Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Nr.24 Union in 1972 Deutschland Bonn, 22. Juni 1972

Im freien Europa RENTEN Hans Katzer wirft der SPD/FDP- Koalition vor, trotz ihrer noch vor liegt unsere Zukunft einer Woche gegebenen Versprechungen die Rentner zum Wir begrüßen lebhaft die Erweiterung der Europäischen Hauptopfer der Inflation werden Gemeinschaften durch den Beitritt Großbritanniens, Däne- 2U,aSSen- Seite 5 marks, Norwegens und Irlands. Sie stellt eine entscheidende Weichenstellung in den historischen Beziehungen zwischen den europäischen Staaten dar und eröffnet unserer freiheit- • KLASSENKAMPF lichen und demokratischen Staatengemeinschaft in West- Konrad Kraske enthüllt den europa eine neue Perspektive. Zusammenhang zwischen der zur Der erfolgreiche Verlauf der Beitrittsverhandlungen zwi- Katastrophe treibenden schen den alten und den neuen Mitgliedern der Gemeinschaft Wirtschafts-Politik der SPD und ist das herausragende Ergebnis der Gipfelkonferenz, die im ihren gegen die soziale Dezember 1969 auf Anregung des französischen Staatspräsi- Marktwirtschaft gerichteten denten Pompidou zustandegekommen und die auf unserer ideologischen Tendenzen. Seite von der Großen Koalition vorbereitet worden war. Das Seite 7 Ja Frankreichs zum vereinigten Europa ist vom französischen Volk in aller Form bestätigt worden. Die vier neuen Mitglieder • REFORMEN der Gemeinschaft treten den europäischen Verträgen - so wie sie sind - bei. Sie haben ihre politische Zielsetzung, die in der Karl-Heinz Narjes stellt fest, daß Präambel des Vertrages zur Gründung der Europäischen Wirt- Stabilität die Voraussetzung für schaftsgemeinschaft ihren klassischen Ausdruck findet, ebenso Reformen ist. Er warnt vor akzeptiert, wie das seit Vertragsbeginn eingetretene Folge- dem Schein-Bekenntnis der SPD recht und die hinsichtlich des Ausbaus der Europäischen zur sozialen Marktwirtschaft. Gemeinschaft getroffenen Entscheidungen. Seite 8 Wir haben erst unlängst aus dem Munde des Staatsse- kretärs im Bundeskanzleramt, Herrn Bahr, gehört, daß er sich • FINANZEN für ein Europa der nationalistischen Vaterländer entschieden F. J. Strauß weist nach, daß die hat, um - wie er sagte - eine Abkehr von Osteuropa zu ver- ohnehin schon schmerzlichen meiden. In einem Interview mit Herrn Gaus hat er der bundes- Kürzungen der Ressort- staatlichen Idee eine klare Absage erteilt. Dies aber bedeutet: anforderungen nicht entfernt Die Aufgabe des politischen Zusammenschlusses Westeuro- zur Wiederherstellung eines pas zugunsten dessen, was die Bundesregierung eine gesamt- stabilen Geldwertes ausreichen. (Fortsetzung auf Seite 2) Dokumentation

Union In Deutschland - Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Redaktion: Karl Hans Roos, Anton Georg Grützner, Dr. Peter Wellert. 53 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Tel. 20 21 (Fortsetzung von Seite 1) Informationen europäische Friedensordnung nennt. Von dieser Einstellung zu unserer Politik gibt es keine Brücke. Die Einheit des freien Europa zu vollenden, ist unsere Auf- Mark für Bausparer gabe, die Aufgabe der Generation, die heute die Verantwor- nur noch 80 Pfennige tung hat. Es ist eine unaufschiebbare Aufgabe, vor der wir wert uns nicht drücken können. Denn von ihrer Bewältigung hängt nicht nur die Wohlfahrt unseres Landes ab, sondern auch Gemessen an den Kosten der seine Sicherheit und vor allem seine gesicherte Freiheit. Lebenshaltung war das Mark- Es geht darum, das freie Europa enger zusammenzuschlie- stück, das der SPD-Vorsitzende Brandt bei der Wahl zum Bun- ßen; seine Organe handlungsfähiger zu machen; die Zusam- deskanzler im Herbst 1969 vor- menarbeit mit den USA vertraglich zu gestalten; die Wirt- fand, nach zwei Jahren nur noch schafts- und Währungsunion zu vollenden und gleichzeitig - 91 Pfennige, für den Bausparer in Stufen - die politische Union zu erreichen. Das sich enger sogar nur noch 80 Pfennige wert. zusammenschließende freie Europa sollte den Staaten Ost- Das schreibt der frühere Fi- und Mitteleuropas einen Kontakt- und Kooperationsausschuß nanzminister Franz Josef Strauß vorschlagen. Dies sind zugleich - aus unserer Sicht - die ent- in der Zeitschrift „Schöner Woh- scheidenden Themen der vorgesehenen europäischen Gipfel- nen". Weiter: Wer im Herbst 1969 konferenz. Die jüngsten Erklärungen des französischen für ein Eigenheim 20 000 DM ge- Staatspräsidenten mit dem Blick auf diese Gipfelkonferenz spart hatte, hat in dieser Zeit sollten für die deutsche Politik nicht zum Vorwand genommen 4000 DM verloren. In den dicht werden, selber zu wenig zu tun; sie sollten vielmehr Anlaß bevölkerten Gebieten im Umkreis sein, mit Energie initiativ zu werden. der Großstädte war die Bau- preissteigerung häufig noch hö- In der Gemeinschaft der freien Völker Europas sehen wir her, der Verlust entsprechend den Ansatz zu einer Friedensordnung für ganz Europa. Er größer. ermöglicht eine offene Politik der Verständigung und Zusam- menarbeit. Der Verzicht auf Gewalt gilt gegenüber allen Völ- kern. Seine vertragliche Bekräftigung gegenüber den Ländern Kolping kontra SÜD Osteuropas muß - dies ist unser erklärter politischer Wille - Mit einem Offenen Brief ant- ergänzt werden durch den Ausbau politischer, wirtschaftlicher, wortete jetzt die Kolping-Jugend wissenschaftlicher, technischer und kultureller Beziehungen. auf eine Presseerklärung der Diese Politik setzt die Fähigkeit und den Willen voraus, die „Sozialistischen Jugend Deutsch- eigene Freiheit im Rahmen des atlantischen Bündnisses zu lands - Die Falken" (SJD). In verteidigen. Die Europäer müssen bereit sein, mit angemes- der SJD-Erklärung war u. a. be- senen Beiträgen zu dieser lebenswichtigen Allianz mehr hauptet worden, die Opposition Eigenverantwortung zu übernehmen. im Deutschen ver- suche, die Macht in der Bundes- Die Voraussetzung dafür, daß dies gelingt, ist die Wirksam- republik „zu erschleichen"; sie keit der Institutionen und Verfahren der Gemeinschaft. Auch betreibe ein „faktisches" Bünd- hierfür erwarten wir von der Erweiterung der Gemeinschaft nis mit der NPD zur Vorbereitung neue und fruchtbare Impulse. Die parlamentarischen Erfah- des „Kanzlersturzes" und be- rungen Großbritanniens werden uns alle bereichern. diene sich bei ihren Unterneh- mungen „übergelaufener" und Auf der anderen Seite übersehen wir nicht, welche Probleme „eventuell gekaufter" Bundes- der Beitritt von neuen Mitgliedern, die sich an die Gemein- tagsabgeordneter. schaftsverfahren und -regeln noch gewöhnen müssen, mit sich Dazu stellt die Kolping-Jugend bringen kann. Die Erweiterung der Gemeinschaft könnte ge- in ihrem Brief an den SJD-Bun- wisse Kräfte dazu verleiten, zum Beispiel unter dem Vorwand, desvorsitzenden Dieter Lasse daß die neuen Mitglieder nicht überfordert werden dürften, fest, die von der SJD gebrauch- eine Lockerung der institutionellen Bindungen anzustreben ten Bezeichnungen für Abgeord- und die Verwirklichung einer Politischen Union auf später zu nete, die die Partei gewechselt verschieben. Einer solchen Tendenz muß auf jeden Fall und hätten, resultierten offensichtlich in aller Deutlichkeit entgegengewirkt werden. aus der Unkenntnis des Grund- gesetzes. Und: „Als besonders Dr. dogmatisch und absolutistisch weisen wir als kritische Demo- Bundesvorsitzender der CDU Informationen

