Protokoll-Nr. 18/12

18. Wahlperiode Ausschuss für Wirtschaft und Energie

Wortprotokoll der 12. Sitzung

Ausschuss für Wirtschaft und Energie Berlin, den 2. Juni 2014, 12:00 Uhr 10557 Berlin, Konrad-Adenauer-Str. 1 Paul-Löbe-Haus Europasaal 4.900

Vorsitz: Dr. , MdB

Tagesordnung - Öffentliche Anhörung

Einziger Punkt der Tagesordnung: a) Gesetzentwurf der Bundesregierung Federführend: Ausschuss für Wirtschaft und Energie Entwurf eines Gesetzes zur grundlegenden Reform Mitberatend: des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und zur Ände- Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft rung weiterer Bestimmungen des Energiewirt- Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur schaftsrechts Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsi- cherheit BT-Drucksache 18/1304 Gutachtlich: Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

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b) Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und Federführend: Ausschuss für Wirtschaft und Energie SPD Mitberatend: Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Besonderen Innenausschuss Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Ausgleichsregelung für stromkosten- und handels- Finanzausschuss intensive Unternehmen Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur BT-Drucksache 18/1449 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsi- cherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab- schätzung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss c) Antrag der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Federführend: Ausschuss für Wirtschaft und Energie , , weiterer Abgeordneter Mitberatend: und der Fraktion DIE LINKE. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Finanzausschuss Ökostromförderung gerecht und bürgernah Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsi- BT-Drucksache 18/1331 cherheit Haushaltsausschuss

1. Themenblock (12:00–13:30 Uhr) Seite 5

Ziel der EEG-Novelle / Förderziele; Sicherstellung des Ausbaus der erneuerbaren Energien / Ausbaupfade; Durchbrechen der Kostendynamik / Höhe der Einspeisetarife

2. Themenblock (14:00-15:30 Uhr) Seite 19

Marktintegration der erneuerbaren Energien (Direktvermarktung, Ausschreibung)

3. Themenblock (16:00-17:30 Uhr) Seite 38

Entlastungsregelungen für die energieintensiven Betriebe („Industrieprivileg“); Eigenstromregelung („Eigenstromprivileg“)

18. Wahlperiode Protokoll der 12. Sitzung Seite 2 von 55 vom 2. Juni 2014 Ausschuss für Wirtschaft und Energie

Mitglieder des Ausschusses1 Ordentliche Mitglieder Stellvertretende Mitglieder CDU/CSU Bareiß, Thomas Dött, Marie-Luise Durz, Hansjörg Fuchs, Dr. Michael Grotelüschen, Astrid Funk, Alexander Gundelach, Dr. Herlind Gerig, Alois Hauptmann, Mark Grundmann, Oliver Heider, Dr. Matthias Holmeier, Karl Jung, Andreas Huber, Charles M. Knoerig, Axel Jarzombek, Thomas Koeppen, Jens Kanitz, Steffen Lämmel, Andreas G. Körber, Carsten Lanzinger, Barbara Michelbach, Dr. h.c. Hans Lenz, Dr. Andreas Middelberg, Dr. Mathias Liebing, Ingbert Müller (Braunschweig), Carsten Metzler, Jan Nüßlein, Dr. Georg Nowak, Helmut Oellers, Wilfried Pfeiffer, Dr. Joachim Petzold, Ulrich Ramsauer, Dr. Peter Rehberg, Eckhardt Riesenhuber, Dr. Heinz Scheuer, Andreas Schröder (Wiesbaden), Dr. Kristina Stetten, Freiherr Christian von Stein, Peter Vries, Kees de Strothmann, Lena Wegner, Kai Willsch, Klaus-Peter Weiler, Albert SPD Barthel, Klaus Annen, Niels Becker, Dirk Dörmann, Martin Freese, Ulrich Ehrmann, Siegmund Held, Marcus Flisek, Christian Ilgen, Matthias Hampel, Ulrich Katzmarek, Gabriele Heil (Peine), Hubertus Poschmann, Sabine Jurk, Thomas Post, Florian Kapschack, Ralf Saathoff, Johann Malecha-Nissen, Dr. Birgit Schabedoth, Dr. Hans-Joachim Raabe, Dr. Sascha Scheer, Dr. Nina Rützel, Bernd Tiefensee, Wolfgang Schwabe, Frank Westphal, Bernd Schwarz, Andreas Wicklein, Andrea Thews, Michael DIE LINKE. Bulling-Schröter, Eva Dehm, Dr. Diether Ernst, Klaus Lay, Caren Lutze, Thomas Lenkert, Ralph Nord, Thomas Petzold (Havelland), Harald Schlecht, Michael Wagenknecht, Dr. Sahra

1 Die Liste der Unterschriften ist diesem Protokoll angefügt.

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Ordentliche Mitglieder Stellvertretende Mitglieder BÜNDNIS 90/DIE Baerbock, Annalena Andreae, Kerstin GRÜNEN Dröge, Katharina Krischer, Oliver Gambke, Dr. Thomas Özdemir, Cem Janecek, Dieter Rößner, Tabea Verlinden, Dr. Julia Trittin, Jürgen

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Einziger Punkt der Tagesordnung: Energie-Gesetzes und zur Änderung weiterer Best- immungen des Energiewirtschaftsrechts“ (Bundes- Öffentliche Anhörung von Sachverständigen tagsdrucksache 18/1304). Ferner der Gesetzent- a) Gesetzentwurf der Bundesregierung wurf der Fraktionen der CDU/CSU und SPD mit dem Titel „Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Entwurf eines Gesetzes zur grundlegenden Re- Besonderen Ausgleichsregelung für stromkosten- form des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und zur und handelsintensive Unternehmen“ (Bundestags- Änderung weiterer Bestimmungen des Energie- drucksache 18/1449) sowie ein Antrag der Frak- wirtschaftsrechts tion DIE LINKE. mit dem Titel „Ökostromförde- BT-Drucksache 18/1304 rung gerecht und bürgernah“ (Bundestagsdrucksa- che 18/1331). Ziel der Vorlagen ist eine grundle- gende Reform des Rechts der Erneuerbaren Ener- gien einschließlich der Neuregelung der Besonde- b) Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU ren Ausgleichsregelung für stromintensive Unter- und SPD nehmen. Ich begrüße die Experten, die unserem Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Besonde- Ausschuss heute ihren Sachverstand für die Bera- ren Ausgleichsregelung für stromkosten- und tung zu diesem Thema zur Verfügung stellen. Vor handelsintensive Unternehmen jedem Block werde ich die dazu erschienenen Sachverständigen kurz benennen. Ich begrüße fer- BT-Drucksache 18/1449 ner die Kolleginnen und Kollegen des Ausschus- ses für Wirtschaft und Energie sowie auch anderer mitberatender Ausschüsse. Ich begrüße für die c) Antrag der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Bundesregierung zunächst Herrn StS Rainer Baake Caren Lay, Ralph Lenkert, weiterer Abgeordneter und später dann Frau PStSn . Des und der Fraktion DIE LINKE. Weiteren nehmen auch Fachbeamte des BMWi an der Anhörung teil. Ich begrüße ferner die Vertreter Ökostromförderung gerecht und bürgernah der Länder. Ich begrüße auch die Vertreter der BT-Drucksache 18/1331 Medien sowie nicht zuletzt die als Zuhörer er- schienenen Gäste und natürlich auch die Zu- schauer, die uns live über das Parlamentsfernse- hen zugeschaltet sind. 1. Themenblock (12:00–13:30 Uhr) Meine Damen und Herren, zum Ablauf der heuti- Ziel der EEG-Novelle / Förderziele; gen Anhörung darf ich folgende kurze Erläuterun- Sicherstellung des Ausbaus der erneuerbaren gen geben: Angesichts der Komplexität der Mate- Energien / Ausbaupfade; rie haben sich die die im Ausschuss vertretenen Durchbrechen der Kostendynamik / Höhe der Fraktionen auf die Durchführung der Anhörung in Einspeisetarife drei Themenblöcken von je 90 Minuten Dauer ge- einigt - und ich füge hinzu, dass wir sehr intensiv alle Möglichkeiten erörtert und abgewogen haben, Der Vorsitzende: Meine Damen und Herren, liebe wie wir der Materie am besten gerecht werden Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Sie sehr können. Wir haben uns auch genügend zeitliche herzlich zu unserer heutigen Öffentlichen Anhö- Reserven gelassen, um hinreichend Spielraum für rung im Ausschuss für Wirtschaft und Energie zu Fragen zu haben. Der erste Themenblock soll von der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Geset- 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr dauern. Hier geht es um zes begrüßen. Ich muss zu Beginn eine Reihe von die Ziele der EEG-Novelle und um die Förder- förmlichen Bemerkungen machen. Dieser Anhö- ziele, nämlich die Sicherstellung des Ausbaus der rung liegen zugrunde der Gesetzentwurf der Bun- erneuerbaren Energien, die Ausbaupfade, das desregierung mit dem Titel “Entwurf eines Geset- Durchbrechen der Kostendynamik sowie die Höhe zes zur grundlegenden Reform des Erneuerbare- der Einspeisetarife. Der zweite Themenblock ist vorgesehen für den Zeitraum zwischen 14:00 Uhr

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und 15:30 Uhr. Hier soll es um die Marktintegra- Zuhörer: Die Dauer, der Umfang und das Interesse tion der erneuerbaren Energien gehen, dazu gehö- der Öffentlichkeit an dieser Anhörung sprengen ren die Stichworte Direktvermarktung und Aus- ein bisschen den Rahmen unserer bisherigen An- schreibung. Und schließlich der dritte Themen- hörungen. Ich bitte Sie, dass Sie auch durch Ihr block für den Zeitraum von 16:00 Uhr bis 17:30 Verhalten dazu beitragen, dass wir diese Anhö- Uhr zu den Entlastungsregelungen für die energie- rung trotzdem in der üblichen ruhigen und sach- intensiven Betriebe. Hierzu die Stichworte Indust- gerechten Weise durchführen können. Bitte ver- rieprivileg und Eigenstromprivileg. Zwischen den zichten Sie auf jegliche Beifalls- oder Missfallens- Themenblöcken ist jeweils eine halbe Stunde kundgebung. Dies ist im parlamentarischen Ge- Pause vorgesehen. Wir werden die Befragung un- brauch und auch im Geiste der Geschäftsordnung ter Berücksichtigung der Größe der Fraktionen, des Deutschen Bundestages untersagt. d.h. im Verhältnis 7:5:2:2 durchführen. Dies sind die Proportionen, die allgemein im Deutschen In der ersten Runde haben wir sechs Wortmeldun- auch im Plenum zugrunde gelegt wer- gen, in der zweiten dann weitere zehn, sodass aus den für die Anteilsverteilung zwischen den Frak- dieser 16-er Runde heraus sich dann das Verhält- tionen. Um pro Themenkomplex zwei komplette nis 7:5:2:2 ergibt, von dem ich gesprochen habe. Fragerunden unter Berücksichtigung aller Fraktio- Die erste Frage geht an die Fraktion der CDU/CSU. nen durchführen zu können, sind wird darauf an- Fragesteller ist der Kollege Dr. Pfeiffer. gewiesen, dass sich sowohl die fragenden Abge- ordneten als auch die antwortenden Sachverstän- Abg. Dr. (CDU/CSU): Ich habe digen möglichst kurz fassen. Die Obleute sind des- eine Frage grundsätzlicher Natur an Präsident halb mit mir übereingekommen, dass pro Wort- Homann und Herrn Prof. Dr. Frondel. Wir haben meldung eine maximale Redezeit von insgesamt ja bisher beim Ausbau der erneuerbaren Energien fünf Minuten für Frage und Antwort zur Verfü- vor allem den mengenmäßigen Ausbau im Blick gung steht. Das heißt, je kürzer die Frage, desto gehabt. Jetzt geht es darum, die Kostendynamik zu länger kann die Antwort sein. Wenn jemand also brechen und die Kosten in den Griff zu bekom- schon vier Minuten fragt, dann muss er sich mit men und auch mit dem Netzausbau zu synchroni- einer Antwort von einer Minute begnügen. Wenn sieren, deshalb die Frage: Sehen Sie mit dem jetzt jemand 30 Sekunden fragt, kann er auf eine Ant- vorliegenden Entwurf diese Ziele erfüllt oder uns wort von viereinhalb Minuten rechnen. Wir haben zumindest auf dem Weg in die richtige Richtung? uns das sehr genau überlegt und wenn ich für Und wenn Sie drei Wünsche frei hätten, um die mich spreche - nach über 23 Jahren Parlamentser- von mir gerade formulierten Ziele umzusetzen, fahrung und unzähligen derartige Ereignissen wie dann können Sie die jetzt gerne äußern, damit wir diese Anhörung - es mag der eine oder andere diese noch in die weitere Bearbeitung mit einbrin- Punkt verbesserungswürdig erscheinen, aber ins- gen können. gesamt ist uns noch nichts Besseres eingefallen, als mit einer solchen Systematik zu arbeiten. SV Jochen Homann (Bundesnetzagentur): Vielen Meine weitere Bitte an die Fragen stellenden Kol- Dank. Das Ziel Kostendämpfung ist erreichbar -al- leginnen und Kollegen: Bitte nennen Sie stets zu lerdings mit Fragezeichen. Wir sind der Auffas- Beginn Ihrer Frage den Namen des Sachverständi- sung, dass sich die EEG-Umlage stabilisieren lässt, gen, an den Sie die Frage richten. Wegen der in etwa auf dem Niveau, das wir im Moment ha- Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit sind Ein- ben. Die beiden Risikofaktoren, die wir sehen, ist gangsstatements der Sachverständigen nicht vor- einmal die Eigenerzeugung / Eigenversorgung, gesehen. Die schriftlichen Stellungnahmen der von der wir glauben, dass es noch einen erhebli- Sachverständigen liegen auf Ausschussdrucksa- chen Zuwachs in diesem Bereich geben kann und che 18(9)130 zusammengefasst vor. Zu der Anhö- wird, so wie die Regeln sind. Und zum Zweiten rung wird ein Wortprotokoll erstellt. Zur Erleich- natürlich die Frage, wieviel Stunden die Sonne terung derjenigen, die das Protokoll erstellen, wer- scheint, denn wenn Photovoltaikanlagen laufen, den die Sachverständigen vor jeder Abgabe einer dann sind diese relativ teuer, weil aus dem Be- Stellungnahme von mir namentlich aufgerufen. stand ja die hohen Förderungen noch da sind. Und jetzt noch abschließend eine Bitte an unsere

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Wünsche an die EEG-Novelle: Im Kern ist natür- striktes Limit von 1000 Megawatt für Photovolta- lich für uns interessant, welche Konsequenzen ikanlagen plädiert. das Ganze für den Netzausbau hat und da gibt es Fortschritte, indem jetzt die Mengensteuerung Abg. Dirk Becker (SPD): Meine Frage geht an eingeführt wird. Das halten wir für einen wirkli- Herrn Klusmann. Einer der Hauptdiskussions- chen Fortschritt, da wir jetzt etwas klarer in die punkte ist immer wieder die Frage des Stichtages Zukunft blicken können. Aber das Problem, was und der Inbetriebnahme mit der Novelle des EEG. bleibt - und was sicherlich auch mit dieser EEG- Daher meine Frage: Stellt die Festlegung/Feststel- Novelle nicht gelöst werden kann -, ist die Frage lung dieser Stichtagsregelung für Sie ausreichend der regionalen Verteilung. Ich glaube, da ist noch Investitions- und Vertrauensschutz dar oder sehen viel Arbeit notwendig, auch in der Abstimmung Sie dort Handlungsbedarf? Wenn sich daran der Bundesländer untereinander und zwischen nichts verändern sollte, gerade mit Blick auf die den Bundesländern und dem Bund. Das ist jeden- Windenergieanlagen, ist nicht auch die künftig falls für den Netzausbau ein zentrales Thema. vorgesehene Vergütung insofern doch ausrei- chend, dass nicht zu befürchten ist, dass Projekte SV Prof. Dr. Manuel Frondel (RWI Essen): Ich wi- nicht realisiert werden? derspreche Herrn Homann ein wenig, indem ich sage, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien SV Björn Klusmann (juwi AG): Die geplante Über- viel zu schnell vorangeht gemessen am Ausbau gangsregelung, so wie sie jetzt im Gesetzentwurf der Netze, der ja sehr schleppend vorankommt. steht, gewährt aus unserer Sicht eben keinen aus- Deswegen wird in Zukunft immer mehr grüner reichenden Vertrauensschutz. Vor allen Dingen Strom produziert, der nicht mehr seine Nachfrage wäre eine den Vertrauensschutz eher wahrende findet. Einhergehend gibt es dazu Schwierigkeiten Übergangsregelung ohne Weiteres möglich - auch bei der Versorgungssicherheit und bei der Netzsta- ohne erhöhende Effekte auf die EEG-Umlage nach bilität. Ich hätte mir gewünscht, dass es in diesem sich zu ziehen, die messbar wären. Wir schlagen Bezug, wie der Sachverständigenrat zur Begutach- vor, dass man statt dessen der Empfehlung entwe- tung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der des Bundesrates folgt, also sozusagen alle In- seinem jüngsten Gutachten auch festgestellt hat, betriebnahmen bis Ende des Jahres noch unter das ein Moratorium gibt für den Ausbau der erneuer- geltende EEG fallen lässt, oder - das ist der Vor- baren Energien, um ein marktwirtschaftliches Mo- schlag, den wir sehr früh schon unterbreitet haben dell, beispielsweise das Quotensystem oder viele -, dass man zwei Kriterien aufstellt, also einerseits andere marktwirtschaftliche Systeme, früher oder an dem Stichtag festhält, aber eben nicht das Vor- auch wohl überlegt einführen zu können. Aber zu- liegen einer emissionsschutzrechtlichen Genehmi- mindest hätte ich mir gewünscht, dass der Aus- gung, sondern das Einreichen von Antragsunterla- baupfad von vielen Technologien weit weniger gen zur Voraussetzung macht und dann eben die hoch ist. Beispielsweise der Ausbaupfad für die Inbetriebnahme bis Ende des Jahres anknüpft. Zu Windkraftanlagen an Land ist meines Erachtens den Auswirkungen vielleicht: Wir kritisieren ins- mit 2500 Megawatt viel zu hoch. Das ist um ein besondere, dass die vorliegende Regelung das Ri- Drittel höher als der durchschnittliche Ausbau der siko der gesamten behördlichen Bearbeitung eines Windkraftanlagen an Land seit Einführung des Antrages allein beim Projektierer, beim Anlagen- EEG im Jahr 2000. Aber auch der Ausbau der Pho- betreiber belässt. Bis zur Antragstellung sind In- tovoltaik erfolgt viel zu schnell angesichts der Tat- vestitionen in sechsstelliger Höhe die Regel. Das sache, dass deren explosionsartiger Ausbau in der gilt für Gutachten, das sind Investitionen zur An- Vergangenheit ein Kardinalfehler der Energie- zahlung von Anlagen und dergleichen mehr und wende war und zu hohen Kosten - insbesondere dann stellen wir den Antrag beispielsweise ir- zur starken Erhöhung der EEG-Umlage - beigetra- gendwann im Oktober oder September des vergan- gen hat. Deswegen sollte dem Rat des Sachver- genen Jahres und dann ist in der fraglichen Zeit ständigenrats für Umweltfragen gefolgt werden, der Sachbearbeiter im Skiurlaub und bricht sich ein sehr viel stärkeres Limit einzuführen. Im Jah- das Bein, kommt zwei Tage zu spät wieder und resgutachten von 2011 hat der Rat für ein sehr die Vergütung, die dann für dieses Projekt Realität

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wird, ist um 20 Prozent niedriger als zum Zeit- müsste insoweit der Gesetzentwurf ausgestaltet punkt der Planung. Da möchte ich die Industrie werden? Die zweite Frage betrifft die Direktver- sehen, die das ohne Weiteres schultern kann. Sie marktung und die verpflichtende Direktvermark- hatten gefragt, ob nicht auch die Vergütung ausrei- tung, die jetzt stufenweise ab 2015 eingeführt wer- chend wäre, die 2015 wirksam würde. Das ist eine den sollen: Geht diese Pflichtdirektvermarktung andere Diskussion. Wir reden mit dieser Stich- weit genug oder müssen wir da vielleicht auch tagsregelung über 2014. Da haben wir Verträge ge- noch Veränderungen vornehmen? macht, da sind Abmachungen getroffen worden und es ist viel an Kapital und vor allem auch Ver- SV Hildegard Müller (BDEW): Vielen Dank. Erst trauen investiert worden. Und insofern plädieren einmal finde ich, dass sich das EEG grundsätzlich wir angesichts der Projektvorlaufzeiten und der in die richtige Richtung entwickelt, auch indem es Investitionen, die eben bis zu einer Antragstellung in einigen Punkten über den Koalitionsvertrag erfolgen, für die eben skizzierte Regelung. Das hinausgeht. Hier werden richtige Akzente gesetzt, hätte minimale Auswirkungen auf die Umlage, die mit dem Einstieg in die verpflichtende Direktver- sind praktisch nicht messbar, aber hätte eben eine marktung, neben den Kosten, auch die systemin- deutliche Wirkung auf das Vertrauen in die Inves- tegrativen Aspekte aufzugreifen. Ich will das vo- titionsbedingungen. Ich hatte gesagt, dass bis zum ranstellen, weil ja dann immer das Aber kommt in Zeitpunkt der Antragstellung bereits sechsstellige diesen Anhörungen, mit dem man doch darauf Summen bewegt worden sind. Diese Investitionen hinweist, dass sicherlich viele Baustellen noch of- und dieser Vertrauensschutz wird aus unserer fen sind. Die Konzentration auf das Thema Solar Sicht aber auch noch an einigen anderen Stellen und Wind geht berechtigterweise auf hohe Zu- mit dem vorliegenden Gesetzentwurf tangiert. Das bauzahlen in diesen Bereichen ein, wobei auch betrifft beispielsweise die Phase der Inbetrieb- ich ausdrücklich unterstützen möchte, was Herr nahme und die verpflichtende Direktvermarktung. Klusmann gesagt hat: Die Übergangsregelungen Dort gibt es ein unklares Zusammenspiel. Wir ha- insbesondere im Windbereich sind aus unserer ben das in der schriftlichen Stellungnahme skiz- Sicht nicht ausreichend, um den Bestandsschutz ziert Wir haben dort das Problem, dass Anlagen zu gewährleisten. Gleichermaßen sehen wir Nach- einer gemeinsam genutzten Netzinfrastruktur besserungsbedarf bei den Themen Wasserkraft während der Inbetriebnahmephase auf den Markt- und Biomasse. Biomasse ist insbesondere deshalb wert des Vergütungsniveaus drohen abgesenkt zu interessant, weil hier auch der Wärmemarkt in die werden und andere Punkte mehr, die jetzt hier Betrachtung einzubeziehen ist – mit einem großen nicht im Kern berührt sind. Aber ganz klar ist bei CO2 -Reduktionspotential, was dort zurzeit nicht einer Stichtagsregelung aus unserer Sicht hoher ausreichend gehoben werden kann. Wir hätten Vertrauensschutz möglich durch eine Anpassung uns schon gewünscht, dass gerade auch die regel- im Sinne des Bundesrates oder eben durch die Re- baren Erneuerbaren wie Biomasse und Wasser- gelung, die ich skizziert habe: Antragstellung bis kraft nicht so restriktiv behandelt werden wie im zu dem Stichtag, der jetzt auch schon im Gesetz Gesetzesentwurf vorgesehen. Wir halten sowohl formuliert ist in Verbindung mit Inbetriebnahme die Regelungen zu Übergangsfristen als auch die der Anlage bis zum Jahresende, das ist eine über- über den Koalitionsvertrag hinausgehenden Kür- schaubare Anzahl von Anlagen, die davon betrof- zungen in diesem Bereich für zu weit gehend. De fen wäre. facto führen sie im Bereich der Biomasse zu einer Verunmöglichung des weiteren Ausbaus und auch Abg. Thomas Bareiß (CDU/CSU): Ich habe zwei im Bereich der Wasserkraft ist - für uns unver- Fragen an Frau Müller vom BDEW. Die erste Frage ständlich - einiges an Formulierungen hereinge- betrifft den Ausbaukorridor und damit verbunden kommen. Hier gibt es eigentlich eine Schlechter- die Konzentration auf den Ausbau von Solarener- behandlung der Wasserkraftgerade im Vergleich gie und Windenergie im Gesetzentwurf sowie die zu anderen Möglichkeiten zur Querverbauung von zukünftige Rolle von Biomasse und Wasserkraft. Wasserläufen wie etwa Staustufen. Deshalb wür- Insoweit hätte ich gerne eine Einschätzung des den wir noch erheblichen Nachbesserungsbedarf BDEW. Darüber hinaus: Wie sollte der zukünftige an dieser Stelle sehen. Dieser ist konkret im Detail Energiemix aus Ihrer Sicht aussehen und wie

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in unserer Stellungnahme ausgeführt. Die ver- durch diese Reduktion der Ausbauziele der erneu- pflichtende Direktvermarktung ist ein richtiger erbaren Energien überflüssig wird. Sondern es und ein wichtiger Schritt. Wir hätten uns viel- zeigt sich, dass die Planung sehr robust ist, die da- leicht auch schnelleres Einsteigen in die Direkt- mals von den Übertragungsnetzbetreibern ge- vermarktung vorstellen können. Es stellt sich macht, von der Bundesnetzagentur genehmigt schon die Frage, ob jede Bagatellgrenze, die bei worden und dann in das Gesetz gekommen ist. der Direktvermarktung eingeführt worden ist, aus- Wir glauben aber auch, dass es deswegen extrem reichende Anreize setzt, sich auch systemintegra- wichtig ist, jetzt wo wir die höhere Planbarkeit bei tiv und kostenbewusst zu verhalten. Wir sehen den erneuerbaren Energien haben, dass wir jetzt hier durchaus auch die Möglichkeit eines Zusam- auch den Netzausbau vernünftig und gleichmäßig menschlusses von kleinen Anlagen, deren Poten- - so wie wir ihn im Netzentwicklungsplan und im ziale nicht ausreichend genutzt worden sind. Also Bundesbedarfsplangesetz geplant haben – voran- hier könnte man sicherlich noch etwas mutiger treiben, damit nicht unnötige Kosten für die Ge- vorgehen. Wir finden die Zweistufigkeit erst ein- sellschaft entstehen, sondern wir ein volkswirt- mal grundsätzlich richtig. Erst die Direktvermark- schaftlich sinnvolles Vorangehen hinbekommen. tung und dann die Ausschreibung. Wir werden Das ist damit möglich. Die zweite Frage zum bei den Ausschreibungsmodellen sicherlich noch Thema Offshore: Ja, wir halten die jetzige gesetzli- Einiges lernen müssen. che Regelung für sehr geeignet, um das Ausbau- ziel 6,5 Gigawatt zu erreichen. Wenn man ein 6,5 Abg. (SPD): Herzlichen Dank. Gigawatt-Ziel definiert hätte, ohne der Bundes- Meine Frage geht an Herrn Schucht. Ich hätte gern netzagentur die Möglichkeit zu geben, am Anfang von Ihnen gewusst, ob Sie die im Gesetz festge- bei dem Übergang von dem einen System ins neue schriebenen Ausbaukorridore für geeignet halten, System etwas mehr Kapazitäten zu vergeben, wä- den Ausbau der Erneuerbaren voranzutreiben ren diese 6,5 GW nie erreicht worden. Denn aus bzw. welche Auswirkungen haben aus Ihrer Sicht heutiger Sicht können mit einer relativ hohen die Ausbaupfade auf den Netzausbau und die Wahrscheinlichkeit nicht alle Projekte gebaut wer- Synchronisierung des erneuerbaren Ausbaus mit den, die eine unbedingte Netzanschlusszusage er- dem Netzausbau. Kann durch die im Gesetzent- halten haben. Und insofern sind diese 6,5 GW mit wurf vorgesehene Regelung das Ziel von 6,5 Giga- dem jetzigen Modell aus unserer Sicht sehr ver- watt Offshore bis 2020 aus Ihrer Sicht erreicht nünftig erreichbar und wir glauben, dass ein sehr werden? Halten Sie den weiteren Ausbau mit 800 geeignetes Modell in den Gesetzentwurf aufge- MW/Jahr für sachgerecht? nommen worden ist. Sind die 800 MW die rich- tige Zahl? Das ist aus heutiger Sicht sehr schwer SV Boris Schucht (50Hertz): Vielen Dank, Herr zu beantworten. Ich möchte zunächst eine Teil- Saathoff. Zur Frage der Ausbaukorridore: Wir antwort geben. Der Netzausbau auf Offshoreseite glauben, dass die EEG-Reform mit den klaren Aus- wird natürlich nach einigen Jahren optimiert, weil baukorridoren und den Instrumenten dahinter dann auch gerade in der Nordsee Kapazitäten, sehr wohl ein geeignetes Instrument ist, um eine Stück für Stück ausgelastet werden - Netzkapazi- bessere Planbarkeit zu erreichen, um damit auch täten, Clusteranbindungen. Insofern sind die Zu- für uns als Netzbetreiber eine stärkere Synchroni- wachskosten, die dann entstehen, volkswirtschaft- sierung des Netzausbaus mit dem Ausbau der er- lich deutlich geringer als die eigentlichen Ausbau- neuerbaren Energien hinzubekommen. Die Ziele kosten, die wir sonst haben. Vor dem Hintergrund sind ja ein bisschen niedriger als unsere vorheri- glauben wir auch, dass das eine vernünftigere Lö- gen Prognosen beim Netzausbau. Wir haben das sung ist, die aber sicherlich noch mal in fünf Jah- auch jetzt schon mittlerweile in dem 2014er Netz- ren genau angeschaut werden muss, wenn man entwicklungsplan erstmalig gerechnet und kom- sieht, welche Lernkurve Offshore durchlaufen hat. men zu dem Schluss, dass diese Reduktion immer noch innerhalb des Korridors des Szenarienrah- Abg. (DIE LINKE.): Meine Frage rich- mens liegt, so dass keines der im Bundesbedarfs- tet sich an Dr.-Ing. Pregger. Welche Auswirkungen plan 2012 verabschiedeten Netzausbauprojekte wird die Deckelung des Ausbaus der Windkraft,

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der Photovoltaik und der Biomasse auf die Errei- Wärme liefern, ohne den biogenen Müllanteil. Die chung des 40 Prozent-Klimaschutzziels sowie die Nutzung dieses Potentials halten wir für absolut Erneuerbaren-Ziele der Bundesregierung insge- erforderlich, um das anspruchsvolle Ziel im Wär- samt haben und wird der nun verfolgte Pfad einen mesektor zu erreichen: 80 Prozent Minderung des sinnvollen Mix der verschiedenen regenerativen Primärenergieverbrauchs bis 2050. Insbesondere, Erzeugungsarten generieren? weil wir derzeit nicht die erforderliche Dynamik haben - sowohl auf der Verbrauchsminderungs- SV Dr.-Ing. Thomas Pregger (DLR): Vielen Dank seite im Gebäudesektor als auch beim Ausbau der für die Frage. Wir beschäftigen uns am DLR in der Erneuerbaren, insbesondere bei den Sonnenkolle- Energiesystemanalyse mit Langfrist-Szenarien und ktoren. Wird der Ausbau der Biomasse-KWK nicht Szenarienanalysen – und das bestimmt natürlich fortgeführt, werden wir sehr wahrscheinlich we- auch unseren Blick auf das EEG. Zunächst einmal der das KWK-Ziel von 25 Prozent noch die 18 Pro- können wir bestätigen, dass mit den Zielkorrido- zent erneuerbare Endenergie bis 2020 erreichen. ren für Photovoltaik und Wind das kurzfristige Und das hat dann natürlich auch Auswirkungen Ziel „40 Prozent Erneuerbare bis 2025“ erreichbar auf das Klimaschutzziel, wobei man natürlich sa- ist. Voraussetzung ist natürlich, dass diese Korri- gen muss, da wird es andere Faktoren geben, die dore auch weitgehend ausgeschöpft werden, also sehr wahrscheinlich mehr entscheiden, ob man auch entsprechende Investitionsanreize da sind. dieses Ziel erreichen kann, insbesondere die Effi- Das bedeutet für Windkraft onshore, dass wir bis zienzpfade in allen Sektoren und natürlich auch 2020 einen Bruttozubau von bis zu 3 Gigawatt pro die Integration von erneuerbarer Energie im Wär- Jahr benötigen. Aufgrund des ansteigenden Ersatz- mesektor und im Verkehr. Wir sind im Moment bedarfs wird dieser Bruttozubau steigen müssen bei 20 Prozent Minderung. Wir haben versucht, auf 3,2 bis 3,5 Gigawatt und perspektivisch - alle diskutierten Maßnahmen und Instrumente in wenn wir uns das 80 Prozent-Ziel bis 2050 vor- ein Szenario zu integrieren und wir berechnen ei- stellen - müssen insgesamt die Zubauleistungen nen Zielwert oder einen Endwert von 30 Prozent brutto natürlich steigen, um den zum Teil erhebli- Minderung bis zum Jahr 2020. Aus unserer Sicht chen Ersatzbedarf zu decken. Problematisch sehen geht die Entwicklung im Moment auf eine deutli- wir den sehr niedrigen Zielkorridor bei der Bio- che Zielverfehlung hin. Daher ist unsere Empfeh- masse von 100 Megawatt brutto im Hinblick auf lung bezogen auf das EEG, den Zielkorridor für das Langfristziel. Aus unserer Sicht wird damit die Biomasse auf 300 Megawatt pro Jahr brutto zu die jetzige Dynamik, die ja auf einem moderaten erhöhen. Damit wären wir auf der sicheren Seite, Niveau ist, ausgebremst und wir können das lang- auch was den ansteigenden Ersatzbedarf anbe- fristige Potential nicht ausnutzen. Wir sehen das langt, und könnten in den nächsten Jahren dann Potential bei 12 bis 15 Gigawatt elektrisch. Und die restlichen, ökologisch verträglichen Potentiale dies natürlich auch so, wie es im EEG angestrebt der Biomassenutzung ausschöpfen. ist: mit geringerer Auslastung und einem mög- lichst hohen Anteil effizienter KWK flexibilisiert. Abg. (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Die Stromerzeugung könnte dann langfristig von NEN): Herzlichen Dank, Herr Vorsitzender. Ich 48 auf 60 Terrawattstunden steigen. Wir halten habe eine Frage an Herrn Dr. Falk vom BEE. Mich den Ausbau dieser Technologien aus zwei Grün- würde auch nochmal Ihre Einschätzung interes- den für sehr wichtig. Zum einen geht es um regel- sieren, welche Auswirkungen diese EEG-Novelle bare gesicherte Leistung. Wir sollten einen mög- auf die Erreichung des Klimaschutzziels hat und lichst großen Anteil gesicherter Leistung bekom- wie der Ausbau der Erneuerbaren gegenüber dem men basierend auf erneuerbaren Energien, damit bisherigen Trend und den bisherigen Zielen, die wir langfristig den Infrastrukturbedarf gering hal- wir ja bei den Erneuerbaren hatten, verändert ten können (Infrastrukturbedarf an Kurzfrist- und wird. Und dann würde mich noch der Punkt inte- Langfristspeichern an Netzen und natürlich an Ba- ressieren, inwieweit die im Gesetz genannten ckup-Kraftwerken). Und der zweite Punkt wurde Ziele für die einzelnen Energiearten, also 2500 auch schon angesprochen, das ist natürlich die MW PV / Wind und 100 MW Biomasse, überhaupt Bedeutung für den Wärmesektor. Biomasse-KWK durch die im Gesetz gemachten Rahmenbedingun- können langfristig bis zu 40 Terrawattstunden

