Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen Bevollmächtigte des Landes beim Bund

Präsidentin des Landtags 16. Oktober 2012 Nordrhein-Westfalen LANDTAG Seite 1 von 1 NORDRHEIN-WESTFALEN Platz des Landtags 1 16. WAHLPERIODE 40221 Düsseldorf

VORLAGE 16/250

A12

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

NRW ist der führende TV-Standort in Deutschland. Dies bestätigt der aktuelle Bericht "Film- und Fernsehproduktion in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern 2009 und 2010". Erstellt im Auf­ trag der Landesregierung NRW, bietet die Untersuchung des Dortmun­ der Formatt-Instituts seit Jahren einen präzisen und zuverlässigen Überblick über die TV-Branche in Deutschland.

Einmal mehr liefert die Studie, wie ich finde, sehr aufschlussreiche Er­ gebnisse zu den Perspektiven der Film- und Fernsehproduktion zu de­ nen die Landesregierung in der kommenden Sitzung des Landtagsaus­ schusses für Kultur und Medien berichten wird.

Vorab möchte ich Sie herzlich bitten, die beigefügten Exemplare der Studie dem Vorsitzenden und allen Mitgliedern des Kultur- und Medien­ ausschusses und ihren Stellvertretern weiterzuleiten.

Mit freundlichen Grüßen Ihre

Dr. Angelica Schwall-Düren Stadttor 1 40219 Düsseldorf Postanschrift: 40190 Düsseldorf Telefon 0211 837-01 [email protected]

Herausgeber: Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen Stadttor 1 40190 Düsseldorf www.europa.nrw.de

Druck: Film- und Fernsehproduktion in Nordrhein-Westfalen im jva druck+medien Möhlendyck 50 Vergleich zu anderen Bundesländern 2009 und 2010 47608 Geldern [email protected] Vergleich zu anderen Bundesländern 2009 und 2010 und 2009 Bundesländern anderen zu Vergleich

Film- und Fernsehproduktion in Nordrhein-Westfalen im im Nordrhein-Westfalen in Fernsehproduktion und Film- Formatt-Institut, Dortmund www.europa.nrw.de

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Film- und Fernsehproduktion in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern 2009 und 2010

Im Auftrag der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa

und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen

Formatt-Institut Dortmund, Juni 2012 2 Produktionsstudie 2009 und 2010

Inhalt 2

Zentrale Ergebnisse der Studie im Überblick 4

1. Auftrag und Ziel des Projekts 15 Projektdesign, Definitionen

2. Die Entwicklung der Produktionsbranche von 1998 bis 2006 26 2.1 Die Produktionsbetriebe 26 2.2 Abhängige und unabhängige Produktionsunternehmen 29 2.3 Internationalisierung der Produktion 34 2.4 Die größten Produktionsgruppen 36 2.4.1 Die UFA/RTL-Gruppe 39 2.4.2 Studio Hamburg GmbH 42 2.4.3 MME Moviement AG 46 2.4.4 Janus-Gruppe 47 2.4.5 Endemol Deutschland GmbH 48 2.4.6 Bavaria Film GmbH 49 2.4.7 ITV Studios Germany GmbH (zuvor Granada) 53 2.4.8 ZDF-Gruppe 53 2.4.9 Holtzbrinck-Gruppe 55 2.4.10 Constantin-Gruppe 55 2.4.11 Spiegel-Gruppe 58 2.4.12 Weitere Gruppen 61

3. Fernsehproduktion nach Genres und Ländern 69 3.1 Die Fiktion-Genres 75 3.1.1 TV-Movie und Reihe 82 3.1.2 Serie 87 3.1.3 Comedy 93 3.2 Die Entertainment-Genres 97 3.2.1 Doku-Soap 100

Produktionsstudie 2009 und 2010 3

3.2.2 Show 104 3.2.3 Game-Show 106 3.2.4 Talk-Show 109 3.3 Die Information-Genres 114 3.3.1 Magazine 117 3.3.2 Journalistische Langformate 120 3.4 Sonstige Produktionen 126

4. Fernsehsender mit Relevanz für die deutsche Auftragsproduktion 130

5. Die Produktion von Kinofilmen 137

6. Anhang 142 6.1 Definition der Genres 142 6.2 Verzeichnis der Grafiken 147 6.3 Verzeichnis der Tabellen 148

4 Produktionsstudie 2009 und 2010

0. Zentrale Ergebnisse der Studie im Überblick

Die deutsche Fernseh- und Filmproduktionsbranche weist in den Untersuchungsjah- ren 2009 und 2010 eine sehr stabile Entwicklung auf. Dieses Ergebnis überrascht, da die Fernsehwerbung – zumal für die Privatsender die Basis ihres Geschäftes – schon in 2008 (-2,9 Prozent) und noch stärker in 2009 (-9,8 Prozent) rückläufig gewesen war. Erst in 2010 gab es wieder eine Steigerung (+ 8,6Prozent), der Werbeumsatz blieb mit unter 4 Mrd.  aber noch unter jenem von 2008. Die Kinoproduktion weist sogar eine Steigerung auf. Dies dürfte insbesondere auf die erhöhten Fördergelder zurück zu führen sein.

Mit einer Jahresleistung von jeweils rund 725.000 Minuten weist die Fernsehproduk- tion in den Untersuchungsjahren einen Umfang auf, der seit Beginn der Langzeitun- tersuchung kaum einmal erreicht worden ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in dieser Studie erstmals die tagesaktuellen Magazine nicht mehr berücksichtigt worden sind, die in früheren Jahren ein erhebliches Volumen ausgemacht haben. Entspre- chend ist das Volumen der Magazine beträchtlich zurückgegangen. Dieser Verlust macht sich auch in der Summe der Oberkategorie Information bemerkbar, obwohl in den Untersuchungsjahren so viele Journalistische Langformate produziert worden sind wie nie zuvor. In 2010 erreichte das Genre ein Volumen von knapp 100.000 Mi- nuten. Auch die Volumina für die Fiktion- und die Entertainment-Genres liegen unter dem Niveau von 2008, allerdings sind die Mengenverluste in der Produktion jeweils nur marginal.

Die nordrhein-westfälische Produktionsbranche hat ihre Spitzenstellung in Deutsch- land in den Untersuchungsjahren mit einem relativ konstanten Produktionsniveau nicht nur gehalten, sondern ihren Vorsprung vor der bayerischen Branche wieder deutlich ausgebaut, nachdem dieser in 2008 nur noch gering gewesen war. Auf Rang vier liegt seit einigen Jahren die Branche in , knapp dahinter jene in Hamburg. Das außerhalb der vier großen Produktionsländer erzielte Produktionsvolumen ist zwar rückläufig gewesen, doch halten die Branchen der sonstigen Länder den Rang drei (vgl. Grafik 0/1).

Produktionsstudie 2009 und 2010 5

Im Rahmen der Studie wird auch erfasst, in welchen Bundesländern bzw. im Ausland die Dreharbeiten für die einzelnen Produktionen geleistet werden. Dabei sind Mahr- fachnennungen möglich. Die Informations-Genres sind von dieser Darstellung aller- dings ausgenommen, da die Drehorte inhaltlich bestimmt sind und zudem häufig auch für die Einzelproduktion wechseln. Seit Beginn der Langzeitstudie ist in allen Jahren in Nordrhein-Westfalen am meisten gedreht worden. In 2009 ist dieses Volu- men zunächst zurückgegangen, dann in 2010 aber konstant geblieben. Die sonsti- gen Länder haben ihre hohe Attraktivität konstant halten können und sogar leicht zugelegt. Danach folgen Bayern und Hamburg, wobei Hamburg Bayern in 2010 ein- geholt hat (vgl. Grafik 0/2).

Im Endbericht zur Vorläuferstudie war auf der Basis der damals rückläufigen Ge- samtzahl der aktiven Produktionsbetriebe1 und der Erwartungen an strukturelle An- passungen in der Branche selbst gemutmaßt worden, dass ein Schrumpfungspro- zess eingeleitet sei. Auf der Basis der Entwicklung in 2009 und 2010 zeigt sich nun, dass dies nur eine Momentaufnahme war und eben kein Zeichen hin zu einer gerin- geren Firmenzahl - ein Prozess der durchaus als ein Akt des Gesundschrumpfens verstanden werden kann. Mit sinkender Firmenzahl hätte sich bei gleich bleibendem Auftragsvolumen die Marktposition der verbliebenen Firmen verbessert. Bei der sehr klein strukturierten Branche hätte dies zu besseren Auslastungen und besseren be- triebswirtschaftlichen Ergebnissen führen können.

Die faktische Entwicklung lief in den beiden Untersuchungsjahren 2009 und 2010 aber in die konträre Richtung. Die Zahl der aktiven Firmen ist in 2009 extrem stark, von 564 auf 740 Betriebe gestiegen. Deutlich verlangsamt hat sich der Zuwachs in 2010 auf 778 Betriebe fortgesetzt. Insbesondere in den vier großen Produktionslän- dern sind weitere Firmen hinzugekommen. Fasst man die beiden Jahre zusammen hat es im Vergleich zu 2008 die größten Zugewinne in Nordrhein-Westfalen (+54 Firmen), Berlin (+45 Firmen) und Bayern (+35 Firmen) gegeben. Hamburg weist ins- besondere in 2010 einen deutliches Branchenwachstum aus. Insgesamt steigt die Firmenzahl um 30. In den sonstigen Ländern wuchs die Zahl der Betriebe um 50,

1 Als aktive Produktikonsbetriebe werden in dieser Studie Firmen bezeichnet, die in den einzelnen Untersuchungsjahren mindestens eine Produktion von 15 Minuten oder mehr hergestellt haben oder wenigstens als Koproduzent daran beteiligt waren.

6 Produktionsstudie 2009 und 2010

davon weist allein Baden-Württemberg 19 Betriebe mehr auf als in 2008. Diese Ent- wicklung kann durchaus als Beleg für die vitale Entwicklung der Branche mit hohem Erneuerungspotential und hoher Anziehungskraft für immer neue unternehmerisch agierende Produzenten verstanden werden. Im Teilbereich der journalistisch arbei- tenden Betriebe ist es mutmaßlich auch ein Zeichen für fehlende Stellen bei den Sendern oder auch bei den Produktionsbetrieben. Dem Mangel wird mit der Selb- ständigkeit begegnet, wobei der geringe Bedarf an Startkapital hilfreich ist.

Mit der steigenden Firmenzahl ist das durchschnittliche Produktionsvolumen pro Jahr wieder deutlich gefallen und lag in 2009 bei 981 und in 2010 bei 930 Minuten. In 2007 und 2008 waren es noch jeweils über 1.400 Minuten gewesen, die mit Abstand höchsten Werte in der Langzeituntersuchung. Seit Beginn der Langzeituntersuchung haben die mit einzelnen Sendern verflochtenen Produktionsbetriebe, hier in diesem Sinne als abhängige Betriebe bezeichnet, stets ein deutlich größeres Produktionsvo- lumen ausgewiesen als die unabhängigen Betriebe. Dies kann viele Gründe haben, beispielsweise dass Sender sich nur an besonders erfolgreichen Firmen beteiligen, plausibel ist aber insbesondere die Annahme, dass die abhängigen Betriebe bei der Akquisition Vorteile gegenüber den unabhängigen genießen. Die Anzahl der abhän- gigen Betriebe ist begrenzt. Sie hatten stets einen Anteil an der gesamten Branche zwischen 10 und 15 Prozent. In 2009 waren es 13, in 2010 11 Prozent. Ihr Anteil am jährlichen Produktionsvolumen der Gesamtbranche ist allerdings wesentlich größer. In früheren Jahren lag er manchmal bei der Hälfte des Gesamtvolumens, ist aller- dings in den letzten zehn Jahren tendenziell rückläufig gewesen. In den beiden aktu- ellen Untersuchungsjahren ist dieser Anteil erneut um jeweils rund 3 Prozentpunkte gestiegen, von 36,5 auf 39,5 Prozent in 2009 und dann auf 42,3 Prozent in 2010.

Die Konzentrationswerte für die Produktionsbranche sind gemessen am Marktanteil der in den Einzeljahren jeweils mit ihren Produktionsvolumina führenden Produkti- onsgruppen weiterhin rückläufig. Nach jahrelangen kontinuierlichen Steigerungen setzte die Umkehr der Entwicklung in 2007 ein. Auf dem Höhepunkt der Konzentrati- onsentwicklung in 2006 hatten die zehn größten Firmengruppen über die Hälfte der Gesamtproduktion hergestellt. In 2009 lag der Marktanteil bei 45 Prozent und in 2010 bei unter 40 Prozent. Auch die Kennziffern für die drei bzw. fünf jeweils output- stärksten Gruppen sind weiter zurückgegangen. Die drei größten Gruppen hatten in

Produktionsstudie 2009 und 2010 7

2009 noch einen Marktanteil von einem Fünftel, in 2010 17 Prozent. Beide Werte sind so niedrig wie nie zuvor in der Langzeituntersuchung. Ähnliches gilt für den Marktanteil der fünf größten Gruppen in 2010 mit rund einem Viertel. In 2009 hatte er noch Prozentpunkte höher gelegen.

Die Führungsposition hat nach wie vor mit großem Abstand die UFA/RTL-Gruppe inne, obwohl deren Output in beiden Jahren rückläufig war. Die MME-Gruppe war in 2009 von Platz drei auf Platz zwei gestiegen und in 2010 wieder auf Platz drei zu- rückgefallen. Auf Rang zwei landete in 2010 die Gruppe von Studio Hamburg, die in 2009 bereits von Rang fünf auf Rang drei geklettert war. In beiden Jahren kam die Janus-Gruppe auf Rang vier. Die Platzierungen der Endemol-Gruppe waren sehr unterschiedlich; in 2010 Rang fünf. Auch auf den Folgeplätzen sind größere Verän- derungen weitgehend ausgeblieben. Deutlich zurückgefallen sind nur die Springer- Gruppe mit der Firma Schwartzkopff, von Rang 9 in 2008 und 2009 auf Rang 17, und die Spiegel TV-Gruppe, von Rang 6 in 2008 auf Rang 10 bzw. 11.

Die Entwicklung des Nachfragevolumens für die einzelnen Programme hat sich sehr unstet entwickelt. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist die schwankende Entwick- lung des Werbemarktes von dem die privaten Anbieter vollständig abhängen. Der Wettbewerb untereinander spielt in Deutschland eine geringere Rolle als in man- chem europäischen Nachbarland. Hierzulande sind die Marktpositionen abgesehen von den kleinsten Sendern gefestigt. In die Phalanx der etablierten einzudringen, gelingt ihnen nicht. Einige der kleinen Sender mussten in den letzten Jahren sogar aufgeben oder verkauft werden. Offen ist auch, ob die jeweils drei kleinen Ableger von ARD und ZDF, die zuvor praktisch ausschließlich mit Wiederholungen aus den Archiven der Muttersender bestückt worden waren, sich mit geänderten Positionie- rungen und Programmnamen (z. B. ZDFneo und ZDFdoku) werden durchsetzen können. Zumal jüngere Zielgruppen in deutlich größerem Maß zu erreichen als bis- her, dürfte in diesem besonders umkämpften Marktsegment schwierig sein. Anders als etwa in Italien dürften in Deutschland auch vom Pay-TV weiterhin keine Umbrü- che ausgehen. Der Markt wächst in Deutschland dafür viel zu langsam.

Aus der Sicht der Produktionsbranche haben sich insbesondere die beiden großen Privatsender RTL und SAT.1 problematisch entwickelt. Gegenüber der früheren Ent-

8 Produktionsstudie 2009 und 2010

wicklung mit steigender Nachfrage ist diese in den letzten Jahren deutlich rückläufig. Schon in 2008 hatten beide Sender die Auftragsproduktion deutlich zurückgefahren: RTL von 128.000 auf 109.000 Minuten, SAT.1 von 132.000 auf 126.000 Minuten. In 2009 ist die Nachfrage beider Sender auf unter 90.000 Minuten gesunken, wobei sich allerdings auch die erstmalige Nichtberücksichtigung tagesaktueller Magazine auswirkt (vgl. dazu Kap. 1). Im Jahr 2010 hat sich dieser Nachfragerückgang nahtlos fortgesetzt: RTL orderte nur 76.000 Minuten, SAT.1 70.000. Eine der Ursachen für diese Entwicklung dürfte der rapide Rückgang der Werbeeinnahmen in 2010 gewe- sen sein, die allerdings nicht bei allen Privatprogrammen schon in 2010 zur Strei- chung von Auftragsproduktionen geführt hat.

Die beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme sind gemessen am Auftragsvolu- men inzwischen gewichtiger für die Produktionsbranche als RTL und SAT.1. Die ARD weist für die letzten vier Untersuchungsjahre eine relativ konstante Nachfrage von in Summe rund 90.000 p. a. Minuten auf. Die Entwicklung beim ZDF verlief un- stet: Zunächst ging sie in 2008 zurück, wurde dann in 2009 um 13.000 auf 85.000 Minuten gesteigert und erreichte in 2010 sogar fast 100.000 Minuten. Damit lag das ZDF auch vor der ARD.

Die Dritten Programme hatten ihre Nachfrage in 2008 um 14.000 Minuten gegenüber dem Vorjahr erhöht. Dieser Mehrbedarf wurde in den Untersuchungsjahren weiter gesteigert auf 115.000 Minuten in 2009 und auf 125.000 Minuten in 2010. Das ist zugleich die höchste Nachfrage. Die öffentlich-rechtlichen Spartenprogramme haben ihre Auftragsvergaben gleichfalls erhöht: in 2009 deutlich auf 42.000 Minuten und in 2010 auf 45.000 Minuten. Der Kinderkanal, und werden im Wesentlichen vom ZDF und von den ARD-Anstalten bestückt. Bei arte kommt der französische Partner hinzu.

Die Kinofilm-Produktion in Deutschland unterliegt Konjunkturen. Das Gesamtvolu- men schwankt stark. Seit 2007 ist aber unschwer ein deutlicher Anstieg der Produk- tion auszumachen, die in 2009 und noch einmal in 2010 Rekordwerte brachte. Nur in 2008 hatte der Aufschwung eine Pause eingelegt. In 2009 sind 18.100 Minuten pro- duziert worden und in 2010 18.700. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt ist die Produktion deutlich angestiegen. Der Rekordwert aus 2007 wurde nun in beiden

Produktionsstudie 2009 und 2010 9

Untersuchungsjahren noch mal überboten. In beiden Jahren sind jeweils rund 270 Filme produziert worden (2009: 268; 2010: 276) und damit deutlich mehr als selbst in 2007 mit 229 Filmen. Die umfangeichen Fördermaßen von Bundesländern und ins- besondere die zusätzlichen Fördermittel des Bundes über den Deutschen Filmförder- fonds (DFFF) zeigen Wirkung.

Zudem mögen auch die hohen Besucherzahlen der Kinos in 2009 und ein damit ver- bundener Umsatzsprung der Branche auf knapp eine Mrd. Euro sowie ein unge- wöhnlich hoher Anteil deutscher Filme daran2 die Produktion in 2010 stimuliert ha- ben. Auch die Anzahl der aktiven Produktionsfirmen ist erneut erheblich gestiegen. In 2009 waren 237 deutsche Firmen an der Gesamtproduktion beteiligt, in 2010 246 Firmen. Auch dies sind neue Rekordwerte.

Vom Zuwachs profitierte insbesondere die Branche in Berlin, die inzwischen einen großen Vorsprung vor den anderen Länderbranchen aufweist. In 2010 haben die nordrhein-westfälischen Produzenten erstmals ähnlich viel produziert wie ihre bayeri- schen Kollegen (vgl. Grafik 0/3). Als Drehort ist insbesondere das Ausland lukrativ gewesen. Auf Rang 2 liegen die sonstigen Länder vor Nordrhein-Westfalen, Berlin, Bayern und Hamburg (vgl. Grafik 0/4).

2 Vgl. dazu die regelmäßigen Auswertungen der Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin (www.ffa.de).

0/1 Langzeitvergleich: Entwicklung der Genres 10 Movie Serie Comedy Fiktion Fiktion Doku- Show Game Talk Entert. Magazin Lang- Info Info sonst. gesamt sonst. gesamt Soap Musik gesamt format sonst. gesamt 1998 26.927 77.167 16.366 0 120.460 0 30.099 54.414 100.974 185.487 207.930 40.835 0 248.765 28.392 583.104 4,6% 13,2% 2,8% 0,0% 20,7% 0,0% 5,2% 9,3% 17,3% 31,8% 35,7% 7,0% 0,0% 42,7% 4,9% 100,0% 1999 27.649 92.683 18.303 2.338 140.973 2.191 36.692 67.939 126.012 232.834 202.989 50.091 9.312 262.392 24.005 660.204 4,2% 14,0% 2,8% 0,4% 21,4% 0,3% 5,6% 10,3% 19,1% 35,3% 30,7% 7,6% 1,4% 39,7% 3,6% 100,0% 2000 28.340 89.600 24.048 1.134 143.122 15.988 34.347 120.366 133.475 304.176 196.420 52.235 7.240 255.895 34.442 737.635 3,8% 12,1% 3,3% 0,2% 19,4% 2,2% 4,7% 16,3% 18,1% 41,2% 26,6% 7,1% 1,0% 34,7% 4,7% 100,0% 2001 24.574 100.023 19.640 1.838 146.075 26.032 30.517 124.262 116.789 297.600 168.846 69.860 7.193 245.899 29.356 718.930

3,4% 13,9% 2,7% 0,3% 20,3% 3,6% 4,2% 17,3% 16,2% 41,4% 23,5% 9,7% 1,0% 34,2% 4,1% 100,0% Produktionsstudie 2009und2010 2002 27.296 116.700 29.297 902 174.195 5.973 28.804 60.669 122.167 217.613 180.568 77.241 9.133 266.942 41.189 699.939 3,9% 16,7% 4,2% 0,1% 24,9% 0,9% 4,1% 8,7% 17,5% 31,1% 25,8% 11,0% 1,3% 38,1% 5,9% 100,0% 2003 25.666 121.609 25.330 903 173.508 30.979 38.367 36.012 107.498 212.856 195.989 73.229 7.118 276.336 35.859 698.559 3,7% 17,4% 3,6% 0,1% 24,8% 4,4% 5,5% 5,2% 15,4% 30,5% 28,1% 10,5% 1,0% 39,6% 5,1% 100,0% 2004 26.036 123.086 30.264 862 180.248 63.197 38.191 27.539 100.925 229.852 192.722 75.417 9.958 278.097 38.183 726.380 3,6% 16,9% 4,2% 0,1% 24,8% 8,7% 5,3% 3,8% 13,9% 31,6% 26,5% 10,4% 1,4% 38,3% 5,3% 100,0% 2005 24.718 132.781 26.705 3.564 187.768 60.856 24.264 23.639 103.845 212.604 162.669 64.690 4.621 231.980 37.790 670.142 3,7% 19,8% 4,0% 0,5% 28,0% 9,1% 3,6% 3,5% 15,5% 31,7% 24,3% 9,7% 0,7% 34,6% 5,6% 100,0% 2006 26.179 139.947 30.389 3.253 199.768 86.262 31.735 29.588 77.435 225.020 177.514 66.578 6.490 250.582 42.390 717.760 3,6% 19,5% 4,2% 0,5% 27,8% 12,0% 4,4% 4,1% 10,8% 31,4% 24,7% 9,3% 0,9% 34,9% 5,9% 100,0% 2007 25.610 159.178 30.061 5.108 219.957 122.078 41.950 23.597 74.504 262.129 201.343 91.729 3.794 296.866 43.891 822.843 3,1% 19,3% 3,7% 0,6% 26,7% 14,8% 5,1% 2,9% 9,1% 31,9% 24,5% 11,1% 0,5% 36,1% 5,3% 100,0% 2008 26.634 132.850 21.521 6.102 187.107 130.336 40.281 24.192 72.396 267.205 201.398 78.983 7.527 287.908 56.901 799.121 3,3% 16,6% 2,7% 0,8% 23,4% 16,3% 5,0% 3,0% 9,1% 33,4% 25,2% 9,9% 0,9% 36,0% 7,1% 100,0% 2009 26.270 127.201 19.849 5.770 179.090 130.757 40.771 19.142 70.330 261.000 125.229 94.782 6.706 226.717 58.956 725.763 3,6% 17,5% 2,7% 0,8% 24,7% 18,0% 5,6% 2,6% 9,7% 36,0% 17,3% 13,1% 0,9% 31,2% 8,1% 100,0% 2010 26.093 124.172 20.108 5.221 175.594 145.082 39.690 15.583 59.139 259.494 130.678 98.974 6.683 236.335 51.983 723.406 3,6% 17,2% 2,8% 0,7% 24,3% 20,1% 5,5% 2,2% 8,2% 35,9% 18,1% 13,7% 0,9% 32,7% 7,2% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

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1. Auftrag und Ziel des Projekts

Mit der vorliegenden Studie zur Film- und Fernsehproduktion deutscher Produktions- unternehmen in den Jahren 2009 und 2010 wird im Rahmen einer Längsschnittun- tersuchung eine Branchenübersicht über 12 in Teilen 13 Produktionsjahre möglich. Die Entwicklung der Branche war erstmals für das Jahr 1998 vorgenommen worden. Im ersten Untersuchungsjahr sind aber noch nicht alle Kategorien berücksichtigt worden. Die Studie ist von Anfang an auch von der Produktionswirtschaft selbst stark beachtet worden. Darauf lassen nicht nur einzelne Reaktionen schließen, sondern insbesondere die Mitwirkungsbereitschaft bei der Vollerhebung aller einschlägigen Produktionen. Der Rücklauf auf die schriftliche Befragung aller jeweils aktiven Pro- duktionsbetriebe für die aktuellen Untersuchungsjahre ist wieder gestiegen. Er lag für 2009 bei 37 und für 2010 bei 35 Prozent. An der Vorläuferstudie hatten sich nur gut 30 Prozent der Produktionsbetriebe beteiligt. Die Rücklaufquote war damit deutlich unter jene der vorangegangenen Jahre gesunken, in denen jeweils die Hälfte der Betriebe Auskunft gegeben hatte. Genau so wie für die extrem hohen Quoten in den Jahren 2003 und 2004 keine schlüssige Begründung gefunden werden konnte, fehlt diese auch für die aktuelle Beteiligungshöhe. Für die Jahre 2009 und 2010 haben sich 272 Betriebe an der Studie beteiligt. Für 2007 und 2008 waren es rund 250 Be- triebe. Im Vergleich zu den Rücklaufquoten anderer Studien ist dies immer noch viel, gemessen an den ersten Jahren der Langzeitstudie aber nicht mehr optimal.

Das Kernstück der Studie ist Darstellung und Analyse der Auftragsproduktion für Sender in Deutschland. In den aktuellen Untersuchungsjahren 2009 und 2010 ist jeweils ein Volumen von rund 725.000 Minuten für deutschsprachige Sender auf- tragsproduziert worden. Gegenüber 2008 entspricht das einem Volumenrückgang von 10 Prozent. Dieser Rückgang basiert allein auf statistischen Veränderungen. Für die aktuellen Untersuchungsjahre sind erstmals die tagesaktuellen Magazine – ähn- lich wie zuvor schon immer die Nachrichtensendungen – nicht mehr berücksichtigt worden. Damit wird ein erhebliches Produktionskontingent nicht mehr erfasst. Diese Magazine erreichten ein Volumen von 125.000 Minuten in 2010 und 141.000 Minuten in 2009. Überwiegend handelt es sich dabei um seit Jahren ausgestrahlte Formate, die vielfach zuvor von den Sendern selbst produziert worden waren und daher auch früher in dieser Langzeituntersuchung über die Auftragsproduktion nicht berücksich-

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tigt worden sind. (Die Methodenkorrektur wird am Ende des Kapitels genauer erläu- tert.) Die Auftragsproduktion erreichte also in 2009 und in 2010 weiterhin ein hohes Niveau. Der Einbruch des Werbeumsatzes in 2010 hat speziell bei den Privatsendern (noch) nicht zu Kürzungen beim Auftragsvolumen geführt.

Neben der Nachfrageentwicklung ist für den Geschäftsverlauf der einzelnen Betriebe auch die Branchenentwicklung bestimmend, insbesondere die Firmenzahl, also die Anzahl der Wettbewerber. Nachdem die Anzahl der aktiven Betriebe in den Vorjah- ren zunächst langsam, in 2007 dann aber rapide zurückgegangen war und mit 564 Betrieben in 2008 einen tiefen Stand erreicht hatte ist sie vor allem in 2009 (740 Be- triebe) aber auch in 2010 (778 Betriebe) wieder deutlich gestiegen.

Über diese Entwicklungen und Veränderungen in der Produktionsbranche informiert das Kapitel 2. Darin werden erneut auch die nach dem Produktionsvolumen größten Einzelbetriebe bzw. Produktionsgruppen vorgestellt. Den Überblick über größere Produktionsgruppen mit zum Teil verschachtelten Kapitalbeteiligungsstrukturen er- leichtern Organigramme. Zudem wird differenziert nach Firmen mit (abhängig) und ohne Kapitalverflechtungen (unabhängig) zu Sendern. Insgesamt ergibt sich damit auch eine veritable Studie zur Struktur der Produktionsbranche.

Im Kapitel 3 wird das Produktionsvolumen nach Genres gegliedert dargestellt. Un- terschieden wird zunächst nach den Oberkategorien Fiktion, Entertainment und In- formation und in einem zweiten Schritt feiner gegliedert. Dabei wird jeweils auch den Fragen nachgegangen, welche regionalen Teilbranchen für welche Genres beson- ders große oder besonders geringe Bedeutung haben. Die regionale Zuordnung von Produktionsvolumina wird sowohl nach dem Sitz der Unternehmen als auch nach dem Produktionsort (Drehort) vorgenommen. Auch die für die einzelnen Genres je- weils wesentlichen Auftraggeber und ihre jeweiligen regionalen Prioritäten bei der Auftragsvergabe werden genannt. Sofern einzelne Produzenten bzw. Produktions- gruppen für ein bestimmtes Genre einen speziellen Stellenwert besitzen, werden de- ren Marktpositionen aufgezeigt. In Einzelfällen werden weitere Besonderheiten do- kumentiert.

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Die Beschreibung der Bedarfe einzelner Sender (Kapitel 4) ist abhängig von deren Bedeutung für die Produktionsbranche. Das Auftragsvolumen wird nach Genre- schwerpunkten und die Auftragsvergabepraxis nach regionalen Aspekten beschrie- ben. Auch spezifische Verbindungen zu einzelnen Auftragnehmern werden fallweise thematisiert.

Im Kapitel 5 wird die Kinofilmproduktion behandelt. Auch dabei geht es um die Bedeutung der Branchen in einzelnen Bundesländern und um einzelne Unterneh- men. Zudem wird – wie bei der Fernsehproduktion – unterschieden nach dem Sitz der produzierenden Unternehmen und nach dem Produktionsort (Drehort).

In allen Kapiteln werden Auffälligkeiten im Langzeitvergleich dargestellt. Die textliche Darstellung ist verknüpft mit einer Vielzahl von tabellarisch und grafisch aufbereiteten Produktionsdaten. Sie werden generell nach Produktionsjahren getrennt für unter- schiedliche Sachverhalte ausgewiesen, wobei Differenzierungen nach Bundeslän- dern sowohl für den Standort der Unternehmen als auch für den Drehort gemacht werden. Zudem wird nach beauftragenden Sendern und in der Regel nach Genres differenziert. Das Produktionsvolumen wird fast ausnahmslos in Minuten beziffert. Bei einer Produktionsstudie ist dabei naturgemäß die Netto-Sendezeit entscheidend. Um Vergleichbarkeit zu erzielen sind einzelne Berechnungen unumgänglich, die im Folgenden im Zusammenhang mit den für diese Studie wesentlichen Definitionen erläutert werden. Vorangestellt sind Anmerkungen zum Projektdesign.

Die Studie wurde in der Zeit von Mitte 2010 bis März 2012 im Auftrag der Staats- kanzlei Nordrhein-Westfalen erarbeitet.

Projektdesign Erfasst werden Neuproduktionen von deutschen Produktionsfirmen bzw. jene, an denen deutsche Firmen als Koproduzenten beteiligt sind. Nicht erfasst werden die Eigenproduktionen von Fernsehveranstaltern. Da Koproduktionen zusammen mit den beauftragenden Sendern nur randständig sind, wird die im Sinne des Projekts relevante Neuproduktion auch als Auftragsproduktion bezeichnet. Sowohl für die TV- Auftragsproduktionen als auch für die Kinoproduktionen wird eine Vollerhebung an- gestrebt, wobei allerdings eine tatsächlich vollständige Erhebung aller Produktionen

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aus methodischen Gründen praktisch nicht erreichbar, für die Zielsetzung der Studie aber auch verzichtbar ist, wenn der Anteil dieser Produktionen gering ist. Das Projekt ist in drei Schritten bearbeitet worden:

1. Feststellung aller relevanten Produktionsunternehmen in Deutschland mit Anga- ben zur Rechtsform, zum Standort (Bundesland) und zu den Eigentümern. 2. Recherche der Neuproduktionen aus dem Jahr 2007 sowie deren Zuordnung zu den einzelnen Unternehmen und Sendern (TV-Produktion). 3. Interpretation der summarischen Angaben zur Produktion auf der Basis - der Genre-Kategorien, inkl. Kinofilm; - der beauftragenden Sendern; - der Standorte der Produktionsfirmen zusammengefasst nach Bundesländern; - der Produktionsorte zusammengefasst nach Bundesländern.

Methoden 1. Sekundäranalyse der wenigen vorliegenden Quellen zur Rekrutierung von Produk- tionsdaten bzw. von Hinweisen für weitergehende Recherchen. 2. Mündliche Interviews mit Verantwortlichen in den TV-Produktionsunternehmen. 3. Recherchegespräche mit Verantwortlichen von Programmveranstaltern. 4. Datenabgleich mit der Formatt-Datenbank "Medienunternehmen in Deutschland". 5. Programmbeobachtung von den für die Neuproduktion in Deutschland relevanten Sendern und einzelnen Sendungen. In diese Programmbeobachtung sind folgende Sender einbezogen worden: - ARD, ZDF, 3sat, arte, Kinderkanal, Dritte Programme (BR, HR, mdr, NDR/RB, RBB, SWR/SR, WDR) sowie Phoenix; - RTL, SAT 1, PRO7, K1, RTL2, VOX, Super RTL, DSF (bzw. heute ), ntv, N 24. - Kursorisch erfasst wurden: Premiere, Viva, MTV, Dmax, Das 4.Vierte, tv.gusto, . - Hinzugekommen sind weitere Nebenprogramme von öffentlich-rechtlichen An- stalten (etwa ZDFinfo und ZDFdoku oder EinsFestival) und von den beiden gro- ßen Senderfamilien (z.B. SAT.1Comedy), für die allerdings nur in geringem Um- fang Neuproduktionen geordert werden. 6. Schriftliche Befragung aller Produktionsunternehmen zur Jahresproduktion.

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Basierend auf den positiven Erfahrungen bei den vorangegangenen Studien sind in den Fragebogen die bereits vorliegenden Informationen zu einzelnen Produktionen aufgenommen worden. Dieses Verfahren bietet Erleichterungen für die Produktions- unternehmen.

Probleme bei der Durchführung Die Datenrekrutierung ist erfahrungsgemäß schwierig. Der Grad der Kooperationsbe- reitschaft ist bei den Produktionsunternehmen immer noch sehr unterschiedlich. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Die meisten Produktionsfirmen agieren auch heute noch in Bezug auf die Promotion des eigenen Unternehmens sehr zurückhaltend und setzen damit eine tradierte Einstellung fort. Nur wenige Firmen verfügen über Selbst- darstellungsmaterial oder gar Produktionsübersichten. In den Zeiten des beginnen- den Internetbooms haben sich viele Firmen zwar eigene Homepages zugelegt, diese werden aber häufig nicht gepflegt, insbesondere nicht aktualisiert. Daneben existie- ren aber auch Internetangebote mit sehr detaillierten und zuverlässigen Angaben. Die so informierenden Unternehmen haben nicht die Scheu, ihre Produktionen vor- zustellen und damit auch Rückschlüsse auf ihre Marktposition zuzulassen. Andere Firmen hingegen betrachten ihre Produktionsdaten und insbesondere eine vollstän- dige Übersicht über dieselben als Betriebsgeheimnis. Diese Einstellung war im Zuge der Langzeituntersuchung rückläufig.

Die Beteiligungsquote an der schriftlichen Befragung ist ein Indikator für die Bereit- schaft zur Mitarbeit, die sich nicht auf Auskünfte über die Produktionen der Unter- nehmen beschränkt. Auch viele Redakteure von Rundfunkanstalten und Privatsen- dern haben die Studie aktiv unterstützt. Mitarbeiter von Pressestellen haben gehol- fen, Sendetitel den während der Produktion genutzten Arbeitstiteln zuzuordnen, um Doppelnennungen auszuschließen.

Definitionen Zum Verständnis der Angaben zur Produktion sind einige begriffliche Klärungen un- umgänglich. Um ein möglichst hohes Maß von Vergleichbarkeit mit anderen Studien erzielen zu können, werden erneut - so weit die spezifischen Erfordernisse der vor- liegenden Studie nichts anderes verlangen - bereits gebräuchliche Begriffe über- nommen. Wohl nicht zuletzt der intensive Wettbewerb im deutschen Fernsehmarkt

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hat dazu geführt, dass die Sender immer wieder neue Klassifikationen und Etiketten suchen und finden, die sich zum Teil nur mit Schwierigkeiten in die bestehende Be- grifflichkeit einordnen lassen. Mit diesen neuen Begriffen werden Stoffumsetzungen bezeichnet, die oft alles andere als neu sind. Ihnen wird aber ein neues Etikett ver- passt, das womöglich "verkaufsfördernd" wirkt. Für diese Studie sind derartige Etiket- ten nicht übernommen worden (vgl. Kap. 3).

Für die Definition der Kategorien war entscheidend, dass sie die unterschiedlichen Produktionsformen, die in der Auftragsproduktion eine Rolle spielen, unter produkti- onsspezifischen Aspekten bündeln und einen leicht zugänglichen und eindeutigen Überblick schaffen. Die Zahl der Kategorien wurde zu diesem Zweck bewusst eng gehalten. Alles, was sich vertretbar und sinnvoll zu einer Kategorie zusammenfassen lässt, ist ihr zugeordnet worden, ohne durch Subkategorisierung den Überblick zu erschweren. Maßgeblich für die Kategorienbildung waren in diesem Sinne formale und inhaltliche Unterscheidungen. Die sehr grobe Unterscheidung nach fiktionalen, unterhaltenden und informierenden Sendungen richtet sich an der sehr grundsätzli- chen Trennung auch in der Fernsehproduktion aus. Zugleich kann damit der Gefahr von Missverständnissen entgangen werden, die gerade das umstrittene Kategorien- paar Unterhaltung und Information provoziert. Dieses Kategorienpaar ist für die in- haltlich-quantitative Vermessung der Fernsehprogramme von hoher Bedeutung. Aus Sicht der Produktion ist die Trennung aber weniger relevant und durch Hybridformen immer weniger eindeutig zu ziehen.

Die Teilstudie zur Fernsehproduktion erfasst als kleinste Produktionseinheit die ein- zelne Sendung. Verbindliches Kriterium ist die vom Sender festgelegte Eigenstän- digkeit mit Anfangs- und Endzeit. So wird beispielsweise ein Magazin als Sendung definiert, nicht aber die einzelnen Beiträge eines Magazins. Für die Erfassung und empirische Aufbereitung sind in dieser Studie Sendungen mit einer Länge von unter 15 Minuten nur kursorisch berücksichtigt worden. Für die statistische Berücksichti- gung galt also als Untergrenze eine Länge von 15 Minuten. Die Angaben zu den Sendelängen folgen grundsätzlich dem Nettoprinzip, also unter Ausklammern der im Privatfernsehen zwischengeschalteten Werbung. Alle Produktion werde Genres zu- geordnet, deren Definitionen im Anhang der Studie dokumentiert sind.

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Nicht berücksichtigt worden sind in dieser Studie Aufzeichnungen von Events, die ausschließlich oder in Teilen abgebildet werden, ohne dass der Produzent Einfluss auf das Stattfinden des Events ausüben kann. Sie sind als Wiedergaben des öffentli- chen Geschehens allenfalls unter produktionstechnischen Aspekten relevant (z. B. als Live-Sendungen). Die Palette der Sujets ist groß und reicht von Sportereignissen über politische Debatten und Festveranstaltungen (Preisverleihungen) bis zu Oper-, Operetten-, Theater- und - in Praxis vor allem - Schauspielaufzeichnungen. Teilweise ist sogar ein gewisser Einfluss des TV-Produzenten bzw. des Senders auf den Ab- lauf der Veranstaltung gegeben (z. B. Karnevalssitzungen). Es wird aber davon aus- gegangen, dass das Event auch ohne die TV-Aufzeichnung stattfinden würde. (Auch dies mag in einem gewissen Grauzonenbereich streitig sein.) Nachrichtensendun- gen im Fernsehen sind lange Zeit die klassische Eigenproduktion gewesen, mit der sich die einzelnen Sender auch gegeneinander positionieren, in jedem Fall aber qua- lifizieren wollten. Im Privatfunk ist das teilweise anders. Vor allem aus Kostengrün- den verzichten Spartensender völlig auf Nachrichtensendungen. Andere Sender ver- geben die Nachrichten heute in Auftrag. Nachrichtensendungen sind auch wegen der dominierenden Eigenproduktion nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.

Änderung Wachsende Schwierigkeiten bestehen bei der Zuordnung oft großvolumiger Formate insbesondere, wenn sie mit dem Thema Outscourcing verbunden sind. Als auftrags- produzierte Sendungen werden nur jene eingestuft, die inhaltlich, z. B. über Journa- listen oder Regisseure, auch vom Auftragnehmer gestaltet werden. Gehört bei- spielsweise die Redaktion einer Talk-Show zum Sender, wird das Format als Eigen- produktion gesehen, für das u. U. allerdings Dienstleister in der Produktion beschäf- tigt werden. Wenn Produktionen outgesourct werden, kommt es für die künftige Ein- ordnung entsprechend darauf an, ob auch mindestens ein Teil der Redaktion künftig für den Auftragsproduzenten arbeitet.