kraten ihre Formulierung mit (Ende 1971 etwa 25 Prozent.) wendig?" zu 34 Prozent mit dem größter Schärfe zurück, daß nur 12 Prozent beziehungsweise 15 Hinweis, der Klassenkampf sei die Politik des Bundeskanzlers Prozent erklärten gegenüber den notwendig, nur 29 Prozent hiel- das deutsche Volk Interviewern vom Klassenkampf ten ihn für schädlich. Jüngere vor internationaler Isolierung und noch nie etwas gehört zu haben. Menschen (zwischen 16 und 29 einer Innenpolitik der Restaura- Jahren) setzten sich zu 40 Pro- tion bewahren kann. Herr Lasse, Berufstätige Arbeiter und An- zent für den Klassenkampf als damit schalten Sie indirekt die gestellte beantworteten die Fra- Notwendigkeit ein - ältere Leute von Ihnen doch sonst verbal stets ge: „Halten Sie den Klassen- (ab 45 Jahre) im Durchschnitt nur gepriese und in Artikel 21 (1) kampf für schädlich oder für not- zu 20 Prozent. des Grundgesetzes verankerte Mehrheit politischer Parteien Umfrage: Rentenerhöhung ist vorrangig aus." Im März dieses Jahres hat das Sozialwissenschaftliche For- Die Kolping-Jugend glaubt schungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Repräsentativ- weiter, daß die Aussagen in der erhebung zu den möglichen Reformmaßnahmen in der gesetz- SJD-Presseerklärung „Komplika- lichen Rentenversicherung durchgeführt. Befragt wurden 2000 tionen mit unserem Grundgesetz Personen im gesamten Bundesgebiet. Dabei stellte sich heraus, und anderen Gesetzen involvie- daß die Fragen der Alterssicherung für einen beachtlich hohen ren, diese z. T. aushöhlen, unter- Bevölkerungsteil - nämlich für 94 Prozent - „sehr wichtig" oder laufen, ja sogar indirekt negie- „wichtig" sind. Auf die Frage: „Es wird heute viel über das Pro- ren. Wir erwägen daher Konse- blem der Alterssicherung gesprochen. Wie wichtig ist das Problem quenzen, die selbstverständlich der Alterssicherung für Sie persönlich?" antworteten auch die Mitgliedschaft der So- 65 Prozent „Sehr wichtig!" zialistischen Jugend - die Fal- ken - im DBJR (Deutschen Bun- 29 Prozent „Wichtig!" 6 Prozent „Weniger wichtig!" desjugendring) betreffen." Die repräsentative Befragung ergab, daß sich die Wähler und Anhänger der einzelnen politischen Parteien in der Auffassung zu Barzels Ausführungen dieser Frage nicht unterscheiden. bestätigt Die Erhebung brachte aber noch andere interessante Details zu- tage. Von den Interviewern wurde denjenigen, die von den ver- Vor der Bundesvereinigung der schiedenen Reformvorhaben wußten oder gehört hatten, die Frage 'ndustrie in Köln hatte Dr. Barzel gestellt, welche Reformen sie für besonders dringlich und wichtig ausgeführt (vergleiche UiD Nr. 23, hielten. Dabei ergab sich folgende Rangskala: Dokumentation): „Wir sind Zeu- Erhöhung der Kleinrenten 7 Punkte gen einer Renaissance von Ide- Erhöhung der allgemeinen Renten 7 Punkte en, die wir für tot hielten; sie Flexible Altersgrenze für alle 5 Punkte waren nur totgeglaubt. Es feiern Öffnung der Rentenversicherung Urständ: Klassenkampf und Neu- für Hausfrauen 4 Punkte tralismus, Radikalismus und Ge- Anrechnung eines zusätzlichen walt." Versicherungsjahrs für Mütter (Babyjahr) 4 Punkte Daß der Klassenkampf neue Verbesserung der Alterssicherung Anhänger gewinnt, bestätigt ein geschiedener Frauen 3 Punkte Vergleich der Ergebnisse stati- Öffnung der Rentenversicherung stischer repräsentativer Umfra- für Selbständige 2 Punkte gen des Instituts für Demoskopie Schließlich ergab die Enquete, daß die Befragten durchaus Allensbach: bereit sind, für entsprechende Reformmaßnahmen auch ins eigene Während im Jahre 1950 nur 21 Portemonnaie zu greifen. Dabei stellte sich heraus, daß für die Prozent den Standpunkt vertra- Erhöhung der allgemeinen Renten und der Kleinrenten die mei- ten, ein Klassenkampf sei „not- sten - in der Punkteskala: 6 Punkte - bereit wären, höhere Bei- wendig", waren es Ende 1971 träge zur Rentenversicherung zu leisten. rund 28 Prozent. Die Zahl der Die Rentenerhöhung - das ist der Gesamteindruck, den diese Personen, die den Klassenkampf interessante Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Forschungs- jur „schädlich" hielten, ging instituts der Konrad-Adenauer-Stiftung vermittelt - wird von brei- irn gleichen Zeitraum von 45 auf ten Kreisen der Bevölkerung als ein Thema Nummer eins betrach- 32 Prozent zurück. Unentschie- tet, das vorrangige Beachtung verdient. den waren 1950 rund 22 Prozent. Kommentiert — Glossiert

