Polykum N° 9 Träume Verband der Studierenden an der ETH 2017 / 2018 11. Juni

VELO-Werkstatt Radlerglück ganz nah

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Application deadline June 30th Università della Svizzera italiana

www.usi.ch/master VSETH Präsikolumne 4 Ein vorsommerlicher Rückblick ETH+ 5 Ein interdisziplinärer Studiengang VSETH Pin-Up Board 6 Was war, was ist und was sein wird IDEALiStiC 8 Universitäten im Austausch

Editorial education ETH CAMPUS VELOVE 9 Einfach fliegen Schwingt euch in den Sattel!

Liebe ETH-Studierende, im Traum kann man bekanntlich alles. In luziden Träumen sogar noch mehr: Man kann sie bewusst steuern. So kann ein typewriter DOSSIER: ZEIT Träumender ›im Schlaf‹ sogar das Kunst- Wenn Träume platzen 12 radfahren trainieren. Wie das genau geht, Ein Erfahrungsbericht erfahrt ihr in Hannes Hübners Beitrag (S. 19-20). Träume können aber auch be- Im Einsatz für Flüchtlinge 16 lastend werden, wenn sie als Lebens- Sehnsucht nach Sicherheit träume zerplatzen – eine Erfahrung, die Luzide Nächte 19 unsere Autorin Celina Rhonheimer machen Die Kunst, Träume zu steuern musste und über die sie berührend ehrlich Über Stock und Stein 21 schreibt (S. 12-15). Nachdenklich gemacht Velofahren im Jura hat mich auch Julian Crocis Interview mit Nina Gassmann, einer jungen Frau, die Selbstverwirklichung 22 sich in der Flüchtlingshilfe im Mittelmeer Berufswunsch - gestern und heute engagiert (S. 16-18). Zu guter Letzt le- gen wir euch in dieser letzten Ausgabe vor der Sommerpause auf den Seiten 9-11 ein leichtfüssiges Thema ans Herz: Die Velo- werkstatt des Clubs VELOVE, damit ihr food12 EXTRAS forsch in die Pedale treten könnt und, wie ULF 24 ich es mir seit Pippi Langstrumpf-Zeiten Tagträume vorstelle, einfach damit abhebt… Kruxerei 25 Ich wünsche Euch viel Spass beim Lesen Der neueste Fall der drei Sonderzeichen unserer Juni-Ausgabe und im Namen der Musiktipp 27 Redaktion einen beschwingten Sommer! - Hiss Spun Kulturtipp 28 Ministrings ganz gross Julia Ramseier, Redaktionsleitung Polykum Singapur-Kolumne 29 [email protected] Home Sweet Home! Horoskop 30 Hell strahlt die Junisonne Kurzgeschichte 31 Ein heimtückischer Verführer Das Polykum ist ein Magazin des – 4 –

Präsikolumne Träumen im Rückwärtsgang

Liebe Studierende Wenn ihr diese Kolumne lest, ist das Semester schon vorbei und die berühmt berüchtigte Lern- phase hat begonnen. Während ihr euch entweder noch vom Semester erholt oder euch schon hinter die Bücher klemmt, beginnt bei mir die letzte Phase meiner Zeit im VSETH. Nach zwei ziemlich vollen Semestern bleiben mir jetzt während des Sommers drei etwas ruhigere Monate. Ich denke dies ist sicher eine guter Zeitpunkt, um kurz innezuhalten, auf vergangene Ereignisse zurückzublicken – und nostalgisch zu werden. Ich muss zugeben, dass ich mir selbst oft die Frage stelle, was passiert wäre, wenn ich hier und da einen anderen Weg gewählt hätte. Ich sehe das aber problematisch, denn die Vergangenheit sollte nicht zu stark definieren, wer wir heute sind. Wenn ich mir jetzt dennoch erlaube zurückzublicken, denke ich unweigerlich an meinen Weg in den VSETH. In meinem ersten Jahr an der ETH hatte ich fast keinen Kontakt zum VSETH und meinem Fachverein, dem VIS. Ich habe mich damals hauptsächlich um mein Studium gekümmert. Im Herbst nach bestandener Basisprüfung und voller Elan, sah ich in einer Facebook-Gruppe eine Anzeige für den External Relations-Posten im VIS und habe mich dafür gemeldet. Ein paar Kommunikationsschwierigkeiten haben schliesslich dazu geführt, dass ich mich erst am Tag der Mitgliederversammlung mit dem Vorstand traf und da ich niemanden der Mitglieder wirklich kannte, hatte ich keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse. An diesem Abend wurde ich dann aber doch in den Vorstand gewählt. Nach einem Jahr im VIS-Vorstand entschied ich mich letzten Sommer, für den VSETH zu kandidieren und wurde gewählt. Manchmal überlege ich, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich im Herbst vor fast zwei Jahren oder im Sommer vor fast einem Jahr eine andere Entscheidung getroffen hätte. Das Problem mit diesen ›was wäre wenn‹- Fragen ist jedoch, dass ich mir rückblickend etwas romantisiert vorstelle, etwa dass eine andere Entscheidung zu einem besseren Zustand im Präsens geführt hätte, was natürlich nicht zwingend der Fall sein muss. Wenn ich auf die letzten zwei Jahre und insbesondere auch die letzten Monate im VSETH, die mit sehr grossen Herausforderungen verbunden waren, schaue, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie mein Leben ohne diese Erfahrung aussehen würde. Doch auch meine Zeit geht nach dem Sommer zu Ende, im Herbst wird ein neuer VSETH-Vorstand gewählt und viele vom jetztigen Vorstand, mich eingschlossen, wer- den nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren. Neue Leute sind eine Chance und auch du lieber Leser kannst ein Teil davon sein, melde dich gerne unter [email protected], wenn du dich für den VSETH interessierst. Ich wünsche euch allen viel Erfolg beim Lernen und bei den Prüfungen. Den VSETH seht ihr allerspätestens wieder, wenn wir dann die Prüfungs-Goodies verteilen. Liebe Grüsse Lukas

Polykum 2017 / 2018 N° 99 TRÄUME – 5 – ETH+ – ein interdisziplinärer Ingenieur Das Projekt ETH+ macht den Weg frei für neue, interdisziplinäre Ansätze im Studium. Eine vielversprechende Idee kommt aus dem VSETH. von Micha Bigler

Die ETH Zürich sieht sich als international füh- diengang der interdisziplinären Ingenieurwissen- rende Universität. Dies setzt eine kontinuierliche schaften. Ähnlich dem Bachelorstudiengang gibt Weiterentwicklung der Hochschule voraus. Vor es auch im Master ein hohes Mass an Wahlmög- diesem Hintergrund hat die Schulleitung das Pro- lichkeiten. jekt ETH+ gestartet. Die besten Ideen von allen

Hochschulangehörigen sollen gesammelt und dann Wer ist die Zielgruppe? VSETH gezielt von der ETH gefördert werden. Das wich- Der neue Studiengang bietet insbesondere moti- tigste Kriterium ist die Förderung der Interdiszipli- vierten und interdisziplinär orientierten Studieren- narität zwischen den Departementen. Auch der den ungeahnte Möglichkeiten. Die Entscheidung VSETH hat sich an ETH+ beteiligt und sämtliche für ein Studienprogramm wird den Studierenden Mitglieder aufgefordert, Ideen auszuarbeiten und zwar nicht abgenommen, doch die Flexibilität mit dem Vorstand einzureichen. während des Studiums ist deutlich grösser. So sind Studierende, die den Fokus auf die Verkehrs- Ein neuer Studienansatz wissenschaften legen, heute vor die Entscheidung Das Engagement von unseren Mitgliedern war gestellt, Bauingenieur, Maschinenbauingenieur überaus positiv. So hat der VSETH acht von insge- oder Elektroingenieur zu studieren. Mit dem neuen samt 68 Projekten eingereicht. Eines dieser Pro- Studiengang wird es möglich sein, ein Studium jekte ist die Einführung eines interdisziplinären zusammenzustellen, das gezielt die eigenen Inter- Studiengangs im Bereich Ingenieurwissenschaften: essen berücksichtigt, aber auch auf berufliche Ein neuer Bachelor- und Masterstudiengang, der Perspektiven relevant vorbereitet. Gleichzeitig sämtliche Fachrichtungen der ETH im ingenieur- könnte die ETH mit diesem Leuchtturmprojekt ihre wissenschaftlichen Bereich abdeckt. Jeder Studie- internationale Ausstrahlungskraft weiter vergrös- rende erhält von Beginn an einen Tutor, der zusam- sern und in Kontinentaleuropa neue Standards in men mit ihm ein individuelles Studienprogramm der Gestaltung des Curriculum setzen. festlegt. Selbstverständlich wird es im ersten Jahr Alle Projekte werden nun von ETH-Gremien immer noch die wichtigen Grundlagenfächer ge- umfassend evaluiert und beurteilt. Ende Juni soll ben, allerdings öffnet sich das Programm ab dem es soweit sein: Die vielversprechendsten zweiten Jahr sehr stark. Grundsätzlich können die ETH+-Vorschläge werden gekürt. Der VSETH ist Studierenden aus sämtlichen der bereits heute neugierig auf das Resultat und hofft, dass einige angebotenen Vorlesungen im Bereich der Projekte den Sprung in die förderungswürdige Ingenieurwissenschaften wählen. Unterstützung Kategorie schaffen. erhalten sie von ihrem Tutor und einem interaktiven Vorlesungsverzeichnis. Dazu kommen relativ un- verbindliche Vertiefungsrichtungen. Diese geben dem Studium einen groben Rahmen und erleichtern den Studierenden die Auswahl der Vorlesungen. Der Bachelorabschluss berechtigt zum Masterstu-

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 6 –

STUDIENGEBÜHREN

Im September verkündete der ETH-Rat, dass er per Herbstsemester 2019 die Studiengebühren um 500 Franken pro Jahr auf 1 660 Franken erhöhen wolle. Damals sagte er, dass er an seiner Sitzung im März darüber entscheiden würde. Heute, beinahe sieben Monate, drei Medienmitteilungen unsererseits, eine Vernehmlassung und zwei grosse Aktionen später, sind wir praktisch am gleichen Punkt wie damals im Septem- ber. Der ETH-Rat hat seine Entscheidung auf den Som- mer verschoben. Der VSETH ist nun also wieder dabei, sich zu überlegen, was die nächsten Schritte sind. Einer davon ist der folgende: Wir bieten euch die Möglichkeit, dem ETH-Rat einen hand- geschriebenen Brief zu schicken. Schreibt eure Meinung, eure Erfahrungen oder auch die Konsequenzen, die ihr aus einer Erhöhung erfahren würdet, auf und bringt den Brief ent- weder bei uns (CAB E 23) vorbei oder schickt ihn uns per Post (VSETH-Vorstand, CAB E 23, Universitätsstrasse 6, 8092 Zü- rich). Wir schicken ihn dann an den ETH-Rat weiter. VSETH VSETH Pin-up Board Texte von Celina Rhonheimer und Daniel Westholm

WAHLSITZUNG DES MITGLIEDERRATES

Schon wieder ist ein Jahr vergangen und sie- ben der zwölf momentan amtierenden Vor- stände treten zurück. Damit neue Vorstände gewählt werden können, findet am 24. Sep- tember die Wahlsitzung des Mitgliederrates statt. Abgesehen vom VSETH-Vorstand wer- den auch die GPK, das MR-Präsidium und Vertretungen des VSETH gewählt. Mit auf dem Programm stehen zudem wieder span- nende Anträge und Diskussionen. Falls du dich für unser höchstes Gremium interessierst, kontaktiere deinen Fachverein und lass dich als Vertretung aufstellen! Oder möchtest du lieber direkt Teil des motivierten Vorstandsteams sein und den Verband von der anderen Seite kennenlernen? Dann kannst du dich als Vorstand zur Wahl stellen! Schreibe uns dafür an: [email protected].