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gen nach Ihrer Auffassung auch tatsächlich er- Wind und die Sonne sozusagen ernten. Hier müs- reicht werden. sen Einsatzstoffe gekauft und bezahlt werden und wir müssen auch die Regelfähigkeit in den Blick SV Dr. Hermann Falk (BEE): Vielen Dank. Sehr nehmen, die die Biogasanlagen als große Qualität geehrte Damen und Herren, die Ziele hat Herr Dr.- mit sich bringen. Deswegen ist der Neubau im Be- Ing. Pregger teilweise ja schon benannt und auch reich Biogas jetzt schon sehr stark eingebrochen seine Skepsis ausgedrückt, dass nicht alle Ziele, auf wahrscheinlich einstellige Megawattzahlen in die sich die Bundesregierung gegeben hat und im diesem Jahr und ein Ende ist bei den jetzigen No- Ausland gegenüber der EU auch eingegangen ist, vellierungsvorschlägen auch nicht zu erwarten. erreicht werden können. Ich sehe über allem na- Im Bereich Wasser gibt es zwar Neubaupotential, türlich das Ziel des Klimaschutzes und da hat aber das ist wenig im Vergleich zu anderen und dann der Ausbau der erneuerbaren Energien im dennoch wird es sehr stark drangsaliert durch An- Grunde nur dienende Funktion. Bis zum Jahr forderungen, die zwar richtigerweise die ökologi- 2020 18 Prozent Anteil erneuerbaren Energien am sche Verträglichkeit ansprechen, aber dann doch Energieverbrauch zu erreichen, dient dem Klima- so über die Maßen sind, dass mit den derzeit vor- schutzziel und dem Erreichen einer Generationen- handenen und den zukünftigen Vergütungen gerechtigkeit. Das ist gefährdet, wie wir schon ge- diese Modernisierungen oder Neubauten nicht re- hört haben, und ich glaube auch, dass es durch alisiert werden können. Der große Windbereich, diesen Burgfrieden, der ein stückweit in dem Ge- den der Gesetzgeber auch richtig adressiert als setz angelegt ist - zwischen fossiler Erzeugung ei- eine Säule der Energiewende, ist nicht nur von nerseits und erneuerbarer Energie andererseits - den Vergütungen geprägt, sondern auch von den stärker gefährdet wird, als wenn man sozusagen übrigen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Und eine liberale Grundhaltung verfolgt hätte. Das Ge- insoweit möchte ich nur die Frage des Planungs- setz soll ja einen ganzen Wirtschaftszweig prägen rechtes in Erinnerung rufen, also die Mindestab- und gestalten. Man muss sich in Erinnerung ru- standsregelung, die noch diskutiert wird. Das fen: Das eine ist das Gesetz selber und die Rege- wird einen ganz wesentlichen Faktor bilden für lungen, die Vergütungen - und das andere ist die die Erreichung eines Korridors, den sich der Bun- Unternehmenswirklichkeit, die Praxis. Wenn Sie desgesetzgeber vielleicht auch ganz schön vor- sich vorstellen: in der letzten Legislaturperiode stellt mit 2500 MW. Aber wenn ein Landesgesetz- vier Novellen, in dieser Legislaturperiode mindes- geber dann die nutzungsmögliche Fläche von Bay- tens zwei ganz wesentliche Novellen, die eine ern reduziert auf unter 1 Prozent, dann wird auch Systemveränderung bringen und zwischenzeitlich im Süden dieses Ziel nicht erreicht werden kön- Diskussionen über entsprechende noch radikalere nen. Andere Faktoren sind ja gar nicht vom Ge- Anpassungen. Ich möchte Ihnen nur raten, sich setzgeber zu beeinflussen, wie die Entwicklung einmal in die Haut eines Unternehmers hineinzu- von Rohstoffpreisen für die Herstellung von Kraft- versetzen, wie der damit umgehen soll. Also von werken oder die aufgerufenen Zinssätze. Es ist ja daher: Gesetzeswirklichkeit ist das Eine und un- richtig, den Unternehmen stärkere Risiken aufzu- ternehmerische Praxis ist das Andere und unsere erlegen, aber das wird naturgemäß dazu führen, Prognose - um auf Ihre Frage zurückzukommen - dass die Banken auch höhere Zinsen verlangen, ist, dass diese Korridore nicht erreicht werden o- was wiederum das Geschäft beeinträchtigt. Die der nur zum Teil erreicht werden. Im Bereich Ge- Photovoltaik ist schon jetzt im Vergleich zu den othermie sind große Verunsicherungen, um nicht Vorjahren um 76 Prozent eingebrochen, wenn zu sagen Desorientierungen für die Unternehmen man die Viermonatszeiträume der letzten Jahre angelegt. Es ist widersprüchlich, Degression und seit 2012 anschaut. Also auch da ist die Prognose Ausschreibungen gleichzeitig in einem Gesetz zu eher negativ. verlangen und zu manifestieren. Im Bereich Bio- gas werden wahrscheinlich deutlich unter 100 Der Vorsitzende: Vielen Dank. Jede Fraktion war MW in diesem Jahr gebaut. Dies liegt daran, dass nun mindestens einmal dran, so dass wir jetzt in eben die Biomasse / Biogas anders ist, als die fluk- die nächste Runde gehen. Ich gebe das Wort dem tuierenden erneuerbaren Energien, die ja den Kollegen Liebing.

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Abge. (CDU/CSU): Vielen Dank. zusätzliche Vermarktungsmöglichkeit, in der Her- Ich habe zwei Fragen an Herrn Dr. Grundmann. kunftsnachweise auch mit genutzt werden kön- Ein Ziel der EEG-Novelle ist ja, für mehr Markt zu nen. Die Direktvermarktung an Endkunden sollte sorgen, wodurch auch die Kosten der EEG-Umlage wieder ermöglicht werden, ohne dass ein so kom- gesenkt werden sollen. Dafür wird die Direktver- pliziertes und letztendlich auch nicht mehr ge- marktung als zentrales Instrument gestärkt, wäh- wünschtes Modell wie das Grundstromprivileg rend andere Vermarktungsformen wie die wieder eingeführt wird. Wir sehen, dass der Markt Grünstromvermarktung oder die anteilige Direkt- entsprechende Modelle hierfür entwickelt hat. Die vermarktung eingeschränkt oder abgeschafft wer- sollte man bewerten und dann letztendlich - mög- den. Reicht dieser eine Vermarktungspfad aus o- licherweise im Rahmen einer Verordnungser- der welche Vermarktungsformen brauchen Sie als mächtigung -dann im Gesetz auch die Möglichkeit Erzeuger von erneuerbarem Strom? Und wie vorsehen, andere Vermarktungsformen zu erlau- müsste das Gesetz geändert werden, um Ihnen op- ben. Abgesehen von diesen eher formellen Dingen timale, marktgerechte Vermarktungsformen an die glauben wir, dass Erneuerbare auch in andere Hand zu geben? Und eine weitere Frage betrifft Märkte, andere Börsensegmente, auch Over-the- den atmenden Deckel, der jetzt von den Erfahrun- Counter-Märkte, aber auch in die Regelenergie- gen der Photovoltaik auf Windkraft übertragen und die Systemdienstleistungsmärkte hineingehö- werden soll. Sind diese Erfahrungen auf andere ren. Gerade die Möglichkeit, in solche Märkte hin- Technologien so übertragbar, funktioniert das so, einzukommen führt dazu, dass die Systemintegra- wie es im Gesetzentwurf für Windkraft vorgese- tion steigt, weil man sich große Mühe geben wird, hen ist oder sehen Sie Anpassungsbedarf? an diesen Märkten teilzunehmen. Davon bin ich fest überzeugt und wir würden sehr bedauern, SV Dr. Martin Grundmann (ARGE Netz GmbH & wenn das nicht ermöglicht werden würde. Auch Co. KG): Vielen Dank für die Frage, Herr Liebing. für Speicher sollte man Vermarktungsmöglichkei- Wir haben uns sehr frühzeitig schon im Jahr 2007 ten bieten. Zum Thema Ausbaukorridor: Wir se- für eine verstärkte Direktvermarktung für erneuer- hen, dass die Fristen und der Berechnungszeit- bare Energien eingesetzt und gehofft, dass dies in raum der Photovoltaik sozusagen direkt entnom- diesem EEG dann endlich ermöglicht wird. Wir men worden sind und für Windenergieprojekte zu sehen, dass im Wesentlichen die Marktprämien- kurz sind. Wir brauchen ein Jahr länger, weil die vermarktung neben der sonstigen Vermarktung er- Projektlaufzeiten in der Planungsphase etwa drei laubt ist und andere Vermarktungsformen teil- Jahre vor Instandsetzung in die Phase kommen, weise ausdrücklich verboten worden sind. Wir wo die Verträge abgeschlossen werden, wo die Fi- glauben, dass wir gerade in Bezug auf die Kosten- nanzierungsgespräche geführt werden und so wei- senkungspotentiale beim EEG eigentlich mehr ter. Uns wäre geholfen, wenn wir einen Zeitraum Vermarktungsmöglichkeiten benötigen, denn jede von 30 und 17 Monaten hätten, anstatt von 18 und Kilowattstunde, die vermarktet wird, muss letzt- 5 Monaten vor der Inbetriebnahme. Neben den endlich nicht über die Marktprämie finanziert Planungszeiten ist das Thema Finanzierung sehr werden. Zwei ganz konkrete Punkte sehen wir im virulent. Die Banken wollen genau wissen, wie Gesetz, die geändert werden können, ohne dass nachher die Erlösmöglichkeiten über erneuerbare zusätzlich Geld ausgegeben werden muss oder die Energie im Bereich Windenergie onshore sind und EEG-Umlage belastet wird. Der eine Punkt ist, zum Zweiten sehen wir auch unter der Vorausset- dass die anteilige Vermarktung von Anlagen wie- zung des neuen Kapitalanlagegesetzes und der der erlaubt wird, das ist ja ausdrücklich verboten Verpflichtung, Prospektierung für Windparks, ins- im Gesetz. Unsere Bitte wäre, den § 20 entspre- besondere auch für Bürgerwindparks zu machen, chend zu verändern und die Vermarktungsmög- die Notwendigkeit, eine doch größere Kostensi- lichkeiten zu flexibilisieren. Hinsichtlich der eben cherheit zu schaffen. Auch diese Maßnahme kos- mit großem Aufwand eingeführten Herkunfts- tet das EEG keinen Cent. Es wäre gut, wenn diese nachweise, die ja unter dem Marktprämienmodell betriebliche Praxis im Gesetz berücksichtigt wer- wegen des Doppelvermarktungsverbotes nicht ge- den könnte. nutzt werden dürfen: Wir brauchen hierfür eine Abg. (CDU/CSU): Vielen Dank. Meine

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Frage geht an Dr. Gomez. Ich teile die Meinung ei- passender in der Landwirtschaft, aber es ist mach- niger Vorredner, dass die Bioenergie besonders bar. Wir haben entsprechende Vorschläge ge- hart getroffen ist, obwohl sie nach Umrüstung zur macht. Damit wäre die politische Vorgabe, dass Regelenergie besonders wertvoll sein kann. Wie kein zusätzlicher Anbau von Mais für Bioenergie bewerten Sie den Entwurf in Bezug auf den Aus- bei neuen Anlagen kommen soll, umsetzbar. baukorridor 100 Megawatt auf die Stichtagsregel, Hierzu haben wir einen Vorschlag gemacht: Eine auf die Flexibilitätsprämie und die Regelung zur Vergütungsklasse bis 500 KW mit 17 bis 19 Cent, Höchstbemessungsleistung? Wie müsste nach Ih- 60 Prozent Abfälle und Reststoffe, 40 Prozent rer Ansicht eine Neuausrichtung in Bezug auf die Energiepflanzen, die eine besondere ökologische Einsatzstoffvergütungsklassen ausgelegt werden, Systemwirkung auch in der Landwirtschaft entfal- wenn wir den Koalitionsvertrag ernst nehmen und ten können. Sie sind überall systemrelevant, nicht überwiegend Rest- und Abfallstoffe einsetzen wol- nur im Strombereich. Auch einbeziehen müsste len? Wie bewerten Sie die 150 Tage-Regel bei man die thermochemische Vergasung sowie die Kleinanlagen? Holzkraftwerke, die auf einem sehr guten techno- logischen Weg sind. Zur Bemessungsleistung: SV Dr. Claudius da Costa Gomez (BBE): Vielen Hier ist ein massiver Eingriff in den Bestand vor- Dank. Die Bioenergie ist flexibel und verlässlich gesehen, das kann so nicht gehen. Das ist in ver- und produziert heute schon zwei Drittel der ge- schiedenen Gremien - auch des Bundesrates - dis- samten erneuerbaren Energien und im Strombe- kutiert worden. Faktisch müsste es eine 100 Pro- reich 30 Prozent. Mit dem vorgelegten Gesetzent- zent-Bemessungsleistung für alle Anlagen geben, wurf zur Reform des Erneuerbaren-Energien-Ge- die zum Ende dieses Jahres errichtet sind. Alles setzes ist eine - da darf ich die Frau Müller zitie- andere ist nach unserer Auffassung verfassungs- ren - eine Verunmöglichung der Bioenergie vorge- rechtlich angreifbar. Der politische Kompromiss nommen worden. Es wird eine reine Kostenbe- könnte 95 Prozent der installierten elektrischen trachtung des Kilowattstundenpreises vorange- Leistung sein. Die Anlagen, die in der Vergangen- setzt und dann ab einer bestimmten Grenze abge- heit gezeigt haben, dass sie mehr gemacht haben, schnitten, weil zu teuer. Wir wissen alle, dass die müssten dann auch entsprechend mehr Bemes- EEG-Umlage nicht der geeignete Maßstab ist, um sungsleistung bekommen, ansonsten sehen wir hier politische Entscheidungen zu treffen. Herr hier Millionenbeträge, Milliardenbeträge die an Gerig hat gefragt, wie unsere Bewertung ist. Das Investitionen in den Sand gesetzt werden, weil Hauptproblem ist eben diese Verunmöglichung. man hier einen rückwirkenden Eingriff macht. Die festgelegten Vergütungssätze führen dazu, Das gleiche gilt für die Biomethaneinspeiseanla- dass - wenn überhaupt - nach unserer Schätzung 6 gen. Megawatt Gülle-Kleinanlagen mit 75 KW und ei- nige kommunale Anlagen zur Vergärung von Bio- Abg. Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD): Ich abfällen gebaut werden. Damit werden wir keine habe auch eine Frage an Herrn Dr. Gomez. Es wird 10 Megawatt erreichen, insofern wäre der Ausbau- aus dem Kreis der Biomassebranche der Vorwurf korridor passend. Da wäre sogar noch Luft, man erhoben, dass die beabsichtigte Novelle an einigen braucht sich dann auch keine Gedanken über die Stellen in den Bestandsschutz eingreift. Können Maßnahmen zu machen, wenn er denn überschrit- Sie das an zwei, drei Beispielen erläutern. ten wird. Das ist nach unser Auffassung nicht richtig vor dem Hintergrund, dass wir die einzige SV Dr. Claudius da Costa Gomez (BBE): Die Be- erneuerbare Energie sind, die flexibel ist, die in messungsleistung ist dazu angelegt, dass Anlagen verschiedenen Bereichen - KWK wurde schon an- sich flexibilisieren sollen, was draußen im Markt gesprochen - ihren Beitrag leisten kann. Wir brau- auch passiert. Wir haben 800 Megawatt Regelleis- chen eine Vergütungsklasse, die den Koalitions- tung jetzt am Netz. Durch das EEG 2012 ist das in vertrag umsetzt mit dem Einsatz von überwiegend den letzten zwei Jahren ermöglicht worden. Diese Reststoffen und Abfällen, aber auch mit einem ge- Anlagen sollen sich flexibilisieren und es soll fest- ringeren Anteil an Energiepflanzen. Diese Pflan- gelegt werden, dass sie nicht zusätzliche Kilowatt- zen können gerne besondere ökologische Auflagen stunden Strom produzieren, weil die eine oder an- bekommen. Ordnungsrechtlich wäre es besser und dere Regelung der verschiedenen EEG-Novellen

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heute nicht mehr passend ist. Da sind wir uns alle die wir bisher gemacht haben, im EEG fortführen. einig. Im Gesetzentwurf ist vorgesehen, dass nur Aber wir wollen ihnen zumindest eine Perspek- 90 Prozent der installierten Leistung gefahren tive geben, wie sie weiterarbeiten können. Deswe- werden kann, also 10 Prozent der installierten gen wollen wir auch alternative Energiepflanzen Leistung nicht. In viele Anlagen wurde in den fördern. Wenn Energiepflanzen überhaupt nicht letzten zwei, drei Jahren investiert und sie könn- mehr fortgeführt werden, wird es auch keine an- ten diese Investitionen nicht umsetzen. Das ist ein deren Energiepflanzen als Mais geben. Die dramatischer Eingriff. 1,5 Mrd. würden hier an In- 900.000 Hektar Mais, die für Biogas angebaut wer- vest gefährdet und wir denken, das sind 15 bis 20 den, werden dann die nächsten 20 Jahre angebaut. Prozent der Anlagen, die draußen stehen. Im Bio- Das wollen wir alle zusammen nicht. Wir wollen methanbereich ist keine Umstellung auf andere andere Energiepflanzen mit einbringen. Das ist BHKW, die Biomethan haben, möglich. Es gibt er- möglich, wenn entsprechende Regelungen vorge- hebliche Eingriffe, Millionen und Milliarden von nommen werden. Investitionen in die Biomethaneinspeisung wer- den vernichtet und damit natürlich auch das Wis- Abg. (CDU/CSU): Ich habe eine sen und der Fortschritt, der in der Vergangenheit Frage an Herrn Homann und an Frau Müller. Für erzielt worden ist. Wir können mit dem Biome- den Bereich Wind onshore ist in der EEG-Novelle than die ganze Infrastruktur des Gasnetzes nutzen das Referenzertragsmodell vorgesehen. Die Fragen und damit die Probleme, die wir mit der Energie- an Sie beide: Glauben Sie, dass dies zu einer Bes- wende haben, nämlich den Ausgleich, auch be- serstellung auch von ineffizienten Standorten wältigen. Mit konventionellem fossilen Gas, aber führt? Und inwieweit läuft es letztendlich der eben auch mit erneuerbaren Gasen. Wenn wir Bio- Kostensenkung bei Wind onshore entgegen? Mich methan einspeisen, dann ist dies der erneuerbare würde dann noch interessieren, ob Sie vielleicht Teil in dem Gasnetz und wir können damit den Zahlen oder Datenmaterial bezüglich der kom- Ausgleich an den verschiedenen Stellen mit gro- menden Entwicklung von Repowering in den ßen Speichermöglichkeiten des Gasnetzes herstel- nächsten Jahren bei Windkraft haben. len. SV Jochen Homann (Bundesnetzagentur): Im Be- Abg. Josef Göppel (CDU/CSU): Das passt jetzt reich Onshore-Wind ist ja ein Nettoausbaupfad ganz gut, Herr Dr. Gomez. Ich habe nämlich noch vorgesehen, der aus unserer Sicht sehr großzügig eine ergänzende Frage. Aus dem Gesetzentwurf ist. Dort wird es also einen erheblichen und einen ergibt sich, dass der Ausbaupfad bei der Biomasse schnelleren Ausbau geben als in der Vergangen- ein Bruttoausbaupfad ist - im Gegensatz zu Sonne heit. Was das Referenzertragsmodell angeht ist un- und Wind. Das würde bedeuten, dass über 20 sere Einschätzung, dass auf der einen Seite Über- Jahre hinweg die Biogastechnik aus der Landwirt- förderung bei sehr guten Standorten beseitigt wird schaft herauswachsen würde bzw. die landwirt- und auf der anderen Seite der Ausbau von Wind schaftlichen Anlagen dann auf ein Minimum zu- in den mittleren Lagen ein Stück weit erleichtert rückgeführt würden und die Biogastechnik entwe- wird. Ich glaube das ist im Ergebnis in Ordnung. der gar nicht mehr verwendet oder von völlig an- deren Nutzern gebaut würde. Können Sie dazu et- SV Hildegard Müller (BDEW): Zuerst einmal was sagen? möchte ich im Gegensatz zu Herrn Dr. Falk aus- drücklich hervorheben, dass unseres Erachtens SV Dr. Claudius da Costa Gomez (BBE): Wir se- die Ausbauziele mit dem Gesetzentwurf durchaus hen das Problem, dass mit der Verunmöglichung erreicht werden können. Die ambitionierten Ziele ausschließlich kleine Gülleanlagen bis 75 KW ge- zum Ausbau der erneuerbaren Energien sind nicht baut werden können. Diese sind richtig und wich- abgebrochen worden, sondern sozusagen in einem tig. Wir brauchen aber für eine Weiterentwicklung volkswirtschaftlich sinnvolleren Korridor ausge- der Technologie einen Ausbaupfad, der über 6 staltet. Wir hätten uns natürlich auch gewünscht, Megawatt pro Jahr liegt. Die Bestandsanlagen ge- dass hier noch eine Verknüpfung vielleicht zum hen natürlich sukzessive ab 2020 aus der Nutzung Netzausbau hergestellt wird. Ich glaube nicht, heraus. Wir wollen diese nicht mit allen Fehlern, dass die neuen Vergütungsregelungen den Ausbau

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der Windkraft an Land abschwächen. Der zwi- auch die Bestandsanlage über einen gemeinsamen schenzeitlich im Regierungsentwurf angepasste Netzverknüpfungspunkt und gemeinsam genutzte Verlauf des Referenzertragsmodells ermöglicht Netzinfrastruktur ans Netz gehen. In Bezug auf die auch aus unserer Sicht den volkswirtschaftlich verpflichtende Direktvermarktung ist es nach un- kosteneffizienten Ausbau von Windkraftanlagen serer Einschätzung so, dass mit dem EEG eben an mittleren bis guten Standorten. Da ist ein keine sofortige Anmeldung in die verpflichtende Knick im Verlauf der Förderkurve des Referenzer- Direktvermarktung möglich ist für den Anlagenbe- tragsmodells geglättet worden. Ob die Einführung treiber. Er kann erst einsteigen, nachdem er zum des atmenden Deckels notwendig ist, hinterfragen Beispiel die Fernsteuerbarkeit nachgewiesen hat. wir an dieser Stelle. Wir sehen hier keine Analo- Das kann er aber erst, wenn die Anlage in Betrieb gie zur Photovoltaik, wo man aus gutem Grund ist. Das heißt also, man kann nicht mit der Inbe- den atmenden Deckel eingeführt hat. Es ist eben- triebnahme in die verpflichtende Direktvermark- falls zu hinterfragen, warum der atmende Deckel tung direkt einsteigen. Das war in der Vergangen- bereits bei geringen Abweichungen greifen soll. heit auch erstmal ein Problem. Dem konnte man Wenn man die Planungszeiten sieht, dann kann es aber begegnen, indem man in der Einspeisevergü- hier zu Übergangsproblemen und Schwierigkeiten tung verblieben ist. Jetzt würde man sozusagen - kommen. Da wir sehr lange Vorlaufzeiten und und das widerspricht eigentlich dem Wortlaut des hohe Kosten haben, kann es hier zu einigen uner- Gesetzes - in die Einspeisevergütung in Ausnah- wünschten Effekten beim Ausbau der Windkraft mefällen fallen. Es kann eigentlich nicht Sinn und kommen. Das Re-Powering ist sehr schwer zu Zweck sein, dass man bei jeder Inbetriebnahme, prognostizieren. Wenn Standorte knapp werden, die ja nun eindeutig ein Regelfall ist, in einen kann es sicherlich leichter sein, bereits genutzte Ausnahmefall fällt. Das wäre aber auch noch mög- Standorte zu repowern. Das hängt natürlich davon licherweise kein Problem oder nur eines, das die ab, ob und wie auch die Länderöffnungsklausel in Betrieb gehende Anlage betrifft. Wir sehen aber im Baugesetzbuch und andere Dinge wirken, die ein Problem bezogen auf die schon in Betrieb be- wir - und das will ich auch ausdrücklich sagen - findlichen Anlagen, die über dieselbe Netzinfra- sehr kritisch sehen und dringend bitten, diese struktur einspeisen. Die wären nämlich dann nicht einzuführen. Wir fürchten hier schwerwie- möglicherweise in einem anderen Vermarktungs- gende Akzeptanzprobleme für den weiteren Aus- weg - und das ist eben nach § 24 ein Problem. Die bau der erneuerbaren Energien. würden dann möglicherweise sogar auf den Marktwert abfallen. Die Neuanlage wäre zunächst Abschließend nochmal zusammengefasst: Der Zu- in der Einspeisevergütung in Ausnahmefällen, bau wird mit dem vorgelegten Referenzertragsmo- wohingegen die Bestandsanlagen im Normalfall in dell voraussichtlich vorrangig an windstärkeren der Marktprämie wären. Diese beiden Anlagenka- Standorten erfolgen - und das unterstützen wir tegorien wären an diesen Verknüpfungspunkten ausdrücklich. also in zwei verschiedenen Vermarktungswegen. Das aber ist nicht erlaubt, sondern würde sanktio- Abg. (SPD): Vielen Dank, Herr niert werden - nach unserer Auffassung durch § Vorsitzender. Ich habe eine Frage an Herrn Klus- 24, indem die Anlagen dann auf den Marktwert mann und zwar geht es insbesondere um techni- abfallen würden. Das ist ein erhebliches Risiko für sche Regelungen. Mit dem zunehmenden Ausbau die Bestandsanlagen. Dem kann bei den Fristen, erneuerbarer Energien wird Kritik geübt, was die wie sie jetzt im Gesetz stehen, nicht begegnet wer- Anschluss-Schaltstellen angeht, und hier gerade den. Deshalb schlagen wir vor, dort hinreichende in Bezug auf Netzverknüpfungsstellen. Vielleicht Übergangsfristen einzuführen. Diese kosten ja können Sie diese Problematik genauer schildern kein Geld, sondern geben Vertrauensschutz. Mit und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. einer gewissen Übergangsfrist von einem Monat - um ganz sicher zu gehen drei Monaten - könnte man diese Probleme ohne Weiteres umgehen. Die SV Björn Klusmann (juwi AG): Ich hatte das eben Bestandsanlagen hätten überhaupt nicht das Ri- ganz kurz schon einmal angerissen. Es gibt ein siko, auf den Marktwert abzufallen und die Neu- Problem während der Inbetriebnahmephase von anlage könnte z.B. Fernsteuerbarkeit nachweisen Anlagen, bei denen sowohl die Neuanlage als

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und dann eben in das Marktprämienmodell oder keine wesentlichen Auswirkungen auf den weit- in einen anderen Vermarktungsweg wechseln. Da- räumigen Netzausbau aus der Netzausbauplanung mit hätte man das Problem sicher gelöst. hat. Meine Frage geht mehr in Richtung Realisie- rung und zwar ist im Artikel 11 eine Änderung im Abg. (CDU/CSU): Frau Müller, Sie Bundesbedarfsplangesetz zur Leitungsbündelung haben angesprochen, dass Wasserkraft ziemlich vorgesehen, wonach Erdverkabelungen künftig beschnitten wird. Wäre es dann nicht einfacher, ausgeschlossen sind, wenn eine Freileitung im wenn man als Grundlage den Koalitionsvertrag Trassenbereich bereits existiert. Insoweit würde nehmen würde: Die bestehenden gesetzlichen Re- mich Ihre Einschätzung interessieren und natür- gelungen haben sich bewährt und werden fortge- lich auch, was Sie vorschlagen. führt. Und dann an Herrn Dr. Falk zum Thema Höchstbemessung: Wären im Sinne des Bestands- SV Boris Schucht (50Hertz): Vielen Dank, Herr und Vertrauensschutzes nicht installierte Leistun- Vorsitzender, vielen Dank Frau Katzmarek. Ja, es gen als Höchstbemessungsleistung sinnvoll? ist richtig, dass der jetzige Entwurf ein Thema auf- greift, was wir sehr begrüßen. In erster Linie näm- SV Hildegard Müller (BDEW): Wir hinterfragen lich die Teilverkabelung bei den Gleichstromlei- kritisch, warum der Gesetzgeber die unzweckmä- tungen zu ermöglichen. Es war bisher auf zwei Pi- ßigen Förderbedingungen im Bereich der Wasser- lotprojekte beschränkt. Wir merken, dass es für kraftanlagen überhaupt aufrechterhalten will. Wir die Akzeptanz und für das Verständnis der Bevöl- sehen eher weiteren Nachbesserungsbedarf, um kerung vor Ort sehr wichtig ist, verschiedene die Zielvorgabe der Wasserkraftnutzung in Handlungsoptionen/Realisierungsoptionen in der Deutschland zu erreichen und das geht über den Hand zu halten und mit den Menschen vor Ort gesamten Bereich der sachgerechten Förderung diskutieren zu können und da sind Teilverkabe- der Modernisierung und der Ertüchtigung von An- lungen eine ganz wichtige Option. Hinzu kommt, lagen mit einer installierten Leistung von mehr als dass bei den Gleichstromkorridoren dieses auch 5 Megawatt. Wir halten die eingeführten Regelun- technisch eher möglich ist, als bei den Wechsel- gen für sehr fragwürdig. Es scheint aus unserer spannungsleitungen. Vor dem Hintergrund hielten Sicht sehr fraglich, dass die Sonderregelungen wir diese Eingrenzung nicht für gut und begrüßen zum Verbot neuer Querbauwerke allein für Was- es sehr, dass die aufgehoben worden ist. Was aber serkraftnutzung gerechtfertigt sind. Ich hatte das jetzt noch als Einschränkung im Gesetzesentwurf eben schon angedeutet in meiner ersten Antwort. steht, ist dass in dem Korridor, in dem schon eine Hier haben wir doch eine wirklich erhebliche bestehende Freileitung ist, keine Erdverkabelung Schlechterstellung gegenüber Staustufen zur Si- möglich sein sollte. Das erschließt sich mir nicht. cherstellung der, Schiffbarkeit von Gewässern. Wo sie einen Korridor haben, haben sie rechts Deshalb wäre dies aus unserer Sicht heraus drin- und links jeweils einen Schutzstreifen, wo sie gend im Gesetzesentwurf nachzubessern und eine sehr wohl auch eine Kabellösung als Alternative entsprechende Regelung zu vermeiden. vorsehen können, anstatt einen Mast 30 Meter nach oben zu bauen und damit das Landschafts- SV Dr. Hermann Falk (BEE): Es ist richtig, dass bild zu beeinflussen. Vor dem Hintergrund wür- die Höchstbemessungsleistung einfacher zu fassen den wir noch mal anregen, das nochmal zu über- wäre, wenn man sie mit der installierten Leistung denken und zu diskutieren, ob es nicht möglich benennen würde und insoweit kommt es nur noch wäre, diesen einen Teilsatz, der das beschreibt, zu darauf an, zu welchem Zeitpunkt wird diese Fest- streichen, damit wir eine möglichst hohe Flexibi- stellung getroffen, aber da haben wir ja auch lität in der Diskussion vor Ort für die Akzeptanz schon über die Übergangsregelung und den Ver- und für das Verständnis in der Hand haben und trauensschutz gesprochen. nicht künstlich eine Lösung ausschließen.

