Allgemeinverfügung des Landkreises

über die Beschränkung des Zugangs zu der Inselgemeinde im Kreisgebiet zum Schutz der Bevölkerung vor der Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2

Gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 Infektionsschutzgesetz (IfSG) in Verbindung mit §§ 2 Abs. 1 S. 1 Nr. 2, 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Niedersächsisches Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (NGöDG) und § 1 Abs. 1 Niedersächsisches Verwaltungsverfahrensgesetz (NVwVfG) sowie § 35 Satz 2 Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) und § 18 der Niedersächsischen Verordnung über Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus SARS CoV-2 vom 30. Oktober 2020 („Niedersäch- sische Corona-Verordnung“ zuletzt geändert am 27. März 2021, Nds. GVBI. S.) wird folgende Allge- meinverfügung erlassen:

A.) Zugangsbeschränkungen zur Inselgemeinde Wangerooge durch Nachweis des Aus- schlusses des Vorliegens des Corona-Virus SARS CoV-2 durch einen Test nach § 5 a Nie- dersächsische Corona-Verordnung:

Ab dem 02. April 2021 darf die Inselgemeinde Wangerooge nur dann betreten werden, wenn die die Gemeinde betretende Person das Vorliegen des Corona-Virus SARS-CoV-2 bei ihr oder ihm durch Nachweis eines Tests gemäß den Vorgaben des § 5a Niedersächsische Corona-Verordnung (Nds. Corona-VO) ausschließt. Der Test darf nicht vor mehr als 24 Stunden vorgenommen worden sein. Die Nachweispflicht gilt für alle Personen die die Inselgemeinde Wangerooge ab dem 02.04.21 betreten. Im Übrigen sind die Regelungen des § 5a Nds- Corona-VO für die Testung anzuwenden.

Ausnahmen:

-Einwohner der Inselgemeinde Wangerooge, welche die Inselgemeinde Wangerooge für maximal 24 Stunden verlassen, sind von der Testpflicht ausgenommen.

-Kinder sind bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres von der Testverpflichtung ausgenommen.

B.) In begründeten Einzelfällen kann der Fachbereich Gesundheitswesen des Landkreises Friesland auf Antrag eine Ausnahmegenehmigung von dieser Allgemeinverfügung zulas- sen.

C.) Zuwiderhandlungen stellen gem. § 73 Abs. 1a Nr. 6 IfSG eine Ordnungswidrigkeit dar.

D.) Die Regelungen dieser Allgemeinverfügung sind gemäß § 28 Abs. 3 IfSG in Verbindung mit § 16 Abs. 8 IfSG sofort vollziehbar. Eine Klage hat keine aufschiebende Wirkung.

Begründung

Rechtsgrundlage für diese Regelungen ist § 28 Abs. 1 Satz 1 IfSG i. V. m. § 18 Nds. Corona-Ver- ordnung. Nach Satz 1 des 28 Abs. 1 Satz 1 IfSG hat die zuständige Behörde die notwendigen Schutzmaßnahmen zu treffen, wenn Kranke, Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige oder Ausscheider festgestellt werden oder sich ergibt, dass ein Verstorbener krank, krankheitsverdächtig oder Ausscheider war, soweit und solange es zur Verhinderung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten erforderlich ist. Nach Satz 1 Halbsatz 2 kann die zuständige Behörde insbesondere Personen verpflichten, den Ort, an dem sie sich befinden, nicht oder nur unter bestimmten Bedin- gungen zu verlassen oder von ihr bestimmte Orte oder öffentliche Orte nicht oder nur unter bestimm- ten Bedingungen zu betreten.

Der Landkreis Friesland ist die für den Erlass von Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbrei- tung übertragbarer Krankheiten sachlich und örtlich zuständige Behörde (§ 28 Abs. 1 S. 2 IfSG in Verbindung mit § 2 Abs. 1 S. 1 Nr. 2, § 3 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 NGöGD). Bei SARS-CoV-2 handelt es sich um einen Krankheitserreger im Sinne des § 2 Nr. 1 IfSG. Im Landkreis Friesland und auch in vielen anderen Landkreisen wurden bereits mehrere erkrankte, krankheitsverdächtige und krank- heitsgefährdete Personen im Sinne des § 2 Nr. 4, 5 und 7 IfSG identifiziert.

Das Land Niedersachsen hatte mit den bisherigen Verordnungen über infektionsschützende Maß- nahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus zuletzt eine Verlangsamung des Infektionsge- schehens bewirkt. Durch den Einfluss von nunmehr wesentlich ansteckenderen Mutationen des SARS CoV-2 Virus beschleunigt sich die Ausbreitung des Virus trotz bislang getroffener Schutzmaß- nahmen jedoch wieder.

