist,sobirgterdochdiebehauptete5,000 91 jährigeGeschichtedeskoreanischenVolkesinsich.Mansprichtvonihralseiner ›Leidensgeschichte‹,inder»Han«immerwiederzumVorscheinkommt.Alspo sitive,kreativeLebensenergie,aberauchalszerstörerischeKraftkann»Han« ambivalenteAuswirkungenaufdieMenschenhaben.Der»Han«derLebenden entfaltetsichimgeduldigenundtrotzigenHinnehmenalspositiveLebensener gie,wohingegender»Han«derTotennegativeAuswirkungenaufdielebenden Nachfahrenhabenkann.DasgeduldigeHinnehmen 92 gibtdemMenscheneine großeAusdauer.EsistdieKraftderLebensenergie,diedieDepressionüberwin det,aberzugleichimLeidendasLebenselbstweiterführenlässt.

DieAntwortenderanderenReligionenaufdasschamanistische»Han«Verständ nishabennurteilweiseErfolggehabt.DerBuddhismushatbeiseinemUmgang mit»Han«wenigErfolggehabt.ErpostulierteinErduldenundAkzeptierendes »Han«unddeutetihnalseinunabwendbaresundvorherbestimmtesSchicksal. JedochverstärkterdadurchnurdiezerstörerischeKraftdes»Han«.93

ImChristentumfandensichhingegenElemente,diemitdem»Han«Verständnis ineineKommunikationeintretenkonnten:

BibelerzählungenzeigenBeispielederLösungvom»Han«:›Geistaustreibungen‹, ›Heilungsgeschichten‹.

● Es gibt die Aufmerksamkeit für Unterdrückte in derGesellschaft, wie Frauen,ArmeundKranke,kurzdas»EvangeliumfürdieArmen«.

● Die Berufungsgeschichten der Propheten, in denen Begegnungen mit demGöttlichenbzw.Geistlichengeschildertwerden,zeigeneinegewisse Ähnlichkeit.HierkönnteaucheinerderGründedafürliegen,dassdie ›MinjungTheologie‹ Bodenfassenkonnte. 94

91 »5,000«oderauchaufKoreanisch»dieHälftevonZehntausend«isteinAusdruck,derauf derGründungsgeschichteKoreasbasiert.ImJahr2333vorChristussoll DanKun denStaat gegründethaben.SeitdemzähltmandieGeschichteKoreasaufgerundetauf5,000Jahre. 92 KimJin,»Haniranmuoshinga?«[WasheißtHan],54. 93 KimJin,»Haniranmuoshinga?«[WasheißtHan],54. 94 LeeGwangHo,»HankukGaeshingyoesouiHan?[HanimkoreanischenProtestantismus]«, in:ShinChangSuk(Hg), HanUiHagjejockYongu[EinewissenschaftlicheUntersuchungdes BegriffsHan] ,Seoul:CholakGwaHyonshilsa,2004,157202,hier:160166. 1.4»Han«( 恨) 53

● AusmeinereigenenErfahrungenführeichan,dasstypischkoreanisches VerhaltenvonChristenwielautesBeten,Zungenredenundunterschiedli cheGebetsstundenzubestimmtenAnlässeneinZeichendafürseinkön nen,dasschristlicheElementehierwesentlichdazubeitragen,denscha manistischverstandenen»Han«indenHerzenderMenschenzuheilen.

RegelmäßigeMorgengebete,wiesieinsüdkoreanischenGemeindenüblichsind; GebetszyklenübervierzigTageoderüberhundertTage;dieSitte,zuGottes dienstennurin›reiner‹Formzukommen,dasheißt,nurinderbestenKleidung, diemanhat,oderimAnzug;nurneueGeldscheineindieKollektezugebenal lesdiesessindMerkmale,dieihrenUrsprungimSchamanismushaben.Diese christlichePraxisspieltwiederumimschamanistischenRahmeneineSchlüssel rollefürdieAuflösungvon»Han«.

DasFallbeispieldesMassakersvonJejuam3.April1948zeigtalso,aufwelchen TiefenschichtenvonKulturunddereinzelnenMenschendieAuswirkungenzu verstehensind:unabhängigvonihrerreligiösenZugehörigkeit 95 liegtder»Han« tiefindenHerzenderMenscheninderkoreanischenGesellschaft.

95 LutzDrescher, »TiefgreifendePrägungen«, in:EMW(Hg), Korea&Japan–derschwierige WegderVersöhnung, Hamburg:EMW,2002,5963,hier:59. 1.5ZusammenfassungzuTeil1»Terminologie« 54

1.5 Zusammenfassung zu Teil 1 »Terminologie«

ImerstenTeildieserArbeitwurdeversucht,dieVersöhnungsbegriffeundihr Umfeldzunächstsemantischzuuntersuchen.Eswurdedabeiaufgezeigt,dass diegleichenBegriffeimSinoKoreanischenundimDeutschenunterschiedliche Inhaltebenennen,obwohlsielexikalischdieselbeBedeutunghaben.Gleicherma ßenmachendieMenscheninbeidenKulturenoffensichtlichunterschiedlicheEr fahrungen,obwohlsiediese–abernichtnurdiese–gleichenBegriffeverwen den.

Zusammenfassendkannmansagen,dassdiedeutschenVersöhnungsbegriffe sehrstarkePrägungenderchristlichenKulturaufweisen,wohingegendiesino koreanischenVersöhnungsbegriffe–dieaufeinemBedeutungscharakterundso mitaufeiner›Bildersprache‹beruhen–aufdieNaturundkonkreteGegenstände verweisen,wiez.B.Güterwie›ReifesGetreide‹,oder›Fluss‹und›Gesicht‹.

EineandereErfahrungderWirklichkeitwirderkennbar,wennBegriffeinzwei Sprachenverglichenwerden,diedasselbeProblemlösenundverhandelnwollen. DiezahlreichenBeobachtungenzudenUnterschiedenderBegriffeinbeiden SprachendürfennichtzuderVermutungoderdemMissverständnisführen,dass esindensinokoreanischenBegriffenüberhauptkeineSpurenvonreligiöserPrä gunggäbe.IndenBegriffenselbst,undinihrenSchriftzeichen,sindzwarkeine Anzeichendafürzusehen,dasssie–wiedieäquivalentendeutschenBegriffe– religiöstiefgeprägtseien.DieseSchriftzeichensindjedochineineKultureinge bettet,dieimFalle(Süd)KoreasäußerststarkvomSchamanismusgeprägtist unddiezusätzlicheinrasantesWachstumdesChristentumserlebthat.

ImnächstenTeilderArbeit(Teil2:VersöhnungtrotzErinnerung?)sollversucht werden,denVersöhnungsbegrifftheologischsemantischzudeuten,umsodie Unterschiede, wieauchGemeinsamkeitenzuverdeutlichen. Diesewerdenim letztenwerdenimletztenTeildieserArbeit(Teil4DieVersöhnungsaufgabeder KircheimgesellschaftlichenUmgangmitSchuldundVergebung)wideraufge griffen. Teil2:VersöhnungtrotzErinnerung? 55

Teil 2: Versöhnung trotz Erinnerung ?

»Versöhnung«istnichtnureintheologischerBegriff.VonalltäglichenSituatio nenbishinzurpolitischenEbeneist»Versöhnung«einsehrhäufigverwendeter Begriff,wobeimanfastvoneiner›Inflation‹redenkönnte.Indenmeistenall täglichenSituationenwirdderBegriff»Versöhnung«aufeineReparaturStrate gievon»VersöhnungalsEntstörung«reduziert.DabeiwirdUnfriedenundFeind schaftausmangelnderethischerFähigkeitdesMenschenerklärt.»Versöhnung« alstheologischerBegriff–alssouveräneInitiativeGottesfälltdabeiindenHin tergrund. 96

GottesVersöhnungbeanspruchtaberaucheineethischeDimension.Dennes bleibtdieNotwendigkeitderVersöhnunginzwischenmenschlichenBeziehungen. DabeisollabernichtdieVersöhnungstatGottesunddiezwischenmenschliche VersöhnungaufdiegleicheEbenegestelltwerden.Esisttheologischrichtig,von VersöhnungalseinergottgegebenenRealitätzusprechen,inderGottallemit sichversöhnt(JohndeGruchy).JedochistdieUnterscheidungwichtigzwischen »Versöhnung«alseinemtheologischenundeinem›weltlichen(säkularen)‹Be griff.JohndeGruchyverweistdarauf,dassdemdieUnterscheidungvon›pri mären‹und›sekundären‹Ausdrücken 97 (»primaryandsecondaryexpressions«) vonVersöhnungzugrundeliegt,diemannichtvermengendürfe.

IndiesemTeilderArbeitfolgeichden»vierEbenen« 98 derVersöhnung,die JohndeGruchyunterscheidet.AnersterStellestehtdie theologische Ebene,die sichaufdieVersöhnungzwischenGottundMenschbezieht.Diezweitehatdie interpersonelle Versöhnung,bzw.dieWiederherstellungderBeziehungzwischen Menschen,z.B.zwischenTäterundOpfer,imBlick.DiedritteEbenebeziehtsich

96 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,in:Ders.(Hg), »Versöhnung«alsThemader Theologie ,Gütersloh:1997,747,hier:10.SomitbeschränktsichderBegriff»Versöhnung«indieser SprachregelungaufethischeProbleme,imUnterschiedzumpaulinischenSprachgebrauch. 97 JohndeGruchy, Reconciliation.RestoringJustice, London:SCMPress,2002,1819.Johnde Gruchyschreibt,dassessichbeidenprimärenAusdrückenumGlaubensüberzeugungenhan dele,dieprinzipiellunbeweisbar,wohingegendiesekundärenerlebbar,unddaherManifesta tioneninderWirklichkeitseien.HierfolgeichaberCilliersBreytenbach,derdieVersöhungs tatGottes–dienachderLogikvondeGruchydieprimärenAusdrückewären–alsFrieden GottesvondenMenscheninder»eschatologischenGottesgemeinde«erfahrenwerden.(Cil liersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoterioligie, NeukirchenVluyn: NeukirchenerVerlag,1989,223.) 98 JohndeGruchy, Reconciliation.RestoringJustice, 26. Teil2:VersöhnungtrotzErinnerung? 56 aufdie soziale VersöhnungzwischenGruppenundGemeinschaften.Dievierte, die politische, konzentriertsichaufdieVersöhnungzwischenNationen,Ethnien, Religionenusw. 99 IndiesemTeilwerdenabernichtallevierEbenenkonkretzum Ausdruckkommen,sonderndiedritteEbene,diesoziale,wirdmehroderweni germitderviertenEbenezusammenfallen.

2.1 Versöhnung in Gott

ImerstenAbschnitt(2.1»VersöhnunginGott«)diesesTeilswirdderVersöh nungsbegriffvomRechtsgedankenherverstanden,jedochdannausihmheraus gelöst,weilersonstvoneinerkompensierendenbzw.sühnendenVorleistung dominiert würde. Der Begriff Versöhnung würde dabei den Sinn von Wie derherstellungbekommen.NachdiesemSchrittwirddannderVersöhnungsbe grifftheologischerläutert.DieswirddurchdasfürdenVersöhnungsbegriffzen tralepaulinischeVerständnisvonVersöhnungerfolgen.

WieobenGerhardSauter 100 folgendbemerktwurde,scheint»Versöhnung« alsBegriffnahezuallgegenwärtigzusein.Dabeiwird,GerhardSauterzufolge, übersehen,dasssicheinBegriffswandel,eineVerschiebungvonGottesVersöh nungzueinerLösungethischerProblemevollzogenhat.Daherscheintesmir wichtig,zuallererstdenVersöhnungsbegriffinderGottMenschBeziehungzu erläutern,alsodieVersöhnungstatGottesandenMenschen.

ImAnschlussandenerstenterminologischenTeilverweiseichhierzunächstauf die deutlichen Unterschiede zwischen dem theologischen und nichttheologi schensemantischenZugangzumVersöhnungsbegriff.ImterminologischenTeil wurdeerwähnt,dassderVersöhnungsbegriffinderdeutschenSprachedeutlich christlichePrägungenaufweist. 101 SemantischbetrachtetweistderdeutscheVer söhnungsbegriffgewöhnlicheinesubjektiveSphäreauf,dieaufdieWiederher stellungeinesgestörtengutenVerhältnissesvoneinerPersonzueineranderen verweist.Mitder›subjektivenSphäre‹istgemeint,dasseseinerinnerlichenUm wendungbzw.Umstimmungbedarf,umeinegestörteBeziehungwiederherzu stellen.EinandererAspekt,deraufeinenUnterschiedzwischendertheologi

99 Ebd. 100 GerhardSauter, »Washeißt,wasist›Versöhnung?‹« , 11. 101 Siehe:Teil1Terminologie,Versöhnung,Deutsch; DWB ,25,1351. 2.1VersöhnunginGott 57 schenunddernichttheologischenSemantikdesVersöhnungsberiffshinweist,ist dieWortwurzeldesBegriffs»Versöhnung«.SiezeigtdeutlicheSpurendes»Süh ne«Begriffs. 102

IndersemantischenErläuterungvon»Versöhnung«wurdedeutlich,worindie Verschiebungbzw.»Sprachregelung«desVersöhnungsbegriffshineinindieethi scheDimensionliegt.AndersalsdiedeutschenWörter»versöhnen«und»süh nen«sinddieäquivalentenWörterausdemGriechischennämlichnichtsinnver wandt.

2.1.1 »Versöhnt-Sein« in Jesus Christus mit Gott

Der theologische Versöhnungsbegriff bedeutet die Versöhnungstat Gottes an denMenschen,dieermitsichversöhnt.Dochwielässtsichdertheologische VersöhnungsbegriffimUnterschiedzur›Sprachregelung‹verstehen?IstdieVer söhnungalsGottestatetwasanderesalsdieTatderMenschen?

CilliersBreytenbach 103 skizziertdazueinschlägigeStudienzurVersöhnungbei Paulus.IchfolgehierseinenDarstellungen.Zunächstsollanhandvon2Kor5, 1821,einText,derindenselbenStudieneinezentraleRollespielt,derVersöh nungsbegrifferläutertwerden.DabeiwerdeichdenSchrittenvonCilliersBrey tenbachentlanggehen,umsodemÜberblicküberdieVersöhnungsthematikin derpaulinischenTraditionzufolgen.

DreiHauptaufgabenwidmetsichCilliersBreytenbachinseinerStudie:Erstens sollKlarheitüberdieBedeutungdespaulinischenVersöhnungsbegriffsgeschaf fenwerden.ZweitenssolleneinschlägigeVersöhnungstextebeiPaulusausgelegt werden.DrittenssollendietraditionsgeschichtlichenProblemederpaulinischen Versöhnungsvorstellunguntersuchtwerden.Hierwerdeichnichtnäheraufdie zweitevonCilliersBreytenbachdurchgeführteAufgabeeingehen.Seineerste unddritteAufgabejedochwerdenhiernötigsein,umderThematikgerechtzu werden.

102 Siehe:Teil1Terminologie,Versöhnung,Deutsch;Duden– DeutschesUniversalwörterbuch, 2001:hierwirdaufdenengenZusammenhangzwischen»versöhnen«und»sühnen«hinge wiesen.Sieheauch:HansGeorgLink,»Versöhnung.HermeneutischeÜberlegungen«,in:Lo tharCoenenu.KlausHaacker(Hg), TheologischesBegriffslexikonzumNeuenTestament, BandII,NeukirchenVluyn:NeukirchnerVerlag2002,1780. 103 Cilliers Breytenbach, Versöhnung. Eine Studie zur paulinischen Soterioligie, Neukirchen Vluyn:NeukirchenerVerlag,1989. 2.1VersöhnunginGott 58

DanebenfolgeichauchGerhardSauter,derdieEinleitungseinesBuches »Ver söhnung«alsThemaderTheologie derErläuterungdesVersöhnungsbegriffsals GottesTatwidmet,wobeiseinAusgangspunktinjenerSprachregelungliegt,die dasVersöhnungsverständnis ›unauffällig‹ indieethischeDimensionverlagert hat.

CilliersBreytenbachbetont,dassbeiPaulusnurvonVersöhnungohneeinEle mentvonSühnedieRedeseinkann.Verstehtmanunter»Versöhnung«das, wasmitdemgriechischenWort»καταλλαγή«,undunter»Sühne«das,wasmit »ίλασός«gemeintist,sostelltsichdasProblemnachdemZusammenhangzwi schenVersöhnungundSühnebeiPaulusnicht,weilerdenBegrifffür»Sühne« imVersöhnungskontextnichtverwendet.Wenn»Versöhnung«fürPaulus»Süh ne«implizierenwürde,hätteerdieshervorhebenmüssen;denndemgriechi schenWort»καταλλαγή«istdieserGedankenichtzuentnehmen. Soseies wichtig,semantischzwischendenbeidenWörternzuunterscheiden. 104 Auchtra ditionsgeschichtlichgesehengebeesbeiPauluskeinenGrundzurAnnahme, dassdieVersöhnungsundSühnevorstellungenimNeuenTestamentaufdiesel benWurzelnzurückzuführenseien.DennwährenddieVersöhnungsvorstellung derprofanenhellenistischenDiplomatenterminologieentliehenist 105 ,entstammt dieSühnevorstellungderSeptuaginta(LXX).Dortwird»Sühne«alsÜberset pi)gebraucht.Darausistzuschließen,dassaufgrundder) כפר zungsvariantevon alttestamtentlichenSühneaussagenundderpaulinischenVersöhnungstexteeine übergreifendebiblischeVersöhnungsvorstellungnichtzukonstruierenist,noch wäreeserlaubt,untertraditionsgeschichtlicherPerspektivedavonzureden,dass inderVersöhnungsvorstellungsichdieneutestamentlicheÜberlieferungandie alttestamentlichebindet. 106

SoverknüpftCilliersBreytenbachdenVersöhnungsgedankenvonPaulusweder mitderSühnevorstellung,nochscheinteranhanddersemantischenundtraditi onsgeschichtlichen Untersuchungen dem Versuch einer übergreifenden bibli

104 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 220. 105 AusdenvonCilliersBreytenbachbreitangelegtenStudienzumdiplomatischenGebrauchder »Versöhnung«gehthervor,dassdieBelegeindergriechischenLiteraturderhellenistischen undkaiserlichenZeitfürdenreligiösenGebrauchdesVersöhnungsbegriffsfastvölligfehlen. DasErgebnisderStudien,dieCilliersBreytenbachinseinemBuchvorlegt,überschneidetsich mitder›Sprachregelung‹vonGerhardSauter.DerVersöhnungsbegriffwirdineinemweiten Bereichverwendet,dervonderAussöhnungzwischenIndividuenbishinzuNationenreicht. 106 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 220222. 2.1VersöhnunginGott 59 schenVersöhnungsvorstellungzuzustimmen. 107

CilliersBreytenbachräumthierjedochein,dasszuüberlegensei,obdiepaulini schen Versöhnungstextenicht einen Zusammenhang zwischen»Versöhnung« und»Sühne«implizieren,auchwennsienirgendsausdrücklichvonSühnere den. 108 HierstoßenwiraufeinbreitesFelddesDiskursesüberdie»Sühnevor stellungen«indenpaulinischenVersöhnungsaussagen.DenStofffürdiesenDis kursbietetderTextausdemRömerbrief3,24ffund5,6ff.DerbeiPauluser kennbareZusammenhangzwischenSühneundVersöhnungsollhiernichtbe strittenwerden.CilliersBreytenbachstimmtdiesemHinweisvonPeterStuhlma cherauchzu. 109 JedochsiehtCilliersBreytenbachdenKernderFragedarin,wie mandieSühnevorstellungzuverstehenhat. 110 UlrichWilckensverstehtdiesüh nendeWirkungdesTodesJesuvondenalttestamentlichjüdischenKulttraditio nenher: 111

»VomBlutChristialsSühnemittelsprichteinebreiteTradition,vgl. Röm 5,9; Kol 1,20; Eph 1,7; 2,12; Hebr 9,12.14.18ff; 10,19.29; 12.24;13,11ff.20;1Petr1,2.19;Apg20,28;1Joh1,7;5,6.8;Offb 1,5;5,9;7,14;12,11.Vondaherwirddeutlich,dassdiekultische SühneVorstellung durchweg derHorizontist,unterdemderTod ChristiinseinerHeilsbedeutungimUrchristentumgedachtwird.Die mancherleiBilderausandersartigenVorstellungsbereichen,wievor allemderLoskaufundLösegeld,dienenzurErläuterungdesSühne geschehens,[...].Dasgilt,wiezuRöm5,10auszuführenseinwird, auchfürdieVersöhnungsaussage.Vorallem2Kor5,21zeigtden SühneKontextderχαταλλαγήvonV.18f.HieristderkultischeZu sammenhangbesondersdeutlich:DassGottdengekreuzigtenChris tus›fürunszurSündegemachthat‹,istinderFormulierungfürgrie

107 »EineVorstellung,diewiedieneutestamentlicheVersöhnungsvorstellungkeinentraditions geschichtlichenRückhaltinderalttestamentlichenÜberlieferunghat,isthöchstungeeignet, alsLeitmotiveinertraditionsgeschichtlichangelegtenDarstellungeiner»BiblischenTheolo Traditiכפרgie«zudienen.DiepaulinischeκαταλλαγήVorstellungunddiealttestamentliche onsteheninkeinemtraditionsgeschichtlichenZusammenhang,dereinerBiblischenTheolo giezugrundegelegtwerdenkönnte.«(CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezur paulinischenSoteriologie, 221.) 108 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 220 . 109 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 194. 110 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 194 111 UlrichWilckens, DerBriefandieRömer.EvangelischKatholischerKommentarzumNeuen Testament(EKK), Band6/1,Neukirchen:Benziger,2003,240. 2.1VersöhnunginGott 60

chischeOhrenhartunderklärtsichnurvomSühneRitualLev4her, wodasdeklaratorischeUrteil[...](V21)inLXXwörtlichwiedergege benwird.« 112

AuchPeterStuhlmacher 113 undHofiusOtfried 114 verknüpfendiesühnendeWir kung des Todes Jesu mit dem jüdischalttestamentlichen SühneKult. Rudolf BultmannhingegenlehnteinenZusammenhangzwischenVersöhnungundSüh neimplizitab,indemerverneint,dassPaulusüberdieFragereflektierthabe, wie Gott versöhnt werden müsste 115 : »[...] die Menschen empfangen die καταλλαγή,dieGottgestiftethat–nichtindemerihrensubjektivenGrollbesei tigte,sondernindemerdasobjektiveFeindschaftsverhältnis,dasinfolgeder SündenzwischenihmunddenMenschenbestand,beseitigthat«. 116

Obenwurdeerwähnt,dassCilliersBreytenbachdemHinweisvonPeterStuhlma cherbezüglichderVerknüpfungvonpaulinischerVersöhnungsvorstellungund demSühnewirkendenTodJesuzustimmt.DochüberdasVerständnisvonder SühnevorstellungbeiPaulusteilensichdieWege.AnhandderUntersuchungen vonFerdinandHahn 117 weistCilliersBreytenbachdiekultischenVorstellungen vonPeterStuhlmacherundUlrichWilckensab. 118 DaskultischeVerständnisder paulinischen Sühnevorstellungen von Peter Stuhlmacher und Ulrich Wilckens stellt –andersalsbeiCilliersBreytenbach–nämlichauchdenGedankender stellvertretendenSühneausJes53,12indenRahmenderalttestamentlichjüdi schenTraditionderkultischenSühnevorstellung.NachCilliersBreytenbachbe gegnetbeiPaulusaucheineindeutigerZusammenhangzwischenderVersöh nungsvorstellungunddemStellvertretungstodJesu. 119 AberdieserStellvertre tungsgedankehabekeinengemeinsamenNennermitderSühne(alskultischer 112 Ebd. 113 PeterStuhlmacher,»SühneoderVersöhnung?RandbemerkungenzuGerhardFriedrichsStu die: »Die Verkündigung des Todes Jesu im Neuen Testament«, in: Festschrift Eduard Schweizer,DieMittedesNeuenTestaments ,Göttingen:1983,291316.PeterStuhlmacher, Versöhnung,GesetzundGerechtigkeit.AufsätzezurbiblischenTheologie, Göttingen:Van denhoeck&Ruprecht,1981,117135. 114 HofiusOtfried,»SühneundVersöhnung.ZumpaulinischenVerständnisdesKreuzestodes Jesu,in:WilhelmMaas(Hg), Versuche,dasLeidenundSterbenJesuzuverstehen ,Mün chen:1983,2546. 115 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 10. 116 RudolfBultmann, TheologiedesNeuenTestaments, Tübingen:MohrSiebeck,1990,282. 117 FerdinandHahn,»DasVerständnisdesOpfersimNeuenTestament«,in:KarlLehmannund EdmundSchlink(Hg), DasOpferJesuChristiundseineGegewartinderKirche.Klärungzum OpfercharakterdesHerrenmahls ,Göttingen:VandenhoeckundRuprechtm1983,5191. 118 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 196. 119 Ebd. 2.1VersöhnunginGott 61

Begriff). Der Zusammenhang zwischen der Versöhnungsvorstellung und dem StellvertretungstodJesuseivorpaulinischnichtnachzuweisen.ErstPaulushabe ihnhergestellt,indemerdieprofane καταλλαγή VorstellungmitderVorstellung vonChristiTod»füruns«verknüpfte(2Kor5,14).Alstraditionsgeschichtlichen Ermöglichungshintergrund der paulinischen Versöhnungsvorstellung nennt Cil liers Breytenbach die deuterojesajanische »Sühne«Vorstellung (Jes 53,12), eineSonderausprägungderalttestamentlichenSühnevorstellung,diePaulusent liehenhat. 120 DemnachinterpretiertPaulusdieVersöhnungsvorstellungso,dass Versöhnungdurchdenstellvertretenden»Sühne«TodChristiermöglichtwird. JedochlassenwederderStellvertretungstodChristinochdiepaulinischeRezepti ondenOpfergedankenerkennen.DieHintergründedesTodesChristi»füruns« liegenindenalttestamentlichjüdischenTraditionen,dieSühnealsHeilshandeln Gottessehen,durchdaserdenineineauswegloseLagegeratenenMenschen durchseineSühneausderTodesbedrohungbefreit. 121

AndiesenStellvertretungsgedankenbzw.andieAblehnung,denTodJesuChristi alsOpferzusehen,knüpfenauchWilfriedJoestundGerhardSauteran:

WilfriedJoestschreibtinseinerDarstellung»Schulderkennen–Schuldbeken nen«,dassderTodJesuChristiamKreuznichtalseinzuleistendesOpferver standenwerdendarf.Jesusmusstenichtdeswegensterben,damit Gott ver söhntwerde,umseinenZornüberdieSünderaufgebenundsichihnenwieder zuwendenzukönnen.DasKreuzJesuistnichtdasOpfer,dasdieGerechtigkeit Gottesgebrauchthätte,damitseineGnadefreiwerdenkönnte.Dasbiblische Zeugnissagtdasanders.NichtGott wurde versöhnt,sondernerselbst hat uns versöhnt.Nicht damit Gottunsgnädigseinkann,starbJesusamKreuz,sondern esistgeschehen, weil GottesGnade,weilseineFeindesliebedie,diefernvon ihmwaren,zusich»heimsuchen«wollte.SeineGnadeistnichtdasseinemZorn

120 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie ,221. Auchin »Röm5,111wurdederStellvertretungstodindengleichenKontextgestellt.DasSterben ChristiistTatGottes.ChristusstarbstellvertretendfürdieGottlosen,damitsieGerechtfertig tewürden,durchseinenTodwurdendieGottesfeindezuVersöhnten.FürdieGerechtfertig tenbzw.VersöhntenistdieauswegloseSituation,dieUnheilssituationaufgehoben,imStell vertretungstodChristwurdederTunErgehenZusammenhangdurchbrochenunddieescha tologischeRettungvordemZorngerichtermöglicht.« 121 Ebd.:AndersalsinseinenskizziertenStudienüberE.G.vanLeeuwenundHansWindisch gehtCilliersBreytenbachzumProblemdesVerhältnissesvon»Versöhnung«und»Sühne« eineneigenenWeg,indemerdurchtraditionsgeschichtlicheundsemantischeUntersuchun gendiesebeidenBegriffealsnichtsinnverwandtbewertetunddaherbetont,dassbeiPaulus von»Versöhnung«ohne»Sühne«dieRedesei. 2.1VersöhnunginGott 62 abgerungene Ergebnis desTodeswegesJesu;sieistder Ursprung undBeweg grund,dassGottinJesusdiesenWeggegangenist–seinenWegunsnach,in unserenTod. 122

DiesesspezifischchristlicheVerständnisvonderalleinigenGottesinitiativeder VersöhnungwirdauchineinemweiterendeutschentheologischenWerkzum Versöhnungsbegriff(GerhardSauter)betont.Sautersagt:JesuswurdezurSün degemacht 123 .Soerstkönnenwirerkennen,wiewirvorGottstehen.Soerken nenwirinJesusChristusunsereSchuld–jenseitsvonjeglichermoralischen SelbstundFremdbeurteilung. 124 JesusChristusisthiernichtderVersöhner,son dernderInbegriffdesMenschen,andemdieWahrheitGottesvonGottund MenschinihrerBeziehungzueinanderanschaulichwird. 125 GottistalsoderVer söhnerinJesusChristus.ImEntgegenkommenGottesaufdenMenschenzu,die eingeladenundzugleichgebetenwerden, sichmitGottzuversöhnen, versetzt GottdieMenschenaneinenanderenvölligneuenOrtderBeziehung. 126

WeiterparallelisiertPaulusdieVersöhnungsvorstellungmitderRechtfertigung. Beides,dasVersöhntseinunddasGerechtfertigtsein,drücktdiegegenwärtige HeilssituationdesMenschenimBlickaufdieendzeitlicheRettungaus.In2Kor 6,1frezipiertPaulusdieVersöhnungsvorstellungineinemeschatologischenZu sammenhang. 127 CilliersBreytenbachstelltdieRelation 128 zwischenVersöhnung undRechtfertigungbeiPaulusnichtineinenkausalenZusammenhang,sondern er setzt sie gleich, indem er Versöhnung und Rechtfertigung in einem es chatologischenZusammenhangmiteinanderverbindet.DerZusammenhangzwi schenVersöhnungundRechtfertigungwirddeutlich,wennderVersöhnungs

122 WilfriedJoest,»Schulderkennen–Schuldbekennen«,in:RichardRiess(Hg), Abschiedvon derSchuld?ZurAnthropologieundTheologievonSchuldbekenntnis,OpferundVersöhnung , Stuttgart;Berlin;Köln:VerlagW.Kohlhammer,1996,1425,hier:24 123 Über die Probleme der Übersetzung von u`pe.r h`mw/n a`marti,an evpoi,hsen , siehe: Cilliers Breytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 139140. 124 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,in:Ders.(Hg),» Versöhnung«alsThe maderTheologie ,747,hier:25. 125 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,40. 126 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,24. 127 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 222. 128 HiererwähntCilliersBreytenbacheinigeFragen,diebeimProblemder›Relation‹auftreten würde:»IstdieRechtfertigungGrundderVersöhnung?HatsielogischenVorsprungvorder Versöhnungundermöglichtdieseerst?OderistdieVersöhnungdieZuspitzungderRechtfer tigung,indemsiedieiustificatioimpiorumzuriustificatioinimicorumsteigert?Oderdrückt dieVersöhnungsvorstellungdieLiebesdimensionderneuenRelationzuGottbesseraus?« (CilliersBreytenbach,a.a.O.,222) 2.1VersöhnunginGott 63 begriffals›profaner‹vondersäkularenWeltderDiplomatieausgeliehenund RechtfertigungalseinreligiöserBegriffvonPaulusaufgenommenwerden.Pau lusversetztdendiplomatischenBegriff»Versöhnung«ineinneuesUmfeld,näm lichindieneueBeziehungzwischenGottundMenschimRahmendesRechtferti gungsgeschehens.WährenddieRechtfertigungsvorstellunginihrerAusrichtung dieTreuedesBundesgottesthematisiertundsehrstarkaufdasendzeitlicheGot tesgerichtbezogenist,eignetsichdieVersöhnungsvorstellung,diedemBereich derFreundschaftunddesFriedenschließensentstammt,gutdazu,dieneueRe lationzwischenGottundMenschauszudrücken.DieskannnachCilliersBreyten bacheineErklärungdafürsein,warumgeradePaulusimZusammenhangmit demTodChristialsdemErmöglichungsgrundderVersöhnungaufdenErweis derLiebeGotteszusprechenkommt. 129

AnhandseinerDarstellungvonvorangegangenenStudienhebtCilliersBreyten bachhervor,das1.keineRededavonseinkann,dassGottversöhntwird.Gott istimmerSubjektderVersöhnung.DennPaulusformulierteindeutig,dassGott dieMenschheitinChristusmitsich»versöhnendwar«.2.Esistfalsch,derVer söhnungeineethischeDimension 130 zugebenunddabeidieInterpretationvor auszusetzen,dassderMenschsichmitGottversöhnt.3.kannwederdavondie Redesein,dassGottseinenZorndenMenschengegenüberüberwindet,noch davon,dassderMenschseineFeindschaftGottgegenüberbeendet. 131 InAnleh nunganRöm.5,10betontdeswegenCilliersBreytenbach:»DieVersöhnung kommt nicht dadurch zustande, dass unsere Gesinnung verändert wird von FeindschaftgegenGottinLiebezuihm,sondernsieistbereitsgeschehen,und alssiegeschah,warenwirnochGottesFeinde.« 132 Das»alswirnochGottes Feindewaren«ist»einhartesWortfürjedesubjektiveVersöhnungstheorie,die inderVersöhnungnureineVerwandlungdermenschlichenEinstellungzuGott sehenwill.WennPaulusvonVersöhnungspricht,tuteresaufeinWeise,diedie herkömmliche Alternative ›subjektive‹ oder ›objektive Versöhnung‹ zerbricht. DieVersöhnungbestehtwederdarin,dassGottdurchdieErfüllungdesMen schenumgestimmtwird,nochdarin,dassderMenschumgestimmtwird,wenn

129 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 223. 130 DieethischeDimensionwirderstgreifbar,wenneszuVersöhnunginzwischenmenschlichen Beziehungenbzw.innerhalbundvonGruppenkommt. 131 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 67. 132 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 7. 2.1VersöhnunginGott 64 erGottesLiebeinChristussieht.« 133 PaulusbeschreitetdurchseinenVersöh nungsgedankenalsoeinenneuenWeg,wieobenerläutert. 134

DenGedankengangumdie»AnerkennungdesvonGottvollzogenenVersöh nungswerks«greiftCilliersBreytenbachinseinerSchlussfolgerungauf,indemer dasVersöhnungsgeschehenindreiAspektenvereinfachtdarstellt:1)DieVersöh nungstatdurchGott(2Kor5,19a;Röm5,10),2)DasSichVersöhnenLassen(2 Kor5,20)bzw.dieAnnahmederVersöhnung(Röm5,11)und3)DieneueFrie densrelationderVersöhnten(Röm5,10).WennmanmitdiesemVerständnisnun zurückblicktauf»Versöhnung«und»Rechtfertigung«,sokannmansehen,wie PaulusdieRechtfertigungalsGottestat,alseinedenMenschenunddasLeben imGlaubenbzw.dasLebenalsGerechtfertigter,übergreifende»Versöhnung« ausdrückt.

SoauchbeiGerhardSauter,wennerzu»Bitte,Bittende,Gebetene«sagt:Die VersöhnungGottesistnichtabhängigvonmenschlichemgutenWillenundvon demWunschnachFriedenundverträglichenVerhältnissen. »Menschenwerden vielmehrgebeten,sichGottesVersöhnunggefallenzulassen undausihrzule ben.« 135

Der»eigentlicheGrund« 136 dafür,dassPaulusdieVersöhnungsvorstellungauf greift,liegtzunächstinihrerFunktionfürdasVerständnisdesApostolats,wie auchausdemKontextdes2.Korintherbriefshervorgeht.MitHilfederVersöh nungsvorstellunglässtsichdievermittelndeFunktion,diederApostelzwischen 133 Ebd. 134 CilliersBreytenbachentnimmtausdemKommentarzum2.KorintherbriefvonHansWindisch einigeAnmerkungen,diedieseThesenochverstärkensollen:»Währenddie›jüdischeReligi on‹aneineUmstimmungdesdurchdieSündeerregtenZornesGottesdenke,wobeider MenschdurchBitte,Fürbitte,BußeundBeweisedesGehorsamsversuche,aufGotteinzuwir ken,liegebeiPaulusdieInitiativeunddieAusführungdesVersöhnungswerksvölligaufGot tesSeite.›DementsprechendfordertP[aulus]nunauchdieSündernichtauf,siemöchten Gottbitten›versöhnedichmituns‹(Lk18,13),sondernerruftihnenzu›versöhneteuchmit Gott‹.DieserImperativunddieandereWendung κόσονκαταλλάσσωνέαυτώ zeigen,dass P[aulus]einenganzanderenSprachgebrauchhatalsdiejüd[ische]Lit[eratur].‹Esgeheum dieAnerkennungdesvonGottvollzogenenVersöhnungswerks.«(HansWindisch, Derzweite Korintherbrief, GeorgStrecker(Hg),Göttingen:1969,NeudruckderAuflagevon1924,191 193.).CilliersBreytenbachreihtsichdamitjedochunreflektiertindieantijudaistischenTen denzenderneutestamentlichenForschungendes20.Jahrundertsein.SoebenfallsCilliers Breytenbach,»Versöhnung«,in:LotharCoenenu.KlausHaaker(Hg), TheologischesBe griffslexikonzumNeuenTestament ,BandII,Wuppertal:NeukirchnerVerlag,2002,1778. EineähnlicheTendenzlässtsichfeststellenbei:StanleyE.Porter,»Versöhnung.IV.Neues Testament«,in: ReligioninGeschichteundGegenwart ,4.Auflage,Band8,Tübingen:Mohr Siebeck,2005,1054:»InRöm5,10f.istGottdasObjektderVersöhnung«. 135 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«, 1415. 136 CilliersBreytenbach, Versöhnung.StudienzurpaulinischenSoteriologie, 224. 2.1VersöhnunginGott 65

GottundGemeindeeinnimmt,vorzüglichausdrücken.»AnChrististatt«über bringterdenHeidendieKundederuniversalengöttlichenVersöhnung(2Kor 5,20).DaPaulusdieBotschaftderVersöhnungan›Heiden‹überbringt–andie GemeindeinKorinth,dieerselbstgegründethat–botsichihmhierfürdiealt testamentlichjüdischeVorstellungvonSühnekeinAnknüpfungspunkt.andersim Römerbrief,deneranJudenundHeidenchristenadressiert.SoschreibtLeon hardGoppelt,dassderGebrauchdesVersöhnungsbegriffsdaheran»kontextuell gesehenbedeutsamerStelle«steht. 137 WährendimRömerbriefaufeinendenJu denverständlichenBegriffderSühne–welcheraberdurchPaulusalsstellvertre tenderSühnetodJesuneuinterpretiertwurde,undnichtalskultischesSühneop fer–zurückgegriffenwerdenkonnte,findeterim2KorauskontextuellenGrün denkeineVerwendung.Im2KoristdieVersöhnungbotschaftGottesnichtnur gekoppeltandieLegitimitätdesApostelsPaulusselbst,sondernPaulusverwen detindiesemTexteinenprofanen,einenfürdiehellenistischenChristenver ständlichenBegriff,nämlichκαταλλαγή .

FürdennichtjüdischchristlichenKontext(KoreaJapan)dieserArbeitlässtsich der Text aus dem 2Kor passender anwenden als der Römerbrief. Der 2Kor sprichtHeidenchristenan.ErgehtvonderuniversalenVersöhnungaus 138 .Der KontextderSpaltungunddesStreitsinKorinthweisteinerelativeNähezuder indieserbehandeltenProblematikauf.

FürdieAdressatendes2Korgilt,dasssichderMenschdieVersöhnungGottes ›gefallenlassen‹darf,dassdemMenscheninFormeinerBitteetwasgroßartiges zugemutetwird. 139 DiesgehörtzumWunderderVersöhnung:dassGottsienicht einfachüberunsverfügt,sienichtüberunskommenlässtodersieunsauf drängt,sonderndasserunseinlädt,unsinihreWirklichkeithineinzunehmenund sieanunswirkenzulassen. 140

2.1.2 Zeugen der Versöhnung

ImvorigenAbschnitthabeichdienotwendigeUnterscheidungzwischeneinem

137 LeonhardGoppelt, TheologiedesNeuenTestaments, JürgenRoloff(Hg),Göttingen:Vanden hoeckundRuprecht,19751976,149. 138 CilliersBreytenbach, Versöhnung.StudienzurpaulinischenSoteriologie, 155. 139 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,12. 140 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,13. 2.1VersöhnunginGott 66 theologischenundeinempolitischenbzw.ethischenVerständnisvonVersöhnung erläutert.Esmussjedochnochgeklärtwerden,wiesich»Versöhnung«alsGot tesTatandenMenschenaufdenMenschenauswirkt.Wasbedeutetes,»sich vonGottversöhnenzulassen«,oder»sichdieVersöhnungGottesgefallenzu lassen«? Was passiert am Menschen, wenn ihm die Versöhnung Gottes ge schieht–bzw.wasbedeutetesfürdenMenschen,sichdie›schonvollzogene‹ und›unabgeschlossene‹(imeschatologischemSinne)VersöhnungGottesgefal lenzulassen,diesowohldieuniversaleVersöhnungstatGottesalsauchdieindi viduelleAnnahmederVersöhnungumgreift? 141

2.1.2.1 ZeugenzurpaulinischenVersöhnungsvorstellung

Wasbedeutet»VersöhnungalssouveräneInitiativeinJesusChristus« 142 fürden Menschen?IchschließemichhierGerhardSauteran:»...mitderer[Gott]das unrettbarverletzte,völligzerstörteVerhältnisderMenschenweltzuihmvonneu emaufgerichtethat,diedenLebensraumbildet,indemMenschenmiteinander vorGottexistieren.« 143 GottesVersöhnungstatwurdenichtvomMenschenher beigerufen,oderdurchBußleistungenerrungen.Esgeht–wieausRöm5,10ff hervorgeht–zwarumdieaktivesündigeFeindschaft,inderderMenschGott gegenüberlebt,esistaberGottselbst,derdieseFeindschaftüberwindet,indem erdieMenschenineinneuesrechtlichesVerhältniszusichbringt.Diesgeschieht dadurch,dasserihnenihreSündenichtanrechnet(2Kor5,19b). 144 DennVer söhnung»erschafft«dasVerhältniszuGottneu(»neueKreatur«),weildieBe ziehung,inderdieMenschensichzuihmverstehen,jedeÄhnlichkeitmitjener Beziehungvölligverlorenhat,diesienachGottesWillenistundseinsoll.So lässt Gottes Versöhnungstat menschliche Verfehlungen nicht gelten, sondern schafftvielmehrRaum(alsoein»Freiraum«bzw.»Friedensraum«) 145 fürseine, fürGottesGerechtigkeit. 146 SomitistdasmenschlicheSchuldigseininGottesGe rechtigkeitaufgehoben. 147

141 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 223. 142 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,10. 143 Ebd. 144 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 6. 145 ManfredJusuttis, DieEinführungindasLeben, Gütersloh:GütersloherVerlagshaus,2004, 116118,124. 146 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,10. 147 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,11. 2.1VersöhnunginGott 67

DieserRaumfürGottesGerechtigkeit,indemderMenschineinervonGottneu geschaffenenBeziehungzuihmsteht,wirdbeiPaulusschöpfungstheologischer klärt,indemGottderVersöhner–inJesusChristus–eineneueSchöpfungauf richtet. 148 DassdieserRaumeineNeuschöpfungbedeutet,wirdvonPaulusin demberühmtenWortausgedrückt:»Siehedasalteistvergangen,neuesistge worden«(2Kor5,17).CilliersBreytenbacherwähnt,dassdasVersöhntseinund das Gerechtfertigtseinalso diegegenwärtige Heilssituation des Menschen im BlickaufdieendzeitlicheRettungausdrücken.IndieserHinsichtsindsichVer söhnungundRechtfertigunggleich. 149

NebendieserschöpfungstheologischenDimensionvonVersöhnungmussaber auchnocheinweitererGesichtspunktgesehenwerden,dersichausderBezie hungzurRechtfertigungergibt.NachJohndeGruchykommtdaspaulinische VerständnisderRechtfertigungauseinembesonderenVerständnisvonGerech tigkeit,dieeherdieWiederherstellungalsdieStrafeimBlickhat. 150 Alsobedeu tetfürPaulus»Versöhnung«unbedingtauchAufrichtungvonGerechtigkeit. 151

JohndeGruchygehtweiterundführtdenEpheserbriefalsBeweisfürdieses Verständnisan.ErsprechevonderBerufungderKircheundjedesEinzelnen,der sichimBundmitGottversteht.IndiesemBundmüssensiesichderVersöhnung inGottanschließenundausihrleben.Sowird»Versöhnung«zusehrvielmehr als›nur‹zueinemtheologischenSchlüsselbegriff (theologicalcodewordforGo d's work, in diesem Zusammenhang also: die Versöhnungstat Gottes), denn »Versöhnung«gewinntnachJohndeGruchy–beiPaulusdurchihreBeziehung zu»Gerechtigkeit«(WiederherstellendeGerechtigkeit)dieDimensionderMen schenwelt – Aufgabe und Berufung der Kirche und ihrer einzelnen Mitglie

148 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,16. 149 CilliersBreytenbach, Versöhnung.EineStudiezurpaulinischenSoteriologie, 222. 150 JohndeGruchy, Reconciliation.RestoringJustice, 54:»Moreimportantly,forPaulthelan guageofjustificationderivesfromaspecialunderstandingofjustice,namelythejusticeas restorativeratherthanpunitive.Fromthisperspectivejustificationandreconciliationbelong together,they areinseparable descriptorsof God'sworkinginrestoringrelations. God's justice,inPaulaselsewhereinScripture,hasfarlasstodowiththelawcourtandmuch moretodowithhealingrelationshipsandsocialjusticewithaparticularbiastowardsthe poorandoppressed.Inotherwords,tosaythatGodwasrestoringtheworldinChristisan otherwayofsayingthatGodwasbusyrestoringGod'sreignofjustice.« 151 SieheAnmerkungoben. 2.1VersöhnunginGott 68 der 152 .153

DieWirklichkeitder»Versöhnung«manifestiertsichinderMenschwerdung,dem TodundderAuferstehungJesuChristi.DieseKonzentrationdesGottesereignis ses»Versöhnung«aufdasJesusereignisistbeiKarlBarthdasKernstückseiner Versöhnungslehre. 154 DennGottselbsttrittimJesusereignisindieMitte,wird Mensch,umsichselbstindiesemMenschenzumVollstreckerseinesWillenszu machen.Indemdasgeschieht,geschiehtdieVersöhnung. 155 AuchHansGeorg Geyer,derdieVersöhnungstatGottesamMenschendurchdie»Freiheit«inter pretiert,unterstreichtdieInkarnationGottesinJesusChristus:»[...]mitderIn karnationhatGottdemMenschendasWesendesMenschenverhülltunddieses WesenalseinmöglichesZielmenschlichenWollensausgeschlossen.WeilGottin JesusChristuswahrerMenschgewordenist,kanndieMenschwerdungdesMen schennichtmehreinProgrammdersittlichenoderpolitischenAnstrengungen undBemühungenderMenschenselbersein.« 156

DerEpheserbriefzeigt–sobetontGruchy,wiediesesJesusereignisdieGe schichtederMenschheitvonGrundaufverändertunderneuerthat. 157 Dennmit ihmistdieGrundlagegelegtfürdiegegenwärtigeErfahrungderVersöhnung GottesundgleichzeitigfürdieHoffnungaufdieZukunft,inderdieVersöhnung Gotteserfülltwerdensoll. 158 DieAufgabebzw.dieBerufungderChristenliege nundarin,diegöttlicheGabederVersöhnungzuempfangen,ernsthaftundmit Verantwortungdamitumzugehen,unddieKenntnisdarübernichtfürsichalleine zubehalten,sondernZeugnisdavonabzulegen. 159

WennderMenschdurchdieVersöhnungstatGotteszueinemvonGott,vorGott gerechtfertigtenMenschensteht,soistdemMenschendurchdieGerechtigkeit GottesalsEinheitvonGerichtundGnade,imUrteildieFreiheitzugesprochen.

152 Sieheauch0.2»ÖkumenischerRahmendieserArbeit«inderEinleitung;Die»Berufung«der KircheschlägtsichinderMissionderKirchenieder:JacquesMatthey,»Versöhnungimöku menischenDiskurs«,185. 153 JohndeGruchy, Reconciliation.RestoringJustice ,55. 154 KarlBarth,KDIV/1,Vorwort.Auchbei:JohndeGruchy, Reconciliation.Restoringjustice, 69. 155 GerhardSauter(Hg), »Versöhnung«alsThemaderTheologie ,200. 156 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit«,in:HansTheodorGoebel, DietrichKorsch,HartmutRuddiesundJürgenSeim(Hg), Andenken.TheologischeAufsätze, Tübingen:MohrSiebeck,2003,326237. 157 JohndeGruchy, Reconciliation.RestoringJustice ,55. 158 Ebd. 159 JohndeGruchy, Reconciliation.RestoringJustice, 70. 2.1VersöhnunginGott 69

DieGottesgerechtigkeitistausschließlichGottesundderMenschwirdinsiehin eingenommen. 160 DerMensch,derdurchdenstellvertretendenSühnetodJesuin ChristusmitGottversöhntist,stehtinneuerRelationzuGott,als›neueKreatur‹ vorGott.AberwasbedeuteteskonkretfürdenMenschen,als›gerechtfertigter, vonderSündebefreiterundfreier‹Menschzuleben?

WennPaulusdavonspricht,wiederneueMenschdurchdieVersöhnungindie GerechtigkeitGotteshineingenommenwird(2Kor5,21),soisthierdieentschei dendeStellebeschrieben,anderderVersöhntebefreitwirdzumindividuellen undpolitischenHandeln.DieseNeuschaffungdesMenschenbegründetseine FreiheitzumHandelnneu.DieserneueMenschwirdnämlichfreigemachtvon derHybris,geradeauchfreivomVorurteilüberdenAnderen,unddamitfreizum Handeln.DamitkannerinseinerneuenFreiheiteinenBeitragleisten,beispiels weise zur Überwindung der Spaltungen in Korinth. Die Gottesgerechtigkeit schafftalsodieFreiheitdesMenschen.ErstdieseFreiheitgibtihmdieMöglich keitzueinemneuenVerhaltengegenüberseinemMitmenschenundgegenüber derWelt.DieseFreiheitzumHandelnstelltdenVersöhntenaberauchineine neueVerantwortunggegenüberdemAnderenundgegenüberderWelt.

2.1.2.2 ZeugenderVersöhnungimLebenausderFreiheit

ObenwurdennachCilliersBreytenbach,JohndeGruchyundGerhardSauter verschiedeneAspektederVersöhnungzurDiskussiongestellt.Esging–nach CilliersBreytenbach–umdieParallelisierungvonVersöhnungundRechtferti gung,diediegegenwärtigeHeilssituationdesMenschenimBlickaufdieendzeit licheRettungausdrückt,umdieGerechtigkeit,dienachJohndeGruchybeiPau lusein›besonderesVerständnis‹,nämlichdieder»wiederherstellendenGerech tigkeit«gewonnenhabe,zuderenRealisierungderMensch›berufen‹sei,und schließlichumdenschöpfungstheologischenAspekt,nachdemderMensch– nachGerhardSauter–ineinenvölligneugeschaffenenOrtinderBeziehungzu Gottversetztsei.

HiermöchteichmichschließlichdemAspektderFreiheitzuwenden.Wieistdie FreiheitdesversöhntenMenschenzumHandelnzuverstehen?Dabeitreteich

160 GottlobSchenk,» διχαιοσύνη beiPaulus«,in:GerhardKittel(Hg), TheologischesWörterbuch zumNeuenTestament ,BandII,Stuttgart:Kohlhammer,1950,205. 2.1VersöhnunginGott 70 insbesondereinsGesprächmitHansGeorgGeyerein,derLuthersPaulusinter pretationvonderFreiheiteinesChristenmenschendarstellt.

HansGeorgGeyeruntersuchtdenBegriffderFreiheit,diedemMenschenzuge sprochenwirddurchdieVersöhnungstatGottes. 161 Dabeinimmterzunächstden WegentlangderphilosophischenTraditionvonAristoteles(3.Buchder»Niko machischenEthik«),Kant,überFichtezuSartreunddannschließlichzurtheolo gischenVerortungdesBegriffsderFreiheit.BeiseinenletztenSchrittstütztsich GeyeraufdieLehreLuthersvondermenschlichenFreiheit,dieausderKontro versezwischenErasmusvonRotterdamundMartinLutherimJahr1525entstan denist. 162 ImRahmendieserArbeitsollkeineDarstellungderphilosophischen Traditionversuchtwerden.Ichdenkejedoch,dasseinekurzeErläuterungder GedankengängeHansGeorgGeyersüberdieGrundzügedesBegriffsderFrei heithilfreichsind,umdieVerknüpfungzwischenderVersöhnungstatGottesund demethischenHandelndesMenschenaufzuzeigen.