Abge. (SPD): Meine Frage Abg. Klaus Ernst (DIE LINKE.): Zwei Fragen an richtet sich an Herrn Schucht. Sie hatten bereits Dr. Falk. Die Erste: Begrenzt der 100 Megawatt-De- ausgeführt, dass aus Ihrer Sicht die EEG-Reform ckel bei der Biomasse den Zubau und den Ersatz

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alter Anlagen? Kann dies bedeuten, dass in 25 Jah- eine angebliche Reduzierung der Kostendynamik. ren tatsächlich nur noch 2,5 Gigawatt Biomasse- Ich würde Sie bitten noch einmal zu erläutern, leistung existieren, also ein Drittel der heutigen welche Auswirkungen, welche Kostenfolgen der Menge? Und die zweite Frage: Inwieweit gewähr- Ausbau der Erneuerbaren auf die EEG-Umlage hat, leistet der Entwurf den Ausbau der Windenergie insbesondere jener von Wind und Photovoltaik, eigentlich auch im Süden unserer Republik? die ja inzwischen die günstigste Form der Strom- erzeugung sind. Und was sind andere Faktoren, SV Dr. Hermann Falk (BEE): Ja, tatsächlich ist der die die EEG-Umlage beeinflussen - und werden Ausbau im Bereich Biogas notwendig in höherem diese anderen Faktoren überhaupt durch den Ge- Maße, weil ja auch alte Kraftwerke vom Netz ge- setzentwurf adressiert? hen werden. Diese werden außer Betrieb gestellt nach 20 Jahren, deswegen muss an sich sehr viel SV Dr. Hermann Falk (BEE): Wenn Sie mir erlau- mehr gebaut werden. Es kann auch sehr viel mehr ben, den Herrn Staatssekretär Baake zu zitieren: gebaut werden, wenn man sich die letzten Jahre Auswirkungen auf die Entwicklung der EEG-Um- anschaut. Die Branche hat sicherlich eher in dem lage haben vor allem die Wetterbedingungen und Bereich 200 bis 300 MW sehr moderat, aber im- die Börsenpreisentwicklung. Dieses Börsenpreis- mer noch gut produziert und ist insoweit auch paradoxon, dass sinkende Börsenpreise zu einer leistungsfähig. Das muss man ins Kalkül nehmen höheren EEG-Umlage führen, ist auch nicht steu- und deswegen glauben wir auch, dass es nicht erbar von Ihnen hier im Ausschuss. Die Menge notwendig ist, aus Kostendämpfungsgesichts- und Masse an erneuerbaren Energien waren nie punkten einen solchen strikten Deckel zu haben. angedacht für so einen Spotmarkt. Sie wird Auch vor dem Hintergrund unserer Versorgungs- zwangsweise dorthin gedrängt und entsprechend sicherheit aus der einzigen heimischen Gasquelle. sinken die Preise. Das wird so weitergehen, zu- Die Mindestabstandsregelung, die womöglich in mindest würden die Börsenpreise ähnlich niedrig Bayern oder auch in Sachsen sehr strikt und rest- sein. Allein im Vergleich zum letzten Jahr sind riktiv Praxis werden soll, ist ein Damokles- die Preise in den ersten vier Monaten nochmals schwert. Das ist der eine Faktor, der den Ausbau um 10 bis 17 Prozent gesunken. Das ist ein Faktor, deutlich verlangsamen kann, obwohl wir ja im Sü- der ganz wesentlich für die Kostenfrage zu Buche den auch im Sinne der dezentralen Verteilung un- schlägt. Weniger die Kosten des Neubaus. Wir alle bedingt Windkraft benötigen. Der andere Faktor wissen, dass der alte Bestand sehr teuer war. Ge- sind die Unwägbarkeiten bezüglich der Zins- und rade im PV-Bereich. Das ist gar keine Frage, aber Rohstoffentwicklung. Man muss sehen, dass bei der Neubau im Bereich PV und Wind ist ja jetzt so aller willkommenen Korrektur des Referenzer- festgelegt, dass die Wind-Kilowattstunde unter 9 tragsmodells immer noch die mittleren Geste- Cent vergütet werden soll und die große PV ist ja hungskosten höher sind, als die Vergütungskurve auch schon unter 10 Cent. Das ist genau in diesem jetzt angelegt wird. Nach den Aussagen der Deut- Bereich, den auch der Bundeswirtschaftsminister sche WindGuard, eines sehr renommierten Insti- angesteuert hat, wenn er sagt, die fossilen Kraft- tuts, sind die mittleren Gestehungskosten höher. werke, die neu gebaut werden, kosten auch so ca. Dabei wurde noch nicht einmal berücksichtigt, 7 bis 11 Cent. Da sind wir im Bereich PV und dass ja immanent noch weitere Stellschrauben ge- Wind genauso drin und wettbewerbsfähig. Deswe- dreht werden, wie die Vermarktungskosten aber gen vermag ich gar nicht zu sehen, dass noch zu- auch die Ausschreibungsbeteiligungskosten, die sätzlich hier mit anderen Instrumenten so eine Art allesamt auf diese Margen drücken und insoweit Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden soll. Die gerade auch im Süden den Ausbau deutlich ver- Kosten im Übrigen sind auch geprägt von der langsamen werden. Preisentwicklung des Emissionshandels. Auch das liegt nicht ohne Weiteres in Ihrer Hand, aber Abg. Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ich würde sehr appellieren, dass sich der Aus- NEN): Herzlichen Dank, Herr Vorsitzender. Ich schuss damit beschäftigt, damit sich die Co2 - habe auch noch eine Frage an Herrn Dr. Falk. Und Preise erholen und damit der Mittelstand, das Ge- zwar ist die Begründung für die EEG-Novelle und werbe und auch die privaten Verbraucher entlas- die Reduzierung des Ausbaus der Erneuerbaren ja tet werden. Je höher die Co2 -Preise steigen, desto

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stärker sinkt die EEG-Umlage. Auch dieses Para- giewende europäisch koordiniert ist und wir se- doxon sollte man in Betracht ziehen, das sagen hen aber insbesondere bei der Photovoltaik entge- nicht nur wir, sondern auch das Ökoinstitut. gen aller Beteuerungen, dass es eben nicht billiger Wenn Sie ansonsten sehr deutlich die Kosten re- wird, sondern durch die Eigenverbrauchsregelung duzieren wollen von erneuerbaren Energien, dann wird es zunehmend teurer. Es steht zu befürchten, müsste man an sich logischer Weise noch stärker dass es einen Solarboom 2.0 geben wird - mit al- in Forschung und Entwicklung investieren, aber len negativen Kostenkonsequenzen. Es steht zu das will ich hier gar nicht thematisieren. Aber befürchten, dass es große Umverteilungswirkun- nutzen Sie doch die Chance, diese jetzt sehr gen geben wird, dass die Allgemeinheit die teuren marktfähigen erneuerbaren Energietechnologien Photovoltaikanlagen von einzelnen, relativ wohl- auch in den Stand zu versetzen, in Deutschland habenden Photovoltaikanlagenbesitzern bezahlen eine breite Anwendung zu finden, damit man im muss. Wir sind heute bei etwa einer Million Pho- Ausland unter Beweis stellt, dass wir es können, tovoltaikanlagen im Haushaltsbereich. Wir kön- dass nicht nur das Anlagenwissen, sondern auch nen leicht zu 10-15 Millionen kommen - mit allen das Ingenieurwissen über die Systemintegration Umverteilungs- und Kostenwirkungen. auch im Ausland anerkannt wird und entspre- chende Exportchancen eröffnet werden. Abg. Dr. (CDU/CSU): Eine Frage an Herrn Dr. Falk und Herrn Raphael bezüglich der Abg. Thomas Bareiß (CDU/CSU): Herzlichen Geothermie. Ist die geplante Erhöhung der Degres- Dank. Mich treibt die gleiche Fragestellung wie sion von 1 auf 5 Prozent Ihrer Meinung nach den Kollegen Krischer, nämlich die Kostendyna- zweckdienlich und könnten hier Übergangsrege- mik des letzten Jahres und auch die, die vielleicht lungen gerade in Umsetzung befindlichen Projek- noch kommen mag. Ich komme für mich persön- ten helfen. lich aber zu einer etwas anderen Schlussfolgerung als Herr Dr. Falk. Ich möchte gerne Herrn Prof. Dr. SV Detlef Raphael (Deutscher Städtetag): Aus un- Frondel die Chance geben, hierzu Stellung zu be- serer Sicht in beiden gemeindlichen kommunalen ziehen. Wie sehen Sie in den nächsten Jahren die Spitzenverbänden sehen wir mit der vorgesehe- Kostendynamik und welche Schlussfolgerungen nen Regelung an der Stelle keine Probleme. Das sollten wir vielleicht auch für die Gesetzgebung gilt auch für die anderen Ausbaukorridore und ich daraus ziehen? sage es ganz offen: Da gibt es natürlich von Kom- mune zu Kommune unterschiedliche Sichtweisen. SV Prof. Dr. Manuel Frondel (RWI Essen): Wir Diejenigen, die sich in einem speziellen Segment sind tatsächlich der Auffassung, dass die Kosten- engagieren, hätten natürlich Interesse daran, dass dynamik durch das geplante EEG nicht stark abge- eine bestimmte Forderung fortgeführt wird. Das dämpft wird. Wir sehen viele Defizite. Insbeson- haben Sie auch an der Stellungnahme des Deut- dere sehen wir das Defizit, dass marktwirtschaftli- schen Landkreistages gesehen. Deshalb haben wir che Lösungen - vielleicht - erst 2017 installiert uns bewusst herausgehalten, eine bestimmte Art werden sollen. Daneben sehen wir das Defizit, der erneuerbaren Energien in die eine oder andere dass der Ausbau der erneuerbaren Energien im Richtung zu bewerten. Vergleich zum Netzausbau viel zu schnell voran- geht. Dadurch entstehen Ineffizienzen, die dafür SV Dr. Hermann Falk (BEE): Die Vorstellungen in sorgen, dass wir gar nicht wissen, wohin mit dem der Gesetzesnovelle zur Geothermie sind aus un- Strom. Wir verramschen ihn oder zahlen sogar serer Sicht eher unterirdisch, weil wir hier in kei- eine Entsorgungsgebühr, damit wir diesen über- ner Weise von einer reifen Technologie sprechen, flüssigen Strom ins Ausland exportieren können, die eine solche strikte und scharfe Degression sorgen dort für weitere Probleme, die Schweizer auch nur ertragen könnte. Es sind nur sieben Be- Wasserkraft wird dadurch nicht mehr wettbe- standsanlagen derzeit in Betrieb und die Neuen werbsfähig. Auch unsere Nachbarn in anderen eu- haben eine sehr lange Vorlaufzeitplanungs- und ropäischen Ländern sind sehr besorgt über diese Erkundungsphase, sodass kein Investor wirklich Entwicklung und ich bezweifle, dass diese Ener- sauber kalkulieren kann, wann die Inbetrieb- nahme sein wird. Ab 2017 sollen die Standorte

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und die Kraftwerke ausgeschrieben werden und nicht an anderer Stelle nachjustieren - ein Versor- dann soll nochmal die Degression stattfinden. Das gungssicherheitsproblem in Deutschland bekom- ist einfach nicht verständlich. Soll denn der Aus- men. Soweit aber die Ziele der Bundesregierung schreibungspreis degressiv sein oder wie passt das im Moment definiert sind, und dass passt syn- zusammen. Keine Ahnung. Ich hoffe, Sie lösen chron zueinander, sind sowohl das jetzige EEG als das noch auf. auch der Bundesbedarfsplan, der den Netzausbau beschreibt, zwei Puzzleteile, die gut und sicher Abg. (SPD): Mein Thema ist zueinander passen. Solange diese auch umgesetzt die Versorgungssicherheit. Ich würde gern die werden. Einschätzung von Herrn Schucht und Herrn Homann hören wollen. Zwei Daten kann man sich SV Jochen Homann (Bundenetzagentur): Was Herr ziemlich gut merken: Am 3. Oktober 2013 gab es Schucht gesagt hat, ist auch unsere Einschätzung. besonders viel Wind und besonders viel Sonne - Ich plädiere dafür, dass man hier in Phasen denkt. 71/72 Gigawatttagesspitzenlast und 260 Prozent Die jetzige Phase würde ich so etwa bis Ende 2017 Ökostrom. Und das andere Datum ist der 13. Feb- ansetzen, wenn nämlich die Reservekraftwerks- ruar 2013. Da hatten wir mit einem Anteil von 16 verordnung ausläuft. Es muss sich eine Phase an- Prozent der Regenerativen den Tiefstand in den schließen, wo wir uns genau überlegen - und das Abendstunden des Jahres 2013, insgesamt an 185 ist ja auch politische Vorgabe - wie wir dann in Tagen Defizit, zur Mittagszeit an 70 Tagen. Meine Zukunft mit dem Thema Versorgungssicherheit Frage mit Blick auf den Ausbaukorridor bis 2025: umgehen. Dahinter verbirgt sich die ganze Diskus- Wenn ich das extrapoliere und die gleichen Tage sion über Strommarktdesign und Kapazitätsme- ansetze mit den gleichen Lasten und ich lasse jetzt chanismus. Ich habe verstanden, dass der Bundes- mal Energieeffizienz und Energieverbrauchssen- wirtschaftsminister diese Diskussion jetzt kurz- kung außen vor, wie will 50 Hertz gewährleisten, fristig kräftig vorantreiben wird und dann stellt dass wir nicht zu Teillastabwürfen bzw. zu regio- sich irgendwann die schwierige Frage zu differen- nalen Blackouts kommen. Welche Vorhaben zieren zwischen solchen Kraftwerken, die so, wie müssten wir im Blick behalten, was die Reserve das gegenwärtig der Fall ist, als Überkapazität da- anbetrifft. Das Gleiche geht in Richtung der Bun- stehen und solchen Kraftwerken, die man aus Ver- desnetzagentur. Wie wird die Versorgungsicher- sorgungssicherheitsgründen braucht, um zu ver- heit mit diesen Ausbaupfaden und parallel dem meiden, dass man eine neue Subventionsdebatte Vorhalten von Nicht-Regenerativen gewährleistet? bekommt. Unsere Einschätzung ist, dass die Ver- sorgungssicherheit für die nächsten Winter gesi- SV Boris Schucht (50Hertz): In den Netzausbau- chert ist. Aber dass mittel- und langfristig die be- planungen sehen wir Extremszenarien vor, Kom- stehenden Netzengpässe beseitigt werden müssen binationen von Einzelfällen, die wir so in der Pra- - auch um nicht in eine Debatte zu kommen, die xis in der Regel nicht sehen, sondern alle 100 oder da lautet: unterschiedliche Preiszonen, im Ext- 200 Jahre einmal. Insofern basiert die Netzent- remfall sogar innerhalb Deutschlands. Wer dies wicklungsplanung auf Wetterszenarien die schon vermeiden will, muss die Netzengpässe angehen. wirklich Worstcase-Szenarien sind. Wir werden die Versorgungssicherheit in Deutschland nur ge- Der Vorsitzende: Vielen Dank, Herr Homann. Den währleisten können, wenn das Zusammenspiel ersten Block haben wir jetzt geschafft und wir ma- von Ausbau der erneuerbaren Energien, Entwick- chen pünktlich um 14:00 Uhr weiter mit dem 2. lung der konventionellen Energien und dem Netz- Block. ausbau auch in einem Korridor entwickelt wird - so wie wir es in dieser Netzentwicklungsplanung 2. Themenblock (14:00-15:30 Uhr) auch beschreiben. Wenn wir in der Netzentwick- lungsplanung sagen, für so viel erneuerbare Ener- Marktintegration der erneuerbaren Energien (Di- gie brauchen wir diese und jene Leitung, und es rektvermarktung, Ausschreibung) kommen dann einzelne Elemente aus diesen Lei- tungen nicht, werden wir natürlich - wenn wir Der Vorsitzende: Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren. Wir treten ein in die

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Befragung zum zweiten Themenblock, nämlich Markt durch die Hintertür abschafft. Wir hätten Marktintegration der erneuerbaren Energien, ein paar Anmerkungen dazu wie man diese Förde- Stichworte sind Direktvermarktung sowie Aus- rung gestaltet. Wir glauben, dass eine fixe Markt- schreibungsmodelle. Ich wollte ja zu Beginn jeden prämie eher dienlich wäre statt einer gleitenden Blocks die Sachverständigen kurz nennen, einige Marktprämie und dass man diese leistungsbasiert sind geblieben. Wir haben jetzt als Sachverstän- gestalten sollte statt arbeitsbasiert, damit man dige Frau Hildegard Müller wiederum vom auch wirklich eine Förderhöhe erreicht, die mini- BDEW, Herrn Stefan-Jörg Göbel von Statkraft, mal das fördert, was man erreichen will und eben Herrn Dr. Dietmar Lindenberger vom EWI in Köln, auch tatsächlich den gewünschten Effekt erzielt. Herrn Peter Reiz von der Energiebörse in Leipzig, Was die Geschwindigkeit angeht haben Sie gefragt Herrn Daniel Hölder vom BBE, Herrn Jörg Müller - ja, schneller wäre besser, also auch was die Aus- von Enertrag, Herrn Michael Wübbels vom VKU, schreibungsmodelle angeht. Da würden wir uns Herrn Prof. Dr. Uwe Leprich von HTW Saarland, wünschen, dass insbesondere ein Ausschrei- Herrn Dr. Thomas Banning vom Bündnis Bürger- bungsbericht, der ja vorgesehen ist, schon Ende energie und erneut Herrn Detlef Raphael vom 2015 verfügbare wäre, um tatsächlich das Ziel Deutschen Städtetag stellvertretend für alle kom- 2017 dann auch zu erreichen und die entspre- munalen Spitzenverbände. Wir verfahren nach chenden Vorlaufzeiten einzuhalten. dem gleichen Muster der Befragung. Der erste Fra- gesteller ist Herr Dr. Pfeiffer. SV Stefan-Jörg Göbel (Statkraft): Zunächst einmal ist die Direktvermarktung natürlich ein Erfolgsmo- Abg. Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU): Ja, vielen dell. Über 40.000 Megawatt (MW) sind in der Di- Dank. Ich habe eine Frage an Herrn Reitz von der rektvermarktung, Herr Reitz hat das erwähnt. Das EEX und an Herrn Göbel von Statkraft und zwar ist also das gängige Modell heute ohnehin. Die po- zum Thema Direktvermarktung und die damit ver- sitiven Effekte bilden sich heraus aus dem Wettbe- bundenen Möglichkeiten. Wenn Sie diese viel- werb um eine so gut wie mögliche Prognose, um leicht aus Ihrer Sicht noch einmal bewerten, die eine so gut wie mögliche Steuerungsfähigkeit, Ein- jetzt vorgeschlagen sind. Ob die Bagatellgrenzen, griffsmöglichkeit bei den erneuerbaren Energien. die da vorgeschlagen werden, überhaupt notwen- Es gibt keinen Grund, diese Wettbewerbseffekte dig sind oder ob man die nicht entfallen lassen und diesen Innovationswettbewerb auszurollen könnte. Ob man nicht viel schneller die Direktver- auf die gesamte Flotte der noch zu bauenden er- marktung für die neuen aber auch für den Bestand neuerbaren Energien. Also das heißt: in Summe aufnehmen könnte und welche Effekte Sie sich da führt die Direktvermarktung dazu, dass das Sys- denn auch erhoffen und inwieweit es ggf. dann tem billiger und sicherer wird, insbesondere über auch insgesamt kostensenkend wirken könnte. die Flexibilisierung eben auch sicherer. Die Baga- tellgrenze, wie sie im Gesetzentwurf genannt SV Peter Reitz (EEX AG): Ja, vielen Dank. Wir be- wird, ist aus unserer Sicht keine Bagatellgrenze, trachten die Direktvermarktung als eine sehr posi- weil in dieser Anlagenklasse zurzeit ungefähr tive Entwicklung. Auch die jetzt angelegten Ver- 20.000 MW-Anlagen sind und das ist natürlich änderungen sehen wir als richtig. Die Erfahrun- eine energiewirtschaftlich relevante Größe. Wir gen, die wir gemacht haben mit diesem Modell im hatten letzten Sommer einen maximalen Progno- Markt, waren positiv und mehr als die Hälfte des sefehler vom Vortag auf die Lieferung von 5.000 Marktes funktioniert schon nach diesem Prinzip. MW. Also wir kommen schon in Regionen, die Insofern ist auch der Markt in der Lage, dieses man messtechnisch bzw. steuerungstechnisch un- Modell umzusetzen. Wir müssen allerdings jetzt seres Erachtens besser erfassen sollte. Es gibt dann zu einer verpflichtenden Direktvermarktung kom- im Detail im Gesetzentwurf Regelungen, die nicht men so wie es vorgesehen ist, weil die Erneuerba- ganz verständlich sind, wie zum Beispiel die For- ren inzwischen mehr als ein Viertel des Marktes derung nach einer Steuerung über das Messsys- ausmachen. Und diese bisher vorhandene Einstel- tem, das Smart-Meter-System. Wir halten Smart- lung, dass man produziert und sich dann nicht Meter nicht pauschal für geeignet, um Steuerungs- mehr um den Markt kümmert, die funktioniert aufgaben zu übernehmen bei den erneuerbaren dann auf Dauer nicht mehr, weil man so den Energien. Also sozusagen die Einführung des

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Smart-Meter mit erneuerbaren Energien in der man Teile einer Anlage in der sonstigen Direktver- Fernsteuerung zu verknüpfen ist uns nicht ganz marktung, also ohne Förderung, entlastend für das verständlich. Und schließlich denken wir, dass EEG-Konto vermarkten kann und den Rest zum natürlich Eigenvermarkter genauso gestellt wer- Beispiel über die Marktprämie. Das wird gestri- den sollten wie Direktvermarkter, die Dritte sind. chen. Das bedeutet, dass diese regionalen Pro- Dann sollte tatsächlich auch die Marktprämie na- dukte, die es im Moment in der sonstigen Direkt- türlich gezahlt werden. vermarktung gibt, fast unmöglich werden. Deswe- gen glauben wir, dass man das noch einmal über- Abg. Dirk Becker (SPD): Meine Frage geht an denken sollte. Aber auf den Kern Ihrer Frage zu- Herrn Hölder. Herr Hölder, mit dem EEG 2014, rückzukommen, Herr Becker - ja, wir glauben, wir haben das gerade gehört, wird die ver- dass wir eine Vermarktungsmöglichkeit für erneu- pflichtende Direktvermarktung auf Basis des erbaren Strom, für Strom aus EEG-Anlagen, an Marktprämienmodells verpflichtend, das Grüns- Letztverbraucher, an Stromkunden haben sollten. tromprivileg aus beihilferechtlichen Gründen ab- Wenn wir von Marktintegration sprechen, dann geschafft. Das hat unter anderem zur Folge, dass sollten wir auch in den Mittelpunkt des Marktes der Strom, der künftig nach dem Marktprämien- den Kunden stellen, weil um den soll sich der modell vermarktet wird, kein Grünstromzertifikat Markt auch schließlich drehen. Der Kunde soll mehr hat. Gibt es aus Ihrer Sicht eine Alternative, auch Einflussmöglichkeiten darauf haben, was er diesen Grünstrommarkt trotzdem aufrechtzuerhal- kaufen kann und solche Modelle sind kostenneut- ten - und dies europarechtskonform aber vor al- ral möglich. Es sind mehrere Modelle vorgelegt lem auch kostenneutral - und böte das auch eine worden, unter anderem haben wir eines zusam- Chance, Grünstrom auch in andere Märkte zu in- men mit anderen Grünstromversorgern vorgelegt, tegrieren? was eben auf einer relativ freien Vermarktung des erneuerbaren Stroms außerhalb des EEG-Umlagen- SV Daniel Hölder (BBE): Wie Sie richtig sagen, Systems basiert. Wenn also ein Vertrieb Strom darf Marktprämienstrom nicht als Grünstrom ver- vermarktet im gleichen Umfang wie normaler- kauft werden. Das ist auch richtig so, weil die weise über das EEG-System gewälzt wird, also er Marktprämie über die EEG-Umlage auf die Allge- muss das im gleichen Umfang mengenmäßig und meinheit gewälzt wird. Das bedeutet aber auch, im gleichen Umfang von den Kosten her, die die dass die Grünstromprodukte in Deutschland na- Anlagen verursachen, tun, dann kann er das eben hezu ausschließlich auf Basis von ausländischen außerhalb des Systems tun und braucht dann Zertifikaten beruhen und das ist etwas, was die auch keine EEG-Umlage abzuführen. So ein Mo- Menschen nicht verstehen. Dabei geht es nicht dell ist denkbar und so ein Modell ist nach unse- nur um ökologisch orientierte Haushaltkunden. rer Auffassung auch EU-rechtskonform machbar. Dabei geht es auch um Industriekunden, die wir So ein Modell würde auch für die Akzeptanz der zum Beispiel versorgen und denen ist eben ganz Erneuerbaren sehr viel bringen, weil die Verbin- besonders die Nachvollziehbarkeit und die Glaub- dung von der Anlage vom Erzeuger bis zum Letzt- würdigkeit von solchen Produkten wichtig. Wie verbraucher, eben das ist, was auch Glaubwürdig- Sie richtig sagen, gibt es nach der Abschaffung des keit verschafft. Das ist den Menschen und den Grünstromprivilegs keine Möglichkeiten mehr für Stromkunden wichtig. Und es gibt eben, wie ge- Vertriebe - fast keine -, erneuerbaren Strom aus sagt, neben unserem Modell noch andere Vor- Deutschland zu liefern. Die einzige Möglichkeit, schläge das zu machen; Vorschläge, die vielleicht die bleibt, ist die sonstige Direktvermarktung. Die mehr oder weniger europarechtskonform sind. wird in manchen Produkten, in regionalen Strom- Aber diese Diskussion ist nicht abgeschlossen und produkten, angewendet. Dort gibt es eben Anla- deswegen schlagen wir vor, jetzt eine Verord- genbetreiber mit gewissen Anteilen an Photovol- nungsermächtigung einzuführen im EEG, um die taik oder Windstrom für Ihre Kunden. Aber auch Tür offen zu lassen, um ein Vermarktungsinstru- das wird in Zukunft fast unmöglich werden, weil ment einführen zu können, wenn diese Diskussio- die anteilige Direktvermarktung gestrichen wird. nen abgeschlossen sind. Wir sind mit dem Minis- Die anteilige Direktvermarktung bedeutet, dass terium im Gespräch, wir sind in Brüssel in Ge- sprächen. Es sind Gutachten dazu in Arbeit und

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übrigens diese Verordnungsermächtigung und nachzusteuern. Ich werde gleich einen zweiten auch die Vermarktung an Letztverbraucher wird Bereich erwähnen, wo ich das für ausdrücklich von einer sehr breiten Allianz gefordert. Das geht wichtig halte. Ausschreibungsmodelle können bei von den Erneuerbaren-Energien-Verbänden über einer richtigen Ausgestaltung das Erreichen der andere energiewirtschaftliche Verbände, Frau Ausbauziele gewährleisten und gleichzeitig die Müller wird es vielleicht noch sagen BDEW/BNE. Fördereffizienz wirklich steigern. Wir haben uns Aber es geht auch bis zu den Verbraucherschüt- deshalb in unseren Vorschlägen auch für eine Ein- zern und dem DIHK zum Beispiel. Also eine sel- führung von Auktionen zur wettbewerblichen Er- ten breite Allianz sage ich jetzt einmal für so eine mittlung der Förderhöhe ausgesprochen. Wir wei- Förderung, und deswegen plädieren wir sehr da- sen allerdings auf zwei Dinge hin, die für uns für, so eine Verordnungsermächtigung aufzuneh- zentral sind und die dabei gewährleistet werden men um die Tür eben offen zu lassen. Danke- sollten. Einmal die Transparenz und ein verständ- schön. liches Auktionsdesign, was gefunden werden muss, sowie auch die Erhaltung einer breiten Ak- Abg. Thomas Bareiß (CDU/CSU): Meine Frage teursvielfalt. Das ist für uns gerade auch mit Blick knüpft an die letzte Frage an, nämlich an das auf die Vielfalt der Akteure eine ganz wichtige Thema der Verordnungsermächtigung für eine Di- Prämisse, nicht nur hinsichtlich der Bürgerinitia- rektvermarktung Ökostrom. Ich möchte gerne Frau tiven/Bürgergenossenschaften, sondern auch in Müller fragen, wie sie diese Verordnungsermäch- Bezug auf die Vielfalt der Stadtwerke, die in die- tigung denn sieht und wie die Ausgestaltung denn sem Bereich unterwegs sind. Und deshalb sollte aussehen sollte. Und die zweite Frage, die Frau die Einführung eines Auktionsmodells erst dann Müller betrifft, das Thema „Ausschreibung“, in erfolgen, wenn auch ein leistungsfähiges Aukti- das wir ja große Hoffnungen für die nächsten onsdesign vorliegt, das die Kosteneffizienz wirk- Jahre auch entsprechend haben und sehen, dass lich auch nachweisen kann. Wir werden entspre- wir ab 2017 die erneuerbaren Energiezubauraten chende Vorschläge dazu erarbeiten. Ich möchte nicht mehr über das klassische EEG definieren darauf hinweisen, dass der vorgesehene Pilot im sondern über ein Ausschreibungsmodell. Ich hätte Bereich der PV-Freiflächen nicht automatisch eine ganz gern einmal gewusst, wie sie das bewerten Übertragung der Ergebnisse auf andere Technolo- und welche Dinge wir denn auf der Wegstrecke gien gewährleistet, da es doch große Unterschiede hin zu dieser Ausschreibung 2017 dann entspre- gibt auch in Bezug auf Technik, Planungszeit- chend aus Ihrer Sicht beachten müssen und wie räume, Genehmigungsrecht und Finanzierungs- das Pilotprojekt, das wir in den nächsten zwei strukturen. Und deshalb ist es von ganz besonde- Jahren vorhaben, dann aussehen sollte. Danke- rer Wichtigkeit, um auch wirklich eine valide schön. Grundlage zu haben zur Einführung des Auktions- designs, dass wir auch ein entsprechendes Pilot- SV Hildegard Müller (BDEW): Wir haben uns des- projekt im Wind-Onshore-Bereich haben. Eine halb besonders für die gleitende Marktprämie aus- Idee könnte hier sein, dass man zum Beispiel auf gesprochen, weil wir glauben, dass bei der fixen Standorte mit geringer Windhöffigkeit fokussiert, durchaus Risiken eingepreist werden, so dass bei denen unter den Rahmenbedingungen des diese anfangs teurer sein kann. Deshalb hatten wir EEG vielleicht kein wirtschaftlicher Zubau zu er- eher den Weg über die gleitende Marktprämie vor- warten ist. Denn wir müssen ja ein Konstrukt fin- geschlagen. Ich will noch einmal ausdrücklich sa- den, das keine bestehenden Projekte verdrängt. gen, dass ich das in Bezug auf die Bagatellgrenze Das ist die Schwierigkeit jetzt in diesem Pilotie- stütze, was Herr Göbel gesagt hat. Eine Verord- rungsverfahren. Nichtsdestotrotz, wir glauben, nungsermächtigung ist, glaube ich, ein guter Weg, dass die Dinge dort austestbar sind. All das, was um gewisse Variabilitäten zu haben, auch nach- wir hier planen, kann allerdings aufgehoben wer- justieren zu können. Hier gilt es immer abzuwä- den - Sie verzeihen mir, dass ich diese Bemerkung gen, auf der einen Seite zwischen der Planungssi- hier mache, weil kein Energiewirtschaftsverband cherheit, die jetzt einkehren muss, und den stabi- für den nächsten Teil der Anhörung geladen ist - len Rahmenbedingungen auf der anderen Seite, denn durch das Thema des Eigenverbrauchs wer- aber auch natürlich für die Möglichkeit der Politik den wir eine Dynamik in das System bekommen

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können, die - und das betrachten wir mit Sorge - hier ist eben tatsächlich sehr wichtig die Akteurs- vergleichbar ist mit dem Zubau im Bereich der PV vielfalt. Man muss die Netzauslastung beachten, in den letzten Jahren. Zurzeit gibt es eine große die Fluktuation muss optimal ausgenutzt werden, Fülle von Eigenverbrauchstatbeständen, die sich die Energiearten müssen untereinander gekoppelt herausstellen. Ich sag das so, weil ein ganz wichti- werden. Wir brauchen also einen optimalen Mix. ges Thema ja das Thema Kosteneffizienz im Sys- Wir müssen Power-to-Heat/Power-to-Gas mitbe- tem ist. Zurzeit entwickeln sich Geschäftsmodelle, trachten, alles einbinden. Und es ist eben nicht so, die sich allein daraus rechnen, dass Steuern, Um- dass eine wie auch immer geartete Planungskom- lagen, Abgaben, wie z.B. Netzentgelte, von ande- mission als Ausschreibungsbehörde dann all das ren bezahlt und übernommen werden. Ich glaube, kann. Es ist eigentlich eher günstiger, eine breite dass das nicht der Sinn des Systems sein kann. Es Akteursvielfalt zu haben. Wir haben in Deutsch- ist wünschenswert, wenn wir eine Vielfalt von land gesehen, wir haben Ausschreibungen über Akteuren haben, aber nicht wenn wir volkswirt- Windenergieflächen verloren, wo wir geboten ha- schaftliche Ineffizienzen im System abbilden und ben mit optimaler Systemintegration, mit Power- das wird sich nicht allein durch das Thema Netz- to-Gas-Anlangen, mit geringster Netzbelastung. entgelte etc. regeln lassen. Das ist meine feste Wir haben die Ausschreibung verloren, weil nur Überzeugung. Die Zahlen, die wir hier haben, un- auf den Bodenpreis geguckt wurde. Uns ist es teil- ter anderem vom Energiewirtschaftlichen Institut weise ähnlich in Frankreich gegangen. Wir haben und dem Institut der Deutschen Wirtschaft errech- an PV-Ausschreibungen teilgenommen mit größe- net, geben doch großen Grund zur Sorge, dass al- ren Projekten im nördlichen Frankreich. Auch da les das, was wir hier uns jetzt vornehmen mit der hatten wir keine Chance gegen die südlichen Pro- Kostenreduktion durch die EEG-Novelle durch jekte und ein Riesenproblem waren auch große diesen Bereich des Eigenstromverbrauchs wieder Deposite, die man als Mittelständler wirklich ausgehebelt werden kann. Und das würde dann kaum noch erbringen kann. Das ist auch eine auch das gefährden, was wir an mehr Markt in an- große Gefahr gewesen. Deswegen sehe ich eigent- deren Bereichen sozusagen hier wirklich auch lich vier Gründe, die man, also vier Voraussetzun- einpreisen wollen. gen, die man eigentlich erst einmal abarbeiten müsste, bevor man überhaupt das System so gra- Abge. Andrea Wicklein (SPD): Ich habe eine Frage vierend wechselt und von einem Mindestlohnsys- an Herrn Jörg Müller. Wir haben im Koalitionsver- tem, wie wir es ja heute haben, weggeht und sagt, trag ein Ziel der Energiewende festgeschrieben, wir schreiben aus. Wir müssten also klar machen, dass da lautet, die Bürgerinnen und Bürger durch dass damit die Energiewende beschleunigt wer- zum Beispiel Bürgerenergiegenossenschaften an den kann, dass es günstiger wird, dass niemand der Energiewende mit zu beteiligen. Jetzt zeigen ausgeschlossen wird, gerade eben die kleineren die Erfahrungen im Ausland, dass gerade Aus- Bürgerenergieprojekte oder auch das Hausprojekt. schreibungen die Beteiligung kleinerer Akteure er- Und ich halte es für erforderlich, das EEG ist ein schwert und meine Frage an Sie ist jetzt die: Wel- Parlamentsgesetz, also das Parlament sollte sich che Regelungen müssten getroffen werden, damit auch damit befassen und zustimmen. Diese vier die Bürgerenergie mit einem Ausschreibungsmo- Voraussetzungen würde ich unbedingt sehen und dell auch weiterhin möglich ist? im Übrigen, wenn man überhaupt an Ausschrei- bungen denkt, würde ich dann dafür plädieren SV Jörg Müller (ENERTRAG): Wir machen uns na- sehr, sehr kleine Energiescheiben zum Beispiel, türlich auch intensiv Gedanken zu dem ganzen ich übertreibe jetzt einmal, alle 10 Minuten Ausschreibungsthema. Unsere bisherigen Erfah- 1.000.000 kWh auszuschreiben. Dies sollte voll- rungen, die wir schon sammeln konnten, zeigen, kommen technologieneutral sein, aber so, dass dass Ausschreibungen sehr unerwartete Wirkun- sich wirklich jeder beteiligen kann und keine gro- gen entfalten können. Unter anderem ist es näm- ßen, schweren Pakete zu schnüren sind, die dann lich nicht so, dass die Konzentration auf einen nur noch einige wenige Marktteilnehmer über- Preis unbedingt dazu führt, dass dann auch wirk- haupt zulassen. Aber das ist ein sehr, sehr langer lich die Gesamtenergiekosten sinken. Ich denke, Diskussionsweg, an dem wir uns auch natürlich gerne beteiligen werden. Da wird viel, viel Arbeit