Es besteht die Gefahr der Verbreitung der Infektion mit dem Corona-Virus und die daran anknüp- fende Gefahr der mangelnden hinreichenden Behandelbarkeit schwer verlaufender Erkrankungen fort. Die Kapazitäten der Intensivmedizin auf den Inseln in der Nordsee sind nur in einem einge- schränkten Umfang verfügbar und für eine große Anzahl von Besucherinnen und Besuchern vom Festland nicht ausgelegt. Dies gilt im Hinblick auf die Symptomatik der COVID-19-Erkran- kung vor allem für die fehlenden Kapazitäten in der Intensivmedizin. Zudem ist der Abtransport von der Insel für erkrankte Personen erschwert. Für erkrankte Personen sind die Transportka- pazitäten auf das Festland nur begrenzt vorhanden. Zudem kann die Witterung im Extremfall einen Transport gänzlich ausschließen. Insbesondere aufgrund der grundsätzlich hohen Zahl an Touristen zur Urlaubssaison aus anderen Bundesländern mit zum Teil deutlich höheren In- fektionsraten und räumlicher Nähe, ist auf Wangerooge eine mit anderen besonders betroffenen Gebieten vergleichbaren Verbreitungsdynamik zu befürchten, der nur mit entsprechend umfäng- lichen Maßnahmen zu begegnen ist.

Nach derzeitigen Erkenntnissen erfolgt die Übertragung von SARS-CoV-2 bei direktem Kontakt über z.B. Sprechen, Husten oder Niesen. In der Übertragung spielen Tröpfchen wie auch Aerosole (feinste luftgetragene Flüssigkeitspartikel und Tröpfchenkerne), die längere Zeit in der Luft schwe- ben können, eine Rolle, wobei der Übergang zwischen den beiden Formen fließend ist. Durch das Einhalten eines Abstands von mindestens 1,5 m kann die Exposition gegenüber Tröpfchen sowie in gewissen Umfang auch Aerosolen zwar verringert werden.

Eine Übertragung von SARS-CoV-2 durch Aerosole ist in bestimmten Situationen jedoch über grö- ßere Abstände möglich, z.B. wenn viele Personen in nicht ausreichend belüfteten Innenräumen zu- sammenkommen und es verstärkt zur Produktion und Anreicherung von Aerosolen kommt. Im Rah- men der COVID-19-Pandemie ist es daher ratsam derartige Situationen zu vermeiden. Bei der Nut- zung von Transportmitteln auf die Insel Wangerooge kommen zumeist viele Personen auf sehr en- gem und zudem geschlossenem Raum zusammen. Das Tragen von medizinischen Mund-Nase- Bedeckungen schließt eine Übertragung des mutierten Corona-Virus in diesen Situationen und vor Allem durch die Zweitdauer des Transportes nicht hinreichend aus. Daher ist der Nachweis eines negativen Corona-Tests zum Betreten der Inselgemeinde Wangerooge insgesamt geboten.

Es gilt eine mögliche Ausbreitungsdynamik bzw. mögliche Infektionsketten zu durchbrechen und dadurch die die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern, bzw. zu verlangsamen. Dies gilt insbe- sondere vor dem Hintergrund, dass gegen das Coronavirus derzeit noch keine ausreichende Immu- nisierung durch eine Impfung zur Verfügung steht.

Insbesondere stellt sich die genannte Testpflicht als ein milderes Mittel dar, als aufgrund der stei- genden Infektionszahlen ein generelles Betretungs- oder Beförderungsverbot auf die Inselgemeinde Wangerooge, wie im Frühjahr 2020, auszusprechen. Ein legitimer Zweck wird durch die Maßnah- men, aus genannten Gründen, verfolgt. In ihrer Eingriffsintensität mildere, zur Zielerreichung gleich geeignete Maßnahmen sind nicht ersichtlich. Die getroffene Maßnahme ist zur Erreichung der infek- tionsschutzrechtlichen Ziele erforderlich. Die mit dieser Allgemeinverfügung getroffenen Maßnahmen sind verhältnismäßig.

Denn § 18 Niedersächsische Corona-Verordnung lässt weitergehende als die in der Verordnung getroffenen Anordnungen durch die örtlichen Infektionsschutzbehörden zu, "soweit es im Interesse des Gesundheitsschutzes erforderlich“ ist.