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 7 –

170. VSS-DELEGIERTEN VERSAMMLUNG

Vom 5. bis 6. Mai 2018 fand an der Uni- versität in Lausanne die 170. Delegierten- versammlung des Verbands der Schweizer Studierendenschaften (VSS) statt. Dem VSETH stehen dort sechs Sitze zu. Insge- samt nahmen jedoch ganze elf Vertreter aus dem VSETH-Vorstand und den Fach- vereinen teil. Neben Debatten zur inhalt- lichen Ausrichtung des VSS wurden neue Vorstände und eine neue Co-Präsidentin gewählt.

ERSTIBAGS PACKEN

Du hast noch keine Ferien gebucht, nach den Prü-

fungen zu viel Zeit und möchtest wissen, was alles im VSETH neuen Erstibag ist? Dann hilf uns in der Woche vom 11. bis 15. September 2018, die Erstibags mit vielen coolen Goodies und »How to ETH« – dem Orientie- rungsbüchlein für Erstis – zu füllen. Denn nur mit dei- ner Hilfe können wir die 5 000 Erstibags packen und am Erstitag den neueintretenden Studierenden über- reichen, damit sie einen guten Start an der ETH erle- ben können. Möchtest du mithelfen? Dann schreib uns an: [email protected].

HOPO-SOMMERTAGELUNG

Du kannst auch in der Lernphase nicht die Fin- ger von hochschulpolitischen Themen lassen oder brauchst genau jetzt eine Abwechslung und hast Spass an einer interessanten Diskussion mit an- deren Studierenden? Dann komm am 3. und 4. Juli 2018 zu den Hochschulpolitik-Sommertagen! Wir werden in gemütlicher Atmosphäre über span- nende und aktuelle Themen diskutieren. Für wei- tere Informationen melde dich bei: [email protected].

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 8 – IDEALiStiC Fünf starke Universitäten sind im Rahmen der IDEA- League bereits bestens vernetzt. Wie sieht die Zu- sammenarbeit genau aus? von Medea Fux

Die ETH ist Mitglied der IDEALeague, einem stra- diskutieren. Zwischen den Konferenzen bleibt man tegischen Verbund von technischen Hochschulen in über Skype in Kontakt. Im letzten Herbst fand die Europa. Momentan mit dabei sind die TU Delft, die IDEALiStiC-Konferenz in Aachen unter Teilnahme RWTH Aachen, das Politecnico Milano, die Chal- von vier VSETH-Vorständen statt. Dort wurde mers University of Technology und die ETH Zürich. darüber nachgedacht, wie die Universitäten und Diese Universitäten pflegen einen intensiven Aus- die Lehre in den Jahren 2020 und 2050 wohl aus- tausch und versuchen, sehen werden. Weiter stand gemeinsame Programme auf dem Programm, wie auf die Beine zu stellen. Studierende die Qualität Zum Beispiel gibt es das der Lehre evaluieren und IDEALeague Challenge- Einfluss darauf nehmen Programm oder den Joint können. Ausserdem haben

VSETH Master in Geophysics. wir uns damit auseinander- Jedes Jahr können ein gesetzt, wie die IDEALiStiC paar talentierte und moti- in Zukunft funktionieren soll vierte Studierende von jeder und in welcher Beziehung Universität an der IDEA- sie zur IDEALeague steht. League Challenge teilneh- men. Das Programm be- Der Beitrag des VSETH steht aus vier Modulen, Im Frühlingssemester 2018 welche jeweils über ein war der VSETH an der Rei- verlängertes Wochenende he, die Konferenz in Zürich an einer der Hochschulen zu organisieren. Leitthema stattfinden. Das Ziel ist es, dass motivierte Studie- war die studentische Partizipation. Die Studieren- rende zusammenkommen und gemeinsam über denverbände der verschiedenen Hochschulen sind extracurriculare und interdisziplinäre Probleme sehr unterschiedlich, haben aber grundsätzlich diskutieren. dasselbe Anliegen: alle Studierenden adäquat zu vertreten. Das Ziel der Konferenz war es, die bes- Drei Semester, drei Unis ten Ideen und Herangehensweisen im Zusammen- Der Joint Master in Geophysics ist ein Master- hang mit studentischer Partizipation zu sammeln programm, in dem man insgesamt drei Semester, und gemeinsam Massnahmen zu definieren, um die dabei jedes an einer anderen Universität, absol- verschiedenen Probleme anzugehen. Hierzu haben viert. Generell versuchen die IDEALeague-Univer- wir uns spezifisch mit den Themen IT, Struktur, sitäten, den gegenseitigen Austausch von Studie- internationale Studierende, Kommunikation und renden zu fördern. Dazu gibt es beispielsweise die Evaluation der Lehre befasst. Möglichkeit, als Studierender Unterstützungsgel- Die IDEALiStiC bietet den Studierendenvertre- der von der IDEALeague zu erhalten. tern die Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken Im Rahmen der IDEALeague haben sich auch und viel Input für eigene Projekte und Kampagnen die Studierendenverbände der entsprechenden zu sammeln. Zudem ermöglicht diese Zusammen- Hochschulen vernetzt und bilden zusammen die arbeit das Entstehen von gemeinsamen Projekten. IDEALiStiC. Jedes Semester findet eine Konferenz Der VSETH und die anderen Studierendenverbände statt, an welcher sich Studierendenvertreter jedes sind bereits jetzt gespannt auf die nächste Konfe- Verbands treffen, um über aktuelle Probleme zu renz im Herbst in Delft.

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 9 – Schneller, günstiger und gesünder als Autofahren …

… warum das Velo ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags ist, erklären drei Mitglieder des Veloclubs VELOVE der ETH. von Manuel Meier und Julia Ramseier

Manuel Holzer, 26, Nutzer sind meist Gelegenheitsfahrer. Aber es Umweltnaturwissenschaften, kommen auch Mountainbiker oder Rennvelo-Fah- 11. Semester rer vorbei und so soll das auch sein.

Viele Leute fahren in ihrer Jugend viel Fahrrad und steigen dann irgendwann auf Auto oder Motorrad um, warum du nicht? Paul Beuchat, 32, education

Velofahren hat mir immer viel Spass bereitet. Doktorand CAMPUS Dazu kam, dass ich möglichst nachhaltig leben will Automatic Control (D-ITET) und die Mobilität entscheidend ist, um den ökologi- schen Fussabdruck zu reduzieren. So kam ein Fährst du mit dem Fahrrad über rote Ampeln? Wechsel auf ein motorisiertes Fahrzeug gar nie in Das kann schon vorgekommen sein (lacht). Ich Frage. Velofahren ist die schnellste Art, sich in der finde, Velofahrer sollen sich an die Regeln halten Stadt zu bewegen und ich wünschte, mehr Men- und es ist auch gut, dass die Zürcher Polizei Velo- schen würden es tun. fahrer büsst. Allerdings gibt es schon Situationen, in denen es schwierig ist, sich korrekt zu verhalten: Warum ist Velo fahren dann nicht populärer? Wenn ich mit dem Velo zwischen ETH und Rigiblick Das Velo wird als langsames Verkehrsmittel im Stau stehe, hat es nicht genügend Platz, um die wahrgenommen. Ausserdem halten es viele für Kolonne rechts zu passieren und das Befahren von anstrengend und haben Angst, verschwitzt an Trottoir und Tram-Trasse ist verboten. Manchmal ihrem Ziel anzukommen. Ich habe allerdings die ist man versucht, sich in den Grauzonen des Ver- Hoffnung, dass E-Bikes diese Probleme lösen. kehrsgesetzes zu bewegen, um die Effizienz des Velos voll ausnutzen zu können – nicht zuletzt weil E-Bikes? Darauf sind viele ›konventionelle Velo- es vielerorts an Infrastruktur fehlt. fahrer‹ aber nicht gut zu sprechen? Ja, das stimmt schon. Oft sind E-Bike-Fahrer Wie viele Fahrräder besitzt du? nicht die erfahrensten und daher auch nicht stilsi- Momentan drei. Zu meinen besten Zeiten chersten Radfahrer. Trotzdem sehe ich E-Bikes waren es bis zu acht. Ich habe mir in meiner Ju- positiv: Sie nehmen den Leuten die Gründe weg, gend gebrauchte Velos über Ebay gekauft und nicht aufs Velo zu steigen. Ausserdem erlauben die dann aufgemotzt. Velos sind geniale Maschinen schnelleren E-Bikes, dass man wie ein Auto im Stadtverkehr mitfährt, was das Radeln sicherer und angenehmer machen kann, weil es weniger Überholmanöver gibt. Die Velowerkstatt auf dem Hönggerberg ist am Dienstag und Donnerstag von 17 - 19 Uhr geöffnet.

Unter Velofahrern gibt es ohnehin viele Die Werkstatt bietet Workshops für Reparatur- ›Sub-Communities‹, für wen ist der VELOVE? Anfänger, sowie Biking in Zürich an. Besucht für nähere Ja, es gibt da tatsächlich diverse Gruppen. Der Informationen: www.velove.ethz.ch/ und VELOVE soll aber für alle da sein. Organisiert wird facebook.com/VelowerkstattETH/ er zurzeit vor allem von Alltagsradlern und die

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME Fotos: Luise Fischer. Fotos:

Hannes Heller (oben links), Paul Beuchat (unten Mitte) und Manuel Holzer (Mitte rechts) arbeiten motiviert in der Velowerkstatt mit. Luise Fischer (unten links) und Michael Tobler (oben rechts) sind nur zwei der vielen Velofreunde und Besucher, die sich über das Angebot freuen. – 11 – und das Rumschrauben gehört für mich seit jeher dazu. Vielleicht auch ein Grund, warum ich dann später Maschinenbau studiert habe.