Deutschland auf dem Prüfstand stätigt - daß die Inflation in erster Linie ein hausgemachtes Erzeugnis ist. Die kurzfristigen Was Honecker am 19. Juni proklamiert hat, Kapitalströme, die, durch das hohe Zinsniveau der ist jetzt im Ostberliner Fernsehen kommen- Bundesbank, in die Bundesrepublik eindrangen, tiert worden. Der Chefpropagandist der waren lediglich ein Schmiermittel für den einheimi- DDR, Karl Eduard von Schnitzler, hat festgestellt, schen Inflationsprozeß. daß es ein Selbstbestimmungsrecht aller Deutschen Auch jetzt kann man nicht davon sprechen, daß schon deshalb nicht geben könne, weil es „keinen die inflatorische Entwicklung im Ausland an unse- Staat namens Deutschland gibt". Und Radio ren Preissteigerungen schuld sei. Die Preise für „Stimme der DDR" trug folgende zusätzliche Inter- Importgüter liegen um 1,4% unter dem Vorjahr, pretation bei: „Zwischen unserem sozialistischen d. h. derzeit wird nicht Inflation, sondern Stabili- Staat und der kapitalistischen Bundesrepublik gibt tät importiert; und an der Währungsfront herrscht es ... kein Gefühl des Zusammengehörens, keine Ruhe. nationale Identität, überhaupt nichts Innerdeut- sches." Selbstverständlich gibt es im Zuge des euro- päischen Integrationsprozesses eine wachsende Mit solchen lapidaren Feststellungen hat die wechselseitige Abhängigkeit von Konjunktur- und DDR-Spitze noch einmal klar gemacht, welche Ziele Preisentwicklung. Sie hat immer bestanden. Nur sie wirklich verficht: die Besiegelung der Spaltung hat bis 1969 die Bundesrepublik ein retardierendes Deutschlands und die Beseitigung aller Erinne- Element auch für den europäischen Inflations- rungsmarken an die Einheit der Nation. Die trend dargestellt; mittlerweile gehört die Bundes- deutsche Nation - das ist, laut Honecker, eine republik zu den inflationstreibenden Mitgliedstaa- Fiktion. Nichts mehr! ten. Sie reden drüben jetzt vom „Volk der DDR", Der von der Bundesregierung gepflegte stabili- das mit den Kapitalisten in der „BRD" nichts ge- tätspolitische Fatalismus und damit die Unterlas- mein habe. sung angemessener stabilitätspolitischer Anstren- Die offizielle Probe aufs Exempel darf freilich gungen wird innerhalb der EWG das Inflations- niemand machen - am wenigsten die Leute in niveau kräftig nach oben schieben. Schon aufgrund Mitteldeutschland, die gerade bei den inoffiziellen ihres ökonomischen Gewichts - knapp 40% des Kontaktmöglichkeiten mit ihren Landsleuten aus europäischen Bruttosozialprodukts entfällt auf die dem Westen zu Ostern und zu Pfingsten gezeigt Bundesrepublik - ist die deutsche Inflationsrate haben, wie viel sie mit ihnen wirklich noch gemein ganz entscheidend für das europäische Preisniveau. haben. Dr. Ernst Müller-Hermann, MdB Die Zwei-Staaten-Theorie der SPD/FDP-Koalition hat die Wahrung der deutschen Einheit, wie sich nun zeigt, komplizierter gemacht. Unverantwortliche Versprechungen Drüben existiert der Begriff „Deutschland" prak- Der Bericht der Bildungskommission beim Bun- tisch schon nicht mehr. Um so wichtiger, daß die desminister der Verteidigung wurde am Deutschen im freien Teil Deutschlands ihn nicht 6. Juni 1971 vorgelegt. Der Verteidigungs- fahrlässig aufs Spiel setzen. minister hat bisher die Ergebnisse der von ihm Anfänge gibt es ja schon . . . ! im Juni 1971 angekündigten Realisierbarkeitsprü- Willi Weiskirch fung weder dem Parlament noch dem Verteidi- gungsausschuß mitgeteilt. Weder im Haushaltsplan- entwurf 1972 noch in der mittelfristigen Finanz- Die Schutzbehauptung planung sind für die Vorschläge der Bildungskom- von der „importierten Inflation" mission Mittel ausgebracht. Angesichts der Haus- Immer häufiger wird von der SPD die Inflations- haltsmisere im Verteidigungsbereich ist unver- rate mit dem Hinweis auf das Ausland ent- ständlich, daß der Bundesminister der Verteidigung schuldigt. Das Motiv ist vordergründig und durch- Versprechungen gegenüber den Mannschaften, Unteroffizieren und Offizieren machte und Erwar- sichtig: es soll ein Alibi-Popanz für die mangelnde tungen erweckte, die bei der gegenwärtigen finan- politische Kraft aufgebaut werden, im eigenen Land ziellen Lage der Bundesregierung nicht verwirk- zur Stabilität zurückzukehren. licht werden können. Die CDU/CSU ist der Auf- Auch wenn es für viele Ohren lästig klingen mag, fassung, daß es nicht nur unsolide, sondern auch es bleibt doch die Wahrheit - übrigens auch von in hohem Maße den Betroffenen gegenüber unver- Bundeswirtschafts- und Finanzminister Schiller und antwortlich ist, nicht ausgereifte Vorschläge ein- Bundesbankpräsident Karl Klasen mehrfach be- seitig zu vertreten. Dr. Egon A. Klepsch, MdB Aus der Bundestagsfraktion

Fernsehen sogar, er wolle die Rentner bleiben Hauptopfer Gesichter der CDU/CSU sehen, der Inflation wenn sie durch die Koalition ge- zwungen würden, zur Renten- In der letzten Woche der parlamentarischen Arbeit in erhöhung abzustimmen. Bonn vor Beginn der Sommerpause zeigte die SPD/FDP- Der plötzlich von den Koalitions- Koalition noch einmal ihr wahres Gesicht: Mit knappster parteien entdeckte Zusammen- Mehrheit lehnte sie wie auch zuvor im Geschäftsord- hang zwischen dem Renten- anpassungsgesetz und den übri- nungsausschuß des Bundestags - den Antrag der CDU/ gen anstehenden Änderungen CSU ab, die Rentenerhöhung schon am 1. Juli 1972 in des Rentenversicherungsrechts Höhe von 9,5 Prozent wirksam werden zu lassen, statt ist in Wahrheit nicht gegeben. Der Sozialversicherungsexperte nun erst am 1.1. 73, wie es die Regierungskoalition vor- der SPD, Schellenberg, hat den sieht. Die Rentner bleiben somit Hauptopfer der Inflation. wirklichen Willen der Koalitions- parteien bei der 1. Lesung des Hans Katzer, stellvertretender rend der Osterpause durchzufüh- Regierungsentwurfs in der ver- Vorsitzender der CDU/CSU-Frak- ren, wurde von den Koalitions- gangenen Woche mit aller wün- tion, gab vor dem Bundestags- parteien zurückgewiesen. Ein schenswerten Deutlichkeit klar- gemacht. Nach seinen Worten plenum noch einmal einen chro- identischer Gesetzentwurf des werde niemand unseren Antrag nologischen Abriß der Geschich- Bundesrates erfuhr ein ähnliches te dieses 15. Rentenanpassungs- Schicksal. „wirtschafts-, sozial- und kon- junkturpolitisch sowie auch im gesetzes, die gekennzeichnet ist Aus dem geschilderten Verhalten von der Verzögerungstaktik aus Hinblick auf die Preisentwicklung ergibt sich, daß nach dem Willen für sinnvoll halten können". Da- SPD und FDP — stets zuungun- von SPD und FDP eine zeitge- sten der Rentner, wie nicht wei- mit hat die Koalition ihr Nein zu rechte Beschlußfassung des Aus- einer vorgezogenen Rentenerhö- ter erläutert zu werden braucht. schusses verhindert werden soll. Katzer sagte dazu u. a.: hung bereits gesprochen. Sie hat Die CDU/CSU ist davon über- nur nicht den Mut, dies durch Die CDU/CSU-Bundestagsfrak- zeugt, mit ihrem Antrag auch im eine Abstimmung in öffentlicher tion hat am 21. September 1971 Sinne der SDP-Fraktion zu han- Sitzung des Deutschen Bundes- den Entwurf eines 15. Renten- deln. Denn am 8. Juni 1972 er- tages offenbar werden zu lassen. anpassungsgesetzes - Druck- klärte der Vorsitzende der SPD- sache VI/2885 - vorgelegt, wo- Fraktion Wehner, die SPD-Frak- nach die Renten aus der gesetz- tion habe in Abstimmung mit lichen Rentenversicherung zum ihrem Koalitionspartner ein Ge- Union will Eigentums- 1. Juli 1972 um 9,5% erhöht setzgebungsprogramm für die werden sollen. Dieser Gesetz- kommenden Wochen aufgestellt. bildung im sozialen entwurf wurde in diesem Hause In diesem Programm befindet Wohnungsbau am 22. Oktober 1971 in 1. Lesung sich auch das 15. Rentenanpas- behandelt und dem Ausschuß für sungsgesetz und es heißt wört- „Mindestens die Hälfte der jähr- Arbeit und Sozialordnung über- lich dazu: „Die Verabschiedung lich geförderten Wohnungen" wiesen. vor der Sommerpause ist not- sollen in Zukunft bei der Bewil- wendig, damit die erhöhten Ren- Trotz wiederholten Drängens sei- ligung öfentlicher Mittel für den ten ab 1. Januar 1973 gezahlt tens der CDU/CSU-Bundestags- werden können". sozialen Wohnungsbau auf Fami- fraktion hat der Ausschuß für lienheime, eigengenutzte Eigen- Arbeit und Sozialordnung den Noch am 16. Juni dafür — tumswohnungen, Kaufeigenheime genannten Gesetzentwurf bis und Kaufeigentumswohnungen heute nicht abschließend behan- jetzt dagegen entfallen. Bevorzugt würden da- delt. Am 16. März 1972 wurde In einem Artikel der Zeitung bei einkommensschwache, kin- sogar ein Antrag der CDU/CSU- „Augsburger Allgemeine" vom derreiche und junge Familien. Mitglieder des Ausschusses, den 16. Juni 1972 erklärte Wehner Dies sieht ein Gesetzentwurf zur Gesetzentwurf auf die Tages- ebenfalls, daß das 15. Renten- Vermögens- und Eigentumsbil- ordnung zu setzen, von SPD und anpassungsgesetz noch vor der dung im sozialen Wohnungsbau FDP abgelehnt. Das Anerbieten Sommerpause abschließend be- vor, der am 14. Juni von der von CDU/CSU, eine Sonder- handelt werden müsse. Der Kol- CDU/CSU-Bundestagsfraktion im sitzung des Ausschusses wäh- lege meinte im Parlament eingebracht und von Aus der Bundestagsfraktion