Ohne die getroffenen Maßnahmen bestünde die Gefahr, dass es zu einer unbemerkten Verbreitung des Corona-Virus in der Inselgemeinde Wangerooge kommt, welche die Niedersächsischen Corona-Verordnung vom 30. Oktober 2020 in zulässiger Weise auch weiterhin grundsätzlich unter- binden will. Die getroffenen Maßnahmen stellen sich somit als widerspruchsfrei zur Verordnung und damit als erforderlich dar.

Zuwiderhandlungen gegen diese Allgemeinverfügung stellen eine Ordnungswidrigkeit nach § 73 Abs. 1a Nr. 6 IfSG dar. Diese Allgemeinverfügung ist gemäß § 28 Abs. 3 i.V.m. § 16 Abs. 8 IfSG sofort vollziehbar. Eine Klage hat keine aufschiebende Wirkung.

Hinweise zu möglichen Teststationen in Friesland:

Fa. J.F. Mundschutz Vertrieb, Jennifer Fejes, Standort: Westersteder Straße 54, 26340 , Drive-In-Station: Bei dem Testzentrum handelt es sich um eine Drive-In-Station, die Personen wer- den im Auto sitzend getestet und warten rund 15 Minuten im Auto auf ihr Ergebnis. Testung in Harlesiel möglich! Terminvereinbarung erforderlich und weitere Informationen: https://testzentrum- neuenburg.de/

Fa. Sabine Schröter e.K. Medizinprodukte, , keine Terminvereinbarung erforderlich, Drive-In-Station: Bei dem Testzentrum handelt es sich um eine Drive-In-Station, die Personen wer- den im Auto sitzend getestet. Das Ergebnis wird verschlüsselt per E-Mail zugestellt. Es besteht auch die Möglichkeit, das Testzentrum nach 20-minütiger Wartezeit erneut anzufahren und das Er- gebnis persönlich abzuholen, Öffnungszeiten: Mo-Fr 8 bis 18 Uhr, Sa-So 10 bis 14 Uhr, Kontakt: [email protected]

DRK Kreisverband Jeverland e. V., Standort: Freibad , Terminvereinbarung erforderlich, Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Freitag von 16:00 bis 20:00 Uhr sowie Samstag von 10:00 bis 16:00 Uhr, Terminvereinbarung und weitere Informationen: https://friesland-wird-getestet.de/

Fa. Anker-Med aus , Mobile Teststation (an wechselnden Orten im Landkreis), weitere Infor- mationen: https://www.anker-med.de/https/-/www-anker-med-de/Corona-Testmobil/

Apotheken Dr. Rolf Bruns, Standort: Zetel, Hauptstr. 7, im Mehrgenerationenhaus, kostenfreie Schnelltests seit Donnerstag, 18.03.2021, Terminvereinbarung erforderlich (online), Öffnungszei- ten: Mo, Mi, Fr: 10:30 - 12:30 Uhr / Di, Do: 16:30 - 18:30 Uhr / Fr: 16:30 - 20:00 Uhr / Sa: 10:00 - 12:00 Uhr, Terminvereinbarung und weitere Informationen: https://testtermin.de/apotheke-am-rat- haus-26340-zetel/

Testzentrum der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Varel, Standort: Varel, in der Weberei, Oldenburger Str. 21, kostenfreie Schnelltests ab Samstag, 20.03.2021, Terminvereinbarung erfor- derlich (online), Öffnungszeiten: Mo - Fr: 12:00 - 18:00 Uhr / Sa: 9:00 - 15:00 Uhr, Terminvereinba- rung und weitere Informationen: www.vareltestet.de

Löwenapotheke Jever, Standort: Jever, Steinstr. 1, Terminvereinbarung: telefonisch unter 04461 / 2225, Öffnungszeiten: Mo - Fr: 9:00 - 13:00 Uhr und 15:00 - 18:00 Uhr / Sa: 9:00 - 13:00 Uhr, Os- tern: von Karfreitag bis Ostermontag keine Testungen möglich.

Testung nur von symptomfreien Personen und unter Einhaltung der Hygienevorschriften.

Auf der Insel Wangerooge führen die Hausärzte die kostenfreien Tests durch.

Bekanntmachungshinweis: Die Allgemeinverfügung gilt einen Tag nach ihrer Veröffentlichung als bekanntgegeben (§ 41 Abs. 4 S. 4 Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG)).

Rechtsbehelfsbelehrung Gegen diese Verfügung kann innerhalb eines Monates nach Bekanntgabe bei dem Verwaltungsge- richt Oldenburg, Schlossplatz 10, 26122 Oldenburg Klage erhoben werden.

Jever, 31.03.2021

Der Landrat in Vertretung Vogelbusch