GeyerunterscheidetinseinenVorüberlegungenzwischentechnischerundmora lischerFreiheitdesMenschen,wobeierdieFaktizitätdertechnischenFreiheit nichtanzweifelt.SeinenGedankengangbestimmtdie»Wirklichkeitdermorali schenFreiheitalsdesVermögenszurWahrheitdesLebens«. 163

NachLutherhabeErasmusdenfreienWillenzurFähigkeiterklärt,durchdieder MenschsichentwederzurGnadeGottesbekehrenodervonderGnadeabkehren könne.GegendiesesZutraueninsistiertLutheraufdemGedanken,dassesein zigundalleinGottist,derdieBestimmungseinesGeschöpfes,auchundgerade gegendessenWiderspruch,zumZieleführt. 164

»DieAlternative,dieLuthergegenErasmusaufstellt,istmithindie AlternativezwischenderFreiheitdesMenschenalsVermögenzur WahrheitseinesLebensundderGnadeGottesalsderZuwendung,

161 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit«,306331. 162 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit«,319320.ZurKontroverse zwischenErasmusvonRotterdamundMartinLuther,siehe:MartinLuther,»Deservoarbi trio«,in:OttoClemen(Hg), LuthersWerkeinAuswahl ,BandIII,Berlin:196268,127,24ff. GegendiehumanistischeThesedesfreienWillens(liberumarbitrium)hatLutherkompro misslosdieevangelischeAntithesevomunfreienWillen(servumarbitrium)verfochten,die nachseinemSchriftverständnisimKontextderchristlichenLehredenRangeinerheilsnot wendigenWahrheit hat,sofernsieeinennotwendigeFolgerungausderErkenntnisJesu Christiist. 163 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit«,310. 164 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit« ,321. 2.1VersöhnunginGott 71

durchdieGottvonsichausdenWiderstanddesgefallenenGeschöp fesgegenseineHeilsabsichtüberwindetunddiesenWillenzumZiele führt.[...]DiesegöttlicheBefreiungdesMenschenvomGesetzsei nerFreiheitbedeutetnichtetwadieBeseitigungderFreiheit,son dern,soverstehtesLuther,dieEinsichtindasfiktiveWesender selbstgewähltenFreiheitaufGrundderWirklichkeitdervonGottdem MenscheninChristusunddurchseinWortgeschenktenneuenFrei heit.« 165

DieAusschließlichkeit,mitderGott–wieLutherbetont–durchseinWortin ChristusdenMenschenfürsichgewinnt,bedeutetdieAufhebungallerNotwen digkeitfürdenMenschen,dasserdurchseineigenesTunundVerhaltensichdie Gerechtigkeiterwirbt,derenerzumwahrhaftigenLebenbedarf.DieseGerech tigkeitwirdihmvielmehrohneeigenesVerdienstalsdiefremdeGerechtigkeit ChristivonGottvollmächtigsozugesprochen,dasserallerSorgeundallerei genmächtigen Bemühungen um die Verwirklichung seines Wesens enthoben ist. 166

SomitbedeutetdiesevonGottgeschenkteFreiheitfürdenMenschen,dieFrei heitvomZwangderSelbstrechtfertigung,Bewahrung,Sicherung,Erhaltungund SteigerungdieserGerechtigkeit,»weilesGottselbstist,derdieseVersöhnung einfürallemalvollbrachthat«. 167 AusdiesemVerständnisvonFreiheitalsFolge derVersöhnungstatGotteslässtsichdieNächstenliebewieauchdieFeindesliebe verstehen.GeyerbeschreibtsiealsdiebewusstePraxis,alsdieAusübungder christlichenFreiheit. 168 Denn,wenn»eszumWesenderchristlichenFreiheitge hört,demNächstennichteinevorgefassteMeinungaufzunötigen,sondernwenn eszurdermitderchristlichenFreiheitunlöslichverbundenenLiebezumNächs tengehört,vonihmselbstdasihmNotwendigeundErforderlichesichnennenzu lassen,dannwirdesinderbewusstenPraxisderchristlichenFreiheitstetsum kritischeDiskussionmitdemBewusstseinderjeweiligenGegenwartgehenmüs

165 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit« , 322.Sieheauch:MartinLu ther,»VonderFreiheiteinesChristenmenschen« , in: OttoClemen(Hg), LuthersWerkein Auswahl ,BandII,11,Berlin:196268,6. 166 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit« , 232. 167 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit« , 232. 168 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit« ,329. 2.1VersöhnunginGott 72 sen.« 169

IchkommezurückaufmeineobengestellteFrage,waseskonkretfürdenMen schen bedeutet, als ›gerechtfertigter, von der Sünde befreiter und freier‹ Menschzulebenundethischzuhandeln.DieBrückevonderVersöhnungstat Gotteshinzurmenschlichen,bzw.ethischenDimensionmöchteichnunwiefolgt beschreiben:

CilliersBreytenbachzeigtauf,dassnachpaulinischemVerständnisdasVersöhnt SeininGottgleichzeitigbedeutet,vorGottgerechtfertigtzusein.Erverweistauf dieParallelisierungvonVersöhnungundRechtfertigungbeiPaulus.VorGottge rechtfertigtzuseinbedeutetalsodemnachnichtnur,alsgerechtfertigterSünder vorGottzustehen,sondernauchalsversöhnterMensch.

GerechtfertigtzuseinbedeutetzugleichauchfreizuseinvonSelbstrechtferti gung.DiesbedeutetdieAufhebungallerNotwendigkeitfürdenMenschen,dass erdurchseineigenesTunundVerhaltensichdieGerechtigkeiterwirbt,derener zumwahrhaftigenLeben(Geyer,sieheoben)bedarf.Damitisterauchbefreit vomZwangdesGesetzesoderderNorm.DerUrsprungdieserFreiheit,inwel chederMenschdurchdieVersöhnungstatGottesgestelltwird,istalleinJesus Christus. 170 DaderVersöhntenunausschließlichausdieserFreiheitlebenkann, wirdihmeinneuerZugangzumNächsten,selbstzuseinemFeinderöffnet.Denn diechristlicheFreiheitnötigtkeinevorgefasste–aucherinnerteMeinungüber denNächstenauf,sondernistunlöslichverbundenmitderLiebezumNächsten. DieswirdbesondersindenAbschnitten2.3und3.2/3dieserArbeitkonkretisiert werden,woeszumeinenumdie(kollektive)PerspektiveaufdasGegenüber und zum Anderen die kollektiv gespeiste Selbstwahrnehmung geht, die sich ständigamverzerrtenBilddesGegenüberzuorientierendroht.

ImBlickaufdenGegenstanddieserArbeiterscheintdaherdiewiederherstellen de Gerechtigkeit als Versöhnungsaspekt bei John de Gruchy etwas steil. de GruchystelltseineTheseaufdas›besondereVerständnisderGerechtigkeitbei Paulus‹imRahmenseinerRechtfertigungsbotschaft.DiesesbesondereVerständ nisseidasvonder›wiederherstellendenGerechtigkeit‹.Jedochscheintmirzwi schen der Rechtfertigung und der › wiederherstellenden Gerechtigkeit‹ ein

169 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit« , 331. 170 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit« , 324. 2.1VersöhnunginGott 73

Brückenstückzufehlen.

DieGedankenführungvonHansGeorgGeyerscheintmirdemgegenüberdieEin zigartigkeitderVersöhnungstatGottesnachPaulusbesserfestzuhalten.Somit betrachteichesalsmöglich,dasvonHansGeorgGeyerdargestelltelutherische PaulusverständnisimBezugauf»Versöhnung«alsKritikandeGruchyzube trachten.

DieRadikalitätvonderGründungderFreiheitdesMenscheninderVersöhnung wirdschließlichbestätigtdurchdenschöpfungstheologischenAspekt,aufden GerhardSauterverweist.ErblicktdabeiaufdieWortedesPaulus,derdenMen schenindieservonGottgeschenktenFreiheitdurchdieVersöhnungstatGottes als»NeueKreatur«beschreibt. 171 DieseschöpfungtheologischeRedeweisedient demZiel,sowohldieZerissenheitenundSpaltungenalsauchdiejahrzehntelang kollektivgespeistenunterschiedlichenErinnerungenandiebelasteteVergangen heitinFreiheitüberwindenzukönnen.

2.1.3 Zusammenfassung zu 2.1 »Versöhnung in Gott«

ImRückblickaufeinigeAspektederchristlichenVersöhnungslehrekannman feststellen,dassimmerwiederversuchtwurde,eineReduktionaufeinBedeu tungsfeldzuerreichen,umeineplausibleEindeutigkeitzugewinnen. 172 Dabei sperrtensichnichtnurdieFragen,diesichausderInnenspannungundBewe gungderpaulinischenTexteergeben,gegeneineeinlinigeEntwicklung,sondern auchbegriffsundtraditionsgeschichtlicheUmstände,die–wieunter2.1.1er wähnt–derEntstehungeinereinheitlichenbiblischenTheologiederVersöhnung imWegestehen. 173 Eswurdeaucherwähnt,dass»Versöhnung«alstheologi scherBegriffimmermehrin›Vergessenheit‹geratenist,da»Versöhnung«heu tealltagssprachlichschlichtundergreifendbedeutet:»sichwiedervertragen«. 174 FernervollzogsichfastunbemerktsogareinBegriffswandel,eineVerschiebung vonGottesVersöhnunghinzueinerLösungethischerProbleme.DiesesPhäno men,dasvonGerhardSauterals›Sprachregelung‹interpretiertwird,willsomit

171 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,10. 172 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,30. 173 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«,34.CilliersBreytenbach, Versöhnung. StudienzurpaulinischenSoteriologie, 220222. 174 GerhardSauter,»Washeißt,wasist›Versöhnung?‹« ,30. 2.1VersöhnunginGott 74 selbstzurLösungdes›Problems‹desBedeutungsreichtumsderVersöhnungbei tragen,daesVersöhnungaufdieWiederherstellunggedeihlichersozialerVer hältnissereduziert,unddamitVersöhnungaufProblemebeschränkt,dieevident sindundgelöstwerdenkönnen.

MitdiesemAbschnittstellteichmirdieAufgabe,dastheologischeVerständnis desVersöhnungsbegriffszuerläutern.Zusammenfassendkannnungesagtwer den:GottesVersöhnungkannderMenschnichtvollbringen.GottesVersöhnung istwederZustandnochProzess.EsistderRaum,dasKraftfeld,indemwirMen schen–dieBittendenunddieGebetenen 175 –ineinerneuenRelationzuGott undzuunserenMitmenschensowiezuunsselbststehen.DieBitte»Lasseteuch versöhnenmitGott!«greiftwieobenerwähnt–nachderneuenSchöpfung, dieinSichtist.DerMensch,derdurchdieVersöhnungstatGotteszur›neuen Kreatur‹gewordenist,isteinfreierMensch.FreiinderihmvonGottgeschenkte Freiheit.DieseFreiheitermöglichtesihm,sichdemNächstenalsauchdenFein denzuzuwenden,ohneihnenmiteinervorgefasstenMeinunggegenüberzutre ten. 176 GleichzeitigistderMenschfreivonSelbstrechtfertigung,vommenschli chenWerk,sichselbstundaussichselbsteinBildvomWesenseinerExistenzzu erschaffen.DieseBefreiungvonderSelbstrechtfertigungkannnunimRahmen desBegriffsderErinnerungskulturverstandenwerden.DennderVerzichtauf SelbstrechtfertigungwirktsichidentitätsstiftendaufdenMenschenaus.Erkann befreienvoneinemvorgetäuschten–kollektiverinnertenBildvonsichselbst unddemanderen.AufdiesesProblemwirddieArbeitindenfolgendenTeilen (2.2;2.3;3.1;3.2)eingehen.

ImfolgendenAbschnittsollnundieVersöhnunginihrenzwischenmenschlichen undsozialenDimensionenbishinzudenpolitischendargestelltwerden.

175 GerhardSauter, »Washeißt,wasist›Versöhnung?‹«, 17. 176 HansGeorgGeyer,»DiechristlicheFreiheit.NormundFreiheit« , 331. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 75

2.2 Versöhnung im menschlichen Nahbereich

Die›horizontale‹DimensionderVersöhnungistkeinZusatzzur›Vertikalen‹.Sie istauchkeinezusätzliche ethischeForderungoderAppell. 177 Versöhnungist– wieimvorangegangenAbschnitterläutertwurde–mitderEinladung»Lasset euchversöhnenmitGott!«verbunden.AlsinGottversöhnterMenschsiehter auchdenMitmenschenalsinGottversöhntenMenschen.DennGotthatalle MenschendurchseinesouveräneVersöhnungstatineineneueBeziehungver setzt.»AufdieseausgerichteteBittehinsollenMenschendaraufverzichten,zer rütteteVerhältnissekorrigierenzuwollen[...].Dennallebleibengebeten,sich mitGottversöhnenzulassen,undVersöhntwerdenheißt:»InChristus«vorGott stehen,umChristiwillenvorihmbestehenkönnen.«178

WennwirvorGottstehen,inChristuserkennen,dasswirmitGottversöhntsind, bedeutetdasnicht,dassderTäterOpferAspektvölligbedeutungsloswird.Da vorwarntauchGerhardSauter:DieBitte»LasseteuchversöhnenmitGott!«gilt TäternundOpfern gleichermaßen.Dassollnichtbedeuten,dassimGrundealle MenschenvorGottschuldiggewordensindundsomitUnrechtundLeidnivelliert werden.Vielmehrbedeutetes:

»Was für Gottes Handeln reserviert bleibt, erlaubt weder Tätern nochOpfern,beidemstehenzubleiben,wasnuneinmalgeschehen ist.EsbleibtnichtbeizerbrochenenVerhältnissen,dieniemandvon unskittenoderanderswiereparierenkann.WerzumOpferwurde, weil er ein bestimmtes Leid erfahren hat, das andere ihm, dem Wehrlosen,zufügten,derwirdjetztvonseinerLeiderfahrungdistan ziert,istseinemLeidnichtmehrhilflospreisgegeben.[…]WasMen schenimWortderVersöhnungundinderBitteumsieausrichten,ist einTun,dasinderErwartungwächst,dassGottFriedenschaffen wird,jadasserbereitsFriedengeschaffenhat,wounsereVersöh nungsbereitschaftlängstanihrenatürlicheGrenzegelangtwar.« 179

177 ChristophKlein, WennRachederVergebungweicht.TheologischeGrundlageneinerKultur derVersöhnung, Göttingen:Vandenhoeck&Ruprecht,1999,92. 178 GerhardSauter,a.a.O. , 16. 179 GerhardSauter,a.a.O.,1819. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 76

InzwischenmenschlichenBeziehungengiltalsozunächst,dassdieTäterOpfer Konstellationakzeptiertwird.DennnurdadurchkanndieWürdedesOpfers, aber auch desTätersgewährleistetwerden.

AuchwenninzwischenmenschlichenBeziehungen–seieszwischenIndividuen oderKollektiven–vonFallzuFalldurchmühsameArbeit wenigstens eineer träglicheBeziehungodereineReparaturstrategiezustandegekommenist,istdie Einladung»LasseteuchversöhnenmitGott!«nichtgegenstandslosgeworden. DennesgibtkeineMöglichkeit,dassdurchmenschlicheLeistungenwieErsatz leistung,Kompensation,Sühneleistung,kurz:durchdieArtundWeisevonVer geltungundRechtspruchdiezerbrocheneBeziehunginihremUrsprung wieder hergestellt werdenkönnte.NurdurchVertrauen,durchEinanderEntgegenkom menwerdenRäumegeschaffen,indenendasgegenseitigeLeidsichtbarund ausgehaltenwerdenkann,wogekränkteMenschen(TäterundOpfer)innerhalb einessolidenRahmensdesVertrauensundderZuversichtaufeineversöhnende bzw.versöhnteZukunfthinihreErfahrungenaustauschenkönnen.Dasistdie entscheidendeHerausführungdesVersöhnungsbegriffsausdemRechtsgedan ken.

2.2.1 Erinnern und Versöhnen, wenn sich Täter und Opfer gegenüberstehen: Das Problem »Täter und Opfer«

DiePerspektive,diedieVersöhnungsbereitschaftundsomitdenWillenzurVer gebungspeist,magaufdieZukunftverweisen,jedochistdaszu bearbeitende Material dieVergangenheit.CharakteristischfürVergebungundVersöhnungist dieÜberwindungbzw.AufarbeitungderVergangenheit.EssinddieErinnerun genanvergangeneGeschehnisse;undjeweitersiezurückliegen,werdensiezu ErinnerungenanErinnertes bzw.zueinem tradiertenGedächtnis .Sostehensich Gedächtnisgemeinschaften 180 unterschiedlicherAuslegungderVergangenheitge genüber,inderderEinzelneseinGedächtnis»hat«.AberdiesesGedächtnisist kollektivgeprägt.KollektivehabenkeinGedächtnis,abersiebestimmendasGe dächtnisihrerGlieder.WiederumentstehenErinnerungenauchpersönlicherArt

180 JanAssmann, DaskulturelleGedächtnis, München:VerlagBeck,1999,29.Von Gedächtnis gemeinschaft wirdgesprochen,wennsichdie Erinnerungskultur aufeineGruppebezieht,als zentralesundidentitätsstiftendesSelbstverständniseinerGruppe.DadurchübernimmtdieEr innerungskulturauchdieFunktiondessozialenZusammenhalts. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 77 nurdurchKommunikationundInteraktionimRahmensozialerGruppen. 181 Einso tradiertesundrekonstruiertesGedächtnisbildetdenInhalteinerschwerenLast derVergangenheit,bzw.bildetesdieErinnerungandieVergangenheit,diewie derumdenRahmeneinerversöhnungsbedürftigenBeziehungdarstellt.Dassdie sesGedächtnisständigunderneutausderWahrnehmungundZugehörigkeitzur WirGruppe erinnert wird 182 ,machtdenVersöhnungsprozesssehrkomplex.Ge gensätzlicheInterpretationenderjeweiligenKollektiveprallenhieraufeinander undsuchenvergebensnacheinergemeinsamenGeschichtezumErinnern. 183

WennsichTäterundOpfergegenüberstehen,diesicheinerGeschichteerinnern müssenodermöchten,entstehteinProblem,dasChristophKleinwiefolgtbe schreibt:

DasmenschlicheGerechtigkeitsempfindenverlangtdanach,dassdieSchuldigen gefundenundbestraftwerden.DieStrafewirdalsVergeltungverstanden,damit denOpferngegenüber»ausgleichendeGerechtigkeit«widerfährt. 184

DiesePerspektivenennter Täterfixierung.

SchuldistnichtSchuld»ansich«,sondern anderen gegenüber.Esgehtdemnach darum,dassbeiderVergebungundVersöhnungauchdieFragederWiedergut machungoderSchadensbehebungfürdasOpferbeachtetwird.[…]Wirspre chennurvom»Sündigen«(»Täterfixierung«),dochgibtesauchMenschen,die OpferdieserbegangenenSündegewordensind(»Opferorientierung«). 185

Die Täterfixierung stehtinderklassischenGerichtsbarkeitimVordergrund,so dassvorGerichtdieSchulddesTäterszweifelsfreierwiesenwerdenmuss. 186 Aberdadurchwirdnurdie Untat bzw. Schuld desTätersbestraft,wohingegen dasLeiddesOpferskeinGehörfindet.ImMittelpunktstehthierbeinichtdie KompensationfürdenSchaden,geschweigedenneineWiederherstellungder

181 JanAssmann, DaskulturelleGedächtnis ,3536.DasSubjektvonGedächtnisundErinnerung bleibtimmerdereinzelneMensch,aberinAbhängigkeitvom»Rahmen«,derseineErinne rungorganisiert. 182 HaraldWelzer, DassozialeGedächtnis.Geschichte,Erinnerung,Tradierung, Hamburg:Ham burgerVerlag,2001,11. 183 DiesesProblemwirdbeimSchulbuchstreitdeutlich.EinkurzerÜberblicküberdenSchul buchstreitwirdimTeil3geliefert. 184 ChristophKlein, WennRachederVersöhnungweicht ,101. 185 ChristophKlein,a.a.O. ,103104. 186 BeidiesemGerichtsaktwirddannderAspektderSühneindenVordergrundgerückt,sodass demOpfereine»ausgleichendeGerechtigkeit«widerfährt. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 78

WürdedesOpfers.Die Täterfixierung gewinntdortEindeutigkeit,wosichIndivi duengegenüberstehen.

EinBeispielfürdenVerzichtaufdie Täterfixierung unddieihrinnewohnende Vergeltungsabsicht und für die Einführung der Opferorientierung liefert die »WahrheitsundVersöhnungskommission«inSüdafrika. 187 InderBeschäftigung mitderKommissionsarbeitwurdedieseneueOrientierungfolgendermaßenauf denPunktgebracht:»Vergebungbedeutet,dasRechtaufzugeben,esdemTäter mitgleicherMünzeheimzuzahlen,aberdasisteinVerlust,derdasOpferbe freit.« 188 Bei der Wahrheitsund Versöhnungskommission waren–nach den WortenvonBischofTutudieOpfernichtgebundenandieTäter,denn:

»würdendieOpfernurvergebenkönnen,wennderSchuldigege ständigist,dannwärendieOpferGefangeneeinerLaunederTäter, gefangeninihremOpferdasein,wieauchimmerihreeigeneEinstel lungoderAbsichtaussehenmag.DaswäreoffensichtlichesUnrecht. […]ImAktderVergebungselbsterklärenwirunserenGlaubenan dieZukunfteinerBeziehungundandieFähigkeitdesÜbeltäters, dassereinenneuenKurseinzuschlagenvermag,dernichtsmitdem, derunserLeidverursachte,gemeinhat.« 189

DieBewegungvonder Täterfixierung zur Opferorientierung machteinenRaum frei,inderdieehemaligen TäterundOpfer einegemeinsameZukunftaufbauen können.

Die TäterOpferKonstellation ,diealssolcheimklassischenGerichtswesenihren Werthat,jedocheherdieSchwierigkeitdesVersöhnungsprozessesverschärft, birgteinigeProblemeinsich.ZumerstenistdadieAusrede,dass vorGottalle nurschuldigsind .Diese›Ausrede‹läuftGefahr,instrumentalisiertzuwerden,im SinneeinerSelbstrechtfertigung.Dadurchentstehtnichtnureine»Grauzone« 190 , sonderneswerdendieGrundsteinefüreinenmöglichenVersöhnungsprozess

187 EvangelischesMissionswerk(EMW)undMissioAachen(Hg), ZwischenVersöhnungundGe rechtigkeit.DerSpagatderKirchennachderApartheit ,Breklum:BreklumerDruckerei,1998, 99100. 188 DesmondTutu, KeineZukunftohneVersöhnung ,Düsseldorf:Patmos,2001,211237,hier: 224. 189 DesmondTutu,a.a.O. ,224,225. 190 GerhardSauter,a.a.O.,17 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 79 zerstört,dadieUnterschiedevonAnfangannivelliertwerden,nämlichdasLeid des Opfers und somit dessen (mögliche) Vergebungsbereitschaft sowie das SchuldgefühldesTätersundsomitsein(mögliches)Schuldeingeständnis.Das ZweiteProblemtritthervor,wennmanunbedingtaufderklassischenFormder TäterOpferKonstellation beharrenmöchte.Wieschonerwähntwurde,verfes tigtsichdadurchdie Täterfixierung unddie Opfer werdenvondenAussagen bzw.Schuldeingeständnissenabhängig 191 .DasdritteProblemistderÜbergang vom Täter zum Opfer .

SosehrdieseDarstellungüberdieTäterOpferKonstellationauchdenAnschein erwecken mag, als ob die Betroffenen zwischen Täter und Opfer ›pendeln‹ könnten,sogibtesdochklareGrenzenderÜberwindungderTäterOpferKon stellation.KonkreteGrenzenderÜberwindungderTäterOpferKonstellationstel lenwomöglichklassischeGerichtsverfahrenvordemStrafgerichtdar.Dennin diesemFallsinddieTäterundOpferklardefiniert,unddieTatwirddurchVerur teilung,also Strafe ausgewogen.Schuldistdas,wofürStrafedroht.Strafegilt fürdasAufwiegenvonSchuldundschiebtderRacheeinenRiegelvor.

Dochobenhabeichschonerwähnt,welchegroßeKraftundAuswirkungdie ÜberwindungderTäterOpferKonstellationimRahmenderklassischenGerichts barkeithabenkann.WiederherstellungderWürdederOpfer,Befreiungvonder LastderSchuldfürOpfer und Täter,undschließlichdieFreisetzungineinLeben, indemsichTäterundOpfergemeinsamumdieZukunftgedeihlicherundver söhnenderBeziehungbemühen. 192 OhnediebefreiendeDimensionunddieWie derherstellungderGerechtigkeitläuftmanGefahr,dieTäterOpferKonstellation grundsätzlichaufkontraproduktiveWeisezuverfestigen–wieKlausM.Kodalle hervorhebt,denn»esgibtsogarsoetwaswieeinegewisseLust,sichimSchuld Bekennenhervorzutun.Ja,esistnichteinmalauszuschließen,dassjemanddas eigeneSchuldbekenntnisinstrumentalisiert,indemerdurchdiesenAktanderezu nötigensucht,sichzuihrerSchuldzubekennen«. 193 Denn»einewildeNeigung, ›sichzuunsererGeschichtezubekennen‹,erlaubtes,dasBöseverborgenzu

191 DesmondTutu,a.a.O. ,225. 192 GeikoMüllerFahrenholz, Theartofforgiveness.TheologicalReflectionsinHealingandRe conciliation, Geneva:WCCPublication,1997,1415. 193 KlausM.Kodalle, VerzeihungnachWendezeiten?, AntrittsvorlesunganderFriedrichSchiller UniversitätJenaam2.Juni1994,Jena:VerlagPalm&Enke,1994,38. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 80 bejahen,amBösendasGutezufinden«(KarlJaspers). 194

WenneszwischenMenschenzueinerzumindestversöhnendenBeziehungkom mensoll,bedarfes»sekundärerAusdrücke«,diedemMenschendieneuever söhnendeBeziehungerlebbarmachen. 195 HierzusprichtJohndeGruchyaussei nenErfahrungenmitder»WahrheitsundVersöhnungskommission«inSüdafri kavonderGerechtigkeit.Gerechtigkeitermöglichtes,dietheologische(spirituel le)RedevonVersöhnungimsozialenRaumerlebbarzumachen. 196 Erlebbarfür beideSeitensollessein,dennGerechtigkeitgiltnichtnurfüreineSeite.Gerech tigkeitistderRahmen,indemdieVersöhnungihrenPlatzfindetundbeideSei teneineneuegemeinsameZukunfteröffnenkönnen. 197 Gerechtigkeitbedeutet indiesemZusammenhangnichtdieVergeltungoderRache,sonderneinensoli denRahmen,indemderVersöhnungsprozessimWillenbeiderSeitenvorange triebenwerdenkann–trotzmöglicherschmerzlicherRückfälle.

GerechtigkeitbedeutetnichtdieeinseitigeGerechtigkeitfürdieOpfer,oderfür dieTäter.DennsowäreeskeineGerechtigkeitfürbeideSeitenundsomitwürde keineVersöhnungzustandekommen.EinenHinweisaufdiesesVerständnisvon GerechtigkeitbieteteinBlickaufdiekoreanischeSemantikdesVersöhnungsbe griffs.WieimterminologischenTeil1beschriebenwurde,bedeutetVersöhnung nachdensinokoreanischenSchriftzeichen,dass»jederdasbekommt,waser braucht«.DochdiesbedeutetimKoreanischennicht,dassesfürdieOpferVer geltungundfürdieTäterStrafegibt.DennsowürdeGerechtigkeitnurdenTeu felskreisderVergeltungverstärkenundvertiefen,deneineVersöhnungzubre chensucht.DassVersöhnungabernichtdieTäterOpferKonstellationvonAn fanganaufhebtoderdieUnterschiedenivelliert,zeigtdervonGeikoMüllerFah renholzbeschriebeneProzessderVergebung,indersowohldieOpferalsauch dieTäterbefreitwerden.»EinProzess,derdieOpferausihrerErniedrigungund BeschämungerhebtunddieTäteraufihrhumanesMaßzurückbringt.« 198 Dass derProzessderVergebung,derdieVersöhnungerstermöglicht,nichtimmer schmerzfreiist,sondernehermitdemSchmerzderOpferundderArroganzder TäterverbundenistunddamitdieGefahrdesScheiternsimmerinsichträgt, 194 KarlJaspers, DieSchuldfrage, München:Piper&Co.Verlag,1979,78. 195 JohndeGruchy,a.a.O. ,1431. 196 JohndeGruchy,a.a.O. ,20. 197 ChristophKlein,a.a.O.,104. 198 GeikoMüllerFahrenholz, a.a.O., 2526. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 81 zeigtsichauchindenVerhandlungenderWahrheitsundVersöhnungskommis sioninSüdafrika,wosichinvielenFällenTäterundOpferunmittelbargegen überstandenunddenvonGeikoMüllerFahrenholzerwähntenSchmerzder»Ent blößung« 199 durchmachenmussten. 200 ObdieWahrheitskommissioninSüdafrika trotzsolcherWidersprücheihrZielundihrenSinnerfüllthat,istnichtimRah mendieserArbeitzubeantworten.Jedochmusshochgeschätztwerden,dass denOpfernundihrenAngehörigensowiedenTäterndieGelegenheitgegeben wurde,öffentlichvonihremLeidbzw.ihrenAggressionenzuberichten. 201 Das SprechenüberdieEreignisseundüberdieSchmerzenderOpferdarfabernicht dereinzigeSchrittimVersöhnungsprozeßbleiben.DiesrücktJuliaKristevainih rerStudiezurVergebungstarkindenVordergrundundgibtzubedenken,dass dasDarüberSprechennichtgenügt,sondernehereinemVersöhnungsprozess imWegesteht. 202

SelbstnacheinerdirektenKonfrontation,indersichdieTäterundOpfergegen überstehen,oderinFällen,indenensichMenschenbzw.Kollektivegegenüber stehen,diedieLastderVergangenheitinFormeiner›erinnertenErinnerung‹mit sichtragen,kannesimmerwiederzuRückfällenundneuenKonfliktenkommen. WieinderSymbolikeinerpolitischenVersöhnungstaterkennbarist–sieheAb

199 GeikoMüllerFahrenholz,a.a.O. , 26. 200 FernandoEnns, WahrheitsfindungalsWegzurVersöhnung, http://www.c3.hu/~bocs/chp/chppg4.htm, (24.5.2006) »Tatsächlichhabenbislangmehrals7000MenschenAmnestiebeantragt.Vondiesensind 125tatsächlichamnestiertworden.Dassindwenigerals5Prozent.4600Anträgewurden abgelehntundweitmehrals2000Anträgemüssennochbearbeitetwerden.DieseZahlen zeigen,dassdieVerbrechenderApartheidnichteinfachungesühntbleiben.[…]DasAmnes tieprogrammzeigtsichnochvoneineranderenSeite:NämlichvondenReaktionenderzuhö rendenOpferoderAngehörigenvonOpfern:Fürsieistesbesondersschmerzlichzuertra gen,wennVerbrechenohnejedenAnscheinvonReueundohneeinWortdesBedauerns, fastteilnahmslosvonSeitenderTätergeschildertwerden.[…]VieleOpferderAngehörigen könneneinfachnichtfassen,dasstrotzdesgewaltigenAusmaßesmancherVerbrechenein zelneTäterAmnestieerhaltenhabenoderinZukunftbekommensollen,weilsievorder WahrheitskommissionfreiwilligausgesagthabenundpolitischeMotivegeltendmachenkonn ten.« 201 JohndeGruchysprichtüberdieWichtigkeitderEreignisse,dieinder»WahrheitsundVer söhnungskommission«zurSprachekamen–SeitensderTäter,sowieauchderOpfer:John deGruchy,a.a.O. , 1113.;Denn,soChristophKlein,a.a.O.,99:»Versöhnungisterstmög lich,wozurSprachegekommenist,waswarundwerwirwarenundwarumdassowar«. 202 JuliaKristeva,»Forgiveness:AnInterview«, ModernLanguageAssociationofAmerica ,2002, 278287,hier:280:JuliaKristevaplädiertstarkfürdieAnerkennungderVerantwortungauf SeitendesTäters,derunbedingtfürReparatur,bzw.Kompensationsleistungenaufkommen muss.DieBildungeinerErzählung,diedieEreignisseunddieGefühlezurSprachebringt, dientnichtdazu,dieVergangenheitzulöschen,sondernehersiezuüberwinden.Dadurch sollesfürdieOpfergelingeneinenneuenAnfangzuwagen.DiesseidasultimativeZielund daskonkreteErscheinungsbildderVergebung. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 82 schnitt 2.3 »Felder derVersöhnung«, wird nicht der Status der Versöhnung (›nunsindwirversöhnt‹)verkündet,sondernderAufbruchzueinergemeinsa menversöhnendenZukunft(›vonnunanbeginnenwir‹).Gerechtigkeitsowie VersöhnungistkeinebestimmteZeit,indermansagenkönnte,dassesnunvoll brachtwäre.EsisteinsichimmerwiedererneuernderProzess,dernichtnur sonnigesLichtindieBeziehungenbringt,sondernauchdieSchattenseitenüber windenmuss.DieErkenntnis,dass Versöhnung nichtnurdurcheineneinfachen Handschlaggewonnenwerdenkann,eröffnetdieDimensionderVersöhnungals einenandauerndenProzess.

WennwirdenSinnderVergebungalsgegenseitigesBemühenvonOpferund Täter 203 verstehen,sogehtesinderVersöhnungdemnachnichtumeinenein seitigen,statischenAktimrechtlichenSinn,sondernumeinGeschehen,dasnur imDialogzwischenbeidenSeitenmöglichist.EinDialog,dersichineinemsoli denvertrauenswürdigenRahmenvollzieht,gerätinmanchenFällenineinenPro zess,dervonvielenRückfällenbedrohtist. 204 RachegefühleoderVergeltungs wünschekönnengelegentlichnachgelassenhaben,jedochbleibendieEmotio nenderuntröstlichenKränkung. 205 SelbstnachlangerZeitkönnenbittereEmo tionenderKränkung,diedenStolzverletzen,neueWundenaufplatzenlassen. Im Fallbeispiel dieser Arbeit »›Tabubruch‹ – Das öffentliche Geheimnis der Trostfrauen«wirddasdeutlich.

DerProzessderVersöhnungrichtetsichzwaraufdieZukunft,beruhtaberauf einerBewältigungderbelastetenVergangenheit.Versöhnungführtaberweiter alsdieBefreiungausderLastdergegebenenUmstände.VersöhnungalsProzess gehtüberdasZielderBefreiunghinausundstrebtdanach,eineneueGesell schaftzuentwickeln,inwelcherverfeindeteMenschenundGruppeninZukunft miteinanderlebenkönnen. 206 EsgehtbeiderVersöhnungalsonichtalleinum »Vergangenheitsbewältigung«,sondernauchumEröffnungeinergemeinsamen

203 DiesesgegenseitigeBemühenistes,wasGeikoMüllerFahrenholzmit»Entblößung«gutzum Ausdruckbringt. 204 SieheTeil3dieserArbeit,»WieGeschichtsdarstellungenGeschichtemachen«. 205 ChristophKlein,a.a.O.,107.»WennichandenHolocaustdenke,istdasdominierendeGe fühlimmernochdasderKränkung.NichtZornoderRachegefühle,sonderneinebittere,un tröstlicheKränkungdafür,dassMenschensoetwasangetanwurde.« 206 JacquesMatthey,»VersöhnungimökumenischenmissionstheologischenDiskurs«, Zeitschrift fürMission ,3(2005),174191,hier:181. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 83

Zukunft. 207

WasZukunftundVergangenheitsbewältigungimVersöhnungsprozessbewirken können,ist,gegensätzlicheWahrheitenansLichtzubringen.Aufarbeitungder Verbrechen,BeleidigungenundFeindschafteninderVergangenheit,diemanch maljahrzehntelangunterdrücktwurden,sollendabeizuSprachegebrachtwer den–auchwenndabeieine›andereWahrheit‹ausderPerspektiveundAusle gungderVergangenheitderanderenSeitezumVorscheinkommt. 208 Dennnur sowirdeineeinseitigeVerzerrungderRealitätvermiedenwerdenkönnen.Um eineBasisfürneuetragbareVerhältnissefürdieZukunftzuschaffen,bleibtin vielenSituationenwohlvorerstnichtsanderesübrig,alsdortzubeginnen,wo die Menschen sind, wie die Menschen sind, und danach zu fragen, wo die schwerenErinnerungensind,umdanngemeinsamfüreinenNeubeginnzuar beiten. 209

ImandauerndenProzessderVersöhnungwirdundsolleskeinVergessengeben. DennkeineBeziehungwirdinihremUrsprungwiederhergestelltwerdenkönnen durch›Vergessen‹.DochimRahmenderVersöhnungundVergebungsbereit schaftkönnenMenschendieKraftgewinnen,sichanderszuerinnern. 210 Sowird die Vergebung im Versöhnungsprozess ein wichtiger Schritt zur Heilung der Wundenundträgtdazubei,dasssieihrelebensbedrohendeWirkungverlieren. Esgehtdarum,sichanderszuerinnern,sodassdieLeidenderVergangenheit denAufbaueinerneuenGemeinschaftnichtmehrbehindernkönnen. 211

NebendenMöglichkeitendesVersöhnungsprozessesmusshieraberauchvon den Grenzen derÜberwindungdesTäterOpferAusgleichsdieRedesein.Damit istdieNivellierungderUnterschiedezwischenTäterundOpfer 212 unddieGleich gültigkeitundIgnoranzgegenüberdemAnderen(TäteroderOpfer)gemeint. GrenzensindderÜberwindungdadurchgesetzt,dassnacheinem AktderVer gebungundVersöhnung –wieerauchgeschehenseiundaussehenmag–die VergangenheitalsTäteroderauchalsOpfernichtvoreiligundleichtfertiginVer gessenheitgeratensoll.Dasleichtebzw.leichtfertigeVergessensollhierabge

207 ChristophKlein,a.a.O.,104. 208 JacquesMatthey,a.a.O.,181.ChristophKlein,a.a.O.,104. 209 TheodorAhrens,a.a.O.,165. 210 JacquesMatthey,a.a.O.,183. 211 Ebd. 212 ZumBeispiel:»VorGottsindalleMenschenSünder«. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 84 lehntwerden,dasschwererarbeiteteVergessenjedochkanndenStachelderEr innerungnehmen.Das»leichteVergessen«,wasvonVerdrängunggekennzeich netist,folgteinernichtüberwundenenVergangenheit.GesineSchwanstelltin ihremBuch»PolitikundSchuld«derenschwerwiegendesozialeFolgenausführ lichdar.Das»schwereVergessen«,dasvonChristenAbsolutionoderSünden vergebunggenanntwird,ermöglichtjedocheinequalitativandereBedeutung desErinnerten.Esermöglichteine›Entdämonisierung‹desGegenübersoderdes EreignissesundebnetdenWegdesVerstehensundderAkzeptanz.

HäufiggibtesdiedieAusrede,»Damalswaresso«,»Mankonntedochgarnicht anders«,»Ichwarkeinervon Denen« .Dasheißt,manwardamalsnichtfrei oderunterZwang.GesineSchwansBeitragfürdasVerständnisvondiesenGren zenistihreausführlicheBeschreibungdessen,wasSchuldineinemhistorischen KontextvonSystemumbrüchenbedeutet.IhrAusgangspunktistdienichtverjäh rende,aberauchnichtvererblichemoralischeSchuld. 213 Einenichtvererbliche SchuldbedeutetnachSchwannicht,dassmitdemEndederjeweiligenGene rationauchdieSchuldentlastetist.GanzimGegenteil:DasSchweigenüberdie eigeneSchuldhilftnurscheinbar,dasie»beschwiegen«wirdunduntergründig zerstörerischwirkt.AuchhatsieNachwirkungenaufdieNachfolgegeneration (darauf wird im nächsten Abschnitt 2.2.2 »Erinnerung und Versöhnung bei Nachkommender»Täter«und»Opfer« eingegangen). 214 Anschließendstelltsie dieFrage,obesmöglichist,mitsolchenMenscheneinedemokratischeGesell schaft aufzubauen. Sie gibt darauf eine sehr skeptische Antwort (»wohl kaum« 215 ).

2.2.2 Erinnerung und Versöhnung bei Nachkommen der »Tä- ter« und »Opfer«

Hiersollnichtvonderbeteuerten›Unschuld‹ankonkretbegangenen,straf rechtlichverfolgbarenUntatendieRedesein,sondernvondemDrangdanach, ›Unschuld‹zubeteuern,einDrang,dersichübermehrereJahre,oderauchüber

213 HierzitiertGesineSchwandenBibeltextausEz18,20:»Wersündigt,dersollsterben.Aber derSohnsollnichtdieSchulddesVaterstragenundderVaternichtdieSchuldseinesSoh nestragen«.GesineSchwan, PolitikundSchuld.DiezerstörerischeMachtesSchweigens, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVerlag,1997,17. 214 GesineSchwan,a.a.O.,17. 215 GesineSchwan,a.a.O.,15. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 85 mehrereGenerationenhinwegimGedächtnisderNachfolgegenerationenverfes tigt.EineErklärungfürdiesesPhänomengibtHaraldWelzerinseinemBuch Opa warkeinNazi .216 Erschreibt:Esist»gegenwärtignochweitgehendunerforscht, auswelchenQuellensichdasGeschichtsbewusstseineigentlichspeist,wieMen schenVorstellungenundBilderüberdieVergangenheitausdenunterschiedlichs tenVersatzstückenaussodisparatenQuellenwieGeschichtsbüchern,Spielfil menundeigenerErfahrungkomponierenoderwiesichInformationenausder eigenenFamiliezusolchenausderSchuleverhalten.« 217

DerFokus,dersichaufdieFamilierichtet,erhelltauchdieArtundWeise,wie sichJapanerzuihrerGeschichtestellen. 218 DennauchinJapanstelltdieFamilie imgroßenRahmenderAhnenverehrungdieGrenzenunddieInhaltederErinne rungauf.HaraldWelzerdefiniertdas Familiengedächtnis alseinen Teilbereich des»kommunikativenGedächtnisses«,indemdieWahrheitskriterienan Wir Gruppenloyalität und– Identität orientiertsind. 219 Gesprächeinnerhalbsolcher GemeinschaftenoderGruppen–vonHaraldWelzerwerdenBeispieleundGe sprächeausFamilienherangezogen–sicherndieErinnerungineinerArtund Weise,inderalleMitgliederlebenkönnen. 220 Sobasiertdas Familiengedächtnis (HaraldWelzer)»nichtaufderEinheitlichkeitdesInventarsseinerGeschichten, sondernaufderEinheitlichkeitundWiederholungderPraxisdesErinnernssowie aufderFiktioneinerkanonisiertenFamiliengeschichte«. 221 Geschichten,dieaus solchenEinstellungherauserzähltundweitergegebenwerden,tragenauchdazu bei,nichtnurdieVergangenheit–ausihrerSichtgesehen–zureproduzieren, sondernauchdie»allgemeineHaltungderGruppe«zubildenunddamitauch ihreWesensartundihreEigenschaftenundIdentität. 222

DieWeitergabevonGeschichten,diesichdurchWiederholungenundRefigurie rungenimRahmenderLoyalitätsbeziehungenvollziehen,lassenletztendlichdie vorangegangeneGenerationineinemLichterscheinen,diesieauchnachMaß

216 HaraldWelzer, OpawarkeinNazi, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchverlag,2002,9 14. 217 HaraldWelzer,a.a.O.,2002,9. 218 Siehe:Teil3.2»WieGeschichtsdarstelllungendieGeschichteneuschreibt«,2.2.2»Esgeht umweitmehrals›nur‹umUnterrichtsbücher«. 219 HaraldWelzer, OpawarkeinNazi, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchverlag,2002,13. 220 HaraldWelzer,a.a.O.,11. 221 HaraldWelzer,a.a.O.,2002,21. 222 HaraldWelzer,a.a.O.,2002,23. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 86 gabeheutigerBewertungenundnormativerEinschätzungenalsjederzeitmora lischeundintegrePersönlichkeitenzeigt.WiesichdieWeitergabevonGeschich tenkonkretvollzieht,zeigtHaraldWelzeranHandvon»LeidensundHeldenge schichtenalsTradierungstypen«. 223 Inallendiesen Tradierungstypen fälltauf, dassinkeinemdiebegangene,eigeneSchuldimVordergrundsteht,sondernim mernurdieSchuldderAnderen(charakterisiertdurchunterschiedlicheGruppie rungenvon»Nazis«und»Deutschen«,durchdieSchuldbzw.dieBoshaftigkeit desSystems,usw.) 224 .

ImProzessderTradierungundderWeitergabederGeschichtenausderVergan genheitstehtnichtdieErinnerungantatsächlicherlebteEreignisseinderMitte, sondern–wieschonöfterzumProblemder»ErinnerungundVersöhnung«er wähnt–»primärdieErinnerungenanErinnerungen,dieerzähltwurdenund werden« 225 .

ImProzessder›Tradierung‹und›Weitergabe‹derGeschichtenderVergangen heitwirddeutlich,dasssichErzählerweitvonihrerSchulddistanzieren.Deutlich istauchzuerkennen,dasseswohlkeineneindeutigen›Übertäter‹gegebenhat, dersichseinerSchuldzubekennenhat.EntwedersinddieIndividuen,umdiees indenErzählungengeht,längstverstorben,odersieschützensichhinterden ZäunenderRechtfertigung(dieUmstände,derZwang: »Mankonntejagarnicht anders!« ),desHeldentumsoderdesOpferseins.DafürkonkreteSchuldnurdas IndividuumzurRechenschaftgezogenwerdenkann 226 undnichtdasKollektiv! –unddieSchuldsichnichtvererbt 227 ,istesinvielenFällennichtmöglich,die ›Schuldigen‹zurRechenschaftzuziehen.Nichtunbedingthandeltessichinal lenFällenumeineAbweisungderSchuld,oderumeinfehlendesSchuldbekennt nis.DerGrunddafürist,dassesinvielenFällen–besondersineinemFall,der

223 HaraldWelzer,a.a.O.,2002,81107.HaraldWelzerunterscheidethierunterfünf,bzw.sechs unterschiedlicheTradierungstypen:1)Opferschaft,2),Rechtfertigung,3)Distanzierung,4) Faszination,5)Überwältigungund6)Heldentum. 224 EinsolchesPhänomenwirdauchinTeil3beschrieben,wodaseinfache–abergute–Volk imProzessderTradierungeinseitigdieRolleder unschuldigenOpfer,oderdieder armen Helden übernimmt,wohingegendie›eigentlichen‹Aggressorendie›Anderen‹oderdasSys temwaren.Soauchin:HaraldWelzer, OpawarkeinNazi, 210:»DieErzählersind›gute Menschen‹,dieSituation,indenensiesichbefinden,›bedrängend‹und›gefährlich‹;›Rus sen‹sind›böse‹,der›Amerikanergut‹,›Nazis‹sindimmerdieanderen.« 225 HaraldWelzer,a.a.O.,2002,195. 226 KarlJaspers, DieSchuldfrage, München:R.Piper&Co.Verlag,1979,28. 227 GesineSchwan, PolitikundSchuld.DiezerstörerischeMachtdesSchweigens ,Frankfurtam Main:FischerTaschenbuchverlag,1997,17. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 87 indieserArbeitbehandeltwird–fastunmöglichist,dieunmittelbaren›Täter‹ ausfindigzumachen,umsieanschließendzurRechenschaftzuziehen.

HaraldWelzernimmtdieFamiliealsGegenstandseinerForschung.Dabeiistes ihm–meinerMeinungnach–gutgelungen,denProzessder›Tradierung‹und ›Weitergabe‹der»selektivenErinnerungen«darzustellen.Dieseselektiertengu tenGeschichten,diedie›Hauptdarsteller‹dererinnertenErzählungenineinen moralischintegrenRahmenzufügenscheinen,machenjedocheineKehrseite unsichtbar.IneinigenvonHaraldWelzeraufgeführtenBeispielenwurdensolche ›Kehrseiten‹sogarabsichtlichvondenNachkommenverdrängt.EinenSchritt weitergehtGesineSchwan,indemsiesichintensivmitdieser›Kehrseite‹,also der»beschwiegenenSchuld«,auseinandersetzt.»DiezerstörerischeMachtdes Schweigens«,wiesiesieschoninihremUntertitelnennt,hatnichtnurverhee rendeFolgenfürdieBetroffenselbst,sondernfürdieNachfolgegenerationen. VorschlägefürdieÜberwindungdesBeschweigensmachtsieinihremKapitelV. »PsychischeundsozialeFolgendesBeschweigens«undVII.»DasBeschweigen gemeinsamüberwinden«.

DieVorschlägeSchwanszurÜberwindungdesBeschweigensfasstTheodorAh renswiefolgtzusammen: 228

● AnerkennungderTatsachen: Wissen,wasgeschehenist,undspeziell, welcheRolledieElternunddievorigeGenerationdabeihatten.

● BegreifendermoralischenBedeutungdesGeschehens:NichtnurdieTat sachenverstehen,sondernauchdiemoralischeBedeutungfürdieEltern undfürdieeigenemoralischeVerantwortungauszulotenversuchen.

● SichdenaufbrechendenEmotionenstellen,dieeigeneBeteiligungaufei neremotionalenEbeneernstnehmenundbearbeiten.DenKonfliktspü renzwischendenneuerlebtenEmotionenunddengutenBeziehungen zudenTäterEltern.

● Integration:WissenundErmessendermoralischenBedeutung,unddie unterschiedlichenemotionalenReaktionenindieeigeneHaltungintegrie renunddabeiVerantwortlichkeitlernen.Freilich:nichtdieeigeneSchuld

228 TheodorAhrens,a.a.O.,167168. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 88

internalisieren,dienichtunsereSchuldist.

GesineSchwanzufolgekönnendieNachfolgegenerationenaufdenobenvorge schlagenenWegenihrenEigenstand,ihreSelbstachtungzurückgewinnenund dieAngstvorderDiffusitätdesBösenüberwinden,dieihnendieÜbernahme auchpolitischerVerantwortungsoschwergemachthat. 229 DasBeschweigenzu überwindenistabernichtnurwichtig,umdensozialenKernderGesellschaft– dieFamilie–unddiepsychischeundmoralischeBefindlichkeitderIndividuen vondenZerstörungenzuheilen.

AuchimgesellschaftlichenundpolitischenBereichistdasSprechenundKlären dieVoraussetzungdafür,diefürdieDemokratienotwendigenpsychischenDis positionenundgemeinschaftlichbejahtenundgelebtenWertewiederzugewin nenundlebendigzuhalten.VorallemdienachwachsendeGenerationmuss einenWegfinden,derherausführtausderlähmenden»Unbestimmtheitdesdif fusenGrauens«einerseitsunddernarzisstischenAbwehrodervölligenGefühls kälteandererseits,dienichts,auchkeineVerantwortungansichherankommen lässt. 230 Nurso–soGesineSchwan–kannmandassittlicheEmpfindenundvor allemdieEnergiefürmoralischesEngagementundeinerealistischeEinschät zunggewinnen.Gleichzeitigwirdmandadurchauchnichtmehrdurchfalsche SchuldvorwürfeoderdiffuseSchuldgefühlemanipulierodererpressbar. 231

KonkreteBeispielefürdas»ÜberwindendesBeschweigens«oderfürdie»Erin nerungundVersöhnungbeidenNachkommensgenerationen«liefernzumeinen dieWehrmachtsaustellungdesHamburgerInstitutsfürSozialforschung,diein derZeitvom1.Junibis11.Juli1999unterdemThema»Vernichtungskrieg.Ver brechenderWehrmacht19411944«indenAusstellungsräumenderFreienAka demiederKünsteinHamburgstattfand.

EinganzanderesBeispielsindimkirchlichenBereichdieverschiedenen›Be gegnungstagungen‹,diedasEvangelischeMissionswerkinSüdwestdeutschland (EMS,Stuttgart)inlockererFolgeveranstaltet.HierbegegnensichdieNachkom mender»Tätergeneration«(Wehrmachtsausstellung)einerseitsunddieNach kommender»Tätergeneration«undder»Opfergeneration«(KoreaJapan)an

229 GesineSchwan,a.a.O.,162. 230 GesineSchwan,a.a.O.,163 231 Ebd. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 89 dererseits.InallendiesenTagungenmussteersteinmaleinelangeZeitdes Schweigens vorund während der Begegnungen bzw. derGesprächsgruppen überwundenwerden.ErstdannkamensiezudenGeschichtenihrerVorfahren. HäufigsagtendieErsten,dieanfingenzusprechen,dassesüberhauptdaserste Malsei,dasssieüberdiebelastendeVergangenheitsprechen. 232 BeiBegegnun genzwischenNachkommender»Täter«und»Opfergeneration«zeigtesich, dass eine große Erleichterung – aber erst nach einem schwierigen inneren Kampf–aufbeidenSeitenaufkam. 233

2.2.3 Überwindung von »Han«

Hieristesnichtnötig,nocheinmalüberdieBedeutungunddenUrsprungvon »Han«zureden(sieheTeil1»Terminologie«,DarstellungundeinFallbeispiel). HiermöchteichmichvielmehrmitderÜberwindungvon»Han«beschäftigen.

WieschoninTeil1erläutert,scheint»Han«alsschamanistischerBegriffaufden erstenBlicketwasganzandereszuseinalsdieEmotionen,dieimvorigenAb schnittzumGegenstandderUntersuchungwurden.Dennochgibteseinigeent scheidendeMerkmale,dieÄhnlichkeitenzwischenbeidenKulturenaufweisen.Im Bezugaufdie›Last‹(bei»Han«wirddieseals»Knoten«bezeichnet)undaufdie WegezurÜberwindungdieser›Last‹kannmaneinigeParallelenfinden.InTeil1 wurdeerwähnt,dassdasChristentuminSüdkoreaeinrasantesWachstumauf weist,weiles–nebenvielenanderenGründen–»Han«ernstnahmundzu gleichzualternativenWegenfürdieLösungvonHanbeitrug.DieshattezurFol ge,dassseitden1980erJahrenderBereichder PastoralenSeelsorge bisindie allgemeineÖffentlichkeitvordrang.DieseSeelsorgekannzwarnichtalsdemal tenSchamanenkultgleichverstandenwerden.Dennochscheintsiesichinder breitenÖffentlichkeitdurchausalseinÄquivalentzumSchamanenkultetabliert zuhaben.Mittlerweilehabendiesog.»PastoralenSeelsorgeinstitute«diesich indenletzten15JahreninSüdkoreasehrverbreitethabendenRangeiner

232 WulfVolkerLindner,»VonderSchwierigkeitdasSchweigenzuüberwinden.Berichtübereine »offeneGesprächsgruppe«zurAustellung»Vernichtungskrieg.VerbrechenderWehrmacht 19411944«vom1.Junibis11.Juli1999inderFreienAkademiederKünsteHamburg«,in: JahrbuchfürGruppenanalyse ,Hamburg:1999,151166. 233 SuzukiReiko,»SündeundVersöhnung.EinepersönlicheGeschichtekoreanischjapanischer Vergebung«,in:EvangelischesMissionswerkinDeutschland(EMW)(Hg), Korea&Japan. DerschwierigeWegderVersöhnung, Hamburg:2002,214216. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 90 psychotherapeutischenInstitutionerrungen.

DiezweiparallelenSäulendersüdkoreanischenGesellschaft–zumeinendie konfuzianischeTraditionundzumanderendieschamanistische–unterscheiden sichmehroderwenigerdeutlich,wennmanihreRolleinBezugauf»Heilung« undÜberwindungder»Last«aufgreift.DasevangelischeChristentumruhtstark aufderschamanistischenSäule.InsüdkoreanischenevangelischenGemeinden istdaslauteBetenoderZungenredenkeineSeltenheit.AuchderEiferzumGot tesdienstundzumGebetsindlängstErscheinungen,diesichnichtmehrvonder KircheinSüdkoreatrennenlassen.DiechristlicheGemeinde,diedurchihrenEin satzfürdieArmenundUnterdrücktenundtheologischdurchdie MinjungTheo logie eineenorme›Blütezeit‹währendder1960erbishinzuden1970erJahren erlebte,warinjenerZeitauchder›sichereOrt‹fürMenschen,dieunterdenne gativenAuswirkungenvon»Han«litten.MehrundmehrnahmaberdieBedeu tungderPastoreninihrerRolleals›Gesprächspartner‹fürdiesehrpersönlichen Kummergeschichtenab,dasichvieleGemeindenseitden1980erJahrenstärker derAufgabestellenmussten,als›Institution‹zuüberleben.WieausdemFallbei spiel(»Überwindungvon»Han«,imTeil1dieserArbeit)hervorgeht,kannesoft inden›Institutionen‹keinenPlatzfürdieMenschen›draußenvordemTor‹ge ben–wieleidendeundausderGesellschaftausgestoßeneMenscheninder Min jungTheologie oftbezeichnetwerden.