Einen konkreten Fall von erheblichem Gewicht stellt die Gründung der Firma Info- Network GmbH in Köln durch RTL Television in 2008 dar. RTL Television hat in die neue Firma einen großen Teil ihrer Mitarbeiter aus der aktuellen Produktion einge- bracht. Dies gilt auch für große Teile der Redaktionen. Ein kleinerer Teil der Mitarbei- ter ist im Mutterunternehmen geblieben – darunter Führungskräfte –, die meisten

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Mitarbeiter werden aber heute von InfoNetwork beschäftigt. Dort werden u. a. die tagesaktuellen Sendungen „Punkt 6“, „Punkt 9“, „Punkt 12“, „Extra – Das Magazin“, „Exklusiv“ (alle für RTL) sowie „Prominent“ (für VOX) und zudem die Wochenendfor- mate „Exclusiv Weekend“ und „Explosiv Weekend“ (beide für RTL) produziert. Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Formate und einzelner Sendungen. Insgesamt hat In- foNetwork damit praktisch vom Start weg einen enorm großen Jahresoutput erzielt: in 2009 und 2010 jeweils rund 72.000 Minuten.

Ähnlich ist der Übergang von SAT.1-Formaten zu sehen, der parallel zum Verkauf des Senders N24 vollzogen worden ist. Das „SAT.1-Frühstücksfernsehen“ und das „SAT.1-Magazin“ werden seit Mitte 2010 von dem nun zur N24-Gruppe zählenden Unternehmen Maz & More GmbH produziert. Allein das Format „SAT.1- Frühstücksfernsehen“ hat brutto eine Sendelänge von 3,5 Stunden und wird fünfmal wöchentlich ausgestrahlt. Das Format kommt damit netto auf ein Produktionsvolu- men von ca. 44.000 Minuten pro Jahr. Gleichfalls verkauft wurde damals das Berliner Tochterunternehmen ProSiebenSat.1 Produktion GmbH, das inzwischen mit der Be- zeichnung Fernsehwerft Produktion GmbH als Dienstleister arbeitet. Unter dem alten Firmennamen hat die Sendergruppe in München eine neue Tochter gegründet, die mehr und mehr Produktionsaufträge übernommen hat, darunter auch die tagesaktu- ellen Boulevardmagazine „Sam“ (bis November 2009) und „taff“ (beide für PRO7). Auch das wöchentliche Format „red! Stars“ (PRO7) wird von der Tochterfirma produ- ziert.

Seit Beginn der Langzeituntersuchung sind Nachrichtensendungen nicht berücksich- tigt worden. Auch die Privatsender haben diese Nachrichtensendungen in aller Regel zunächst selbst produziert und sind damit ähnlich vorgegangen wie die öffentlich- rechtlichen Sender. Innerhalb des ARD-Verbunds gab es freilich schon immer die Ausnahme, dass Dritte Programme die „Tagesschau“ der ARD übernommen haben. Ähnlich wurde später z. T. auch mit den so genannten Satelliten- oder Digital- Programmen von ARD und ZDF verfahren. Nach dem Aufbau der Nachrichten- Spartenkanäle n-tv und N24 haben diese zeitweilig die Nachrichtensendungen auch für andere Programme der jeweiligen Sendergruppen produziert. Wieder andere Programme haben diese Nachrichten von Dritten bezogen, so etwa VOX von Spiegel TV.

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Dieser Bezug von tagesaktuellen Sendungen ist in den letzten Jahren durch Outs- courcing sprunghaft ausgeweitet worden. Der Sender RTL lässt beispielsweise die drei Formate „Punkt 6“, „Punkt 9“ und „Punkt 12“ von der Tochter InfoNetwork produ- zieren und versteht diese Formate als „Nachrichten-Magazine“. Große Teile der Ma- gazine werden allerdings nicht mit Nachrichtenmaterial bestritten sondern mit Servi- ce-Themen, einem News-Quiz, Astro-Shows und Ähnlichem.

Damit sind Definitionsprobleme für die Behandlung dieser Magazine entstanden, die zum zweiten Mal seit Beginn der Studie eine Anpassung der Definitionen verlangen.3 Tagesaktuelle Sendungen werden ab sofort, unabhängig davon, ob es sich um klas- sische Nachrichtensendungen oder um Magazine handelt, nicht mehr berücksichtigt. Dies gilt auch für Sondersendungen aus aktuellem Anlass, etwa den „ARD- Blickpunkt“. Diese Sendungen werden aber ohnehin überwiegend von den Sendern selbst produziert, spielen entsprechend für die Produktionsbranche keine Rolle. Da- mit fallen künftig auch die tagesaktuellen Regionalmagazine aus der Zählung, von denen einige auftragsproduziert werden und daher bislang berücksichtigt wurden. Die Auflistung zeigt, dass es sich dabei immerhin um ein Produktionskontingent von rund 50.000 Minuten p. a. handelt. Die vergleichenden Darstellungen innerhalb von Langzeitbetrachtungen werden künftig an die neue Definition angepasst. Zur Erläute- rung wird im Einzelfall auf diese Anpassung hingewiesen.

1/1 Nicht bzw. nicht mehr berücksichtigte Formate Format Firma Sender Sendezeit * Prod.-Volumen Sam ProSiebenSat.1 Prod. PRO7 Mo-Fr 12.00-14.00 09: 22.500 taff ProSiebenSat.1 Prod. PRO7 Mo-Fr 17.00-18.00 09/10: je 6.200 red! Stars ProSiebenSat.1 Prod. PRO7 Do 22.15-23.15 09/10: je 2.200 Punkt 6 InfoNetwork RTL Mo-Fr 7.00-7.30 09/10: je 17.600 Punkt 9 InfoNetwork RTL Mo-Fr 9.00-9.30 09/10: je 6.200 Punkt 12 InfoNetwork RTL Mo-Fr 12.00-14.00 09/10: je 22.300 Explosiv InfoNetwork RTL Mo-Fr 18.00-18.30 09/10: je 3.000 Exclusiv - Starmagazin InfoNetwork RTL Mo-Fr 18.30-18.45 09/10: je 2.500 Exclusiv Weekend InfoNetwork RTL wö., So. 17.45-18.45 09/10: je 2.200 Explosiv Weekend InfoNetwork RTL wö., Sa. 19.05-20.15 09/10: je 2.500

3 Bei der ersten Anpassung waren die zunächst getrennt dargestellten Sendungskategorien Musik und Show zu einer Kategorie zusammengefasst worden.

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Extra – Das Magazin RTL wö., Mo. 22.15-23.30 Prominent InfoNetwork VOX Mo-Fr 19.50-20.15 09: ? 10: 6.500 Regionalmagazine für HH + SH SAT.1 Norddeutschl. SAT.1 Mo-Fr 17.30-18.00 09/10: je 6.200 für Nds +HB SAT.1 Norddeutschl. SAT.1 Mo-Fr 17.30-18.00 09/10: je 6.200 für NRW WestCom SAT.1 Mo-Fr 18.00-18.30 09/10: je 6.200 für HH + SH RTL Nord RTL Mo-Fr 18.00-18.30 09/10: je 6.200 für Nds +HB RTL Nord RTL Mo-Fr 18.00-18.30 09/10: je 6.200 für Hessen RTL Hessen RTL Mo-Fr 18.00-18.30 09/10: je 6.200 für NRW RTL West RTL Mo-Fr 18.00-18.30 09/10: je 6.200 für Bremen Bremedia RB Mo-Sa 19.30-20.00 09/10: je 8.900 für Bremen Bremedia RB wö., So. 19.30-20.00 09/10: je 1.500 gesamt 2009: 141.000 2010: 125.000 * Bei einigen Formaten sind die Sendezeiten im Laufe der Untersuchungsjahre verschoben worden.

Anmerkungen zu den statistischen Berechnungen Parallel zur Feststellung der regionalen Verteilung der Auftragsproduktion nach dem Kriterium des Sitzlandes der jeweiligen Produktionsunternehmen sind ähnliche Re- cherchen auch nach dem Kriterium des bzw. der Produktionsorte vorgenommen worden. Als Produktionsorte werden dabei jeweils die Drehorte definiert. Die Nach- bearbeitung bleibt unberücksichtigt. Wenn an mehr als nur einem Ort für eine Pro- duktion gedreht worden ist, werden auch diese weiteren Drehorte berücksichtigt, frei- lich insgesamt für jede Produktion nur bis zu drei unterschiedliche Bundesländer bzw. zwei Bundesländer und das Ausland. Bei noch mehr Drehorten verliert der ein- zelne Ort an Gewicht und bleibt unberücksichtigt. Derartige Produktionen werden der Kategorie "keine Angaben" zugerechnet. Wegen dieser Mehrfachnennungen zum einen und wegen teilweise fehlender Zuordnungen aus Informationsmangel zum an- deren ist dieser Verteilungsschlüssel nicht so eindeutig wie das Kriterium des Stand- orts der Unternehmen.

Die folgenden Darstellungen stützen sich immer wieder auf Daten, die in Tabellen- form wiedergegeben werde. Verzeichnet sind Produktionsvolumen gemessen in Minuten. Diese Angaben benötigen zum Verständnis einige Erläuterungen. Bei den Angaben zu Produktionsvolumen handelt es sich jeweils um "gewichtete Werte". Diese Gewichtung der tatsächlichen Produktionslänge musste vorgenommen wer-

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den, um zwei Besonderheiten der Fernseh- und Filmproduktion auch rechnerisch entsprechen zu können. Zum einen geht es dabei um Koproduktionen, die nicht einem Produktionspartner allein zugewiesen werden sollen. Bei Koproduktionen wird das Volumen der Produktion auf Koproduzenten aufgeteilt. Dies ist u.a. für die regio- nalisierten Produktionsdaten wichtig, wenn Koproduzenten in unterschiedlichen Bun- desländern bzw. im Inland und Ausland angesiedelt sind. Bei dieser Aufteilung wird jedem Koproduzenten ein gleich großer Anteil zugewiesen. Es handelt sich also um ein statisches Gewichtungsverfahren, dass unabhängig von den tatsächlichen Pro- duktionsanteilen der Partner (die in aller Regel nicht bekannt sind) vorgenommen wird. Zum anderen ist eine Gewichtung unumgänglich, um die Zielvorgabe einhalten zu können, das Produktionsvolumen von einzelnen Jahren zu erfassen. Da sich die Produktion nicht an kalendarischen Einschnitten orientiert, müssen Produktionen ü- ber Jahreswechsel gesondert behandelt werden. Auch dies wird durch Aufteilung der Volumina umgesetzt. Das Volumen einer Produktion beispielsweise aus 2007/2008 wird jeweils hälftig beiden Kalenderjahren zugeordnet.

Diese Verfahren haben zu gewichteten Daten über die Auftragsproduktion geführt. Von Ausnahmen abgesehen sind die Angaben zu Produktionsvolumina im Folgen- den immer als gewichtete Werte zu verstehen.

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2. Die Entwicklung der Produktionsbranche 2009 und 2010

2.1 Die Produktionsbetriebe

Im Endbericht zur Vorläuferstudie war auf der Basis der damals rückläufigen Ge- samtzahl der aktiven Produktionsbetriebe4 und der Erwartungen an strukturelle An- passungen in der Branche selbst gemutmaßt worden, dass ein Schrumpfungspro- zess eingeleitet sei. Auf der Basis der Entwicklung in 2009 und 2010 zeigt sich nun, dass dies nur eine Momentaufnahme war und eben kein Zeichen für einen anhalten- den Prozess, der durchaus als ein Akt des Gesundschrumpfens hätte verstanden werden können. Mit sinkender Firmenzahl würde sich bei gleich bleibendem Auf- tragsvolumen die Marktposition der verbliebenen Firmen verbessern. Bei der sehr klein strukturierten Branche würde dies zu besseren Auslastungen und besseren be- triebswirtschaftlichen Ergebnissen führen können.

Die faktische Entwicklung lief in den beiden Untersuchungsjahren 2009 und 2010 aber in die konträre Richtung. Die Zahl der aktiven Firmen ist in 2009 extrem stark, von 564 auf 740 Betriebe gestiegen. Deutlich verlangsamt hat sich der Zuwachs in 2010 auf 778 Betriebe fortgesetzt. Insbesondere in den vier großen Produktionslän- dern sind weitere Firmen hinzugekommen. Fasst man die beiden Jahre zusammen hat es im Vergleich zu 2008 die größten Zugewinne in Nordrhein-Westfalen (+54 Firmen), Berlin (+45 Firmen) und Bayern (+35 Firmen) gegeben. Hamburg weist ins- besondere in 2010 einen deutliches Branchenwachstum aus. Insgesamt steigt die Firmenzahl um 30. In den sonstigen Ländern wuchs die Zahl der Betriebe um 50, davon weist allein Baden-Württemberg 19 Betriebe mehr auf als in 2008. Diese Ent- wicklung kann durchaus als Beleg für die vitale Entwicklung der Branche mit hohem Erneuerungspotential und hoher Anziehungskraft für immer neue unternehmerisch agierende Produzenten verstanden werden. Im Teilbereich der journalistisch arbei- tenden Betriebe ist es mutmaßlich auch ein Zeichen für fehlende Stellen bei den Sendern oder auch bei den Produktionsbetrieben. Dem Mangel wird mit der Selb- ständigkeit begegnet, wobei der geringe Bedarf an Startkapital hilfreich ist.

4 Als aktive Produktikonsbetriebe werden in dieser Studie Firmen bezeichnet, die in den einzelnen Untersuchungsjahren mindestens eine Produktion von 15 Minuten oder mehr hergestellt haben bzw. wenigstens als Koproduzent an einer solchen Produktion beteiligt waren.

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2/1 Anzahl der aktiven Produktionsbetriebe nach Bundesländern - nach Unternehmenssitz – Bundesländer 2010 Ände- 2009 Ände- 2008 2006 2004 2002 2000 1999 Ände- rung rung rung In % In % 99 bis 2010 Bayern 149 -7 -4,5 156 42 36,8 114 141 165 161 180 150 -1 Berlin 182 -1 -0,5 183 46 33,6 137 153 160 155 132 104 78 Hamburg 86 27 45,8 59 3 5,4 56 70 72 78 69 70 16 Nordrhein-Westf. 172 6 3,6 166 48 40,7 118 144 157 153 173 150 22 Zwischensumme 589 25 4,4 564 139 32,7 425 508 554 547 554 474 115 Baden-Württ. 43 0 0,0 43 19 79,2 24 35 43 33 29 26 17 Brandenburg 9 -3 -25,0 12 1 9,1 11 15 15 15 22 23 -14 Bremen 9 3 50,0 6 1 20,0 5 6 8 5 4 5 4 Hessen 38 7 22,6 31 6 24,0 25 28 36 43 40 35 3 Mecklenb.-Vorp. 5 1 25,0 4 0 0,0 4 5 4 2 3 2 3 Niedersachsen 24 -4 -14,3 28 10 55,6 18 26 21 29 15 12 12 Rheinland-Pfalz 10 0 0,0 10 0 0,0 10 11 11 11 13 11 -1 Saarland 1 -1 -50,0 2 0 0,0 2 2 2 2 2 3 -2 Sachsen 26 5 23,8 21 0 0,0 21 23 30 32 26 20 6 Sachsen-Anhalt 4 -1 -20,0 5 1 25,0 4 5 5 6 3 3 1 Schl.-Holstein 9 1 12,5 8 -1 -11,1 9 5 3 7 4 3 6 Thüringen 7 2 40,0 5 1 25,0 4 5 5 4 1 1 6 keine Angaben 4 3 300,0 1 -1 -50,0 2 2 4 2 1 0 4 gesamt 778 38 5,1 740 176 31,2 564 676 741 738 717 618 160

Quelle: FORMATT-Institut

Mit der steigenden Firmenzahl ist das durchschnittliche Produktionsvolumen pro Jahr wieder deutlich gefallen und lag in 2009 bei 981 und in 2010 bei 930 Minuten. In 2007 und 2008 waren es noch jeweils über 1.400 Minuten gewesen, die mit Abstand höchsten Werte in der Langzeituntersuchung. Die durchschnittliche Jahresproduktion war beim Vergleich der Länderbranchen immer schon sehr unterschiedlich. Die ge- ringsten Werte erreichten vielfach die Branchen in den sonstigen Ländern und in Be- rin. In den Untersuchungsjahren lagen sie erneut rund 300 Minuten unter dem deut- schen Durchschnitt. Auch die Branchen in Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen weisen in den Untersuchungsjahren gegenüber 2008 deutlich geringere Werte auf. Allein die Branche in Hamburg hatte sich in 2009 mit einem Produktionsdurchschnitt von 1.800 Minuten noch stabil gezeigt. In 2010 erfolgte aber auch dort der Abstieg

28 Produktionsstudie 2009 und 2010

auf einen Mittelwert von 1.100 Minuten. Praktisch gleich auf lag Bayern. In Nord- rhein-Westfalen haben die Betriebe in beiden Jahren ein Produktionsvolumen von durchschnittlich 1.300 Minuten erreicht. In 2010 war dies der höchste Durchschnitts- wert aller Länderbranchen.

2/2 Entwicklung der Produktionsbranche Produktionsjahr Anzahl der Produktionsvolumen Durchschnittliches Produktionsfirmen in Minuten Produktionsvolumen pro Firma in Min. 1998 453 583.104 1.287 1999 618 660.204 1.068 2000 717 737.635 1.029 2001 750 718.930 959 2002 738 699.939 948 2003 808 698.600 865 2004 741 726.400 980 2005 706 670.100 949 2006 676 717.700 1.062 2007 584 822.800 1.409 2008 564 799.100 1.417 2009 740 725.800 981 2010 778 723.400 930 1999 bis 2010 Durch- schnitt 702 725.100 1.033 Quelle: FORMATT-Institut

2/3 Jahresvolumen der Produktionsbetriebe nach Ländern 2009 und 2010 Bundesländer Anzahl der Produktionsvolumen durchschnittliches Produktionsfirmen in Minuten * Produktionsvolumen pro Firma in Min. * 2010 2009 2010 2009 2010 2009 Bayern 149 156 163.000 183.800 1.094 1.178 Berlin 182 183 111.200 106.700 611 583 Hamburg 86 59 97.800 106.600 1.137 1.807 Nordrhein-Westfalen 172 166 222.600 215.500 1.294 1.298 Zwischensumme 589 564 594.600 612.600 1.010 1.086 sonstige Länder 185 175 127.900 113.000 691 646 keine Angaben 4 1 800 200 200 200 gesamt 778 740 723.400 725.800 930 981 *gewichtete Werte

Produktionsstudie 2009 und 2010 29

2.2 Abhängige und unabhängige Produktionsunternehmen

Seit Beginn der Langzeituntersuchung haben die mit einzelnen Sendern verflochte- nen Produktionsbetriebe, hier in diesem Sinne als abhängige Betriebe bezeichnet, stets ein deutlich größeres Produktionsvolumen ausgewiesen als die unabhängigen Betriebe. Dies kann viele Gründe haben, beispielsweise dass Sender sich nur an besonders erfolgreichen Firmen beteiligen, plausibel ist aber insbesondere die An- nahme, dass die abhängigen Betriebe bei der Akquisition Vorteile gegenüber den unabhängigen genießen. Nach einer entsprechenden Intervention der EU werden künftig unter Federführung der jeweils zuständigen Landesrechnungshöfe die Betei- ligungsunternehmen von öffentlich-rechtlichen Anstalten geprüft, wobei in Sonderheit den Fragen eines marktkonformen Verhaltens nachgegangen werden soll. Manche dieser Beteiligungsunternehmen arbeiten ausschließlich oder doch weit überwiegend für die jeweiligen Mutterunternehmen. Dies gilt sowohl im Bereich der Privatsender als auch in jenem der Anstalten. Andere Firmen sind selbst über die Grenzen des dualen Rundfunksystems tätig, z.B. die Bavaria Film, Studio Hamburg oder team- worx. Der Großteil der Aufträge wird von den abhängigen Betrieben insgesamt frei- lich im Geschäft mit den jeweils beteiligten Sendern erzielt. Dabei geht es den ab- hängigen Betrieben relativ gut.

Die Anzahl der abhängigen Betriebe ist begrenzt. Sie hatten stets einen Anteil an der gesamten Branche zwischen 10 und 15 Prozent. In 2009 waren es 13, in 2010 11 Prozent. Ihr Anteil am jährlichen Produktionsvolumen der Gesamtbranche ist aller- dings wesentlich größer. In früheren Jahren lag er manchmal bei der Hälfte des Ge- samtvolumens, ist allerdings in den letzten zehn Jahren tendenziell rückläufig gewe- sen. In den beiden aktuellen Untersuchungsjahren ist dieser Anteil zunächst auf rund 40 % in 2009 gestiegen, in 2010 dann aber wieder auf knapp 37 Prozent gesunken.

30 Produktionsstudie 2009 und 2010

2/4 Vergleich: Abhängige und unabhängige Betrieb abhängige Betriebe unabhängige Betriebe Betriebe Produktionsvol. Volu- Betriebe Produktionsvol. Volu- men pro men pro Anzahl in gesamt in Betrieb in Anzahl in gesamt in Betrieb Min. in Min. 1998 k. A. k. A. 251.816 43,2 k. A. k. A. k. A. 331.300 56,8 k. A. 1999 k. A. k. A. 326.703 49,5 k. A. k. A. k. A. 333.500 50,5 k. A. 2000 k. A. k. A. 351.062 47,6 k. A. k. A. k. A. 386.600 52,4 k. A. 2001 115 15,3 383.000 53,3 3.330 635 84,7 335.900 46,7 529 2002 108 14,6 349.500 49,9 3.236 630 85,4 350.400 50,1 556 2003 87 10,8 223.600 32,1 2.570 721 89,2 473.500 67,9 657 2004 84 11,3 245.600 33,8 2.924 657 88,7 480.700 66,2 732 2005 84 12,3 244.700 36,5 2.913 619 87,7 425.400 63,5 687 2006 71 10,5 255.700 35,6 3.586 605 89,5 462.000 64,4 765 2007 81 13,9 319.900 38,9 3.949 503 86,1 502.900 61,1 1.000 2008 86 15,2 292.300 36,5 3.394 478 84,8 506.800 63,5 1.060 2009 97 13,1 291.000 40,1 3.000 643 86,9 434.800 59,9 676 2010 84 10,8 265.200 36,7 3.157 694 89,2 458.200 63,3 660 Basis der Berechnungen: anteiliges Produktionsvolumen der abhängigen Betriebe

Die abhängigen Betriebe erreichten in allen Jahren der vorliegenden Langzeitunter- suchung ein Mehrfaches der Jahresproduktion der unabhängigen Betriebe. In 2009 und in 2010 haben die abhängigen Betriebe jeweils rund das viereinhalbfache Volu- men der unabhängigen Firmen produziert. In den Jahren zuvor waren die Relationen ähnlich. In 2009 ist allerdings auch das durchschnittliche Produktionsvolumen der abhängigen Firmen zunächst von 3.400 auf 3.000 Minuten gesunken. In 2010 stieg der Durchschnittswert auf knapp 3.200 Minuten an. Bei den unabhängigen Firmen verlief die Entwicklung deutlich schlechter. Wegen des starken Anstiegs der aktiven Unternehmen ist die durchschnittliche Jahresproduktion in 2009 von gut 1.000 auf knapp 700 Minuten gefallen. In 2010 lag der Durchschnitt dann bei nur noch 660 Mi- nuten. Ähnlich gering war die durchschnittliche Produktionsmenge zuletzt im Jahr 2003 gewesen. In den Folgejahren schien sich die Auslastung der unabhängigen Betriebe auf der Basis einer wachsenden Nachfrage und auch einer zurückgehenden Firmenzahl positiv zu entwickeln. Die Jahresproduktion stieg bis 2008 an. In 2009 gab es dann eine Trendwende von erheblichem Ausmaß.

Produktionsstudie 2009 und 2010 31

Als abhängige Beteiligungsunternehmen im Sinne dieser Studie gelten Firmen, auf die folgende Kriterien zutreffen: 1. Als abhängig werden zunächst Tochter- und Beteiligungsunternehmen von Sendern bezeichnet, sofern die Beteiligungshöhe mindestens 25 Prozent er- reicht. Daneben werden auch Beteiligungs- und Tochterfirmen dieser Unter- nehmen (Enkelstufe) nach dem gleichen Kriterium berücksichtigt. 2. Die wesentlichen Eigner von privaten Sendern werden in der Vorgehensweise wie Sender behandelt. Als wesentliche Eigner werden Unternehmen bezeich- net, die an den in die Untersuchung einbezogenen Sendern mit mindestens gerundet 25 Prozent beteiligt sind.

Im Folgenden werden die zu den abhängigen Betrieben zählenden Produktionsgrup- pen mit ihren Produktionsvolumina dokumentiert. Die detaillierte Zusammensetzung der Gruppen wird im Kap. 2.2 mit den jüngsten Veränderungen erläutert.

32 Produktionsstudie 2009 und 2010

2/5 Langzeitvergleich: Produktionsvolumen abhängiger Firmen (brutto) - Angaben in Minuten, gewichtete Werte – Produktionsgruppe 2010 2009 2008 2006 2004 2002 2000 1999 brutto brutto brutto brutto brutto brutto brutto brutto 1 UFA/RTL-Gr. 64.300 70.600 90.700 108.500 100.757 93.500 147.212 102.100 MME 2 30.700 41.300 49.800 * * 7.800 16.177 12.500 Bavaria Film 44.600 40.700 46.400 40.200 39.225 27.100 17.708 18.000 Constantin 3 23.200 30.200 39.300 300 798 * * * Studio Hamburg 41.100 45.400 36.900 21.800 14.129 14.000 14.998 19.600 ZDF Enterprises 34.300 35.900 26.000 10.000 8.728 7.000 4.073 2.200 ProSiebenSat1 4 17.100 18.200 24.000 25.700 28.705 * * * 5 ARD (Rest) 9.600 9.400 18.500 17.300 4.717 10.900 4.932 4.200 Drefa 12.200 15.000 12.100 11.800 11.662 7.300 11.334 10.100 Focus TV 6 6.700 7.100 7.200 4.300 * * * * Holtzbrinck 7 21.200 15.500 5.000 2.400 * 10.600 10.250 7.300 Sony Pictures 8 2.900 3.700 3.800 2.000 * * * * Brainpool TV 9 * * * 11.400 16.068 14.700 7.436 * Spiegel TV 10 21.300 22.000 * * 20.277 21.400 * * DCTP 10 * * * * 3.752 4.200 * * Tele-München/ 2.700 3.300 * 0 226 17.900 22.192 20.600 11 Kloiber 12 Kirch * * * * * 82.700 55.366 59.400 13 Springer * * * * * 30.400 46.820 70.600 gesamt 331.900 358.300 359.700 255.700 249.044 349.500 351.062 326.700

% von Auftrags- produktion gesamt 45,9 49,5 45,0 35,6 34,3 49,9 47,6 49,5 * Im jeweiligen Jahr nicht berücksichtigt. 1. Bis 1999 wurde die RTL Group noch als CLT-UFA ohne die Pearson-Gruppe ausgewiesen. 2. Die Produktionsfirmen der heutigen ProSiebenSat.1-Gruppe wurden bis 2002 anteilig beim Kirch- Konzern berücksichtigt. 3. Die Brainpool TV wurde Ende 1999 vom Sender Viva übernommen und galt entsprechend seit 2000 als abhängiges Unternehmen. Ab 2007 ist erneut ein Statuswechsel zu berücksichtigen. 4. Darunter Maran-Film-GmbH (51 %); bis 2007 Telefilm Saar GmbH; bis 2003 Taunus Film Produk- tions GmbH; Dokfilm Fernsehproduktion GmbH (bis 2006: 100 %, ab 2007: 50%); bis 2006 First Entertainment GmbH (51 %); Moviepool GmbH (38 %); Telepool GmbH (74 %); Europool (74 %); Bremedia (49 %), ab 2007 Colonia Media Filmproduktion GmbH (50 %); ProSaar GmbH (49 %). 5. Focus TV gehört seit 2005 zur Gruppe der abhängigen Unternehmen, weil das Mutterhaus, der Burda-Konzern, mehrheitlich am Spartenprogramm BonGusto beteiligt ist. Bis 2009 wurde das Spar- tenprogramm Forum Gesundheit veranstaltet. 6. Bis Ende 2002 war der Holtzbrinck-Konzern einer der großen Eigner von n-tv und zählte zu den senderabhängigen Unternehmen. Mit dem Verkauf der n-tv-Anteile veränderte sich der Status ab 2003. Seit 2006 ist die Gruppe wegen einer Beteiligung am Sender „Gute Laune TV“ wieder zu den abhängigen Betrieben zu zählen. 7. Der Sony-Konzern besitzt inzwischen eine Reihe von Spartensendern. Seine Produktionsbetriebe werden daher zu den abhängigen Betrieben gezählt. Produktionsstudie 2009 und 2010 33

8. Die Constantin Medien AG, zuvor EM Sport Media AG, ist durch die in 2003 begonnene sukzessi- ve Übernahme des DSF, heute Sport1, in die Gruppe der abhängigen Unternehmen gewechselt. 9. Spiegel TV und die DCTP veranstalteten von Mai 2001 bis Anfang 2006 gemeinsam das Pro- gramm XXP. Entsprechend gehörten die Produktionsbetriebe bis einschließlich 2005 zu den abhän- gigen Produzenten. Die Spiegel-Gruppe veranstaltet seit 2009 das Programm Spiegel Geschichte und zählt seitdem wieder zu den abhängigen Produzenten. 10. Die Tele-München-Gruppe des Unternehmers Kloiber hält 40 % an der Odeon Film AG, zu der mehrere Produktionsfirmen gehören. Vor allem deren Produktionsvolumen ist hier verzeichnet. 11. Kirch-Konzern hier ohne Berücksichtigung der Beteiligung an Springer. In 2000 inklusive des durch die Fusion von ProSieben und SAT.1 im Jahr 2000 höheren Anteils an der Sendergruppe. 12. Springer-Konzern bis 1999 noch inklusive des anteiligen Volumens der SAT.1-Firmen, an denen Springer bis Ende 1999 mit 41 Prozent beteiligt war. Seit 2003 unterschreiten die Beteiligungen an TV-Sendern die Erfassungsschwelle von 25 Prozent bzw. wurden aufgegeben. 13. MME zählte zu den abhängigen Unternehmen, da einer ihrer Haupteigner, der Bauer-Konzern, auch Fernsehunternehmer ist (RTL 2). 2002 und 2003 hat der Konzern seine Beteiligung verkauft. 2003 wechselte die MME dadurch den Status. MME gehört heute zur Permira-Gruppe, die wesentli- che Anteile an der ProSiebenSat.1 Media hält, und zählt wieder zu den abhängigen Produzenten.

2/6 Langzeitvergleich: Produktionsvolumen abhängiger Firmen (anteilig) - Angaben in Minuten, gewichtete Werte - Produktions- 2010 2009 2008 2006 2004 2002 2000 1999 gruppe anteilig anteilig anteilig anteilig anteilig anteilig anteilig anteilig 1 UFA/RTL-Gr. 60.900 67.500 84.300 101.700 97.477 76.700 98.267 65.500 MME 2 30.500 41.300 49.800 * * 7.700 16.042 12.400 Constantin 3 19.400 26.400 35.600 300 798 * * * Studio Hamburg 32.000 36.000 30.800 20.700 12.980 8.600 9.286 12.400 Bavaria Film 23.700 22.400 24.900 28.800 30.841 22.900 14.038 14.300 ProSiebenSat1 4 14.100 15.000 18.600 24.700 19.030 * * * ZDF Enterprises 21.500 24.100 16.600 6.400 5.632 4.000 2.425 1.400 5 ARD (Rest) 4.700 4.600 9.000 11.000 3.053 9.400 4.376 4.000 Focus TV 6 6.700 7.100 7.200 4.300 * * * * Holtzbrinck 7 21.200 15.400 6.000 2.100 * 10.100 10.250 7.300 Drefa 7.100 5.700 5.700 5.600 5.712 4.200 7.013 5.600 Sony Pictures 8 2.900 3.700 3.800 2.000 * * * * Brainpool TV 9 * * * 8.800 12.061 12.400 6.997 * Spiegel TV 10 19.400 20.500 * * 20.073 21.000 * * DCTP 10 * * * * 3.752 4.200 * * Tele-München/ 1.100 1.300 * 0 226 10.700 14.444 13.200 11 Kloiber 12 Kirch * * * * * 65.600 46.034 43.900 13 Springer * * * * * 24.200 40.354 47.300 gesamt 265.200 291.000 292.300 216.400 211.635 281.700 262.529 227.200

% von Auftrags- produktion ges. 36,7 40,1 36,5 30,0 29,1 40,2 35,6 34,4 * Im jeweiligen Jahr nicht berücksichtigt. Zu den Fußnoten vgl. die vorangegangene Tabelle zu den Produktionsvolumina brutto. 34 Produktionsstudie 2009 und 2010

2.3 Internationalisierung der Produktion

Der Prozess der Internationalisierung der Fernsehproduktion hält an. Diese bereits im Bericht zu den Produktionsjahren 2007 und 2008 verzeichnete Entwicklung voll- zieht sich vor allem auf zwei Ebenen. Aus der Sicht der deutschen Produktionsbran- che wächst im Inland die Zahl der Konkurrenten mit ausländischem Kapital. Zum an- deren scheint die Zahl der Produktionsaufträge von ausländischen Sendern an deut- sche Betriebe sprunghaft zu steigen. Dies gilt insbesondere für non-fiktionale Pro- duktionen und zwar in erster Linie für österreichische Privatsender.

Diese Aussagen basieren auf den Rückmeldungen von Firmen und auf sonstigen Quellen, ohne dass Daten zur Produktion für ausländische Sender gezielt Daten er- hoben worden sind. Die Fallzahl für solche Produktionen ist allerdings erstaunlich groß. Dass es sich bei den Auftraggebern überwiegend um österreichische Sender handelt, erklärt sich über den gemeinsamen Sprachraum. Auch für deutschsprachige Sender in der Schweiz arbeiten deutsche Produzenten, allerdings in kleinerer Zahl. Für fremdsprachige Sender wird augenscheinlich immer noch relativ selten produ- ziert. Von den österreichischen Sendern, ATV, Puls 4 (zuvor Puls TV) und Servus TV, wurden insbesondere Journalistische Langformate und Doku-Soaps nachgefragt. Die folgende Liste verzeichnet deutsche Produktionsfirmen und ihre ausländischen Auftraggeber ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Sie illustriert und dokumen- tiert eine jüngere Branchenentwicklung, die nicht ohne Gewicht zu sein scheint.

Deutsche Produktionsfirmen arbeiten im Auftrag ausländischer Sender Deutsche Produktionsfirma Ausländischer Sender Eyeworks Entertainment GmbH Schweizer Fernsehen Good Times Fernsehproduktions-GmbH, Köln ATV Grundy Light Entertainment GmbH, Köln Schweizer Fernsehen Servus TV megahez GmbH, Unterföhring Servus TV RedSeven Entertainment GmbH, Unterföhring Puls 4 Shine Germany Film- und Fernsehproduktion, Mün. Schweizer Fernsehen smac meda & consulting gmbH, Schwangau Servus TV south & browse GmbH, Berlin Servus TV Spiegel TV GmbH, Hamburg Puls 4 Stampfwerk Medienproduktions-GmbH, Hamburg TF 1, Frankreich Tresor TV Produktions GmbH, Unterföhring Puls 4 TV 6, Frankreich UFA Entertainment GmbH, Berlin ATV

Produktionsstudie 2009 und 2010 35

Unter den ausländischen Firmen, die Beteiligungen an deutschen Produktionsunter- nehmen halten, befindet sich viel Prominenz. An einem der jüngsten internationalen Joint-Venture ist auch die britische BBC beteiligt. Sie hält neben der MME-Gruppe die Minderheit an der Tower Productions GmbH in Hürth.

Ausländische Beteiligungen an deutschen Produktionsfirmen Permira und KKR über ProSieben Producers at work GmbH, Potsdam, 67% Sat.1 Seven Pictures GmbH, Unterföhring, 100% Seven Senses GmbH, Unterföhring, 100% All3 Media (Permira) MME Moviement AG, Berlin, 83 % IdtV Deutschland Film- und Fernsehproduktion GmbH, Köln, 100 % Eyeworks B. V., Niederlande Eyeworks GmbH, Hürth, 100% Cologne-Gemini Filmproduktion GmbH, Köln, 100 % Endemol, Niederlande Endemol Deutschland GmbH, Köln, 100 % Meta Productions Ges. für Film- und Fernsehproduktion GmbH, Berlin, 40% Sony, Japan Sony Pictures Film- und Fernseh Produktions-GmbH, Hürth, 100% Granada Group Plc., GB Granada Produktion für Film und Fernsehen GmbH, Köln, 100% Canal Plus, Frankreich Kinowelt bzw. Starhaus Filmproduktion GmbH, München, 100% D & D Entertainment, Belgien D & D Film & Fernsehproduktions GmbH, Hürth, 100% Highlight Communications AG, Constantin Film AG, München, 98% Schweiz Indepent Television, GB Imago-TV Film- und Fernsehproduktions GmbH, Berlin, 51% Yellow Bird, Schweden Yellow Bird Pictures GmbH, München, 100% Shine Group, GB Shine Germany Film- und Fernsehproduktions GmbH, Mün- chen und Köln, 100% BBC Worldwide Ltd. Tower Productions GmbH, Hürth, 49%

Umgekehrt haben sich auch deutsche Produktionsfirmen im Ausland engagiert. Dazu gehören schon seit vielen Jahren die Bavaria Film GmbH (Österreich und Italien), aber auch kleinere Firmen wie die Story House Productions GmbH in Berlin (in den USA). Jüngst haben die Gruppe 5 Filmproduktion GmbH in Köln und die Studio Hamburg DocLights ein Joint-Venture in Maryland mit dem US-Produzenten Steve Burns angekündigt.

Für die Produktion von Kinofilmen existieren zahlreiche internationale Partnerschaf- ten. Allerdings werden diese Firmen häufig für nur eine Produktion genutzt, sind also nicht wie jene im Fernsehbereich auf Dauer angelegt.

36 Produktionsstudie 2009 und 2010

2.4 Die größten Produktionsgruppen

Die Konzentrationswerte für die Produktionsbranche sind gemessen am Marktanteil der in den Einzeljahren jeweils mit ihren Produktionsvolumina führenden Produkti- onsgruppen weiterhin rückläufig. Nach jahrelangen kontinuierlichen Steigerungen setzte die Umkehr der Entwicklung in 2007 ein. Auf dem Höhepunkt der Konzentrati- onsentwicklung in 2006 hatten die zehn größten Firmengruppen über die Hälfte der Gesamtproduktion hergestellt. In 2009 lag der Marktanteil bei 45 Prozent und in 2010 bei unter 40 Prozent. Auch die Kennziffern für die drei bzw. fünf jeweils output- stärksten Gruppen sind weiter zurückgegangen. Die drei größten Gruppen hatten in 2009 noch einen Marktanteil von einem Fünftel, in 2010 17 Prozent. Beide Werte sind so niedrig wie nie zuvor in der Langzeituntersuchung. Ähnliches gilt für den Marktanteil der fünf größten Gruppen in 2010 mit rund einem Viertel. In 2009 hatte er noch Prozentpunkte höher gelegen.

2/7 Langzeitvergleich: Konzentrationswerte der größten Produktionsgruppen die 3 größten die 5 größten die 10 größten in 1.000 Marktanteil in 1.000 Marktanteil in 1.000 Marktanteil Minuten in % Minuten in % Minuten in % 1998 126 21,6 190 32,6 277 47,5

1999 157 23,8 223 33,9 321 48,6 2000 211 28,5 279 37,7 360 48,6 2001 206 28,7 260 36,2 312 43,4 2002 167 23,9 212 30,3 288 41,1 2003 148 21,2 201 29,0 307 44,2 2004 177 24,4 238 32,8 335 46,1 2005 166 24,8 243 36,3 338 50,4 2006 199 27,8 259 36,1 367 51,2 2007 202 24,5 271 32,9 382 46,4 2008 192 24,0 258 32,3 374 46,8 2009 145 20,0 210 29,0 324 44,8 2010 123 17,0 180 24,9 287 39,7 Gewichtete Werte; anteiliges Produktionsvolumen

Die Gruppe der führenden Produktionsgruppen ist in ihrer Zusammensetzung über die Jahre erstaunlich stabil geblieben. In den Jahren 2008 bis 2010 setzte sich diese Gruppe aus insgesamt aus nur 24 Produktionsgruppen zusammen. Die Rangfolge

Produktionsstudie 2009 und 2010 37

wechselte zwar in den einzelnen Jahren, doch fällt nur selten eine Gruppe vollständig aus diesem Kreis der Etablierten heraus, und in 2009 war es nur einem Unterneh- men gelungen (drefa-Gruppe) in den Führungskreis aufzusteigen. In 2010 blieb diese Gruppe stabil.

Die Führungsposition hat nach wie vor mit großem Abstand die UFA/RTL-Gruppe inne, obwohl deren Output in beiden Jahren rückläufig war. Die MME-Gruppe war in 2009 von Platz drei auf Platz zwei gestiegen und in 2010 wieder auf Platz drei zu- rückgefallen. Auf Rang zwei landete in 2010 die Gruppe von Studio Hamburg, die in 2009 bereits von Rang fünf auf Rang drei geklettert war. In beiden Jahren kam die Janus-Gruppe auf Rang vier. Die Platzierungen der Endemol-Gruppe waren sehr unterschiedlich; in 2010 Rang fünf. Auch auf den Folgeplätzen sind größere Verän- derungen weitgehend ausgeblieben. Deutlich zurückgefallen sind nur die Springer- Gruppe mit der Firma Schwartzkopff, von Rang 9 in 2008 und 2009 auf Rang 17, und die Spiegel TV-Gruppe, von Rang 6 in 2008 auf Rang 10 bzw. 11.

