75 Jahre Energie

aus der Tiefe 75 Jahre Energie aus der Tiefe 1935 – 2010

rag..energie 3 Inhalt

Vorwort 4

Ein neues Zeitalter 6 1935 – 1955

Gründung der Rohöl-Gewinnungs AG 10

Deutsche Besetzung und Enteignung 16

Befreiung Österreichs und alliierte Besetzung 18 1955 – 1985

Unabhängigkeit Österreichs und „Neustart“ der RAG 24

Aufsuchung von Erdöl 26

Aufstieg des Energieträgers Erdgas 28 1985 – 2010

Aufbruch in eine neue Dimension 34

Ölexploration und -produktion 40

Gasexploration und -produktion 44

Erdgasspeicher der RAG 48

Forschung und erneuerbare Energien 56

Rechtsform und Eigentümerstruktur 60 Daten und Fakten

Statistiken 64

Zeitliche Übersicht 70

Erste4 Bohrungrag.austria.energie P1, 1956 75 Jahre energie aus der tiefe 5 Vorwort

Im Jahr 1957 erschien zum ersten Mal ein Buch über Jahrzehnten der Fokussierung auf die Erdölexploration Jahrzehnten, seit dem ersten Ölpreisschock in den sieb- Herausforderung, die aus Sonne und Wind gewonnene die Geschichte der 1935 gegründeten Rohöl-Gewinnungs und -förderung kam in den fünfziger und sechziger ziger Jahren, schwankte der Ölpreis enorm. Es erforderte Energie wirtschaftlich nutzbar zu machen, einen saiso- AG. Das Kapitel Ausblick endete mit dem Satz: „Die Jahren die erste Förderung von Erdgas und in den sieb- eine hohe Flexibilität im Management, um die Existenz nalen Ausgleich zu schaffen und diese Energie in großen RAG erwartet voll Zuversicht die Gelegenheit, unter ziger und achtziger Jahren der Aufbau der Gasinfra- des Unternehmens auch in schwierigen Zeiten zu sichern. Mengen zu speichern, unterstreicht eine weitere wichtige jenen, die sich die Ölsuche in Österreich zum Ziele struktur und die Förderung der erheblichen Gasreserven Getragen war und ist die Erfolgsgeschichte der RAG Rolle unserer Gasspeicher – als Energiespeicher. Auch gesetzt haben, wieder den ihr gebührenden Platz ein­ in Oberösterreich hinzu. Mit Beginn der achtziger Jahre von mehreren Säulen: einer anhaltenden technologischen heimisches Erdöl wird noch lange Zeit als wertvoller zunehmen.“ haben wir das Geschäftsfeld Gas­speicher aufgebaut – Innovationsfähigkeit, einem anhaltend hohen Know-how Rohstoff für die Industrie unersetzbar sein. Wir betrei- Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der RAG (Roh- mittlerweile eine wesentliche und stabile und zukunfts- in allen Kernbereichen, Engagement und Zugehörigkeits- ben daher zwei eigene Bohranlagen und forcieren die öl-Aufsuchungs Ges.m.b.H.) im Jahr 1985 entstand das trächtige Säule unseres Unternehmens. gefühl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie einer Erdölsuche und -produktion in Österreich. Buch „Die Geschichte einer Erdölgesellschaft“. Diesmal Parallel dazu erfolgte die Internationalisierung der soliden Eigen­tümerstruktur. Diese Faktoren spielen auch Die RAG wird – wie in ihrer gesamten Unternehmens- lauteten die Schlussworte: „Wer die aktuelle Energie­ RAG, mit Konzessionsgebieten in Bayern, Ungarn, der heute im Jahr 2010 und für die Zukunft eine wesentliche geschichte – auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag für debatte in diesem Lande aufmerksam verfolgt, wird Ukraine und Polen. Rolle. die Energieversorgung und -speicherung leisten und zum Schluss kommen, dass die RAG einen wichtigen Die Bewegung und Dynamik des Unternehmens Die Energiebranche befindet sich weltweit im Um- damit auch ihre volkswirtschaftliche Rolle verantwor- Beitrag zur österreichischen Energieversorgung leistet. illustrieren vor allem die Daten und Fakten im letzten bruch. Die Nutzung von erneuerbaren Energien hat ge- tungsvoll wahrnehmen. Dazu gehört, dass wir alle Fünfzig bewegte Jahre sind auch diesbezüglich ein ein­ Kapitel dieses Jubiläumsbuches: Im Jahr 1940 erreichte rade in den letzten Jahren wesentlich an Bedeutung unsere Projekte mit höchsten Sicherheitsstandards und deutiger Auftrag für die Zukunft!“ die Anzahl der Bohrungen mit 35 ihren Höhepunkt. Im ge­wonnen, um den steigenden Energiebedarf einer in gutem Einvernehmen mit Behörden, Grundstücks­ Nach nunmehr 75 Jahren RAG Geschichte freuen wir Jahr 2003 wurde mit nur mehr fünf Bohrungen einer wach­­senden Weltbevölkerung decken zu können. Wir eigentümern, Anrainern, Kunden sowie Mitarbeiterinnen uns, dass wir einen „gebührenden“ Platz in der Ener- der Tiefpunkte erreicht, seither steigt die Anzahl auf ein sind jedoch überzeugt, dass Erdöl, Erdgas und Gas­ und Mitarbeitern umsetzen. giebranche Österreichs und mittlerweile auch Mittel­ Niveau von bis zu 30 Bohrungen pro Jahr inklusive der speicher noch lange einen wichtigen Beitrag zur Energie- Wir sehen es als Auftrag, mit den uns zur Verfügung europas einnehmen. Das alles entscheidende Thema zunehmenden Auslandsaktivitäten. 1944 beschäftigte versorgung leisten werden. Als klassisches Energie­ stehenden natürlichen Ressourcen sorgsam und ver- der Versorgungssicherheit ist uns dabei wesentlicher die RAG 1.429 Mitarbeiter, bis ins Jahr 2000 sank die unternehmen sehen wir uns in einer starken Rolle als antwortungsvoll umzugehen und den bestmöglichen Auftrag und Verpflichtung. Mitarbeiterzahl auf den Tiefststand von 167 und stieg Partner von erneuerbaren Energieträgern. Gerade die Nutzen zu schaffen. Die RAG hat sich nach den sehr schwierigen und danach rasant bis auf heute rund 400 Personen. herausfordernden ersten 20 Jahren als ältestes öster- Wie alle Unternehmen in der Energiebranche war reichisches Explorations- und Produktionsunternehmen auch die RAG von den überaus hohen Schwankungen bis heute zu einem regional und nach Geschäftsfeldern der Energiepreise – und hier im Besonderen von den breit aufgestellten Energieunternehmen entwickelt. Nach Ölpreisen – beeinflusst. Gerade in den letzten vier

VD Kurt Sonnleitner GD Markus Mitteregger VD Helmut Sitz

6 rag.austria.energie 75 Jahre energie aus der tiefe 7 Ein neues Zeitalter

Die Geschichte der fossilen Energieträger Erdöl und Was sich in den letzten Jahrzehnten auf dem Ölmarkt Energieversorgung Österreichs in den letzten Jahrzehn- reserven heute trotz stark gestiegenem Verbrauch 180 Erdgas ist eng an den industriellen Aufstieg der westlichen ereignet hat, war atemberaubend. Nach den beiden Öl- ten leicht abnahm – von rund 50% 1970 auf heute 40%, Milliarden Tonnen und 46 Jahre Reichweite. Der sinn- Industriestaaten gekoppelt. Vor dem Hintergrund der preisschocks der siebziger Jahre folgte der Preisverfall konnte Erdgas seine Bedeutung stark ausbauen: von volle, schonende, sichere und effiziente Einsatz der großen technischen Entwicklungen des 19. und 20. Jahr- der achtziger und besonders jener Ende der neunziger etwa 10% im Jahr 1970 auf heute 22%. Erdgas ist damit wertvollen Ressourcen Erdöl und Erdgas ist aber nicht hunderts, der Entstehung der Automobil- und der Luft- Jahre. Nach einer langen Stagnationsphase setzte im in Österreich und auch weltweit zum zweitwichtigsten zuletzt aus Klimaschutzgründen das Gebot der Stunde. fahrtindustrie, der Innovationen in der chemischen In- Jahr 2004 eine rasante Berg-und-Tal-Fahrt ein. Von rund Energieträger aufgestiegen. Neben seinen vielfältigen dustrie stieg der Bedarf nach petrochemischen Produkten 55 Dollar pro Barrel (159 Liter) zu Jahresbeginn 2007 Einsatzmöglichkeiten in Haushalt, Gewerbe, Industrie Wertvolle Energie vor unserer Haustür rasant. Eine unglaubliche Fülle an technischen Innova- ging es auf den vorläufigen Höchststand von 147 Dollar und zur Stromerzeugung, der hohen Effizienz und Die österreichischen Erdöl- und Erdgasvorkommen tionen ging Hand in Hand mit dem Aufstieg der fossilen am 3. Juli 2008 zu. Danach kam es im Zuge der globalen Umweltfreundlichkeit ist vor allem die hervorragende sind nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Versorgungs­ Energieträger – zunächst Kohle, dann Erdöl und später Rezession zu einem noch nie da gewesenen Preisverfall Speichermöglichkeit der Grund für die wachsende Be- sicherheit – etwa 11% des in Österreich benötigten Erd- Erdgas. bis auf 40 Dollar. Der weltweite Energieverbrauch ist im deutung des Energieträgers Erdgas. Zudem ist Erdgas öls und 15% des Erdgases kommen aus heimischem Der Start ins „fossile Energiezeitalter“ war nicht nur letzten Jahr als Folge der weltweiten Finanz- und Wirt- eine ideale und dringend notwendige Ergänzung für alle Boden –, sondern stärken auch die österreichische Volks- ein wesentlicher Motor für technische Entwicklungen. schaftskrise erstmals seit 1981 gesunken. Mit begin- erneuerbaren Energieträger. Erdgas darf daher zu Recht wirtschaft. Große Investitionen in Exploration, Produktion Die fossilen Energieträger waren und sind Grundlage nender Konjunkturerholung wird der Energieverbrauch als Zukunftsenergie bezeichnet werden. und die Speicherung von Erdöl und Erdgas leisten einen für Wohlstand und Wachstum. Der steigende Energie- jedoch wieder auf seinen langfristigen Aufwärtstrend wichtigen Beitrag. Alleine in den letzten Jahren wurde bedarf einer rasch wachsenden Bevölkerung konnte einschwenken. Haupttreiber sind die aufstrebenden Multitalent Erdöl von der RAG bei der Errichtung langfristiger Produktions- vor allem in den Ballungsgebieten und Städten besser, Volkswirtschaften Asiens und der verstärkte Einsatz von Erdöl ist nicht nur für seinen derzeit primären Ein- und Speicheranlagen ein Betrag von über einer Milliarde sicherer und verlässlicher mit den neuen Energieträgern­ Erdgas zur Stromproduktion. satz als Treibstoff, sondern auch als „sauberer“ Aus- Euro in Österreich investiert. gedeckt und die Lebensqualität damit entscheidend gangsstoff für die chemische Industrie von heraus­ verbessert werden. Der Übergang von einer lokalen, Rückgrat der Energieversorgung ragender wirtschaftlicher Bedeutung. Für über 90% der Eine der größten Herausforderungen für die Zukunft dezentralen Energieversorgung zu unseren heutigen Beherrschte Kohle bis Mitte des 20. Jahrhunderts chemischen Erzeugnisse wie Kunststoffe, Waschmittel, ist neben dem effizienten Ressourceneinsatz die Speicher- zentralen, überregionalen, weltweit vernetzten Energie- den Energiemarkt in Europa, wurde sie in den sechziger Kosmetik oder Dünger ist Erdöl ein wertvoller und un- barkeit von Energie. Österreich ist aufgrund seiner her- versorgungssystemen war eine weitere Voraussetzung Jahren durch das Erdöl abgelöst, dessen Anteil bis zur verzichtbarer Grundstoff. vorragenden geologischen Voraussetzungen dazu prä- der urbanen und industriellen Entwicklung. zweiten Ölpreiskrise im Jahr 1979 auf annähernd die destiniert, in absehbarer Zeit zum Energiespeicherland Hälfte des Energieverbrauchs der Welt gestiegen war. Für die Zukunft gesichert Europas zu werden. Bereits jetzt verfügen wir gemessen Schmierstoff der Welt Erdöl und Erdgas stellen heute etwa 55% der weltweiten Die weltweiten Erdöl- und Erdgasreserven waren noch am Verbrauch über die größten Erdgasspeichermög- Wie keine andere Technik hat die Energietechnik die Energieversorgung und über 60% des Energiebedarfs nie so groß wie heute. Die Erkenntnisse über die Lager- lichkeiten Europas, die in den nächsten Jahren noch Geschichte geprägt, kaum ein anderer Industriezweig Österreichs sicher. Seit 1970 hat sich der Weltenergie- stätten wurden besser, modernste Technik erlaubt heute, weiter ausgebaut werden. ist derart eng mit den weltpolitischen Entwicklungen verbrauch verdoppelt. Auch in Österreich wird heute Lagerstätten zu nutzen, die bislang nicht wirtschaftlich Die fossilen Energieträger sind das Rückgrat der der vergangenen 150 Jahre verbunden. Energie wurde deutlich mehr Energie konsumiert als vor 40 Jahren. förderbar waren. Ist man 1960 noch von 30 Milliarden Energieversorgung weltweit und in Österreich, insbe- zum Welthandelsgut ersten Ranges, der Einfluss auf die Von 1970 bis 2006 ist der gesamte Energieverbrauch um Tonnen Erdölreserven und 38 Jahren Reichweite ausge- sondere durch den wichtigen Anteil an inländischer gesamte wirtschaftliche Entwicklung war und ist enorm. 80% gestiegen. Während der Anteil des Erdöls an der gangen, so betragen die weltweit gesicherten Erdöl­ Produktion.

Ölpreisentwicklung 1861 – 2010 ($/bbl)

1861 1865 1870 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 0,49 6,59 3,86 1,35 0,95 0,88 0,87 1,36 1,19 0,62 0,61 0,64 3,07 1,68 1,19 0,97 1,02 1,05 1,71 1,93 1,90 1,80 1,80 11,53 35,69 27,53 23,76 17,02 28,39 54,38 75,30

8 rag.austria.energie 75 Jahre energie aus der tiefe 9 Unternehmensgeschichte

1935 – 1955

10 rag.austria.energie 75 Jahre energie aus der tiefe 11 2020 1935 – 1938 Gründung der Rohöl-Gewinnungs AG 2010

Die Ölförderung hat in Österreich eine lange Tradition berggebiet bei Zistersdorf in Niederösterreich. Auch 2000 Die Geschichte der RAG ist eng verbunden mit einer der erste wirtschaftliche Gasfund in Österreich fällt in langen Tradition an Erdölgewinnung und -verarbeitung die dreißiger Jahre: 1931 wurde in Oberlaa von der in Österreich. Bereits in der Zeit der österreichisch- European Gas and Electric Company (Eurogasco Stan- ungarischen Monarchie wurden in Galizien und Polen dard of New Jersey) Gas gefunden und in das E-Werk beträchtliche Ölmengen gefördert, kleinere Funde gab Simmering eingespeist. Die erfolgreiche Erschließung 1990 es zu dieser Zeit bereits in Oberösterreich und dem von Ölvorkommen im Wiener Becken legte den Start- Wiener Becken. Im Rekordjahr 1909 wurden über zwei schuss für die systematische Erschließung der österrei- Millionen Tonnen Öl gefördert, das entsprach etwa 5% chischen Ölvorkommen. der damaligen Weltproduktion. Damit lag Österreich Österreich wird damit zum Ölförderland. nach den USA und Russland weltweit an dritter Stelle 1980 der Förderländer.

20er Jahre: Suche nach österreichischem Öl Die Pioniere der Öl-Gründerzeit in Österreich waren die Shell-Floridsdorfer Mineralöl Fabrik und die Socony 1970 Vacuum Oil Company, Inc. (die spätere Mobil Oil Corpo- ration), eine der Gründerinnen der RAG. Dazu kamen zahlreiche kleine, ambitionierte Unternehmen und der Gründung der RAG: Zusammenschluss zweier Welt- Geologe Dr. Karl Friedl, den man zu Recht als Vater des konzerne österreichischen Erdöls bezeichnen kann. Der wirtschaftliche Erfolg der Bohrung Gösting II 1960 Nach dem Ersten Weltkrieg gab es zunächst auf dem machte deutlich: Investitionen in die österreichische der Republik Österreich verbliebenem Staatsgebiet keine Erdölförderung lohnen sich. So gründeten die beiden eigene Produktion mehr, sondern nur kleinere Verarbei- internationalen Konzerne Socony Vacuum Oil Company, tungsanlagen im Wiener Raum. Diese Anlagen verar- Inc. und die zur Royal-Dutch/Shell-Gruppe gehörende beiteten hauptsächlich aus Rumänien importiertes Roh- N.V. de Bataafsche Maatschappij am 15. Ok- öl. Mitte der zwanziger Jahre wurde wieder mit dem tober 1935 je zur Hälfte die Rohöl-Gewinnungs Aktien- 1950 Aufsuchen begonnen. Ein Hoffnungsgebiet war das Wie- gesellschaft (RAG), zu jener Zeit eine der bedeutends- 1935 ner Becken, das erstmals grundlegend kartiert wurde. ten Investitionen auf dem Gebiet der Erdölförderung. Gründung der Rohöl-Gewinnungs Die RAG sollte die inländische Rohstoffbasis für die Aktiengesellschaft (RAG) am 15.10.1935 durch Socony Vacuum Oil Company, 30er Jahre: Österreich wird zum Ölförderland Verarbeitungsanlagen der beiden Konzerne im Wiener Inc. (heute Exxon Mobil Corporation) Vereinzelte Bohrungen im Wiener Becken in den frü- Raum festigen, um so von importiertem Rohöl unab- und N.V. de Bataafsche Petroleum 1940 hen dreißiger Jahren brachten kleine Erfolge, doch meist hängiger zu werden. Daraus entstand die vertragliche Maatschappij (heute plc). versiegte die Produktion bald wieder. Erst am 21. Au- Vereinbarung, dass die RAG allfällig produziertes Rohöl gust 1934 gelang der EPG (Erdöl-Produktions-Gesellschaft) an die beiden Gesellschaften zu gleichen Teilen liefern mit der Bohrung Gösting II der erste wirtschaftlich loh- musste. Erst mehr als 50 Jahre später, im Jahr 1992, nende Ölfund auf österreichischem Gebiet, im Stein- Bohrmeister und Lochmann, Ende 30er Jahre änderten sich die Besitzverhältnisse. 1930

12 rag.austria.energie 1935 – 1955 | 75 Jahre energie aus der tiefe 13 2020

sein könnten. Zur Untermauerung der Kartierungs- Ergebnisse entschloss man sich, ein Querprofil zwischen Zistersdorf und der March mit Strukturbohrungen zu untersuchen. Die Vermutungen wurden damit bestätigt. 2010 Die RAG analysierte in der Folge über weite Flächen das zentrale Wiener Becken und entwickelte mehr oder weniger bohrreife Strukturen in Eichhorn, Matratzen- Ollersdorf und Aderklaa. 2000 Vorreiter bei Bohrtürmen und Whipstock-Verfahren Auch in vielen anderen Bereichen war die RAG Vor- reiter: So war sie das erste Unternehmen, das stählerne Bohrtürme einsetzte. Ebenfalls neu war das für die Boh- rung RAG 3 angewandte Verfahren, womit man durch 1990 abgelenktes Bohren unter Zuhilfenahme von Whip­ stöcken tieferliegende Ölhorizonte zu erreichen ver- suchte. Auch die Entwicklung des eigentlichen Bohr- werkzeuges, des Bohrmeißels, war beachtenswert. Für die ersten Bohrungen der RAG wurden noch Fisch- 1980 schwanz- und Mehrflügelmeißel verwendet, diese wur- den später durch Rollmeißel, vorerst amerikanischer Herkunft, ersetzt. Alle diese Werkzeuge wurden – je nach zu durchbohrendem Gestein – speziell konstruiert. Ähn- lich entwickelten sich auch die Kronen für die Kernbohr- Technische Pionierleistungen der RAG in den ersten Jahren 1970 apparate. Die Entwicklung ging schließlich weiter über Betrachtet man die technischen Dimensionen der konnten sich sehen lassen: Die RAG entdeckte im Wie- Hart- zu Diamantwerkzeugen, wobei immer das Bestre- Rohölförderung, so sind drei große Arbeitsgebiete zu ner Becken im Raum Zistersdorf das südlich unmittel- ben ausschlaggebend war, bei möglichst langer Stand- unterscheiden: Aufsuchung, Aufschließung und Gewin- bar an das Gösting-Feld anschließende RAG-Feld und zeit einer Anlage größtmögliche Bohrfortschritte zu nung. In allen drei Bereichen war die RAG von Anfang rund 4 km südlich davon das Gaiselberg-Feld. Weitere erzielen. 1960 an Vorreiter beim Einsatz neuer Technologien, unter- Hochzonen entlang des sogenannten Steinbergbruches, stützt durch das Know-how ihrer internationalen Eigen- die bald darauf entdeckt wurden, waren Niedersulz, tümer. Hohenruppersdorf und Wolkersdorf.