Fährst du auch im Winter Velo? Ja, das ganze Jahr über gilt: Wenn irgendwie möglich, bin ich mit meinem Velo unterwegs. Im frischen Schnee geht es übrigens ganz gut. Aber ich bin auch schon gestürzt. Verletzt habe ich mich Die Velowerkstatt lädt Studierende und andere Interessierte dazu ein, ihr allerdings noch nie und zum Glück habe ich bereits Velo zu reparieren. Geführt wird die Werkstatt von ETH- während meiner Kindheit in Melbourne gelernt, wie Studierenden. Werkzeuge und menschliches Know-how man auf Strassen mit Tramgleisen radeln muss. findet ihr dort ebenso wie jederzeit ein offenes Ohr für alle Fragen rund um die ›Gesundheit‹ eures Velos. Für Warum engagierst du dich im VELOVE und der kleinere Reparaturen wie ein Loch im Pneu oder eine öffentlichen Werkstatt? herausgesprungene Kette könnt ihr auch jederzeit spontan vorbeikommen. Benötigt ihr aber Ersatzteile, Ich sehe mein Engagement als meinen kleinen wäre es gut, wenn ihr diese selbst mitbringt. Beitrag, mehr Menschen zum Radeln zu bewegen und damit unsere Gesellschaft nachhaltiger zu Wie alles begann machen. Ausserdem ist es sehr befriedigend, wenn Als Manuel für das Studium nach Zürich zog, wurde das man anderen Leuten helfen und sie glücklich ma- Velo sein wichtigstes Transportmittel. Da das Fahrrad täglich in Gebrauch war, musste es hie und da repariert chen kann. werden. Jedoch fehlten ihm viele Werkzeuge. Überzeugt davon, dass es anderen velofahrenden Kommilitonen ähnlich ergehen müsste, entschloss er sich, eine Do- it-yourself-Velowerkstatt an der ETH ins Leben zu Hannes Heller, 26, rufen. Als er über seine Pläne mit Freunden vom Projekt 21 (heute SSC) sprach, waren diese begeistert und Bauingenieurwissenschaften, sicherten die finanzielle Unterstützung zu. Bald stiess education 10. Semester Florian, ein velobegeisterter Doktorand dazu. Nun fehlte ›nur‹ noch ein geeigneter Ort. Beim VSETH gab CAMPUS Was war für dich bisher das speziellste velo- es keine leeren Räume, deshalb wurde die Mobilitäts- bezogene Erlebnis? plattform der ETH kontaktiert. Sie hatte Interesse und Das war, als ich das erste Mal auf einem schnell kam die Idee einer gemeinsam genutzten Velo- werkstatt (Mobilitätsplattform/Studis) auf. Doch leider Rennrad sass. Ich war in St. Louis in den USA und fehlte am Ende das Funding. Nach vielem ›Klinkenput- bei vierzig Grad mit einem Rucksack mit Eiswasser zen‹ kristallisierte sich die Töffligarage unter dem HG quer durch die Stadt gerast. Dort ist man damit ein als beste Alternative heraus. Das Werkzeug musste absoluter Exot und es hat mich zum Nachdenken zwar auf der anderen Seite des Gebäudes einen Stock gebracht, warum sich nicht mehr Leute aufs Velo tiefer gelagert werden, aber nun lag die Bewilligung, eine Velowerkstatt an der ETH zu betreiben, vor. Im setzen. Frühling 2017 eröffneten sie. Die Besucherzahlen wachsen und an schönen Tagen kommt es immer Was fehlt in der Schweiz, damit mehr Leute Velo wieder vor, dass die Werkstatt aus allen Nähten fahren würden? platzt. Ich denke, es fehlt vor allem an der Infrastruk- tur. In Holland ist es einfach naheliegend, aufs Velo zu steigen, weil es überall Infrastruktur dafür gibt. Hätten wir eine ähnliche Infrastruktur, würden sicherlich viele Leute aufs Velo umsteigen. Natür- lich spielen dann auch noch Dinge wie das Wetter Nase weggeschnappt. Das hat mich schon etwas eine Rolle. enttäuscht, zumal sich die ETH gerne als umwelt- bewusste Universität darstellt, die studentische Wie hast du die Unterstützung der ETH für den Initiativen fördern will. Die EPFL ist der ETH da VELOVE erlebt? weit voraus: Dort werden jährlich grosse Beträge in Grundsätzlich stiessen wir auf Zustimmung die Velo-Infrastruktur investiert. und der Bedarf für eine solche Institution wurde anerkannt. Die ETH hat uns auch finanziert, aller- Wie siehst du die Zukunft des VELOVE? dings gestaltet es sich sehr mühsam, eine geeig- Ich wünsche mir, dass wir die Werkstatt erfolg- nete Location zu finden: Wir mussten schon wäh- reich weiterbetreiben können. Ein Traum wäre, rend dem ersten Jahr drei Mal neue Räumlichkei- wenn wir irgendwann im Zentrum und auf dem ten suchen und auch jetzt haben wir noch keine Hönggerberg je einen Standort hätten. Ausserdem definitive Lösung. Meist werden wir von den ver- wollen wir eine aktive Community aufbauen, Kurse antwortlichen Personen nur weitergeleitet und organisieren oder spassorientierte Ausfahrten schlussendlich werden uns tolle Räume vor der anbieten.

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 12 – Illustrationen: Julia Rhonheimer. DOSSIER typewriter Der Traum vom Studium an der ETH Ein Erfahrungsbericht von Celina Rhonheimer Illustrationen von Julia Rhonheimer

Kaum einer meiner Mitschüler im Gymnasium hatte matik (PaM). Kaum eine Schulstunde machte mir im Alter von 15 oder 16 eine konkrete Vorstellung, so viel Spass wie unsere PaM-Stunden. wohin sich der Lebensweg beruflich einmal ent- Mein Stiefbruder studierte in der Zeit Maschi- wickeln würde. Natürlich gab es Ideen, doch nichts nenbau an der ETH. Auf einem Weihnachtsfest er- war sicher. Bei mir war das anders. Als ich klein zählte er mir, was er so alles im Studium machte. war, wollte ich noch Violinistin werden, vielleicht Ich verstand tatsächlich einiges dank meiner PaM- Lehrerin. Doch mit zwölf, als ich an einem Schnup- Stunden. An diesem Tag merkte ich: Das war es, pertag in der Sekundarschule als erste die Mathe- was ich auch machen wollte. Kurzerhand suchte ich aufgaben fertig und richtig gelöst hatte und der mir auf der Homepage der ETH die Seite des Lehrer meinte, ich könne direkt in die Klasse ein- D-MAVTs und verschlang die Infos. Ich besuchte steigen, da merkte ich, dass mir Mathematik liegt. Studieninformationstage. Darauf folgten etliche Und noch viel wichtiger: Ich merkte, dass es mir Schnuppertage und Besuche an der ETH. Meine gefiel. Im Gymnasium vertiefte sich mein Interesse Entscheidung stand: Ich konnte es kaum erwarten, nur noch. Als Schwerpunktfächer in der Oberstufe mich im Januar 2014 für ein Maschinenbaustudium wählte ich dann Physik und angewandte Mathe- einzuschreiben. Als der September '14 kam, zog ich

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 13 –

zu meinem Vater, da dieser näher an der ETH Die alles entscheidende Prüfung wohnte. Mein Vater war von zuhause ausgezogen, In der Lernphase im Sommer war ich zwar regel- als ich klein war, als Kind hatte ich ihn nicht häufig mässig um 7.30 Uhr an der ETH, jedoch sank gesehen. Jetzt sollte sich unsere Beziehung ver- meine Motivation, als ich merkte, wie schlechte bessern. Kurz bevor ich bei ihm einzog, meinte er, Vorarbeit ich geleistet hatte. Nach einem Monat ich würde die ETH nicht schaffen. Dies war nur ein hatte ich eigentlich schon aufgegeben, wollte die weiterer Ansporn, an der ETH zu bestehen. Prüfungen jedoch so gut wie möglich schreiben, damit ich schon ein gewisses Wissenspolster für Der erste Tag an der ETH mein Repetitionsjahr hätte. Die Prüfungen kamen, Es war soweit: Ich war einerseits unglaublich und ich schlug mich durch. Ich hatte weder ein aufgeregt, andererseits konnte ich meine Vor- wirklich gutes Gefühl, noch dachte ich, es sei so freude am Erstitag kaum im Zaum halten. Als er richtig miserabel gelaufen. Fünf Tage vor dem vorbei war, stürzte das ›Studium‹ nur so auf mich neuen Semester kamen unsere Resultate. Als ich ein. Ich wusste, dass ich jetzt viel lernen musste. mit zittrigen Händen auf dem kleinen Bildschirm Was ich nicht wusste, war, was das genau bedeu- meines Handys das mystudies öffnete, um meine tet. Doch dazu später mehr. Im Gegensatz zum Resultate zu begutachten, verfiel ich erst in eine Gymnasium fing ich an, mich abzurackern. Ich Lachstarre. Ich war so schockiert, ich konnte nur lernte jeden Abend eine Stunde und am Wochen- noch lachen. Dass ich durchfallen würde, damit ende investierte ich ein paar Stunden. Im Gymna- hatte ich gerechnet, aber was ich sah, übertraf all sium war ich nie überragend, hatte aber auch meine Erwartungen. Keine Note über einer 4, zwei kaum etwas dafür gemacht. Tanzstunden, Musik- Mal eine 1.5 – erst noch in wichtigen Fächern. Im instrumente, mein Chor, soziales Engagement in Gesamtschnitt ergab es eine 2.43. Eigentlich hätte der Schülerorganisation oder die Theatergruppe mir dies zeigen sollen, dass die Kombination aus waren mir immer wichtiger. Ein paar Stunden vor ETH Studium und Maschinenbaustudium wohl den Prüfungen mussten reichen und so war es. nicht das Richtige für mich war. Dieser Gedanke Aus dieser Sicht hatte ich meinen Einsatz um kam mir jedoch damals noch nicht. Ich verdrängte, typewriter mindestens zweihundert Prozent gesteigert! was passiert war und schwor, dass ich im kom- DOSSIER Anfangs kam ich ganz gut mit im Studium, verlor menden Jahr alles daran setzten würde, die Basis- jedoch in einigen Fächern nach ein paar Wochen prüfung zu bestehen. den Anschluss, und diese mehrten sich. Mein Kopf sagte mir: »Du hast ja noch die Wintersemester- Das zweite Basisjahr ferien, um das alles wieder aufzuholen«. Verdrängt Am Anfang meines zweiten Basisjahrs zeigte mir hatte ich da das Werkstattpraktikum in den Se- mein damaliger Mitbewohner meinen Fachverein, mesterferien. Leider stellte ich schnell fest, dass den amiv. Mit seinen vielen Events und der Hoch- ich nach einem Tag in der Werkstatt so müde war, schulpolitik bot er genau das, was mir im ersten dass ich ausser Essen und Schlafen gar nichts Jahr an der ETH gefehlt hatte: Mich zu engagieren mehr auf die Reihe bekam. So gingen meine Se- – Events organisieren, an Events teilnehmen, und mesterferien vorüber und ich hatte nichts von je- am wichtigsten: einen grossen Kollegenkreis und nem Stoff aufgeholt, den ich verpasst hatte. Das viele Bekanntschaften. Da die meisten meiner Frühlingssemester kam und schon am zweiten Freunde die Basisprüfung bestanden hatten, Vorlesungstag wurde das einsemestrige Innovati- musste ich mich neu orientieren. Dies tat ich in die onsprojekt vorgestellt. Bereits vor meinem Studium Richtung amiv. Ich begann mit der Organisation freute ich mich auf dieses Projekt, da es uns einen zweier Events und wurde Mitglied des Organisa- Einblick in die Praxis des Maschinenbaus geben tionsteams der Firmenmesse des amiv. Ich konnte sollte. In meinem Team waren Freunde, die ich im unglaublich vom Know-how profitieren. Die vielen ersten Semester kennengelernt hatte. Alle von aktiven Höhersemestrigen konnten mir zeigen, was ihnen waren ausgesprochene Tüftler und so stürz- es wirklich bedeutet, für das ETH Studium Zeit zu ten wir uns Kopf voran in das Projekt. Wir gingen investieren. Ich begann jeden Tag von morgens um völlig darin auf. Unsere Arbeitsstunden stiegen acht bis mindestens vier Uhr nachmittags zu ler- und stiegen und unser oder zumindest mein Ein- nen. Vorlesungen besuchte ich nicht mehr, da ich satz für den Rest des Studiums sank simultan. Ich den Stoff an sich schon kannte, aber viel zu wenig besuchte zwar jede Vorlesung, aber die Zeit da- gelernt hatte. Danach ging ich in den amiv, arbei- nach investierte ich in das Innovationsprojekt. Der tete in meinem Ressort oder genoss einfach die Einsatz dafür hat sich auch sehr gelohnt, unsere Zeit mit den anderen Studierenden. Ich lernte nur Gruppe erzielte im abschliessenden Wettbewerb noch und erholte mich abends im Fachverein. So- die höchste Punktzahl, allerdings hatte sich schon gar das Organisieren von Events war Erholung für länger das Gefühl bei mir eingeschlichen, dass es mich. Ich dachte, ich könne locker dieses eine Jahr mit dem Bestehen der Basisprüfung schwer wer- ohne Ferien und Pausen durchhalten. Es war ja den könnte. mein Traum und dafür würde ich alles investieren.