38 Produktionsstudie 2009 und 2010

2/8 Die größten Produktionsgruppen gewichtete Werte; anteiliges Produktionsvolumen in Minuten

Firma Rang 2010 2009 2008 2006 2000 1998 10 09 08 UFA/RTL-Gruppe 1 1 1 60.900 67.500 84.300 101.700 98.267 50.200 Studio Hamburg 2 3 5 32.000 36.000 30.800 20.700 9.286 14.700 MME 3 2 3 30.500 41.300 49.800 57.500 16.177 10.600 Janus TV GmbH 4 4 2 30.000 35.200 57.600 39.700 * * Endemol Deutschl. 5 16 10 26.800 12.100 18.300 25.900 66.668 21.700 Bavaria Film 6 8 8 23.200 22.500 24.900 28.800 14.038 13.600 ITV Studios Prod. 7 5 7 21.900 29.700 26.500 15.600 * * ZDF Enterprises 8 7 12 21.500 24.100 16.600 6.400 * * Holtzbrinck 9 11 21.200 15.400 6.000 2.100 10.250 17.300 Constantin Film 10 6 4 19.400 26.400 35.600 31.000 * * Spiegel TV 11 10 6 19.400 20.500 27.800 21.800 16.407 19.700 Fandango Film 12 13 18 17.200 13.800 8.800 * * * drefa-Gruppe 13 15.000 5.700 5.700 5.600 7.013 5.300 Brainpool TV 14 14 17 14.900 12.600 8.900 8.800 7.436 9.700 PRO 7 SAT.1 15 12 11 14.100 15.000 18.200 24.700 * * Cine Plus 16 15 13 13.000 12.600 12.400 * * * Axel Springer AG 17 9 9 11.500 21.100 18.500 11.800 40.354 37.400 Encanto Film 18 19 11.200 8.400 7.800 * * * Eyeworks 19 18 8.100 8.500 5.200 * * I & U Information 20 17 19 7.900 8.600 8.600 * 9.758 * Tresor TV Produkt. 20 15 5.500 8.100 9.200 6.600 * * Buchheit-Gruppe 14 4.200 4.300 11.400 12.100 6.275 * ARD-Rest 16 4.500 4.400 9.000 11.000 * * Spin TV 20 2.500 6.800 8.200 * * * Focus TV 6.700 7.100 7.200 4.300 4.620 5.400 TV 21 / Heiks 5.300 4.500 6.200 5.500 * * Pro Bono Fern- 4.700 4.500 4.300 6.800 * * sehpr. Odeon Film 3.300 2.700 4.600 3.400 * * DCTP 3.100 2.800 3.900 4.700 * * AZ Media/Madsack 2.800 2.800 5.800 2.400 * * MotorVision - 4.100 7.400 4.900 * * Rang 1-20 gesamt** 419.700 439.400 485.400 448.500 439.387 318.700 * Für das einzelne Jahr liegt keine Auswertung vor. ** Summenbildung mit den jeweils im Einzeljahr 20 führenden Produktionsfirmen bzw. -gruppen

Produktionsstudie 2009 und 2010 39

2.4.1 Die UFA/RTL-Gruppe

Nach einer langen Phase der Expansion mit externem Wachstum durch Zukäufe blieb die größte deutsche Produktionsgruppe zuletzt weitgehend unverändert. Unter- halb der RTL Group arbeiten die beiden Teilgruppen rund um RTL Television in Köln und der UFA in Berlin jeweils weitgehend getrennt. Zum Kölner Senderunternehmen gehören die Beteiligungen an den Produzenten von Regionalmagazinen von RTL sowie Firmen, die hauptsächlich für RTL produzieren. Eine bedeutende Stellung nimmt seit 2009 die Tochter InfoNetwork GmbH in Köln ein, die diverse Formate für RTL und das Schwesterprogramm VOX produziert. Der Jahresoutput war mit 11.000 Minuten in 2009 und 9.000 in 2010 sehr stattlich. Hinzu kommen volumenstarke ta- gesaktuelle Magazine, die hier nicht berücksichtigt werden, die aber insgesamt aus der jungen Firma den Produzenten mit dem größten Output in Deutschland gemacht haben. RTL hat in die Firma praktisch seine gesamte Produktion eingebracht. Ähn- lich hatte dies vor einigen Jahren Radio Bremen mit der Bremedia praktiziert.

Die meisten Firmen der UFA-Gruppe befassen sich mit Fiktionproduktionen. Auch Kinofilme produziert die Gruppe (UFA Cinema, teamWorx Television). Das Beteili- gungsunternehmen Phoebus Film in Hürth, das über viele Jahre die RTL-Serie „Un- ser Charly“ produziert hat, ist nach dem Auslaufen der Serie in 2011 eingestellt wor- den. Die Firmengruppe veröffentlicht keine Umsatzzahlen. Der internationale Produk- tionsbereich rund um die Firma Fremantle, zu der auch die UFA-Gruppe gehört, er- reichte weltweit einen Umsatz von 1.272 Mio.  in 2010. In 2009 waren es 1.183 Mio. . Die Umsatzsteigerung basierte auch auf weiteren Zukäufen von Firmen in diver- sen Ländern. Das größte Produktionsvolumen erzielt Fremantle nach eigener Dar- stellung in Deutschland weit vor den USA und Frankreich.5

Das Produktionsvolumen der Gesamtgruppe ist gegenüber den Vorjahren deutlich gesunken. Insbesondere weil die Regionalmagazine für RTL nicht mehr berücksich- tigt werden. In 2008 waren anteilig noch fast 85.000 Minuten registriert worden. Da- von gingen allein 22.500 Minuten auf das Konto von Regionalmagazinen. Per saldo hat die Gruppe in 2009 mit 68.000 Minuten (anteiliges Volumen) für die anderen

5 Vgl. RTL Group: Annual Report 2010. Luxemburg 2011, hier S. 119.

40 Produktionsstudie 2009 und 2010

Genres also rund 6.000 Minuten zugelegt. In 2010 ist die Gesamtproduktion aller- dings unter das Niveau von 2008 gesunken. Der zunächst vergrößerte Jahresoutput ging vor allem auf das Konto der noch jungen RTL-Tochter InfoNetwork, die in 2009 rund 11.000 Minuten und in 2010 9.000 zum Output beigesteuerte. Die Jahrespro- duktion der Firma war sogar noch wesentlich größer, bestand aber zum weit über- wiegenden Teil aus tagesaktuellen Magazinen, die nun in der Statistik nicht mehr berücksichtigt werden (vgl. dazu Kap. 1). Inklusive der Regionalmagazine waren in der Vorgängerstudie für 2007 und 2008 noch Produktionsvolumina von knapp 89.000 bzw. 85.000 Minuten (anteilig) ausgewiesen worden.

Bedeutendstes Einzelunternehmen der Gruppe ist die Grundy UFA mit einem Output von je 28.000 Minuten in beiden Untersuchungsjahren geblieben, obwohl Grundy UFA weniger produziert hat als in den Vorjahren. Die Basis für den großen Output bilden Daily-Soaps. Die Firma ist vor allem wegen der schon jeweils seit Jahren pro- duzierten Formate „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und „Unter uns“ (beide für RTL) sowie „Verbotene Liebe“ (ARD) der Marktführer in diesem speziellen Produktionsge- schäft. Später sind weitere Formate mit ähnlichem Produktionsvolumen hinzuge- kommen, etwa „Alles was zählt“ (RTL). Mit kürzerer Laufzeit wurden auch Telenove- las produziert. Inzwischen stellt Grundy UFA vereinzelt auch TV Movies her, so etwa für die Reihe „Meine wunderbare Familie ...“ (RTL).

Die Schwesterfirma Grundy Light Entertainment hat die Produktion erheblich ausge- weitet und in größerem Umfang auch für ausländische Sender gearbeitet. Die Auf- tragsproduktion für deutsche Sender umfasste in 2009 knapp 8.000 Minuten und in 2010 6.400 Minuten. Die Kölner haben sich auf Game-Shows und Shows speziali- siert und arbeiten für viele Sender.

Die anderen Unternehmen der UFA-Gruppe sind Fiktion-Produzenten. Von der preisgünstigen Telenovela der Grundy UFA reicht die Spannweite bis zum kostspieli- gen Event-Movie der Firma teamWorx. Die Firma teamWorx dürfte mit einer Jahres- produktion von knapp 5.000 Minuten inzwischen der mit Abstand größte Movie- Produzent in Deutschland sein.

Produktionsstudie 2009 und 2010 41

Dass die Firmen der RTL-Gruppe praktisch ausschließlich für die Sendergruppe RTL produzieren, kann nicht verwundern. Auch für die UFA-Gruppe ist die Senderfamilie der wichtigste Auftraggeber. In beiden Untersuchungsjahren hat die gesamte Pro- duktionsgruppe jeweils 60 Prozent ihres Volumens im Auftrag der verflochtenen Sender produziert Kunden sind zudem ARD, ZDF und einige Dritte Programme. Auch SAT.1 ist ein bedeutender Kunde. Hinzugekommen sind mit kleineren Kontin- genten auch einzelne der kleinen Privatsender. Zudem hat UFA-Grundy inzwischen schon mehrfach kleinere Produktionen für die Vermarktung im Internet hergestellt: „Wir sind größer als groß“ mit 10 Folgen für MySpace oder die „Pietshow“ für Stu- diVZ bzw. die Telekom. Auch mit crossmedialen Formaten („Wer rettet Dina Foxx“ für das ZDF) wurden erste Erfahrungen gemacht.

2/9 UFA/RTL-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- Teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 * RTL-Gruppe Universum Film Köln 100 0 0 18 InfoNetwork GmbH Köln 100 9.733 10.943 9.733 10.943 Norddeich TV Hürth 75 5.675 6.825 4.256 5.119 8.944 UFA-Gruppe Grundy Light Entertainment Köln 100 6.371 7.139 6.371 7.139 6.555 Grundy UFA TV Produktion Potsdam 100 28.249 27.994 28.249 27.994 30.323 UFA Entertainment Berlin 100 2.125 6.618 2.125 6.618 6.352 UFA Filmproduktion Berlin 100 0 90 0 90 50 UFA-Fernsehproduktion Berlin 100 2.833 2.606 2.833 2.606 2.697 Ufa Film & TV Berlin 100 0 135 0 135 56 UFA Cinema GmbH Potsdam 100 218 262 218 262 teamWorx Television Potsdam 100 4.570 4.850 4.570 4.850 5.605 UFA Film- & Medien Berlin 100 135 360 135 360 UFA Film- & Medien Leipzig 100 135 135 293 Universum Film GmbH München 100 186 186 Phoenix Film Berlin 51 2.402 2.276 1.225 1.161 649 Phoebus Film Hürth 51 1.677 473 855 241 308 Gesamt 64.309 70.571 60.891 67.518 61.850 * Summen angepasst; ohne tagesaktuelle Magazine

42 Produktionsstudie 2009 und 2010

2.4.2 Studio Hamburg GmbH

Die im Endbericht zur Studie über die Produktionsjahre 2007 und 2008 geäußerte Erwartung, „der in letzten Jahren vollzogene Umbau des Unternehmens scheint aber im Wesentlichen abgeschlossen“6, war unzutreffend. Seit Jahren anhaltend werden bei Studio Hamburg Firmen umbenannt, geschlossen, am selben Ort unter der alten oder auch einer neuen Bezeichnung gegründet oder es werden Beteiligungen inner- halb der Gruppe umgeschichtet. In der Summe sind diese Veränderungen deutlich größer als bei allen anderen Produktionsgruppen. Offenbar zielgerichtet ausgebaut

6 Formatt: Zehn Jahre Film- und Fernsehproduktion in Deutschland. Dortmund 2010, hier S. 52.

Produktionsstudie 2009 und 2010 43

wird weiterhin der Bereich der Dokumentationen. Studio Hamburg hatte schon vor einigen Jahren eine Hälfte des Kapitals der Dokfilm Fernsehproduktion GmbH in Potsdam übernommen. Der Anteil wird jetzt von der Tochter Polyphon gehalten. An der in 2010 gegründeten Studio Hamburg DocLights GmbH hat sich in 2011 ZDF Enterprises mit 49 Prozent beteiligt. DocLights hat zudem einen Anteil von 25,1 Pro- zent an der Gruppe 5 Filmproduktion GmbH in Köln übernommen, an der ZDF En- terprises schon seit 2002 mit 49 Prozent beteiligt ist.

2/10 Studio Hamburg-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz Anteil Produktions- anteiliges Produktions- in % Volumen in Min. Volumen in Min. 2010 2009 2010 2009 Studio Hamburg FilmProduktion Hamburg 100 5.891 4.240 5.891 4.240 Studio Hamburg Hannover Hannover 100 450 4.240 450 4.240 Studio Hamburg Distribution Hamburg 100 0 23 0 23 Studio Hamburg DocLights Hamburg 100 1.718 3.086 1.718 3.086 Studio Hamburg Serienwerft Lüneburg 100 9.600 9.640 9.600 9.640 Cinecentrum Berlin Berlin 100 1.170 1.060 1.170 1.060 Cinecentrum Deutsche Ges. Hamburg 100 3.339 4.741 3.339 4.741 Cinecentrum Hannover Hannover 100 180 90 180 90 Nordfilm Kiel GmbH Kiel 100 180 176 180 176 Polyphon Film- und Fernsehges. Hamburg 90 1.647 1.950 1.482 1.755 Polyphon International Berlin 90 502 270 452 243 Polyphon Leipzig Leipzig 90 0 401 0 361 Blondheim TV und Film Hamburg 58 718 632 416 367 Sabelli Film Schwerin 51 30 210 15 63 Dokfilm Fernsehproduktion Potsdam 50 4.308 3.147 2.154 1.084 Beckground TV Hamburg 50 2.175 2.168 1.084 1.084 Beckoffice Content Hamburg 45 960 2.130 432 956 Agenda Media GmbH Lauenburg 45 548 * 247 * PolyScreen München 45 6.368 6.300 2.866 2.835 Gruppe 5 Filmproduktion Köln 25 1.313 * 328 * 41.097 45.412 32.004 36.044 * In 2009 noch keine Beteiligung

Einige Produktionsunternehmen firmieren jetzt mit der Schreibweise FilmProduktion. Die Tochterfirma in Kiel wurde dagegen in Nordfilm Kiel GmbH umbenannt, die Fir- men Studio Hamburg Produktion Brandenburg und Leipzig inzwischen aufgegeben.

44 Produktionsstudie 2009 und 2010

Die Holding Studio Hamburg Berlin Brandenburg GmbH gehört nun vollständig zur Gruppe nachdem der Rundfunk Berlin Brandenburg eine kleine indirekte Beteiligung aufgegeben hat. In Berlin wurde zusammen mit dem englischen Studiobetreiber Pi- newood-Shepperton Studios Ltd. die PinewoodStudioBerlin Film Services GmbH zu gleichen Anteilen gegründet, die Kinofilme mit Förderungen des DFFF realisieren will.

Die Firmengruppe arbeitet traditionell auf den beiden Feldern Produktion sowie Ser- viceleistungen mobil und stationär inklusive von Atelierbetrieben in Hamburg und in Berlin. Der umsatzstärkere Bereich ist die Produktion. Die Auslastung der Studios hat in den letzten Jahren Probleme bereitet. Der Gesamtumsatz ist von 253 Mio.  in 2009 auf 223 Mio.  in 2010 gesunken.

Die Gruppe hatte in den Jahren 2007 und 2008 ein anteiliges Gesamtvolumen von gut 30.000 Minuten produziert. In 2009 wurde zunächst eine Steigerung um etwa 15 Prozent erreicht. Der Zugewinn ging aber in 2010 überwiegend wieder verloren. Die Unternehmensgruppe ist traditionell auf Norddeutschland konzentriert. Einer der wichtigen Auftraggeber ist das Mutterunternehmen, der NDR.

Produktionsstudie 2009 und 2010 45

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Die Grafik zeigt nur einen Ausschnitt des Beteiligungsbesitzes von Studio Hamburg. Verzeichnet sind im Wesentlichen Produktionsfirmen, die für diese Studie Bedeutung haben.

46 Produktionsstudie 2009 und 2010

2.4.3 MME Moviement AG

Die MME Moviement AG in Berlin hat in den letzten Jahren einen wechselnden Ge- schäftsverlauf erlebt. Anders als vom Unternehmen geplant, „MME Moviement ver- fügt über eine wachstumsorientierte Unternehmensstrategie“7, war der Umsatz im Geschäftsjahr 2009/10 mit 77,8 Mio.  gegenüber dem Vorjahr (80,9 Mio.) zunächst rückläufig. Zuletzt stieg der Umsatz aber wieder (91,0 Mio. in 2010/11). Maßgeblich für den schwankenden Geschäftsverlauf war auch das Auslaufen von jahrelangen Erfolgsformaten der filmpool GmbH in Köln. Die Zusammensetzung der Gruppe, die seit 2007 fast vollständig dem britischen Unternehmen All3Media gehört, ist gegen- über den Vorjahren kaum verändert (vgl. Grafik). Die MME Entertainment wurde in MME fiction umbenannt und die IdtV Deutschland GmbH liquidiert. Auch die All Me- dia Pictures in München hat die Produktion eingestellt. Hinzugekommen ist die Tow- er Productions GmbH in Hürth, ein Gemeinschaftsunternehmen mit der britischen BBC, an der die MME eine knappe Mehrheit hält (51%). Die Gruppe arbeitet an di- versen Standorten. 2/11 MME Moviement 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 * MME Moviement AG Berlin 100 550 2.176 550 2.176 7.713 MME Me, Myself & Eye Hamburg 100 934 1.866 934 1.866 465 All Media Pictures München 100 0 90 0 90 153 Filmpool Film Köln 100 25.830 29.688 25.830 29.688 28.608 IdtV Deutschland Köln 100 180 380 180 380 6.580 time 2 talk Entertainment Potsdam 100 0 775 0 775 1.508 white balance GmbH Hamburg 100 2.683 6.281 2.683 6.281 4.798 Tower Productions Hürth 51 540 0 275 0 Gesamt 30.717 41.256 30.452 41.256 49.825

Die Jahresproduktion war in den letzten Jahren stark rückläufig und ist von anteilig knapp 50.000 Minuten in 2008 über gut 40.000 Minuten auf 30.000 Minuten in 2010 gesunken. Maßgeblich für den Verlust waren die geringeren Produktionsleistungen der MME Moviement in Berlin und der IdtV. Hohe Erwartungen hat die AG an die Gemeinschaftsfirma mit der BBC, das in 2010 erste Produktionen realisiert hat.

7 Selbstdarstellung unter www.mme.de.

Produktionsstudie 2009 und 2010 47

2.4.4 Janus-Gruppe

Die Janus-Gruppe, deren Firmen ausschließlich in und um München angesiedelt sind, weist erneut ein großes Produktionsvolumen auf. Wichtigste Firma der Gruppe ist die Janus TV GmbH, die wie in den Vorjahren vor allem für K1 z T. sehr großvo- lumige Formate produziert hat. Allein für Formate wie „Abenteuer Leben“ und ähnli- che Produktionen in den Nachmittagsschienen von K1 sind in beiden Untersu- chungsjahren weit über 10.000 Minuten produziert worden. Dieses Drehmaterial wird zudem teilweise unter einem anderen Label zweitverwertet. Mit „We are family“ und „Deine Chance!“ sind zudem auch für PRO7 zwei großvolumige Formate produziert worden. Janus setzt speziell bei Doku-Soaps (z.B. „Abenteuer Leben“) auch auf die Kooperation mit anderen Unternehmen, da die Vielzahl der einzelnen Produktion al- lein wohl nicht zu realisieren ist. Ins Gewicht fällt daneben nur noch das Format „Die Kochprofis – Einsatz am Herd“ für RTL2. Zudem produzierte Janus TV auch für die angesehene Reportage-Reihe „24 Stunden“ von SAT.1.

Die Movie-Produzenten Roxy-Film und Crazy Film arbeiten auch für andere Pro- gramme, steuern mengenmäßig aber jeweils nur kleine Kontingente zur Gesamtpro- duktion bei. Die Janus-Film scheint zu ruhen, seitdem der Miteigner Beck mit der Ni-

48 Produktionsstudie 2009 und 2010

nety Minute Film eine eigene Produktionsfirma gegründet hat. Die Janus Entertain- ment GmbH gehört seit Mitte 2010 vollständig zur Gruppe.

Janus TV ist wegen der großvolumigen Formate immer noch einer der größten TV- Produzenten in Deutschland, weist aber einen starken Produktionsrückgang auf.

2/12 Janus-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- Teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 * Janus TV GmbH Ismaning 100 29.175 34.753 29.175 34.753 56.575 Roxy-Film GmbH München 100 143 276 143 276 90 Janus Film GmbH Ismaning 69,9 0 180 0 126 252 Janus Entertainment Ismaning 51/ 660 100 660 51 612 100 Crazy Film GmbH München 51 90 0 46 0 78 Gesamt 30.068 35.309 30.024 35.206 57.607

2.4.5 Endemol Deutschland GmbH

Die Endemol Deutschland GmbH gehört zum niederländischen Endemol-Konzern, der in vielen Ländern mit seinen Produktionsfirmen aktiv ist. Das Produktionsvolu- men in Deutschland schwankt in den einzelnen Jahren stark. Von 2009 auf 2008 ging es erheblich zurück und erreichte in 2010 mit anteilig 27.000 Minuten dann ei-

Produktionsstudie 2009 und 2010 49

nen sehr hohen Wert. Die Firma produziert schon seit Jahren das Format „Big Bro- ther“ für RTL2 und gleichfalls inzwischen seit Jahren die Sendung „Wer wird Millio- när?“ für RTL. Andere Formate erreichen nur wesentlich geringere Produktionsvolu- mina.

Hinzugekommen ist eine Beteiligung an der noch jungen Firma Wiedemann & Berg Television GmbH & Co KG in Höhe von 50 Prozent. Die andere Hälfte der Anteile halten die beiden Produzenten Wiedemann und Berg, die mit einer zweiten Firma, der Wiedemann & Berg Film GmbH & Co KG, Kinofilme und TV-Movies produzieren. Die neue Firma ist insbesondere an der Telenovela „Lena – Liebe meines Lebens“ für ZDF, ORF und SRG beteiligt. Endemol hält schon seit Jahren eine Beteiligung an der Meta productions GmbH in Berlin, die vor allem das Format „Akte“ für SAT.1 pro- duziert. Die ursprüngliche Minderheitsbeteiligung ist auf 90 Prozent aufgestockt wor- den. Zusammen mit dem Moderator Jörg Pilawa hat Endemol die Firma Herr P GmbH in Hamburg gegründet, die allerdings erst nach den Untersuchungsjahren die Produktion aufgenommen hat.

2/13 Endemol 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008

Endemol Deutschland Köln 100 21.420 7.893 21.420 7.893 GmbH Meta productions Berlin 90 4.314 4.649 3.883 4.184

Wiedemann & Berg Tele- München 50 2.115 0 1.058 0 vision

Gesamt 27.849 12.542 26.792 12.077 18.300

2.4.6 Bavaria Film GmbH

Bei der Bavaria-Gruppe ist das Portfolio nach den erheblichen Veränderungen in den Vorjahren im Wesentlichen unverändert geblieben. Die Rubicon Filmproduktion GmbH in Berlin und die deutlich größere Ottonia Media GmbH in Magdeburg haben die Produktion eingestellt. Verbliebene Aktivitäten werden verlagert. Relevant für das Produktionsvolumen ist erstmals die Beteiligung an der Tag/Traum Filmproduktion

50 Produktionsstudie 2009 und 2010

GmbH & Co KG in Köln in Höhe von 51 Prozent zu Anfang 2009. Der Konzern hat seinen Umsatz in 2010 auf 230,7 Mio.  gesteigert (2009: 210 Mio. ), blieb damit aber unterhalb der Umsatzhöhe früherer Jahre. Ähnlich wie bei Studio Hamburg wird der Großteil des Unsatzes mit der Produktion (vor allem Bavaria Fernsehproduktion) erzielt, daneben aber auch über die Ateliervermietung und wachsende Dienstleis- tungsfirmen sowie über den Rechtehandel und die -auswertung. Der Eignerkreis ist gegenüber den Vorjahren unverändert geblieben (vgl. Grafik).

Mit Abstand größter Produzent der Gruppe ist die Bavaria Fernsehproduktion GmbH, die ihr Produktionsvolumen im Vergleich zu den Vorjahren stark ausgebaut hat. 2008: 17.600 Minuten; 2009: 20.600; 2010: 22.400. Seitdem sich das ZDF in 2007 mit 50 Prozent an der Firma beteiligt hat, wird der Output allerdings nur noch hälftig der Bavaria-Gruppe zugerechnet. Die Firma produziert Fiktiongenres, darunter volu- menstarke Formate, bei denen auch Schwesterfirmen als Dienstleister beschäftigt werden, z. B. auf dem Studiogelände der Produktionsgruppe. Künftig entfällt aller- dings die Daily-Soap „Marienhof“, die von der ARD eingestellt worden ist, in 2009 und 2010 aber noch den volumenstärksten Einzelauftrag darstellte. Nur 2009 wurde für das Format „Sturm der Liebe“ (ARD) ein noch größeres Volumen produziert. Beim Umsatz dominieren die TV-Movies, die für ARD und ZDF hergestellt werden, darun- ter Reihen wie „Tatort“ (ARD) und „Unsere Farm in Irland“ (ZDF).

Das Beteiligungsunternehmen Bremedia hat in dieser Studie an Bedeutung verloren, da die tagesaktuellen Magazine „buten un binnen“ (RB) nicht mehr berücksichtigt werden. Der im Vergleich zu den Vorjahren deutliche Verlust beim Output ist darauf zurückzuführen. Wesentliche Beiträge zum Gesamtvolumen der Gruppe leisten die beiden Schwesterfirmen Saxonia Entertainment und Saxonia Media in Leipzig. Beide Firmen produzieren vor allem für ihren Miteigner, den mdr. Saxonia Media kann sich dabei insbesondere auf die langjährigen Formate „In aller Freundschaft“ (ARD) und „Schloss Einstein“ (Kika) stützen. Von den weiteren Gemeinschaftsunternehmen mit der drefa bzw. dem mdr hatte einst auch die Ottonia Media in Magdeburg Bedeu- tung. Auf der Basis von Aufträgen des Miteigners WDR hat die Colonia Media in Köln ihre Krise überwunden und fertigt wie zuvor TV-Movies. Eine vergleichbare Funktion für den SWR hat die Maran-Film in Stuttgart, an der der SWR sogar die Mehrheit (51 %) hält.

Produktionsstudie 2009 und 2010 51

Die Kinofilm-Produktion (Bavaria Pictures) und der Verleih (Bavaria Filmverleih) spie- len im Konzern eine nur nachrangige Rolle. Auch im Ausland ist der Konzern mit Tochter- und Beteiligungsfirmen engagiert, darunter die Satel Fernseh- und Filmpro- duktions-Gesellschaft mbH in Österreich.

2/14 Bavaria 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 Bavaria Film GmbH Geiselgasteig Bavaria Filmverleih Geiselgasteig 100 26 153 26 153 Bavaria Media Geiselgasteig 100 0 209 Bavaria Pictures Geiselgasteig 100 296 90 296 90 21 First Entertainment München 100 1.865 2.070 1.865 2.070 2.309 Rubicon Filmproduktion Berlin 100 0 1.250 0 1.250 0 Askania Media Potsdam 90 207 313 186 282 351 Almaro Film Geiselgasteig 55 293 338 161 186 186 Pro Saar Saarbrücken 51 120 90 61 46 46 Ottonia Media Magdeburg 51 1.847 1.311 942 669 1.895 Saxonia Media Leipzig 51 4.332 4.747 2.209 2.421 2.667 Saxonia Entertainment Leipzig 51 8.472 4.410 4.321 2.249 1.000 Motion Works Halle/S. 51 216 413 110 211 76 Bremedia Bremen 51 2.600 3.108 1.326 1.585 6.371 Bavaria Fernsehprodukti- Geiselgasteig 50 22.354 20.608 11.177 10.304 8.791 on Colonia Media Köln 50 638 675 319 338 435 Media & Communication Magdeburg 49 0 90 0 44 0 Maran-Film Stuttgart 49 855 855 419 419 529 Tag/Traum Filmproduktion Köln 51 518 156 264 80 0 Gesamt 44.639 40.677 23.682 22.397 24.886

52 Produktionsstudie 2009 und 2010 I - • • • • < < 0 ~ ~ ~ ~ • • • • E 0 • • r ~ t I t...:..=.J h I1 I p 11 1 1 I! 1 111' " , -, L.:!. I! I t I1 11 1 lI II lW J I ll' I !

Produktionsstudie 2009 und 2010 53

2.4.7 ITV Studios Germany GmbH (zuvor Granada)

Die Firma ITV Studios Germany GmbH ist eventuell in der Branche immer noch be- kannter unter ihrer früheren Firmenbezeichnung Granada Produktion für Film und Fernsehen GmbH, denn diese Bezeichnung verwies zugleich auf den Inhaber, das britische Fernseh- und Produktionsunternehmen Granada. Die Firma ist in Köln groß geworden vor allem mit dem Format „Das perfekte Dinner“ und seinem Ableger „Promi-Dinner“, das seit Jahren von VOX Tag für Tag ausgestrahlt wird. Die Vielzahl der Folgen bedingt per anno ein Produktionsvolumen von weit über 10.000 Minuten. Hinzu kommen weitere Formate desselben Genres, die gleichfalls über hohe Ein- schaltquoten für Folgeaufträge sorgten.

Auch das Beteiligungsunternehmen Imago TV Film- und Fernsehproduktion GmbH in Berlin stellte überwiegend Doku-Soaps her, produziert allerdings auch Reportagen. ITV ist seit 1999 an der Firma beteiligt.

2/15 ITV Studios Germany GmbH 2009 und 2010 (zuvor Granada Produktion) Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 * ITV Studios Germany GmbH Köln 100 19.495 27.241 19.495 27.241 Keine Ver- Imago TV Berlin 68 3.555 3.645 2.417 2.479 gleichs- Gesamt 23.050 30.886 21.912 29.720 werte * Noch in anderer Zusammensetzung

2.4.8 ZDF-Gruppe

Die Produktionsgruppe des ZDF ist erneut ausgebaut worden. Nachdem in 2008 die Beteiligung an der doc.station in Hamburg auf eine vollständige Übernahme ausge- baut worden war, hat sich das ZDF in 2011 an der Studio Hamburg DocLights GmbH beteiligt. Damit wurden auch die Verflechtungen mit Tochterunternehmen der ARD ausgebaut. Zusammen mit der Bavaria Film GmbH ist das ZDF schon seit einigen Jahren an der Bavaria Fernsehproduktion GmbH beteiligt. Alle Beteiligungen an Pro- duktionsfirmen werden über die Tochterfirma ZDF Enterprises GmbH gehalten, die

54 Produktionsstudie 2009 und 2010

insofern auch Holding-Funktionen ausübt. Die indirekte Beteiligung an der Kinderfilm GmbH in Erfurt bleibt statistisch unberücksichtigt, weil die Beteiligung unterhalb der Mindesthöhe liegt.

Der hohe Jahresoutput der Gruppe basiert insbesondere auf der hälftigen Beteiligung an der Bavaria Fernsehproduktion, die ihr Produktionsvolumen auf jeweils über 20.000 Minuten in beiden Untersuchungsjahren erhöht hat. Auch die anderen Firmen der Gruppe weisen durchweg Wachstum aus. Die Firma doc.station hatte die Pro- duktion vor allem in 2009 auf der Basis von zwei ARD-Formaten mit Zoogeschichten für Sendetermine am Nachmittag ausgebaut. Nachdem ein Format in 2009 ausgelau- fen war, wurde in 2010 mit rund 4.500 Minuten wieder deutlich weniger produziert. Die Network Movie GmbH weist dagegen ein stetiges Wachstum mit Fiktionprodukti- onen aus und produzierte in 2010 mit 4.500 Minuten so viel wie nie zuvor. Die Firma hat zwar ihren Stammsitz in Köln, produziert aber überwiegend in Hamburg, häufig in Verbindung mit Studio Hamburg im Dienstleistungsbereich.

Deutlich geringere Jahresproduktionen weisen die Studio.TV.Film GmbH, hauptsäch- lich für den Kinderkanal tätig, sowie der Doku-Spezialist Gruppe 5 Filmproduktion GmbH in Köln aus.

Im Vergleich zu den Vorjahren hat die ZDF-Gruppe das anteilige Produktionsvolu- men vor allem in 2009 durch die Produktionsleistungen der beiden Firmen doc- station und Bavaria Fernsehproduktion auf 24.000 Minuten gesteigert. In 2010 ging das Volumen auf 21.500 Minuten zurück. 2/16 ZDF-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Volumen in Min. in % Min. 2010 2009 2010 2009 2008 Network Movie Köln 100 4.420 3.410 4.420 3.410 3.382 doc-station Hamburg 100 4437 9.127 4.437 9.127 3.845 Bavaria Fernsehproduk- Geiselgas- 50 22.354 20.608 11.177 10.304 8.791 tion teig Gruppe 5 Filmproduktion Köln 49 1.313 908 643 445 250 Studio.TV.Film Schriesheim 45 1.802 1.797 811 809 298 Gesamt 34.326 35.850 21.488 24.095 16.566

Produktionsstudie 2009 und 2010 55

2.4.9 Holtzbrinck-Gruppe

Die Holtzbrinck-Gruppe besteht als Firmengruppe nicht mehr sondern allein noch aus der AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion mbH in Berlin. Das frühere Beteiligungsun- ternehmen macroscope film GmbH und die Spektrum TV Produktions GmbH, beide gleich- falls in Berlin, wurden eingestellt. Das Mutterunternehmen hingegen hat mit einer neuen Formatidee, bei der das TV-Format mit Internetaktivitäten verknüpft wird, ein breites Arbeits- feld beim Bayerischen Rundfunk gefunden. „on3 Südwild“ wird sowohl im Dritten Programm des BR als auch in BRalpha mehrmals wöchentlich präsentiert und erreicht damit ein extrem hohes Produktionsvolumen. Hinzu kommt das Magazin „X:enius“ für arte mit etlichen Folgen. In früheren Jahren hat der Produktionsschwerpunkt der gesamten Gruppe auf Reportagen und Dokumentationen gelegen, unter anderem mit dem Label „Zeit-TV“. Diese Genres spie- len für das große Produktionsniveau kaum noch eine Rolle.

Die AVE hat in 2009 über 15.000 Minuten produziert und den Output in 2010 auf 21.000 Mi- nuten gesteigert.

2.4.10 Constantin-Gruppe

Die Constantin Film AG in München hat das Geschäftsjahr 2009 sehr erfolgreich gestaltet und einen Umsatz von 251 Mio.  erzielt. In 2010 war der Umsatz rückläufig

56 Produktionsstudie 2009 und 2010

(215 Mio. ). Mit der Neuordnung der Konzernstrukturen und der Einbindung in die Highlight Communications AG verbunden war auch der Aufbau des neuen Ge- schäftsfeldes Sport neben den traditionellen Geschäftsfeldern der Constantin Film AG. Die im Bereich der Kinofilmproduktion, des Verleihs und der TV-Produktion täti- ge Firmengruppe ist in ihrer Zusammensetzung zuletzt unverändert geblieben (vgl. Grafik). Die Constantin Film gehörte in 2009 mit 13 Produktionsbeteiligungen zu den großen im Kinofilmbereich. In 2010 produzierte die Gruppe – entsprechend den für die Kinoproduktion typischen Zyklen – deutlich weniger. Dennoch sieht sich die Fir- ma selbst als größten deutschen Kinofilmproduzenten.

Für die TV-Produktion ist überwiegend die Constantin Entertainment GmbH zustän- dig. Die PolyScreen Produktionsgesellschaft mbH, ein Gemeinschaftsunternehmen mit Studio Hamburg, produzierte bislang vor allem die Daily-Soap „Dahoam is daho- am“ für den Bayerischen Rundfunk, soll künftig aber auch „Tatorte“ (mit Til Schwei- ger) für den NDR produzieren.

Die Produktionsgruppe zählt zu den abhängigen Produzenten, da zum Mutterunter- nehmen, der Constantin Medien AG, auch der Sportsender „Sport1“ gehört. Der Sportbereich bildet seit einigen Jahren eine weitere Säule des Konzerns. Dazu gehö- ren zudem das Portal „Sport1“, das Produktionsunternehmen Plazamedia mit dem Schwerpunkt Sportberichterstattung inklusive eigener Ü-Wagen sowie der Sportrech- tehandel mit der Team AG, die u. a. die Champions-League vermarktet.

Mit einem Umsatz von annähernd einer halben Milliarde Euro zählt die Constantin Medien zu den großen Medienunternehmen in Deutschland. In den Jahren 2010 (mi- nus 11,4 Mio. ) und 2011 (minus 2,6 Mio. ) war das Ergebnis allerdings negativ. Die Umsatzentwicklung der letzten Jahre: 2008: 385,0 Mio. 2009: 511,1 Mio. 2010: 470,3 Mio. 2011: 465,7 Mio.

Für das stattliche Produktionsvolumen der Unternehmensgruppe ist insbesondere die Tochter Constantin Entertainment verantwortlich, die sich in der Fernsehbranche

Produktionsstudie 2009 und 2010 57

zu einer Größe entwickelt hat. Da einige der volumenstärksten Formate inzwischen ausgelaufen sind oder in geringerer Stückzahl produziert werden, hat der TV- Spezialist erhebliche Einbußen beim Output erlebt. Von 2008 auf 2010 ist das Pro- duktionsvolumen mit 15.000 Minuten auf die Hälfte geschrumpft. Die Schwesterfir- men produzieren überwiegend Kinofilme und TV-Movies und können mit diesen Gen- res jeweils nur begrenzte Mengen zum gesamten Output beisteuern. Großvolumig produziert ansonsten nur die PolyScreen in München. Die anteilige Jahresproduktion der Gruppe ist von über 35.000 Minuten in 2008 auf unter 20.000 Minuten in 2010 zurückgegangen.

2/17 Constantin-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An-Produktions- anteiliges Produktions- in % Volumen in Min. Volumen in Min. 2010 2009 2010 2009 2008 Constantin Film AG München 100 51 782 51 782 709 Constantin Entertainment Ismaning 100 15.202 21.501 15.202 21.501 31.077 Constantin Television München 100 360 270 360 270 moovie the art of Enter- Berlin 51 635 585 324 298 275 tainment Olga-Film GmbH München 51 270 270 138 138 92 Rat Pack Filmproduktion München 51 271 439 138 224 228 Westside Filmproduktion Krefeld 51 42 45 21 23 24 PolyScreen München 50 6.368 6.300 3.184 3.150 3.150 Gesamt 23.199 30.192 19.418 26.386 35.555

58 Produktionsstudie 2009 und 2010

2.4.11 Spiegel TV-Gruppe

Die Gruppe Spiegel TV weist im Vergleich zu den Vorjahren einen erheblichen Ver- lust beim Output aus. Das anteilige Produktionsvolumen fiel von rund 28.000 Minuten in 2007 und 2008 auf gut 20.000 Minuten in 2009 und unter 20.000 Minuten in 2010. Diese negative Entwicklung dürfte sich auch im Folgejahr fortgesetzt haben, denn schon in 2010 lief der großformatige Auftrag für das Format „Zoogeschichten – Tieri- sche Kumpel“ für das ZDF aus. Das Format zählte nicht nur zu den volumenstärks- ten -Gruppe sondern war zugleich das ungewöhnlichste für eine Firmen- gruppe, die ansonsten fast ausschließlich Info-Formate, überwiegend mit einem gu- ten Ruf und unter dem Label „Spiegel“, produziert.

Produktionsstudie 2009 und 2010 59

Der Verlust des ZDF-Auftrags markiert bei der Firma Spiegel TV GmbH zugleich eine Zäsur. Nach einem über Jahre anhaltenden Ausbau der Aktivitäten seit der Grün- dung 1988. Im Jahr 2011 mussten sogar Mitarbeiter entlassen werden, um die Ver- luste zu begrenzen und schließlich zu beenden. Für 2011 wurde ein Umsatz von 39 Mio.  erwartet.

Wesentliche Basis für den Erfolg der Gruppe ist seit den Anfängen der Status eines Drittlizenzanbieters bei großen TV-Programmen, den das Unternehmen zusammen mit Alexander Kluges Firma DCTP erworben hatte. An der DCTP ist die Spiegel- Gruppe mit 12,5 Prozent beteiligt. Dieser Status ist verbunden mit Sendegarantien und wird von einzelnen Landesmedienanstalten nach Ausschreibungen auf vertragli- cher Basis jeweils für mehrere Jahre festgeschrieben. Das Unternehmen verfügt da- mit über eine Basisauslastung ohne fortwährende Akquisitionsbelastungen – aus der Sicht von unabhängigen Produzenten ein schier paradiesischer Zustand.

Kluge und der Spiegel-Gruppe ist es immer wieder gelungen, sich bei den Neuaus- schreibungen durchzusetzen. Einen der damit verbundenen Sendeplätze kann Spie- gel TV seit einigen Jahren aber nur noch hälftig bestücken. Die andere Hälfte der Jahresproduktion wird ausgerechnet vom Ableger des Printkonkurrenten „Fokus“ bedient. Zudem wird die jüngste Lizenzvergabe in Rheinland-Pfalz für Sendeplätze von SAT.1, bei der sich erneut Spiegel TV durchsetzte, von Konkurrenten gerichtlich überprüft. Sollte diese Lizenz verloren gehen, wäre dies ein erheblicher Verlust. In den letzten Jahren mussten nach dem Wechsel des Moderators Kerner vom ZDF zu SAT.1 schon Rückschläge eingesteckt werden, als Kerners neue Formate bei SAT.1 scheiterten. Produzent war die Firma Spiegel TV Infotainment, an der der Moderator bis 2012 mit einem kleinen Anteil beteiligt war. Dieser Flop führte zu erneuten Kündi- gungen. Im Jahr 2011 war bereits – gleichfalls bei SAT.1 – die „Oliver Pocher Show“ nach einer ersten Staffel beendet worden.