Erfolge dank unkonventioneller Methoden Geologische Kartierung und Strukturbohrungen im Die in den zwanziger Jahren übliche Bohrmethode Wiener Becken 1950 waren Handbohrungen: Die damit erreichbaren Tiefen Wirklich erfolgreich wurde die RAG in ihrer Ölexplo- sind aber gering, der Bohrfortschritt sehr langsam. Die ration, als sie begann, sich vom Steinbergbruch zu ent- RAG mechanisierte daher sehr rasch ihre Bohrungen fernen und in das zentrale Wiener Becken vorzustoßen. und hatte damit Erfolg. Zur Aufsuchung wurde erstmals Durch geologische Kartierung konnte das Unterneh- 1937 in Österreich das sogenannte Counterflush-System ein- men schnell nachweisen, dass dort entgegen der allge- Erster Ölfund in der Bohrung RAG 2 1940 gesetzt. Es basiert darauf, dass die Spülung außerhalb meinen Lehrmeinung nicht nur die jüngsten Ablage- in Zistersdorf. des Bohrgestänges in die Tiefe gepumpt wird und kon- rungen der Beckenfüllung anzutreffen sind, sondern tinuierlich die von einer Zahnkrone ausgebohrten Kerne stellenweise auch wieder ältere Schichtenkomplexe im Bohrgestänge nach oben transportiert werden. Die auftauchen. Experten deuteten dies als Anzeichen für Erfolge mit dieser – für Österreich neuen – Bohrmethode das Vorhandensein von Gesteinsstrukturen, die ölhältig 1930

14 rag.austria.energie 1935 – 1955 | 75 Jahre energie aus der tiefe 15 2020 Rechtliche Grundlagen 2010 In Österreich galt seit dem Jahre 1854 das Allgemeine Berggesetz, das den gesamten Bergbau regelte. Es unterschied zwischen grundeigenen, vor- behaltenen und staatseigenen Mineralien. Die grundeigenen Mineralien gehörten vorbehaltlos dem Grundeigentümer, wogegen die vorbehaltenen Mineralien dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogen waren. Dazu gehörten zum Beispiel Kohle und Erdöl, seit 1922 auch Erdgas. 2000

Erdölförderung nur möglich durch Erwerb von „Freischürfen“ Schurfbewilligungen – auf Antrag von der Bergbehörde erteilt – ermög- lichten das legale Aufsuchen, nicht aber das Gewinnen von vorbehaltenen Mineralien. Das ausschließliche Recht auf Aufsuchung und spätere Gewin- nung in einem Gebiet sicherte der Erwerb des sogenannten Freischurfs: 1990 entweder durch Anmeldung bei der Bergbehörde oder aber – in Gebieten mit bereits existierenden Freischürfen – durch Erwerb der Freischürfe vom Vorbesitzer, denn diese waren wie andere Rechte veräußerlich und über- tragbar. Ein Freischurf deckte einen Kreis von 425 m Radius ab. Die Vergabe erfolgte zumeist in Gruppen. Wurde man in einem Freischurf fündig, so hatte man einen unentziehbaren Anspruch auf Verleihung von Gruben­maßen, 1980 sprich Gewinnungsrechten, die zur ausschließlichen Ausbeutung der gefun- denen Lagerstätte berechtigten.

8.502 Freischürfe auf 3.257 km² Fläche Die RAG erwarb bis zum 13. März 1938 durch Kauf von Vorbesitzern oder 1970 Anmeldung von neuen Freischürfen insgesamt 8.502 Freischürfe auf einer Gesamtfläche von 3.257 km². Dieser Freischurfbesitz, der zum größten Teil im Wiener Becken lag, bildete die Grundlage für die Arbeit der RAG. Im Raum um Zistersdorf (40 km nordöstlich von Wien) wurden zwei Ölfelder entdeckt, das RAG-Feld und das Gaiselberg-Feld. Diese wurden zum Synonym für den Erdölreichtum des Wiener Beckens, obwohl nach 1945 noch wesentlich 1960 größere Felder erschlossen werden konnten. Das Gaiselberg-Feld misst nur etwa 2 mal 1,5 km (ölführende Fläche ca. 2,5 km²), es existieren jedoch hier durch eine spezielle geologische Situation – den sogenannten Steinberg- bruch – etwa zehn ölführende Schichten übereinander in Tiefen von 1.050 bis 2.400 m. Dadurch erklärt sich die lange Lebensdauer der Felder Gaiselberg 1938 und RAG – beide produzieren noch heute. „“ Österreichs an das 1950 „Deutsche Reich“ am 13. März. Beginn der Erschließung des Ölfeldes Gaiselberg. Das deutsche Bitumengesetz tritt am 31. August in Kraft. Die RAG verliert in der Folge die Freischürfe im Wiener 1940 Becken.

Freischurfgebiete, 1938 1930

16 rag.austria.energie 1935 – 1955 | 75 Jahre energie aus der tiefe 17 2020 1938 – 1945 Deutsche Besetzung und Enteignung 2010

Völlig neue Rahmenbedingungen Preußische Bergwerkshütten AG (PREUSSAG) drängten Technische Entwicklung 2000 Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in nach Österreich. Sie wurden bei der Vergabe der neu- Österreich und die Eingliederung Österreichs ins „Deut- geschaffenen Konzessionsgebiete klar bevorzugt. Die Technisch schwierige Bohrungen sche Reich“ im März 1938 änderten auch die gesetz­ „Ostmark“ wurde in 42 Konzessionsgebiete eingeteilt, Nachdem die RAG ihre Konzession in den Frei- lichen Rahmenbedingungen für die Erdölgewinnung das größte war der zentrale Teil des Wiener Beckens. schurfgebieten an deutsche Firmen verloren hatte, war grundlegend. Die rechtliche Basis des österreichischen Die Bohrtätigkeit wurde zentral gelenkt, intensiviert und vor allem die Deutsche Erdöl AG sehr erfolgreich in 1990 Bergbaues wurde an die bergrechtliche Situation im die jährliche Produktion von 56.000 Tonnen im Jahr 1938 ihren Erschließungen – sie fand Öl im Flysch des Ölfelds „Deutschen Reich“ angeglichen. Dies bedeutete das auf 1.200.000 Tonnen im Jahr 1944 verzwanzigfacht. St. Ulrich im nördlichen Wiener Becken. Die RAG Boh- „Aus“ für die bis dahin jedermann zugänglichen Frei- Österreich war damit der wichtigste Rohöllieferant des rungen in den Grubenfeldern im Raum Zistersdorf, schurfrechte. Das Ziel der rechtlichen Neuregelung war „Deutschen Reiches“. Mit der Kriegserklärung Deutsch- Aderklaa und Hohenruppersdorf waren technisch klar: Der Staat sollte bestimmenden Einfluss auf die lands an die USA im Dezember 1941 wurde das gesam- schwierig und brachten nur einen sehr geringen Bohr- 1980 Energiegewinnung erhalten. Die österreichischen Öl­ te Eigentum der RAG zu „Feindvermögen“ erklärt, die fortschritt. felder waren von großer strategischer Bedeutung und Explorationsrechte wurden als Konzession an vier deut- wurden während der Kriegsjahre rücksichtslos ausge- sche Erdölfirmen vergeben. Die RAG konnte lediglich Rohrleitungen in die Wiener Lobau beutet. ihre Grubenfelder im Raum Zistersdorf, Aderklaa und Noch während des Zweiten Weltkriegs wurden das Hohenruppersdorf behalten, wo sie im Steinbergbe- RAG-Feld und das Gaiselberg-Feld im Raum Zistersdorf 1970 Faktische Enteignung aller Freischurfbesitzer durch reich bis 1945 noch 40 Tiefbohrungen durchführte. Die durch eine Pipeline mit einer Bahnverladestelle am Bahn- das Bitumengesetz dortigen Vorkommen waren reichhaltig und bis zum hof Zistersdorf verbunden, die über entsprechende Ende August 1938 wurde das sogenannte Bitumen- Kriegsende im Mai 1945 wurden insgesamt rund Sammeltanks verfügte. Vom Bahnhof Zistersdorf aus gesetz erlassen. Bitumen in festem, flüssigem oder gas- 1,5 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Viel blieb der wurde das gewonnene Rohöl vorerst per Bahnkessel­ ­ förmigem Zustand (Erdöl, Erdgas) durften künftig aus- RAG davon allerdings nicht: Durch eine Dividenden­ wagen, sehr bald aber mittels einer Doppelrohrleitung 1939 1960 schließlich vom Staat aufgesucht und gewonnen werden. abgabeverordnung wurden die Gewinne stark beschnit- zu einer für das Öl der RAG neu errichteten Raffinerie in Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September. Mittels Konzessionssystem konnten die Rechte Dritten ten und das Wenige, was nach dem Krieg noch vor­ der Wiener Lobau geleitet. Diese Anlagen sollten nach übertragen werden. Die ehemaligen, aufgrund von Frei- handen war, ging durch die Geldentwertungen und die dem Zweiten Weltkrieg besondere Bedeutung erlan- 1940 schürfen erworbenen Schurfrechte erloschen nach einer Geldabschöpfung verloren. gen, da sie von den Alliierten zum Abtransport eines Einsetzung eines „Feindvermögens­ verwalters“ für den Royal-Dutch-Shell- Frist von zwei Jahren. Wie für alle anderen Freischurf- großen Teiles des gewonnenen Rohöls benutzt wurden. Anteil am 22. Juni. besitzer in Österreich bedeutete dies auch für die RAG Bohrungen in fremden Konzessionsgebieten 1950 praktisch die Enteignung ohne jegliche Entschädigung. Da die Produktionstätigkeit auf eigenen Gebieten 1941 Kriegserklärung des „Deutschen eingeschränkt war, bemühte sich die RAG ab dem Jahr Reiches“ an die USA. Als Folge RAG Besitz wurde „Feindvermögen“ 1942 um Arbeitsaufträge bei fremden Unternehmen. Einsetzung eines „Feindvermögens- verwalters“ für den Anteil der Socony Der Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 veränderte So nahm die RAG etwa für die Firma F. Koller & Sohn, Vacuum Oil Company an der RAG (1942). die Situation nochmals grundlegend. Jede im „Deutschen Celle, in Scheibbs und Bad Hall geologische Kartierun- 1940 Reich“ verfügbare Energiequelle wurde für die Kriegs- gen und Strukturbohrungen vor. Die detaillierte Kartie- wirtschaft genutzt. Aufsuchungsbohrungen waren rung und mikropaläontologische Untersuchung der Ge- einzustellen, alle Bohranlagen mussten für Produk­ gend von Bad Hall bildete in weiterer Folge die Grundlage tionsbohrungen eingesetzt werden. Deutsche Erdöl­ für die spätere Tätigkeit der RAG auch für das gesamte unternehmen wie die Deutsche Erdöl AG (DEA) oder die Gebiet der oberösterreichischen Molassezone. 1930

18 rag.austria.energie 1935 – 1955 | 75 Jahre energie aus der tiefe 19 2020 1945 – 1955 Befreiung Österreichs und alliierte Besetzung 2010

Wiederaufnahme der Ölproduktion Abgesehen von dieser Fremdkontrolle behinderte 2000 Nach der Befreiung Österreichs durch die Alliierten vor allem der Mangel an technischen Einrichtungen und dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Auftei- den Betrieb. In diesen Monaten sind von den RAG lung Österreichs in vier Besatzungszonen weitreichen- Mitarbeitern – teilweise unter widrigsten Umständen – de Konsequenzen für die ökonomische Entwicklung eine großartige Wiederaufbauleistung und hohe Impro- sowohl einzelner Regionen als auch ganzer Wirtschafts- visationskunst bewiesen worden. Seismiktrupp in Oberösterreich 1990 zweige und Unternehmen – so auch für die RAG. Die Produktionsgebiete der RAG im Osten Österreichs wur- den der sowjetischen Besatzungsmacht zugeordnet, „ Die österreichische Erdöl- Wünschen zu entsprechen. Eine mögliche Lösung bot die Ölfelder beschlagnahmt. Wurden zunächst die Öl- und Erdgasindustrie muss wieder das sogenannte Lagerstättengesetz, das es der Geolo- förderanlagen demontiert und unter dem Begriff „Beute- instand gesetzt werden.“ gischen Bundesanstalt erlaubte, in Zusammenarbeit 1980 verwaltung“ abtransportiert, einigte sich die Sowjet- 7. Juni 1945, Übereinkunft der Sowjetarmee mit der mit der Bergbehörde die Durchforschung des Bundes- armee bereits im Juni 1945 mit der österreichischen österreichischen Bergbehörde gebietes nach nutzbaren Lagerstätten einzuleiten. Die obersten Bergbehörde darauf, die österreichische RAG sollte einen Forschungsauftrag erhalten und Erdöl- und Erdgasindustrie wieder instand zu setzen. Untersuchungen zur Auffindung von Bitumen durch- Die RAG konnte unter unmittelbarer Kontrolle der sow- Beschlagnahme „Deutschen Eigentums“ führen. Das Problematische dabei: Dem Unternehmen 1970 jetischen Armee die Produktion in den Grubenfeldern Auch die „Potsdamer Konferenz“ der Alliierten 1946 wurden eine Reihe von Verpflichtungen, aber keinerlei im Raum Zistersdorf, Aderklaa und Hohenruppersdorf besserte die Situation für die RAG nicht. Es wurde fest- Gewinnungsrechte eingeräumt. Die RAG hätte im 1945 wieder aufnehmen. Diese Situation war allerdings für gelegt, dass das „Deutsche Eigentum“ in den besetzten schlimmsten Fall also nur beträchtliche Investitionen Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai. eine Fortführung des Unternehmens denkbar schwierig. Gebieten der jeweiligen Besatzungsmacht als Kriegs- gehabt, ihre Funde aber nicht verwerten können. Zu Die Ölförderung in den Zistersdorfer Der Förderbetrieb der RAG wurde laufend überwacht entschädigung zufallen sollte, das galt auch für Konzes- diesen wirtschaftlichen Risiken kamen die politischen – Grubenmaßen der RAG überschreitet 1960 und das von der RAG produzierte Rohöl musste wäh- sionsrechte und andere immaterielle Werte. Dadurch der Kalte Krieg und damit die endgültige Teilung Euro- mit Kriegsende insgesamt 1,5 Millionen Tonnen. rend des gesamten Besatzungszeitraumes an die Sow- erhielt die RAG ihre ehemaligen, von den Deutschen pas standen im Raum. jetische Mineralölverwaltung (SMV, die spätere OMV) enteigneten Freischurfgebiete, die allesamt in der 1946 zu einem von dieser autonom festgesetzten Preis ab­ sowjetischen Besatzungszone lagen, nicht zurück. Geologische Kartierung der neuen Explorations­ „Potsdamer Konferenz“ der Alliierten: „Deutsches Eigentum“ in den be­- geliefert werden. gebiete setzten Gebieten fällt der jeweiligen Der Schritt in den Westen Das klare Signal, dass die RAG zu einem späteren Besatzungsmacht zu. Das Bundes- 1950 gesetz vom 26. Juli verstaatlicht u. a. Verstaatlichung der RAG Wäre die Fördertätigkeit der RAG tatsächlich auf Zeitpunkt für ihre Vorleistungen mit der Erteilung von sämtliche Erdölbetriebe, auch die RAG. Formell war die RAG seit dem ersten Verstaatli- ihre Grubenfelder im Raum Zistersdorf, Aderklaa und Gewinnungsrechten honoriert werden würde, ließ die chungsgesetz von 1946, mit dem Schlüsselunterneh- Hohenruppersdorf beschränkt geblieben, hätte dies RAG dieser Lösung zustimmen. Die Forschungsanträge men in den Besitz der Republik Österreich übertragen das Ende des Unternehmens bedeutet. Als mögliche wurden angenommen, eine Tochtergesellschaft in Salz- wurden, verstaatlicht. Die faktische Durchführung der Lösung erwog die RAG ein Ausweichen auf Regionen burg gegründet. Daraufhin erhielt die RAG gemäß 1940 Verstaatlichung unterblieb jedoch. Die RAG hatte zwar außerhalb der russischen Gebiete und erhielt dafür § 2 des Lagerstättengesetzes vier Forschungsaufträge, die personelle und organisatorische Kapazität, um die Unterstützung von der österreichischen Regierung. und zwar in den Gebieten (Oberöster- Exploration wieder aufzunehmen, aber es war ihr nicht Dennoch konnte die Regierung zum damaligen Zeit- reich), -Braunau (Salzburg/Oberösterreich), Bad möglich, die dafür notwendigen Rechtsgrundlagen zu punkt keine Aufsuchungs- und Gewinnungsverträge Hall (Oberösterreich) und Feldbach (Steiermark) – ins- erhalten. abschließen, ohne parallel dazu auch den russischen gesamt eine Fläche von rund 5.500 km². 1930

20 rag.austria.energie 1935 – 1955 | 75 Jahre energie aus der tiefe 21 2020

Gaiselberg-Feld in Zistersdorf. Versandung, Ausfällun- gen von Paraffin und Korrosion stellten das Unternehmen vor Herausforderungen; Sand musste kontra-ausge- spült, Kiesliner gesetzt werden. Verschiedene Arten von 2010 Paraffinkratzern wurden angewendet und Korrosions- inhibitoren eingesetzt. An jeder Fördersonde standen – zumindest zu Beginn – zwei Messtanks und ein Separator zur Trennung von Erdöl und Erdgas und eventuell mit- geführtem Wasser. Doch sehr bald wurden in den ein- 2000 zelnen Feldern je nach Bedarf gemeinsame Sammelsta- tionen errichtet, in denen die geförderten Rohöle je nach Charakter und Qualität (asphalt-, paraffin- oder gemischtbasisch) gesammelt, behandelt und zum Ab- transport vorbereitet werden konnten. 1990