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Es funktionierte auch ganz gut. Vor allem im ersten einfach ausspannen konnte. Meine Ferien hatte Semester hatte ich keinerlei Anzeichen von Er- ich extra so lange geplant, dass ich bei der Veröf- schöpfung. Im zweiten Semester merkte ich dann fentlichung der Resultate noch bei meiner Tante ab und zu, dass ich langsam müde wurde. Ich war sein würde, da ich mir sicher war, sie könne mir – nicht mehr gleich produktiv, aber zumindest mit egal wie die Resultate wären – die richtige Unter- meinen Übungen immer aktuell, hatte Zusammen- stützung bieten. So sass ich am Mittwoch, den fassungen geschrieben und sehr, sehr viele alte 14. August 2016 bei meiner Tante im Wohnzimmer Prüfungen gelöst. und starrte auf meinen Bildschirm. Ab und zu Als der Sommer kam, fuhr ich mit dem nun drückte ich refresh, aber ansonsten fühlte ich mich schon gewohnten Rhythmus fort. Es gab für mich einfach nur leer. Die nächsten fünfzehn Minuten keinen Grund, weshalb ich damit aufhören sollte. würden über mein ganzes Leben entscheiden. Da- Sechs Wochen lang klappte das, dann kam ich an rüber, ob ich einen fünf Jahre alten Traum weiter- einen Punkt, an dem ich früh morgens an die ETH leben könnte, oder ob er einfach zerbrechen wür- kam, mich für eine halbe Stunde konzentrieren de. Irgendwann stand dort plötzlich keine 2.43 konnte und dann alle Geduld verlor. Leider war das mehr als Note sondern eine 3.42. Zuerst war ich nicht nur an irritiert, einem Tag dachte sogar so, sondern an einen die folgen- Fehler. Dann den drei Wo- hab ich mir chen. Kon- meine Noten kret bedeu- durchgese- tete das, hen. Einige dass ich die Fächer düm- letzten Wo- pelten um chen vor der den Vierer Prüfungs- rum, sonst phase ein- waren die fach nicht Noten bei mehr fähig jedem Fach

DOSSIER war zu ler- mindestens

typewriter nen. Ich fühl- 1.5 Noten te mich zwar besser als im dank meines Jahr davor. Einsatzes Jedoch sind ziemlich gut die Gewich- vorbereitet, tungen beim es verunsi- Maschinen- cherte mich baustudium dennoch sehr un- enorm. Ich gleich, sie versuchte ziehen sich das Beste von dreifach daraus zu bis 16-fach. machen. Als Leider hatte die Prüfungsphase begann, fühlte ich mich wieder ich genau im 16-fach zählenden Fach mit einer einigermassen auf Kurs. Grundsätzlich hatte ich 2.75 meine schlechteste Note. Dies ergab dann bei allen Prüfungen ein ziemlich gutes Gefühl und alles in allem den ungenügenden Schnitt. Ich fühl- konnte dazwischen den Stoff noch einmal auffri- te eine absolute Leere in mir. Vorsichtig schrieb ich schen, was mir eine gewisse Sicherheit zurück- einem Freund, der zu dieser Zeit auch in Berlin liess. Trotzdem machte sich irgendwo in meinem war. Ich wollte ihn nicht direkt fragen, was er für Hinterkopf ein Unwohlsein breit, das mir sagte, eine Note hatte, und noch weniger wollte ich, dass dass die drei Wochen ohne Lernen nicht ganz er mich fragte. Also schickte ich ihm einfach Emo- irrelevant gewesen waren. Ich schob das Gefühl jis und hoffte, dass er verstehen würde. Glückli- jedoch beiseite und schlug mich erneut durch. cherweise brauchte es keine weiteren Worte. Wir Nachdem ich alle Prüfungen geschrieben hatte, verabredeten uns später in einem Park. Da sassen verschwand ich sofort aus Zürich. Nach diesem wir dann einfach nur Stunden nebeneinander und Jahr in dieser Stadt mit kaum etwas anderem aus- tranken Sekt. Auch wenn es unpassend erscheinen ser Lernen musste ich einfach weg. Ich fuhr zu mag, in dieser Situation war es genau das Rich- meiner Tante nach Berlin, wo ich die erste Woche tige. Ich war noch nicht bereit zu realisieren, was

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 15 – gerade passiert war, dass zwei Jahre Arbeit ein- und quälte mich durch die AC-, OC-, und Biofä- fach vergeudet waren. Irgendwann ging ich nach cher. Nach einem Gespräch mit dem Studien- Hause und legte mich ins Bett. Am nächsten Mor- gangskoordinator musste ich zudem feststellen, gen wusste ich nicht einmal, was ich die nächsten dass es keine Möglichkeit gäbe, den Biomedical Stunden, Tagen, Wochen machen sollte. Engineering-Master zu machen, da ich durch mein Scheitern an der Basisprüfung gesperrt sei. Er er- Das tiefe Loch klärte mir aber, dass ich in einem allgemeinen Tatsächlich rief ich dann meinen Vater an. Ein HST-Master die Fächer des Biomedical Enginee- kleiner Teil seiner Reaktion ist mir im Gedächtnis ring-Master wählen könnte. Dieser Bescheid half geblieben: Er wollte wissen, was ich denn jetzt mir in meinem Wohlbefinden keineswegs. Die Fä- machen würde. Aber genau das wusste ich nicht. cher, die mir Freude bereiteten, langweilten mich, Die Hoffnung, die Prüfungen zu bestehen, war so da sie auf einem komplett anderen Niveau waren gross gewesen, dass ich mich nicht mit Alternati- und jene, an denen ich nicht interessiert war, for- ven beschäftigt hatte. In den folgenden Tagen derten mich ungemein. Das war keine gute Kombi- musste ich mit mir selbst, meinen Eltern, der eige- nation. Im November entschloss ich mich, mein nen Enttäu- Studium schung und ganz abzu- der Suche brechen. Ich nach einer merkte, dass Alternative ich bereit zurechtkom- war, mich men. Mir war von der ETH klar, dass ich zu trennen, weder abrupt und auch, mit der ETH, dass mir das noch mit Maschinen- dem Maschi- baustudium typewriter nenbau ab- wichtiger DOSSIER schliessen war als ›ein konnte. Ein Studium an Elektrotech- der ETH‹. Ich nik- oder In- fühlte mich formatikstu- frei. dium kamen Schluss- für mich endlich ent- nicht in Fra- schied ich ge, da auch mich für ein in diesen Fä- Maschinen- chern die technikstu- Mathematik dium an der ein ähnliches ZHAW in Level er- Winterthur reicht wie und studie- beim Ma- ren nun seit schinenbau. September Ein Freund empfahl mir das Gesundheitswissen- 2017 dort. Einen Weg, wie ich dennoch mit der schaften- und Technologie-Studium. Der Mas- ETH verbunden bleiben kann, habe ich auch ge- terstudiengang Biomedical Engineering, der zu den funden: Ich bin nun als Hörerin eingeschrieben und Departementen D-MAVT, D-ITET, D-PHYS und nach wie vor im VSETH-Vorstand tätig. D-HEST gehört, reizte mich. Mit der Hoffnung, Zu guter Letzt muss ich leider sagen, dass die durch ein HST-Studium in diesen Master einstei- Volksweisheit »Wenn du etwas wirklich willst, dann gen zu können, beschloss ich, mich am D-HEST schaffst du es auch« nicht immer stimmt. Ich habe einzuschreiben. noch nie etwas so sehr gewollt in meinem Leben wie das Maschinenbaustudium an der ETH, und Relaunch 3 trotzdem hat es nicht gereicht. Das ETH-Studium Ein drittes ›erstes‹ Jahr begann. Andere Leute, ein ist aber nicht alles, was zählt. Ein Leben geht wei- neuer Campus, andere Fächer und noch immer ter, auch wenn die grössten Träume zerplatzen. meine Enttäuschung über meine Leistung bei der Zuletzt: Du bist nicht allein. Nur im Maschinenbau Basisprüfung. Ohne es zu merken, schottete ich fallen jährlich bis zu fünfzig Prozent aller Zweit- mich von meiner Familie und meinen Freunden ab semestrigen durch die Basisprüfungen.

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Allzeit bereit: Die Rescue Teams leisten täglichen Einsatz im Mittelmeer. Der Traum vom sicheren Leben 2017 sind 119 000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa geflohen. Die Überfahrt ist lebensgefährlich. Nina Gassmann, 19, hilft als Volunteer in Italien und Griechenland zu Land, auf dem Wasser und in der Luft bei der Rettung von Menschen, die auf eine bessere Zukunft hofften. von Julian Croci

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Bitte beschreibe deinen Alltag in der Flüchtlings- begrenzte Anzahl von Personen mitnehmen, müs- hilfe? Was hast du seit letztem Sommer erlebt? sen also dem Rest sagen, dass wir wiederkommen. Im Juli begann ich, auf Lesbos zusammen mit Natürlich möchte der Rest ebenfalls sofort mitfah- einem spanischen Rescue Team von der Küste aus ren. Ein Mann begann zu weinen, als wir das erste Landings, also die Ankunft von Schiffen mit Mal ohne ihn abfuhren. Die Passagiere dieser Flüchtenden, zu begleiten. Ab September war ich Boote rechnen nach dem Betreten meist schon für zwei Monate in Spanien, um Spanisch zu ler- nicht mehr damit, dass sie es lebend wieder ver- nen. Dort habe ich auch an mehreren Rescue lassen. Trainings teilgenommen. Im November und De- Bei einem Flug mit dem »Moonbird« haben wir zember war ich mit einem Rescue Boat auf dem einmal beobachtet, wie ein Schiff der so genann- Mittelmeer unterwegs. Damit retten wir auf dem ten lybischen Küstenwache ein Flüchtlingsboot in Mittelmeer Menschen von Booten, die in Seenot internationalen Gewässern zurück nach Libyen geraten. Dabei arbeiten wir mit dem Maritime eskortierte. Dies ist illegal, die Refugee Convention Rescue Coordination Center Rom (MRCCR) zu- von 1951 besagt, dass man, sobald man in inter- sammen. Dort treffen alle Notrufe von Schiffen ein nationalem Gewässer ist, das Recht auf einen und das MRCCR koordiniert die erforderlichen sicheren Hafen hat. Libyen ist kein sicheres Land, Rettungseinsätze. Es kann sein, dass wir drei also war dies sicher illegal. Wir sahen verängstigte Wochen keine Rettungen haben und dann in weni- Menschen in den Booten, die geschlagen wurden gen Tagen wieder einige. Danach war ich noch auf und dokumentierten den Vorgang. Malta und Sizilien und habe dabei geholfen, Infra- struktur, insbesondere Boote, in Stand zu halten. Wie gehst du damit um? Dazwischen war ich noch zwei Wochen in der Man steckt es nicht leicht weg, wenn man Schweiz im Urlaub. Bis vor kurzem war ich dann Leute sterben sieht. Jeder geht damit anders um. noch auf einem Search and Rescue Airplane, dem Mir hilft es, viel darüber zu reden und zu versuchen »Moonbird« als Tactical Operator unterwegs. Mit etwas zu ändern, damit so etwas nicht wieder dem Flugzeug suchen wir nach Schiffen in Seenot, passiert. Auch möchte ich, dass die Öffentlichkeit melden dies den entsprechenden Stellen oder darüber informiert wird und sieht, was auf dem typewriter treffen weitere Abklärungen. Als Tactical Operator Mittelmeer passiert. Damit die Leute, die illegal DOSSIER kommuniziere ich mit den anderen Stellen und handeln, nicht damit durchkommen. Ich möchte in gebe dem Piloten Anweisungen. keiner Gesellschaft leben, die wegschaut oder schweigend zusieht. Natürlich haben wir nach Was hat dich am meisten geprägt? Gibt es Erleb- Einsätzen auch Debriefings und psychologische nisse, die dich in deinem Engagement bestätigen? Unterstützung. Wichtig ist auch, die Schuld nicht Natürlich gab es viele emotionale Erlebnisse. bei sich selbst zu suchen. Dies ist auch sinnlos, Auf Lesbos landete ein Boot mit über fünfzig schliesslich gibt man immer sein Bestes in Ext- Menschen, mehrheitlich Frauen und Kinder. Es war remsituationen. Nach einem Autounfall hilft man ja zuvor fast von einem Boot der griechischen Küs- auch nicht nur ein bisschen. Ebenfalls habe ich mir tenwache bei einem Stopp-Manöver überfahren auch schon ein paar Tattoos stechen lassen, auch worden. Bei diesem Manöver fährt ein Boot in dies hilft mir persönlich, mit dem Erlebten umzu- engen Kreisen um ein anderes, um es zum Stopp gehen. zu zwingen. Der Abstand zwischen den Booten ist dabei sehr gering, passiert ein Fehler, drohen Gibt es Hürden, sich zu engagieren? Was ist dafür schwere Schäden am Boot der Flüchtenden und nötig? Todesfälle. Von der Küste aus haben wir Menschen Generell gibt es keine Voraussetzungen, die in Todesangst schreien gehört. Zum Glück been- erfüllt werden müssen. Es gibt auch viele, die dete die griechische Küstenwache das Manöver jeweils nur für wenige Wochen kommen. Dieser und das Boot landete. Die verängstigten Men- Voluntourismus wird natürlich immer heiss disku- schen sprangen und fielen aus dem Boot und tiert, ich finde aber auch diese Form des Engage- rannten ans Ufer. Ein zwölfjähriges Mädchen fiel in ments sinnvoll. Je nachdem gibt es Aufgaben und meine Arme. Das Mädchen hat geweint und für Sachen, die man dann besser nicht macht. Zum mich persönlich war dies ein sehr spezieller Mo- Beispiel kann man nicht einfach für zwei Wochen ment. Alle waren so in Panik, dass sie begannen Kinder betreuen und für sie eine Bezugsperson wegzurennen. Sie haben trotzdem alle noch Glück werden, dafür braucht es viel mehr Zeit. Arbeiten gehabt. an der Infrastruktur gehen aber sehr gut und wenn Bei meinem Einsatz auf dem grossen Rescue man die nötigen Schwimmkenntnisse hat, kann Boat hatte ich auch ein eindrückliches Erlebnis: man auch wie ich zu Beginn bei einem Landing Wenn wir Menschen von einem sinkenden Boot Team mitarbeiten. Ich hatte anfangs keine Ausbil- retten, fahren wir mit einem Festrumpfschlauch- dung als Rettungsschwimmerin, habe diese aber boot zwischen unserem und dem anderen Boot hin nachgeholt. Insbesondere fehlen uns Fachperso- und her. Natürlich können wir immer nur eine nen wie Maschinisten, um Fahrzeuge zu warten