In 2012 wurde der größte Teil einer Beteiligung an der Story House Productions ver- kauft. Nur eine Restbeteiligung in Höhe von 15 Prozent wird noch gehalten. Story House hatte in den letzten Jahren im deutschen Markt einen Output von jeweils meh- reren Tausend Minuten. Hinzu kommen größere Produktionskontingente einer gleichnamigen Tochter im US-Markt, deren Produktionen in dieser Studie allerdings

60 Produktionsstudie 2009 und 2010

nicht berücksichtigt werden. Nur geringe Volumina tragen die Firmen Aspekt Telefilm in Berlin und in Hamburg mit einzelnen TV-Movies zum Gesamtoutput bei.

Die Produktionsgruppe zählt zu den abhängigen Produzenten, da das Mutterunter- nehmen, der Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co KG, mehrheitlich an den beiden Pay-TV-Programmen „Spiegel TV Geschichte“ und „Spiegel TV Wissen“ be- teiligt ist (vgl. Grafik). Das einst zusammen mit der DCTP gegründete Programm XXP war 2007 gewinnträchtig verkauft worden und heißt inzwischen DMax.

2/18 Spiegel-Gruppe in 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 Spiegel TV GmbH Hamburg 100 11.876 11.700 11.876 11.700 16.633 Spiegel TV infotain- Hamburg 100 5.375 6.971 5.375 6.971 7.990 ment Aspekt Telefilm Hamburg 92 270 90 248 83 0 Aspekt Telefilm Berlin 92 90 180 83 166 329 Story House Produc- Geiselga- 50 3.679 3.077 1.840 1.539 2883 tions steig Gesamt 21.290 22.018 19.422 20.458 27.835

Produktionsstudie 2009 und 2010 61

2.4.12 Weitere Gruppen

Rang 13: drefa Media Holding GmbH

Die Gruppe der drefa Media Holding GmbH, ein Tochterunternehmen des mdr, be- steht ausschließlich aus Beteiligungsfirmen. Die meisten davon werden von der Ba- varia Film geführt, die in der Regel auch die Mehrheit hält. Die drefa ist wiederum auch an der Bavaria Film beteiligt. Wesentlich für die Gesamtproduktion der Gruppe sind die beiden Schwesterfirmen Saxonia Entertainment und Saxonia Media in Leip- zig. Die Ottonia Media in Magdeburg hat letztmals in größerem Stil in 2010 produziert und wird abgewickelt. Von den anderen Firmen stammen nur kleinere Volumina.

2/19 Drefa-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2009 2010 2009 2010 drefa Media Holding Leipzig 100 0 0 GmbH Media & Communications Magdeburg 51 90 0 46 0 Saxonia Entertainment Leipzig 49 4.650 7.507 2.279 3.678 GmbH Saxonia Media GmbH Leipzig 49 4.747 4.332 2.326 2.123 Ottonia Media GmbH Magdeburg 49 1.311 1.847 642 905 Motion Works GmbH Halle/Saale 39 413 216 161 84 Kinderfilm GmbH Erfurt 25 963 1.143 241 286 Gesamt 12.174 15.045 5.695 7.076

Rang 14: Brainpool TV GmbH

Beim Comedy-Spezialisten Brainpool TV in Köln haben sich seit dem Einstieg der französischen Firma Banijay Entertainment nur wenige Veränderungen ergeben. Die Brainpool unterhält mehrere Beteiligungsfirmen jeweils hälftig zusammen mit einzel- nen Protagonisten. Dieser Kreis von mit der Brainpool verbundenen Künstlern ver- ändert sich und daher rühren Veränderungen bei diesen Firmen: Oliver Pocher hält keine Anteile mehr an der Pocher TV GmbH und die Kuttner TV GmbH gehört nun gleichfalls vollständig zur Firmengruppe.

62 Produktionsstudie 2009 und 2010

Über die Jahre ist vor allem über die Tochter Raab TV-Produktion GmbH neben den Comedys das Genre Shows (vielfach mit Stefan Raab) und Musik ausgebaut wor- den. Sowohl Brainpool TV als auch Raab TV haben in den Jahren 2009 und 2010 im Vergleich zu 2008 ihre Produktion gesteigert. In 2010 hat auch die Brainpool Live Entertainment mit über 1.000 Minuten ein größeres Volumen produziert. Die anderen Firmen der Gruppe steuern nur kleinere Produktionsvolumina zu.

2/20 Brainpool-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 * Brainpool TV GmbH Köln 100 6.868 7.161 6.868 7.161 4.227 Raab TV-Produktion Köln 100 5.858 4.696 5.858 4.696 4.353 Brainpool Artist & Content Köln 100 630 0 630 0 100 Brainpool Live Entertainment Köln 80 1.395 465 1.116 372 150 Hauptstadt Helden TV Köln 50 740 660 370 330 0 Ladykracher TV-Produktion Köln 50 110 132 55 66 0 Gesamt 15.601 13.114 14.897 12.625 8.899 * Noch in anderer Zusammensetzung

Produktionsstudie 2009 und 2010 63

Rang 15: ProSiebenSat.1 Media AG

Im Zuge von Diversifikationsbestrebungen hat die Sendergruppe ihren Produktions- bereich deutlich erweitert. Diese Bestrebungen sind auch nach den Untersuchungs- jahren weitergeführt und auf das Ausland ausgedehnt worden. Die Konzerntochter Red Arrow Entertainment Group GmbH unterhält inzwischen Beteiligungsfirmen u. a. in Belgien und den Niederlanden (Sultan Sushi), in Schweden (Snowman Producti- ons, Hard Hat), in den USA (Cinetic Content, Fuse) und in Großbritannien (The Mob Film Company; Endor) und dort zudem die Tochter Red Arrow Entertainment Ltd.

Schon traditionell werden in Österreich und in der Schweiz Firmen für die auch dort ausgestrahlten deutschen Programme unterhalten, die für den jeweiligen nationalen Markt einzelne Sendungen und Werbung in die Programme einbauen. Unverändert sind auch die Beteiligungen an den Produzenten von Regionalmagazinen für das Programm SAT.1. Einen erheblichen Aufschwung hat die Firma RedSeven Enter- tainment GmbH in Unterföhring genommen. Die Tochterfirma produziert inzwischen eine ganze Reihe lang laufender Formate fast ausschließlich für die Konzernpro-

64 Produktionsstudie 2009 und 2010

gramme und erzielte einen Jahresoutput von 6.000 Minuten in 2009 und 5.400 Minu- ten in 2010.

Einen wesentlichen Beitrag leistet nach wie vor der Fiktionspezialist Producers at work GmbH in Potsdam. Dessen noch relativ junge Tochter Magic Flight Film GmbH spielte als Movie-Spezialist in den Untersuchungsjahren noch keine große Rolle. Gewichtiger ist die gleichfalls noch junge Tochter ProSiebenSat.1Produktion GmbH am Konzernsitz in Unterföhring.

Für den hohen Zuwachs des Produktionsvolumens in 2009 und 2010 gegenüber den Vorjahren sind diese noch jungen Firmen verantwortlich. Das Produktionsvolumen der RedSeven Entertainment wäre noch größer, wenn auch tagesaktuelle Produktio- nen berücksichtigt würden, denn die Firma stellt auch das werktägliche Magazin „taff“ für Pro7 her. Nicht mehr berücksichtigt werden die tagesaktuellen Regionalmagazine der Tochterfirma SAT.1 Norddeutschland GmbH und des Beteiligungsunternehmens Privatfernsehen in Bayern GmbH & Co KG. Beide hatten bis dahin erheblich zur Ge- samtproduktion der Gruppe beigetragen (vgl. dazu die Daten in der Tab.). Die gesamte Gruppe produziert praktisch ausschließlich für die Konzernprogramme. Nur die Firma Producers at Work hat auch Einzelsendungen für andere Programme hergestellt. Einschließlich der Beteiligungsunternehmen im Ausland will die Red Ar- row-Gruppe nach eigener Darstellung in 2012 780 Programmstunden produzieren. Das Volumen soll in den nächsten Jahren auch über den Zukauf weiterer Unterneh- men steigen. „Wir erzielten 2011 innerhalb der Red Arrow einen Umsatz von rund 110 Millionen Euro. Bis 2015 wollen wir bei den Erlösen über 20 Prozent wachsen,“ erklärt Gruppen-Chef Jan Frouman.8 Der Ausbau der Fernsehproduktion ist Teil des strategischen Bemühens des Konzerns ProSiebenSat.1 unabhängiger zu werden von den Werbeeinnahmen der TV-Sender.

Beim tabellarisch ausgewiesenen Produktionsvolumen fehlen für 2009 und 2010 erstmals die Volumina, die zuvor mit Regionalmagazinen von Tochterunternehmen erzielt worden sind. Die Daten für 2008 sind der neuen Definition angepasst.

8 Vgl. Handelsblatt vom 19.3. 2012

Produktionsstudie 2009 und 2010 65

2/21 PRO 7 SAT.1-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 Seven Pictures Grünwald 100 73 112 73 112 8.944 Seven Senses (bis 2008) Unterföhr. 100 0 0 0 0 120 ProSiebenSat.1Produktion Potsdam 100 2273 2385 2.273 2.385 18 RedSeven Entertainment Unterföhr. 100 5.445 6.081 5.445 6.081 6.555 Producers at Work Unterföhr. 67 9.266 9.630 6.208 6.452 2.946 Magic Flight Film GmbH München 67 90 0 60 0 0 Gesamt 17.147 18.208 14.060 15.030 18.583

Rang 19: Eyeworks Entertainment GmbH

Die Eyeworks Entertainment GmbH in Köln ist ein Tochterunternehmen der nieder- ländischen Eyeworks Group mit Sitz in Amsterdam. Die Gruppe sieht sich selbst als

66 Produktionsstudie 2009 und 2010

eine der fünf größten unabhängigen Produktionsgruppen weltweit und unterhält Fir- men in 17 Ländern. Die Anfänge in Deutschland waren bescheiden und bestanden zunächst aus einer Beteiligung an einem kleineren Produzenten zusammen mit dem Sender RTL. Diese Firma wurde später vollständig übernommen, in Eyeworks Enter- tainment umbenannt und in der Folge über internes und externes Wachstum kräftig ausgebaut. Die Firma produziert selbst hauptsächlich für die RTL-Gruppe eine Viel- zahl von Entertainment-Formaten. Mit der Übernahme der Cologne-Gemini-Gruppe in Köln wurde das Spektrum auf die Fiktionproduktion ausgedehnt und die Zahl der Auftraggeber um die öffentlich-rechtlichen Anstalten erweitert. Diese Firmen firmieren nun unter Eyeworks Film bzw. Eyeworks Fiction Cologne. Hinzugekommen ist zu- dem die Firma Captator, gleichfalls in Köln. Der Beitrag der Fiktionproduktion war gemessen am Gesamtoutput in 2009 und 2010 mit jeweils unter 1.500 Minuten rela- tiv gering, zugleich aber prestigeträchtig, denn darunter waren Reihen wie „Wilsberg“ und „Marie Brand“ für das ZDF. Ein ganz anderes Genre wird mit den „Mitternachts- spitzen“ für den WDR gepflegt. Auch für SAT.1 wurden einzelne kleinere Aufträge bearbeitet.

Die Gruppe hat gegenüber den Vorjahren den Output stark erhöht und in 2009 und 2010 jeweils deutlich über 8.000 Minuten produziert. Das größte Kontingent erreichte dabei das Entertainment-Format „Goodbye Deutschland!“ für VOX.

Nicht berücksichtigt sind Produktionen für Puls 4 in Österreich („Austrias New Foot- ball Star“) oder für 3+ in der Schweiz („Bauer, ledig, sucht“; „Bumann, der Restau- ranttester“), bei deren Akquisition die internationale Ausrichtung der Gesamtgruppe hilfreich sein dürfte.

2/22 Eyeworks-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 2008 * Captator Film GmbH Köln 100 0 131 0 131 Keine Cologne-Gemini Filmproduk- Köln 100 900 1.170 900 1.170 Ver- tion (bis Ende 2010) gleichs- Eyeworks Entertainment Köln 100 6.648 7.180 6.648 7.180 werte Eyeworks Film Gemini Köln 100 570 0 570 0 Gesamt 8.118 8.481

Produktionsstudie 2009 und 2010 67

ARD Rest-Gruppe

Die Gruppe hatte in 2008 noch auf Rang 16 gelegen, kam in den Folgejahren aber nicht mehr unter die 20 produktionsstärksten Gruppen. In der Gruppe werden alle Beteiligungen von ARD-Anstalten bzw. von deren Tochterunternehmen zusammen- gefasst, die nicht zu den je eigenständig dargestellten Gruppen Bavaria, drefa und Studio Hamburg gehören. Gegenüber den Vorjahren ist die Gruppe deutlich verän- dert. Aktuell sind folgende Firmen berücksichtigt:

- Bremedia Produktion GmbH mit 49 % über Radio BremenBremen - Colonia Media mit 50 % über den WDR - Dokfilm Fernsehproduktion mit 50 % über den RBB - Maran-Film mit 51 % über den SWR - Telepool mit 26 % über den BR und je24 24 % %über über den den mdr mdr (50 und %) den SWR (74 %) - Europool über Telepool (74(50 %) - Moviepool GmbH über Europool (36(25 %) - Produktionsges. Saar mit 49 % über den SR.

Nicht berücksichtigt sind die Firmen Askania Media mit einer kleinen Beteiligung desdes RBB (10 %)%) undund diedie sperlsperl productionsproductions GmbH GmbH mit mit einer einer Beteiligung Beteiligung der der Europool. Europool, die allerdings unter 25 Prozent liegt.

68 Produktionsstudie 2009 und 2010

2/23 ARD Rest-Gruppe 2009 und 2010 Firma Sitz An- Produktions- anteiliges Produktions- teil Volumen in Min. Volumen in Min. in % 2010 2009 2010 2009 Maran-Film Stuttgart 51 855 855 436 436 Colonia Media Köln 50 638 675 319 338 Dokfilm Fernsehpro- Potsdam 50 4.308 3.147 2.154 1.574 duktionFernsehproduktion Telepool München 5074 91 176 4667 13088 Europool München 5074 0 130 0 6596 Bremedia Produktion Bremen 49 2.600 3.108 1.274 1.523 GmbH Produktionsges. Saar Saarbrücken 49 120 90 59 44 Moviepool München 2538 959 1.179 240364 295448 Gesamt 9.571 9.360 4.5284.673 4.3634.589

Die beiden bedeutendsten Produzenten sind die Bremedia, deren Regionalmagazine hier allerdings nicht mehr berücksichtigt werden, und die Dokfilm. Alle Firmen arbei- ten fast ausschließlich für das ARD-Programm bzw. die Dritten Programme. Nur die Bremedia produziert einzelne Aufträge für das ZDF. Private Sender befinden sich nicht unter den Auftraggebern.

Produktionsgruppe um N24

Die Produktionsgruppe um den Sender N24 Media GmbH in Berlin ist noch jung. Sie ist Mitte 2010 entstanden, als die Sendergruppe ProSiebenSat.1 das Nachrichten- programm N24 vollständig verkauft hat. Die neuen Investoren haben nicht nur den Nachrichtensender übernommen, sondern erhielten parallel auch Produktionsaufträ- ge der verkaufenden Sendergruppe, ohne die die Transaktion für die Investoren nicht lukrativ gewesen wäre. Die N24 Media GmbH stellt für die Programme PRO7, SAT.1 und KabelEins die Nachrichtensendungen her. Zudem erhielt die Gruppe einen Pro- duktionsauftrag für das Format „SAT.1-Frühstückfernsehen“, das mit einer Länge von 3,5 Stunden montags bis freitags ausgestrahlt wird. Ähnliches gilt für das halbstündi- ge „SAT.1-Magazin“, das gleichfalls montags bis freitags gesendet wird. Die neuen

Produktionsstudie 2009 und 2010 69

Eigner haben dafür Mitarbeiter der Sendergruppe übernommen. Der Deal war insge- samt umfangreich.

Zur Gruppe hinzugekommen ist später die Firma Content Factory TV Produktion GmbH in Berlin. Die Firma Agenda Media GmbH in Hamburg ist schon etwas älter und war ursprünglich vom ehemaligen Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust und von Thorsten Pollfuß gegründet worden. Mit der später von der Studio Hamburg-Gruppe übernommenen Beteiligung liegt die Firma heute quer zur übrigen Gruppe. Mit Thorsten Pollfuß und Stefan Aust sind nur zwei der sechs neuen Eigner von N24, die außer Aust bereits zuvor für den Sender gearbeitet haben, an der Firma beteiligt.

Das Programm N24 hatte vor der Übernahme nach Darstellung der ProSiebenSat.1- Gruppe Verluste in zweistelliger Millionenhöhe per anno produziert, diese aber abge- federt durch die Produktionsaufträge für die anderen Sender der Gruppe.

3. Fernsehproduktion nach Genres und Ländern

Die Größenordnungen der Oberkategorien Fiktion, Entertainment und Information haben sich in den beiden Untersuchungsjahren gegenüber dem Vorjahr 2008 kaum verändert. Das Gewicht von Fiktion- und Entertainment-Genres ist zwar insgesamt jeweils leicht gestiegen und jenes der Informations-Genres leicht zurückgegangen, die Veränderung beruht allerdings nicht auf Marktgeschehen sondern auf der metho- dischen Korrektur, die tagesaktuellen Magazine ist dieser Studie nicht mehr zu be- rücksichtigen. Die absoluten Produktionswerte weisen bei der Fiktion- und der Enter- tainment-Produktion nur jeweils kleine Rückgänge aus.

Innerhalb der Oberkategorien gibt es allerdings Gewichtsverschiebungen: Bei den Fiktion-Genres ging nur das Volumen der Serien-Produktion zurück. Die Nachfrage nach TV-Movies war absolut stabil und die Comedy-Produktion schwankte nur leicht. Bei den Entertainment-Genres war die Nachfrage nach Shows gleich bleibend. Die Doku-Soaps legten in 2010 um gut 10 Prozent zu. Game-Shows wurden von den Sendern weiterhin weniger geordert. Das Volumen ging in beiden Untersuchungsjah- ren zurück. Game-Shows sind inzwischen das mit Abstand kleinste Genre. Das Vo-

70 Produktionsstudie 2009 und 2010

lumen der Produktion für Talk-Shows war in 2009 zunächst stabil geblieben, sackte in 2010 aber sehr deutlich ab. Da die Talk-Shows inzwischen eine inhaltliche Verän- derung aufweisen, sollte künftig eine Einordnung unter die Info-Genres geprüft wer- den. Würde sie vollzogen, käme es allerdings auch in den betroffenen Oberkatego- rien zu erheblichen Veränderungen. Der methodisch bedingte große Volumenverlust der Magazine, wird in Teilen kompensiert über einen erstaunlich großen Nachfrage- zuwachs nach Journalistischen Langformaten. Speziell kürzere Dokumentationen und Reportagen haben eine erhebliche Konjunktur. Das Gesamtvolumen des Genres ist von 2008 bis 2010 um rund 20.000 Minuten gewachsen und erreichte fast 100.000 Minuten. Das war zugleich der größte Zuwachs eines Geres in der Untersu- chungszeit (vgl. Tab. 0/3).

Zwischen den vier großen Produktionsländern haben sich die Gewichte der einzel- nen Länderbranchen zum Teil deutlich verändert. Der Marktführer, die Branche in Nordrhein-Westfalen, weist für 2009 einen leichten Rückgang aus, lag mit gut 220.000 Produktionsminuten in 2010 aber annähernd wieder auf dem Niveau von 2008. In 2008 hatte die Branche in Bayern den Abstand zu Nordrhein-Westfalen er- heblich verringert. Da das Volumen der bayerischen Produktionsfirmen in beiden Un- tersuchungsjahren aber jeweils um rund 20.000 Minuten zurückgegangen ist, wuchs der Abstand zwischen den beiden Branchen wieder auf knapp 60.000 Minuten. Die sonstigen Länder haben in 2009 und 2010 zwar ein Ab und Auf erlebt, blieben aber auf dem dritten Rang. In 2009 hatten auch die Branchen in Berlin und in Hamburg fast so viel produziert wie jene in den sonstigen Ländern. In 2010 war der Abstand wieder größer: Die Firmen in Berlin legten beim Produktionsvolumen nur leicht zu, und jene in Hamburg produzierten weniger als im Vorjahr (vgl. Grafik 0/1).

3/1 Gesamtproduktion 2009: Genres nach Sitzland der Produzenten Movie Serie Comedy Fiktion Fiktion Doku- Show Game Talk Entert. Maga Lang- Info Info sonst. gesamt sonst. gesamt Soap Musik gesamt format sonst. gesamt Bayern 7.528 40.859 2.016 2.954 53.357 41.633 11.000 1.065 1.150 54.848 51.673 18.897 995 71.565 4.045 183.815 28,7% 32,1% 10,2% 51,2% 29,8% 31,8% 27,0% 5,6% 1,6% 21,0% 41,3% 19,9% 14,8% 31,6% 6,9% 25,3% Berlin 4.946 37.185 1.075 548 43.754 10.116 2.762 275 5.394 18.547 18.848 22.033 2.598 43.479 930 106.710 18,8% 29,2% 5,4% 9,5% 24,4% 7,7% 6,8% 1,4% 7,7% 7,1% 15,1% 23,2% 38,7% 19,2% 1,6% 14,7% rdkinsui 09ud21 71 Produktionsstudie 2009und2010 Hamburg 2.681 3.387 1.067 668 7.803 14.190 3.992 5.623 29.830 53.635 4.156 19.700 60 23.916 21.251 106.605 10,2% 2,7% 5,4% 11,6% 4,4% 10,9% 9,8% 29,4% 42,4% 20,5% 3,3% 20,8% 0,9% 10,5% 36,0% 14,7% Nordrhein-Westf. 5.669 17.834 15.181 412 39.096 57.355 15.814 8.682 27.971 109.822 23.290 14.698 1.665 39.653 26.903 215.474 21,6% 14,0% 76,5% 7,1% 21,8% 43,9% 38,8% 45,4% 39,8% 42,1% 18,6% 15,5% 24,8% 17,5% 45,6% 29,7% sonstige Länder 5.446 27.936 510 1.173 35.065 7.463 7.113 3.497 5.985 24.058 27.262 19.409 1.388 48.059 5.827 113.009 20,7% 22,0% 2,6% 20,3% 19,6% 5,7% 17,4% 18,3% 8,5% 9,2% 21,8% 20,5% 20,7% 21,2% 9,9% 15,6% keine Angaben 0 0 0 15 15 0 90 0 0 90 0 45 0 45 0 150 0,0% 0,0% 0,0% 0,3% 0,0% 0,0% 0,2% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% gesamt 26.270 127.201 19.849 5.770 179.090 130.757 40.771 19.142 70.330 261.000 125.229 94.782 6.706 226.717 58.956 725.763

100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte; Anteil am Gesamtvolumen des Genres in %

72

3/2 Gesamtproduktion 2010: Genres nach Sitzland der Produzenten Movie Serie Comedy Fiktion Fiktion Doku- Show Game Talk Entert. Maga Lang- Info Info sonst. gesamt sonst. gesamt Soap Musik gesamt format sonst. gesamt Bayern 7.665 37.967 1.205 3.239 50.076 29.790 8.673 1.260 2.996 42.719 48.460 17.403 1.055 66.918 3.330 163.043 29,4% 30,6% 6,0% 62,0% 28,5% 20,5% 21,9% 8,1% 5,1% 16,5% 37,1% 17,6% 15,8% 28,3% 6,4% 22,5% Berlin 4.938 35.884 965 373 42.160 12.645 2.504 190 6.390 21.729 17.831 27.082 1.898 46.811 546 111.246 18,9% 28,9% 4,8% 7,1% 24,0% 8,7% 6,3% 1,2% 10,8% 8,4% 13,6% 27,4% 28,4% 19,8% 1,1% 15,4% Produktionsstudie 2009und2010 Hamburg 2.566 3.171 1.555 90 7.382 8.716 3.760 2.729 25.996 41.201 5.290 20.704 0 25.994 23.259 97.836 9,8% 2,6% 7,7% 1,7% 4,2% 6,0% 9,5% 17,5% 44,0% 15,9% 4,0% 20,9% 0,0% 11,0% 44,7% 13,5% Nordrhein-Westf. 6.141 19.064 15.828 327 41.360 78.493 17.538 7.134 17.502 120.667 28.200 12.926 2.430 43.506 17.030 222.563 23,5% 15,4% 78,7% 6,3% 23,6% 54,1% 44,2% 45,8% 29,6% 46,5% 21,6% 13,1% 36,4% 18,4% 32,8% 30,8% sonstige Länder 4.783 28.086 555 1.192 34.616 15.288 7.130 4.270 6.255 32.943 30.897 20.326 1.300 52.523 7.818 127.900 18,3% 22,6% 2,8% 22,8% 19,7% 10,5% 18,0% 27,4% 10,6% 12,7% 23,6% 20,5% 19,5% 22,2% 15,0% 17,7% keine Angaben 0 0 0 0 0 150 85 0 0 235 0 533 0 533 0 768 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,1% 0,2% 0,0% 0,0% 0,1% 0,0% 0,5% 0,0% 0,2% 0,0% 0,1% gesamt 26.093 124.172 20.108 5.221 175.594 145.082 39.690 15.583 59.139 259.494 130.678 98.974 6.683 236.335 51.983 723.406 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0%

Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte; Anteil am Gesamtvolumen des Genres in %

3/3 Gesamtproduktion 2009: Genres nach Herstellungsland (o. Informationsgenres) Movie Serie Comedy Fiktion Fiktion Doku- Show Game Talk Entert. sonst. gesamt sonst. gesamt Soap Musik gesamt o. Info Bayern 4.090 37.061 214 2.517 43.882 8.722 939 1.000 900 11.561 1.080 56.523 15,6% 29,1% 1,1% 43,7% 24,5% 6,7% 2,3% 5,2% 1,3% 4,4% 1,8% 11,3% Berlin 4.325 6.069 638 498 11.530 5.783 2.913 1.158 15.285 25.139 60 36.729

16,5% 4,8% 3,2% 8,6% 6,4% 4,4% 7,1% 6,0% 21,7% 9,6% 73 0,1% 7,4% Produktionsstudie 2009und2010 Hamburg 1.882 2.875 465 44 5.266 2.585 1.322 6.817 20.532 31.256 12.705 49.227 7,2% 2,3% 2,3% 0,8% 2,9% 2,0% 3,2% 35,6% 29,2% 12,0% 21,5% 9,9% Nordrhein-Westf. 2.703 34.813 7.892 200 45.608 21.324 11.861 4.170 23.601 60.956 6.818 113.382 10,3% 27,4% 39,8% 3,5% 25,5% 16,3% 29,1% 21,8% 33,6% 23,4% 11,6% 22,7% sonstige Länder 5.699 43.928 7.404 885 57.916 6.601 6.524 3.095 6.405 22.625 3.520 84.061 21,7% 34,5% 37,3% 15,3% 32,3% 5,0% 16,0% 16,2% 9,1% 8,7% 6,0% 16,8% keine Angaben 269 608 3.150 1.429 5.456 72.269 14.665 2.902 2.246 92.082 34.323 131.861 1,0% 2,3% 15,9% 24,8% 3,0% 55,3% 36,0% 15,2% 3,2% 35,3% 58,2% 26,4% Ausland 7.270 1.845 80 193 9.388 13.467 2.542 0 1.360 17.369 450 27.207 27,7% 1,5% 0,4% 3,3% 5,2% 10,3% 6,2% 0,0% 1,9% 6,7% 0,8% 5,5% gesamt 26.238 127.199 19.843 5.766 179.046 130.751 40.766 19.142 70.329 260.988 58.956 498.990 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte; Anteil am Gesamtvolumen des Genres in %

74

3/4 Gesamtproduktion 2010: Genres nach Herstellungsland (o. Informationsgenres) Movie Serie Comedy Fiktion Fiktion Doku- Show Game Talk Entert. sonst. gesamt sonst. gesamt Soap Musik gesamt o. Info Bayern 4.476 34.194 90 2.305 41.065 6.288 1.195 1.045 1.868 10.396 1.130 52.591 17,2% 27,5% 0,4% 44,2% 23,4% 4,3% 3,0% 6,7% 3,2% 4,0% 2,2% 10,8% Berlin 3.242 9.796 761 399 14.198 4.310 1.983 872 14.076 21.241 83 35.522

12,4% 7,9% 3,8% 7,7% 8,1% 3,0% 5,0% 5,6% 23,8% 8,2% 0,2% 7,3% Produktionsstudie 2009und2010 Hamburg 2.056 3.306 300 192 5.854 1.457 1.497 2.166 20.534 25.654 21.519 53.027 7,9% 2,7% 1,5% 3,7% 3,3% 1,0% 3,8% 13,9% 34,7% 9,9% 41,4% 10,9% Nordrhein-Westf. 2.231 34.652 7.006 90 43.979 34.014 14.259 5.100 14.026 67.399 2.465 113.843 8,6% 27,9% 34,8% 1,7% 25,1% 23,4% 35,9% 32,7% 23,7% 26,0% 4,7% 23,4% sonstige Länder 5.820 39.226 7.476 584 53.106 5.448 6.011 2.455 5.705 19.619 6.636 79.361 22,3% 31,6% 37,2% 11,2% 30,2% 3,8% 15,1% 15,8% 9,6% 7,6% 12,8% 16,3% keine Angaben 669 613 4.071 1.470 6.823 75.167 12.783 3.855 2.430 94.235 19.410 120.468 2,6% 0,5% 20,2% 28,2% 3,9% 51,8% 32,2% 24,7% 4,1% 36,3% 37,3% 24,7% Ausland 7.576 2.384 402 175 10.537 18.393 1.960 90 500 20.943 740 32.220 29,1% 1,9% 2,0% 3,4% 6,0% 12,7% 4,9% 0,6% 0,8% 8,1% 1,4% 6,6% gesamt 26.070 124.171 20.106 5.215 175.562 145.077 39.688 15.583 59.139 259.487 51.983 487.032 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte; Anteile am Gesamtvolumen des Genres in %

Produktionsstudie 2009 und 2010 75

3.1 Die Fiktion-Genres

Die Fiktion-Genres sind in den beiden Untersuchungsjahren 2009 und 2010 schwä- cher nachgefragt worden als in den beiden vorangegangenen Jahren. Die Verluste blieben allerdings mit 4 Prozent in 2009 und 2 Prozent in 2010 begrenzt.

3/5 Langzeitvergleich: Entwicklung der Fiktion-Genres

Movie Serie Comedy Fiktion Fiktion sonst. gesamt 1998 26.927 77.167 16.366 0 120.460 22,4% 64,1% 13,6% 0,0% 100,0% 1999 27.649 92.683 18.303 2.338 140.973 19,6% 65,7% 13,0% 1,7% 100,0% 2000 28.340 89.600 24.048 1.134 143.122 19,8% 62,6% 16,8% 0,8% 100,0% 2001 24.574 100.023 19.640 1.838 146.075 16,8% 68,5% 13,4% 1,3% 100,0% 2002 27.296 116.700 29.297 902 174.195 15,7% 67,0% 16,8% 0,5% 100,0% 2003 25.666 121.609 25.330 903 173.508 14,8% 70,1% 14,6% 0,5% 100,0% 2004 26.036 123.086 30.264 862 180.248 14,4% 68,3% 16,8% 0,5% 100,0% 2005 24.718 132.781 26.705 3.564 187.768 13,2% 70,7% 14,2% 1,9% 100,0% 2006 26.179 139.947 30.389 3.253 199.768 13,1% 70,1% 15,2% 1,6% 100,0% 2007 25.610 159.178 30.061 5.108 219.957 11,6% 72,4% 13,7% 2,3% 100,0% 2008 26.634 132.850 21.521 6.102 187.107 14,2% 71,0% 11,5% 3,3% 100,0% 2009 26.270 127.201 19.849 5.770 179.090 14,7% 71,0% 11,1% 3,2% 100,0% 2010 26.093 124.172 20.108 5.221 175.594 14,9% 70,7% 11,5% 3,0% 100,0% 99 - 10 315.065 1.459.830 295.515 36.995 2.107.405 gesamt 15,0% 69,3% 14,0% 1,8% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

76 Produktionsstudie 2009 und 2010

Mit 179.000 Minuten (2009) und 176.000 Minuten (2010) lag die Gesamtproduktion auf einem Niveau von vor 2004. In den Folgejahren war die Nachfrage zunächst kon- tinuierlich gestiegen, dann allerdings in 2008 rückläufig gewesen. Für 2009 hätten wegen der schwachen Werbekonjunktur bereits deutlichere Einschnitte erwartet wer- den können, die allerdings ausgeblieben sind.

Die Produktion von TV-Movies und Reihen blieb mit rund 26.000 Minuten stabil. Ähn- liches gilt für Comedies, die sich nach dem kräftigen Rückgang in 2008 auf einem Produktionsniveau von rund 20.000 Minuten eingependelt haben. Verluste weist zum dritten Mal in Folge das Genre Serie auf. In 2009 wurden noch 127.000 Minuten (2008: 133.000) produziert, in 2010 124.000. Die Kategorie Sonstiges hatte bei Vo- lumina von 5.800 Minuten (2009) bzw. 5.200 Minuten (2010) einen Anteil an der ge- samten Fiktion-Produktion in Höhe von 3 Prozent.

Schon in 2008 hatte der Sender RTL seine Spitzenposition als Auftraggeber von Fik- tionproduktionen verloren und sein Nachfragevolumen mehr als halbiert. In 2009 ist das Auftragsvolumen noch einmal gekürzt worden und dann mit 23.000 Minuten in 2010 stabil geblieben. Die Führungsposition hat die ARD übernommen. Seit 2008 hat sie mit einem Volumen von rund 50.000 Minuten einen Anteil an der Fiktionprodukti- on von knapp 30 Prozent. Das ZDF hat in 2009 mit 33.000 Minuten etwa 10 Prozent weniger beauftragt als in den beiden Vorjahren. In 2010 folgte eine deutliche Erhö- hung auf über 43.000 Minuten, was einem Anteil von rund einem Viertel an der ge- samten Fiktionproduktion entsprach. Damit lag das ZDF hinter der ARD erstmals wieder auf Rang 2 unter den großen Auftraggebern. SAT.1 wurde von dieser Position verdrängt. Der Sender hatte zwischen 2007 und 2009 jeweils rund 42.000 Minuten beauftragt, seinen Bedarf in 2010 aber auf 31.000 Minuten begrenzt. Damit hatte SAT.1 nur noch einen Anteil von 18 Prozent. Auch PRO7 hat sein Auftragsvolumen verringert. Der Sender behielt aber annähernd konstant einen Anteil von 5 Prozent am Gesamtvolumen.

Ausgeweitet um etwa 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr haben die Dritten Pro- gramme in 2009 ihre Nachfrage. Sie beauftragten in 2009 und 2010 jeweils 6 Pro- zent des Auftragskontingents. Deutlich mehr als in früheren Jahren ließen in 2009 und 2010 die Spartenprogramme arte, 3sat und Kika produzieren. Sie haben inzwi-

Produktionsstudie 2009 und 2010 77

schen einen Marktanteil von rund 4 Prozent. Die sonstigen Sender sind für die Fikti- onproduktion fast bedeutungslos. Ihre Nachfrage blieb in den Untersuchungsjahren marginal.

3/6 Fiktion gesamt nach Sendern 2009 Angaben in Minuten; gewichtete Werte ARD ZDF RTL SAT.1 PRO7 Dritte arte/3sat sonst. gesamt Kika Sender Bayern 20.780 10.245 924 12.665 399 7.082 1.185 77 53.357 39,4% 31,5% 3,9% 29,8% 4,6% 64,1% 17,9% 5,5% 29,8% Berlin 8.795 10.200 18.845 3.881 348 117 972 598 43.756 16,7% 31,3% 80,3% 9,1% 4,0% 1,1% 14,7% 42,7% 24,4% Hamburg 3.097 2.120 545 790 0 408 753 90 7.803 5,9% 6,5% 2,3% 1,9% 0,0% 3,7% 11,4% 6,4% 4,4% Nordrhein-Westf. 4.228 5.115 3.053 15.262 7.721 2.285 1.188 244 39.096 8,0% 15,7% 13,0% 35,9% 88,4% 20,7% 17,9% 17,4% 21,8% sonstige Länder 15.870 4.871 90 9.900 269 1.162 2.525 376 35.063 30,1% 15,0% 0,4% 23,3% 3,1% 10,5% 38,1% 26,9% 19,6% keine Angaben 0 15 15 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 1,1% 0,0% gesamt 52.770 32.551 23.457 42.498 8.737 11.054 6.623 1.400 179.090 Anteil der Sender 29,5% 18,2% 13,1% 23,7% 4,9% 6,2% 3,7% 0,8% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

3/7 Fiktion gesamt nach Sendern 2010 Angaben in Minuten; gewichtete Werte ARD ZDF RTL SAT.1 PRO7 Dritte arte/3sat sonst. gesamt Kika Sender Bayern 18.722 15.581 836 6.101 706 7.428 632 70 50.076 38,7% 35,8% 3,6% 19,5% 7,7% 65,1% 8,8% 5,1% 28,5% Berlin 7.386 10.885 18.733 3.765 215 90 981 105 42.160 15,3% 25,0% 80,5% 12,0% 2,3% 0,8% 13,6% 1,5% 24,0% Hamburg 2.681 2.559 360 1.102 250 160 90 180 7.382 5,5% 5,9% 1,5% 3,5% 2,7% 1,4% 1,2% 13,1% 4,2% Nordrhein-Westf. 4.077 9.336 3.336 10.321 7.922 2.668 2.779 921 41.360 8,4% 21,5% 14,3% 32,9% 86,3% 23,4% 38,5% 66,8% 23,6% sonstige Länder 15.453 5.126 0 10.044 90 1.069 2.732 102 34.616 32,0% 11,8% 0,0% 32,1% 1,0% 9,4% 37,9% 7,4% 19,7% keine Angaben 0 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% gesamt 48.319 43.487 23.265 31.333 9.183 11.415 7.214 1.378 175.594 Anteil der Sender 27,5% 24,8% 13,2% 17,8% 5,2% 6,5% 4,1% 0,8% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Den größten Anteil an der Fiktionproduktion hatte in 2008 erstmals die bayerische Branche gehabt. Bei dieser Spitzenstellung ist es in 2009 und 2010 geblieben. Der Marktanteil lag dabei jeweils bei knapp 30 Prozent. In 2009 hat erstmals seit Jahren 78 Produktionsstudie 2009 und 2010

auch die Branche in Berlin mehr akquiriert als jene in Nordrhein-Westfalen. In 2010 lagen die beiden Branchen mit Marktanteilen von jeweils 24 Prozent dann praktisch gleich auf. Eine Steigerung weisen die sonstigen Länder auf. Mit Marktanteilen von knapp 20 Prozent lagen sie in beiden Untersuchungsjahren deutlich über ihrem lang- jährigen Durchschnittswert. Eine Überschreitung des langjährigen Durchschnitts ha- ben ansonsten nur die bayerischen Produzenten erreicht. Die Branche in Hamburg ist in beiden Untersuchungsjahren mit Marktanteilen von jeweils 4 Prozent randstän- dig geblieben.

3/8 Langzeitvergleich: Fiktion gesamt nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 31.045 37.572 14.985 27.729 8.692 437 120.460 25,8% 31,2% 12,4% 23,0% 7,2% 0,4% 100,0% 1999 31.901 41.946 20.816 33.999 11.896 403 140.961 22,6% 29,8% 14,8% 24,1% 8,4% 0,3% 100,0% 2000 34.342 37.006 19.412 40.505 12.419 358 144.042 23,8% 25,7% 13,5% 28,1% 8,6% 0,2% 100,0% 2001 32.180 38.389 20.196 42.381 12.731 198 146.075 22,0% 26,3% 13,8% 29,0% 8,7% 0,1% 100,0% 2002 44.555 43.274 20.088 53.566 12.602 110 174.195 25,6% 24,8% 11,5% 30,8% 7,2% 0,1% 100,0% 2003 48.110 36.261 10.539 65.141 13.411 46 173.508 27,7% 20,9% 6,1% 37,5% 7,7% 0,0% 100,0% 2004 49.363 42.411 9.607 66.819 10.320 1.728 180.248 27,4% 23,5% 5,3% 37,1% 5,7% 1,0% 100,0% 2005 53.529 46.811 9.624 61.774 16.030 187.768 28,5% 24,9% 5,1% 32,9% 8,5% 0,0% 100,0% 2006 55.045 52.500 14.080 62.358 15.717 199.700 27,6% 26,3% 7,1% 31,2% 7,9% 0,0% 100,0% 2007 57.934 54.559 14.125 68.288 24.980 71 219.957 26,3% 24,8% 6,4% 31,0% 11,4% 0,0% 100,0% 2008 55.364 45.337 8.163 46.932 31.251 60 187.107 29,6% 24,2% 4,4% 25,1% 16,7% 0,0% 100,0% 2009 53.357 43.754 7.803 39.096 35.065 15 179.090 29,8% 24,4% 4,4% 21,8% 19,6% 0,0% 100,0% 2010 50.076 42.160 7.382 41.360 34.616 0 175.594 28,5% 24,0% 4,2% 23,6% 19,7% 0,0% 100,0% 99 - 10 565.756 524.408 161.835 622.219 231.038 2.989 2.108.245 gesamt 26,8% 24,9% 7,7% 29,5% 11,0% 0,1% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Produktionsstudie 2009 und 2010 79

In den sonstigen Ländern wird inzwischen auch mehr produziert als in den großen Produktionsländern. Das Produktionsvolumen in den sonstigen Ländern lag in beiden Untersuchungsjahren deutlich über 50.000 Minuten, was einem Anteil von über 30 Prozent entsprach. Gemessen am langjährigen Durchschnittswert in Höhe von 19 Prozent zeigt sich der Bedeutungszuwachs von Locations in den sonstigen Ländern.