dem wohnungspolitischen Spre- insbesondere infolge der seit Fehlbelegung in diesem Bereich cher der Fraktion Ferdinand Er- über drei Jahren galoppierenden des sozialen Wohnungsbaus ver- penbeck erläutert wurde. Baupreisinflation nicht mehr in hindert. Nicht zuletzt werden Der auch in der einkommens- der Lage sind, das erforderliche durch die zusätzliche Mobilisie- schwächeren Bevölkerung vor- Eigenkapital auf dem Wege des rung von Sparwillen und Spar- handene starke Wille, Eigentum Vorsparens aufzubringen. Die kraft weiter Kreise der Bevölke- an der Wohnung zu erwerben, bisher bekanntgewordenen Vor- rung wesentliche Voraussetzun- wird durch den Gesetzentwurf stellungen des Städtebaumini- gen für eine Steigerung des so- dahingehend gefördert, daß das sters - die zudem in Regierung zialen Wohnungsbaus geschaf- notwendige Eigenkapital prämien- und Koalition noch umstritten fen. sind - schaffen dagegen kein und steuerbegünstigt nachträg- lich angespart werden kann und echtes persönliches Wohnungs- echtes persönliches Eigentum eigentum, sondern geben dem Mieter durch die Zahlung einer Hupka: Vorwürfe des entsteht; seine Beschaffung wird neuen Form von Baukosten- durch ein kombiniertes System „Stern" sind erlogen von Eigenkapitalhilfen, öffent- zuschuß - rd. 16 000 DM! - im wesentlichen lediglich ein Dauer- lichen Bürgschaften und Prä- Zu dem vom „Stern" verbreite- mietrecht, das ihm ohnehin be- miengewährung für das Nach- ten Bericht über eine angebliche reits vielfach nicht nur von der sparen so erleichtert, daß da- Weitergabe von Geheimprotokol- gemeinnützigen Wohnungswirt- durch die Gesamtbelastung trag- len der Moskauer Verhandlungen schaft, sondern auch von freien bar gemacht wird. „Tragbar" erklärt der CDU/CSU-Bundes- Wohnungsunternehmen seit län- heißt, daß die monatliche Be- tagsabgeordnete Dr. Herbert gerem gewährt wird. Er bleibt lastung pro qm Wohnfläche bei Hupka: jedoch Mieter. Auch die CDU/ fünf DM liegt, wobei die Mög- CSU-Fraktion setzt sich dafür lichkeiten einer Inanspruchnahme Die vom „Stern" verbreiteten ein, daß von der Möglichkeit des von Wohngeld, Wohnungsbau- Nachrichten über mich und eine Dauerwohnrechts verstärkt Ge- prämien, der erhöhten Abschrei- Weitergabe der Moskauer Proto- brauch gemacht werden sollte - bungsmöglichkeiten nach § 7b kolle an den Schriftsteller Hans jedoch nicht für diesen Preis. Habe ist von A bis Z erlogen.- EStG, des 624-DM-Gesetzes und Nach dem „Modell Lauritzen" der Arbeitnehmersparzulagen zu- Der verantwortliche Herausgeber muß der Mieter als Kommandi- sätzlich zu berücksichtigen sind. der Illustrierten „Stern" mag tist an einem geschlossenen Im- Die Mittel für die Eigenkapital- zwar das besondere Vertrauen mobilienfonds neben seiner nicht hilfe und die Wohnungsbauprä- des Bundeskanzlers genießen, geringen Kostenmiete Ratenzah- mien können insbesondere aus aber mit Lügen verdient er nicht lungen zum Nachsparen des den Haushaltsmitteln des Bun- nur kein Vertrauen, sondern den Eigenkapitals leisten, ohne da- desministers für Städtebau und Abscheu eines jeden wahrheits- durch mehr als „Quasi-Eigen- Wohnungswesen gedeckt wer- bewußten Mitbürgers. Ich be- tümer" zu werden. Für diese er- den, die für das Regionalpro- zeichne das Verhalten der Illu- höhten Leistungen erhält er ne- gramm im Rahmen der mittel- strierten „Stern" als gemeine ben dem Dauermietrecht nur fristigen Finanzplanung vorge- Hetze und die Verbreitung der noch das Recht, daß ihm bei sehen sind. Falschmeldung als unvereinbar einem späteren Auszug die Kom- mit verantwortungsvollem Jour- manditbeteiligung zurückgezahlt nalismus. Es gehört offenbar SPD-.. Mietkaufpläne" wird, wobei jedoch der gestie- zum Stil der Illustrierten, mit schaffen kein echtes Eigentum gene Wert der Wohnung für ihn Verleumdung und Rufmord in die unberücksichtigt bleibt. Politik eingreifen zu wollen. Von den mehrfach angekündig- ten, aber bis heute nicht vorge- In dem Entwurf der CDU/CSU- Ich werde noch heute rechtliche legten „Mietkaufplänen" des Fraktion wird dem Eigentum an Schritte gegen den „Stern" ein- Bundesministers für Städtebau der eigengenutzten Wohnung leiten. und Wohnungswesen unterschei- Vorrang vor der Förderung von * det sich der Entwurf der CDU/ kollektivem Wohnungseigentum CSU-Fraktion entscheidend da- gegeben und zugleich die bis- Inzwischen hat der Abgeord- durch, daß mit ihm persönliches, herige Objektförderung durch nete Hupka eine einstweilige grundbuchlich gesichertes Eigen- eine stärker personenbezogene Verfügung gegen den „Stern" er- tum vor allem für einkommens- Förderung ersetzt. Damit würde wirkt, nachdem auch Hans Habe schwache, kinderreiche und jun- zumindest für die Zukunft die die Darstellung des „Stern" zu- ge Familien geschaffen wird, die vielfach zum Ärgernis gewordene rückgewiesen hat.