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Die Hilfe für Flüchtende im Mittelmeerraum wird in letzter Zeit vor allem von rechten Gruppie- rungen stark kritisiert. Macht dir das etwas aus? Das macht mir sehr viel aus, Morddrohungen werden an Organisationen in diesem Bereich gesandt und in den sozialen Medien werden Enga- gierte häufig beleidigt. Auch werden viele von uns kriminalisiert. Wir alle werden von Frontex und verschiedenen Regierungen ständig beobachtet. Von rechten Politikern wird uns vorgeworfen, mit Schlepperbanden zusammen zu arbeiten und Ähnliches. Es wird nicht gern gesehen, dass wir unter anderem auch Menschenrechtsverletzungen dokumentieren. Es ist es aber wert, wenn sich dadurch Menschenleben retten lassen. Es ent- facht bei mir auch den Willen, noch mehr zu ma- Nina holte die Ausbildung zur Rettungsschwimmerin nach. chen und mich noch mehr zu engagieren.

und Elektriker etc., um Infrastruktur zu schaffen Was für Träume haben die Menschen, denen du und zu unterhalten. Ebenfalls fehlen auch Kran- hilfst? kenpfleger und Psychologen für die Betreuung der Dies ist sehr unterschiedlich: Kinder haben Flüchtlinge. meistens einen anderen Blick auf die Begebenhei- ten. Viele erzählen, dass sie später gerne Arzt oder Seit wann wusstest du, dass du dich vor Ort Lehrer werden würden. Insbesondere, Lehrer zu engagieren möchtest? War oder ist es immer noch werden und anderen etwas beibringen steht hoch dein Traum? im Kurs. Sie wollen lernen, sie wollen in die Schule Vor zwei Jahren engagierte ich mich während gehen. Nur schon dies ist für viele Kinder ein den Schulferien zum ersten Mal in der Flüchtlings- Traum. Junge Erwachsene, die noch in der Ausbil- hilfe. Seitdem weiss ich eigentlich, dass dies meine dung stecken, wünschen sich, ihre Ausbildung Lebensaufgabe ist und man könnte sagen, dass es abschliessen zu können. Ausgebildete wünschen

DOSSIER seit zwei Jahren auch mein Traum ist. Man ver- sich, möglichst schnell wieder auf ihrem Gebiet

typewriter dient dabei natürlich nichts, häufig bekommt man arbeiten zu können. Eltern wünschen sich häufig, Kost und Logis gestellt, selten auch gar nichts. dass ihre Kinder in die Schule gehen und draussen Muss man Kurse absolvieren, bezahlt man diese in sein können, ohne Angst haben zu müssen, dass der Regel selbst. sie von einer Bombe ausradiert werden. Eine Zu- kunft für ihre Kinder steht für viele Eltern wirklich Was gewinnst du persönlich? im Vordergrund. Generell wünschen sich alle, ein Da man häufig in Extremsituationen ist, lernt selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben man viel über sich selbst. Was ist ethisch korrekt, ohne Angst führen zu können. Niemand steigt was nicht und so weiter. Anders als beim Beispiel freiwillig in diese Boote. Die meisten Leute, die Extremsport geht es nicht um einen selbst. Man ist einsteigen, haben das Gefühl zu sterben und viele nicht primär auf sich selbst fokussiert, sondern auf tun es ja auch. Die wenigsten haben die Hoffnung andere Menschen. Wenn man sich selbst etwas zu überleben. Wenn sie dann doch ankommen, beweisen möchte, ist man hier am falschen Ort. weinen sie. Ebenfalls lernt man viele coole, unterschiedliche Menschen kennen, andere Freiwillige, aber auch Flüchtlinge. Man lernt auch viele andere Skills, zum Beispiel wie man etwas organisiert oder wie man ein Boot repariert.

Wie war die Haltung deines Umfelds zu deinem Vorhaben? Persönlich habe ich nur positives Feedback erhalten. Natürlich gab es Kolleginnen und Kolle- gen, die zuerst überrascht waren, negativ hat sich aber niemand geäussert. Meine Familie unter- stützt mich sehr stark. Wahrscheinlich hätte ich es auch gemacht, wenn mich meine Familie nicht unterstützt hätte, es wäre aber schwieriger gewe- sen. Der Tactical Operator koordiniert die verschiedenen Stellen.

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Luzide Träume – Wenn die Traumwelt Realität wird Stell dir vor, du wanderst friedlich durch typewriter

den Wald und kommst an einer Höhle vorbei. DOSSIER Während du hineinschaust, stürzt plötzlich ein riesiges Monster mit drei Köpfen und sechs Armen auf dich zu. Genau in dem Augenblick, wo es dich mit seinen Klauen zerreissen will, schreckst du hoch: Du lächelst vielsagend, ziehst aus dem Ruck- sack ein Schwert und hackst das Vieh in Stücke. von Hannes Hübner

Die Episode mag komisch klingen, doch ist sie für Skateboarden, Kunstrad-Fahren und Snowboarden viele Menschen mit luziden Träumen vollkommen bei. Während des Schlafs übte er die Bewegungen normal. Diese Menschen werden sich innerhalb des immer und immer wieder in seinen Träumen, bis sie Traumes klar, dass sie träumen (sie wachen im sein Gehirn auch am helllichten Tage fehlerfrei Kopf auf) und können dann das Geschehen in ihren ausführen konnte. Interessanterweise scheinen Träumen bewusst steuern. Der Spielfilm »Incep- aber selbst einfache kognitive Leistungen, wie tion« griff das Thema 2010 bildgewaltig auf. Darin kleine Rechenaufgaben oder das Lernen von Voka- steuern die Hauptdarsteller ihre Träume bewusst, beln, im Klartraum kaum möglich zu sein. legen sich in ihren Träumen schlafen und steuern dann erneut ihre Träume. So stehlen sie Informati- Wie Farben sich anhören onen aus den tiefsten Schichten des Unterbe- Viele Klarträumer berichten von weiteren fantas- wusstseins ihrer Opfer. Klingt wieder unglaubwür- tischen Erfahrungen, sagen, sie könnten im Traum dig, doch arbeiten heute bereits mehrere ganz bewusst fliegen wohin sie wollten, könnten Spitzensportler mit dieser Methode. Der deutsche Gegenstände alleine durch Gedanken erschaffen Sportpsychologe Dr. Paul Thorley beschäftigte sich und Dinge tun, die sie im realen Leben niemals intensiv mit Klarträumen und brachte sich quasi tun würden. Auch scheint die Selbstheilung von ›im Schlaf‹ die korrekten Bewegungsabläufe von Phobien und Depressionen oder das Hören und

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Fühlen von Farben möglich. Doch Klarträume eine bestimmte Richtung bewegen soll, weil dies haben auch ihre Schattenseiten. User von Selbst- die einzigen Muskeln sind, die sich im Klartraum hilfeforen berichten von Ängsten, die Realität zu auch in der Wirklichkeit bewegen lassen.

DOSSIER verlieren oder die eigene Psyche zu schädigen.

typewriter Ausserdem scheinen Phänomene wie Tinnitus Do it yourself verstärkt zu werden und lebensmüde Träumer Aus einer Befragung von 2004 geht hervor, dass denken darüber nach, den Herzrhythmus auszu- ganze 75% der Bevölkerung mindestens einmal im setzen, um ›ewig zu träumen‹. Einer der Träumer Jahr spontan klarträumen, jedoch nur 2.5 Prozent klagt sogar über konkrete Schmerzen beim Klar- mehrmals pro Woche. Klarträume können jedoch träumen: wie 1 000 Nadeln, die ihn den Kopf auch erlernt beziehungsweise ihr Auftreten gestei- schiessen! gert werden. Zwei Techniken versprechen den Klarträume sind kein neues Phänomen. Diese meisten Erfolg: Praxis ist bereits im buddhistischen Traumyoga Die sogenannte MILD-Technik nutzt das pros- oder im tibetisch-schamanischen Bön anzutreffen pektive Gedächtnis; vor dem zu Bett gehen sagt und dient dort dazu, Erfahrungen zur ›wahren‹ man sich bis zum Einschlafen: »Ich werde im Natur des Geistes zu machen oder Karma-be- Traum erkennen, dass ich träume«. dingte persönliche Probleme zu lösen. Ausserdem Bei den klassischen Reality Checks fragt man liegt die Vermutung nahe, dass viele Schamanen sich auch während des Tages immer wieder ernst- oder Medien Klartraume benutzten, um mit der haft: »Träume ich oder bin ich wach?«. Irgendwann Geisterwelt in Kontakt zu treten. wird man sich spontan im Traum diese Frage stel- len und gerät durch die entsprechende Erkenntnis Schon Aristoteles kannte sie in den Klartraum. Dr. Tholey nutzte eine Kombina- Auch Aristoteles beschrieb luzide Träume und tion dieser beiden Techniken, um in seine ›Lern- deren Einleitung durch die Reality-Check-Me- träume‹ zu kommen. Forscher konnten ausserdem thode (natürlich benutzte er selbst diesen Begriff Fälle belegen, in denen sich die Träumenden durch nicht). Doch erst in den 1860er Jahren befassten einen Albtraum ihres Traumzustandes bewusst sich vor allem französische Traumforscher wissen- geworden sind und dadurch den weiteren Traum- schaftlich mit den Klarträumen, später sollte sie verlauf steuern konnten. auch Sigmund Freund in seinem Werk »Traumdeu- Wenn du also heute Nacht von einem Monster tung« ansprechen. Heute werden Klarträume im angegriffen werden solltest, lass dich vielleicht Labor mittels EEG und der Eyeball-Methode nach- nicht ganz aufwachen, sondern zieh ein Schwert gewiesen. Der Proband wird dabei angewiesen, aus dem Rucksack und metzle es nieder. Vielleicht dass, wenn er den Klartraum erreicht, die Augen in kannst du dann auch nach Hause fliegen.