Schwierige Arbeitsbedingungen, fehlendes Material Die Arbeitsbedingungen waren in dieser Zeit 1947/1948 äußerst schwierig, eines der größten Probleme war der Die RAG erhält Forschungsaufträge gemäß § 2 Lagerstättengesetz in Die RAG beschritt damit wieder Neuland, denn im Hauswirth, war ähnlich pointiert: „Es wird mir eine Ehre Materialmangel und die mangelhafte Ausrüstung. So 1980 Salzburg, Braunau und Ried. Gegensatz zu den Explorationsgebieten im Wiener Becken sein, wenn auch kein Vergnügen!“ Der Grundstein für mussten die vor Kriegsende verschlossenen Sonden musste in diesen Regionen erst eine umfassende geolo- den Neustart der RAG auf einer sicheren rechtlichen mit nur sehr geringen Mitteln wieder in Gang gebracht 1949 gische Kartierung erarbeitet werden. Etwas später Basis war damit gelegt. und elektrische Leitungen neu errichtet werden. Im Die Sowjetische Mineralölverwaltung (SMV) entdeckt das größte Ölfeld folgten die in Österreich erstmals durchgeführten refle­ ganzen Gaiselberg-Feld gab es nur eine einzige Lötlampe Mitteleuropas, Matzen-Auersthal. xionsseismischen Untersuchungen, die auch relativ und die Pumpenmotoren waren wegen schlechten Gas- Die RAG legte bereits vor dem Krieg eine Aufschlussbohrung unweit der 1970 bald Anzeichen für bohrwürdige Strukturen ergaben. öls und tiefer Temperaturen reihenweise eingefroren. Technische Entwicklung Fundbohrung fest. Allerdings waren die ersten Bohrungen nicht erfolg- Für die Erschließung der oberösterreichischen Ge- Bei den Auftauarbeiten mit offenem Feuer kam es immer reich und zeigten keine Spuren von Öl. biete wurde eine sogenannte Trauzl-TH-825-Anlage wieder zu Bränden; einer der größten Brände einer RAG 1951 Die RAG erhält weitere Forschungs­ verwendet. Zudem kam eine amerikanische, teilweise Anlage in dieser Zeit ereignete sich bei der Bahnver­ aufträge gemäß § 2 des Lagerstätten- Neue Aufsuchungs- und Gewinnungsverträge gebrauchte Ideco-Anlage für 4.000 m Bohrtiefe mit auf- ladestation in Zistersdorf. gesetzes in Bad Hall und Feldbach. 1960 Gleichzeitig mit dieser wissenschaftlichen Grund- zubauendem Stahlturm und neuen Maybach-Motoren Beginn einer geologischen Kartierung des steirischen Konzessionsgebietes. lagentätigkeit wurden mit dem damals zuständigen zum Einsatz. Nachdem man in Puchkirchen (Oberöster- Strukturbohrungen in Oberösterreich mit geringen In der Verbalnote vom 31. Juli sichert Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau Ver- reich) auf umfangreiche Ölvorkommen gestoßen war, Erfolgen die österreichische Bundesregierung handlungen über die Gestaltung künftiger Aufsuchungs- schaffte die RAG eine weitere Bohranlage der Firma Nachdem die neuen Explorationsgebiete, vor allem den im Besitz von Angehörigen der und Gewinnungsverträge aufge- Unit an. Diese verfügte bereits über einen in Oberösterreich, wissenschaftlich untersucht worden Vereinten Nationen stehenden Ölgesell- schaften die Entstaatlichung zu. nommen. Bereits im Jahr 1953 war „ Ich wünsche Ihnen Klappmast und Cummins-Motoren und waren, begann man in den Jahren 1948 bis 1950 mit 1950 man sich über den zukünftigen Ver- einen Ozean voll Öl!“ reichte ebenfalls für 4.000 m Bohrtiefe. Strukturbohrungen. Zum Durchbohren der Quartär- tragsinhalt weitgehend einig, lange Handelsminister DDDr. Udo Illig In weiterer Folge, auch aufgrund der schotter wendete man erfolgreich das sogenannte Detailverhandlungen folgten. Knapp raschen Erfolge in der Produktion, kaufte Schrotbohren an, d. h., der Schotter wurde mit einem zwei Jahre später, am 29. April 1955, wurde das neue das Unternehmen eine Anlage der Firma Schoeller- stumpfen Meißel und mithilfe von Eisenschrot, den Vertragswerk, das auf § 2 des Bitumengesetzes basierte, Bleckmann, die leichter war und transportiert werden man in das Bohrloch geworfen hatte, zertrümmert. Das 1940 unterzeichnet und beim anschließenden Festakt meinte konnte. Ergebnis dieser ersten Bemühungen war negativ. Die der damalige Handelsminister, DDDr. Udo Illig: „Und Schichten des Miozäns erwiesen sich als eine flache, jetzt wünsche ich Ihnen einen Ozean voll Öl, damit Sie Nützliche Erfahrung aus dem Gaiselberg-Feld nur am Alpenrand steiler aufgerichtete Schüssel, die im an die Republik Österreich recht viel Förderzins zahlen!“ Bei der Arbeit in den neuen Gebieten profitierte die Gegensatz zum Wiener Becken keinerlei Anzeichen auf Die Antwort des Generaldirektors der RAG, Dr. Carl RAG von ihrem Wissen aus der Förderung im schwierigen bohrreife Strukturen erkennen ließ. 1930

22 rag.austria.energie 1935 – 1955 | 75 Jahre energie aus der tiefe 23 Unternehmensgeschichte

1955 – 1985

24 rag.austria.energie 75 Jahre energie aus der tiefe 25 2020 1955 – 1985 Unabhängigkeit Österreichs und „Neustart“ der RAG 2010

Stabile Verhältnisse In die endgültige rechtliche „Unabhängigkeit“‘ wurde 2000 Die neuen Aufsuchungs- und Gewinnungsverträge die RAG 1960 entlassen: Die Verstaatlichung von 1946 vom 29. April 1955 waren die sichere rechtliche Basis wurde aufgehoben, die RAG an die ursprünglichen für alle künftigen Explorationstätigkeiten der RAG. Damit Eigentümer formal zurückgegeben. Zudem erhielt die konnte nun gezielt und ohne Risiko nicht nur die syste- RAG als Kompensation für die 1940 enteigneten Frei- matische seismische Untersuchung und Kartierung, schurfrechte eine finanzielle Entschädigung und Kon- 1990 sondern auch die Aufsuchung in den oberösterreichi- zessionen in Oberösterreich, Salzburg und der Steier- schen, Salzburger und steirischen Hoffnungsgebieten mark (1964). Mit der Ausweitung der Aufsuchungsgebiete begonnen werden. Bereits mit dem „Wiener Memoran- war die RAG nun geografisch breit aufgestellt. dum“ vom 10. Mai 1955 und endgültig mit der Unter- zeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 war Langfristige Rechte 1980 aber klar, dass die RAG ihre ehemaligen, von den Deut- Die Verträge aus den sechziger Jahren galten nur schen enteigneten Freischurfgebiete nicht wieder zu- bis zum Inkrafttreten des neuen Berggesetzes vom rückerhalten würde. Im Rahmen des Staatsvertrages Oktober 1975. Damit war es notwendig, sie an die neuen hatte die Sowjetunion das als „Deutsches Eigentum“ rechtlichen Rahmenbedingungen anzupassen. In lang- von ihr ursprünglich beanspruchte Vermögen zwar an wierigen Verhandlungen mit dem Bundesministerium 1970 Österreich übertragen, allerdings mit der Auflage, dass für Handel, Gewerbe und Industrie, dem Finanzministe- 1955 Unterzeichnung von vier Aufsuchungs- dieses nicht in ausländisches Eigentum gelangen darf. rium und der Finanzprokuratur wurde schließlich eine und Gewinnungsverträgen zwischen neue Vertragsbasis für die Aufsuchungs-, Gewinnungs- der Republik Österreich und der RAG. Rechtliche „Unabhängigkeit“ und Entschädigung und Speichertätigkeit der RAG geschaffen. In drei ge- Unterzeichnung des österreichischen Damit war eine Restitution der Freischurfrechte an trennten Verträgen – jeweils für die Bundesländer Staatsvertrages am 15. Mai. „Wiener Memorandum“ zwischen westlichen 1960 die RAG unmöglich. Für die in der Sowjetischen Mine- Steiermark, Oberösterreich und Salzburg –, wirksam ab Alliierten und der österreichischen ralölverwaltung zusammengefassten, ehemals deut- 1. Jänner 1981, überließ die Republik Österreich der Bundesregierung. schen Erdölunternehmen musste ein österreichischer RAG die entsprechenden Rechte für eine Fläche von Eigentümer geschaffen werden. Ende 1955 wurde insgesamt rund 6.600 km² langfristig. daher die Österreichische Mineralölverwaltung (ÖMV) gegründet, die im Jahr 1957 Aufsuchungs- und Gewin- 1950 nungsverträge für die übernommenen Gebiete erhielt. Dazu gehörte auch ein Großteil des ehemaligen Frei- „ Die Erdölfrage war schurfgebietes der RAG, inklusive des größten Ölfeldes ein extremes Politikum Mitteleuropas, Matzen-Auersthal, das in voller Produk- tion von den Sowjets an Österreich übergeben wurde. geworden.“ 1940 Der Verlust dieser Rechte war für die RAG enorm, über Dr. Kreisky über die Staatsvertrags- verhandlungen Entschädigungen wurde mit der österreichischen Bundesregierung verhandelt.

1930

26 rag.austria.energie 1955 – 1985 | 75 Jahre energie aus der tiefe 27 2020

produktion aus Oberösterreich jene aus den nieder­ österreichischen Grubenfeldern rund um Zistersdorf. Die vielfältigen Herausforderungen, die sich bei der Er- schließung des Voitsdorfer Ölfeldes ergaben, bildeten 2010 die Basis für zahlreiche technische Innovationen und setzten wichtige Impulse für die Exploration in diesem Gebiet. Mit der Entdeckung des wirtschaftlichen rentablen Ölfeldes Voitsdorf rechneten sich weitere Investitionen: 2000 Die Eisenbahnverladestation in Kremsmünster-Krift wurde gebaut. Aufgrund höherer Rohölpreise in den siebziger Jahren und Anfang der achtziger Jahre konnte die RAG auch weiterhin kleine Lagerstätten trotz schwie- riger Bedingungen betreiben. 1990

Fördermengen Rohöl 1980 1955 wurde das geschichtliche Maximum der österreichi- schen Ölförderung mit 3,7 Millionen Tonnen primär im Wiener Becken erreicht, wovon ein wesentlicher Teil als Reparation an die Sowjetunion abzuliefern war. Nach dem Abzug der Russen änderte man die rücksichtslose Ausbeutung zugunsten 1970 Bohrvorschlagskarte Puchkirchen, 1955 einer ressourcenschonenden Bewirtschaftung. Gut 20 Jahre lang wurden auf dieser Basis etwa 2,5 Milli- onen Tonnen jährlich gefördert. Die Erschließung bedeuten- der Öl- und Gasvorkommen ab den späten fünfziger Jahren in Aufsuchung von Erdöl Oberösterreich konnte die rückläufige Förderung im Wiener 1960 Becken nicht wettmachen. Seit Mitte der achtziger Jahre wurde österreichweit die Kleine Lagerstätten in Oberösterreich ölführenden Schichten waren in der Regel geringmäch- Förderung bei etwa einer Million Tonnen pro Jahr konstant Mit der Schaffung der rechtlichen Basis für ihre tig, nur mäßig durchlässig, relativ klein mit geringen ge­halten. Bis 1958 konnte noch der gesamte Erdölbedarf aus 1956 Explorationstätigkeit hat die RAG 1955 auch ihre Bohr- Reserven. Manche Vorkommen waren kaum wirtschaft- In der fündigen Bohrung Puchkirchen 1 heimischen Quellen gedeckt werden, heute beträgt der wird die Förderung am 27. Mai tätigkeit in Oberösterreich aufgenommen – und war so- lich. Dazu kamen hohe Transportkosten. Von den Selbstversorgungsgrad 11%. aufgenommen: Oberösterreich ist fort erfolgreich. Bereits die erste Bohrung Puchkirchen 1 Sammelstationen musste das Öl mit Tankwagen nach als Erdölgebiet erschlossen. 1950 in der Nähe von Vöcklabruck stieß in einer Tiefe von und weiter per Schiff über die Donau nach Wien 1958 2.700 m auf Öl. Danach folgte nach drei erfolg­losen geliefert werden. Abschluss des ersten Liefervertrages Jahren 1959 die Auffindung des Ölfeldes Ried im Inn- zwischen RAG und Niogas über Gaslieferungen aus den Zistersdorfer kreis. Kurz darauf wurden bei Schwanenstadt Öl und Großes Ölfeld in Voitsdorf bei Kremsmünster Feldern. Gas gefunden, allerdings in relativ geringen Mengen. Mit der Bohrung Voitsdorf 1 (südlich von Krems- 1940 Weitere Funde beispielsweise im Gebiet um Satt- münster) gelang 1963 ein großer Wurf. Damit wurde 1959 Entdeckung des Ölfeldes Ried/Innkreis. ledt, Trattnach und Kemating in den sechziger und sieb- das bisher größte Ölfeld der oberösterreichischen ziger Jahren schlossen sich an. Dennoch waren die in Molassezone entdeckt. Über viele Jahre hinweg lieferte Oberösterreich gefundenen Lagerstätten im Vergleich dieses Ölfeld den Hauptteil der oberösterreichischen zu denen im Wiener Becken äußerst bescheiden. Die RAG Ölproduktion und schon bald überstieg die Rohöl- 1930

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Der Aufstieg des Energieträgers Erdgas nach Linz. Die ÖMV belieferte so die Linzer Stickstoff- werke mit aus der Sowjetunion importiertem Erdgas. Dieses Zusammenwachsen des Leitungsnetzes führte Neues Standbein Erdgas Ferngasgesellschaft, die im Unterschied zur Niederös- auch dazu, dass das Vertragsverhältnis zwischen RAG 2010 Die Entdeckung und Erschließung des Ölfeldes Voits- terreichischen nur zu einem geringen Teil im Besitz des und OÖ. Ferngas auf eine neue Basis gestellt wurde dorf bedeutete auch noch in anderer Hinsicht einen Landes Oberösterreich war. und 1979 ein Generalvertrag an die Stelle der bisherigen 1963 Meilenstein in der Entwicklung der RAG. Hier liegen die Einzelverträge trat. Die RAG sollte Erdgas liefern, die OÖ. Aufnahme der kommerziellen Förde- Anfänge des Erdgasgeschäftes, des „zweiten Beines“ Einzellieferverträge mit Industriebetrieben Ferngas verteilen. Bis heute ist die RAG für das Land rung von Erdgas. der RAG, das mittlerweile wesentlich bedeutender ist Als die RAG 1963 in Voitsdorf auf Gas gestoßen war, Oberösterreich einer der wichtigsten Energielieferanten. Entdeckung des Ölfeldes Voitsdorf, 2000 als jenes der Ölproduktion. Die ersten Erdgasfunde konnte erstmals ein größerer Industriebetrieb mit Ener- des größten Erdölfeldes in der Molasse (3,4 Millionen Tonnen gewinnbare waren meist ein „Nebenprodukt“ der Ölexploration. gie versorgt werden. Die Zementwerke Hofmann und Kein Gas in der Steiermark Reserven). Erst mit verbesserten, modernen seismischen Methoden Co. in Kirchdorf an der Krems wurden mittels einer nur Neben dem Hauptgeschäft in Oberösterreich verwer- wie der 3D Seismik konnte gezielt nach Erdgas gesucht 18 km langen Leitung mit Erdgas beliefert. Dies war der tete die RAG das Erdgas, das in ihren alten Grubenfel- 1966 Aufnahme der Gaslieferungen aus Feld werden. Diese Fortschritte in der Seismik machten es Auftakt zu einer rapiden Entwicklung des Energieträgers dern anfällt, auch in Niederösterreich seit den späteren Voitsdorf nach Kirchdorf a. d. Krems. 1990 notwendig, zahlreiche bereits vermessene und unter- Erdgas in Oberösterreich. Innerhalb weniger Jahre ent- fünfziger Jahren nutzbringend. Entsprechende Verträge 1973 suchte Gebiete erneut speziell auf ihre Erdgasvorkom- deckte und erschloss die RAG mehrere kleinere Erdgas- mit der niederösterreichischen Niogas bestehen dort Änderung der Rechtsform: Aus der men hin zu untersuchen. lagerstätten in Oberösterreich. Die Lagerstätten rund seit dem Jahr 1958. In den steirischen Aufsuchungs­ Rohöl-Gewinnungs AG wird die um Schwanenstadt, Lindach, Offenhausen, Wels, Pfaffstatt, gebieten Feldbach und Burgau wurde allerdings – trotz Rohöl-Aufsuchungs Ges.m.b.H. mit Gesellschafterbeschluss am 9. Oktober. Gründung der Ferngasgesellschaften in den Bundes- Puchkirchen, Friedburg und andere Orte wurden viele intensiver Untersuchungen und Tiefbohrungen – nie Öl 1980 ländern Jahre produziert und werden heute zum Teil als natürliche oder Gas gefunden. 1978 Erdgas spielte vor 1955 in der österreichischen Wirt- Erdgasspeicher genutzt. Deren gemeinsame Produk­ Eröffnung des Tanklagers Krems­ münster-Krift (1. Ausbaustufe) im schaft kaum eine Rolle. Erst im Zuge der Entwicklung tionskapazitäten reichten, um nach und nach weitere Rahmen des Erdöl-Bevorratungs- des großen Ölfeldes Matzen-Auersthal und anderer Vor- Großverbraucher mit Erdgas zu beliefern. Dazu gehör- und Meldegesetzes. kommen im Wiener Becken fielen wirtschaftlich nutzbare ten die Papierfabriken in Steyrermühl und Laakirchen, Fördermengen Erdgas 1970 Mengen an Lösungsgas an. Hauptabnehmer für dieses die Zellwolle- und Papierfabrik Lenzing, die Eternitwerke Erdgas war die Bundeshauptstadt Wien. Hatschek in Gmunden, die Solvaywerke in Ebensee, die Aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, seiner Das war der Startschuss für die Gründung von E-Werke Wels und schließlich der Linzer Raum mit den Effizienz und Umweltfreundlichkeit erlebte Erdgas als- Ener gieträger in den letzten 40 Jahren in Haushalt, Industrie und „Ferngasgesellschaften“ in den Bundesländern. Begin- Hauptverbrauchern Stickstoffwerke und VOEST. In allen Stromerzeugung einen rasanten Aufschwung. Von rund nend mit Niederösterreich (1954), das von den eigenen diesen Fällen wurden Einzelverträge abgeschlossen, 760 Millionen m³ gefördertem Erdgas im Jahr 1955 stieg die 1960 Erdgasvorkommen profitieren wollte, entstanden in nach denen die RAG formell an die OÖ. Ferngas und heimische Erdgasproduktion kontinuierlich an. Den Höhe- den nächsten Jahren eine steirische, burgenländische, diese wiederum weiter an den jeweiligen Endverbrau- punkt erreichte sie 1978 mit 2,5 Milliarden m³ – eine enorme oberösterreichische und später auch eine Salzburger cher lieferte. Diese an sich ungewöhnliche Konstruktion Steigerung. Seither liegt die Inlandsproduktion leicht schwan- Ferngasgesellschaft. Das Interesse am Erdgas war groß, war u. a. dadurch entstanden, dass die einzelnen Erd- kend zwischen einer Milliarde und 1,8 Milliarden m³ jährlich. einerseits wegen der sauberen und bequemen Hand­ gaslagerstätten nur allmählich entwickelt und miteinan- 1970 konnte Österreich noch 66% des Erdgasbedarfs mit hei- habung und Regelbarkeit und der umweltfreundlichen der verbunden wurden. So entstanden Inselbetriebe, mischer Produktion abdecken. Durch den stark steigenden 1950 Einsatz des umweltfreundlichen Energieträgers hat sich die- Verbrennung, andererseits aber auch wegen des nied- die nur zur Versorgung eines bestimmten Verbrauchers ser Anteil trotz massiver Produktionssteigerung heute auf ein rigen Preises. in der Lage waren. Sechstel des jährlichen Erdgasverbrauchs in Österreich redu- ziert – nach wie vor ein wesentlicher Beitrag zur österreichi- Große Erdgasnachfrage in Oberösterreich Ein zusammenhängendes Erdgasleitungsnetz schen Versorgungssicherheit. In Oberösterreich war die Nachfrage nach Erdgas entsteht 1940 besonders groß. Die Industrieunternehmen rund um Erst allmählich wuchsen die lokalen Erdgasversor- Wels und Linz waren potenzielle Großverbraucher und gungsleitungen zu einem geschlossenen Netz zusam- konnten direkt mit in Oberösterreich produziertem Erd- men, das einen Austausch von Erdgas aus verschiedenen gas versorgt werden. Sie hielten auch einen Großteil Lagerstätten ermöglichte. Zudem gab es mittlerweile der Anteile der neu gegründeten Oberösterreichischen auch eine Erdgasleitung aus dem Wiener Becken bis 1930