6 Themen der Woche

fensichtlich nur zu recht. Gibt Kraske: Erste SPD-Regierung sie ihnen doch die Möglichkeit, brachte der Bundesrepublik ihre klassenkämpferischen Paro- len gegen die Soziale Marktwirt- tiefgreifende Stabilitätskrise schaft zu verbreiten und ihrer alten Forderung Nachdruck zu Die erste sozialdemokratische Regierung in der Bun- verleihen, daß der Staat noch desrepublik Deutschland ist gescheitert und wird wohl mehr Einfluß auf den einzelnen ausüben müsse. nicht einmal über die gesamte Zeit der Legislaturperiode kommen. CDU Generalsekretär Dr. Konrad Kraske wirft Das kürzlich veröffentlichte der Bundesregierung vor, mit ihrer Politik eine tiefgrei- „Langzeitprogramm" der SPD fende Stabilitätskrise heraufbeschworen zu haben und macht deutlich, daß die Sozial- stellt Versprechen und Versagen der Regierung gegen- demokraten, wenn sie in der Re- über. Einige Gruppen in der SPD versuchen sogar, aus gierungsverantwortung bleiben, dem selbstverschuldeten Scheitern der Regierung Kapital noch über die Vorschläge ihres für klassenkämpferische Parolen gegen die soziale letzten Steuerparteitages hinaus Marktwirtschaft zu schlagen. fast die Hälfte des Bruttosozial- produktes der privaten Verfü- gungsgewalt entziehen wollen. Der Deutsche Bundestag geht Statt der versprochenen Steu- in die Sommerferien. Wenn der ersenkungen werden Steuerer- Die CDU wird einer solchen Bundeskanzler diese „Denkpau- höhungen „in Aussicht" gestellt. Entwicklung nicht tatenlos zuse- se" konstruktiv nutzt und im Und diese Mehreinnahmen wer- hen. Sie hat 1969, beim Regie- Herbst die Konsequenzen aus den nicht etwa für die großarti- rungswechsel, der Koalitionsre- der durch seine Politik entstan- gen Reformen benötigt, sondern gierung einen Staat übergeben, denen Situation zieht, werden um notdürftig die Inflationslöcher über den damals eine alles an- wir noch vor Ende dieses Jahres zu stopfen, die durch die Politik dere als CDU-freundliche Wo- Neuwahlen haben. Das heißt, dieser Regierung entstanden chenzeitung schrieb: „Die neue daß nach dem Ende der Olym- sind; denn infolge der Geldent- Koalition wird ein Erbe überneh- pischen Spiele der Wahlkampf wertung werden ja mit mehr men, um das sie viele Regierun- beginnen wird. Geld dennoch weniger öffentliche gen in der Welt beneiden wer- Investitionen und Leistungen für den. In Wahrheit muß unsere Die erste sozialdemokratische Regierung hat es also nicht ge- den Bürger erreicht; für einen wirtschaftliche Lage durch eine Aneinanderreihung von Superla- schafft, auch nur über eine Legis- Betrag, mit dem man vor weni- laturperiode zu kommen. Da gen Jahren noch einen Kilometer tiven gekennzeichnet werden: helfen keine beschönigenden Autobahn bauen konnte, erhält Rekordproduktion, Rekordauf- Worte zum Fenster hinaus - der man heute nur noch einige hun- träge, Rekordgewinne und - dies Verlust der Mehrheit im Parla- dert Meter. nicht zuletzt - Rekordlöhne." Dem ist nichts hinzuzufügen. ment macht ihr Scheitern deut- Einigen SPD-Gruppen paßt lich. Der Bundeskanzler kann die Finanzmisere ins Konzept Rainer Barzel stellte kürzlich nicht unbefristet ohne Haushalt in einem Vortrag fest: „Soziale weiterregieren, so als sei seine Während die Rentner mit dem Marktwirtschaft - das ist zuerst gegenwärtige Lage lediglich ein niedrigsten Rentenniveau seit eine vom freiheitlichen und so- „Betriebsunfall". der Rentenreform auskommen zialen Menschenbild ausgehende In Wirklichkeit hat die Koalition müssen, wird Sparen und Bau- Vorstellung der Gesellschafts- mit ihrer Politik in unserem Lan- sparen mit Substanzverlust be- ordnung, ist zunächst Ausdruck de eine tiefgreifende Stabilitäts- straft. Die finanziellen Verluste, einer Wertvorstellung und erst krise heraufbeschworen: Nicht die durch den Kaufkraftschwund dann - durch Wettbewerb - Ziel- nur im Bundeshaushalt, auch bei der Mark entstanden sind, gehen setzung der Politik. Und nur wer den Länder- und Gemeindeetats in die Milliarden. Immer größere diese Ordnung mit diesem Inhalt zeichnen sich auf Jahre hinaus Teile der arbeitenden Bevölke- bejaht, wird die daraus folgende ständig wachsende Defizite ab. rung geraten in die Verlustzone Politik erfolgreich handhaben Die finanziellen Schwierigkeiten einer von der Inflation genährten können." wirtschaftlichen Scheinblüte. bei Bahn, Post und im Kohle- Die Unionsparteien sind in die- bergbau werden von Monat zu Einigen Gruppen in der SPD sem Sinn zu neuem Handeln be- Monat größer. ist eine solche Entwicklung of- reit. Themen der Woche

Investivlohngesetz im Bundestag Narjes: Reformen setzen eingebracht hat, und daß dieses Investivlohngesetz bis heute im Stabilität voraus Bundestag nicht behandelt wor- Dr. Karl-Heinz Narjes, Landesminister für Wirtschaft den ist. Wir stehen nach wie vor und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, nahm im zu diesem Entwurf. Westdeutschen Rundfunk in der Sendung „Gewinn und Frage: Ist es für Sie auch ver- Verlust" zur wirtschaftspolitischen Konzeption der CDU einbar mit Ihrem Stabilitätsziel, in einem Wahlkampf Stellung. an der Steuerschraube zu dre- hen? Frage: Herr Minister Narjes, Frage: Sie bekennen sich zur Narjes: Von der Steuerschrau- Neuwahlen für den Deutschen Sozialen Marktwirtschaft, die be wird mir zu leicht geredet. Bundestag werden zur Stunde SPD tut das auch. Wo liegen die Die letzten Steuererhöhungen nicht mehr völlig ausgeschlossen. Unterschiede zwischen SPD und zum Jahresbeginn zeigen, wie Wie sieht die wirtschaftspoliti- CDU? sche Konzeption der CDU in man Steuern mit verfehlter Ziel- Narjes: In der unterschied- setzung erhöhen kann, damit einem Wahl kämpf aus? lichen Glaubwürdigkeit, denn sind nur inflationsbedingte Lö- Narjes: Die Konzeption in ei- das SPD-Bekenntnis zur Sozialen cher gestopft worden. Wenn nem Wahlkampf wird fixiert sein, Marktwirtschaft kommt aus einer überhaupt Steuererhöhungen in wenn der Wahlkampf beginnt, Partei, in der vielleicht ein Drittel Betracht kommen, dann etwa un- weil gerade die Bereiche der oder noch mehr Stimmen dieses ter den Kautelen unseres Berli- Konjunkturpolitik ja nur so ent- Bekenntnis nicht mehr tragen. ner Programms: sozialpolitisch verantwortbar, gesamtwirtschafts- schieden werden können, wie sie Frage: Die Vermögensbildung politisch vertretbar, d. h. Steuer- sich etwa am Wahltag präsentie- ist ganz sicher ein Thema, das erhöhungen nur dann und in be- ren. Und den Wahltag kennen im Wahlkampf auf die Tagesord- grenztem Umfang, wenn damit wir heute nicht. Aber in den nung kommen wird. Wie stehen ein wirklicher Effekt erzielt wer- Grundsätzen ist wohl seit länge- Sie dazu? rer Zeit eindeutig bekannt, daß den kann, der dem Bürger, der wir unter den gegebenen Be- Narjes: Sie wissen, daß die mehr belastet wird, auch ein- dingungen dem Stabilitätsziel in CDU/CSU-Fraktion seit 1970 ihr leuchtet. der Konjunkturpolitik absoluten Vorrang geben, daß wir entgegen allen Angriffen ein qualitätsbe- wußtes Wachstum anstreben, daß Ein Schritt zu größerer für uns die Vollbeschäftigung kein Diskussionsthema ist, daß Wehrgerechtigkeit wir uns in den langfristigen Aus- richtungen etwa des Wettbe- Die CDU/CSU hat im Verteidi- die Erhaltung der uneinge- werbsrechts, der europäischen gungsausschuß dem Gesetz zur schränkten Kampfkraft und Prä- Integration, der Strukturpolitik Änderung wehrrechtlicher, er- senz der Bundeswehr und die jeweils mit ganzer Kraft widmen satzdienstrechtlicher und anderer Sicherstellung einer ausreichen- werden. Vorschriften, dem sogenannten den Zahl längerdienender Solda- „Artikelgesetz", das als Kern die ten ermöglichen. Eine weitere Frage: Auch die CDU leugnet Herabsetzung der Wehrdienst- Voraussetzung war die uneinge- die Reformbedürftigkeit in vielen zeit von 18 auf 15 Monate ent- schränkte Zustimmung der Ver- Bereichen nicht. Kommt die Sta- hält, zugestimmt. Die Gründe, bündeten. Im Rahmen der Bera- bilität für Sie vor den Reformen? die für diese Entscheidung maß- tungen des Ausschusses, u. a. in geblich waren, legt im folgenden Narjes: Die Reformbedürftig- einem eintägigen Hearing, haben Beitrag Dr. Egon A. Klepsch, keit und Stabilität sind keine alle gehörten Fachleute und die Gegensätze. Stabilität ist die MdB, Vorsitzender der Arbeits- gesamte militärische Führung der gruppe Verteidigung der CDU/ Voraussetzung für erfolgreiche Bundeswehr, an der Spitze der Reformen, das gerade haben die CSU-Bundestagsfraktion dar. Generalinspekteur, dargelegt, letzten 30 Monate bewiesen, wo Dieser Entscheidung voraus daß durch das neue Ausbildungs- infolge von Instabilität die sozial- ging eine sorgfältige Prüfung, ob und Einordnungssystem für die liberale Koalition ihre Reform- die Maßnahmen, die mit dieser Wehrpflichtigen in der Bundes- ziele nicht erreichen konnte. Entscheidung verbunden sind, wehr diese Bedenken ausge-