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 21 – typewriter Lieber smooth DOSSIER als Hackbrett Veloimpressionen aus dem Jura von Hannes Hübner

Zugegeben, wer echte ›Herausforderungen‹ auf führen geschmeidig die vielen Hügel hinauf und dem Mountainbike sucht, fährt nach Graubünden. hinab, durch Schluchten und Wälder hindurch, an Nicht nur in der Lenzerheide sind über die Jahre Bächen und Kuhherden vorbei. Mal schmal und ganze Bike-Areale entstanden. Anfänger und Pros krautig, mal breit und kiesig. Kaum Menschen und finden vielfältige Strecken in allen erdenklichen erst recht keine Autos. Ab und zu bieten Treppen Schwierigkeitsgraden, aber bequem zugänglich Abwechslung, mal quert man eine Teerstrasse per Sessellift und mit abschliessendem Kafi- oder ein Kuhgitter (hier ›Bovi-Stopp‹ genannt). schnaps auf der Sonnenterasse. Mir und meinem Wege zum Fahren gibt’s wie Bäume im Wald, prak- Velo ist das zu künstlich, mich ziehts in die Natur, tisch jede noch so kleine Spur führt irgendwo hin in den Jura. Denn der Jura hat nicht nur die am und man muss keine Angst haben, dass am Ende wenigsten befahrene Autobahn der Schweiz der Abgrund lauert. Gerade das liebe ich so, man (Transjurane A16), sondern auch hunderte Kilo- kann einfach fahren. Irgendwann trifft man schon meter kaum begangene Wanderwege, ideal zum wieder auf eine Siedlung, und wenn man im Tal ist, ›Trail surfen‹. Wenn ich abschüssige Klippen, Fels- befindet sich dort auch ein Bahnhof. Einsteigern, brocken und Steilkurven lieben würde, wäre ich Naturfreunden und Geniessern sei deshalb der hier sicher falsch. Doch da ich gerne sportlich Jura als Bike-Paradies empfohlen, weil eben alles fahre, (auch hoch) und runter lieber smooth als so chillig ist. Brenzlige Situationen findet man nur Hackbrett, bin ich hier genau richtig. Die Wege in Porrentruy, beim berühmten Jurassic-Grill.

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 22 – Selbstverwirklichung – eine Annäherung aus dem Leben Die Eltern geben einem in der Regel persönliche Beziehungen, Werte, Geld und vieles Weitere auf den Weg. Je nachdem aber, wo und wie man aufwächst, sind die Chancen, die man im Leben hat, anders. Dem geht unsere Autorin am Beispiel ihrer Familie auf den Grund. von Patrizia Widmer

Meine Familie Die Träume meiner Mutter Meine Mutter ist in Verhältnissen aufgewachsen, Nachdem meine Mutter die obligatorische Schul- in denen man sehr stark aufs Geld achten musste. zeit absolviert hatte, wollte sie Stewardess wer-

DOSSIER Mein Grossvater wuchs als ›Verdingching‹ auf und den. Dies interessierte sie, weil sie den Kontakt mit

typewriter wurde sehr schlecht behandelt. Meine Mutter Menschen mochte und gerne Sprachen lernen erzählte mir aus ihrer Kindheit: »Fleisch war Lu- wollte. Nach damaligen Richtlinien war sie jedoch xus. Manchmal gab es zum Mittagessen, nebst zu klein, weshalb dieser Traum für sie platzte. Sie günstigen Sättigungsspeisen, zwei ›Wienerli‹.« wusste nach diesem Rückschlag nicht, welchen Von diesen ›Wienerli‹ teilten sich mein Gross- anderen Beruf sie ausüben wollte, war dann vater und meine Grossmutter eines, da diese die eigentlich offen für alles. Auf den Wunsch ihrer anstrengendste körperliche Arbeit verrichteten. Mutter beschaffte ihre Schwester ihr dann ein Meine Mutter und ihre drei Geschwister bekamen Praktikum im Spital. Es wurde eigentlich über ihren das andere. Es gab auch jeden Tag Suppe, da dies Kopf hinweg entschieden. eine billige Mahlzeit war. Meine Mutter hatte nicht besonders grosse Wir sind eine Bauernfamilie. Nach der Geburt Freude am Beruf einer Spitalgehilfin, den sie dann meines Bruders und mir wollte mein Vater neben ergriff, aber sie wollte möglichst viel Geld in mög- seinem Beruf als Landwirt zwei andere Nebenjobs ausüben und auch meine Mutter wollte auswärts arbeiten, damit sie genug Geld hatten, um den Die Maslowsche Bedürfnispyramide erarbeiteten Lebensstandard auch mit Kindern Nach dem amerikanischen Psychologen Abraham beibehalten zu können. Dadurch hatten mein Maslow sind wir nicht in der Lage an Selbstverwirkli- Bruder und ich alles, was wir brauchten. Heute chung zu denken, solange die Bedürfnisse einer unteren ›Bedürfnisstufe‹ nicht befriedigt sind. Den Sockel der sind meine Eltern in der Lage, mir ein WG-Zimmer Pyramide bilden unsere physiologischen Grundbedürf- bezahlen zu können, mich und mein Studium kom- nisse wie Essen und Schlaf. Auf der nächsten Stufe plett zu finanzieren und meinen Bruder bei seiner kommt das Bedürfnis nach Sicherheit, gefolgt von Ausbildung finanziell zu unterstützen. Das Geld sozialen Bedürfnissen, und dem Bedürfnis nach Aner- reicht und wir können uns alles kaufen, was wir kennung. Aufgrund von Armut würden daher weltweit brauchen oder was wir glauben zu brauchen. Wir nur sehr wenige Menschen überhaupt in der Lage sein, sich Gedanken zur Selbstverwirklichung zu machen. sind an einem Punkt angelangt, an dem all unsere Maslow meint jedoch auch, dass die unteren Bedürfnis- Bedürfnisse bis auf die Selbstverwirklichung er- stufen der Pyramide nicht zu hundert Prozent erfüllt reicht sind. Wie unterscheiden sich meine heutigen sein müssen, bevor Bedürfnisse der nächsten Stufe Träume von denen meiner Mutter, als sie in mei- aufkommen. nem Alter war?

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lichst kurzer Zeit verdienen, damit sie später viel- leicht nur noch Teilzeit arbeiten musste. Zudem strebte sie mehr Verantwortung im Job an, da es ihr langweilig wurde. Deswegen wollte sie die Lehre zur Krankenpflegerin machen, wozu es eine Aufnahmeprüfung und Ausbildung gab, die finan- ziert werden musste. Ihre Mutter wollte sie dabei nicht unterstützen. Sie hatte dann aber das Glück, dass ihre Vorgesetzte an sie glaubte, da sie gute Qualifikationen hatte und ihr zusicherte, die Finan- zierung durch das Spital zu organisieren, wenn sie die Aufnahmeprüfung bestehen würde. So fügte es sich. Erst in der Lehre zur Krankenpflegerin begann ihr der Job schliesslich, Spass zu machen. Sie verstand nun die Zusammenhänge besser, da sie in der Lehre viel mehr über den menschlichen Körper lernte. Meine Mutter wollte nie wieder von ihren Eltern abhängig sein, weil sie bei der Finan- zierung der Lehre zurückgewiesen wurde. Unab- stattdessen für Umweltnaturwissenschaften an hängigkeit war von da an ihr Ziel, das sie schliess- der ETH entschieden. lich durch diverse Weiterbildungen auch erreichte. Für die Umwelt interessiere ich mich schon seit Ihre Mutter sagte immer, dass sie alles für ihre sehr lange. Ich liebte es schon in der Schule, Bücher Kinder gemacht hatte und dadurch Chancen in zu Umweltthemen zu lesen und mit viel Leiden- ihrem Leben verpasst hatte. Meine Mutter wollte schaft pflegte ich meine etlichen Zimmerpflanzen für sich selbst leben und eigene Bedürfnisse für mit dem rustikalen Wissen, das ich hatte. Gegen andere Menschen nicht zurückstellen, sondern von Ende des Gymnasiums habe ich herausgefunden, Herzen handeln. dass man die Umwelt studieren kann. Umweltnatur- typewriter

wissenschaften habe ich, wie viele andere ›UWIS‹ DOSSIER Meine Träume begonnen, da ich auch ein Stück weit die Welt Mein allergrösster Traum als Kind und Jugendliche retten wollte. Im Studium wurde jedoch schnell klar, war es, Schauspielerin zu werden. Ich weiss, dass dass dieses Unterfangen nicht ganz so einfach ist sich das naiv anhören mag, aber das war lange und es viele äusserst komplexe Umweltprobleme mein ernst gemeinter Berufswunsch. Ich habe in gibt, die oft kaum lösbar sind, wenn man es allen meiner Freizeit etwa zehn Jahre lang leidenschaft- Beteiligten recht machen möchte. lich Theater gespielt. Ins Gymnasium wollte ich Heute ist es mein Traum, in den Medien Fuss eigentlich erst, als ich erfuhr, dass man auch für zu fassen und Menschen über verschiedene The- die Schauspielschule die Matura braucht. Im men, unter anderem über Umweltthemen, aufzu- Gymnasium riet man mir von allen Seiten, etwas klären, aber auch zu unterhalten. Dies sehe ich als anderes als Schauspiel zu studieren. Aus Angst einen Kompromiss, da ich so kreativ mit Texten vor den Risiken eines unsicheren Lebens und da arbeiten kann und mich gleichzeitig mit wichtigen meine Eltern meinten, sie würden mich finanziell Themen auseinandersetze. Anspruchsvoll? Ja! nicht unterstützen, wenn ich Schauspiel studieren Doch ich denke auch, dass Träume ein Leben würde, habe ich die Aufnahmeprüfung für die wesentlich bereichern können, mal ganz abge- Schauspielschule nicht einmal versucht und mich sehen davon, ob man sie erreicht oder nicht.

aktuell im Sharing Economy – Teilen statt besitzen. Ausprobieren, sparen, tauschen: Dies sind 25% Rabatt einige Schlagwörter zur Sharing Economy. Sie ist Teil des Trends, für Studierende teilen statt besitzen wirtschaftliche Aktivitäten auf digitalen Plattformen zusam- (Printversion) menzuführen, und sie verdankt ihren Aufschwung neuen Thomas von Stokar et al. Kommunikationstechnologien wie dem Internet, sozialen Me- vdf Hochschulverlag AG dien und der Mobiltelefonie. Doch wie wirkt sich die Ökonomie an der ETH Zürich TA-SWISS des Teilens auf die Schweiz aus? Was bedeutet sie für Wirtschaft VOB D, Voltastrasse 24 2018, 248 Seiten und Arbeitsmarkt? Wie lässt sie sich in den regulatorischen CH –8092 Zürich zahlreiche Abbildungen, z.T. farbig www.vdf.ch Format 16 x 23 cm, broschiert Rahmen integrieren? Diese Studie untersucht Chancen und Ri- CHF 44.–, ISBN 978-3-7281-3880-4 siken der Sharing Economy und zeigt auf, wo man positive As- Bestellungen unter: auch als eBook erhältlich pekte fördern und negative Auswirkungen kontrollieren sollte. [email protected] Die Empfehlungen richten sich an alle, die sich für die gesell- Tel. 044 632 42 42 Open Access – Gratis-Download! schaftspolitische Dimension der Sharing Economy interessieren. Fax 044 632 12 32 – 24 – EXTRAS food12

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39 40 food12 EXTRAS Kruxerei 29 Der Spass 11 Siehe Bilderrätsel links am Pass. 13 Da gibts Jugo-Frass 31 Substantiv und adriatischen Badespass. Ein neuer Fall von Steve. 14 Sie dient, quasi, im Gottesstaat, 32 Nicht an der Dose, als Papula für den Ältestenrat. sondern in der Hose. 15 Sieben Prozent von den drei 33 Mit Attentaten, s‘ ist ein Graus, von englischem Dokument. wünschten sie sich: Bobbies raus! 16 Lucas‘ Teddybärenrebellen Sonderzeichen 34 Weil der Chemiepraktikant Kindergesichter erhellen. das Schild »Bad« missverstand. 17 Raffinieren Von &, ∞ und # (Rätsel, Bilder und Text) 36 Ob an dem von Christoph haft’te, Öl aus Sibirien. was Inkas dahinraffte? 19 Saal 37 Siehe Bilderrätsel rechts im Spital. Waagrecht 38 Bei einer solchen Schlampe 20 Windet sich beim Baden 1 Ergibt breite blitzt aus dem Taz die Wampe. gerne um die Waden. und viele Scheite. 39 Live is Life ... 21 Hat Pfeifen und Tasten 6 Hier strampeln die Krassen geteilt durch five. und Register zum Einrasten. von Meringen nach Wassen. 40 Top-Level-Domain, die jeder hat 23 Im Kolosseum er ist 9 So ist die Hand, in Aschgabat. Derbygegner vom Christ. die sich im Chipssack befand. 24 Ihr vermaledeiter Flug 10 Seine Signatur Senkrecht schon zu manchem Nieser beitrug. runinert Haute Couture. 1 Für die meisten ein Genuss, 27 Zum Lehrling, entsetzt, der Konditor: 12 Iss davon ‘ne gute Portion für Hündeler ein Muss. »Doch nicht die von Czochralski, du Tor!« bei Menstruation. 2 Grosse Sause 30 Wenn der Anglizist 14 Die Distanzangabe nach Semesterpause. am dösen ist. brachte manch zu Grabe. 3 Folgend auf Rad hast Du den Nam‘ 35 Mit Sextant wirst erst dann schlau, 18 Ignoriert Pauli mit Süffisanz; vom Velowandern durch den Schlamm. wenn D‘ eine hast, die geht genau. Er dazu: »Jetzt spinnt er ganz!«. 4 Seinen Verbrauch 22 Blutgefüllt hab ich normalerweise auch. das Weibchen füllt. 5 'S ist jedem schon passiert, ich wett‘, 25 Wer sich darauf beschränkt, bei Reis, Spinat oder Pommes Setze das Lösungswort aus den grauen Feldern sich beim Schuhbinden erhängt. Croquette. zusammen. Die schnellste Einsendung an 26 Von der SVP gern gesehen, 7 Ein wahrer Unistudent [email protected] wird mit einem wenn er Täter bei Vergehen. sie weder im Kopf noch Alltag kennt. 50-Franken-Gutschein­ des ETH Store belohnt. 28 Strategisch, aber ohne Dame, 8 Jeder Franzose Unter allen weiteren Einsendungen bis zum gespielt im Land der Edamame. hätt ihn gerne auch in der Hose. 08.07.2018 wird ein zweiter Gutschein verlost.