DaslauteBeten,WeinenoderauchZungenredenwarAusdrucknurdereinen Seite,diezurLösungvon»Han«betragenkönnte.DieseHandlungengerietenin Gefahr,zum›Monolog‹zuwerden,obwohldieGewissheitbestehensollte,dass wenigstensGottihreStimmehörenwürde.DieseMenschenbrauchtenzuneh mendein›Gegenüber‹,dasihreStimmennichtnurhörte,sondernaktivmitih neninsGesprächkommenkonnte.SoentwickeltesichausdemBereichder praktischenTheologiemitderSeelsorgeeinunabhängigesGebiet,dessenFeld diePsychotherapeutenzumTeilfürsichbesetzten.DieÜberwindungvonHan unddieVersöhnungmitderindividuellenSchuldgeschichtemussalsodifferen ziertbetrachtetwerden,jenachihremkirchlichen,schamanistischenoderpsy chotherapeutischenoderpolitischenRahmen.

»Han«hat,wasausdemFallbeispielüberdasMassakeram3.April1948aufder 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 91

InselJejudeutlichhervorgeht,nichtnurTrauerzurFolge,sondernauchWut.Im negativenSinneentwickelnsichdieseEmotionenim»Han«alsständigeSuche nacheinemSündenbock,oderalsselbstzerstörerischeMacht,diedenLeidenden selbstzueinerunendlichenSuchenachdereigenenSchuldanstachelt.Umüber hauptüberdieProblemedeseigenenHanredenzukönnen,bzw.umHandlun gendurchführenzukönnen,die»Han«zumindestteilweiselösenkönnen,müss ten eigentlich gesellschaftliche Maßnahmen vorausgegangen sein. Doch das selbstzerstörerischeElementvonHanistdamitverknüpft,dassesletztlichdas Individuumselbstist,das»Han«,alsodenKnoten,imHerzenträgt.Umdem ›Gegenüber‹vergebenzukönnen–seiesdasSystemoderaucheinMensch bzw.eineGruppe–bedarfesalsoderWege,die»Han«lösenkönnen,umso diepositiveEnergiedesLebenszurückzugewinnen.

HiersolleinSchritterwähntwerden,derindiesemKapitelbishernochkeineEr wähnungfand,nämlichdas»sichselbstVergeben«.JuliaKristevabeschreibtdie SelbstvergebungalsdenvielleichtwichtigstenSchrittinderVergebungselbst– dennnursowirddemMenschendieMöglichkeitfüreinenneuenAnfangeröff net. 234 JuliaKristevaverortetdieVergebungstriktinderPrivatsphäre,inderdie Selbstvergebung–diealsodiedarauffolgendenProzesseerstermöglicht–als menschlicheLeistunggilt.AuschristlicherPerspektiveistjedochzusagen,dass durchdieRechtfertigungaufgrunddesGlaubensdieVergebungalsvonGottge gebenerZuspruchbesteht.AlsoscheintimBezugaufdie[Selbst]Vergebungdie christlicheBotschaftumfassenderundradikalerzuseinalseinesäkularpsycho therapeutische»Selbstvergebung«.GesineSchwanbehandeltdieSchwierigkeit derSelbstvergebungalseinenAspektvonFolgeschädeneinerbeschwiegenen SchuldanhandvonSigmundFreudsTheoriedermisslungenenBewältigungdes Ödipuskomplexes. 235 DiesebeidenThesenKristevasundSchwansstimmenim Fallvon»Han«inderHinsichtüberein,dassdieschamanistischePraxisderLö sungdesKnotenszueinerFormvonSelbstvergebungführenkann,sodassvom TäterdieSchuldübernommenwird.NichtimmeristesjedochderFall,dassman tatsächlichdieSchuld,diemanübernimmt,auchselbstträgt,sonderndassman

234 JuliaKristeva,a.a.O.,280:»Forgivenessisnotlimitedtorelationshipswithothers.Perhaps itsmostimportantformisforgivenessofoneself,whichpermitspersonalrebirthandanop timisticadvancementtowardnewhorizons.« 235 GesineSchwan,a.a.O.,201204. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 92 sichdieSchuldfüretwasgibt,wofürmangarnichtverantwortlichist–(siehe FallbeispielinderEinleitung›Tabubruch‹).

AusderpraktischtheologischenseelsorgerlichenArbeitinSüdkoreaundihrer ›Vergebungspraxis‹lässtsichjedochsagen,dassesschwereHindernissefürdie Selbstvergebunggibt:ZwanghafteCharakterzüge(z.B.FesthaltenanErinnerun genund denihnen anhaftendenalten Kränkungsgefühlen, Herrschsucht und Stolz,VollkommenheitswahnundPerfektionismus,AnspruchshaltungenundVer wöhnung,Rechthaberei)erschwerendasVergebenebensowieeinnichtabge bautes

»Größenselbst,falscheIchIdeale(keineSchwächezeigen,nurnicht nachgeben, keine Unterlegenheit zugeben, größer sein müssen usw.),unrealistischeAnspruchshaltungen,Unzufriedenheitmitsich selbstunddaherProjektioneigenerProblemeaufandere(Sünden bockstrategie). Auch fehlende gegenseitige Information, Missver ständnisseaufderinhaltlichenEbene,falscheEinschätzungderRea litätundemotionale(Selbst)UnsicherheitsteheneinerVersöhnung durchVergebungimWege.MangelndeSchuldeinsicht,Verdrängung undSomatisierungvonschlechtemGewissenoderVerweigerungder AnnahmederVergebungsetztenKränkungenfortunderöffnenkeine ChancenderWiedergutmachungbzw.einesNeuanfangsundverän derterVerhaltensweisen.« 236

Versöhnungmitsichselbst bedeutetindieserHinsichtnicht Selbstzufriedenheit, sondern Selbstannahme .237 Durchdie Selbstannahme vollziehtsichdieBefreiung vonsichselbst,umsichdanndemNächsten(Mitmenschen) frei hingebenzu können.Selbstannahmebedeutetder Mensch zusein,der manist, indergan zenSchwäche,UnsicherheitunddenbegrenztenMöglichkeiten.Theologischbe trachtetistdieseSelbstannahmedieFolgedesGlaubensandieRechtfertigung. DieserAktderSelbstannahmebedeutetalso,dieEinsichtindaseigeneUngenü

236 DietrichStollberg, »Vergebung der Sünden V.PraktischTheologisch«,in:GerhardMüller (Hg), TheologischeRealenzyklopädie, BandXXXIV,Berlin;NewYork:WalterdeGruyter, 2002,686690,hier:688.DiesehiergenanntenHindernissefürdie Versöhnungmitsich selbst werdenandenFallbeispielenimTeil3(3.2)wiederguterkennbar. 237 Soauchim Han .SieheTeil1:Fallbeispiel4.3.;JohndeGruchyfügtdieselbstbezogeneVer söhnungalsfünftenAspektan,vonderinseelsorgerlichenalsauchinpsychotherapeuti schenKontextendieRedeist. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 93 genundindieunbefriedigendenElementedespersönlichenundsozialenLebens zuzulassen.DasVerdrängenschmerzhafterErinnerungen,derständigeAnspruch aufGerechtsprechungundUnschuldunddieSehnsuchtnachGenugtuungdurch Vergeltung,zerstörenjedochdieHoffnungdarauf,dasseineversöhnendege meinsameZukunftgedeihenkönnte.GeradederVergeltungswunschdurchstraf rechtlicheMaßnahmenisthierproblematisch.

Selbstannahmebezogenauf»Han«heißtdann,dassesimmernurdasIndividu umseinkann,das»Han«löst.»IchlösemeinenHan«,heißtes.Abgesehenvon dengesellschaftlichenAkten,wieKompensation,AnerkennungoderauchGe nugtuung,istesletztlichdas›Ich‹,dasdeneigenen»Han«lösenkann.Dennes sindnichtimmerdieäußerenBedingungen,diezurVerfestigungvon»Han«bei tragen.VieleMenschengebensichselbstdieSchuldaneinemEreignisoderan ihremeigenenLeid,weilsiemitihrerSituationnichtzurechtkommen. 238

2.2.4 Zusammenfassung zu 2.2 »Erinnerung und Versöhnung im menschlichen Nahbereich«

ImmenschlichenNahbereich,wosichTäterundOpferbegegnen,oderwozu mindesteinevonbeidenSeitensichmitderLastderVergangenheitauseinan dersetzt,spielenvieleFaktoreneinebedeutendeRollefürdieVersöhnung.Zu erstistdieErinnerungzunennen,diesichsowohlimgesellschaftlichenRahmen alsauchinderfamiliärenWirGruppenIdentitätfestverankertsieht.Eswurde auchdieTäterOpferKonstellationdeutlich,indiesichIndividuenbeieinemVer söhnungsprozessunwiderruflichhineinversetztsehen,dabeiabergleichzeitigdie RolledesOpfersfürsichinAnspruchnehmen.SchließlichwurdeanhandderUn tersuchungenvonGesineSchwandaraufhingewiesen,dassdieInAnspruchnah mederRolledesOpfersfürsichselbstschwereFolgenfürdienachkommende Generationhat,dassdieseFolgenaberauchvonFamiliengeschichtenherrühren, diesichaufbeschwiegeneSchuldgründen.

DieSchuld,dieMenschenaufsichladen,wennsiejemandengeschädigthaben, istimzwischenmenschlichenBereichzuorten.Schuldkannineinemsolchen

238 MandenkeanvergewaltigteFrauen,diesichinhäufigenFällenselbstdieSchuldgeben.Im FallbeispielvonTeil1findetmanauchvieleSelbstanschuldigungenfürdenVerlustihrerKin der,Eltern,oderGroßeltern. 2.2VersöhnungimmenschlichenNahbereich 94

Verständnisnichtmetaphysischüberhöhtwerden,mussabertheologischgedeu tetwerden.ZunächstgiltesinzwischenmenschlichenBeziehungen,diekonkrete Untat,bzw.dieSchuldfestzustellen,derenmoralischeBedeutungzuakzeptieren undsichdendarausentstehendenFolgenzustellen.DiebeschwiegeneSchuld oderdie›erfundene‹bzw.selektierteunddamitrekonstruierteErinnerung,die sichimRahmeneinerWirGruppenIdentitätanLoyalitätsbeziehungenfestge bundensieht,kanndemgegenüberbeidiesemProzessderKlärungnichtnur schwereFolgenfürdieunmittelbarenTäteroderOpferhaben,sondernauchden nachkommendenGenerationenschaden.

DieseVersöhnunginzwischenmenschlichen Beziehungenmussunterschieden werdenvonGottesVersöhnung.EsistnichtderMensch,derGottesVersöhnung herbeiführt.DerMenschlebtvielmehrausdieserVersöhnungGottes.Ausihrzu lebenbedeutet,als›Gerechtfertigter‹vorGott›inChristus‹zustehen.Gleichzei tigbedeutetdasaberauch,den›Andern‹alseinenvonGottgerechtfertigten Menschenzusehenundanzuerkennen.Dabeiwerden–wieobenerläutert– nichtdieUnterschiedevonTäterundOpferindenzwischenmenschlichenBezie hungennivelliert.VielmehrwirdindieserAnnahmederVersöhnungGottesfür michunddenAnderendannmenschlicheSchuldwahrgenommen–undnicht mehrverdrängtoderbeschwiegen.Sogiltauchindenzwischenmenschlichen Beziehungen–wiezuBeginndesKapitelsmitdenWortenvonGerhardSauter erwähnt–nachwievordieBitte»LasseteuchversöhnenmitGott!«.

VersöhnungzwischenIndividuenbzw.immenschlichenNahbereichistjedoch schwer zu ermöglichen, wenn der gesellschaftliche Rahmen einen möglichen Versöhnungsprozess sanktioniert oder in seiner Entwicklung diesem Versöh nungswillennichtfolgt.Dassjedochdieseindividuelleunddiegesellschaftliche Versöhnung aufeinander bezogen sind, beschreibt Johnde Gruchy inseinen »vieraufeinanderbezogenenWeisenderRedevonVersöhnung«. 239

239 JohndeGruchy,a.a.O. , 26. 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 95

2.3 Gesellschaftliche Felder der Versöhnung

DieEntschuldigungfürvergangeneUntatenistinderPflegeinternationalerBe ziehungenneuerdingsüblichgeworden. 240 Hierbeihandeltessichmehrheitlich umeinensymbolischenAkt.EinsolcherAktistvonsymbolischenCharakter,da er:(1)StellvertretendfüreinKollektivausgeführtwird.(2)Daereinemorali scheSchuldbenennt,dieineinem direkten ProzessderVersöhnungundVerge bungnichtbenanntwerdenkönnte.EinVolkbzw.einKollektivkannalssolches nichtdermoralischenSchuldangeklagtwerden.JedochwirddiesimRahmenei nesRitualsinFormvonZeichenhandlungeninWortegesetzt.(3)DerAktist symbolisch,daerfürdieGesellschaftrichtungsweisendwirkt.

2.3.1 Symbolischer Akt der Versöhnung zwischen Gesell- schaften

EinVolkodereineNation,alsoeinKollektivalsganzes,kannnichteinesVerbre chensschuldiggesprochenwerden. 241 WennaufpolitischerEbeneeineVersöh nungstattfindensoll,somussdementsprechendaucheine Vergebung stattfin den.Dochwieistdasmöglich?EinKollektivalsganzeskannhöchstenspolitisch dafürhaftbargemachtwerden,wasesan Untaten inderVergangenheitanderen Kollektivenangetanhabenmag.PolitischeHaftungistnichtgleichbedeutendmit Schulddaransein ,sonderndieVerantwortungübernehmen.SoistmanalsMit gliedeinerGruppegleichzeitigMitgliedeiner Verantwortungsgruppe .

KeinerkollektivenGruppe–seieseineNationodereinVolkodereineethnische Gruppe–kanneineEntschuldigungbzw.SühneimmoralischenSinneaufge zwungenwerden.EsgibtjedochFormenderkollektivenEntschuldigung,die HermannLübbealseineArt Zivilbußpraxis 242 beschreibt.Unverkennbarindiesem KontextistdiereligiöseHerkunftausderVergebung. 243 WeiterhinfolgeichHer mannLübbe, derdenGegenstandsolcher Zivilbußpraxen Menschheitsverbre

240 HerrmannLübbe, Ichentschuldigemich.DasneuepolitischeBußritual ,Berlin:BerlinerTa schenbuchverlag,2003,7. 241 KarlJaspers, DieSchuldfrage, München:Piper&Co.Verlag:1979,28 242 HermannLübbenennteinigeFällewiez.B.WillyBrandtsberühmtenKniefallimJahr1970in WarschauvordemMahnmalfürdieGhettoOpfer,dieRedevonBillClinton,Präsidentder VereinigtenStaatenvonAmerikavom23.März1998inMukono,Uganda,u.v.a. 243 HermannLübbe, Ichentschuldigemich, 16. 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 96 chennennt,fürdieeskeineVerjährungsfristgibt.DieUnverjährbarkeitsolcher Menschheitsverbrechen manifestiert ihre Singularitätundbegrenztdiejuridi schenMittel.DochdurchdieneueZivilbußpraxiswerdennundieVerbrechen, aufdiesichdiesePraxisbezieht,derZuständigkeitgewöhnlichenRechtsentzo genundgänzlichdemmoralischenUrteilanheimgegeben. 244 Obwohlsichmorali scheSchuldnichtvererbt 245 ,aberauchnichtverjährt 246 ,kommenaufdiesesym bolischeWeisekollektiveSchuldeingeständnissezustande.EsgibtzwardieKon tinuitätderKollektivsubjektenicht,dieübergroßeGeschichtsräumehinwegmit einanderinmoralischerundjuridischerAbsichtkommunizierenkönnten.Den nochbeziehtmansichimKollektivaufdieseVergangenheit,dasienichteinfach vergehenwill. 247 SokannmandenSinnderZivilbußpraxisdarinsehen,dassman durchSchuldeingeständnisse(aufpolitischerEbeneinsymbolischerFormdurch HandlungundZeichensetzung)vonVergangenheitslastenbefreitwerdenkann.

AbgesehenvondersymbolischenKraftderZivilbußpraxis,mitderderzugehöri genGruppesozusagengezeigtwerdenkann, inwelcheRichtungesgeht mitder BeziehungzumGegner,habenimRahmendieserPraxisAusgleichmaßnahmen, wieWiedergutmachungoderauchGeldbußen,einestreitbeilegendeWirkung. 248 Entschuldigungensindnormalerweisenurdann angemessen, wennessichum eineEntschuldigungfüreinedirektbegangeneTathandelt.Dasselbegiltfürden Adressaten,derebenfallsdasbzw.diedirektenOpferderinderVergangenheit begangenenTatseinsollte.Indemneuen Trend derZivilbußpraxiskannman jedochsolcheFormenklassischerEntschuldigungnichtfinden.Eshandeltsich vielmehr um politische und diplomatische Beziehungsverbesserungen, denen sichnichtverjährendemoralischeSchuldindenWegstellt,wofüraberpolitische Verantwortungübernommenwerdensoll.

DieZivilbußpraxis,wiesievonHermannLübbebeschriebenwird,hatdieWir kung, das vergangene Geschehen in der Gegenwart aufzurufen (Vergangen heitsvergegenwärtigung).DadurchgibtsiefürbeideSeitendenAnstoß,sichder vergegenwärtigtenVergangenheitzustellen.MitMerkmalenreligiöserBußpraxis werdendieBittenumEntschuldigunggeäußert,diewiederummitderselben 244 HermannLübbe, Ichentschuldigemich, 8687. 245 GesineSchwan, PolitikundSchuld.DiezerstörerischeMachtesSchweigens, 124. 246 HermannLübbe, Ichentschuldigemich, 86. 247 HermannLübbe, Ich entschuldigemich ,89f,32f. 248 HermannLübbe, Ichentschuldigemich, 31. 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 97

Ernsthaftigkeiterwidertwerdenmüssen.

WelcheKraftdiesehabenundwelcheZukunftshoffnungenund–plänesichda mit erschließen lassen, erkennt man an den Folgen des Kniefalls von Willy Brandt(SieheobenAnm.136)oderauchandergemeinsamenErklärungdesda maligensüdkoreanischenPräsidenten KimDaeJung unddesjapanischenPre mierministers ObuchiKeizo imJahr1998.

DieKraftderSymbolikliegtnichtinderpraktiziertenZivilbußpraxisselbst.Sie gibtvielmehr nur denAnstoßundweistindieRichtung,indiesicheinKollektiv ersteinmalmühsamdurchdringenmuss 249 .DafürhabendiesesymbolischenZei chensetzungen–nachKlausM.Kodalle–als»magischeGesten«einganzeige nesGewicht,dasdazubeiträgt,EindrückeimkollektivenBewusstseinzuerzie len,diesichnichtsoleichtvergessenlassen.Jedochentstehendiefaktischen positivenWirkungenerstdurchFolgemaßnahmenaufderEbenederpraktischen Politik. 250 AlsBeispielesindzunennen:

Am6.September1984trafensichderdamaligejapanischeKaiserHirohitound dersüdkoreanischePräsidentChonDooHwanwährendseinesStaatsbesuches inJapanundsieverlasengemeinsameinesorgfältigerarbeiteteundvorbereitete Erklärung,diealssymbolischeHandlungderBitteumVergebungundderenAn nahmegeltensollte.DerbekanntejapanischeTheologeKosukeKoyamaver standdiestatsächlichalsunwiederholbarenVergebungsakt. 251 Allerdingsblieb diesesymbolischeHandlungnichtohneKritik,daindieserErklärunglediglich derAusdruckdes»Bedauerns«Japansverwandtwurde.252 Danachwareszwar nichtderjapanischeKaiser,dersichdieserneuenZivilbußpraxisweiterhinange schlossenhat,abereswar wenigstens einMitgliedderkaiserlichenFamilieJa

249 KlausM.Kodalle, VerzeihungnachWendezeiten?, AntrittsvorlesunganderFriedrichSchiller UniversitätJenaam2.Juni1994,Jena:VerlagPalm&Enke,1994,13. 250 Z.B.:Ostpolitik,GegenseitigeÖffnungfürKulturgüterzwischenKoreaundJapan. 251 KosukeKoyama,»ForgivenessandPolitics.TheJapaneseExperience,in: AsiaJournalof Theologiy, 6,1992,1,20. 252 KosukeKoyama,»ForgivenessandPolitics.TheJapaneseExperience«,in: AsiaJournalof Theology, 6,1992,1,20:»AttheofficialreceptionheldforthevisitingPresidentChonDoo HwanoftheRepublicofKoreaonSeptember6.1984,EmperorHirohitoofJapanreadfrom acarefullypreparedstatement:Itisregrettablethattherewasanunfortunatepastbetween usforaperiodinthiscenturyandIbelievethatitshouldnotberepeated;Theexpression›it is regrettable‹ in both original and Japanese and in English translation suggest that somethinginexorablyhappened,quiteapartfromanyhumanactionorresponsibility.« 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 98 pans,dassichzumEröffnungsspielfürdieFußballweltmeisterschaft2002Korea JapanfürdievergangenenUntatenderjapanischenKolonialmachtundfürderen Folgenentschuldigte. 253

HierverweiseichaufdenAnhang,derzahlreicheErklärungender›Entschuldi gung‹(Apology,Sorry)oderdes›Bedauerns‹(regrettable)beinhaltet.DerEin satzdesjapanischenKaisersundderpolitischenVerantwortungsträgerfüreine– nachHermannLübbesobenannte–›Zivilbußpraxis‹,sowieauchdiepositiveRe aktiondes›Gegenübers‹,alsodes(Süd)KoreanischenPräsidentenbzw.hochran gigerRegierungsmitgliederisthochzuschätzen.AllerdingszeigensichimVer gleichzurListederÄußerungenjapanischerPolitikerzumProblem›Militärtrost frauen‹ 254 deutlicheUnterschiede,wennnichtgarWidersprüche.Esgehtalsoim Grundegenommennicht›nur‹umeineEntschuldigung,dieaufeineAnnahme wartet,sondernmehrumdenInhaltderEntschuldigungunddieErinnerungan derenInhalt,wasbeidesdiesymbolischeKraftder›Zivilbußpraxis‹zuentleeren droht.

2.3.2 Vergebung und Erinnerung

ZunächstdieFrage:Kannmanvergeben,indemmanvergisst?Oderkannman vergeben,weiloderobwohlmansicherinnert?

StößtmanaufschwierigeFragen,aufdiemanaufAnhiebkeineleichteAntwort findenkann,soisteseinguterWeg,sichzunächstdenBegriffenzuwidmen,um dieesimwesentlichenindergestelltenFragegeht.Teil1dieserArbeithatden Begriff»Vergebung«semantischuntersucht.Teil2hatihntheologischundtheo retischanalysiert.ImVerlaufdieserUntersuchunghatsichgezeigt,dassdasEr innerneinzentralesProblemvonVersöhnenundVergebenist.Deswegenmöch teichmichandieserStelledemBegriffdesErinnernszuwenden.

DerBegriff»Erinnerung«kannnichtdasbedeuten,wasmanunterSpeicherme dienversteht,diealleDateienaufgleicherEbenespeichern,umsiedannspäter zueinembestimmtenZeitpunktauthentischundoriginalgetreuwiederaufzuru fen.Schongarnichtkannmandas›Vergessen‹alsGegenbegriffdes›Erinnerns‹

253 SieheTeil3:»DieBedeutungdergemeinsamenErklärungvomOktober1998«;»DieErfah rungenausdergemeinsamenAusrichtungderFußballweltmeisterschaft2002«. 254 Siehe[Einleitung–3]imAnhangdieserArbeit. 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 99 nennen,daindenvorigenAbschnittendeutlichdargestelltwurde,dassbereits imProzessderErinnerunganhandihrerEigenartvon»Selektivität«,»Variabili tät«und»AuslöschungderErinnerung« 255 eineFunktionvonVergessenbzw. Verdrängenenthaltenist.DaherspitztsichdieschongestellteFragedaraufzu, wie mansicherinnert,undwarummansichdennanschmerzlicheEreignisse immernocherinnernsoll.

Betrachtetman–aufgesellschaftlicherEbene–dievielenGedenktageunddie damitverbundenenZeremonien,sofälltzunächsteinmalauf,dasseszurVerge bungnichtzwingendnotwendigistzuvergessen.GanzimGegenteil,dieRealität (SieheFallbeispieleinTeil1)zeigt,dassmiteinereinmaligenAufhebungder »FreundFeindDialektikjanichtzurechnenist« 256 ,selbstwenndocheinmalalles ›vergessen‹seinsollte.

ImRahmendieserProblematikhatPaulRicoeurdenZusammenhangvonVerzei henundVergessendargestellt. 257 VerzeihenistnachihmeineFormdesaktiven Vergessens. 258 SoistdasVerzeihenzunächsteinmaldasGegenteildespassiven Vergessens.InsofernverlangteseinenzusätzlichenAufwandan›Erinnerungsar beit‹. 259

DieseErinnerungsarbeitbetrifftallerdingsnichtdieEreignisseselbst,derenSpur imGegenteilsorgsamzubewahrenist,sonderndie Schuld ,derenLastdasGe dächtnisundfolglichauchdasVermögenlähmt,inschöpferischerWeisedieZu kunftzuentwerfen.NichtdasvergangeneEreignis,dieverbrecherischeTatwird vergessen,sondernihre Bedeutung undihrOrtimGanzenderDialektikdesge schichtlichenBewusstseins. 260 ImAnschlussanRicoeurhalteichhierdenGedan kenvonKlausM.Kodallefürwichtig,derbetont,dassVerzeihen(Vergeben)nie malsdemSachverhaltselbstgilt,sonderndemTäter,demSchuldigen. 261

FürdasVerständnisderimVerzeihennotwendigenErinnerungsarbeitgreifeich

255 DavidCohen,»DieAbrechnungderSieger.ÖffentlicheErinnerungundKriegsverbrecherpro zesseinAsienundEuropa«,in:ChristophCornelißen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchent ker(Hg), Erinnerungskulturen.Deutschland,ItalienundJapanseit1945, FrankfurtamMain: FischerTaschenbuchverlag,2003,5166,hier: 52. 256 KlausM.Kodalle,a.a.O.,18. 257 PaulRicoeur, DasRätselderVergangenheit.Erinnern–Vergessen–Verzeihen, Göttingen: WallsteinVerlag,2002,144148. 258 PaulRicoeur,a.a.O.,144. 259 Ebd. 260 Ebd. 261 KlausM.Kodallle,a.a.O.,5. 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 100 zurückaufdieThesevonGesineSchwan,diealserstenSchrittzurÜberwindung desBeschweigens»dieAnerkennungderTatsachen« 262 nennt.IndiesenZusam menhanggehörenauchdieBemühungender»WahrheitsundVersöhnungs kommission«inSüdafrika,diebeiderGegenüberstellungvonTäternundOpfern höchstenWertdarauflegte,dieWahrheitzurSprachezubringen. 263 Esgehtalso zunächst darum, an was man sich erinnert. An die Wahrheit. Doch wessen Wahrheit?

WenndieWahrheitzurSprachegebrachtwerdenmuss,gehtesnichtnurdar um,dieverhüllteoderverdrängteWahrheit,diedenTatsachenentspricht,auf zudecken,sondernauchdarum,dassmaninderErinnerungversucht,einige DingeausderVergangenheitausseinemGedächtniszuverdrängen.DieinTeil 3 geschilderte Forschungsreise zu unterschiedlichen »Orten der Erinnerung« wirdzeigen,wieunterschiedlichdieAuffassungderWahrheit,bzw.derTatsa chenaufdenjeweilsgegenüberstehendenSeitenseinkann.JanBurumastellt hierzuinseinemBuch»DieErbschaftderSchuld« 264 einenVergleichderErinne rungslandschaftenvonDeutschlandundJapandar,andenenderEiferzurBe wahrungderTatsachen(Deutschland)aufdereinenundaufderanderenSeite der Drang zur Verdrängung einiger Tatsachen (Japan) deutlich wird. Diese AspektewerdeninTeil3dieserArbeitdargestellt.

Schwierigundschmerzhaftistes,sichdereigenenVergangenheitzustellenund sichihrerzuerinnern.Vielleichtnochschwierigeristes,derErinnerungAnderer ›wenigstens‹seinGehör–odersogarseineAufmerksamkeitundZuneigung–zu schenken.DieSchwierigkeitwirdnochgesteigert,wennsichdieErinnerungen beiderSeitenineinemkrassenKontrastgegenüberstehen.

DieFolgen,dieauseinemungeklärten»Was«und»Wie«derErinnerungentste hen,schildertGesineSchwanimHinblickaufdie›beschwiegeneSchuld‹.Jan BurumaundCristophCornelißen(undandereHerausgeber) 265 stellendieseFol genanhanddermangelndenVergangenheitsbewältigungderNachkriegszeitJa

262 GesineSchwan,a.a.O.,161. 263 WiewichtigdieserAspektsowohlfürdieOpferalsauchfürdieTäterist,wurdeobenanhand derDarstellungvonDesmondTutuundderUntersuchungvonJohndeGruchybeschrieben. 264 JanBuruma, DieErbschaftderSchuld.VergangenheitsbewältigunginDeutschlandundJa pan, München:CarlHanserVerlag,1994. 265 Christoph Cornelißen, Lutz Klinkhammer, Wolfgang Schentker (Hg), Erinnerungskulturen. Deutschland,ItalienundJapanseit1945, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchverlag, 2003. 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 101 pans 266 dar.WulfVolkerLindnererklärtdieFolgenanhandder›Schwierigkeitdas Schweigenzuüberwinden‹beiderWehrmachtsaustellung 267 undebenfallsinsei nemBericht 268 überdieErgebnissederUntersuchungendesisraelischenPsycho logen DanBarOn ,dersichmitdenAuswirkungender Shoah aufdieKindervon OpfernundTäternauseinandergesetzthat. 269 InallenFällenwirdein»Abwehr mechanismus«erkannt,derbeiderUntersuchungüberIsraelals»Aggressions verschiebung«(BarOn)bezeichnetwird.DieseVerschiebungresultiertausdem VersucheinerAntwortaufdieFrage»WosinddieWutundRachegefühlege blieben?«. 270 AusdenUntersuchungenvonGesineSchwangehthervor,dassdie Elterngeneration,diedasSchweigen(bzw.Beschweigen)überihreeigeneVer gangenheitnichtüberwindenkonnte,auchkeinenormalenBeziehungenzuihren Kindernaufbauenkonnte.InderBeziehungzwischenSüdkoreaundJapansieht eineReihevonForschern 271 denAspektdes»Abwehrmechanismus«invielerlei Hinsichtbestätigt.IndiesenZusammenhanggehören:

● dieÜberbetonungvon›Hiroshima‹,ohnegleichzeitigdieVeranlassung fürdenAtombombenabwurfunddenAggressionsbzw.Invasionskrieg derJapanerzuberücksichtigen,

● dieUnkenntnisüberdienochausstehendeKompensationfürdieasiati

266 AusführlichdarüberinTeil3. 267 »Vernichtungskrieg.VerbrechenderWehrmacht19411944«desHamburgerInstitutsfürSo zialforschungindenAusstellungsräumenderFreienAkademiederKünsteinHamburg,1. Juni–11.Juli1999. 268 WulfVolkerLindner,»Vergessen,Verdrängen,Durcharbeiten.ZumUmgangmitdereigenenGeschich te«, ZeitschriftfürMission ,3(2005),201212. 269 WulfVolkerLindner,a.a.O.,209212. 270 WulfVolkerLindner,a.a.O.,210211:»InAnlehnungandenvonSigmundFreudbeschriebe nenAbwehrmechanismusderIdentifikationmitdemAngreiferführtBarOnaus,dassesin einerstarkasymmetrischenMachtbeziehung,inderderUnterdrückteinvollkommenerund traumatischerWeisevomUnterdrückerabhängigist,erstenszusolchenunbewusstenIdenti fizierungenmitdemAggressorkommt,zweitenseinanderesOpferzurAbfuhrdereigenen Aggressionengesuchtwird.[...]AufdemHintergrunddieserUntersuchungenstelltBarOn nundieTheseauf,›dassdieentscheidendeZielgruppederverschobenenAggressionjüdi scherIsraelis,diesichmitdemHolocaustkonfrontiertsehen,diePalästinensersind‹.« 271 Repräsentativsindzunennen:JanBuruma, DieErbschaftderSchuld.Vergangenheitsbewäl tigunginDeutschlandundJapan, München:CarlHanserVerlag,1994;ChristophCornelißen, LutzKlinkhammer,WolfgangSchentker(Hg), Erinnerungskulturen.Deutschland,Italienund Japanseit1945, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchverlag,2003;ForianCoulmas, Hi roshima.GeschichteundNachgeschichte, München:VerlagC.H.Beck,2005; YagyûKunichika, »DerYasukuniSchreinimJapanderNachkriegszeit.ZudenNachwirkungendesStaatsshintô«,in:Chri stophCornelißen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchwentker(Hg), Erinnerungskulturen.Deutschland, ItalienundJapanseit1945, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVerlag,2003,243256;Chung JaeJeong,»DieSchattenderVergangenheitimsüdkoreanischjapanischenVerhältnis«,in:IsaDucke, SvenSaaler(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsameZukunft.AufgabenundPerspek tiven, München:IudicumVerlag,2004,89106.undvieleAndere. 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 102

schenehemaligenMilitärtrostfrauen,

● aberauchdieVerdrängungdereigenenUntatenwährenddesKoreakrie gesaufSeitenderSüdkoreaner.AufdieseThemenwirdinTeil3näher eingegangen.

DanBarOnschließtseineThesemiteinerwichtigenSchlussfolgerung,diedas obenerwähnteProblemvon»WieundWassollerinnertwerden«aufgreift.Er betont,esseisinnlos,angesichtswidersprechenderErinnerungendanachzufra gen,werdenTeufelskreisinGanggesetzthabe.Überwundenwerdenkönneer nur,wennbeidekollektivenGedächtnisse 272 gegenseitiganerkanntwerden. 273

2.3.3 Geheilte Erinnerung

IchknüpfehierwiederandenSatzvonPaulRicoeuran:Nichtdasvergangene Ereignis,dieverbrecherischeTatwirdvergessen,sondernihre Bedeutung und ihrOrtimGanzenderDialektikdesgeschichtlichenBewusstseins. 274 InderErin nerungsarbeitdesVergebensgehtesalsodarum,den›giftigenStachel‹derEr innerung,nämlichdieErinnerungandieerinnertenSchmerzenundEmotionen zuheilen.DieseHeilungbedeutet,dassdieErinnerungenandieVergangenheit, wennsie›vergegenwärtigt‹(HermannLübbe)werden,inderGegenwartkeinen verheerendenSchadenmehranrichtenodertiefgreifendefeindseligeEmotionen hervorrufen.

DanBarOnfordertindiesemZusammenhangdiegegenseitigeAnerkennungder kollektivenGedächtnisse.DieseAnerkennungmussbedeuten,dassdieErinne rungdergegenüberstehendenkollektivenGruppenichtvölligausgeschlossen bzw.ignoriertwird,sondernmitentsprechenderRücksichtindieeigeneErinne rungsarbeitmiteinbezogenwird.EingutesBeispielwirdhierfürderSchulbuch streitzwischenSüdkoreaundJapanliefern,derinTeil3beschriebenwird.Dort wirdauchdaraufeingegangen,wiedasProblemderehemaligenMilitärtrostfrau enindenjapanischenGeschichtslehrbüchernnichtmehr›totgeschwiegen‹wer densollte.SolcheAnerkennungdesGedächtnissesderanderenSeiteimeigenen

272 IndemBarOndenkollektivenGedächtnisseneinübergroßesGewichtzuschreibt,geräterin dieSchwierigkeit,wiemanüberhauptzurgemeinsamenFeststellungderFaktenkommen kann. 273 WulfVolkerLindner,a.a.O.,211. 274 Ebd. 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 103 kollektivenGedächtnisisteinErgebnisderBemühungenumVersöhnungaufpo litischerEbene,aberauch einErgebnisvonVersöhnungaufprivaterEbene. ObenwurdeaufJohndeGruchyverwiesen,derdieWichtigkeitdesIneinander greifensbeiderEbenenbetont.

VonderLastderVergangenheitbefreitzuwerden,undsomitsichderVergan genheitstellenzukönnen,bedarfderErinnerungsarbeit.OhnedieseArbeitwer denimmerwiederdiebeschwiegeneSchuld,diefremdeSchuld,dieinternalisiert wurde,unddieverdrängteSchuld,aberauchderDrang,einenSündenbockzu finden, nicht nur an persönlichen oder kollektiven Beziehungen erheblichen Schadenanrichten,sondernauchdiePersonselbstschädigen.

AufdergesellschaftlichenEbenewerdenbeidieserzuleistendenArbeitoffizielle Gedenkfeiern und Rituale eine sehr wichtige Rolle spielen, denn sie haben großenEinflussaufdasGedächtnisderIndividuen.NichtnurinszenierteFeiern, sondernauchinstitutionelleEinrichtungenwieMuseenoderDenkmäler,Mahn mälerundGedenkstättenhabengroßenEinflussaufdieEntwicklungdesGe dächtnissesundGeschichtsbewusstseinseinesjedeneinzelnenMenschen.Wenn sichnichtnurIndividuen,sondernauchInstitutionenmitgegenseitigenErinne rungenkonfrontieren,isteingeschützterRaumvonNöten,indemman–ohne Zensur–dieErinnerungendesAnderenwahrnehmenkann.NursokannderGe fahrderVerzerrungdereigenenErinnerungvorgebeugtoderkorrigiertwerden.

2.3.4 Zusammenfassung zu 2.3 »Gesellschaftliche Felder der Versöhnung«

FürdieZusammenfassungmöchteichaufdasFallbeispielimerstenTeildieser Arbeitzurückgreifen.BeiderBegegnungmitjapanischenStudentenineinerko reanischenGemeindewurdentatsächlichdurcheinebrisanteaktuellepolitische FragevieletradierteErinnerungenwach.Wirkonntenübersieredenundauch kritischeFragenstellen,ohnedassdieTeilnehmerbefürchtenmussten,dassihre Begegnungselbstgefährdetwürde.IndiesemBeispielbegegnetensichIndivi duen,derenErinnerungaberfesteingebettetwarinkollektivenGedächtnissen undtradiertemWissen.

DerRahmendieserBegegnungwarjedochsolideundvertrauenswürdig,sodass 2.3GesellschaftlicheFelderderVersöhnung 104 trotzderbrisantenThemen,diezurSprachekamen,dieBegegnungselbstund damitderEindruckdereinzelnenTeilnehmer,densieaufihrGegenübermach tennichtnegativbeeinträchtigtwurde.Eswareingeschützter,sichererRaum, indemdieTeilnehmerihreFragenundNeugierloswerdenkonnten,ohnesich Sorgendarübermachenzumüssen,dasssiesichspäternichtinFrieden,son dernmitFeindseligkeitvoneinanderverabschiedenmüssten.

AndiesemBeispielsinddieFragennachVergebung,ErinnerungsarbeitundOp ferfixierungimRahmenderVersöhnung,dieinAbschnitt2.1und2.2untersucht wurden,realistischnachzuvollziehen.DasBeispielzeigtauchdeutlichauf,wie dasindividuelleGedächtnisdurchdaskollektivebzw.tradierteGedächtnisge speistwird.WieesumdaskollektiveGedächtnisunddieErinnerungskulturin denbeidenLändernSüdkoreaundJapansteht,wirdnunderdritteTeildieser Arbeitkritischbeleuchten. Teil3:Versöhnung,VergebungundSchuldzwischenSüdkoreaundJapanimKontextder Nachkriegszeitseit1945 105

Teil 3: Versöhnung, Vergebung und Schuld zwischen Südkorea und Japan im Kontext der Nachkriegszeit seit 1945

Am15.August2005wardersechzigsteJahrestagdesEndesdesZweitenWelt krieges.FürJapanwaresdersechzigsteJahrestagderKapitulation,fürKorea aberderJahrestagderBefreiungausderjapanischenKolonialherrschaft.InSüd koreawerdenandiesemJahrestagimRahmeneinesnationalenFeiertagesnicht nurinder IndependenceHallofKorea ,sondernauchanvielenanderenOrten offizielleFeiernundZeremonienabgehalten,umsichdes›dunklenKapitels‹der GeschichtezuerinnernundumdesWiderstandsdeskoreanischenVolkesgegen diejapanischeKolonialherrschaftzugedenken.

Am15.August1945warderKriegzuEnde,dochdieNachkriegszeitunddie darauffolgendenJahrzehntebishinzurGegenwartdrängtendiegesamteBevöl kerungbeiderSeitenaufeinen ›schwierigenWegderVersöhnung‹ 275 .

3.1 Das Ringen darum, das › Gesicht zu wahren‹

3.1.1 Das Problem der Interpretation der jüngsten Vergangenheit

DieBeziehungenzwischenKoreaundJapanreichenweitbisindas4.Jahrhun dertzurück.DochkeinanderesEreignisbelastetdieBeziehungenbeiderLänder wiediejapanischeKolonialherrschaftüberKoreawährenddesZweitenWelt kriegs.WieindenGesprächenmitExpertenindiesemTeil(»WarMemorialof Korea«unter3.1.2.2Korea)geschildertwird,gibteskeinegroßenProblemebei denHistorikernüberdieInterpretationderGeschichteindenBeziehungenbei derLändervondenAnfängenbiszumEndedes19.Jahrhunderts.Dochwenn diejüngsteVergangenheit(19101945,sieheZeittafelimAnhang)thematisiert wird,kommtesimmerwiederzuAuseinandersetzungen.

275 SolautetderTiteleinesvomEvangelischenMissionswerkinDeutschland(EMW)imJahr 2002herausgegebenLänderheftsüberdieVersöhnungsproblematikzwischenKoreaundJa pan:EvangelischesMissionswerkinDeutschland(EMW)(Hg), Korea&Japan.Derschwieri geWegderVersöhnung ,Hamburg:2002. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 106

DaswomöglichgrößteProblemderInterpretationderjüngstenVergangenheit lässtsichambestenanden WächternderErinnerung ,denMuseenundGedenk stättenerkennen.Währenddie Opferperspektive oderdie glorreichenWider ständebzw.Kriege gegeneinenübermächtigerscheinendenGegnerbetontwer den,werdendie eigenenSchattenseiten wenig 276 odergarnicht 277 geschildert.

SowohlinKoreaalsauchinJapanbedeutet,mitseinereigenen Schuld umzuge hen,bzw.ein Schuldbekenntnis abzugeben,gleichzeitigeinen Gesichtsverlust unddamitdieVerletzungderEhre. 278

3.1.1.1 Japan

DerToddesjapanischenKaisers Hirohito fielaufdasJahr1989.DiesesEreignis zwangJapandazu,seinVerhältniszudenasiatischenNachbarländernneuzu überdenken. 279 DasnachderKapitulationproklamiertegegenwärtigeTennosys temsollnachderimNovember1946verkündetenneuenVerfassung nicht mehr alsreligiöspolitischesHerrschaftssystemgeltenundfunktionieren.DerersteAr tikelderVerfassunglautet:»DerTennoistdasSymboldesjapanischenStaates undderEinheitdesjapanischenVolkes.SeineStellungistaufdenWillendesja panischenVolkesgegründet,beidemdieSouveränitätruht«. 280 ObwohldieSou veränitätvomTennoaufdasVolkverlagertwurde,undsomitdieDiskontinuität durchdieneueVerfassungunverkennbargemachtwurde,bildetderTennotrotz seinerneuenPosition»dieVerkörperungderEinheitdesjapanischenVolkes,die VerkörperungdesjapanischenReiches«. 281

Daherkonntensehrviele–nichtnurIntellektuelle–Autorenundaucheinfache MenschenderBevölkerungerstnachdemToddesKaisers,derdasJapanische

276 Siehe»HiroshimaundNagasaki«imfolgendenAbschnitt. 277 Siehe»YasukuniSchrein«imfolgendenAbschnitt. 278 Gerd Decke, »Wahrheit, Versöhnung,Entschädigung. Japan undKorea im Verlgeich mit DeutschlandundSüdafrika«,in:EvangelischesMissionswerkinDeutschland(EMW)(Hg), Korea&Japan.DerschwierigeWegderVersöhnung, Hamburg:2002,201206,hier:201. 279 WolfgangSchieder,»NationaleErinnerungskulturenseit1945imVergleich«,in:Christoph Cornelißen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchwentker(Hg), Erinnerungskulturen.Deutsch land,Italien,Japanseit1945, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVerlag,2003,1019, hier:11. 280 AmadoYu, KarlBarthsEthikderVersöhnungslehre.IhretheologischeRezeptioninJapan undihreBedeutungfürdiekirchlichgesellschaftlicheSituationinJapan, FrankfurtamMain: PeterLang,1994,166. 281 AmadoYu, KarlBarthsEthikderVersöhnungslehre.IhretheologischeRezeptioninJapan undihreBedeutungfürdiekirchlichgesellschaftlicheSituationinJapan, FrankfurtamMain: PeterLang,1994,167. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 107 verkörperte, vorsichtigdenStimmenderSelbstbesinnungüberdiejüngsteVer gangenheitihrenLauflassen.ZweiweitereThemenkamenzudenSchwierigkei tenbzw.denAuslösernderDebatteumdieInterpretationderjüngstenVergan genheithinzu:EssinddieerstenBerichteüberzwangsverschlepptejungeKorea nerinnen,ChinesinnenundandereostasiatischeFrauen,dieandieÖffentlichkeit gerieten,teilweisedurchdirekteInitiativederBetroffenenehem. Militärtrost frauen .EinweitererFaktoristder Schulbuchstreit ,derzwarschonseit1982Auf sehenerregte,sichaberinden1990erJahrenvertiefteundfürheftigeKontro versensorgte.

3.1.1.2 Korea

KoreasiehtsichvorallemwegenderUnterdrückungdurchdenjapanischenKo lonialismusals OpferNation .DazukommtnochdieTeilungdesLandes,dieun mittelbarnachdemEndedesZweitenWeltkriegeserfolgte. 282 Nichtimmerstellt sichKoreaalsOpferdar.WieindiesemTeilunter3.1.2.2»Korea«geschildert wird,wirdauchgroßerWertdaraufgelegt,heroischeWiderstandskämpfeglor reichdarzustellen.

DerAufgabederhistorischenAufarbeitungstelltsichKoreaallerdingseinseitig. WährenddieVerbrechen,dievondenjapanischenKolonialherrschernbegangen wurden,ohneVorbehaltundemotionalgeladenthematisiertwerden,werden KriegsverbrechenwährenddesKoreakrieges(195053)bisheute totgeschwie gen .

3.1.2 Orte der Erinnerung

3.1.2.1 Japan

● YasukuniSchrein

ImHerzenvonTokioliegtderYasukuniSchrein.BeimeinemBesuchdiesesErin nerungsorteslagmeinInteressestärkerbeimbenachbartenMuseumdasindie

282 Näheresdazu:EvangelischesMissionswerkinDeutschland(EMW), GeteiltesLandderMor genstille ,Hamburg:1989.Oder:[Teil1–1]imAnhangdieserArbeit. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 108

KategorieKriegsmuseumeingegliedert werden könnteals bei dem Schrein selbst.

EsisteingepflegterundsaubererOrt.VielWachpersonalwarzusehen.Schon amEingangwurdemeinEindruckvondiesemOrtnegativbeeinflusst.Anallen anderen Erinnerungsorten wurden die Besucher freundlich empfangen. Doch hierschienesnichtnötig,HöflichkeitenundFreundlichkeitenauszutauschen. SturundmiternsthaftemGesichtverwiesmicheinMitarbeiteraufeinkleines Schild,aufdemdieEintrittspreisestanden.AufmeineGestehin,mitderichden Eintrittspreisüberreichenwollte,verwiesmanmichebensosturaufdieAutoma ten,diegleichnebendemInformationsstandstanden.Esverlieffastso,wiein denUBahnStationen.AufdieFrage,obesdennDokumentationenoderBro schürenaufEnglischgäbe,schobermireineBroschürezu.AufdieBitte,ober vielleichtsofreundlichseinkönnte,mireinigeExemplaremehrzugeben,rea gierteerebensosturvorzuvor.Jedenfallsbekamichalles,wasichwollte.

VonaußenbetrachteterscheintdasMuseumnichtsehrgroß,jedochzeigtsich seineGrößevonInnen.VieleAusstellungsräumesinddenZeitenderSamurais gewidmet.EsisteineheldenhafteDarstellungderKriegeundderHerrscher, ähnlichwieimKriegsmuseuminSeoul.

DasMuseumbestehtauszwanzigAusstellungsräumen,vondenendieHälfte demZweitenWeltkrieggewidmetist.AuffälligistunterAnderem,dassimMuse um des YasukuniSchreins der Begriff The Greater East Asian War (Der GroßasiatischeKrieg) unbehelligtverwendetwird,wohingegendieserBegriffin anderenMuseennurunterkritischerBeleuchtungverwendetwird–wennüber haupt.(Sieheunten)

DieAufteilungderAusstellungsräume 283 zeigtbereits,dassdiesesMuseumeinen bestimmtenZweckverfolgt.DieErläuterungstafelnbestätigendies.

»DieTextezudenAusstellungsstücken,diedasKriegsgeschehener läutern, sind pure Kriegspropaganda. Die AnnektierungderMan dschurei1931seinotwendiggewesen,umdenasiatischenKontinent gegendensowjetischenKommunismusunddieHabgierderChine senzuschützen.DerKrieggegenChinaseiunvermeidlichgewesen,

283 Siehe[Teil3–1]imAnhangdieserArbeit. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 109

weilchinesischeRebellenvonEngländernundAmerikanernzuantija panischenHandlungengetriebenwordenseien.DerKrieggegendie VereinigtenStaaten:eineFragedesÜberlebensderNation.Unddie MisshandlungenderinKriegsgefangenschaftgeratenenJapanerso wieMillionenandererSoldatendurchdaskommunistischeRegime zeigte,dassJapanvonAnfanganaufderrichtigenSeitegestanden habe.UmesmitdenWorteneinerGeschichtsbroschüre,dieimMu seumsbuchladenverkauftwird,kurzzusammenzufassen:»DerGroße Ostasiatische Krieg war kein ›Invasionskrieg‹, sondern genau das Gegenteil:erwareinheiligerKrieg,umdieWeltvomKommunismus zuerlösen.« 284

DieimMuseumdargestelltenGeschichtsepochenzeigenfastnurdieGeschichte vom19.biszum20.Jahrhundert.InOsakaundHiroshimawurdezudemdieBe zeichnung GreaterEastAsianWar(DerGroßasiatischeKrieg) nursehrvorsichtig verwendet,inNagasakigarnicht.DochhierimYasukuniMuseumsindessogar fünfAusstellungsräume,diemitdemLeitmotivdieserBezeichnungbetiteltwer den.

DiesesMuseumzeigtkeingroßesInteressedaran,ausländischeBesucherüber dieseGeschichtsepochenzuinformieren,dennnichtvieleDokumentationenoder BeschriftungenwarenaufEnglisch.EswirdderAnscheinerweckt,dassnurbe sondereEreignisseeinerErklärungaufEnglischfürdieausländischenBesucher bedürfen.KurzvordemAusgangderAusstellungsreiheüberden GreaterEast AsianWar(DerGroßasiatischeKrieg) stehtjedocheinegroßeTafel,dieüberdie positivenWirkungendesausihrerSichtgutgemeintenKriegeszuinformieren versucht.(Siehe[Teil3–2]imAnhangdieserArbeit)

DieAusstellungsräumeüberdieKriegeJapanssindgroßzügigdimensioniertund lieferndetaillierteDokumentationenüberwichtigeFeldzügederJapaner.Beson dersvielRaumistderDokumentationdesRussischJapanischenKriegesgewid met.Alsder»ersteerfolgreicheKrieggegendiewestlichenimperialistischenKo lonialmächte«wirderausführlichdokumentiert.

DerSchrein,dersichgleichnebendemMuseumbefindet,verleihtdemMuseum

284 IanBuruma, ErbschaftderSchuld.VergangenheitsbewältigunginDeutschlandundJapan, München: CarlHeinserVerlag,1994,282. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 110 einentiefenreligiösenCharakter.KeineSpurvonselbstreflektierterGeschichts darstellung–wasicheigentlichauchnichthätteerwartensollen–konnteman sehen.EsistmeinerMeinungnachkein›Museum‹imSinneeinerStätte,diesich umeinehistorischeDarstellungbemühtundandermanauchkritischüberdie Geschichtenachdenkenkann.EsistvielmehreinheiligesZentrum,einOrt,der nichtderDarstellung,sondernderBewahrungderGeschichteverpflichtetist.Ein Ort,dessenreligiöseBedeutungdasWagnisderkritischenHinterfragungderGe schichteunterbindet.DennesistgleichzeitigauchderOrt,andemdieverstor benenSeelenverehrtwerdenundsieihrenFriedenfindensollen. 285

Ichwarsehrneugierigdaraufzuverstehen,welcheMenscheneigentlichdieses Museumbesuchenwürden.DahersaßichvordemHaupteingangeineganze Weile,ummirdieMenschenanzusehen,diediesenOrtbesuchten.Eswaren vorwiegendältereMenschen.WennsiemitBegleitungkamen,dannschienensie derenKinderoderEnkelkinderzusein.EsgabjedochfastkeineBesucher,deren Alterichaufdreißigodervierzighätteschätzenkönnen.

AnderRikkyoUniversitätkonnteichspätereinemderdortigenProfessoren 286 vieleFragenüberdievonmirbesuchtenOrteundden›CommonSense‹derja panischenGesellschaftstellen.

Erbestätigte,dassesinJapaneinProblemmitdemfehlendenbzw.äußerst schwachentwickelten›absolutenKriterium‹fürGutundBösegebe,denndie letzteInstanzfürGutundBöseseiimGrundederKaiser,derdurchseinen›Se gen‹dasGutebestimme.

Der YasukuniSchrein habe aber für die jungen japanischen Menschen nicht mehrdieBedeutungeinerReligionoderLebensphilosophie,sondernkönnebes tenfallsalsKulturerbenochimGedächtnisderjüngerenGesellschaftüberleben. Esgebe–zumeinemErstaunen–sogarsehrvielejungeMenschen,dienoch nieinihremLebendiesenOrtbetretenhätten,obwohlsieinTokioleben.