8 Themen der Woche

räumt sind. Durch die Art der ren Überlegungen prüfen und be- und der Zurückstellung vom Verwendung, die Konzentration rücksichtigen muß, heißt es u.a.: Dienst, die Unabkömmlichkeits- des Ausbildungsstoffs auf dieje- Das „Gesetz zur Änderung wehr- stellung sowie die Dienstpflicht- nigen Ausbildungsgebiete, die rechtlicher, ersatzdienstrechtli- überwachung zu übernehmen. der Soldat speziell in seiner cher und anderer Vorschriften" Funktion für die 12 Monate (Artikelgesetz) ist ein erster Bahn und Post sind nicht für den Einsatz von Ersatzdienst- Dienstzeit beherrschen muß, und Schritt zur Herstellung größerer pflichtigen geeignet. Vielmehr das verfeinerte Einberufungsver- Wehrgerechtigkeit. Weitere kommen dafür folgende Bereiche fahren, daß die zuvor erworbe- Schritte, vor allem die als Kriegs- in Frage: Krankenhäuser, Unfall- nen Fähigkeiten dem militäri- dienstverweigerer anerkannten rettungsdienst, Krankentransport, schen Dienst nutzbar macht, Wehrpflichtigen auch tatsächlich wird sogar in einem gewissen zu einem Ersatzdienst heranzu- Pflegeheime und Pflegedienste, Umfang eine Verbesserung der ziehen, sind nötig, um Wehr- Altenheime, Altenstätten, Alten- betreuung, Maßnahmen des Um- Kampfkraft und Präsenz beim bzw. Dienstgerechtigkeit in dem Heer bewirkt. Auch die durchge- Umfang herzustellen, wie das weltschutzes, öffentliche Ein- richtungen im Rahmen des Kata- führten Modellversuche der Bun- möglich und notwendig ist. deswehr, die der Ausschuß kri- strophenschutzes und Umwelt- tisch prüfte, haben das ergeben. Die herkömmlichen, allgemei- schutzes, Pflege und Unterhal- Die CDU/CSU legt Wert auf die nen öffentlichen Dienstleistungs- tung von Sportstätten, Erholungs- Feststellung, daß die gehörten pflichten (Art. 12 a GG) wie und Naturschutzgebieten, Unter- Experten völlig frei, ohne an Wei- Wehrdienst, Dienst im Bundes- stützung bei der Anlage und Un- sungen gebunden zu sein, im grenzschutz, Dienst zu Einheiten terhaltung von Sportstätten, Wan- Ausschuß ihre Erfahrungen be- und Einrichtungen des Zivilschut- derwegen, Wanderlehrpfaden, richten konnten. zes und im Ersatzdienst sind auf Einzelbetreuung Behinderter (Er- der Grundlage des geltenden wachsene), Gruppenbetreuung Die Bundesregierung ist auf- Verfassungsrechts neu zu ord- körperlich und geistig behinder- gefordert, innerhalb eines Jah- nen. ter Kinder. res über die mit dem neuen Sy- Der Zivil- und Katastrophen- stem in den Streitkräften ge- Die Dienstpflicht ist für alle schutz ist im Sinne des bisheri- machten Erfahrungen zu berich- Dienste, einschl. der Übungen, einheitlich auf eine bestimmte gen Zivilschutzkorps unter Bun- ten, insbesondere über die Ver- deszuständigkeit so auszubauen, kürzung der Ausbildungszeit für Zeit zu begrenzen. daß auch in diesem Dienstbe- Unteroffiziere und Offiziere und Die Einberufung für alle Dien- reich Dienstpflichtige ausgebildet die Beseitigung der durch die ste ist für den zuständigen Orts- und eingesetzt werden können. Einberufung von mehr Wehr- bereich von einem für alle Dien- Dabei soll vorgesehen werden, pflichtigen entstandenen Unter- ste zuständigen Heranziehungs- daß im Katastrophenschutz auch bringungsschwierigkeiten. amt vorzunehmen. Dieses hat Maßnahmen des Umweltschutzes Die CDU/CSU war bemüht, im auch die Frage der Befreiung durchgeführt werden können. Gesetzentwurf dafür Sorge zu tragen, daß den Ersatzdienstlei- stenden gegenüber den Wehr- pflichtigen keine Vorteile einge- räumt werden. Zu diesem Zweck Bundespartei hat sie in harter Diskussion einen entsprechenden Antrag im Aus- schuß durchgesetzt. Der Bundeskanzler hat in sei- Die Regierung scheut nen letzten Rundfunk- und Fern- Die Bundesregierung und der seherklärungen deutlich gemacht, gesamte Ausschuß anerkannten Neuwahlen daß er Neuwahlen scheut. Er ver- ferner, daß mit diesem Gesetz- sucht, die hoffnungslose Lage, in entwurf zunächst nur ein erster Das Präsidium der CDU hat die seine Regierung und die großer Schritt zu mehr Wehrge- unter der Leitung des Parteivor- Koalition durch ihre verfehlte Po- rechtigkeit getan wurde, dem sitzenden Dr. Rainer Barzel am litik geraten sind, zu beschöni- weitere folgen müssen. 19. Juni in Bonn die politische Lage erörtert. Zu der in der Öf- gen. Ganz offensichtlich fürchten In dem von der CDU/CSU als fentlichkeit diskutierten Frage der SPD-Vorsitzende und seine Lösungsvorschlag eingebrachten von Bundestagsneuwahlen gab Partei Neuwahlen, weil die Wäh- Entschließungsantrag, den die das Präsidium folgende Erklä- ler das Scheitern der Regie- Bundesregierung bei ihren weite- rung ab: rungspolitik der SPD-FDP-Koali-