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 26 – Ein musikalischer Traum Beim Lausanner Streichensemble Ministrings geben Kinder den Ton an: Ohne Dirigent und Noten agieren sie als virtuose Bühnengruppe. von Julia Ramseier

Barfuss und schwarz torium Lausanne ›behütet‹ erobern die gegründet. Seit 2013 Kinder die Bühne: Die steht ihr Baiju Bhatt jüngsten sind gerade (Jazz und aktuelle sieben. Ganz autonom Musik) zur Seite. treten sie mit ihren ein- Das pädagogische zigartigen Gruppen- Konzept, in dem choreographien, mit der Kinder hier Musik Musik ihrer Streichins- machen können, lässt

trumente auf: Klezmer, Einige Ministrings sie früh Verantwortung Jazz, Swing und auch übernehmen und sich Klassisches – alles wirkt in der Gruppe mühelos, gegenseitig unterstützen. Musikalische und szeni- improvisiert und doch makellos. sche Vorstellungen und Träume werden gemein- Dahinter steht ebensoviel Freude an der Musik wie sam umgesetzt und aus diesem musikalischen Erfahrung der Leiter und regelmässiges Üben der Miteinander ergeben sich so starke künstlerische jungen Musiker: 2002 wurden die Ministrings von und soziale Werte. EXTRAS Tina Strinning (klassische Musik) am Konserva- www.ministrings.ch

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Grafik Konzept: Auflage: Impressum Lorena La Spada Druckauflage 20 759 Exemplare, Mitglieder- Herausgeber: Layout & Gestaltung: auflage 20 366 Exemplare (WEMF bestä- VSETH, Verband der Studierenden an der ETH, Lorena La Spada tigt 2017). Das Polykum erscheint 9-mal jährlich Universitätstrasse 6, ETH Zentrum CAB, Administration: Leserbriefe: 8092 Zürich, Telefon: 044 632 42 98, Cornelia Kästli, Das Polykum-Team freut sich über Anregungen, Mail: [email protected], Telefon: 044 632 57 53, Kritik und Lob. Kürzere Leserbriefe haben Link: vseth.ethz.ch Mail: [email protected] eine grössere Chance veröffentlicht zu werden. Die Redaktion behält sich vor, Kürzungen Redaktion: Wettbewerbe und Verlosungen: vorzunehmen. Mail: [email protected] Polykum, Zeitung des VSETH, Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Universitätstrasse 6, ETH Zentrum CAB, Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Über den Wanted: 8092 Zürich, Telefon: 044 632 56 94 Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Schreibtalente für die Polykum-Redaktion Mail: [email protected] Die Mitarbeiter und deren Partner sind von gesucht! Hast du bereits erste journalistische Link: www.polykum.ch Wettbewerben und Verlosungen ausgeschlossen. Erfahrungen gesammelt und möchtest du dein Taschengeld mit Schreiben aufbessern? Dann Redaktionsleitung: Adressänderungen: fehlst genau du in unserem kreativen Team! Julia Ramseier (jr) Adressänderungen müssen selbständig unter Bewerbung an: [email protected] Redaktion: www.adressen.ethz.ch vorgenommen werden. Micha Bigler (mb), Julian Croci (jc), Leif-Thore Sollte kein Postversand mehr erwünscht sein, Deck (ld), Medea Fux (mf), Philipp Gautschi kann dies ebenso unter www.adressen.ethz.ch (pg), Hannes Hübner (hh), Manuel Meier (mm), angegeben werden (Versendungen > per Post an: Celina Rhonheimer (cr), Patrizia Widmer (pw), keine Postzustellung). die drei Sonderzeichen Anzeigenmarketing: Titel: Haben Sie Interesse daran, im Polykum ein Träume Inserat zu schalten? Kontaktieren Sie uns über Lektorat: [email protected] – wir würden uns freuen, Cornelia Kästli (ck) Sie im Heft zu haben! Comic: Druck: Thom Grüninger Vogt-Schild Druck AG, Derendingen

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 27 –

Musiktipp CHELSEA WOLFE – HISS SPUN

NICHT VON DIESER WELT VON PHILIPP GAUTSCHI food12 EXTRAS

Das »Hiss Spun« bewegt sich klanglich meistens in den ganz düsteren Gefilden des Doom-Metals und steht in hartem Kontrast zum zärtlich-zerbrechlichen Gesang. Schwerste Gitarren, träge Drums, dezente elektronische Spielereien. Dazu der schleppende, wenig Hoffnung versprü- hende, aber klare Gesang von Chelsea Wolfe. Die Farbe Schwarz dominiert. Im Song ›Vex‹ steuert , Sänger der Band ISIS (hat nichts zu tun mit den bekannten Loosern) mächtige Growls bei. Der Sound ist schwer fassbar, wabert, windet sich, fühlt sich an wie ein schwerer, erdrückender, gleichzeitig wohlig-warmer Umhang. Ver- zweiflung, Wut und Schmerz werden in einer sehr ehrlichen Weise transportiert. Zwischen sanften, aber unheilvollen Passagen gibt es immer wieder laute, emotionale Ausbrüche. Sehnlichst erwarte ich eigentlich das neue Album der kali- Diese skurrile, stets intensive Mischung aus lieblichem fornischen Post-Black-Metaller Deafheaven. Da Gerüchten Gesang und hasserfülltem Noise ist gleichermassen an- zufolge auf jenem neuen Album mit dem Titel »Ordinary strengend wie wohltuend. Corrupt Human Love« Sängerin Chelsea Wolfe einen Gast- Wer es gerne etwas elektronischer, vielleicht zugäng- Part übernehmen wird, sollte man genauer hinhören, was die licher mag, genehmige sich das 2013er Album »Pain Is ebenfalls aus Kalifornien stammende und längst nicht mehr Beauty«. als Geheimtipp gehandelte 33-Jährige musikalisch zu bieten hat: Meine Begeisterung kennt keine Grenzen. Mein Büro- »Ordinary Corrupt Human Love« ist ab 13. Juni 2018 im Kumpel – eher im Hardcore-Metal zuhause – bezeichnete Handel erhältlich. mich kürzlich leicht despektierlich als ›Fan-Boy‹, da ihre Musik in den letzten zwei Wochen fast pausenlos unseren Wer Chelsea Wolfe live hören möchte, sollte am 28. Juli im Arbeitsplatz beschallt. Grob zusammengefasst kann man Mascotte in Zürich vorbeischauen: Dresscode schwarz. Chelsea Wolfes Musik als Mischung aus Goth, Folk, Elektro, Postrock und Doom-Metal bezeichnen. Im Verlauf ihres Schaffens bedient sie sich mal mehr, mal weniger an den genannten Genres.

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 28 –

Singapur-Kolumne Leif-Thore Deck Home Sweet Home Unser Autor ist aus seinem Auslands- semester nachdenklich nach Zürich zurück- gekehrt. Was bleibt von Singapur?

Singapur - Zürich: Der Rückflug ist vollzogen und ebenso schnell wie er sind die letzten fünf Monate wie im Fluge vergangen. Mit Sicherheit werde ich mein gesamtes Leben auf die Zeit in Singapur und die einmaligen Erfahrungen und Eindrücke, die ich gewinnen konnte, zurück- blicken. Es stellt sich also die Frage: Was bleibt? In Singapur habe ich unzählige Personen kennengelernt, neue Freundschaften geschlossen, Staaten besucht, die für mich bisher nur kleine Punkte auf der Weltkarte waren. Doch wirklich wissen, was man mitgenommen hat, kann man erst bei der Rückkehr. Denn gewissermassen erwartet einen dann ein Kulturschock 2.0 – auch wenn das etwas zugespitzt klingen mag. EXTRAS

food12 Kulturschock in der Heimat Frühmorgens in Zürich gelandet und erstmal gefroren, Jacken hatte ich seit Monaten nicht getragen. Ich versuchte, einen Kaffee zu kaufen, aber nur mit Kreditkarte ging das nicht – unvorstellbar in Singapur. Doch nach einigen ersten Verwunderungen kamen auch die positiven Seiten zum Vorschein; vor allem das Wiedersehen mit Freunden und Familie, und natürlich darf auch der kulinarische Aspekt nicht vergessen werden. Es ist schon ein bemerkenswertes Gefühl, die Personen wiederzusehen, die einen ein Leben lang begleitet haben und dafür den Kontakt zu einer ›anderen Welt‹ zu verlieren, die einem gerade erst ans Herzen gewachsen ist. Das ist das Grunddilemma, wenn man sich zwischen mehreren Orten und Kontinenten bewegt; immer wird es viele gute Freunde oder Familienmitglieder geben, die ausser Reichweite sind und mit denen nur elektronische Kommunikation möglich ist.

Das Fernweh bleibt Andererseits weiss ich nun genau: Dank der ganzen Freundschaften, die ich in Singapur knüp- fen konnte, habe ich nun Kontakte in (fast) der ganzen Welt und plane, auch vielmehr zu reisen – vielleicht ist das am Ende der grösste Gewinn aus meinem Semester im Ausland. In den vergangenen Ausgaben war's mir stets eine Freude, diese Kolumne zu verfassen und ich hoffe, euch viele Einblicke gegeben zu haben, die ja vielleicht auch den einen oder anderen bei der Wahl seines eigenen Auslandsaufenthalts unterstützt haben. Gerne stehe ich auf jeden Fall jedem von euch zur Verfügung, der selbst darüber nachdenkt, nach Singapur zu gehen. Vielen Dank fürs Lesen! Euer Leif

Leif-Thore Deck studiert im dritten Jahr im Bachelorstudiengang Chemieingenieurwissenschaften an der ETH write4 und verbringt derzeit ein Semester an der NUS in Singapur. Habt ihr Fragen zu seinem Auslandssemester in Singapur, schreibt direkt an: [email protected].