3/9 Langzeitvergleich: Fiktion gesamt nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1998 26.187 18.727 15.034 35.934 20.032 5.953 5.241 127.108 20,6% 14,7% 11,8% 28,3% 15,8% 4,7% 4,1% 100,0% 1999 28.900 16.300 14.600 40.500 18.600 8.200 13.900 141.000 20,5% 11,6% 10,4% 28,7% 13,2% 5,8% 9,9% 100,0% 2000 25.148 24.737 11.297 46.768 19.629 7.678 8.786 144.043 17,5% 17,2% 7,8% 32,5% 13,6% 5,3% 6,1% 100,0% 2001 23.000 25.100 9.900 53.100 23.000 3.800 8.100 146.000 15,8% 17,2% 6,8% 36,4% 15,8% 2,6% 5,5% 100,0% 2002 34.980 27.326 9.571 68.839 20.646 6.856 5.995 174.213 20,1% 15,7% 5,5% 39,5% 11,9% 3,9% 3,4% 100,0% 2003 32.394 18.313 10.802 75.766 21.800 8.976 8.815 176.866 18,3% 10,4% 6,1% 42,8% 12,3% 5,1% 5,0% 100,0% 2004 31.270 16.667 9.046 80.589 27.160 7.611 8.559 180.902 17,3% 9,2% 5,0% 44,5% 15,0% 4,2% 4,7% 100,0% 2005 38.067 23.359 7.644 77.567 31.122 2.612 7.396 187.767 20,3% 12,4% 4,1% 41,3% 16,6% 1,4% 3,9% 100,0% 2006 39.115 26.005 7.872 78.495 37.611 2.638 8.026 199.762 19,6% 13,0% 3,9% 39,3% 18,8% 1,3% 4,0% 100,0% 2007 43.380 21.654 6.892 85.145 44.151 11.270 7.445 219.937 19,7% 9,8% 3,1% 38,7% 20,1% 5,1% 3,4% 100,0% 2008 43.379 15.577 7.145 61.594 44.771 5.430 9.204 187.100 23,2% 8,3% 3,8% 32,9% 23,9% 2,9% 4,9% 100,0% 2009 43.882 11.530 5.266 45.608 57.916 5.456 9.388 179.046 24,5% 6,4% 2,9% 25,5% 32,3% 3,0% 5,2% 100,0% 2010 41.065 14.198 5.854 43.979 53.106 6.823 10.537 175.562 23,4% 8,1% 3,3% 25,1% 30,2% 3,9% 6,0% 100,0% 99 - 10 424.580 240.766 105.889 757.950 399.512 77.350 106.151 2.112.198 gesamt 20,1% 11,4% 5,0% 35,9% 18,9% 3,7% 5,0% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Die großen Produktionsländer haben außer Bayern, gemessen an ihrem langjährigen Durchschnitt, alle Lukrativität eingebüßt. In Nordrhein-Westfalen wurde in den Unter- suchungsjahren mit einem Viertel zwar jeweils das zweitgrößte Kontingent gedreht, der Anteil liegt aber 10 Punkte unter dem langjährigen Durchschnitt. In Bayern wurde 80 Produktionsstudie 2009 und 2010

in beiden Jahren fast so viel produziert wie in Nordrhein-Westfalen. Trotz des hohen Marktanteils der Firmen in Berlin ist dort in 2009 und 2010 weniger produziert worden als in 2008. Der Marktanteil von Berliner Locations ist dadurch auf 6 bzw. 8 Prozent in 2009 bzw. 2010 gesunken. Hamburg spielt mit 3 Prozent nur eine marginale Rolle. Der Dreh im Ausland weist zwar nur geringe Steigerungen auf, der Marktanteil ist wegen des gesunkenen Gesamtvolumens allerdings zuletzt leicht auf 6 Prozent ge- stiegen. S M ~ ~ ; • • • • ~ l ~ - , • • i • E , c c c c ~ • , ~ • , ~ ~ ~ ~ • • • • l • Produktionsstudie 2009und2010 - - ~ I • I I I I • • f • ,

81

82 Produktionsstudie 2009 und 2010

3.1.1 TV-Movies und Reihen

Das Produktionsvolumen der TV-Movies und Reihen mit 90-Minuten-Filmen lag in den Untersuchungsjahren mit gut 26.000 Minuten erneut auf dem Niveau der Vorjah- re. Damit sind pro Jahr rund 300 TV-Movies im Auftrag deutscher Sender produziert worden. Geht man von einem Durchschnittspreis in Höhe von 1,3 Mio.  aus, ent- spricht dies einem Auftragsvolumen von knapp 400 Mio.  per anno. Maßgeblich da- für sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten, die pro Jahr deutlich mehr als 80 Prozent des Volumens beauftragen. Von den privaten Sendern lassen nur SAT.1, RTL und PRO7 Movies produzieren. Auch dies war in der Untersuchungszeit nicht anders als in den Vorjahren. 3/10 Movies nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 2.970 1.665 1.170 2.340 3.546 0 11.691 ZDF 2.331 1.834 1.020 2.744 906 8.835 RTL 495 315 135 225 90 1.260 SAT.1 1.138 360 182 180 450 2.310 PRO7 324 273 0 0 269 866 arte 0 269 85 180 90 624 Dritte 270 90 89 0 95 544 sonst. Sender 0 140 0 0 0 140 gesamt 7.528 4.946 2.681 5.669 5.446 0 26.270 Quelle: FORMATT-Institut

3/11 Movies nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 2.808 1.483 1.080 1.858 3.418 0 10.647 ZDF 3.114 2.518 1.349 3.419 861 11.261 RTL 836 90 0 180 0 1.106 SAT.1 321 272 47 234 144 1.018 PRO7 181 215 0 0 90 486 arte 315 180 90 450 180 1.215 Dritte 90 90 0 0 90 270 sonst. Sender 0 90 0 0 0 90 gesamt 7.665 4.938 2.566 6.141 4.783 0 26.093 Quelle: FORMATT-Institut

Produktionsstudie 2009 und 2010 83

3/12 Langzeitvergleich: TV-Movies und Reihen nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 8.107 4.722 5.160 4.622 3.879 437 26.927 30,1% 17,5% 19,2% 17,2% 14,4% 1,6% 100,0% 1999 7.078 5.242 6.057 5.029 4.015 228 27.649 25,6% 19,0% 21,9% 18,2% 14,5% 0,8% 100,0% 2000 8.333 5.499 6.117 4.854 3.179 358 28.340 29,4% 19,4% 21,6% 17,1% 11,2% 1,3% 100,0% 2001 7.648 5.163 4.737 3.612 3.271 143 24.574 31,1% 21,0% 19,3% 14,7% 13,3% 0,6% 100,0% 2002 8.015 6.709 4.699 3.877 3.996 27.296 29,4% 24,6% 17,2% 14,2% 14,6% 0,0% 100,0% 2003 7.159 5.775 4.497 4.489 3.700 46 25.666 27,9% 22,5% 17,5% 17,5% 14,4% 0,2% 100,0% 2004 7.722 6.097 3.983 5.119 3.115 26.036 29,7% 23,4% 15,3% 19,7% 12,0% 0,0% 100,0% 2005 7.248 4.964 4.318 3.221 4.967 24.718 29,3% 20,1% 17,5% 13,0% 20,1% 0,0% 100,0% 2006 8.120 5.304 3.102 4.829 4.824 26.179 31,0% 20,3% 11,8% 18,4% 18,4% 0,0% 100,0% 2007 7.818 6.303 2.680 4.669 4.140 25.610 30,5% 24,6% 10,5% 18,2% 16,2% 0,0% 100,0% 2008 8.086 5.803 2.618 5.087 5.040 26.634 30,4% 21,8% 9,8% 19,1% 18,9% 0,0% 100,0% 2009 7.528 4.946 2.681 5.669 5.446 0 26.270 28,7% 18,8% 10,2% 21,6% 20,7% 0,0% 100,0% 2010 7.665 4.938 2.566 6.141 4.783 0 26.093 29,4% 18,9% 9,8% 23,5% 18,3% 0,0% 100,0% 99 - 10 92.420 66.743 48.055 56.596 50.476 775 315.065 gesamt 29,3% 21,2% 15,3% 18,0% 16,0% 0,2% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Den größten Anteil mit knapp 30 Prozent an der Genreproduktion hatten in beiden Jahren erneut bayerische Produzenten, die sich damit auf ihrem langjährigen Durch- schnittsniveau bewegten. Die Produzenten in NRW haben erstmals in 2009 und dann auch im Folgejahr mehr produziert als ihre Kollegen in Berlin. Der Marktanteil der NRW-Produzenten stieg von 19 Prozent in 2008 über knapp 22 Prozent in 2009 auf 23,5 Prozent in 2010. Er lag damit jeweils über dem langjährigen Schnitt von 18 Prozent. Umgekehrt verlief die Entwicklung der Produktionsunternehmen in Berlin. Sie erreichten mit Marktanteilen von jeweils 19 Prozent ihren langjährigen Schnitt von 21 Prozent nicht und fielen auf das Produktionsvolumen vom Ende der 90er Jah- re zurück. Die Produzenten in Hamburg bleiben mit einem Anteil von jeweils 10 Pro-

84 Produktionsstudie 2009 und 2010

zent wie schon in den Jahren zuvor deutlich unter ihrem Langzeitanteil von 15 Pro- zent. Die Branchen in den sonstigen Ländern lagen erneut über ihrem Langzeitanteil von 16 Prozent und erreichten in 2009 mit 21 Prozent sogar einen Spitzenwert (2010: 18 %).

3/13 Langzeitvergleich: TV-Movies und Reihen nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1999 4.587 5.865 3.848 2.747 3.245 2.384 4.961 27.637 16,6% 21,2% 13,9% 9,9% 11,7% 8,6% 18,0% 100,0% 2000 5.406 4.234 4.152 2.410 3.063 2.379 6.696 28.340 19,1% 14,9% 14,7% 8,5% 10,8% 8,4% 23,6% 100,0% 2001 4.218 4.669 3.046 2.920 3.420 1.309 4.993 24.575 17,2% 19,0% 12,4% 11,9% 13,9% 5,3% 20,3% 100,0% 2002 4.694 4.827 4.081 2.475 5.620 2.061 3.538 27.296 17,2% 17,7% 15,0% 9,1% 20,6% 7,6% 13,0% 100,0% 2003 3.782 3.934 3.011 2.001 6.188 1.075 5.675 25.666 14,7% 15,3% 11,7% 7,8% 24,1% 4,2% 22,1% 100,0% 2004 3.975 4.000 2.997 1.750 6.017 557 6.697 25.993 15,3% 15,4% 11,5% 6,7% 23,1% 2,1% 25,8% 100,0% 2005 4.109 4.038 2.799 2.103 5.057 586 6.025 24.717 16,6% 16,3% 11,3% 8,5% 20,5% 2,4% 24,4% 100,0% 2006 4.255 4.267 2.622 2.245 5.558 692 6.538 26.177 16,3% 16,3% 10,0% 8,6% 21,2% 2,6% 25,0% 100,0% 2007 4.802 4.054 2.181 2.393 5.405 859 5.901 25.595 18,8% 15,8% 8,5% 9,3% 21,1% 3,4% 23,1% 100,0% 2008 3.093 4.123 2.456 2.761 5.744 1.504 6.953 26.634 11,6% 15,5% 9,2% 10,4% 21,6% 5,6% 26,1% 100,0% 2009 4.090 4.325 1.882 2.703 5.699 269 7.270 26.238 15,6% 16,5% 7,2% 10,3% 21,7% 1,0% 27,7% 100,0% 2010 4.476 3.242 2.056 2.231 5.820 669 7.576 26.070 17,2% 12,4% 7,9% 8,6% 22,3% 2,6% 29,1% 100,0% 99 - 10 51.487 51.578 35.131 28.739 60.836 14.344 72.823 314.938 gesamt 16,3% 16,4% 11,2% 9,1% 19,3% 4,6% 23,1% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Am meisten produziert wurde erneut im Ausland. Der langjährige Anteil in Höhe von 23 Prozent wurde in 2009 (28 %) und 2010 (29 %) deutlich übertroffen. Auch die Produktion in den sonstigen Ländern lag mit einem Anteil von 22 Prozent wie schon in den Vorjahren über dem langjährigen Mittel von 19 Prozent. Nach einem Einbruch in 2008 hat in 2009 und 2010 die Produktion in Bayern erheblich angezogen und damit wieder den langjährigen Durchschnittswert von 16 Prozent erreicht. Der Pro-

Produktionsstudie 2009 und 2010 85

duktionsverlauf in Berlin war unterschiedlich. In 2009 wurde der langjährige Durch- schnittswert von 16 Prozent erreicht, in 2010 mit nur gut 12 Prozent klar unterschrit- ten. Einen so geringen Produktionsanteil hatten Locations in Berlin noch nie. Ähnlich war der Verlauf in Nordrhein-Westfalen: In 2009 wurde mit einem Anteil von 10 Pro- zent der Mittelwert von 9 Prozent über- und in 2010 unterschritten.

Von den knapp 300 jährlich produzierten Filmen stammten in 2009 137 und in 2010 125 TV-Movies von den jeweils zehn größten Produzenten. Innerhalb dieser Gruppe der großen Produzenten hat es nur wenige Verschiebungen gegeben. Auffallend groß war das Volumen der ZDF-Tochter Network Movie, die mit 22 Produktionen in 2010 sogar führend war. Auch andere Beteiligungsunternehmen öffentlich-rechtlicher Anstalten rangieren weit vorn, so etwa die Bavaria Fernsehproduktion oder auch Studio Hamburg. Dies gälte umso mehr, wenn auf der Ebene der Unternehmens- gruppen auch Beteiligungs- und Schwesterfirmen berücksichtigt würden. Die Studio Hamburg-Gruppe mit der Polyphon Film, Polyphon International und Cinecentrum kam in 2010 auf mehr als 30 Filme. Ähnliches gilt auch für die UFA-Gruppe mit der UFA-Fernsehproduktion, UFA Film und teamWorx.

Auffallend ist, dass es sich bei den größten Movie-Produzenten weit überwiegend um abhängige Unternehmen der Sender handelt. Produktionsfirmen ohne Beteiligung von Sendern sind in der Spitzengruppe rar und eher nachrangig (Ziegler Film, Co- logne Film, Movie the art of Entertainment, TV 60). Dies gilt vor allem auch für die Produktion von Reihen, die wegen ihrer Langlebigkeit besonders lukrativ sind, z. B. „Tatort“.

Insgesamt waren an der Produktion von TV-Movies in den Jahren 2009 und 2010 101 bzw. 102 Firmen beteiligt. Mit in beiden Jahren 35 Firmen war die Branche in Bayern am stärksten vertreten. 22 (2009) bzw. 21 Movie-Produzenten haben ihren Sitz in Berlin. In Nordrhein-Westfalen waren 17 (2009) bzw. 19 Firmen aktiv beteiligt, in Hamburg jeweils 9. Bei den sonstigen Ländern gibt es keine auffälligen Häufungen zu Gunsten einzelner Bundesländer. Insgesamt waren dort in beiden Jahren 18 akti- ve Movie-Produzenten ansässig.

86 Produktionsstudie 2009 und 2010

3/14 Bedeutende Movie-Produzenten nach Anzahl der Filme (gewichtet) Rang * 2010 2009 2008 2007 2006 2005

2010 2009 ab- ge- ab- ge- ab- ge- ab- ge- ab- ge- ab- ge- solut wich- solut wich- solut wich- solut wich- solut wich- solut wich- tet tet tet tet tet tet 1. 2. Network Movie 22,0 22,0 18,0 16,5 11,0 11,0 14,0 14,0 18,0 16,5 9,0 8,5 2. 3. Bavaria 23,0 21,5 18,0 16,5 17,0 17,0 14,0 13,5 14,0 14,0 16,0 14,0 3. 1. teamWorx 19,0 17,0 30,0 24,0 18,0 16,5 15,0 15,0 1,0 11,5 23,0 21,0 4. 4. Polyphon Film 12,0 11,0 14,0 14,0 18,0 14,5 14,0 14,0 17,0 17,0 19,0 19,0 4. 5. Ziegler Film 12,0 11,0 12,0 11,0 14,0 13,0 16,0 14,5 19,0 18,0 10,0 9,0 6. 6. Maran-Film 10,0 9,5 10,0 9,5 14,0 12,0 13,0 11,5 12,0 11,5 11,0 10,5 6. 10. Studio Ham- 10,0 9,5 8,0 8,0 9,0 8,0 7,0 6,5 11,0 11,0 15,0 15,0 burg Produkt. 8. 7. UFA-Fernseh- 9,0 9,0 9,0 9,0 10,0 10,0 9,0 9,0 8,0 8,0 7,0 7,0 produktion 9. 7. Cologne Film 8,0 8,0 9,0 9,0 9,0 9,0 8,0 7,5 10,0 9,0 4,0 4,0 10. Moovie the art 7,0 7,0 5,0 4,0 7,0 7,0 6,0 5,5 7,0 5,0 4,0 3,5 of Entertainm. 10. TV 60 7,0 7,0 6,0 7,0 6,0 5,0 5,0 7,0 7,0 4,0 3,0 Colonia Media 7,0 6,5 8,0 7,0 7,0 7,0 7,0 7,0 10,0 10,0 8,0 7,5 filmpool 6,0 6,0 6,0 6,0 7,0 7,0 5,0 5,0 k. A. k. A. k. A. k. A. NDF 6,0 6,0 2,0 2,0 6,0 6,0 7,0 6,5 6,0 5,5 2,0 2,0 7. FFP New Me- 7,0 6,5 9,0 9,0 6,0 6,0 6,0 6,0 6,0 6,0 7,0 6,5 dia Hofmann & 1,0 1,0 4,0 4,0 6,0 5,5 1,0 1,0 8,0 7,5 3,0 3,0 Voges Saxonia Me- 6,0 6,0 6,0 6,0 6,0 5,0 6,0 6,0 9,0 9,0 7,0 7,0 dia Janus Film 0,0 2,0 2,0 4,0 4,0 3,0 2,5 4,0 3,0 2,0 2,0 U5 3,0 3,0 1,0 1,0 4,0 4,0 1,0 1,0 4,0 4,0 5,0 5,0 Cinecentrum, 3,0 3,0 2,0 2,0 3,0 3,0 6,0 6,0 5,0 5,0 2,0 2,0 Berlin Allmedia Pic- 0,0 1,0 1,0 3,0 2,0 4,0 3,0 5,0 5,0 2,0 2,0 tures EOS Enter- 7,0 2,0 9,0 4,5 3,0 2,0 1,0 0,5 10,0 5,0 11,0 4,0 tainment Polyphon Int.** 5,0 5,0 3,0 3,0 2,0 2,0 4,0 4,0 4,0 4,0 3,0 3,0 Olga-Film 3,0 3,0 2,0 2,0 2,0 2,0 4,0 4,0 3,0 3,0 4,0 4,0 UFA Film 0,0 2,0 1,0 1,0 0,5 2,0 2,0 3,0 3,0 k. A. k. A. Annabelle 0,0 2,0 2,0 0,0 0,0 6,0 6,0 k. A. k. A. k. A. k. A. Basis Einzelfirmen, nicht Produktionsgruppen; * Rangfolge nach gewichteten Daten ** zuvor Videoscope

Produktionsstudie 2009 und 2010 87

3.1.2 Serie

Bei der Nachfrage nach Serien hat auch in 2009 und 2010 der Trend zu lang laufen- den Großproduktionen von Daily-Soaps, Telenovelas und ähnlichem angehalten. Die Sender setzen immer stärker darauf, dem Zuschauer zu bestimmten Zeiten ein ihm vertrautes Angebot zu bieten, um ihn damit an das jeweilige Programm zu binden. Immerhin ist das Gesamtvolumen der Nachfrage nach einem starken Einbruch in 2008 von 160.000 auf 133.000 Minuten in 2009 (127.000) und in 2010 (124.000) nur geringfügig zurückgegangen.

3/15 Langzeitvergleich: Serien nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 17.236 32.538 8.454 14.364 4.575 77.167 22,3% 42,2% 11,0% 18,6% 5,9% 0,0% 100,0% 1999 20.562 35.723 12.455 16.694 7.249 92.683 22,2% 38,5% 13,4% 18,0% 7,8% 0,0% 100,0% 2000 19.916 29.766 12.458 20.617 6.843 89.600 22,2% 33,2% 13,9% 23,0% 7,6% 0,0% 100,0% 2001 20.875 31.988 14.577 23.511 9.072 100.023 20,9% 32,0% 14,6% 23,5% 9,1% 0,0% 100,0% 2002 31.713 32.594 12.301 32.953 7.139 116.700 27,2% 27,9% 10,5% 28,2% 6,1% 0,0% 100,0% 2003 38.993 27.137 5.104 41.000 9.375 121.609 32,1% 22,3% 4,2% 33,7% 7,7% 0,0% 100,0% 2004 38.563 33.597 4.847 37.456 6.958 1.665 123.086 31,3% 27,3% 3,9% 30,4% 5,7% 1,4% 100,0% 2005 39.905 40.750 4.152 37.189 10.785 132.781 30,1% 30,7% 3,1% 28,0% 8,1% 0,0% 100,0% 2006 41.099 45.250 6.765 36.088 10.745 139.947 29,4% 32,3% 4,8% 25,8% 7,7% 0,0% 100,0% 2007 44.970 43.766 7.325 44.246 18.871 159.178 28,3% 27,5% 4,6% 27,8% 11,9% 0,0% 100,0% 2008 42.800 37.309 3.511 25.300 23.930 132.850 32,2% 28,1% 2,6% 19,0% 18,0% 0,0% 100,0% 2009 40.859 37.185 3.387 17.834 27.936 0 127.201 32,1% 29,2% 2,7% 14,0% 22,0% 0,0% 100,0% 2010 37.967 35.884 3.171 19.064 28.086 0 124.172 30,6% 28,9% 2,6% 15,4% 22,6% 0,0% 100,0% 99 - 10 418.222 430.949 90.053 351.952 166.989 1.665 1.459.830 gesamt 28,6% 29,5% 6,2% 24,1% 11,4% 0,1% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

88 Produktionsstudie 2009 und 2010

Diese Konjunktur der Großproduktionen hat erhebliche Folgen für die Branche der Fiktion-Produzenten. Waren die Serien einst das „Schwarzbrot“ für die Branche mit einer Vielzahl von Aufträgen für Staffeln mit häufig 13 Folgen, so ist die Anzahl die- ser kleineren Produktionen anhaltend rückläufig. In 2007 sind noch 93 Formate ein- schließlich der Großproduktionen hergestellt worden,9 2009 waren es noch 76 und 2010 noch 73. Entsprechend rückläufig ist die Zahl der Serienproduzenten: 1998 ha- ben 62 Firmen Serienformate produziert. 2007 waren es 42 Firmen, 2009 dann wie- der 50 Firmen und in 2010 noch 45 Firmen.

3/16 Langzeitvergleich: Serien nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1998 15.117 13.500 10.115 24.078 12.789 1.655 1.170 78.424 19,3% 17,2% 12,9% 30,7% 16,3% 2,1% 1,5% 100,0% 1999 20.327 9.585 8.507 25.131 15.224 4.999 8.910 92.683 21,9% 10,3% 9,2% 27,1% 16,4% 5,4% 9,6% 100,0% 2000 14.734 18.535 6.665 28.510 16.024 3.208 1.924 89.600 16,4% 20,7% 7,4% 31,8% 17,9% 3,6% 2,1% 100,0% 2001 17.355 19.357 6.274 33.889 19.599 874 2.676 100.024 17,4% 19,4% 6,3% 33,9% 19,6% 0,9% 2,7% 100,0% 2002 27.345 20.297 5.165 45.170 15.021 1.665 2.039 116.702 23,4% 17,4% 4,4% 38,7% 12,9% 1,4% 1,7% 100,0% 2003 28.981 11.875 6.483 57.704 16.022 150 394 121.609 23,8% 9,8% 5,3% 47,5% 13,2% 0,1% 0,3% 100,0% 2004 28.523 10.324 5.657 57.285 20.092 100 1.106 123.087 23,2% 8,4% 4,6% 46,5% 16,3% 0,1% 0,9% 100,0% 2005 30.820 16.328 3.836 55.100 25.825 45 827 132.781 23,2% 12,3% 2,9% 41,5% 19,4% 0,0% 0,6% 100,0% 2006 31.765 18.294 3.934 53.189 31.617 360 789 139.948 22,7% 13,1% 2,8% 38,0% 22,6% 0,3% 0,6% 100,0% 2007 35.934 12.844 4.064 67.485 36.658 1.364 825 159.174 22,6% 8,1% 2,6% 42,4% 23,0% 0,9% 0,5% 100,0% 2008 37.794 8.763 2.908 43.531 37.723 470 1.658 132.847 28,4% 6,6% 2,2% 32,8% 28,4% 0,4% 1,2% 100,0% 2009 37.061 6.069 2.875 34.813 43.928 608 1.845 127.199 29,1% 4,8% 2,3% 27,4% 34,5% 0,5% 1,5% 100,0% 2010 34.194 9.796 3.306 34.652 39.226 613 2.384 124.171 27,5% 7,9% 2,7% 27,9% 31,6% 0,5% 1,9% 100,0% 99 - 10 344.833 162.067 59.674 536.459 316.959 14.456 25.377 1.459.825 gesamt 23,6% 11,1% 4,1% 36,7% 21,7% 1,0% 1,7% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

9 Vgl. dazu auch die Aussagen im Endbericht zur Studie über die Produktionsjahre 2007 und 2008: FORMATT: Zehn Jahre Film- und Fernsehproduktion in Deutschland. Dortmund 2010, hier S. 80 ff.

Produktionsstudie 2009 und 2010 89

Zwischen den Branchen einzelner Länder haben sich deutliche Verschiebungen er- geben. Die einst dominanten Produzenten in Nordrhein-Westfalen haben weitere Marktanteile verloren und in 2009 und 2010 mit 14 bzw. 15 Prozent um rund 10 Pro- zentpunkte unter ihrem langjährigen Durchschnittswert gelegen. Die Produzenten in Bayern und in Berlin haben ihr jeweils hohes Niveau der Vorjahre gehalten und er- reichten in den Untersuchungsjahren jeweils Marktanteile von rund 30 Prozent. Die Branche in Hamburg spielt mit einem Marktanteil von 3 Prozent nur eine nachrangige Rolle. Dagegen weisen die sonstigen Länder seit 2006 (Marktanteil knapp 8 %) stetig Zugewinne auf und haben in 2009 und 2010 erstmals jeweils über ein Fünftel der Gesamtproduktion hergestellt. Das ist im Vergleich zum Produktionsanteil bei ande- ren Genres ein herausragender Wert.

Dieser hohe Anteil findet seine Entsprechung auch bei den Drehorten für Serien. In den sonstigen Ländern ist in den beiden Untersuchungsjahren jeweils rund ein Drittel des Gesamtvolumens hergestellt worden. Die sonstigen Länder haben damit erst- mals Nordrhein-Westfalen als Drehort den Führungsrang abgelaufen. In NRW sind jeweils 28 Prozent des Gesamtvolumens produziert worden. Der langjährige Durch- schnittswert liegt bei 37 Prozent. In 2009 ist auch in Bayern mehr produziert worden als in NRW. Der Marktanteil bayerischer Locations lag bei 29 Prozent, in 2010 bei 28 Prozent. Drehorte in Berlin spielen für die Serienproduktion schon seit einigen Jahren nicht mehr die Rolle wie ehedem. Der Marktanteil lag in 2009 und 2010 bei 5 bzw. 8 Prozent. Der Anteil von Hamburg liegt seit 2005 konstant unter 3 Prozent. Noch ge- ringer sind nach wie vor die Dreharbeiten im Ausland, die für die Serienproduktion fast keine Bedeutung haben.

Der Einbruch beim Mengenvolumen der Produktion in 2008 war durch eine Halbie- rung der Nachfrage von RTL verursacht worden. Dieses Volumen von RTL war noch mal auf 20.000 Minuten in 2009 und 2010 rückläufig. Die Nachfrage von SAT.1 war in den letzten Jahren relativ konstant, ging in 2010 von 34.000 Minuten aber deutlich auf 26.000 Minuten zurück. Da parallel beim ZDF der Bedarf deutlich auf 29.000 Mi- nuten anstieg, sind die beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme inzwischen die wichtigsten Auftraggeber. Für das ARD-Programm ist in den Jahren 2007 bis 2009 jeweils ein Volumen von über 40.000 Minuten produziert worden. In 2010 waren es 37.000 Minuten. Andere Programme haben deutlich weniger Gewicht. Für die Dritten

90 Produktionsstudie 2009 und 2010

werden insgesamt gut 8.000 Minuten im Jahr produziert. Eine kleine Rolle als Auf- traggeber spielt noch Kika. Die übrigen Programme sind für die Serienproduktion ohne Bedeutung.

3/17 Serien nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 17.720 7.070 1.927 1.823 12.054 0 40.594 ZDF 5.438 8.041 1.100 2.371 3.550 20.500 RTL 0 18.250 360 1.548 0 0 20.158 SAT.1 10.855 3.341 0 10.807 9.450 0 34.453 Kika 371 163 0 0 2.325 0 2.859 Dritte 6.475 0 0 1.285 557 0 8.317 sonst. Sender 0 320 0 0 0 0 320 gesamt 40.859 37.185 3.387 17.834 27.936 0 127.201 Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

3/18 Serien nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 15.914 5.845 1.601 2.129 11.857 0 37.346 ZDF 9.914 8.367 1.210 5.917 3.690 29.098 RTL 0 18.250 360 1.638 0 20.248 SAT.1 5.490 3.341 0 7.700 9.900 0 26.431 Kika 81 81 0 0 2.095 0 2.257 Dritte 6.568 0 0 1.320 544 0 8.432 sonst. Sender 0 0 0 360 0 360 gesamt 37.967 35.884 3.171 19.064 28.086 0 124.172 Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bei den führenden Serienproduzenten war der Jahresoutput z. T. erheblichen Verän- derungen unterworfen. Die beiden Produzenten Constantin Entertainment und film- pool haben erhebliche Einbrüche erlebt. Die zunächst nachlassende und inzwischen völlig erloschene Nachfrage nach Gerichtsshows hat die beiden Spezialisten dafür getroffen. Bei der Constantin ist das Produktionsvolumen von 20.000 Minuten in 2007 auf gut ein Viertel in 2010 zurückgegangen. Bei filmpool sank die Produktion von 36.000 Minuten in 2007 auf 7.500 Minuten in 2010. Auch Grundy Ufa produziert

Produktionsstudie 2009 und 2010 91

inzwischen deutlich weniger, ist aber mit einem Output von zuletzt 28.000 Minuten größter Serienproduzent geblieben (2007: 38.000). Die Bavaria Fernsehproduktion hat das Volumen sukzessive auf über 20.000 Minuten gesteigert. Über 9.000 Minu- ten hat zuletzt auch die Firma Producers at Work produziert.

3/19 Bedeutende Serienproduzenten* Angaben in Minuten; gewichtete Werte 2010 2009 2008 2007 davon im davon im davon im davon Gesamt- Gesamt- Gesamt- Gesamt- Sitzland Sitzland Sitzland im Sitz- produk- produk- produk- produk- produ- produ- produ- land pro- tion tion tion tion ziert* ziert* ziert* duziert* Grundy UFA 28.024 10.504 27.814 10.294 30.100 11.400 37.900 10.300 Constantin En- 5.490 5.490 10.855 10.855 16.200 13.600 20.200 13.000 tertainm. Bavaria Fern- 20.668 19.462 19.168 16.614 16.100 15.900 16.000 16.000 sehproduktion filmpool 7.500 7.500 10.875 10.875 15.000 15.000 36.000 36.000 Studio Hamburg 9.600 9.600 9.600 9.600 9.600 9.600 9.600 9.600 Serienwerft Producers at 9.108 6.300 9.450 9.450 4.300 3.200 1.600 800 Work Saxonia Media 3.792 2.167 4.092 2.142 3.800 3.100 3.600 2.500 Studio Hamburg 1.839 1.839 2.650 2.650 3.100 2.600 6.000 5.400 NDF 2.270 1.325 2.180 1.280 1.900 1.300 2.000 700 Polyscreen 6.368 6.300 6.300 6.300 Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte * Einzelfirmen ohne Berücksichtigung von Kapitalverbünden

Die folgende Tabelle bietet eine chronologisch geordnete Übersicht über die Großse- rien im deutschen Fernsehen. Am Anfang stand 1992 die RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, die noch heute ausgestrahlt wird. Ihr folgten die Produktionen „Ma- rienhof“ (ARD; bis Juni 2011) „Unter uns“ (RTL) und „Verbotene Liebe“ (ARD), die gleichfalls bis heute zu sehen sind. Die zeitweilig massive Produktion von Gerichts- shows ist inzwischen ausgelaufen. Auch das Ende des letzten noch laufenden For- mats ist angekündigt: „Richterin Barbara Salesch“ wird nach über 2.000 Folgen in Pension geschickt.

92 Produktionsstudie 2009 und 2010

3/20 Lang laufende Serien: Daily-Soaps, Telenovelas und Gerichtsserien Ausstrahlung Sender Format Drehort von/bis RTL Gute Zeiten, schlechte Zeiten1 Brandenburg 1992 – lfd. ARD Marienhof 2 Bayern 01.10.92 – Juni 2011 RTL Unter uns 1 NRW 1994 - lfd. ARD Verbotene Liebe 1 NRW 1995 - lfd. ZDF Bianca – Wege zum Glück 2 Brandenburg 01.11.04 - 05.10.05 SAT.1 Verliebt in Berlin 1 Berlin 28.02.05 – 12.10.07 ZDF Tessa – Leben für die Liebe 1 Brandenburg 16.01.06 – 18.08.06 Julia - Wege zum Glück 1 ZDF Brandenburg 06.10.05 – 24.02.09 (später Wege zum Glück) ARD Sophie – Braut wider Willen 1 Berlin 08.11.05 – 09.03.06 ARD Sturm der Liebe 2 Bayern 26.09.05 – lfd. ARD Das Geheimnis meines Vaters 5 Mecklenburg-Vorp./Hamburg 15.08. - 10.11.06 SAT1 Schmetterlinge im Bauch 4 Berlin 21.08.06 - 6.01.07 PRO7 Lotta in Love 4 Bayern 27.3.06 – Aug. 06 ARD Rote Rosen 6 Niedersachsen 06.11.06 – lfd. RTL Alles was zählt 1 NRW 04.09.06 – lfd. BR Dahoam is dahoam 7 Bayern 08.10.07 – lfd. SAT.1 Anna und die Liebe 3 Brandenburg 25.08.08 – lfd. ZDF Alisa – Folge deinem Herzen 8 Brandenburg 02.03.09 – 24.02.10 ZDF Lena – Liebe meines Lebens 12 NRW 20.09.10 – 21.06.11 ZDF Herzflimmern – Liebe zum Leben 13 Bayern 04.04.11 – April 12 SAT.1 Hand aufs Herz 3 Berlin 04.10.10 – 02.09.11 SAT.1 Niedrig und Kuhnt 11 NRW 12.05.03 – lfd. Eine für alle - Frauen können’s besser ARD Baden-Württemberg 20.04.09 – 16.10.09 13, 14 SAT.1 Eine wie keine 1, 15 Berlin 16.11.09 – 17.09.10 Hanna – Folge deinem Herzen 1, 16 ZDF Brandenburg 25.02.10 – 17.09.10 (Fortsetzung von Alisa) Gerichtsserien ZDF Streit um Drei 9 Berlin Apr. 99 - 18.12.02 RTL Das Strafgericht 10 NRW 02.09.02 – 20.06.08 RTL Das Familiengericht 11 NRW 02.09.02 – 12.10.07 RTL Das Jugendgericht 11 NRW 03.09.01 – 02.02.07 SAT.1 Richterin Barbara Salesch 11 NRW 27.09.99 – lfd. SAT.1 Richter Alexander Hold 10 Bayern 12.11.01 – lfd. RTL Staatsanwalt Posch ermittelt 11 NRW 05.02.07 – 28.04.08

1. Grundy Ufa TV Produktions GmbH, Potsdam 2. Bavaria Film GmbH, München 3. Producers at Work GmbH, Potsdam

Produktionsstudie 2009 und 2010 93

4. Rat Pack Filmproduktion GmbH, München 5. Studio Hamburg Produktion GmbH, Hamburg 6. Studio Hamburg Serienwerft GmbH, Hannover (zuvor: Studio Hamburg Traumfabrik) 7. PolyScreen Produktionsgesellschaft für Film und Fernsehen mbH, München 8. Grundy Ufa Produktions GmbH, Potsdam und teamWorx 9. Televersal Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co KG, Hamburg 10. Constantin Entertainment GmbH, Ismaning 11. filmpool Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, Köln 12. Wiedemann & Berg Television, München und Endemol Deutschland GmbH, Köln 13. Bavaria Fernsehproduktion GmbH, Geiselgasteig 14. Rubicon Filmproduktion GmbH, Berlin 15. Phoenix Film Karlheinz Brunnemann GmbH & Co Produktions KG, Berlin 16. teamWorx Television & Film GmbH, Potsdam

Allenfalls ein Hoffnungsschimmer, noch aber von einem kaum quantifizierbarem Vo- lumen geht von Produktionsaufträgen ohne TV-Verwertung aus. Für das Internet werden vereinzelt Serien hergestellt, deren Spezifikum Einzelfolgen von nur wenigen Minuten sind. Noch allerdings sind solche Aufträge selbst in den USA rare Ausnah- men. Der zeitversetzte TV-Konsum über das Internet wächst allerdings nicht nur in den USA rasant. Auch hierzulande werden die Mediatheken immer stärker aufge- sucht. Das Interesse gilt dabei auch Serienformaten. Die auch für den mobilen Emp- fang geeigneteren Kurzversionen könnten daher auf Interesse stoßen. Erste Erfah- rungen mit der Produktion eines solchen Formats hat vor einigen Jahren bereits die Ufa-Gruppe gemacht. Noch stellen sie aber kein Geschäftsmodell dar. In den USA sind daher einzelne so genannte Web-Serien konzeptionell für die zweifache Verwer- tung produziert worden: mit äußerst kurzen Folgen von wenigen Minuten für das In- ternet und mit Zusammenschnitten zu Normallängen für das Fernsehen. Solche hy- briden Formate können einen Übergang von der überwiegenden Re-Finanzierung über das Fernsehen zu reinen Web-Serien markieren.

3.1.3 Comedy

Das Volumen der Auftragsproduktion von Comedies war für die gesamte Langzeitun- tersuchung noch nie so gering wie in den Jahren 2009 und 2010. Bereits in 2008 war die Produktion um 8.000 Minuten gesunken. In 2009 war der Verlust allerdings nur noch gering, so dass knapp 20.000 Minuten für das Genre produziert worden sind. In 2010 war das Volumen fast identisch. Die Hochburg der Comedy-Produktion ist Nordrhein-Westfalen geblieben. NRW-Firmen hatten in beiden Jahren einen Markt- anteil von über drei Vierteln und 40 Prozent in 2009 bzw. 35 Prozent in 2010 des

94 Produktionsstudie 2009 und 2010

Produktionsvolumens sind jeweils in Nordrhein-Westfalen realisiert worden. Für die gesamte Untersuchungszeit liegt der Anteil der NRW-Firmen bei über 70 Prozent.

Nennenswerte Anteile an der Genreproduktion erzielten daneben erneut die Bran- chen in Bayern (2009: 10 %; 2010: 6 %), in Berlin (je 5 %) und in Hamburg (2009: 5 %; 2010: 8 %). Ähnlich wie bei den Serien spielt die Produktion im Ausland für die Comedies fast keine Rolle. Neben Locations in NRW sind noch jene in den sonstigen Ländern von Bedeutung, wo jeweils 37 Prozent des Volumens gedreht worden sind. In Bayern, Berlin und Hamburg war die Produktion jeweils gering. Allerdings konnte ein erheblicher Anteil (2009: 16 %; 2010: 20 %) nicht eindeutig verortet werden.