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Weitere Geschäftsfelder Technische Entwicklung schutzes war die RAG bereits zu einem Zeitpunkt Vor- reiter, als dieses Thema in der breiten Öffentlichkeit noch nicht diskutiert wurde. Auch wurden RAG eigene Technologischer Vorreiter Innovationen und neue Technologien eingesetzt. So in- 2010 Die Innovationskraft und Vorreiterrolle der RAG in vestierte die RAG schon sehr früh in Lärmschutzmaß- den Bereichen Gerätetechnik, Bohrtechnologie und nahmen. Sowohl im Bohrbetrieb als auch in anderen Umweltschutz konnte sich mit dem „Neustart“ des Unter- Bereichen wurde vermehrt Naturgas aus eigener För- nehmens 1955 voll entfalten. Die behelfsmäßigen derung anstelle von herkömmlichen Treibstoffen wie Lösungen der unmittelbaren Nachkriegszeit gehörten Dieselöl oder Spindelöl verwendet. Abgesehen von den 2000 der Vergangenheit an, Investitionen waren wieder positiven Effekten für die Umwelt ergaben sich dadurch möglich. natürlich auch beträchtliche finanzielle Einsparungen. So setzte das Unternehmen für seine erste und er- folgreiche Bohrung in Oberösterreich (Puchkirchen 1) Von der Straße über das Wasser auf die Schiene ein damals topmodernes Gerät ein, das es im Rahmen Auch die Transportmittel wurden umweltfreundlicher 1990 des Marshallplan-Hilfsprogramms erhalten hatte und und effizienter. Zunächst erfolgte der Abtransport der das davor schon in Venezuela im Einsatz war. Diese so- oberösterreichischen Rohöle durch Straßentankwagen, genannte „Fabrik‘‘ – so die interne Bezeichnung für die später über Wasser ab dem Hafen Linz. Dabei kam es ungewöhnlich große Bohranlage – erregte enormes jedoch immer wieder zu Problemen, etwa wenn die 1981 Lagerung von Erdöl Aufsehen und wurde sogar in einem Buch beschrieben Donauwege­ durch Niederwasser oder Eis blockiert waren. Die bisher bestehenden Rechte aus 1980 Neben der Produktion von Erdöl und Erdgas – seit (Hans Thür, „P 1 wird fündig“). 1965 wurde eine Großverladeanlage für Eisenbahnkes- neun Aufsuchungs- und Gewinnungs- verträgen werden an das Berggesetz jeher die tragenden Säulen des Unternehmens – ent­ Die regionale Wertschöpfung und österreichisches selwagen neben der Hauptsammelstation des Feldes 1975 angepasst. wickelte die RAG im Laufe ihrer Geschichte noch weitere Know-how waren der RAG immer schon ein wichtiges Voitsdorf bei Kremsmünster errichtet. 1982 kam eine Geschäftsfelder. So stellt sie etwa seit langem einen Anliegen. So ließ das Unternehmen beispielsweise bei zweite Bahnverladeanlage in Ried im Innkreis dazu. Seit 1982 Errichtung einer Gasspeicheranlage Teil der Notstandsreserven bereit, die gemäß Erdöl- der VEW Ternitz nach amerikanischer Lizenz selbst fah- damals erfolgt der gesamte Transport des oberösterrei- in Puchkirchen für rund 40 Millionen Nm³ 1970 Bevorratungs- und Meldegesetz im Land für Krisenzeiten rende Winden für den Bohrbetrieb erzeugen. Damit chischen Rohöls zur Raffinerie Schwechat umwelt- Arbeitsgas. Die bisher tiefste Bohrung vorrätig gehalten werden müssen. Dafür wurden wäh- konnten Tiefen bis zu 4.000 m erreicht werden, die größte freundlich auf der Schiene. Das Öl aus den Zistersdorfer der RAG – Oberhofen 1 – wird auf 4.597 m abgeteuft, sie ist nicht fündig. rend des Zweiten Weltkriegs in Zistersdorf und in den selbst fahrende Winde, die von VEW jemals gebaut Feldern wird über eine – noch aus den Kriegsjahren Die Bahnverladeanlage Ried wird in späten siebziger Jahren in Kremsmünster-Krift Lager- wurde. stammende – Ölleitung nach Wien-Lobau gepumpt. Betrieb genommen. tanks errichtet und mit Rohöl aus eigener Produktion Ihre Kompetenz fasste die RAG in einer Erdölaus- 1983 1960 befüllt. Heute steht die Lagerkapazität von 240.000 Tonnen stellung zusammen, die beim Rieder Volksfest im Herbst Aufnahme der teilweisen Versorgung allen Erdölimporteuren zur Verfügung. 1961 unter dem Beisein von Bundeskanzler Dr. Gorbach von Kremsmünster mit Fernwärme.

und dem oberösterreichischen Landeshauptmann 1984 Speicherung von Erdgas Dr. Gleißner eröffnet wurde und anschließend ins Haus Aufnahme eines Pilotversuchs mit Neben der Lagerung von Erdöl arbeitete die RAG ab der Natur in Salzburg und ins Technische Museum nach CO²-Fluten im Ölfeld Ried/Innkreis. 1977 an Plänen zur Speicherung von Erdgas in ehema- Wien übersiedelte. Erste Anwendung der 3D Seismik im 1950 Feld Voitsdorf. ligen, ausgeförderten Erdgaslagerstätten. Die Umsetzung gelang 1982 mit dem Erdgasspeicher Puchkirchen. Die Pionier in Sachen Umweltschutz Speicherung von Erdgas entwickelte sich in den letzten Abgesehen vom Einsatz modernster Geräte und der Jahren zum großen Zukunftsthema der Energiewirt- Anwendung neuer Technologien trugen auch die geo- schaft in ganz Europa und zu einem bedeutenden Ge- grafisch günstigen Gegebenheiten und der hohe Aus- 1940 schäftsfeld der RAG. bildungsstandard der Bohrmannschaft zum Erfolg der Der Import von Erdgas aus der Nordsee, mit dem RAG bei. Im Vergleich mit anderen Tochtergesellschaf- die RAG Anfang der achtziger Jahre begonnen hatte, ten der Mobil Oil wies das Unternehmen für viele Jahre wurde allerdings aus wirtschaftlichen Gründen im Jahr weltweit die niedrigsten Ausfallszeiten infolge von Schä- 1988 wieder eingestellt. den auf. Auch im Bereich des Umwelt- und Anrainer- 3D Seismik, 1984 1930

32 rag.austria.energie 1955 – 1985 | 75 Jahre energie aus der tiefe 33 Unternehmensgeschichte

1985 – 2010

34 rag.austria.energie 75 Jahre energie aus der tiefe 35 2020

Dynamik und Innovationskraft Die jüngsten 25 Jahre RAG Geschichte waren nicht weniger bewegt als die 50 Jahre davor. In den ersten Jahrzehnten waren es vor allem die massiven welt­­ 2010 Aufbruch in eine neue politischen Ereignisse, welche die Entwicklung des Unternehmens wesentlich bestimmten. Die jüngere Unternehmensgeschichte ist einerseits von äußeren wirt­­­­­schaftlichen Rahmenbedingungen wie der Ölpreis- entwicklung und dem Aufstieg von Erdgas zum 2000 Dimension zweitwichtigsten Energieträger weltweit beeinflusst – andererseits aber stark durch die eigene Dynamik, Innovationskraft und die Fähigkeit, Trends und neue ge- schäftliche Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, geprägt. Der Aufbau des Geschäftsfeldes Speicher war 1990 ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung des Un- 1988 ternehmens. Die RAG zählt mittlerweile zu den größten Aufnahme der Gaslieferungen nach Speicherbetreibern Europas und ist ein wesentlicher Salzburg (SAFE) und in die Steiermark Baustein zur Stärkung der Versorgungssicherheit Öster- (Steirische Ferngas Ges.m.b.H.).

reichs und Europas. Der Schritt über die Grenzen, die 1989 1980 Kooperation mit internationalen Partnern in einzelnen Erster wirtschaftlicher Gasfund im Projekten, der Einstieg in neue Geschäftsfelder wie Erd- Bundesland Salzburg – Feld Berndorf. gashandel, aber auch das Engagement und die Vor­ reiterrolle beim Einsatz neuer, zukunftsträchtiger Tech- nologien haben die RAG in den letzten zehn Jahren stark 1970 beschäftigt und unterstreichen einmal mehr die Kraft und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.

Die RAG wird international Neben den heimischen Aufsuchungsgebieten in Nie- 1960 derösterreich, Oberösterreich und Salzburg – in Summe eine Fläche von 5.147 km² – wurde die RAG im Juli 1997 international und setzte einen Fuß nach Bayern. Mit der Aufsuchungserlaubnis „Salzach-Inn“ erhielt das Unter- nehmen die erste Konzession außerhalb Österreichs, mittlerweile besitzt die RAG in Bayern auch eine zweite 1950 Konzession, „Chiemgau“ – in Summe eine Konzessions- fläche von 3.123 km². Ziel ist, durch Neufunde eine wirt- schaftliche Produktion zu etablieren. In den letzten Jahren hat die RAG vielfältige Projekte aufgesetzt, in denen gemeinsam mit den Partnerfirmen Bayerngas GmbH 1940 (Salzach-Inn) und Wintershall Holding AG (Chiemgau) mehrere Bohrungen durchgeführt wurden. Zusätzlich werden bis heute eine Reihe von seismischen Messun- gen sowie geowissenschaftliche und lagerstättentech- nische Untersuchungen umgesetzt, um das weitere 1930

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Öl- und Gaspotenzial genauer abschätzen zu können. wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bergen die Gas- Ebenso engagiert sich die RAG durch ein ambitioniertes felder in der Ukraine ein großes Potenzial. Programm bei der Erschließung des geothermischen Potenzials in Bayern. Explorationspotenzial in Ungarn 2010 Im Oktober 2009 erweiterte die RAG erneut ihr geo- Weitere Bohrungen in der niederösterreichischen grafisches Betätigungsfeld und übernahm ein ungari- Molasse sches Explorations- und Produktionsunternehmen mit 2005 hat sich die RAG weitere Explorationsgebiete Sitz in Budapest. Der Erwerb der Firma, die mittlerweile durch Aufsuchungsrechte im westlichen Niederöster- in RAG Hungary Kft. umbenannt wurde, war ein wesent- 2000 reich gesichert. Das rund 800 km² große Gebiet im Raum licher Schritt zur Intensivierung der internationalen Aktivi- Amstetten schließt direkt an „RAG Oberösterreich“ an täten. Ungarn bietet noch erhebliches unerschlossenes und umfasst die Flyschzone und den südlichen Teil der Öl- und Gaspotenzial und besitzt als EU-Mitgliedsland zu- Molasse. verlässige Rahmenbedingungen und einen aktiven Markt 1992 für Explorationslizenzen. Umwandlung der Rohöl-Aufsuchungs 1990 Ges.m.b.H. in eine Aktiengesellschaft. Erstes Engagement im Osten Europas: Ukraine Außerdem ist Ungarn ein klassisches Erdgasland, Die EVN Energie Versorgung Nieder­ 2008 engagierte sich die RAG erstmals im Osten das ca. 50% seines Energiebedarfs mit Erdgas abdeckt. österreich erwirbt 50% zu gleichen Teilen von Mobil Oil Austria und Shell Europas: Gemeinsam mit einem Joint-Venture-Partner Die gut ausgebaute Gas­infrastruktur und der liberali- Konzessionsgebiete Polen Austria AG. begann man, Gasfelder in der Ukraine, auf der Halbinsel sierte Gasmarkt sind für die RAG zusätzliche Anreize für Beschluss zur Erweiterung des Krim, zu entwickeln. Aufgrund der schwierigen Rahmen- ein Engagement in Ungarn. Das Lizenzportfolio in Ungarn Speichers Puchkirchen. 1980 bedingungen im Zuge der Wirtschaftskrise im vergan- enthält mittlerweile vier Explorationslizenzen und sechs Projekt in Polen genen Jahr wurden die Aktivi­täten reduziert und auf geo- Gewinnungsfelder. Mit der ersten Gasproduktion wurde Ebenfalls im Oktober 2009 erwarb die RAG 26,3% 1993 Die EVN bringt ihre Anteile in eine logische Untersuchungen beschränkt. Bei verbesserten im März 2010 begonnen. der Anteile an der polnischen Saponis Investments RAG-Beteiligungs-Aktiengesellschaft Sp. z.o.o. in Warschau. Damit ist die RAG an drei Explo- (RBG) ein. Die Bayernwerke AG erwerben 40%, die SAFE und Steirische rationskonzessionen in Nordpolen über eine Gesamt- Ferngas Ges.m.b.H. je 10% an dieser 1970 fläche von 2.951 km² beteiligt, die im Juni 2009 mitsamt RBG. KONZESSIONSGEBIETE ÖSTERREICH: den Explorationsrechten für eine Dauer von drei Jahren Beginn der Horizontalbohrungen für den Speicher Puchkirchen. Oberösterreich/Niederösterreich und Salzburg TSCHECHIEN verliehen wurden. Ziel der Exploration sind ordovizi- Grubenfelder Gaiselberg und RAG sche und silurische Tonsteine, sogenannte Shale-Gas- ERLAUBNISFELDER BAYERN: Formationen, des Baltischen Beckens in Nordpolen. 1960 Salzach-Inn, Rosenheim-Traunstein DEUTSCHLAND Es handelt sich dabei um mehrere 100 Millionen Jahre Chiemgau Linz SLOWAKEI alte dichte Tonstein-Formationen, die reich an organi- RAG Zentrale St. Pölten schem Material sind und Muttergesteine für Erdöl- und Betriebszentrale Wien München Erdgasvorkommen im Baltischen Becken bilden. Sie RAG Ungarn Eisenstadt enthalten selbst noch den Hauptteil des entstandenen Salzburg Budapest Gases und stellen damit großes Potenzial für die 1950 Bregenz Deckung des polnischen Gasbedarfs dar. Da solche L Innsbruck Graz UNGARN Tonsteine allerdings eine sehr geringe Durchlässigkeit

Lienz haben und keine normalen Lagerstätten sind, müssen SCHWEIZ Klagenfurt die Vorkommen mit speziellen Methoden erschlossen ITALIEN und gefördert werden. Während in den USA in den 1940 letzten Jahren solche Shale-Gas-Vorkommen erfolg- SLOWENIEN KROATIEN reich entwickelt wurden, gibt es in Europa bisher keine vergleichbaren kommerziellen Projekte. Die RAG und ihre Partner haben sich daher entschlossen, in Polen ein entsprechendes Pilotprojekt zu starten. 1930

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Technische Entwicklung: Seismik – eine der wichtigsten Methoden bei der Suche nach Erdöl und Erdgas 2010 Die derzeit modernste und aufschlussreichste Dreidimensionale Bilder und Bohrungen zur projekt wird von einem Expertenteam nach verschiede- Methode bei der Suche nach Erdöl und Erdgas ist die geologischen Bestimmung einer Region nen Gesichtspunkten evaluiert und auf seine Wirtschaft- 3D Seismik. Großflächig setzte die RAG diese Methode Aufgrund unterschiedlicher Materialdichte und Schall- lichkeit hin überprüft. Erst dann kann die Planungsphase zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen ab 1992 zur reflexion von Gesteinsschichten lassen sich mögliche für die eigentliche Bohrung beginnen. Dieser Prozess Vermessung ihrer Aufsuchungsgebiete ein, ein erstes Lagerstätten lokalisieren. Die von sogenannten Rüttel- dauert etwa ein Jahr. 2000 Pilotprojekt wurde 1984 im bestehenden Feld Voitsdorf fahrzeugen ausgesandten Schallwellen werden an den ausgeführt. Das erste Untersuchungsgebiet war der Schichtgrenzen des Gesteins im Untergrund reflektiert Die Entwicklung der Reflexionsseismik Raum Munderfing, danach folgte der äußerste Westen und an der Oberfläche von Empfängern, sogenannten Bisher wurde in Österreich, Bayern und Ungarn ins- 1995 zwischen Salzach und Straßwalchen. Mittlerweile ist Geofonen, registriert. Die Fülle der ermittelten Daten gesamt eine Fläche von 4.300 km² mittels 3D Seismik Inbetriebnahme des erweiterten ein großer Teil der Aufsuchungsgebiete der RAG mit­ wird nach dem letzten Stand der Technik verarbeitet. vermessen. Die Weiterverarbeitung der seismischen Speichers Puchkirchen mit einem 1990 Arbeitsgasvolumen von 500 Millio- hilfe der modernen 3D Seismik abgedeckt. Jüngstes So entstehen in Hochleistungsrechnern dreidimensio- Felddaten findet in der RAG Zentrale in Wien statt, wo nen Nm³. Untersuchungsgebiet war 2009 und 2010 ein je 220 km² nale Bilder des obersten Teils der Erdkruste, die von seit Mai 1986 ein laufend am neuesten Stand der Tech- großen Gebiet im Attergau. Experten strukturell und stratigrafisch-geologisch nik gehaltenes Rechenzentrum mit hochkarätiger Hard- 1996 Nach insgesamt zehn Fehlbohrungen Dank 3D Seismik konnten zahlreiche Öl- und Gas­ interpretiert werden. Den endgültigen Nachweis über ware zur Verfügung steht. Damit gelingt es der RAG wird die Konzession „RAG Styria“ zurückgelegt. Drei Bohrungen werden lagerstätten entdeckt und bereits in Produktion stehende Erdöl und Erdgas im Untergrund bringt aber erst eine immer wieder, selbst schwierig auszufördernde Erdöl- 1980 noch heute als Thermal- und Heilbäder wesentlich erweitert werden. Vor allem im sogenannten Bohrung. oder Erdgas-Lagerstätten zu finden. genutzt – Loipersdorf, Waltersdorf South-Slope-Bereich konnten mit den Gasfeldern Hai- Der für die RAG interessante Tiefenbereich liegt und Blumau. dach, Nussdorf, Zagling und Aigelsbrunn wesentliche zwischen 500 und 4.000 m, eine Messeinheit dauert im Gasreserven entdeckt und erschlossen werden. Auch in Normalfall vier bis acht Monate. Die Verarbeitung der der Ölexploration konnten mit den Feldern Hiersdorf, Rohdaten, die mitunter Millionen von Einzelspuren aus- 1970 Bad Hall und Sierning von 2006 bis 2009 außergewöhn- machen, nimmt einige Monate in Anspruch, erst dann liche Erfolge erzielt werden. ist eine geologische Interpretation möglich. Jedes Bohr-