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 29 – A&B ARCHITEKTUR UND BAUWISSENSCHAFTEN

Gebäude und Modelle zu bauen ist die eine Sache, Prüfungen zu meistern eine völlig an- INGENIEURWISSENSCHAFTEN dere – und dabei solltest du auch nicht jede Lebensfreude verlieren. All das gehört für dich Viele Ziele hast du dir für 2018 gesteckt, doch dazu: Wie bei Yin und Yang gilt es, stets die vielleicht warst du in den vergangenen Mona- richtige Balance zu finden. Das ist jedoch mit ten zu ambitioniert. Deine Maschinerie des Ler- deiner alten Wasserwaage keinesfalls ein- I nens läuft zwar wie geschmiert, doch die Effizienz fach, das Finden von Gleichgewichten bedarf eines Elektromotors hast du noch lange nicht grösster Sorgfalt. Daher ein Tipp für dich: Höre erreicht. Vielmehr fühlst du dich von Zeit zu stets auf deine innere Uhr; wenn sie einmal Zeit wie ein stinkender Dieselantrieb: Irgendwie falsch gehen sollte, dann stelle sie einfach kommst du zwar doch ans Ziel, aber wirklich ge- richtig ein oder kaufe eine neue. sund ist das nicht. Aber keine Sorge: Nutze die kommende Zeit für eine Generalüberholung und du wirst frischer als je zuvor in die Zukunft starten.

Horoskop

NATURWISSENSCHAFTEN Hell strahlt UND MATHEMATIKN&M Modelle erstellen und Simulationen durchfüh- die Junisonne ren, das ist seit jeher eine deiner Lieblings- food12

tätigkeiten. Leicht kommt da die Versuchung EXTRAS Passend zum Beginn des auf, sich jetzt bei der ganzen Freizeit im Som- Sommers erhellt sich auch die mer an einem Vorhersage-Programm für die Fussball-WM zu versuchen. Auch wenn für so Zukunft – sogar die Sterne kommen etwas viele Faktoren berücksichtigt werden derzeit ins Schwitzen. müssen, ist doch eines gewiss: Weltmeis- ter werden, das wird die Schweiz ganz sicher. Daher solltest du dein Geld in die Text von Minou Lahiba Sacrale Hand nehmen und alles daraufsetzen. »Hopp, Schwyz!«

SYSTEMORIENTIERTE SNNATURWISSENSCHAFTEN In den vergangenen Monaten hast du die Saat deines Lernerfolgs durch deine M&S völlige Anwesenheit in den Vorlesungen MANAGEMENT UND bestmöglich gesetzt. Jetzt gilt es, die SOZIALWISSENSCHAFTEN kleinen Pflänzchen des Wissens sorgsam zu pflegen, auf dass du sie in den Prü- Auf die Sonnenuhr ist stets Verlass fungen mit bestem Ertrag ernten kannst. – der Sommer ist gekommen und du Doch Obacht: So wie eine Monokultur an- blickst einer neuen Zeit entgegen. Die fällig ist für Schädlinge, solltest auch Ziele sind klar, deine Wege dahin jedoch du dich nicht nur monoton ums nicht immer. Dennoch wirst du dich nur Lernen kümmern. Daher nimm selten verirren, Helios wird dir stets die dir stets ausreichend Zeit Richtung weisen. Und wenn es einmal für den Ausgleich! dunkel werden sollte, ist es sowieso besser für dich zu schlafen – die Tage sind im Moment lang genug. Halte dich an das Licht und dein Schatten wird nie die Kontrolle übernehmen.

Polykum

2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – – 30 – Von der ETH zum Software Engineer

Wie kann der Sprung in die Arbeitswelt für einen ETH- Studierenden aussehen? Vor gut eineinhalb Jahren schloss Cyril Steimer seinen Masterstudiengang in Computer Science an der ETH Zürich erfolgreich ab. Bereits im Vorfeld hatte er ein halbjähriges Praktikum bei Ergon Informatik AG absolviert. Die Erfahrungen dort halfen ihm zu entscheiden, wohin es nach dem Studium gehen sollte. von Cornelia Kästli

Welche Erwartungen hattest du Ich hatte auf alle Fälle keine grossen während des Studiums an die Schwierigkeiten, den Anschluss zu fin- EXTRAS Arbeitswelt? den. Auf was das Studium einen jedoch

food12 Ich muss zugeben, ich habe nicht vorbereiten kann, ist der komplett mir damals gar nicht so viele andere Arbeitsrhythmus: Als Studieren- Vorstellungen gemacht. Aus der arbeitet man immer oder eben auch diesem Grund habe ich auch zuerst ein nie. Man hat zwar zu tun, kann sich aber Praktikum bei Ergon gemacht, um mir auch mal spontan frei nehmen. Im Ar- eher vorstellen zu können, was mich beitsleben ist es genau anders: Man nach dem Studium erwartet. Als Studie- Cyril Steimer muss Montag bis Freitag die vorgegebe- render arbeitet man in erster Linie allein hat an der ETH Zürich Computer Science nen acht Stunden abarbeiten, kann dafür oder in Kleingruppen an einer Program- studiert und Ende 2016 mit dem Master aber nach dem Feierabend auch einfach mierung. Meine Erwartung war, dass man of Science abgeschlossen. Bereits mal abschalten. Beides hat seine Vor- die Abläufe besser koordinieren muss, während seines Studiums absolvierte und Nachteile, aber mir persönlich gefällt er ein halbjähriges Praktikum bei Ergon wenn man in der Praxis in grösseren Informatik AG, bei dem er Einblick in der jetzige Rhythmus besser. Gruppen am gleichen Projekt arbeitet. diverse Teams und Bereiche erhielt. Dies hat sich bestätigt. Im Moment Heute ist Cyril Steimer als Software Wie sieht denn im Moment ein typischer arbeiten wir zu fünft an einem Projekt, Engineer mitverantwortlich für die Ent- Arbeitstag bei dir aus? daher muss man definitiv mehr koordinie- wicklung der Basis von Heizungs-, Morgens komme ich früh ins Büro – ren, kontrollieren und vor allem auch Lüftungs- und Klimatechnik-Lösungen meist bin ich sogar der erste um 7.30 Uhr eines Grosskunden. protokollieren, um alle immer auf dem – und verschaffe mir einen Überblick. Je gleichen Stand zu halten. Neu sind auch nachdem muss ich noch etwas vom die eigenen Fortschritte, die man viel Vortag beenden und kann gleich loslegen deutlicher wahrnimmt, wenn man über oder ich informiere mich an unserem längere Zeit an derselben Programmie- ›White Board‹. Dort sammeln wir alle rung arbeitet. Im Studium schreibt man offenen Tasks nach ihrer Priorität, damit einen Code nur für sich und den Dozie- jeder jederzeit weiterarbeiten kann. renden und verwirft ihn nach dem abge- Natürlich braucht es dennoch hin und schlossenen Modul. wieder Rückfragen an den Projektleiter. Um 9.30 Uhr findet täglich unser ›Stand Hast du dich nach deinem Studium an Up‹ statt, bei dem wir kurz im Halbkreis der ETH gut vorbereitet gefühlt? unsere aktuellsten Aufgaben besprechen

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME – 31 – und den anderen Teammitgliedern ein Zum Unternehmen möchte ich auf alle Fälle als Soft- Update über unsere Fortschritte geben. Ergon Informatik AG ist schweizweit ware-Entwickler weiterarbeiten, mehr führend in der Herstellung von individuel- Danach haben wir üblicherweise keine len Softwarelösungen und Software- lernen und mich hier weiterentwickeln. fixen Termine mehr und können frei produkten. Die Mitarbeitenden sind Aber wo ich in zehn Jahren stehen werde, weiterarbeiten. hochqualifizierte IT-Spezialisten mit ist schwierig zu sagen. Was mich sicher- Fokus auf dem Kundennutzen. Sie lich interessieren würde, wäre der Be- Was sind deine nächsten Pläne und antizipieren Technologietrends und reich der Software-Architektur. Somit Ziele? Und wo siehst du dich in zehn entwickeln Lösungen, die Wettbewerbs- könnte ich mir einen besseren Überblick vorteile bringen. Jahren? Das Unternehmen mit 280 Mitarbeiten- verschaffen und dennoch dem techni- In den letzten eineinhalb Jahren habe den wurde 1984 gegründet. Ergon er- schen Bereich treu bleiben, statt bei- ich hier sehr viel gelernt. Anders als an reichte beim »Swiss Arbeitgeber Award spielsweise Projekt- und Gruppenleiter der ETH wird hier nicht nur Theorie ver- 2015« und bei »Beste Arbeitgeber der zu werden, da man sich dann doch recht mittelt, sondern man lernt auch endlich, Schweiz 2014« je den 2. Platz. 2012 schnell von der Materie entfernt. wurde das Unternehmen mit dem »Swiss das Studierte praktisch anzuwenden. Arbeitgeber Award« und dem »ICT Viele Sachen, die auf Papier gut funktio- Education and Training Award« ausge- nieren, sind in der realen Arbeitswelt zeichnet, 2008 als erste Firma mit dem eben nicht so umsetzbar. Kurzfristig »SwissICT Champion Award«.

schwindet und gutgelaunt erfreut man sich am Wiedersehen mit all den Mitmenschen, die sich Ein heimtückischer seit November nicht mehr aus ihren wohligen Höhlen getraut haben. Unvorstellbar, dass im Winter tatsächlich gleich viele Menschen in unse- Verführer rer Stadt leben, wie im Sommer, raune ich dir wie von Cornelia Kästli jedes Jahr zu. Nach vielleicht zwei mindestens hundertminü- tigen Stunden am Computer, eingesperrt in einem Raum, kann ich kaum mehr stillsitzen. Klaustro- phobische Zwänge holen mich ein, zwingen mich Meteorologisch betrachtet hat der Sommer noch alle fünf Sekunden aus dem Fenster zu starren. nicht mal begonnen und dennoch lauert die all- Das schlechte Gewissen, bei diesem schönen Wet- jährliche Ferienstimmung schon am rot-grün- ter drin zu sitzen – meine Mutter nahm die Erzie- weissen Standwagen mit den hausgemachten hung sehr ernst, was dieses Thema betraf – holt italienischen Gelati beim Bahnhof. Die Luft flim- mich gnadenlos ein; und Gedanken, an den ge- mert und riecht schon leicht nach verdorrtem Gras, planten Badeausflug morgen Nachmittag – ich die abendlichen Ausflüge an den Fluss mehren darf nicht vergessen, Sonnencreme zu kaufen, und sich und unser Ernährungsplan beschränkt sich ein Pack Chips für den kleinen Hunger und einen immer mehr auf gegrillten Halloumi, Gemüse- zwischen-den-Zähnen-quitschenden Halloumi für spiesse – in deinem Fall mit Speck und Wurst den etwas grösseren – enden in endlosen Recher- dekoriert, in meinem mit Pilzen – und Pasta ist nur chen zur alljährlichen Sommerferienplanung. noch als Salat getarnt zumutbar. Die gefiederten Kurz vor sechs Uhr schaffe ich dann doch noch Frühaufsteher zwitschern mich bereits regelmäs- alles fertig, was ich mir für den heutigen Tag vor- sig um fünf Uhr aus dem viel zu kurzen Schlaf und genommen habe, aber die heutige Ineffizient der Gedanke, dass es noch einundfünfzig Tage zwingt mich auf der Heimfahrt zu einem mahnen- dauert, bis tatsächlich la dolce far niente beginnen den Zwiegespräch mit meinem inneren Schweine- darf, empfinde ich ähnlich wie Dalís Elefanten – hund. Dieser gibt sich reuig und wir schweigen uns überaus surreal, geradezu grotesk. den Rest der Zugstrecke an. Am Bahnhof ange- Jedes Jahr dasselbe Dilemma: Sobald die kommen können wir beide dem abendlich orange- ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen das Ther- leuchtenden Sonnenstrahlen nicht widerstehen, mometer synchron zu meiner Stimmung steigen und auch nicht dem italienschen Gelati – eine lassen, schaltet mein Hirn auf Sommermodus. Kugel Sauerrahm, eine Kugel Maracuja. Sonnen- Zuerst empfindet man dieses trügerische Gefühl bebrillt und grinsend schlendern wir Hand in Hand als zusätzliche Motivation, alles fällt ein wenig nach Hause. leichter, morgens steht man besser auf, das Wet- ter lockt einen nach draussen, die Müdigkeit ver- Alles wird gut.

Polykum 2017 / 2018 N° 9 TRÄUME Polykum AZB CH-8092 ZÜRICH Zeitung des Verbands der P.P. / JOURNAL Studierenden an der ETH Universitätsstrasse 6 8092 Zürich