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nötig sein. Mir kommen die Fristen 2017 viel zu Wärmesektor, Verkehrssektor usw. Also eigentlich kurz vor. kein gutes Signal, diese Anlagen aus dem Wind zu drehen oder zu verschatten. Ansonsten muss man Abge. Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE.): Meine konstatieren, es gibt viele, viele Hoffnungen, die Frage geht an Prof. Uwe Leprich. Mich würde ein- sich damit verbinden. Ich habe die Aspekte schon fach einmal interessieren, wie beurteilen Sie die genannt - viele Akteure, viele Produkte, sinnvolle verflechtende Direktvermarktung unter den Ge- Preissignale. Es gibt aber auch viele Befürchtun- sichtspunkten Kosten-Nutzen-Effekt? gen dahingehend, dass dieser Markt sehr eng wer- den könnte, also ein enges Oligopol. Wir haben SV Prof. Dr. Uwe Leprich (HTW Saarland): Die heute schon eine gewisse Marktmacht bei der Di- Direktvermarktung ist ja der Versuch, im Grunde rektvermarktung; dass im Prinzip diese Signale das Regelwerk der liberalisierten Energiemärkte für Wind- und PV-Anlagen eher systemisch kont- zu versöhnen mit den fluktuierenden erneuerba- raproduktiv sind. Aber das sind beides Dinge, da ren Energien Wind und PV, letztlich zum Regel- haben wir keine Evidenz, weder für die Hoffnun- werk des liberalisierten Energiemarktes. Ich bin gen noch für die Befürchtungen und deswegen da skeptisch, ob das gelingen kann. Ich glaube würde ich es gerade bei einem solchen Instrument auch nicht, dass als Kriterium für Erfolg herhalten für sehr, sehr sinnvoll halten - auch im Rahmen kann, dass heute schon so und so viele Anlagen in des EEG - dafür Sorge zu tragen, dass man das In- der Direktvermarktung sind, weil ich denke, wenn strument auch mal ergebnisoffen bewertet. Also in die Managementprämie nicht gewesen wäre, wäre zwei, drei Jahren guckt, was ist dabei herausge- dieser Anteil deutlich geringer gewesen. Die Frage kommen. Haben sich die Hoffnungen erfüllt, sind ist, was kann Direktvermarktung bringen? Da gibt die Befürchtungen eingetreten und dann im es mehrere Nutzenüberlegungen. Zum einen, dass Grunde einmal neu entscheidet, ist das ein ver- man sinnvolle Preissignale aus dem Großhandels- nünftiges Instrument für die Systemintegration o- markt auch an Wind- und PV-Anlagen gibt, und der gibt es unter Umständen andere Instrumente, zwar sinnvoll im Sinne von Betrieb der Anlagen die da deutlich besser geeignet sind. Also zumin- und auch Anlagenauslegung, dass man bessere dest einmal diesen Schritt zu machen und anhand Prognosen generiert für diese Anlagen, dass eine von objektiven Kriterien eine Nutzen-Kosten-Ana- Vielzahl neuer innovativer Akteure auf dem Plan lyse durchzuführen, wäre, glaube ich, auf jeden tritt, die in der Lage sind, sehr pfiffige Vermark- Fall geboten. Was man im jetzigen EEG beachten tungsmodelle zu konzipieren. Das ist so ein biss- sollte ist einmal, dass man bei der Bagatellgrenze chen die Hoffnung, die man verbindet mit Direkt- nicht über das Ziel hinausschießt. Da gibt es ja die vermarktung. Die Kosten liegen auf der Hand. Vorgaben von Herrn Almunia in den Beihilfeleitli- Man hat Transaktionskosten, die durch die Ver- nien, die deutlich großzügiger sind als das, was marktungsprämie abgebildet werden - in Zukunft wir in Deutschland machen wollen. Also, ich ein paar hundert Millionen kann man sagen. denke gerade der gesamte Bereich der Bürgerener- Wenn sich der Nutzen lohnt, ist das okay. Und gie sollte nicht in diese Direktvermarktung gehetzt wir haben natürlich höhere Risiken für die EEG- werden. Darüber hinaus gibt es eine gewisse Anlagen-Betreiber, die zwar bei der gleitenden Sorge, dass unter Umständen auch diese Vermark- Marktprämie sich noch im Rahmen halten, aber tungsprämie, die zwar jetzt mit 0,2 respektive 0,4 bei einer fixen Marktprämie natürlich schon hö- Cent pro kWh angesetzt ist, dass das so auf Dauer her wären, was automatisch zu höheren Finanzie- gar nicht trägt, sondern in 5 Jahren Direktvermark- rungs- kosten führen würde. Also zwei Kostenka- ter kommen und sagen, unter Umständen ist das tegorien, die damit verbunden sind. Wie kann alles doch teurer und wir brauchen höhere Ver- man aus heutiger Sicht die Direktvermarktung be- marktungsprämien, was auch eine zusätzliche Un- werten? Also zwei Dinge sind relativ klar. Sie ent- sicherheit in die Vermarktung hineintragen lastet nicht die EEG-Umlage - war auch nicht das würde. Auch da wäre es natürlich hilfreich, im Ziel - und es werden erneuerbare Anlagen abgere- Gesetz selber schon eine Deckelung dieser Ver- gelt, wenn die Preise stark negativ sind. Strom, marktungsprämie vorzusehen. Vielen Dank. den man eigentlich, denke ich, noch sehr gut ge- brauchen könnte im Jahr 2014 in den Bereichen

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Abge. Dr. (Bündnis 90/Die Grü- schen Konsequenz. Ich glaube, es ist sehr schwie- nen): Meine Frage geht an Herrn Banning. Und rig ein Gesetz zu verabschieden, was von Bürgern zwar haben wir jetzt ein paar Sachen auch schon überhaupt nicht mehr verstanden wird oder sogar gehört bezüglich Bürgerenergie. Die Bürgerenergie als gegen sie teilweise gerichtet empfunden wird. ist ja quasi das Rückgrat der Energiewende; die Da kann man eigentlich nur als Bürger auch wie- haben bisher den größten Anteil der Energie auch der selbst vor warnen. Wir brauchen da etwas bes- installiert. Was haben denn jetzt so verpflichtende sere Konstrukte. Vom Grundsätzlichen her viel- Direktvermark- tungen, atmender Deckel bei der leicht ganz kurz. Ich glaube, dass das EEG in der Windenergie, Vergütungskürzung usw., also die Art wie es einmal angefangen wurde, eigentlich ganzen Änderungen im EEG für eine Auswirkung insofern eine Transformation benötigte, dass wir auf die Zukunft der Bürgerenergiewende, der Bür- wirklich nicht mehr die Angebotsseite in den Vor- gerenergieakteure? Was bedeutet das für die? dergrund rücken. Das war 2000 ganz wichtig, in- zwischen müssten wir eigentlich die Nachfra- SV Dr. Thomas E. Banning (Bündnis Bürgerener- geseite viel mehr berücksichtigen. Das wird durch gie): Ja, ich denke, das ist eine berechtigte Frage ein einziges Instrument versucht im Moment ab- und ich glaube, ich komme jetzt auch mit ein paar zuwenden, nämlich diese verpflichtende Direkt- Argumenten, die sich vielleicht gar nicht immer vermarktung. Zu sagen, da ist plötzlich Markt, da nur so nüchtern anhören, weil ich rede über Men- kann ich nur sagen, nein, das ist nicht Markt. Das schen, ich rede über die Menschen in unserem ist ein Konzentrationsprozess, der da ganz be- Land, die Bürger. Wir müssen uns klar machen, wusst in Kauf genommen wird, vielleicht sogar dass von den Menschen in unserem Land immer- gewünscht wird. Es ist wie vorhin schon ange- hin gut 1,5 Millionen bisher persönlich investiert sprochen bereits heute so, dass ein Großteil der haben in Erneuerbare-Energie-Anlagen. Wenn Direktvermarktung über sehr wenige Marktteil- man die Familien dahinter sitzen sieht, sind es nehmer abgewickelt wird. Bürgerenergie kann un- immerhin irgendwo 5 Millionen Menschen. Unge- ter diesen Bedingungen einfach nicht funktionie- fähr die Hälfte der Investitionen, die bisher im Be- ren, nicht nur wegen der verschiedenen Unsicher- reich der Erneuerbaren getätigt wurden, sind von heiten, die wir da jetzt in Kauf nehmen müssen. Bürgern getätigt worden, währenddessen sozusa- Das Thema Finanzierung wurde vorhin zum Bei- gen die klassische Energiewirtschaft bisher nur spiel angesprochen. Das Thema Laufzeiten, wenn sehr überschaubare Beiträge geliefert hat. Man man wirklich drei oder vier oder fünf Jahre kann natürlich jetzt berechtigt hingehen, wie es braucht, um ein Projekt zu entwickeln. Machen im Moment der Fall ist, und sagen wir wollen po- Sie sich bitte klar, was das heißt für Bürger, die litisch andere Weichenstellungen haben. Ich ver- sich vor Ort engagieren, die ihre Mitbürger sozu- stehe das sehr gut, dass man sagt, wir müssen den sagen mitnehmen in solchen Projekten. Wenn sol- aus der Vergangenheit mit diesem Auftrag schon che Projekte nachher sterben in letzter Sekunde, beauftragten Unternehmen auch eine Chance ge- nachdem man viel Geld ausgegeben hat, weil sie ben, nachdem sie vielleicht den Startpunkt ver- dann unwirtschaftlich geworden sind auf Grund schlafen haben ein bisschen, jetzt auch wirklich von Fakten, die man am Anfang gar nicht kennen nachzuholen. Das ist in Ordnung. Ich glaube, da konnte bei allem Bemühen, dann entstehen Situa- hat keiner was gegen. Aber wo wir ein Problem tionen, ich glaube, die will keiner von uns haben. mit haben ist, dass im Moment das Kind mit dem Das heißt, wir brauchen im Interesse der Bürger- Bade ausgeschüttet wird und eben an diejenigen, energie einfach hier mehr Sicherheit drin. Und die die Energiewende bisher getragen haben, näm- wir brauchen einen stärkeren Blick auf die Märkte lich die Bürger, eigentlich gar nicht mehr gedacht hin. Das heißt, wir können viel, viel mehr am wird. Und da gibt es eine ganze Fülle von Punk- Markt im Kleinen regeln. Das haben die Bürger- ten, die in dem derzeitigen Vorschlag zur EEG- energien und gerade auch, Frau Müller hat das Überarbeitung drin sind. Viele davon sind inhalt- vorhin angesprochen, die Stadtwerke, die Ge- lich vorhin angesprochen worden. Mir geht es meindewerke oder auch alternative Ökostroman- wirklich darum, darauf aufmerksam zu machen, bieter bisher bewiesen. Es gibt diese Ansätze, was bedeutet das eigentlich nachher in der politi- Dinge vor Ort zu regeln und nicht darauf warten zu müssen, dass einer an einer Stelle alles besser

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weiß für alle. Wir brauchen mehr Möglichkeiten, Dass diese Möglichkeiten erst einmal genutzt wer- vor Ort erst einmal die technischen Chancen, die den sollten, bevor man etwas an den Spotmarkt in der Steuerung zwischen Angebot und Nach- verramschen muss. Wir müssten das eigentlich im frage liegen, aber auch im Speicher liegen, zu nut- politischen Sinne, im Sinne des Subsidiaritäts- zen und es politisch umzusetzen. Da bin ich inso- prinzips sehen. Erst einmal das regeln, was vor fern anderer Meinung als vorhin gesagt wurde. Ort geht, dann in der Region und was dann über ist, das ist okay. Das kann man natürlich über die Abg. Josef Göppel (CDU/CSU): Mein Kollege Ing- verpflichtende Direktvermarktung machen. Also bert Liebing hat in der ersten Diskussionsrunde insofern sehen wir genau an dieser Stelle eine un- heute schon beklagt, dass die Vermarktung auf ein bedingte Notwendigkeit, Eigenverbrauch und Di- Modell verengt wird. Es reden alle von Markt, rektverbrauch stärker aneinander anzupassen im aber es gibt nur einen Weg über die Börse. Liebing Gesetz und, das wurde vorhin ja schon angespro- sagte ja, dass dadurch der Preisdruck weiterhin chen, wir brauchen ein neues Modell für eine Di- besteht, der Börsenpreis weiterhin fällt und die rektbelieferung auch durch die Netze durch. Das Umlage steigt. Deswegen, Herr Banning, nochmal heißt, dedizierte Anlagen bzw. Erzeugungsanlagen der Punkt: Wie könnte ein Vermarktungsweg aus- und Kunden müssen in einem Bilanzkreis gegen- sehen, der nicht über den Flaschenhals der Börse übergestellt werden. Nur dann gibt es einen Druck geht, sondern direkt von Erzeugern zu Endkun- auf uns, in der Energieversorgung dafür zu sorgen, den? Und ich hätte gern dazu auch eine Bemer- dass wir auch wirklich Ausgleichs- und Speicher- kung von Ihnen, Frau Müller. Sie haben das kurz medien und ähnliches einsetzen. Wenn dieses angedeutet, wie das gehen kann unter Einbezie- nicht der Fall ist - und über das jetzt vorgeschla- hung insbesondere der kleinen Stadtwerke. gene Modell ist es nicht der Fall - dann gibt es auch keinen Grund hier neue Innovationen und SV Dr. Thomas E. Banning (Bündnis Bürgerener- im Sinne der Integration etwas zu machen. Ich gie): Vielen Dank für die Steilvorlage Herr Göppel. möchte, wenn ich noch einen Satz anfügen darf, Ich würde es gern noch einmal vertiefen. Wir ha- ein Bild bringen, Herr Göppel kennt das auch sehr ben die Möglichkeit, die Dinge eigentlich viel gut, ich hab es ihm einmal vorgestellt. Eigenver- mehr vor Ort konkret zu regeln. Wir haben heute brauch, Direktverbrauch und Direktbelieferung, schon ganz kurz über das Thema Eigenverbrauch ich setzte das immer gleich mit dem Thema, was geredet. Das ist sicherlich etwas, wo man aus ge- wir aus der Landwirtschaft kennen. Wenn ein Bio- wissen Gründen mit Sorge darauf gucken kann, landwirt hingeht und seine Lebensmittel verkauft wenn sich da etwas fehlentwickelt. Aber was vom - sozusagen auf seinem Hof an die Kollegen, die Grundsatz erst einmal genau richtig ist. Denn wir nebenan wohnen - dann ist das genau das, was bringen auch hier die technischen Möglichkeiten wir unter diesem Direktverbrauchsmodell verste- überhaupt erst einmal zum Tragen, Angebot und hen. Ja, wenn sozusagen jemand direkt vor Ort et- Nachfrage besser zu koordinieren und damit auch was produziert was hochwertig ist und Leute des- Systemkosten, die ansonsten im Netz liegen wür- wegen das haben wollen, dann sollten wir Ihnen den, zu vermeiden. Es wird ja hier immer so getan die Möglichkeit geben, genau das wählen zu kön- als ob es nur um die Gestehungskosten geht. Das nen. Es kann nicht sein, dass man den Endkunden ist ja viel zu kurz geschaut. Wir müssen ja die Sys- zwingt in einen Supermarkt zu gehen, wo einfach temkosten insgesamt betrachten, im volkswirt- nur Dosen im Regal stehen und auf einem steht schaftlichen Sinne und natürlich auch betriebs- „Schaschlik“ oder „Nudeln“ oder irgendetwas. wirtschaftlich für den einzelnen Investor. Wir Aber man weiß nie, wo die her kommen und was sind als Bürgerenergie der Meinung, dass man ne- drin ist. Und ich glaube, so wie wir es in anderen ben dem Eigenverbrauch genauso wichtig sehen Bereichen haben, haben wir genau hier die muss, das Thema Direktvermarktung. Das heißt, Chance. Und das ist das was wir als Bürgerenergie dort, wo ich ebenfalls kein Netz benutze, wo ich sehen. also dafür sorgen kann, dass Angebot und Nach- frage direkt vor Ort, also in einem Gewerbebetrieb, SV Hildegard Müller (BDEW): Herr Göppel, ge- in einer Industriefläche mit vielen Teilnehmern o- rade die kleinen Stadtwerke haben bewiesen, dass der eben halt auch in einem Mehrfamilienhaus.

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sie in dieses System der Direktvermarktung hin- denke, die Frage läd ein, direkt an den Vorredner eingehen können. Bei den Mengen, die wir im anzuknüpfen was Eigenerzeugung und Selbstver- Windbereich haben, reden wir ja nicht über we- brauch angeht bzw. auf die Idee, die im Raum nige Unternehmen sondern doch schon über eine stand, lokale Direktvermarktung noch einmal zu- Akteursvielfalt. Darüber hinaus hat sich auch rückzukommen. Ich denke, das ist natürlich eine mittlerweile eine mittelständische Unternehmens- sehr gute und sinnvolle Option. Allerdings ist es kultur entwickelt, die kreative Modelle entwi- dann auch wichtig, diese Option mit ihrer eigenen ckelt. Es gibt neue Prognosetools, innovative Rege- Kostenwahrheit sozusagen zu konfrontieren. Es ist lungstechniken, virtuelle Kraftwerke, um nur ein- ja das Stichwort gefallen, dass das Netz dann mal den Kanon ein bisschen aufzuspreizen, der nicht benutzt würde. Also der Unterschied zum hier an Möglichkeiten besteht. Und ich finde, dass Biobauernhof ist ja tatsächlich, dass es nicht nur wir nicht mit unterschiedlichen menschlichen um die Qualität sozusagen des Stroms als grünen Qualitäten dort argumentieren sollten. Wir sollten erneuerbaren Strom geht, sondern, dass auch ganz die 80 Millionen Menschen in diesem Land insge- zentral ist, dass der Strom auch zu jeder Stunde samt und ihre Beteiligung oder ihre Begleitung des Jahres sicher geliefert werden kann. Also der der Energiewende im Auge behalten, mit ihren je- Aspekt der Versorgungssicherheit ist hier ein ganz weiligen Rechten und Pflichten in dem System. zentraler und in nahezu allen Fällen, die mir in Und das System zum Ausgleich zu bringen ist der Praxis bekannt sind, sind die Eigenerzeuger ganz wichtig. Deshalb gehören Anreize jetzt in und Selbstverbraucher oder auch die lokalen Ver- diesem Schritt, in dem wir 25 % Erneuerbare markter und Verbraucher immer noch auf das Energien haben, glaube ich, in alle Richtungen Netz angewiesen als eine Backup-Funktion. Das ausgesandt. Es ist vertretbar, mit der verpflichten- heißt, sich sozusagen aus der Finanzierung des den Direktvermarktung zu starten, und aus unse- Netzes auszuklinken geht erst dann, wenn man rer Sicht heraus noch keine Überforderung. Des- das Netz auch tatsächlich nicht mehr - und zwar halb sind aber Ausschreibungsmodelle – einsetz- in keiner Stunde des Jahres - in Anspruch nimmt bar im zweiten Schritt - erst sorgsam zu prüfen. und dahinter steht wirtschaftlich natürlich, dass Aber diesen Weg halten wir für machbar und das Netz im Wesentlichen aus festen Kosten be- nicht unbedingt die Sorge für gerechtfertigt, dass steht. Das heißt, was zu bezahlen ist, ist tatsäch- sich bestimmte Gruppen etc. an diesen Modellen lich nicht die gezogene Energie. Wenn ich weni- nicht beteiligen können. Unsere Erfahrung ist, ger Energie ziehe, vermeide ich im Netz fast keine dass sich hier eine Menge an neuen Ideen heraus- Kosten, sondern was tatsächlich zu bezahlen ist, bildet. Dies gilt es, durch das zu entwickelnde ist die Anschlussleistung. Und hier haben wir System auch weiter anzureizen. wirklich ein Regulierungsproblem und einen drin- genden Anpassungsbedarf, dass nämlich die Netz- Abge. Dr. (CDU/CSU): Ich entgelte umgestellt werden hauptsächlich auf Be- habe eine Frage an Herrn Lindenberger. Und zwar zahlung von Anschlussleistung. Und wenn An- zu dem Komplex auch Direktvermarktung und schlussleistung bezahlt wird, dann werden die Marktintegration. Herr Reitz hat ja gerade schon verschiedenen Optionen einschließlich auch der was zu den Bagatellgrenzen gesagt. Mich würde dezentralen Eigenerzeugung und des Selbstver- interessieren, in dem Gesetz sind ja auch Fristen brauchs netzseitig mit ihrer Kostenwahrheit kon- vorgesehen, ob die Fristen aus Ihrer Sicht gut ge- frontiert. Das ist ein sinnvoller Schritt in Richtung setzt sind oder ob man sie nicht ein Stück weit fairer Wettbewerb der Optionen. Dann knüpfe ich verkürzen könnte. In dem Zusammenhang würde gern auch noch an den weiteren Punkt, der auch mich auch interessieren, ob Sie noch weitere Mög- schon angesprochen war, an und verstärke diesen. lichkeiten einer verbesserten Marktintegration se- Das ist auch eine Schräglage, eine massive Schräg- hen und in diesem Zusammenhang auch die lage, die wir im Moment im Bereich der Steuern, Frage: Gibt es evtl. auch Möglichkeiten, mit den Abgaben und Umlagen haben. Natürlich sollte es Bestandsanlagen schneller an den Markt heranzu- so sein, dass alle Optionen diesbezüglich gleich- gehen als es gegenwärtig geregelt ist? behandelt werden. Jede Ungleichbehandlung dis- kriminiert andere und führt dazu, dass wir ineffi- SV Dr. Dietmar Lindenberger (EWI Köln): Ich

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ziente und überteuerte Versorgungsstrukturen auf- das was im Gesetzentwurf steht, klug ist oder viel- bauen. Genau das ist in einer solchen Phase, in leicht auch Verbesserungsvorschläge nennen. der wir wesentliche Weichen stellen auf eine voll- kommende Umstrukturierung des Erzeugungssys- SV Hildegard Müller (BDEW): Ja, klug ist ja im- tems, von allerhöchster Priorität. Jetzt war die mer alles was der Souverän vorlegt. Ich habe eben Frage, ich versuche auf das eine oder andere viel- in meiner letzten Antwort ja schon darauf hinge- leicht einzugehen, nach der Integration. Also ich wiesen, dass wir glauben, dass wir richtiggehen in denke, dass sozusagen die Grundstruktur des der Zweistufigkeit, dass wir wirklich Erfahrungen EEGs tatsächlich fragwürdig ist, da bei Investiti- sammeln müssen. Die Ausschreibungsmodelle, onsentscheidungen der Stromgroßhandelspreis die auch wir anstreben, sollten nicht scheitern völlig ausgeblendet wird. Es ist also so, dass die durch schlechtes Handwerk oder nicht ausrei- Erneuerbaren und zwar jeder erneuerbarer Ener- chende Vorbereitung. Es gibt höchst unterschied- gieträger, jede Technologie für sich, quasi auf ei- liche Erfahrungen aus dem Ausland. Da ist einiges nen vollkommen separaten eigenen Parkett tanzen übertragbar, vieles aber auch nicht. Deshalb sind und sich nach wie vor um das Gesamtsystem, um wir hier auch „first mover“ und werden unseren die Kapazitätssituation im Gesamtsystem, gar Weg gehen, den wir in diese Richtung auch wirk- nicht zu kümmern brauchen. Und das zieht natür- lich gehen und entwickeln müssen. Bei Freiflä- lich eine Reihe von Integrationsproblemen nach chen-PV ist das Pilotprojekt sehr klar darstellbar sich, die erst gar nicht entstehen würden, wenn und abgrenzbar. Unsere Sorgen in Bezug auf die wir eine Förderstruktur von der Art Strompreis Weiterentwicklung resultieren in der Tat daraus, Plus X hätten, und dann würden wir darüber dis- dass wir nicht automatisch die Übertragbarkeit auf kutieren was „X“ ist. Und wenn wir beispielweise die anderen Technologien sicherstellen können. „X“ dann technologieneutral formulieren würden, Und deshalb bedarf es jetzt der Kreativität. Unser dann würde das ein Wettbewerb der Technologien Verband sitzt daran, um natürlich auch entspre- untereinander - der erneuerbaren Energietechno- chende Vorschläge zu unterbreiten wie wir sozu- logien untereinander - in Gang setzen. Wenn wir sagen technologieträgerübergreifend diese Aus- „X“, jetzt einmal etwas längerfristig gedacht, euro- schreibungsmodelle so gestalten können, dass in päisch gedacht, größer gedacht, post 2020 sozusa- der Tat das Ziel der Kosteneffizienz auch erreicht gen gedacht, innerhalb von Europa länderunab- wird. Also nur bei einem vollen wettbewerblichen hängig und länderneutral denken würden, dann System käme diese Kosteneffizienz auch zum Tra- würden wir die verschiedenen Standorte in Eu- gen, sonst würden wir ja letztendlich neue Un- ropa in einen Wettbewerb untereinander setzen. gleichgewichte im System schaffen. Das ist die re- Das würde dazu führen, dass wir kostengünstigere ale Gefahr. Zum Thema Akteursvielfalt habe ich Standorte bevorzugt verwenden würden, im Ge- ausdrücklich gesagt, es soll kein Ausschlusskrite- samtsystem Kosten einsparen und dann schluss- rium, kein Marktverriegelungsinstrument geben. endlich auch Integrationsprobleme einfacher lö- Der Markt kann auch dann nur leben, glaube ich, sen könnten. wenn in der Tat sich die Akteursvielfalt mit ihren kreativen Ideen mit dieser Frage auch befassen Abg. Bernd Westphal (SPD): Eine Frage an Frau kann. Der Zeitraum dafür ist ambitioniert, er ist Müller. Und zwar haben wir ja einiges schon eben keinesfalls üppig angesetzt. Er geht etwas über das gehört zum Bereich Ausschreibungsmodell. Mich hinaus, was die EU-Richtlinie vorgibt. Wir setzen würde interessieren der Aspekt Kosteneffizienz. derzeit darauf, dass wir sagen, es ist dann aber Vielleicht können Sie aus Sicht Ihres Verbandes auch Zeit, jetzt zu beginnen und sozusagen mit und Ihrer Mitgliedsunter- nehmen das noch ein- der EEG-Novelle an diesen Ausschreibungsmodel- mal bewerten, ob man gerade vor dem Hinter- len direkt weiter zu arbeiten. Es gilt nicht erst grund der langen Planungs- und Umsetzungsfris- Freiflächen-PV abzuwarten, sondern auch Wind ten für Windenergieanlagen auch diesen Aspekt Onshore zu überprüfen, damit wir keine Zeitver- mit berücksichtigt hat, weil wir ja auch Investiti- luste haben. Es wäre ansonsten sicherlich mit ons- und Vertrauensschutz hier garantieren wol- Blick auf die Vorlaufzeiten und Investitionszeiten len. Vielleicht können Sie uns versichern, dass – bis 2017 hört sich zunächst sehr lange an -, aber

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wenn wir sehen, dass da ein oder zwei Jahre Pla- Direktvermarktung, eine verpflichtende Direktver- nungsphasen im Windbereich Onshore etc. sind, marktung weitere negative Auswirkungen auf Bör- würden wir ansonsten schnell in eine Situation senpreise haben? Nein, auch heute schon werden geraten, wo man doch ein Zögern der Marktak- alle Strommengen letztendlich über die Börse ver- teure wird feststellen müssen, wenn das jetzt marktet. Da verstehen wir uns übrigens auch nicht nicht klar geregelt wird. Also, deshalb sind hier in irgendeiner Form als Flaschenhals. Das ist ein noch Hausaufgaben zu leisten. Wir halten das für europäischer Markt. Nur, dass Sie mal eine Grö- machbar, das will ich auch sagen, aber es ist kein ßenvorstellung haben: die Akteure, die den deut- Automatismus. schen Strom handeln, kommen zu weniger als ei- nem Drittel des gesamten Umsatzes aus Deutsch- Abg. Andreas Lämmel (CDU/CSU): Ja, ich wollte land. Das ist ein Großhandelsmarkt, der europä- noch einmal nachfragen. Und zwar geht die Frage isch funktioniert und insofern in keiner Weise ir- an Herrn Reitz. Es war ja jetzt von verschiedenen gendwie einen Flaschenhals darstellt. Deshalb Gutachtern gesagt worden, dass diese Direktver- gibt es dort auch keine Monopolstrukturen. Also marktung, diese verpflichtende Direktvermark- die Diskussionen, die man vor Jahren mal hatte, tung die Gefahr in sich bergen würde, dass man ob einzelne Marktakteure hier über ihre Markt- nicht zu einer Vielfalt der Anbieter käme, sondern macht den Preis beeinflussen können, die stellt dass es zu Monopolstrukturen zurückkommen sich bei dieser Marktstruktur im europäischen könne. Das wäre meine Frage an Sie. Deckt sich Rahmen eigentlich nicht mehr. Deshalb ist es das mit den Erkenntnissen der Strombörse, dass auch wichtig, dass wir diesen Großhandelsmarkt diese Gefahr besteht? Und zum Zweiten die Wir- mit seiner großen Preiszone erhalten, denn nur kung auf die Preise. Wenn jetzt über die ver- große und liquide Märkte liefern dann die Signale, pflichtende Direktvermarktung größere Mengen die auch für den weiträumigen Ausgleich von Er- Ihnen auch direkt angeboten werden, würde das ja zeugung und Verbrauch sorgen können. Dazu ist heißen, dass möglicherweise der Großhandels- es dann in der Tat wichtig, dass der Netzausbau preis sinkt und damit die Umlage steigen würde. vorangetrieben wird. Und noch einen Satz zu dem Ist dieser Effekt über die verpflichtende Direktver- Bereich „Ausschreibungen“. Also eine wettbe- marktung zu befürchten, oder sehen Sie das aus werbliche Ermittlung der Förderung sorgt eben Börsensicht anders? dafür, dass Förderung nur so viel wie nötig und so viel wie möglich erneuerbare Energien schafft. SV Peter Reitz (EEX AG): Ich darf vielleicht mit Man kann durchaus in der Ausgestaltung dieser dem zweiten Teil beginnen was die Preise angeht Auktionen dafür sorgen, dass eine hohe Akteurs- und vielleicht erst einmal mit einem Thema ein vielfalt erhalten bleibt. Da kann übrigens auch bisschen aufräumen. Es entsteht ja immer so der eine Börse etwas dazu beitragen. Wir haben ja hin- Eindruck als wenn das ganz furchtbar wäre, wenn reichend Erfahrungen mit Auktionen in anderen die Börsenpreise sinken. Weil ja dann die EEG- Bereichen, denken Sie an den Emissionsmarkt. Umlage steigt und somit dann alle Verbraucher Und als öffentlich-rechtliche Institution, die mit mehr bezahlen müssen. Das Gegenteil ist eigent- entsprechender Transparenz und einer Börsen- lich der Fall. Den Verbraucher interessiert ja letzt- überwachung ausgestattet ist, können wir hier endlich was er in Summe zahlen muss. Wenn Sie durchaus auch in dieser Ausschreibung Modelle sich zum Beispiel Entwicklungen von 2012 auf liefern, die dieses Ziel sicherstellen. 2013 anschauen, dann ist die Summe aus Börsen- preis und EEG-Umlage nicht gestiegen. Das heißt, Abge. Barbara Lanzinger (CDU/CSU): Meine das was beim Endverbraucher ankommt, der ja Frage geht an Frau Hildegard Müller und Herrn nun beide Komponenten zahlen muss, ist im Jah- Jörg Müller. Im Rahmen des Energiesystems spielt resvergleich nicht gestiegen, weil der Börsenpreis gerade die Flexibilität ja eine große Rolle und hier genau so weit gesunken ist wie die EEG-Umlage können gerade die Speicher auch einen ganz zugenommen hat. Also so viel einmal zum Bürger- wichtigen Part einnehmen, müssen ihn einneh- interesse, dass niedrige Börsenpreise so schlecht men. Wie bewerten Sie die Forderung nach einer seien. Das ist in keiner Weise der Fall. Würde eine Klarstellung jetzt schon im EEG 2014, dass Ener- giespeicher keine Letztverbraucher sind?