285 SoauchIanBuruma:»DieshieristeinSchrein,undwirmüssenandieGefühlederhierbe wahrtenSeelenundihrerFamiliendenken.Wirmüssendafürsorgen,dasssieglücklichblei ben.MitHistorikernwürdeesdaProblemegeben.NehmenwirdensogenanntenInvasions krieg,derjaeigentlicheinKriegdesÜberlebenswar:Wirwürdenesnichtgernesehen,dass dieFamilienglaubenmüssen,wirwürdenzudenSeelenbetenvonMännern,dieeinenInva sionskrieggeführthaben.«a.a.O.,294. 286 AusRücksichtaufdiePrivatsphärebleibteranonym. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 111

● HiroshimaundNagasaki

○ Hiroshima

»Hiroshima:EinfastheiligesWort,dasallesLeiddesjapanischenVolkeszusam menfasst.AberesistmehralsnureinSymboleinesnationalenMartyriums;Hi roshimaistdasSymboldesBösenschlechthin[…].« 287

DieseBedeutung,diedemOrthiergegebenwird,wirdingleicherWeiseaufder EinführungstafelzumMuseumdargestellt,dieamEingangdesOstflügelsange brachtist.DerselbeTextistauchaufderMuseumsbroschüre(vomMärz2005) zulesen:

At8:15a.m.onAugust6,1945,thecityofHiroshimafellvictimtothe world’sfirstatomicbombing.Theentirecitywasvirtuallyleveled;thou sandsuponthousandsofliveswerelost.Manyofthosewhomanaged tosurvivesufferedirreparablephysicalandpsychologicaldamageand stillsuffertheeffectstoday.

ThePeaceMemorialMuseumcollectsanddisplaysbelongingsleftby thevictims,photos,andothermaterialsthatconveythehorrorofthat event,supplementedbyexhibitsthatdescribeHiroshimabeforeandaf ter the bombing and others that present the current status of the nuclearage.Eachoftheitemsdisplayedembodiesthegrief,anger,or painofrealpeople.HavingnowrecoveredfromthatABombcalamity, Hiroshima’sdeepestwishistheeliminationofallnuclearweaponsand therealizingofagenuinelypeacefulinternationalcommunity.

Am5.Mai2005besuchteichdasMuseum.EsisteinFeiertag,denmanauchin Koreakennt.Der›TagderKinder‹und›TagderBlumen‹zugleich.Folglichwar aufder›StraßedesFriedens‹sehrviellos.ÜberallaufderStraße,aufderich etwa2.5kmzurücklegenmusste,warenkleineundgroßeImbissstände,Werbe ständeundaucheinigenurzurVergnügungderKinder.GroßeDurchfahrtsstra ßenwurdenfürdasStraßenfestgesperrt.ÜberallaufdengroßenStraßenfanden Vorführungenstatt.DieMenschenmenge,diesichaufder›StraßedesFriedens‹ befand,kamauchzumTeilaufdasGeländedesMuseums. 287 IanBuruma, ErbschaftderSchuld, 121. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 112

DasMuseumbestehtausdemWestundOstflügel. 288 DieRoutedurchdasMu seumfängtimErdgeschossdesOstflügelsan.DieersteHallezeigtHiroshima vorundnachderAtombombe.EineflorierendeStadt,diedurchdieAtombombe inSchuttundAschegelegtwurde.EingroßesModellistaufgestellt,dasHiroshi mavorundnachderZerstörungzeigt.

BeeindruckendistdiegroßeZeittafel,diegleichnebenderDarstellungHiroshi masvorundnachderDetonationderAtombombehängt.DieÜberschriftdieser Zeittafellautet: »DieAtombombevonihrerEntwicklungbiszumAbwurfüberHi roshima«. 289 NebendieserZeittafelerscheintdieinTrümmergelegteStadtauf einemPanoramabild,dasdirektuntereinemModellderKuppeldes »ABomb Dome« 290 hängt .DieZeittafelfängtnichtmitdenAnfängendesKriegesan–was icheigentlicherwartethätte.SiebeschreibtjedochziemlichdetailliertdieEnt wicklungderAtombombe.AmEndederEntwicklungsteht:HiroshimaundNa gasaki.EinpaarSchritteweiterundmanstehtunterdernachgebautenKuppel des ABombDome undsiehtdanndasPanoramabildderzerstörtenStadt.Schon amEingang–nebendemgroßenPanoramabild–desMuseumswerdendieBe suchermitFragenwie:»WarumentwickeltendieAmerikanerdieAtombombe?« »WarumentschlossensichdieAmerikaner,dieBombeinJapaneinzusetzen?« und»WarumwurdedieBombeüberHiroshimaabgeworfen?« 291 konfrontiert.

EingelungenesKonzept.Eswirdschnellklar,wasdasMuseumseinenBesu chernvermittelnwill.DasEreignisdesAtombombenabwurfsüberHiroshimawird hierineiner›selektivenErinnerung‹dargestellt.EinEreignis,dasausallensei nengeschichtlichenZusammenhängenherausgerissenwird,umderGeschichts darstellungausderOpferperspektivezufolgen. 292 KlarerwirddieIntentiondie 288 Siehe[Teil3–3]imAnhangdieserArbeit. 289 »TheAtomicBomb–FromtheDevelopmenttotheBombingofHiroshima« 290 Der»Dom«istdieRuinedes1915voneinemtschechischen Architekten (Jan Letzel, 9.4.1880–26.12.1925)errichtetenGebäudes,dasderPräfekturHiroshimaalsIndustrieaus stellungshallederIndustrieundHandelskammerdiente.WährenddesZweitenWeltkrieges wurdeesumfunktioniertineinAdministrationsgebäudederPräfekturHiroshima.DieAtom bombedetoniertegenauüberdiesemGebäude,wovondanachnurnochdasStahlgerüstder Kuppelübrigblieb.BisheutegiltsiealsSymbolHiroshimasalsdasOpferdererstenAtom bombeinderGeschichtederMenschheit,undwurdeschließlichimDezember1996vonder UNESCOzumWeltkulturerbeerklärt. 291 »WhydidtheU.S.DeveloptheBom,b?«,»WhyDidtheU.S.DecidetoDroptheBombinJa pan?«,»WhyWastheBombDroppedonHiroshima?« . FlorianCoulmasversuchtausver schiedenenPerspektivendaraufeineAntwortzufinden:»DietechnologischeSeite,diemili tärischeSeite,diepolitischeSeite,diemenschlicheSeite.«FlorianCoulmas, Hiroshima.Ge schichteundNachgeschichte, ,Bremen:VerlagC.H.Beck,2005,719. 292 DasMuseumsollteursprünglichnichtMuseumwerden,sonderneineStättedesGebetsfür 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 113 sesMuseums,wennmandenKontextderZeittafeldirektnebendemPanorama bildbetrachtet.WährenddieZeittafelinNagasaki(NagasakiAtomicBombMuse um) denAblaufdesZweitenWeltkriegesdarstelltundanseinEndedenAtom bombenabwurfplatziert,stehthierinHiroshimakeinWortüberdenZweiten Weltkrieg–alsoeinvölligesFehlendesRahmensvonVergangenheitsbewälti gung.AlsGründefüreinesolche »fehlendeVergangenheitsbewältigung« 293 in JapanwerdenhäufigdasTribunalinTokiounddieReformpolitikderamerikani schenBesatzungsmachtinJapaninderunmittelbarenNachkriegszeitgenannt. 294

HiroshimaNationalPeaceMemorialHall und HiroshimaPeacePark sinddiebei denanderenStättenderErinnerungnebendemMuseum.Diegroßzügiggestal tetenAnlagenunddergepflegteEindruckzeigen,wievielWertdaraufgelegt wird,derOpferzugedenken.

ImHerzendesParksbefindetsicheinsteinernerSarkophag,indemeinRegister mitdenNamenderAtombombenopferaufbewahrtwird.Jahrzehntelangwurde dieListejeweilsam6.AugustmitdenNamenzwischenzeitlichanStrahlungsfol genVerstorbenerergänzt.Als Opfer werdenhierallerdingsnurJapanereinge tragen.Erstam10.April1970errichtetedieInteressenvertretungdersichSüd korea verbunden fühlenden koreanischen Minderheit Mindan außerhalb des Parks,aufderandrenSeitederFriedensbrücke,eineigenesDenkmalfürdieko reanischenOpferderAtombombe.EsgabverschiedeneGründedafür,dassein Denkmalfürdieschätzungsweise35,000koreanischenAtombombenopferinHi roshimaerstsospäterrichtetwerdenkonnte.DieStadtgabunterschiedliche Gründedafüran,einDenkmalfürdiekoreanischenOpferdauerndhinauszuzö gern.SchließlichgabeseinenBeschlussderStadtverwaltung,wegendrohender ÜberfüllungkeineweiterenDenkmälerimParkmehrzugenehmigen.Fürdas ScheiterndervielenVersuchesorgteauchdieBegründungderBehörden,es könnenureinKenotaphindergesamtenGedächtnisstättegeben.Dochdieses

dieOpferundfürdenWeltfrieden.IanBuruma, ErbschaftderSchuld, 141. 293 Mishima,Kenichi, Fehlende»Vergangenheitsbewältigung«inJapan.DerVersucheinerErklä rung, www.unimuenster.de/PeaCon/wuf/wf95/9521901m.htm , (26.12.2006) (Dr. Kenichi MishimaistProfessorfürPhilosophieanderFakultätfürHumanwissenschaftenderUniversi tätOsaka;LehrstuhlfürVergleichendeKulturwissenschaftundSozialphilosophie). 294 FlorianCoulmas, Hiroshima.GeschichteundNachgeschichte, Bremen:VerlagC.H.Beck, 2005,1517,3946.ChristophCornelißen;LutzKlinkhammer;WolfgangSchwentker(Hg.), Erinnerungskulturen:Deutschland,ItalienundJapan,FrankfurtamMain:FischerTaschen buchverlag,2003,77,8087.IanBuruma, ErbschaftderSchuld.Vergangenheitsbewältigung inDeutschlandundJapan ,München:CarlHanserVerlag,1994,203209. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 114

KenotapherwähntkeineneinzigenKoreaner. 295

EineoffizielleBeschreibungdiesesDenkmalsfürdiekoreanischenOpfersagt, dasseszunächstaußerhalbdesParksamwestlichenEndederHonkawaBrücke errichtetwurde,weildortderLeichnameinesPrinzenausdemKönigshausge fundenwurde.NachmassivemundlangjährigemDruckverschiedenerOrganisa tionen, unter ihnen auch die japanische evangelische Kirche, wurde jedoch schließlichdiesesDenkmalindenParkverlegt.

DasMuseum,umgebenvonseinemFriedenspark,istdasZentrumderStadtHi roshima.AlleöffentlichenundoffiziellenZeremoniensollenhierstattfinden.Zu gleichstrebtdasMuseumselbstan,alsAusgangspunktundZentrumderwelt weitenantinuklearenFriedensbewegungzufungieren.EssollalsodasZentrum ›nachinnen‹und›nachaußen‹sein.

DieDarstellungdesgroßenLeidsdurchdieAtombombeistgelungen.DieZu sammenhängemitdemKriegunberücksichtigtzulassen,trübtjedochdasGe samtbild.AuchfehlenBerichteundZeugnissedervielenAusländer,diedamals dasgrausameSchicksalvonHiroshimateilenmussten.

DasGesprächmiteinemjapanischenPastor 296 brachtemiraufschlussreicheZu gängezurDenkweisevonJapanern,besondersdarüber,wiesieüberdenver gangenenKriegdenken.DerKriegistfürJapaner,wieoftberichtet,ein›gerech terKrieg‹.ErwirdalseinKrieggesehen,derdiegesamteasiatischeRegionaus derGewaltderimperialistischenwestlichenMächtebefreiensollte. 297 Demnach seiesschwierigfürJapaner,überihreSchuldindenvergangenenUntatennach zudenken.ErschwertwerdeauchdieseEinsichtinihreeigeneSchulddurchdie UmständederBesatzungspolitiknachdemKrieg.DiePolitikderamerikanischen BesatzungsmachtmachteJapanerzuOpfernbzw.Märtyrern,indemsiedenKai seralsoberstenBefehlsherrenunbestraftließ.

IndiesemKontextmeintderBegriff›Versöhnung‹nichtdasselbewiederBegriff imchristlichenMilieu.Schuldbekenntnis,VergebungundSchuld,wieChristenes verstehen,findetinJapankeinengroßenNachhall.DerjapanischePastorbeton teausdrücklich,dassdieseBeobachtungnichtheiße,dassdieseBegriffeimja

295 IanBuruma, ErbschaftderSchuld ,126. 296 AusRücksichtaufdiePrivatsphärebleibteranonym. 297 DieseDenkartzeigteschondieDokumentationimYasukuniSchrein, sieheoben. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 115 panischenSprachgefühlnichtexistierten,sonderndassdieseBegriffenichtindi viduell,sondern kollektiv gemeintsind.DaderKaisernichtwegenderKriegs schuldJapansangeklagtundverurteiltwurde,seiessehrschwer,Japanerauf ihreSchuldhinanzusprechen.DerBegriff›Schuld‹selbsterzeugebeidenJapa nernsoetwaswieallergischeReaktionen. Dabei geheeshiernichtumdie Schuld,mitdermanimalltäglichenLebenzutunhatunddiedurchEntschuldi gungenausderWeltgeschafftwerdenkönne,sondernesgeheumdieSchuld, dieeineschwereLastbedeutet,alsoSchuld,dieeinegroßeSchamauslöse.

DiejapanischeSprachedrückteine›Entschuldigung‹inzweiunterschiedlichen Weisenaus.EinedavonistdiealltäglicheForm.Dieanderedeutetaufeinetief greifendeLasthin.WährenddieAlltagsformhäufigVerwendungfindet,kann mandieandereFormkaumimSprachgebrauchentdecken.SeinerMeinungnach (obengenannterjapanischerPastor)istdiesaucheinGrunddafür,dassdas ChristentumderjapanischenGesellschaftnichtattraktiverscheine.Denn»inder KirchesprichtmanjaschließlichandauerndvonSchuld«.

WährendeineAufklärungüberdieSchuldwährendderKriegsundKolonialzeit aufkollektiverEbenedurchdenKaiserkulterheblicherschwertist,sinddieMen schenaufindividuellerEbenefürdieseFragedurchauserreichbar.Einzelnkönne mansieüberdieVergangenheitaufklären.Einzelnseiensieauchbereit,die SichtweisederOpferzuverstehen,jasogareinzunehmen.Sobaldjedochdiese SichtweiseaufdieEbenederKollektivegehobenwird,versteckensichdieEinzel nenhinterderMauerdesgesellschaftlichenKonsenses.

ÄhnlichistderBegriff›Versöhnung‹zuverstehen.DerBegriff›Versöhnung‹be steht aus zwei Schriftzeichen ( 和解). ›Harmonie‹( 和) und ›lösen‹, ›losfesseln‹( 解).ImGegensatzzuChinaundKoreasollnachderMeinungmei nesGesprächspartnersinJapanderSchwerpunktaufdemerstenZeichen,also aufderHarmonieliegen.JedochhandeleessichhierumeinengegebenenZu stand,umeinenZustand,dervonderletztenInstanzderHarmonie,demKaiser gegebenwird.›Harmonie‹isteinZustand,dervoneinerAutoritätgewährtwird. EineAutorität,die–wennihralsAutoritätgefolgtwird–allendieGleichheit gibt.Darauskönneauchverständlichwerden,warumderGedankeder›Pan AsiatischenWohlfahrtssphäre‹sofaszinierendwarfürJapanerzuZeitendes 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 116

Krieges.Esgalt,HarmoniefüralleasiatischenMenschenzustiften,eineHarmo nie,diedannunterallenGleichheitgewährleistensollte.EineandereMacht,eine andereIdee,einFremdkörperkannnichtindiesesBildhineinpassen.Esmuss alsoeinefaszinierendeIdeegewesensein,dieganzeasiatischeRegionzuverei nen.DieseIdeewurdedamalsals›dasRichtige‹befundenunddamitfungierte siealsKonsensderjapanischenGesellschaft.

WennesumVersöhnunggeht,dannkannmansichinJapanzweiFormenvon Versöhnungvorstellen.Erstens,einProblemwird›ausderWeltgeschafft‹,in demmansichgegenseitigentschuldigt.DieseFormvonEntschuldigungistdas ÄquivalentzumEnglischen›excuseme‹.Dabeiwirdgezeigt,dasseseinemLeid tut,dieHarmoniegestörtzuhaben,alsodieHarmonie,dievorschreibt,denAn derenaufkeinenFallzustörenoderihmgarLeidanzutun.NachdiesemVer ständnisvonVersöhnungwirdHarmoniedurcheinenkurzenZwischenfall(wie manihnhäufigimAlltagsleben,aufderStraßeusw.erlebenkann)zwargestört, aberdadasProblemausderWeltgeschafftist,herrschtwiederHarmonie(Frie den).AlszweitenFallkannmansicheineFormvonVersöhnungzwischenzwei (oderauchmehreren)MenschenoderParteienvorAugenstellen,diemiteinan derineinemKonfliktverwickeltsind.Keinerwirdsichzuerstbeiseinem Gegner entschuldigen.IndiesemFallkanneinKonfliktnurbeigelegtwerden,wennsich eineAutoritätdazwischenstellt.EsherrschtdannwiederFriedenundHarmonie, jedochnursolange,wiesichdieAutoritätdurchsetztenkannundangenommen wird.

EinkurzesGesprächmiteinerMitarbeiterindesHotels,indemichübernachtete, stelltemirdieSchilderungdesPastorsnocheinmalbildhaftvorAugen,wieun terschiedlichdieDenkweisevonKoreanernundJapanernist.

Sie(27)waranfangsdurchausnichtderMeinung,dasseineumfassendeAufar beitungderVergangenheitinBezugaufVersöhnungmitKoreaundChinanötig sei.KolonisationundKriegseiVergangenheit,unddasollesieauchbleiben:»Es seidochschonsolangeher«.Siekonntenichtverstehen,warumsichChinesen undKoreanerimmernochmitThemenderVergangenheitbefassen.Obsiees dennochfürnötighalte,eineakzeptableEntschuldigunggegenüberChinaund Koreaabzugeben,umdemlangenStreitendlicheinEndezusetzenundneuan 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 117 fangenzukönnen?Nein,sagtesie.Esseidochschonsolangeher.Außerdem seidochnachdemKriegmitderKapitulationJapansbereitseinneuerAnfang gemachtworden.

DasLebenseieinKreislauf.WenndurcheingroßesEreignisderKreislaufunter brochenwerde,fingealleswiedervonvornean.GleichzeitigsolleallesVergan genevergessenwerden.Siesprachvom›FlussderVergangenheit‹ 298,derindie Vergangenheithinwegfließt.SiewusstezwarvondenvielenDemonstrationen gegenJapaninChinaundKorea,konntejedochnichtverstehen,warumdie MenscheninChinaundKoreaderartaufderVergangenheitbeharren.

JedochüberdenAtombombenabwurfsagtesie,dassesunbedingtnötigsei, eineEntschuldigungvondenAmerikanernzubekommen.

ImzweitenTeilunseresGesprächserzählteichihrvonderKolonialzeitKoreas undvomMassakerinNanjing;vondenvielenZwangsarbeitern,dienachJapan kommenmussten,uminderjapanischenRüstungsindustriezuarbeiten;von denSexSklavinnen( Militärtrostfrauen )ausKorea,China,Philippinien,Australien unddenNiederlanden;auchvondemdeutschenDiskursüberSchuldundVerge bungundVersöhnung.Siehörtesehraufmerksamzuundwirkteteilweiseent setzt.DarstellungendesKriegesundderKolonialzeitwarenihrnursehreinseitig bekannt.WederinderSchulenochindenöffentlichenMedienhattesieausführ licheInformationenüberdiebelastendeVergangenheitgehört.IchwaramEnde unseresGesprächsüberrascht,dasssieihreMeinungänderte.Siewirkteüber zeugt.SchließlichäußertesieihreveränderteMeinung.EineEntschuldigungsei nötig,einekritischeAufarbeitungderVergangenheitseinötigundesseiüberaus nötig,dieSichtweisederOpferzuberücksichtigen.ZumSchlusswurdeichnoch freundlichverabschiedet.

○ Nagasaki

DasMuseumliegtimnördlichenGebietvonNagasaki,direktnebendemEpizen trumderdetoniertenAtombombe.DerParkistvielkleineralsderinHiroshima. AberesgibtsehrvielmehrDenkmälerundMahnmäleralsinHiroshima.Bereits beimBetretendesParkswurdemirklar,warumdiePräfekturinHiroshimaan fangs dieBewilligung fürdieEinrichtung einerGedenkstättefür koreanische

298 Vgl.IanBuruma, ErbschaftderSchuld, 140. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 118

Atombombenopfer wegen angeblich drohenden Platzmangels hinausgezögert hatte–amPlatzkannesnichtgelegenhaben.

InderBroschüre,dieichamEingangdesMuseumsbekam,befindetsicheine AbbildungderUrakamiKathedrale.NagasakiträgttiefechristlicheWurzeln,was sichauchinderSelbstdarstellungdesMuseumsbemerkbarmacht.

DieKonzeptionderAusstellungshallenistmitdenendesMuseumsinHiroshima identisch.EsbeginntmiteinerDarstellungdesZustandes derStadtvorder AtombombeundgehtunmittelbarüberzurAusstellungüberdiezerstörteStadt. DanachfolgendieZeugnissederüberlebendenOpferundzuletztstehteine großeZeittafel,diedieEntwicklungdesZweitenWeltkriegesbishinzurAtom bombeüberHiroshimaundNagasakidokumentiert.InsgesamtistdasMuseum indreiBereicheaufgegliedert.DerersteBereichschildertdieUmständezurZeit derDetonationderBombe.DerzweitedieSchäden.DerdritteundletzteTeilwill InspirationenundAnregungenfüreineZukunftohneKernwaffengeben. 299

ZweigroßeZeittafelnmachendaraufaufmerksam,wieeszumAtombombenab wurfaufNagasakikamundwasderHintergrunddesAbwurfswar.Aufderers ten Zeittafel »Ablauf der Ereignisse, die zur Bombardierung Nagasakis führten« 300 wirdausführlichdokumentiert,wieeseigentlichzumAbwurfüber Nagasakikam.NagasakiwarursprünglichdassekundäreZielderAtombombe. DadieWetterlageüberdemerstenZielzuschlechtwar,umdieAtombombe›ef fizient‹einzusetzen,nahmendiePilotenKursaufdaszweiteZiel:Nagasaki.Ent wicklungundTestderAtombombe(ManhattanProject)werdenwieinHiroshima ebenfallsdokumentiert.DiezweitegroßeZeittafel,dieamAnfangderAusstel lungshalle3steht,dokumentiertaberzumeinergroßenÜberraschungdenZwei tenWeltkrieg.SiezeigteinegrobeDokumentationvomKrieginEuropaundin Asien.AmEndedieserDokumentationstehtdannderAtombombenabwurfinHi roshimaundNagasaki–damitendetdieDokumentation.

EswirdalsoeinvölligunterschiedlichesGeschichtsbildindenzweigroßenMuse enJapansvermittelt,die›ihre‹GeschichteunddieLeidenderAtombombedoku mentieren. Während in Hiroshima keine Spur vom Zusammenhang zwischen KriegundAtombombezusehenist,wirdinNagasakierkennbar,dassdieAtom

299 Siehe[Teil3–4]imAnhangdieserArbeit. 300 »EventsleadingtothebombingofNagasaki«. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 119 bombealsletztesEreignisdesZweitenWeltkriegeszuverstehenist.

EineweiterevisuelleDokumentationüberdenKrieginAsienfolgtaufeinem Bildschirm.Hierwirdwörtlichüberden »sogenanntenGroßenOstasiatischen Krieg« als de facto »Invasionskrieg« aufgeklärt. Auch die Ausbeutung und ZwangsverschleppungfindetErwähnung. 301

EsbleibtdenBesuchernvorbehalten,wiesiedieZusammenhängedesAtom bombenabwurfsunddesKriegesherstellen.JedenfallsscheintmirdasMuseum selbstsehrbemühtzusein,einemöglichstvorsichtige,aberklareAntwortdarauf zugeben.

ZeugnissederOpferwerdenwieinHiroshimaauchinNagasakimitäußerster Sorgfaltdargestellt.DergroßeUnterschiedzwischenbeidenGedenkstättenbe steht allerdings darin, dass inNagasaki denZeugnissenausländischerOpfer aucheinPlatzgewidmetwird.

ZeugnisseausländischerOpfer:

1. Park,MinGyu(DPRK=Nordkorea) 2. Yun,SokJo(ROK=Südkorea) 3. Pae,OnRyon(ROK) 4. Lee,KumOk(ROK) 5. FrancisFitzmaurice(Australia) 6. ReginaldMcConnell(Australia) 7. EricHooper(Australia) 8. AlanChick(Australia)

BeeindruckendisteingroßesGemäldemitdemTitel»CROWS«.Esstelltviele Krähen(Raben)dar,dieaufdieLeichenderOpferblicken.NebendiesemBild stehteinZeugniseingraviertineinemKunstwerk,dasderKünstler»Crows«be nannthat.IndiesemZeugniswerdenauchdieausländischenOpferbenannt: WiesievondenRettungskräftenundanderenMitbürgenNagasakisvernachläs sigtwurden–nurweilesLeichenvonausländischenMenschenwaren.Bemer kenswertistdieAnmerkungzurZahlderkoreanischenOpfer,diezudieserZeit

301 Siehe[Teil3–5]imAnhangdieserArbeit. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 120 indenWerftenvonMitsubishigearbeitethatten. 302

AuchdieGedenkstättefürdieAtombombenopferräumtdenausländischenOp ferneinenPlatzein.Allerdingswarnichtherauszufinden,ob–wieinHiroshima –auchhiernurdieNamenjapanischerOpferinderMittederGedenkstätteein geschriebensind.

NebenderGedenkstättefürdiekoreanischenOpferstehenaufeinerTafelAnga benüberdieZahldernachJapanwährenddesZweitenWeltkriegszwangsver schlepptenkoreanischenArbeiter.AuchdieZahlder10,000unmittelbarenko reanischenAtombombenopfervonNagasakiunddieZahlderOpfer,dieunter denFolgenzuleidenhatten,findenhierErwähnung.Sehrbemerkenswertistdie ErwähnungderSchuldfrageaufdieserTafel.SieerwähnteinmalKorea(alsNati on)unddieKoreaner(alsVolk).DazuwirdauchderWunschaufeinefriedliche WiedervereinigungKoreasausgedrückt. 303

UnteranderemgibtesaucheinDenkmalfürdiealliiertenKriegsgefangenen,die sichwährenddesKriegesingroßenZahlenimUrakamiGefängnisbefundenha ben(errichtet1981,zumJahrestagdesAngriffsaufPearlHarbor).

OhneZweifelunterscheidensichMuseumundFriedensparkvonNagasakisehr vondenStätteninHiroshima.DerMutzueinerselbstreflektiertenDarstellung derjüngstenGeschichteunddieBemühung,auchdesLeideszugedenken,das anderenzugefügtwurde,istbeeindruckend.AlsGrundfürdengroßenUnter schiedzwischenNagasakiundHiroshimavermuteteichdietiefenchristlichen WurzelnNagasakis,wasmirimNachhineindurchdenPastorKimJongHyeon bestätigtwurde.NagasakiwarderersteHafen,derfürwestlicheHandelsschiffe geöffnetwurde.EswarendieseerstenSchiffe,dieauchMissionaremitnachNa gasakibrachten.FürlangeZeitwaresdasFensterzurwestlichenWelt.Nicht nurdieUrakamiKathedrale,sondernauchdieGedenkstättefürdie26Märtyrer weistaufdietiefenchristlichenWurzelnNagasakishin.

FürdiemeistenMenschenist›Hiroshima‹einweitausbekanntererBegriffals ›Nagasaki‹.DerGrundliegtindendeutlichenUnterschiedenzwischenbeiden Städten.ZusätzlichstelltNagasakiauchein»Problem«dar,daseinenlangen

302 Siehe[Teil3–6]imAnhangdieserArbeit 303 Siehe[Teil3–7] imAnhangdieserArbeit. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 121

Schattenaufdie›Unschuld‹derStadtzuwerfenscheint:Dieses»Problem«für NagasakiwarnichtnurdieTatsache,dassHiroshimazuerstbombardiertwurde undsomitNagasaki›nur‹daszweiteOpferwar,sonderndasssichinNagasaki– imGegensatzzuHiroshima,wosichimmerhindaszweiteHauptquartierderkai serlichenjapanischenArmeebefand–dieMitsubishiWerkebefanden,dieden größtenTeilderjapanischenRüstungproduzierten.Zumanderengibtesnoch eineEinzelheitüberNagasaki,dienurseltenerwähntwird:DieBombeaufNa gasakiexplodiertegenauübereinemGebiet,indemAusgestoßeneundChristen wohnten.AußerdembliebenimGegensatzzuHiroshimagroßeTeilederStadt vomSchlimmstenverschont,sodasseinedetaillierteDebatteüberdieBombar dierung Nagasakis schwierig werden konnte und deshalb gerne vermieden wird. 304 EinweitererkaumgenannterGrundist,dassdieVereinigtenStaatenvon Amerika Anfang 1945 und bei der Konferenz in Jalta 305 Russland zwar zum KriegseintrittgegenJapandrängten,jedochkurzvordemAbwurfderersten Atombombedavonabrückten.DieAtombombeschienderamerikanischenRe gierungnämlichdenSiegohnerussischeBeteiligungzuversprechen,wasdie amerikanischePositionnichtnuristOstasien,sondernauchinEuropastärken würde. 306 (UnmittelbarnachdemerstenAtombombenabwurfam6.August1945 folgtederzweiteBombenabwurfam9.August–dazwischenliegtdieKriegser klärungRusslandsgegenJapan.)

○ OsakaInternationalPeaceCenter

Das OsakaInternationalPeaceCenter isteinerstimJahr1991gegründetesre lativ›junges‹Museum.DieEntstehungwirdalsTeileinesWandlungsprozesses derErinnerungenandenZweitenWeltkriegbewertet.307 Indenspäten1980er Jahren hatten Kriegsveteranen begonnen, ihre Erinnerungen zu veröffentli chen. 308 Hinzukam,dassdieehemaligen›Militärtrostfrauen‹eszudieserZeit erstwagten,andieÖffentlichkeitzugehenunderstimJahr1991fordertensie schließlichdirektvonderjapanischenRegierungEntschädigung.Alsgroßesinne

304 IanBuruma, ErbschaftderSchuld, 130. 305 DieKonferenzvonJalta:4.2–11.2.1945. 306 FlorianCoulmas, Hiroshima.GeschichteundNachgeschichte ,16,99. 307 IanBuruma, ErbschaftderSchuld, 289. 308 PetraBuchholz,»KriegundKriegsverbrecheninjapanischen›Eigengeschichten‹« , in:Chri stoph Cornelißen; Lutz Klinkhammer; WolfgangSchwentker (Hg.), Erinnerungskulturen: Deutschland,ItalienundJapan ,FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchverlag,2003 ,301. Und:IanBuruma, ErbschaftderSchuld, 289. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 122 resGescheheninJapankannzudemderTodvonKaiserHirohitoimJahr1989 gelten.AlseinanderesentscheidendesEreigniswirdoftdieRedevonRichard vonWeizsäckervordemBundestagvom8.Mai1985betrachtet.DieRede– »WersichabervorderVergangenheitdieAugenverschließt,wirdblindfürdie Gegenwart.WersichderUnmenschlichkeitnichterinnernwill,derwirdwieder anfälligfürneueAnsteckungsgefahren« 309 .–wurdeinsJapanischeübersetztund vonVielengelesen. 310 DasEndedesKaltenKrieges,dasmitdemTodesjahrdes japanischenKaiserszusammenfällt,wirdnichtnuralseinepolitischeWende, sondernauchalseinUmbruchderGenerationenbewertet. 311

DasMuseuminOsaka,dasindieserZeitdes›generationellenUmbruchs‹ent standenist,erweckteinmirbesondersgroßesInteresseundauchvielNeugier, diemitmeinerHoffnungaufeineausgewogenereGeschichtsinterpretationver bundenwar.

DiesesMuseumdokumentiertnichtnurdieschwerenBombenangriffeaufOsaka, sondernnebenHiroshimaundNagasakiauchdengesamten »Fünfzehnjährigen Krieg« .AuchdieVerbindungmitdemDeutschlandHitlerswirdhergestelltund sogareineEckeistfürAuschwitzeingerichtet.

AmMuseumseingangisteineTafelangebracht,diedieVerantwortungdesjapa nischenVolkes (»JapanesePeoplewereresponsiblefor…«) fürden»Fünfzehn jährigenKrieg«undfürdiedenasiatischenNachbarnzugefügtenLeiden (»…ha vingcausedgreathardshipsonthepeoplesofAsianandPacificregions…«) er wähnt.GleichzeitigaberwerdenauchdieeigenenOpfer–dieBevölkerungin Osaka–nichtvergessen,dieunterüberfünfzigverheerendenLuftangriffen( »in discriminateairraids« )zuleidenhatten.InderMuseumsbroschürewirddieser TextnocherweitertumdiekonkreteErwähnungeinigerLänder,wie:Chinaund KoreaundTaiwan.BeiChinawirdkonkretderKriegerwähnt,beiKoreaundTai wandieKolonialherrschaft. 312

309 WeizsäckersRedeam8.Mai1985imdeutschenBundestag:AnsprachedesBundespräsiden tenRichardvonWeizsäckeram8.Mai1985imPlenarsaaldesDeutschenBundestageszum 40.JahrestagderBeendigungdesZweitenWeltkrieges. http://www.bundestag.de/cgibin/druck.pl .(11.5.2005) 310 IanBuruma, ErbschaftderSchuld, 289. 311 WolfgangSchieder, NationaleErinnerungenseit1945imVergleich, in:Cornelißen,Christoph; Klinkhammer,Lutz;Schwentker,Wolfgang(Hg.), Erinnerungskulturen:Deutschland,Italien undJapan, 1113. 312 Siehe[Teil3–8]imAnhangdieserArbeit. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 123

DieAusstellungteiltsichinvierHallenauf. 313 IndererstenAusstellungshalleist dasMuseumanscheinendsehrbemüht,dieSichtweisederOpfereinzunehmen. EinHinweisdaraufkannbereitsamMuseumseinganggesehenwerden,wodie BesuchermitdenBomben,dieaufOsakafielen,inOriginalgrößekonfrontiert werden.

ImGegensatzzurerstenHallestelltsichdiezweiteHalleeherwieeinbuntes ›Mischmasch‹dar.HiersolldieDokumentationdes »FünfzehnjährigenKrieges« ihrenPlatz finden. China, Korea, Südostasienund diePazifischeRegion, die schwerunterdemKriegundderKolonialherrschaftderJapanergelittenhatten, findenhierErwähnung.FürdieDokumentationdes »FünfzehnjährigenKrieges« werdenfolgendeÜberschriftenverwendet:

● InvadingtheAsianContinent

● NanjingAtrocity(»SanGuang«,jap:Sanko:»KillAll,BurnAllandLoot All«)

● Theroadto»GreatEastAsiaCoprosperitySphere«

● TheHiroshimaandNagasakiHolocaust,09:15,Aug.6.1945

ObwohlschonandenÜberschriftenguterkennbarist,dassmanbeiderGe schichtsdarstellungsehrbemühtist,auchdieeigenenUntatenzudokumentie ren,erscheintdieOpferperspektive–unddiedamitverbundeneRechtfertigung –jedochüberbetont.AmEingangderHallesiehtsichderBesucherdirektmit demgrausamenEreignisinChinakonfrontiert.KurzeDokumentationenüberdie ›Militärtrostfrauen‹unddieDivision731 (Chemical WarfareUnit731) inder MandschureiundüberdietotaleAusbeutungdergesamtenasiatischenRegion durchdasjapanischeMilitärsindhierzusehen.DieDarstellungendereigenen ›Aggression‹gegenüberdenasiatischenNachbarnistmitsehrvielRücksichtauf diebetroffenenNachbarländergestaltet.

DanachfolgtdieAusstellungsecke,diediepazifischeRegiondokumentierenwill (»ThePacificRegion–WhySuicidalAttacks?«) .Eswirdkurzdiedamaligemilitä rischeLagekommentiert,dassdieSeestreitkräftefastamEndewaren,jedoch nichtdasHeer.MitallerKraftsolltedieBevölkerungalsonocheinmalzurVertei

313 Siehe[Teil3–9]imAnhangdieserArbeit. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 124 digungihresVaterlandesaufgerufenwerden.DieZahlderVerteidigungskräfte hättesichdaraufhinnahezuverdoppelt,heißt es.FürdieSelbstmordangriffe durchFlugzeugeunddurchbemannteTorpedossolltendamitdieletztenVorbe reitungengetroffenwordensein,ebenfürdiese›HeldenderNation‹.

DanachfolgteineausführlicheDarstellungdesAtombombenabwurfsunterdem Titel: »Der Holocaust von Hiroshima und Nagasaki am 6. August um 9:15 Uhr«. 314

AusführlichwirdderSchreckenderAuswirkungenderbeidenAtombombendo kumentiert.DieDarstellungistjedochoffenkundiguneinheitlich.Kurzvordiesem HiroshimaThemawirdbeiderDokumentationderKamikazetruppennochstolz berichtet,dassdieNationinderLagewar,sichstarkgenugzuverteidigen.Je dochdirektdanebenbeimThema»HiroshimaundNagasaki«heißtes,dassdie Nationgarnichtmehrfähigwar,sichausreichendzuverteidigen.Eswerden schrecklicheBildergezeigtundDokumentationenüberZeugen,diedenAtom bombenabwurfüberHiroshimaundNagasakiüberlebten,wieverschmolzeneGe genstände,dieunterderenormenHitzewellederatomarenExplosionihreeige neFormvölligverloren.

UnmittelbardanebenbefindetsicheinAbteilfürAuschwitz.Esisteinunterirdi schesGefängnismitderKommentierung:»[…]TheAuschwitztragedyisoneof thepastwhichmankindshouldneverforget.«DerBegriff›Holocaust‹wirdhier nichtbenutzt,sondernnurindemMuseumsteilfürHiroshimaundNagasaki.

Den Rundgangdurchdie Halle B(ExhibitionB) zumFünfzehnjährigenKrieg könnteichmeinenEmpfindungennachetwafolgendermaßenbeschreiben:

● WirJapanerhabenwährenddesFünfzehnjährigenKriegesunserenasia tischenNachbarnSchrecklichesangetan.

● AlswirnachvielenschwerenSchlachtenunsauseinigenGebietenAsiens zurückziehenmussten,drohtederNationexistenzielleGefahr.Hierka menausverschiedenenSchichtenderBevölkerungzahlreichejungeLeu te,dieihrLebenfürdieBewahrungundVerteidigungderNationopfern wollten.TrotzderschwierigenSituationkonntenwirunsunddenFein

314 »TheHiroshimaandNagasakiHolocaust,09:15,Aug.6.1945«. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 125

denklarmachen,dasswirimmernochinderLagewaren,unsselbst ausreichendundeffektivzuverteidigen.

● DerAtombombenabwurfüberHiroshimaundNagasakiisteineTragödie. AusmilitärischtaktischerSichtwarendieAbwürfejedochnichtnötig,da JapanschonstarkgeschwächtundnichtmehrinderLagewar,sichzu verteidigen.

● Zusammenfassend: Wir haben Schreckliches getan – Wir haben aber auch Schreckliches erlitten – Selbst den Schrecken der Atombombe musstenwirverkraften–Wirhabenvieleszuverantworten,habenteil weiseauchschondurchdieschrecklichenAngriffedafürgebüßt–Und außerdem…warendieDeutschenauchnichtbesser.

DasMuseumistzwarbemüht,beiderDarstellungdesKriegesauchdieSichtwei sederOpferzuberücksichtigen,jedochgeschiehtdiesnurinbegrenztemUm fang.DieHalleBbestehtetwabiszuzweiDrittelnausderDokumentationvon KamikazetruppenundvonHiroshima/Nagasaki.»NichtnurihrseiddieOpfer, auchwirsindes!«»EsgibtnochAndere(dieDeutschen),dieFurchtbareswäh renddesZweitenWeltkriegesgetanhaben.«»Wirlassenunsnichtalseinzige den›SchwarzenPeter‹geben.«Ichstellefest,dassesfürmichsoist,alsobich michmitdemMuseumunterhaltenhätte.IchhabeaberdavonnurdenSchrei desMuseumsmitbekommen,dermichdurchdieDarstellungsweiseerreichthat

3.1.2.2 Zusammenfassungzu»OrtederErinnerungJapan«

DieLandschaftderErinnerungskulturinJapan,dieichanhandderbesuchten Ortebewertenkann,zeigtsichbunt.Währendsichdas OsakaInternationalPe aceCenter bemühtzeigt,verschiedenenPerspektivenderGeschichtsinterpretati ongerechtzuwerden,scheinensichdieanderenOrtenichtineinGesamtbild fügenzuwollen.GlorifizierungundSanktionierungdesKriegesbzw.derInvasi on,ausdemhistorischenZusammenhangentkoppelteselektiveErinnerungan denAtombombenabwurfundderSühnecharakterauseinermehrchristlichen Perspektivestehenhiernebeneinander.DochselbstderYasukuniSchreinund HiroshimakönnensichnurdeswegeninihrerGegensätzlichkeit›vertragen‹,weil dieDokumentationüberHiroshimaweiterhinvölligausdenhistorischenZusam 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 126 menhängenabgelöstwird.

3.1.2.3 Korea

● WarMemorialofKorea

Das»WarMemorial«liegtinderMittevonSeoul, Yongsan .DiesistderOrt,an demsichinderjüngstenGeschichteimmerdieHauptquartierederausländi schenBesatzungenbefanden.EsistfürKoreanereinStadtteil,derschonmitsei nemNamenanKrieg,LeidenundMilitärerinnert.Heutenochbefindensichin diesemStadtteildie8.ArmeederUSA,dasVerteidigungsministeriumundder größteMilitärbahnhofSüdkoreas.Alsam10.Juni1994diesesMuseumvorsei nerGründungstand,gabeskeinengeeigneterenOrtalseben Yongsan ,direkt demVerteidigungsministeriumgegenüber.

AmAußentordes Memorial stehteineberühmteStatue,dievoneinemtragi schen,aberwahrenEreigniserzählt.EsistdieBegegnungzweierBrüdermitten aufdemSchlachtfeldwährenddesKoreakrieges(25.Juni1950–27.Juli1953). AuffälligandieserStatueist,dassdersüdkoreanischeältereBruder(Offizierder damaligenkoreanischenArmee)vielgrößerundkräftigerwirktalssein›kleiner‹ nordkoreanischerBruder(InfanteristdernordkoreanischenArmee).

GleichamEingangdes»WarMemorialofKorea«kannmaneineEinführungin dasMuseumsehen.DiesekurzeEinführungerlaubtzugleicheinenBlickindie dortvertretene Geschichtsinterpretation .HierwirddieOpfermentalitätbetont, aberzugleichausgeglichendurchDarstellungenderheroischenLeistungendes Volkes,indeneneseinemmächtigenGegnergegenüberstandundtrotzallem LeidseineSouveränitätundFreiheitbewahrtbzw.wiedererlangthat.Schonbei dieserEinführungerkenntmanrasch,dassdas»WarMemorialofKorea«keine ruhige Stätte der Selbstbesinnung und Vergangenheitsaufarbeitung sein soll, sonderneherpropagandistischeZügeaufweist.

DurchdenEinführungstextindasMuseumunddurchdieAnordnungderMuse umsräumewirddeutlich, welcheIntentiondieses Museumhat.Esverzichtet weitgehendaufdieDarstellungderNotundderLeiden,diedurchdievielenIn vasionenundKriegedemVolkauferlegtwurden.EspflegtimGegenteileine eherglorreicheDarstellungderKriegeundKämpfe,dieinvielenFällennichtvon 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 127 deroffiziellenkoreanischenArmeeoderdengesamtenStreitkräftengeführtwur den,sondernmeistvonWiderstandskämpfern.DieseFührerderWiderstands kämpfer,oderaucheinzelnePersonen,dieimWiderstandunddamitfürdieUn abhängigkeitundBefreiungKoreasihrLebenließen,werdeninderEmpfangs halledesMuseumsinBüstendargestellt.DortbeginntderRundgangdurchdas Museum,dermitWegpunktenmarkiertist.

DergrößteTeilderAusstellungistdemKoreakrieggewidmet.Danebenwirdal lerdingsauchgroßeSorgfaltaufdieDarstellungundInterpretationderanderen Kriegeangewandt.WieschonamEinführungstext 315 deutlichwird,isteseiner derZweckediesesMuseums,zukünftigeKriegezuverhindernundgleichzeitig einefriedlicheWiedervereinigungvonNordundSüdkoreazuunterstützen.Die UnterstützungderWiedervereinigungbzw.dieRücksichtnahmeaufdienordko reanischenBrüderlässtsichbesondersindenAusstellungshallenüberdenKore akriegfeststellen.UniformendesnordundsüdkoreanischenMilitärsausdem KoreakriegwerdenineinergemeinsamenVitrinedargestellt–wohingegendie japanischenUniformenimmerseparatdargestelltwerden.

AuffälligistunteranderemdieSprache.AufdenAusstellungstextenwirdzwar nichtdieSelbstbezeichnungNordkoreasverwendet(DPRK, DemocraticPeoples' RepublicofKorea ).JedochwirdimMuseumimmerhinnichtmehrderAusdruck ›DienördlicheBande‹fürNordkoreabenutzt,einBegriff,derausdemZeitalter desKaltenKriegesstammt.AuchpropagandistischeParolenoderMarschlieder, diemansicherineinemKriegsmuseumhätteerwartenkönnen,bekommtman nichtzuhören.StattdessenströmenangenehmeMusikstückeausdenLautspre cherndesMuseums.

TrotzdesrücksichtsvollenundvorsichtigenUmgangsmitNordkoreawirdden nochnichtdieTatsachevergessen,dassderKoreakriegdurcheinenÜberra schungsangriffderNordkoreanerausgelöstwurde.DieAusstellungshalleüber denKoreakriegbeginntmitderInschriftamEingangmit: »On Sunday 25 June 1950, at 4 O’clock the tragedy of the Nation began«. Undmit: »The North Korean Invasion«. AuchwirdbeiderDokumentationüberden Koreakriegnichtverschwiegen,dassdasdiktatorischenordkoreanischeRegime

315 Siehe[Teil3–10]imAnhangdieserArbeit. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 128 unterKimIlSongmitUnterstützungderdamaligenUdSSRundderVolksrepublik ChinadiesenÜberfallgeplantunddurchgeführthat.Dadurchrechtfertigtdie südkoreanischeSeitedenKriegalseinenVerteidigungskrieg.DieseGeschichtsin terpretationwirdzusätzlichdurchdenHinweisaufdienominelleUnterstützung durchdieUNOunterstrichen.

SehrbedeutsamsinddieKnoten 316 ,dierundumdasDachderMemorialHall eineKettebilden.SiesollendieVerflechtungenzeigen,indiedieOpferverwi ckeltsind.HierwirdalsoderVerwicklungendeseigenenSchicksalsgedacht,des KnotensimHerzen,deneszulösengilt,zusammenmitdemGedenkenandie Gefallenen.

DerRaumfürdieDarstellungderbelastetenVergangenheitzwischenKoreaund JapanistimGegensatzzurDarstellungdesKoreakriegesnursehrknappbemes sen.DieJapanbeziehungwirdausfolgendemBlickwinkeldargestellt: 317

● DiejapanischeInvasiondes16.JahrhundertswirdinderzweitenAus stellungshallenursehrknappdokumentiert.

318 ● DengrößtenTeilderAusstellungnehmendieSeeschlachtenein. Drei berühmteSeeschlachten,angeführtvonAdmiralLeeSunShin,werden hiersehrausführlichdokumentiert.

VondenKämpfenzuLandesindnurdiejenigendokumentiert,diemitdemSieg derkoreanischenSeiteendeten.BlutigeSchlachten,dargestelltinWachsminiatu renoderaufGemälden,erweckendenEindruckvomKampfzwischen›Davidund Goliath‹:daskleineKoreabesiegtübermächtigeFeindezuLande.

InnerhalbdieserAusstellungshallewirddanneingroßerSprungins20.Jahrhun dertgemacht:DieVerfolgungenderWiderstandskämpferunterderjapanischen Kolonialherrschaft,dieKämpfezwischenderjapanischeArmeeundderBefrei ungsarmee,diesichunterGeneral Kim,JuaJin zusammengetanhat,undeinige wenigeDokumentationenüberAufständederKoreanergegendiejapanischeKo lonialherrschaft.

316 Die Knoten entlangdesDachrahmenssymbolisierenden »Han« deskoreanischenVolkes. (NähereErläuterungendazuinTeil1Terminologie.) 317 Siehe[Teil3–11]imAnhangdieserArbeit. 318 Bodentruppen waren damals den Japanern taktisch, technisch und auch zahlenmäßig weitausunterlegen,sodassKoreaHilfeausChinaanfordernmusste.DagegenwarendieKo reaneraufSeedenJapanernweitvoraus. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 129

Freundlicherweise hat sich Dr. Park, JeKwang, der Leiter der Abteilung für KriegsgeschichtezwischenKoreaundJapan,vielZeitgenommenfürunserGe spräch.EristMitglieddes»AusschussesfürgemeinsameGeschichtsstudienund Schulbuchüberarbeitung« zwischen Südkorea und Japan. 65% der jährlich 800,000BesuchersindSchüler.AuchalsichamfrühenMorgenimMuseuman kam,warenbereitseinigeSchulklassenzuBesuch.Dementsprechendrichten sich die Ausstellungsstücke nach den ›Wünschen‹ des Schulministeriums. Es siehtimMuseumhauptsächlicheineErziehungsstättefür›Nationalkunde‹oder ›Patriotismus‹.

Park,JeKwangbedauertdieseAusrichtungdesMuseums.SeineAbsicht,auch andereGesichtspunktederVergangenheitzuvermitteln,konntebishernichtver wirklichtwerden.DergemischteAusschussseiinseinemVerständnisderGe schichtebereitsvielweiter.ÜberdieDarstellungderGeschichtedes16.Jahr hunderts,alsoüberdiejapanischeInvasioninKorea,seiensichdieHistoriker weitgehendeinig.JedochkommeesbeijederSitzungdesAusschussesdann zumStocken,wenndieGeschichtederNeuzeit,also19.und20.Jahrhundert,zu bearbeitenist.FürdienächstenJahreplanedasMuseumjedoch,dieüberbetont propagandistischeDarstellungsweisedesMuseumsineinemehrausgewogene undobjektivezuverwandeln.

● IndependenceHallofKorea

DiesesMuseumzurkoreanischenUnabhängigkeitbeschäftigtsichhauptsächlich mitderKolonialzeit,unterderKorea35Jahrezuleidenhatte.

SchonamäußerenErscheinungsbilddesGebäudeswirddeutlich,dassgrößter WertaufdieAusstrahlungdesMuseumsgelegtwird.DieAnlageistsehrschön gepflegtundsauber,dasGebäudemitweißemMarmorverkleidet,derdasLicht derSonnereflektiertunddasGebäudestrahlenlässt.DerAnblickdesHauptge bäudeserscheintgigantisch:esistumringtvoneinerBergkette,alsobesim SchoßderMutterliege.DersehrlangeWegvomParkplatzzumHaupteingang istwohlfasteinenKilometerlang.SeineSeitenrändersindmitzahlreichenFah nenstangenmitdersüdkoreanischenNationalflaggebestücktundestöntaus denLautsprechernununterbrochenMarschmusik.EsistkeinOrtfürruhigeBe sinnungundruhigesGedenkenandieOpferdiesertragischenZeit. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 130

Auffällig ist einBanner, das über dem Eingang hängt: »Zutritt verboten für Kriegsverbrecher,TogdoPlündererundGeschichtsverdreher«. 319

AufvierMillionenQuadratmeternerstrecktsichdiesesgrößteMuseumSüdkore as.AufeinerTafel,diedenZweckdiesesMuseumskundgibt,steht,dassesdie MaterialiendeshistorischenErbessammeln,bewahren,ausstellenundstudieren will.Gleichzeitigsollesdazudienen,denBesucherndieWeisheitderVorfahren zuzeigenundunterAnderemdenPatriotismusfördern. 320

DasMuseumistinsgesamtinsiebenAusstellungsräumeundinein»CircleVision Theater«aufgeteilt. 321 DerAusstellungsraum1bieteteinenkurzenDurchgang durchdiegesamteAntike.DanachspringtdieAusstellungdirektzum19.Jahr hundert.ZahlreicheErklärungenundBeweisefürdieWiderrechtlichkeitdesAn nexionsvertragszwischenKoreaundJapanwerdenausführlichdokumentiert. Einzelne Widerstandskämpferwerdenporträtiertund deren persönliche Habe undihreWaffenausgestellt.

HiermitzeigtsicheinähnlichesBildwieimMuseumvonSeoul.EinBetrachter kannnichtbesondersvielvondenLeidenundSchmerzensehen,diedaseinfa cheVolkdurchmachenmusste.SelbstdasLeiddereinzelnenWiderstandskämp ferwirddurchdieBetonungihrerLeistungenundderenWirkungglorifiziert.Die seAusstellungsartbestätigtmeinenerstenEindruckamEingangdesMuseums: EswillkeineruhigeStättesein,andermansichindieseZeithineinversetzen kann,umübersienachzudenken.

DieHalle3überdie»AggressionJapans«stehtimMittelpunktdesMuseums. HierwirdauchausführlichdieFolterpraxisdokumentiert.DerLeiterdesMuse umsberichtet,dassereinigeJahrelangdieErfahrungmachte,dassdieseDar stellungfürvieleBesucherunerträglichwar.DaherwurdeimMuseumamEnde dieserSerieeinSchildangebracht,aufdemfolgendeWortestehen 322 :

319 DiesesProblemwurdeschoninderEinleitungunter:»PersönlicheErfahrungenmitjapani schenStudenten«erwähnt. 320 Siehe[Teil3–12]imAnhangdieserArbeit. 321 Siehe[Teil3–13] im AnhangdieserArbeit. 322 DiesesSchildwurdeerstvorkurzemangebracht,dasehrvieleBesucher–besondersJapa ner–oftstarkschockiertwaren.DurchdiegrausameDarstellunghabedasUrteilüberdas MuseumSchadengenommen,danursiebeidenmeistenBesucherninErinnerungblieb. NachdemjedochdiesesSchildunmittelbaramSchlussdieserAusstellungangebrachtwor denwar,kamensehrvielepositiveReaktionenvonSeitenderBesucher,die–nachdemBe richtdesLeiters–vielStoffzumNachdenkenmitnachHausennehmenkonnten. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 131

»Thosedisplaysarebasedonthehistoricaltruthbyreferringtobooks andtooraltestimonyofwitnesses.Wecanforgivethoseterriblemis deeds,butweshouldnotforgetthem.Displayingthehistoryofoccu pationbyforceofJapaneseimperialistsisnotourintentiontoremind usofpastagoniesorfutureanimosities,butrathertolearnlessonsfor futurepeacefultogetherness.«

IneinemausführlichenGesprächmitdemAbteilungsleiterfürdieAusstellungen unddasMagazin,Dr.Park,GeolSun,wurdemirgeschildert,dassabJuli2006 einezehnjährigePhasederNeuausrichtungdesMuseumsbeginnensoll.Indie serNeuausrichtungwerdeninsbesonderedieArbeitsergebnissedergemischten KommissionderKoreanischenundJapanischenHistorikerberücksichtigt.