9 Bundespartei tion mit einer klaren Entschei- hörenden Landesjustizminister dung für die Unionsparteien be- umfassen und vom Bayerischen Prof. Schäfer antworten würden. Staatsminister der Justiz, Dr. zum Vorsitzenden Das Verhalten des Bundes- Philipp Held MdL, geleitet wer- wiedergewählt kanzlers bietet keinen Ausweg den. aus der von ihm verschuldeten Aufgabe der Arbeitsgruppe Am 19. Juni trat in Bonn der Krise. Die CDU ist zu Neuwahlen wird es sein, in enger Zusam- Bundesausschuß für Wirtschafts- bereit, weil sie darin den besten menarbeit mit den zuständigen politik der CDU unter Vorsitz Weg zur Schaffung stabiler Ver- Gremien von CDU und CSU die von Generalsekretär Dr. Konrad hältnisse in der Bundesrepublik notwendigen und realisierbaren Kraske/MdB zu seiner konstitu- sieht. Vorschläge für einen erheblich ierenden Sitzung zusammen. Dr. verbesserten Verbraucherschutz Kraske dankte dem Vorsitzenden auf dem Gebiet der Allgemeinen und den bisherigen Mitgliedern Bundesarbeitskreis Geschäftsbedingungen zu ent- des Bundesausschusses für die Polizei der CDU wickeln. geleistete Arbeit. Zum Vorsitzenden wurde Unter Vorsitz des General- Staatsminister Dr. Manfred Schä- sekretärs der CDU, Dr. Konrad Bundesausschüsse fer wiedergewählt. Stellvertreten- Kraske, konstituierte sich am für Gesundheits- de Vorsitzende wurden Dr. Man- 13. 6. 1972 in Bonn der Bundes- und Agrarpolitik fred Luda/MdB und Hermann Jo- arbeitskreis Polizei der CDU. sef Russe/MdB. Zum Vorsitzenden wurde Rechts- anwalt Karl-Heinz Schmitz, Mit- Am 13. 6. fand in Bonn die glied des Berliner Abgeordneten- konstituierende Sitzung des Bun- hauses, gewählt. desausschusses für Gesundheits- M Vereinigungen Dem Vorstand gehören außer- politik der CDU statt. Im Verlauf dem an: Kriminalhauptkommissar der Sitzung dankte Generalse- Friedrich Kix, Gerd Körte, Hein- kretär Dr. Konrad Kraske dem rich Meyer, Polizeidirektor Johan- bisherigen Vorsitzenden Dr. Geldwert und nes Richter, Volker Starke MdBü Bourmer und den alten Mitglie- Preissteigerungen und Günter Volmer MdB. dern für die geleistete Arbeit. Vorrangige Aufgaben für die Zu- Der Arbeitskreis setzt sich aus kunft sind die Vorbereitung eines Zu Fragen der Preisstabilität den Vorsitzenden der Landespo- gesundheitspolitischen Pro- nahm am Wochenende die Vor- lizeiarbeitskreise und Polizei- gramms sowie eines gesund- sitzende des Verbraucheraus- sprechern der Länder zusammen. heitspolitischen Kongresses. Der schusses der CDU-Frauenvereini- Die Gründung des Arbeitskrei- Generalsekretär ernannte auf gung, Irma Blohm/MdB, Stellung. ses Polizei geht zurück auf An- Vorschlag des Ausschusses Dr. Je geringer die Geldwertstabili- regungen von Polizeivertretern Fritz Beske, Staatssekretär im tät sei, desto weniger könne die aus den Landesverbänden und schleswig-holsteinischen Sozial- Hausfrau Einfluß nehmen auf einem entsprechenden Beschluß ministerium, zum neuen Vorsit- Warenangebot und Preisgestal- des Bundesparteitages in Saar- zenden. Als Stellvertreter wur- tung, betonte Frau Blohm und appellierte an die Hausfrauen, brücken 1971. den gewählt Dr. Bourmer (1. stellv. Vorsitzender) sowie Frau sich nicht von der Werbung ver- Blohm, Dr. Jungmann und Dr. führen zu lassen, sondern durch Stoll. rationelles Kaufverhalten und Arbeitsgruppe Preisvergleiche auf die Preise Verbraucherschutz Unter Vorsitz des Generalse- einzuwirken. kretärs der CDU Dr. Konrad Unter Vorsitz von Friedrich Vo- Kraske wurde am 14. Juni in gel MdB hat der Vorstand des Bonn der Bundesausschuß für Bundesarbeitskreises Christlich- Agrarpolitik der CDU neu kon- Studienbesuch Demokratischer Juristen (BACDJ) stituiert. Zum Vorsitzenden wur- aus Lateinamerika in Bonn eine Arbeitsgruppe „Ver- de Staatsminister a. D. Gustav braucherschutz und Allgemeine Niermann wiedergewählt. Stell- Die Generalsekretärin der Geschäftsbedingungen" einge- vertretende Vorsitzende wurden christlich-demokratischen Frau- setzt. Diese Arbeitsgruppe soll Karl Bewerunge/MdB und Dr. enbewegung Venezuelas und La- die der CDU und der CSU ange- Burkhard Ritz/MdB. teinamerikas, Frau Maria de Guz-

10 Bundespartei

aus resultierenden Möglichkeiten, man, Gast des Instituts für Inter- Streitkräfte ernsthaft beeinträch- wie sie General a. D. Heinz Trett- nationale Solidarität der Konrad- tigt werden kann; die nach wie Adenauer-Stiftung, wurde anläß- vor vorhandene, durch verkürzte ner auf der Tagung schilderte und die sich mit Aussagen und lich einer Informationsreise durch Beförderungszeiten zum Unter- Ansichten hoher NATO-Offiziere die Bundesrepublik von Vertre- offizier und Leutnant nur stati- deckten, sollten Anlaß genug terinnen der Frauenvereinigung stisch verbesserte Personalmise- sein, um zu einer realistischeen der CDU empfangen. Ihr Inter- re sowie die ausgebliebenen, Betrachtungsweise der euro- esse galt vor allem Fragen der dringend notwendigen Struktur- päisch militärisch-politischen politischen Frauenarbeit sowie veränderungen. Szenerie zurückzukehren. Jugend- und Familienproblemen. Referenten und Konferenzteil- Auf dem Programm der Reise nehmer äußerten übereinstim- Gedanken, wie sie der SPD- Bundestagsabgeordnete Karl standen ferner Gespräche mit mend die Auffassung, daß die Frau Minister Griesinger, Mit- Behauptung des Bundeskanzlers, Wienand auf der Anfang Februar 1972 auf einer Wehrkundetagung gliedern des Bundestages und seine Außen- und insbesondere in München in seinem Referat ein Besuch bei einer Internatio- Ostpolitik habe den „Frieden „Alternativen zur Abschreckungs- nalen Tagung der CSU-Frauen- sicherer gemacht", weder den strategie?" zum Ausdruck brach- union in München. tatsächlichen Gegebenheiten ent- te, muteten jedoch gemessen an spräche noch dazu beigetragen der derzeitigen und sich in Zu- habe, bei der Jugend die Ein- kunft wohl kaum veränderden Fachkonferenz sicht in die Notwendigkeit des Situation zumindest äußerst Wehrdienstes wieder zu stärken. Verteidigung weltfremd und die Sicherheit in Eichholz Die Zahl derjenigen Wehr- Europas leichtfertig aufs Spiel pflichtigen, die nicht einsehen, setzend an. Nicht Bundeswehr Auf einer Fachkonferenz zu warum sie überhaupt noch einen und NATO sind Ursachen der aktuellen Fragen der Verteidi- Wehrdienst ableisten sollen, Spannung in Europa, sondern gungspolitik in der Politischen habe durch diese Behauptung die sowjetische Nachkriegspoli- Akademie Eichholz wurden die nur noch ein zusätzliches Argu- tik. Niemand in Westeuropa, so folgenden Schwerpunkte disku- ment erhalten, um sich dem betonte Dr. Werner Marx, MdB, tiert: der durch die Ostpolitik Wehrdienst zu entziehen. sei gegen Entspannung und der derzeitigen Bundesregierung Frieden. Wer jedoch glaube, die- angeblich „sicherer" gewordene Hinzu komme, daß der Wehr- se durch einseitige Abrüstung Frieden in Europa; die mit dem dienst von vielen organisierten auf westlicher Seite erreichen zu von Präsident Nixon und dem Jugendlichen und Mitgliedern können, sei entweder ein maß- Generalsekretär der KPdSU, der SPD - wie etwa im Bezirk loser Optimist ohne politischen Breshnew, unterzeichneten SALT- Hessen-Süd - als Kriegsdienst Realitätsbezug oder aber sein Vertragswerk verknüpften Hoff- und damit die Entspannungspoli- Wunschdenken als gegebene nungen mancher Bevölkerungs- tik störend verunglimpft werde Tatsache ausweisender Phantast. kreise auf eine jetzt beginnende (vgl. UiD Nr. 19 Seite 9 und UiD Trotz des SALT-Vertragswer- Abrüstung oder doch zumindest Nr. 20 Seite 9). kes und der bevorstehenden erfolgte Rüstungsbegrenzung der KSZE sei es notwendig, führte beiden Supermächte; die Proble- Während diese Gruppierungen ihre Anti-Bundeswehrkampagnen Dr. Manfred Wörner, MdB, aus, matik einer bevorstehenden Kon- klar festzuhalten, das SALT nur ferenz für Sicherheit und Zusam- als Friedensdienst bezeichneten und daher ungehindert die Ab- möglich war, weil beide Seiten menarbeit in Europa (KSZE) und sich des nuklearen Kräftegleich- die vom Westen gewünschte schaffung ' der Wehrpflicht und der Bundeswehr forderten, habe gewichts bewußt seien, weil jede Aushandlung einer beiderseiti- Seite wisse, daß ein Weiterrüsten gen und ausgewogenen Trup- es die Bundesregierung ver- säumt, eindeutig klarzustellen, auf diesem Sektor - außer enor- penreduzierung (MBFR); der men finanziellen Aufwendun- durch unkoordinierte und nicht daß der Wehrdienst und die Streitkräfte insgesamt der Siche- gen - keine größere Sicherheit durchkalkulierte „Reformmaß- erbringe und jede Seite über nahmen" des Verteidigungsmini- rung des Friedens dienten und nur aufgrund der Existenz der eine „overkill capacity" verfüge. sters in Unordnung geratene Dadurch sei jede der beiden Verteidigungshaushalt, der zur NATO und der Bundeswehr Frie- den und Freiheit Westeuropas Mächte imstande, einen ersten Streckung oder gar Streichung nuklearen Schlag durch die vor- wichtiger Beschaffungs- und For- gerecht werden konnten. Allein die Darstellung des militärischen handene „second stride capa- schungsprogramme führte, wo- bility" zu erwidern, der aus- durch die Funktionsfähigkeit der Kräfteverhältnisses und der dar-