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SV Hildegard Müller (BDEW): Ich will das aus- Gegenteil ausgebremst. Aber genau das ist der drücklich unterstützen. Der BDEW schlägt vor, in- nächste Schritt, den wir brauchen. Wir brauchen nerhalb des EEG und des EnWG eine einheitliche mit diesen neudeutschen Begriffen Power-to- Definition des Begriffs Energiespeicher sowie der Heat/Power-to-Gas Lösungen, die uns eigentlich Unterkategorie Stromspeicher im Stromversor- auch ausschließlich zur Verfügung stehen, um das gungssystem vorzunehmen. Wir halten das für un- Netz nach der jetzt zu Ende gehenden Phase des abdingbar, dass wir auch hier in beiden Gesetzen fröhlichen Einspeisens stabil zu halten, um Erneu- sozusagen gleichgerichtet agieren. Wichtig ist, erbare weiter ausbauen zu können. Und man muss dass diese Definition aus unserer Sicht technolo- auch immer beachten, das sind ja Energiemengen, gieoffen ausgestaltet ist bzw. zumindest klar her- die in neue Märkte gehen. Das heißt, die EEG-Um- ausgestellt wird, dass sich alle Stromspeicher im lage wird dadurch nicht größer. Im Gegenteil, Stromversorgungssystem deutlich von Letztver- wenn man diese Energiemengen auch noch in die brauchern differenzieren lassen. Ich glaube, das Umlage zwingt, dann explodiert sie uns tatsäch- ist ein ganz wichtiger Punkt und wenn ich noch lich. Richtig ist also viel mehr alles zuzulassen, einen weiteren Punkt in dem Zusammenhang an- was auch den Eigenverbrauchsmarkt betrifft, der sprechen darf. Aus Sicht des BDEW sollte auf das sehr oft gekoppelt ist. Also wer sich eine Solaran- Kriterium der Ausschließlichkeit bei der lage auf das Dach baut, fährt dann vielleicht damit Stromentnahme zum Zwecke der Wiedereinspei- auch ein Elektroauto. Das sind neue Energie- sung verzichtet werden. Ich denke hier insbeson- märkte. Hier gilt eben die Regel, dass genau diese dere an den Bereich Trinkwasserturbinen oder an- Energiemengen nicht die Umlage erhöhen. Man deres, wo wir doch anteilige Varianten haben. Wir kann sogar zeigen, dass wenn nur 20 % der er- alle wissen, dass nach dem Thema Netzausbau zeugten Energie, der erneuerbaren Energie, lokal das Thema Speicher ganz wesentlich sein wird für erzeugt werden, wenn nur 20 % in neue Märkte die Integration erneuerbarer Energien. Speicher gehen, in die Heizung geht, ins Auto geht, dann leiden zurzeit unter den Marktbedingungen ext- reduziert das die EEG-Umlage. Und hier wäre rem und hier könnten mit dieser Definitionsklä- auch mein Appell, noch einmal dringend über rung und der Technologieoffenheit und der Tei- eine Regelung nachzudenken, dass Eigenver- leinspeisung die richtigen Rahmenbedingungen brauch aus Erneuerbaren so lange befreit ist wie er geschaffen werden. die EEG-Umlage senkt. An diese Möglichkeit wurde bisher viel zu wenig gedacht. Und das SV Jörg Müller (ENERTRAG): Mir scheint dieses steckt auch hinter der Frage nach der Befreiung Thema Energiespeicher wichtig, wobei ich immer für Stromspeicher, also für Energiespeicher im darauf aufmerksam mache, Energiespeicher im weitesten Sinne. Ja, wir halten das für essentiell heutigen Sinne, die wir brauchen im System für wichtig. die Systemintegration, sind eigentlich keine Stromspeicher. Das Vordringen in neue Märkte, Abg. Wolfgang Tiefensee (SPD): Drei Fragen an das ist jetzt eigentlich der wesentliche Punkt, auf Herrn Wübbels. Erste Frage: das Gesetz sieht die den auch das jetzige EEG leider überhaupt nicht unterjährige Streichung des Grünstromprivilegs eingeht. Ich halte es für essentiell wichtig, dass und der anteiligen Direktvermarktung vor. Was wir die Fluktuation aus den fluktuierten Energien für Probleme haben Sie damit, welche Forderun- aus dem Stromnetz herausbringen. Dafür gibt es gen schließen sich an? Zweite Frage: es dreht sich auch Lösungen. Mit Power-to-Heat, wenn Sie sich noch einmal, wie bereits angesprochen um das das vorstellen, kann man sehr leicht heute schon Ausschreibungsmodell. Wie kann man aus Ihrer Anlagen realisieren im Bereich Photovoltaik. Man Sicht den kleinen und mittleren bis mittelgroßen drückt etwa die Hälfte des erzeugten Sonnen- Akteuren den Zugang zur Ausschreibung ver- stroms in ein örtliches Wärmenetz. Und das rech- schaffen und sie auch tatsächlich erfolgreich wer- net sich, weil das ist günstiger sogar als Thermos- den lassen? Und die dritte Frage: Fernwärmever- olar. Man kann auch mit Windenergiespitzen das sorgung/Fernwärmeversorgungsmöglichkeiten in nächst gelegene Dorf beheizen. Da ist im Moment der Zukunft aus KWK. Es gibt Anbieter und Er- das EEG leider sehr, sehr hinderlich, weil solche zeuger, die möglicherweise diese Kapazitäten ver- Möglichkeiten werden nicht angereizt sondern im drängen können. Jetzt fordern Sie, dass diese die

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ungeschmälerte EEG-Umlage zahlen sollen. Kön- damit würde man gewährleisten, dass die Ak- nen Sie diese Forderungen noch einmal unterset- teursvielfalt auf jeden Fall erhalten bleibt und zen? kleinere Investoren nicht aus dem Markt gedrängt werden. Dritter Aspekt ist die Frage nach Fern- SV Michael Wübbels (VKU): Es ist ja im Gesetz wärmeversorgung, Kraftwärmekopplung und Ei- vorgesehen, dass das Grünstromprivileg abge- genversorgung. Hier besorgt uns in der Tat neben schafft wird und es stellt sich jetzt die Frage, ob den Aspekten, die Frau Müller vorhin schon zum man das tatsächlich unterjährig machen sollte. Thema Eigenversorgung auch zum Ausdruck ge- Wenn man dies tun würde, würden diejenigen, bracht hat, dass wir in ein Risiko hineinlaufen für die Anbieter solcher Produkte sind, in gewisse die bestehende Kräft-Wärme-Kopplung. Sie wis- Schwierigkeiten geraten. Gewisse Schwierigkeiten sen, diese ist mit dem Kraft-Wärme-Kopplungsge- insofern, weil zum einen Verträge geschlossen setz gefördert worden und hat dazu geführt, dass worden sind, die ganzjährig laufen. Das heißt also, es nicht zur Modernisierung von Anlagen und hier käme es zu Brüchen und deswegen plädieren auch nicht zum Neubau von Kraft-Wärme-Kopp- wir dafür, dass Sie noch einmal nachdenken, die- lungsanlagen gekommen ist und dass nur in weni- ses Privileg bis Ende des Jahres noch laufenzulas- gen Fällen die Verdichtung von Netzen vorgenom- sen, damit auch die entsprechenden Verträge men worden ist. Die KWK befindet sich in einem nicht nur eingehalten werden können, sondern guten Zustand und natürlich wird unsererseits, damit auch zugleich vermieden wird, das gegen- aber sicherlich auch von anderen angestrebt, das über den entsprechenden Lieferanten Regressions- 25 % KWKG -Ausbauziel zu erreichen. Dieses ist ansprüche geltend gemacht werden bzw. Kosten nach unserer Einschätzung gegenwärtig in Gefahr, entstehen. Zur Frage der Ausschreibungsmodelle da gibt es verschiedene Faktoren. Die haben natür- glaube ich, dass vor dem Hintergrund dessen was lich auch mit der Wirtschaftlichkeit von konventi- vorhin auch schon skizziert wurde, man durchaus onellen Kraftwerken zu tun, aber unter anderem den Weg in die Ausschreibungsmodelle hineinge- auch, und darauf zielte, glaube ich, Ihre Frage, hen sollte. Allerdings mit dem Aspekt, dass man dass in bestehende Fernwärmestrukturen hinein zum Einen schauen muss, passt das Pilotprojekt, Anbieter kleine BHKWs und Ähnliches bauen, die das man jetzt für Photovoltaik Freiflächenanlagen sich gerade auf die Wirtschaftlichkeit stützen kön- macht, tatsächlich auch für Windenergie - Ons- nen, die sich aus den Eigenstromprivileg ergibt. hore und andere Technologien. Darüber hinaus Und hier bewerben wir, dass man hier noch ein- sollte man in der Tat darauf achten, dass eben halt mal darüber nachdenken sollte, diese Verdrän- es nicht zu einer Marktverdrängung von kleinen gung bestehender Kraft-Wärme-Kopplung zu ver- Akteuren kommt. Hier bestünden sicherlich ver- meiden, ähnlich wie es im Kraft-Wärme-Kopp- schiedene Möglichkeiten im Rahmen der entspre- lungs-Gesetz geregelt ist, dass hier keine konkur- chenden Verordnungsausgestaltung dafür zu sor- rierende Anlagen über das Eigenstromprivileg ge- gen, dass kleine Anbieter auf jeden Fall auch im fördert werden. Markt bleiben können. Wir haben in diesem Zu- sammenhang vorgeschlagen, eine Untergrenze zu Abge. Ingbert Liebing (CDU/CSU): Ich kann bei setzen und zu regeln, dass bestimmte Akteure un- dem Punkt der Ausschreibung gleich noch einmal terhalb einer bestimmten Grenze sich nicht an den anknüpfen Herr Wübbels. Und meine Frage rich- Ausschreibungen beteiligen sollen, weil eben tet sich an Sie und auch an Herrn Raphael. Sie ha- auch der administrative Aufwand und die sonsti- ben eben beschrieben, dass nach Ihrem Vorschlag gen (Vorlauf-)Kosten zu groß sind. Stattdessen die Akteursvielfalt dadurch gewährleistet werden sollte hier die Möglichkeit genutzt werden, nach- sollte, dass Kleinprojekte nicht in die Ausschrei- dem eine Ausschreibung zum Beispiel für Photo- bung mit hineinkommen. Ich würde gern noch voltaik oder Windenergie - Onshore gelaufen ist, einmal nachfragen, wie sehen denn Ihre Vor- dann für diese kleinen Akteure den letzten in der schläge aus, um innerhalb des Ausschreibungsmo- Auktion ermittelten Angebotspreis zu Grunde zu dells, auch dort wo ab einer bestimmten Größen- legen, möglicherweise noch mit einem kleinen ordnung Ausschreibungen gelten, auch diese Ak- Aufschlag, weil dort bestimmte technische Kosten teursvielfalt gewährleistet werden sollen? bei kleinen Anbietern höher sind. Das heißt also,

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SV Michael Wübbels (VKU): Dann kann ich ne- und dann Bürgerenergiegenossenschaften bei- ben dem Kleinstanlagenaspekt noch einmal auf spielsweise zu einem späteren Zeitpunkt an der diesen anderen Punkt eingehen, weil ja immer die Finanzierung, an der Übernahme eines solchen Besorgnis besteht, dass bei Auktionen nur Große Projekts beteiligt werden können. zum Zuge kommen können. Das kann natürlich gestaltet werden und in der Verordnungsermächti- SV Detlef Raphael (Deutscher Städtetag): Ich kann gung, die im EEG angelegt ist, gibt es ja auch das nur unterstützen und auch noch einmal an- schon eine ganze Reihe von Hinweisen, inwieweit knüpfen an das, was Frau Müller eingangs gesagt dort geprüft werden soll, bestimmte Kriterien vor- hat. Wir halten den grundsätzlichen Weg, jetzt zunehmen. Zunächst einmal will ich aber auch einmal auszutesten, ob Auktionierung funktio- darauf hinweisen, dass es hier nicht zu einer niert, für sinnvoll. Aber wir glauben, dass das Marktkonzentration oder zu einem besonderen Ganze, ich sage einmal Auktionsdesign deutlich Vorteil von großen Unternehmen kommt, denn breiter angelegt werden muss, sowohl was die un- kleine Unternehmen haben natürlich insbeson- terschiedlichen Formen erneuerbarer Energien an- dere den Vorteil, dass sie zum einen natürlich geht als auch dass gleichzeitig mitgetestet wird, durch ihre örtliche Nähe und die Kenntnis von re- welche Auswirkungen das auf Kleinanlagenbetrei- gionalen Strukturen in der Lage sind, durchaus ber hätte. Das heißt, man müsste vielleicht auch ebenfalls von sich aus gute Konditionen für Flä- die in der Diskussion befindlichen unterschiedli- chenpachten beispielsweise zu erreichen. Sicher- chen Kleinanalagenmodelle einmal austesten, ob lich haben sie auch den Vorteil, dass sie im Hin- das funktioniert. Und zum Weiteren natürlich blick auf die Akzeptanz für neue EE-Projekte die auch das, was Herr Wübbels zum Schluss gesagt Möglichkeit besitzen, hier viel stärker im regiona- hat: testen, wie es funktionieren könnte, mit Teil- len Raum zu werben. Zum zweiten spielt natür- losen zu arbeiten, mit Mindest- und Maximalgrö- lich auch eine Rolle, dass die Renditeerwartungen ßen bei den Teillosen oder auch regionale Teillose nach unseren Erfahrungen bei kleinen Akteuren zu bilden, um dann zu sagen, das System kann so deutlich geringer sind als diejenigen von größeren funktionieren oder es bereitet partiell Probleme. Akteuren, sodass man letztendlich schauen muss, Es wäre nicht gut, wenn man sich sozusagen auf dass man das Auktionsdesign so ausgestaltet, dass eine Form nur konzentrieren würde. Damit hätte hier durch eine Reihe von Kriterien, beispielweise man nicht mehr die Übertragbarkeit oder hätte be- Losgrößen, beispielweise die Frage der Regionali- stimmte Dinge ausgespart. Schönen Dank. sierung kleine und mittlere Unternehmen eine gute Chance haben. Der Aspekt, der sicherlich Abge. Dr. (SPD): Ja, nachdem meine auch eine Rolle spielen wird, ist die Frage des ursprüngliche Frage von Herrn Müller schon in technologischen Zuschnitts, dass man hier hin- der Antwort an Frau Wicklein beantwortet wurde, geht und sagt: hier werden Kriterien von vornhe- möchte ich nun noch einmal an Herrn Prof. Lep- rein so festgelegt, dass eben nicht nur Kleinstanla- rich die Frage stellen, wie er das Vorhaben, auf gen ausgenommen werden, sondern, dass auch Ausschreibungen bis 2017 umzustellen, ein- kleine und mittlere Unternehmen hier eine gute schätzt sowohl hinsichtlich der Ausbauvorhaben Chance haben. Für unseren Bereich, unsere Mit- als auch der Kostenstruktur, der Beteiligungs- gliedsunternehmen sehen wir diese Möglichkei- struktur, eigentlich der Punkte, die hier schon ge- ten, dass Sie sich hier in einem solchen Wettbe- nannt wurden. werb bewegen können. Zum Zweiten muss man natürlich auch schauen, hier gibt es auch Ange- SV Prof. Dr. Uwe Leprich (HTW Saarland): Ja, das bote beispielsweise von Stadtwerken, um gerade ist ja ein sehr weitgehender Instrumentenwechsel, auch Bürgerenergiegenossenschaften in solchen der sich da abzeichnet in Richtung Ausschrei- Projekten unterstützen zu können. Das kann na- bungsverfahren. Instrumentenwechsel bringen im- türlich auch dazu führen, dass zunächst einmal mer sehr viele Friktionen mit sich natürlich. Wir die Vorlaufkosten, die ja ziemlich hoch sind, im haben gesehen, das Auktionsdesign ist sehr kom- Rahmen einer solchen Projektentwicklung zu- plex, sehr, sehr anspruchsvoll. Das heißt, der nächst einmal dort übernommen werden können, Übergang zu diesem neuen Instrument ist eigent- lich sehr begründungsbedürftig. Wenn man in das

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Lehrbuch guckt, wird man die Begründungen gut vielleicht doch noch mehr Informationen zu be- finden. Ausschreibungen sind kosteneffizient, kommen, die im Ausland zur Verfügung stehen Ausschreibungen werden die Mengenziele besser und dann doch sehr ergebnisoffen darüber zu be- erfüllen als ein preissteuerndes Instrument, Ak- raten, ob das Sinn macht für unsere spezifische teursvielfalt kann durch Design gewährleistet wer- Situation in Deutschland oder ist unter Umstän- den und, und, und. Also im Lehrbuch ist das eine den doch der Systemwechsel, der Instrumenten- wirkliche Alternative zu den anderen Instrumen- wechsel so weitreichend und gefährdet so viele ten, die in der Diskussion stehen. In der Praxis Ziele, die wir ja haben. Es ist ja nicht nur Kosten- sieht das deutlich, deutlich anders aus. Wir haben effizienz, es ist ja auch Akteursvielfalt, es sind die einmal intensiver untersucht, welche Erfahrungen Mengenziele, die wir erreichen wollen, um dann mit Ausschreibungsverfahren im Ausland vorlie- ja auch ein bisschen nüchterner entscheiden zu gen. Es sind sehr, sehr viele Länder, die Aus- können – wollen wir das oder wollen wir das schreibungen schon durchgeführt haben, und das nicht. Also nur der Hinweis darauf, dass Brüssel ist ein sehr, sehr buntes Bild. Man kann also nicht das gerne hätte, ist nicht überzeugend genug, son- alle Erfahrungen eins zu eins übertragen. Es gibt dern wir müssen schon selber auch das Gefühl ha- Länder, da haben die Erneuerbaren erstmalig ben, das ist ein Instrument, was uns weiterhilft Marktzutritt erhalten durch Ausschreibungen. Die und im Grunde auch eine gute Alternative ist zu sind natürlich des Lobes voll und sagen, die Ak- dem, was wir bisher haben. Insgesamt muss man teursvielfalt ist toll, hat sich deutlich verbreitert. natürlich sehen, dass, wenn man zum Ergebnis Insofern ist das dann nicht übertragbar auf unsere käme, dass unter Umständen das Instrument doch Situation, wir haben schon eine breite Akteurs- nicht geeignet ist, man noch einmal neu diskutie- vielfalt. Was die Mengenzielerfüllung anbelangt, ren muss, welche anderen Instrumente gäbe es ist die Tendenz eigentlich eher so, dass man im- denn möglicherweise um mehr Akteure ins Spiel mer sehr, sehr deutlich drunter bleibt. Also wenn zu bringen, um vielleicht auch wegzukommen man bestimmte Menge ausgeschrieben hat und von dem, was man administrative Festlegung der guckt, was am Ende des Tages davon realisiert Vergütungen nennt. Aber das wäre dann eine Dis- wurde, ist das Ergebnis extrem ernüchternd. Es ist kussion, die wäre dann nach einem solchen Er- also oft so gewesen, dass Projekte, die in Aus- gebnisbericht intensiver zu führen. schreibungen siegreich waren nicht, realisiert wurden aus sehr unterschiedlichen Gründen, wo- Abge. Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE.): Meine bei auch das, muss ich ehrlicherweise zugeben, es Frage geht auch an Herr Prof. Leprich und ich ist nicht ganz einfach, an diese Informationen her- möchte gleich an die Vorfrage anschließen. In Ih- anzukommen. Man liest die Zahlen – 20 % Erfül- rem Statement haben Sie ja einige Länder ge- lungsquote bei der Ausschreibung – und guckt, nannt, die wieder ausgestiegen sind aus dem Aus- woran liegt denn das und kommt nur sehr schwer schreibungsverfahren. Vielleicht können Sie kurz voran, weil es nicht so viel öffentlich zugängliche noch einmal schildern warum. Und von Ihnen Literatur dazu gibt. Also insgesamt muss man sa- würde ich jetzt ganz konkret wissen wollen, wel- gen, dass das, was das Lehrbuch uns an guten Ar- che Alternativen haben Sie denn? Welche sehen gumenten mit auf den Weg gibt, in der Praxis so Sie für uns, die besser wären? erst einmal nicht anzutreffen ist. Also ein Stück weit Hoffnung schwingt damit, dass Ausschrei- SV Prof. Dr. Uwe Leprich (HTW Saarland): Wir bungen ein gutes Instrument sind. Deswegen haben vier Länder identifizieren können, die wie- denke ich tun wir gut daran, das zu erproben und der ausgestiegen sind. Das ist zuvorderst Großbri- mit dem 400 MW-Ausschreibungsverfahren für tannien, die ja relativ früh mit Ausschreibungsver- PV-Freiflächenanlagen ist das ja auch ein Ver- fahren angefangen und gesehen haben, dass die such, da einmal einzusteigen. Aber ich würde Zielerfüllung, also die Mengenumsetzung, doch auch meinen, aufgrund dieser vielfältigen Erfah- sehr, sehr stark verknüpft ist mit dem Pönalisie- rungen wäre es sehr sinnvoll, da dann auch genau rungssystem. Das heißt, wenn ich kein sehr weit hinzugucken. Auch vielleicht die Zeit noch zu reichendes Pönalisierungssystem habe, liegt es nutzen in den nächsten zwei bis drei Jahren, um häufiger nahe, dass die Umsetzung in Ausschrei- bungsverfahren nicht erfolgt. Einer der Gründe ist

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zum Beispiel, dass man mit Preisen einsteigt in in manchen Stunden zu viel Strom im Stromsys- die Auktion, die man dann gar nicht realisieren tem haben, dann ist auch der Vertrieb letztlich der kann, hat sich vertan oder bewusst so geboten um Akteur, der am besten damit umgehen kann. Weil zu gewinnen und dann gesehen, das wird sich der weiß genau, wo die Wärmespeicher stehen in dann doch nicht lohnen unter den Prämissen. seinem Kundensegment. Er hat unter Umständen Also das ist sehr, sehr häufig vorgekommen und Ladesäulen für Elektromobilität. Das heißt zu viel da hat man eine Menge daraus gelernt in Großbri- Strom gibt es gar nicht im Bilanzkreis, sondern tannien und hat ja dann auch über einen Quoten- der bilanzkreisverantwortliche Vertrieb findet ansatz den Weg gefunden in Richtung Einspeise- Möglichkeiten, diese Optionen marktwirtschaft- gesetz. In anderen Ländern waren es durchaus un- lich zu entdecken. Und das macht den Reiz im terschiedliche Gründe, teilweise natürlich admi- Grunde aus dieses Portfolioansatzes und es wäre nistrative Schwierigkeiten. Ansonsten darf man ja zumindest, wie auch vorhin auch schon mal be- mal offen aussprechen, dass Ausschreibungsver- merkt wurde, ein Versuch wert, über eine Experi- fahren natürlich auch korruptionsanfällig sind. mentierklausel Vertriebe in die Lage zu versetz- Also wenn man in Ländern fürchtet, dass Korrup- ten, diese Art von Portfoliomanagement auszupro- tion da eine große Rolle spielt, wird man da ver- bieren, daraus Lehren zu ziehen, Erkenntnisse zu mutlich sich eher vorsichtig diesem Instrument gewinnen und zu schauen, ist das ein Akteur, der nähern als in Ländern, wo das weniger der Fall dezentral Flexibilitätsoptionen entdecken kann ist. Was Alternativen überhaupt zu Direktver- für ein Gesamtsystem oder gibt es da auch Gren- marktung, Ausschreibungsverfahren anbelangt ist zen, die möglicherweise diese Rolle als nicht trag- es natürlich so, dass es letztlich ja nur zwei Alter- fähig erscheinen lassen. nativen gibt, die Erneuerbaren ins System hinein- zubringen. Der eine Ansatz ist über die Märkte, sei Abge. Dr. Julia Verlinden (Bündnis 90/Die Grü- es jetzt über eine treuhänderischer Vermarktung nen): Ich habe auch eine Frage oder bzw. zwei an der Übertragungsnetzbetreiber, was wir schon ein- Herrn Leprich. Zum einen wüsste ich gerne, wie mal hatten, oder die Direktvermarktung, bisher Sie das einschätzen ob die verpflichtende Direkt- optional, in Zukunft verpflichtend. Das ist der vermarktung ein Beitrag leisten kann zu der drin- eine Weg, den wir ja seit 2009 beschreiten. Und gend benötigten Flexibilisierung des konventio- der andere Weg ist der Weg, den wir vorher hat- nellen Kraftwerkparks? Also anders formuliert: ten, den wir damals „physikalische Wälzung“ ge- wer profitiert eigentlich von der verpflichtenden nannt haben, also das Hineingeben eines monatli- Direktvermarktung? Und die zweite Frage wäre, chen veredelten oder geglättenden Bandes in die vielleicht können Sie dann noch einmal ganz kurz Vertriebsportfolien. Ich würde sagen, in diese darauf eingehen – die EU-Beihilfeleitlinien for- Welt will niemand zurück, die war sehr träge mit dern ja in Bezug auf Ausschreibungen nicht so hohen Risiken behaftet. Aber dieser Portfolioan- viel wie es jetzt im EEG-Entwurf steht. Sie haben satz als solcher ist natürlich schon eine reizvolle das ja selbst in Ihrer Stellungnahme formuliert, Alternative, nämlich die Erneuerbaren in die Port- also ist unser Spielraum in echt sehr viel größer folien der Akteure zu geben, die marktnah und als das gemeinhin hier diskutiert wird und um kundennah agieren und das sind die Vertriebe. trotzdem noch EU-konform zu sein bei den Aus- Die Vertriebe können natürlich auch mit diesem schreibungen? „Gezappel“, wie es ja immer heißt, am besten um- gehen, weil die machen Portfoliomanagement, die SV Prof. Dr. Uwe Leprich (HTW Saarland): Wir kennen ihre Kunden, die kennen ihre Lastprofile, haben ja ein System, was sehr stark geprägt ist von die kennen die Lastverschiebungsmöglichkeiten, den fluktuierenden erneuerbaren Energien und sie haben vielleicht noch dezentrale Speichervor- immer stärker davon geprägt wird. Das heißt, das räte, die sie einsetzen können. Das heißt, im gesamte System muss ja deutlich flexibler werden Grunde ist der Vertrieb eigentlich der Akteur, der und es ist auch schon deutlich flexibler geworden. Maschinenraum der Energiewende, der am besten Und ein Treiber für Flexibilitäten im System sind wirken könnte. Man muss ihn nur lassen. Und natürlich die Börsenpreise, vor allen Dingen dann, wenn es denn so ist, dass in manchen Stunden, wenn sie negativ sind. Das gibt ein klares Signal das sind ja bisher nur sehr wenige Stunden, aber an die Inflexibilitäten, macht eure Hausaufgaben.

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Denn wenn ihr die macht, dann bedeutet das, ihr diesen Anreiz bei konventionellen Kraftwerken könnt Geld damit verdienen, die Flexibilität ein- aufrechtzuerhalten und damit die Flexibilitätsan- zusetzen. Es ist ja so am Spotmarkt, je negativer reize unvermindert weiter zu geben. Darüber der Preis ist, desto mehr profitiert man wenn man müsste man sicher noch einmal nachdenken. Also als flexible Kapazität diese Kapazität aus dem kurz um, Direktvermarktung ist eher ein Instru- Markt nimmt und dafür den Börsenpreis an- ment, Flexibilisierung einer Stelle ins Spiel zu nimmt. Also ein relativ wichtiges Signal. Das bringen, wo wir es eigentlich an letzter Stelle ver- Problem ist nur, dass bei der Direktvermarktung muten würden, nämlich bei den fluktuierenden dieses Signal auch sehr stark auf die fluktuieren- erneuerbaren Energien. Es gibt ja noch keine Fest- den erneuerbare Energien wirkt. Und wenn man legungen im EEG, wo die Bagatellgrenze sein wird sich aussuchen könnte, welche Flexibilitäten für Ausschreibungsverfahren, wenn sie denn ein- möchte ich denn am ehesten erschließen im Sys- geführt werden. Ich fand es sehr interessant, dass tem, da fallen einem die konventionellen Kraft- Herr Almunia in seinen Beihilfeleitlinien sich da werke ein, da fällt einem die Kraft-Wärme-Kopp- offensichtlich doch sehr viel Gedanken zu ge- lung ein, dann die Biomasse, dann das Lastma- macht hat und gesehen hat, also einfach so auf nagement, dann Speichermöglichkeiten und ganz eine Akteursstruktur, die sehr vielfältig ist, Aus- zum Schluss fällt einem im Grunde ein, wenn al- schreibungen anzuwenden, kann sehr viele Frikti- les nichts mehr hilft, dann muss man auch mal onen mit sich bringen, auch sehr viele Hemmnisse eine Windanlage aus dem Wind drehen und PV- möglicherweise aufbauen. Deswegen hat er ja Anlage verschatten oder abschalten. Bei der Di- Grenzen festgelegt im Bereich von Wind bei 6 MW rektvermarktung ist es im Grunde anders herum. respektive weniger als 6 Anlagen. Das kann man Das Erste, was ins Gespräch kommt an Flexibili- auch interpretieren, wenn eine Genossenschaft tät, ist genau das, nämlich Wind- und PV-Anlagen sagt, ich baue jetzt mal fünf Windanlagen in ei- aus dem System zu nehmen. Und das ist nicht nem kleinen Park, mit sagen wir einer Anlagen- das, was wir heute in dem System brauchen. Ich größe von 3 MW, dann würde Almunia sagen, da gebe zu, bei der gleitenden Marktprämie ist das unterliegen die nicht der Ausschreibung. Das noch nur in Grenzen da. Wir hatten ja den 11. finde ich im Grunde vernünftig, weil diese klei- Mai, diesen Sonntag, wo dann auch erstmalig im nen Akteure, die können das immer noch machen, größeren Umfang Windanlagen aus dem Wind ge- also optional ist dagegen ja überhaupt nichts ge- nommen wurden, weil der Preis bei minus 70,00 gen einzuwenden, dass sie sich organisieren und Euro die Megawattstunde war. Das war genau der in größeren Einheiten Ausschreibungen machen. Preis, der Hitpreis, wo Anlagen aus dem Markt ge- Aber ich kenne relativ viele kleine Genossenschaf- nommen werden. Wenn wir eine fixe Marktprä- ten, die sagen, dass Ausschreibungen von vornhe- mie hätten oder gar eine Kapazitätsprämie, wär rein keine Option sind, die sie wahrnehmen könn- das ja schon bei Null der Fall. Also wenn der Bör- ten, wahrnehmen würden. Also insofern sollte senpreis unter Null ist, würden diese Anlagen be- man sehr gut gucken, was hat die EU-Kommission reits aus dem System genommen und würden da- in den Beihilfeleitlinien an Möglichkeiten ge- mit sozusagen den Flexibilitätsdruck auf die infle- schaffen, Freiräume gerade für Akteursvielfalt xiblen Optionen im System mindern. Und das dort zu halten und nicht dahinter zurückfallen. kann ja im Grunde nicht sein, das kann auch nicht Aber wie gesagt, es gibt ja noch keine Vorschläge gewollt sein. Das heißt, durch Direktvermarktung, in der EEG-Novelle, aber wenn das soweit ist, je nachdem wie sie ausgestaltet ist in welchem sollte man sich das sehr gründlich angucken. Prämienmodell, schwäche ich im Grunde die ne- gativen Preissignale an der Börse ab und mindere Der Vorsitzende: Vielen Dank, wir sind sehr gut deswegen auch den Anreiz, sich stärker flexibili- im Zeitrahmen, also exakt im Zeitrahmen, sodass sieren. Und das ist ein Nachteil, der durchaus zu- wir weitere 10 Minuten haben. Wenn Sie einver- nehmen könnte mit der Stundenanzahl, wo wir standen sind, liebe Kolleginnen und Kollegen, möglicherweise nicht genug Flexibilitäten im Sys- verfahren wir so wie vorher, dass wir den Zeitrah- tem haben. Und wir hatten in einem unserer Gut- men ausschöpfen mit weiteren Fragen, also zwei, achten zum EEG 2.0 auch einmal eine Lösung da- drei Fragen kriegen wir da noch unter. Wenn das für beschrieben, dass man natürlich versucht, ja so gesehen wird, hätte der nächste Fragesteller das