● HouseofSharing

Das»HouseofSharing«wurdeimOktober1992inSeoulgegründet.Daraufhin konntenmitHilfevongroßenSpendenundHilfsorganisationendieüberleben denehemaligen›Trostfrauen‹1995ineinemabgelegenenOrtinKwangjuihr jetzigesHausundeinMuseumaufbauen.

BeimeinemausführlichenBesuchwurdedeutlich,dassdieZukunftdiesesHau sesungewissist.Eslebennochzehn›Trostfrauen‹indiesemHause,dieviel leichtnochdienächstenzehnoderzwanzigJahreerlebenwerden.UmihreGe schichteunddieZeugnissevonihremLeidaufzubewahren,begannensiemit einerSpendenaktion,umeinMuseumzugründen.70%allerSpendenausdieser AktionkamendamalsausJapan,nämlichvonJapanern,dieeinmaldiesesHaus besuchthatten,undvonsolchen,diesichGedankenüberdiebelasteteVergan genheitzwischenKoreaundJapanmachten.DerLeiteräußertmirgegenüber seinErstaunen,dassdieSpendenvonkoreanischerSeiteerheblichgeringerwa renalsdieausJapan.

EinpersönlichesTreffenmiteinerdieserFrauenwarmirnichtmöglich.AlsEin zelbesucherwarichnurmitdemLeiterdiesesHausesverabredet.Eswarzuer fahren,dassdieFrauennurdannbereitsind,ihreGeschichtezuerzählen,wenn mehrereGruppenodereinegrößereGruppezumBesuchkommen.DenndieGe schichten,diesiezuerzählenhaben,sindfürsieselbstsehrschmerzlich.Sie 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 132 werdennichtfürjedenEinzelbesucherwiederholt.MiteinigenFrauenkonnteich jedocheineBegrüßungundHöflichkeitenaustauschen.

DasMuseumistklein,abersehrgutgestaltet.NachWiedergabeeinigerAussa genderFrauenzeigtesaucheinModellvoneinerdervielen›Troststätten‹in Originalgröße.Dokumente,diedieGeschichtedieserFrauenbeweisen,wurden hauptsächlichvonJapanerngestiftet,dieandenSchmerzendieserFrauenAnteil nehmenwollen.DaraufverweistauchderName»HouseofSharing«,denndie südkoreanischeRegierunghattekeinerlei HilfefürdieGründungdesHauses nochdesMuseumsangeboten.VorwenigenJahrenerstgelangesdenFrauen, sichalsEingetragenerVereinzukonstituieren.Dadurchkönnensienunfinanziel lesowiepersonelleUnterstützungauchvonderRegierungbekommen.

DieKünstlerinLee,KyoungShinhatessichzurAufgabegemacht,denFrauen Malunterrichtzugeben.DieWerke,dieausdiesermehrjährigenArbeitderFrau enstammen,sindindiesemMuseumausgestellt.

DasGesprächmitdemLeiterdesHauseswarsehraufschlussreich.Erberichtete nichtnurüberdasHaus,sondernauchüberdieSchwierigkeiteninderZusam menarbeitmitjapanischenNichtregierungsorganisationen.Erbedauerteaußer ordentlich,dassdieZusammenarbeitmitjapanischenNROzunächstsehrhoff nungsvollwar,jedochdannjedesMalwiederscheiterte.DerGrundseinichtge wesen,dassdieBeziehungendesHauseszudenjapanischenOrganisationen schlechtseien,sonderndasssichdiejapanischenFreundenichtfürdaseinset zenkonnten,wasdasHausbenötigthätte.DiejapanischenNROseienzwarin derLage,sichfürjedeArtvoninternenAngelegenheiteneinzusetzen,wiez.B. KampagnenzurEinhaltungvonVerkehrsregeln,könntensichabernichtmit›hei ßen‹AngelegenheitenwiezumBeispielmitMenschenrechtenbefassen.

DerLeiterdesHausesberichtetauchvonerfolgreichenkoreanischenAktivitäten inJapan,wiezumBeispielvoneinergelungenenÜberraschungsdemonstration vordemEingangdesYasukuniSchreins,dieohnedenselbstlosenEinsatzvon jungenjapanischen Studentinnennicht hättegelingenkönnen. Er war über raschtundzutiefstberührtvondiesenStudentinnen,diesichgegendiePolizei stellten,dieimmerwiederversuchte,sievomPlatzzuvertreiben.DadieKorea nerdieSprachenichtbeherrschtenundsichzudemüberhauptnichtimjapani 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 133 schenöffentlichenRechtssystemauskannten,warensievölligaufihrejungen Freundeangewiesen–undsiewurdennichtimStichgelassen.

AuchwährendmeinesGesprächsmitdemLeiterkommenzahlreicheAnrufeund emailsausJapanan,indenenGruppennachfragen,wiesieAusstellungenoder VeröffentlichungenderKunstwerkederTrostfrauenmachenoderwiesieDoku mentationenüberdasHausselbstoderüberdieTrostfrauenbekommenkönn ten.DieseAnfragenkommennichtvongroßenOrganisationen,dieeinenbreiten EinflussaufdiejapanischeGesellschafthätten,sondernessindkleineGemein denoderStudentenorganisationen,diebeispielsweiseeinekleineInformationse ckeüberdenKriegunddieTrostfraueneinrichtenwollen.Freundlichwerdenalle dieseAnfragenunterstützt.

DerLeiterdesHausesmachtmichaufeine»Zeitkapsel«aufmerksam,dieimBo dendesEingangsplatzesvordemMuseumeingegrabenist.EinigeFotosvonden TrostfrauenausihrerjüngerenZeit,eineHolzkette,dieeinevonihnenbeiihrer Taufebekommenhatte,FamilienfotosundeinigeanderepersönlicheGegenstän debefindensichindieserZeitkapsel.Siesollerstdanngeborgenwerden,wenn dieEhreundWürdederTrostfrauenineinerausreichendoffiziellenEntschuldi gungundEntschädigungwiederhergestelltist.

ImMuseumisteineTafelangebrachtmitdensiebenForderungenderehemali genTrostfrauen:

1. DiejapanischeRegierungsolloffizielldiezwangsmäßigeVer schleppung(Rekrutierung)derMilitärTrostfraueneingestehen! 2. DiejapanischeRegierungsollsichoffizielldafürentschuldigen! 3. DiegesamteGeschichtedieserEreignissesolluntersuchtwer den! 4. EineGedenkstättefürdieOpfersollerrichtetwerden! 5. EineEntschädigungsollandieÜberlebendenoderihreAnge hörigen(Familien)ausgezahltwerden! 6. DamitsicheinsolchesUnrechtnichtwiederholt,solldieGe schichtederTrostfrauenindenLehrplandes(japanischen)Ge schichtsunterrichtsaufgenommenwerden! 7. Diefürdie Verschleppungund Versklavung derTrostfrauen 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 134

Verantwortlichensollenverurteiltwerden!

Fürdie›Trostfrauen‹istklar,dassihreEhreundWürdenurunterdiesenBedin gungenwiederhergestelltwerdenkann.AllerdingswurdendieseForderungen derTrostfrauen–sehrzuihremBedauernunterschiedlichaufgenommen.Es gabkritischeStimmen–hauptsächlichausKorea!,diegefragthaben,obesden ›AltenFrauen‹nichtvielmehrumdasGeldginge.DasbrachdasHerzderehe maligen›Trostfrauen‹.SierichtetendaherdurchdieMedieneinenAppellandie Öffentlichkeit:

»Uns geht es nicht um das Geld. Das Geld steht nicht an erster Stelle. Uns geht es vielmehr um unsere Würde!«

DieserSatzistineinerkleinenTafeleingraviertundimMuseumausgestellt.

3.1.2.4 Zusammenfassungzu»OrtederErinnerungKorea«

Diesedrei OrtederErinnerung inKoreazeigenebenfalls–wiedieseinJapan– einkontrastreichesBild.Zumeinenistdas»WarMemorialofKorea«bemühtum eine glorreicheDarstellung einerLeidensgeschichte,alstypisch koreanischeGe schichtsauffassung. Die»IndependenceHallofKorea«fokussiertsichzwarim WesentlichenaufdiejapanischeKolonialzeit,jedochistsiebemüht,ein–im Verhältniszum»WarMemorialofKorea«– ausgewogeneresGeschichtsbildzu zeigen. DerVersuchmiteinerTafel,RücksichtaufdiejapanischenBesucherzu nehmen,hattegroßenErfolg.WonurnochLeidundTränenzusehenwaren, wardas»HouseofSharing«.Obwohlesdaseinzigenochgegenwärtigandau erndeungelösteProblemdarstellt,istesvonderGrößeherdaskleinste.

InallenOrtenvonJapanundKorealässtsicheineSelektivitätderöffentlichen Erinnerung 323 feststellen.IndenmeistenFällenerklärensiesichselbstals die Opfer.JedeeinzelneStättehatdurchihrenAufbauzwareinRechtdarauf,auf einProblemodereinbestimmtesPhänomenaufmerksamzumachen,jedoch scheintderWillederSelbstbesinnungstarkindenHintergrundgetretenzusein.

323 DavidCohen,»ÖffentlicheErinnerungundKriegsverbrecherprozessinAsienundEuropa«,in: ChristophCornelißen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchwentker(Hg), Erinnerungskulturen. Deutschland,ItalienundJapanseit1845 ,FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVerlag, 2003,5166,hier:52. 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 135

Alseine StättederErinnerung hatjedereinzelneOrtseinebestimmteFunktion imjeweiligenUmfeldderGesellschaft.EssindOrte,andenendieErinnerungen haftenundzugleichdieIdentitätfürdienächsteGeneration geformt wird.In dieserHinsichtscheintessehrwichtig,vondiesen StättenderErinnerung einen WegindieZukunftzuleiten.DeräußereAnscheinderuntersuchtenOrteer wecktdenEindruck,dassdieInterpretationderjüngstenVergangenheitwieauf parallelenSchienenverläuft–dennbeideSeitenwollensichalsOpferverstehen. Dahererscheintessinnvoll,imnächstenAbschnittdenKern,oderdieKerneder unterschiedlichenInterpretationderjüngstenVergangenheit,dieauchdenNähr bodenunddieUrsachefürvieleKontroversenundKonflikteliefern,zuerläutern.

3.1.2.5 Exkurs:Nanjing

Das»WarMemorialofKorea«hataufmicheinenähnlichenEindruck hinterlassenwiedie »MemorialHalloftheVictimsintheNanjing Massacre by the Japanese Invaders« in Nanjing. In seiner Ge schichtsdarstellung zeigt das »War Memorial of Korea« eine sehr großeNähezumMuseumnebendemYasukuniSchrein,daseben fallsausschließlichkriegerischeEreignissedarstellt.Inallendiesen dreiMuseenistvonderOpfermentalitätnichtvielzubemerken,ob wohldieMuseeninKoreaundinChinasichinihrerGeschichtsdar stellung völlig unterscheiden vom YasukuniSchrein. Dem Frieden wollensiealledienen.SiewollendenFriedenförderndurchihreDar stellungdesKrieges,dieallerdingssehrglorreichausgefallenist.Je dochverkündetnureinesdieserdreivergleichbarenMuseenöffent lichaufeinerInschrift,dasseinKriegausgeschlossenseinsollbzw. zuverhindernsei(»TheWarMemorialofKorea«).

ÄhnlichkeitenzwischenKoreaundChinabestehendarin,dassinbei denMuseenalsHauptursachefürdasKriegsleidnichtnurdieAg gressorengesehenwerden,sondernsieverweisengleichzeitigauch auf die Schwäche, Rückständigkeit und Spaltungen innerhalb der Führungsschicht ihrer eigenen Völker als eine Kriegsursache. Aus letztererUrsachewirdallerdingsganzkonkretgeschlussfolgert,dass esdemzufolgeeineAufgabesei,eine»starke«Nationaufzubauen– 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 136

alsodochwohleine»militärischstarke«Nation.WasimYasukuni SchreinalsglorreicherKampffürdieFreiheitderasiatischenLänder dargestelltwird,kommtinChinaundKoreanuralsLeidzumVor schein.

DieDarstellunginNanjingdringtweitüberdieGrenzenderVorstel lungskrafthinausundkannohnejedeEinschränkungals›grausam‹ bezeichnetwerden.DabeiistandieAusgrabungsstättederMassen gräberzudenken.HingegenistdieArtundWeisederDarstellungin Seoulsehrviel›angenehmer‹.DortwerdenselbstgrausameEreig nissenurinGemäldenoderinWachsminiaturendargestellt.

BeideMuseeninSeoulundNanjingverfolgenzwarvölligverschiede neKonzeptederErinnerungskultur,vermittelnaberdennochinihrer Darstellung der eigenen Opferrolle einen sehr ähnlichen Eindruck oderinanderenWorten:einenähnlichen›Nachgeschmack‹. Den nochwirddieseDarstellungalsOpferletztendlichwiederinFrage gestelltdurchden »ConcludingRemark« inNanjing 324 unddieEinlei tungim»WarMemorialofKorea«: Beidekritisierenhierdaseigene VolkunddieeigeneFührung,indemsieaufdieselbstverschuldete eigeneSchwächeverweisen.AusdieserselbstverschuldetenUrsache ziehensiediegleicheKonsequenz,dasseseineAufgabevonhöchs terPrioritätsei,einestarkeNationaufzubauen.Siemeinendamit einemilitärischeStärke,diestarkgenugist,solcheTragödienzuver hindern.DieLehreausder»Opfer«rollewärealso,wiederdasPo tentialzurStärkeundalsozumVerteidigungskriegzuentwickeln.

Ichschlagevor,solchePorträtierungdereigenenKriegsgeschichte

324 »HistoryisaMirrorfromwhichweshouldlearnalesson.TheChinesesufferedgreatlyfrom thewarofaggressionlaunchedbyJapaneseimperialistelementsandsodidtheJapanese people.Theselessonsofhistoryshouldneverbeforgotten. In1972,thetwocountriesestablishednormaldiplomaticrelationssincethen;SinoJapanese tieshavebeendevelopedandstrengthened.But,wemustbeonguardagainstanattempt todistortthehistoryofJapaneseaggressionortomollifyaggressivewarbytheforcesinJa pan.Peaceanddevelopmentarethetwomajorconcernsoftheworldtoday.Thehistoryof theNanjingMassacreshowsthatslowlydevelopingandbackwardcountriescaneasilycome underattackandbehumiliated.Therefore,wemustdoourbesttobuildChinapowerfulinto a stable, united, prosperous and powerful socialist country and at the same time, do everythingpossibletomaintainworldpeace,sothattragediesliketheNanjingMassacrewill neverhappenagain.« 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 137

auchnochaufandereWeisezuinterpretierenalssinnvolleDarstel lung der eigenen totalen Ohnmacht gegenüber einer übergroßen Übermacht.DadiedirektSchuldigennichtmehrzubelangensind, unddaesanscheinendfastaussichtslosist,irgendwelcheForderun genaufKompensationundWiedergutmachunganJapanzustellen, müssenbeideVölkermiteinemGefühldesVersagenslebenundmit demaussichtslosenVersuch,dieTäterzuRechenschaftzuziehen. DadiesesLebennurimWiderspruchgelebtwerdenkann,kannder Verweis auf die selbstverschuldete Schwäche auch einen Akt der Selbstheilungdarstellen.

AlsdritteMöglichkeitseheicheineInterpretation,diedieseErklärun genderOpferrolleausdereigenenSchwächeherausalseinMittel zurKontrolleüberdieeigenepolitischeLageversteht.DiesesKon trollinteresseziehtdannselbstverständlichaucherzieherischeMaß nahmennachsich,indemSinne,dass»starkwerden«,»einege schlosseneEinheit bilden« nachaußengewendet keinenFeindin Versuchunggeratenlässt,diesesVolkanzugreifen.Nachinnenge wendet lässt dieses Interesse in letzter Konsequenz dann keinen RaumfürKritikundToleranz.

SeoulundNanjingwollendemFriedendienen.Dasistbestimmtdie Intention,mitderdieseMuseenerrichtenwurden.Jedochscheint– kritischbetrachtet–einsolcherFriedennurdurchdieMachtpolitik dereigenenSeiteindiesemFalldieder›ehemaligen‹Opferver wirklichtwerdenzukönnen.

3.1.3 Zusammenfassung zu »Das Ringen darum, das Gesicht zu wahren«

ImerstenAbschnittdesdrittenTeilshabeichimWesentlichenaufErgebnissen meinerForschungsreiseimJahr2005basierenddieunterschiedlichenInterpre tationender OrtederErinnerung dargestellt.Leichtzuerkennenistdiedurchge hendausgeprägteOpferperspektive–aufbeidenSeiten.WieaberdieseInter pretationenentstandensind,undwiesieinderZukunftbzw.schoninderGe 3.1DasRingendarum,das›Gesichtzuwahren‹ 138 genwarteinegemeinsameBasisfürgegenseitigesVerstehenwerdenkönnen, solljetztversuchtwerdenzuklären. 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 139

3.2 Wie Geschichtsdarstellungen die Geschichte neu schreibt

»DiegrößtenAufgabenfürdasjapanischkoreanischeVerhältnisstellensichim Themenfeld»Geschichte«und»Vergangenheitsaufarbeitung«. 325 BeideLänder betrachtensichalsdie nahenunddochfernenNachbarn ,wobeieinerVerbesse rungderBeziehungendieAuseinandersetzungumdieInterpretationderjüngs tenGeschichteamstärkstenimWegesteht. 326 DazugehörenauchThemenberei che,dienachwievorinbeidenLänderntabuisiertsind:ThemenwieKollaborati onmitderKolonialmacht(Korea)oderWiderstandgegenKolonialismusundIm perialismus(Japan).AllgegenwärtigsindjedochThemen,dienichtmitdemWi derstandim eigenenLager zutunhaben,sondernmitReaktionenaufexterne Ursachen.

Wieschonanden Fallbeispielen amAnfangdieserArbeiterhelltwurde,kommt esimmerwiedernach ruhigenZeiten zuemotionalaufgeladenenKontroversen. DiesebetreffenimKernnichtdiegegenwärtigenProblemeinderPolitikoder WirtschaftzwischenJapanundKorea,sondernindenmeistenFällensindes Themen,diebeideSeitenschwerbelasten,alsosolcheausderjüngstenVergan genheit(19101945,japanischeKolonialzeit).AnderArtundWeise,wieKorea ner ihre Vergangenheit erinnern, wird klar, dass sie sich als Opfer sehen. DementsprechendsehenihreInterpretationenderjüngstenVergangenheitaus undsowerdenauchThemenwie KollaborationmitderKolonialmacht ,oderin einemanderenZusammenhangeinThemaausdemanderenKontextdesKo reakrieges,nämlich KriegsverbrechendeseigenenMilitärs ,weiterhinals Tabu behandelt.»DaaberkonservativePolitikerdieeigeneGeschichtepositivbeurtei lenunddiesauchöffentlichkundtun,wirdderStolzdeskoreanischenVolkesim merwiederverletzt.« 327 SolcheKontroversensindnichtnurdestruktiv,sondern

325 IsaDuckeundSvenSaaler,»Einleitung:JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsame Zukunft«,in:Dies.(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsameZukunft.Aufga benundPerspektiven, München:IudiciumVerlag,2003,916,hier:10. 326 Ebd. ,10. 327 KimHosup,»DiesüdkoreanischjapanischenBeziehungen:TrendsundPerspektiven«,in:Isa DuckeundSvenSaaler(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsameZukunft. AufgabenundPerspektiven, München:IudiciumVerlag,2003,3150,hier:47.Sieheauch: [Einleitung–3]»ÄußerungenundErklärungenjapanischerPolitikerüberdasProblem Mili tärtrostfrauen« imAnhangdieserArbeit. 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 140 bedrohendiejapanischkoreanischenBeziehungenvonGrundauf. 328

3.2.1 Wie Misstrauen und Ignoranz die alte Geschichte neu schafft

DasMisstrauen»derKoreaner«unddieIgnoranz»derJapaner«schaffenimmer wiedereine neue belastendeAtmosphäreinderBeziehungzwischenKoreaund Japan.»Südkoreanergehendavonaus,dassbeidenJapanerndieWahrneh mungKoreasimmernochvomBildderjapanischenKolonialherrschaft(1910 1945)undsomitvoneineminhärentenÜberlegenheitsgefühlJapansgegenKo reageprägtist.« 329 AlsBeispieldafürverweiseichaufdienachaußenwirksame Geschichtsdarstellung. 330 SeitderSchulbuchaffäreimJahr1982wurdedemzu ständigenjapanischenMinisteriumfürdieZulassungderGeschichtslehrbücher vorgegeben,denNachbarländernmehrRücksichtentgegenzubringen. 331 Trotz vielerkonstruktiverÄnderungenundKorrekturmaßnahmen, dieZeicheneiner neuenRücksichtaufdieNachbarländersind–dieichhierimEinzelnennicht schildernwerde,hatdiejapanischeKolonialherrschafttiefeSpurenimBewusst seinundinderGeschichtswahrnehmungjedeseinzelnenKoreanershinterlas sen. 332

DasMisstrauenunddieIgnoranzspiegelnsichzwarinder–immernoch–aktu

328 Ebd. ,48 329 ChungJaeJeong,»DieSchattenderVergangenheitimsüdkoreanischjapanischenVerhält nis«,in:IsaDuckeundSvenSaaler(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsa meZukunft.AufgabenundPerspektiven, München:IudiciumVerlag,2003,89106,hier:91. 330 Vgl.diejapanischeDarstellungderGeschichteim»NeuenGeschichtslehrbuch«der»Vereini gungzurSchaffungeinesneuenGeschichtslehrbuchs« (Atarashiirekishikyōkashootsukuru kai,kurzTsukurukai) ,dasnachderGenehmigungdurchdasMinisteriumfürBildungund WissenschaftimJahre2001inäußerstgeringerAnzahlseitApril2002ineinigenMittelschu leneingesetztwird. 331 »InfolgedessenwurdedasGenehmigungsverfahrengelockert,sodassAutorenundVerlage relativfreiüberdiejapanischeKolonialherrschaftinKoreaunddiejapanischenKriegeauf demasiatischenKontinentschreibenkönnen.[…]AlsersteshatjenachLehrbuchderUm fangderDarstellungenzuKolonialherrschaftundKriegumeinbiszweiSeitenzugenommen. Neuhinzugefügtundausführlicherläutertwurdenu.a.Themenwie›WiderstandderPartisa nen‹,die›AssimilierungspolitikJapans‹,unddie›Zwangsrekrutierung‹,worunterauchWehr dienst,KriegshilfsdienstundZwangsprostitution,alsodasThemadersog.›Trostfrauen‹fal len.BesondershervorzuhebenistdieTendenz,dassBerichteüberZwangsprostitutioninfast alleLehrbücherfürOberschulen(seit1994)wieauchfürMittelschulen(seit1996)Eingang gefundenhaben.HierinliegtwohlderHauptgrundfürdieAngriffeausdemLagerderrechts gerichtetenjapanischenGeschichtsrevisionistengegendenInhaltdergegenwärtigenLehrbü cher,derenGeschichtsbildvondenRevisionistenals›masochistisch‹bezeichnetwird.«Chun JaeJeong,»DieSchattenderVergangenheitimsüdkoreanischjapanischenVerhältnis«,94. 332 ChungJaeJeong,»DieSchattenderVergangenheitimsüdkoreanischjapanischenVerhält nis«,110. 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 141 ellenSchulbuchdebattewider,jedochtretenaucheinigeDingehervor,diediese DebatteaufdasFeldderPolitikübergehenlassen.Dieimmerfließenderwerden deGrenzezwischen innerenAngelegenheiten und internationalerPolitik bautdie IgnoranzgegenüberderKritikderNachbarländerabunduntergräbtdasBehar renaufder alten Geschichtsauffassung.EinzentralerPunktdabeiistdieInter pretationdes›GroßenOstasiatischenKrieges‹.EsgehtdabeiumdieFrage,ob essichbeidiesemKriegundbeiderjapanischenKolonialherrschaftinKoreaum den Ausdruck eines aggressiven japanischen Expansionismus gehandelt hat, oderobbeideseinselbstloserAktJapanswar,mitdemZweckder›Befreiung‹ asiatischerBrudernationenvondereuropäischenKolonialherrschaftoderzumin dest von imperialistischer Bedrohung. 333 Eine solche für Japan positive Ge schichtsauffassungzeigenrepräsentativder YasukuniSchrein undseinMuseum, indemderfürdieNachbarländerverletzendeBegriff GroßerOstasiatischerKrieg durchgehendverwendetwird.

In einer bestimmten japanischen Geschichtsinterpretation wird gerne ange merkt,dassdasKolonialregimeJapansinKoreaauchwirtschaftlichenFortschritt brachte,unddassnachderKapitulationJapansderVerzichtaufJapansBesitzin Korea praktisch einer geleisteten Kompensation gleichkommt. Diese Haltung schlägtsichniederinderselbstverständlichenAblehnungjeglicherweiterenko reanischenForderungnachEntschädigung. 334

3.2.2 Die Bösen waren immer die anderen, oder: man konnte doch gar nicht anders (Geschichtsdarstellung aus der Fixierung auf die Opferrolle)

»DieersteAusrede,dievieleJapanerbenutzen,lautet:WirsindzumKriegge zwungenworden.« 335 Häufigerwirdauchdie BedrohungausdemWesten als

333 SvenSaaler,»ImplikationenderDebatteumjapanischeGeschichtslehrbücherfürdiejapa nischkoreanischenBeziehungen«,in:IsaDuckeundSvenSaaler(Hg), JapanundKoreaauf demWegineinegemeinsameZukunft.AufgabenundPerspektiven, München:IudiciumVer lag,2003,123152,hier:129. 334 VolkerFurth, ErzwungeneReue.VergangenheitsbewältigungundKriegsschulddiskussionin Japan19521998 ,22:.»WährendinderKolonialzeitkoreanischerLandbesitzzurückging, stieginderLandwirtschaftderAnteilderPachtbauernvon35,2Prozent1914auf53,8Pro zent1942;entsprechendstiegauchdieArmut.DieIndustriewarpraktischindenHänden derJapaner.DerAnteildesinkoreanischemBesitzbefindlichenIndustriekapitalsamgesam tenIndustriekapitalKoreasbetrugganze1,5Prozent.« 335 NodaMasaaki,»DieLastvonKriegundSchuld.DieschwierigeErinnerungandenKriegund derUmgangmitderSchuld«,in:EvangelischesMissionswerkinDeutschland(EMW)(Hg), Korea&Japan.DerschwierigeWegderVersöhnung, Hamburg:2002,109114,hier:109. 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 142 wesentlicheUrsachenfürden GroßenOstasiatischenKrieggenannt .FürvieleJa panerwarderKriegeinzwarmitfalschenMittelngeführter,aberinderIntenti on durchaus legitimierbarer Kampf gegen die westliche Hegemonie. 336 »Man suchteGründe,diezurKatastrophegeführthatten,undwarsichrelativschnell einig:SchuldandemunbeschreiblichenElendderNationwarenjeneKräfte,die inderVorkriegszeitusurpatorischdenStaatsteuerten,nämlichdieWirtschafts konzerneunddasMilitär.« 337

3.2.2.1 BeharrunginderOpfermentalität

● KoreanischeOpfermentalitätnach1945

KoreasiehtsichnachwievoralsOpferdesjapanischenKolonialismusunddes ZweitenWeltkriegesundbeharrtaufdieserPerspektiveauchin innerenAngele genheiten ,nämlichbeiseinerInterpretationdesKoreakrieges.Gegenwärtiglau fenBemühungen,KriegsverbrechenderAmerikaneraufzudecken,dochdie eige nen werdennachwievortabuisiert.Wiedas Massakervom3.April1948inJeju als FallbeispielfürdasVerständnisvon Han gezeigthat(sieheTeil1,4.3Fallbei spielfür Han .),wurdeselbstdasSonderkomiteefürdieVerfolgungundUntersu chungderKollaborationmitderjapanischeKolonialmachtabgeschafft.Seitdem ziehtsichdiekoreanischeTabuisierungdieserThemenfort.

Die Opfermentalität nach 1945inKoreaerzeugt innerhalb des Volkes einen überausstarkenpatriotischenZusammenhalt,waszuverschiedenenAnlässen teilweisefür blindeWutundPatriotismus sorgt(sieheTeil1,1.4.3Fallbeispiel für Han ).Andererseitsscheintdas OpferDasein derKoreanergroßeMüdigkeit erzeugt zu haben. Während meiner Forschungsreise konnte ich gelegentlich aucheineheftigeAblehnungderDebatteüberVergangenheitsbewältigungerle ben.Essei einfachgenug!

Dass sich eine ausgeprägte Opfermentalität auch dadurch ausdrücken kann, dasssiedieUnterdrückungdurcheineDiktaturakzeptiertoderdasssiezumin

336 KenichiMishima, Fehlende»VergangenheitsbewältigunginJapan.DerVersucheinerErklä rung« , www.unimuenster.de/PeaCon/wuf/wf95/9521901m.htm , (26.12.2006) 337 Mishima Ken’ichi,»Generationswechsel undErinnerungskulturen in Japan«, in:Christoph Corneließen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchwentker(Hg), Erinnerungskulturen.Deutsch land,ItalienundJapanseit1845, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVerlag,2003, 344358,hier:344. 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 143 destalsBasisfürdieKontrolledesVolkesdienenkann,daszeigtdieGeschichte Südkoreasvon1948bis1992.WährenddieserZeitwurdedemVolkimmerwie der klargemacht ,dasses damals zuschwachwar,sichselbstzuverteidigen. DemnachsolltedasLandabernun–inderZeitderDiktatureine starkeFüh rung haben,die allesunterKontrolle hat. 338

● JapanischeOpfermentalitätnach1945

DieDebattenüberdiejapanischeKriegsschuld,dieinnerhalbJapans–wenn überhaupt–vonden1950erbiszudenfrühen1980erJahrengeführtwurden, zeichnensichdadurchaus,dasssiekeinerleiBezughattenzuraußenpolitischen AbwicklungderKriegsvergangenheitdurchdieRegierungJapans 339 .

Hinzukommt,dassimZentrumderRückbesinnungaufdieunmittelbareVergan genheitdesZweitenWeltkriegesdievorwiegendprivatenErinnerungenanden Krieg und die Fixierung auf die eigenen Opfer standen. 340 So wurde in den 1950erund1960erJahrendasBild,dasdieJapanervomKrieghatten,entschei denddurchdiesogenannten Kriegsgeschichten (senkimono) ehemaligerStabs offiziereundeinfacherSoldatenbeeinflusst.

DenNährbodenfürdieseSichtderGeschichteliefertendieüberwältigendenEr fahrungen,diesichausdenAtombombenabwürfenaufHiroshimaundNagasaki herleiteten.SowurdendieDebattenüberKriegundFriedenausschließlichaus derOpferperspektivegeführt.»DasSelbstverständnisdesVolkesalsOpferder Staatshandlung(Sieheoben»DieBösenwarenimmerdieandern,oder:man konntejagarnichtanders«)ermöglichteeineschnelleIdentifikationmitden Atomopfern,erkauftdurchIgnoranzgegenüberdenOpfernderjapanischenIn vasion.« 341 DieausdrücklicheOpferperspektivekannmanschonandenKriegs museenerkennen,dieimAbschnitt»HiroshimaundNagasaki«geschildertwur den.DiegroßeZeittafel,dieimFriedensmuseumvonHiroshimaausgestelltist, zeigtdaherauchnichtdengesamtenAblaufdesKrieges,sondernnurdieEnt

338 Vgl.»ConcludingRemarks«imMuseumvonNanjing.(SieheAnmerkung:136) 339 VolkerFurth, ErzwungeneReue.VergangenheitsbewältigungundKriegsschulddiskussionin Japan19521998, Hamburg:VerlagDr.Kovač,2002,41. 340 WolfgangSchwentker,»DieGrenzenderEntzauberung.ZurRolledesTennôinStaatund Gesellschaft Japansnach1945«,in: Christoph Corneließen,LutzKlinkhammer, Wolfgang Schwentker(Hg), Erinnerungskulturen.Deutschland,ItalienundJapanseit1945, Frankfurt amMain:FischerTaschenbuchVerlag,2003,123138,hier:10. 341 KenichiMishima, Fehlende»VergangenheitsbewältigunginJapan.DerVersucheinerErklä rung« , www.unimuenster.de/PeaCon/wuf/wf95/9521901m.htm, (26.12.2006) 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 144 wicklungderAtombombeundderenAbwurfaufHiroshima.

EinenweiterenoptimalenNährbodenfürdieOpfermentalitätderJapanerliefer tendieamerikanischeBesatzungunddas InternationaleMilitärtribunaldesFer nenOstens(IMTFE,InternationalMilitaryTribunalinFarEast) .Das IMTFE wird inJapanweiterhinals»krasseFormder»Siegerjustiz«betrachtet«. 342 KaiserHi rohitoalsOberbefehlshaberderArmeeunddamitderHauptverantwortlichewur denichtvorGerichtgestellt.JedochistohnedieRolledesKaisersdiejapanische BefehlsstrukturimKriegnichtzuverstehen 343 , undauchdiedamitverbundenen Problemekönnennichtverstandenwerden,diedie Opfermentalität derJapaner imNachhineinprägtenundstärkten.DennnurdieGeneräleundnichtderKaiser wurdenvorGerichtfürdenKriegverantwortlichgemacht.Darausentstanddas Bilddes Märtyrertums derVerurteilten.WennselbstderKaisernichtfürden KriegunddieKriegsverbrechenverantwortlichwar,konntensomitauchseine Untertanennichtverantwortlichseinbzw.fürschuldigerklärtwerden.Absicht deramerikanischenBesatzungsbehördenwares,denKaiseralsStabilisierungs faktorzumraschenAufbauderjapanischenGesellschaftzunutzen. 344 »Miteini gen sophistischen Umdeutungen des modernen Verfassungsrechts gelang es Yoshida und seinen Mitstreitern, die Frage nach der Souveränität und Herr schaftsgewaltdahingehendzulösen,dassmanerklärte,sieliegeselbstverständ lichbeimVolkinseinerGesamtheit,alsoauchbeimTenno.« 345 Sowurdeermög licht,dassderTenno(derjapanischeKaiser)weiterhinseineRolleerfüllenkonn te.

DiesesVerfahrenzeigteseineFolgenunmittelbarimJahr1952,alsdieSatzung der Hinterbliebenenvereinigung dahingehendgeändertwurde,dassauchdieFa

342 DavidCohen,»ÖffentlicheErinnerungundKriegsverbrecherprozesseinAsienundEuropa«, in:ChristophCornelißen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchwentker(Hg), Erinnerungskultu ren.Deutschland,ItalienundJapanseit1945, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVer lag,2003,5166,hier:54. 343 FranziskaSeraphim,»KriegsverbrecherprozessinAsienundglobaleErinnerungskulturen«,in: ChristophCornelißen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchwentker(Hg), Erinnerungskulturen. Deutschland,ItalienundJapanseit1945, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVerlag, 2003,7794,hier:82. 344 WolfgangSchentker,»DieGrenzenderEntzauberung.ZurRolledesTennoinStaatundGe sellschaft Japans nach 1945«, in: Christoph Cornelißen, Lutz Klinkhammer, Wolfgang Schwentker(Hg), Erinnerungskulturen.Deutschland,ItalienundJapanseit1945, Frankfurt amMain:FischerTaschenbuchVerlag,2003,123138,hier:124,127. 345 WolfgangSchentker,a.a.O.,130.ÄhnlichauchAmadoYu, KarlBarthsEthikderVersöh nungslehre.IhretheologischeRezeptioninJapanundihreBedeutungfürdiekirchlichgesell schaftlicheSituationinJapan, FrankfurtamMain:PeterLang,1994,166. 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 145 milienvonhingerichtetenKriegsverbrecherneintretenkonnten.Somitwurdeder WegindenYasukuniSchreinauchfürdieSeelenderhingerichtetenKriegsver brechergeebnetundsiedamitnahtlosindieReihederKriegstoteneingeordnet undalsnationaleHeldenohneRücksichtaufindividuelleTatengefeiert. 346

3.2.2.2 Esgehtumweitmehrals›nur‹umUnterrichtsbücher fürGeschichte:DieBedeutungdesSchulbuchstreits

EskannindiesemAbschnittnichtdarumgehen,einedetaillierteAnalysedes SchulbuchstreitesundseinerThemenzuleisten.FüreinesolcheAufgabewäre sicherlicheineeigeneStudieangemessen.VielmehrmöchteichhierdieHaupt punktedesSchulbuchstreitsvorstellen,derseit1982zahlreicheKontroversen ausgelösthat. FernermöchteichdieBedeutungdesSchulbuchstreitesunter demGesichtspunktvon Erinnerungskultur 347 analysieren.

Einige Hauptgegenstände, die zumBrandherd des Schulbuchstreites wurden, sinddiePassagenüberdenJapanischChinesischenKriegunddieDarstellung derjapanischenKolonialherrschaftinKorea.UnmittelbarnachdemKriegunter lagdasgesamteErziehungsweseninJapanderAufsichtderamerikanischenBe satzungsmacht.DasLehrbuch,dasinjenerZeit1946veröffentlichtwurde,heißt »DerWegderNation« .EswardasersteBuchseitmehralssechzigJahren,das diejapanischeGeschichtenichtmitdemmythischenZeitalterderGötter,son dernmiteinerDarstellungderSteinzeitbeginnenließ. 348 DasZielderamerikani schenBesatzungsbehördewardamals,allemilitaristischenundultranationalisti schenElementeausdenLehrbüchernzuentfernen.»DieliberalePhasewährend derBesatzungszeit«gingallerdingsmitderBesatzungszeitzuEnde.Dieersten

346 FranziskaSeraphim,»KriegsverbrecherprozesseinAsienundglobaleErinnerungskulturen«, 86. 347 »MitdemBegriff Erinnerungskultur istindenletztenJahrenimDeutscheneinBegriffalsAl ternativezurVerwendungdervergleichsweisepathetischkonnotiertenFormulierung Vergan genheitsbewältigung aufgenommen.ObwohlimGrundejeglicheFormderErinnerungnur durchIndividuengetragenwerdenkann,istzuRechtbetontworden,dassErinnerungspro zessesichineinemSpannungsfeldzwischensubjektiverErfahrung,wissenschaftlichobjekti verGeschichteundkulturellerKommemorationbewegen. DerEinzelneerweistsichinder RegeleingebundeninunterschiedlicheGedächtnishorizonte,dievonderFamilie,derGenera tion,derGesellschaftundderweiterenKulturkonstituiertwerden.« WolfgangSchwentker, »NationaleErinnerungskulturenseit1945imVergleich«,12. 348 SusannePeterson,»GeschichtspolitikinjapanischenSchulbüchern«,in:ChristophCornelie ßen,LutzKlinkhammer,WolfgangSchwentker(Hg), Erinnerungskulturen.Deutschland,Itali enundJapanseit1945, FrankfurtamMain:FischerTaschenbuchVerlag,2003,285298, hier:288. 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 146

AnfängedesSchulbuchstreiteswurdenimJahr1952gelegt,alsdasjapanische Erziehungsministerium–nachdemEndederamerikanischenBesatzung–nun eigenständigeinZulassungsverfahrenfürdieSchulbücherzumGeschichtsunter richteinleitenkonnte. 349 Biszudenfrühen1980erJahrenerfolgteeinegraduelle VeränderungderSchulbuchtexte,andenenmanzweierleifeststellenkann:Zum einenwerdendieneuen,alsodieVergangenheitdeseigenenLandeskritischbe leuchtendenThemen,indenmeistenLehrbüchernzunächstalsFußnoteneinge führt,bevorsiedanneinigeJahrespäterauchimHaupttextzufindensind.Zum anderenändernsichparallelzurErschließungderneuenThemenauchdieBe griffe,mitdenendieJahrederjapanischenExpansioninAsienperiodisiertwer den. 350

Seitden1990erJahrenfindenThemenwie Militärtrostfrauen Erwähnunginden japanischenSchulbuchtexten.DurchdieInitiativederehemaligen Militärtrost frauen wurdennach und nachindenSchulbuchtextensolcheThemennicht mehr totgeschwiegen .

DieDebatteumdieGeschichtslehrbücher,inderesaufSeitenderJapanerum dieKritikan masochistischerGeschichtsschreibung,revisionistischerGeschichts schreibung ging,undinderumgekehrt rücksichtsloseundimperialistischeGe schichtsschreibung vonSeitenderChinesenundKoreanerkritisiertwurde,spie geltdasBildder OrtederErinnerung wider.Obwohl–meinerMeinungnach– JapaninderInterpretationderjüngstenVergangenheitbeachtenswerte Fort schritte gemachthat,kommtesdennochbeizahlreichenGelegenheitenzuemo tionalenAusschreitungengegenkritischeStimmen,wiezumBeispieldieÄuße rungenjapanischerPolitikerzurFrageder Militärtrostfrauen 351 .Diesliegtandem kulturellenSinnderOrtederErinnerungselbst.Dennsowiedievielen Orteder Erinnerung sindauchdieSchulbüchereinerAufgabeverpflichtet,die AleidaAss mann als»Pietät«bezeichnet.DamitistdiePflichtderNachkommengemeint, dasehrendeAndenkenderVerstorbenenaufrechtzuerhalten. 352 AlsGerüstfür die Überlieferung eines epochenübergreifenden Gedächtnisses, das Jan Ass

349 SusannePeterson,»GeschichtspolitikinjapanischenSchulbüchern«,289. 350 SusannePeterson,»GeschichtspolitikinjapanischenSchulbüchern«,290. 351 SieheAnhang[Einleitung–3]ÄußerungenjapanischerPolitikerzumProblem›Militärtrost frauen‹. 352 AleidaAssmann, Erinnerungsräume ,München:C.H.Beck,2003,33. 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 147 mann »KulturellesGedächtnis« 353 genannthat,dientdasTotengedächtnis,das seinanthropologischerKernist.DamitistdieVerpflichtungderAngehörigenge meint,dieNamenihrerTotenimGedächtniszubehaltenundgegebenenfallsder Nachweltzuüberliefern. 354 DieserkulturelleSinnlässtsichandenvielen Orten derErinnerung erkennen,dieausnahmsloseineTotenGedenkstättehaben.

ImSchulbuchstreitbegegnetunsnocheineweiterekulturelleBesonderheit,die derErklärungbedarf.WennSchulbuchtexte,diediejüngsteVergangenheit nicht alseineglorreicheverstehenwollenodersiezumindest neutraldarstellen ,dieei geneSeiteselbstkritischoderdarüberhinaussogarkonkretals Kriegsverbrechen beschreiben, dann stoßen Länder wie Korea und Japan auf eine besondere Schwierigkeit.BeideKulturenhabennämlichtiefeWurzelninderAhnenvereh rung.Esgehthierdannnicht nur umdieDarstellunginSchulbuchtexten,son dernauchumeineneueInterpretationderPflichtderLebendengegenüberden Verstorbenen.

3.2.3 Zusammenfassung zu »Wie Geschichtsdarstellungen die Geschichte neu schreibt«

DieGeschichte,andieinKoreaundJapanerinnertwird,iststarkgeprägtvon LeidenundOpfermentalität.DieErinnerungandiejüngsteVergangenheittreibt einenKeilzwischenbeideSeiten,weilbeideaufeinerPositionbeharren:DasDa seinalsOpfer.ÄußerlichgesehensuchensichbeidealsOpferzubehaupten. DochderBlickindasInnere,indieErinnerungsumständezugegebenenZeiten zeigt,dassdieOpfermentalität,diesichinbeidenLändernausgeprägthat,aus unterschiedlichenWurzelngespeistwird.SiebedürfeneinerErläuterung.

WährendsichdieOpfermentalitätinJapanineinemabsolutpazifistischenRah menentwickelthat(Hiroshima: NiewiederKrieg.NiewiederWaffengang 355 ),hat sichinKoreadieOpfermentalitätalsMisstrauengegenJapanentwickelt.

AufbeidenSeitenwurdedieOpfermentalitätpolitischinstrumentalisiert–als MittelderKontrolleoderalsMittelzurBewahrungderIdentität.

353 JanAssmann, KulturellesGedächtnis, München:C.H.Beck,1999,1534. 354 AleidaAssmann, Erinnerungsräume, 3233. 355 KenishiMishima. Fehlende»Vergangenheitsbewältigung«inJapan.DerVersucheinerErklä rung , www.unimuenster.de/PeaCon/wuf/wf95/9521901m.htm, (26.9.2006) 3.2WieGeschichtsdarstellungendieGeschichteneuschreibt 148

DurchdieBetonungderOpferperspektivegelangesalsobeidenSeiten,eine se lektiveErinnerungskultur aufzubauen, diedieeigenenSchattenseitenzuver drängensucht.

Schmerz,LeidundGesichtsverlustbzw.VerlustderEhresinddiewichtigenGe sichtspunkteimDiskursüberdieVergangenheitsinterpretationderjüngstenBe ziehungzwischenKoreaundJapan.IndieserHinsichtistessehrschwierig,im RahmenderReziprozitätvonVergebungderSchuldnacheinerBitteumVerge bungeinenVersöhnungsprozesseinzuleiten.DennSchmerzundLeid,Gesichts undEhrverlusthabensichaufbeidenSeitengleichermaßenverfestigt.Aufpriva terundselbstverständlichaufzivilgesellschaftlicherEbenesindaberbereitszahl reicheProzesseundEntwicklungenzuerkennen,dieeinehoffnungsvolleversöh nendeZukunftversprechen.DochmeineUntersuchungbeschränktsichaufdie Aufgabe,die offizielle Erinnerunganhandder OrtederErinnerung darzustellen unddiedarausentstehenden offiziellen Perspektivenzuanalysieren.Dieseoffizi elleKonstruktionderErinnerungruhtaufeinerlangenGeschichtederVerfesti gungvonBildernderSelbstundFremdwahrnehmung.

DieZeiträumedieserVerfestigungsindgroß.VonderunmittelbarenNachkriegs zeitbiszudenheftigenKontroversenderSchulbuchdebatteder1980erund 1990erJahreistmehralseineGenerationvergangen,nichtzuvergessendie mehrals45Jahre,dievergangensind,bisdurchdieEigeninitiativederehemali gen Militärtrostfrauen dieimmernochlaufendeDebatteumihreEntschädigung entstandenist.GegenseitigeAnschuldigungen,MisstrauenundIgnoranzhaben dieseZeitengeprägt.SohatdieGeschichtevon1910bis1945nocheineweit hinausreichendeWirkungsgeschichtedesLeidensunddesschmerzhaftenErin nernsaussichherausgesetzt.BeideLändersindsichjedochbewusst,dassesfür beidemöglichunderforderlichist,sichgemeinsamfüreinekonstruktiveund hoffnungsvolleZukunftaufderBasisvongegenseitigemVertrauenundVersöh nungeinzusetzen. 356

ImnächstenAbschnittsolldieDimensionderZukunftindieserDebatteumdie Vergangenheitsinterpretationbeleuchtetwerden.

356 KimHosup,»DiesüdkoreanischjapanischenBeziehungen:TrendsundPerspektiven«,31. 3.3InderZukunftwollenalleversöhntsein 149

3.3 In der Zukunft wollen alle versöhnt sein

3.3.1 Die Bedeutung der gemeinsamen Erklärung vom Oktober 1998

DiegemeinsameErklärungvomOktober1998,diezwischendemdamaligen südkoreanischenPräsidentenKimDaeJungunddemjapanischemPremierObu chiKeizoabgegebenwurde,istvonbesondererBedeutung.DieseEinigunghat ihrewesentlicheBotschaftdarin,dassdieGeschichtedesLeidensbeiderLänder mitHilfeeinerneuenAufgabeüberwundenwerdensoll:dieEntwicklungzu kunftsorientierterBeziehungen. 357 BemerkenswertandieserErklärungistalsodie BetonungderZukunftsorientierungderjapanischsüdkoreanischenBeziehungen. JedochgibtdiesesDokumentnichtnurderZukunft,sondernauchderAufarbei tungderVergangenheitbesonderesGewicht,undzwarmehralsjedeandereEr klärungzuvor.DirektbestätigtwurdevonbeidenStaatsoberhäuptern,dassdie AufarbeitungderVergangenheitweiterhineinwichtigesThemableibe. 358 Indie sergemeinsamenErklärunghobdiejapanischeRegierungsogarhervor,dasses hinsichtlichderInterpretationderGeschichtebeifolgenderFormulierungbleiben solle:»WirentschuldigenunsvonHerzenundaustiefsterEinsichtfürdiezahl reichenSchäden,diedurchdieKolonialherrschaftentstandensind.« 359

Wennmanbedenkt,dassnachdemKriegbiszumJahr1965,alsdiediplomati schenBeziehungenzwischenJapanundSüdkoreawiederaufgenommenwur den,mehrals13JahreanVerhandlungenvergehenmusstenwegenderunter 357 IzumiHajime,»DieFußballWeltmeisterschaftundderNordkoreaBesuchdesjapanischen PremierministersKoizumi:DieBedeutungdesJahres2002fürdiejapanischkoreanischen Beziehungen«,in:IsaDucke,SvenSaaler(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinege meinsameZukunft.Aufgaben undPerspektiven, München:IudicumVerlag, 2004,5168, hier:53. 358 »EsherrschtÜbereinstimmungdarüber,dassesfürdenAufbauverlässlichernachbarschaftli cherBeziehungenim21.Jahrhundertwichtigist,dassbeideLänderihreVergangenheitauf arbeitenundihr[Geschichts]VerständnisaufeineBasisvongegenseitigemVerständnisund Vertrauenstellen.«(ÜbersetzungvonIzumiHajime,in:Ders.) 359 ChungJaeJeong,»DieSchattenderVergangenheitimsüdkoreanischjapanischenVerhält nis«,in:IsaDuckeundSvenSaaler(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsa meZukunft.AufgabenundPerspektiven, München:IudiciumVerlag,2003,89106,hier:98. ImJahr2001wiesdiejapanischeRegierungdiesüdkoreanischenProtestegegendieGeneh migungdesTsukurukaiLehrbucheszurückundbliebaufdemStandpunkt,das»NeueGe schichtslehrbuch«seivonPrivatpersonengeschrieben,undderStaathabeaufgrunddesin derVerfassunggarantiertenRechtsauffreieMeinungsäußerungnichtdieMöglichkeit,den InhaltvonSchulbücherndirektzubeeinflussenoderüberInhaltezuentscheiden.Südkorea solltevielmehrVerständnisfürdiejapanischeSchulbuchpolitikaufbringen. 3.3InderZukunftwollenalleversöhntsein 150 schiedlichenWahrnehmungderGeschichte,dannkann»dieErklärungvon1998 dahersoverstandenwerden,dassdiebeidenPolitikererstmalsihrenklarenWil lenerkennenließen,einenSchlussstrichunterdieendlosenZerwürfnissezuzie hen.Obuchientschuldigtesichdamals»vonHerzenundaustiefsterEinsicht« fürdieKolonialherrschaftJapans.DieseEntschuldigungwurdevonKimDaejung »ernsthaftangenommenundgewürdigt«.GleichzeitigäußerteKimaberauch, dassesanderZeitsei,sichgemeinsamzubemühen,dieunglückseligevergan geneGeschichtezuüberwindenundaufderBasisvonVersöhnungundguter NachbarschafteinezukunftsorientierteBeziehungzuentwickeln.« 360

UmeinezukunftsorientiertePartnerschaft konkret zugestalten, fügtenbeide SeitenderErklärungeinenKatalogvonfünfPunktenhinzu. 361 DieEntwicklungen imJahr2001ließenjedochdieSpannungenwiederansteigen.DieUrsachenwa renderBesuchdesjapanischenPremierministersKoizumiimYasukuniSchrein undeineerneutentfachteAffäreimSchulbuchstreitsowiedasEindringensüdko reanischerFischerbooteindienördlichenSeegebieteJapans.»BesondersdieGe schichtsdarstellunginjapanischenSchulbüchernmachtedenEindruckzunichte, dendieErklärungvon1998vermittelthatte,nämlichdasseinSchlussstrichun terdiebelasteteVergangenheitgesetztwordenwäre.« 362

DasabgekühlteKlimazwischenJapanundKoreatautedannwiederauf,alsdie VorbereitungenfürdiegemeinsameAusrichtung derFußballweltmeisterschaft 2002begannen.SoistdurchdieErfahrungdergemeinsamenAusrichtungeines großenProjekts,wiedieFußballweltmeisterschaft2002,einBodenfüreinege meinsameBasisdesVertrauensgewachsen.