3/21 Langzeitvergleich: Comedy nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 5.702 312 1.371 8.743 88 150 16.366 34,8% 1,9% 8,4% 53,4% 0,5% 0,9% 100,0% 1999 4.181 475 354 12.248 870 175 18.303 22,8% 2,6% 1,9% 66,9% 4,8% 1,0% 100,0% 2000 5.508 1.163 390 14.611 2.376 0 24.048 22,9% 4,8% 1,6% 60,8% 9,9% 0,0% 100,0% 2001 2.659 965 445 15.211 360 0 19.640 13,5% 4,9% 2,3% 77,4% 1,8% 0,0% 100,0% 2002 4.630 3.506 1.095 18.601 1.440 25 29.297 15,8% 12,0% 3,7% 63,5% 4,9% 0,1% 100,0% 2003 1.707 3.014 897 19.442 270 0 25.330 6,7% 11,9% 3,5% 76,8% 1,1% 0,0% 100,0% 2004 2.835 2.579 747 24.103 0 0 30.264 9,4% 8,5% 2,5% 79,6% 0,0% 0,0% 100,0% 2005 3.653 950 794 21.008 300 0 26.705 13,7% 3,6% 3,0% 78,7% 1,1% 0,0% 100,0% 2006 3.851 1.221 3.799 21.380 138 0 30.389 12,7% 4,0% 12,5% 70,4% 0,5% 0,0% 100,0% 2007 2.739 2.791 3.766 19.295 1.470 0 30.061 9,1% 9,3% 12,5% 64,2% 4,9% 0,0% 100,0% 2008 1.718 1.655 820 16.437 891 0 21.521 8,0% 7,7% 3,8% 76,4% 4,1% 0,0% 100,0% 2009 2.016 1.075 1.067 15.181 510 0 19.849 10,2% 5,4% 5,4% 76,5% 2,6% 0,0% 100,0% 2010 1.205 965 1.555 15.828 555 0 20.108 6,0% 4,8% 7,7% 78,7% 2,8% 0,0% 100,0% 99 - 10 36.702 20.359 15.729 213.345 9.180 200 295.515 gesamt 12,4% 6,9% 5,3% 72,2% 3,1% 0,1% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Produktionsstudie 2009 und 2010 95

3/22 Langzeitvergleich: Comedy nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1998 5.483 564 250 8.605 325 664 475 16.366 33,5% 3,4% 1,5% 52,6% 2,0% 4,1% 2,9% 100,0% 1999 3.994 739 290 12.535 150 595 0 18.303 21,8% 4,0% 1,6% 68,5% 0,8% 3,3% 0,0% 100,0% 2000 4.923 1.993 405 15.383 207 984 154 24.049 20,5% 8,3% 1,7% 64,0% 0,9% 4,1% 0,6% 100,0% 2001 953 960 150 16.299 0 929 349 19.640 4,9% 4,9% 0,8% 83,0% 0,0% 4,7% 1,8% 100,0% 2002 2.748 1.811 325 21.194 2.820 400 29.298 9,4% 6,2% 1,1% 72,3% 0,0% 9,6% 1,4% 100,0% 2003 1.889 1.951 350 18.429 270 2.279 162 25.330 7,5% 7,7% 1,4% 72,8% 1,1% 9,0% 0,6% 100,0% 2004 541 2.608 905 20.718 639 4.182 671 30.264 1,8% 8,6% 3,0% 68,5% 2,1% 13,8% 2,2% 100,0% 2005 552 2.927 655 20.083 181 1.830 477 26.705 2,1% 11,0% 2,5% 75,2% 0,7% 6,9% 1,8% 100,0% 2006 1.175 3.024 889 23.024 138 1.510 629 30.389 3,9% 10,0% 2,9% 75,8% 0,5% 5,0% 2,1% 100,0% 2007 240 4.371 150 15.202 1.826 8.018 254 30.061 0,8% 14,5% 0,5% 50,6% 6,1% 26,7% 0,8% 100,0% 2008 178 2.374 360 15.069 536 2.664 337 21.518 0,8% 11,0% 1,7% 70,0% 2,5% 12,4% 1,6% 100,0% 2009 214 638 465 7.892 7.404 3.150 80 19.843 1,1% 3,2% 2,3% 39,8% 37,3% 15,9% 0,4% 100,0% 2010 90 761 300 7.006 7.476 4.071 402 20.106 0,4% 3,8% 1,5% 34,8% 37,2% 20,2% 2,0% 100,0% 99 - 10 17.497 24.157 5.244 192.834 18.827 33.032 3.915 295.506 gesamt 5,9% 8,2% 1,8% 65,3% 6,4% 11,2% 1,3% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Wichtigster Auftraggeber war in beiden Jahren PRO7, in 2009 mit knapp 8.000 Minu- ten, in 2010 mit 8.700. SAT.1 beauftragte in 2009 5.700 Minuten und in 2010 3.900 Minuten. Dahinter folgten in 2009 mit gut 2.000 Minuten in etwa gleichauf RTL, die Dritten und sonstige öffentlich-rechtliche Programme. In 2010 haben diese mit 2.800 Minuten mehr nachgefragt. Auch die Dritten haben die Nachfrage leicht gesteigert. Bei RTL ist sie leicht zurückgegangen. Die sonstigen privaten Sender vergeben für dieses Genre praktisch keine Aufträge.

96 Produktionsstudie 2009 und 2010

3/23 Comedy nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte Ham- Bayern Berlin burg NRW sonstige k. A. gesamt RTL 429 280 50 1.280 0 0 2.039 SAT.1 672 180 608 4.275 0 0 5.735 PRO7 75 75 0 7.721 0 0 7.871 sonst. ö.-r. Anst. 540 540 0 975 0 0 2.055 Dritte 300 0 319 930 510 0 2.059 sonst. priv. Sender 0 0 90 0 0 0 90 gesamt 2.016 1.075 1.067 15.181 510 0 19.849 Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

3/24 Comedy nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte Ham- Bayern Berlin burg NRW sonstige k. A. gesamt RTL 0 258 0 1.518 0 1.776 SAT.1 290 152 1.055 2.387 3.884 PRO7 525 0 250 7.922 0 0 8.697 sonst. ö.-r. Anst. 0 555 0 2.133 120 0 2.808 Dritte 390 160 1.348 435 2.333 sonst. priv. Sender 0 0 90 520 0 0 610 gesamt 1.205 965 1.555 15.828 555 0 20.108 Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

In den beiden Jahren sind mit 56 (2009) bzw. 57 (2010) fast gleich viele Formate produziert worden. Dies waren erneut weniger als im Vorjahr 2008 (64 Formate) oder gar in 2007, als noch 81 Formate realisiert worden waren. Auch die Zahl der aktiven Produktionsfirmen sinkt weiterhin. In 2007 beteiligten sich noch 43 Firmen an der Produktion von Comedies. In 2008 waren es 39, in 2009 noch 31 und in 2010 im- merhin wieder 37 Firmen. Größter Produzent von Comedies ist seit Jahren die Brain- pool TV GmbH in Köln, die viele Formate in Koproduktion mit Firmen produziert, die Brainpool jeweils zusammen mit Protagonisten wie Stefan Raab oder Anke Engelke gegründet hat. In 2009 hat auch die Firma Hurricane Fernsehproduktion GmbH in Köln mit 3.600 Minuten einen erheblichen Output produziert. Das größte Volumen ging auf das Konto des Erfolgsformats „Genial daneben“ für SAT.1. Größere Kontin- gente haben daneben die Constantin Entertainment in München, die Prime Producti- ons in Dortmund und Sony Pictures in Köln produziert.

Produktionsstudie 2009 und 2010 97

3.2 Die Entertainment-Genres

Trotz der zum Teil stark veränderten Nachfrage bei einzelnen Genres ist das Volu- men der Oberkategorie Entertainment, bestehend aus den Genres Doku-Soap, Ga- me-Show, Talk-Show und Show, verblüffend stabil geblieben. Von 2007 bis 2010 wurden jährlich rund 260.000 Minuten für die Oberkategorie produziert. Den kleinsten Anteil haben die Game-Shows mit 19.000 (2009) bzw. 16.000 Minuten (2010), ge- folgt von den Shows mit jeweils rund 40.000 Minuten. Die Talk-Shows sind mit 70.000 in 2009 und noch 60.000 Minuten in 2010 vertreten. Das mit Abstand größte Kontingent entfällt auf Doku-Soaps: in 2009 133.000 Minuten und in 2010 149.000.

3/25 Langzeitvergleich: Entertainment gesamt nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 20.443 14.025 35.588 98.463 15.698 1.270 185.487 11,0% 7,6% 19,2% 53,1% 8,5% 0,7% 100,0% 1999 35.280 10.925 39.789 125.986 20.749 105 232.834 15,2% 4,7% 17,1% 54,1% 8,9% 0,0% 100,0% 2000 40.127 14.924 51.694 174.186 23.100 145 304.176 13,2% 4,9% 17,0% 57,3% 7,6% 0,0% 100,0% 2001 60.402 15.365 49.860 143.972 27.529 472 297.600 20,3% 5,2% 16,8% 48,4% 9,3% 0,2% 100,0% 2002 33.744 13.910 41.753 102.728 25.478 217.613 15,5% 6,4% 19,2% 47,2% 11,7% 0,0% 100,0% 2003 38.435 13.768 40.195 90.893 27.531 2.034 212.856 18,1% 6,5% 18,9% 42,7% 12,9% 1,0% 100,0% 2004 55.263 15.409 38.306 88.001 30.183 2.690 229.852 24,0% 6,7% 16,7% 38,3% 13,1% 1,2% 100,0% 2005 48.965 19.975 25.876 86.778 31.010 212.604 23,0% 9,4% 12,2% 40,8% 14,6% 0,0% 100,0% 2006 35.277 27.011 39.854 97.350 25.528 225.020 15,7% 12,0% 17,7% 43,3% 11,3% 0,0% 100,0% 2007 40.674 29.325 46.307 118.171 27.412 240 262.129 15,5% 11,2% 17,7% 45,1% 10,5% 0,1% 100,0% 2008 56.823 29.643 42.304 110.481 27.189 765 267.205 21,3% 11,1% 15,8% 41,3% 10,2% 0,3% 100,0% 2009 54.848 18.547 53.635 109.822 24.058 90 261.000 21,0% 7,1% 20,5% 42,1% 9,2% 0,0% 100,0% 2010 42.719 21.729 41.201 120.667 32.943 235 259.494 16,5% 8,4% 15,9% 46,5% 12,7% 0,1% 100,0% 99 - 08 542.557 230.531 510.774 1.369.035 322.710 6.776 2.982.383 gesamt 18,2% 7,7% 17,1% 45,9% 10,8% 0,2% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

98 Produktionsstudie 2009 und 2010

Die größte Produktionsbranche für die Oberkategorie ist seit Beginn der Langzeitun- tersuchung jene in Nordrhein-Westfalen. Im langjährigen Durchschnitt weist sie einen Marktanteil von 46 Prozent auf, der in 2010 sogar leicht übertroffen wurde. Die Bran- che in NRW hat ihr Produktionsvolumen in 2010 um rund 10 Prozent auf 124.000 Minuten gesteigert und damit das größte Produktionsvolumen seit Jahren erreicht. Umgekehrt verlief die Entwicklung in Bayern. Der Output sank auf 43.000 Minuten. Die Branche in Hamburg hat für das Produktionsjahr 2009 zunächst eine deutliche Steigerung erreicht, fiel in 2010 aber selbst unter das Volumen von 2008 ab. In den sonstigen Ländern ging in 2009 das Produktionsvolumen zurück, wurde in 2010 aber wieder angehoben. Diese Branchen rangieren inzwischen wieder vor der Branche in Berlin, die in beiden Jahren jeweils rund 20.000 Minuten produzierte.

Die Locations in den sonstigen Ländern wurden in den Untersuchungsjahren deutlich weniger für Dreharbeiten genutzt. Nach Nordrhein-Westfalen weisen nun in beiden Jahren Hamburg und Berlin höhere Werte auf. In Bayern wird schon seit Jahren nur noch ein kleines Kontingent von gut 10.000 Minuten produziert. Bayern kommt damit nur noch auf einen Marktanteil von 4 Prozent. Über ein Drittel des Produktionsvolu- mens konnte allerdings für beide Jahre nicht eindeutig verortet werden. Von einem kleinen Niveau aus stark gestiegen ist der Dreh im Ausland. Dort wurden 2009 7 Prozent und 2010 8 Prozent des Produktionsvolumens realisiert.

Die Grafik 3/2 veranschaulicht die rasante Karriere der Doku-Soaps fast vom Null- punkt in 1999 zum am stärksten nachgefragten Genre in 2010. Der Niedergang der Talk-Shows weist zeitliche Prallelen auf.

FORMATT-Institut

Grafik 3.'.2 Volumenentw'jcklungl der ,Entertai nment ,-Genr,es

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140.000

20.000 I ~~.~ _ :t: , Produktionsstudie 2009und2010

100.000 I l '-. ------x -~~ /

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,:m 1 o I I 2000 2001 2002 2003 20M 2005 2006 2001 2Jl08 2009 2010 2..200 tlH01 2S.1lIOO 6..00Qi 31.000 63200 60..900 &6...300 1.22.100 1:aG.300 130.800 145.100 ----- DdIw-So3;p 38,.,:200 '- Sbow 35.700 34I.3DO 30.500 28..800 38 ..400 2:4.300 luno 42.000 4IJ300 40.800 39.700 GamE!' 6BJIOO I 12U.4IlO '124.300 160_700 36.000 27.sm 1 .23..600 2!l6DD Zl.6IDIlI 241200 19.100 15.600 .: Talk 126.000 I 1Ja 500 116,,800 122.200 101.500 100..900 ~.100.800 17.400 74~500 --72 400 70.300 59.100 fORMATT-,rnstilut; A:r'\gaben mMftliIan . 'geMc/rIl:e'Ia Werte

99

100 Produktionsstudie 2009 und 2010

3.2.1 Doku-Soap

Die Beliebtheit der Doku-Soaps ist ungebrochen. Für die deutschen Fernsehsender werden stetig neue Formate entwickelt, andere halten sich schon seit Jahren in den jeweiligen Programmen und legen bei der Neuproduktion noch zu. Die Gesamtproduktion für dieses Genre zu erheben, ist allerdings deutlich schwieriger als für andere Genres. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Zum einen mixen manche Sender bei der Ausstrahlung ältere Folgen mit neuen, ohne dass der Einsatz von Wiederholungen auf den ersten Blick erkennbar wird. Noch weniger erkennbar ist die Weiterverarbeitung von Format-Material zu neuen Formaten. Solche Etiket- tenwechsel sind schwierig nachzuvollziehen.

3/26 Langzeitvergleich: Doku-Soap nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1999 420 285 90 746 650 0 2.191 19,2% 13,0% 4,1% 34,0% 29,7% 0,0% 100,0% 2000 2.371 600 0 10.867 2.150 15.988 14,8% 3,8% 0,0% 68,0% 13,4% 0,0% 100,0% 2001 2.522 2.481 2.120 15.547 3.070 292 26.032 9,7% 9,5% 8,1% 59,7% 11,8% 1,1% 100,0% 2002 2.215 0 420 1.545 1.793 5.973 37,1% 0,0% 7,0% 25,9% 30,0% 0,0% 100,0% 2003 11.750 1.223 2.009 14.322 1.675 30.979 37,9% 3,9% 6,5% 46,2% 5,4% 0,0% 100,0% 2004 25.015 3.912 4.495 26.528 3.247 63.197 39,6% 6,2% 7,1% 42,0% 5,1% 0,0% 100,0% 2005 27.870 5.130 560 25.266 2.030 60.856 45,8% 8,4% 0,9% 41,5% 3,3% 0,0% 100,0% 2006 25.223 11.684 9.504 31.420 8.431 86.262 29,2% 13,5% 11,0% 36,4% 9,8% 0,0% 100,0% 2007 28.253 14.354 16.574 53.168 9.729 122.078 23,1% 11,8% 13,6% 43,6% 8,0% 0,0% 100,0% 2008 47.275 17.946 7.765 45.356 10.549 765 129.656 36,5% 13,8% 6,0% 35,0% 8,1% 0,6% 100,0% 2009 41.633 10.116 14.190 57.355 7.463 0 130.757 31,8% 7,7% 10,9% 43,9% 5,7% 0,0% 100,0% 2010 29.790 12.645 8.716 78.493 15.288 150 145.082 20,5% 8,7% 6,0% 54,1% 10,5% 0,1% 100,0% 99 - 10 244.337 80.376 66.443 360.613 66.075 1.207 819.051 gesamt 29,8% 9,8% 8,1% 44,0% 8,1% 0,1% 100,0% Keine Vergleichszahlen für 1998, da "neues Genre".

Produktionsstudie 2009 und 2010 101

Zum anderen werden gerade bei jenen Formaten mit hoher Folgenzahl von einzel- nen Produzenten auch Teile der Produktion an andere Firmen abgegeben. Sie be- schäftigen also Sub-Firmen. Letztlich werden bei einzelnen Formaten von den Sen- dern die Produktionskontingente aufgeteilt. Beispielsweise wird eines der umfang- reichsten Formate der letzten Jahre, „Mieten, kaufen, wohnen“ für VOX, zwar haupt- sächlich aber nicht ausschließlich von Fandango Film hergestellt.

Die Sender lancieren neue Formate immer mal wieder unter neuen Bezeichnungen. Aktuell wird beispielsweise häufig von scripted reality gesprochen. Unabhängig von solchen PR-Maßnahmen werden entsprechende Produktionen auch für die jüngsten Untersuchungsjahre dem Genre Doku-Soaps zugerechnet. Diese Doku-Soaps er- reichten in 2010 mit 145.000 Minuten einen Produktionsrekord. Mit 130.000 Minuten war die Produktion in 2009 noch genau so groß gewesen wie im Vorjahr.

Führend in der Produktion des Genres sind nun wieder die Produzenten in Nord- rhein-Westfalen, die in 2008 von den bayerischen Firmen überholt worden waren. In den Untersuchungsjahren ist deren Produktionsvolumen stark zurückgegangen. Die Firmen in NRW haben dagegen insbesondere in 2010 den Output sprunghaft von 57.000 Minuten auf 78.000 erhöht und damit mehr als die Hälfte des Genrevolumens produziert. Sogar verdoppelt haben die Produktion im selben Zeitraum die Branchen in den sonstigen Ländern. Mit einem Volumen von 15.000 Minuten übertrafen sie sogar die Branchen in Berlin und in Hamburg. Die Hamburger Firmen hatten in 2009 zunächst deutlich mehr akquiriert als im Vorjahr, haben diesen Zugewinn in 2010 aber weitgehend wieder eingebüßt.

Eine Betrachtung der Drehorte ist wenig ergiebig. Auch in den letzten Untersu- chungsjahren konnte über die Hälfte der Genrevolumens nicht einzelnen Drehorten zugewiesen werden. Die Drehorte werden gewechselt (z. B. je nach Themenstellung einzelner Folgen) oder sind z. T. auch nicht bekannt. Die Tabelle mit dem Langzeit- vergleich zeigt aber, dass ein Schwerpunkt der Produktion in Nordrhein-Westfalen liegt.

102 Produktionsstudie 2009 und 2010

3/27 Langzeitvergleich: Doku-Soap nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1999 0 130 350 527 125 480 579 2.191 0,0% 5,9% 16,0% 24,1% 5,7% 21,9% 26,4% 100,0% 2000 795 710 11.190 162 2.347 784 15.988 5,0% 4,4% 0,0% 70,0% 1,0% 14,7% 4,9% 100,0% 2001 0 2.218 235 15.345 30 4.418 3.788 26.034 0,0% 8,5% 0,9% 58,9% 0,1% 17,0% 14,6% 100,0% 2002 150 15 75 1.225 575 3.610 323 5.973 2,5% 0,3% 1,3% 20,5% 9,6% 60,4% 5,4% 100,0% 2003 4.210 140 433 10.815 966 14.104 310 30.978 13,6% 0,5% 1,4% 34,9% 3,1% 45,5% 1,0% 100,0% 2004 8.900 805 403 22.824 1.281 25.377 3.607 63.197 14,1% 1,3% 0,6% 36,1% 2,0% 40,2% 5,7% 100,0% 2005 13.596 355 465 18.546 273 25.601 2.020 60.856 22,3% 0,6% 0,8% 30,5% 0,4% 42,1% 3,3% 100,0% 2006 5.336 6.987 2.516 22.318 3.447 42.275 3.382 86.261 6,2% 8,1% 2,9% 25,9% 4,0% 49,0% 3,9% 100,0% 2007 8.060 4.470 2.162 23.394 8.101 66.402 9.487 122.076 6,6% 3,7% 1,8% 19,2% 6,6% 54,4% 7,8% 100,0% 2008 8.301 7.650 300 21.330 5.017 81.796 5.948 130.342 6,4% 5,9% 0,2% 16,4% 3,8% 62,8% 4,6% 100,0% 2009 8.722 5.783 2.585 21.324 6.601 72.269 13.467 130.751 6,7% 4,4% 2,0% 16,3% 5,0% 55,3% 10,3% 100,0% 2010 6.288 4.310 1.457 34.014 5.448 75.167 18.393 145.077 4,3% 3,0% 1,0% 23,4% 3,8% 51,8% 12,7% 100,0% 99 - 10 64.358 33.573 10.981 202.852 32.026 413.846 62.088 819.724 gesamt 7,9% 4,1% 1,3% 24,7% 3,9% 50,5% 7,6% 100,0% Keine Vergleichszahlen für 1998, da "neues Genre".

Die größte Nachfrage ging in beiden Untersuchungsjahren jeweils von VOX aus. Dessen Bedarf prägten die beiden werktäglichen Formate „Mieten, kaufen, wohnen“ und „Menschen, Tiere & Doktoren“. In 2010 hat RTL2 sein Auftragsvolumen gegen- über dem Vorjahr mehr als verdreifacht und mit 35.000 Minuten annähernd so viel wie VOX geordert. Jeweils erheblich mehr als 20.000 Minuten hat RTL produzieren lassen. Einen großen Bedarf von rund 14.000 Minuten hatte in 2010 auch K1. Wech- selhaft verlief die kleinere Nachfrage für die ARD und das ZDF. PRO7 hat einen Jah- resbedarf von rund 10.000 Minuten. SAT.1 liegt darunter. Gering ist das Auftragsvo- lumen der Dritten Programme und der sonstigen Sender.

Produktionsstudie 2009 und 2010 103

3/28 Doku-Soap nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 450 2.000 2.075 4.525 ZDF 720 352 8.405 1.350 10.827 RTL 2.955 1.190 545 19.767 820 25.277 SAT.1 4.275 250 1.485 258 6.268 PRO7 9.302 1.125 90 450 495 11.462 K1 13.831 1.620 495 550 473 16.969 RTL2 2.807 2.289 5.558 10.654 VOX 6.460 315 26.183 480 33.438 Dritte 990 750 720 2.297 2.325 7.082 sonst. Sender 293 1.775 450 942 795 4.255 gesamt 41.633 10.116 14.190 57.355 7.463 0 130.757 Quelle: FORMATT-Institut

3/29 Doku-Soap nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 1.000 2.000 6.205 9.205 ZDF 3.668 630 150 4.448 RTL 765 1.385 2.050 18.500 22.700 SAT.1 5.400 270 5.670 PRO7 3.635 3.950 338 1.129 113 9.165 K1 13.471 735 245 14.451 RTL2 3.151 5.235 180 25.485 630 34.681 VOX 945 29.129 6.210 36.284 Dritte 990 540 690 1.135 400 3.755 sonst. Sender 1.433 530 790 240 1.730 4.723 gesamt 29.790 12.645 8.716 78.493 15.288 150 145.082 Quelle: FORMATT-Institut

104 Produktionsstudie 2009 und 2010

3.2.2 Shows

Nach einer Steigerung um rund 30 Prozent in 2007 ist die Nachfrage nach Shows und Musiksendungen in den drei Folgejahren mit jeweils rund 40.000 Minuten er- staunlich stabil geblieben. Dies ist insbesondere deshalb erstaunlich, weil es bei ein- zelnen Programmen sehr wohl Änderungen gegeben hat, diese Änderungen sich aber per saldo ausgeglichen haben. Deutlich weniger Shows als im Vorjahr hat SAT.1 in 2009 und auch in 2010 in Auftrag gegeben. PRO7 dagegen hat die Nach- frage in 2009 zunächst erheblich gesteigert, diesen Mehrbedarf in 2010 aber in Tei- len wieder abgebaut. Eine ähnliche Entwicklung weist RTL auf.

3/30 Show nach Sendern und Sitz 2009 (inkl. Musik) Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 1.342 270 405 735 1.560 0 4.312 ZDF 250 563 1.944 150 60 0 2.967 RTL 1.092 0 330 7.111 450 0 8.983 SAT.1 685 0 120 630 585 90 2.110 PRO7 5.705 63 90 4.874 540 0 11.272 Dritte 450 825 743 2.179 2.593 0 6.790 sonst. Sender 1.476 1.041 360 135 1.325 0 4.337 gesamt 11.000 2.762 3.992 15.814 7.113 90 40.771 Quelle: FORMATT-Institut

3/31 Show nach Sendern und Sitz 2010 (inkl. Musik) Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 2.471 480 915 300 1.950 0 6.116 ZDF 270 510 2.115 0 90 0 2.985 RTL 120 110 0 6.420 0 0 6.650 SAT.1 1.080 28 0 855 110 0 2.073 PRO7 2.970 0 140 5.430 0 0 8.540 Dritte 360 435 180 1.768 3.300 0 6.043 sonst. Sender 1.402 941 230 2.765 1.440 85 6.863 Keine Angaben 180 240 420 gesamt 8.673 2.504 3.760 17.538 7.130 85 39.690 Quelle: FORMATT-Institut

Produktionsstudie 2009 und 2010 105

Auch bei der ARD war die Entwicklung sprunghaft: Zunächst eine Absenkung von 5.900 auf 4.300 Minuten in 2009 und eine Steigerung auf 6.100 Minuten in 2010. Die sonstigen Sender haben ihren Bedarf in beiden Untersuchungsjahren gesteigert. Die Dritten Programme haben ihn zurückgefahren.

3/32 Langzeitvergleich: Show nach Sitzland (inkl. Musik) Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 2.431 3.585 780 12.576 9.457 1.270 30.099 8,1% 11,9% 2,6% 41,8% 31,4% 4,2% 100,0% 1999 3.304 2.950 4.144 15.750 10.439 105 36.692 9,0% 8,0% 11,3% 42,9% 28,5% 0,3% 100,0% 2000 4.214 2.704 3.667 15.316 8.301 145 34.347 12,3% 7,9% 10,7% 44,6% 24,2% 0,4% 100,0% 2001 3.514 1.532 2.173 12.948 10.170 180 30.517 11,5% 5,0% 7,1% 42,4% 33,3% 0,6% 100,0% 2002 3.479 1.645 4.938 11.238 7.504 28.804 12,1% 5,7% 17,1% 39,0% 26,1% 0,0% 100,0% 2003 3.404 1.915 3.324 21.725 7.925 74 38.367 8,9% 5,0% 8,7% 56,6% 20,7% 0,2% 100,0% 2004 9.833 2.617 8.877 8.429 8.225 210 38.191 25,7% 6,9% 23,2% 22,1% 21,5% 0,5% 100,0% 2005 4.796 1.325 3.263 8.373 6.507 24.264 19,8% 5,5% 13,4% 34,5% 26,8% 0,0% 100,0% 2006 3.808 4.772 2.632 11.914 8.609 31.735 12,0% 15,0% 8,3% 37,5% 27,1% 0,0% 100,0% 2007 7.449 3.348 5.003 18.445 7.705 41.950 17,8% 8,0% 11,9% 44,0% 18,4% 0,0% 100,0% 2008 7.632 4.385 4.880 16.022 7.362 40.281 18,9% 10,9% 12,1% 39,8% 18,3% 0,0% 100,0% 2009 11.000 2.762 3.992 15.814 7.113 90 40.771 27,0% 6,8% 9,8% 38,8% 17,4% 0,2% 100,0% 2010 8.673 2.504 3.760 17.538 7.130 85 39.690 21,9% 6,3% 9,5% 44,2% 18,0% 0,2% 100,0% 99 - 10 71.106 32.459 50.653 173.512 96.990 889 425.609 gesamt 16,7% 7,6% 11,9% 40,8% 22,8% 0,2% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Trotz dieser Verschiebungen bei den Auftraggebern waren die Veränderungen auf der Seite der Auftragnehmer nach Ländern betrachtet gering. Das Produktionsniveau in den sonstigen Ländern blieb weitgehend unverändert. Von den Betrieben in Berlin und in Hamburg wurden Shows weiterhin nur in begrenztem Umfang produziert. Eine deutliche Volumensteigerung erreichten in 2009 allein bayerische Produzenten auf

106 Produktionsstudie 2009 und 2010

11.000 Minuten. Allerdings sank die Nachfrage bereits in 2010 wieder auf 8.700 Mi- nuten. Mit einem relativ konstanten Produktionsniveau blieb die NRW-Branche deut- lich führend. Ihr Marktanteil lag bei rund 40 Prozent.

Auch bei den Produktionsorten führt NRW weiterhin deutlich. Die Marktanteile sind allerdings niedriger, weil – wenn auch nur in geringem Umfang – auch im Ausland produziert wird und ein deutlich gestiegener Anteil nicht verortet werden konnte. Dies ist in Teilen auch darauf zurückzuführen, dass einzelne Formate nicht ständig an ei- nem Ort produziert werden, sondern gezielt auf Reisen gehen, so etwa „Wetten, dass ...“. In Relation zum Marktanteil der bayerischen Produzenten ist das in Bayern produzierte Volumen immer noch sehr gering. Auch Drehorte in den sonstigen Län- dern waren in den Untersuchungsjahren weniger gefragt als in den Vorjahren.

Die Gesamtzahl der Show-Produzenten ist überschaubar: In 2009 waren insgesamt 73 Firmen an der Genre-Produktion beteiligt, in 2010 72 Firmen. Die jeweils meisten aktiven Betriebe weisen Bayern (2009. 15; 2010: 18), Nordrhein-Westfalen (2009: 13; 2010: 15) und Berlin (2009: 17; 2010: 11) auf. Ungewöhnlich ist, dass die sonsti- gen Länder mit der Werner Kimmig GmbH & Co KG in Baden-Württemberg einen der größten Produzenten des Genres stellen. Führende Positionen haben auch die bei- den verflochtenen NRW-Firmen Brainpool und Raab TV-Produktion inne.

3.2.3 Game-Show

Der Höhepunkt der Nachfrage nach Game-Shows – insbesondere von Privatsendern um das Jahr 2000 hochgetrieben – ist längst passé. Inzwischen ist der jährliche Out- put auf unter 20.000 Minuten gesunken – ein Minusrekord. Und inzwischen wird der größere Teil des kleinen Kontingents von öffentlich-rechtlichen Sendern bestritten. Bei der ProSiebenSat.1-Gruppe ist das Genre ausrangiert worden. Bei der RTL- Gruppe spielt nur noch der Evergreen „Wer wird Millionär?“ mit Günther Jauch für das Hauptprogramm RTL eine Rolle. Bei der ARD, dem größten Auftraggeber, wurde vor allem für die Formate „Das Quiz mit Jörg Pilawa“ und „Das Duell im Ersten“ pro- duziert. Unter den Dritten Programmen sind der MDR und der SWR die größeren

Produktionsstudie 2009 und 2010 107

Auftraggeber. Beim ZDF ist das Format „1, 2 oder 3“ für die Nachfrage weitgehend bestimmend.

3/33 Game-Show nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 4.856 3.192 8.048 ZDF 272 45 1.000 1.317 RTL 3.375 3.375 Dritte 540 495 2.070 2.081 5.186 sonst. Sender 525 275 416 1.216 gesamt 1.065 275 5.623 8.682 3.497 0 19.142 Quelle: FORMATT-Institut

3/34 Game-Show nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 2.293 1.809 4.102 ZDF 166 495 1.000 1.661 RTL 3.510 3.510 Dritte 190 270 1.140 1.909 3.509 sonst. Sender 1.260 180 1.361 2.801 gesamt 1.260 190 2.729 7.134 4.270 0 15.583 Quelle: FORMATT-Institut

Das größte Kontingent produziert nach wie vor die NRW-Branche mit einem Anteil von rund 45 Prozent in den Untersuchungsjahren. Die Produzenten in den sonstigen Ländern kamen in 2010 auf gut ein Viertel der Produktion. In 2009 waren es 18 Pro- zent. Für bayerische Produzenten hat das Genre anders als früher kaum noch eine Bedeutung. Nennenswert waren die Anteile der Branche in Hamburg mit Marktantei- len von 29 (2009) bzw. 18 Prozent (2010). Firmen in Berlin haben sich schon in frü- heren Jahren in diesem Genre nicht engagiert. Dabei ist es geblieben.

108 Produktionsstudie 2009 und 2010

3/35 Langzeitvergleich: Game-Show nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 9.135 45.279 54.414 16,8% 0,0% 0,0% 83,2% 0,0% 0,0% 100,0% 1999 19.262 455 47.122 1.100 67.939 28,4% 0,0% 0,7% 69,4% 1,6% 0,0% 100,0% 2000 24.414 6.027 88.875 1.050 120.366 20,3% 0,0% 5,0% 73,8% 0,9% 0,0% 100,0% 2001 36.903 1.180 6.608 76.533 3.038 124.262 29,7% 0,9% 5,3% 61,6% 2,4% 0,0% 100,0% 2002 15.273 1.745 3.390 38.385 1.876 60.669 25,2% 2,9% 5,6% 63,3% 3,1% 0,0% 100,0% 2003 4.748 270 3.172 24.651 3.171 36.012 13,2% 0,7% 8,8% 68,5% 8,8% 0,0% 100,0% 2004 1.428 450 2.950 17.510 5.201 27.539 5,2% 1,6% 10,7% 63,6% 18,9% 0,0% 100,0% 2005 2.049 3.890 11.622 6.078 23.639 8,7% 0,0% 16,5% 49,2% 25,7% 0,0% 100,0% 2006 4.866 3.929 16.961 3.833 29.589 16,4% 0,0% 13,3% 57,3% 13,0% 0,0% 100,0% 2007 2.002 3.409 13.248 4.938 23.597 8,5% 0,0% 14,4% 56,1% 20,9% 0,0% 100,0% 2008 1.516 4.033 15.150 3.493 24.192 6,3% 0,0% 16,7% 62,6% 14,4% 0,0% 100,0% 2009 1.065 275 5.623 8.682 3.497 0 19.142 5,6% 1,4% 29,4% 45,4% 18,3% 0,0% 100,0% 2010 1.260 190 2.729 7.134 4.270 0 15.583 8,1% 1,2% 17,5% 45,8% 27,4% 0,0% 100,0% 99 - 10 114.786 4.110 46.215 365.873 41.545 0 572.529 gesamt 20,0% 0,7% 8,1% 63,9% 7,3% 0,0% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Die Verteilung der Dreharbeiten weicht nur gering von den Werten der einzelnen Produktionsbranchen ab. Allein Hamburg machte mit dem größten Kontingent bis einschließlich 2009 eine Ausnahme. In 2010 ist am meisten in Nordrhein-Westfalen gedreht worden, was der führenden Rolle der NRW-Branche entspricht. Die Drehar- beiten in Hamburg waren stark rückläufig und hatten nur noch einen Marktanteil von 14 Prozent, in 2009 noch 36 Prozent.

Produktionsstudie 2009 und 2010 109

3/36 Langzeitvergleich: Game-Show nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1998 9.988 9.843 0 34.583 0 0 0 54.414 18,4% 18,1% 0,0% 63,6% 0,0% 0,0% 0,0% 100,0% 1999 22.197 5.441 0 39.021 0 1.100 180 67.939 32,7% 8,0% 0,0% 57,4% 0,0% 1,6% 0,3% 100,0% 2000 24.067 8.085 0 85.519 0 1.525 1.170 120.366 20,0% 6,7% 0,0% 71,0% 0,0% 1,3% 1,0% 100,0% 2001 41.579 8.295 3.800 45.282 900 23.926 480 124.262 33,5% 6,7% 3,1% 36,4% 0,7% 19,3% 0,4% 100,0% 2002 22.319 6.770 4.590 12.964 720 13.306 0 60.669 36,8% 11,2% 7,6% 21,4% 1,2% 21,9% 0,0% 100,0% 2003 3.208 4.626 4.504 19.693 1.740 2.241 0 36.012 8,9% 12,8% 12,5% 54,7% 4,8% 6,2% 0,0% 100,0% 2004 2.996 4.124 4.450 8.608 1.920 5.441 0 27.539 10,9% 15,0% 16,2% 31,3% 7,0% 19,8% 0,0% 100,0% 2005 3.119 0 6.125 7.700 3.722 2.898 75 23.639 13,2% 0,0% 25,9% 32,6% 15,7% 12,3% 0,3% 100,0% 2006 2.815 0 3.720 8.462 4.465 10.127 0 29.589 9,5% 0,0% 12,6% 28,6% 15,1% 34,2% 0,0% 100,0% 2007 1.760 5.746 3.052 11.034 1.530 475 23.597 7,5% 0,0% 24,4% 12,9% 46,8% 6,5% 2,0% 100,0% 2008 950 6.513 5.536 9.098 2.095 24.192 3,9% 0,0% 26,9% 22,9% 37,6% 8,7% 0,0% 100,0% 2009 1.000 1.158 6.817 4.170 3.095 2.902 0 19.142 5,2% 6,0% 35,6% 21,8% 16,2% 15,2% 0,0% 100,0% 2010 1.045 872 2.166 5.100 2.455 3.855 90 15.583 6,7% 5,6% 13,9% 32,7% 15,8% 24,7% 0,6% 100,0% 99 - 10 127.055 39.371 48.431 245.107 39.149 70.946 2.470 572.529 gesamt 22,2% 6,9% 8,5% 42,8% 6,8% 12,4% 0,4% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

3.2.4 Talk-Show

Die Talk-Shows verlieren weiterhin an Auftragsvolumen. Seit Beginn der Langzeitun- tersuchung in 1998 wurde nie ein so geringes Volumen nachgefragt. Während sich der relativ geringe Verlust in 2009 noch nahtlos in die Zeitreihe der Vorjahre einglie- derte, war der Abschwung in 2010 mit 11.000 Minuten deutlich stärker. In 2010 wur- de damit nicht einmal mehr halb so viel für das Genre produziert wie in seinen besten Zeiten. Vor allem dass sukzessive Auslaufen der nachmittäglichen Formate bei RTL

110 Produktionsstudie 2009 und 2010

und SAT.1 hat deutliche Spuren hinterlassen. RTL hat in 2009 die letzte derartige Produktion („Die Oliver Geissen Show“) auslaufen lassen und sich damit aus dem Genre praktisch zurückgezogen. Für SAT.1 wurde beim langjährigen Format „Zwei bei Kalwass“ noch weiter getalkt. Da die am Nachmittag ausgestrahlten Formate gleich fünfmal wöchentlich gesendet wurden, wiegt ihr Auslaufen schwer.

3/37 Langzeitvergleich: Talk-Show nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 8.877 10.440 34.808 40.608 6.241 100.974 8,8% 10,3% 34,5% 40,2% 6,2% 0,0% 100,0% 1999 12.294 7.690 35.100 62.368 8.560 126.012 9,8% 6,1% 27,9% 49,5% 6,8% 0,0% 100,0% 2000 9.128 11.620 42.000 59.128 11.599 133.475 6,8% 8,7% 31,5% 44,3% 8,7% 0,0% 100,0% 2001 17.463 10.172 38.959 38.944 11.251 116.789 15,0% 8,7% 33,4% 33,3% 9,6% 0,0% 100,0% 2002 12.777 10.520 33.005 51.560 14.305 122.167 10,5% 8,6% 27,0% 42,2% 11,7% 0,0% 100,0% 2003 18.533 10.360 31.690 30.195 14.760 1.960 107.498 17,2% 9,6% 29,5% 28,1% 13,7% 1,8% 100,0% 2004 18.987 8.430 21.984 35.534 13.510 2.480 100.925 18,8% 8,4% 21,8% 35,2% 13,4% 2,5% 100,0% 2005 14.250 12.018 19.665 41.517 16.395 103.845 13,7% 11,6% 18,9% 40,0% 15,8% 0,0% 100,0% 2006 1.380 10.555 23.790 37.055 4.655 0 77.435 1,8% 13,6% 30,7% 47,9% 6,0% 0,0% 100,0% 2007 2.970 11.623 21.321 33.310 5.040 240 74.504 4,0% 15,6% 28,6% 44,7% 6,8% 0,3% 100,0% 2008 0 7.312 25.626 33.963 5.495 72.396 0,0% 10,1% 35,4% 46,9% 7,6% 0,0% 100,0% 2009 1.150 5.394 29.830 27.971 5.985 0 70.330 1,6% 7,7% 42,4% 39,8% 8,5% 0,0% 100,0% 2010 2.996 6.390 25.996 17.502 6.255 0 59.139 5,1% 10,8% 44,0% 29,6% 10,6% 0,0% 100,0% 99 - 10 111.928 112.084 348.966 469.047 117.810 4.680 1.164.515 gesamt 9,6% 9,6% 30,0% 40,3% 10,1% 0,4% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Der erstaunlich große Verlust, den die NRW-Branche mit einem Minus von über 10.000 Minuten auf nur 18.000 Minuten erlitten hat, ist überwiegend auf die Einstel- lung solcher Formate zurückzuführen. Die NRW-Branche war über Jahre führend gewesen, hat diesen Rang aber schon 2009 an Hamburg abgetreten. In 2010 hatten

Produktionsstudie 2009 und 2010 111

die Produzenten in Nordrhein-Westfalen nur noch einen Marktanteil von knapp 30 Prozent. Im langjährigen Durchschnitt waren es 10 Prozentpunkte mehr. Die Produ- zenten in Hamburg erreichten in beiden Jahren Marktanteile von mehr als 40 Pro- zent. Sehr gering ist das Produktionsvolumen der Branche in Bayern, auch wenn die Produktion in 2010 erheblich gesteigert worden ist. Die Branchen in Berlin und in den sonstigen Ländern produzierten mengenmäßig auf demselben Niveau. Der langjähri- ge Marktanteil liegt für beide bei rund 10 Prozent.