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Wort, nämlich der Kollege Bareiß. weiter gehen, dann muss man sich im Grunde ge- nommen auch fragen, wie steht es denn eigentlich Abg. Thomas Bareiß (CDU/CSU): Meine erste um die Rechtfertigung des Eingriffes Förderung Frage geht an Herrn Lindenberger. Herr Linden- erneuerbarer Energien als solches. Ein zentrales berger, Sie schreiben in Ihrer Stellungnahme bei Ziel ist ja die CO2-Reduktion, aber wir haben ja der Überschrift „Marktintegration“, dass wir ganz hier konfligierende Regulierungsregime. Das kleine Schritte in die richtige Richtung gemacht heißt, die Erneuerbarenförderung findet inner- haben, aber die großen Veränderungen stehen halb des europäischen Emissionshandelssystems noch aus. Vielleicht können Sie ganz kurz sagen, statt, was bekanntermaßen mit dem Konflikt ver- welche großen Veränderungen Sie noch sehen, die bunden ist, das zusätzliche erneuerbare Stromer- wir auch beim Thema Marktintegration und Sys- zeugung zwar bilanziell die CO2 Emissionen in temverantwortung für erneuerbare Energien noch Deutschland auf dem Bilanzblatt mindert, aber vor uns haben? Und Frau Müller, noch einmal die tatsächlich in der europäischen Realität keine ein- Frage auch hier: wie schaffen wir es, dass wir die zige Tonne eingespart wird, weil eben die CO2- konventionellen Kraftwerke auf der einen Seite neutrale Erzeugung den CO2-Preis dämpft und da- mit den erneuerbaren Energien auf der anderen mit zu mehr Emissionen, zu gerade kompensie- Seite zusammenbringen? Weil ich glaube, das ist renden Mehremissionen andernorts führt. Und ja die große Herausforderung, dass wir beide wie- weil wir jetzt bei der Grundsatzkritik sind, darf der auf einem Markt, auf einem Spielfeld zusam- ich vielleicht auch zwei Sätze anhängen. Die wei- menbringen und damit auch eine wirkliche tere Begründung, die wir vielfach ja hatten, war Marktintegration von erneuerbaren Energien die industriepolitische Begründung. Die ist mitt- schaffen. lerweile, nachdem wir die meisten Solarmodule jedenfalls im Wesentlichen importieren, auch hin- SV Dr. Dietmar Lindenberger (EWI Köln): Gerne fällig. Was ist schlussendlich passiert, wenn wir zwei, drei Sätze zu größeren Schritten, die dann zurück blicken? Im Wesentlichen haben wir deut- vielleicht in der mittleren oder längeren Frist fol- schen Vorreiter die Lernkurve der Welt bezahlt gen könnten. Ein Schlüsselwort hatte ich schon und andere tragen die wirtschaftlichen Vorteile genannt. Das ist sozusagen die Struktur „Strom- davon. Gut, so ist es jetzt einmal gekommen, hat ja preis Plus X“, das ist nicht die, die wir jetzt heute immer noch was Gutes. Aber wenn man das vor- haben oder haben werden, sondern, dass eben her so gewusst hätte, hätten wir wahrscheinlich eine Struktur, die ankoppelt an das zentrale Sig- diese Milliarden alle nicht in diese Richtung ge- nal des Großhandelsmarktes, womit dann auch kippt, sondern hätten uns etwas Intelligenteres eine echte Kopplung mit dem übrigen System da ausgedacht und analog ist es tatsächlich mit den ist, was viele Integrationsprobleme von vornhe- Arbeitsplatzeffekten. Natürlich gibt es immer di- rein gar nicht erst entstehen lässt. Damit zusam- rekte positive Bruttoeffekte, wenn man irgendwo men hängt dann letztlich auch das Thema EU-In- hin Geld ausleert, dann passiert irgendetwas. Man tegration. Wenn wir nach 2020 denken, etwas län- kann das ja einfach abzählen und anfassen, aber gerfristig denken, die Märkte wachsen ja ohnehin das Ganze ist natürlich teuer, ist verbunden mit zusammen, wir sind ja mitten im Prozess des zu- sogenannten Einkommens- und Budgeteffekten sammenwachsenden europäischen Strombinnen- und unterm Strich ist der Nettobeschäftigungsef- marktes, und wenn wir das nicht irgendwann ein- fekt dann auch fragwürdig. mal proaktiver angehen, dass wir die Erneuerba- renförderung tatsächlich dann auch staatenüber- SV Hildegard Müller (BDEW): Vielen Dank für die greifend zunehmend organisieren, dann werden Frage. Herr Leprich, ich finde die Aussage übri- sich viele Probleme auch verstärken. Das heißt, gens falsch, dass die verpflichtende Direktver- letztendlich brauchen wir tatsächlich ein europäi- marktung nur die EEG-Abschaltung bei Netzeng- sches Fördersystem für erneuerbare Energien. Das pässen adressiert. Also ich glaube, dass zum Bei- mag ein paar Jahre in der Zukunft liegen, aber spiel virtuelle Kraftwerke und anderes ja gerade letztendlich ist das die Richtung, in die wir gehen die Integration der Erneuerbaren da auch anregen sollen. Und wenn wir dann noch einen Schritt können. Herr Bareiß, vielen Dank für die Frage. Ob man das Rollenrausch nennt oder wer sich in

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welche Richtung integrieren soll ist eigentlich einmal neben den 28 unterschiedlichen Förderre- egal. Klar ist auf jeden Fall, dass das System der gimen des EEG dann noch 28 Kapazitätsmärkte erneuerbaren und konventionellen Energien stär- dazuführen. Und genau deshalb sehe ich ganz klar ker vernetzt gedacht werden muss als bisher. Des- und das ist aus meiner Sicht eineindeutig, dass es halb ist die EEG-Novelle ein ganz wichtiger erster in der Frage der Ausschreibung nicht um das ob Baustein für die Reformschritte, die vor uns lie- geht sondern um die Frage des wie. Das ist in den gen. Die Reserve-Kraftwerks-Verordnung weist of- Umwelt- und Beihilfeleitlinien Gott sei Dank und fensichtlich darauf hin, dass wir auch im konven- eindeutig so geregelt, insofern sollten wir da nach tionellen Bereich ein Problem bekommen werden, vorne blicken und da würde ich gerne hören, wie wenn ich die Megawattzahlen sehe, die dort in Sie da die Zukunft, hoffentlich die rosigere als die den nächsten Jahren für die Aufrechterhaltung der Vergangenheit beim EEG, dort sehen. Versorgungssicherheit adressiert werden sollen. Klar ist auch hier, das will ich betonen, dass wir SV Dr. Dietmar Lindenberger (EWI Köln): Also ein europäisches, kompatibles System brauchen. ich denke, es gibt tatsächlich auch kurzfristig Der BDEW hat, - und ich fühle mich sehr bestätigt schon Möglichkeiten. Die Binnenmarktrichtlinie durch das, was von vielen Experten hier ja auch sieht ja vor, dass beispielsweise gemeinsame Pro- vorgetragen worden ist - vorgeschlagen, zu einem jekte, also staatenübergreifend finanzierte Pro- System des dezentralen Leistungsmarktes zu kom- jekte, stattfinden können, das ist ja ein Schritt der men. Weil wir natürlich dezentral am besten die jeder Zeit im Prinzip gegangen werden kann. Die Möglichkeit haben, um das was dann an ver- Frage gemeinsamer Förderregime, also länder- pflichtender konventioneller Energie noch resi- übergreifender europäischer Förderregime, liegt dual besorgt werden muss, so kostenminimal wie sicherlich eher dann in der weiteren Zukunft, möglich am Ende des Tages auch aufzustellen und sollte aber auch nicht aus den Augen verloren hier zu einem funktionierenden System zu kom- werden. Und ein Punkt, der vielleicht jetzt mittel- men Ich sehe da in der Tat auch eine starke Rolle fristig interessant sein könnte, wenn wir das ganze der Vertriebe, um auch Lastmanagement, die Er- Thema Offshore-Windenergie mit dem Stichwort neuerbaren Energien vor Ort oder die Netzsitua- Nordsee-Cluster verbinden. Da liegt es ja nahe, tion und vieles andere auch zu integrieren. dass wir gemeinsame Infrastruktur benötigen, der BDEW und VKU haben Modelle in diese Richtung Nordseeanrainerstaaten und das lässt sich doch entwickelt. Wir freuen uns, wenn das Kraftwerks- ganz praktisch verbinden mit konkreten Schritten forum und andere Initiativen jetzt auch ihre Tätig- der staatenübergreifenden Zusammenarbeit. Da keit wieder aufnehmen. Wir brauchen dringend gibt es ja auch schon diverse Initiativen. die Diskussion und Verzahnung mit anderen Poli- tikbereichen. Da besteht ein großes Problem, was SV Peter Reitz (EEX AG): In der Tat ist es so, dass sowohl eine industriepolitische Komponente aber die Märkte in Europa zusammenwachsen. Wir ha- auch eine Versorgungssicherheitsproblematik hat ben heute schon so genannte Marktkopplung, die mit Blick auf die Versorgungssicherheit in diesem über 80 % des europäischen Strommarktes mitei- Land. nander verbindet und sozusagen die Engpässe an Grenzkuppelstellen optimal ausnutzt. Trotzdem Abg. Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU): Ja, ich sehen wir aufgrund der unterschiedlichen Erzeu- würde gerne noch einmal weiter anschließen, gungsmixe in den einzelnen Ländern unterschied- würde die Frage gern stellen an Herrn Lindenber- liche Preise in den einzelnen Märkten und das ist ger noch einmal und vielleicht an den Herrn ein klares Signal dafür, dass auch auf europäi- Reitz. Wenn Sie auch noch einmal ausführen scher Ebene der Netzausbau weiter vorangetrieben könnten, wie Sie die europäische Dimension se- werden muss. In der Tat glaube ich auch, dass wir hen. Auch vielleicht von der zeitlichen Reihen- nicht hinsteuern sollten auf 28 Förderregime und folge und Abfolge, und was denn die nächsten 28 Kapazitätsmärkte. Von letzterem bin ich so- Schritte sind, um die Märkte wirklich so zu integ- wieso nicht besonders überzeugt. Da sollte man rieren, dass wir da auch einen Binnenmarkt für erst noch einmal schauen, ob nicht der beste- Energie oder für Strom dann nachher in Europa hende Markt genügend Signale liefert, um die In- haben, der den Namen verdient und nicht noch vestitionsentscheidung auch sicherzustellen. Man

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darf aber auch nicht auf den großen Big-Bang hier Herrn Dr. Rothermel vom EID, Herrn Dr. René warten und sagen, jetzt schauen wir einmal, dass Umlauft vom VDMA, Frau Dr. Lippert vom DGB, eine gesamteuropäische Lösung auf einen Schlag Herrn Dr. Krawinkel von der Verbraucherzentrale zustande kommt. Deshalb wäre ein sinnvoller Bundesverband, Herrn Stefan Kohler von der Zwischenschritt eine Koordination mit den Nach- dena, Herrn Dr. Matthes vom Öko-Institut, und barländern, ähnlich wie wir das in der Markt- schließlich auch schon seit mittags hier Herrn kopplung auch gemacht haben. Da hat man auch Detlef Raphael, der die kommunalen Spitzenver- nicht damit angefangen, eine große Lösung für 28 bände vertritt. Wir können damit eintreten in die Länder zu designen, sondern hat im Kleinen ange- Befragung wiederum nach dem Muster der ersten fangen mit Kernmärkten und diese werden jetzt beiden Themenblöcke. Der erste Fragesteller ist nach und nach miteinander verbunden. Ein Bau- Herr Dr. Joachim Pfeiffer. stein dazu ist übrigens das Thema Herkunftsnach- weise. Hier ist es durchaus möglich, einen europä- Abg. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU): Meine Frage ischen Markt dafür zu schaffen. Allerdings krankt richtet sich an Dr. Kerber vom BDI und Dr. Rot- er momentan daran, dass es keine deutschen Her- hermel vom EID und zwar, inwieweit sie durch kunftsnachweise auf diesem Markt gibt. Ein Be- die Umwelt- und Beihilfeleitlinie aus ihrer Sicht darf dazu ist da. Das sehen wir an den über 5 Mil- jetzt Planungs- und Investitionssicherheit für die lionen Ökostromtarifen, und deshalb wäre es energieintensiven Branchen, im Allgemeinen und sinnvoll, auch in Deutschland diese Herkunfts- im Besonderen, als gesichert ansehen. Wo sehen nachweise einzuführen und eine zusätzliche Ein- Sie da noch Handlungsbedarf oder Gefahrenstel- nahmequelle, auch für die Produzenten von er- len, insbesondere auch die Frage, ob sie es so in- neuerbaren Energien zu schaffen, die letztendlich terpretieren, dass die Härtefallregelung für die, die dann die Marktprämie reduzieren würde und da- herausfallen, unbegrenzt gilt? Da gibt es unter- mit zur Absenkung der EEG-Umlagen beitragen schiedliche Signale. Ferner interessiert mich, wie könnte. sie den Ist-Stand beurteilen und wie sie bei der nationalen Umsetzung die Eingangsschwellener- Der Vorsitzende: Vielen Dank. 15.31 Uhr, damit höhung, die jetzt angedacht ist, bewerten. Wenn sind wir sehr pünktlich am Ende des 2. Themen- sie jetzt etwas zu diesem Themenkomplex sagen blocks angelangt. Wir treten jetzt wieder ein in die könnten, wäre ich sehr dankbar. Pause, nachdem im 3. Themenblock von den jetzt anwesenden Sachverständigen nur zwei oder drei SV Dr. Markus Kerber (BDI): Vielen Dank, Herr wiederkehren werden, möchte ich mich bei denje- Vorsitzender, vielen Dank, Herr Pfeiffer. Ich ver- nigen, die im 3. Themenblock nicht mehr beteiligt suche es so generell, allgemein und breit zu ma- sind, ganz, ganz herzlich bedanken für das Kom- chen, wie das vom BDI möglich ist, weil Kollege men und für Ihre guten Auskünfte. Ich unterbre- Dr. Rothermel aus anderer Betroffenheit der ener- che hier und wir machen pünktlich um 16.00 Uhr gieintensiven Industrien noch ein paar andere weiter. Schattierungen wird geben müssen. Zunächst vielleicht einmal die Einschätzung nach der 3. Themenblock (16:00-17:30 Uhr) Rechtssicherheit, die Sie hinterfragt haben. Ich glaube schon, dass es sowohl der Kommission als Entlastungsregelungen für die energieintensiven auch der Bundesregierung in den letzten Monaten Betriebe („Industrieprivileg“); gelungen ist, hier für uns eine kurz- bis mittelfris- Eigenstromregelung („Eigenstromprivileg“) tige Rechtssicherheit zu schaffen. Wir haben, im Vergleich zu der Situation im Januar und Februar, Der Vorsitzende: Der dritte Themenblock widmet heute einen Planungshorizont, der uns an der sich den Entlastungregelungen für die energiein- rechtlichen Seite - was die Belastungen anbelangt tensiven Betriebe. Mit dem Themenkomplex der - etwas ruhiger schlafen lässt. Was jetzt auf dem Eigenstromregelung haben wir eine Reihe von Tisch vorliegt - der rund 300-seitige Entwurf - ist neuen Sachverständigen zu verzeichnen. Ich be- in unseren Kreisen so etwas wie ein Energiekos- grüße hierzu Dr. Markus Kerber vom BDI, ich be- tenanstiegsdämpfungsgesetz und wir teilen eigent- grüße Herrn Dr. Dercks von DIHK, ich begrüße lich die Einschätzung sowohl von Parlament als

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auch von der Regierung, dass der nächste große sind und die auch eine Belastung werden könn- Aufgabenblock im Sommer und im Herbst kom- ten. Aber nur ein Beispiel, das ich mitgebracht men wird, wo es darum geht, durch eine Restruk- habe – eines bayerischen Automobilzulieferers, turierung des deutschen und des europäischen der Metall verarbeitet. Der wird durch die Neure- Energiemarkts dafür zu sorgen, dass wir eine was gelung ein Beispiel wie es vielen Unternehmen wir heute noch nicht haben kalkulatorische Be- geht von 14 Prozent auf die 13,8 Prozent gedrückt. grenzung des Anstiegs hinbekommen. Also, so Das wird wegen der neuen Berechnung sein- wir viel vielleicht zu der leicht positiven Bewertung werden den Zähler vergrößern müssen, wenn das der bisherigen Bemühungen und der bisherigen Gesetz so durchgeht – und den Nenner verklei- Arbeit. Ich glaube auch, dass das Verfahren, wenn nern. Dann sinkt die Stromintensität, der lag bis- ich das so kurz sagen darf, sowohl von Kommis- her bei 14,3 Prozent und wird durch die Neurege- sion wie von Bundesregierung zu jedem Zeitpunkt lung auf 13,8 Prozent gehen. Das bedeutet für ihn relativ offen und transparent und für uns nach- - weil er die Ausgleisregelung verliert - eine Ver- vollziehbar war. Jetzt zu Ihren Fragen. Natürlich zehnfachung der EEG-Kosten und er hat uns ge- genügt uns im Moment die Dämpfung des An- genüber angedeutet, das dies auf jeden Fall zu stiegs noch nicht, weil für uns nicht die absoluten Entlastungen führen wird. Das heißt: an so Einzel- Preise in Deutschland relevant sind, sondern die fällen ausgerechnet, sehen Sie wie schwer es ist, relativen Preise. Es gibt zwei Zahlen, die man vor wenn man eine einzelne Grenze hat. Ich will aber Augen haben muss. Betrug im Jahr 2009 der An- nicht Eulen nach Athen tragen. Wir haben seit teil von Abgaben, Steuern und anderen sonstigen Jahren immer wieder die Forderung vertreten: Kostenelementen auf die Industriestrompreise Lasst uns nach einem gleitenden Einstieg suchen. noch knapp 10 Prozent, liegt der Anteil im Mo- Das wird wahrscheinlich nicht mehr der Fall sein, ment bei 40 Prozent und es ist nicht absehbar, aber ich würde für eines gerne abschließend plä- dass der Anteil wieder sinken wird. Das heißt: dieren: überlegen Sie sich bitte, ob Sie die zweite wenn sie einen mittleren Industriepreis nehmen Stufe – die Erhöhung auf 17 Prozent im Jahre von vielleicht 15-14 Cent pro Kilowattstunde, ist 2016- heute schon festlegen und kodifizieren wol- für uns das schon entscheidend, dass er damit un- len, denn im Jahr 2016 kommt wieder eine EEG- gefähr 20 bis 25 Prozent über dem EU-Mittel liegt. Reform, weil wir dort die Marktintegration in ein Für unsere Industrie, egal ob energieintensiv und neues Gesetz bringen müssen, so dass man viel- nicht energieintensiv, egal ob ausgenommen oder leicht den Einstieg jetzt von 14 Prozent auf eine nicht ausgenommen, allein in der vorgelagerten erste höhere Stufe mal evaluieren könnte und Betrachtung ist dieser relativ in Deutschland am dann zu schauen, ob man dann auf die 17 Prozent stärksten ansteigende ,,All-in Preis‘‘ – also, Groß- hochgeht. handelspreis an der Börse plus Abgaben – der re- levante und dort ist immer noch eine Situation ge- Der Vorsitzende: Vielen Dank! Herr Dr. Rother- geben, die nicht zufriedenstellend ist. Der zweiter mel, die 5 Minuten sind leider ausgeschöpft. Ich Punkt von Ihnen angesprochen, von uns aber in setze auf die Kreativität weiterer Fragesteller, um unserer Stellungnahme dargelegt mit dem will ich es dann wieder einzuschleifen. Der nächste Frage- auch dann kurz schließen und dann an Herrn Rot- steller ist der Kollege Tiefensee. hermel übergeben ist der des harten Anstiegs bei den 14 Prozent. Wir halten eigentlich die 14 Pro- Abg. Wolfgang Tiefensee (SPD): Meine Frage rich- zent - auch wenn sie methodisch schwierig sind- tet sich an Herrn Kohler. Das Gesetz sieht vor, für etwas, was wir behalten sollen. Wenn wir jetzt dass es eine Beteiligung, eine anteilige Beteiligung auf doppelt gestuft gehen – auf 16 und auf 17 Pro- beim Eigenverbrauch gibt bei der EEG-Umlage. zent- und wir noch die Verdoppelung im Ein- Drei Fragen. Die erste: Wie bewerten Sie das gangskostensatz von 0,05 auf 1 Cent haben, ist das grundsätzlich? Die zweite Frage: Wie bewerten Sie eine deutliche Belastung für die Industrie. Die die drei Stufen, die vorgesehen sind: also, einmal wird man quantifizieren können. Ich nehme an, die 10 kW Bagatell-Grenze EE und KWK bei 50 das ist ein dreistelliger Millionenbereich an Zu- Prozent und Entlastung der Industrie bei 15 Pro- satzkosten. Was ich nicht bemessen kann, sind die zent. Und die dritte Frage bezieht sich auf die Sys- Änderungen in der Eigenproduktion, die geplant tematik: Könnten Sie sich vorstellen, könnten Sie

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sich Überlegungen anschließen, die sagen: ‚, Ei- ralen, die kleinen Anlagen, nicht eine hundertpro- gentlich müsste man im Sinne der Solidarität viel zentige, vollständige Absicherung der Nachfrage eher oder zusätzlich die Frage einer Netzan- nach sich ziehen, dass der Ausbau von dezentra- schlussgebühr, bzw. einer Überwälzung weiterer len Anlagen, auch von kleinen Anlagen eine ent- Netzentgelte, versus einer anteiligen Beteiligung sprechende Netzinfrastruktur nach sich zieht. an der EEG-Umlage ins Auge fassen‘‘. Deshalb sind wir auch da dafür, dass die entspre- chend an den Ausbaukosten, und damit auch an SV Stephan Kohler (dena): Ich beantworte die Netzentgelten mitbeteiligt werden müssen. Frage in aller Kürze. Also, wir plädieren dafür, dass alle EEG-Anlagen mit einer zukünftigen Ab- Abg. Thomas Bareiß (CDU/CSU): Anknüpfend an gabepflicht belastet werden; dass man also, die den Kollegen Pfeiffer, würde ich gerne Herrn Dr. Bagatell-Grenze abschafft. Wir befürworten zu- Rothermel die Frage nach der rechtlichen Ein- sätzlich aber eine Ausnahmeregelung - und zwar schätzung der Härtefallregelung stellen: Wird die kann die gleitend sein- gekoppelt an Effizienzkri- Härtefallregelung nach 2018 nach der jetzigen terien für Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, weil Vorlage auslaufen oder Ihrer Auffassung nach die Bundesregierung zwei Ziele verfolgt. Auf der weiter, auch über 2018 hinaus laufen? An Herrn einen Seite Ausbau erneuerbarer Energien, auf der Dr. Dercks habe ich eine Frage zum Thema Eigen- anderen Seite Ausbau und Nutzung von hocheffi- verbrauchsregelung. Ich hätte gerne eine generelle zienten Kraft-Wärme- Kopplungsanlagen, insbe- Einschätzung, wie Sie die jetzige Eigenver- sondere auch im kleinen Leistungsbereich. Wie in brauchsregelung im Gesetz sehen und bewerten. der Regelung vorgesehen fallen Micro-KWK raus, eben durch die Mengenbegrenzung im Strombe- SV Dr. Jörg Rothermel (EID): Vielen Dank, Herr reich. Deshalb würden wir empfehlen, alle Anla- Vorsitzender. Schnelle Antwort dazu. In der Ab- gen mit einer Umlage zu belegen und dann eine solutbewertung muss man sagen, dass die Kosten Entlastung für effiziente Anlagen vorzunehmen. für die energieintensiven Industrien deutlich an- Und da kann man verschiedene Effizienz-Stufen steigen. Das ist systembedingt durch die Beihilfe- einführen, die dann eben dazu führen, dass man leitlinien vorgegeben. Mindestens das Doppelte an auch Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen entspre- Kosten wird auftreten. Das ist für Unternehmen chend mitberücksichtigt. Ein weiterer Punkt noch: mit hohem Strombedarf durchaus ein mindestens wir befürworten, dass Bestandsanlagen berück- sechsstelliger Eurobetrag. In Relation gesehen, für sichtigt werden und Bestandsschutz gewährleistet das, was mal diskutiert worden ist, insbesondere wird. Allerdings würden wir darauf nochmal hin- Anfang des Jahres, muss man in der Tat sagen, wiesen wollen, dass wir natürlich auch einen An- dass mit den Beihilfeleitlinien in der Umsetzung reiz schaffen sollten für die Modernisierung von und jetzt in dem Entwurf des EEG ein Fortschritt Bestandsanlagen; also hier soll der Anreiz beste- dahingehend zu sehen ist, dass wir jetzt eine halb- hen, wenn jemand eine Kraft-Wärme-Kopplungs- wegs vernünftige Planungssicherheit haben, so- analage hat, die mit einer noch effizienteren Anla- lange wie diese Regelungen weiter bestehen wer- gen rüstet, dass er dann seinen Bestandschutz den. Die Erhöhungen werden nicht dazu führen, nicht verliert. Gerade für Industriebetriebe bedeu- dass jetzt in großer Breite Unternehmen aus dem tet das einen Anreiz für Modernisierung ihrer An- System ganz rausfallen, was zu Anfang drohte, o- lagen. Also insgesamt sind wir mit der Richtung der mit erheblichen Kostensteigerungen konfron- einverstanden. Bagatell-Grenze abschaffen, alle tiert werden. Insofern müssen wir darauf achten, Anlagen belegen, aber dann Ausnahmen für hoch- dass wir bei der Umsetzung in deutsches Recht - effiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen schaf- die Besondere Ausgleichsregelung ist nichts ande- fen, weil dieses energiepolitische Ziel der Bundes- res als die Umsetzung der Leitlinien in deutsches regierung gleich wichtig sein muss wie der Aus- Recht – das Ganze nicht noch verschärfen. Letzt- bau und Nutzung erneuerbarer Energien. endlich geben die Leitlinien keine zusätzlichen Grenzen für die Liste 1–Anlagen, also für die 68 Zu den Netzentgelten: wir haben in unserer Ver- Sektoren, vor. Die sind in der Regel offen. Wir ha- teilnetzstudie aufgelistet, dass gerade die dezent- ben unsere bisherige Grenze noch einmal in den

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Entwurf eingeführt und diese sogar noch ver- für alle Branchen gelten zu lassen. Wenn es aber schärft. Da sehen wir keine Notwendigkeit, diese so niedrig ist, muss man sich auch die Frage stel- Verschärfung tatsächlich durchzuführen. Aus un- len, ob man es besser gleich lässt, denn der büro- serer Sicht ist es eher ein Problem, dass dadurch kratische Aufwand steht eigentlich in keinem Ver- zusätzlich Unternehmen rausfallen, die bisher hältnis mehr zu den Erträgen, die sich in der Um- drin waren, und auch weitere Unternehmen keine lage niederschlagen. Zumal, wenn man gegenrech- Chance haben. Letztendlich müsste man es in die net, dass man für Förderung von KWK und auch andere Richtung ausdehnen, wenn man bedenkt, Photovoltaik an anderer Stelle über KWK-Bonus dass der allergrößte Teil der energieintensiven oder Einspeisevergütung dann entsprechend wie- Unternehmen überhaupt nicht die Härtefallrege- der zahlen müsste. Von daher sind wir der Auffas- lung genießen kann. sung, dass zu einer dezentral organisierten Ener- giewende die Eigenstromerzeugung dazu gehört Was die rechtliche Bewertung der Laufzeit der und das bisherige Modell der Nichtbelastung der Härtefallregelung anbetrifft, so ist es so, dass die- richtige Weg wäre. jenigen, die rausfallen, letztendlich auch nur die 20 % der Umlage zahlen müssen. Wir haben mo- Abg. Dirk Becker (SPD): Meine Frage geht an mentan keinen Anlass zu sehen, dass das 2018 Herrn Dr. Matthes. Ich will die von Herrn Dr. Der- ausläuft. Bis 2018 geht diese Stufung, dass man je- cks gerade genannte Möglichkeit, mit dem Thema des Jahr nur das Doppelte des vorangegangenen Eigenverbrauch umzugehen, mal umkehren. Herr Jahres zahlen muss, und man dann im Jahre 2019 Dr. Matthes, Sie sind seit längerem dafür bekannt, die volle Härte, also die vollen 20 % erreicht. dass Sie die Einbeziehung des Eigenverbrauchs als notwendigen Schritt bewerten. Nach allen Be- SV Dr. Achim Dercks (DIHK): Zum Thema Eigen- rechnungen, die mir vorliegen, würde eine Eigen- verbrauch: Zunächst einmal begrüßen wir es sehr, verbrauchsbeteiligung, wie sie jetzt vorgesehen dass der Bestandsschutz entgegen früheren Über- ist, nach wie vor wirtschaftlich darstellbar sein. legungen hier jetzt auch gewährleistet ist. Das ist Wie bewerten Sie das? für alle Beteiligten sehr wichtig. Mit den 15 % gibt es für die Industrie eine Regelung, die auch Welche Beteiligung des Eigenverbrauchs halten deutlich niedriger liegt als das, was ursprünglich Sie für wirtschaftlich vertretbar? Votieren Sie eher in Rede war. Allerdings ist dadurch die Differenz für eine einheitliche Berücksichtigung oder für zur Eigenstromerzeugung im nicht industriellen ein getrenntes Verfahren? Bereich – Handel, Dienstleistungen – sehr groß ge- worden. Aus unserer Sicht ist der Eigenverbrauch SV Dr. Felix Christian Matthes (Öko-Institut): insgesamt ein wichtiger Teil der Energiewende, Eine Vorbemerkung: Ich glaube, man muss mit ei- denn diejenigen, die in Eigenstromerzeugung in- nem Mythos über den Eigenverbrauch aufräumen. vestieren, leisten einen wichtigen Beitrag zur Der Wechsel in den Eigenverbrauch spart keine Energiewende. Zum einen, weil sie über KWK Kosten. Er wechselt das Transfersystem. Das und erneuerbare Energien in die richtige Richtung heißt, man macht ein Geschäftsmodell, das darauf investieren. Sie schaffen Versorgungssicherheit, beruht, dass andere die Rechnungen bezahlen. Bei sie ermöglichen mehr Flexibilität bei der Nach- kleineren Anlagen sparen Sie Netznutzungsent- frage und sie sind für die betroffenen Unterneh- gelte, sparen Sie alle möglichen Umlagen, sparen men – die Zahlen hat Herr Dr. Kerber bereits ge- Sie Konzessionsabgabe, sparen Sie Stromsteuer, nannt – eben auch eine weitere Möglichkeit, sich wenn Sie der Stromsteuerpflicht unterliegen. Das im internationalen Wettbewerb der Nachteile zu heißt, bei kleineren Anlagen beruht ein wirtschaft- erwehren, die aus manchen Facetten der Energie- licher Vorteil in der Größenordnung von 15 Cent wende in Deutschland für sie resultieren. Vor dem allein darauf, dass die Rechnung von jemand an- Hintergrund der Tatsache, dass Rechenzentren derem bezahlt wird. Das ist ein Wechsel der nicht unter die Besondere Ausgleichsregelung fal- Transfermechanismen und keine Kosteneinspa- len, ist es für diese Gruppe ganz besonders wich- rung. Vor diesem Hintergrund wird man die rea- tig, die Eigenstromerzeugung nutzen zu können. len Vorteile der Eigenerzeugung abzuwägen ha- Wir plädieren deshalb dafür, zumindest die 15 % ben, die es ja auch gibt, mit dem Umfang dieser

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Transfermechanismen. Das ist die entscheidende eine sinnvolle vertretbare Größe. Ich glaube, eine Frage. Deswegen glauben wir, dass man Eigener- Freistellungslösung wäre sinnvoll. Man ist befreit zeugung beteiligen muss, weil der Ausgangspunkt bis zu 3,5 oder 4,5 Cent. Das heißt, man ist nur be- der Refinanzierung unseres heutigen Stromsys- troffen von den Steigerungen oder Fluktuationen tems darauf beruht, den Durchsatz von Netzen o- der EEG-Umlage. Damit würde man den energie- der die Lieferung an Endkunden zu bepreisen, wirtschaftlich, volkswirtschaftlich kontraproduk- und diese Zusatzkosten, diese Netzkosten und tiven Druck in der Eigenerzeugung, der nicht diese Zusatzumlagen immer große Anteile haben durch gesamtwirtschaftliche Vorteile gedeckt ist, werden. Wir zerstören die ökonomische Basis des abdecken. Man würde ein Verteilungsproblem lö- Systems. Das ist nicht nachhaltig. Aus meiner sen. Sicht stellt sich deswegen die Frage: Soll man den Eigenverbrauch beteiligen? Klare Antwort: ja. Natürlich kann man die Frage stellen, warum man nicht bei Netznutzungsentgelten anfängt. Natür- Wie nimmt man diesen Abwägungsprozess ausei- lich müssen auch Netznutzungsentgelte auf Kapa- nander? Wir sollten versuchen, in diesem Abwä- zitätsprämien umgestellt werden. Das ist eine län- gungsprozess nicht Dinge zu regeln, die man wo- gerfristige Aktion. Das ist sozial regressiv. Das anders regeln muss, wie bei der Kraft-Wärme- trifft Ärmere stärker als andere. Aber auch hier Kopplung. Deswegen schwebt uns ein dreistufiges wird man rangehen müssen. Wir kommen in die Modell für die Behandlung des Eigenverbrauchs Welt der flatrate-Zahlungen und wir müssen se- vor. All die Eigenverbrauchsanlagen, die Indust- hen, dass wir in dieser Welt der flatrate-Zahlun- riebetriebe beliefern, die der besonderen Aus- gen nicht mit einem „Rauskaufen“ Anreize setzen, preisregelung unterliegen, müssten für den Eigen- was zu volkswirtschaftlich ineffizienten Lösungen verbrauch genau das bezahlen, was sie auch beim führt und am Ende des Tages auch die Finanzie- Netzbezug zu bezahlen hätten. Es ist unsinnig, rungsbasis des Systems zum Implodieren bringt. wenn man im Bereich der Besonderen Ausgleichs- Das ist die Voraussetzung. Je länger man damit regelung einen Druck im Netzbezug erzeugen wartet, umso mehr Vertrauensschutz und Sach- würde. Aber man sollte sie durchaus in der Grö- verhalte schafft man und umso weniger kann man ßenordnung belasten, die auch im Netzbezug pas- das ganze System ändern, weil ohne Eingriffe in sieren würde. Das wäre die erste Stufe. Die zweite die Bestandsanlagen das Ganze nicht funktionie- Stufe wäre eine Bagatellgrenze, weil man aufpas- ren wird. Deswegen sollte man es zu einem Zeit- sen muss, dass das Messen nicht teurer wird als punkt machen, wo man es auch für Bestandsanla- alles andere. Auch das wäre ein Transfermecha- gen mit moderaten Sätzen machen kann. nismus zugunsten der Lieferanten der entspre- chenden Geräte. Da sind die Dinge, die im Mo- Abge. Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE): Meine ment im Gesetz stehen, vernünftig. Und bei allen Frage geht an Prof. Dr. Leprich. Ich möchte gerne anderen Anlagen würden wir eine Freistellung, von Ihnen wissen, ob die Novelle zu einem zu- die pauschal die Vorteile der dezentralen Eigener- sätzlichen Finanzierungsbeitrag der energieinten- zeugung berücksichtigt, von 3,5 Cent vorschlagen. siven Industrie für die Energiewende führt. Müss- Bei dieser Größenordnung wäre auch der Be- ten bei der Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit standsschutz berücksichtigt. Wer vor drei Jahren und möglicher Beihilfen für das EEG nicht sämtli- in eine Anlage investiert hat – das war die Zeit, che Beihilfetatbestände beachtet werden, die im wo die Regierungschefs versichert haben, die Zuge der Energiepolitik anfallen? Also auch bei EEG-Umlage wird niemals über 3,5 Cent steigen - den Netzentgelten, Energie- und Stromsteuer, konnte niemand in seine wirtschaftliche Rech- Emissionshandel, Konzessionsabgaben? Es wird nung 6 Cent einrechnen. Darauf gibt es keinen immer gejammert, dass bei der Wettbewerbsfähig- Vertrauensschutz. Es gibt diese Übergangsinvesti- keit immer nur auf einen Tatbestand hingewiesen tionen zwischen 2012 und heute, aber die sind be- wird, während es ja wesentlich mehr sind. Merit- grenzt. Deswegen würden wir 3,5 Cent vorschla- Order-Effekt und solche Dinge werden dann eher gen, und wenn Sie höher gehen wollen, vielleicht nicht besprochen. 4,5 Cent. Das wäre eine Beteiligung in der Größen- ordnung von 30 bis 40 % der EEG-Umlage. Das ist SV Prof. Dr. Uwe Leprich (HTW Saarland): Die