360 IzumiHajime,»DieFußballWeltmeisterschaftundderNordkoreaBesuchdesjapanischen PremierministersKoizumi.DieBedeutungdesJahres2002fürdiejapanischkoreanischenBe ziehungen«,53. 361 1)ÖffnungdesDialogszwischenJapanundSüdkoreaaufallenEbenen.2)Kooperationzur SchaffungvonFriedenundSicherheitinderinternationalenGemeinschaft.3)Stärkungder wirtschaftlichenZusammenarbeit.4)VerstärkteZusammenarbeitbeiglobalenProblemen.5) FörderungendermenschlichenBegegnungunddesKulturaustauschs. 362 IzumiHajime,»DieFußballWeltmeisterschaftundderNordkoreaBesuchdesjapanischen PremierministersKoizumi.DieBedeutungdesJahres2002fürdiejapanischkoreanischenBe ziehungen«,55. 3.3InderZukunftwollenalleversöhntsein 151

3.3.2 Die Erfahrungen aus der gemeinsamen Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2002

DiegemeinsameAusrichtungderFußballweltmeisterschaft2002warnichtnur alsWeltsportereigniseinErfolg,sondernbrachtevielepositiveFaktorenzurAn näherungbeiderLänderhervor.EinebesondersgroßeSensation,vonderalle MediensowohlinSüdkoreaalsauchinJapanberichteten,warderBesuchdes CousinsdesKaisersundseinerFrauzurEröffnungsfeierinSeoul/Südkorea.Da mithatteerstmalsseitKriegsendeeinMitgliedderkaiserlichenFamilieSüdkorea offiziellbesucht–57Jahredanach. 363

DieFußballweltmeisterschaft2002hatdasGefühlderNähezwischendenNach barländernSüdkoreaundJapanerheblichgestärkt.Jedochzeigteinekonkrete UmfragebeiderjüngerenGeneration,dievonderUniversitätszeitungderUni versitätSeoulundderUniversitätTokio2002gemachtwurde,weiterhindie Ver gangenheitsaufarbeitung alseinenschwierigenFaktorfürdieBeziehungen. 364 DieseSchwierigkeitzeigtaucheinBerichtausdenMedien,indemeinVertreter derjapanischenRechtsnationalensagte:»Ichfreuemich,dasswirdieFußball WMzusammenmitKoreaaustragen.SchließlichwarKoreajamaleinTeilunse resLandes,undvielleichtwirdesdasjawieder.« 365 DieserBerichtlösteinSüd koreagroßesEntsetzenaus.IndenZDFNachrichtenwurdedamalsweiterbe richtet:»MitIgnoranzundArroganz.EinAufschreigingdurchganzAsien–vor allemdieKoreaner,mitdenenJapanindiesemSommerdieFußballWMaustra genwird,reagierenheftigaufJapansIgnoranzundArroganzimUmgangmitder

363 KohariSusumu,»FührteineZukunftsorientierungwirklichineinegemeinsameZukunft?«,in: IsaDucke,SvenSaaler(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsameZukunft. AufgabenundPerspektiven, München:IudicumVerlag,2004,153172,hier:157. 364 »EineUmfragederUniversitätszeitungderUniversitätSeoulundderUniversitätTokiovom 27.Mai2002unterStudentenderjeweiligenUniversitätbrachtez.B.folgendeErgebnisse: 73,2%dersüdkoreanischenStudentenhieltenfüreineVerbesserungderbilateralenBezie hungendieAufarbeitungderVergangenheitfürdenwichtigstenFaktor;60,7%derjapani schenStudentenabernanntendenAustauschaufwirtschaftlicherundkulturelleEbene.Wei tersprachensich72,8%derStudentenderUniversitätSeoulgegenBesuchejapanischerPo litiker im YasukuniSchrein aus, jedoch nur 16,3% der Studenten der Universität Tokio. DurchdieseErgebnissewirddeutlich,dassesgroßeBewusstseinsunterschiedeinbeiden Länderngibt.Solltendiesenichtnivelliertwerden,istzubefürchten,dassdaszurZeitvor handeneGefühlderNäheundVertrautheitbaldwiederschwindet.«SoChungJaeJeong, »DieSchattenderVergangenheitimsüdkoreanischjapanischenVerhältnis«,in:IsaDucke, SvenSaaler(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsameZukunft.Aufgaben undPerspektiven, München:IudicumVerlag,2004,89106,hier:90. 365 http://www.zdf.de/ZDFde/druckansicht/0,1986,2001444,00.html, (27.12.2004) 3.3InderZukunftwollenalleversöhntsein 152

Vergangenheit, das Verhältnis zwischen WMGastgebern ist äußerst angesäuert.« 366

AufkoreanischerSeitegabesaufgrundderobenbeschriebenenMeinungsäuße rungengroßeUnruheimLand.DiesfandjedochwährendderVorbereitungen fürdieFußballweltmeisterschaft2002statt.WährendderAustragungselbstkam eszueinigenEnttäuschungenaufjapanischerSeite.Zunächstgabeszwarver einzeltantikoreanischeStimmen,diewegendesAusscheidensJapansunddes WeiterkommensSüdkoreasmitNeidversehenwaren. 367 Trotzdieservereinzelt auftretendenStimmenließensichdiepositiveStimmungbeiJapanernundihre positiveEinstellungzudenkoreanischenMitausrichternnichtumkippen.Doch beimSpielJapanTürkeiam18.Juni2002unterstütztennachAngabender Mai nichiShinbun(japanische) und ChosonIlbo (südkoreanischeTageszeitung)nur 29%derSüdkoreanerJapan.EineweiteresüdkoreanischeTageszeitung Joong AngIlbo vom21.Juni2002brachteabereineganzbemerkenswerteBerichter stattung.UnterdemTitel»Südkoreakommtweiter,Japanscheidetaus:ge mischteGefühle«schriebsieüberdieHaltungdersüdkoreanischenZuschauer selbstkritisch.»EinjapanischerSenderhatüberseinenKorrespondenteninSeoul berichtet,dassbeimerstenTorderTürkei[beimSpielgegenJapan]dieSüdko reanergejubelthätten.DieswarsichernureineMinderheit,abereinsstehtfest: solangewirunsnichtvomimmernochexistenten»JapanKomplex«befreien, könnenwirnichtaufeinezukunftsorientierteEntwicklungunsererBeziehung hoffen.[…]DieJapanerbegeisternsichfürunsereFilmewie»Swiri«oder»JSA –JointSecurityArea«undmögeninzwischen Kimchi (eingelegterChinaKohl, wieerinKoreajedemGerichtbeiliegt)lieberalsihreneingelegtenRettich( taku an ).Sonähernsiesichunsimmerweiteran,undnunsolltenwirunseinmalfra gen, wie auch wir uns um die Verbesserung der Beziehungen bemühen können.«

WährendundvordergemeinsamenAusrichtungderFußballweltmeisterschaft 2002wurdennichtnurdie FehlendeVergangenheitsbewältigung invielensüdko reanischenMedienkritisiert,sondernauchdieemotionalenReaktionenderKo

366 Ebd. 367 KohariSusumu,»FührteineZukunftsorientierungwirklichineinegemeinsameZukunft?«,in: IsaDucke,SvenSaaler(Hg), JapanundKoreaaufdemWegineinegemeinsameZukunft. AufgabenundPerspektiven, München:IudicumVerlag,2004,153172,hier:158. 3.3InderZukunftwollenalleversöhntsein 153 reaner.DiegemeinsameAustragungdieserFußballweltmeisterschaftbleibtbis heuteinpositiverErinnerung,weilesdasersteundeinzigegroßegemeinsame Projektwar,dasbeideLänderetwasnähergebrachthat.BeidieserGelegenheit konntennichtnurJapanerundKoreanerihreEinstellungzumAustragungspart nerzumPositivenwenden,sondernauchihreeigenen Schattenseiten selbstkri tisch beleuchten – wie das Beispiel aus der südkoreanischen Tageszeitung JoongAngIlbo zeigt.

3.3.3 Zusammenfassung zu »In der Zukunft wollen alle versöhnt sein«

DiegemeinsameErklärungvomOktober1998warinderBeziehungzwischen KoreaundJapaneinAuslöserfüreineÖffnungaufbeidenSeiten.NichtnurKul turgüterstandennunvoroffenenTüren,sondernauchReisendenachbeiden Seitenbenötigtennach4JahrenintensiverVerhandlungenkeineEinreiseerlaub nisse(Visum)mehr.TrotzeinigerAusschreitungenundkurzzeitigerKontrover sen(wiedieSchulbuchaffäreimJahr2001)konntendieVereinbarungenausder gemeinsamenErklärungeingehaltenundsogarteilweisepositivweiterentwickelt werden.ObdieseErklärungdieBedeutungeines politischenBußrituals 368 erlan genwird–daraufmusszunächstgeduldiggewartetwerden.

DiegemeinsameErklärungvon1998hatdieBasisgeschaffen,aufdiesichdann diegemeinsameAusrichtungderFußballweltmeisterschaftstützenkonnte.Ge stütztvondiesergemeinsamenErklärungwurdedieWeltmeisterschaftvonder BegeisterungundEuphoriedergemeinsamenAustragunggenährt.Dennochhat dieErfahrungderSpielegezeigt,dassdieLastdererinnertenVergangenheit starkindenHerzenderMenschenverhaftetist.Jedochhatsichgleichzeitigge zeigt,dasseinezukunftsorientierteWegweisung–wennauchsymbolisch,oder vielleichtweilsiesymbolischist–zusammenmitdenkonkretenErfahrungender KooperationfürbeideSeitenkonstruktivist.

368 HermannLübbe, Ichentschuldigemich.DasneuepolitischeBußritual, Berlin:BerlinerTa schenbuchverlag,2003. 3.4ZusammenfassungzuTeil3HürdederVersöhnung:VerfestigteErinnerungeninKoreaund Japan 154

3.4 Zusammenfassung zu Teil 3 Hürde der Versöhnung: Verfestigte Erinnerungen in Korea und Japan

IndiesemKapitelwurdendie OrtederErinnerung anhandeinerForschungsreise ausführlichanalysiert.Dabeiwurdeuntersucht,welcheGeschichtsinterpretation indieserErinnerungzutagetritt.Eswurdefestgestellt,dassdieArtundWeise derErinnerungeinerOpferperspektivefolgt,dieinbeidenLänderndieeigene Täterschaftausblendet.NachaußenwirdjeweilsdieeigeneOpferperspektive oderdieAggressionderanderenSeitedargestellt.Dagegenwerdendieeigenen AktederAggressionunddieOpferderAnderenkaumdargestellt.

DieUntersuchunghatgezeigt,dassnichtdieBeschäftigungmitdenAbläufen derVergangenheitselbst,sonderndieEinstellungzurVergangenheiteinensehr großenTeilderVergangenheitsaufarbeitungeinnimmt.Auchistdeutlichgewor den,dassdasjeweiligeporträtierte Gegenüber derOpfer(z.B.›dieJapaner‹) fälschlichalsmonolithischeGrößegesehenwird.DennwiedieUntersuchungen der OrtederErinnerung hervorheben,müssenauchinnerhalbeinesLandesviele UnterschiedeindenTäterundOpferrollenwahrgenommenwerden,diezum Teilauchöffentlichsichtbargemachtwerden.NiemalsgäbeesalsoeineRecht fertigungdafür,dasGegenüberals dumpfeMasse zubezeichnen.

Nicht nur der Beispielkontext KoreaJapan zeigt, dass es grundsätzlich wohl schweroderunmöglichist,zwischen ausschließlichen TäternoderOpfernzuun terscheiden–besondersdann,wenndasEreignisschonmehrereGenerationen zurückliegt.DieseSchwierigkeitdarfabernichtdaranhindern,konkreteKriegs verbrechenzuerkennenundzuahnden.DasBeispieldafüristdasProblemder Militärtrostfrauen, dasimmernochaufderTagesordnungstehtunddaraufwar tet, gelöst zuwerden.NurinsehrwenigenFällenderKoreaJapanBeziehung wirdeineklassischeFormvonSchuldbekenntnisundVergebungstattfindenkön nen.DennwennsichdiegegenüberstehendenParteiennuralsOpferderjeweils anderenSeitesehen,wirddieklassischeFormderVersöhnungnichtverwirklicht werdenkönnen.

WiekönnendannbeideSeitenzueinerVereinbarunggelangen,inder jedeih 3.4ZusammenfassungzuTeil3HürdederVersöhnung:VerfestigteErinnerungeninKoreaund Japan 155 reneigenenAnteilbekommt unddamitbefriedigtist,wiedieandereSeitesie sieht?(SieheTeil1Terminologie»Versöhnung«.)Ineinerkulturellgemischten SituationdieserKomplexität,wieesdievonKoreaundJapanist,stehensich Kollektiveeinandergegenüber.DieseSituationpasstnichtmehrineineindimen sionales TäterOpferSchema hinein. In diesem Kontext möchte ich nun im nächstenAbschnittdieRollederevangelischenKircheinSüdkoreauntersuchen, dieeszunehmendalsihreAufgabeerkannthat,fürdieVersöhnungzwischenJa panundKoreazuarbeiten. Teil4:DieVersöhnungsaufgabenderKircheimgesellschaftlichenUmgangmitSchuldund Vergebung 156

Teil 4: Die Versöhnungsaufgaben der Kirche im gesellschaftlichen Umgang mit Schuld und Vergebung

4.1 Die Kirche am ›Runden Tisch‹

Washiermit›Kirche‹gemeintist,sollnichtfürdie›Kirche‹imAllgemeinengel ten.VielmehrmöchteichhierVorschlägemachenfürdieAufgaben,dieHand lungsmöglichkeiten und den Handlungsrahmen der südkoreanischen Kirchen. WennichhiervonKirchespreche,istjeweilsdiesüdkoreanischeKirchegemeint, inderRegeldieprotestantische.

VonderKircheals›OrtderVersöhnung‹ineinerGesellschaftzusprechenund sichdafüreinzusetzen,derKircheeinegewisseLegitimitätfüreinegesellschaftli cheVersöhnungsaufgabeinschwierigenSituationen–beispielsweisedenindie serArbeitdargestellten–zuzusprechen,könntealsunangebrachtekirchliche ›Obrigkeit‹überdieGesellschaftmissverstandenwerden.NichtnurimHinblick aufdenmultireligiösenKontext(Südkorea,Japan),sondernauchvomSelbst verständnisderKircheherwäreeinsolcheRollenzuweisungnichtzuverantwor ten.TheodorAhrensbringtdiesklarzumAusdruck,indemersagt:»Kirchensind empirischbetrachtetkeineswegsdurchgängigalsversöhnlicheundversöhnende Gemeinschaftenzuerkennen.JederGestusderSelbstzufriedenheitwäreunan gebracht.WiealleanderenundmitallenanderenstehenauchdieKirchenim Zwielicht.« 369 DieseErkenntnisistbesonderswichtigimKontextundimBezug aufdenGegenstanddieserArbeit–dieBeziehungzwischenJapanundKorea,in derdieLastderVergangenheiteinezentraleRollespielt.Sieistaberauchwich tigimKontextdersüdkoreanischenKirche,diesichnachderBefreiungausder japanischenKolonialherrschaftinzweiLagergespaltenhat.DiesesZwielicht,in

369 TheodorAhrens, »Versöhnunginder ökumenischen Diskussion«,171.SoauchJohnde Gruchy,a.a.O.,5.:»FromaChristianperspective,theChurchisfundamentaltothedoctrine ofreconciliation.Reconciliationisnotanahistoricalideaoranacademictheorybutatangible experienceoflivingtogetherincommunity.Theologicallyspeaking,thisreferstothesacra mentalembodimentofthenewhumanity.Understoodinthisway,theChurchisanagentof reconciliation,representingitsembodimentinhistory.ButtheChurchisbynomeansapar agonofreconciliation,quitethecontraryistoooftentrue.Sotherelationshipbetweenthe Churchasempiricalrealityanditsstruggletobetruetoitssacramentalnatureisofcritical importance.« 4.1DieKircheam›RundenTisch‹ 157 demKirchenstehen,hatdaherzumEinenBedeutungfürdasSelbstverständnis als›Kirche‹und›GemeinschaftinChristus‹indersüdkoreanischenGesellschaft, zumAnderenfürdieBeziehungendersüdkoreanischenKirchenuntereinander. 370

DassselbstimUmfeldderKirchedasbiblischtheologischeVerständnisvonVer söhnungnichtalseinheitlichbelegtwerdenkann,bringendieimTeil2dieser ArbeitverwendetenStudienvonCilliersBreytenbachgutzurGeltung. 371 Dass »Versöhnung«imchristlichenSinnedieVersöhnungstatGottesbedeutet–dar übersindsichdieKircheninihrentheologischenAuslegungeneinig.Jedochbe schreibtCilliersBreytenbach,dassdasVerständnisvomGebrauchdesVersöh nungsbegriffsbeiPaulusnichteinheitlichist.(SieheTeil2dieserArbeit)Indie serArbeitfolgeichdenDarstellungenvonCilliersBreytenbach.Beiihmwirdaus traditionsgeschichtlicherPerspektivebesondershervorgehoben,dass»Versöh nung«aufkeinenFall»Sühne«impliziert.AusseinenStudiengehthervor,dass derBegriff»Versöhnung«ausdemdiplomatischenSprachgebrauchdurchPaulus ineinereligiöseDimensiongehobenwird,nämlichindiederVersöhungstatGot tes.

IchmöchtehierderKirchenichteineRollezuschreiben,geschweigedennzumu ten,dersienicht›gewachsen‹istunddiesieauchnichtübernehmensollte.Der Kirchemöchteichehervorschlagen,dasssiezweiRollengleichzeitigüberneh mensollte.Dieeineisteinevermittelnde 372 ,dieandereeineselbstbeteiligteRol le.DieseDoppelrollesolldieÜberschriftdiesesAbschnittsausdrücken:»DieKir cheam›RundenTisch‹«. 373 Damitsollklargestelltwerden,dassdieKirchekei

370 NachderBefreiung(15.August1945)spaltetesichdiekoreanischeKircheinzweiLager:Auf einerSeitestandendieKirchen,diesichmitdenBesatzernarrangierthatten,aufderande renSeitestandendieKirchen,diekompromisslosenWiderstandgeleistethatten.ImGroßen undGanzenkämpftendieKircheninKoreagegendiejapanischeKolonialherrschaft,dochim Rahmender»Japanisierung«,inderdiejapanischeKirche(Kyôdan)diekoreanischeKirche zwang,dieselbeHaltungzum»GroßenOstasiatischenKrieg«einzunehmen,kameszurSpal tunginnerhalbderkoreanischenKirche.VordemGottesdienstwurdenzuallererstdasBild desTennoverehrtunddanachwurdederGottesdienstfortgesetzt.Wersichdagegenstellte undWiderstandleistete,wurdeinsGefängnisgesteckt,wurdezumMärtyrergemacht.(Sie he:KimijimaYosaburo,»BelasteteBeziehungen,DiejapanischenundkoreanischenKirchen redenwiedermiteinander«,in: EvangelischesMissionswerkinDeutschland(EMW)(Hg), Korea& Japan.DerschwierigeWegderVersöhnung, Hamburg:2002,210213,hier:210211.) 371 AuchimökumenischenUmfeldwirdesnochlangedauern,dieRollederKircheinGottesver söhnenderMissionauszuloten.WievonJacquesMattheydargestellt,istdasVerständnisvon missio dei und missioecclesiae vonKonfessionzuKonfessionunterschiedlichgeprägt.Jac quesMatthey,»VersöhnungimökumenischenDiskurs«,185. 372 GeikoMüllerFahrenholzsprichtvon»GoBetweenFactor«derKirche:GeikoMüllerFahren holz, TheArtofFogivng, 3435. 373 DassdieKircheinderRolleals›Vermittler‹nichttatenloszusehendarfundkann,zeigtder 4.1DieKircheam›RundenTisch‹ 158 neswegsimZentrumderWeltstehtundschongarnicht–wieobenbemerkt– dieFunktioneiner›Obrigkeit‹,alsoeines›Schiedsrichters‹übernehmenkann. DieKirchemusssichimKlarendarübersein,dasssieauchKoalitioneneingehen mussmitanderengesellschaftlichenTrägern,dienichtchristlichodernichtreli giössind.

Esgiltalso,dieVersöhnungsaufgabeam›RundenTisch‹wahrzunehmen.Dazu möchteichhiergerneandenerstenTeildieserArbeit(Teil1:Terminologie)an knüpfen.DortwurdenBegriffewie»Versöhnung«,»Vergebung«undanderese mantischausgelegt.DersinokoreanischeBegrifffür»Versöhnung«setztsich auszweiZeichenzusammen:Harmonie( 和)undLösen,Loslösen,bzw.Befrei en 374 ( 解). (Näheres über die Bedeutung dieses Schriftzeichens siehe1.1.3). ÜbertragenaufdasBilddesRundenTischeswäredieVersöhnungsaufgabeder KircheimsinokoreanischenKontextalsofolgende:»Harmonie«dürfteam›Run denTisch‹nicht›HarmonieunterGleichen‹bedeuten.Denndieswärederselbe schmerzerzeugendeWeg,dendiejapanischeRegierungimZweitenWeltkriegim EiferdesAufbauseiner»PanAsiatischenWohlsstandssphäre«beschreitenwoll te:AllesindgleichinderantikolonialenFrontstellung,aberEinerentscheidetfür alleundzwingtindiese»HarmonieunterGleichen«,undwirddadurchselbst zumKolonialherren.

Esgehtam›RundenTisch‹allerdingsauchnichtdarum–wiediesüdkoreani scheKircheöfterszutunpflegt–denanderenbzw.dieanderenGesprächspart nerzumChristentumzubekehren.HierwürdedieVersöhnungsaufgabezuei nemfalschenHarmonieverständnisführen,dassnämlichVersöhnungdannge schieht,wennalleChristensind.

IchfindeimsinokoreanischenKontextvielmehreinenHinweisdarauf,dasshier rechtverstandeneineAnknüpfungandiebiblischeEinladungzurVersöhnung gut möglich ist. Das zweite Schriftzeichen deutet nämlich an, dass »Versöhnung«,bzw.»Harmonie«verknüpftistmit»Lösen,Entknoten«.Auch wenndieGesprächspartnerverschieden,odergarzerstrittensind,giltes,eine »Harmonie«aufzubauen,indernichtnurdieProbleme»gelöst«werden,son

BeitragderKirchenzumFriedensprozessinElSavador.Siehe:KlausWilkens,»DerBeitrag derKirchenzumFriedensprozessinElSalvador«, ZeitschriftfürMission, 3(2005),192200. 374 DieseszweiteSchriftzeichenwirdbeidemsinokoreanischenBegrifffür»Befreiung«alsers tesZeichenverwendet. 4.1DieKircheam›RundenTisch‹ 159 dernauchjederTeilnehmeram›RundenTisch‹fürSichstehenmuss,ohnedass ihmeineeinheitliche»Harmonie«aufgezwungenwird.375

AuchdersinokoreanischeBegriffder»Vergebung«kann–wennsorgfältigaus gelegt–denPlatzderKircheam›RundenTische‹verständlichmachen.»Verge ben« bedeutet im alltäglichen Sprachgebrauch »jemandem die Schuld verzeihen«(Siehe1.2.1»Vergebung«,»Koreanisch«).BeimnäherenBetrachten fälltjedochauf,dassdieZusammensetzungdereinzelnenSchriftzeichen(Siehe 1.2.1»Vergebung«,»Koreanisch«)dieEinstellung,dieeineVergebungermög licht,andeutet,nämlich:denanderenzuakzeptierenalseinenMenschen,der ebensowieichselbstSchmerzenalsauchFreudeempfindet,denanderensozu akzeptieren,wieerist.VersöhnungamRundenTischheißtalsonicht,dassder Anderedannmitmirversöhntist,wennersoistwieich,odererstdann,wenn wirVersöhnungunterunsgemachthaben,sonderndasswiralsinGottVersöhn teLösungenfürunsereGegnerschaftfindenkönnen.

BeidenBemühungenfürVersöhnungam›RundenTisch‹inSüdkoreasindnicht alleTeilnehmergleichgesinnt.ChristlichealsauchnichtchristlicheTeilnehmer, sowieauchTeilnehmer,dieeinstmitderjapanischenKolonialherrschaftkollabo rierthaben,undaucheineinsichselbstgespalteneKirche,nehmenPlatzam ›RundenTisch‹.DieAuslegungdessinokoreanischenBegriffsder»Vergebung« kanneinZugangzumVerständnisderchristlichenBotschaftderRechtfertigung sein.BeidenBegriffenliegtdieAkzeptanzundAnerkennunginzwischenmensch lichenBeziehungenzugrunde,dienachdemsinokoreanischenBegriffaufder Naturberuht(beideSeitenAkzeptierensich›wiesiesind‹)undbeiderchristli chenRechtfertigungliegtdieBegründungbeiderRechtfertigungdurchGott. DiesbedeutetkeineGleichsetzungbeiderBegriffe.Aberdersinokoreanische Begriffstelltsichals›Anknüpfungspunkt‹zumVerständnisderchristlicheRecht fertigung(slehre)fürMenschenausnichtchristlichemUmfelddar.

DieRollederKircheals Brückenbauerin und Vermittlerin ,wieihreVersöhnungs aufgabebeispielsweiseaufderÖRKWeltmissionskonferenzinAthen2005 376 dar gestelltwird,sollabernichtbedeuten,dassdieKircheinirgendeinerArtund Weiseeine»missiologischeRechtfertigungeinerNeutralitätindenKonfliktender

375 NäheresdazuinTeil3,»Hiroshima«. 376 CWMEConferencePreparatoryPaperNo.10 ,http://www.mission2005.org. 4.1DieKircheam›RundenTisch‹ 160

Welt«erhaltenkann. 377 Denndannwürdeihre›SolidaritätmitdenArmenund Verwundeten‹,sowieihrmöglicherBeitragdazu,dassbeideSeiteneine›Entblö ßung‹ 378 erleben,inFragegestellt.»Esgehtalsodarum,einesubtileVerbindung oderBalancezufindenzwischenklarerStellungnahmefürdieVerwundeten,die OpferundderAufrechterhaltungoderWiederherstellungvonverwundetenoder zerstörtenBeziehungen.« 379 DasbedeutetfürdieKircheimKontextdieserAr beit:DieKirchedarfkeinesfallseinseitigParteiergreifen,indemsiedieandere Seitevernachlässigtodergarverachtet.FürdieKircheinSüdkoreaistesviel mehrwichtig,andieWundenderVergangenheitzudenken,indersieimLande zwischendieFrontendersogenanntenevangelikalenGruppeunddermehrsozi alpolitischengagiertenGruppegeriet.WährendderKolonialherrschaftderJapa nerhatsichdieKirchezwarzueinerstarkenGegenkraftundzugleichzumHoff nungsträgerderdamaligenkoreanischenGesellschaftetabliert,jedochkonnte siesichvonihrerantijapanischenAusrichtungzuschnellverabschieden,um zwischenSüdkoreaundJapanihreVersöhnungsaufgabewahrzunehmen.

EinBeitragderKircheamRundenTischkannsein,»Versöhnung«undnichtnur »Befreiung«alsdasZielvorAugenzuhaben.SokönntesiedenParteienhelfen zuverstehen,dassesnicht›nur‹darumgehenkann,ungerechteSituationenzu beseitigen.WoUngerechtigkeitbeobachtetunderkanntwird,mussgemeinsam anihrerBeseitigunggearbeitetwerden.JedochliegtdasZielderVersöhnung darin,eineneueGesellschaftinGerechtigkeitzuentwickeln,inwelcherverfein deteMenschenundGruppeninZukunftmiteinanderlebenkönnen.DieVersöh nungsbotschaftderKirchegehtvomKreuzestodJesuChristiaus.Dasbedeutet, dassdieVersöhnungsbotschaft,diesielebtundverkündet,alsKreuzesbotschaft fürdieKircheselbstkeinGarantdesErfolgesundeinesHarmoniemodellssein kann.SelbstinungerechtenSituationenlebtsiedieVersöhnungundlässtdie Versöhnungerleben.Aberwiekanndasverwirklichtwerden?

HiermöchteichzurückgreifenaufdievonGesineSchwanaufgestelltenThesen (sieheTeil2dieserArbeit). 380 SiesindimGroßenundGanzendiejenigenSchrit

377 JacquesMatthey,a.a.O.,187. 378 GeikoMüllerFahrenholz,a.a.O.,25. 379 »EsisteineMissionderprophetischengagiertenVermittlerrolle(Mediatorenrolle),dievon beidenSeitenalsVerratempfundenwerdenundsomitauchVerfolgungennachsichziehen kann.«JacquesMatthey,a.a.O.,188. 380 DieThesenvonGesineSchwanfasstTheodorAhrenswiefolgtzusammen:(1)Anerkennung 4.1DieKircheam›RundenTisch‹ 161 te,dietatsächlichinvielenProzessender»VersöhnungsundWahrheitskommis sion«inSüdafrikastattgefundenhaben.EinVersöhnungsprozessvollziehtsich abernichtnuraufderEbenederdirektenKonfrontationvon›Täter‹und›Opfer‹. WennsichnacheinerodermehrerenGenerationenNachfahrender›Täter‹oder ›Opfer‹begegnen,kommtimWesentlichendie›Erinnerung‹oderauchdie›Erin nerunganErinnertes‹insSpiel.Hiersindesdiegegensätzlichen›Wahrheiten‹, diedieKommunikationzwischenbeidenParteiengefährden.DieKirchekannin solchenProzessennichtnureinevertrauenswürdigevermittelndeRollehaben, sondernauchdenRaumbieten,indemsichMenschenbegegnenund›ihre‹ Wahrheit darstellen können, ohne fürchten zu müssen, von der Gegenseite ›falsch‹verstandenodergardiskriminiertzuwerden.Denn,wieJacquesMatt heyinVorbereitungaufdieWeltmissionskonferenz2005zu»Versöhnung«sagt, kann »diese»andereWahrheit«alsGegensatzzumoffiziellenSchweigener scheinenoderalsBerichtigungvonfalschenInformationenundderVerzerrung derRealität.« 381

DieKircheselbstalsTeilnehmerin›amRundenTisch‹gemeinsammitanderen gesellschaftlichenTrägernkannnämlichgleichzeitigeinenRaumdesVertrauens undderSicherheitbieten.Der›Raum‹oderauch›Rahmen‹,dendieKirchebie tenkann,ist›vertrauenswürdig‹,dadieKirchebeidenSeitendenVertrauensvor schussgibt:sieweißvonderNotwendigkeitdereigenenBußealsBeginndes Evangeliumsüberhaupt(Markus1,15),dereigenenSchuld,vonderNotwendig keitderSelbstreflexion.DadurcherhebtsichdieKirchenichtüberdieanderen gesellschaftlichenTräger.SiebietetabereinenRaumdesVertrauens,einensi cheren Raum. Dass die Kirche einensolchenRaum anbieten und sichdarin selbstbeteiligenkann,zeigendieDarstellungenvonManfredJosuttis(»Heilsa

derTatsachen:Wissen,wasgeschehenist,undspeziell,welcheRolledieEltern,dievorige Generationdabeihatten.(2) BegreifendermoralischenBedeutungdesGeschehens: Nicht nurdieTatsachenverstehen,sondernauchdiemoralischeBedeutungfürdieElternundfür dieeigenemoralischeVerantwortungauszulotenversuchen.(3)Sichdenaufbrechenden Emotionenstellen, dieeigeneBeteiligungaufeineremotionalenEbeneernstnehmenund bearbeiten.DenKonfliktspürenzwischendenneuerlebtenEmotionenunddengutenBezie hungenzudenTäterEltern.(4)Integration:WissenundErmessendermoralischenBedeu tungunddieunterschiedlichenemotionalenReaktionenindieeigeneHaltungintegrieren unddabei Verantwortlichkeit lernen.Freilich:nichtalseigeneSchuldinternalisieren,was nichtunsereSchuldist: TheodorAhrens,»VersöhnunginderökumenischenDiskussion«, Zeitschrift fürMission, 3(2005),162173,hier:167168. 381 JacquesMatthey,a.a.O.,181. 4.1DieKircheam›RundenTisch‹ 162 merAustausch). 382

DadurcherhebtsiezwarnichtdenAnspruchaufdieFunktiondes›alleinigen‹ gesellschaftlichenTrägersvonVersöhnungsarbeit,abersiekanneinenwichtigen undwesentlichenBeitragdazuleisten,dassinProblemenundKonfliktendie WahrheitderAnderenunbedingtGehörfindenmuss.DieWahrheit,diesichver erbt,dieerinnertwirdundsichimBewusstseinderMenschenverfestigt–kurz: dietradierteErinnerung,istdiewesentlicheHürde,dieeszuüberwindengilt, wenneszurVersöhnungzwischenKonfliktparteienkommensoll,wieindieser ArbeitamBeispielvonKoreaundJapanbeschriebenwird.Ineinemsehrlangen, schierunendlichenProzessderVersöhnung,indemesdieverfestigteErinnerung zu überwinden gilt, die ihrerseits kollektiv gespeist wird durch verschiedene ›OrtederErinnerung‹ 383 ,wirddieKircheeinewichtigeAufgabewahrnehmen müssen–nicht›nur‹alsTeilnehmeram›RundenTisch‹.

382 ManfredJosuttis, DieEinführungindasLeben, Gütersloh:GütersloherVerlagshaus,2004, 116,124. 383 SieheTeil3.1.2»OrtederErinnerung«dieserArbeit. 4.2DieKirchealsTrägerundFörderereinerversöhnendenGesellschaft 163

4.2 Die Kirche als Träger und Förderer einer versöhnenden Gesellschaft

DieKirchekannsichnichtnuralsTeilnehmerineinesForumssehen,diesichfür dieVersöhnungzwischenJapanundKoreatheologischwieauchgesellschaftlich einsetzt.DassdieKircheauchkonkreteAufgabenwahrnehmenkannundauch soll,indenendas»VersöhntseinmitGott«erlebbarundzusammenmitdenMit menschenpraktizierbarist,zeigendasersteFallbeispielinderEinleitung(Begeg nungmitjapanischenStudenten)dieserArbeitunddieErgebnissezahlreicher ›Begegnungstagungen‹desEvangelischenMissionswerksinSüdwestdeutschland (EMS,Stuttgart).

IchkommehierzurückaufdasersteFallbeispielinderEinleitung.Inderkorea nischenKirchehattensichjährlichjapanischeundkoreanischeStudentengetrof fen.DasvonmirgeschilderteEreigniseskaliertenicht,dadasTreffenvonzwei vertrauenswürdigenPersonengeleitetwurde,demPastorderkoreanischenGe meindeunddemleitendenjapanischenProfessor.DiesebeidenPersonenwaren zudemseitderjapanischenKolonialzeitengbefreundet,waszusätzlichfürdas gegenseitigeVertrauenwichtigwar.SchließlichwarauchderOrtentscheidend, andemsichdieMenschenbegegneten.

Aberesgehtnichtimmerumden›Ort‹,umsichgeborgenundsicherzufühlen. Es kann auch der ›Rahmen‹ einer Veranstaltung sein, der den Teilnehmern einensicherenRückhaltbietet.Dafürsinddiezahlreichen›Begegnungstagun gen‹desEMSeinBeispiel.ÖfterwirdindenInformationsbriefendesEMSbe richtet,dasszuBeginnsolcherBegegnungstagungeneinerecht›schroffe‹Atmo sphäreherrscht,inderdieTeilnehmerihreBarrierennichtüberwindenkönnen. DochmitderZeitunddurchdieBemühungenvonSeitenderVeranstalterbricht danndasEisundallmählichbeginnenBeziehungenzuentstehen.

Mankannzwarnichterwarten,dassinsolchenBegegnungen›aufAnhieb‹alles geklärtwerdenkann.JedochgebensieeinenwichtigenAnstoßzudemVersuch oderdemWagnis,den›anderen‹verstehenoderwenigstensakzeptierenzuwol len.DassselbstnachsolchenBegegnungennichtallesgeklärtist,undnoch längstnichtdieSchmerzenvergessensind,sollteklarsein.DennRückfällesind 4.2DieKirchealsTrägerundFörderereinerversöhnendenGesellschaft 164 möglich,undsiegeschehenauch.DennochsetzensolcheBegegnungenundEr fahrungeneinenAkzentinderEinstellunggegenüberdemAnderen,sodasseine WiederanknüpfungandieseBeziehungenmöglichwird.

DasssichMenschenaufprivaterEbeneihreeigeneSchuldgegenseitigvergeben können,heißtnicht,dasssiediesauchtunkönnen,wenndieSchuldderkollekti venEbeneangehört.DennochliestmaninverschiedenenBerichten,»imNamen allerJapanerentschuldigeichmich«oder»IchverzeihedenJapanern«.Recht mäßigoderplausibelsindsolcheSätzenicht.SiehabenaberimmerhineineAus wirkungaufdieprivatenBeziehungen,indemsieversuchen,denSchmerzauf beidenkollektivenSeitenunddamitden›Knoten‹zulösen.

FürdiesekollektiveEbeneistdasBeispielder»GemeinsamenErklärungder7. KoreanischJapanischenKirchenkonsultation« 384 zunennen.Hieristhauptsäch lichvonsolidarischerZusammenarbeitbeiderKirchendieRede,dienatürlich ohnegegenseitigesVertrauenundAnerkennungnichtmöglichist.DieBemühun gen,aufdiesichdieKircheneinlassenwollen,undihreZusammenarbeit,diein derZukunftetwasbewirkensoll,sindabernichtabgeschlossen,sondernsind ›unterwegs‹.

DieKirchebefindetsichimKraftfeldbzw.Spannungsfeldzwischen›schonund nochnicht‹.DieKircheverkündetdieBotschaftderVersöhnungGottesindie Welt,die–vonGottesSeiteher–mitihmbereitsversöhntist.DerMenschals Sünder,derabermitGottversöhntist,dervorGottdurchGottesGnadege rechtfertigtist,befindetsichselbstindiesemSpannungsfeld.Soistihmdurch dieVersöhnungstatGottesdieHoffnungaufdieRettungzuteilgeworden.Ich sehedieAufgabederKircheimKontextdieserArbeitdarin,sichnichtnurselbst fortwährendundaufsneueaufdiese›EinladungGottes‹einzulassen,sondern dieseEinladungauchder»Welt«,alsoauchdenanderenTrägernderGesell schaft–dienichtunbedingtchristlichseinmüssen–zuvermitteln.Nichtnur durchVerkündigungdieserBotschaftvonGottesVersöhnung,sondernauchim Lebenundim›Erlebenlassen‹undimFörderndiesesErlebenswirddieKirche inSüdkoreaihrerAufgabealsTeilnehmerinam›RundenTisch‹undals›Trägerin undFörderin‹derVersöhnungsbotschaftgerechtwerdenkönnen.

384 Siehe[Teil41]imAnhangdieserArbeit. 4.2DieKirchealsTrägerundFörderereinerversöhnendenGesellschaft 165

DieKirchebeteiligtsichalsonichtnuramgesellschaftlichenDiskursalseineGe sprächsteilnehmerinunteranderen,umVersöhnungsabsichtenzustärkenund umdasVersöhnungsgeschehenvoranzubringen.Vielmehröffnetbzw.schafftsie ihrerseitsOrte,andeneneinemleichtenVergesseneinschweresErinnernentge gengestelltwird.SiekannsichaufdiesesschwereErinnern,aufdieseschwere Erinnerungeinlassen,weilsievomWortderVersöhnunglebt.EinkonkretesAr beitsfeldderKirche,aufdemsieeinengroßenBeitragimVersöhnungsprozess leistenkann,istdiepastoraleSeelsorge(siehe2.2.3).Siespieltsogareine großeRolleimErinnerungsundHeilungsprozess–nichtnurimkirchlichen,son dern auch im gesellschaftlichen Rahmen. Manfred Josuttis betont allerdings, dassinKonfliktsituationendieBibelkeinesfallsalsGesetzbuchgebrauchtbzw. missbrauchtwerdendürfe. 385 DenndieKircheverstehesichnichtausderBibel alsZwangsnorm,sonderndieKircheverstehesichausderVerkündigung,also ausderVersöhnungstatGottes(siehe2.1.2).SolangedieKircheinSüdkorea diesesschwereErinnernpraktiziertundübt,solangehatsieaucheineRollein derVersöhnungsarbeitinSüdkorea.Siewirddassotun,dassdieindividuellund kollektivtransportiertenErinnerungenverknüpftwerdenmiteinerheilvollen,gu ten,lösendenGeschichte,weil»inunsdasWortderVersöhnunggelegtist«(2. Kor.5,19).EsistdieimEvangeliumJesuChristiangesagteGeschichtevonder wahrhaftenVersöhnungdurchGott.

385 ManfredJosuttis, DieEinführungindasLeben ,131. Literaturverzeichnis 166

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Anhang 182

Anhang

Einleitung

[Einleitung – 1] WichtigeDatenundEreignissezurGeschichteKoreas.

● 57v.Chr.668n.Chr. DreiKönigreiche:Silla,Paekche,Koguryo 373AnkunftdesBuddhismusinKorea ● 668918 ErstesGroßreichunterSillaHerrschaft ● 9181392 KoryoDynastie ● 13911910 YiDynastie ● 1446 EinführungdesAlphabets;japanischerInvasi onsversuchunterHideyoschi. ● 1784 DerinChinaChristgewordeneKoreanerLeeSeoung HuntauftinSeouldieerstenLandsleute ● 1884/1885 AnkunftdererstenamerikanischenMissionare ● 1894 DonghakBauernaufstand

● 1895 EndederchinesischenVorherrschaftüberKoreanach derNiederlageChinasimChinesischJapanischen Krieg ● 1905 KoreawirdjapanischesProtektorat ● 19101945 KoreawirdjapanischeKolonie ● 1.3.1919 GewaltfreieRevolte(SamIL)vonJapanernblutignie dergeschlagen ● 1945 KapitulationJapans,TreuhandschaftderSiegermächte überKorea ● 1948 TeilungKoreas ● 25.6.1950 BeginndesKoreakrieges ● 27.7.1953 UnterzeichnungdesWaffenstillstandsabkommens ● 19481960 "ErsteRepublik"mitPräsidentRHEESyngman(Südko rea) ● 19.4.1960 StudentenprotesteführenzumSturzRHEEs ● 19601961 ZweiteRepublik ● 16.5.1961 MilitärputschunterPARKChungHee ● 26.10.1979 ErmordungPARKChungHees ● 1980 MilitärputschvonOffizierenumCHUNDooHwan; MassakervonKwangju

● 19811987 StaatsoberhauptCHUNDooHwan ● 19871992 StaatsoberhauptRHOTaeWoo ● 1988 Die24.OlympischenSpielefindeninSeoulstatt Anhang 183

● 19931997 PräsidentKIMYoungSam ● Dezember1997 KIMDaeJungwirdPräsident Anhang 184

[Einleitung – 2] WichtigeDatenundEreignissezurGeschichteJapans.

● Jhdtv.Chr. ErsteslosesStaatsgebildevonYamato ● 5.Jhdtn.Chr. EinführungderchinesischenSchrift ● 552n.Chr. EinführungdesBuddhismus ● 1549 BeginnderkatholischenMissionierung(FranciscodeXan vier) ● 16031868 TokugawaShogunat:Japanschließtsichvonderübrigen Weltab ● 16371639 AufstandderChristenführtzuderenAusrottung ● 1868 Shoguntrittzurück;KaiserübernimmtdieweltlicheGe walt ● 18681912 MeijiZeit ● 1889 ErsteVerfassung:JapanwirdkonstitutionelleMonarchie

● 18941895 ChinesischJapanischerKrieg:Japansiegt ● 19041905 JapanischRussischerKrieg:Japansiegt ● 1910 AnnektierungKoreas(bis1945) ● 19311932 JapanbesetztdieMandschurei ● 1940 DreimächtePacktDeutschlandItalienJapan ● 7.12.1941 AngriffaufPearlHarbor(Hawaii); EintrittindenZweitenWeltkrieg ● 6./9.8.1945 AbwurfamerikanischerAtombombenaufHiroshimaund Nagasaki ● 15.8.1945 BedingungsloseKapitulationJapans

● 19.9.1972 RückgabeOkinawasdurchdieUSA ● 7.1.1989 TodvonKaiserHirohito.DerbisherigeKronprinzAkihito wird125.KaiservonJapan ● 17.9.1992 EntsendungvonjapanischenUNOTruppennachKambo dscha;ersterEinsatzderjapanischenSelbstverteidigungs streitkräfteimAusland. ● 12.7.1993 Mindestens161TotenachverheerendemErdbebenmit SpringflutenimNordenJapans ● 17.1.1995 ErdbebenderStärke7,2trifftKobe.Über5.000Todesop fer ● 20.3.1995 "AumShinrikyo"verübtinTokioterUBahnenGiftgasan schläge(12Tote) ● 1.12.1997 DritteKlimakonferenzbeginntinKyoto ● 7.2.1998 BeginnderXVIII.OlympischenWinterspieleinNagano Anhang 185

[Einleitung - 3] ÄußerungenjapanischerPolitikerzumProblem ›Militärtrostfrauen‹.

Date Person Content of the Abusive Language 1990.6.6 SmitzeChutao, ● Military’sComfortWomenpolicywasnotrelatedto DirectoryoftheLabor theJapaneseGovernment. Department ● Itwasdonebyprivatecompanies,soitisdifficult toconductaresearch. 1991.4.24 Onomasayaki, ● Notruthinabductionforcomfortwomen. CouncilorofaJapanese ● Compensationwasdonein1965withtheKorea Embassy Japanclaimsettlement. 1996.5.6 Naganosiketo, ● ComfortWomenwerelicensedprostitutes. JusticeDepartment ● USAandBritainalsohadComfortWomen. 1996.5.30 Itakakidadasi,Member ● Comfortwomendidnotexist oftheParliament 1996.6.5 Okunosaysuke,Member ● Comfortwomenwerevoluntary;thereforethe oftheParliament governmentwasnotinvolved 1996.6.6 Itakakidadasi,Member ● Comfortwomenwerelicensedprostitutes.No oftheParliament truthinabductionbythegovernment(duringan interviewwithKim,SangHee(73)whowasa Japanesemilitary’scomfortwoman) 1996.7.1 Okunosaysuke,Member ● Militarycomfortwomendidnotconsistofentirely oftheParliament abductedwomen ● Noevidencein200,000deathsinNanjing,China 1996.9. SakurawochiYosio, ● ReviewoftheJapanesemilitary’scompulsory 20 PrimeMinister recruitmentofwomenneedstotakeinto considerationofthecircumstanceswhereitwas necessarytohelpthewar 1996.9. Watanukidamisukae, ● Thereweremilitarynurses,butnocomfortwomen 23 Minister existedduringthewar ● Noevidencein200,000deathsinNanjing,China 1997.1. Etokidakami,Ministerof ● Noevidenceinabductionofwomen 15 theParliament 1997.1. KajiyamaSeyiroku, ● Licensedprostitutionsystemduringthewaris 25 MinisterofNational justified.Someofthemwererecruited Defense 1997.2.4 Nisimurasingo,Minister ● StatementsbyEtokidakamiandKajiyamaaretrue. oftheParliament 1997.2.6 SimamuraYosinobu ● Comfortwomenduringthewarprobablywere proudofthemselvestovolunteerfortheJapanese military ● Comfortwomenwererecruitedbyprivate companies,notbytheJapanesemilitary ● MostrecruitmentwasdonebyKoreansorChinese 1997.2.6 NakagawaShoyichi, ● Itisnotclearwhetherabductionofwomenistrue, MinisterofDepartment thereforeitisunfairtowriteaboutabductionon ofEducation textbooks.

(Quelle: http://www.nanum.org/eng/index.html ) Anhang 186

[Einleitung – 4] Der Friedensvertrag von San Francisco 1951.

San Francisco Peace Treaty

1951.09.08

WHEREAStheAlliedPowersandJapanareresolvedthathenceforththeirrelationsshall bethoseofnationswhich,assovereignequals,cooperateinfriendlyassociationtopro motetheircommonwelfareandtomaintaininternationalpeaceandsecurity,andare thereforedesirousofconcludingaTreatyofPeacewhichwillsettlequestionsstillout standingasaresultoftheexistenceofastateofwarbetweenthem;

WHEREASJapanforitspartdeclaresitsintentiontoapplyformembershipintheUnited NationsandinallcircumstancestoconformtotheprinciplesoftheCharteroftheUnited Nations;tostrivetorealizetheobjectivesoftheUniversalDeclarationofHumanRights; toseektocreatewithinJapanconditionsofstabilityandwellbeingasdefinedinArticles 55and56oftheCharteroftheUnitedNationsandalreadyinitiatedbypostsurrender Japaneselegislation;andinpublicandprivatetradeandcommercetoconformtointer nationallyacceptedfairpractices;

WHEREAStheAlliedPowerswelcometheintentionsofJapansetoutintheforegoing paragraph;

THEALLIEDPOWERSANDJAPANhavethereforedeterminedtoconcludethepresent TreatyofPeace,andhaveaccordinglyappointedtheundersignedPlenipotentiaries,who, afterpresentationoftheirfullpowers,foundingoodanddueform,haveagreedonthe followingprovisions:

CHAPTER I

PEACE

Article 1

(a)ThestateofwarbetweenJapanandeachoftheAlliedPowersisterminatedasfrom thedateonwhichthepresentTreatycomesintoforcebetweenJapanandtheAllied PowerconcernedasprovidedforinArticle23.

(b)TheAlliedPowersrecognizethefullsovereigntyoftheJapanesepeopleoverJapan anditsterritorialwaters.

CHAPTER II

TERRITORY Anhang 187

Article 2

(a)JapanrecognizingtheindependenceofKorea,renouncesallright,titleandclaimto Korea,includingtheislandsofQuelpart,PortHamiltonandDagelet.

(b)Japanrenouncesallright,titleandclaimtoFormosaandthePescadores.

(c)Japanrenouncesallright,titleandclaimtotheKurileIslands,andtothatportionof SakhalinandtheislandsadjacenttoitoverwhichJapanacquiredsovereigntyasacon sequenceoftheTreatyofPortsmouthof5September1905.

(d)Japanrenouncesallright,titleandclaiminconnectionwiththeLeagueofNations MandateSystem,andacceptstheactionoftheUnitedNationsSecurityCouncilof2April 1947,extendingthetrusteeshipsystemtothePacificIslandsformerlyundermandateto Japan.

(e)Japanrenouncesallclaimtoanyrightortitletoorinterestinconnectionwithany partoftheAntarcticarea,whetherderivingfromtheactivitiesofJapanesenationalsor otherwise.

(f)Japanrenouncesallright,titleandclaimtotheSpratlyIslandsandtotheParacelIs lands.

Article 3

JapanwillconcurinanyproposaloftheUnitedStatestotheUnitedNationstoplaceun deritstrusteeshipsystem,withtheUnitedStatesasthesoleadministeringauthority, NanseiShotosouthof29deg.northlatitude(includingtheRyukyuIslandsandtheDaito Islands),NanpoShotosouthofSofuGan(includingtheBoninIslands,RosarioIsland andtheVolcanoIslands)andPareceVelaandMarcusIsland.Pendingthemakingof suchaproposalandaffirmativeactionthereon,theUnitedStateswillhavetherightto exerciseallandanypowersofadministration,legislationandjurisdictionovertheterrito ryandinhabitantsoftheseislands,includingtheirterritorialwaters.

Article 4

(a)Subjecttotheprovisionsofparagraph(b)ofthisArticle,thedispositionofproperty ofJapanandofitsnationalsintheareasreferredtoinArticle2,andtheirclaims,inclu dingdebts,againsttheauthoritiespresentlyadministeringsuchareasandtheresidents (includingjuridicalpersons)thereof,andthedispositioninJapanofpropertyofsuchau thoritiesandresidents,andofclaims,includingdebts,ofsuchauthoritiesandresidents againstJapananditsnationals,shallbethesubjectofspecialarrangementsbetweenJa panandsuchauthorities.ThepropertyofanyoftheAlliedPowersoritsnationalsinthe Anhang 188 areasreferredtoinArticle2shall,insofarasthishasnotalreadybeendone,bereturned bytheadministeringauthorityintheconditioninwhichitnowexists.(Thetermnatio nalswheneverusedinthepresentTreatyincludesjuridicalpersons.)

(b)JapanrecognizesthevalidityofdispositionsofpropertyofJapanandJapanesenatio nalsmadebyorpursuanttodirectivesoftheUnitedStatesMilitaryGovernmentinany oftheareasreferredtoinArticles2and3.

(c)JapaneseownedsubmarinecablesconnectionJapanwithterritoryremovedfromJa panesecontrolpursuanttothepresentTreatyshallbeequallydivided,Japanretaining theJapaneseterminalandadjoininghalfofthecable,andthedetachedterritorythere mainderofthecableandconnectingterminalfacilities.

CHAPTER III

SECURITY

Article 5

(a)JapanacceptstheobligationssetforthinArticle2oftheCharteroftheUnitedNati ons,andinparticulartheobligations

(i)tosettleitsinternationaldisputesbypeacefulmeansinsuchamannerthatinterna tionalpeaceandsecurity,andjustice,arenotendangered;

(ii)torefraininitsinternationalrelationsfromthethreatoruseofforceagainsttheter ritorialintegrityorpoliticalindependenceofanyStateorinanyothermannerinconsis tentwiththePurposesoftheUnitedNations;

(iii)togivetheUnitedNationseveryassistanceinanyactionittakesinaccordancewith theCharterandtorefrainfromgivingassistancetoanyStateagainstwhichtheUnited Nationsmaytakepreventiveorenforcementaction.

(b)TheAlliedPowersconfirmthattheywillbeguidedbytheprinciplesofArticle2ofthe CharteroftheUnitedNationsintheirrelationswithJapan.

(c)TheAlliedPowersfortheirpartrecognizethatJapanasasovereignnationpossesses theinherentrightofindividualorcollectiveselfdefensereferredtoinArticle51ofthe CharteroftheUnitedNationsandthatJapanmayvoluntarilyenterintocollectivesecuri tyarrangements.

Article 6

(a)AlloccupationforcesoftheAlliedPowersshallbewithdrawnfromJapanassoonas possibleafterthecomingintoforceofthepresentTreaty,andinanycasenotlaterthan Anhang 189

90daysthereafter.Nothinginthisprovisionshall,however,preventthestationingorre tentionofforeignarmedforcesinJapaneseterritoryunderorinconsequenceofanybi lateralormultilateralagreementswhichhavebeenormaybemadebetweenoneor moreoftheAlliedPowers,ontheonehand,andJapanontheother.

(b)TheprovisionsofArticle9ofthePotsdamProclamationof26July1945,dealingwith thereturnofJapanesemilitaryforcestotheirhomes,totheextentnotalreadycomple ted,willbecarriedout.

(c)AllJapanesepropertyforwhichcompensationhasnotalreadybeenpaid,whichwas suppliedfortheuseoftheoccupationforcesandwhichremainsinthepossessionof thoseforcesatthetimeofthecomingintoforceofthepresentTreaty,shallbereturned totheJapaneseGovernmentwithinthesame90daysunlessotherarrangementsare madebymutualagreement.

CHAPTER IV

POLITICAL AND ECONOMIC CLAUSES

Article 7

(a)EachoftheAlliedPowers,withinoneyearafterthepresentTreatyhascomeinto forcebetweenitandJapan,willnotifyJapanwhichofitsprewarbilateraltreatiesorcon ventionswithJapanitwishestocontinueinforceorrevive,andanytreatiesorconventi onssonotifiedshallcontinueinforceorbyrevivedsubjectonlytosuchamendmentsas maybenecessarytoensureconformitywiththepresentTreaty.Thetreatiesandcon ventionssonotifiedshallbeconsideredashavingbeencontinuedinforceorrevived threemonthsafterthedateofnotificationandshallberegisteredwiththeSecretariatof theUnitedNations.AllsuchtreatiesandconventionsastowhichJapanisnotsonotified shallberegardedasabrogated.

(b)Anynotificationmadeunderparagraph(a)ofthisArticlemayexceptfromtheopera tionorrevivalofatreatyorconventionanyterritoryfortheinternationalrelationsof whichthenotifyingPowerisresponsible,untilthreemonthsafterthedateonwhichno ticeisgiventoJapanthatsuchexceptionshallceasetoapply.