3/38 Langzeitvergleich: Talk-Show nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1998 9.677 9.302 34.208 41.558 6.229 100.974 9,6% 9,2% 33,9% 41,2% 6,2% 0,0% 0,0% 100,0% 1999 12.234 7.128 35.385 59.631 11.484 150 126.012 9,7% 5,7% 28,1% 47,3% 9,1% 0,0% 0,1% 100,0% 2000 9.105 25.247 40.239 47.969 10.317 598 133.475 6,8% 18,9% 30,1% 35,9% 7,7% 0,4% 0,0% 100,0% 2001 10.122 22.746 36.568 29.886 14.902 2.565 116.789 8,7% 19,5% 31,3% 25,6% 12,8% 2,2% 0,0% 100,0% 2002 9.447 17.688 29.392 34.210 16.765 14.665 122.167 7,7% 14,5% 24,1% 28,0% 13,7% 12,0% 0,0% 100,0% 2003 17.258 17.785 28.725 24.195 15.245 4.290 107.498 16,1% 16,5% 26,7% 22,5% 14,2% 4,0% 0,0% 100,0% 2004 17.182 17.840 20.324 18.331 17.145 10.103 100.925 17,0% 17,7% 20,1% 18,2% 17,0% 10,0% 0,0% 100,0% 2005 15.180 20.592 17.910 28.260 6.975 14.898 30 103.845 14,6% 19,8% 17,2% 27,2% 6,7% 14,3% 0,0% 100,0% 2006 2.760 17.330 20.940 28.155 5.120 3.130 77.435 3,6% 22,4% 27,0% 36,4% 6,6% 4,0% 0,0% 100,0% 2007 1.350 15.362 18.126 29.253 6.379 3.940 94 74.504 1,8% 20,6% 24,3% 39,3% 8,6% 5,3% 0,1% 100,0% 2008 0 10.262 20.796 31.043 5.430 4.864 72.395 0,0% 14,2% 28,7% 42,9% 7,5% 6,7% 0,0% 100,0% 2009 900 15.285 20.532 23.601 6.405 2.246 1.360 70.329 1,3% 21,7% 29,2% 33,6% 9,1% 3,2% 1,9% 100,0% 2010 1.868 14.076 20.534 14.026 5.705 2.430 500 59.139 3,2% 23,8% 34,7% 23,7% 9,6% 4,1% 0,8% 100,0% 99 - 10 97.406 201.341 309.471 368.560 121.872 63.729 2.134 1.164.513 gesamt 8,4% 17,3% 26,6% 31,6% 10,5% 5,5% 0,2% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Die Produktionsvolumina nach dem Drehort unterscheiden sich kaum von jenen nach dem Sitz der Produzenten. Auch nach diesem Kriterium hat Nordrhein-Westfalen in

112 Produktionsstudie 2009 und 2010

2010 seine führende Position an Hamburg abgegeben. Mit jeweils rund 15.000 Minu- ten ist ein erheblicher Anteil in beiden Untersuchungsjahren in Berlin produziert wor- den. Die starke Position beruht insbesondere auf der Nähe zur Politik bzw. auf der Nähe der Drehorte zu den Politikern, die man als Gäste favorisiert.

Diese Daten verweisen auch auf einen inhaltlichen Wandel des Genres. Dominierten zu seinen Hochzeiten die werktäglichen Formate von privaten Sendern, so waren es zuletzt die abendlichen Talks von ARD und ZDF, die nicht ausschließlich politische Themen ins Zentrum stellen, aber diese überwiegen. Hält dieser Trend an, wird bei Folgeuntersuchungen zu klären sein, ob die Talk-Shows in der Oberkategorie Enter- tainment noch richtig angesiedelt sind, oder ob sie wegen ihrer inhaltlichen Ausges- taltung künftig zu den Info-Genres zu zählen sein werden.

Die privaten Sender – abgesehen von den Nachrichtenprogrammen n-tv und N24 – hatten in 2009 nur noch einen Anteil an der Genreproduktion von 37 Prozent, der in 2010 auf 30 Prozent gesunken ist. ARD und ZDF haben in 2010 ihre Nachfrage in Höhe von 11.000 bzw. 12.000 Minuten zwar nicht erhöht, haben wegen der gesun- kenen Gesamtproduktion zusammen inzwischen einen Anteil von 40 Prozent. Ein Jahr zuvor lag der Anteil bereits bei einem Drittel. Nimmt man die Dritten Programme mit ihrem Nachfragevolumen in Höhe von jeweils 16.000 Minuten in beiden Jahren hinzu, steigt der Anteil der öffentlich-rechtlichen Anstalten von 44 Prozent in 2009 auf zwei Drittel in 2010.

3/39 Talk-Show nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 2.753 4.186 3.938 150 11.027 ZDF 900 555 11.005 12.460 RTL 75 3.195 3.270 SAT.1 12.096 8.775 20.871 ntv und N24 1.036 180 3.841 5.057 Dritte 900 2.288 7.310 5.235 15.733 sonst. Sender 250 150 912 600 0 1.912 gesamt 1.150 5.394 29.830 27.971 5.985 0 70.330 Quelle: FORMATT-Institut

Produktionsstudie 2009 und 2010 113

3/40 Talk-Show nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 4.155 3.990 2.925 375 11.445 ZDF 675 1.065 9.342 910 45 12.037 SAT.1 11.544 3.870 15.414 ntv und N24 160 2.054 2.214 Dritte 538 1.170 960 7.743 5.325 15.736 sonst. Sender 1.783 510 2.293 gesamt 2.996 6.390 25.996 17.502 6.255 0 59.139 Quelle: FORMATT-Institut

114 Produktionsstudie 2009 und 2010

3.3 Die Informations-Genres

Die Informations-Genres weisen 2009 gegenüber dem Vorjahr einen erheblichen Volumenrückgang auf. Maßgeblich dafür ist insbesondere die erstmalige Nichtbe- rücksichtigung der tagesaktuellen Magazine. Die Auftragsproduktion von Informati- ons-Genres liegt vor allem deshalb zum ersten Mal seit Jahren wieder hinter dem Volumen der Entertainment-Genres zurück. Während diese im Jahr 2010 stagnier- ten, ist das Auftragsvolumen der Oberkategorie Information nach dem methodisch bedingten Volumenverlust in 2009 um 5 Prozent auf 236.000 Minuten gestiegen.

Bei der Akquisition dieser Genres sind die Produzenten in Bayern am erfolgreichs- ten. Ihr Marktanteil liegt bei rund 30 Prozent. Der Anteil der Produzenten in den sons- tigen Ländern war in den Untersuchungsjahren rückläufig. Ihr Marktanteil lag aller- dings weiterhin bei über einem Fünftel. Gleichfalls weniger produziert als in den Vor- jahren haben die Firmen in Hamburg. Deren Marktanteil lag bei 11 Prozent. Gestie- gen ist dagegen das Produktionsvolumen der Produzenten in Nordrhein-Westfalen und in Berlin auf einen Marktanteil von jeweils knapp 20 Prozent im Jahr.

Trotz der Einschränkung bei den Magazinen ist dieses Genre vom Umfang her ge- wichtiger geblieben als die Journalistischen Langformate, die allerdings in 2009 ei- nen stattlichen Zuwachs erzielt haben. Die sonstigen Informationssendungen erreich- ten insgesamt pro Jahr nur einen Umfang von unter 7.000 Minuten und sind entspre- chend randständig.

Produktionsstudie 2009 und 2010 115

3/41 Langzeitvergleich: Info gesamt nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 45.600 37.900 54.400 41.400 66.300 3.200 248.800 18,3% 15,2% 21,9% 16,6% 26,6% 1,3% 100,0% 1999 51.071 45.136 48.087 50.938 61.935 5.225 262.392 19,5% 17,2% 18,3% 19,4% 23,6% 2,0% 100,0% 2000 54.800 39.900 51.800 51.400 56.600 1.400 255.900 21,4% 15,6% 20,2% 20,1% 22,1% 0,5% 100,0% 2001 55.671 38.935 49.502 40.216 59.682 1.893 245.899 22,6% 15,8% 20,1% 16,4% 24,3% 0,8% 100,0% 2002 63.867 43.717 45.882 41.896 69.389 2.191 266.942 23,9% 16,4% 17,2% 15,7% 26,0% 0,8% 100,0% 2003 75.427 41.491 47.779 41.102 69.787 750 276.336 27,3% 15,0% 17,3% 14,9% 25,3% 0,3% 100,0% 2004 79.121 39.311 54.982 38.793 64.600 1.290 278.097 28,5% 14,1% 19,8% 13,9% 23,2% 0,5% 100,0% 2005 74.009 28.661 36.379 35.057 57.829 45 231.980 31,9% 12,4% 15,7% 15,1% 24,9% 0,0% 100,0% 2006 72.967 31.822 33.091 37.624 74.933 145 250.582 29,1% 12,7% 13,2% 15,0% 29,9% 0,1% 100,0% 2007 92.373 46.563 35.812 39.940 81.905 355 296.948 31,1% 15,7% 12,1% 13,5% 27,6% 0,1% 100,0% 2008 91.984 35.314 38.077 40.797 80.271 1.465 287.908 31,9% 12,3% 13,2% 14,2% 27,9% 0,5% 100,0% 2009 71.565 42.541 24.854 39.653 48.059 45 226.717 31,6% 18,8% 11,0% 17,5% 21,2% 0,0% 100,0% 2010 68.403 45.326 25.994 43.506 52.548 533 236.310 28,9% 19,2% 11,0% 18,4% 22,2% 0,2% 100,0% 99 - 10 851.258 478.717 492.239 500.922 777.538 15.337 3.116.011 gesamt 27,3% 15,4% 15,8% 16,1% 25,0% 0,5% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

116 2 ~ ~ ~ ~ • • • • j - ! • , • , • , E • • • • = • E • a ~ , • " , ! ! ! ! I ! ! I ! ! I ! I \\ , / I I , Produktionsstudie 2009und2010 ; • / , • , t , ) • • I I •

Produktionsstudie 2009 und 2010 117

3.3.1 Magazine

Magazine waren in dieser Studie stets das volumenstärkste Genre in der Auftrags- produktion. Der Rückgang um fast 80.000 Minuten oder annähernd 40 Prozent in 2009 ist überwiegend auf die anfangs beschriebene Neudefinition zurückzuführen. Erstmals wurden für 2009 tagesaktuelle Magazine nicht mehr berücksichtigt. Dass diese für die Informationsvermittlung tradierte Form der Aufbereitung und Präsentati- on bei den Sendern nach wie vor hoch im Kurs ist, zeigt der Anstieg der Produktion in 2010 um 5 Prozent auf 130.000 Minuten. Zugleich zählen Magazine zu den weni- gen Genres, die fast von allen Sendern genutzt werden. Für manche Programme, etwa ARD und ZDF, werden sie allerdings fast ausschließlich intern hergestellt, ent- sprechend spielen diese Programme bei der Auftragsproduktion nur eine geringe Rolle. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten lassen aber erhebliche Volumina sowohl für die Dritten Programme als auch für ihre Spartenprogramme produzieren.

Wegen der Neudefinition sind in 2009 die Produktionsvolumina aller Länderbranchen bis auf jene in Berlin rückläufig gewesen. Bei den Größenverhältnissen der Länder- branchen hat sich aber dennoch kaum etwas verändert. Die Branche in Bayern ist der Marktführer geblieben, gefolgt von den Firmen in den sonstigen Ländern und in Nordrhein-Westfalen. Allein jene in Hamburg und in Berlin haben die Plätze ge- tauscht. Die Branche in Hamburg hat relativ am meisten eingebüßt, da in Hamburg gleich zwei Firmen ansässig sind, die jeweils zwei – in großen Teilen identische – Regionalmagazine über Hamburg und Schleswig-Holstein sowie über Niedersachsen und Bremen für RTL und für SAT.1 produzieren. Diese Rangfolge ist auch in 2010 unverändert geblieben.

118 Produktionsstudie 2009 und 2010

3/42 Langzeitvergleich: Magazin nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 40.191 29.957 40.140 36.146 59.696 1.800 207.930 19,3% 14,4% 19,3% 17,4% 28,7% 0,9% 100,0% 1999 39.172 37.444 32.625 36.692 52.326 4.730 202.989 19,3% 18,4% 16,1% 18,1% 25,8% 2,3% 100,0% 2000 43.791 33.066 37.089 35.655 45.839 980 196.420 22,3% 16,8% 18,9% 18,2% 23,3% 0,5% 100,0% 2001 39.174 26.712 32.009 26.948 43.497 506 168.846 23,2% 15,8% 19,0% 16,0% 25,8% 0,3% 100,0% 2002 43.853 29.101 29.386 25.324 51.572 1.332 180.568 24,3% 16,1% 16,3% 14,0% 28,6% 0,7% 100,0% 2003 56.208 30.251 31.990 24.490 52.960 90 195.989 28,7% 15,4% 16,3% 12,5% 27,0% 0,0% 100,0% 2004 55.208 26.454 38.697 24.398 47.840 125 192.722 28,6% 13,7% 20,1% 12,7% 24,8% 0,1% 100,0% 2005 53.932 19.285 22.379 23.664 43.469 162.729 33,1% 11,9% 13,8% 14,5% 26,7% 0,0% 100,0% 2006 53.118 20.597 20.870 24.121 58.808 177.514 29,9% 11,6% 11,8% 13,6% 33,1% 0,0% 100,0% 2007 74.203 27.112 16.824 23.702 59.502 201.343 36,9% 13,5% 8,4% 11,8% 29,6% 0,0% 100,0% 2008 78.931 14.871 17.825 24.055 64.516 1.200 201.398 39,2% 7,4% 8,9% 11,9% 32,0% 0,6% 100,0% 2009 51.673 18.848 4.156 23.290 27.262 0 125.229 41,3% 15,1% 3,3% 18,6% 21,8% 0,0% 100,0% 2010 48.460 17.831 5.290 28.200 30.897 0 130.678 37,1% 13,6% 4,0% 21,6% 23,6% 0,0% 100,0% 99 - 10 637.723 301.572 289.140 320.539 578.488 8.963 2.136.425 gesamt 29,9% 14,1% 13,5% 15,0% 27,1% 0,4% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Die bayerischen Produzenten profitierten sehr stark von den dort ansässigen Sen- dern PRO7, K1 und RTL2, die ihren gesamten Bedarf bzw. fast den ganzen (PRO7) in Bayern produzieren ließen. Von den dortigen Sendern verteilte allein SAT.1 die Produktionsaufträge stärker in andere Länder. Fast ausschließlich in Nordrhein- Westfalen ließ RTL produzieren. Wichtige Auftraggeber für die NRW-Firmen waren neben den Dritten Programmen insbesondere VOX und die sonstigen Sender. Be- merkenswert ist die relativ stark gestiegene Nachfrage der sonstigen Sender in 2010 auf 12.000 Minuten. Das ist mehr als selbst ein ansonsten großer Nachfrager wie SAT.1 beauftragte. Die Volumensteigerung des Genres in 2010 basierte insbesonde- re auf der höheren Nachfrage der Dritten Programme, von arte/3sat/Kika sowie der

Produktionsstudie 2009 und 2010 119

sonstigen Programme. Größter Produzent des Genres ist nach wie vor die Janus TV GmbH in München, die für K1 die großvolumigen „Abenteuer“-Formate sowie „K1 – Das Magazin“ herstellt. Die noch junge RTL-Tochter infoNetwork GmbH hat sich mit Aufträgen für RTL bereits unter die führenden Firmen eingereiht. Andere Firmen pro- fitierten von werktäglich ausgestrahlten Formaten mit dem dafür nötigen großen Pro- duktionsvolumen.

3/43 Magazin nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 510 120 630 ZDF 90 180 180 580 1.030 RTL 1.680 13.060 14.740 SAT.1 525 3.815 426 1.440 4.200 10.406 PRO7 17.108 2.514 50 19.672 K1 16.723 16.723 RTL2 6.380 6.380 VOX 1.403 2.496 2.627 6.526 arte/3sat/Kika 1.199 6.924 1.090 506 3.189 12.908 Dritte 2.935 1.202 405 2.715 18.853 26.110 sonst. Sender 5.310 1.897 375 2.252 270 10.104 gesamt 51.673 18.848 4.156 23.290 27.262 0 125.229 Quelle: FORMATT-Institut

3/44 Magazin nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 840 840 ZDF 30 30 90 135 670 955 RTL 1.680 11.990 85 13.755 SAT.1 730 2.970 1.880 1.890 4.434 11.904 PRO7 15.043 2.300 17.343 K1 16.733 90 16.823 RTL2 3.960 765 4.725 VOX 1.835 3.497 5.332 arte/3sat/Kika 2.269 8.426 816 3.728 15.239 Dritte 2.655 1.524 540 4.815 21.980 31.514 sonst. Sender 5.205 2.491 1.100 3.452 12.248 gesamt 48.460 17.831 5.290 28.200 30.897 0 130.678 Quelle: FORMATT-Institut

120 Produktionsstudie 2009 und 2010

3.3.2 Journalistische Langformate

Für die Journalistischen Langformate hat sich auch in den jüngsten Untersuchungs- jahren der langjährige Trend einer unsteten Nachfrage bestätigt. Diese Nachfrage bildet für einen erheblichen Teil der Produktionsbranche die Existenzgrundlage. Die Zahl der in diesem Genre engagierten Produzenten ist von 394 in 2008 erneut ge- stiegen auf 426 in 2009 und 420 Betriebe in 2010 (vgl. Tab. 3/48). Diese journalis- tisch arbeitenden Firmen sind überwiegend sehr klein und stellen in der Gesamt- branche das Gros der Mini-Firmen, oft nur aus einer Einzelfirma eines Journalisten bestehend, der nur projektbezogen auf der Basis von Werkverträgen Mitarbeiter, z. B. Kameraleute, beschäftigt. Viele dieser Journalisten produzieren allerdings nicht nur Dokumentationen, Reportagen, Features oder Porträts fürs Fernsehen. Sie stel- len auch Imagefilme für Firmen und Institutionen oder auch Schulungsmaterial für diverse Zwecke her. Diese Aktivitäten werden im Rahmen der vorliegenden Studie weder untersucht, noch in den Mengengerüsten berücksichtigt. Gerade die nicht auf das Fernsehen bezogene Nachfrage scheint in den letzten Jahren erheblich ge- wachsen zu sein, mutmaßlich weil immer mehr Auftraggeber Bewegtbilder und Filme unterschiedlicher Formate für ihre Internetportale ordern. Gleichfalls nicht berück- sichtigt bleiben Magazinbeiträge. Auch diese kurzen Stücke sind für viele Produzen- ten ein wesentlicher Teil ihrer Existenzgrundlage.

Das wichtigste Betätigungsfeld dürfte weiterhin die Nachfrage der Fernsehsender nach Langformaten geblieben sein. Dieser Eindruck hat sich erneut über Gespräche mit Produzenten ergeben, wobei diese Gespräche allerdings keinerlei Repräsentati- vität beanspruchen können. Die kräftige Nachfragesteigerung nach journalistischen Formaten insbesondere im Jahr 2009 war daher für diesen Teil der Produktionsbran- che von hoher Relevanz. Die Nachfrage war von 79.000 Minuten in 2008 immerhin auf 95.000 Minuten gestiegen. Im Jahr 2010 stieg die Produktion noch einmal leicht auf 99.000 Minuten. Im Langzeitvergleich entspricht die Nachfrage in 2010 dem ab- solut höchsten Wert und das Volumen in 2009 war der zweithöchste Wert. Trotz der in den Einzeljahren stark schwankenden Nachfrage zeigt Tab. 3/45 deutlich, wie stark die Nachfrage im Longrun gewachsen ist.

Produktionsstudie 2009 und 2010 121

3/45 Langzeitvergleich: Journalistische Langformate nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 5.384 7.969 14.228 5.215 6.655 1.384 40.835 13,2% 19,5% 34,8% 12,8% 16,3% 3,4% 100,0% 1999 11.839 7.662 12.284 8.903 8.908 495 50.091 23,6% 15,3% 24,5% 17,8% 17,8% 1,0% 100,0% 2000 10.932 6.679 12.380 11.683 10.120 441 52.235 20,9% 12,8% 23,7% 22,4% 19,4% 0,8% 100,0% 2001 16.091 10.131 15.438 11.498 15.330 1.372 69.860 23,0% 14,5% 22,1% 16,5% 21,9% 2,0% 100,0% 2002 18.984 12.646 14.439 13.017 17.266 859 77.211 24,6% 16,4% 18,7% 16,9% 22,4% 1,1% 100,0% 2003 17.719 9.777 13.554 15.182 16.337 660 73.229 24,2% 13,4% 18,5% 20,7% 22,3% 0,9% 100,0% 2004 20.485 11.237 14.185 12.720 15.625 1.165 75.417 27,2% 14,9% 18,8% 16,9% 20,7% 1,5% 100,0% 2005 18.254 8.221 14.000 10.923 13.247 45 64.690 28,2% 12,7% 21,6% 16,9% 20,5% 0,1% 100,0% 2006 19.369 10.835 12.131 10.073 14.025 145 66.578 29,1% 16,3% 18,2% 15,1% 21,1% 0,2% 100,0% 2007 16.288 18.628 18.928 15.618 21.912 355 91.729 17,8% 20,3% 20,6% 17,0% 23,9% 0,4% 100,0% 2008 11.313 17.278 20.252 15.243 14.632 265 78.983 14,3% 21,9% 25,6% 19,3% 18,5% 0,3% 100,0% 2009 18.897 22.033 19.700 14.698 19.409 45 94.782 19,9% 23,2% 20,8% 15,5% 20,5% 0,0% 100,0% 2010 17.403 27.082 20.704 12.926 20.326 533 98.974 17,6% 27,4% 20,9% 13,1% 20,5% 0,5% 100,0% 99 - 10 197.574 162.209 187.995 152.484 187.137 6.380 893.779 gesamt 22,1% 18,1% 21,0% 17,1% 20,9% 0,7% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Von dieser Steigerung haben die Branchen in allen Bundesländern profitiert. Be- trachtet man die Marktanteile, so zeigt sich ein Zugewinn vor allem in Berlin und bei den sonstigen Ländern, deren Branchen in den Untersuchungsjahren mit Marktantei- len von über 20 Prozent jeweils auf Rang 3 lagen. Mehr Volumen akquiriert hatten in beiden Jahren die Produzenten in Berlin und in Hamburg. Die Branche in Berlin ist in 2009 zum Marktführer aufgestiegen. Die NRW-Branche weist gemessen an ihren sonstigen Marktpositionen bei den Journalistischen Langformaten schon traditionell eher schwache Werte auf. Die bayerischen Produzenten hatten in den Vorjahren Marktanteile eingebüßt, haben diesen Verlust in 2009 und 2010 in Teilen wieder

122 Produktionsstudie 2009 und 2010

wettgemacht. Der Marktanteil blieb allerdings unter dem langjährigen Durchschnitts- wert.

Das gute Abschneiden der Branchen in den sonstigen Ländern basiert insbesondere auf der Auftragsvergabe der Dritten Programme, die in diesem Genre einen unge- wöhnlich hohen Anteil vergeben, der in 2009 bei einem Drittel und in 2010 bei knapp 40 Prozent lag. Da bei den Dritten Programmen inhaltlich ein Fokus auch auf dem jeweils regionalen Geschehen liegt, profitieren die jeweils ansässigen Firmen auch aus diesem Grunde. Insgesamt hatten die öffentlich-rechtlichen Programme an die- sem Genre einen Anteil von rund zwei Dritteln des Gesamtvolumens in 2009 und gut 70 Prozent in 2010.

Auch innerhalb der Gruppe der privaten Sender zeigen sich markante Unterschiede zu anderen Genres. Beispielsweise ging in 2010 die größte Nachfrage vom Sender VOX und nicht von RTL oder von SAT.1 aus. In dieser Spitzenstellung ist immer noch ein Stück der Genese des Senders VOX erkennbar, der einst als Informations- programm gestartet worden ist. Andererseits zeigte PRO7 mit einer äußerst begrenz- ten Nachfrage kaum Interesse an diesem Genre. Beim Sender K1 war das Interesse deutlich ausgeprägter. Auch die beiden Nachrichtenprogramme N24 und n-tv weisen nur geringe Nachfragen aus. Die Langformate sind für deren kleinteilig strukturierte Programmschemata wenig geeignet.

Bestimmend für die hohe Nachfrage der öffentlich-rechtlichen Spartenprogramme ist der große Bedarf von arte. Etliche Produktionen, die nach dem arte-Vertrag von den ARD-Anstalten und dem ZDF zum arte-Programm beizusteuern sind, werden auch von anderen öffentlich-rechtlichen Programmen ausgestrahlt. Ähnliches gilt auch für die mengenmäßig allerdings deutlich geringeren Sendungen, die zuerst von 3sat ausgestrahlt werden. Umgekehrt werden für das Programm von 3sat allerdings auch die Archive von ARD und ZDF in großem Ausmaß genutzt. Der Kinderkanal hat nur geringe Bedarfe. Für den Ereigniskanal Phoenix werden nur in seltenen Ausnahmen Aufträge vergeben. Das Programm wird überwiegend eigen produziert oder mit Ma- terial von ARD und ZDF bestückt. Die jüngeren Digitalen Spartenkanäle von ARD und ZDF hatten in der Untersuchungszeit noch keine Bedeutung für die Produktions- branche.

Produktionsstudie 2009 und 2010 123

3/46 Journalistische Langformate nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 515 641 1.598 963 1.977 0 5.694 ZDF 1.918 1.211 1.489 1.720 2.307 0 8.645 RTL 1.171 500 420 1.925 2.572 0 6.588 SAT.1 1.080 1.260 1.770 570 72 0 4.752 PRO7 484 0 0 585 0 0 1.069 K1 2.530 30 0 0 23 2.583 RTL2 630 1.266 180 633 0 0 2.709 VOX 2.695 0 5.351 182 0 0 8.228 Phoenix/arte/ 3sat/Kika 2.248 7.092 2.985 2.925 3.899 0 19.149 Dritte 4.986 9.669 5.281 4.595 7.444 45 32.020 sonst. Sender 252 90 97 144 670 0 1.253 ohne Sender 373 274 419 478 320 0 1.864 gesamt 18.882 22.033 19.590 14.720 19.284 45 94.554 Quelle: FORMATT-Institut

3/47 Journalistische Langformate nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 653 464 2.956 902 1.036 6.011 ZDF 751 1.538 893 2.273 2.093 7.548 RTL 770 347 191 597 2.531 4.436 SAT.1 1.255 479 1.020 45 2.799 PRO7 166 74 165 70 475 K1 3.525 135 30 410 30 4.130 RTL2 1.170 93 450 585 170 2.468 VOX 2.476 6.643 790 320 10.229 Phoenix/arte/ 3sat/Kika 1.464 6.416 1.689 3.544 4.935 218 18.266 Dritte 4.704 16.494 6.087 3.322 8.489 225 39.321 sonst. Sender 115 485 278 30 250 0 1.158 ohne Sender 309 602 302 308 497 90 2.108 gesamt 17.358 27.127 20.704 12.876 20.351 533 98.949 Quelle: FORMATT-Institut

Auf die Darstellung der Drehorte kann bei den Journalistischen Langformaten ver- zichtet werden, da sie für die einzelne Produktion zu allererst inhaltlich bestimmt sind. Schwerpunkte sind dennoch teilweise erkennbar und sujetbedingt. Beispiels-

124 Produktionsstudie 2009 und 2010

weise genießt bei der politischen Berichterstattung Berlin als Drehort hohe Relevanz. Andererseits spiegeln sich regelmäßige Programmplätze bei einzelnen der Dritten Programme wider, so etwa die „Nordreportage“ des NDR.

Bei der regionalen Verteilung der aktiven Produktionsfirmen liegen die sonstigen Länder vorn. Aktive Produktionsfirmen im Sinne dieser Studie sind jene, die im jewei- ligen Untersuchungsjahr mindestens an einer Sendung mit einer Mindestlänge von 15 Minuten beteiligt waren. Die Anzahl aktiver Firmen war in den sonstigen Ländern mit 115 in 2008 und 2009 sowie 117 in 2010 weitgehend stabil. Die Branchen in Ber- lin (2008: 91; 2009: 92; 2010: 86) und Nordrhein-Westfalen (2008: 88; 2009: 92; 2010: 90) sind annähernd gleich stark. In Bayern schwankte die Anzahl zuletzt stär- ker: 2008: 62; 2009: 77 und 2010: 70 Firmen. Hamburg verzeichnet deutliche Zu- wächse von 35 Firmen in 2008 auf 50 in 2009 und 57 in 2010.

3/48 Aktive Genreproduzenten in 2010, 2009 und 2008 Bundesland Anzahl aktiver Gesamtvolumen durchschnittliches Produzenten in 1.000 Minuten Volumen pro Betrieb 2010 2009 2008 2010 2009 2008 2010 2009 2008 Bayern 70 77 62 17.400 18.900 11.300 249 245 182 Berlin 86 92 91 27.100 22.000 17.300 315 239 190 Hamburg 57 50 35 20.700 19.700 20.300 363 394 580 Nordrhein-Westf. 90 92 88 12.900 14.700 15.200 143 160 173 sonstige Länder 117 115 115 20.300 19.400 14.700 174 169 128 keine Angaben 0 0 3 500 45 300 0 0 100 gesamt 420 426 394 98.900 94.745 79.100 235 222 201

Quelle: FORMATT-Institut

Mit der Steigerung der Nachfrage einher ging auch eine Erhöhung der durchschnittli- chen Jahresproduktion der Firmen. Betrug diese im Jahr 2008 noch 201 Minuten, so stieg der Durchschnitt in 2009 auf 222 und in 2010 auf 235 Minuten. Die Werte für die einzelnen Länderbranchen weichen allerdings zum Teil deutlich von dem bun- desweiten Durchschnitt ab. Die höchsten Werte werden – schon traditionell – in Hamburg mit einem Jahresoutput von 394 (2009) bzw. 363 Minuten (2010) erzielt. Deutlich gestiegen ist der Durchschnittswert für die Branche in Berlin von 190 Minu- ten in 2008 über 239 auf 315 Minuten in 2010. Auch die bayerischen Produzenten haben sich von rund 180 auf knapp 250 Minuten in beiden Untersuchungsjahren ver-

Produktionsstudie 2009 und 2010 125

bessert. Gleichfalls gestiegen sind die Werte für die sonstigen Länder. Diese liegen aber weiterhin deutlich unter dem Bundesschnitt. Verschlechtert haben sich die Wer- te allein in Nordrhein-Westfalen. Hatte die Durchschnittsproduktion in 2008 noch in der Nähe des Bundesdurchschnitts gelegen, so lag der NRW-Wert in 2010 mit 143 Minuten über 90 Minuten unter dem nationalen Durchschnitt.

Bei der Rangfolge der Produzenten mit dem größten Genrevolumen ist wie in den Vorjahren das Spezifikum Drittsendelizenz von großer Bedeutung. Die mit diesen Lizenzen verbundenen wöchentlichen Sendetermine sind die Basis für einen hohen Produktionsausstoß. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Unternehmen über meh- rere solcher Sendeplätze verfügt, wie etwa die Spiegel TV GmbH. Seit Jahren führt die Firma den Reigen der großen Produzenten des Genres an und zwar regelmäßig mit großem Vorsprung (vgl. auch Kap. 2.x). Allein in 2009 und 2010 weist die AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion in Berlin größere Produktionsvolumina aus. Die- se basieren im Wesentlichen auf dem Format „südwild“, das vom Bayerischen Rund- fünfmal wöchentlich ausgestrahlt worden ist. Focus TV in München (in beiden Jahren deutlich über 2.000 Minuten) und die AZ Media in Hannover (jeweils über 2.500 Minuten) verfügen gleichfalls über Sendelätze mit Drittlizenz. Auch die Süd- deutsche TV GmbH gehört über eine Kooperation mit der DCTP in Düsseldorf zum Kreis der privilegierten Firmen. Ohne eine solche Absicherung aber mit einem wö- chentlichen Sendeplatz bei arte für die Reportagereihe 360 Grad platziert sich die Firma Medienkontor in Berlin unter die führenden Produzenten. Ähnlich wie die ande- ren Firmen produziert auch Medienkontor daneben noch einzelne Produktionen. Auch Studio Hamburg engagiert sich mehr und mehr in diesem Genre. Erstmals in 2010 tauchen gleich zwei Firmen der Gruppe unter den führenden Produzenten auf. Zuvor war dies schon der Tochterfirma Cinecentrum gelungen. Nachdem Studio Hamburg in jüngster Zeit die Interessen an diesem Genre in einer neuen Firma ge- bündelt hat, könnte auch diese künftig im Kreis der Großproduzenten vertreten sein. Innerhalb der Bavaria-Gruppe hat diese Funktion das Beteiligungsunternehmen Gruppe 5 in Köln mit wachsendem Produktionsvolumen übernommen. In einzelnen Jahren kommen auch immer mal wieder einzelne Firmen auf hohe Gesamtprodukti- onen, so etwa in 2009 die Firma megaherz in München. Voraussetzung dafür ist in der Regel ein Format mit hoher Folgenzahl. Allein auf der Basis von Einzelaufträgen ist ein Outputvolumen von mehr als 1.000 Minuten kaum zu erreichen.

126 Produktionsstudie 2009 und 2010

3.4 Sonstige Produktionen

Die Residualkategorie Sonstiges ist über die Jahre deutlich angewachsen und hat auch im Jahr 2009 noch einmal beim Gesamtvolumen auf 59.000 Minuten zugelegt. Erstmals seit Jahren wurde dann aber für 2010 ein Absinken registriert. Zuletzt wur- den nur noch 52.000 Minuten erreicht und damit sogar weniger als noch in 2008. Grund für die beträchtlichen Steigerungen der letzten Jahre war der enorme Boom von Kochsendungen bei fast allen Sendern. Sendungen zu diesem Thema waren schon vor dem Ausbruch dieses Booms der Residualkategorie zugeordnet worden. Manche Formate könnte man inzwischen auch einer Kategorie Prominenz zuordnen, denn mehr und mehr sind Köche mit und ohne Sterne im Zuge des medialen Booms, der nicht nur das Fernsehen erfasst hat, zu Promis avanciert, die entsprechend nun auch in anderen Formaten als Gäste auftauchen. Überspitzt: Es wird nicht nur in al- len Medien gekocht, sondern Köche geben inzwischen zu allen möglichen Themen ihren Senf dazu.

Die Koch-Formate machen inzwischen den Löwenanteil der Kategorie Sonstiges aus. Beteiligt daran waren in 2010 18 und in 2009 17 Programme. Die jeweils größ- ten Kontingente entfallen auf den Sender VOX, dessen Zuschauer sich offensichtlich nicht satt sehen können. „Das perfekte Dinner“ und der Ableger „Das perfekte Promi- Dinner“ sind seit Jahren ein Evergreen, der an keinem Werktag fehlen darf. Hinzuge- kommen sind „Unter Volldampf“ mit großer Folgenzahl sowie die „Kocharena“ oder der „Kochchampion“. In 2009 hat VOX allein für Kochformate ein Volumen von über 23.000 Minuten produzieren lassen. In 2010 waren es mit gut 15.000 deutlich weni- ger. Zweitgrößter Auftraggeber in dieser Kategorie war das ZDF mit gut 14.000 Minu- ten in 2009 und 23.000 Minuten in 2010. Auch beim ZDF geht es vor allem um Koch- Formate mit großer Folgenzahl: „Topfgeldjäger“, „Die Küchenschlacht“ (manchmal auch „auf hoher See“) und hinzu kommen Promis wie Lafer, Lichter oder Lanz mit ihren Sendungen.

Die anderen Sender beauftragen jeweils nur deutlich kleinere Volumina. Eine Aus- nahme bildet allein „Das Fast-Food-Duell“ bei K1 in 2009 mit immerhin 230 Folgen.

Produktionsstudie 2009 und 2010 127

Die höchste Jahresproduktion erreichte die ITV Studios Germany in Köln mit den oben genannten Formaten für VOX (in 2009: 22.000; 2010: 16.000) und die Fern- sehmacher GmbH & Co KG in Hamburg mit den entsprechenden Aufträgen des ZDF (2009: 11.000; 2010: 19.000).

3/49 Langzeitvergleich: Sonstiges nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1998 4.004 5.577 5.149 3.208 5.142 656 23.736 16,9% 23,5% 21,7% 13,5% 21,7% 2,8% 100,0% 1999 6.600 5.900 800 4.800 5.700 200 24.000 27,5% 24,6% 3,3% 20,0% 23,8% 0,8% 100,0% 2000 9.703 6.204 840 11.216 6.099 380 34.442 28,2% 18,0% 2,4% 32,6% 17,7% 1,1% 100,0% 2001 10.200 5.700 600 8.200 4.600 100 29.400 34,7% 19,4% 2,0% 27,9% 15,6% 0,3% 100,0% 2002 6.593 5.638 404 21.484 4.715 2.340 41.174 16,0% 13,7% 1,0% 52,2% 11,5% 5,7% 100,0% 2003 5.204 5.498 6.614 12.715 5.738 90 35.859 14,5% 15,3% 18,4% 35,5% 16,0% 0,3% 100,0% 2004 3.569 7.361 7.853 15.470 3.930 38.183 9,3% 19,3% 20,6% 40,5% 10,3% 0,0% 100,0% 2005 2.148 5.065 1.284 20.010 9.262 37.769 5,7% 13,4% 3,4% 53,0% 24,5% 0,0% 100,0% 2006 2.832 20.207 4.538 6.318 8.495 42.390 6,7% 47,7% 10,7% 14,9% 20,0% 0,0% 100,0% 2007 2.615 2.045 4.670 26.991 7.570 43.891 6,0% 4,7% 10,6% 61,5% 17,2% 0,0% 100,0% 2008 3.865 2.486 15.865 27.236 7.449 56.901 6,8% 4,4% 27,9% 47,9% 13,1% 0,0% 100,0% 2009 4.045 930 21.251 26.903 5.827 58.956 6,9% 1,6% 36,0% 45,6% 9,9% 0,0% 100,0% 2010 3.330 546 23.259 17.030 7.818 51.983 6,4% 1,1% 44,7% 32,8% 15,0% 0,0% 100,0% 99 - 10 60.704 67.580 87.978 198.373 77.203 3.110 494.948 gesamt 12,3% 13,7% 17,8% 40,1% 15,6% 0,6% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

128 Produktionsstudie 2009 und 2010

3/50 Langzeitvergleich: Sonstiges nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1999* 0

2000 962 577 42 7.391 7.357 16.816 1.297 34.442 2,8% 1,7% 0,1% 21,5% 21,4% 48,8% 3,8% 100,0% 2001 468 159 391 6 26 662 126 1.838 25,5% 8,7% 21,3% 0,3% 1,4% 36,0% 6,9% 100,0% 2002 3.870 2.968 60 15.496 6.225 12.396 159 41.174 9,4% 7,2% 0,1% 37,6% 15,1% 30,1% 0,4% 100,0% 2003 2.012 2.617 1.041 6.511 5.675 15.360 2.643 35.859 5,6% 7,3% 2,9% 18,2% 15,8% 42,8% 7,4% 100,0% 2004 5.081 690 421 10.869 5.033 15.011 1.078 38.183 13,3% 1,8% 1,1% 28,5% 13,2% 39,3% 2,8% 100,0% 2005 1.938 6.091 233 13.683 4.249 10.602 973 37.769 5,1% 16,1% 0,6% 36,2% 11,2% 28,1% 2,6% 100,0% 2006 941 3.615 1.446 3.227 4.711 27.775 450 42.165 2,2% 8,6% 3,4% 7,7% 11,2% 65,9% 1,1% 100,0% 2007 1.297 2.920 4.925 9.004 3.850 20.982 902 43.880 3,0% 6,7% 11,2% 20,5% 8,8% 47,8% 2,1% 100,0% 2008 900 2.868 8.230 4.688 4.035 35.480 700 56.901 1,6% 5,0% 14,5% 8,2% 7,1% 62,4% 1,2% 100,0% 2009 1.080 60 12.705 6.818 3.520 34.323 450 58.956 1,8% 0,1% 21,5% 11,6% 6,0% 58,2% 0,8% 100,0% 2010 1.130 83 21.519 2.465 6.636 19.410 740 51.983 2,2% 0,2% 41,4% 4,7% 12,8% 37,3% 1,4% 100,0% 99 - 10 19.679 22.648 51.013 80.158 51.317 208.817 9.518 443.150 gesamt 4,4% 5,1% 11,5% 18,1% 11,6% 47,1% 2,1% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut * keine Angaben

Produktionsstudie 2009 und 2010 129

3/51 Sonstiges nach Sendern und Sitz 2009 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 360 720 780 780 2.640 ZDF 1.080 13.201 14.281 RTL 60 45 60 165 SAT.1 1.200 27 1.227 K1 7.090 7.090 VOX 23.135 23.135 arte/3sat/Kika 60 240 300 Dritte 495 120 90 5.460 6.165 sonst. Sender 2.110 150 1.653 40 3.953 gesamt 4.045 930 21.251 26.903 5.827 0 58.956 Quelle: FORMATT-Institut

3/52 Sonstiges nach Sendern und Sitz 2010 Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt ARD 50 460 510 ZDF 1.095 21.609 22.704 RTL 225 225 SAT.1 110 500 27 637 K1 0 VOX 15.725 15.725 arte/3sat/Kika 500 240 740 Dritte 570 1.080 180 7.542 9.372 sonst. Sender 1.615 46 400 9 2.070 gesamt 3.330 546 23.259 17.030 7.818 0 51.983 Quelle: FORMATT-Institut

130 Produktionsstudie 2009 und 2010

4. Sender

Die Entwicklung des Nachfragevolumens für die einzelnen Programme ist sehr un- stet verlaufen. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist die schwankende Entwicklung des Werbemarktes von dem die privaten Anbieter vollständig abhängen. Der Wett- bewerb untereinander spielt in Deutschland eine geringere Rolle als in manchem europäischen Nachbarland. Hierzulande sind die Marktpositionen abgesehen von den kleinsten Sendern gefestigt. In die Phalanx der etablierten einzudringen, gelingt ihnen nicht. Einige der kleinen Sender mussten in den letzten Jahren sogar aufgeben oder verkauft werden. Offen ist auch, ob die jeweils drei kleinen Ableger von ARD und ZDF, die zuvor praktisch ausschließlich mit Wiederholungen aus den Archiven der Muttersender bestückt worden waren, sich mit geänderten Positionierungen und Programmnamen (z. B. ZDFneo und ZDFdoku) größere Publika als zuvor erreichen werden. Zumal jüngere Zielgruppen in deutlich größerem Maß zu erreichen als bis- her, dürfte in diesem besonders umkämpften Marktsegment schwierig sein. Anders als etwa in Italien dürften in Deutschland auch vom Pay-TV weiterhin keine Umbrü- che ausgehen. Der Markt wächst in Deutschland dafür viel zu langsam.