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besondere Ausgleichsregelung ist im Jahre 2004 Deutschland nicht sehr beliebt. Deswegen guckt mit etwa 120 privilegierten Unternehmen, 60 man am besten mal ins Ausland. In den Nieder- Terawatt-Stunden-Privilegierung, und einer Über- landen oder Dänemark gibt es diese Art von Auf- prüfung, ob diese Unternehmen in diesem Wettbe- lagen bei Privilegierungen. In den Niederlanden werb gefährdet sind, entstanden. Das war der Aus- wird den Unternehmen zum Beispiel gesagt, ihr gangspunkt. Seitdem ist im Grunde immer nur all müsst im Grunde solche Effizienzmaßnahmen ma- die Jahre draufgesattelt worden. Bis vor etwa 2 chen, die sich innerhalb von vier Jahren rechnen. Jahren der damalige Umweltminister sagte, dass Das ist natürlich eine Auflage, die weitgehend ist, es so nicht weitergehen kann, und wir bestimmte aber an dem kritischen Punkt - der Energieeffizi- Ausnahmeregelungen wieder rückgängig machen enz in der Industrie -, ansetzt. Alle Studien, die müssen; das Ganze im Grund zu entschlacken und ich kenne, sehen als Haupthemmnis der Erschlie- uns dadurch wieder dem Ursprungsgedanken zu ßung der Effizienzpotenziale in der Industrie die nähern. Das hat auch die jetzige Regierung unter- sehr kurze Erwartung im Hinblick auf die Kapital- strichen und gesagt, dass sie versuchen würden, rückflusszeit. 18 Monate, 2 Jahre, maximal 3 diese Privilegien etwas zurückzuschrauben. Ich Jahre, wo man sagt, ihr müsst etwas mehr machen. denke, das Ergebnis ist nicht gelungen. Es ist eine Dänemark sagt 5 Jahre. Würde man an dieses, bis- Stabilisierung der Privilegierung. Ich will gar her sehr ungenutzte Potenzial, ein Stück weit bes- nicht darüber urteilen. Das ist politisch entschie- ser drankommen und hätte gleichzeitig gesagt, Pri- den worden, auch in enger Absprache mit der Eu- vilegierung ist das Eine, aber mit bestimmten ropäischen Kommission. Insofern hat man sich Hausaufgaben, die über das hinausgehen, was ihr darauf verständigt, dass die Privilegierung, die ohnehin macht, zu verknüpfen, wäre vielleicht man jetzt hat, zumindest nicht weiter vorangetrie- ein Schritt in die richtige Richtung. ben werden soll, aber auch nicht zurückgedreht werden soll. Eine Entlastung der Verbraucher gibt Aus wissenschaftlicher Sicht ist lange diskutiert es dadurch nicht. Ich warne auch davor, sich zu worden, ob die Kennzahlen die richtigen sind. viel Entlastung zu versprechen. Die damalige Pri- Bruttowertschöpfung, Stromkosten - auch da sind vilegierung von 60 Terawatt-Stunden war nicht wir der Ansicht, dass es sich mit einer anderen umstritten, sondern war einvernehmlich. Heute Kennzahl besser abbilden ließe. Aber diese Dis- haben wir etwa 2000 Unternehmen mit ca. 100 kussion ist zurzeit eher akademisch, vielleicht Terawatt-Stunden Privilegierung. Für die Verbrau- wird sie aber auch mal wieder politisch. cher ist die Entlastung eher im Zehntel-Cent-Be- reich. Das ist letztlich nicht der Punkt. Es ging im- Abg. Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- mer darum, möglichst viele Unternehmen mitzu- NEN): Ich habe eine Frage an Herrn Dr. Krawin- nehmen, die das auch leisten können. Daran kel. Die Begründung für die Einbeziehung des Ei- wurde gearbeitet. genstroms in die EEG-Umlage ist ja die Entsolida- risierung. Es ist hier vorgesehen, den Eigenstrom Was insgesamt das Beihilferecht anbelangt, ist das mit unterschiedlichen Sätzen zwischen Industrie, Thema eigentlich durch. Man hat sich sehr eng Privatverbrauch und KMU zu belegen. Bestands- mit der Europäischen Kommission abgestimmt. anlagen, insbesondere im Kondensationsbereich, Was ich mir vorstellen könnte, was im Gesetz bis- Kohlekraftwerke etc. werden gar nicht in den Ei- her sehr vage angelegt ist, ist eher der Umstand, genstrom mit einbezogen. Der Eigenverbrauch von dass man die Privilegierung auch an bestimmte Kraftwerken wird auch nicht mit einbezogen. Se- Vorbedingungen oder bestimmte Voraussetzungen hen Sie insgesamt hier, gerade im Bereich der knüpft. Als Formulierung ist enthalten, dass diese kleineren Anlagen, das betrifft vor allen Dingen Unternehmen ein Energie-Management-System Photovoltaik- und KWK-Anlagen, Tendenzen der nachweisen müssen, mittlerweile auf EMAS-Basis Entsolidarisierung, die dann zu großen Kosten- - was ich auch sehr begrüße -, und dass Effizienz- wellen im Rahmen der EEG-Umlage führen wür- aktivitäten auf den Weg gebracht werden sollen. den? Das könnte man sich auch dahingehend vorstel- len, indem man das mit konkreten Vorschriften SV Dr. Holger Krawinkel (vzbv): Das ist natürlich zur Energieeffizienz verknüpft. Ich weiß, das ist in

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schon ein schwerwiegender Begriff, von Entsoli- Sätze der EEG-Umlage hier zur Anwendung kom- darisierung in einem solchen Zusammenhang zu men sollen. Ich glaube, es ist auch in der Öffent- sprechen. Ich habe mir gerade überlegt, welche lichkeit – wir sehen das bei unseren Verbrauchern Beispiele es da noch gibt. Ist es unsolidarisch, im - kaum vermittelbar, dass teilweise fossile Kraft- Sommer mit dem Fahrrad zu fahren und nicht die werke günstiger gestellt werden als die Investitio- U-Bahn zu nutzen, obwohl die entsprechenden nen in Photovoltaik-Anlagen. Das führt nicht ge- Kapazitäten mit öffentlichen Mitteln bereitgestellt rade zum Verständnis für die Energiewende, wurden? Ist es unsolidarisch, sich energieeffizi- wenn es so umgesetzt würde. Der entscheidende ente Geräte zu beschaffen und damit auch die Punkt ist aber in der Tat, dass wir es hier mit ei- EEG-Umlage zu kürzen? War es unsolidarisch, in nem Umstieg in den Konsumgüterbereich mit den 1910er oder 1920er Jahren in den USA sich neuen Technologien zu tun haben, die nicht auf- das Ford-Modell „Tin Lizzie“ zu kaufen – 15 Mil- gehalten werden, sondern gefördert werden sol- lionen Mal wurde es verkauft - weil vorher die Ei- len. senbahnstruktur aufgebaut wurde? Ich glaube, mit dem Begriff kommen wir hier nicht weiter. Wir Nehmen Sie zum Beispiel Elektromobilität. Da haben es mit einem Phänomen zu tun, dass ein wird diskutiert, ob es Vorteile zur Einführung die- Teil der Energieversorgung tatsächlich in den ser Wagen geben solle und keine zusätzliche Be- Konsumgüterbereich übergeht und damit natür- steuerung, um diese Innovation zu ersticken. Ich lich anderen Gesetzmäßigkeiten folgt. Deswegen glaube auch, die enge volkswirtschaftliche Sicht- glaube ich auch, dass es richtig ist, bei den Netz- weise, für die sonst einiges spricht, ist hier nicht entgelten anzufangen. Da ist es wirklich so, dass angebracht. Nehmen Sie den Erfolg der Autoin- bei der Eigenerzeugung zu wenig gezahlt wird für dustrie. Der wäre nicht möglich gewesen, wenn es das, was an Versorgungssicherheit geleistet wird. sozusagen keine massenhafte Entsolidarisierung Deswegen ist das der wichtige Punkt hier, auf leis- gegenüber dem Eisenbahnsystem gegeben hätte. tungsbezogene Netzentgelte überzugehen. Der Ef- fekt selbst – das haben wir in verschiedenen Be- Abg. (CDU/CSU): Ich möchte an reichen ausgerechnet – ist bei PV zumindest mini- das, was Prof. Dr. Leprich gesagt hatte, anknüpfen. mal. Wenn die Prognosen der Übertragungs-Netz- Die Besondere Ausgleichsregelung dient dazu, die betreiber zugrunde gelegt werden, geht es um eine besondere Situation der energieintensiven Indust- Eigenerzeugung bis 2018 aus PV um 1,5 bis 2 rie im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit zu be- Terawatt-Stunden bei den Neuanlagen. Das führt, rücksichtigen. Auf der anderen Seite haben wir wenn man die Umlage zu 50 % einführt, zu einer sehr ehrgeizige Ziele im Bereich der Energieeffizi- Entlastung der übrigen Haushalte um etwa 50 enz. Jetzt sagte Prof. Dr. Leprich, es ist möglich Cent im Jahr. Sie sehen die Größenordnung. die Verpflichtung noch etwas anzuziehen, so dass Selbst, wenn es ein bisschen mehr wird, ist das die, die befreit sind, mehr machen müssen im Be- nicht entscheidend. Das gleiche gilt, wenn wir reich der Energieeffizienz, als es bislang über Mieterstrommodelle einbeziehen, da haben wir es Energieaudits der Fall ist. Da wäre meine Frage an mit ähnlichen Größenordnungen zu tun. Was ich den Herrn Kohler, ob er diese Auffassung teilt; ob auch berücksichtigen würde, ist dabei, dass hier und was in dem Bereich der Energieeffizienz noch völlig neue Geschäftsfelder entstehen. Dass es ei- gemacht werden kann. Ich würde ferner gerne nen Markt gibt, wo es eben nicht nur um Kilowatt- Herrn Dr. Kerber fragen, ob es er für vertretbar hal- Stunden geht, sondern um andere Güter, wie Au- ten würde, wenn die, die ausgenommen sind, im tonomie, Autarkie usw. Das heißt, sowohl der Gegenzug hier bei der Energieeffizienz eine Kunde als auch die Unternehmen können auf ei- Schippe drauflegen müssen. ner ganz anderen Ebene Wettbewerb betreiben. Das ist, was wir uns immer vorgestellt haben. Ge- SV Stephan Kohler (dena): Ich glaube, ich kann es rade in der Anfangsphase dieses aufkommenden relativ kurz machen. Wir unterstützen es, dass Wettbewerbs mit einer „Besteuerung“ – und das man die Befreiungstatbestände mit Energieeffi- bei den geringen Einnahmeeffekten aufzuhalten - zienzkriterien belegt. Das war auch schon ein Vor- halte ich nicht für zielführend, insbesondere auch schlag, den wir intensiv mit dem BDI diskutiert unter dem Aspekt, dass sehr unterschiedliche haben. Hier muss man sehen, dass das heutige

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System teilweise dazu führen kann, dass es der nicht weich, ohne dass sie nicht viel Energie hin- Energieeffizienz zuwiderläuft. Das feste Verhältnis einpumpen; es geht nicht. Wir würden es gerne zwischen Stromkosten und Bruttowertschöpfung machen, aber es geht nicht. Und deswegen wäre kann auch dazu führen, dass wir einen Anreiz für es sachlogisch falsch, eine, wenn sie so wollen, Ineffizienz haben. Deshalb sollten wir in der Tat technische Privilegierung, die man braucht, um einen Anreiz für Effizienz schaffen. Energiemana- etwas zu produzieren, an einen Zwang für be- gementsystem ist ein erster Schritt. Fraglich ist, ob stimmte Investitionen zu binden. Aber ich glaube, man dann wirklich auf solche Vorschriften über- wir sollen den Weg der Anreiz-Setzung gehen. Da gehen sollte, dass man bestimmte Vorgaben in Be- bin ich mit dem Kollegen Kohler einig und zug auf Umsetzung aller Maßnahmen macht, die möchte dennoch alle nochmal an Folgendes erin- eine bestimmte Amortisationszeit einhalten müs- nern: bevor der Mensch Verbraucher ist und Geld sen oder enthalten. Ich bin immer noch ein biss- ausgeben kann, muss er Arbeitnehmer sein, um es chen zurückhaltend, weil natürlich die Investitio- einzunehmen. Deswegen sollte man die Beschäfti- nen in Energieeffizienz am effektivsten erfolgen, gungswirkung einer vorschnellen Einschränkung wenn sie im normalen Erneuerungszyklus oder der besonderen Ausgleichregelung nach 2018 oder Renovierungszyklus stattfinden. Da haben wir Ähnliches immer bedenken, weil es sofort Be- schon bei den Betrieben unterschiedliche Investi- schäftigungswirkungen hat. Vielen Dank! tionssituationen. Deshalb werden wir eher dafür plädieren, eine Benchmark einzuführen, Ener- Abg. Mark Hauptmann (CDU/CSU): Ich habe eine giemanagementsysteme einzuführen und dann ei- Frage an Herrn Dr. Dercks und zwar eine allge- nen Zeitplan eröffnen, bis zu welchem Zeitpunkt meine Frage. Gibt es aus Ihrer Sicht noch Bran- er dann diese Effizienz erreichen muss. Aber ins- chen, die bei der Besonderen Ausgleichsregelung gesamt, ja – eine positive Stellungnahme zu der bisher nicht berücksichtigt wurden, aber berück- Verbindung zwischen Befreiung und Energieeffi- sichtigt werden sollten? Und der zweite Teil der zienz. Frage im Hinblick auf eine besondere Branche: Halten Sie es für sinnvoll, dass die Kunststoffre- SV Dr. Markus Kerber (BDI): Anreize - immer cycling-Branche und die Unternehmen hier in der gern, Zwang - bitte nie, weil Zwang einfach nicht Besonderen Ausgleichsregelung mit ins EEG auf- in die Art und Weise passt, wie wir normaler- genommen wurden. weise zu wirtschaften gewohnt sind. Ich darf da- ran erinnern, dass wir in der Industrie in den SV Dr. Achim Dercks (DIHK): Ja, vielen Dank für letzten 65 Jahren sehr erfolgreich ohne Zwang ge- die Frage. In der Tat ist die Zuordnung einzelner arbeitet haben. Aber ein Punkt, der mir wichtig Branchen auf die Liste einer der Hauptdiskussi- ist: ich glaube, es wird übersehen, wie viel indust- onspunkte bereits gewesen, der leider auch nach rielle Effizienz bereits umgesetzt wurde. Man wie vor aktuell ist. Jetzt muss man konstatieren, muss Brache für Branche, Unternehmen für Unter- dass zumindest was die Liste 1 angeht, im Zweifel nehmen unterscheiden, wie weit die auf dem Weg die Spielräume für Nachbesserung wegen des schon gegangen sind. Wir haben in der Tat mit der Kompromisses mit der EU relativ gering sind. So dena einmal ein gemeinsames Seminar gemacht, gesehen ist das eine schwierige Diskussion. An- wie man mit Anreizen Industrieeffizienz noch ders sieht es bei der Liste 2 aus, wo ja durchaus weiter heben kann. Ich will nur auf einen letzten nur eine nicht abschließende Liste nach unserem Punkt eingehen kann, weil vorher das Wort ,,Pri- Verständnis vorliegt. Im Übrigen gibt es in den vileg‘‘ fiel. Ich glaube, wir reden über eine ,,Be- Texten dazu sogar das Stichwort ,,Dienstleistun- sondere Ausgleichsregelung‘‘, nicht über eine ,Be- gen‘‘. Das scheint uns bei der Liste 2 nicht ausge- sondere Privilegierungsregelung‘‘. Ausgleich von schlossen zu sein. Wo kommen neben den von was? Ausgleich von Belastungen in einem Ener- Ihnen genannten Branchen Anmerkungen? Da giesystem, die manche nicht tragen können, weil sind als Beispiele zu nennen: Gießereien sind sie physikalisch-technische Produktionsprozesse nicht dabei, sehr wohl aber Stahl- und Eisengieße- haben, die einfach viel Energie verschlingen. Sie reien. Im Bereich der Textilindustrie sind ausge- kriegen leider so einen Aluminium-Klumpen rechnet diejenigen nicht dabei, die den höchsten

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Energieansatz haben: die Textilveredler, auch Här- Sie noch in Erinnerung, was Dr. Kerber in seinem tereien sind nicht dabei, wohl nach meiner Infor- Eingangsstatement gesagt hat. Teilen Sie seine mation deshalb, weil es auf EU-Ebene keine Zah- Sorgen? len zur Außenhandelsintensität gab. Das sind na- türlich aus Sicht der Betroffenen sehr schwierige SV Dr. Inge Lippert (DGB): Zum Thema Eigens- Konstellationen. Wenn sich jetzt noch abzeichnet, tromprivileg: Da haben wir eine sehr differen- dass es bei der Zuordnung einzelner Unterneh- zierte Sichtweise. Zunächst sind wir erst einmal men zu den Branchen Schwierigkeiten gibt, weil froh, dass die ursprüngliche Belastung der Be- sich die statistische Landesämter bislang der Trag- standsanlagen jetzt vom Tisch ist und dass wir weite dieser in wenigen Minuten getroffenen Ent- mit dem vorliegenden Gesetzentwurf einen umfas- scheidung nicht bewusst waren, kommt hier si- senden Bestandsschutz sichern konnten, um da- cherlich eine große Auseinandersetzung auf uns mit bereits getätigte private und industrielle In- zu, weil Branchen, die nicht in der Liste sind, na- vestitionen auch zu gewährleisten. Hinsichtlich türlich auch versuchen nachzuweisen, dass ihr der Neuanlagen sehen wir das etwas differenzier- Schwerpunkt – und das sicherlich auch oftmals ter. Wir sind sehr wohl der Meinung, dass es rich- zu Recht – in einer anderen Branche liegt. Hier tig ist, dass die Eigenverbrauchsanlagen künftig sind Streitigkeiten nicht nur zwischen den Lan- zur anteiligen Zahlung der EEG-Umlage herange- desämtern, sondern auch mit der BAfA letztlich zogen werden sollten, um zu verhindern, dass vorprogrammiert, weil jeder für sich natürlich sa- eben immer mehr Verbraucher aufgrund ihrer in- gen wird: ,,Ich bin derjenige, der diese Einschät- dividualwirtschaftlichen Eigenoptimierung ohne zung vornehmen kann und muss‘‘. Es sind gerade Rücksicht auf das Gesamtsystem sozusagen aus an diesen Grenzen sehr schwierige Prozesse. Das dem Gesamtsystem aussteigen. Da erwarten wir gleiche gilt für die von Ihnen genannte Branche. einen zusätzlichen Hebeleffekt für die EEG-Um- So gesehen ist es, bei aller Wertschätzung, für den lage. Wir sind aber gleichzeitig auch der Meinung, Einsatz auch der Bundesregierung auf EU-Ebene dass die Belastung nicht zu hoch ausfallen darf. und für das Wissen und das harte Ringen, eben Diese Gefahr sehen wir insbesondere bei den um- auf jeden Fall so, dass ein Teil von Branchen hier weltfreundlichen Formen der Energieerzeugung, in einen sauren Apfel hier scheinbar zu beißen also bei den erneuerbaren Anlagen und bei den hat, was unter dem Strich, unserer Ansicht nach, KWK-Anlagen. Die Belastung von Eigenstrom auch dazu führen wird, dass das Entlastungs-Vo- sollte hier nur sehr moderat ausfallen, um eben lumen durch die Besondere Ausgleichsregelung die politisch festgelegten Ausbauziele für erneuer- sinken wird. Denn es gibt eigentlich nur Ein- bare Energien und für KWK nicht zu unterlaufen. schränkungen. Deshalb wäre unsere Bitte, zumin- Gegenwärtig ist im Gesetzestext festgelegt, dass dest was die Liste 2 angeht, die ja immer noch an die Belastung bei 50 Prozent der EEG-Umlage lie- den individuellen Nachweis um 20 Prozent ge- gen soll und es wurde hier von anderen Vertretern bunden ist, hier noch nachzubessern. auch schon angesprochen, dass dieses als zu hoch eingeschätzt wird und auch wir schätzen das als Abg. Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD): Frau zu hoch ein und würden dafür plädieren, die Be- Dr. Lippert, ich wollte auch von Ihrer Seite einmal lastung hier in Anlehnung an die Eigenver- hören, wie bewerten Sie denn anteilige Beteili- brauchsregelung für das produzierende Gewerbe gung des Eigenverbrauchs an der EEG-Umlage? nur bei 15 Prozent festzulegen. Im Übrigen sollte Bei der Novellierung ist versucht worden – das ist die Reduzierung der Belastung auf 15 Prozent ja die Idee, die dahinter steht – soziale Aspekte auch gelten, wenn der eigenproduzierte Strom für die Verbraucher zu berücksichtigen. Gleichzei- nicht nur vom Anlagenbetreiber selbst, sondern tig ging es darum, energieintensive Betriebe und auch von Dritten in unmittelbarer Nähe ver- die Arbeitsplätze, die dahinter stehen, zu sichern. braucht wird. Jetzt komme ich auch auf Ihre Frage Halten Sie die Synthese, die wir hier gefunden ha- der Verbraucher zurück. Dadurch werden innova- ben für tragfähig? Welchen Handlungsbedarf se- tive Geschäfts- und Vermarktungsmodelle regio- hen Sie gerade vor dem Hintergrund der Antwort naler Stromanbieter unterstützt, die es dann letzt- von Herrn Dercks? Gibt es Branchen, Gewerbe, die endlich auch erlauben, die Mieterhaushalte an ei- wir vergessen haben? Und letzter Punkt: haben

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ner kostengünstigen und umweltfreundlichen de- Anlagen zum Beispiel in Industrieparks in Zu- zentralen Versorgung zu beteiligen. Was die Frage kunft von der EEG-Umlage befreien zu können. der erneuerbaren Anlagen und der Kraft-Wärme- Also reicht das Instrumentarium aus, um Investiti- Kopplungsanlagen betrifft, sind wir grundsätzlich onen in ökologisch gute Anlage zu ermöglichen? der Meinung, dass hier unbedingt darauf geachtet werden sollte, dass die Förderziele des Kraft- SV Dr. Jörg Rothermel (EID): Es geht um die Ei- Wärme-Kopplungsgesetzes nicht unterlaufen wer- generzeugungsanlagen, die künftigen, die gegebe- den dürfen. Deswegen wünschen wir uns hier nenfalls in der energieintensiven Industrie noch eine Überprüfung, ob beide Instrumente konsis- gebaut werden. In der Tat sind der mit Abstand al- tent aufeinander abgestimmt sind und ausrei- lergrößte Teil der Anlagen, die betrieben werden, chende Investitionsanreize zur Erreichung der ökologisch sinnvolle Kraft-Wärme-Kopplungsan- KWK-Ausbauziele ermöglicht werden. Ich komme lagen, weil sie wirtschaftlich und ökologisch ei- jetzt noch zum Thema Bagatellgrenze für Kleinan- nen Sinn machen. Wirtschaftlich deswegen, weil lagen. Wir sind der Meinung, dass im Gegenzug sie in der Regel wärmegeführt sind. Sie werden zu unseren Vorschlägen – also sozusagen der Ab- betrieben, um die Wärme zu produzieren und senkung der Belastung für KWK-Anlagen und An- gleichzeitig dann auch entsprechend Strom mitzu- lagen der erneuerbaren Energien – die Bagatell- produzieren. Diese Anlagen, die wir betreiben, grenze für Kleinanlagen ersatzlos gestrichen wer- stehen in der Regel heute schon am Rande ihrer den könnte. Das halten wir deswegen für sachge- Wirtschaftlichkeit und insofern ist der echte Be- recht, weil der ökonomische Anreiz für den Eigen- standschutz für diese Anlagen besonders wichtig. verbrauch derzeit bei Kleinanlagen am größten ist, Für zukünftige Anlagen wird sich in der Tat die sodass ein Beitrag zur EEG-Umlage hier kein In- Frage stellen, werden, ob die bei den 15 Prozent vestitionshindernis darstellt. Sie hatten noch die Belastung, die jetzt für Neuanlagen vorgesehen Frage nach den Branchen gestellt. sind, noch gebaut, noch betrieben werden. Wir ge- hen davon aus, dass etliche von diesen Planungen Der Vorsitzende: Ihre Zeit ist leider vorbei, Frau jetzt im Prinzip wieder in die Schulblade gesteckt Dr. Lippert. werden, weil sie sich nicht rechnen werden. Wir haben auf der anderen Seite ein Ausbauziel für SV Dr. Inge Lippert (DGB): Eine Branche, die wir Kraft-Wärme-Kopplung, wo die sinnvolle Kraft- nicht in der Branchenliste bisher berücksichtigt Wärme-Kopplung in der Industrie ihren Anteil im gesehen haben – das wurde eben angesprochen – Prinzip leisten könnte. Wenn dann durch eine sol- sind die Schmieden. Da besteht die besondere Si- che Regelung im Prinzip dieser zusätzliche Aus- tuation darin, dass die Schmieden sich mit glei- bau zur Nichterreichung des Ziels beiträgt, dann chen Produkten wie die Gießereien in denselben haben wir uns damit selbst nichts Gutes getan. Wertschöpfungsketten bewegen. Die Gießereien Was die Eigenversorgung, auch an Industriestand- sind in der Liste aufgenommen. Das heißt, wir orten, letztendlich Industrieparks auch betrifft, werden hier die Situation haben, dass die Schmie- auch da sehen wir eigentlich Handlungsbedarf, den sozusagen systemisch bedingt in Zukunft um hier im Prinzip den Wertschöpfungsgedanken, Wettbewerbsnachteile haben und das ist sehr un- der auch in Industrieparksituationen eine beson- glücklich. Deswegen möchte ich in dem Zusam- dere Bewandtnis hat, auch hier zu berücksichti- menhang auf einen Brief der IG Metall an den gen und auch diese letztendlich als Eigenversor- Wirtschaftsminister hinweisen, in dem die Situa- gungsanlagen zu betrachten. tion auch genau beschrieben ist. Abge. Astrid Grotelüschen (CDU/CSU): Meine Abg. Andreas Lämmel (CDU/CSU): Ich hätte eine drei Fragen gehen an Herrn Dr. Dercks. Wir haben Frage an Herrn Dr. Rothermel. Es geht mir um die eben über die Entlastungen in Industrie und Mit- Frage der künftigen Anlagen. Sollen bei der Be- telstand gesprochen. Wir haben diese zwei Para- wertung von Neuanlagen, die errichtet werden, in meter Stromintensität und Handelsintensität. die Regelung weitere Kriterien eingefügt werden, Brauchen wir nicht für den Mittelstand noch an- um vor allen Dingen auch ökologisch vorteilhafte dere Kriterien? Gibt es nicht ein sinnvolles Krite-

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rium, das zu definieren wäre, welches wir da ein- Begleiterscheinungen zu Energieeffizienz-Bench- fügen müssten? Frage zwei: Sie haben unter- marks und zu durchschnittlichen Strompreisen schiedliche Branchen oder Sektoren angespro- sehr, sehr vorsichtig sein muss. Denn das er- chen. Wir hatten gerade Gießerei und andere Bei- scheint uns dann doch auch angesichts der Hete- spiele. Im Lebensmittelbereich ist es ähnlich. Die rogenität zwischen den Branchen, zwischen den Stärke ist bei der Kartoffelbearbeitung drin, die Unternehmen, als Quadratur des Kreises. Eine Verarbeitung und Weiterverarbeitung zu Pommes weitere Überlegung könnte sein, sich bei der Stro- und Tiefkühlung ist nicht mehr drin, obwohl die mintensität – Herr Kerber hat vorhin darauf hinge- Stromverbräuche ähnlich sind. Brauchen wir da wiesen – einen gleitenden Einstieg zu überlegen. vielleicht eine andere Regelung? Kann man da Wenn man schon die 16 Prozent anstrebt, dann noch etwas steuern? Nächster Punkt: Aktualität zumindest für die mit 14 Prozent vielleicht die 20 des Datenmaterials. Bei mir angekommen ist, dass Prozent Umlage vorzusehen. Da gibt es genügend Eurostat veraltete Werte hat oder die Berechnun- Spielraum, der durchaus auch nach den EU-Vor- gen bezüglich der beiden Indikatoren nicht nach- gaben noch vorhanden ist. Wir würden auch dafür vollziehbar sind. Haben Sie da nähere Erkennt- plädieren, die Nachteile für Mittelständler nisse? Könnte man da nochmal nacharbeiten? Wir dadurch auszugleichen, dass sie nur die erste haben eben über Effizienz gesprochen, Berech- halbe Gigawattstunde voll mit Umlage belastet be- nung Stromintensität. Was ist das denn Stromin- kommen. Damit gleicht man vielleicht die Kosten tensität Berechnung, ist das klar geregelt? Muss aus, die allein das Antragsverfahren mit sich das nicht geregelt sein, Kosten der Stromversor- bringt. Das wären einige Punkte, die hier ein Weg gung insgesamt, also Eigenverbrauch, Fremdver- wären, die Nachteile für den Mittelstand etwas brauch plus Maßnahmen zur Energieeffizienzstei- aufzuwiegen. Zu den anderen Fragen der Aktuali- gerung, weil das unsere Zielsetzung ist. Da hätte tät des Datenmaterials, kann man vielleicht im ich gerne eine Einschätzung von Ihnen. Nachgang etwas nachliefern. Das ist vielleicht für die Runde und ich gestehe auch für mich als SV Dr. Achim Dercks (DIHK): Ich beginne mit Nicht-Statistiker jetzt zu kompliziert. Bei der Stro- dem Thema Mittelstand. Brauchen wir da andere mintensität insgesamt sprechen Sie noch einen Kriterien? In der Tat ist es bei der Besonderen wichtigen Punkt an, wenn Sie Eigenverbrauch Ausgleichsregelung so, dass Mittelständler sich und Energieeffizienz mit in die Betrachtung einbe- mit vielen dieser Regelungen schwerer tun. Das ziehen. Das ist genau der Grund, warum wir sa- gilt insbesondere, wenn man sich dann die Fragen gen, der Eigenstrom ist eigentlich ein guter Beitrag der Stromkostenintensität anschaut. Die Vorgaben zur Energiewende. Der sollte deshalb genauso we- zu durchschnittlichen Strompreisen, Energie- nig wie Energieeffizienz mit Umlage belastet wer- Benchmarks, das sind alles Dinge, die nicht nur den. Herr Dr. Krawinkel hat eben schön die Ana- vom Aufwand her für Mittelständler schwieriger logien gezogen. Hinzufügen könnte man, wenn sind, sondern ganz Natur gegeben sind die Preise, man zuhause kocht, muss man auch keine Um- die sie am Markt erzielen können für ihren Strom- satzsteuer zahlen, obwohl es den Restaurants bezug in der Regel höher als bei großen Unterneh- schadet. Hier gilt: einen Eigenverbrauch als Teil men. Auch die Overhead-Kosten sind bei Mittel- sozusagen als Beitrag zur Energiewende zu be- ständlern in der Regel größer, sodass die Strom- rücksichtigen, wäre der richtige Weg, um auch kostenintensität niedriger ist. Im Ergebnis ein wei- den Nachteilen des Mittelstands letztlich jeden- teres Beispiel ist natürlich die erste Gigawatt- falls Rechnung zu tragen. Stunde, die mit 100 Prozent der Umlage belastet wird, sodass sie bei einem Mittelständler der dann Abg. Wolfgang Tiefensee (SPD): Meine erste Frage irgendwo zwischen ein und zehn Gigawattstun- geht an Herrn Dr. Kerber. Mir geht es um die in- den Verbrauch hat, natürlich zu einer höheren dustriellen KWK-Anlagen, die Restgas bzw. Res- durchschnittlichen Belastung mit EEG-Umlage tenergie nutzen. Da gab es bisher eine Saldierung kommen, als das bei deutlich größeren Unterneh- über das Jahr. Jetzt ist ein 15-Minuten-Takt vorge- men der Fall ist. Aus unserer Sicht folgt daraus, sehen. Sie sprechen sich dagegen aus. Das Modell dass man insbesondere bei den regulatorischen sei praxisuntauglich. Warum? An Herrn Dr. Rot-