11 reiche, um den Angreifer eben- falls zu vernichten. Personalien Daraus resultiere für die Euro- päer die Erkenntnis, daß mit oder ohne weiterführende SALT- Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg ist mit dem großen Ver- Abkommen beide Seiten bestrebt dienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik sein müßten, in einem möglichen Deutschland ausgezeichnet worden. Bundestagspräsident von Hassel militärischen Konflikt den Einsatz überreichte Guttenberg, der am 6. Juni aus gesundheitlichen Grün- strategischer Nuklearwaffen zu den sein Bundestagsmandat niedergelegt hatte, in dessen Bonner verhindern und möglichst auch Wohnung die Auszeichnung. Anwesend waren die Vorsitzenden von die EskalationsmöglichkeJt zu CDU und CSU, Rainer Barzel und Franz Josef Strauß, der Vor- einer nuklearen Auseinanderset- sitzende der CSU-Landesgruppe Richard Stücklen, und der frühere zung zu vermeiden. Dies wieder- Bundeskanzler , dessen parlamentarischer um habe zur Folge, daß die kon- Staatssekretär Guttenberg während der Zeit der Großen Koalition ventionellen Streitkräfte in Eu- war. ropa an Gewicht gewönnen und daher das MBFR-Problem mit Heinrich Gewandt, Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneter und dem Ziel der Beseitigung bzw. Vorsitzender des Diskussionskreises Mittelstand der CDU/CSU-Bun- des Ausgleichs vorhandener destagsfraktion, hielt sich vom 10. bis 16. Juni in Polen auf, um auf Asymmetrien während einer Einladung der polnischen Außenhandelskammer in Warschau und KSZE erhöhte Bedeutung ge- Posen Gespräche über Fragen der Normalisierung der deutsch-pol- winne. Eine Konsequenz der er- nischen Beziehungen sowie der Entwicklung des deutsch-polnischen höhten Bedeutung der konven- Außenhandels und der Intensivierung der deutsch-polnischen Koope- tionellen Streitkräfte sei aber ration im wirtschaftlichen Bereich zu führen. Heinrich Gewandt war auch die Notwendigkeit zu Struk- der erste Bundestagsabgeordnete, der nach Austausch der Ratifizie- turveränderungen in der NATO rungsurkunden die Volksrepublik Polen besucht hat. und in der Bundeswehr. Auf notwendige Strukturverän- derungen ging Dr. Egon-A. Klesch, MdB, auch unter reinen Haushaltsaspekten ein, die hin- • Termine sichtlich des personellen Sektors durch Hermann Stahlberg, MdB, sowie des Bildungs- und Ausbil- 26. 6. LV Rheinland-Pfalz Landesparteiausschuß Mainz dungssektors durch Josef Rom- 26. 6. CDU Bund ad-hoc Kommission Bonn Mittelstandsvereinigung „Mitbestimmung" merskirchen, MdB, ergänzt wur- ad-hoc Kommission den. Aus diesen Beiträgen ging „Steuern und Finanzen" eindeutig hervor, daß die Bun- 27. 6. LV Hessen Landespräsidium Wiesbaden 28. 6. KPV - Bund Ausschuß für Raum- Bonn deswehr einer umfassenden, ordnung, Gebiets- und langfristig angelegten, wohl Verwaltungsreform durchdachten und finanziell 28. 6. LV Schleswig-Holstein Landesvorstandssitzung Burg auf KPV Fehmarn durchkalkulierten Reform bedarf, 29. 672. 7. LV Schleswig-Holstein Landesvorstand Saar- ohne sie in erneute Schwierig- Sozialausschüsse brücken keiten zu bringen. 30. 6. LV Berlin Landesvorstand Berlin 30. 6. LV Berlin Landesausschuß Berlin Die Vorstellungen aus dem Ge- 30. 6./1.7. CDU - Bund Fachkommission Bonn samtkonzept der Opposition fan- Justizpolitik d. BACDJ den bei den Konferenzteilneh- 30. 6. LV Schleswig-Holstein Landesfrauenvorstand Bliesdorf Frauenvereinigung und Kreisvorsitzende der mern ungeteilte Zustimmung. Frauenvereinigung Diese Feststellung gilt auch für 1./2. 7. Sozialausschüsse - Bund Vertrauensleutekörper Königs- die Veranschaulichung, daß eine Betriebsgruppen winter sinnvolle Verteidigung nur unter 1./3. 7. Exil-CDU Exil-Parteitag Lübeck 3.7. LV Rheinland-Pfalz Landesvorstand Mainz stärkerer Berücksichtigung der Mittelstandsvereinigung Zivilverteidigung möglich ist. 9./11. 10. CDU - Bund Bundesparteitag Wiesbaden

Verlag: Union Betriebs GmbH., 53 Bonn, Argelanderstraße 173, Telefon 22 00 40. Verlagsleitung: Peter Müllenbach, Gerhard Braun, Bankverbindung: Commerz- bank Bonn, Nr. 1124 932, Postscheckkonto Köln 1937 95. Abonnementspreis vierteljährlich DM 6,-, Einzelpreis DM 0,50. Druck: Bonner Universitäts-Buch- UiD druckerei, Bonn