1960

Seismisches 3D Bild

1950

1940

3D Seismikarbeiten Attergau 1930

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Erdoberfläche. Mit dem Absinken des Drucks werden zusätzliche Techniken erforderlich. So etwa das Gaslift- verfahren, bei dem verdichtetes Gas in den Förderstrang eingepresst wird, woraufhin das aufwärts steigende 2010 Gas das Gewicht der Flüssigkeitssäule vermindert und die Sonde weiterhin selbstständig fördern kann. Nach dieser sogenannten Eruptivphase werden bei geringem Gasgehalt des Erdöls und sinkenden Druckverhältnissen Tiefpumpen in die Sonde eingebaut, wobei an der Erd- 2000 oberfläche nur der Antrieb, der typische Pferdekopf, zu sehen ist. Bei hohen Förderraten werden elektrische 1997 Tauchkreiselpumpen in die Sonde eingebaut. Größter Gasfund in der österreichi- schen Molassezone – Haidach mit rund vier Milliarden Nm³. Trennung von Gas, Öl und Wasser Mit der Aufsuchungserlaubnis 1990 Unter günstigen Umständen, etwa bei starkem „Salzach-Inn“ (etwa 2.300 km²) erhält Wassertrieb­ und guter Lagerstättenausbildung, kann eine die RAG vom Freistaat Bayern die erste Konzession außerhalb Öster- primäre Entölung von über 50% erreicht werden. Bei reichs. mangelndem Lagerstättendruck oder hoher Viskosität des Erdöls liegen die primären Entölungsgrade dagegen 1998 Die Mobil Oil Austria verkauft ihren 1980 nur bei fünf bis 15% des ursprünglichen Lagerstätten­ 25%igen Anteil. inhaltes. Nach der Förderung werden Gas, Öl und Wasser in Aufbereitungsanlagen (Separatoren, Abscheidern, Pro­ Ölexploration und -produktion duktionstanks) getrennt, das Erdölgas geht nach der Trocknung direkt in den Verkauf, das Rohöl hingegen 1970 wird in Tanks gesammelt und per Bahn oder Pipeline Konnte die Ölproduktion der RAG auch bei geringer Die großräumig vor allem für die Gasexploration zur Raffinerie transportiert. Das ab­geschiedene Wasser Explorationstätigkeit in den Jahren von 1980 bis 1985 eingesetzte 3D Seismik, neueste computergestützte Daten- wird wieder in die Lagerstätten eingepresst. Für die Zu- noch relativ konstant bei ca. 280.000 Tonnen Rohöl ge- auswertungen und Interpretationsverfahren und die starke kunft forscht RAG an Methoden den Entölungsgrad zu halten werden, musste aufgrund anhaltend tiefer Öl- Nachfrage nach Rohöl führten ab 2006 zu einer neuen steigern und somit heimisches Rohöl auch noch für viele 1960 preise in weiterer Folge die Ölexploration fast zur Gänze Konzentration auf die Ölexploration in Oberösterreich. Jahrzehnte als wichtigen Rohstoff verfügbar zu machen. für mehr als ein Jahrzehnt eingestellt werden. Das Die Erfolge mit den Funden in Hiersdorf, Bad Hall und Unternehmen konzentrierte sich nunmehr hauptsäch- Sierning haben eine Trendwende in der Ölexploration Ölproduktion von 1937 bis 2009 (in Tonnen; inkl. Kondensat) lich auf die Aufsuchung und Entwicklung von Gaslager- eingeleitet. Die Jahresproduktion konnte in den letzten stätten in der oberösterreichischen Molassezone. Zahl- Jahren deutlich auf 130.000 Tonnen erhöht und somit 450000 reiche Maßnahmen technischer und organisatorischer fast verdoppelt werden – mit steigender Tendenz. 400000 1950 Art zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit der Ölproduk- 350000

tion konnten aber einen raschen und kontinuierlichen Fördertechniken von Erdöl: 300000

Produktionsabfall bis auf 99.000 Tonnen im Jahr 1998 Verschiedene Verfahren je nach Förderphase 250000 letztlich nicht verhindern. Eine kurze Unterbrechung Wird die Produktion in einer neuen Lagerstätte auf- 200000 dieser massiven Rückgänge konnte durch den Einsatz genommen, wird das Bohrloch (Sonde) durch den Ein- 1940 150000 der nun erstmals zur Verfügung stehenden 3D Seismik bau eines Steigrohres und Perforation im Bereich der 100000 erzielt werden. Ein neuerlicher Verfall der Ölpreise ab Lager­stätte weiter ausgerüstet. In der ersten Phase Ende der neunziger Jahre ließ die Produktion bis zum fließt das Erdöl im Idealfall aufgrund des natürlichen 50000 Jahr 2005 auf einen historischen Tiefpunkt von insge- Lagerstättendrucks und des Gasgehalts selbsttätig zu 0

samt nur mehr 75.000 Tonnen sinken. den Produktionssonden und steigt von selbst an die 1937 1942 1947 1952 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 1930

42 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 43 2020 Rechtliche Grundlagen 2010 Änderungen der gesetzlichen Grundlagen und der Organisationsstruktur Als Folge des Grubenunglücks in Lassing wurde das Berggesetz 1975 grundlegend geändert. Das an seine Stelle tretende neue Mineralrohstoff- gesetz (MinroG) wurde mit 1. Jänner 1999 in Kraft gesetzt. Der Bereich Berg- 2000 bau wurde im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit der Sektion „Energie und Bergbau“ zugeordnet. Die Berghauptmannschaften waren 1999 damit abgeschafft, der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit (derzeit Das Berggesetz 1975 wird durch das Mineralrohstoffgesetz (MinroG) Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend – BMWFJ) ist nun als abgelöst, das am 1. Jänner 1999 in Kraft Montanbehörde für alle Genehmigungsverfahren gemäß MinroG in erster tritt. 1990 und letzter Instanz zuständig. Für die Vollziehung des Bergrechts in den RAG Die RAG übernimmt von RWE-DEA in Konzessionsgebieten Oberösterreich und Salzburg leistet die Montanbe- Bayern die Konzession „Rosenheim- hörde West und im Bundesland Niederösterreich die Montanbehörde Ost Traunstein“ (etwa 835 km²). als Außenstellen hervorragende Arbeit, um die Vielzahl der benötigten Be- Ende des Jahres wird die erste hördengenehmigungsverfahren für den Kohlenwasserstoffbergbau inner- Tiefbohrung in Bayern (Titmonning R1) halb des vorgegebenen Zeitrahmens bestmöglich abzuwickeln. begonnen. Sie bleibt trocken. 1980 Liberalisierung des Gasmarktes Die zweite, die Aktivitäten der RAG unmittelbar massiv beeinflussende Gesetzesmaterie war die durch die Liberalisierung der Gasmärkte bedingte Verabschiedung des Gaswirtschaftsgesetzes (GWG I) im Jahr 2000. Damit traten Neuregelungen auf dem Gebiet der Erdgaswirtschaft in Kraft und 1970 gleichzeitig wurde ein stufenweiser Übergang zu der im GWG vorgesehe- nen Marktorganisation definiert. Das GWG I, welches mit 10. August 2000 wirksam wurde, betraf zunächst nur jene Endverbraucher, deren Erdgasver- Bohranlagen brauch 25 Millionen m³ im vergangenen Abrechnungsjahr überschritten hatte. Gleichzeitig wurde auch das Energie-Regulierungsbehördengesetz (E-RBG)

beschlossen, welches die Aufgaben der Regulierungsbehörden im Elektrizi- 1960 Hightech ist aus der heutigen Bohrtechnik nicht mehr siviert und die Förderung gesteigert. Höchste Umwelt­standards, täts- und Erdgasbereich regelt und die Errichtung der Energie-Control GmbH wegzudenken. Synthetische Diamanten und modernstes Know- der Einsatz von Erdgas für die Energieerzeugung anstelle von und der Energie-Control Kommission festlegt. how aus der Metallurgie verleihen den Bohrwerkzeugen Festig- Diesel, viele weitere Innovationen und das interna­tional aner- keit und Schärfe für höchste Anforderungen. Selbst harte kannte Sicherheitszertifikat (SCC) bestätigen, dass die RAG den Neue Chancen und Geschäftsmöglichkeiten Gesteine stellen kein bohrtechnisches Hindernis mehr dar. In höchsten Standards gerecht wird. Bestens ausgebildete und Mit der GWG-Novelle 2002 wurde die Vollliberalisierung des Erdgas- weicheren Gesteinsschichten können mit der neuesten Bohr- geprüfte Fachleute sichern entsprechende Wettbewerbsvor­ marktes in Österreich Realität, wodurch sich neue Chancen und Geschäfts- 1950 technik pro Tag mehr als 600 m gebohrt werden. Dank moderns- teile im Bereich unserer Kernkompetenz „Bohren“. möglichkeiten für die RAG ergeben haben. Die nächste Novelle des GWG ter Technologie lässt sich der Bohrmeißel in jede beliebige Nei- folgte im Jahr 2006 mit dem Energie- und Versorgungssicherheitsgesetz. Eine gung und Richtung steuern. Mit dieser Technik konnte die RAG „Lebensbilanz“ der W9 weitere einschneidende Änderung des Marktmodells wird mit der derzeit in den letzten Jahren bis zu 3.500 m lange Horizontalbohrungen Die Bohranlage W9, die von 1982 bis 2009 in Betrieb war, in Vorbereitung befindlichen Umsetzung der EU-Gasrichtlinie 2009/73/EG in – wie etwa im Speicher Puchkirchen und Nussdorf – erfolgreich kam bei 285 Bohrungen zum Einsatz, das entspricht einer ge- innerstaatliches Recht – kurz „GWG IV“ bezeichnet – erwartet. bewältigen. bohrten Strecke von 574 km, eine beachtliche Leistung. 187 Boh- 1940 Mit zwei neuen RAG eigenen Bohranlagen (E200 und E202) rungen waren fündig, also positiv, im internationalen Schnitt mit jeweils 200 Tonnen Hakenlast und einer möglichen Bohrtiefe führt nur etwa jede dritte Bohrung zu einem Erdöl- oder Erdgas- von 5.500 m wird die Suche nach Erdöl und Erdgas weiter inten- fund, bei W9 waren es hervorragende 65%.

1930

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zusätzliche Bohrungen, sogenannte Produktions­bohrungen, Gasexploration und -produktion niedergebracht, um die Gesamtrate auf einem bestimmten Niveau halten zu können. 2010 (1982). Damit konnte die RAG erstmals nicht nur Erdgas Aufbereitung und Trocknung notwendig fördern, sondern es auch im großen Ausmaß speichern, Bevor das Erdgas bereitgestellt und in das Versorgungs- was nicht nur die Versorgungssicherheit steigerte, son- netz eingespeist werden kann, muss es entsprechend auf- dern auch den Verkauf unterstützte und Lieferzusagen bereitet werden. Zunächst werden in Trocknungsanlagen garantierte. das mitgeförderte Lagerstättenwasser, flüssige Kohlen- 2000 2000 wasserstoffe und Feststoffe abgeschieden. Der verbliebe- Entdeckung des Gasfeldes Nussdorf Entdeckung des Gasfeldes Haidach ne Wasserdampf wird dem Gas unter Verwendung von West. Ein weiterer wesentlicher Faktor war der Fund der Glykol entzogen. Anschließend kann das Erdgas in ver- Das Gaswirtschaftsgesetz GWG I tritt bislang größten Lagerstätte Haidach bei Straßwalchen, brauchsfähiger Qualität in das Leitungsnetz eingespeist am 10. August 2000 in Kraft. wodurch die RAG ihre Erdgasproduktion auf über 800 werden. 2001 1990 Millionen m³ pro Jahr ausbauen konnte. Eine wesentli- Erste Gasverkäufe nach Deutschland che Steigerung, denn in den Jahren davor waren die und Italien. Investitionsbudgets für die Exploration und Produktion von Erdgas darauf ausgelegt, ein jährliches Verkaufs­ Versorgen und Handel niveau von 500 bis 550 Millionen m³ zu halten und die 1980 jeweils geförderten Reserven zu ersetzen. Weitere be- Die Eigenproduktion von Gas wurde über viele Jahre fast aus- deutende Funde kamen 2000 mit Nussdorf West 1 und schließlich an die Eigentümer der RAG verkauft. Der Gasmarkt war noch nicht liberalisiert, die Vertragsgestaltung und Abwick- Seit 1960 fördert die RAG Erdgas aus Lagerstätten 2004 mit Zagling 1 hinzu. lung waren verglichen mit dem heute notwendigen Aufwand ein- in Ober- und Niederösterreich und betreibt heute fach. Daher wurde erst 1994 eine eigene Vertriebsabteilung „Gas ca. 190 Gassonden mit einem Jahresverkauf von über Verrohrte und zementierte Födersonden Marketing & Storage“ in der RAG geschaffen. Die Ent­wicklung 1970 700 Millionen m³; in Summe wurden in den letzten Wird nun ein neues Erdgasfeld gefunden und er- war seither von großer Dynamik geprägt: Im Jahr 2001 ist es der 50 Jahren rund 24 Milliarden m³ Erdgas produziert. Der schlossen, zieht man in die verrohrte und zementierte RAG erstmals gelungen, Gas in Deutschland zu verkaufen, im Bedarf steigt stetig, derzeit deckt Österreich etwa ein Fördersonde ein Förderrohr ein, das bis zum tiefsten selben Jahr folgte ein Lieferauftrag nach Italien. Die Verträge Sechstel seines Eigenbedarfs mit heimischem Erdgas. Punkt der neu erschlossenen Lagerstätte reicht. Damit wurden noch vor der Gasmarktliberalisierung 2002 abgeschlossen Die Produktion in Oberösterreich und Salzburg er- das Erdgas in die Sonde strömen kann, öffnet man die und konnten dank neuer logistischer Konzepte umgesetzt werden. Die RAG konnte damit das selbst produzierte Erdgas nicht nur am 1960 reichte in den Jahren 2000 bis 2004 einen absoluten Verrohrung (Casing) und Zementation mittels Perfora­ österreichischen Markt verkaufen, sondern hatte den Verkaufs- Spitzenwert von über 800 Millionen m³, ist allerdings tion zur Lagerstätte hin. An der Erdoberfläche wird ein punkt vom nationalen regionalen Niederdrucknetz zu den interna- seither rückläufig. Obwohl die Konzessionsgebiete fast sogenanntes Eruptionskreuz installiert, welches die tionalen Hochdruckleitungen verlagert. flächendeckend mit 3D Seismik überzogen wurden und Sonde verschließt. Ein untertägiges Sicherheitsventil Die RAG konnte sich als unabhängiges und flexibel agierendes diese bereits seit mehr als 55 Jahren in Oberösterreich im Förderrohr verhindert einen unkontrollierten Austritt Unternehmen profilieren. Im Jahr 2002 wurden erstmals mehr als exploriert werden, gelingen immer noch wirtschaftliche von Erdgas. eine Milliarde m³ Erdgas verkauft. Sukzessive erfolgte der perso- 1950 Funde unter Anwendung neuester Technologien. In nelle Ausbau der Vertriebsabteilung, die Vertragspartner wurden Zukunft wird der Aufsuchung und Erschließung neuer Entscheidender Faktor Druck diversifiziert und ein Handelsbereich aufgebaut. 2004 wurden ent- sprechend den wachsenden Aktivitäten im Gasverkauf und der Zielgebiete wie zum Beispiel des Subflyschbereichs­ be- Das Erdgas erreicht mit einem Druck von bis zu Speichervermarktung die Geschäftsbereiche „Handel und Ver- sonderes Augenmerk geschenkt. mehreren 100 Bar die Erdoberfläche, wo es vom Son- kauf“ und „Speicher“ gegründet. Im Gashandel ist die RAG mitt- denkopf über eine Hochdruckleitung in die Gasauf­ 1940 lerweile europaweit tätig. Meilenstein Erdgasspeicher Puchkirchen bereitungsanlage gelangt. Je nach Lagerstättentyp und Seit ihrem Start im Dezember 2009 ist die RAG ein aktiver Dass sich die Förderung von Erdgas in den letzten Druckabsenkung können bis zu 99% des vorhandenen Marktteil­nehmer an der Gasbörse in Baumgarten. Jahren zum wesentlichen Standbein der RAG entwickelte, Erdgases produziert werden, wobei bei sinkendem hat mehrere Gründe. Bedeutend war die Aufnahme der Lagerstättendruck die Förderraten zurückgehen. Aus Speichertätigkeit in den achtziger Jahren in Puch­kirchen diesem Grund werden im späteren Förderverlauf 1930