Article 8

(a)Japanwillrecognizethefullforceofalltreatiesnoworhereafterconcludedbythe AlliedPowersforterminatingthestateofwarinitiatedon1September1939,aswellas anyotherarrangementsbytheAlliedPowersfororinconnectionwiththerestorationof peace.JapanalsoacceptsthearrangementsmadeforterminatingtheformerLeagueof Anhang 190

NationsandPermanentCourtofInternationalJustice.

(b)Japanrenouncesallsuchrightsandinterestsasitmayderivefrombeingasignatory poweroftheConventionsofSt.GermainenLayeof10September1919,andtheStraits AgreementofMontreuxof20July1936,andfromArticle16oftheTreatyofPeacewith TurkeysignedatLausanneon24July1923.

(c)Japanrenouncesallrights,titleandinterestsacquiredunder,andisdischargedfrom allobligationsresultingfrom,theAgreementbetweenGermanyandtheCreditorPowers of20January1930anditsAnnexes,includingtheTrustAgreement,dated17May1930, theConventionof20January1930,respectingtheBankforInternationalSettlements; andtheStatutesoftheBankforInternationalSettlements.JapanwillnotifytotheMinis tryofForeignAffairsinPariswithinsixmonthsofthefirstcomingintoforceofthepre sentTreatyitsrenunciationoftherights,titleandinterestsreferredtointhisparagraph.

Article 9

JapanwillenterpromptlyintonegotiationswiththeAlliedPowerssodesiringforthe conclusionofbilateralandmultilateralagreementsprovidingfortheregulationorlimita tionoffishingandtheconservationanddevelopmentoffisheriesonthehighseas.

Article 10

JapanrenouncesallspecialrightsandinterestsinChina,includingallbenefitsandpriv ilegesresultingfromtheprovisionsofthefinalProtocolsignedatPekingon7September 1901,andallannexes,notesanddocumentssupplementarythereto,andagreestothe abrogationinrespecttoJapanofthesaidprotocol,annexes,notesanddocuments.

Article 11

JapanacceptsthejudgmentsoftheInternationalMilitaryTribunalfortheFarEastand ofotherAlliedWarCrimesCourtsbothwithinandoutsideJapan,andwillcarryoutthe sentencesimposedtherebyuponJapanesenationalsimprisonedinJapan.Thepowerto grantclemency,toreducesentencesandtoparolewithrespecttosuchprisonersmay notbeexercisedexceptonthedecisionoftheGovernmentorGovernmentswhichimpo sedthesentenceineachinstance,andonrecommendationofJapan.Inthecaseofper sonssentencedbytheInternationalMilitaryTribunalfortheFarEast,suchpowermay notbeexercisedexceptonthedecisionofamajorityoftheGovernmentsrepresented ontheTribunal,andontherecommendationofJapan.

Article 12

(a)Japandeclaresitsreadinesspromptlytoenterintonegotiationsfortheconclusion Anhang 191 witheachoftheAlliedPowersoftreatiesoragreementstoplacetheirtrading,maritime andothercommercialrelationsonastableandfriendlybasis.

(b)Pendingtheconclusionoftherelevanttreatyoragreement,Japanwill,duringaperi odoffouryearsfromthefirstcomingintoforceofthepresentTreaty

(1)accordtoeachoftheAlliedPowers,itsnationals,productsandvessels

(i)mostfavourednationtreatmentwithrespecttocustomsduties,charges,restrictions andotherregulationsonorinconnectionwiththeimportationandexportationofgoods;

(ii)nationaltreatmentwithrespecttoshipping,navigationandimportedgoods,andwith respecttonaturalandjuridicalpersonsandtheirinterestssuchtreatmenttoincludeall matterspertainingtothelevyingandcollectionoftaxes,accesstothecourts,thema kingandperformanceofcontracts,rightstoproperty(tangibleandintangible),participa tinginjuridicalentitiesconstitutedunderJapaneselaw,andgenerallytheconductofall kindsofbusinessandprofessionalactivities;

(2)ensurethatexternalpurchasesandsalesofJapanesestatetradingenterprisesshall bebasedsolelyoncommercialconsiderations.

(c)Inrespecttoanymatter,however,JapanshallbeobligedtoaccordtoanAllied Powernationaltreatment,ormostfavorednationtreatment,onlytotheextentthatthe AlliedPowerconcernedaccordsJapannationaltreatmentormostfavorednationtreat ment,asthecasemaybe,inrespectofthesamematter.Thereciprocityenvisagedin theforegoingsentenceshallbedetermined,inthecaseofproducts,vesselsandjuridical entitiesof,andpersonsdomiciledin,anynonmetropolitanterritoryofanAlliedPower, andinthecaseofjuridicalentitiesof,andpersonsdomiciledin,anystateorprovinceof anAlliedPowerhavingafederalgovernment,byreferencetothetreatmentaccordedto Japaninsuchterritory,stateorprovince.

(d)IntheapplicationofthisArticle,adiscriminatorymeasureshallnotbeconsideredto derogatefromthegrantofnationalormostfavorednationtreatment,asthecasemay be,ifsuchmeasureisbasedonanexceptioncustomarilyprovidedforinthecommercial treatiesofthepartyapplyingit,orontheneedtosafeguardthatparty'sexternalfinanci alpositionorbalanceofpayments(exceptinrespecttoshipingandnavigation),oron theneedtomaintainitsessentialsecurityinterests,andprovidedsuchmeasureispro portionatetothecircumstancesandnotappliedinanarbitraryorunreasonablemanner.

(e)Japan'sobligationsunderthisArticleshallnotbeaffectedbytheexerciseofanyAl liedrightsunderArticle14ofthepresentTreaty;norshalltheprovisionsofthisArticle beunderstoodaslimitingtheundertakingsassumedbyJapanbyvirtueofArticle15of Anhang 192 theTreaty.

Article 13

(a)JapanwillenterintonegotiationswithanyoftheAlliedPowers,promptlyuponthe requestofsuchPowerorPowers,fortheconclusionofbilateralormultilateralagree mentsrelatingtointernationalcivilairtransport.

(b)Pendingtheconclusionofsuchagreementoragreements,Japanwill,duringaperiod offouryearsfromthefirstcomingintoforceofthepresentTreaty,extendtosuch Powertreatmentnotlessfavorablewithrespecttoairtrafficrightsandprivilegesthan thoseexercisedbyanysuchPowersatthedateofsuchcomingintoforce,andwillac cordcompleteequalityofopportunityinrespecttotheoperationanddevelopmentofair services.

(c)PendingitsbecomingapartytotheConventiononInternationalCivilAviationinac cordancewithArticle93thereof,JapanwillgiveeffecttotheprovisionsofthatConventi onapplicabletotheinternationalnavigationofaircraft,andwillgiveeffecttothestan dards,practicesandproceduresadoptedasannexestotheConventioninaccordance withthetermsoftheConvention.

CHAPTER V

CLAIMS AND PROPERTY

Article 14

(a) It is recognized that Japan should pay reparations to the Allied Powers for the damage and suffering caused by it during the war. Nevertheless it is also recognized that the resources of Japan are not presently sufficient, if it is to maintain a viable economy, to make complete reparation for all such damage and suffering and at the same time meet its other obligations.

[Hervorhebunghinzugefügt]

Therefore,

1.JapanwillpromptlyenterintonegotiationswithAlliedPowerssodesiring,whosepre sentterritorieswereoccupiedbyJapaneseforcesanddamagedbyJapan,withaviewto assistingtocompensatethosecountriesforthecostofrepairingthedamagedone,by makingavailabletheservicesoftheJapanesepeopleinproduction,salvagingandother workfortheAlliedPowersinquestion.Sucharrangementsshallavoidtheimpositionof additionalliabilitiesonotherAlliedPowers,and,wherethemanufacturingofrawmateri alsiscalledfor,theyshallbesuppliedbytheAlliedPowersinquestion,soasnotto Anhang 193 throwanyforeignexchangeburdenuponJapan.

2.(I)Subjecttotheprovisionsofsubparagraph(II)below,eachoftheAlliedPowers shallhavetherighttoseize,retain,liquidateorotherwisedisposeofallproperty,rights andinterestsof

(a)JapanandJapanesenationals,

(b)personsactingfororonbehalfofJapanorJapanesenationals,and

(c)entitiesownedorcontrolledbyJapanorJapanesenationals,whichonthefirstco mingintoforceofthepresentTreatyweresubjecttoitsjurisdiction.Theproperty,rights andinterestsspecifiedinthissubparagraphshallincludethosenowblocked,vestedorin thepossessionorunderthecontrolofenemypropertyauthoritiesofAlliedPowers, whichbelongto,orwereheldormanagedonbehalfof,anyofthepersonsorentities mentionedin(a),(b)or(c)aboveatthetimesuchassetscameunderthecontrolsof suchauthorities.

(II)Thefollowingshallbeexceptedfromtherightspecifiedinsubparagraph(I)above:

(i)propertyofJapanesenaturalpersonswhoduringthewarresidedwiththepermission oftheGovernmentconcernedintheterritoryofoneoftheAlliedPowers,otherthanter ritoryoccupiedbyJapan,exceptpropertysubjectedtorestrictionsduringthewarand notreleasedfromsuchrestrictionsasofthedateofthefirstcomingintoforceofthe presentTreaty;

(ii)allrealproperty,furnitureandfixturesownedbytheGovernmentofJapanandused fordiplomaticorconsularpurposes,andallpersonalfurnitureandfurnishingsandother privatepropertynotofaninvestmentnaturewhichwasnormallynecessaryforthecar ryingoutofdiplomaticandconsularfunctions,ownedbyJapanesediplomaticandcon sularpersonnel;

(iii)propertybelongingtoreligiousbodiesorprivatecharitableinstitutionsandusedex clusivelyforreligiousorcharitablepurposes;

(iv)property,rightsandinterestswhichhavecomewithinitsjurisdictioninconsequence oftheresumptionoftradeandfinancialrelationssubsequentto2September1945,bet weenthecountryconcernedandJapan,exceptsuchashaveresultedfromtransactions contrarytothelawsoftheAlliedPowerconcerned;

(v)obligationsofJapanorJapanesenationals,anyright,titleorinterestintangiblepro pertylocatedinJapan,interestsinenterprisesorganizedunderthelawsofJapan,orany paperevidencethereof;providedthatthisexceptionshallonlyapplytoobligationsofJa Anhang 194 pananditsnationalsexpressedinJapanesecurrency.

(III)Propertyreferredtoinexceptions(i)through(v)aboveshallbereturnedsubjectto reasonableexpensesforitspreservationandadministration.Ifanysuchpropertyhas beenliquidatedtheproceedsshallbereturnedinstead.

(IV)Therighttoseize,retain,liquidateorotherwisedisposeofpropertyasprovidedin subparagraph(I)aboveshallbeexercisedinaccordancewiththelawsoftheAllied Powerconcerned,andtheownershallhaveonlysuchrightsasmaybegivenhimby thoselaws.

(V)TheAlliedPowersagreetodealwithJapanesetrademarksandliteraryandartistic propertyrightsonabasisasfavorabletoJapanascircumstancesrulingineachcountry willpermit.

(b)ExceptasotherwiseprovidedinthepresentTreaty,theAlliedPowerswaiveallrepa rationsclaimsoftheAlliedPowers,otherclaimsoftheAlliedPowersandtheirnationals arisingoutofanyactionstakenbyJapananditsnationalsinthecourseoftheprosecuti onofthewar,andclaimsoftheAlliedPowersfordirectmilitarycostsofoccupation.

Article 15

(a)Uponapplicationmadewithinninemonthsofthecomingintoforceofthepresent TreatybetweenJapanandtheAlliedPowerconcerned,Japanwill,withinsixmonthsof thedateofsuchapplication,returntheproperty,tangibleandintangible,andallrights orinterestsofanykindinJapanofeachAlliedPoweranditsnationalswhichwaswithin Japanatanytimebetween7December1941and2September1945,unlesstheowner hasfreelydisposedthereofwithoutduressorfraud.Suchpropertyshallbereturnedfree ofallencumbrancesandchargestowhichitmayhavebecomesubjectbecauseofthe war,andwithoutanychargesforitsreturn.Propertywhosereturnisnotappliedforby oronbehalfoftheownerorbyhisGovernmentwithintheprescribedperiodmaybedis posedofbytheJapaneseGovernmentasitmaydetermine.Incaseswheresuchproper tywaswithinJapanon7December1941,andcannotbereturnedorhassufferedinjury ordamageasaresultofthewar,compensationwillbemadeontermsnotlessfavora blethanthetermsprovidedinthedraftAlliedPowersPropertyCompensationLawap provedbytheJapaneseCabineton13July1951.

(b)Withrespecttoindustrialpropertyrightsimpairedduringthewar,Japanwillconti nuetoaccordtotheAlliedPowersandtheirnationalsbenefitsnolessthanthosehereto foreaccordedbyCabinetOrdersNo.309effective1September1949,No.12effective 28January1950,andNo.9effective1February1950,allasnowamended,provided Anhang 195 suchnationalshaveappliedforsuchbenefitswithinthetimelimitsprescribedtherein.

(c)(i)Japanacknowledgesthattheliteraryandartisticpropertyrightswhichexistedin Japanon6December1941,inrespecttothepublishedandunpublishedworksoftheAl liedPowersandtheirnationalshavecontinuedinforcesincethatdate,andrecognizes thoserightswhichhavearisen,orbutforthewarwouldhavearisen,inJapansincethat date,bytheoperationofanyconventionsandagreementstowhichJapanwasaparty onthatdate,irrespectiveofwhetherornotsuchconventionsoragreementswereabro gatedorsuspendeduponorsincetheoutbreakofwarbythedomesticlawofJapanor oftheAlliedPowerconcerned.

(ii)Withouttheneedforapplicationbytheproprietoroftherightandwithoutthepay mentofanyfeeorcompliancewithanyotherformality,theperiodfrom7December 1941untilthecomingintoforceofthepresentTreatybetweenJapanandtheAllied Powerconcernedshallbeexcludedfromtherunningofthenormaltermofsuchrights; andsuchperiod,withanadditionalperiodofsixmonths,shallbeexcludedfromthetime withinwhichaliteraryworkmustbetranslatedintoJapaneseinordertoobtaintransla tingrightsinJapan.

Article 16

AsanexpressionofitsdesiretoindemnifythosemembersofthearmedforcesoftheAl liedPowerswhosufferedunduehardshipswhileprisonersofwarofJapan,Japanwill transferitsassetsandthoseofitsnationalsincountrieswhichwereneutralduringthe war,orwhichwereatwarwithanyoftheAlliedPowers,or,atitsoption,theequivalent ofsuchassets,totheInternationalCommitteeoftheRedCrosswhichshallliquidate suchassetsanddistributetheresultantfundtoappropriatenationalagencies,forthe benefitofformerprisonersofwarandtheirfamiliesonsuchbasisasitmaydetermineto beequitable.ThecategoriesofassetsdescribedinArticle14(a)2(II)(ii)through(v)of thepresentTreatyshallbeexceptedfromtransfer,aswellasassetsofJapanesenatural personsnotresidentsofJapanonthefirstcomingintoforceoftheTreaty.Itisequally understoodthatthetransferprovisionofthisArticlehasnoapplicationtothe19,770 sharesintheBankforInternationalSettlementspresentlyownedbyJapanesefinancial institutions.

Article 17

(a)UpontherequestofanyoftheAlliedPowers,theJapaneseGovernmentshallreview andreviseinconformitywithinternationallawanydecisionororderoftheJapanesePri zeCourtsincasesinvolvingownershiprightsofnationalsofthatAlliedPowerandshall Anhang 196 supplycopiesofalldocumentscomprisingtherecordsofthesecases,includingthedeci sionstakenandordersissued.Inanycaseinwhichsuchrevieworrevisionshowsthat restorationisdue,theprovisionsofArticle15shallapplytothepropertyconcerned.

(b)TheJapaneseGovernmentshalltakethenecessarymeasurestoenablenationalsof anyoftheAlliedPowersatanytimewithinoneyearfromthecomingintoforceofthe presentTreatybetweenJapanandtheAlliedPowerconcernedtosubmittotheappro priateJapaneseauthoritiesforreviewanyjudgmentgivenbyaJapanesecourtbetween 7December1941andsuchcomingintoforce,inanyproceedingsinwhichanysuchna tionalwasunabletomakeadequatepresentationofhiscaseeitherasplaintiffordefen dant.TheJapaneseGovernmentshallprovidethat,wherethenationalhassufferedinju rybyreasonofanysuchjudgment,heshallberestoredinthepositioninwhichhewas beforethejudgmentwasgivenorshallbeaffordedsuchreliefasmaybejustandequi tableinthecircumstances.

Article 18

(a)Itisrecognizedthattheinterventionofthestateofwarhasnotaffectedtheobligati ontopaypecuniarydebtsarisingoutofobligationsandcontracts(includingthoseinre spectofbonds)whichexistedandrightswhichwereacquiredbeforetheexistenceofa stateofwar,andwhichareduebytheGovernmentornationalsofJapantotheGovern mentornationalsofoneoftheAlliedPowers,orareduebytheGovernmentornationals ofoneoftheAlliedPowerstotheGovernmentornationalsofJapan.Theinterventionof astateofwarshallequallynotberegardedasaffectingtheobligationtoconsideron theirmeritsclaimsforlossordamagetopropertyorforpersonalinjuryordeathwhich arosebeforetheexistenceofastateofwar,andwhichmaybepresentedorrepresen tedbytheGovernmentofoneoftheAlliedPowerstotheGovernmentofJapan,orby theGovernmentofJapantoanyoftheGovernmentsoftheAlliedPowers.Theprovisi onsofthisparagrapharewithoutprejudicetotherightsconferredbyArticle14.

(b)JapanaffirmsitsliabilityfortheprewarexternaldebtoftheJapaneseStateandfor debtsofcorporatebodiessubsequentlydeclaredtobeliabilitiesoftheJapaneseState, andexpressesitsintentiontoenterintonegotiationsatanearlydatewithitscreditors withrespecttotheresumptionofpaymentsonthosedebts;toencouragenegotiations inrespecttootherprewarclaimsandobligations;andtofacilitatethetransferofsums accordingly.

Article 19

(a)JapanwaivesallclaimsofJapananditsnationalsagainsttheAlliedPowersandtheir Anhang 197 nationalsarisingoutofthewaroroutofactionstakenbecauseoftheexistenceofa stateofwar,andwaivesallclaimsarisingfromthepresence,operationsoractionsof forcesorauthoritiesofanyoftheAlliedPowersinJapaneseterritorypriortothecoming intoforceofthepresentTreaty.

(b)Theforegoingwaiverincludesanyclaimsarisingoutofactionstakenbyanyofthe AlliedPowerswithrespecttoJapaneseshipsbetween1September1939andthecoming intoforceofthepresentTreaty,aswellasanyclaimsanddebtsarisinginrespecttoJa paneseprisonersofwarandcivilianinterneesinthehandsoftheAlliedPowers,but doesnotincludeJapaneseclaimsspecificiallyrecognizedinthelawsofanyAlliedPower enactedsince2September1945.

(c)Subjecttoreciprocalrenunciation,theJapanese Government also renounces all claims(includingdebts)againstGermanyandGermannationalsonbehalfoftheJapane seGovernmentandJapanesenationals,includingintergovernmentalclaimsandclaims forlossordamagesustainedduringthewar,butexcepting(a)claimsinrespectofcon tractsenteredintoandrightsacquiredbefore1September1939,and(b)claimsarising outoftradeandfinancialrelationsbetweenJapanandGermanyafter2September 1945.SuchrenunciationshallnotprejudiceactionstakeninaccordancewithArticles16 and20ofthepresentTreaty.

(d)Japanrecognizesthevalidityofallactsandomissionsdoneduringtheperiodofoc cupationunderorinconsequenceofdirectivesoftheoccupationauthoritiesorauthori zedbyJapaneselawatthattime,andwilltakenoactionsubjectingAlliednationalsto civilorcriminalliabilityarisingoutofsuchactsoromissions.

Article 20

JapanwilltakeallnecessarymeasurestoensuresuchdispositionofGermanassetsin JapanashasbeenormaybedeterminedbythosepowersentitledundertheProtocolof theproceedingsoftheBerlinConferenceof1945todisposeofthoseassets,andpen dingthefinaldispositionofsuchassetswillberesponsiblefortheconservationandad ministrationthereof.

Article 21

NotwithstandingtheprovisionsofArticle25ofthepresentTreaty,Chinashallbeentitled tothebenefitsofArticles10and14(a)2;andKoreatothebenefitsofArticles2,4,9and 12ofthepresentTreaty.

CHAPTER VI Anhang 198

SETTLEMENT OF DISPUTES

Article 22

IfintheopinionofanyPartytothepresentTreatytherehasarisenadisputeconcerning theinterpretationorexecutionoftheTreaty,whichisnotsettledbyreferencetoaspe cialclaimstribunalorbyotheragreedmeans,thedisputeshall,attherequestofany partythereto,bereferredfordecisiontotheInternationalCourtofJustice.Japanand thoseAlliedPowerswhicharenotalreadypartiestotheStatuteoftheInternational CourtofJusticewilldepositwiththeRegistraroftheCourt,atthetimeoftheirrespecti veratificationsofthepresentTreaty,andinconformitywiththeresolutionoftheUnited NationsSecurityCouncil,dated15October1946,ageneraldeclarationacceptingtheju risdiction,withoutspecialagreement,oftheCourtgenerallyinrespecttoalldisputesof thecharacterreferredtointhisArticle.

CHAPTER VII

FINAL CLAUSES

Article 23

(a)ThepresentTreatyshallberatifiedbytheStateswhichsignit,includingJapan,and willcomeintoforceforalltheStateswhichhavethenratifiedit,wheninstrumentsofra tificationhavebeendepositedbyJapanandbyamajority,includingtheUnitedStatesof AmericaastheprincipaloccupyingPower,ofthefollowingStates,namelyAustralia,Ca nada,Ceylon,France,Indonesia,theKingdomoftheNetherlands,NewZealand,Pakis tan,theRepublicofthePhilippines,theUnitedKingdomofGreatBritainandNorthern Ireland,andtheUnitedStatesofAmerica.ThepresentTreatyshallcomeintoforceof eachStatewhichsubsequentlyratifiesit,onthedateofthedepositofitsinstrumentof ratification.

(b)IftheTreatyhasnotcomeintoforcewithinninemonthsafterthedateofthedepo sitofJapan'sratification,anyStatewhichhasratifieditmaybringtheTreatyintoforce betweenitselfandJapanbyanotificationtothateffectgiventotheGovernmentsofJa panandtheUnitedStatesofAmericanotlaterthanthreeyearsafterthedateofdeposit ofJapan'sratification.

Article 24

Allinstruments ofratificationshall bedepositedwiththeGovernmentoftheUnited StatesofAmericawhichwillnotifyallthesignatoryStatesofeachsuchdeposit,ofthe dateofthecomingintoforceoftheTreatyunderparagraph(a)ofArticle23,andofany Anhang 199 notificationsmadeunderparagraph(b)ofArticle23.

Article 25

ForthepurposesofthepresentTreatytheAlliedPowersshallbetheStatesatwarwith Japan,oranyStatewhichpreviouslyformedapartoftheterritoryofaStatenamedin Article23,providedthatineachcasetheStateconcernedhassignedandratifiedthe Treaty.SubjecttotheprovisionsofArticle21,thepresentTreatyshallnotconferany rights,titlesorbenefitsonanyStatewhichisnotanAlliedPowerashereindefined;nor shallanyright,titleorinterestofJapanbedeemedtobediminishedorprejudicedby anyprovisionoftheTreatyinfavourofaStatewhichisnotanAlliedPowerassodefi ned.

Article 26

JapanwillbepreparedtoconcludewithanyStatewhichsignedoradheredtotheUnited NationsDeclarationof1January1942,andwhichisatwarwithJapan,orwithanyState whichpreviouslyformedapartoftheterritoryofaStatenamedinArticle23,whichis notasignatoryofthepresentTreaty,abilateralTreatyofPeaceonthesameorsub stantiallythesametermsasareprovidedforinthepresentTreaty,butthisobligationon thepartofJapanwillexpirethreeyearsafterthefirstcomingintoforceofthepresent Treaty.ShouldJapanmakeapeacesettlementorwarclaimssettlementwithanyState grantingthatStategreateradvantagesthanthoseprovidedbythepresentTreaty,those sameadvantagesshallbeextendedtothepartiestothepresentTreaty.

Article 27

ThepresentTreatyshallbedepositedinthearchivesoftheGovernmentoftheUnited StatesofAmericawhichshallfurnisheachsignatoryStatewithacertifiedcopythereof.

INFAITHWHEREOFtheundersignedPlenipotentiarieshavesignedthepresentTreaty.

DONEatthecityofSanFranciscothiseighthdayofSeptember1951,intheEnglish, French,andSpanishlanguages,allbeingequallyauthentic,andintheJapaneselan guage.

[Signaturesomitted.]

Quelle: http://www.uni-erfurt.de/ostasiatische_geschichte/texte/japan/do - kumente/19/19510908_treaty.htm , (27.2.2007) Anhang 200

Teil 1: Terminologie: Fallbeispiele

[Teil 1 – 1] Exkurs:»EinFallbeispielzurErläuterungdersozialenundkulturel lenBedeutungvon ›Han‹ (›Militärtrostfrauen‹)«

DieKapitulationJapansam15.August1945bedeutetefürvieleLänderinAsi endieBefreiung.AuchdieMenscheninKoreafreutensichundhofftenauf Selbständigkeit,denndieAlliiertenhattenbeiKonferenzen1943inKairound 1945inPotsdamdieUnabhängigkeitKoreasfestgelegt.UmdieJapanerzuent waffnen,kamensowjetischeundamerikanischeSoldatennachKorea.Zuvor hattensiesichgeeinigt,Koreaam38.Breitengradzuteilen.NachdemBe schlussinJalta1945sollteKoreavorderUnabhängigkeitfürfünfJahreeiner Treuhandschaftverwaltung unterstellt werden. 386 EinebessereÜbersichtder Konferenzen,diemitdemzukünftigenSchicksalKoreasverbundenwaren,gibt diefolgendeZeittafel:

● 1943 KairoKonferenzderUSA,ChinasundGroßbritannienssiehtUn abhängigkeitKoreasnachdemKriegvor. ● 1945 Februar,JaltaKonferenz:Roosevelt,ChurchillundStalinbestäti gen,dassKoreabiszueinereigenenRegierungtreuhänderisch verwaltetwerdensoll. ● 1945 Juli, Potsdamer Konferenz bestätigt KairoKonferenz, auch UdSSRbestätigtdies. ● 1945 10.8.,DeanRuskentwirftfürdieUSMarineden38.Breitengrad alsBesatzungsgrenzedervonNordengegendieJapanerinKo reaeinrückendenUdSSR,daUSTruppenerstimSeptemberzur LandunginKoreaankommenkönnen;UdSSRstimmtzu. ● 1945 Dezember, Moskauer Konferenz (Großbritannien, USA und UdSSR) vereinbart 5 Jahre Treuhänderregierung durch USA, UdSSR,China,GroßbritannienbeigleichzeitigemAufbaueinerei genen koreanischen Verwaltung, vorbereitet durch eine Ge mischteKommissionvonUSAundUdSSR. WiderstanddurchRheeSyngmanundUSAußenministeriumund AufbaueinerTeilregierungimSüden. ● 1945 GemischteKommissionerreichtkeineFortschritte. ● 1947 September,USAbringen KoreafragevorUNO,UNO setzt von USAvorgeschlageneKoreaKommissionein,vonUdSSRjedoch boykottiert,daKoreanernichtselbstgefragtwordenwaren. ● 1948 Mai,WahleninSüdkorea,anschließendRepublikKoreagegrün detmitRheeSyngmanalsPräsident,vonUNOalseinzigerecht mäßigeVertretunganerkannt. August, Wahlen in Nordkorea, anschließend Demokratische VolksrepublikKoreagegründetmitKimIlSungalsPräsident. Dezember,AbzugderUdSSRTruppenausNordkorea ● 1949 Juni,AbzugderUSTruppenausSüdkorea. Nach dem Koreakrieg (19501953) werden USTruppen im InlandundUNTruppenimGrenzgebietStationiert–bisheute.

386 LieYoungBin,»WaffenstillstandaufKoreanisch«,in:EMW(Hg), Korea&Japan.Derschwieri geWegderVersöhnung ,Hamburg:2002,1319,hier:13. Anhang 201

UnterderjapanischenHerrschaft(1910–1945)waresdenKoreanernunter sagtundauchunmöglichgewesen,politischaktivzusein.JedepolitischeAkti vitätwurdedurchdieGeheimdiensteunddieberüchtigtekoreanischePolizei brutalundwirksamunterdrückt.VomAugenblickderjapanischenKapitulation anbegannendieKoreanerquerdurchdaspolitischeSpektrum,vondenKom munistenbiszudenRechten,einenWettbewerbumdieUnterstützungdurch dasVolk. 387

KoreawurdewährenddesZweitenWeltkriegesvonkeinenanderenalliierten Streitkräftenbetreten.DochnochbevordieVorauseinheitenderUSArmeeam 6.Septembereintrafen,hattendiepolitischenBemühungenderKoreanerbe reitsFrüchtegetragen.DenninderZwischenzeitnachderKapitulationderJa paneram15.August1945hattendieKoreanerbereitseineRegierunggebil det:dieKoreanischeVolksrepublik.SiebezogihreLegitimitätvon»Volksaus schüssen«verschiedenerpolitischerCouleur,dieüberallimLandeausdemBo dengeschossenwaren.ZuderZeitnahmenalleKoreaneran,dassKoreain nerhalbderhistorischenGrenzenunabhängigwürde. 388

DochzurgroßenEnttäuschungderKoreanerwehrtensichdieUSAgegenden BeschlussdervorangegangenenKonferenzen,dieeinevorübergehendeTreu handschaftsverwaltungmitdemZielderUnabhängigkeitKoreasvorsah.Auch weigertensichdieamerikanischenBesatzungsbehörden,denKoreanernimSü denzuerlauben,sichselbstzurepräsentierenundihreeigeneZukunftzube stimmen.SokonntendieKoreanerimSüdenwederdiejapanischeKapitulation entgegennehmennochirgendwelcheRechtederSelbstverwaltungausüben.So warfürdieKoreanerzwardieZeitderKolonialherrschaftvorbei,jedochhatten sieeineneueFremdmacht,dieihrSchicksalbestimmenwollte.

ImDezember1945beschlossenGroßbritannien,USAunddieUdSSRbeider MoskauerKonferenz,eineprovisorischeRegierunginKoreazubilden.Dafür verpflichtetensichdieUSAunddieUdSSR,einegemeinsame Kommission (JointCommission,JC)einzurichten.KoreasollteinnerhalbvonfünfJahrensei neUnabhängigkeiterlangen,undinderZwischenzeitsolltendieFremdmächte alsTreuhänderagieren.GegenLetzteresprotestiertenrechtsgerichtetePolitiker imSüdenmitderBegründung,dassdieTreuhänderschaftaufausländische EinmischunginsouveräneAngelegenheitenKoreashinauslaufe.Durchdiean schließendeKontroversegerietaußeracht,dassdasAbkommeneinegrund

387 EMW(Hg), GeteiltesLandderMorgenstille(DokumentezurWiedervereinigungKoreas) ,12. 388 EMW(Hg), GeteiltesLandderMorgenstille (DokumentezurWiedervereinigungKoreas) ,12. Anhang 202 sätzlicheVerpflichtungzurHilfebeiderBildungeinerprovisorischenRegierung enthielt.

DiegemeinsameKommission,dieausderMoskauerKonferenzhervorgegan genwar,bliebnachzweilangenfruchtlosenSitzungsperiodenohneErgebnisse. UnstimmigkeitenzwischendenUSAundderUdSSRtriebdieUSAschließlich dazu,ohnevorherigeWarnungundgegendenWiderstandderUdSSRdieKo reafrageimSeptember1947vordieUNOzubringen.

AufAnregungderUSAwurdeeinezeitlichbefristete KoreaKomission (UN TemporaryCommissiononKorea,UNTCOK)eingerichtet,derenMitgliedervon denUSAernanntwurden.DieUdSSRjedochverweigertederUNTCOKdenZu trittindenNorden,dasiesichgegeneineEinbeziehungderUNOohnevorheri geKonsultationderpolitischenRepräsentantenKoreaswehrte.

ImFebruar1948wiesderInterimsausschussderUNOdieUNTCOKan,»insol chenTeilenKoreas,diederKommissionzugänglichsind«,Wahlenzubeobach ten.DochinnerhalbKoreagabesschoneinestarkeBewegunggegenSeparat wahlen.ImAprildesselbenJahresbesuchtefastjederPolitikerausSüdund NordeineKonferenzinPjöngjang,aufdermansichfürdenBoykottvonSepa ratwahlenaussprach.MitAusnahmevonRheeSyngman,derspäterersterPrä sidentSüdkoreaswurde,trafsichdieMehrheiteinflussreicherPolitikerzudie semTreffen.ZeitgleichzurMoskauerKonferenzwurdenersteSchrittezurBil dungeinerSeparatregierungzwischenRheeSyngmanunddemUSAußenmi nisterium,einesolcheMöglichkeitzudiskutieren,unternommen.RheeSyng manwareinkonservativerkoreanischerPolitiker,derseit1912indenVereinig tenStaatenimExillebteundWiderstandgegendiejapanischeHerrschaftge leistethatte.UnteranderemwarerauchdererstePräsidentderprovisorischen KoreanischenRegierungwährendderjapanischenBesatzunginShanghaiin denJahren1919bis1925.

Am10.Mai1948fanddannschließlicheineWahlimSüdenstatt.Trotzeiner heftigen Kontroverse über die Repräsentativität und Rechtmäßigkeit der WahlensetztensichdieUSAundRheeSyngmandurch.ImJuli1948wurde dannRheeSyngmanzumPräsidentgewähltundam15.August1948entstand dieRepublikKoreaimSüdendesLandes.ImSeptember1948wurdedieDe mokratischeVolksrepublikKorea,DVRKimNordengegründet.Schonmitden WahlenimSüdenwarenalleHoffnungenaufeineGründungeinesGesamtstaa tesKoreavertanundmitderEntstehungderzweiRegierungen,derkapitalisti Anhang 203 schenimSüdenunddersozialistischenimNorden,wurdedieTeilungdesLan desperfekt.

Die Regierung Rhees war überwiegend mit politischen Kräften besetzt, die einstmitdenJapanernkollaborierthatten.Mitdiesenentwickelteereineanti kommunistischePolitik,dieauchbeidenUSAgroßeUnterstützungfand.Der entscheidendeMisskreditseinerPolitikbeiderBevölkerungentstanddurchdie AuflösungderSonderkommissionzurUntersuchungderKollaboration,dieeinst dasParlamenteingerichtethatte.Sosahersicheineimmergrößerundstärker wachsendenOppositiongegenüber.SelbstimMilitärwuchsenoppositionelle Kräftegegenihn.EskamzuAufständen,dieals»kommunistisch«bezeichnet undbrutalzusammengeschlagenwurden. Anhang 204

Teil 2: Versöhnung trotz Erinnerung?

[Teil21]DieEntschuldigungserklärungenJapans

HiersindnurdiejenigenErklärungenaufgenommen,dieinenglischerSprache auseinervertrauenswürdigenQuelleverfügbarsind(englischeVersionderInter netHompage des japanischen auswärtigen Amtes (http://www.mofa.go.jp )). BesonderswurdendieErklärungenberücksichtigt,diediebilateralenBeziehun genzwischenKoreaundJapanoderdasProblemdersog.›Militärtrostfrauen‹ betreffen.MehrereandereErklärungen,dieentwedernurinjapanischerFassung oderaufnichtoffiziellenWebSeitenzurVerfügungstehen,sindhiernichtbe rücksichtigt.

● 26.August1982:ErsterSekretärdesKabinetts,KiichiMiyazawa Statement by Chief Cabinet Secretary Kiichi Miyazawa on History Textbooks August 26, 1982

TheJapaneseGovernmentandtheJapanesepeoplearedeeplyawareofthefactthat actsbyourcountryinthepastcausedtremendoussuffering anddamagetothe peoplesofAsiancountries,includingtheRepublicofKorea(ROK)andChina,andhave followedthepathofapacifiststatewithremorseanddeterminationthatsuchacts mustneverberepeated.Japanhasrecognized,intheJapanROKJointCommuniqueof 1965,thatthe "past relations are regrettable, and Japan feels deep remorse," andintheJapanChinaJointCommunique,thatJapanis"keenlyconscious ofthe responsibilityfortheseriousdamagethatJapancausedinthepasttotheChinese peoplethroughwaranddeeplyreproachesitself."ThesestatementsconfirmJapan's remorseanddeterminationwhichIstatedaboveandthisrecognitionhasnotchanged atalltothisday. This spirit in the Japan-ROK Joint Communique and the Japan-China Joint Communique naturally should also be respected in Japan's school education and textbook authorization. Recently, however, the Republic of Korea, China, and others have been criticizing some descriptions in Japanese textbooks. From the perspective of building friendship and goodwill with neighboring countries, Japan will pay due attention to these criticisms and make corrections at the Government's responsibility. Tothisend,inrelationtofutureauthorizationoftextbooks,theGovernmentwillrevise theGuidelineforTextbookAuthorizationafterdiscussionsintheTextbookAuthorization andResearchCouncilandgivedueconsiderationto the effect mentioned above. Regardingtextbooksthathavealreadybeenauthorized,Governmentwilltakesteps quicklytothesameeffect.Asmeasuresuntilthen,theMinisterofEducation,Sports, ScienceandCulturewillexpresshisviewsandmakesurethattheideamentionedin2. Aboveisdulyreflectedintheplacesofeducation. Japanintendstocontinuetomakeeffortstopromote mutual understanding and developfriendlyandcooperativerelationswithneighboringcountriesandtocontribute tothepeaceandstabilityofAsiaand,inturn,oftheworld. Anhang 205

Quelle:http://www.mofa.go.jp/policy/postwar/state8208.html ,(27.2.2007)

● 6.Juli1992:ErsterSekretärdesKabinetts,KoichiKato Statement by Chief Cabinet Secretary Koichi Kato on the Issue of the so- called "Wartime Comfort Women" from the Korean Peninsula July 6, 1992

SinceDecember1991,theGovernmenthasconductedaninquiryastowhetherithad beeninvolvedintheissueofthesocalled"wartimecomfortwomen"fromtheKorean Peninsulaintotheministriesandagencieswhichmightkeeptherelatedmaterials.I wouldliketoannouncethefollowingfindingsasaresultofthisinquiry.

Theyareasdescribedinthehandouts,andIwillsummarizethemainpointshere.That is, the inquiry has revealed that the Government had been involved in the establishmentofcomfortstations,thecontrolofthosewhorecruitedcomfortwomen, the construction and reinforcement of comfort facilities, the management and surveillance of comfort stations, the hygiene maintenance in comfort stations and amongcomfortwomen,andtheissuanceofidentificationaswellasotherdocuments tothosewhowererelatedtocomfortstations.Regardingthespecificcontentsofthe inquiry,wehaveoutlinedeachmaterialforthosewhoareinterestedtoread.The CabinetCouncilors'OfficeonExternalAffairswillexplainindetaillater,sothatyoucan askanyquestionsyouhaveonthecontents.

The Government again would like to express its sincere apology and remorse to all those who have suffered indescribable hardship as so-called "wartime comfort women", irrespective of their nationality or place of birth. With profound remorse and determination that such a mistake must never be repeated, Japan will maintain its stance as a pacifist nation and will endeavor to build up new future-oriented relations with the Republic of Korea and with other countries and regions in Asia.

AsIlistentomanypeople,Ifeeltrulygrievedforthisissue.Bylisteningtotheopinions ofpeoplefromvariousdirections,Iwouldliketoconsidersincerelyinwhatwaywecan expressourfeelingstothosewhosufferedsuchhardship. Quelle:http://www.mofa.go.jp/policy/postwar/state9207.html ,(27.2.2007)

● 4.August1993:ErsterSekretärdesKabinetts,YoheiKono Statement by the Chief Cabinet Secretary Yohei Kono on the result of the study on the issue of "comfort women" August 4, 1993

TheGovernmentofJapanhasbeenconductingastudyontheissueofwartime "comfortwomen"sinceDecember1991.Iwishtoannouncethefindingsasaresultof thatstudy.

Asaresultofthestudywhichindicatesthatcomfortstations wereoperatedin extensiveareasforlongperiods,itisapparentthatthereexistedagreatnumberof comfortwomen.Comfortstationswereoperatedinresponsetotherequestofthe militaryauthoritiesoftheday.ThethenJapanesemilitarywas,directlyorindirectly, Anhang 206 involvedintheestablishmentandmanagementofthecomfortstationsandthetransfer ofcomfortwomen.Therecruitmentofthecomfortwomenwasconductedmainlyby privaterecruiterswhoactedinresponsetotherequestofthemilitary.TheGovernment studyhasrevealedthatinmanycasestheywererecruitedagainsttheirownwill, throughcoaxingcoercion,etc.,andthat,attimes,administrative/militarypersonnel directlytookpartintherecruitments.Theylivedinmiseryatcomfortstationsundera coerciveatmosphere.

Astotheoriginofthosecomfortwomenwhoweretransferredtothewarareas, excludingthosefromJapan,thosefromtheKoreanPeninsulaaccountedforalarge part. The Korean Peninsula was under Japanese rule in those days, and their recruitment,transfer,control,etc.,wereconductedgenerallyagainsttheirwill,through coaxing,coercion,etc.

Undeniably, this was an act, with the involvement of the military authorities of the day, that severely injured the honor and dignity of many women. The Government of Japan would like to take this opportunity once again to extend its sincere apologies and remorse to all those, irrespective of place of origin, who suffered immeasurable pain and incurable physical and psychological wounds as comfort women.

Itisincumbentuponus,theGovernmentofJapan,tocontinuetoconsiderseriously, whilelisteningtotheviewsoflearnedcircles,howbestwecanexpressthissentiment.

We shall face squarely the historical facts as described above instead of evading them, and take them to heart as lessons of history. We hereby reiterated our firm determination never to repeat the same mistake by forever engraving such issues in our memories through the study and teaching of history.

AsactionshavebeenbroughttocourtinJapanandinterestshavebeenshowninthis issueoutsideJapan,theGovernmentofJapanshallcontinuetopayfullattentiontothis matter,includingprivateresearchedrelatedthereto. Quelle:http://www.mofa.go.jp/policy/women/fund/state9308.html ,(27.2.2007)

● 31.August1994:PremierministerTomiichiMurayama Statement by Prime Minister Tomiichi Murayama on the "Peace, Friendship, and Exchange Initiative" (August 31, 1994)

Nextyearwillmarkthe50thanniversaryoftheendofthewar.Withtheanniversary approaching,IvisitedtheRepublicofKoreainJulythisyear,andIhavejustcompleted atourofSoutheastAsiancountries.Takingthisopportunity,Iwouldliketosayafew wordsofexplanationonthebasicthinkingbehindJapaneseexternalpolicytomakethe historicanniversarytrulysignificant.

1.Japan'sactionsinacertainperiodofthepastnotonlyclaimednumerousvictims hereinJapanbutalsoleftthepeoplesofneighboringAsiaandelsewherewithscars thatarepainfuleventoday. I am thus taking this opportunity to state my belief, based on my profound remorse for these acts of aggression, colonial rule, Anhang 207 and the like caused such unbearable suffering and sorrow for so many people, that Japan's future path should be one of making every effort to build world peace in line with my no-war commitment.

ItisimperativeforusJapanesetolooksquarelytoourhistorywiththepeoplesof neighboringAsiaandelsewhere. Only with solid basis of mutual understanding and confidence that can be build through overcoming the pain on both sides, can we and the peoples of neighboring countries together clear up the future of Asia-Pacific.

Withnextyear'shistoric50thanniversaryofthewar'send,Ibelieveitisnecessarythat suchviewsaresolidifiedandthatweredoubleoureffortsforpeace.

2.Inkeepingwiththisview,Iwouldliketoannounce "Peace, Friendship, and ExchangeInitiative"tostartinthe50thanniversary,1995.Iseethisasatwopart Initiative.

One part consists of support for historical research, including the collection and catalogingofhistoricaldocumentsandsupportforresearchers,toenableeveryoneto facesquarelytothefactsofhistory.

Theotherpartconsistsofexchangeprogramstopromote dialogue and mutual understandinginallwalksoflifethroughintellectualexcahnge,youthexchangeandso on.

Iwouldalsoliketoincludesuchotherprogramsasdeemedappropriateinlightofthe Initiative'sobjectives.

Inaddition,IwouldliketoconsidertheestablishmentofanAsianHistoricalDocument Center,whichhasbeenadvocated,withinthisInitiative.

WhilethisInitiativewillfocusprimarilyupontheneighboringAsiancountriesandareas whereJapan'spastactionshaveleftdeepscarseventoday,Ialsowanttoinclude otherregionsasappropriateinlightoftheInitiative'sobjectives.

ThisInitiativecallsforthedisbursementofabout\ 100billionoverthenexttenyears, withthedetailsnowbeingworkedoutwithinthegovernmentforinclusioninthenext year'sbudget.

3. On the issue of wartime "comfort women", which seriously stained the honor and dignity of many women, I would like to take this opportunity once again to express my profound and sincere remorse and apologies.

Withregardtothisissueaswell,Ibelievethatonewayofdemonstratingsuchfeelings ofapologiesandremorseistoworktofurtherpromotemutualunderstandingwiththe countriesandareasconcernedaswellastofacesquarelytothepastandensurethatit isrightlyconveyedtofuturegenerations.Thisinitiative,inthissense,hasbeendrawn upconsistentwithsuchbelief.

AlongwiththeInitiativebythegovernment,Iwouldliketofindout,togetherwith Japanesepeople,anappropriatewaywhichenablesawideparticipationofpeopleso thatwecansharesuchfeelings.

4.Thegovernmentiskeenlyawareoftheimportanceofinternationalcooperationin Anhang 208 suchfieldsastheadvancementofwomenandtheenhancementofwomen'swelfare.

Ihavebeenstronglyconcernedwiththeissuesofwomen'shumanrightsandwelfare. KnowingthattheFourthWorldConferenceonWomenisscheduledtobeheldin Beijingnextyeartoformulatenewguidelinesfortheadvancementofwomentoward the21stcentury,thegovernmentintendstoplaceevengreateremphasisoneconomic cooperationinsuchfieldsastheadvancementofwomenandtheenhancementof women's welfare, including, for example, vocational training centers for women, particularlyinrelationtotheneighboringAsiancountriesandareas.

5.Withthis"Peace,Friendship,andExchangeInitiative"asthebasicframework,the governmentalsointendstomakegoodfaitheffortsinthefollowingareas. a.OneistheissueonpermanentrepatriationofethnicKoreansresidinginSakhalin. Thisissuecriesoutforourattentionparticularlyfromahumanitarianperspective,and thegovernmentintendstodecideuponthesupportpoliciesassoonaspossible,infull consultationwiththegovernmentsofRepublicofKoreaandRussianFederation,andto implementthemastheyarefirmedup. b.Theotheristheissueof"establishedfinancialobligations"tothepeopleconcerned inTaiwan,includingthenonpaymentofwagesandthestatusofmilitarypostalsavings accounts,whichhavelongdefiedsolution.Consideringthefactsincludingthatthe creditorsareincreasinglyagingyearbyyear,thegovernmentintendstoworktomeet theseestablishedobligationsassoonaspossible.

6.Whilealmosthalfacenturyhaspassedsincetheendofthewar,avastmajorityof peopletodayhavenotexperiencedthewar.Inordertomakesurethatthehorrorsof warbeneveragainrepeated,weshouldnotforgetaboutthewar.Itisallthemore essentialinthistimeofpeaceandabundancethatwereflectontheerrorsinour history,conveytofuturegenerationsthehorrorsofwarandthemanylivesthatwere lost, and work continuously for lasting peace. I believe that this is the responsibility which the political leadership and the Administration of Japan should bear together with each and every Japanese. Quelle:http://www.mofa.go.jp/announce/press/pm/murayama/state9408.html ,(27.2.2007)

● Juli1995:Premierminister,TomiichiMurayama Statement by Prime Minister Tomiichi Murayama on the occasion of the establishment of the "Asian Women's Fund" July 1995

Iwouldliketosharewithyoumysentimentsontheoccasionoftheestablishmentof the"AsianWomen'sFund."

Thisyearmarksthe50thanniversaryoftheendoftheWar,aneventthatcaused manypeople,bothinJapanandabroad,greatsufferingandsorrow.Duringthesepast 50yearswehaveworkedhardtocultivate,stepbystep,friendlyrelationswithour neighbouringAsiancountriesandothers.However,thescarsofwarstillrundeepin thesecountriestothisday.

Theproblemofthesocalledwartimecomfortwomenisonesuchscar,which, with Anhang 209 the involvement of the Japanese military forces of the time ,seriouslystained thehonoranddignityofmanywomen.Thisisentirely inexcusable. I offer my profound apology to all those who, as wartime comfort women, suffered emotional and physical wounds that can never be closed.

EstablishedonthisoccasionandinvolvingthecooperationoftheGovernmentand citizensofJapan,the"AsianWomen'sFund"isanexpressionofatonementonthepart oftheJapanesepeopletowardthesewomenandsupportsmedical,welfare,andother projects.Asarticulatedintheproponents'Appeal,theGovernmentwilldoitsutmostto ensurethatthegoalsoftheFundareachieved.

Furthermore,toensurethatthissituationisneveragainrepeated,theGovernmentof Japanwillcollatehistoricaldocumentsconcerningtheformerwartimecomfortwomen, toserveasalessonofhistory.

Turningfromyesterdaytotoday,westillseemanywomensufferingviolenceand inhumantreatmentinmanypartsoftheworld.The"AsianWomen'sFund,"asI understandit,willtakestepstoaddresstheseproblemsfacingwomentoday.The GovernmentofJapanintendstoplayanactiveroleinthisregard.

IamconvincedthatasincereeffortonthepartofJapantoimplementthesemeasures willfurtherstrengthenthetruerelationshipsoftrustwesharewithourneighboursin Asiaandothernationsaroundtheworld.

The Government of Japan intends to cooperate, to the greatest extent possible, with the "Asian Women's Fund," in order that its aims are achieved. I call on each and every Japanese citizen, asking for your understanding and cooperation. Quelle:http://www.mofa.go.jp/policy/women/fund/state9507.html ,(27.2.2007)

● 2001:BriefdesPremierministersandieehem.›Militärtrostfrauen‹ Letter from Prime Minister Junichiro Koizumi to the former comfort women The Year of 2001

DearMadam,

OntheoccasionthattheAsianWomen'sFund,incooperationwiththeGovernment andthepeopleofJapan,offersatonementfromtheJapanesepeopletotheformer wartimecomfortwomen,Iwishtoexpressmyfeelingsaswell.

Theissueofcomfortwomen,withaninvolvementoftheJapanesemilitaryauthorities atthattime,wasagraveaffronttothehonoranddignityoflargenumbersofwomen.

As Prime Minister of Japan, I thus extend anew my most sincere apologies and remorse to all the women who underwent immeasurable and painful experiences and suffered incurable physical and psychological wounds as comfort women.

Wemustnotevadetheweightofthepast,norshouldweevadeourresponsibilitiesfor thefuture. Anhang 210

Ibelievethatourcountry, painfully aware of its moral responsibilities, with feelings of apology and remorse, should face up squarely to its past history and accurately convey it to future generations.

Furthermore,Japanalsoshouldtakeanactivepartindealingwithviolenceandother formsofinjusticetothehonoranddignityofwomen.

Finally,Iprayfromthebottomofmyheartthateachofyouwillfindpeacefortherest ofyourlives. Quelle:http://www.mofa.go.jp/policy/women/fund/pmletter.html ,(27.2.2007)

● 17.September2002:GemeinsameErklärungJapanNordkorea Japan-DPRK Declaration

JapanesePrimeMinisterJunichiroKoizumiandChairmanKimJongIloftheDPRK NationalDefenseCommissionmetandhadtalksinPyongyangonSeptember17,2002. Bothleadersconfirmedthesharedrecognitionthat establishing a fruitful political, economic and cultural relationship between Japan and the DPRK through the settlement of unfortunate past between them andtheoutstanding issues of concernwouldbeconsistentwiththefundamentalinterestsofbothsides,andwould greatlycontributetothepeaceandstabilityoftheregion.

1.Bothsidesdeterminedthat,pursuanttothespiritandbasicprincipleslaidoutinthis Declaration,theywouldmakeeverypossibleeffortforanearlynormalizationofthe relations,anddecidedthattheywouldresumetheJapanDPRKnormalizationtalksin October2002. Bothsides expressed their strong determination that they would sincerely tackle outstandingproblemsbetweenJapanandtheDPRKbasedupontheir mutual trust in the course of achieving the normalization.

2. The Japanese side regards, in a spirit of humility, the facts of history that Japan caused tremendous damage and suffering to the people of Korea through its colonial rule in the past, and expressed deep remorse and heartfelt apology. Bothsidessharedtherecognitionthat,providingeconomic cooperation after the normalizationbytheJapanesesidetotheDPRKside, including grant aids, long- term loans with low interest rates and such assistances as humanitarian assistance through international organizations, over a period of time deemed appropriate by both sides, and providing other loans and credits by such financial institutions as the Japan Bank for International Co-operation witha viewtosupportingprivateeconomicactivities,wouldbeconsistentwiththespiritof thisDeclaration,anddecidedthattheywouldsincerelydiscussthespecificscalesand contentsoftheeconomiccooperationinthenormalizationtalks.

Bothsides,pursuanttothebasicprinciplethatwhenthe bilateralrelationship is normalizedbothJapanandtheDPRKwouldmutuallywaivealltheirpropertyand claimsandthoseoftheirnationalsthathadarisenfromcauseswhichoccurredbefore August15,1945,decidedthattheywoulddiscussthisissueofpropertyandclaims concretelyinthenormalizationtalks. Anhang 211

BothsidesdecidedthattheywouldsincerelydiscusstheissueofthestatusofKorean residentsinJapanandtheissueofculturalproperty.

3.Bothsidesconfirmedthattheywouldcomplywithinternationallawandwouldnot commit conducts threatening the security of the otherside.Withrespecttothe outstandingissuesofconcernrelatedtothelivesandsecurityofJapanesenationals, theDPRKsideconfirmedthatitwouldtakeappropriate measures so that these regrettableincidents,thattookplaceundertheabnormalbilateralrelationship,would neverhappeninthefuture.