Aus der Sicht der Produktionsbranche haben sich insbesondere die beiden großen Privatsender RTL und SAT.1 problematisch entwickelt. Gegenüber der früheren Ent- wicklung mit steigender Nachfrage ist diese in den letzten Jahren deutlich rückläufig. Schon in 2008 hatten beide Sender die Auftragsproduktion zurückgefahren: RTL von 128.000 auf 109.000 Minuten, SAT.1 von 132.000 auf 126.000 Minuten. In 2009 ist die Nachfrage beider Sender auf unter 90.000 Minuten gesunken, wobei sich aller- dings auch die erstmalige Nichtberücksichtigung tagesaktueller Magazine auswirkt (vgl. dazu Kap. 1). Im Jahr 2010 hat sich dieser Nachfragerückgang nahtlos fortge- setzt: RTL orderte nur 76.000 Minuten, SAT.1 70.000. Eine der Ursachen für diese Entwicklung dürfte der rapide Rückgang der Werbeeinnahmen in 2009 gewesen sein, der allerdings nicht bei allen Privatprogrammen schon in 2010 zur Streichung von Auftragsproduktionen geführt hat.

Die beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme sind gemessen am Auftragsvolu- men inzwischen gewichtiger für die Produktionsbranche als RTL und SAT.1. Die ARD weist für die letzten vier Untersuchungsjahre eine relativ konstante Nachfrage

Produktionsstudie 2009 und 2010 131

von in Summe rund 90.000 Minuten auf. Die Entwicklung beim ZDF verlief unstet: Zunächst ging das Auftragsvolumen in 2008 zurück, wurde dann in 2009 um 13.000 auf 85.000 Minuten gesteigert und erreichte in 2010 fast 100.000 Minuten. Damit lag das ZDF erstmals seit Beginn der Langzeituntersuchung vor der ARD.

Die Dritten Programme hatten ihre Nachfrage in 2008 um 14.000 Minuten gegenüber dem Vorjahr erhöht. Dieser Mehrbedarf wurde weiter gesteigert und lag in 2010 bei 125.000 Minuten. Das ist zugleich die höchste Nachfrage. Die öffentlich-rechtlichen Spartenprogramme haben ihre Auftragsvergaben gleichfalls erhöht: in 2009 deutlich auf 42.000 Minuten und in 2010 auf 45.000 Minuten. Der Kinderkanal, 3sat und arte werden im Wesentlichen vom ZDF und von den ARD-Anstalten bestückt. Bei arte kommt der französische Partner hinzu.

Bei den mittelgroßen Privatprogrammen ist die Nachfrageentwicklung sehr unter- schiedlich verlaufen. PRO7 hat das Auftragsvolumen in 2009 leicht gesteigert und in 2010 auf nur noch 47.000 Minuten zurückgefahren. Ähnlich hat sich der Sender VOX verhalten: in 2009 eine Steigerung um 5.000 Minuten auf 73.000 Minuten und in 2010 ein Rückgang auf 69.000 Minuten. Gegen den Trend hat sich RTL2 entwickelt. In 2009 wurde das Auftragsvolumen zunächst um 10.000 Minuten auf nur noch 23.000 Minuten gekürzt. In 2010 folgte dann eine Verdoppelung auf 47.000 Minuten.

Die sonstigen Sender werden stetig mehr. Insbesondere jene Programme, die von großen US-Konzernen im Zuge ihrer Internationalisierungsstrategien auch im deut- schen Markt angeboten werden, setzen allerdings fast ausschließlich Formate aus ihren jeweils reichhaltigen Archiven ein, verzichten also fast vollständig auf Neupro- duktionen deutscher Produktionsfirmen. Auch bei vielen anderen der kleinen Sender werden Neuproduktionen kaum eingesetzt (so etwa SAT.1comedy oder Sixx; den Spartenprogrammen der RTL Gruppe; ) oder die Neuproduktion wird weit ü- berwiegend selbst oder im Konzernverbund hergestellt (so etwa N24 oder n-tv).

132 Produktionsstudie 2009 und 2010

Auftragsvergabe nach Bundesländern Bei einzelnen Sendern sind zum Teil schon seit Jahren ausgeprägte Prioritäten bei der Auftragsvergabe zu erkennen. Auch aus praktischen Gründen wird von Redakti- onen vielfach die Auftragsvergabe an nahe gelegene Produzenten präferiert. Dies gilt nicht absolut und je nach Genre unterschiedlich, u. a. weil in manchen Nischen nur wenige Spezialisten die kleine Nachfrage bedienen.

Sehr ausgeprägte Prioritäten zu Gunsten von bayerischen Produzenten weisen in den beiden Untersuchungsjahren erneut PRO7 mit einem Volumenanteil von annä- hernd zwei Dritteln in 2009 und von über der Hälfte in 2010, K1 mit drei Vierteln in 2009 und 95 Prozent in 2010 sowie RTL2 mit gut der Hälfte in 2009 auf. In 2010 hat sich dies bei RTL2 allerdings zu Gunsten der Branche in Nordrhein-Westfalen geän- dert. Die NRW-Firmen erhielten das in beiden Jahren jeweils größte an eine der Länderbranchen vergebene Kontingent von VOX. Über 50.000 Minuten hat VOX in beiden Jahren von NRW-Firmen produzieren lassen. Das entspricht jeweils knapp drei Vierteln des Gesamtbedarfs von VOX. Bei RTL ist die Situation ähnlich: 60 Pro- zent des Auftragsvolumens gingen an NRW-Produzenten. Letztlich vergeben die Dritten Programme hohe Kontingente in die sonstigen Länder. Dies gilt insbesondere für den SWR und den MDR. Ähnlich ist die Situation beim ARD-Programm, zu dem die sonstigen Länder über die Jahre fast immer ein größeres Volumen zuliefern als die Branchen der großen Produktionsländer.

4/1 Gesamtproduktion 2009: Auftragsvergabe der Sender nach Ländern ARD ZDF RTL SAT1 PRO 7 K1 RTL2 VOX arte/3sat Dritte sonst. gesamt Kika Sender Bayern 23.697 15.023 6.142 19.140 33.713 32.813 11.878 11.278 4.485 17.968 7.608 183.745 26,0% 17,7% 7,1% 21,5% 63,6% 76,1% 52,2% 15,4% 10,6% 15,7% 30,1% 25,3% Berlin 14.214 12.866 20.535 10.234 4.098 1.650 4.431 2.811 16.317 14.969 4.994 107.119 15,6% 15,2% 23,8% 11,5% 7,7% 3,8% 19,5% 3,8% 38,5% 13,0% 19,8% 14,8% Hamburg 16.922 38.616 3.665 16.687 180 7.585 180 5.711 4.828 10.550 1.539 106.463

18,6% 45,6% 4,2% 18,7% 0,3% 17,6% 0,8% 7,8% 11,4% 9,2% 133 6,1% 14,7% Produktionsstudie 2009und2010 Nordrhein-Westf. 14.346 9.535 52.072 28.123 13.630 595 6.281 53.039 4.154 24.846 9.093 215.714 15,8% 11,3% 60,2% 31,6% 25,7% 1,4% 27,6% 72,3% 9,8% 21,7% 36,0% 29,7% sonstige Länder 21.806 8.628 4.042 14.784 1.354 496 0 480 12.617 46.346 2.018 112.571 24,0% 10,2% 4,7% 16,6% 2,6% 1,1% 0,0% 0,7% 29,8% 40,4% 8,0% 15,5% keine Angaben 0 15 0 90 0 0 0 0 0 45 0 150 0,0% 0,0% 0,0% 0,1% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% gesamt 90.985 84.683 86.456 89.058 52.975 43.139 22.770 73.319 42.401 114.724 25.252 725.762 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

134

4/2 Gesamtproduktion 2010: Auftragsvergabe der Sender nach Ländern ARD ZDF RTL SAT1 PRO 7 K1 RTL2 VOX arte/3sat Dritte sonst. gesamt Kika Sender Bayern 21.806 18.222 2.491 15.106 24.573 34.425 10.878 5.256 5.075 17.515 9.396 164.743 25,0% 18,6% 3,3% 21,5% 52,5% 95,4% 23,0% 7,6% 11,4% 14,0% 40,2% 22,8% Berlin 12.980 14.223 20.890 7.448 6.539 960 6.096 0 16.743 21.883 3.682 111.444 14,9% 14,5% 27,5% 10,6% 14,0% 2,7% 12,9% 0,0% 37,5% 17,5% 15,7% 15,4%

Hamburg 14.295 40.532 4.281 15.656 868 30 630 6.643 2.214 10.027 2.695 97.871 Produktionsstudie 2009und2010 16,4% 41,3% 5,6% 22,3% 1,9% 0,1% 1,3% 9,7% 5,0% 8,0% 11,5% 13,5% Nordrhein-Westf. 12.853 16.007 45.658 17.481 14.551 655 28.825 50.341 4.921 24.275 5.730 221.297 14,8% 16,3% 60,1% 24,9% 31,1% 1,8% 60,9% 73,2% 11,0% 19,4% 24,5% 30,6% sonstige Länder 25.184 9.024 2.616 14.615 263 30 800 6.530 15.700 51.102 1.866 127.730 28,9% 9,2% 3,4% 20,8% 0,6% 0,1% 1,7% 9,5% 35,1% 40,9% 8,0% 17,7% keine Angaben 0 150 0 0 0 0 85 18 115 20 388 0,0% 0,2% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,2% 0,0% 0,0% 0,1% 0,1% 0,1% gesamt 87.118 98.158 75.936 70.306 46.794 36.100 47.314 68.770 44.671 124.917 23.389 723.473 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut; Angaben in Minuten, gewichtete Werte

• Produktionsstudie 2009und2010 • • • \ , I • \ j \ \ , \ • , \ \ I • 1 1",,1 i ~ ~ ~;::U 1~l:Il!ilÖl ~ 1 i'c ~ I .. ' :i! , I ' ' g: " !l! ~, ~ ~ ::; ~A ! I -

135

136 5 2 , ~ • ;: - • • " • ! < t ~ ~ ~ ~ • , , • • • • • • • = E • • & ~ • • • • • 0 0 0 0 - • - • - • N Produktionsstudie 2009und2010 8 • • ~ 1 \ • i 0 I i " . • - ~ I 1 I i I " • •

Produktionsstudie 2009 und 2010 137

5. Kinofilm

Die Kinofilm-Produktion in Deutschland unterliegt Konjunkturen. Das Gesamtvolu- men schwankt stark. Seit 2007 ist aber unschwer ein deutlicher Anstieg der Produk- tion auszumachen, der in 2009 und noch einmal in 2010 Rekordwerte brachte. Nur in 2008 hatte der Aufschwung eine Pause eingelegt (vgl. Tab. 5/1). In 2009 sind 18.100 Minuten produziert worden und in 2010 18.700. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt ist die Produktion deutlich angestiegen. Der Rekordwert aus 2007 wur- de nun in beiden Untersuchungsjahren noch mal überboten. In beiden Jahren sind jeweils rund 270 Filme produziert worden (2009: 268; 2010: 276) und damit deutlich mehr als selbst in 2007 mit 229 Filmen. Die umfangeichen Fördermaßen von Bun- desländern und insbesondere die zusätzlichen Fördermittel des Bundes über den Deutschen Filmförderfonds (DFFF) zeigen Wirkung.

Zudem mögen auch die hohen Besucherzahlen der Kinos in 2009 und ein damit ver- bundener Umsatzsprung der Branche auf knapp eine Mrd. Euro sowie ein unge- wöhnlich hoher Anteil deutscher Filme daran10 die Produktion in 2010 stimuliert ha- ben. Auch die Anzahl der aktiven Produktionsfirmen ist erneut erheblich gestiegen. In 2009 waren 237 deutsche Firmen an der Gesamtproduktion beteiligt, in 2010 246 Firmen. Auch dies sind Rekordwerte. Da Kinofilme überwiegend als Koproduktionen von zwei oder auch noch mehr Firmen entstehen, ist auch die Anzahl der Produkti- onsbeteiligungen deutlich auf rund 340 gestiegen (2009: 343; 2010: 345).

5/1 Kinofilmproduktion in Zahlen 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 Produzierte Filme 276 268 192 229 130 188 164 184 130 129 149 124 aktive Firmen 246 237 180 205 k. A. k. A. 167 179 115 110 126 104 Produktions- 345 343 244 299 k. A. k. A. 227 249 163 173 k. A. k. A. beteiligungen durchschnittliche 1,1 1,1 1,1 1,1 k. A. k. A. 1,0 1,0 1,1 1,2 1,2 1,2 Anzahl Filme pro Firma

Trotz der erheblichen Ausweitung des Produktionsvolumens ist die strukturelle Schwäche der Branche aber konstant geblieben. Die einzelnen Firmen haben auch

10 Vgl. dazu die regelmäßigen Auswertungen der Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin (www.ffa.de).

138 Produktionsstudie 2009 und 2010 in 2009 und in 2010 durchschnittlich nur je 1,1 Filme produziert. Selbst wenn die Ein- zelfirmen nach ihren Eignerstrukturen zu Konzernen zusammengeführt werden, än- dert sich dieses Bild kaum. Die sehr kleinteilige Struktur der deutschen Filmprodukti- onsbranche ist ein markantes Spezifikum geblieben.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Anzahl an Produktionsbeteiligun- gen der größten Produktionsfirmen in den letzten Jahren. Deutlich wird insbesondere die geringe Kontinuität bei den einzelnen Firmen. Herausragenden Produktionswer- ten folgen oft deutlich zurückgeführte Aktivitäten bei den Dreharbeiten. Die Konzent- ration gilt dann offensichtlich der produktionstechnischen Fertigstellung und der Auswertung.

Die am Output gemessen größten Kinofilmproduzenten (Einzelfirmen) waren:

5/2 Größte Kinofilmproduzenten Firma Bundesland Anzahl Produktionsbeteiligungen 2010 2009 2008 2007 Pandora Filmproduktion NRW 10 5 3 6 zero one film GmbH Berlin 6 1 Bavaria Pictures Bayern 5 1 Starhaus Filmproduktion Bayern 4 2 Ma.Ja.De. Sachsen 3 4 2 4 UFA Cinema Brandenburg 3 4 Babelsberg Film Brandenburg 3 2 3 8 Constantin Film Bayern 2 13 13 9 GFF Geißendörfer NRW 2 3 2 4 Pallas Film GmbH Sachsen-Anh. 1 6 X-Filme Berlin 1 2 2 6 Tradewind Pictures NRW 1 1 4 3

Auch wenn Einzelfirmen nach Kapitalbeteiligungen zu Produktionsgruppen zusam- mengeführt werden, entstehen keine Großproduzenten. Bei der Constantin Film AG beispielsweise weisen die Beteiligungsunternehmen Rat Pack, Olga-Film und Westside 2009 zusammen 6 Produktionsbeteiligungen auf, in 2010 nur 3. Bei der Bavaria-Gruppe sind gleich sechs Beteiligungsfirmen in der Kinofilmproduktion aktiv. Zusammen kamen sie in 2009 auf 5 und in 2010 auf 12 Produktionsbeteiligungen.

Produktionsstudie 2009 und 2010 139

Die Ufa-Gruppe war in 2009 mit Dreharbeiten an insgesamt 7 und in 2010 an 4 Kino- filmen beschäftigt.

Die Branche in Berlin ist am Produktionswachstum erneut in erheblichem Ausmaß beteiligt gewesen und hat damit ihre Führungsposition bei einem Marktanteil von rund 30 Prozent bestätigt (vgl. Grafik 0/3). Diese Führungsposition ist inzwischen unangefochten, weil insbesondere die Branche in Bayern Marktanteile verloren hat, in 2010 nur noch 21 Prozent erreichte und damit 10 Prozentpunkte weniger als die Wettbewerber in Berlin. Die Branche in NRW lag in 2010 auf dem Niveau der Bay- ern, hatte aber in 2009 mit einem Marktanteil von rund 18 Prozent noch deutlich zu- rückgelegen. Die Branche in Hamburg spielt in der Kinoproduktion seit Jahren nur eine Nebenrolle. In 2010 lag der Marktanteil mit knapp 9 Prozent allerdings so hoch wie lange nicht mehr. In 2009 waren es nur 4,5 Prozent gewesen. Der Marktanteil der sonstigen Länder liegt im langjährigen Durchschnitt doppelt so hoch wie jener der Firmen in Hamburg. Mit Marktanteilen von 19 Prozent in 2009 bzw. 16 Prozent in 2010 wurden erneut stattliche Ergebnisse erzielt.

Trotz des Zuwachses, den die Branchen in den sonstigen Ländern in den letzten Jahren erzielt haben, ist die Produktion von Kinofilmen weiterhin stark auf die drei Länder Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen konzentriert. Zusammen produzier- ten die Branchen dieser Länder 2009 und 2010 jeweils drei Viertel des Gesamtvolu- mens. Diese Dominanz spiegelt sich auch in den Zahlen über die an der Produktion beteiligten aktiven Firmen wider. Deutlich mehr als 70 Prozent dieser Firmen sind in diesen drei Ländern angesiedelt, wobei Berlin vorn liegt: Berlin (2009: 74; 2010: 80), Bayern (2009: 65; 2010: 53) und Nordrhein-Westfalen (2009: 45; 2010: 46).

140 Produktionsstudie 2009 und 2010

5/3 Langzeitvergleich: Kinofilm nach Sitzland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. gesamt 1999 2.831 1.872 770 1.656 1.202 48 8.379 33,8% 22,3% 9,2% 19,8% 14,3% 0,6% 100,0% 2000 3.300 2.899 633 2.309 1.123 0 10.264 32,2% 28,2% 6,2% 22,5% 10,9% 0,0% 100,0% 2001 2.277 2.437 731 2.250 1.073 156 8.924 25,5% 27,3% 8,2% 25,2% 12,0% 1,7% 100,0% 2002 1.958 2.999 796 1.973 1.271 202 9.199 21,3% 32,6% 8,7% 21,4% 13,8% 2,2% 100,0% 2003 3.409 5.258 835 2.280 1.600 13.382 25,5% 39,3% 6,2% 17,0% 12,0% 0,0% 100,0% 2004 3.092 3.629 1.263 2.074 1.825 11.883 26,0% 30,5% 10,6% 17,5% 15,4% 0,0% 100,0% 2005 4.711 4.427 686 2.592 1.999 14.415 32,7% 30,7% 4,8% 18,0% 13,9% 0,0% 100,0% 2006 2.882 3.405 1.041 1.965 915 10.208 28,2% 33,4% 10,2% 19,2% 9,0% 0,0% 100,0% 2007 5.701 4.773 948 3.254 2.696 197 17.569 32,4% 27,2% 5,4% 18,5% 15,3% 1,1% 100,0% 2008 4.104 4.091 898 2.624 1.792 13.509 30,4% 30,3% 6,6% 19,4% 13,3% 0,0% 100,0% 2009 5.230 5.428 813 3.176 3.369 100 18.116 28,9% 30,0% 4,5% 17,5% 18,6% 0,6% 100,0% 2010 4.016 5.961 1.630 3.994 3.006 138 18.745 21,4% 31,8% 8,7% 21,3% 16,0% 0,7% 100,0% 1999 - 2010 43.511 47.179 11.044 30.147 21.871 841 154.593 gesamt 28,1% 30,5% 7,1% 19,5% 14,1% 0,5% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

Die Anteile der einzelnen Bundesländer an den Dreharbeiten sind erneut nur relativ gering gewesen (vgl. Grafik 0/4), da in beiden Untersuchungsjahren rund ein Drittel der Dreharbeiten im Ausland erfolgte (2009: 34,9 %; 2010: 29,5 %). Im langjährigen Durchschnitt liegen die sonstigen Länder mit 15 Prozent vorn. Dieser Wert wurde in 2010 mit gut 18 Prozent überschritten. Hohe Konstanz weist die Produktion in Nord- rhein-Westfalen in den letzten Jahren auf. Mit 13 Prozent wurde in 2010 sogar der Wert für Berlin (11 %) übertroffen. Insgesamt hat sich die Attraktivität von Locations in Berlin aber auch in den Untersuchungsjahren bestätigt. Dies gilt insbesondere auch im Vergleich zu Bayern, wo einer Steigerung in 2009 (13 %) der Abfall auf unter 9 Prozent in 2010 folgte. Das Volumen der Dreharbeiten in Hamburg entsprach in etwa dem langjährigen Mittelwert von 4 Prozent. Einen ähnlichen Wert erzielten auch

Produktionsstudie 2009 und 2010 141

Drehorte in Brandenburg. Nur wenn man diese Dreharbeiten zu jenen in Berlin ad- diert, findet die zum Beispiel in Branchendiensten vielfach erwähnte Führungsrolle von Berlin eine Bestätigung. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich die vorliegende Analyse nur auf in Deutschland ansässige Produktionsfirmen be- zieht. Dreharbeiten von ausländischen Firmen in Deutschland sind nicht berücksich- tigt.

5/4 Langzeitvergleich: Kinofilm nach Produktionsland Angaben in Minuten, gewichtete Werte

Bayern Berlin Hamburg NRW sonstige k. A. Ausland gesamt 1999 1.256 852 400 1.165 714 1.943 2.099 8.429 14,9% 10,1% 4,7% 13,8% 8,5% 23,1% 24,9% 100,0% 2000 1.025 1.451 517 1.631 894 1.752 2.821 10.091 10,2% 14,4% 5,1% 16,2% 8,9% 17,4% 28,0% 100,0% 2001 925 1.116 441 1.284 875 1.369 2.917 8.927 10,4% 12,5% 4,9% 14,4% 9,8% 15,3% 32,7% 100,0% 2002 947 1.235 285 1.090 1.526 1.161 2.957 9.201 10,3% 13,4% 3,1% 11,8% 16,6% 12,6% 32,1% 100,0% 2003 1.137 1.826 735 1.430 1.795 1.765 4.694 13.382 8,5% 13,6% 5,5% 10,7% 13,4% 13,2% 35,1% 100,0% 2004 1.107 2.199 561 1.182 1.995 1.042 3.797 11.883 9,3% 18,5% 4,7% 9,9% 16,8% 8,8% 32,0% 100,0% 2005 1.398 1.362 426 1.353 2.524 2.042 5.437 14.542 9,6% 9,4% 2,9% 9,3% 17,4% 14,0% 37,4% 100,0% 2006 872 937 507 1.387 2.092 1.308 3.107 10.210 8,5% 9,2% 5,0% 13,6% 20,5% 12,8% 30,4% 100,0% 2007 2.039 2.544 602 1.749 3.075 1.747 5.732 17.488 11,7% 14,5% 3,4% 10,0% 17,6% 10,0% 32,8% 100,0% 2008 1.340 1.439 298 1.675 2.053 2.405 4.291 13.501 9,9% 10,7% 2,2% 12,4% 15,2% 17,8% 31,8% 100,0% 2009 2.269 2.571 566 2.045 2.408 1.878 6.281 18.018 12,6% 14,3% 3,1% 11,3% 13,4% 10,4% 34,9% 100,0% 2010 1.646 2.090 780 2.340 3.415 2.845 5.488 18.604 8,8% 11,2% 4,2% 12,6% 18,4% 15,3% 29,5% 100,0% 1999 - 2010 15.961 19.622 6.118 18.331 23.366 21.257 49.621 154.276 gesamt 10,3% 12,7% 4,0% 11,9% 15,1% 13,8% 32,2% 100,0% Quelle: FORMATT-Institut

142 Produktionsstudie 2009 und 2010

6 Anhang

6.1 Definitionen der Genres

Kinofilm Unter Produktionsaspekten unterscheidet sich der Kinofilm heute oft nicht mehr stark von einem aufwändigen TV-Movie. Dennoch besteht auch unter den Produktionsbe- trieben weitgehend eine Spezialisierung. Bei der Kinofilmproduktion sind insbesonde- re die Vorarbeiten gänzlich anders als bei der Movie-Produktion. Der Produzent leis- tet vor allem einen wesentlich höheren Aufwand, um die Finanzierung aus in der Re- gel mehreren Töpfen zu sichern. Dazu gehören Absprachen mit Förderinstitutionen, mit Verleihern und TV-Sendern. Bei der Fernsehproduktion sind diese Vorarbeiten viel übersichtlicher, da der Movie-Produktion fast immer ein konkreter Auftrag eines oder mehrerer Sender zu Grunde liegt. Kriterium für die Einordnung als Kinofilm ist in der Regel die Auswertung über den Kinoeinsatz. Da manche Filme mangels Interes- se von Verleihern nie ins Kino kommen, ist in Ausnahmen schon das Ziel einer Kino- auswertung maßgeblich.

Reihe Eine Reihe besteht aus mehreren fiktionalen Sendungen, die formal bereits durch den Titel als zusammengehörig gekennzeichnet sind und in der Regel in derselben Zeitleiste ausgestrahlt werden. Die einzelnen Sendungen einer Reihe sind in der Re- gel in sich abgeschlossen, seltener bauen die einzelnen Sendungen im Sinne eines Mehrteilers aufeinander auf. Handlungsorte und Personen (Schauspieler) können innerhalb einer Reihe sowohl unterschiedlich (z. B. "Tatort") als auch gleich sein. Von hoher Bedeutung im Sinne der Studie ist die Sendelänge für die Kategorie Reihe. Hier werden in aller Regel Sendelängen von 90 Minuten angesetzt. Mit dem 90- Minuten-Maß ist unter Produktionsaspekten vor allem eine klare Unterscheidung von der Kategorie Serie möglich. Die in anderen Studien benutzten Termini wie "Minise- rie" oder "Anthologie", vielfach ohnehin nur eine Residualgröße zwischen Reihe und TV-Movie, werden nicht benutzt.

Produktionsstudie 2009 und 2010 143

TV-Movie Die Kategorie ist festgelegt auf einzelne Sendungen (nicht Reihen oder Serien) mit einer Sendelänge von regelmäßig rund 90 Minuten. Unter- und Überschreitungen sind möglich. Dieses klassische Format wird auch als Fernsehspiel (ZDF) oder Fern- sehfilm bezeichnet. Vor allem bei den privaten Sendern hat sich inzwischen der Ter- minus TV-Movie durchgesetzt. In dieser Studie wird die Kategorie auch abgegrenzt vom Kinofilm, der durch den der Fernsehausstrahlung vorgeschalteten Kinoeinsatz völlig andere Verwertungsstrukturen und Budgetierungen aufweist.

Serie Die Serie besteht aus einzelnen in sich abgeschlossenen Sendungen, die dramatur- gisch über wiederkehrende Personen (Schauspieler) und/oder Orte verbunden sind. Der Produktion einer Serie geht die Festlegung der Folgenzahl voraus. Die Sende- länge der einzelnen Folgen liegt zwischen 25 und 60 Minuten. Die Serie stellt eine feste Größe dar, während sich Reihen auch durch den Erfolg einer Einzelsendung durch weitere Anschlussproduktionen im Nachhinein ergeben können. Serien können in einzelne Produktionseinheiten von mehreren Sendungen unterteilt sein. Diese Produktionseinheiten werden auch als Staffeln bezeichnet. In der Praxis werden Se- rien heute überwiegend im wöchentlichen Rhythmus zu einem festen, wiederkehren- den Termin ausgestrahlt. Die Weekly-Soap ist ein Spezialfall der fiktionalen Serie, die im Wochenrhythmus ausgestrahlt wird, im Unterschied zur Serie aber mit größe- rer Folgenzahl zumindest geplant wird. Der Unterschied zwischen Weekly-Soap und Serie ist weniger für das Programm als für die Produktion von Bedeutung. Bei der Daily-Soap oder bei der Telenovela werden in der Regel werktäglich Folgen ausge- strahlt, mindestens jedoch mehrmals wöchentlich. Für die Daily-Soap und die Tele- novela gelten in der Produktion andere Bedingungen als für die sonstigen Serien.

Comedy In dieser Kategorie werden Sendungen zusammengefasst, die mit Humor vor allem das Ziel verfolgen, den Zuschauer zum Lachen zu bringen. Es kann sich um einzelne Sendungen handeln oder um eine Abfolge von Sendungen. Einzelne Formate wer- den wie Fiktionserien produziert und in der Programmplanung auch alternativ zu Se- rien auf solchen Sendeplätzen eingesetzt. In der Regel sind Comedy-Formate aber

144 Produktionsstudie 2009 und 2010 kürzer als das klassische Serienformat und erreichen nur selten Längen von über 30 Minuten. Die Produktion ist in der Regel an einen Ort gebunden (Studioproduktion).

Doku-Soap Der Terminus Doku-Soap ist in der Studie über das Produktionsjahr 1998 noch nicht benutzt worden. Im Jahr 2000 kommen die Doku-Soaps erstmals auf stattliche Kon- tingente der Auftragsproduktion. Bei Doku-Soaps werden vordergründig Abläufe do- kumentiert. Diese Abläufe sind freilich vielfach konstruiert, spiegeln nur scheinbar unverfälschte Realitäten wider. Entsprechend werden für manche Rollen auch Schauspieler eingesetzt. Die weitestgehende Form der Konstruktion von Realität bil- den die sog. Reality-Soaps ("Big Brother" u. a.), die in den Anfängen des Genres ei- nen wesentlichen Teil des Nachfragebooms ausgemacht haben.

Talk-Show Im Mittelpunkt der Talk-Show steht das Gespräch zwischen einem Moderator und meistens mehreren Gästen. Talk-Shows sind Studioproduktionen oder werden er- satzweise in gastronomischen Betrieben oder sonstigen geeigneten Räumlichkeiten mit oder ohne Publikum aufgezeichnet. Talk-Shows müssen nicht ausschließlich aus Gesprächen bestehen, können beispielsweise auch Einspielfilme einsetzen oder Mu- sikstücke oder Kleinkunstnummern beinhalten. In jedem Fall muss das Gespräch aber deutlich überwiegen und damit eine Abgrenzung zur Show markieren.

Game-Show Bei der Game-Show steht ein Spiel nach festgelegten und wiederkehrenden Regeln unter Leitung eines Moderators im Vordergrund. Talk-Elemente zwischen Moderator und Kandidaten bzw. Gästen sind möglich, aber randständig.

Show Die Show ist eine Kategorie, die Elemente der Talk-Show, der Game-Show, Auftritte von Künstlern und anderes in einer bunten Abfolge zu einer Sendung bündelt. Die Show ist in der Produktion ortsgebunden (Studio oder Saal), meist von beträchtlicher Sendezeit und wird sowohl vorproduziert als auch live ausgestrahlt. Sie kann im Ein- zelfall auch im Wesentlichen zirzensische Elemente enthalten, muss in jedem Fall aber speziell für die Fernsehproduktion durchgeführt, darf keine Aufzeichnung einer

Produktionsstudie 2009 und 2010 145 auch unabhängig vom Fernsehen stattfindenden Darbietung sein. In die Kategorie Show werden auch Musikproduktionen einbezogen. Diese decken ein Spektrum von Klassik über Volksmusik bis Rock und Pop ab. Es handelt sich sowohl um Stu- dioproduktionen als auch um Außenproduktionen. Letztere sind insbesondere im Be- reich der Volksmusik angesiedelt, wobei häufig der regionale Bezug der Musik über Bilder von Land und Leuten deutlich gemacht wird. In jedem Fall aber steht die Musik im Vordergrund.

Magazin Das Magazin ist ein journalistisches Format, das aus mehreren Einzelbeiträgen, vor allem aus Filmbeiträgen, besteht und diese Beiträge unter bestimmten Aspekten (Themen) zu einer Sendung bündelt. Die meisten Magazine werden moderiert. Ma- gazin-Formate sind Studioproduktionen mit in der Regel festen Sendeplätzen in den einzelnen Programmen. Seit dem Produktionsjahr werden tagesaktuelle Magazine nicht mehr berücksichtigt.

Journalistische Langformate In dieser Studie wird für journalistische Sendungen mit einer Mindestlänge von 25 Minuten der Begriff Journalistische Langformate benutzt. Der Begriff umfasst die klassischen Termini Reportage, Dokumentation, Feature und Porträt, die sich unter programm-inhaltlichen Aspekten unterscheiden, in der Produktion aber weitgehend denselben Bedingungen unterliegen (mit Ausnahmen bei der Dokumentation). Die Reportage ist ein journalistisches Format, das monothematisch angelegt ist und sehr wohl auch die subjektiven Eindrücke des Filmemachers transportiert. Die Sendelän- gen schwanken zwischen ca. 30 und 45 Minuten. Reportagen sind Außenproduktio- nen und nicht ortsgebunden. Die Dokumentation stellt Fakten, nicht Eindrücke oder Wertungen in den Mittelpunkt. Sie kann gleichwohl wertend sein. In der Produktions- praxis spielt das Format vor allem bei historischen Stoffen und im Bereich der Län- der-, Natur- und Tierkunde eine Rolle. Die Dokumentation ist auf die Vermittlung von Wissen angelegt. Die Sendelängen liegen regelmäßig zwischen 30 und 60 Minuten, in öffentlich-rechtlichen Programmen sind seltener auch längere Formate zu sehen. Feature ist eine klassische Bezeichnung für eine journalistische Darstellungsform in der Fernsehproduktion. Sie wird in den Sendern auch zur innerbetrieblichen Abgren- zung benutzt (z. B. Feature-Redaktion vs. Magazin-Redaktion). Als Feature werden

146 Produktionsstudie 2009 und 2010 formal längere Produktionen bezeichnet, die inhaltlich hintergründig und analytisch angelegt sind, ohne einem Thema vor allem aus subjektiver Sicht zu folgen (Repor- tage) oder vor allem wiederzugeben (Dokumentation). Bei einem Porträt werden ins- besondere Menschen, aber auch Institutionen in den Mittelpunkt der Berichterstat- tung gerückt. Sie sind trotz der allgemeinen Tendenz zur Personalisierung im Jour- nalismus zumindest in der Auftragsproduktion nicht sehr zahlreich.

Sonstiges Die Residualkategorie ist auch in dieser Studie unverzichtbar. Ihr Umfang ist aller- dings relativ gering, da die meisten Produktionen sich den anderen Kategorien zu- ordnen lassen. In einigen Fällen mussten Produktionen auch wegen eines nicht aus- reichenden Kenntnisstandes als Sonstiges kategorisiert werden. Auch innerhalb der Oberkategorien Fiktion und Information sind Residualkategorien angesiedelt worden, um all jene Sendungen der Oberkategorie Fiktion zuordnen zu können, die weder TV-Movie oder Reihe, noch Serie oder Comedy sind, oder aber informierende Sen- dungen innerhalb der Oberkategorie Information zu verorten, obwohl sie weder zu den Magazinen noch zu den Journalistischen Langformaten gehören.

Produktionsstudie 2009 und 2010 147

6.2 Verzeichnis der Grafiken

0/1 Langzeitvergleich der Auftragsproduktion nach Ländern (Sitz) 11 0/2 Langzeitvergleich der Auftragsproduktion nach Ländern (Produktion) 12 0/3 Langzeitvergleich der Kinoproduktion nach Ländern (Sitz) 13 0/4 Langzeitvergleich der Kinoproduktion nach Ländern (Produktion) 14

2/1 UFA/RTL-Group: Beteiligungen an Produktionsunternehmen 42 2/2 Produktionsunternehmen der Studio Hamburg GmbH 45 2/3 Produktionsunternehmen der MME Moviement AG 47 2/4 Produktionsunternehmen der Janus-Gruppe 48 2/5 Produktionsunternehmen der Bavaria Film 52 2/6 Produktionsunternehmen des ZDF 55 2/7 Produktionsunternehmen der Constantin Film AG 58 2/8 Produktionsunternehmen der Spiegel-Gruppe 60 2/9 Produktionsunternehmen der Brainpool TV 63 2/10 Produktionsunternehmen der PRO Sieben SAT.1 Media AG 65 2/11 Produktionsunternehmen der Eyeworks 67

3/1 Volumenentwicklung der Fiktion-Genres 81 3/2 Volumenentwicklung der Entertainment-Genres 99 3/3 Volumenentwicklung der Information-Genres 116

4/1 Volumenentwicklung der Auftragsproduktion für öffentl.-rechtliche Sender 135 4/2 Volumenentwicklung der Auftragsproduktion für private Sender 136

148 Produktionsstudie 2009 und 2010

6.3 Verzeichnis der Tabellen

0/1 Langzeitvergleich: Entwicklung der Genres 10

1/1 Nicht bzw. nicht mehr berücksichtigte Formate 23

2/1 Anzahl der aktiven Produktionsbetriebe nach Bundesländern 27 2/2 Langzeitvergleich: Übersicht über die Produktionsbranche: 28 2/3 Jahresvolumen der Produktionsbetriebe nach Ländern 200 28 2/4 Vergleich: Abhängige und unabhängige Betriebe 30 2/5 Langzeitvergleich: Produktionsvolumen abhängiger Firmen (brutto) 32 2/6 Langzeitvergleich: Produktionsvolumen abhängiger Firmen (anteilig) 33 2/7 Langzeitvergleich: Konzentrationswerte der größten Produktionsgruppen 36 2/8 Die größten Produktionsgruppen 38 2/9 UFA/RTL-Gruppe 2009 und 2010 41 2/10 Studio Hamburg-Gruppe 2009 und 2010 43 2/11 MME Moviement 2009 und 2010 46 2/12 Janus-Gruppe 2009 und 2010 48 2/13 Endemol 2009 und 2010 49 2/14 Bavaria 2009 und 2010 51 2/15 ITV Studios Germany GmbH 2009 und 2010 (zuvor Granada Produktion) 53 2/16 ZDF-Gruppe 2009 und 2010 54 2/17 Constantin-Gruppe 2009 und 2010 57 2/18 Spiegel-Gruppe 2009 und 2010 60 2/19 Drefa-Gruppe 2009 und 2010 61 2/20 Brainpool-Gruppe 2009 und 2010 62 2/21 PRO 7 SAT.1-Gruppe 2009 und 2010 65 2/22 Eyeworks-Gruppe 2009 und 2010 66 2/23 ARD Rest-Gruppe 2009 und 2010 68

3/1 Gesamtproduktion 2009: Genres nach Sitzland der Produzenten 71 3/2 Gesamtproduktion 2010: Genres nach Sitzland der Produzenten 72 3/3 Gesamtproduktion 2009: Genres nach Herstellungsland (o. Info-Genres) 73 3/4 Gesamtproduktion 2010: Genres nach Herstellungsland (o. Info-Genres) 74 3/5 Langzeitvergleich: Entwickl. Fiktion-Genres nach Sitzland 75

Produktionsstudie 2009 und 2010 149

3/6 Fiktion gesamt nach Sendern 2009 77 3/7 Fiktion gesamt nach Sendern 2010 77 3/8 Langzeitvergleich: Fiktion gesamt nach Sitzland 78 3/9 Langzeitvergleich Fiktion gesamt nach Produktionsland 79 3/10 Movies nach Sendern und Sitz 2009 82 3/11 Movies nach Sendern und Sitz 2010 82 3/12 Langzeitvergleich: Movies und Reihen nach Sitzland 83 3/13 Langzeitvergleich: TV-Movies nach Produktionsland 84 3/14 Bedeutende Movie-Produzenten nach Anzahl der Filme 86 3/15 Langzeitvergleich: Serien nach Sitzland 87 3/16 Langzeitvergleich: Serien nach Produktionsland 88 3/17 Serien nach Sendern und Sitz 2009 90 3/18 Serien nach Sendern und Sitz 2010 90 3/19 Bedeutende Serienproduzenten 91 3/20 Lang laufende Serien: Daily-Soaps, Telenovelas, Gerichtsserien 92 3/21 Langzeitvergleich: Comedy nach Sitzland 94 3/22 Langzeitvergleich: Comedy nach Produktionsland 95 3/23 Comedy nach Sendern und Sitz 2009 96 3/24 Comedy nach Sendern und Sitz 2010 96 3/25 Langzeitvergleich: Entertainment gesamt nach Sitzland 97 3/26 Langzeitvergleich: Doku-Soap nach Sitzland 100 3/27 Langzeitvergleich: Doku-Soap nach Produktionsland 102 3/28 Doku-Soap nach Sendern und Sitz 2009 103 3/29 Doku-Soap nach Sendern und Sitz 2010 103 3/30 Show nach Sendern und Sitz 09 (inkl. Musik) 104 3/31 Show nach Sendern und Sitz 10 (inkl. Musik) 104 3/32 Langzeitvergleich: Show nach Sitzland (inkl. Musik) 105 3/33 Game-Show nach Sendern und Sitz 09 107 3/34 Game-Show nach Sendern und Sitz 10 107 3/35 Langzeitvergleich: Game-Show nach Sitzland 108 3/36 Langzeitvergleich: Game-Show nach Produktionsland 109 3/37 Langzeitvergleich: Talk-Show nach Sitzland 110 3/38 Langzeitvergleich: Talk-Show nach Produktionsland 111 3/39 Talk-Show nach Sendern und Sitz 09 112

150 Produktionsstudie 2009 und 2010

3/40 Talk-Show nach Sendern und Sitz 10 113 3/41 Langzeitvergleich: Info gesamt nach Sitzland 115 3/42 Langzeitvergleich: Magazin nach Sitzland 118 3/43 Magazin nach Sendern und Sitz 09 119 3/44 Magazin nach Sendern und Sitz 10 119 3/45 Langzeitvergleich: Journalistische Langformate nach Sitzland 121 3/46 Journalistische Langformate nach Sendern und Sitz 09 123 3/47 Journalistische Langformate nach Sendern und Sitz 10 123 3/48 Aktive Genreproduzenten 124 3/49 Langzeitvergleich: Sonstiges nach Sitzland 127 3/50 Langzeitvergleich: Sonstiges nach Produktionsland 128 3/51 Sonstiges nach Sendern und Sitz 09 129 3/52 Sonstiges nach Sendern und Sitz 10 129

4/1 Gesamtproduktion 2009: Auftragsvergabe der Sender nach Ländern 133 4/2 Gesamtproduktion 2010: Auftragsvergabe der Sender nach Ländern 134

5/1 Kinofilmproduktion in Zahlen 137 5/2 Größte Kinofilmproduzenten 138 5/3 Langzeitvergleich: Kinofilm nach Sitzland 140 5/4 Langzeitvergleich: Kinofilm nach Produktionsland 141