46 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 47 2020

Speicher 2010

2002 2000 Das Gaswirtschaftsgesetz GWG II tritt am 1. Oktober 2002 in Kraft und hat die volle Liberalisierung des Gasmarktes zum Inhalt. Ausbau Speicher Puchkirchen auf 700 Millionen m³ Speichervolumen. 1990 2003 Erstes internationales Joint Venture zwischen RAG und Wintershall im Erlaubnisfeld „Chiemgau“ (781 km²) in Bayern. 1980 Österreich hat europaweit einzigartige geologische Erdgasspeicher als Partner erneuerbarer Energien Sicherheit. Den Nachweis hierfür hat die Natur selbst Strukturen, die sich hervorragend als Erdgasspeicher Unverzichtbar sind die RAG Erdgasspeicher beim erbracht, schließlich war Gas über Millionen von eignen. Seit 1982 nutzt die RAG ehemalige Erdgaslager- zunehmenden Einsatz erneuerbarer Energien. Denn Erd- Jahren bei weit höherem Druck sicher eingelagert. So- stätten als Erdgasspeicher und steigert so die Versor- gas aus Speichern kann die natürlichen Schwankungen bald ein Gasfeld ausgefördert ist bzw. dort kein Erdgas gungssicherheit mit Erdgas entscheidend. Wie wichtig in der Produktion von Wind- und Sonnenenergie ver- mehr produziert werden kann, ist eine Nutzung als 1970 der große Vorrat an Erdgas in ehemaligen Erdgaslager- lässlich ausgleichen. Gas wird mittel- bis langfristig auch Speicher möglich. Das Erdgas wird dafür über Sonden stätten ist, hat sich zuletzt anlässlich des russischen regenerativ hergestellt werden. Biogasanlagen sind be- in die Lagerstätte eingepresst, wobei der Druck, der ur- Erdgaslieferstopps im Jänner 2009 gezeigt: Zu keinem reits im Einsatz, geforscht wird auch an der Umwand- sprünglich dort geherrscht hat, nicht überschritten wird. Zeitpunkt kam es zu einer Beeinträchtigung der Erdgas- lung von Wind- und Sonnenenergie in Gas: Denn Gas Bevor das Gas nach der Entnahme wieder verwendet versorgung in Österreich. Mit ihren Erdgasspeichern kann effizient und sicher in bestehender Infrastruktur werden kann, wird es mit speziellen Anlagen getrock- 1960 bedient die RAG nationale und internationale Kunden transportiert und in großen Mengen gespeichert werden. net und gereinigt. und entwickelt, errichtet und betreibt Speicheranlagen nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere hei- Effizienz und Sicherheit durch Nutzung ehemaliger Hohes technisches Know-how und zertifizierte mische und europäische Erdgasversorger im Rahmen Lagerstätten Sicherheitsabläufe von Gemeinschafts­projekten. Die RAG zählt mittlerwei- Genutzt werden für die Speicherung von Erdgas Das für diese Vorgänge nötige technische Know-how le zu den größten Speicherbetreibern Europas. ehemalige Lagerstätten, die bereits ausgefördert sind. hat die RAG im Laufe ihrer knapp 30-jährigen Erfahrung 1950 Ursprünglich waren diese ehemaligen Gasfelder vor verfeinert, um mittlerweile Kunden maßgeschneiderte Erdgasspeicher sichern Europas Energieversorgung mehr als 20 Millionen Jahren im Urmeer des Voralpen- Lösungen anbieten zu können. Aber nicht nur im tech- Die Speicherung von Erdgas hat in den letzten Jah- gebietes durch Sandsteinablagerungen entstanden. Im nischen Bereich, auch bei der Sicherheit ist die RAG ren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Diese Art der Laufe der Jahrmillionen ist Naturgas in die Porenräume Vorreiter. Das gesamte Sicherheitsmanagement des Energiespeicherung ist eines der zentralen Elemente des Sandsteines eingedrungen und hat dort Gaslager- Speicherbetriebes erfolgt nach geprüften Abläufen und 1940 der österreichischen und europäischen Versorgungs­ stätten gebildet, die sich über eine Fläche von mehreren im September 2009 erhielt die RAG als erstes Unter- sicherheit. In Österreich, aber auch im Ausland arbeitet Quadratkilometern erstrecken können. Mehrere 100 m nehmen in Europa, das für den gesamten Speicherbe- die RAG derzeit an der Entwicklung neuer Speicherpro- mächtige Tonschichten oberhalb der Gas­lagerstätte trieb zertifiziert wurde, das TSM-Zertifikat (Technisches jekte, um dem steigenden Bedarf an Energiespeichern verhindern ein Entweichen des Gases. Somit bieten Sicherheitsmanagement) der Deutschen Vereinigung gerecht zu werden. unterirdische Erdgasspeicher ein hohes Maß an des Gas- und Wasserfaches e.V. 1930

48 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 49 2020 Die Erdgasspeicher der RAG 2010

2004 Erdgasspeicher Puchkirchen Entdeckung des Gasfeldes Zagling. 2000 Unterzeichnung der Verträge zur Ehemalige Erdgaslagerstätte wird Errichtung des Speichers Haidach. zum ersten Gasspeicher Begonnen wurde mit der Speicherung von Erdgas am Standort Puchkirchen in Oberösterreich. Dort war 1990 1956 erstmals Gas gefunden worden und 1982, also nach etwas mehr als 25 Jahren der Förderung, fing man an, den Fundort in eine Speicherlagerstätte umzubauen. Bis zum Jahr 2009 wurde der Um- und Ausbau in mehreren Stufen fertig gestellt und im Sommer 2009 1980 konnte der Standort Puchkirchen mit der Lagerstätte Haag verbunden werden. Derzeit verfügt der Speicher über ein Arbeitsgasvolumen von rund 1,1 Milliarden m³ Erdgas sowie über eine Ein- und Ausspeicherleistung von rund 520.000 m³ Erdgas pro Stunde. 1970

1960

1950

1940

Puchkirchen, 1982 Links: nach Ausbau 2009 1930

50 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 51 2020

2010

2005 Start des damals größten Projektes in der Geschichte der RAG: Erdgas­ 2000 speicher Haidach. Joint Venture mit export und Wingas.

1990

1980

1970 Erdgasspeicher Haidach Der zweitgrößte Erdgasspeicher Mitteleuropas als „Bilderbuchmäßige“ Nachnutzung Gemeinschaftsprojekt mit russischen und deutschen als Erdgasspeicher 1960 Partnern Haidach wurde 1997 als Porenlagerstätte in 1.600 m Der Erdgasspeicher Haidach, der größte Erdgasspeicher Tiefe durch den Einsatz modernster geophysikalischer Österreichs, ist ein zweistufiges Gemeinschaftsprojekt Methoden von der RAG gefunden und war damals mit der RAG mit ihren Partnern, der russischen Gazprom einem Gesamtvolumen von 4,3 Milliarden m³ seit mehr export und der deutschen Wingas GmbH, mit einem als 15 Jahren der größte Erdgasfund Österreichs. Seit Gesamtinvestitionsvolumen von rund 280 Millionen Beginn der Produktion im Jahr 1998 wurden aus der 1950 Euro. Die RAG ist Planer, Errichter und technischer Be- Erdgaslagerstätte über 2,9 Milliarden m³ Erdgas für den treiber. Die erste Stufe des Projektes wurde am 4. Juli 2007 österreichischen Markt gefördert. in Betrieb genommen, nach einer Rekordplanungs- und Im Hinblick auf die Nachnutzung als Erdgasspeicher -bauzeit von nur zwei Jahren. Ende 2008 wurde mit der ist Haidach eine „Bilderbuchlagerstätte“. Sie erstreckt zweiten Ausbaustufe begonnen, die Inbetriebenahme sich über 17,5 km² und der Sandstein, in dessen Poren 1940 ist für April 2011 geplant. Ab dann können im Erdgas- das Erdgas eingelagert ist, ist bis zu 100 m mächtig und speicher Haidach bis zu 2,64 Milliarden m³ Erdgas von massiven Tonschichten überlagert. Aufgrund der gespeichert werden. Das geplante Speichervolumen hohen Durchlässigkeit des Speichergesteins­ können pro entspricht etwa einem Viertel des österreichischen Stunde etwa 1,1 Millionen m³ Erdgas aus dem Speicher Gesamtjahresbedarfs an Erdgas. entnommen werden. 1930

52 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 53 2020 Kennzahlen 2010 Erdgasspeicher Puchkirchen/Haag

Ausdehnung der Lagerstätte 6 x 2 km / 5 x 2 km 2006 Die RAG beauftragt in diesem Jahr Lagerstättentiefe 1.100 m / 1.000 m die größte Seismikmessung Europas Arbeitsgasvolumen ~ 1,1 Mrd. m³ mit mehr als 600 km². 2000 Max. Ausspeicherkapazität 520.000 m³/h Höchster Gasverkauf aus Produktion Max. Einspeicherkapazität 520.000 m³/h und Handel mit 1,2 Milliarden m³. Entdeckung des Ölfeldes Hiersdorf.

2007 Erdgasspeicher Haidach Eröffnungsfeier Speicher Haidach am 1990 24. Mai 2007. Ausdehnung der Lagerstätte 3,5 x 5 km Erdgasspeicher 7Fields Lagerstättentiefe 1.600 m Gemeinschaftsprojekt: Planung, Errichtung, Arbeitsgasvolumen ~ 2,64 Mrd. m³ Max. Ausspeicherkapazität 1.100.000 m³/h Betrieb durch RAG, Vermarktung durch 1980 E.ON Gas Storage Auch beim Erdgasspeicher 7Fields arbeitet die RAG im Zuge eines Gemeinschaftsprojektes mit einem Part- Erdgasspeicher 7Fields ner zusammen: der deutschen E.ON Gas Storage GmbH Ausbau Speicher Puchkirchen auf (EGS). Wie bei Haidach fungiert die RAG auch bei Lagerstättentiefe zw. 1.300 und 2.300 m 850 Millionen m³ Speichervolumen. 1970 7Fields als Planer, Errichter und technischer Betreiber, Arbeitsgasvolumen ~ 2,1 Mrd. m³ Max. Ausspeicherkapazität 1.080.000 m³/h Ausstieg der Shell als Eigentümer – während die EGS nach Abschluss des Projektes die ent- Baustelle Aigelsbrunn, 2010 Übernahme der Anteile durch die wickelten Kapazitäten vermarkten wird. 2009 wurde mit anderen Eigentümer. der ersten Ausbaustufe begonnen, die Inbetriebnahme der ersten Stufe ist für Frühjahr 2011 vorgesehen. In der Erdgasspeicher Aigelsbrunn 1960 Endausbaustufe werden etwa zwei Milliarden m³ nutz- Modul- und bares Erdgas gespeichert werden können. Ausdehnung der Lagerstätte 1,5 x 1 km Lagerstättentiefe 1.350 m Zusammenschluss kleinerer Gaslagerstätten in Spitzenspeicher Arbeitsgasvolumen ~ 85 Mio. m³ Oberösterreich und Salzburg Max. Ausspeicherkapazität 50.000 m³/h Der Erdgasspeicher 7Fields setzt sich aus verschie- Die RAG entwickelt und betreibt bei kleineren Erdgas­ 1950 denen ehemaligen Gaslagerstätten in Oberösterreich lagerstätten so­genannte Modulspeicher, bei denen die von der RAG entwickelten Produktionsmodule zum Einsatz kommen. und Salzburg zusammen. Die einzelnen Lagerstätten Erdgasspeicher Haidach 5 Diese Speicher werden sowohl als Spitzenspeicher, also zur und ihre Betriebsanlagen werden über Erdgasleitungen Abdeckung von Verbrauchsspitzen, aber auch als saisonale sowohl mit einer zentralen Sammel- und Messstation Ausdehnung der Lagerstätte 0,5 x 1 km Speicher genutzt. Seit 2005 ist der Speicher Haidach 5 mit Lagerstättentiefe 1.450 m 1940 als auch mit dem internationalen Erdgasleitungssystem 20.000 m³ pro Stunde Entnahmeleistung und 14 Millionen m³ Arbeitsgasvolumen ~ 14 Mio. m³ verbunden. Arbeitsgas in Betrieb. Der Speicher Aigelsbrunn wird 2011 mit Ein derartiger Zusammenschluss von mehreren einer Kapazität von 50.000 m³ pro Stunde und 85 Millionen m³ Max. Ausspeicherkapazität 20.000 m³/h Erdgasspeichern zu einem einzigen Erdgasspeicherver- Arbeitsgas in Betrieb genommen. bund ist besonders ressourcen- und umweltschonend und in dieser Form in Europa einzigartig. 1930

54 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 55 2020

RAG Bohrungen begründen das Steirische Geothermie – Impulsgeber für Thermenland Die RAG Bohrungen in der Steiermark förderten weder Öl noch Gas zutage, dafür aber große Mengen 2010 die österreichische Thermenlandschaft kostbares Thermalwasser. Damit begründete die RAG das Steirische Thermenland und hat den Fremden­ 2008 verkehr einer ganzen Region geprägt. Im Steirischen Start Endausbau Puchkirchen auf 1,1 Millionen m³ Speichervolumen Becken sind die Voraussetzungen für geothermische und 520.000 m³ Ausspeicherleistung. Projekte wegen der günstigen geologischen Verhältnisse 2000 Unterzeichnung der Verträge zur (dünne Kruste, hoher geothermischer Gradient) ideal. Errichtung der Speicher 7Fields, des Von den zehn nicht fündigen RAG Bohrungen konnten größten Projektes in der Geschichte der RAG. drei geothermisch genutzt werden. Aus der Bohrung Binderberg 1 im Jahr 1972 wurde die Therme Loipers- Start Bau Speicher 7Fields Phase I; Inbetriebnahme April 2011. dorf, aus der Bohrung Waltersdorf 1 im Jahr 1975 hat 1990 Entwicklung, Kauf und Inbetrieb- sich ebenfalls ein Thermalbad entwickelt. Dort ist auch nahme Bohranlage E200. die erste geothermische Heizung Österreichs in Betrieb, mit der öffentliche Gebäude, Hotels und eine Apparte- mentanlage geheizt werden. Die zwischen beiden Boh- rungen gelegene Blumau 1a im Jahr 1979 war die Basis 1980 für die Errichtung der Therme Blumau. In allen drei Seit ihrer Gründung im Jahr 1935 hat die RAG in thermieprojekte umgewandelt. Abgesehen von heizungs­ Thermen wurden inzwischen jeweils zwei Folgeboh- Österreich etwa 980 Bohrungen in Tiefen bis zu 4.600 m technischen Zwecken werden die über 20.000 seismi- rungen durchgeführt, die auf RAG Daten basieren. durchgeführt. Ziel der Bohrungen waren zwar Kohlen- schen Schussbohrungen der RAG, von denen detaillierte wasserstoffe, es konnten dabei aber auch wertvolle geologische Beschreibungen vorliegen, auch immer RAG als Kontraktor bei Geothermiebohrungen 1970 Erkenntnisse über Thermal-, Heil- und Trinkwasser­ wieder für die Planung von Trinkwasservorhaben ver- Doch nicht nur durch alte Bohrungen, auch heute vorkommen gewonnen werden. So wurden enorme wendet. Die tiefer liegenden Wasserhorizonte, die zum noch bringt sich die RAG in das Geothermiegeschäft unterirdische Wasservorkommen in der Größe von Teil aus Schussbohrungen, Strukturbohrungen bzw. Tief- ein. Zwar betreibt das Unternehmen noch keine eigenen mehreren Millionen m³ erschlossen, die in 1.000 m Tiefe bohrungen bekannt sind, wären auch als künftige Trink- Geothermieanlagen, aber es fungiert seit einigen Jahren Temperaturen von 40 bis 50 Grad Celsius erreichen, in wasserreserven erschließbar. bei Geothermiebohrungen als Kontraktor, so etwa bei 1960 3.000 m Tiefe sogar bis zu 100 Grad Celsius. Die RAG der Fürstenfeld Fernwärme 1 und 2, bei Simbach-Brau- hat damit bei der Entwicklung der Geothermie in Öster- Balneologie: Heilwasser aus Bohrungen nau Thermal 1 und 2 sowie bei Riem Thermal 1 und 2 reich eine wesentliche Rolle gespielt. Die durch RAG Bohrungen erschlossenen Wasser- (2003). Entwicklung des Ölfeldes Bad Hall. Entdeckung des Gasfeldes Aigels- vorkommen, im Wesentlichen fossiles Meerwasser, lie- brunn. Umweltfreundliche Energie für die Heizung von fern aber nicht nur Wärmeenergie, sondern beinhalten Einstieg in der Ukraine durch Räumen, Glashäusern und Badeanstalten auch Mineralien und Spurenelemente, die sich in der E&P-Aktivitäten auf der Halbinsel 1950 Krim. Diese natürliche Wärme des in den Tiefen gespei- langen Verweilzeit in den Gesteinstiefen im Wasser an- cherten Wassers nutzt die Geothermie, die mit Abstand gereichert haben. Von besonderer Bedeutung ist der zu den umweltfreundlichsten Energieformen zählt und Gehalt an Jod, denn jodhaltige Thermalwässer haben praktisch unbegrenzt verfügbar ist. Die Anwendungs- hohe medizinische Wirkung bei der Behandlung von gebiete reichen von der Raumheizung über die Glas- Herz- und Gefäßerkrankungen, Augenleiden und Schäden 1940 haus- und Fischzuchtwärmeversorgung bis hin zur Be- am Gelenkapparat sowie an den Atmungsorganen. Ein heizung von Badeanstalten. RAG Bohrungen werden derartiges jodhaltiges Heilwasser wurde durch Bohrun- bereits in den Gemeinden Geinberg, Obernberg und gen der RAG in Bad Hall gefunden und mittlerweile kann Weibern in Oberösterreich sowie Waltersdorf, Blumau die Landeskuranstalt Bad Hall drei RAG Tiefbohrungen und Loipersdorf in der Steiermark erfolgreich in Geo- (Bad Hall 1, Mühlgrub 1 und Voitsdorf 18) nutzen. 1930

56 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 57 2020

Effizienter Energieeinsatz Als Energieunternehmen beschäftigt sich die RAG nicht nur mit der Aufsuchung und Förderung von Erdöl und Erdgas und der Erdgasspeicherung, sondern ver- 2010 Energieprojekte sucht auch die dafür benötigte Energie möglichst um- 2009 weltschonend und effizient zu erzeugen, zu verteilen Gründung 100-%-Tochter RAG Hungary und einzusetzen. Da viele Anlagen Wärme und Strom durch Übernahme einer bestehenden Gesellschaft. Forschung und erneuerbare Energien benötigen, eignen sich Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen ideal für diese Aufgabe. Die hohen Gesamtwirkungs- Beteiligung an Shale Gas Projekt in 2000 Polen mit 26%. grade werden insbesondere dann erreicht, wenn eine 3D Seismik Attergau West. eventuelle Übermenge der jeweiligen Energieform in Start Ausbau Speicher Aigelsbrunn; das öffentliche Netz eingespeist wird. Der Schwerpunkt Fertigstellung April 2011. liegt deshalb in der Entwicklung von Erzeugungsanlagen Entwicklung, Kauf und Inbetriebnahme im kleineren bis mittleren Leistungsbereich, die ent- Bohranlage E202. 1990 sprechend den Anforderungen leistungsgeregelt be- Teilnahme der RAG Austria an neuer trieben werden und unter Berücksichtigung der vorhan- Gasbörse in Österreich. denen Infrastruktur und Netze an idealen Standorten Längste Horizontalbohrung der RAG situiert sind. mit 3.500 m Gesamtlänge. Entdeckung des Ölfeldes Sierning. 1980 Synergien nutzen Ergänzend zu den Entwicklungen im Bereich der effi- zienten Energieerzeugung und optimierten Energiever- wendung mit dem Schwerpunkt auf Kraft-Wärme-Kopp­ lungs­anlagen mit Naturgas und Biogas befasst sich die 1970 RAG mit der Forschung und Entwicklung von erneuer­ baren Energien. Insbesondere werden dabei die Syner- gien zwischen diesen neuen Energieformen und der Spei- cherung und dem Transport von Energie betrachtet.