4.Bothsidesconfirmedthattheywouldcooperate witheachotherinorderto maintainandstrengthenthepeaceandstabilityofNorthEastAsia. Bothsidesconfirmedtheimportanceofestablishingcooperativerelationshipsbased upon mutual trust among countries concerned in this region, and shared the recognitionthatitisimportanttohaveaframeworkinplaceinorderfortheseregional countriestopromoteconfidencebuilding,astherelationshipsamongthesecountries arenormalized. Bothsidesconfirmedthat,foranoverallresolutionofthenuclearissuesontheKorean Peninsula,theywouldcomplywithallrelatedinternationalagreements.Bothsidesalso confirmedthenecessityofresolvingsecurityproblemsincludingnuclearandmissile issuesbypromotingdialoguesamongcountriesconcerned. TheDPRKsideexpresseditsintentionthat,pursuanttothespiritofthisDeclaration,it wouldfurthermaintainthemoratoriumonmissilelaunchinginandafter2003.

Bothsidesdecidedthattheywoulddiscussissuesrelatingtosecurity.

PrimeMinisterofJapan JunichiroKoizumi

ChairmanoftheDPRKNationalDefenseCommission KimJongIl

September17,2002 Pyongyang Quelle:http://www.mofa.go.jp/region/asiapaci/n_korea/pmv0209/pyongyang.html ,(27.2.2007) Anhang 212

Teil 3: Versöhnung, Vergebung und Schuld zwischen Südkorea und Japan im Kontext der Nachkriegszeit seit 1945

[Teil 3 – 1] AufteilungderAusstellungsräumeimKriegsmuseumdesYasukuni Schreins.

• SpiritoftheSamurai. • The Greater East Asian War • HistoryofJapaneseMilitary (1). Traditions. • The Greater East Asian War • TheMeijiRestoration. (2). • TheSatsumaRebellion. • The Greater East Asian War • TheFoundingofYasukuniJinja. (3). • The Sino-Japanese War. • The Greater East Asian War • Panoramic Exhibits of the (4). Russo-Japanese War. • The Greater East Asian War • From the Russo-Japanese (5). War to the Manchurian • MementosofWarHeroes Incident. EnshrinedatYasukuniJinja(1). • Model Sanctuary. • MementosofWarHeroes • The China Incident 389 . EnshrinedatYasukuniJinja(2). • MementosofWarHeroes EnshrinedatYasukuniJinja(3). • YasukuniPrayer.

• MediaRoom.

[Teil 3 – 2] PostwarIndependenceMovements AmAusgangderAusstellungshalle»TheGreaterEastAsianWar« desMuseumsamYasukuniSchrein.

PostwarIndependenceMovements

Japan’svictoryintheRussoJapaneseWarinspiredothernations,particularly theAsiannation,todreamofachievingindependence.

ManyfutureleadersofindependencemovementsvisitedJapan.Butevenwhen theturmoiloftheWWIsubsided,theroadinindependenceseemedendlessto thepeoplesofAsia.NotuntilJapanbegantoaccomplishvictoryafterstunning victoryinGreaterEastAsianWar,didtheideaofindependence enterthe realmofreality.

389 Woinanderen–darunterauchjapanische–Quellen»TheNanjingMassaker«steht,wirdim YasukiniMuseumdasMassakervonNanjingals›Zwischenfall‹behandelt,daherderBegriff ›Incident‹.DieserBegriffspiegeltunteranderemdieGeschichtsdarstellungdiesesMuseums wider. Anhang 213

OncethedesireforindependencehadbeenkindledunderJapaneseoccupa tion,itdidnotdie,eventhoughJapanwasultimatelydefeated.Afterthewar endedAsiannationsfoughtfortheirindependenceandwonit.

[Teil 3 – 3] AufteilungderAusstellungsräumeimHiroshimaPeace MemorialCenter

West TheWestBuildingdisplaysA Building bombartifactsandmaterials specificallydesignedto conveytheeventsand conditionsinHiroshimaon August6,1945.

East 1F Beginningwithanoverview • TheAtomicBomb–Fromthe Buildi andguide,theexhibitson developmenttothebombing ng thefirstflooroftheEast ofHiroshima Buildingusemodels,films, andphotopanelstodescribe • WhydidtheU.S.developthe Hiroshimabeforethe Bomb? bombinganddevelopmentof • WhydidtheU.S.decideto theABombtotheactual dropthebombonJapan? drop.

• Whywasthebombdropped onHiroshima?

23 Thesefloorsusemodels, F photographandpanel exhibitstopresentthe currentstatusofthenuclear ageandHiroshima’speace activities. Anhang 214

[Teil 3 – 4] AusderTafelamEingangdesNagasakiABombMuseum

August 9, 1945.

ThiscornerintroducesNagasaki,itsscenery,anditsresidents’wayoflifejust beforetheatomicbombing.Theexhibitincludesaclockthatstoppedat11:02 a.m.,themomentoftheexplosion,indicatingthatthedestructionofNagasaki immediatelyoccurredinaninstant.

Damage caused by the atomic bombing.

Thiscornerrevealsthehorrorsanddestructivepoweroftheatomicbombing throughthedevastatingsceneofNagasakiimmediatelyaftertheatomicbomb ing.

Toward a world free of nuclear weapons.

Thiscornerinspiresvisitorstothinkaboutissuesrelatedtowarandpeaceso thattheworldmayonedayremainfreeofnuclearweapons.

[Teil 3 – 5]

InJapanthewarwascalledthe›GreaterEastAsianWar‹.Japansaiditwanted tofreeAsiafromwesterncontrolandcreateasphereof›coprosperity‹.Butin factitwassimplyaninvasionbyJapan.Korea,TaiwanandsouthernSakhalin werealreadyJapanesecolonies.ManchukuowasastateunderJapanesecon trol.JapanhadbeenfightingafullscalewarinChinasince1937.Koreaand ManchuriasentsoybeanstoJapanalthoughsomeoftheirownpeoplelacked food.WiththeescalationofthewarmanyKoreansandChinesewerebrought toJapanasforcedlabor.Womenweretakenevenintothefrontlineareasto serveas›comfortwomen‹forthetroops.Japanimposedmilitaryrulesonoc cupiedareas.BurmaandthePhilippinesweregivenstatehood.Peoplewere forcedtogrowriceandcoalforshipmenttoJapan.Strategicmaterialssuchas rubber,oil,bauxiteandwoodwereboughtfromtheseareas.LearningJapane se,singingJapaneseanthemandprayingatShintoshrineswerecompulsory. TheBurmaRailwaywaslaidusingalliedPrisonersOfWarinsoutheasternwar campsasforcedlabor.The›GreaterEastAsiaCoProsperitySphere‹vanished withJapansdefeat. Anhang 215

[Teil 3 – 6] »Crows«

Hiroshima Panels 14. from 1972:

KoreanPeoplearesimilarinappearancetoJapanese. Howthen,whocould anyonedistinguishamongtheminthecarnageaftertheatomicbombing?»It wasthecorpsofKoreansthatremainedscatteredintheruinslongerthanany others.Onereasonisthat,althoughmanyJapanesepeoplesurvivedtheatom icbombing,veryfewKoreansurvived.Therewasnothingyoucoulddo.Crows flowdowninflocksfromtheskyandatetheeyeballsoftheKoreancorpses. Theyatetheeyeballs.«EventhecorpsesofKoreansweresubjectofdiscrim ination.TheJapanesediscriminatedevenagaincorpses.TheJapaneseandthe KoreanswerebothAsianpeopleexposedtotheatomicbombing.Beautiful KoreandressesflyupandsailtotheskyoftheKoreanhomeland.Theworkof artiscompleted.Weofferitindevotiontothevictims,whichap proximately5,000KoreansdraftedbyforcetoworkatMitsubishiNagasaki Shipyardwheretheywereexposedtotheatomicbombinginmass.Thesame thinghappenedinHiroshima.Todaysome15,000Koreanatomicbombsurviv orsarelivingintheirhomelandwithoutanyrecognitionormedicalbenefitsen joyedbyJapanese.

[Teil 3 – 7]

A Monument For Korean Atomic Victims. (Nagasaki Peace Monument)

Thismonumenthasbeendedicatedtothemorethan10,000Koreanswho werevictimsoftheatomicbombinginNagasaki.

AgroupofJapaneseraisedthefundstoerectthemonumentandwemakethe followingappealwithinrememberingthetragicwhythoseKoreanswereforced toliveanddie.

OnAugust22,1910,theJapanesegovernmentputintoeffectadeclarationto annexKoreaandtocolonizethenationunderthestrictandcompleteruleof Japanese.Koreanswerederivedofthelibertytoliveasfreecitizenswithin theirowncountry,andtheirhumanrightsweregrosslyneglected.Manywere drivenintoJapanhavingnorrecoursetoliveinKorea.ThetotalnumberofKo reans,mostwhowereforciblybroughttoJapanandputtoslavery,isbelieved tohavebeen2.365.263,accordingtotheHomeMinistry.Ofthose,approxima tely70,000werelocatedinNagasakiPrefecturejustbeforetheJapanesesur Anhang 216 renderinWorldWarII.Atthattime,over31,000Koreanslivedinandaround thecityofNagasakiandwereengagedinforcedlaborunderatrociousconditi ons.

OnAugust8,1945,AmericadroppedanatomicbombonNagasaki,andsome 20,000Koreansexperiencedtheblastofthebombandwereexposedtothe radiation.Morethanahalfofthesepeoplewereinstantlykilled.

HereweapologizetoKoreaandtheKoreansfortheimmeasurablesuffering thatweinflicteduponthemduringthosetragicyears,threateningthemwith theswordandgun,colonizingandannexingtheirpeninsula,bringingthem againsttheirwillandabusingtheminslaveryandfinallyforthecatastrophic waytheyhadtodieundertheatomicbomb.Westronglyappealforthetotal abolitionofnuclearweaponsfromthefaceoftheearth,andwehopeforthe peacefulunificationoftheKoreannation.

Japanesepeoplewereresponsibleforhavingcausedgreathardshipsonthe peoplesofAsianandPacificregions,thebattlefieldsofthefifteenyearwar whichendedonAugust15,1945.AcountlessnumberofJapanesealsolost theirlives,becamewoundedorfelltoillness.

ThosewholivedinOsaka,too,sustainedgreatlossoflivesandpropertyfrom overfiftyindiscriminateairraids.Throughadispassionateandunpretentious reflectionofthisfifteenyearwar,eachoneofusmustconstantlystriveto exertoureffortstowardtheattainmentoflastingglobalpeace.

[Teil 3 – 8] Prospectus

InthecourseofthesecondWorldWar,thedestructivepowerofmorethanfif tyairraidsleftmajorsectionsofOsakatotallydemolished.Osakawasnotalo ne.HiroshimaandNagasakiweredecimatedbytheworld’sfirstuseofatomic weaponry,andOkinawawasallbuttornapartduringtheplanned»finalbattle ofthemainland«.

Butthetragediesofwarspreadfarbeyondeventheseareas,andcountless numberofJapanesepeoplelosttheirpreciouslives,becamewoundedorfellto illness. Atthesametime,weshallnotforgetthatJapanwasresponsiblefor thegreathardshipssufferedbythepeoplesofChinaandotherAsianPacific region,thebattlegroundsofthefifteenyearwarwhichendedonAugust15. 1945,andthepeoplesofKoreaandTaiwanunderJapanesecolonialrule. […]. Anhang 217

[ Teil 3 – 9] AufteilungderAusstellungsräumeim OsakaInternationalPeace Center

Exhibition OsakaAirRaidand Here,theobjectsconnectedtothelifeof Room A theDailyLifeof Osakaduringthewararedisplayedto thePeople conveythecity’swarexperience. Theexhibitionshedlightonthemorethan 50airraidssufferedbyOsaka.Thereare alsodisplaysofrecreationsofOsaka wartimescenes,whichhelpvisitorsto understandthemiseryofwar.

Exhibition 15YearWar Here,theexhibitionpresentsfactsabout Room B warthatextendedthroughtheAsiaPacific regionfor15years,fromthetimeofthe ManchurianincidentuntiltheendofWorld WarII.Anotherexhibitionhereshowsthe terrorproducedbytheatomicbombs droppedonHiroshimaandNagasaki.The inhumanityofwarisalsohighlightedbyan exhibitdepictingthehorrorsofthe Auschwitzconcentrationcamp.

Exhibition Aspirationfor Allpeopleseekpeace.Yet,thethreatof Room C Peace nuclearweaponsstillhangsovertheworld, despitetheeventsofWorldWarII,and thereseemstobenoendtodisputesand warsoverethnic,religious,orideological differences.Inadditiontothesescourges, starvation,povertyanddegradationofthe globalenvironmentarealsoposinggrave threatstoworldpeace. Weshouldreflectcontinuallyonthenotion ofpeacebyconsideringtheimportanceof theEarth,andthepreciousnessoflifeand humanrights.

[Teil 3 – 10] WarMemorialofKorea

Eventhoughourcountryhasbeeninvadedbysurroundingcountriesmany timesthroughoutour5,000yearshistory,wehaveremainedanationstate. Specifically,ithasbeenachallengingissuefromanationalviewpointtocollect alloftheactualmaterialsandtheKoreanWarrelatedhistoricalfactsandto handthemdowntofuturegenerationswhoareinthesituationwherethere arelessandlessgenerationsleftwhoexperiencedtheKoreanWar,thebiggest nationaltragedy.

Therefore,inordertopreventafuturewarandtoachievepeacefulunification, theWarMemorialofKoreawasactivatedonJune10,1994andithastaken partinkeepingthesegoalsupuntilnow,bycollecting,preserving,exhibiting Anhang 218

andstudyingwarrelatedmaterials,andlessonslearnedfromancienttimesto moderntimes.

We,allthemanagersandstaffsoftheWarMemorialofKorea,lookbackupon thememoriesofourpatrioticmartyrs,thosewhomadetheultimatesacrifice, andgaveuptheirlivesforthefatherland,andtrytohelppeoplerealizetheim portanceofpeacebymakingthemseeandexperiencepricelesswarrelated materialsandlessons.

WedeeplyfeelthatTheWarMemorialofKoreaisaplacewheretheidealsof defenceofthefatherlandandnationalsecurityaretaughtand,atthesame time,aneffortatinternationaldiplomacyandtheenhancementofnational prestigearemade.Therefore,wearedoingourbesttomaintaincontroland properupkeepofTheWarMemorialofKoreawithallourheart,bearingin mindthatitisveryvaluablethingtodoforourdescendants.

Inconclusion,wehopeyouhaveanentertainingandeducationalvisittothe WarMemorialofKoreaandsupportuswithencouragementandlove.

[Teil 3 – 11] AufteilungderAusstellungsräumeim WarMemorialofKorea

Ausstellungshalle Einleitung

1. Memorial Hall Koreahasbeenanationmaintaininga5000yearhistoryfrom strongresistancedespiteitsendlessforeigninvasions.Despite ofitsgeologicallocationbetweengreatpoweredcountries, Koreahascreativelysucceededaprofoundtraditionof originalitycomingfromthepotentialpowerofpatrioticspiritand culturalcreation. MemorialHallleadsviewerstoruminateaboutthegreatspirits andachievementsofnationalwarheroeswhodefendedthe countryfromthedangeroustrialsandinvasions.

2. War History StrongunityandwiseadministrationhasleadKorea's5000year historytopresentthroughoutvariousinvasions.Althoughpoor militarypowerhasleadtoforeigninvasions,oblivionofwhat thewargivesleadtoKorea'stragicdivision.However,Korea hasunifiedandreconciledinordertoexpelpowerfulforeign invadersthroughoutthepast.MesoseongBattleintheThree Kingdomsera,theVictoryofKweejubattleinKoryoDynastyare goodexamples. Choson'sLimjinJapaneseinvasionandByungjainvasion stimulatedtheimportanceofmilitarydefenseandrealityofwar. However,afterthetreatyportandJapanesesubjugation,much sacrificeandeffortweretookinfindingbackthelostnation.

3. - Korean War erupted from the surprise attack on 25 Background of June, 1950 by the North Korean leadership Kim Il-song, Anhang 219

Korean War / with the support of the USSR and Communist China, as Surprise Invasion part of the Cold War confrontation of democracy and communism. In the initial phase of the war, troops advanced southward down to Naktong River within two months and occupied about 90% of the Republic. Although Korean Forces were not prepared against the surprise attack, they fought back in all-out war with burning fighting spirit. In order to prove the illegal North Korean's invasions, UN representing 21 allied countries came up to a military aid resolution and fought against the communists defending the nation's liberty. On 27 July, 1957 the Armistice Agreement was settled at Panmun Office concluding the three year and on month war, not ending the war but suspending hostilities.

4. Expeditionary KoreantroopshavebeensentabroadduringtheUnifiedShilla Kingdom,KoryoDynasty,ChosonDynasties. AftertheestablishmentoftheRepublicofKorea,Koreans broughtupforcefulpowerdespitetheKoreanWar,and participatedintheVietnamWar,GolfWar,andtheSomalia, WestSahara,andAngolaPeaceKeepingOperations. KoreanArmedForcesdispatchedfreedomfighterstoVietnam forthepeaceoftheworldinthe1960s.For8yearsuntilMarch 1973,theydisplayedtheirmighttotheworldbytheirbrave fightingagainsttheVietCong.NotonlydidtheKoreanArmed Forcesreceiveworldrecognitionfortheirsupportofanother countrybutbytheiractionstheyheightenedthenation's internationalpositionandgreatlycontributedtothenation's economicdevelopmentbygivingKoreancorporationsa springboardforlaunchingoverseasoperations.

5. ROK Armed AfterWorldWar2,KoreanPeninsulawasdividedintotwo Forces – Army throughtheUSSRandUSA'stakeover.OnthedefenseofNorth Korean'smilitaryestablishment,theparentofKoreanArmed Forceswasorganizedon15January,1946andwasestablished intoArmyForceandNavalForcealongwiththeestablishment oftheGovernmentoftheRepublicofKoreaon15August, 1948.TheKoreanArmedForcescontinuedtopracticethe emergencybattlefightsandbravelyfoughtduringtheKorean Warwithstrongmilitaryspiritanddeterminationagainstthe NorthKorean'sattempttocommunizetheentirepeninsula. Afterwar,theKoreanArmedForceshasstrengthenedtheir militarymightbydevelopmentofitsowndefenceindustryand armaments. Basedonthisenhancedstrength,theKoreanArmedForces participatedasanUNalliesintheVietnamWar,GolfWar,and theSomalia,WestSahara,andAngolaPeaceKeeping Operations,receivingworldrecognitionandcontributinginto wordpeace.

6. Defense Untilthe1960s,theKoreanArmydependedentirelyonUS Industry militaryarmaments.However,intheearly1970s,whenKorea Anhang 220

starteditsownindustry,KoreastartedtoproducetheM16 rifle.Inthe1980s,Koreawasabletoproducehighlyquality Koreantypetanks,APC,variousmodernizedartillerypieces, destroyers,fighteraircraft,electroniccommunication equipments,guidedmissiles,andsubmarines.Onthesecond floorofthelargemilitaryequipmentroom,variousdefense industrialweaponsandequipmentsaredisplayedinrealandin models.

7. Large Thelargemilitaryequipmentsaredisplayedintheindoorand equipment outdoorexhibitionsrooms.Generally,intheoutdoorexhibitions roomstheKoreanwararmamentsofarmy,navy,airforceare displayedforcomparativeviewing.Also,standardmilitary equipmentsproducedbytheKoreandefenseIndustriesafter theKoreanWararedisplayedinordertoenhanceindependent militarywill.Largeequipmentsthatwereoperatedbyother countriesfromtheWorldWar2,andVietnamWararealso displayed.

• NochzweiweitereAusstellungshallen,diedenselbenCharaktervon›Large Equipment‹haben.

[Teil 3 – 12] Informationzu IndependenceHallofKorea

ObjectiveandHistoryoftheIndependenceHallofKorea

Mission

TheIndependenceHallofKoreaisaplacededicatedtodisplayKoreanhistory frompasttopresent,focusingontheindependencemovementsoftheJapane secolonialperiod.

ThisIndependenceHallencompassesthefullrangeofKoreanhistorytooffer betterunderstandingontheKoreanculturalheritageandtoenrichknowledge, patriotism,andsheerenjoymentofKoreanpeople.Devotedtocollect,preser ve,exhibit,studyandresearchthematerialsandresourcesaboutKoreanhis tory,visitorswouldlearnthewisdomofKoreanancestorsinovercomingana tionalcrisiswhileremindingKoreansoftheirnationalconsciousness. Anhang 221

[Teil 3 – 13] AufteilungderAusstellungsräumeinder IndependenceHallof Korea

Ausstellungshalle Einleitung • TheHallofNational For5000years,Koreanpeoplehavedevelopedoneofmost Heritage uniqueculturesintheworld.Becauseofitsgeographical advantage,foreignforceshaveinvadedtheKoreanpeninsula manytimes.Koreanpeople,however,haveovercomethe entirecrisistotakealeapintoabrighterfuture.This exhibitionHalldisplaysKoreanculturalmaterialsand exhibitionsrelatedtoovercomingnationalpredicamentsfrom theprehistoricagetotheendofJoseonDynasty.

• TheHallofthe AttheendofJoseonDynastywhenKoreawastakingitsfirst Nationalist steptowardsmodernization,foreigncountriesstartedto Movement invadeKorea.TheKoreangovernmentanditspeoplehadto protectthemselvesfromtheinvasions,butgaveeveryeffort toindustrializeKoreansocietyandeconomy.Afterthewar betweenChinaandJapanin1894,theenlightenment movementwaslaunchedtosavetheKoreanpeoplefrom illiteracyandteachnewknowledge.Inthisexhibitionhall,the collectionsandhistoricalevidenceoftheKoreanindependence movementandnationalistmovementfromthe1860sthru 1910s,whenKorealostitssovereignty,isdisplayed.

• The Hall of the From its beginning, Korea had a great influence over Japanese Japanese culture and art and was helped in Aggression introducing new technology and studies to Japan. It was a long history of a mentor and protégé like relationship between Korea and Japan. However, this relationship slowly deteriorated around the middle of the 19th century as Japan waged many wars against Korea. At every opportunity, the Japanese government threatened and coerced unequal treaties with Korea by force. Finally in 1910, the Korean government submitted to become a Japanese colony under the Japanese Empire. During the ruling, the Japanese government plundered products, persecuted Koreans, and tried every horrendous atrocity to destroy Koreans' undying spirits. In this part of the exhibition hall, you can find photographic details of Japanese war atrocities and brutalities.

• The Hall of the On March 1, 1919, the Korean provisional government March First issued a Declaration of Independence of Korea and a Independence nation-wide independence movement erupted Movement throughout the Korean peninsula. The harsher the persecution, the wider and stronger the movement was. Even Korean expatriates overseas joined in the movement vigorously to show the undying desire for Korean sovereignty around the world. The 1910 Anhang 222

Independence movement also triggered and instigated other independence movements in other countries under Japanese ruling like the May Fourth movement in China. In this area you can find exhibitions about the independence movement that occurred in and out of Korea. In this part of the exhibition hall, you can find photographic details of Japanese war atrocities and brutalities.

• The Hall of the TheindependencemovementagainstJapaneserulevariedin Independence manyformsandsizesbytheyear1900.Membersofthe War KoreanresistancebasedinManchuriaandSiberiawaged undergroundwartocounterattackagainstJapanese brutalities.Usingorganizedstrategies,Koreanresistant memberswonunprecedentedvictoriesinManchurian BongodongandCheongsanriindependencewars.The IndependenceArmyoftheKoreanprovisionalgovernment andthousandsofunsungpatriotssacrificedthemselves fearlessly. InthefifthExhibitionHallyoucanviewdifferentkindsof materials,miniaturesandimagesaboutthearmedresistance movementinManchuriaandotherareasagainstJapan.

• The Hall of the Thishallexhibitsthenationalmovementsofallsocial Social und standings.Culturemovementsectionexhibitsnationalculture Cultural protectionmovementwhichhadbeendevelopedagainst Movement deceitful"CultureSovereign"and"NationalCulture AnnihilationPolicy"since3.1IndependenceMovement.The fieldsareKoreanlanguage,literature,history,thepress, publication,education,religionandarts.TheAntiJapanese Movementofvariousclasses,forexamplewomen,labours, farmers,ayouth,andstudents,isexhibitedatSocial movementsection.Themovementwasintendedtoestablish ourownsturdynationwhichisfreefromthedistinction, suppression,exploitationandobtainsfreedomandequality. Eventhoughthesekindofsocialculturemovementswas executedseparately,theyledournationtograndalliance, concentratingourabilitiesatbothhomeandabroad.For overseas,theyreturnedtothecharacteristicsofourculture andprotectedagainstJapanese'sgovernmenttorestoreequal unionwhichsecuredfreedomandwasfreefromdistinction andsuppression.

• The Hall of the TheKoreanProvisionalGovernmentinShanghai,established Korean in1919,performedaleadingroleoftheindependence Provisional movementagainstJapan.Ithadbeenengagedinawide Government rangeofpoliticalduties,suchasdiplomacy,internalaffairs, military,culturalmovementandmanyothersuntilthedayof KoreanIndependencein1945.Thishallexhibitsmaterialsof TheKoreanProvisionalGovernment’sactivities,theKorean IndependenceMovementoverseas,Korean’slifeinShanghai duringtheperiodoftheKoreanProvisionalGovernmentin Anhang 223

Shanghai.

• The Circle Vision Theater

[Teil 3 – 14] Japan-Republic of Korea Joint Declaration A New Japan-Republic of Korea Partnership towards the Twenty-first Century

8October1998

(ProvisionalTranslationbytheJapaneseGovernment)

1. PresidentKimDaeJungoftheRepublicofKoreaandMrs.Kimpaidanofficial visittoJapanasStateGuestsfrom7October1998to10October1998.During hisstayinJapan,PresidentKimDaeJungheldameetingwithPrimeMinister KeizoObuchiofJapan.Thetwoleadersconductedanoverallreviewofpastrela tionsbetweenJapanandtheRepublicofKorea,reaffirmedthecurrentfriendly andcooperativerelations,andexchangedviewsonhowtherelationsbetween thetwocountriesshouldbeinthefuture.

Asaresultofthemeeting,thetwoleadersdeclaredtheircommondetermination toraisetoahigherdimensiontheclose,friendlyand cooperative relations betweenJapanandtheRepublicofKoreawhichhavebeenbuiltsincethenor malizationoftheirrelationsin1965soastobuildanewJapanRepublicofKorea partnershiptowardsthetwentyfirstcentury.

2. ThetwoleaderssharedtheviewthatinorderforJapanandtheRepublicof Koreatobuildsolid,goodneighborlyandfriendlyrelationsinthetwentyfirst century,itwasimportantthatbothcountriessquarelyfacethepastanddevelop relationsbasedonmutualunderstandingandtrust.

LookingbackontherelationsbetweenJapanandtheRepublicofKoreaduring thiscentury,PrimeMinisterObuchiregardedinaspiritofhumilitythefactofhis torythatJapancaused,duringacertainperiodinthepast,tremendousdamage andsufferingtothepeopleoftheRepublicofKoreathroughitscolonialrule, and expressed his deep remorse and heartfelt apology for this fact. PresidentKimacceptedwithsinceritythisstatementofPrimeMinisterObuchi's recognitionofhistoryandexpressedhisappreciationforit.Healsoexpressedhis viewthatthepresentcallsuponbothcountriestoovercometheirunfortunate Anhang 224

historyandtobuildafutureorientedrelationshipbasedonreconciliationaswell asgoodneighborlyandfriendlycooperation.

Further,bothleaderssharedtheviewthatitwasimportantthatthepeoplesof bothcountries,theyounggenerationinparticular,deepentheirunderstanding ofhistory,andstressedtheneedtodevotemuchattentionandefforttothat end.

3. ThetwoleaderssharedtherecognitionthatJapanandtheRepublicofKorea, whichhavemaintainedexchangesandcooperationthroughoutalonghistory, havedevelopedclose,friendlyandcooperativerelationsinvariousareassince thenormalizationoftheirrelationsin1965,andthatsuchcooperativerelations havecontributedtothedevelopmentofbothcountries.PrimeMinisterObuchi expressedhisadmirationfortheRepublicofKoreawhich,throughtheuntiring effortsofitspeople,hasachieveddramaticdevelopmentanddemocratization andhasgrownintoaprosperousandmaturedemocraticstate.PresidentKim highlyappreciatedtherolethatJapanhasplayedforthepeaceandprosperityof theinternationalcommunitythroughitsecuritypolicies,foremostitsexclusively defenseorientedpolicyandthreenonnuclearprinciplesunderthepostwarJa panesePeaceConstitution,itscontributionstotheglobaleconomyanditseco nomicassistancetodevelopingcountries,andothermeans.Bothleadersex pressedtheirdeterminationthatJapanandtheRepublicofKoreafurtherdevel optheircooperativerelationshipfoundedonsuchuniversalprinciplesasfree dom,democracyandthemarketeconomy,basedonbroadexchangesandmu tualunderstandingbetweentheirpeoples.

4. Thetwoleaderssharedtheviewthattherewasaneedtoenhancetherelations betweenJapanandtheRepublicofKoreainawiderangeofareastoabalanced cooperativerelationshipofahigherdimension,includinginthepolitical,security andeconomicareasaswellasinpersonnelandculturalexchanges.Theyalso sharedtheviewthatitwasextremelyimportanttoadvancethepartnership betweenthetwocountries,notonlyinthebilateraldimensionbutalsoforthe peaceandprosperityoftheAsiaPacificregionandtheinternationalcommunity asawhole,andinexploringinvariouswaystoachieveasocietyinwhichindi vidualhumanrightsarebetterrespected,andamorecomfortableglobalenvir onment.

InordertobringtherelationshipbetweenJapanandtheRepublicofKoreain thetwentiethcenturytoafittingconclusionaswellastobuildanddevelopthe Anhang 225

partnershipbetweenthetwocountriesasacommongoalbasedontruemutual understandingandcooperation,thetwoleadersthereforeconcurredonthefol lowing.TheyformulatedtheactionplanannexedtothisJointDeclarationinor dertogiveconcreteformtothispartnership.

ThetwoleadersdecidedthattheMinistersforForeignofAffairsoftheircoun trieswouldserveastheoverallsupervisorsofthisJapanRepublicofKoreapart nershipandthattheirGovernmentswouldreviewregularlythestateofprogress inthecooperationbasedonitandstrengthenthecooperationasnecessary.

5. Bothleaderssharedtheviewthatconsultationsanddialoguebetweenthetwo countriesshouldbefurtherpromotedinordertodevelopthepresentJapanRe publicofKorearelationshiptoahigherdimension.

Basedonthisview,thetwoleadersdecidedtomaintainandstrengthenthemu tualvisitsandthecloseconsultationsbetweenthem,toconductthesevisitsand consultations regularly and to further enhance Ministerlevel consultations in variousareas,inparticularthosebetweentheirForeignMinisters.Theyalsode cidedthatagatheringofMinistersofthetwocountrieswouldbeheldassoonas possibletoprovideanoccasionforafreeexchangeofviewsamongthecon cernedMinistersresponsibleforpolicyimplementation.Inaddition,thetwolead ersexpressedappreciationforthepositiveresultsofexchangesamongparlia mentariansofJapanandtheRepublicofKorea,andwelcomedthepositionsof theJapanRepublicofKoreaandtheRepublicofKoreaJapanparliamentarian friendshipleaguestoexpandtheiractivities,anddecidedthattheywoulden courageincreasedexchangesamongyoungparliamentarianswhowillplaya prominentroleinthetwentyfirstcentury.

6. ThetwoleaderssharedtheviewthatitwasimportantforJapanandtheRepub licofKoreatocooperateonandtoparticipateactivelyininternationaleffortsto buildamorepeacefulandsaferinternationalorderinthepostColdWarworld. TheysharedtheviewthattheroleoftheUnitedNationsshouldbestrengthened inordertorespondmoreeffectivelytothechallengesandtasksinthetwenty firstcenturyandthatthiscouldbeachievedthroughstrengtheningthefunctions oftheSecurityCouncil,increasingtheefficiencyoftheUnitedNationsSecretari at,ensuringastablefinancialbase,strengtheningUnitedNationspeacekeeping operations, cooperation for economic and social development in developing countriesandothermeans.

Bearingtheseviewsinmind,PresidentKimDaeJungexpressedappreciationfor Anhang 226

Japan'scontributionstoandtheJapaneseroleintheinternationalcommunity, includingtheUnitedNations,andexpressedtheexpectationthatthesekindsof contributionsandrolewillbeincreasedinthefuture.

Thetwoleadersalsostressedtheimportanceofdisarmamentandnonprolifera tion.Inparticular,theyemphasizedthatallkindsofweaponsofmassdestruc tionandtheirproliferationposedathreattothepeaceandsecurityoftheinter nationalcommunity,anddecidedtofurtherstrengthencooperationbetweenJa panandtheRepublicofKoreainthisfield.

Thetwoleaderswelcomedthesecuritydialogueaswellasthedefenseex changesatvariouslevelsbetweenthetwocountriesanddecidedtofurther strengthenthem.Theleadersalsosharedtheviewontheimportanceofboth countriestosteadfastlymaintaintheirsecurityarrangementswiththeUnited Stateswhileatthesametimefurtherstrengtheneffortsonmultilateraldialogue forthepeaceandstabilityoftheAsiaPacificregion.

7. Thetwoleaderssharedtheviewthatinordertoachievepeaceandstabilityon theKoreanPeninsula,itwasextremelyimportantthatNorthKoreapursuere form andopenness and take throughdialogue amoreconstructive attitude. PrimeMinisterObuchiexpressedsupportforthepoliciesofPresidentKimDae JungregardingNorthKoreaunderwhichtheRepublicofKoreaisactivelypro motingreconciliationandcooperationwhilemaintainingasolidsecuritysystem. Inthisregard,bothleaderssharedtheviewthattheimplementationofthe Agreement on Reconciliation, Nonaggression, Exchanges and Cooperation betweentheSouthandNorth,whichenteredintoforceinFebruary1992,and thesmoothprogressoftheFourPartyTalksaredesirable.Furthermore,both leadersconfirmedtheimportanceofmaintainingtheAgreedFrameworksigned inOctober1994betweentheUnitedStatesofAmericaandNorthKoreaandthe KoreanPeninsulaEnergyDevelopmentOrganization(KEDO)asthemostrealistic andeffectivemechanismsforpreventingNorthKoreafromadvancingitsnuclear program.Inthisconnection,thetwoleaderssharedtheconcernandregretex pressedbythePresidentoftheUnitedNationsSecurityCouncilonbehalfofthe SecurityCouncilovertherecentmissilelaunchbyNorthKorea,aswellasthe viewthat,NorthKorea'smissiledevelopment,ifunchecked,wouldadverselyaf fectthepeaceandsecurityofJapan,theRepublicofKoreaandtheentireNorth eastAsianregion.

Thetwoleadersreaffirmedtheimportanceofclosecoordinationbetweenthe Anhang 227

twocountriesinconductingtheirpoliciesonNorthKorea,andsharedtheview thatpolicyconsultationsatvariouslevelsshouldbestrengthened.

8. Thetwoleadersagreedthatinordertomaintainanddevelopthefreeandopen internationaleconomicsystemandrevivetheAsianeconomywhichisfacing structuralproblems,itisimportantthatJapanandtheRepublicofKoreafurther strengthentheirmutualcooperativerelationsintheeconomicfieldinabalanced mannerwhileeachovercomesitsrespectiveeconomicdifficulties.Forthisend, thetwoleaderssharedtheviewthattheywouldfurtherstrengthenbilateraleco nomicpolicyconsultationsaswellastofurtherpromote policy coordination betweenthetwocountriesatsuchmultilateralforaastheWorldTradeOrganiz ation(WTO),theOrganisationforEconomicCooperation and Development (OECD)andtheAsiaPacificEconomicCooperation(APEC).

PresidentKimappreciatedtheeconomicassistancetotheRepublicofKorea fromJapaninthepastinawiderangeofareasincludingfinance,investment andtechnologicaltransfer,andexplainedtheeffortsoftheRepublicofKoreato resolveitseconomicproblems.PrimeMinisterObuchi explainedthe various measuresforrevivingtheJapaneseeconomyandtheeconomicassistancewhich JapanisprovidingtoassistinovercomingthedifficultiesfacedbyAsianeconom ies,andexpressedJapan'sintentiontocontinuesupportfortheeffortsbeing madebytheRepublicofKoreatoovercomeitseconomicdifficulties.Bothlead erswelcomedthatabasicagreementwasreachedonloansfromtheExportIm portBankofJapantotheRepublicofKoreawhichproperlyutilizesthefiscalin vestmentandloanprogram.

ThetwoleaderssincerelywelcomedthatthenegotiationsonthenewJapanRe publicofKoreafisheriesagreement,whichhadbeenamajoroutstandingissue betweenthetwocountries,hadreachedbasicagreement,andexpressedthe hopethatunderthenewfishingorderbasedontheUnitedNationsConvention ontheLawoftheSea,relationsbetweenJapanandtheRepublicofKoreainthe areaoffisherieswoulddevelopsmoothly.

ThetwoleadersalsowelcomedthesigningofthenewJapanRepublicofKorea TaxConvention.

Theysharedthecommonviewthattheywouldenhancecooperationandex changesinvariousareasincludingtradeandinvestment,industrialtechnology, scienceandtechnology, telecommunications andexchangesbetweengovern ments,employersandworkers,andtoexchangeinformationandviewsontheir Anhang 228

respectivesocialwelfaresystemsatanappropriatetimeinthefuture,bearingin mindtheprobableconclusionofaJapanRepublicofKoreaAgreementonSocial Security.

9. ThetwoleaderssharedtheviewthatbothGovernmentswouldcooperateclosely onresolvingvariousglobalissueswhichtranscendnationalbordersandwhich arebecomingnewthreatstothesecurityandwelfareoftheinternationalcom munity.TheyalsosharedtheviewthatbothcountrieswouldpromoteJapanRe publicofKoreaenvironmentalpolicydialogueinordertostrengthentheirco operationonvariousissuesconcerningtheglobalenvironment,suchasreducing greenhousegasemissionsandcountermeasuresagainstacidrain.Theyfurther sharedthedeterminationtopromotebilateralcoordinationfurtheronoverseas assistancesoastostrengthentheirsupportfordevelopingcountries.Inaddi tion,thetwoleaderssharedtheviewthatbothGovernmentswouldcommence talksonconcludingaJapanRepublicofKoreaExtraditionTreatyandfurther strengthen cooperation on countermeasures against international organized crimesuchasonillicitnarcoticsandstimulants.

10.Recognizingthatthefoundationforeffectivelyadvancingcooperationbetween JapanandtheRepublicofKoreaintheareasmentionedaboveliesnotonlyin intergovernmentalexchangesbutalsoinprofoundmutualunderstandinganddi verseexchangesamongthepeoplesofthetwocountries, thetwoleaders sharedtheviewthattheywouldexpandculturaland personnel exchanges betweenthetwocountries.

Thetwoleaderssharedtheirdeterminationtosupportcooperationbetweenthe peoplesofJapanandtheRepublicofKoreaforthesuccessofthe2002Soccer WorldCupandtousetheoccasionofthiseventtofurtherpromoteculturaland sportsexchanges.

Thetwoleadersdecidedtopromoteexchangesamongvariousgroupsandre gionatvariouslevelsinthetwosocieties,interalia,researchers, teachers, journalists,civiccirclesandotherdiversegroups.

Thetwoleadersdecidedtocontinuetheongoingmeasurestosimplifyvisare quirementsasameanstocreateafoundationonwhichtopromotesuchex changesandmutualunderstanding.Thetwoleadersagreedthat,inorderto contributetotheexpansionofexchangesandtothefurtheringofmutualunder standingbetweenJapanandtheRepublicofKorea,effortswouldbemadeto enhancegovernmentalprogramsfortheexchangeofstudentsandyouthsin Anhang 229

cludingtheintroductionofsuchprogramsforjuniorandseniorhighschoolstu dents,andthatbothGovernmentswouldintroduceaworkingholidayprogram foryouthsofbothcountriesfromApril1999.RecognizingthatKoreannationals residinginJapancouldserveasabridgeformutualexchangesandunderstand ingbetweenthepeoplesofJapanandtheRepublicofKorea,thetwoleaders alsosharedthedeterminationtocontinueongoingconsultationsbetweenthe twocountriesfortheenhancementoftheirsocialstatus.

Thetwoleadershighlyappreciatedthesignificance ofintellectualexchanges betweenJapanandtheRepublicofKoreabeingconductedbytheconcernedin dividualsandgroupssuchastheJapanRepublicofKoreaForumandtheJapan RepublicofKoreaJointCommitteetoPromoteHistoricalResearch,anddecided tocontinuesupportforsuchefforts.

PresidentKimDaeJungconveyedhispolicyofopeningtheRepublicofKoreato Japaneseculture.PrimeMinisterObuchiwelcomedthispolicyascontributingto true,mutualunderstandingbetweenthepeoplesofJapanandtheRepublicof Korea.

11.PrimeMinisterObuchiandPresidentKimDaeJungexpressedtheirsharedfaith thatthenewJapanRepublicofKoreapartnershiptowardsthetwentyfirstcen turycanbeenhancedtoanevenhigherdimensionthroughthebroadbased participationanduntiringeffortsofthepeoplesofthetwocountries.Thetwo leaderscalledonthepeoplesofbothcountriestosharethespiritofthisJoint DeclarationandtoparticipateinjointeffortstobuildanddevelopanewJapan RepublicofKoreapartnership.

PrimeMinisterofJapan PresidentoftheRepublicofKorea

Tokyo,8October1998.

(Quelle:http://www.mofa.go.jp/region/asiapaci/korea/joint9810.html ,26.9.2006) Anhang 230

Teil 4: Die Versöhnungsaufgaben der Kirche im gesellschaftlichen Umgang mit Schuld und Vergebung

[Teil 4 – 1] »Kirchen in Korea und Japan finden einen gemeinsamen Auftrag zur Versöhnung und Zusammenarbeit«

GemeinsameErklärungder7.KoreanischJapanischenKirchenkonsultation(4 6.Dezember2000,Seoul)

(veröffentlichtin:»ActivityNews«desNCCK,Januar/Februar 2001, S.58, Übersetzung:GiselaKöllner)

»DenndasReichGottesistnichtEssenundTrinken,sondernGerechtigkeit undFriedeundFreudeindemHeiligenGeist.WerdarinChristusdient,derist GottwohlgefälligundbeidenMenschengeachtet.Darumlasstunsdemnach streben,waszumFriedendientundzurErbauunguntereinander.«(Römer14: 1719).

DerNationaleChristenratJapansundderNationaleKirchenratKoreashielten ihre7.Konsultationvom4.bis7.Dezember2000imKoreaChurchCentienntal BuildinginSeoulab.13Jahrewarenvergangenseitder6.KonsultationinOsa kaimJahr1987.DasThemawar:»VersöhnungundFriedeninAsien–dieRol levonNCCKundNCCJ«.

DiekoreanischjapanischeKirchenkonsultationhatbegonnen,dievergangene tragischeGeschichtezubearbeitenundVersöhnungundZusammenarbeitals ihrengemeinsamenAuftragwahrzunhemen.

InlangenJahrenhabendiekoreanischenKirchenfürDemokratie,Menschen rechteundArbeiterrechteimschnellenIndustrialisierungsprozess gekämpft; habendarangearbeitet,dienationaleTeilungzuüberwindenundeinefriedli cheWiedervereinigungzuerreichen;habenHilfenachNordkoreagesandt;und habendieDemokratiebewegungunterderYushinDiktaturangeführt.

DiejapanischenKirchenhabeninSolidaritätundKooperationgehandelt,um InformationenüberdieBemühungenderkoreanischenKirchenzuverbreiten; umdenlegalenStatusvonKoreanerninJapanzuverbessern;umMaßnahmen füreineKompensationkoreanischerZwangsarbeiterzuunterstützen,dieinja panischenKriegsanstrengungengezwungenwordenwaren,wieauchfürko reanischeFrauen,diezurSexsklavereigezwungenwordensind;umVerzerrun geninjapanischenGeschichtsbüchernzukorrigieren;umdenMilitarismuszu Anhang 231 bremsen.TrotzalldieserAnstrengungenhabenwirdasGefühl,dasswirnicht hartgenugversuchthaben,aufdieStimmenderleidendenFrauenundder MenschenanderBasiszuhören.

InFolgedergemeinsamenNordSüdErklärungvom15.JuniwurdeninKorea dieerstenSchrittehinzueinerfriedlichenKoexistenzundWiedervereinigung unternommen.ZwischenzeitlichhabenneuerNationalismusundMilitarismusin Japanzugenommenundversuchen,JournalismusundErziehungzudominie ren,umdieTatsachenausderVergangenheitausunseremGedächtniszulö schen.UnterdiesenBedingungenengagierensichdiejapanischenundkoreani schenKirchenimKampfundimGebetumVersöhnungundFrieden.Wirhatten vertiefteGesprächeüberdieGründe,dieVersöhnungundFriedenstören,bei spielsweisediesichöffnendeKluftzwischenReichtumundArmut,diedurchdie Globalisierungverursachtwird,dasLeidenderArbeitsmigranten,dieNachläs sigkeitgegenüberdemLebenunddieZerstörungdernatürlichenUmwelt,das KaisersystemunddenNationalismussowiedieMilitarisierung,dieneuenMili tärrichtlinien,sowieBedenkenhinsichtlichdernordkoreanischjapanischendi plomatischenBeziehungen,dieimmernochdurchvergangeneUngerechtigkeit blockiertwerden.

Wirhabenerkannt,dassunsereAufgabe,dienegativenFaktorenunsererZeit zuüberwinden,GottesWilleist,zurVerwirklichungvonVersöhnungundwelt weitemFrieden.Deshalbverpflichtenwiruns,GottesGerechtigkeithochzuhal ten,unserePraxisdesgegenseitigenDiensteszuverbessern,undeineLebens gemeinschaftzusammenmitallunserenNachbarninAsienim21.Jahrhundert wiefolgtzuerreichen:

1. WirwerdeninSolidaritätundKooperationhandeln,umdienationale TeilungzuüberwindenundeinefriedlicheWiedervereinigungzuerrei chen.MitderBestätigung,dassdieTeilungderkoreanischenHalbinsel ihreWurzelninderjapanischenKolonialherrschafthat,stehenwirauf derSeitejener,diedurchdieTeilunginNordundSüdleiden.Wirwer denAnstrengungenunternehmen,umdas21.JahrhundertzumJahr hundertdesFriedensundderWiedervereinigungaufderkoreanischen Halbinselwerdenzulassen,indemwirdieArbeitkoreanischen,japani schenundinternationalenKirchenfortsetzen.ImBesonderenbetrach tenwirdaserfolgreicheTreffenderbeidenFühreram15.Juni2000 alshistorischesEreignis,dasdieKoexistenzundfriedlicheWiederverei Anhang 232

nigung von Nord und Südkorea voranbrachte. Deshalb hoffen wir, dassdasVersprechendergemeinsamenErklärungvom15.Junibald aktualisiertundüberganzOstasienausgedehntwird.Wirhoffen,dass die Nachbarstaaten der koreanischen Halbinsel die Hoffnungen der MenscheninNordundSüdkoreaaufFriedenundWiedervereinigung unterstützenwerden.DieNormalisierungderdiplomatischenBeziehun genzwischenNordkoreaundJapan,einedringendeAufgabe,sollteauf derBasisvonaufrichtigemVertrauenundKompensationfürvergange neFehlerrealisiertwerden.DiekoreanischenKirchenwerdensolida rischundkooperativseinmitdenweitergehendenAnstrengungender japanischenKirche,umdieseZielezuerreichen.

2. DieHilfefürdasnordkoreanischeVolk,daswegen Nahrungsmittel knappheitleidet,unddieZusammenarbeitmitderKoreaChristianFe deration(KCF)solldurchgegenseitigeKontakteweitergehen.Nordko reasLebensmittelknappheit,diedurchNaturkatastrophenbedingtist, mannichtsofortgelöstwerden,dasiedurchdielandwirtschaftliche Strukturbedingtist.WirwerdenNordkoreadurchLebensmittelhilfeun terstützenundunsereSorgeumeinelangfristigeLösungdurcheine VerbesserungderlandwirtschaftlicheStrukturfortsetzen.Wirwerden auchunsereKooperationmitderKCFausdehnenundentwickelnhinzu aktivemAustauschundZusammenarbeit.

3. InFolgedermilitärischenundnuklearenBewaffnungsstrategiederUSA wurdediejapanischeGesellschaftinverschiedenenAspektenbeein trächtigt,einschließlichderEinführungderneuenjapanischeUSameri kanischenSicherheitsRichtlinien1999,dieEinführungdes»Gesetzes zuNationalfahneundNationalhymne«umdieMenschenzuregieren, das»AbhörGesetz«,daserlassenwurde,umdieöffentlicheOrdnung aufrechtzuerhalten,sowiedasDegradierenderGesetzezurEinwan derungundzumStatusvonFlüchtlingen,diskriminierendundgegne rischfürausländischeMitbürger.Außerdemwachsen die Bedenken überdasKaisersystemundGebeteamYasukuniSchreinunddieNeu fassungdes9.ArtikelsderjapanischenVerfassung,derdenKriegab lehntunddieRolleJapansalsfriedlicherNationdefiniert.Diejapani schenKirchensindstarkgegenBewegungenzurRemilitarisierung,und diekoreanischenKirchensindmitihnensolidarisch.AusdenLektionen vonOkinawaundMaehyangri,dass»Truppennichtdie Menschen Anhang 233

schützen«,sindwiraufderSeiteder»Volkssicherheit«undderFrie denserhaltungaufderBasiseineDemilitarisierungOstasiens.DieExis tenzvonMilitäbasenderUSAbedrohtnichtnurJapan,sondernauch benachbarteVölker.

4. WirforderndiejapanischeRegierungnochmalsauf,dieVergangenheit aufzuarbeiten,diedurchJapansKriegundInvasionverursachtwurde. Wirbestätigenwiederum,dasseseinaufrichtigeEntschuldigungund KompensationfürdieEingezogenenundfürdieFrauen,diealsSex sklavinnendienenmussten,gebenmuss,sowieeinenangemessenen legalenStatusfürkoreanischeMitbürgerinJapan.UngenügendeEnt schuldigungundKompensationwareneinGrundfürjüngsteVersuche, Geschichtsbücherzuverzerren,angeführtvomrechtenFlügelinJapan, wieauchfürAnmaßungdesBesitzesvonTokdo.WirwerdeneinenBe suchdesjapanischenKaisersoderdiplomatischeBeziehungenzwi schenNordkoreaundJapannichtakzeptierenohneAufarbeitungder vergangenenFehler.

5. WirhabendieStimmenasiatischerFrauengehört,diedurchdenjapa nischenMilitarismusgeopfertwurden,unddieFrauenbeiderKirchen rätesindsolidarischmitdenLeidenden.DieKonsultationerhofftbe sonderseinenErfolgdes»InternationalenTribunals2000zumilitäri scherSexSklavereiunterjapanischerBesatzung«,dasam7.Dezem berinTokyobeginnt.WirforderndiejapanischeRegierungauf,dem BeschlussdesGerichtszugehorchenunddieasiatischenMenschenfür koloniale Invasion und Besatzung zu entschädigen. Wir verpflichten unsselbst,denpatriarchalenGedankenundvorherrschendeKirchen strukturenzueliminieren,undunsvorwärtszubewegen,indemwir eineneuegleichberechtigteKulturverbreiten.Wirwollendietägliche Gewaltüberwinden,diedurchMachtsystemeinGesellschaft,Kirchen undFamilienausgeübtwird.Wirglauben,dassdieErrichtungvonun verfälschtdemokratischenKirchenbedeutet,dassdieseKirchensolida rischmitFrauensind,undeinesolcheKulturwirdeinenpositivenEin flussaufFamilienundGesellschafthaben.

6. DiebeidenKirchenrätestimmenüberein,dassdieMenschenrechtspro blemevonKoreanerninJapan,dieZielvonDiskriminierungsindund durchdas»AlienRegistrationLaw«schikaniertwerden,einengemein Anhang 234

sameAufgabesind,undwirwerdenweiterdaranarbeiten,umdieSi tuationzuverbessern.BesondersdiejapanischenKirchenhabensich seit1998aufdenrechtlicheSchutzvonArbeitsmigrantenkonzentriert, unddiekoreanischenKirchenhabeindieserSachekooperiert.Diese AktivitätennehmendirektBezugaufdengegenwärtigenStatusvonAr beitsmigranten,denengrundsätzlicheRechteverwehrtunddurchnied rigeLöhne,einenausbeuterischenRekrutierungsprozessundharteAr beitsbedingungenohneangemessenenSchutzverletztwerden.Sowohl diekoreanischewieauchdiejapanischeRegierungsolltendieMen schenrechtskonventionderUNOratifiziereneinschließlichderinterna tionalenKonventionzurAusrottungallerFormenvonrassischerDiskri minierung,dieKonventionenderIAOzuArbeitsmigrantenundihrer Familien.WirfordernvonbeidenRegierungenauchdie Einrichtung rechtlicher, systematischer Mechanismen, um Arbeitsmigranten zu schützen.DiekoreanischenKirchenunterstützenalleAnstrengungen, uminJapaneinGrundgesetzfürausländischeMitbürgerzuerlassen. WirwerdenweiterhinamLeidenderMenschenaufgrundderGlobali sierung Anteil nehmen, und um auf solche Aufgaben zureagieren, werdenwirdie5.URMKonsultationzwischenNCCKundNCCJ2001 inKoreaabhalten.

7. WirwerdeninKooperationdenAustauschundsolidarischeAktivitäten unsererbeidenKirchenfürJugendliche,Frauen,zum»AlienRegistrati on Law« und URMBelangenunterstützen. Unser besonders Augen merkgiltderUnterstützungderAusbildungökumenischerJugendleiter.

8. DieKircheninJapanundKoreaeinigensichdarauf,alledreiJahreeine Konsultationabzuhalten.WirwerdenunsereAnstrengungendemMil dernderSpannungenaufderkoreanischenHalbinselwidmen,dieOp ferderInteressenvonNachbarländernist,unddemErhaltdesFrie densinOstasien.Wirwollenzusammenarbeiten,umFriedenserziehung undHeilungsprogramefürdieOpferderTeilungdurchzuführen.Wir werdenauchsolidarischseinmitdenHoffnungenderasiatischenVöl keraufDemokratieunddenKämpfenfürwirtschaftlicheGerechtigkeit, undakzeptierenunsereVerantwortung,umderasiatischenGemein schafteinewünschenswertegemeinsameZukunftzueröffnen.

*URM=UrbanRuralMission VersicherungdesVerfassers

HiermitversichereichanEidesstatt,dassichdievorliegendeDissertationselb ständigangefertigt,anderealsdieangegebenenHilfsmittelnichtbenutztund sämtlichewörtlichenundinhaltlichenAnführungenausderLiteraturalssolche kenntlichgemachthabe.EinvollständigesVerzeichnisderbenutztenLiteratur habeichbeigefügt.

Hamburgden16.Oktober2006,

SungkookPark

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