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hermel habe ich die Frage zum räumlichen Zu- richtig im Kopf habe. Reicht denn das aus Ihrer sammenhang, § 58. Wir haben es oftmals mit Kon- Sicht aus, um auch den Wettbewerb zwischen den zentrationen von Firmen zu tun, die dann doch Bahnen, der ja noch immer nicht richtig ausge- noch Teile ihrer Wertschöpfungskette am alten prägt ist, zu fördern oder müssten da aus Ihrer Standort belassen. Der ist aber dennoch involviert. Sicht doch noch andere Regelungen stattfinden. Sie wollen eine neue Definition des räumlichen Zusammenhangs. Warum und wie soll die ausse- SV Detlef Raphael (Deutscher Städtetag): Aus un- hen? serer Sicht reicht es noch nicht aus. Wenn man den Koalitionsvertrag ernst nimmt, müsste eigent- SV Dr. Markus Kerber (BDI): Diese zusätzliche lich die alte Regelung bestehen bleiben. Jetzt hat Verschärfung bei der Vorteilsgewährung von an der Bundesrat ja zu recht auf die Problematik hin- und für sich zweifelsohne sinnvollen industriel- gewiesen, dass diese Problematik eigentlich an an- len KWK-Anlagen lehnen wir – übrigens genauso derer Stelle gelöst werden müsste, nämlich über wie der Bundesrat – deswegen ab, weil diese Mes- das GVFG oder über die Regionalisierungsmittel. sung der 15-Minuten-Intervalle einen völlig unnö- Das wäre eigentlich der saubere Weg. Nur haben tigen Mehraufwand darstellt, der oft mit erhebli- wir wenig Hoffnung als Kommunen, dass dieser chen technischen Aufwendungen verbunden ist Weg gegangen wird, wie man ja auch aus der Ge- und das Argument für die eigentliche Weiterver- genäußerung der Bundesregierung sieht. Von da- wendung von Kuppelprodukten, die in der In- her nochmal das Plädoyer, dass hier eine Lösung dustrie sowieso anfallen, ist so zwingend, das wir gefunden wird, die nicht dazu führt, dass sozusa- gar nicht sehen, wo da die neue Logik herkommt. gen wir vor Ort in den kommunalen Verkehrsbe- Was wäre denn die Alternative zum Nichtverwen- trieben dann die Preise anheben müssen, was die den dieser Kuppelprodukte, dieser Kuppelgase, Gefahr wäre. Wir gehen im Moment davon aus, dieser Kuppelenergie? Dass wir sie in die Atmo- auch nach Berechnung des VDV, dass diese Rege- sphäre lassen? Das ist doch völlig irrsinnig. lung jetzt so zwischen 80 und 100 Mio. Euro Mehrkosten erzeugen würde. Es sind Betriebskos- SV Dr. Jörg Rothermel (EID): In der Tat gibt es ten, die müssten wieder umgelegt werden und durch diese Umstrukturierungen bei den größeren landen möglicherweise dann in den Preisen. Das Unternehmen die auch mehrere Standorte betrei- ist von Unternehmen zu Unternehmen unter- ben, solche Situationen, das Prozesse verlagert schiedlich. Es würde gerade die Kleineren stärker werden und energetisch intensive Teilprozesse an treffen als die Größeren. Von daher noch mal die alten Standorten verbleiben, die auch noch wei- Bitte, darüber nachzudenken, hier eine andere Re- terhin energetisch und stofflich in die Gesamtheit gelung zu finden. integriert sind, letztendlich aber dann als Einzel- teilprozess nicht mehr ausreichen, um im Großen Abg. Dirk Becker (SPD): Meine Frage geht an und Ganzen eine eigene Befreiung auch zu erhal- Herrn Dr. Krawinkel. Es ist jetzt im Verlauf der ten. Diese sind letztendlich auf die Eigenstromer- Darstellung mehrmals der Eindruck erweckt wor- zeugungsversorgung angewiesen und auch die Be- den, das Thema der Eigenverbrauch sei sozusagen freiung an diesen Standorten und insofern sollte ein Kernanliegen der Energiewende. Ich will doch man bei der Definition der räumlichen Nähe, des nur eingangs darauf hinweisen, dass es eher ein räumlichen Zusammenhangs darauf achten, dass Abfallprodukt ist, um steigende PV-Kosten zu de- auch weiterhin diese Standorte als räumlich nah cken bzw. in KWK Bereich die Industrie mit an betrachtet werden und letztendlich in diese Eigen- Bord zu kriegen. Es war nie ein ausdrückliches stromerzeugungsbefreiung einfließen können. Ziel der Energiewende, einen Markt der Autarkie zu schaffen, wie Sie das eben gesagt haben. Und Abge. Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU): Ich ich will auf diesem Markt der Autarkie mal zu- hätte eine Frage an Herrn Raphael. Wir haben ja rückkommen, wenn ich dieses Beispiel nehme. im Zusammenhang mit der Befreiung auch inten- Klar ist, je mehr Leute in die Autarkie kommen, siv über die Befreiung von Schienenbahnen disku- umso stärker ist die Belastung für den Rest, der tiert. Da ist jetzt ja die Schwelle noch einmal abge- nicht aus eigener Kraft die Möglichkeit hat, an senkt worden von 3 auf 2 Gigawatt, wenn ich das

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diesem sogenannten Markt der Autarkie teilzuha- dann kommt es sehr darauf an, welche Geschäfts- ben. Wir haben, wenn wir den Entwurf der Bun- modelle sich entwickeln. Wir brauchen bei die- desregierung umsetzen, eine Reduzierung beim sem Wechsel, wo ein Teil eben tatsächlich in den Eigenverbrauch und den sonstigen Entlastungen Kosumgüterbereich überwechselt, eine klare im Privatbereich von 19,7 auf 16,7 Cent. Herr Kra- Schnittstelle zwischen Netzbetreibern und Unter- winkel, würden Sie mir nicht recht geben, dass nehmen und den privaten Haushalten bzw. den auch mit diesem Entlastungsvolumen nach wie quartierbezogenen Lösungen. Diese Schnittstellen vor ein ausreichender Markt auch für den Eigen- können eben darin bestehen, dass eine bestimmte verbrauch im privaten Bereich gegeben ist? Das Leistung festgelegt wird, 5 kW oder 50 kW, je zweite Thema ist das Thema der Beteiligung der nachdem, wieviel tatsächlich benötigt wird und Mieterinnen und Mieter. Es gibt dieses Modell des dann ist es möglich in einem Geschäftsmodell ge- Mieterstroms. Aus sozialdemokratischer Herkunft gen diesen Bezug zu optimieren. Darin sind dann ist es natürlich hoch attraktiv zu sagen: wir wol- natürlich auch die Gemeinkosten enthalten. Die len auch, dass die Mieterinnen und Mieter in den Frage ist jetzt, müssen wir und in welchem Um- Genuss kommen. Allerdings würde nach uns vor- fang diejenigen, die jetzt in diese Technologien in- liegenden Zahlen das Entlastungsvolumen bei ei- vestieren, mit den Technologienentwicklungskos- ner Beteiligung von 50 Prozent der Mieterinnen ten konfrontieren. Das ist, glaube ich, die Frage, und Mieter noch mal rund 2,5 Mrd. Euro betragen. die hier gestellt wird. Das kam allerdings eher sel- Wie erklärt man das den restlichen Verbrauche- ten vor. Ich habe vorhin schon ein paar Beispiele rinnen und Verbrauchern oder haben sie Alterna- genannt. Ich halte es daher zumindest wenn der tiven? Umfang so gering bleibt, für kontraproduktiv, hier diese Entwicklung zu behindern, weil nicht nur SV Dr. Holger Krawinkel (vzbv): Vielen Dank die PV-Module z.B. hier wichtig sind, sondern Herr Becker. Also die Zahlen, die mir für den Mie- auch die Entwicklung der Speichertechnologie. terstrombereich vorliegen, sind deutlich geringer. Da habe ich zurzeit noch relativ hohe Kosten, d.h. Der GdW hat das einmal überschlagen. Es geht da kommt es auf jeden Cent an, um im Prinzip hier maximal um vier Terrawattstunden in den diese Technologie weiter zu entwickeln. Das ist nächsten Jahren, wenn man sozusagen den durch- natürlich ein künftiger Markt, der soll ja nicht an schnittlichen Mieterstromverbrauch nimmt und den deutschen Unternehmen vorbeigehen. Wenn davon ausgeht, dass etwa die Hälfte über die Ei- aber hier keine Möglichkeit besteht, in diesen auf- generzeugung erfolgen kann. Eine Terrawatt- kommenden Markt zu investieren, weil die Wirt- stunde bringt, das können sie ja leicht ausrech- schaftlichkeit nicht gegeben ist, dann wird das nen, bei 3,24 Cent etwa 30 Mio. Euro. Das bleibt eben woanders stattfinden, weil Sie die billigen also in einem sehr überschaubaren Bereich, so Solarmodule inzwischen weltweit überall kaufen dass ich nicht sehe, dass wir hier in den Milliar- können. Also ich glaube, das ist ein Abwägungs- denbereich kommen. Natürlich ist das immer das prozess, den wir im Energiebereich bei erneuerba- Problem, das hatte ich vorhin ausgeführt, dass ren Energien jetzt überall haben. Wir kommen mit Dinge, die sozusagen von der einen Gruppe nicht einem System, das grundsätzlich auf der Basis gezahlt werden, von der anderen mitfinanziert von Fremdstrombezug finanziert ist, mittelfristig werden müssen. Aber in dem Fall - und für die nicht weiter. Ich glaube, da besteht ein sehr großer Einfamilienhausbesitzer gilt das (durch die Baga- Reformbedarf. Man wird natürlich auch mit der tellgrenze) nicht - sind die Volumina in den Umstellung auf Netzentgelte diesen Weg der Ei- nächsten Jahren sehr überschaubar. Deswegen generzeugung nicht aufhalten können. Da würde schlagen wir vor, einen anderen Weg zu gehen, ich Ihnen auch ein bisschen widersprechen. nämlich zunächst einmal wirklich eine Reform Wenn die technologischen Möglichkeiten beste- der Netzentgelte vorzunehmen. Denn aus Sicht hen, die Stromerzeugung sozusagen Objekt und des Verbrauchers, das hatte ich vorhin deutlich auch gebäudebezogen zu machen, dann wird das gemacht, ist es wichtig, dass er tatsächlich für die auch stattfinden, relativ unabhängig davon, wel- Kosten, die er verursacht, auch herangezogen cher Rahmen besteht. wird. Da ist die Gerechtigkeit notwendig und

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Abge. Caren Lay (DIE LINKE.): Ich habe zwei Fra- sicherlich durch eine solche Regelung massiv ge- gen an Herrn Prof. Leprich. Die eine bezieht sich fährdet, es sei denn, man würde diese Vergütungs- auf die Frage der Nichtbefristung der Härtefallre- regelung harmonisieren mit der Belastung, also gelung bei den Industrieprivilegien und bei der sozusagen linke Tasche rechte Tasche. Ich denke Frage des Eigenstromprivilegs, wie die großzügi- im Bereich der Kraftwärmekopplung wäre das si- gen Bestands- und Übergangsregeln zu bewerten cherlich notwendig, weil ja die Novelle des KWK- sind. Wenn es die Zeit zulässt, würde ich ferner Gesetzes ansteht und ich denke in einem ersten von Herrn Dr. Matthes gerne eine Einschätzung Schritt den KWK-Strom Eigenstromverbrauch zu haben, ob die Novelle überhaupt einen zusätzli- belasten ohne gleichzeitig mitzudenken, was än- chen Finanzierungsbeitrag der energieintensiven dert sich dadurch am zu novellierenden KWK-G, Industrie für die Energiewende bedeuten würde. wäre sicherlich fahrlässig. Also da könnte man sich sicherlich so eine Art Junktim vorstellen, das SV Prof. Dr. Uwe Leprich (HTW Saarland): Ich eine Belastung dieses Stroms nur dann möglich muss gestehen, die Härtefallregelung im EEG-Ent- zum Tragen kommt, wenn die KWK-Novelle ver- wurf hat mich auch überrascht, weil das ja eigent- abschiedet ist. Im Bereich der PV hat man ohne- lich der Auslöser der Diskussion über die Privile- hin den Eindruck, dass die heutigen Vergütungs- gierung der Industrie war. Dann gab es diese Bei- sätze, wie sie vorgeschlagen sind, im EEG schon spiele von Golfplätzen, was weiß ich, das wurde sehr knapp bemessen sind. Da wird man ohnehin auch dementiert, dass die überhaupt drin waren. gucken müssen, schafft man das Ziel von 2,5 Giga- Egal, zumindest hat das die Diskussion ja mit be- watt und wenn dann diese Belastung des Eigen- fördert und es gab sicherlich das eine oder andere stromverbrauchs das noch weiter erschwert, wird Unternehmen das letztlich zu Unrecht in die Pri- man ohnehin darüber nachdenken müssen, das vilegierung gefallen ist, und diesen Unternehmen anzugleichen. Insofern geht es darum, wenn man jetzt doch ein relativ großzügigen Bestandsschutz jetzt den Eigenstromverbrauch nicht mit der vol- zu gewähren, wo man weiterhin sozusagen auch len EEG-Umlage belastet oder sogar freistellt, gibt unbefristet eine gewisse Privilegierung hat, ist es bestimmte Grenzen, wo es Sinn, macht das zu schon, denke ich, eine Sache, das hätte man härter tun, im Sinne wie es Herr Krawinkel angedeutet machen können ohne die Wettbewerbsfähigkeit hat, die Ermöglichung von dezentralen Geschäfts- der betroffenen Unternehmen zu gefährden. Aber modellen, neue Ansätze ausprobieren wohl wis- es ist jetzt so gekommen, wie es ist und ich muss send, dass andere das mitfinanzieren und da ist es akzeptieren. Man hätte, wenn man den Willen der springende Punkt, denke ich, die Festlegung gehabt hätte, da sicherlich mehr herausholen kön- der Bagatellgrenzen und die finde ich in der Tat nen, aber wie ich vorhin schon angedeutet habe, doch sehr eng für diese Art von Geschäftsmodell- das hätte nicht so dramatisch zur Entlastung der entwicklungsmöglichkeit, also gerade im Bereich EEG-Umlage geführt, denn darum geht es nicht. Es der PV könnte man sich vorstellen bis 30 KW so geht darum, dass die Unternehmen selber und dass man auch noch ein gewisses Mietsegment auch die Bevölkerung das Gefühl haben, da wird mit reinbekommt, das macht natürlich sehr viel gerecht gehandelt und in dem Fall, denke ich, Sinn. Im Bereich der sehr dezentralen KWK hätte man da mehr machen können. Was jetzt das würde ich eher in Richtung 250 KW gehen, also Eigenstromprivileg anbelangt, dies ist in der Tat auch Mietwohnbereich und Gewerbebereich und sehr komplexe Materie, das ist auch schon durch- natürlich deutlich höherer Verbrauch, so dass geklungen bei den anderen Beiträgen. Also im man die Dinge möglichst ausprobieren kann und Prinzip, wenn man den ordnungspolitisch korrek- in dem Sinne sozusagen ein Kompromiss macht ten Standpunkt vertritt, dass solidarisch finanziert zwischen der eigentlichen harten ordnungspoliti- werden muss, dann würde man immer sagen, dass schen Positionierung einer vollen Belastung und der gesamte Eigenstromverbrauch immer mit vol- auf der anderen Seite völlige Freistellung, um ler EEG-Umlage belastet wird. Völlig klar. Wir ha- Dinge auszuprobieren. Ich denke, eine vernünftige ben noch ein paar andere Ziele. Das eine Ziel ist ja Bagatellgrenze würde da einen sehr guten Kom- Ausbau erneuerbarer Energien, 2,5 Gigawatt PV, promiss darstellen und von daher auch in dieser 25 Prozent Kraftwärmekopplung und die würden Härtefallregelung einigermaßen Kompromiss an- deuten können.

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Der Vorsitzende: Noch 15 Sekunden für Herrn mekopplung, wenig regenerative Energie überwie- Matthes. gend Kraftwärmekopplung. Es gibt da sozusagen zwei bis drei Ausnahmen, das berühmte Kraft- SV Dr. Felix Christian Matthes (Öko-Institut): Es werk Ensdorf oder jetzt sozusagen die neuste prag- gibt keine Entlastung der nicht privilegierten Ver- matische „Vattenfalllösung“, dass eben nicht braucher. Es gibt einen zusätzlichen Finanzie- mehr privilegierungsfähiger Endverbrauchsstrom rungsbeitrag der Schienenbahn, der liegt etwa bei jetzt auf einmal in die Eigenerzeugung wechselt. 100 Mio. Euro und das findet sich in der Regel- Das ist im Übrigen ein Problem solcher uneinheit- EG-Umlage so gut wie nicht wieder. Es gibt nach licher Regelungen, dass man genau solche Opti- Ablauf der Übergangsgrenzen für die Industrie mierungsprozesse auslöst. Aber es handelt sich im vielleicht einen zusätzlichen Finanzierungsbeitrag Wesentlichen um Kraftwärmekopplung und da ist von 100 Mio. Euro d.h. es gibt durch diese Reform auch ein großer Teil davon hocheffizient. Also keine sichtbare Entlastung der nichtprivilegierten von daher ist diese Differenzierung zwischen Alt- Letztverbraucher. und Neuanlagen nicht so ganz einfach, deswegen plädieren wir ja auch für eine einheitliche Be- Abg. Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- handlung, eine moderate einheitliche Behandlung NEN): Ich habe noch eine Frage an Herrn Matthes. von Bestandsanlagen und von Neuanlagen, wobei Wenn ich sie eben richtig verstanden habe, sagen sich die Problemlagen in Bezug auf die Strukturen Sie, wenn man Eigenstrom einbezieht, dann muss unterscheiden. Wenn jemand sagt, da handelt es das auch für Bestandsanlagen gelten. Mich würde sich nur um ein oder zwei Terrawattstunden, da nochmal eine Erläuterung interessieren, in wel- dann wäre natürlich auch der Beitrag zur Energie- chen Größenordnungen reden wir da bei Be- wende gering. Ich befürchte nur, dass das anders standsanlagen. Ich habe im Kopf, dass wir da 95 ist. Ich weiß nicht, welche Studien Sie so lesen, Prozent fossile Eigenstromerzeugung haben, also aber ich lese Eigenerzeugungsstudien in denen die PV nur eine völlig untergeordnete Rolle spielt von Eigenkapitalrenditen in einem Bereich inzwi- und ist es unter diesen Gesichtspunkten dann schen die Rede ist, von denen die Banken mal ge- nicht auch sinnvoll, wenn man sagt, man nähert träumt haben. Das ist ein Problem, vor dem wir da sich so einer Eigenstromfrage, dass dann auch der stehen. In Bezug auf den Eigenverbrauch von Eigenstrombedarf für fossiler Kraftwerke berück- Kraftwerken muss man sich, glaube ich, zwei sichtigt wird, der ja, wenn ich richtig informiert Dinge sehr klar machen. Erstens man kann das bin 6 bis 8 Prozent des gesamten Strombedarfs tun. Wir reden da über 50 Terrawattstunden, also Deutschlands ausmacht und welche Kostenbei- eine richtige Größenordnung. Das ist aber schwie- träge werden dann dadurch regeneriert, um die rig, wenn man einerseits sagt, im Bereich der EEG-Umlage entsprechend zu entlasten. Energiespeicherung wollen wir Speicherung nicht länger mit der EEG-Umlage belasten. Die Speiche- rung ist auch nur ein Zwischenschritt zur Herstel- SV Dr. Felix Christian Matthes (Öko-Institut): Das lung eines Endprodukts, nämlich zur Lieferung ei- sind zwei verschiedene Dinge und ich würde viel- ner zum Endverbrauch verwendeten Kilowatt- leicht begrifflich versuchen zu unterscheiden. Es stunde. Also man muss sich klar werden, will gibt die Eigenerzeugung. Darunter verstehen wir man den Bedarf der zur Bereitstellung des End- die Erzeugung im eigenen Verantwortungsbereich produkts sozusagen dient, will man den einbezie- für die Anwendung für Netzverbrauchszwecke hen, das wollen wir im Bereich der Speicherung und dann gibt es den Eigenverbrauch, das betrifft nicht, das ist im Bereich der fossilen Kraftwerke im Wesentlichen den Kraftwerkseigenverbrauch, möglich. Aber dann würde sich die Frage stellen, das ist der Verbrauch, der zur Herstellung eines warum macht man das nicht auch bei KWK-Anla- Endproduktes benötigt wird. Ich glaube, da muss gen und PV-Anlagen usw. Dies also ist von der man zwei deutliche Unterschiede machen. In Be- Konsistenz her problematisch. Zweitens:. Es ist zug auf die Eigenerzeugung haben wir in der Tat nicht einfach zu berechnen. Wir verbringen dann heute einen Bereich, der liegt irgendwie, je nach- zwei Jahre mit der Feststellung, was ist Eigenver- dem, wie man es rechnet, zwischen 40 und 50 brauch. Das ist nämlich nicht trivial. Da haben wir Terrawattstunden. Das ist überwiegend Kraftwär- keine Rechenwerte. Und das Dritte ist, es ist nicht

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richtungssicher. Die Beauflagung von Eigenver- wir es allgemein. Wir wären eigentlich mehr da- brauch mit der EEG-Umlage ist ein Beitrag zu den für, die Eigenerzeuger an den Kosten nicht pau- kurzfristigen Grenzkosten. Das heißt also, es er- schal über die EEG-Umlage zu beteiligen, sondern höht die kurzfristigen Grenzkosten und die großen über die Verursachung, die da gemacht werden. Verlierer bei einer solchen Regelung sind die Das sind zum einen natürlich die Netzkosten und KWK-Anlagen, weil sie einen sehr hohen Eigen- zum anderen die Kosten für die Versorgungssi- verbrauch haben, das sind ferner Biomasseverstro- cherheit. Also bei den Netzkosten ist heute schon mungsanlagen, weil sie einen sehr hohen Eigen- mehrfach gesagt worden, ob ich eine Kilowatt- verbrauch haben und das sind schließlich Abfall- stunde im Jahr aus dem Netz ziehe oder eine Giga- verwertungsanlagen, denn sie haben auch einen wattstunde ist unerheblich, das Netz ist da und sehr hohen Eigenverbrauch. Das heißt, man ich muss dafür die entsprechenden Kosten vorhal- schafft ein nicht richtungssicheres Anreizsystem ten bzw. muss die Netze installieren. Also da eine im Bezug zusätzlicher Grenzkosten und deswegen Erhöhung der Kosten, einen höheren leistungsbe- bin ich skeptisch, ob das sinnvoll ist, wenn man zogenen Anteil, wie schon mehrfach diskutiert, sich alle drei Dinge Konsistenz, Praktikabilität dafür plädieren wir. Und der zweite wichtige und Richtungssicherheit des Outcomes anguckt Punkt ist wirklich Versorgungssicherheit. Wenn bin ich sehr skeptisch ob das ein sinnvoller Weg ich ein Eigenerzeuger bin und habe mehrfach im ist. Jahr Probleme mit meiner Anlage, d.h. ich brau- che entsprechende Kapazität aus dem Netz oder Der Vorsitzende: Wir sind damit am Ende der re- ich muss meine Spitzen abdecken, dann bitte gulären 16-er Runde. Nachdem wir noch etwas auch über höhere Kosten pro Kilowattstunde und Zeit haben wie in den vorigen Runden, machen nicht über die niedrigen Kosten, wie sie im Au- wir es wieder so, wie bei den letzten Blöcken. genblick an der Leipziger Börse gehandelt werden, Wenn sie alle einverstanden sind, wäre danach sondern wirklich mit einem Zuschlag, über den der nächste Fragesteller der Kollege Bareiß. man diskutieren kann. Also verursachergerecht und nicht allgemein über die EEG-Umlage, son- Abg. Thomas Bareiß (CDU/CSU): Ich habe eine dern über Netzkosten und Beteiligung an der Ver- Frage an den VDMA, Herrn Dr. Umlauft. Wir ha- sorgungssicherheit. ben schon sehr viel über das Thema Eigenstrom diskutiert. Hier wird auch oft von einem regel- Der Vorsitzende Vielen Dank. Kollege Dr. Pfeiffer rechten Boom gesprochen, der entsteht. Wir haben und wenn dann noch Zeit bleibt, dann der Kollege gerade gehört, dass das Thema KWK eine ganz Becker. große Rolle spielt, vielleicht können Sie mal be- schreiben, wie voll ihre Auftragsbücher derzeit Abg. Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU): Ich habe wirklich sind im Bereich der Kraftwärmekoppe- nochmal eine Frage an den Herrn Dr. Kerber und lung und wie wir zukünftig gerade im Bereich der vielleicht auch an den Herrn Rothermel. Nicht, Eigenstromreglung aus ihrer Sicht heraus vorge- weil ich sie besonders lieb habe. Nochmal zu dem hen müssen, wenn wir das Kraftwärmekopplungs- Thema Besondere Ausgleichsregelung. Da würde ziel, 25 Prozent Stromanteil bis 2020, verwirkli- ich gerne nochmal auf den § 63 Abs. 1 eingehen chen wollen. und zwar auf die Frage, die uns ja schon seit 10 Jahren immer beschäftigt. Wie denn Energiemana- SV Dr. René Umlauft (VDMA): Besten Dank Herr gementsysteme verpflichtend oder auch nicht ein- Bareiß. Die Frage der Auftragsbücher, ob voll oder zuführen sind. Da sehe ich wiederum die Gefahr, nicht voll, also es könnte mehr sein, wie immer. dass wie hier auf der einen Seite natürlich schon Wir haben eine Reihe von Projekten, die aller- gewährleisten müssen, dass energieeffiziente Maß- dings im Augenblick relativ ruhig sind, weil jeder nahmen optimal umgesetzt werden. Auf der ande- wartet, was jetzt bei der Novelle rauskommt. Also ren Seite sehe ich aber schon die Gefahr, dass wir die Sachen werden wir erstmal abwarten müssen. da nachher zu planwirtschaftlichen Instrumenten Wenn Sie jetzt nachfragen, wie sieht es mit der Ei- kommen, dass nachher im BMWi festgelegt wird, genstromversorgung im VDMA aus und wie sehen welche Investitionen in den Betrieben getätigt

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werden. Das würde ich gerne vermeiden. Viel- Kohler, weil ich eben bei dieser Frage Markt der leicht können Sie uns noch mal sagen, wie wir Autarkiegemerkt habe, dass es an der einen und aus Ihrer Sicht das so regeln, dass zwar die Ener- anderen Stelle zuckte. Ich will mal versuchen, gieeffizienz gehoben wird, aber andererseits nicht dieses Zucken aufzugreifen. Herr Umlauft hat Investitionssteuerung politischer Art erfolgt. eben zu Recht darauf hingewiesen, dass wir bei al- len Formen des Eigenverbrauchs natürlich zum SV Dr. Markus Kerber (BDI): Ich mache es ganz Thema Versorgungssicherheit und auch Netzstabi- kurz Herr Vorsitzender, weil ich Herrn Rothermel lität natürlich auch nach wie vor eines Kraftwerk- vorher in Verkennung der Spielregeln zwei Minu- paket vorhalten müssen, der dann entsprechend ten genommen habe. Ich glaube, die Haltung des auch finanziert werden muss. Ist es nicht auch vor BDI ist ganz eindeutig. Wir haben ja beim Spitzen- diesem Hintergrund zum jetzigen Zeitpunkt ausgleich ein Verfahren gefunden, das sich relativ durchaus geboten, hier diese Eigenverbrauchsbe- stark daran orientiert, dass unternehmerische teiligung in der vorgesehenen Form so vorzuneh- Freiheit erhalten bleibt. Dennoch haben wir uns men? Zweitens bitte ich um einen kurzen Satz für 1,35 Prozent Energie pro Jahr Verbesserung zum Thema Mieterstrom. verpflichtet und ich glaube, das ist der Weg, den wir hier auch gehen müssen. Eine Investitions- SV Stephan Kohler (dena): Ja ich habe manchmal steuerung aber über feste Meldepflichten halten gezuckt bei den Vergleichen, die meine Vorredner wir für völlig falsch, weil dies im besten Fall nur getroffen haben. Herr Krawinkel hat Eigenver- Kosten verursacht und im schlimmsten Fall sorgt brauch mit einer Energieeffizienz gleichgesetzt. dies dafür, dass Unternehmen weggehen und das Also man kann nur sagen, nicht alles, was hinkt halte ich für nicht für zielführend. ist ein Vergleich. Wenn ich eine Energieeffizienz durchführe, verursache ich im System keine Kos- SV Dr. Jörg Rothermel (EID): Die Energieeffizienz- ten. Ich mache es an der Photovoltaik fest: wenn potentiale werden gehoben, ob wir nun ein EEG ich Photovoltaik ausbaue, verursache ich Kosten haben oder nicht und egal, was wir da hinein- im System und zwar nicht nur in der Netzinfra- schreiben. Also die Unternehmen, die letztendlich struktur, sondern auch in Bezug auf Reservehal- über das EEG in der besonderen Ausgleichsrege- tung, auf Flexibilität des Systems. Das erzeugt al- lung sind, die haben einen so hohen Energieanteil les zusätzliche Kosten und die, denke ich, muss an ihrer Produktion der macht so viel an den Kos- auch derjenige, der sie verursacht, entsprechend ten aus, dass die schon allein das Korrektiv ihrer mittragen. Wenn ich höre Autonomie und Versor- Shareholder haben. Das zwingt sie letztendlich gungssicherheit, habe ich ein großes Problem bei dazu energieeffizient zu arbeiten, weil jeder Euro, der Photovoltaik, weil die Photovoltaik zu den den ich für Energie nicht ausgebe an der Stelle am Zeiten, wo der Hauptstromverbrauch auch in den Ende meine Bilanz verbessert. Insofern muss man Haushalten ist, eben keinen Beitrag liefert oder auch noch mal überhaupt darauf achten, dass wir nur einen geringen Beitrag und deshalb haben wir hier nicht uns doppelt und dreifach und mehr hier keine Entlastungseffekte im System, sondern verregeln. Letztendlich haben wir schon eine Re- - ich betone es nochmal - zusätzliche Kosten und gelung beim Energiesteuerspitzenausgleich, wo es nur die Verengung auf das EEG greift da viel zu zu einer verpflichtenden Einführung von Ener- kurz, wir müssen die Systemkosten berücksichti- giemanagementsystemen kommen wird und ich gen, die durch solche Anlagen verursacht werden gehe davon aus, dass der allergrößte Teil der Un- und da haben wir weder einen Beitrag zur Versor- ternehmen, die letztendlich auch alle den Energie- gungssicherheit, eher das Gegenteil, und zweitens, steuerspitzenausgleich in Anspruch nehmen wol- wir haben zusätzliche Kosten, die im System ver- len, das bis 2015 erledigt haben. Insofern stellt ursacht werden. Man könnte eine Lösung dann sich die Frage auch nicht mehr und ein zusätzli- finden, wenn man sagt, wenn ich eine PV-Anlage ches Einführen hier im EEG würde an der Stelle installiere, dass dadurch keine zusätzlichen Kos- nicht nochmal zusätzlich irgendetwas bringen. ten im System auftreten dürfen, dann werde ich einer Meinung. Also wenn ich dann im Sommer, Abg. Dirk Becker (SPD:) Herzlichen Dank Herr wenn die Sonne scheint und ich im Garten liege, Vorsitzender. Ich hätte noch eine Frage an Herrn

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Warmwasser mache mit meinen Photovoltaikan- werden kann, und deshalb Ja zu Mitentwicklung lage und ich nicht Systemkosten verursache, okay von Mieterstrommodellen, müssen auch die mit das ist eine Lösung, aber dann ist kein Anschluss- eingebunden werden, aber dann mit derselben Re- zwang und kein Zwang zur Abnahme von Strom gelung wie eben ausgeführt. und von Leistung gegeben, dann muss man aber das System und das EEG ganz ändern. Aber wenn Der Vorsitzende: Vielen Dank. Wir sind damit am es so gestrickt ist wie heute, dann denke ich, ist Ende der drei Blöcke, die wir heute abarbeiten auch eine Beteiligung mit gerecht fertigt. Zudem - wollten. Wir setzen diese Anhörung verabre- und das muss man auch sehen - bestimmte Maß- dungsgemäß fort, übermorgen am kommenden nahmen ziehen noch zusätzliche Stromnachfrage Mittwoch. Der Sitzungstag wird so ablaufen, dass nach sich, die nicht durch EEG-Anlagen gedeckt wir um 09:30 Uhr im Ausschuss mit der regulären werden. Es ist immer das Beispiel Photovoltaik Tagesordnung beginnen. Um 10:30 Uhr wird Bun- und Elektromobilität. Elektromobilität kann nicht desminister Siegmar Gabriel zu uns stoßen und durch regenerative Anlagen also Photovoltaik und wir werden mit ihm eine erste Anberatung der Windenergie bedient werden, da sind auch kon- EEG-Novellen vornehmen und wir werden dann ventionelle Kraftwerke notwendig, um diese um 12:00 Uhr den weiteren Teil der Anhörung Nachfrage zu decken und solche Systemeffekte starten bis 12:55 Uhr, damit die Mitglieder des sollte man auch mit berücksichtigen, wenn man Bundestages um 13:00 Uhr im Plenum zur Regie- über dezentrale Anlagen spricht. rungserklärung der Bundeskanzlerin sein können. Wir haben uns vorhin in der ersten Pause zwi- Ich bin schon der Meinung, dass wir Lösungen schen den Obleuten darauf verständigt, dass wir finden müssen, wo sich Mieter über gemeinsame die ursprünglichen zwei Stunden auf knapp eine Anlagen beteiligen können und eben auch in die- Stunde eindampfen können, nachdem es sich da- sen Effekt eintreten, aber für diese Anlagen gilt bei um den erörterten Themenkomplex handelt. analog dasselbe. Ich befürworte sehr stark, das Ich hoffe, dass damit für Mittwoch die notwen- war auch in unserem Modell der Ausschreibung dige Übersichtlichkeit hergestellt ist. Ich möchte mit enthalten dass z.B. bei der Ausschreibung mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, aber dann eben auch Netzverfügbarkeiten eine Rolle auch bei den Sachverständigen ganz herzlich für spielen und da kommen Mietstromanlagen sehr die glückliche nicht erwartete Zeitdisziplin und stark ins Geschäft, weil diese Mieterprojekte meis- die Präzision in Frage und Antworten bedanken. tens in Innenstädten sind, wo ein ausgebautes Mieter- und Mittelspannungsfeld vorhanden ist, Ich schließe hiermit die heutige Anhörung. also wo keine zusätzlichen Netzkosten entstehen, sondern wo ein bestehendes Netz schon genutzt

Schluss der Sitzung: 17:32 Uhr

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