1960 Biogas erzeugen Im Bereich Biogas werden im Auftrag und unter ständiger Begleitung der RAG Studien ausgearbeitet, welche das Potenzial der Biogaserzeugung, der Aufbe- reitung auf Netzqualität sowie die Möglichkeiten einer weiteren Verwendung darstellen. Das Biogas, welches 1950 als CO²-neutral gilt, kann nach einer Erzeugung und Aufbereitung beispielsweise in die eigenen Gasnetze eingespeist und dadurch zu anderen Verbrauchspunk- ten durchgeleitet werden. Die direkte energetische Ver- wendung ist somit nicht ortsgebunden, sondern kann 1940 effizient in Gebieten mit entsprechendem Bedarf an elektrischer und thermischer Energie eingesetzt werden. Ein weiterer Vorteil liegt in der Speicherung von Biogas, wodurch ein kontinuierlicher Betrieb der Erzeugungs- anlagen und ein saisonaler oder anderweitig bedingter 1930

58 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 59 2020 Mitarbeiter, Gesundheit, 2010 2010 Sicherheit und Umweltschutz Inbetriebnahme letzte Ausbaustufe Speicher Puchkirchen auf 1,1 Milliar- Unsere Mitarbeiter den m³ Speichervolumen. Mehr als 400 RAG und über 1.000 bei Auftragnehmern und Zulieferern engagierte Personen tragen tagtäglich zum Erfolg des Unternehmens bei 2000 und entwickeln es weiter. Innovationskraft, Gesundheit und Umweltschutz, Arbeitssicherheit auf höchstem Niveau sowie energieeffiziente und um- weltschonende Verfahren und Technologien sind die Leitlinien der täglichen Arbeit. Auch im internationalen Branchenvergleich ist die RAG dadurch an führender Stelle zu finden. Im Jahr 2010 wurde die RAG im Rahmen des „Great Place to Work“-Wettbewerbs unter die fünf besten Arbeitgeber 1990 Österreichs gewählt.

1980

Gesundheit fördern Fertigstellung der Speicher Haidach II, Der Gesundheitsschutz und die Förderung von Maßnahmen zur Ge- 7Fields I, Aigelsbrunn. Das von der RAG 1970 betriebene Gesamtspeichervolumen sundheitserhaltung werden bei der RAG seit Jahren sehr erfolgreich gelebt. erreicht rund fünf Milliarden m³. Bestmögliche Arbeitsbedingungen und persönliche Entwicklungschancen Energieausgleich – beispielsweise zur Kompensierung und Erdwärme angesammelt. Mehrere Anlagen zur sind das Fundament des RAG Erfolgs. Bau Blockheizkraftwerk und Wärmeversorgung der Gemeinde der diskontinuierlichen Erzeugung aus Windkraft und geothermischen Wärmenutzung in Österreich und Straßwalchen. Photovoltaik – möglich wird. Dieses Thema wird derzeit Deutschland sind durch Bohrungen der RAG entstan- Sicherheit stärken 3D Seismik Attergau Ost. 1960 in einem weiteren Forschungsprojekt in Zusammen­ den und weitere Projekte sind derzeit in der Entwicklung Null Unfälle sind bei allen unseren Tätigkeiten das Ziel. Risiken für arbeit mit Universitäten bearbeitet. und Ausarbeitung. In einem nächsten Schritt soll jetzt Mensch und Natur systematisch zu vermeiden ist die Aufgabe unseres GSU- Managementsystems (Gesundheit-Sicherheit-Umwelt). Traditionell höchste Die in Biogasanlagen eingesetzten Rohstoffe bein- auch die Nutzung von Erdwärme aus tiefen Bohrlöchern Sicherheitsstandards machen die RAG zu einem international führenden halten aber auch noch weitere Wertstoffe, die vor einer der RAG, welche im Rahmen der Erdöl- und Erdgas­ Unternehmen in Sachen Sicherheit mit niedrigsten Unfallkennzahlen. energetischen Verwendung abgetrennt und in anderen förderung keine weitere Verwendung mehr finden, 1950 Industrien eingesetzt werden können. Die RAG hat sich praktisch angewendet werden. Ein Versuchsprojekt Umwelt schützen zur Erforschung dieser Technologie an der Bioraffinerie wurde bereits gestartet und soll im nächsten Jahr Die nachhaltige und verantwortungsvolle Nutzung heimischer Ressourcen in Utzenaich beteiligt, wo ein Expertenteam des Energie- Wärme an ein öffentliches Netz liefern. und der Schutz der Umwelt sind der RAG besonders wichtig. Die Aktivitäten institutes Linz diesen Prozess optimiert und dadurch die Weitere aktuelle Forschungsprojekte und Studien und Maßnahmen im Bereich des Umweltschutzes gehen deshalb weit über gesamte Wertschöpfung wesentlich erhöht. sollen uns unserem Ziel näher bringen, Gas als geeig- die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Oberstes Ziel ist die grundsätzliche netes Trägermedium von Energie aufgrund seiner unauf- Vermeidung von Beeinflussungen der Umwelt. Dazu gehören die Optimie- 1940 rung des Energieeinsatzes, die Reduzierung von Emissionen, die Entwick- Nutzung von Erdwärme fälligen und sicheren Transportmöglichkeit und Speicher- lung und Anwendung von Technologien zur Abfallvermeidung und neue Durch die langjährige Erfahrung der RAG im Auf­ barkeit detailliert zu untersuchen. Insbesondere forscht Methoden zur permanenten Überwachung und Prüfung von Anlagen und suchen von unterirdischen Lagerstätten und die damit die RAG mit renommierten Institutionen an der Gas­ Leitungen. verbundenen Bohraktivitäten der eigenen Bohranlagen erzeugung aus Wind- und Solarstrom, um diese unre- hat sich auch ein umfangreiches Wissen über Geothermie gelmäßig entstehende Energie speicherbar zu machen. 1930

60 rag.austria.energie 1985 – 2010 | 75 Jahre energie aus der tiefe 61 Rechtsform und Eigentümerstruktur

50,025% EVN AG

29,975% E.ON Ruhrgas E&P GmbH RAG-Beteiligungs- Aktiengesellschaft 10,000% Steirische Gas-Wärme GmbH

10,000% Salzburg AG

Aus der Rohöl-Gewinnungs AG wird die Rohöl-Auf- an die Bayernwerke AG, die Steirische Ferngas AG und suchungs Aktiengesellschaft die Salzburger Aktiengesellschaft für Energiewirtschaft Im Laufe der Zeit änderte sich mehrmals die Rechts- (SAFE). Die neuen Anteilseigner­ wurden in der RAG- form der RAG, genauso wie ihre Eigentümer. Gegründet Beteiligungs-Aktiengesellschaft (RBG) zusammenge- wurde das Unternehmen im Jahr 1935 als Rohöl-Ge- fasst. winnungs Aktiengesellschaft. 1973 änderte das Unter- nehmen aufgrund des Strukturverbesserungsgesetzes Verkauf der restlichen Anteile durch Mobil seine Rechtsform in eine GesmbH, als neuer Name und Shell wurde Rohöl-Aufsuchungs Gesellschaft m.b.H. einge- Im Jahr 1998 verkaufte Mobil als Folge des Exxon- tragen. Erhalten blieb die eingeführte Abkürzung RAG, Mobil-Zusammenschlusses ihren verbliebenen Anteil die damalige Rohöl-Aufsuchungs Gesellschaft mit be- von 25%. Der Anteil wurde durch die RAG Holding AG schränkter Haftung war auch rechtlich ident mit der übernommen, deren Zusammensetzung im Hinblick ehemaligen Rohöl-Gewinnungs Aktiengesellschaft. Sechs auf Gesellschafter und Anteile ident mit der RBG war. Jahre später wurde die RAG aus wirtschaftlichen und Als logische Konsequenz wurde die RAG Holding AG finanztechnischen Gründen mit der Österreichischen im Jahr 2000 mit der RBG verschmolzen. 2007 erfolgte Mineralölwerke GesmbH. (ÖMW) verschmolzen, deren der Ausstieg von Shell und die Übernahme des Anteils Unternehmenszweck die Herstellung von Treibstoffen durch die anderen Eigentümer. und Ölen in der Raffinerie Lobau umfasste. Mit dem In der Zeit danach kam es durch Verschmelzungen Zusammenschluss konnte das bei der ÖMW vorhan­ zu Rechtsnachfolgern bei den Eigentümergesellschaf- dene Finanzpotenzial für die RAG ausgenutzt werden; ten. Die Bayernwerke AG etwa wurde zur E.ON Energie andererseits wurden Organisation und Administration AG, die SAFE zur Salzburg AG für Energiewirtschaft, beider Unternehmen sinnvoll zusammengeführt und Verkehr und Telekommunikation und die Anteile der gestrafft. Steirischen Ferngas AG wurden an die Steirische Gas- Wärme GmbH übertragen. Von der GesmbH wieder zurück in eine AG Die aktuelle Beteiligungsstruktur stellt sich wie folgt Im Jahr 1992 verkauften Mobil und Shell je 25% dar: ihrer RAG Anteile an die Energie Versorgung Nieder­ Die RAG-Beteiligungs-Aktiengesellschaft (RBG) hält österreich AG (EVN AG), danach erfolgte aus finanz- 100% an der Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft technischen Gründen wieder die Umwandlung in eine (RAG). An der RBG wiederum hält die EVN AG 50,025%, Aktiengesellschaft. Es entstand die Rohöl-Aufsuchungs 29,975% werden von E.ON Ruhrgas E&P GmbH gehal- Aktiengesellschaft. Erstmals lagen nun die Mehrheits- ten, je weitere 10% von Steirische Gas-Wärme GmbH anteile bei einem österreichischen Energieversorgungs- und Salzburg AG für Energiewirtschaft, Verkehr und unternehmen. Ein Jahr später verkaufte die EVN Anteile Telekommunikation.

62 rag.austria.energie 75 Jahre energie aus der tiefe 63 Daten & Fakten

1935 – 2010

64 rag.austria.energie 75 Jahre energie aus der tiefe 65 Anzahl der Bohrungen 1935 – 2009 (Bohrungen in Österreich) Gasverkauf 1955 – 2009 (Gesamtverkauf inkl. Handelsmengen; in 1.000 Nm³)

Jahr anzahl Jahr anzahl Jahr Verkauf 1935 0 1973 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 25 1955 293 1956 502 1936 ■ 1 1974 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 29 1957 1.390 1937 ■ ■ 2 1975 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 19 1958 2.732 1938 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 7 1976 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 26 1959 2.428 1960 3.955 1939 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8 1977 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 21 1961 5.182 1940 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 35 1978 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 21 1962 5.478 1963 4.930 1941 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 23 1979 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24 1964 8.295 1942 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 16 1980 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 27 1965 12.553 1943 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 13 1981 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24 1966 35.852 1967 40.342 1944 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 10 1982 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 25 1968 62.507 1945 ■ ■ ■ 3 1983 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 27 1969 87.563 1946 0 1984 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 27 1970 171.213 1971 240.414 1947 0 1985 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 22 1972 343.022 1948 ■ ■ ■ 3 1986 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 19 1973 581.292 1974 695.041 1949 0 1987 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 16 1975 750.933 1950 ■ ■ 2 1988 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8 1976 816.752 1951 0 1989 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 13 1977 882.042 1978 846.443 1952 0 1990 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 12 1979 791.912 1953 ■ 1 1991 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 12 1980 704.090 1954 0 1992 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 15 1981 628.401 1982 617.671 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 1955 3 1993 11 1983 598.711 1956 ■ ■ ■ 3 1994 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9 1984 573.736 1985 472.794 1957 ■ ■ ■ ■ ■ ■ 6 1995 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 14 1986 473.938 1958 ■ ■ ■ 3 1996 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8 1987 520.586 1959 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 10 1997 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 15 1988 582.415 1989 556.595 1960 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 15 1998 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 11 1990 558.977 1961 ■ ■ ■ ■ ■ ■ 6 1999 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9 1991 556.007 1962 ■ ■ ■ 3 2000 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8 1992 555.931 1993 548.819 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 1963 7 2001 9 1994 510.837 1964 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 12 2002 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 11 1995 505.462 1965 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 12 2003 ■ ■ ■ ■ ■ 5 1996 510.973 1997 530.569 1966 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8 2004 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 13 1998 555.565 1967 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 14 2005 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 22 1999 638.867 2000 704.085 1968 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 17 2006 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 29 2001 824.855 1969 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 21 2007 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 16 2002 1.000.727 1970 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24 2008 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 26 2003 1.071.998 2004 1.140.329 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 1971 18 2009 24 2005 1.066.576 1972 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24 2006 1.195.168 2007 1.126.467 2008 783.134 2009 741.193 Gesamt: 982 Bohrungen Gesamt 27.248.542

66 rag.austria.energie Daten und Fakten | 75 Jahre energie aus der tiefe 67 Ölproduktion 1937 – 2009 (in Tonnen; inkl. Kondensat)

Jahr Niederösterreich Oberösterreich Gesamt Kum. Prod. RAG Jahr Niederösterreich Oberösterreich Gesamt Kum. Prod. RAG 1937 8.060 – 8.060 8.060 1993 41.104 95.158 136.262 13.287.176 1938 15.196 – 15.196 23.256 1994 41.903 92.447 134.350 13.421.526 1939 35.565 – 35.565 58.821 1995 41.939 78.978 120.917 13.542.443 1940 168.267 – 168.267 227.088 1996 41.478 68.011 109.489 13.651.932 1941 265.282 – 265.282 492.370 1997 40.279 60.460 100.739 13.752.671 1942 319.610 – 319.610 811.980 1998 44.714 54.909 99.623 13.852.294 1943 318.366 – 318.366 1.130.346 1999 41.512 50.386 91.898 13.944.192 1944 281.013 – 281.013 1.411.359 2000 38.101 57.854 95.954 14.040.147 1945 123.715 – 123.715 1.535.074 2001 31.376 58.808 90.183 14.130.330 1946 184.400 – 184.400 1.719.474 2002 33.265 54.612 87.877 14.218.207 1947 184.481 – 184.481 1.903.955 2003 28.899 53.402 82.301 14.300.508 1948 199.519 – 199.519 2.103.474 2004 24.906 51.894 76.800 14.377.308 1949 194.649 – 194.649 2.298.123 2005 21.955 53.691 75.646 14.452.954 1950 190.997 – 190.997 2.489.120 2006 22.297 62.223 84.520 14.537.474 1951 178.479 – 178.479 2.667.599 2007 22.302 76.680 98.982 14.636.456 1952 149.092 – 149.092 2.816.691 2008 24.374 79.697 104.071 14.740.527 1953 127.200 – 127.200 2.943.891 2009 22.850 100.893 123.743 14.864.269 1954 121.598 – 121.598 3.065.489 Gesamt 6.611.126 8.253.144 14.864.269 1955 105.175 – 105.175 3.170.664 1956 106.755 2.703 109.458 3.280.122 1957 110.230 4.451 114.681 3.394.803 1958 111.005 4.908 115.913 3.510.716 1959 111.325 18.905 130.230 3.640.946 1960 109.800 61.960 171.760 3.812.706 1961 108.125 72.446 180.571 3.993.277 1962 107.696 79.606 187.302 4.180.579 Anzahl der Arbeitnehmer seit 1935 1963 99.300 115.746 215.046 4.395.625 1964 102.375 218.211 320.586 4.716.211 Jahr anzahl Jahr anzahl Jahr anzahl Jahr anzahl 1965 105.264 271.098 376.362 5.092.573 1935 2 1955 592 1975 397 1995 177 1966 107.571 293.001 400.572 5.493.145 1936 2 1956 605 1976 428 1996 172 1967 114.101 274.285 388.386 5.881.531 1937 12 1957 645 1977 422 1997 172 1968 111.643 307.475 419.118 6.300.649 1938 350 1958 595 1978 416 1998 169 1969 98.045 303.312 401.357 6.702.006 1939 580 1959 610 1979 407 1999 168 1970 89.339 304.320 393.659 7.095.665 1940 912 1960 634 1980 414 2000 167 1971 88.958 281.851 370.809 7.466.474 1941 1.013 1961 552 1981 411 2001 170 1972 74.773 295.225 369.998 7.836.472 1942 1.172 1962 468 1982 414 2002 180 1973 66.421 299.881 366.302 8.202.774 1943 1.264 1963 457 1983 391 2003 179 1974 62.201 279.928 342.129 8.544.903 1944 1.429 1964 503 1984 386 2004 187 1975 60.912 277.670 338.582 8.883.485 1945 608 1965 492 1985 384 2005 212 1976 61.697 271.153 332.850 9.216.335 1946 827 1966 488 1986 367 2006 249 1977 63.023 256.932 319.955 9.536.290 1947 832 1967 484 1987 317 2007 271 1978 61.884 249.533 311.417 9.847.707 1948 833 1968 459 1988 298 2008 328 1979 64.351 236.315 300.666 10.148.373 1949 737 1969 448 1989 284 2009 367 1980 59.705 244.690 304.395 10.452.768 1950 696 1970 429 1990 266 2010 393 1981 57.034 240.323 297.357 10.750.125 1951 610 1971 407 1991 257 1982 55.320 227.649 282.969 11.033.094 1952 607 1972 403 1992 250 1983 55.570 229.175 284.745 11.317.839 1953 606 1973 384 1993 242 1984 55.576 222.152 277.728 11.595.567 1954 597 1974 386 1994 205 1985 50.139 218.574 268.713 11.864.280 1986 57.438 200.852 258.290 12.122.570 1987 54.916 152.610 207.526 12.330.096 1988 52.477 147.023 199.500 12.529.596 1989 48.042 129.374 177.416 12.707.012 1990 45.949 112.603 158.552 12.865.564 1991 44.443 102.459 146.902 13.012.466 1992 43.806 94.642 138.448 13.150.914

68 rag.austria.energie Daten und Fakten | 75 Jahre energie aus der tiefe 69 Die Geschäftsleitung von 1935 – 2010

Funktion Name von – bis Funktion Name von – bis Vorstandsmitglied Reginald Henry Evans 1935 – 1938 Technischer Direktor Dipl.-Ing. Ernst Gross Vorstandsmitglied Wallace Graham Corwin 1935 – 1939 Dipl.-Ing. Günther Matthes Vorstandsmitglied Willem Casimir Knoops 1935 – 1939 Dipl.-Ing. Engelbert Pott Vorstandsmitglied Karl Spitzner 1935 – 1938 Planungsdirektor Dipl.-Ing. Gerald Vernon Atkinson mit Kollektivprokura betrauter Direktor Ing. Hans Ulrik 1937 – 1938 Dipl.-Ing. Ernst Gross Vorstandsmitglied Dr. Walter Kruspig 1938 – 1939 Verwaltungsdirektor Adolf Windsteig Vorstandsmitglied Max Engel 1938 – 1939 Generaldirektor Dipl.-Ing. Walter Michaeli 1987 – 1992 mit Kollektivprokura betrauter Direktor Dr. Carl Hauswirth 1938 – 1939 Aufschluss Dipl.-Ing. Marko M. Meilink mit Kollektivprokura betrauter Direktor Dr. Carl Schmidt 1938 – 1939 Gewinnung Dipl.-Ing. Engelbert Pott Vorstandsdirektor Dr. Carl Hauswirth 1939 – Computer Services, Gasverkauf, Recht Dipl.-Ing. Ernst Gross Vorstandsdirektor Dr. Robert Janoschek 1939 – Finanzwesen Adolf Windsteig Verwalter Ludwig Grauert 1942 – 1945 Wilhelm Culka Generaldirektor Dr. Carl Hauswirth – 1960 Generaldirektor Dipl.-Ing. Marko M. Meilink , MSc 1992 – 1994 Geologischer Direktor Dr. Robert Janoschek Aufschluss Dr. C. A. Kager Technischer Direktor Dipl.-Ing. Viktor Emanuel Gerzabek Gewinnung Dipl.-Ing. Engelbert Pott Verwaltungsdirektor August F. Gerger Dipl.-Ing. Josef Hieblinger Generaldirektor August F. Gerger 1960 – 1965 Finanzwesen Wilhelm Culka Vorstandsdirektor Dr. Otto Diwald Generaldirektor Dipl.-Ing. Howard Paver, MSc 1994 – 1995 Geologischer Direktor Dr. Robert Janoschek Aufschluss Dr. C. A. Kager Technischer Direktor Dipl.-Ing. Viktor Emanuel Gerzabek Gewinnung Dipl.-Ing. Josef Hieblinger Verwaltungsdirektor – Finanzwesen Wilhelm Culka Generaldirektor Dr. Otto Diwald 1965 – 1977 Generaldirektor Dkfm. Udo Raap 1995 – 1998 Gen.-Dir. Stellvertreter Dipl.-Ing. Johann Schachinger Gewinnung Dipl.-Ing. Josef Hieblinger Geologischer Direktor Dr. Robert Janoschek Finanzwesen Wilhelm Culka Dr. Kurt Kollmann Mag. Andreas Ullmann Technischer Direktor Dipl.-Ing. Viktor Emanuel Gerzabek Generaldirektor Simon Daman Willems, BSc 1998 – 2003 Dipl.-Ing. Dkfm. Rudolf Lanik Gewinnung Dipl.-Ing. Josef Hieblinger Dipl.-Ing. Ernst Gross Finanzwesen Mag. Andreas Ullmann Planungsdirektor Dipl.-Ing. Dr. Emil Vögl Generaldirektor Ir. Erik W. Steenken 2003 – 2007 Dipl.-Ing. Gerald Vernon Atkinson Gewinnung Dipl.-Ing. Josef Hieblinger Verwaltungsdirektor Josef Machatschke Kommerz Dipl.-Ing. Markus Mitteregger, MBA Adolf Windsteig Generaldirektor Dipl.-Ing. Markus Mitteregger, MBA 2007 – Generaldirektor Dipl.-Ing. Johann Schachinger 1977 – 1987 Technik Ing. Kurt Sonnleitner Geologischer Direktor Dr. Kurt Kollmann Finanzwesen Dr. Helmut Sitz Dr. Alfred Budwill Dr. Otto Malzer Dr. Richard Sontag

70 rag.austria.energie Daten und Fakten | 75 Jahre energie aus der tiefe 71 1958 1978 Abschluss des ersten Liefervertrages zwischen RAG und Niogas über Maximale Gasproduktion von 882 Millionen Nm³. Zeitliche Übersicht Gaslieferungen aus den Zistersdorfer Feldern. Eröffnung des Tanklagers Kremsmünster-Krift (1. Ausbaustufe) im Rahmen des Erdöl-Bevorratungs- und Meldegesetzes. 1959 1935 Die RAG muss an die neu gegründete Sowjetische Mineralölver­waltung Entdeckung des Ölfeldes Ried/Innkreis. 1979 Die Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft (RAG) wird am 15. Oktober (SMV) das von ihr geförderte Rohöl zu einem – von der SMV festgesetz- Abschluss eines Generalvertrages zwischen der RAG und der 1960 1935 als Rohöl-Gewinnungs AG von der Socony Vacuum Oil Company, ten – Preis abliefern. Oberösterreichischen Ferngas GmbH. Der Fragenkomplex des „Wiener Memorandums“ wird einer endgültigen­ Inc. (heute Exxon Mobil Corporation) und der N.V. de Bataafsche Eröffnung Tanklager Zistersdorf (1. Ausbaustufe). Petroleum Maatschappij (heute Royal Dutch Shell plc) gegründet. 1946 Bereinigung zugeführt. Die Republik Österreich schließt zwei weitere Entdeckung des Ölfeldes Kemating. „Potsdamer Konferenz“ der Alliierten: „Deutsches Eigentum“ in den Aufsuchungs- und Gewinnungsverträge mit der RAG ab (Pettenbach 1936 besetzten Gebieten fällt der jeweiligen Besatzungsmacht zu. Befehl und Wels). Entdeckung des Ölfeldes Kohleck. Verschmelzung der RAG mit der ÖMW am 18. September. Erste Tiefbohrung RAG 1 – nicht fündig. Nr. 17 des Oberkommandos der Roten Armee in Österreich: Übernahme 1962 1980 deutscher Vermögenswerte (u. a. Raffinerie Lobau, Konzessionsrechte Entdeckung des Ölfeldes Schwanenstadt. Eröffnung Tanklager Kremsmünster-Krift (2. Ausbaustufe). 1937 etc.). Das Bundesgesetz vom 26. Juli verstaatlicht u. a. sämtliche Erster Ölfund in der Bohrung RAG 2 in Zistersdorf. Erdöl­betriebe, auch die RAG. Am 13. September ver­öffentlicht die 1963 1981 Beginn der Urproduktion. Bun­­des­regierung in der „Wiener Zeitung“ eine Erklärung: Die Produktion der oberösterreichischen Ölfelder der RAG über­steigt Die bisher bestehenden Rechte aus neun Aufsuchungs- und Die vom Verstaatlichungsgesetz betroffenen Beteiligungen von erstmals die Produktion der niederösterreichischen Felder. Schwanen- Gewinnungsverträgen werden an die neue Gesetzeslage (Berggesetz 1938 Angehörigen der Vereinten Nationen werden erst nach Regelung der stadt 3: erste allein auf Gas angesetzte Bohrung. 1975) angepasst. Es werden drei neue Auf­suchungs-, Gewinnungs- „Anschluss“ Österreichs an das „Deutsche Reich“ am 13. März. Entschädigungsfrage verstaatlicht. Aufnahme der kommerziellen Förderung von Erdgas. und Speicherverträge zwischen dem Bund und der RAG geschlossen Beginn der Erschließung des Ölfeldes Gaiselberg. (RAG-Oberösterreich, RAG-Salzburg, RAG-Steiermark). Entdeckung des Ölfeldes Voitsdorf, des größten Erdölfeldes in der Das deutsche Bitumengesetz tritt am 31. August in Kraft. Die RAG 1947 Molasse (3,4 Millionen Tonnen gewinnbare Reserven). Aufnahme des Imports von Erdgas aus Feldern der Nordsee. verliert in der Folge die Freischürfe im Wiener Becken. Lagerstättengesetz (BGBl. 246), Beginn der geologischen Kartierung der Gebiete Salzburg-Braunau und Ried. 1964 1982 1939 Gewinnungsvertrag zwischen der Republik Österreich und der RAG Errichtung einer Gasspeicheranlage in Puchkirchen für rund Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September. 1948 über das Gebiet Burgau (Oststeiermark). Insgesamt verfügt die 40 Millionen Nm³ Arbeitsgas. Die Bohrung Oberhofen (beim Irrsee) wird Die RAG erhält Forschungsaufträge gemäß § 2 Lagerstätten­gesetz in RAG damit über rund 6.600 km² Aufsuchungsgebiet. auf 4.597 m abgeteuft (bisher tiefste Bohrung der RAG). Sie blieb nicht 1940 Salzburg, Braunau und Ried. fündig, brachte aber wichtige geologische Erkenntnisse. Der Förderzins Einsetzung eines „Feindvermögensverwalters“ für den Royal-Dutch- 1965 für Rohöl wird per 1. Jänner von 15% auf 20% angehoben und Shell-Anteil am 22. Juni. Gemäß Bitumengesetz vom 31. August 1938 1949 Gezielter Aufschluss der Haller Serie auf Naturgas (Erdgasfund in gesetzlich geregelt. Eröffnung der 2. Ausbaustufe des Tanklagers erlöschen alle alten Schürfrechte auf Bitumen per 31. Juli. Die RAG Die Sowjetische Mineralölverwaltung entdeckt das größte Ölfeld Lindach 2). Zistersdorf am 16. September. Die Bahnverladeanlage Ried wird in bohrt im Bereich der Strukturen Wolkersdorf, Hohenruppersdorf, Mitteleuropas, Matzen-Auersthal. Die RAG legte bereits vor dem Krieg Betrieb genommen. Aderklaa und Maustrenk (1940/41). eine Aufschlussbohrung unweit der Fundbohrung fest. 1966 Erste Gaslieferung in Oberösterreich aus dem Feld Voitsdorf nach 1983 1941 1951 Kirchdorf a. d. Krems. Aufnahme der teilweisen Versorgung von Kremsmünster mit Kriegserklärung des „Deutschen Reiches“ an die USA. Als Folge Die RAG erhält weitere Forschungsaufträge gemäß § 2 des Lager­ Fernwärme. Einsetzung eines „Feindvermögensverwalters“ für den Anteil der stättengesetzes in Bad Hall und Feldbach. 1968 Fundbohrung Eggerding: erstmalige Untersuchung von Schweröl­ Socony Vacuum Oil Company an der RAG (1942). Einführung der modernen Reflexionsseismik in Oberösterreich; Jahr der höchsten Ölproduktion der RAG mit 419.118 Tonnen. vorkommen in Oberösterreich durch die RAG. Anfertigung eines Querprofils der Molassezone. Technische Entwicklung und Kostenexplosion veranlasst die RAG, 1942 1984 Beginn einer geologischen Kartierung des steirischen Konzessions­ den eigenen Seismiktrupp aufzulösen. Prakla-Seismos GmbH. wird Das „Deutsche Reich“ schließt in den Jahren 1942 und 1943 aufgrund Aufnahme eines Pilotversuchs mit CO -Fluten im Ölfeld Ried/Innkreis. des Bitumengesetzes (1938) mit Ölgesellschaften des ,,Altreiches‘‘ gebietes. mit den seismischen Untersuchungen beauftragt. ² Änderung der Berechnungsbasis für den Förderzins auf Erdgas. Schürf- und Gewinnungsverträge in der „Ostmark“ ab. Diese betreffen In der Verbalnote vom 31. Juli sichert die österreichische Bundes­ 1969 Nunmehr sind als Förderzins 15% vom durchschnittlichen jährlichen z. T. frühere Freischürfe der RAG. regierung in Form einer Meistbegünstigungsklausel den im Besitz von Entdeckung des Gasfeldes Puchkirchen. Importpreis zu bezahlen. Die RAG bemüht sich ab 1942 um Arbeitsaufträge von der Firma Angehörigen der Vereinten Nationen stehenden Ölgesellschaften Erstmals Anwendung der 3D Seismik im Feld Voitsdorf. F. Koller & Sohn in den Konzessionen Bad Hall und Scheibbs. Maximale die Entstaatlichung zu. 1971 Ölförderung aus den Zistersdorfer Feldern (319.610 Tonnen). Entdeckung der Ölfelder Sattledt und Atzbach. 1953 1987 Das RAG-Feld in Zistersdorf steht seit 50 Jahren in Produktion. 1943 Im Herbst dieses Jahres wird weitgehend Einigkeit über künftige 1973 Bohrung RAG 36 (erste Flyschbohrung der RAG). Aufsuchungs- und Gewinnungsverträge zwischen der Republik Änderung der Rechtsform: Aus der Rohöl-Gewinnungs AG wird die 1988 Die RAG ist im Bereich Marburg, Luttenberg, Pettau zusammen mit Österreich und der RAG erzielt. Rohöl-Aufsuchungs Ges.m.b.H. mit Gesellschafterbeschluss am Aufnahme der Gaslieferungen nach Salzburg (SAFE) und in die R. K. van Sickle und Rumpel AG tätig. 9. Oktober. Steiermark (Steirische Ferngas Ges.m.b.H.). Der Import von Nordseegas 1955 wird beendet. 1944 Unterzeichnung von vier Aufsuchungs- und Gewinnungsverträgen 1975 Die RAG bricht die Explorationsarbeiten im Bereich Marburg, zwischen der Republik Österreich und der RAG am 29. April. Inkrafttreten des neuen Berggesetzes am 1. Oktober. 1989 Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages am 15. Mai. Luttenberg, Pettau ab. Entdeckung des Ölfeldes Trattnach und des Gasfeldes Friedburg. Erster wirtschaftlicher Gasfund im Bundesland Salzburg – Feld Berndorf. „Wiener Memorandum“ zwischen westlichen Alliierten und der Erweiterung des Gasspeichers Puchkirchen auf ein Arbeitsgas­volumen 1945 österreichischen Bundesregierung. 1976 von 90 Millionen Nm³. Deutsche Kapitulation – Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai. Bohrbeginn in Puchkirchen 1 am 22. September. Entdeckung des Gasfeldes Pfaffstätt. Die Ölförderung in den Zistersdorfer Grubenmaßen der RAG über- 1991 schreitet mit Kriegsende insgesamt 1,5 Millionen Tonnen. 1956 1977 Die Gesamtförderung von Erdöl in Österreich erreicht 100 Millionen Eingabe um Rückstellung der früheren Schürfrechte am 2. Mai bzw. In der fündigen Bohrung Puchkirchen 1 wird die Förderung am Jahr der höchsten Gasverkäufe. Aus eigener Produktion Tonnen; der Anteil der RAG beträgt 13 Millionen Tonnen. Erste 4. September. 27. Mai aufgenommen: Oberösterreich ist als Erdölgebiet erschlossen. 880 Millionen Nm³. Produktion von Erdgas im Bundesland Salzburg – Sonde Berndorf 1.

72 rag.austria.energie Daten und Fakten | 75 Jahre energie aus der tiefe 73 1992 2004 Impressum Umwandlung der Rohöl-Aufsuchungs Ges.m.b.H. in eine Aktiengesell- Längste unfallfreie Periode von RAG Mitarbeitern in der Geschichte schaft. Die EVN Energie Versorgung Niederösterreich erwirbt 50% zu der RAG; 805 Tage unfallfrei beginnend 2002. Herausgeber: RAG Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft, Schwarzenbergplatz 16, 1015 Wien gleichen Teilen von Mobil Oil Austria und Shell Austria AG. Entdeckung des Gasfeldes Zagling. Text und Beratung: Mag. Ruth Schneggenburger Unterzeichnung eines Gasspeichervertrages mit der Kreativkonzept und Design: seeyou 3.0, 1060 Wien Austria Ferngas Ges.m.b.H. über ein Arbeitsgasvolumen von 2005 450 Millionen Nm³. Das Aufsuchungsgebiet „RAG-Oberösterreich“ wird auf niederöster­ Satz und Druck: Salzkammegut Media noch G.m.b.H., 4810 Gmunden reichisches Gebiet ausgedehnt. Es heißt nun „RAG-Oberösterreich/ Vermessung mit 3D Seismik wird die Regel; 2D Linien werden nur mehr Fotos: Archiv RAG, steve.haider.com Niederösterreich“ und hat eine Fläche von 3.991 km². in Ausnahmefällen gemessen. Unterzeichnung der Verträge zur Errichtung des Speichers Haidach. Beschluss zur Erweiterung des Speichers Puchkirchen. Start des damals größten Projektes in der Geschichte der RAG: 1993 Erdgasspeicher Haidach. Joint Venture mit Gazprom export und Die EVN bringt ihre Anteile in eine RAG-Beteiligungs-Aktiengesellschaft Wingas. (RBG) ein. Die Bayernwerke AG erwerben 40%, die SAFE und Steirische Ferngas Ges.m.b.H. je 10% an dieser RBG. 2006 Die RAG beauftragt in diesem Jahr die größte Seismikmessung Europas Beginn der Horizontalbohrungen für den Speicher Puchkirchen. mit mehr als 600 km². 1995 Höchster Gasverkauf aus Produktion und Handel mit 1,2 Milliarden m³. Inbetriebnahme des erweiterten Speichers Puchkirchen mit einem Entdeckung des Ölfeldes Hiersdorf. Arbeitsgasvolumen von 500 Millionen Nm³. 2007 1996 Eröffnungsfeier Speicher Haidach am 24. Mai 2007. Nach insgesamt zehn Fehlbohrungen wird die Konzession „RAG Styria“ Ausbau Speicher Puchkirchen auf 850 Millionen m³ Speichervolumen. zurückgelegt. Drei Bohrungen werden noch heute als Thermal- und Heilbäder genutzt – Loipersdorf, Waltersdorf und Blumau. Ausstieg der Shell als Eigentümer – Übernahme der Anteile durch die anderen Eigentümer. 1997 Größter Gasfund in der österreichischen Molassezone – Haidach 2008 Start Endausbau Puchkirchen auf 1,1 Millionen m³ Speichervolumen mit rund vier Milliarden Nm³. und 520.000 m³ Ausspeicherleistung. Mit der Aufsuchungserlaubnis „Salzach-Inn“ (etwa 2.300 km²) erhält Unterzeichnung der Verträge zur Errichtung der Speicher 7Fields, des die RAG vom Freistaat Bayern die erste Konzession außerhalb größten Projektes in der Geschichte der RAG. Österreichs. Start Bau Speicher 7Fields Phase I; Inbetriebnahme April 2011. 1998 Entwicklung, Kauf und Inbetriebnahme Bohranlage E200. Die Mobil Oil Austria verkauft ihren 25%igen Anteil. Entwicklung des Ölfeldes Bad Hall. Entdeckung des Gasfeldes 1999 Aigelsbrunn. Das Berggesetz 1975 wird durch das Mineralrohstoffgesetz (MinroG) Einstieg in der Ukraine durch E&P-Aktivitäten auf der Halbinsel Krim. abgelöst, das am 1. Jänner 1999 in Kraft tritt. Erste E&P-Aktivitäten in Ungarn – Beteiligung an zwei Bohrungen. Die RAG übernimmt von RWE-DEA in Bayern die Konzession „Rosen- heim-Traunstein“ (etwa 835 km²). 2009 Gründung 100-%-Tochter RAG Hungary durch Übernahme einer Die RAG führt Tiefbohrungen für Geothermieprojekte in Fürstenfeld bestehenden Gesellschaft. (Steier­mark) und Simbach-Braunau (Bayern//Oberösterreich) aus. Ende des Jahres wird die erste Tiefbohrung in Bayern (Titmonning R1) Beteiligung an Shale Gas Projekt in Polen mit 26%. begonnen. Sie bleibt trocken. 3D Seismik Attergau West. Start Bau Speicher Aigelsbrunn; Fertigstellung April 2011. 2000 Entdeckung des Gasfeldes Nussdorf West. Entwicklung, Kauf und Inbetriebnahme Bohranlage E202. Das Gaswirtschaftsgesetz GWG I tritt am 10. August 2000 in Kraft. Teilnahme der RAG Austria an neuer Gasbörse in Österreich. Längste Horizontalbohrung der RAG mit ca. 3.500 m Gesamtlänge. 2001 Entdeckung des Ölfeldes Sierning. Erste Gasverkäufe nach Deutschland und Italien. 2010 2002 Inbetriebnahme letzte Ausbaustufe Speicher Puchkirchen auf Das Gaswirtschaftsgesetz GWG II tritt am 1. Oktober 2002 in Kraft und 1,1 Milliarden m³ Speichervolumen. hat die volle Liberalisierung des Gasmarktes zum Inhalt. Fertigstellung der Speicher Haidach II, 7Fields I, Aigelsbrunn. Ausbau Speicher Puchkirchen auf 700 Millionen m³ Speichervolumen. Das von der RAG betriebene Gesamtspeichervolumen erreicht rund fünf Milliarden m³. 2003 Für die Stadtwerke München werden von der RAG zwei Geothermie­ Bau Blockheizkraftwerk und Wärmeversorgung der Gemeinde bohrungen abgeteuft. Joint Venture zwischen der RAG und Wintershall Straßwalchen. im Erlaubnisfeld „Chiemgau“ (781 km²) in Bayern. Die RAG ist Operator. 3D Seismik Attergau Ost.

74 rag.austria.energie RAG Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft · Schwarzenbergplatz 16 · A-1015 Wien www.rag-austria.at · [email protected]